Erfahrungsbericht meines Auslandssemesters auf Zypern
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Erfahrungsbericht meines Auslandssemesters auf Zypern
Erfahrungsbericht meines Auslandssemesters auf Zypern Name: Stephan Stegmayer Auslandsaufenthaltszeitraum: 23. September 2013 bis 25. Januar 2014 Gastuniversität: European University of Cyprus Studiengang: Betriebswirtschaftslehre, Bank, Finanz- und Risikomanagement Heimathochschule: Hochschule für angewandte Wissenschaften München Bei Fragen rund um ein Auslandssemester auf Zypern und zu meinem Bericht stehe ich gerne zur Verfügung. Bitte einfach eine E-Mail schreiben an: [email protected] 1 Inhalt 1. Sprache und Lebensgefühl auf Zypern ............................................................................................... 3 2. Zypern als Reiseland ........................................................................................................................... 3 2.1 Ziele in Griechisch Zypern ............................................................................................................. 5 2.2 Ziele in Türkisch Zypern ................................................................................................................ 6 3. Universität und akademisches Leben ................................................................................................. 7 4. Wohnung und Einkaufen ..................................................................................................................... 9 5. Weitere Tipps und Fazit....................................................................................................................... 9 2 1. Sprache und Lebensgefühl auf Zypern „Zypern – Das Land, wo Götter Urlaub machen“ So bewerben zahlreiche Reiseanbieter Zypernurlaube. Die Schönheit und Vielfalt der Insel ist im Mittelmeerraum einmalig. Auf Grund der geographischen Lage entstand auf Zypern im Laufe der Jahrtausende ein interessanter Kulturmix. Doch ich war nicht zum Urlaub auf Zypern. Im Rahmen des Erasmusprogramms studierte ich von Ende September 2013 bis Januar 2014 an der European University of Cyprus in Nicosia, der Hauptstadt der Republik Zypern. Nicosia ist nach dem Mauerfall in Berlin die letzte geteilte Hauptstadt. Der nördliche Teil liegt in der von der Staatengemeinschaft, außer der Türkei, nicht anerkannten Region „Türkische Republik Nordzypern“. Selber studierte ich im südlichen, griechisch geprägten, Nicosia. Im täglichen Leben spielte die Teilung eine geringe Rolle. Die Überquerung der „Grenze“ ist als EU-Bürger an den Checkpoints einfach, schnell und unkompliziert möglich. Man benötigt nur einen gültigen Ausweis. Nichtsdestotrotz existiert die Teilung in den Köpfen vieler Menschen. In griechisch Zypern spricht man immer nur von der „occupied area“. Auch auf der anderen Seite ist der Konflikt beispielsweise bei der Geschichtsdarstellung und Interpretation in Museen und an historischen Orten offensichtlich. Meiner persönlichen und subjektiven Beobachtung zu Folge definieren sich beide Teile Zyperns zu einem Großteil durch die Abgrenzung vom anderen. Dies ist insbesondere am griechischen, griechisch-zypriotischen und türkischen Nationalfeiertag deutlich geworden. Trotz dieser teilweise vorhandenen Distanz herrscht in einigen Bereichen ein reger Austausch. Gute Beispiele sind Studenten aus türkisch Zypern, die in griechisch Zypern studieren. Die Entscheidung, mich für Zypern zu bewerben, ist auf dem Höhepunkt der Staatschuldenkriese