Autobiographischer Schülertext 2

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Autobiographischer Schülertext 2
THOMAS GREUEL
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METHODISCHE FUNDIERUNG
Autobiographischer Schülertext 2
(männlich, Sekundarstufe II, unkorrigiertes Original)
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Aus Erzählungen weiß ich, dass es zum abendlichen Ritual von meinem
vier Jahre älteren Bruder gehörte, mit meiner Mutter Kinderlieder zu
singen und ein Kindergebet zu sprechen. Am [Datum] erblickte auch ich
das Licht der Welt. Dieses Ritual wurde auch nach meiner Geburt
fortgesetzt. Da ich tagsüber eher ein sehr lebhaftes Kind war, empfand
ich dieses Ritual als sehr harmonisch und beruhigend. Sobald ich
konnte, sang ich die Kinderlieder lauthals mit und klatsche auch den
Takt dazu.
Aus Berichten meiner Mutter erfuhr ich, dass ich im Alter von ca. 2
Jahren eines Tages aus der Küche „verbannt" wurde, da ich meiner
Mutter tierisch auf die Nerven ging. Meine Mutter gab mir einen
Kochtopf mit Deckel und einen Holzlöffel mit der Bemerkung, ich solle
damit nun selbst kochen. Kurzer Hand funktionierte ich diese
Hilfsmittel in ein Musikinstrument um. Wochenlang benutzte ich den
Kochtopf mit dem Holzlöffel als Schlagzeug. Ich begleitete die
Kinderlieder auf der Kassette oder Schallplatten meines Bruders wie
z.B. Mike Krügers „Sie müssen nur den Nippel durch die Lasche
ziehen" und Vater Abraham und die Schlümpfe.
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Wenn mein Bruder neue Kinderlieder aus dem Kindergarten mitbrachte,
versuchte ich immer wieder diese Lieder mitzusingen. Sämtliche Texte
lernte ich verhältnismäßig schnell auswendig, auch wenn ich den Inhalt
der Texte nicht immer verstand. Daraus interpretiere ich heute, dass es
mir weniger um die Texte ging, als um den Rhythmus und die fröhlichen
Melodien.
In dieser Zeit nahm mein Vater den Gesang von meinem Bruder und
mir auch auf Kassette auf, die ich mir anschließend mit Begeisterung
anhörte.
Mit Beginn meiner eigenen Kindergartenzeit bekam ich einen
umfangreicheren Einblick in die „Kinderliederszene". Ich erkannte, dass
die Lieder gezielt eingesetzt wurden, um den Tagesablauf zu
bestimmen. z.B. wurde morgens ein „Begrüßungslied" gesungen,
mittags verabschiedeten wir uns mit dem Lied: „Alle Leut, alle Leut,
gehen jetzt nach Haus...". Abends sang ich mit meiner Mutter und
meinem Bruder ein Abendlied, wie z.B. „Der Mond ist aufgegangen".
In dieser Zeit begriff ich auch, dass man zu bestimmten Anlässen im
Jahr besondere Lieder singen konnte, wie z. B. zu St. Martin,
Weihnachten, Frühlingsanfang usw. Mir fiel auf, dass die Texte dieser
Lieder auch etwas zu sagen hatten. Ich empfand große Achtung vor dem
Sankt Martin, und auch die Besinnlichkeit der Weihnachtslieder.
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Als ich ca. 4 Jahre alt war, wurde im Kindergarten ein Musikprojekt
durchgeführt. Wir sollten alle ein Musikinstrument selber bauen und
damit Töne und Klänge erzeugen. Zuerst baute ich ein Percassionslnstrument aus zwei Buttermilchbechem und Erbsen. Dazu füllte ich die
Erbsen in einen Becher und klebte den einen Becher mit der Öffnung
des anderen Bechers zusammen.
