Informationspapier Schweine

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PROVIEH – Verein gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V.
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Inhalt:
Zahlen
Zucht
Haltung
Vermehrung
Verstümmelungen, Verhaltensstörungen
Umwelt
Verbesserungsvorschläge
Zahlen
Im November 2012 gab es rund 28,3 Millionen Schweine in Deutschland, davon 12,5
Millionen Mastschweine und 2,1 Millionen Zuchtsauen. Es werden zwei bis drei
Mastdurchgänge pro Jahr durchgeführt. 2011 wurden über 59 Millionen Schweine in
Deutschland geschlachtet. Etwa zwei Drittel der Mastschweine wird in Beständen
über 1.000 Tieren gehalten.1 Die Tendenz bei der Einrichtung neuer Schweineställe
geht zu immer größeren Einheiten von bis zu 100.000 Tieren.2 Deutschland ist der
größte Schweinefleisch-Exporteur der EU. Die EU und die USA sind die größten
Schweinefleisch exportierenden Regionen der Welt.3
1
http://www.baerbelhoehn.de/cms/default/dokbin/412/412941.kleine_anfrage_tierschutz_bei_schlachtun.pdf (13.07.12).
https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Wirtschaftsbereiche/LandForstwirtschaft/Viehbestand/Tabell
en/BetriebeSchweineBestand.html (19.04.13).
https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Wirtschaftsbereiche/LandForstwirtschaft/TierischeErzeugun
g/Tabellen/AnzahlSchlachtungen.html (19.04.13).
https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Wirtschaftsbereiche/LandForstwirtschaft/Landwirtschaftszae
hlung2010/Tabellen/3_7_LandwirtschaftlicheBetriebeSchweine_Betandsgr_RegionaleEinheit_end.htm
l?nn=50902 (18.03.12).
2
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Hrsg.): Statistisches
Jahrbuch über Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 2008. Wirtschaftsverlag NW GmbH,
Bremerhaven, S. 135.
http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/publikationen/landwirtschaft/20060300_landwirtschaft_boom_
massentierhaltung_studie_kurzfassung.pdf (22.08.09). http://www.kritischeragrarbericht.de/fileadmin/Daten-KAB/KAB-2010/Niemann.pdf (13.11.10).
3
http://www.bauernverband.de/64-tierische-erzeugnisse (11.05.13). http://www.agrarheute.com/chinawichtigster-exportmarkt (11.05.13).
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Zucht
Schweine werden auf schnelles Wachstum und hohen Magerfleischanteil gezüchtet.4
Daraus entstehen Muskel- und Skelettkrankheiten. Die rasant wachsende
Muskelmasse führt dazu, dass das Herz es nicht mehr schafft, die Muskulatur
ausreichend zu versorgen. Die Muskeln degenerieren oder sterben partiell ab. Das
Skelett des jungen Schweins schafft es nicht, einen Körper zu tragen, der im 4. und
5. Lebensmonat täglich ein Kilo und mehr zunimmt. Folgen sind schmerzhafte
Skelett- und Gelenkschäden, die zu Bewegungsstörungen und Lahmheit führen.
Auch Biobetriebe arbeiten mit solchen konventionellen Zuchten.5
1960 erhielt man pro Schwein 40 Prozent mageres Fleisch, heute sind es 55
Prozent.6 Aufgrund der Züchtung auf hohe tägliche Gewichtszunahme und mageres
Fleisch wurden die Schweine so stressanfällig, dass viele von ihnen aufgrund der
Aufregung beim Transport zum Schlachten durch plötzliches Herzversagen sterben
(Transportverluste: rund 0,5 Prozent, also rund 200.000 Tiere im Jahr in
Deutschland) oder nur noch minderwertiges PSE-Fleisch abgeben (10 bis 20 Prozent
der Tiere), dass beim Braten viel Wasser lässt.7 Die Stressresistenz der Tiere ist in
den letzten Jahren in die Zuchtziele aufgenommen worden, was aber nicht heißt,
dass heutige Schweine gar nicht mehr stressanfällig wären und solche
"Qualitätsmängel" beseitigt wären.8 Den Stress, der aus hoher Gewichtszunahme
und magerem Fleisch resultiert, nimmt man weiterhin in Kauf. Lediglich die maligne
Hyperthermie (MHS) – ein Gendefekt, der durch Züchtung aber leicht vermieden
werden kann – hat man inzwischen reduziert. Tiere, die genetisch bedingt unter MHS
leiden, entwickeln bei Stress eine so hohe Körpertemperatur, dass es zu
lebensbedrohlichen Zuständen kommen kann, die mit Schmerzen und Leiden
verbunden sind.9
http://www.bmelv.de/SharedDocs/Standardartikel/Landwirtschaft/Agrarmaerkte/Agrarmarkt-inZahlen/Analyse-BEE-Schweine-2009.html (09.10.11).
4
http://www.topagrar.com/index.php?option=com_content&task=view&id=14605&Itemid=520
(20.01.10).
5
http://orgprints.org/15131/01/reuter-etal-2007-Tagungsband_Tierzucht_Kassel.pdf, S. 30ff
(30.08.09). http://orgprints.org/1675/01/1675-postler-g-2003-schweine-oezw.pdf (30.08.09).
http://www.lowinputbreeds.org/?id=140 (29.01.10). "Mastferkel: Zu schnell zu schwer". VETimpulse,
21. Jg., Aug. 9, 01.05.2012, S. 7.
6
http://www.pastoralpeoples.org/docs/livestock_genetics_de.pdf, S. 16 (21.08.09).