gefallen. Jedoch nur bei genauem Hinsehen fielen mir die Krise und ihre Folgen auf. Der hohe Immobilienleerstand und die zahlreichen Bauruinen zeugen von einer geplatzten Spekulationsblase. Darüber hinaus findet man gefühlt relativ viele Autos, die zum Verkaufen stehen. Relative Armut, beispielsweise in Form von Obdachlosen, konnte ich nirgendwo und nie erkennen. Persönlich hatte ich das Gefühl, dass die Zyprioten sowohl in als auch außerhalb der Universität Deutschen gegenüber sehr freundlich und geradezu mit erkennbarem Respekt entgegengetreten sind. Den von der deutschen Presse oft zitieren „Germanenhass“ konnte ich persönlich nicht erkennen. Ganz im Gegenteil. Gerade in der Universität werden Deutschland und dessen Unternehmen oft als Vorbild angesehen. Daher verwundert es nicht, dass zahlreiche Studenten mir erzählten, dass sie in Zukunft in Deutschland studieren und oder arbeiten wollen. In griechisch Zypern ist fast alles zweisprachig, in griechisch und englisch. Es ist überhaupt kein Problem ohne Griechischkenntnisse auf Zypern zu leben und sich dabei nicht als völlig Fremder zu fühlen. Auf Grund des ehemaligen Kolonialstatus ist es völlig normal, auf Englisch zu sprechen. Persönlich würde ich sogar sagen, dass man im Zweifel auf Englisch mehr versteht, als, wenn man nur Griechisch könnte. In türkisch Zypern ist Englisch als Verkehrs- und Alltagssprache nicht in diesem hohen Maße verbreitet. Trotz alledem kommt man im Alltag auch ohne die türkische Sprache zu beherrschen gut zu Recht. 2. Zypern als Reiseland Die meisten kennen Zypern als Urlausdomizil. In der Tat bietet die Insel Touristen und Reisenden viel Sehens- und Erlebenswertes. Im Rahmen meines Auslandssemester bereiste ich die gesamte Insel und lernte sie dabei gut kennen. Von Nicosia aus fahren in alle Teile griechisch Zyperns sogenannten InterCity Busse.. Mit Hilfe der modernen Reisebusse kommt man relativ schnell in die großen Städte. Die Tickets sind vergleichsweise günstig. Für Studenten gibt es bei Vorlage des Studentenausweises 50 Prozent Rabatt. Der zentrale Busbahnhof in Nicosia ist der Solomos Square im Stadtzentrum. Weitere Informationen findet man an Tafeln der Abfahrstationen sowie im Internet. http://www.intercity-buses.com/ 3 Neben diesen Fernbussen gibt es auch Stadtbusse. Während ich auf Zypern war, wurde ein System mit festen Abfahrzeiten implementiert, welches jedoch noch nicht gut funktioniert. Informationen rund um die Stadtbusse in griechisch Zypern sind unter diesem Link zu finden: www.cyprusbybus.com Selber habe ich diese Busse jedoch nur einmal genutzt, da ich mich innerhalb Nicosias meist mit meinem dort gekauften Fahrrad bewegte. Angebote für gebrauchte Fahrräder sind auf dieser Homepage zu finden: www.bazaraki.com Auf Grund der teils fehlenden festen Abfahrzeiten der Busse und eines versprochenen 30-Minuten Taktes ist es in meinen Augen sehr zu empfehlen, ein Fahrrad zu kaufen. Da Nicosia relativ weitläufig und nicht so dich besiedelt ist, wie andere europäische Hauptstädte, sind die Wege zu Fuß teilweise relativ lang. Zwar empfehlen die zypriotische Universität sowie Reiseveranstalter und Büros, den Flughafen Larnaca (LCA) zu nutzen, jedoch ist es mir nicht klar, warum man aus Sicht eines Zentraleuropäers, der nicht in den zypriotischen Konflikt direkt involviert ist, den Flughafen Ercan (ECN) meiden soll. Dieser liegt im türkischen Teil Nicosias. Flüge von Deutschland nach Ercan sind meist erheblich günstiger. Außerdem ist der Transfer von