PDF barrierefrei, 4,2 MB - Bundesministerium für Umwelt
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Gebaute Nachhaltigkeit Der Berliner Dienstsitz des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Inhalt Impressum Herausgeber Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) Referat Öffentlichkeitsarbeit • 11055 Berlin E-Mail: [email protected] • Internet: www.bmub.bund.de Text Journalistenbüro Ecoscript, Falk Jaeger Redaktion Kerstin Brümmer, Frank Cremer, Horst Grothues, Jürgen Schulz, Reinhold Weigand (BMUB) Fachliche Prüfung Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) Gestaltung KONZEPTREICH Medienstrategien GmbH, München Grafik: Viktoria Brückl, Saskia Renner Druck Körner Premium GmbH, Sindelfingen Stand November 2014 2. aktualisierte Auflage 10.000 Exemplare Bestellung dieser Publikation Publikationsversand der Bundesregierung Postfach 48 10 09 • 18132 Rostock Tel.: 030 / 18 272 272 1 • Fax: 030 / 18 10 272 272 1 E-Mail: [email protected] Internet: www.bmub.bund.de/bestellformular Hinweis Diese Publikation ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit. Sie wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt. Gedruckt auf Recyclingpapier. Vorwort 5 Das Projekt 6 Neuer Dienstsitz am historischen Ort Zahlen, Daten, Fakten Umwelt und Energie 10 Ein nachhaltiges Musterhaus Bau eines Passivhauses – die große Herausforderung • Monitoring: von der Theorie zur Praxis • Nachhaltiges Energiemanagement: Wärme, Licht und Luft • Teil des Konzepts: kluges Nutzerverhalten • Ökobilanzen: die richtigen Baumaterialien einsetzen • Schwarze Klebermasse und Altölfunde • Behaglichkeit durch Wände aus Lehm Bundes-Energiebeauftragter Uwe Römmling im Interview: „Wir konnten das Haus doch nicht drehen“ Geschichte 24 Das alte Regierungsviertel Der Reichstag – prächtig und kolossal • Vom Führerbalkon zur neuen Reichskanzlei: Der NS-Staat bezieht Quartier • Schutt und Asche – große Verluste im Krieg • DDR-Regierung nutzt Restbestände • Die Bundesregierung im alten Regierungsviertel Bewegtes Schicksal eines Hauses Der Kaiser rügt den Architekten • Ein offenes Haus • Erste Umbauten und Kriegszerstörung • Im Niemandsland der geteilten Stadt Architektur 32 Spannungsreiches Spiel von Alt und Neu Historische Schichten des Bauplatzes • Kunstvagabunden im Niemandsland • Wettbewerb der Architekten • Der siegreiche Entwurf • Das Besucherzentrum • Zwei überdachte Höfe schaffen neuen Raum • Denkmalpflege: Interpretation und Original • Die historische Halle Architekt Jürgen Pleuser im Interview: „Das Bauwerk ist unverwechselbar“ Kunst am Bau Vorhang auf für Farbe und Form 43 Liebe Leserinnen und Leser, im Jahr 2011 ist das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) in seinen neuen Berliner Dienstsitz in die Stresemannstraße gezogen, direkt an den Potsdamer Platz. Dieses Gebäude ist in mehrerlei Hinsicht bemerkenswert: Als erste Bundesbehörde überhaupt arbeiten wir in einem Niedrigenergie- und Passivhaus – und das mitten in der Innenstadt von Berlin. Die besondere Herausforderung bestand darin, den Altbau, der einst dem preußischen Landwirtschaftsministerium diente, mit einem Neubau zu erweitern, dabei ökologisch vorbildliche Konzepte in einem historischen Kontext zu verwirklichen und gleichzeitig höchsten Ansprüchen an Gestaltung, Funktionalität und Wirtschaftlichkeit gerecht zu werden. Entstanden ist ein Modellprojekt für modernes, das heißt ökologisch nachhaltiges und innovatives Bauen. Was zunächst vor allem unter Aspekten des Umwelt- und Klimaschutzes fortschrittlich war, hat heute eine doppelte 12 Bedeutung: Seit Ende 2013 ist das BMUB neben dem Umweltauch für den Baubereich zuständig. Der Berliner Dienstsitz des Ministeriums jedoch war bereits