7
PSE-Fleisch: "pale, soft, exudative" = "hell, weich, wässrig". K. Bickhard: Zuchtbedingte Krankheiten
und Todesfälle beim Schwein. In: Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft (Hrsg.): Tagung zum
Thema Tierschutz und Tierzucht, Nürtingen, 20.-22.2.1997, S. 97-108. http://edoc.ub.unimuenchen.de/3880/1/Maier_Christophe.pdf, S. 17 (19.12.09).
8
Bärbel Hüsing, René Zimmer, Fraunhofer ISI: Reproduktion und Gentechnik bei Tieren.
Dokumentation einer interdisziplinären Fortbildungsveranstaltung für Lehrerinnen und Lehrer.
Karlsruhe 2001: http://www.ls-bw.de/Archiv%20Tasci/publikationen/online/gentechnik/Repro-GenTier.pdf, S. 10 (09.10.11).
http://www.kritischer-agrarbericht.de/fileadmin/Daten-KAB/KAB-2004/Idel-Mathes.pdf, S. 200
(03.10.09).
9
Thomas Richter (Hrsg.): Krankheitsursache Haltung. Beurteilung von Nutztierställen – Ein
tierärztlicher Leitfaden. Enke Verlag, Stuttgart 2006; S. 114, 120.
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Aufgrund der extremen Zuchtziele sind die heute meist verwendeten
Schweinerassen als Qualzuchten einzustufen, die nach § 11b Tierschutzgesetz
verboten sind.10
Haltung
Schweine sind ursprünglich Waldbewohner, und die Bedürfnisse des
hochgezüchteten Hausschweins unterscheiden sich nicht wesentlich von denen des
Wildschweins.11 Schränkt man die im Folgenden beschriebenen Bedürfnisse12 des
Hausschweins über ein gewisses Maß hinaus ein, kann das bei den Tieren
Schmerzen, Leiden und Schäden auslösen.
Schweine sind bewegungsaktive Tiere. Die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung13
sieht für Mastschweine bis zu 110 kg jedoch nur 0,75 m2 Platz vor (und für Ferkel
über 20 kg 0,35 m²). Auf dieser Fläche können nicht einmal alle Tiere gleichzeitig
ungestört ruhen, was für ein artgerechtes Ruhen notwendig wäre, von einer
artgerechten Bewegung (laufen, galoppieren) oder einem intakten Sozialverhalten
ganz zu schweigen.14
Schweine sind sehr reinliche und ordentliche Tiere, die streng zwischen Liege-,
Fress-, Aktivitäts- und Kotplatz unterscheiden.15 Auf der vorgeschriebenen
Minimalfläche bleibt für diese Trennung jedoch nicht genug Raum, ebensowenig wie
zum seitlichen Hinlegen.16 Auch können die üblichen Abstände zwischen den
Individuen nicht eingehalten werden, schwächere Tiere können bei Auseinandersetzungen (Rangkämpfen) nicht ausweichen. Deshalb kommt es immer wieder zu
Verletzungen.
Die Mehrzahl der Schweine leidet unter den gegebenen
sogenannten Faktorenkrankheiten, also an Krankheiten,
Zusammenwirken mehrerer nachteiliger Umstände ausgelöst
harmlose Viren können im Zusammenwirken mit anderen
10
Bedingungen an
die durch das
werden. An sich
"Faktoren" (z.B.
Almuth Hirt, Christoph Maisack, Johanna Moritz: Kommentar zum Tierschutzgesetz, Verlag Franz
Vahlen, München, 2007, §11b, Rn. 19.
11
http://www.ign-nutztierhaltung.ch/Schweinehaltung/ (22.08.09). Thomas Richter (Hrsg.):
Krankheitsursache Haltung. Beurteilung von Nutztierställen – Ein tierärztlicher Leitfaden. Enke Verlag,
Stuttgart 2006; S. 115.
12
S. auch: Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V. (KTBL; Hrsg.): Nationaler
Bewertungsrahmen Tierhaltungsverfahren, Darmstadt, 2006, S. 19ff.
13
http://bundesrecht.juris.de/tierschnutztv/BJNR275800001.html#BJNR275800001BJNG000501377
(22.08.09). Außerdem gibt es unverbindliche Europaratsempfehlungen für die Haltung von
Schweinen: http://www.bmelv.de/cae/servlet/contentblob/383082/publicationFile/22237/EUHaltungSchweine.pdf (22.08.09).
14
Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V. (KTBL; Hrsg.): Nationaler
Bewertungsrahmen Tierhaltungsverfahren, Darmstadt, 2006, S. 47f.
15
http://www.rentenbank.de/cms/dokumente/10011465_262637/2be9400b/Rentenbank_Schriftenreih
e_Band17_.pdf, S. 75 (22.08.09).
16
Thomas Richter (Hrsg.): Krankheitsursache Haltung. Beurteilung von Nutztierställen – Ein
tierärztlicher Leitfaden. Enke Verlag, Stuttgart 2006; S. 116.