Ercan in die Innenstadt von Griechisch Nicosia erheblich schneller und günstiger. Das Auswärtige Amt schreibt in seinen Reise- und Sicherheitshinweise für Zypern (Stand 13. Januar 2014) zur Einreise nach griechisch Zypern über Ercan folgendes: „Die zyprische Regierung betrachtet die Nutzung der See- wie auch der Flughäfen im Norden der Insel (z.B. der Flughafen Ercan/Timbou, der nicht vom internationalen ICAO-Regime erfasst wird) grundsätzlich als illegale Einreise und behält sich das Recht vor, diese zu bestrafen. Diesbezüglich unterrichtet sie ihre Partnerländer regelmäßig. Seit dem EU-Beitritt Zyperns im Jahr 2004 hat die Republik Zypern nach derzeitigem Kenntnisstand allerdings von diesbezüglichen Verfahren gegen EU-Bürger abgesehen.“ (Auswärtiges Amt: http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Laenderinformationen/00SiHi/ZypernSicherheit.html) Diese Einschätzung kann ich aus persönlicher Erfahrung bestätigen. Vom Flughafen Ercan lässt man sich am besten mit dem Taxi zur „Venetian Collumn“ fahren und überquert den dort in der Nähe befindlichen Checkpoint, so dass man in der Lidra Street (Haupteinkaufsstraße Nicosias) auf der griechischen Seite herauskommt. Der günstigste Transfer vom Flughafen Larnaca ist mit einem Stadtbus in die Innenstadt von Larnaca und von dort mit einem IntercityBus nach Nicosia. Komfortabler und meist schneller ist der Transfer mit dem Kapanos Airport Shuttle. Informationen findet man unter: http://www.kapnosairportshuttle.com Dieser fährt in ein Gewerbegebiet am Stadtrand von Nicosia. Dort warten meist bereits Taxis zur Weiterfahrt. Taxis sind in Zypern generell etwas günstiger als in Deutschland und in der Hauptstadt immer und überall erreichbar. Auch in türkisch Zypern gibt es ein Fernbussystem, mit welchem man Famagusta und Girne besichtigen kann. Da der Abfahrtsort in türkisch Nicosia sehr verwinkelt ist, fragt man diesen am besten beim Tourismuszentrum in der Stadt an. Es gibt keinen genauen Abfahrplan. Die Busse fahren tagsüber alle 30 Minuten. Es gibt sowohl in türkisch als auch in griechisch Zypern nur eine Möglichkeit, ein Auto zu mieten, wenn man unter 25 Jahre alt ist. Dies ist die lokale Autovermietung „Petsa´s Car Rental Station“. Informationen sind hier zu finden. http://www.petsas.com.cy Alle anderen Autovermieter bieten Vermietungen nur an Personen an, die 25 Jahre oder älter sind. Bei Petsa´s Car Rental Station muss man einen zusätzliche Jungfahrerversicherung abschließen. Beim Überqueren der griechisch-türkischen Grenze muss eine weitere Versicherung abgeschlossen werden. Deren Kosten ist von der Dauer des Aufenthaltes in türkisch Zypern abhängig. Auch wenn dadurch die Autoanmietung relativ teuer wird, ist es lohnenswert, da man einige besonders interessante Orte nicht mit dem Bus erreichen kann. Als Reiseführer kann ich sehr den Baedeker Allianz empfehlen. Dieser bietet umfangreiche Informationen rund um Kultur, Natur und Geschichte. (ISBN: 978-3829712798) Etwas kleiner und weniger umfangreich ist der ADAC Reiseführer Zypern. (ISBN: 978-3899056327) Beide Reiseführer verfügen über eine detaillierte Autokarte. 