Von diesem Musikprojekt inspiriert hatte ich zu Hause den Wunsch, mir
eine Gitarre zu basteln. Ich fand zwischen meinen Spielsachen einen
abgebrochenen Kinderbesenstiel und eine leere Keksdose. Weil ich aber
nun mit meinem Latein am Ende war, nervte ich nun meine Mutter, mir
daraus eine Gitarre zu bauen. Sie sollte mir an der Keksdose «Fäden an
machen". Endlich kam meiner Mutter die rettende Idee, sie nahm zwei
Einmachgummis und legte diese um die Dose. An die Ruckseite der
Dose befestigte sie dann das Griffbrett (Besenstiel) mit Klebeband. Am
Abend erklärte mir mein Vater, dass dies aber keine Gitarre wäre,
sondern eher ein Banjo. Daraufhin nervte ich mehrere Monate meine
Eltern mit meinen Soloauftritten mit Gesangs- und Tanzeinlagen im
Wohnzimmer mit meinem „Jambo". In der Folgezeit entwickelte ich
noch ein weiterentwickeltes Serienmodell dieser Baureihe.
Mit ca. 5 Jahren bekam ich von Verwandten aus der ehemaligen DDR
ein Kindermusikinstrument, dass sich Viola nannte. Es glich einer
Melodika. Allerdings war mein Instrument aus buntem Plastik mit
verschiedenfarbigen Tasten. Dazu gehörte ein Liederheft, in dem die
Noten ebenfalls farbig abgebildet waren. Schon nach kurzer Zeit
beherrschte ich diverse Kinder- und Volkslieder. Gerne präsentierte ich
meine Künste auf der Viola bei Familientreffen und diversen Feiern.
Zu dieser Zeit gehörte es zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, mit
meinem Bruder aus Legosteinen eine unseren Hobbykeller ausfüllende
Stadt mit Straßen zu bauen. Während dieser Bautätigkeit hörte mein
Bruder vorwiegend Musikkassetten von A-HA, Nena, Matthias Reim,
David Hasselhof, ABBA, Ronny's Pop Show, usw. So wurde ich von
den aktuellen Charts informiert.
Mit meinen Eltern schaute ich mir im Fernsehen auch diverse
Unterhaltungssendungen mit Musikeinlagen an (z.B. „Wetten dass.."), in
denen die Neuheiten vorgestellt wurden.
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Durch unseren wiederholt jährlichen Urlaub in Kärnten (Österreich)
kam ich auch mit der volkstümlichen Musik in Berührung, deren Takt
und Gleichmäßigkeit mich begeisterte. Ich habe mir erzählen fassen,
dass ich schon sehr früh beim Hören von Marschmusik mit dirigiert
habe.
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Man kann sagen, dass ich mich in dieser Zeit langsam vom Kinderlied
löste und mich in alle anderen Musikrichtungen öffnete. Ich hatte an
jeder Art von Musik Spaß, bei der der Rhythmus gut hörbar war und
natürlich fand ich die Musik, die mein großer Bruder hörte, am besten.
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Im ersten Schuljahr begann ich auch Blockflötenunterricht zu nehmen.
Bereits nach drei Monaten konnte ich zur Weihnachtszeit meine ersten
Werke vortragen.
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Nach Aussagen meiner Musiklehrerin hatte ich großes Talent und nach
ihrer Meinung sollte ich weiter gefördert werden.
Allerdings hatte meine Mutter große Kämpfe mit mir auszufechten,
wenn ich „üben" sollte. Mir war zu dieser Zeit das Toben draußen an der
frischen Luft viel wichtiger. Obwohl ich nur sehr geringe Zeit geübt
hatte, wurde ich von meiner Musiklehrerin, zum Erstaunen meiner
Mutter, immer wegen meiner Perfektion gelobt.
Ein Jahr später hatte ich beim Weihnachtsfest in meiner Klasse einen
erneuten Auftritt mit einem erweiterten Liederschatz und neuer
Blockflöte. In dieser Zeit spielte ich auch öfter mit meinem Bruder
zusammen Blockflöte.