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Hygienemängel, zu hohe Tierzahl pro Stall) Krankheiten auslösen, deren Ursache oft
gar nicht genau festgestellt werden kann.17
Schweine sind sehr neugierige und intelligente Tiere. Sie beweisen in Versuchen
einen hohen Bewusstseinsgrad und komplexe intellektuelle Fähigkeiten.18 Schweine
erkunden ihre Umgebung mit dem Geruchssinn und dem Tastsinn über ihre
empfindlichen
Rüssel.
Die
Nutztierhaltungsverordnung
schreibt
Beschäftigungsmaterial vor, "das a) das Schwein untersuchen und bewegen kann
und b) vom Schwein veränderbar ist". Oft erhalten Schweine aber nur Ketten mit
daran befestigten Gummi-, Plastik- oder Holzstücken, Reifen oder Bälle, die ihnen
sehr schnell langweilig werden, weil sie das elementare Bedürfnis, nach Futter zu
stöbern
und
zu
wühlen,
nicht
erfüllen.
Das
Minimum,
das
die
Nutztierhaltungsverordnung vorschreibt, ist damit erfüllt,19 auch wenn es zur
Beschäftigung der Schweine nicht hinreicht. Die Europäische Richtlinie zur
Schweinehaltung ist durch die Nutztierhaltungsverordnung damit auch nicht
ausreichend in deutsches Recht umgesetzt. In der Richtlinie heißt es nämlich, dass
Schweine "ständigen Zugang zu ausreichenden Mengen an Materialien haben, die
sie untersuchen und bewegen können, wie z. B. Stroh, Heu, Holz, Sägemehl,
Pilzkompost, Torf oder eine Mischung dieser Materialien".20 Das ideale
Beschäftigungsmittel ist viel frisches Stroh oder Heu, das neben dem
Erkundungstrieb auch das Wühl- und Kaubedürfnis befriedigt. Außerdem sorgt es für
eine bessere Darmgesundheit, weil es mehr Rohfaser zur Verfügung stellt.21 Es wird
jedoch oft nicht oder in völlig unzureichender Menge zur Verfügung gestellt, da man
sich die Kosten und das Ausmisten ersparen will.
Stattdessen sind Schweineställe üblicherweise mit Spaltenböden versehen, durch
die die Exkremente von den Schweinen selbst durchgetreten werden müssen.22 Die
Spalten führen häufig aufgrund zu großer Spaltenweiten, Materialschäden bzw.
ungeeigneten Materials und starker Verschmutzung (Rutschgefahr) zu
Klauenverletzungen. Klauenverletzungen sind nicht harmlos, sondern sind meist
schmerzhaft und können bis zum Tode führen.23 Eine Untersuchung an
17
Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V. (KTBL; Hrsg.): Nationaler
Bewertungsrahmen Tierhaltungsverfahren, Darmstadt, 2006, S. 42f.
18
Donald M. Broom, Hilana Sena, Kiera L. Moynihan: Pigs learn what a mirror image represents and
use it to obtain information. In: Animal Behaviour 78, 2009, S. 1037-1041.
http://www.nzz.ch/nachrichten/wissenschaft/schweine_verwoehnen_1.4048835.html?printview=true
(20.01.10).
http://rosdok.uni-rostock.de/file/rosdok_derivate_000000004082/Dissertation_Zebunke_2009.pdf
(12.06.10)
19
Jörg Baumgarte, M. Dayen, J. Hies, S. Petermann, K. Maiworm: Änderung der TierschutzNutztierhaltungsverordnung. In: Deutsche Tierärtztliche Wochenschrift 114, Heft 4, 2007, S. 149-152.
http://rosdok.uni-rostock.de/file/rosdok_derivate_000000004082/Dissertation_Zebunke_2009.pdf.
20
http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2009:047:0005:0013:DE:PDF
(11.05.13).
21
http://edoc.ub.uni-muenchen.de/8161/1/Schultze_Corinna.pdf (22.08.09).
http://www.bfr.bund.de/cm/343/beschaeftigungsmoeglichkeiten-fuer-schweine.pdf (09.03.2013).
Friedhelm Jaeger: Das Projekt „intakter Ringelschwanz“ beim Schwein – stehen wir vor dem
Durchbruch? Tierärztliche Umschau, Terra Verlag, 68. Jahrgang · Januar/Februar 2013, S. 3 – 11
(http://www.provieh.de/downloads_provieh/Jaeger-Projekt%20intakter%20Ringelschwanz.pdf).
22
https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Wirtschaftsbereiche/LandForstwirtschaft/Landwirtschaftsz
aehlung2010/Tabellen/9_2_LandwBetriebHaltungsplaetzeSchweine.html (18.03.12).
23
Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V. (KTBL; Hrsg.), Nationaler
Bewertungsrahmen Tierhaltungsverfahren, Darmstadt, 2006, S. 45.
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Mastschweinen ergab, dass jeweils rund 61 Prozent der Schweine an Klauenrissen
litten, ebenfalls rund 61 Prozent an Ballenveränderungen, rund 59 Prozent an
Druckstellen und Quetschungen, 40 Prozent an Rillen und Rinnen und 20 Prozent an
Deformationen der Klauen. Wesentlich besser zeigte sich die Klauengesundheit in
Ställen mit Einstreu. In Deutschland werden allerdings 89 Prozent aller Schweine in
einstreulosen Ställen gehalten.