4 2.1 Ziele in Griechisch Zypern Die Hauptstadt Zyperns, Nicosia, bietet einige architektonische und kulturelle Highlights. Die Lidra Street, eine Einkaufsstraße an deren Ende ein Checkpoint ist, welchen man als EU-Bürger mit Personalausweis ohne Probleme überqueren kann, ist das Zentrum der Stadt. Die Fußgängerzone ist voll von Geschäften und Cafés, die zum Verbleiben einladen. Besonders zu empfehlen ist der Blick vom Debenhams, ein Einkaufszentrum, aus dem obersten Stock auf die Stadt. Des Weiteren sind der Bischofspalast, das Famagustator sowie das Freiheitsdenkmal sehenswert. Darüber hinaus ist der Besuch des Nationalmuseums Zypern für Geschichtsinteressierte ein absolutes Muss. Hier werden die unterschiedlichen kulturellen Einflüsse seit der Antike aus Europa, Afrika und Asien auf die Mittelmeerinsel gut sichtbar. Gegenüber der European University of Cyprus befindet Bild 1: Kykkos Kloster sich das orthodoxe Kloster Kykkos mit seinem unheimlich schönen und ausgedehnten Park. Auf Grund meines großen Interesses für römische Geschichte und Kultur war der Besuch des Weltkulturerbes in Paphos einer der interessantesten Eindrücke aus Zypern. Die Reise in die Hafenstadt Paphos erfolgt mit dem InterCity Bus. Es ist die längste mögliche Strecke mit den Fernbussen und man ist einfach ungefähr zwei Stunden unterwegs. An dem Ort, an dem sich heute Paphos befindet stand früher eine römische Stadt. Besonders bekannt sind die Ausgrabungen rund um den Hafen. Dort findet man teils sehr gut erhaltene und restaurierte Mosaike, die römische und griechische Mythen erzählen. Darüber hinaus sind die Königsgräber, erreichbar in 45 Minuten zu Fuß vom Stadtzentrum oder mit dem Bus, ein Highlight von Paphos. Hier wird antiker kultureller Austausch deutlich. Die Kombination aus ägyptischen und griechischen Elementen ist auf die ptolemäische Bild 2: Römische Mosaike in Paphos Herrschaft über Ägypten, zu dem damals Zypern gehörte, zurückzuführen: Die Idee sehr aufwendiger unterirdischer Grabanlagen ist ägyptisch, die Umsetzung und Architektur ist griechischem Ursprungs. Des Weiteren ist in Paphos ein venezianisches Kastell am Hafen zu besichtigen Limassol verfügt über den größten Hafen der Insel. Die zweitgrößte Stadt Zyperns besticht mit ihrer völlig neuen Uferpromenade. Die mit Palmen gesäumte Straße ermöglicht einen guten Blick auf den Hafen. Der in einigen Reiseführern beschriebene alte Hafen ist auf Grund umfangreicher Umbauarbeiten und Erneuerung nicht zugänglich gewesen. In der Flughafenstadt Larnaca befindet sich direkt an der Strandpromenade ein Badeufer. Die orthodoxe Kirche St. Lazarus ist ebenso wie das ehemalige türkische Gefängnis einen Besuch wert. Ayia Napa ist der berühmteste Strand Zyperns. Das klare Wasser und der feine Strand laden zu einem Badetag ein. Insbesondere die durch eine Furt erreichbare Insel ist wunderschön und ein oft gewähltes Fotomotiv. Im Rahmen des „Hiking Club“ der EUC nahm ich an einer Wanderung im Trodosgebirge teil. Nach einer einstündigen Busfahrt wanderten wir über einen ausgeschilderten Weg vorbei an Wasserfällen und schönen Aussichtsplattformen. Die Steigungen und die Länge sind moderat. Mit einem gemieteten Auto besichtigten meine Freundin und ich eine Eselfarm. Diese ist in der Nähe von Skarinou, ein Dorf hinter Limassol. Die Homepage ist jedoch nicht mehr verfügbar. Daher kann ich 5 keine Aussagen machen, ob die Eselfarm noch existent ist, allerdings hat sie auf mich nicht den Eindruck gemacht, sie würde bald schließen. Bei der Weiterfahrt fuhren wir zum Weingut Zambartas im Ort Ayios Amvrosios. Das familiengeführte Weingut ist sehr jung. Der freundliche Juniorchef und dessen Frau zeigten uns fachkundlich ihr Weingut. Im Rahmen einer Weinprobe beantworteten sie unsere Fragen rund um Wein und dessen Anbau auf Zypern. Informationen findet man unter diesem Link: http://www.zambartaswineries.com/ 