vor Jahren ein Pilotprojekt für die intelligente Verknüpfung von Umwelt- und Baupolitik – und steht damit beispielhaft für die aktuellen Aufgaben des Hauses. Das Gebäude hat noch in einer weiteren Hinsicht Symbolcharakter für die Arbeit des Ministeriums: Der Altbau, sorgfältig restauriert und generalsaniert, integriert jüngere deutsche Geschichte auf architektonische Weise. Er präsentiert Teile der Berliner Mauer, und er verbindet Alt und Neu im zweifachen Sinn nachhaltig: umweltbewusst bei gleichzeitiger Bewahrung der alten Bausubstanz. Mein Dank gilt allen, die dieses Projekt planerisch, aber auch handwerklich umgesetzt haben. Diese Broschüre führt Sie durch den Alt- und Neubau in der Stresemannstraße – einem Haus mit einer besonderen Geschichte im Herzen Berlins. Dr. Barbara Hendricks Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Vorwort 5 Das Projekt Neuer Dienstsitz am historischen Ort Der schillernde Stadtraum um den Potsdamer und den Leipziger Platz, der sich zum Zentrum der neuen alten Hauptstadt Berlin entwickelt hat, ist um eine Attraktion reicher. Im Juni 2011 hat das damalige Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), heute Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), seinen neuen Berliner Dienstsitz in der Stresemannstraße bezogen. An diesem prominenten Ort, der mehr als 100 Jahre turbulenter deutscher Geschichte spiegelt, ist ein einzigartiges Ensemble entstanden: ein Ministerialgebäude aus dem Altbau-Denkmal des ehemaligen preußischen Landwirtschaftsministeriums und aus einem ökologisch ambitionierten, modernen Neubau. Teile der Berliner Mauer gehören zum architektonischen Konzept und bleiben als Zeugnis unserer jüngeren Geschichte dauerhaft erhalten – zugleich Mahnmal und Symbol des friedlichen Neuanfangs. 1999 eines der wenigen Ressorts, das noch keine eigene Liegenschaft besaß. Mit dem neuen Gebäude in der Stresemannstraße wurde hier Abhilfe geschaffen. Aufgrund des neuen Ministeriumszuschnitts seit Ende 2013 und der gewachsenen Zahl an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werden weitere Bauten in der Köthener Straße und in der Krausenstraße genutzt. Die zentrale Lage nahe dem Potsdamer Platz schafft bei den Berliner Dienstgebäuden kurze Wege zu Parlament, Bundesrat, anderen Ministerien und vielen Landesvertretungen. Mit dem Umzug in die Stresemannstraße bezog das Bundesumweltministerium in Berlin erstmals ein eigenes Haus. Das Ministerium hat seit seiner Gründung 1986 eine lange Geschichte der Übergangslösungen hinter sich. In Bonn waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeitweise auf ein ganzes Dutzend verschiedener Gebäude verteilt, bevor sie im Jahr 2002 in das ehemalige Postministerium am Robert-Schuman-Platz einzogen. Und in Berlin blieb das Umweltministerium nach dem Umzug von Parlament und Teilen der Bundesregierung im Jahr Ein Jahrhundert zuvor: der Potsdamer Platz 1919 von Norden aus gesehen. Hinter dem Leipziger Platz (links im Bild) verläuft die heutige Stresemannstraße, früher Königgrätzer Straße (siehe Karte Seite 24) 12 Kombiniert Geschichte mit ambitioniertem ökologischen Anspruch: das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Das Projekt 7 Zahlen, Daten, Fakten Die Ausgangssituation: Altbau mit Mauerrest in der Stresemannstraße (2005) Bauprojekt: Stresemannstraße 128-130 Bauherr: Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (heute Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit), vertreten durch Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung Wechsel des Hausherrn Das neue Dienstgebäude in der Stresemannstraße war ursprünglich für das Bundesministerium für Gesundheit geplant. Nach Umstrukturierungen innerhalb der Bundesregierung und einer