Kaum einer der untersuchten Betriebe hielt die Vorschriften der Schweinehaltungsverordnung hinsichtlich der Spaltenweite ein, und rund 50 Prozent der
Betriebe hielten nicht einmal die Spaltenweite der Vorgängervorschrift ein, 24 was auf
eine große Gleichgültigkeit sowohl der Halter als auch der Behörden gegenüber
staatlichen Regelungen schließen lässt.
Spaltenböden lösen aber nicht nur Klauenverletzungen aus: Von der Gülle, die sich
unter dem Boden sammelt, steigen Ammoniakdämpfe auf, die die Atemwege der
Schweine belasten. Laut Nutztierhaltungsverordnung darf sogar der Liegebereich
perforiert sein, wodurch die Atmungsorgane im Liegen noch stärker mit
Ammoniakdämpfen belastet werden - und das bei einer Nase (eigentlich: einem
Rüssel), die geruchsempfindlicher ist als eine Hundenase.
Die Perforationserlaubnis im Liegebereich widerspricht zudem der Regelung der
Nutztierhaltungsverordnung, dass der Liegebereich trocken sein solle, denn sie geht
davon aus, dass im Liegebereich Feuchtigkeit durch Kot und Urin entsteht. Mit der
Intensivierung der Schweinehaltung hat auch die Zahl der Atemwegserkrankungen
zugenommen, was aber nicht nur an der Bodenbeschaffenheit, sondern auch an der
Besatzdichte und der Gruppengröße der Schweine liegt.25 Es kann durchaus über
die Hälfte der Tiere von Atemwegserkrankungen befallen sein. Auch in Biobetrieben
liegen die Zahlen oft nicht erheblich darunter.26
Auch unter Zuchtsauen sind Schäden am Bewegungsapparat ein großes Problem.
Schon beim Kauf von Jungsauen gaben laut einer Studie 25 Prozent aller befragten
Betriebe "Fundamentprobleme" als "Hauptmangel" der gekauften Tiere an. Vor der
zweiten Abferkelung leiden der Studie zufolge bereits rund 90 Prozent der
untersuchten Sauen unter Verletzungen. Ursachen hierfür sind u.a. Spaltenböden,
das Fehlen eingestreuter Liegebereiche und mangelnde Klauenpflege.27 Ob sich die
24
Eva Rähse, Steffen Hoy: Untersuchungen zu Häufigkeit und Schweregrad unterschiedlicher
Klauenveränderungen bei Mastschweinen unter Berücksichtigung der Haltungsbedingungen. In: Der
Praktische Tierarzt 88, 1, 2007, S. 40-47. http://www.topagrar.com/news/Home-top-NewsSchweinestaelle-Schlitzweiten-mit-Toleranz-856605.html (13.07.12). http://www.vetmagazin.com/wissenschaft/grosstiermedizin/Grosstiermedizin-Schweine/KlauenschaedenSchweinen.html (11.05.13).
25
Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V. (KTBL; Hrsg.): Nationaler
Bewertungsrahmen Tierhaltungsverfahren, Darmstadt, 2006, S. 43ff.
26
Christina Werner, Rainer Löser, Karl Kempkens, Albert Sundrum: Leitlinien zur Sicherung der
Tiergesundheit in der ökologischen Schweineerzeugung. In: Gerold Rahmann, Ulrich Schumacher
(Hrsg.): Praxis trifft Forschung. Neues aus der ökologischen Tierhaltung 2008, Branuschweig, 2008,
S. 99-107.
27
Dirk Schäffer, Heidrun Nitzer, Eberhard von Borell: Gliedmaßengesundheit von Zuchtsauen – erste
Erfahrungen einer Verlaufsuntersuchung. In: Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft (Hrsg.):
Tagung der Fachgruppe Tierschutz, Nürtingen, 21.-22. Februar 2008.
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Klauengesundheit mit Umsetzung der EU-Richtlinie in deutsches Recht ab 2013
verbessert, bleibt abzuwarten.28
Wie nicht nur Untersuchungen, sondern auch das praktische Beispiel des
NEULAND-Qualitätsfleischprogramms zeigen, ist eine wirtschaftliche und
umweltschonendere Haltung von Schweinen in Deutschland durchaus möglich.29 In
Südengland werden inzwischen 15 Prozent der Sauen (nicht: der Mastschweine)
ganzjährig mit Hütten als Witterungsschutz im Freiland gehalten. Nicht nur die Tiere
sind in dieser Haltungsform in der Regel gesünder, auch die Tierhalter können sich
dadurch die Arbeit in schadgasbelasteter Stallluft ersparen.30
Vermehrung
Zuchtsauen müssen möglichst viele Ferkel werfen. Pro Jahr soll eine Sau heute 25
Junge liefern, bei dänischen Sauen liegt der Zielwert sogar bei 30 Ferkeln pro Jahr.