2.2 Ziele in Türkisch Zypern Bei der Überquerung des Checkpoints von griechisch nach türkisch Nicosia tritt man in eine völlig andere Welt ein. Das quirlige Treiben in den engen Gassen lässt ein orientalisches Flair aufkommen. Die kleinen Straßen sind voll von Läden, die Piraterieprodukte verkaufen. Angefangen von „Louis Vuitton“ Handtaschen bis zu „Rolexuhren“ ist alles zu finden. Besonders sehenswert ist die Selimiye-Moschee. Diese ehemalige katholische Kathedrale wurde nach Eroberung durch Muslime zu einer Moschee umfunktioniert. Christliche Symbole, wie Engel und Bischofsstäbe sind heute noch erkennbar. Dies ist ein gutes Beispiel für die unterschiedlichen kulturellen und religiösen Einflüsse und deren Umstürze auf Zypern. Das Buyuk Han, ein ehemaliger quadratischer osmanischer Marktplatz, hat es mir besonders angetan. In dem den Platz umschließenden quadratischen Gebäude sind heute Bild 3: Gasse in Türkisch Nikosia, im Hintergrund Minarette der Selimiye-Moschee zahlreiche kleine Läden mit handgemachten Produkten zu finden. In der Mitte befindet sich eine kleine Rundmoschee. Besonders beliebt unter Touristen ist die Hafenstadt Girne. Am Ende des Hafens befindet sich eine riesige venezianische Befestigungsanlage. Anders als in Deutschland gibt es kaum Absperrungen und ähnliches. Man kann sich sehr frei bewegen und ein Gefühl für die kriegerischen Auseinandersetzung währen der venezianischen Herrschaft gewinnen. Die Burg St. Hilarion, in direkter Nähe zu Girne, ist ein weiteres Highlight Zyperns. Die sehr umfangreiche mittelalterliche Burg erstreckt sich über mehrere Ebenen. Sehr gutes Schuhwerk ist absolut notwendig. Bei gutem Wetter ist ein fantastischer Blick auf Girne und den Küstenverlauf möglich. Die Anfahrt erfolgt über eine Serpentinenstraße mitten durch ein Gebiet des türkischen Militärs. Als ich dort war, fanden ausgedehnte Schießübungen statt. Man kann sich vorstellen, wie ich mich beim ersten Schuss ohne Vorahnung in meinem Auto erschrak. Die Klosterruine Bellapais, welchen Bild 4: Burg St. Hilarion ebenfalls in der Nähe Girnes liegt, ermöglicht einen Eindruck vom Reichtum und der Macht der dort früher lebenden Mönche. Vor dem Bürgerkrieg war Famagusta das touristische Zentrum Zyperns. Die Altstadt ist von einer venezianischen teilweise zweifachen Stadtmauer umzingelt. Im Inneren befinden sich einige schöne Cafés und Restaurants, sowie Ruinen venezianischer Paläste und Wohnhäuser. Darüber hinaus findet man zahlreiche Kirchenruinen und ebenso wie in türkisch Nicosia eine ehemalige katholische Kathedrale, 6 die heute als Moschee genutzt wird. Interessant ist auch die „abandon city“. Die ehemaligen Hotelanlagen liegen heute im militärischen Speergebiet und wurden der Natur überlassen. Vom Zaun aus kann man die langsam zerfallenden Hoteltürme gut erkennen. Unweit von Famagusta befindet sich die Ausgrabungsstätte Salamis. Die Anfahrt erfolgt am besten mit dem Taxi aus dem Stadtzentrum von Famagusta aus. An dem Ort der ehemaligen römischen Provinzstadt fanden ausgedehnte Grabungen statt. Diese brachten unter anderem ein römisches Theater, eine Thermenanlage, sowie ein Forum zum Vorschein. Mein touristisches Highlight während meines Zypernaufenthaltes war die Autofahrt auf der Karpazhalbinsel. Entlang der Küste fuhren meine Freundin und ich bis zum Ort Dikarpaz. Die malerische Küstenstraße lädt zu zahlreichen Stopps ein. Der Ausblick auf die unberührte Natur und die teils menschenleere Gegenden beeindruckten mich sehr. Auf Bild 5: Römisches