Zusammenlegung des Gesundheitsministeriums mit Teilen des Arbeits- und Sozialministeriums im Herbst 2002 erwies sich aber das in einem Mietgebäude am Alexanderplatz unzureichend untergebrachte Bundesumweltministerium (BMUB) als idealer Nutzer. Die Entscheidung, den Hausherrn an der Stresemannstraße zu wechseln, fiel gerade noch rechtzeitig, mitten in den Jurysitzungen des Architektenwettbewerbs. So konnte für das BMUB ein reizvolles Projekt in Angriff genommen werden. Der Altbau wurde ökologisch generalsaniert. Und der sechsgeschossige Neubau im Herzen Berlins wurde als erstes Dienstgebäude überhaupt nach Passivhaus-Standard errichtet. Die sechsjährige Bauphase war, passend zur Geschichte des Standorts, ziemlich aufregend. Im Mai 2005 fiel der Startschuss, nachdem die Architekten Jürgen Pleuser, Enno Maass und Almut Geier im September 2002 den Wettbewerb gewonnen hatten. Ihr Entwurf versprach eine optimale Synthese zwischen Alt und Neu, zwischen denkmalgeschützter Bausubstanz und einer eindrucksvollen zeitgenössischen Architektur. Als ein im Wortsinne großes Hindernis erwies sich bald ein gewaltiger Bunker aus Kriegstagen, dessen meterdicker Eisenbeton – den Altbau schonend – abgetragen werden musste. 8 Das Projekt Architekten: Jürgen Pleuser, Enno Maass, Almut Geier Grundstücksgröße: 5.389 Quadratmeter Geschossfläche: 16.630 Quadratmeter Hauptnutzfläche: 8.483 Quadratmeter Arbeitsplätze: 305 Der Blick auf die Mauerreste Ein anderes steinernes Zeugnis der Geschichte waren Reste der Hinterlandmauer. Das Gebäude stand bis zur Wende, als einsamer Zeuge der Vorkriegsbebauung, mitten auf dem Grenzstreifen. Die Mauerreste wurden während der Bauarbeiten sorgfältig abgetragen, zwischengelagert und dann am Originalstandort nahezu vollzählig in den Neubau integriert. Damit bleiben die nach der Wende bunt bemalten Betonsegmente für die Öffentlichkeit sichtbar und zugänglich: Sie sind Teil der Informations- und Ausstellungsräume des Ministeriums – und durch die große Glasfassade auch von Weitem leicht zu erkennen. Auch der Altbau wurde architektonisch aufgewertet. Das im Krieg verlorene Steildach ist wieder aufgesetzt, die eindrucksvollen Schmuckelemente im Inneren wurden sorgsam restauriert. So ist der neue Dienstsitz ein Vorbild für umweltfreundliches Bauen, zugleich aber auch ein Geschichte atmender Gesamtorganismus und ein städtebaulich attraktiver Bestandteil der neuen Mitte. Wettbewerb: September 2002 Baubeginn: Mai 2005 Bezug: Juni 2011 Fertigstellung: Herbst 2011 Baukosten: 67,4 Millionen Euro Konzeption Umwelttechnik und Nachhaltigkeit: Dr. Uwe Römmling Tragwerksplaner: Wetzel & von Seht, Hamburg/Berlin Projektsteuerung: Arcadis, Darmstadt Gebäudetechnik: Hyder Consulting, Berlin; GT-Plan, Berlin Beleuchtungsplanung: Licht Kunst Licht, Bonn/Berlin Bauphysik, Brandschutz: Müller-BBM, Berlin Raumakustik: Hans-Peter Tennhardt, Berlin Baugrundgutachten: GuD Consult, Berlin Gebäudevermessung: Rek, Schwenk, Partner, Berlin Blower-Door-Messungen: Dr. Manfred Flohrer, Berlin Passivhaus-Zertifikat: ZEBAU – Zentrum für Energie, Bauen, Architektur und Umwelt, Hamburg Prüfstatiker: Zoega, Berlin Ökologische Bauberatung: Gesellschaft für ökologische Bautechnik, Berlin Die städtebauliche Lage: Modell mit der Stresemannstraße im Vordergrund Pflichtenheft: Berliner Energieagentur Auszeichnungen: Europäischer Architekturpreis Energie + Architektur, Auszeichnung (2012); BDA-Preis Berlin, Publikumspreis (2012) Das Projekt 9 Blick auf die Ostfassade: Die dreifach verglasten Fenster sind aus Eiche, ganz historisches Vorbild und zugleich der Nachhaltigkeit verpflichtet Das Pflichtenheft Das 40 Seiten starke Pflichtenheft hat vor allem die Ökobilanz des Gebäudes, aber auch die Kosten und das Wohlbefinden der Nutzerinnen und Nutzer im Blick. Die Empfehlungen beziehen sich auf effizienten Energieeinsatz, aber auch auf das verwendete Material: „Nachwachsende Rohstoffe sind grundsätzlich zu bevorzugen.