1960 warf eine Sau noch 14 Ferkel im Jahr. Die Überzüchtung auf hohe Wurfgrößen
führt sogar dazu, dass Sauen immer häufiger mehr Ferkel werfen, als sie
funktionsfähige Zitzen haben.31 1950 betrug der zeitliche Abstand zwischen zwei
Würfen noch 190 Tage, heute sind es nur noch 155 Tage, also zwei bis drei Würfe
im Jahr.32 Auch die Säugezeiten wurden entsprechend auf drei bis vier Wochen
verkürzt.33 Die EU-Richtlinie sieht 28 Tage Säugezeit als Regelfall, das Absetzen
nach nur 21 Tagen als Ausnahme vor. In der Praxis ist es jedoch meist genau
umgekehrt. Die frühe Trennung von der Mutter bedeutet nicht nur emotionalen Stress
für die Tiere. Durch das frühe Absetzen von der Muttermilch bekommen viele Ferkel
Durchfälle, die sogar tödlich enden können. Der noch nicht fertig entwickelte Darm
der Ferkel wird durch das energiereiche Futter anstelle der Muttermilch überfordert,
was häufig zu chronisch verlaufenden Endotoxinvergiftungen führt, in deren Folge
Ohren- und Schwanzränder der Tiere absterben.34
28
http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-910122.html (25.10.12).
http://edoc.hu-berlin.de/dissertationen/pfeiler-ute-1999-07-01/PDF/Pfeiler.pdf, S. 109 (22.08.09).
30
Thomas Richter (Hrsg.): Krankheitsursache Haltung. Beurteilung von Nutztierställen – Ein
tierärztlicher Leitfaden. Enke Verlag, Stuttgart 2006; S. 147ff.
31
Onno Poppinga: „Rückblick 2008: Witterung, Bodennutzung und Preise. In: Agrarbündnis e.V.,
Kassel, ABL Bauernblatt Verlags-GmbH (Hrsg.): Der kritische Agrarbericht 2009. Kassel 2009, S. 125135; S. 134. http://www.pastoralpeoples.org/docs/livestock_genetics_de.pdf (21.08.09), S. 16.
https://www.landwirtschaft-bw.info/servlet/PB/show/1380697/index.pdf (25.10.12).
http://www.milkivit.de/hendrixillesch_de/Home.nsf/?Open&DirectURL=958BD8907D64DDC2C1256ED10020ECDC (11.05.13).
32
Wolfgang Nentwig: Humanökologie. Berlin, Heidelberg 2005, S. 121.
33
Christine Leeb: Absatzmanagement für Aufzuchtferkel. In: Gerold Rahmann, Ulrich Schumacher
(Hrsg.): Praxis trifft Forschung. Neues aus der ökologischen Tierhaltung 2008, Braunschweig, 2008,
S. 69-73. Theresa Hameister, Birger Puppe, Margret Tuchscherer, Ellen Kanitz: Einfluss des
Absetzalters von Ferkeln auf Verhaltensbiologische und physiologische Reaktionen – eine
Literaturübersicht. In: Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 123, Heft ½ (2010), S. 1119.
34
R. Bussemas, F. Weißmann, Institut für ökologischen Landbau Trenthorst: Verlängerte Säugezeit
bei Sauen. O.J.:
http://www.bioland.de/fileadmin/bioland/file/aktuelles/fachtagung/tagungsbericht_schweinetagung%20
2007/Readerbeitrag_Bussemas.pdf (22.08.09). Friedhelm Jaeger: Das Projekt „intakter
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Die meist bewegungsarme, strohlose Haltung verkürzt auch die "Nutzungsdauer" der
Sauen, die heute im Durchschnitt unter zwei Jahren liegt. Krankheiten oder
mangelnde Fruchtbarkeit sind die Begründung dafür, dass die Betriebe heute jedes
Jahr rund 40 Prozent ihres Sauenbestandes "erneuern".35
Weiterhin sind weltweit "Ferkelschutzkörbe" üblich: Eisenkäfige, in denen die Sauen
nur aufstehen oder sich hinlegen, sich aber nicht umdrehen können.36 Ihr
Nestbaubedürfnis kann die Sau nicht ausleben, von natürlichen Bewegungsabläufen
ganz zu schweigen. Ihre Ferkel kann die Sau nach der Geburt im "Ferkelschutzkorb"
nur dann beschnuppern, um Kontakt mit ihnen aufzubauen, wenn sie zu ihr in den
Kopfbereich gelaufen kommen, wo es ihnen aber in der Regel zu kalt ist (Sauen ist
es ab 19 Grad zu warm, Ferkel brauchen 38 Grad). Da die Sau die Fixiereinrichtung
auch nicht zum Kot- und Urinabsetzen verlassen kann, liegt sie in ihren eigenen
Ausscheidungen. Auch die Ferkel können ihre angeborenen Verhaltensweisen in
diesen Abferkelbuchten nicht ausreichend ausleben und Sozialkontakte nicht
entwickeln.37
Solche Fixiereinrichtungen sollen die Zahl der Ferkelverluste vermindern. Ferkel
können von der Sau erdrückt werden, wenn diese sich hinlegt. Dies geschieht jedoch
in einer artgerechten Umgebung nicht häufiger als in einem "Ferkelschutzkorb" –
eine wissenschaftlich erwiesene Tatsache, die schon seit vielen Jahren bekannt ist
und der durch die Entwicklung verschiedener Alternativsysteme bereits Rechnung
getragen wurde.38 Untersuchungen haben auch gezeigt, dass die Gesamtzahl der
Ferkelverluste (ca. 14 Prozent)39 mit und ohne Ferkelschutzkorb gleich bleibt,
möglicherweise, weil lebensschwache Ferkel ohnehin aus dem einen oder anderen
Grund (Erdrücken, Totbeißen, Krankheiten) frühzeitig sterben.40 In der Schweiz
verzichten die meisten Sauenhalter auf Abferkelkäfige und haben gute Erfahrungen
mit
der
"freien
Abferkelung"
gemacht.