Im dritten Schuljahr hatte ich den Wunsch, Keyboard zu spielen, weil
ich keine Lust mehr auf „Blockflöte" hatte, zum großen Bedauern
meiner Musiklehrerin.
Ich bekam auch Unterricht, der mir sehr viel Spaß machte. Ich
experimentierte sehr viel mit meinem Keyboard herum. Mir fiel es nicht
schwer, eigene Melodien zu erfinden und dazu die Baßbegleitungen der
verschiedenen Taktarten herauszufinden.
Aber die Sache mit dem „Üben" blieb. Ich begann meine Übungen mit
großem Theater 10 Minuten vor Abfahrt zum Unterricht
Eigentümlicherweise sagte der Lehrer immer, dass ich sehr gut geübt
hätte, und erstaunlicherweise machte ich sogar gute Fortschritte. Mein
Musiklehrer lobte mich, wie intensiv ich mich mit den einzelnen
Musikstücken beschäftigt hätte. Ich hoffte jedesmal, dass meine Mutter
ihm nicht erzählen würde, wie die Realität aussah.
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Als ich nach der vierten Grundschuiklasse in die Realschule eingeschult
wurde, hatte meine Mutter keine Lust mehr auf die ständige
Motivations- und Geduldsarbeit mit mir. Obwohl mein Musiklehrer mir
Einzelunterricht anbot und mich gerne weiter gefördert hätte, hörte ich
mit dem Unterricht auf. Nur noch gelegentlich spielte ich auf dem
Keyboard, bis ich es schließlich ganz aufgab.
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Jetzt folgten einige Jahre, in denen ich ausschließlich Musik hörte. Im
Radio hörte ich die aktuellen Charts. Kassetten wurden vom Radio
aufgenommen, oder ich überspielte mir die Kassetten von meinem
Bruder. Ich machte mir zu dieser Zeit keine Gedanken zu den einzelnen
Musikstilen, sondern ich hörte sie, weil ich sie „cool" fand und gerne
auf dem Walkman oder vor dem Zubettgehen beim Lesen im Radio
hörte.
Außerdem erfolgten in dieser Zeit auch gelegentlich Operettenbesuche
oder Musicalbesuche mit meiner Familie. Ich erinnere mich auch an
meinen ersten Ballettbesuch. Es war in der Vorweihnachtszeit, als wir
uns den „Nußknacker" ansahen. Darauf folgten die Operette „Der
Zigeunerbaron" und das Musical „Starlightexpress". Hierbei faszinierte
mich das Zusammenspiel von Musik, Tanz und Schauspiel. Auch die
Orchestermusik live in den großen Sälen beeindruckte mich stark.
Zu meiner Konfirmation bekam ich meine erste Stereoanlage mit CD
und auch ein Album von Mettallica. Obwohl ich zu dieser Zeit
überwiegend Techno und Trance hörte, fand ich die ruhigeren Lieder
von Mettallica sehr gut. Die leicht melancholischen Melodien und die
kraftvolle Stimme des Sängers fand ich faszinierend. Die aggressiveren
Lieder hörte ich, um meine eigenen Aggressionen abzubauen.
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Auch hörte ich Gruppen wie Greenday und Offspring, deren
ausdrucksstarken und „jugendlichen" Gesang mich interessierte.
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Ich kaufte mir auch das Album der Fugees „The Score" das eher zur Hip
Hop Szene gehört. Daran fand ich Gefallen, weil es coole Musik der
Farbigen war, die sich mit gesellschafts-kritischen Themen auseinander
setzten.
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Auch durch meinen Bruder kam ich auf die Musikgruppe Pur. An dieser
Gruppe reizte mich, dass die Texte ihrer ersten Lieder einen sehr tiefen
Sinn besaßen und im Gegensatz zu Westernhagen klar und deutlich
verständlich waren. Diese Musikgruppe führte mich stets durch gewisse
Liebes- und Gefühlsausbrüche in diversen Beziehungen durch mein
Liebesleben.