Forum der Stadt Salamis dem Weg nach Dikarpaz verlief die „Hauptstraße“ kilometerlang auf von LKW platt gefahrenen nicht geteerten Wegen. Die aktuelle Straße wurde zum damaligen Zeitpunkt erneuert. Insbesondere hinter Dikarpaz, auf dem Weg ans äußerste nordöstliche Ende Zyperns, empfand man ein Gefühl der Ruhe und Verlassenheit, wie man sie sonst nur im Hochgebirge findet. Besonders beeindruckend waren unter anderem die zahlreichen frei lebenden Esel. Durch ein Naturschutzgebiet und den relativ geringen menschlichen Einfluss auf diese Gegend ist die Karpazhalbinsel für ihre Esel bekannt. Kurz vor der Spitze erstreckt sich der „Golden Beach“. Dieser riesige Sandstrand erfüllt in meinen Augen alle Eigenschaften eines Traumstrandes. 3. Universität und akademisches Leben Im griechischen Teil Zyperns gibt es im Wesentlichen zwei Universitäten. Zum einen die staatliche University of Nicosia und zum anderen die private European University of Cyprus (EUC). Mein Auslandssemester habe ich an der kleineren EUC absolviert. Dabei stand ich jedoch immer im regen Austausch mit Erasmusstudenten der staatlichen Universität. Die EUC verfügt über sehr moderne Räumlichkeiten, die auf dem neusten technischen Stand sind. Das Erscheinungsbild der Universität ist sehr ansprechend. Von Anfang an war das Studium sehr gut organisiert. Das Informationsangebot über die Homepage, Moodle und eine spezielle Studentenplattform ist sehr umfangreich und unterstützt bei den administrativen Prozessen rund ums Studium. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit sich bei allen Fragen an ein Studierendenzentrum zu wenden. Die Mitarbeiterin des Erasmusbüros stand darüber hinaus immer bei Fragen persönlich oder per E-Mail zur Verfügung. Zu Beginn des Semesters gab es eine Einführungsveranstaltung für alle ErasmusstuBild 6: Innenhof der EUC denten. Dabei wurde schnell klar, dass diese aus allen Teilen Europas kommen, vor allem aus der Ukraine, Polen und Frankreich, und zum anderen, das es, bezogen auf die Größe der Universität, relativ viele Austauschstudenten sind. Auf Grund dessen, dass die übrigen Studenten vornehmlich aus Russland, Griechenland und der Türkei kommen, herrscht an der Universität eine sehr internationale Atmosphäre. Im Zentrum der Universität ist eine große Cafeteria mit Mensa. Die Qualität des Essens und die Preise sind auf Restaurantniveau. Die 7 Cafeteria dient als allgemeiner Treffpunkt und Aufenthaltsort für Studenten und Professoren und ist daher meist den gesamten Tag über sehr gut besucht. Die Bibliothek der EUC ist nicht mit deutschen Universitätsbibliotheken zu vergleichen. Es handelt sich vornehmlich um eine Bestandbibliothek, jedoch besteht die Möglichkeit Kapitel der Bücher in einem Copy-Shop hinter der Bibliothek kopieren zu lassen. Trotzdem ist man in einigen Fächern gezwungen, in dem an die Bibliothek angrenzenden Bücherladen Literatur käuflich zu erwerben, da viele Bücher, die benötigt werden, entweder überhaupt nicht vorhanden sind oder nur absolut veraltete Versionen vorliegen. Die Bibliothek dient in meinen Augen auf Grund des regen Treibens und der fast schon Straßencafeatmosphäre nicht als Ort zum lernen. Hierfür habe ich die zahlreichen leer stehenden Vorlesungsräume genutzt. Die Universität bietet darüber hinaus viele Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Man kann sich für zahlreiche meist kostenlose „Clubs“ anmelden, in welchen man Sport wie Yoga oder auch anderen Hobbys wie Musik und Tanz nachgehen kann. Selber