Der
Mythos,
dies
brächte
Ringelschwanz“ beim Schwein – stehen wir vor dem Durchbruch? Tierärztliche Umschau, Terra
Verlag, 68. Jahrgang · Januar/Februar 2013, S. 3 – 11
(http://www.provieh.de/downloads_provieh/Jaeger-Projekt%20intakter%20Ringelschwanz.pdf).
35
http://www.landwirt.com/schweineberichte/Zuchtsauenselektion,1,Remontierungsrate-sollte-etwabei-40--liegen.html (11.05.13).
36
Bilder von Abferkelbuchten mit "Ferkelschutzkörben" finden Sie hier:
http://www.dlg.org/stall.html#Aufstall_schw (22.08.09).
http://www.rentenbank.de/cms/dokumente/10011465_262637/2be9400b/Rentenbank_Schriftenreihe_
Band17_.pdfS. 79 (22.08.09).
37
Thomas Richter (Hrsg.): Krankheitsursache Haltung. Beurteilung von Nutztierställen – Ein
tierärztlicher Leitfaden. Enke Verlag, Stuttgart 2006; S. 138.
38
Z. B. http://www.agroscope.admin.ch/data/publikationen/FAT_Bericht_452_D.pdf (09.10.11).
39
Mary-Ann Sommer: Epidemiologische Untersuchungen zur Tiergesundheit in
Schweinezuchtbeständen unter besonderer Berücksichtigung von Managementfaktoren und des
Einsatzes von Antibiotika und Homöopathika. Hannover 2009: http://elib.tihohannover.de/dissertations/sommerm_ws09.pdf, S. 27 (25.10.12).
40
Roland Weber, Nina Maria Keil, Max Fehr, René Horat: Kann die Haltung von abferkelnden Sauen
in Kastenständen mit einer Reduktion der Ferkelverluste begründet werden? In: Kuratorium für
Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft, Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft (Hrsg.):
Aktuelle Arbeiten zur artgemäßen Tierhaltung, Darmstadt 2005, S. 31-39.
Johannes Baumgartner, Doris Verhovsek, Josef Troxler: Verhalten, haltungsbedingte Schäden und
biologische Leistungen von Sauen in drei Typen von Abferkelbuchten. In: Kuratorium für Technik und
Bauwesen in der Landwirtschaft, Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft (Hrsg.): Aktuelle
Arbeiten zur artgemäßen Tierhaltung, Darmstadt 2005, S. 265-273.
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Arbeitsschutzprobleme mit sich, weil die laktierenden Sauen aggressiv seien und die
Betreuer angriffen, wird von Schweizer Sauenhaltern widerlegt.41
Ähnliche Haltungsvorrichtungen, sogenannte Kastenstände, erleichtern auch die
künstliche Besamung. Sie sind meist noch etwas enger als die "Ferkelschutzkörbe".
Seit Beginn 2013 ist es verboten, die Sauen dauerhaft (also 365 Tage im Jahr) in
solchen Fixiereinrichtungen zu halten. Für "einen Zeitraum, der 4 Wochen nach dem
Decken beginnt und 1 Woche vor der letzten Woche vor dem voraussichtlichen
Abferkeltermin endet", sind die Sauen in Gruppen zu halten.42
Faktisch stehen die Sauen damit allerdings noch immer fast das halbe Jahr in einer
solchen Fixiereinrichtung, da der Zeitraum des Deckens, also der künstlichen
Besamung, sich über einige Wochen erstrecken kann (Trockenstehen, Besamen,
Erfolgskontrolle, evtl. Nachbesamen) und sie zum Abferkeln ebenfalls bis zu fünf
Wochen in einer Fixiereinrichtung gehalten werden. Für die Umsetzung dieser
Vorschrift gab es zwölf Jahre Übergangszeit. Dennoch wurden zu Beginn des Jahres
2013 in Deutschland, Belgien, Frankreich, Griechenland, Irland, Polen, Portugal und
Zypern noch immer in vielen Betrieben die Sauen ganzjährig fixiert gehalten. Die
Europäische Kommission hat deswegen ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die
genannten Länder eingeleitet.43
Verstümmelungen, Verhaltensstörungen
Die Ferkel bekommen in der ersten Lebenswoche ohne Betäubung den Schwanz
abgeschnitten und die Eckzähne abgeschliffen.44 Diese Maßnahmen dienen der
Anpassung des Tiers an das Haltungssystem: Die Schwänze werden kupiert, da sie
sonst zum Beschäftigungsobjekt für andere Schweine werden und dabei verletzt und
zu einem möglichen Einfallstor für Keime in den Körper werden können.
