"Kahlschlag" und Neubeginn Inventur aus der Gedichtesammlung

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"Kahlschlag" und Neubeginn Inventur aus der Gedichtesammlung
Lyrik
"Kahlschlag" und Neubeginn
Inventur aus der Gedichtesammlung "Abgelegene Gehöfte von Günther Eich bezeichnete der
Schriftsteller Wolfgang Weyrauch als den von ihm gefordetrten Kahlschlag in der deutschen Literatur. Es
wurde somit ein Werk geschaffen, die die Haltung der Autoren aufzeigte, mit der sie auf die eben erlebten
Ereignisse (Krieg, Hunger, Tod) reagierten. Wolfgang Borchert schuf mit ser Hauptfigur aus dem
Heimkehrerdrama, "Draußen vor der Tür" eine Identifikationsfigur für eine ganze Generation.
Das Werk Inventur enthält einen nüchteren, sachlichen Grundton, im Gegensatz zu der bis dorthin
vorherrschenden Lyrik, die meist als Stimmungs- und Gefühlsdichtung auftrat. Auch war die Lyrik durch
ihre Hauptmerkmal den Reim gekennzeichnet, der in Inventur fehlt.
Hermetische Lyrik
Vor allem im ersten Jahrzehnt nach 1945 bildete sich jedoch eine starke Tendenz zur Hermetik, zur
Schwerverständlichkeit der poetischen Äußerung. Die poetischen Bilder wurden zu scher deutbaren
literarischen Zeichen (Chiffren). Grund dafür waren das Gefühl der Verlorenheit und Ohnmacht und die
Skepsis bezüglich der Abbildbarkeit von Wirklichkeit durch Sprache. In dieser Zeit war Gottfried Benn
eine dominierende Persönlichkeit, mit seinem "absoluten Gedicht", das eine reine Wortschöpfung ist,
ohne Nebenabsichten. Auch Günther Eich gibt mit dem Gedicht "Tage mit Hähern" ein Beispiel für die
Schwiergkeit einer Kommunikation zwischen dem Menschen und der ihm umgebenden Welt.
Paul Celans (1920 im heutigen Ostrumänien geboren) Werk ist deutlich durch die Judenvernichtung
durch die Nazis geprägt. Es ist eine sich verweigernde Lyrik nahe am Verstummen, die sich jedoch
ausdrücklich auf eine andere Wirklichkeit zubewegen soll. Der Philosoph Theodor W. Adorno hat nach
dem Kreig behauptet, nach Ausschwitz sei keine ernsthafte Lyrik mehr möglich. Celan gelang es jeoch
mit seiner "Todesfuge" doe Leiden der Opfer in lyrischer Sprache wiederzugeben.
Die konkrete Poesie (Sprachexperimente in der Lyrik)
In Anlehnung an die bildende Kunst (Konstruktivismus) entstand der Begriff konkrete Poesie, in der mit
der experimentellen Verfremdung des sprachlichen Materials gearbeitet wurde. In der konkreten Poesie
dient Sprache nicht mehr der Beschreibung eines Sachverhaltes, eines Gedankens oder einer Stimmung,
sondern sie wird selbst zum Zweck des Gedichts. In der Dichtung wurde der Begriff erstmals von Eugen
Gomringer (geb.1925) verwendet (1953). Die Wörter sind für ihn nicht mehr Bedeutungsträger, sondern
sie werden als visuelle und phonetische Gestaltungselemente eingesetzt. Die entscheidende poetische
Tätigkeit ist dabei die Konstruktion, die neuartige Zusammensetzung der einzelnen Sprachelemente.
Gomringer nennt seine Gedichte "Konstellationen". Auch der österreichische Autor Ernst Jandl bediente
sich der konkreten Poesie, aber nicht nur dieser.
Neue lyrische Ausdrucksbereiche: Dialekt, Trivialstoff
H.C. Artmann (geb. 1921), österreichischer Lyriker und Erzähler, wurde zuerst als Dialektdichter abseits
vom üblichen Mundartdichter-Klischee bekannt. Seine Sammlung "Med ana schwoazzn Dintn" (1958) in
der Mundart seines Wiener Heimatbezirks enthält eine gelungene Synthese von schwarzem Humor und
Vorstadtmundart. Ironie ist aber auch die Grundhaltung seiner weiteren Gedichtesammlungenm die sich
spielerisch mit dem lyrischen Repertoire aller mäglichen Völker und Kulturen beschäftigenm aber auch
mit trivialen Stoffen aus der phantastischen Literatur oder den modernen Medien.
Die Politisierung der Lyrik
In den sechziger Jahren trat im Zusammenhang mit den sich ausweitenden Oppositionsbewegungen
gegen den Vietnam Krieg und die politische Lage in der ehem. BRD eine meist an die Tradition Brechts
anknüpfende Lyrik mit politischem Inhalt und gesellschaftsverändernder Wirkungsabsicht hervor.
Hauptvertreter waren der junge Hans Magnus Enzensberger (geb.1929) und der im Exil in London
lebende Österreicher Erich Fried (1921.-1988).
Gebrauchslyrik/ Gesungene Lyrik: Liedermacher
In Abhebung vom Schlager, der beliebtesten lyrischen Gebrauchsform, entwickelte sich seit dem Ende
der fünfziger Jahre eine Liedermacherszene, die kritische Texte mit den musikalischen Mitteln des Folkund Popsongs verarbeiten wollte. Vorbilder waren die satirischen und politischen Lieder Heinrich Heines,
Frank Wedekinds, Kurt Tucholskys und Berthold Brechts. Franz Josef Degenhardt, Dieter Süverkrüp,
Hans Dieter Hüsch und Dietrich Knitter traten vei Demos, politischen Versammlungen, internationalen
Songfestivals und in Betrieben auf, um ihren Wirkungskreis über das bürgerliche Publikum hinaus zu
erweitern. Zu den bekanntesten Liedermachern zählt Wolf Biermann (geb.1936), der in der DDR mit
Auftritts-, Veröffentlichungs- und Ausreiseverbot belegt war. Nach einer Konzertreise in die BRD durfte
er nicht mehr in die DDR zurück.
Lyrik als subjektive Alltagswahrnehmung
Nach einer Phase lyrischer Gestaltung vor allem politischer Themen entwickelte sich Mitte der Siebziger
eine Lyrik, die sich wiederum der Aufzeichnung individueller Wahrnehmungen verschrieb. Die Kritik
verwendete dafür das Schlagwort Neue Subjektivität.
Anders als etwa die subjektivistische Lyrik in den Fünfzigern befasste sie sich jedoch mit der
Alltagswirklichkeit. In betont einfacher Sprache wurden momentane Beobachtungen eines sensiblen
lyrischen Subjekts notiert, die häufig auf allgemeine gesellschaftliche Stimmungen verwiesen. Vertreter
war Rolf-Dieter Brinkmann