war ich im „Hiking Club“ sowie im „Erasmus Club“. Der „Erasmus Club“ organisierte einige Veranstaltungen, die speziell für Erasmusstudenten konzipiert waren. Dies war unter anderem eine Stadtführung. Das Angebot an Vorlesungen ist relativ groß und kann auf der Homepage eingesehen werden. In den jeweiligen Vorlesungen sind meist nicht besonders viele Studenten eingeschrieben. Selten war ich in Vorlesungen mit mehr als zehn Studenten. Dadurch entsteht eine sehr familiäre Atmosphäre. Unterrichtssprache war, wie in den meisten insgesamt angebotenen Fächern, Englisch. Anders als in Deutschland wird Anwesenheit und Mitarbeit bewertet und fließen in die Note ein. Die Anwesenheit wurde meist zu Beginn der Vorlesung überprüft. Darüber hinaus finden ca. sechs Wochen nach Semesterbeginn Zwischenprüfungen statt. In den meisten Fächern fertigte ich außerdem mindestens eine Seminararbeit an, welche ebenfalls in die Abschlussnote einging. Die jeweilige Gewichtung obliegt dem Professor. Persönlich empfand ich es als sehr angenehm, dass nicht eine Abschlussprüfung die gesamte Note ausmacht. Vorlesungen finden an der Universität normalerweise Montag bis Freitag zwischen 8 und 21 Uhr statt. Im Folgenden werden die einzelnen von mir belegten Fächer kurz vorgestellt: Im Kurs International Business wurde ein Verständnis für komplexe international Geschäftstätigkeiten und deren politischen Umwelt geschaffen. Im Zentrum standen dabei makroökonomische Aspekte sowie Strategieplanung und Implementierung. Im Rahmen dieses Kurses bearbeite ich schriftlich eine Fallstudie über die Expansionspläne des Weißwarenherstellers Whirlpool. Darüber hinaus fertigte ich eine Seminararbeit über ein mögliches europäisch-amerikanisches Freihandelsabkommen und dessen Folgen für beide Volkswirtschaften an. Die didaktisch gut aufbereite Vorlesung wurde durch eine Pflichtlektüre sinnvoll komplementiert. Im Kurs „Innovation & Entrepreneurship“ wurden Innovationsmanagement sowie dazugehörigen Theorien und Anwendungsmöglichkeiten gelehrt. Die Verwendung zahlreicher Fallstudien sowie digitaler Medien während der Vorlesung rundeten die Vorlesung ab. Meine Seminararbeit präsentierte und bewertete die neu geschaffene Online-Filiale der UniCredit Group. Außerdem belegte ich das Fach „Globalization“. Dieser politikwissenschaftliche Kurs beschäftigte sich mit den sozialen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Ursache und Folgen der Globalisierung. In meiner Seminararbeit erläuterte ich den Einfluss des Globalisierungsprozesses auf mein persönliches Leben. Der amerikanische Professor des Kurses „Intercultural Communication“ stellte zahlreiche für den interkulturellen Austausch relevante Kommunikationsmodelle und Theorien vor. Im Rahmen dieses Kurses schrieb ich eine Filmkritik, sowie als Zwischenprüfung eine Seminararbeit über meine eigne Kultur und deren interne und externe Kommunikation. Außerdem fertigte ich einen Aufsatz über die Entwicklung der interkulturellen Kommunikation zwischen türkischen Migranten und der deutschen Mehrheitsgesellschaft in Deutschland an. Der „Mathematics for Economists“ Kurs beinhaltete quantitative Methoden zur Bewertung von Volkwirtschaften sowie deren praktische Anwendung. In diesem Fach wurde keine Hausarbeit geschrieben. 8 4. Wohnung und Einkaufen Auf Grund des Baubooms in Zypern und der darauf folgenden ökonomischen Herausforderungen ist der gefühlte Leerstand in gesamt Zypern und vor allem in Nicosia hoch. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Mieten stark sanken und Wohnungen, verglichen mit München, leicht zu bekommen sind. Selber habe ich im „Nicosia Guest House“ gewohnt. Dies ist ein Haus, in dem mehrere Erasmusstudenten gemeinsam wohnen. Man teilt sich eine Küche, die mit einem Gasherd und Ofen sowie Spülen und Kühlschränken sowie einer Waschmaschine ausgestattet ist. Das Guest House liegt ca. zehn Fußminuten von der EUC in Richtung Altstadt entfernt. Die monatliche Miete in Höhe von 375 EUR für ein möbliertes ca. 20 m2 Apartment mit eigenem Bad und Balkon ist für zypriotische Verhältnisse relativ teuer. Der Vorteil sind jedoch, die gute Lage, W-Lan, gute Ausstattung, Flexibilität bei der Mietdauer sowie die Erreichbarkeit des im Haus lebenden Hausmeisters. Darüber hinaus lernt man im „Guest House“ schnell viele Kommilitonen kennen. Für mich war es die richtige Entscheidung. Bei Interesse kann man sich an den Vermieter Herr Angelides per E-Mai wenden. Seine Adresse lautet: [email protected] Bilder findet man in Facebook unter: https://www.facebook.com/pages/Nicosia-Guest-House/345109795518333?fref=ts Über die zahlreichen Facebookgruppen und öffentlichen Aushänge kann man aber auch vor Ort relativ einfach eine Wohnung finden. Große Supermärkte, wie man sie aus Deutschland kennt, sind nicht so verbreitet. Es gibt zahlreiche kleine Läden, in denen man Artikel des täglichen Lebens kaufen kann. Diese sind jedoch relativ teuer. Empfehlen kann ich den Alpha Mega Store. Dies ist ein großer Vollsortimenter, dessen Preise zwar über den Deutschen liegen, jedoch für zypriotische Verhältnisse relativ günstig sind. Insbesondere Milchprodukte kosten aber erheblich mehr. 5. Weitere Tipps und Fazit Die Eröffnung eines zypriotischen Girokontos ist aus mehreren Gründen nur bedingt zu empfehlen. In meinen Augen sinnvoll, ist die kostenlose Prepaid-Visakarte der DKB eine gute Lösung. (Stand Januar 2014) Diese ermöglicht eine gebührenfrei Bargeldabhebung im Ausland. Informationen findet man unter: https://www.dkb.de/kundenservice/haeufige_fragen/karten_und_bargeld.html/DKB_VISA_Card.html Die Anschaffung einer zypriotischen Simkarte ist eine lohnenswerte Investition. Selber, wie die meisten anderen Studenten auch, war ich beim Marktführer MTN. Dieser bietet Prepaidkarten ohne Vertragslaufzeiten an. Telefonieren und SMS-Nachrichten sind innerhalb Zyperns sehr günstig. Auch SMS nach Deutschland sind mit 3 Cent pro SMS erschwinglich. Prepaidguthaben kann in fast jedem Supermarkt gekauft werden. Die Prepaidkarte besorgt man am besten im MTN Laden in der Lidra Street. Es besteht die Möglichkeit der Einrichtung einer Datenflaterate. In meinen Augen ist dies auf Grund der hohen Verbreitung öffentlicher W-Lans nicht notwendig. Wichtig ist der Hinweis, dass eine südzypriotische Simkarte in türkisch Zypern außerhalb der Hauptstadt nicht funktioniert. Zypern war für mich eine sehr interessante Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Die Möglichkeit, in einem anderen Land zu studieren, hat meinen Horizont erweitert, mein Bild von und über Europa geschärft sowie ein stärkeres Gefühl Teil der Globalisierung zu sein hervorgerufen. Auf Zypern habe ich, im Grunde das erste Mal wirklich, die Idee der europäischen Integration verstanden. Dazu beigetragen hat auch der Besuch einer Veranstaltung in der Vertretung der Europäischen Kommission auf Zypern. Im kleinen Rahmen war der EU-Binnenmarktkommissar Michael Barnier zu Gast. Seine Ausführungen zur aktuellen Situation der EU haben mich sehr beeindruckt. 9