Schweine entwickeln in der Intensivtierhaltung oft Stereotypien, Störungen im
Sozialverhalten und Neurosen wie zum Beispiel das gegenseitige Schwanzbeißen
oder das Ohrenbeißen. Diese werden unter anderem als Ersatzhandlungen aufgrund
der Einschränkung natürlicher Bedürfnisse (z.B. Wühlen, Stöbern, Kauen) erklärt, die
durch mangelndes Sozialleben, Erkrankungen und weitere Faktoren verstärkt
werden können.45 Einer neueren Studie zufolge setzt das Problem des
41
http://www.raumberggumpenstein.at/c/index.php?option=com_docman&task=doc_download&gid=5412&Itemid=100054
(11.05.13).
42
http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2001:316:0001:0004:DE:PDF
(08.03.2013); http://www.lkstmk.at/?+Gruppenhaltung+von+Sauen++ndash++Ende+der+UEbergangsfrist+&id=2500%2C173357
0%2C%2C%2C (08.03.2013).
43
http://ec.europa.eu/deutschland/press/pr_releases/11177_de.htm (19.04.13).
https://www.landwirtschaft-bw.info/servlet/PB/show/1373431/index.pdf (19.04.13).
44
Thomas Richter (Hrsg.): Krankheitsursache Haltung. Beurteilung von Nutztierställen – Ein
tierärztlicher Leitfaden. Enke Verlag, Stuttgart 2006; S. 140.
http://www.efsa.europa.eu/en/supporting/doc/178e.pdf, S. 31f (09.10.11).
45
http://www.diss.fu-berlin.de/diss/receive/FUDISS_thesis_000000003024 (22.08.09).
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Schwanzbeißens jedoch nicht erst in der Mast, sondern schon im Ferkelalter von ein:
Durch ein Fütterungs- und Tränkemanagement, das nicht ausreichend auf die
Bedürfnisse der Ferkel eingeht, können Endotoxine im Darm der Ferkel ein
Krankheitsgeschehen auslösen, das die Durchblutung in Schwanz und Ohren stört
und schließlich zum Absterben eines Teils des Schwanzes führt, was mit Schmerzen
und Juckreiz verbunden ist. Die Ferkel empfinden das Beknabbern des Schwanzes
durch ihre Artgenossen als Erleichterung des Juckreizes und provozieren es daher.
Schätzungsweise 60 Prozent der unkupierten Ferkel sind in konventioneller Haltung
davon betroffen, wenn die Schwänze einfach nicht kupiert werden, die
Haltungsbedingungen aber nicht entsprechend verbessert werden.46
Das Abschleifen der Eckzähne soll gegenseitige Verletzungen und eine Verletzung
der Mutter am Gesäuge verhindern. Allerdings hat die Kürzung der Zähne nur
geringe Auswirkungen auf den Gesäugezustand und auch auf die Entwicklung der
Würfe. Es führt zwar zu einer Verringerung der Verletzungen der Ferkel, diese wird
aber mit zum Teil massiven Schädigungen der Zähne erkauft.47
Zurzeit werden Ferkel auch noch ohne Betäubung kastriert – hier ist jedoch in den
nächsten Jahren Besserung zu erwarten. Bei der Diskussion, ob eine
Betäubungspflicht bei der Kastration eingeführt werden oder die Kastration
zugunsten der Ebermast abgeschafft werden sollte, ist zu bedenken, dass sich im
Nachhinein kaum nachweisen lässt, ob ein Ferkel bei der Kastration (ausreichend)
betäubt wurde oder nicht.
Die hier beschriebenen Verstümmelungen sind auch in der ökologischen
Landwirtschaft nicht verboten, sollen dort aber "so gering wie möglich" gehalten
werden. 48
Durch Futter mit hohem Energie- und Nährstoffgehalt bleibt das Sättigungsgefühl
mangels Ballaststoffen aus. Auch dauert die Nährstoffaufnahme nicht lange, so dass
dabei die arttypische Futtersuche und –aufnahme nicht durchgeführt werden kann.
Ersatzweise kommt es zu Verhaltensstörungen wie Stangenbeißen und Leerkauen,
http://www.landwirtschaft-mlr.badenwuerttemberg.de/servlet/PB/show/1206803/mlr_Forschungsbericht%20Bewertung%20Schweinemast
verfahren%20-%20MLR%20Stand%20Mrz%202007.pdf (22.08.09). http://www.diss.fuberlin.de/diss/servlets/MCRFileNodeServlet/FUDISS_derivate_000000003024/05_vbhs.pdf;jsessionid
=D02B4F7D11AFED5BA5BBB8669B2A545F?hosts= (08.11.09). Kevin J. Stafford: Tail biting: An
important and undesirable behaviour of growing pigs. In: The Veterinary Journal 186 (2010), 131-132.
https://www.landwirtschaftbw.info/servlet/PB/show/1306904_l1/LSZ_Literaturauswertung_Schwanzbei%C3%9Fen.pdf
(09.03.2013).
46
Friedhelm Jaeger: Das Projekt „intakter Ringelschwanz“ beim Schwein – stehen wir vor dem
Durchbruch? Tierärztliche Umschau, Terra Verlag, 68. Jahrgang · Januar/Februar 2013, S. 3 – 11
(http://www.provieh.de/downloads_provieh/Jaeger-Projekt%20intakter%20Ringelschwanz.pdf).