Trotzdem blieb ich die ganze Zeit der Trance- und Technoszene treu.
Techno gefiel mir allerdings nicht so gut wie Trance. An der
Trancemusik fand ich es Klasse, dass träumerische Melodien und alte
gecoverte Lieder mit langsam ansteigenden Beat? zu coolen Songs
kreiert wurden. Diese Musik hörte bzw. höre ich überwiegend beim
Autofahren in einer sich angemessenen Lautstärke, die mich gerade bei
höheren Geschwindigkeiten, z.B. auf der Autobahn, in eine Art
Rauschzustand befördert. (Wie wenn de fliegst) Ich kaufte mir CD-
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Alben wie z.B. Future Trance, Dreamdance, U96, „Das Boot" „heaven"
usw. Außerdem fand ich es am Besten, auf diese Art von Musik in
Discotheken „abzutanzen". Oft hörte ich diese Musik auch extrem laut
in meinem Auto auf dem Weg von meiner Firma nach Hause, um mich
vom manchmal sehr stressigen und nicht immer so leichten
Arbeitsalltag abzureagieren.
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Nebenbei legte ich mir auch diverse Alben zu von Bravo Hits, Just The
Best und Charts pur an denen ich mich immer an den aktuellen
Chartsstürmern orientieren konnte.
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In der neunten und zehnten Klasse nahm ich an der Laienspiel AG teil,
in der wir Stücke aus „The Horror Picture Show, Grease und Cats
playback aufführten. Dazu musste ich mich über mehrere Monate mit
den Musicals intensiv beschäftigen und die Texte auswendig lernen.
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Mit vierzehn startete ich meine Tanzkarriere die mich vom
Anfängerkurs über den Fortgeschrittenen Kurs weiter über den BronzeSilber- Gold- und schließlich zum Goldstarkurs führte. Zu diesen
Kursen hörten wir Musik aus den Charts sowie Evergreens. Lieder auf
die man Standart oder Lateinamerikanisch tanzen konnte. Ich lernte
zusätzlich zu meinen Freestile -Tänzen in der Disco nach verschiedenen
Variationen und unter der Berücksichtigung der korrekten Haltung mich
zur Musik zu bewegen. Anschließend tanzte ich dann in einer
Lateinformation in der wir auf einen Zusammenschnitt von mehreren
Liedern von Michael Jackson tanzten. Diese Tanzerfahrung brachte mir
Vorteile auf diversen Partys und Veranstaltungen meiner Jugend.
Zwischenzeitlich hörte ich auch Irische Volksmusik, hauptsächlich zur
Entspannung oder zum Einschlafen. Diese Musik fand ich mit ihren
Harfenklängen und dem tiefgehenden Klang des Dudelsacks sehr
ausdrucksstark und überwältigend und lies dabei meine Gedanken
schweifen, denn diese Musik regte zum Träumen an.
Heutzutage höre ich immer noch Trance und auf Partys, unter der
Voraussetzung des nötigen Alkoholkonsums, gelegentlich auch
Deutsche Schlager zum Mitgröhlen.
In meinem letzten Frankreichurlaub habe ich mir eine Afrikanische
Jembe gekauft, weil ich die eigene Kreation der Rythmikgestaltung auf
der Trommel Klasse finde.
Vor kurzer Zeit habe ich angefangen mir das Gitarrenspiel beizubringen
und kann schon eine gewisse Bandbreite von Liedern begleiten.
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Außerdem höre ich sehr gerne Tracie Chapman wegen ihres tollen
Gitarrenspiels und ihrer Texte, die zum Nachdenken anregen. Einer
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meiner momentanen Lieblingsgruppen sind die Wise Guys aus Köln.
Eine A-Kapella Gruppe, die selbst geschriebene Texte, die sich aufs
wirkliche Leben beziehen und mit Humor rüber gebracht werden,
singen, ohne den Einsatz von jeglichen Instrumenten.