47
M. Gallois, Y. Le Cozler, A. Prumier: Influence of tooth resection in piglets on welfare and
performance. In: Preventive Veterinary Medicine, Nr. 69, 2005, S. 13-23. Daniel M. Weary, Lee Niel,
Frances C. Flower, David Fraser: Identifying and preventing pain in animals. In: Applied Animal
Behaviour Science Nr. 100, 2006, S. 64-76, S. 71.
48
http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2007:189:0001:0023:DE:PDF
(22.08.09).
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gerade bei Muttersauen, deren Futterzufuhr beschränkt wird, weil sie nicht so schnell
zunehmen sollen wie Mastschweine.49
Zu den Verhaltensstörungen und emotionalen Belastungen durch die nicht
bedürfnisgerechte Umgebung kommen Kreislaufschwäche, Gelenk- und
Muskelkrankheiten, Haut- und Klauenverletzungen. Todesfälle durch die
Belastungen bei Zucht, Mast und Transport sind wirtschaftlich einkalkuliert.50
Mit zehn Wochen wiegen die jungen Schweine bereits rund 25 Kilo. Sie werden dann
– zum Teil über lange Strecken - in die Mastbetriebe transportiert. Zucht und Mast
finden oft auf verschiedenen Betrieben statt, wobei die Betriebe weit über Europa
und sogar darüber hinaus verstreut liegen.
Umwelt
Seit
Jahren
bauen
niederländische
Investoren
von
industriellen
Massentierhaltungsanlagen gern in Deutschland, da sie in Holland noch mindestens
bis 2015 für jeden Mastplatz eine Verschmutzungsgebühr zahlen müssen, während
man in Deutschland die Umwelt umsonst verschmutzen darf.51 Unter Inkaufnahme
erheblicher Seuchenverbreitungsgefahr und unter hohem Treibstoffverbrauch für
LKW-Transporte wird die Gülle aus solchen Ställen zu Biogasanlagen fahren, wo
daraus sogenannter "Ökostrom" hergestellt wird52, oder sie wird über weite Strecken
auf häufig überladenen LKWs zu Feldern gefahren, auf denen die Gülle ausgebracht
wird – fast unkontrolliert.53
Verbesserungsvorschläge
49
kurzfristig: Anwendung des Verbots des routinemäßigen Schwanzkupierens
kurzfristig: Gebot von ausreichend Heu oder Stroh als Beschäftigungsmaterial
(nicht nur als Einstreu)
Thomas Richter (Hrsg.): Krankheitsursache Haltung. Beurteilung von Nutztierställen – Ein
tierärztlicher Leitfaden. Enke Verlag, Stuttgart 2006; S. 113. Nina R. Taylor, David C.J. Main, Mike
Mendl, Sandra Edwards: Tail-biting: A new perspective. In: The Veterinary Journal 186 (2010), 137147.
50
ARD-Brisant Video von Schweinehaltung: http://www.youtube.com/watch?v=lkbQCS7tmj0.
51
http://www.varkensrechten.nu/ (22.08.09). http://www.landwirtschaft-mlr.badenwuerttemberg.de/servlet/PB/show/1238365_l1/LSZ_Was%20machen%20die%20Holl%C3%A4nder%
20anders?pdf (04.10.09). http://www.landwirtschaft-mlr.badenwuerttemberg.de/servlet/PB/show/1225119_l1/LSZ_%20Exkursion_%20Niederlande.pdf (30.12.09).
http://www.topagrar.com/news/Schwein-News-Holland-Kein-Interesse-an-Produktionsrechten867770.html (25.10.12).
52
http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/publikationen/energie/20080200_energie_eeg_hintergrund.p
df (22.08.09).
http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/publikationen/landwirtschaft/20060300_landwirtschaft_boom_
massentierhaltung_studie_kurzfassung.pdf (22.08.09).
http://www.landundforst.de/index.php?redid=220193 (22.08.09).
53
http://www.proplanta.de/Agrar-Nachrichten/Umwelt/AbL-enthuellt-unkontrollierte-Trockenkot-undGuelle-Flut-aus-Agrarfabriken_article1330928536.html
(16.03.12);http://www.noz.de/lokales/61159075/zu-wenig-land-fuer-den-duenger (16.03.12).
http://www.taz.de/!94987/ (21.04.13).
Informationspapier Schweine – aktueller Stand: 11.05.13
© PROVIEH – VgtM e.V.
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-
kurzfristig: Biogas aus Gülle aus Massentierhaltung dem konventionellen
Strom zurechnen
-
kurzfristig: Einhaltung der Säugezeit von 28 Tagen
mittelfristig: Verbot der Ferkelschutzkörbe und Kastenstände in der
Sauenhaltung
mittelfristig: Durchsetzung der vorhandenen Vorschriften zur Spaltenbreite von
Spaltenböden
mittelfristig: Vorschrift ausreichend großer Platzangebote, die eine Trennung
von Kot-, Fress-, Aktivitäts- und Liegebereichen ermöglichen
mittelfristig: Änderung der Zuchtziele zu weniger Wachstum und
Muskelbildung für mehr Tiergerechtheit
-
langfristig: Freilandhaltung in Familiengruppen mit Hütten und Suhlen
Irene Wiegand
Erstellungsdatum: Oktober 2009
Letzte Aktualisierung: 11. Mai 2013