“ Oder sie geben konstruktive Hinweise: „Beim Entwurf der Geschosshöhen ist zu berücksichtigen, dass keine Vorfestlegung auf Kunstharzbeschichtungen und -dichtungen in Tiefgaragen, Untergeschossen und Sanitärbereichen erfolgt.“ Umwelt und Energie Ein nachhaltiges Musterhaus Die Ansprüche beim Bau des neuen Dienstgebäudes des Bundesumweltministeriums (BMUB) in der Stresemannstraße waren von Anfang an sehr ambitioniert. Der neue Dienstsitz sollte hinsichtlich Energiemanagement und Ressourcenverbrauch, aber auch beim Einsatz umweltfreundlicher Baumaterialien, bei Emissionen, Beleuchtung, Wasser und Abwasser vorbildlich sein. Gleichzeitig galt es, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Ministeriums gesunde und behagliche Büroräume bereitzustellen. Wichtige Planungsgrundlage war dabei der „Leitfaden Nachhaltiges Bauen“ der Bundesregierung, mit dem der ganzheitliche Planungsansatz beispielgebend umgesetzt werden sollte. Oberste Wächter beim energiesparenden Bauen waren der langjährige Energiebeauftragte der Bundesregierung, Uwe Römmling, und sein Nachfolger Olaf Böttcher. Römmling hatte nach dem Hauptstadt-Umzug gen Berlin für alle Bundesbauten Manche Empfehlungen lassen sich leicht realisieren oder sind schon architektonischer Standard: „Die Grundrisse sind so anzuordnen, dass zentrale Versorgungs- und Abwasserleitungen mit kurzen Leitungen möglich werden.“ Andere sind nicht einfach zu verwirklichen: „Bei der Vergabe von Bauleistungen sollte der Leistungsvergleich Vorrang vor dem Kostenvergleich haben.“ Die ökologische Zielsetzung muss aber immer bautechnisch und ökonomisch abgewogen werden. Wünschenswert wäre zum Beispiel die Verwendung von Dämmmaterial aus nachwachsenden Rohstoffen. Wegen der besseren Haltbarkeit, des Brandschutzes und weitaus geringerer Kosten wurde jedoch die altbekannte Steinwolle favorisiert. einheitliche Anforderungen gestellt. An seinen Eckwerten für Energieverbrauch, Heizungs- und Kühlanlagen müssen sich Architekten und Planer orientieren. Für das Bundesumweltministerium hat man diese Messlatte nun allerdings sehr viel höher gelegt. Eigens wurde ein noch strengeres Pflichtenheft ausgearbeitet mit Direktiven und Empfehlungen, die deutlich über die normalen Standards für Regierungsbauten hinausgehen. Dieses Pflichtenheft, das von den energetischen Anforderungen über die Bauökologie bis zur Raumakustik und Arbeitsplatzqualität gezielte Vorgaben macht, wurde zum ständigen Begleiter für Planer, Architekten und Handwerker (siehe Infokasten). Umwelt und Energie 11 Bau eines Passivhauses – die große Herausforderung Besonders ehrgeizig war das Ziel, für den Neubauteil des Gebäudes den Passivhaus-Standard zu erreichen. Er begrenzt den Heizwärmebedarf auf 15 Kilowattstunden, das entspricht etwa eineinhalb Litern Heizöl pro Quadratmeter und Jahr. Zum Vergleich: Bei Altbauten liegt dieser Wert häufig bei mehr als 150 Kilowattstunden – das ist die zehnfache Menge. Der gesamte jährliche Primärenergiebedarf für Heizung, Warmwasserbereitung, Lüftung und alle Stromanwendungen zusammen darf bei einem Passivhaus nicht mehr als jährlich 120 Kilowattstunden pro Quadratmeter betragen. Hier sollten es sogar nur 100 Kilowattstunden sein. An die Luftdichtheit des Gebäudes werden höchste Anforderungen gestellt. Das Ziel, den Passivhaus-Standard zu erreichen, erwies sich als eine sehr ehrgeizige Herausforderung. Das große Problem dabei: Die bei Passivhäusern normalerweise erhoffte Wärmezufuhr durch die Sonne lässt sich in einer engen, verschatteten Innenstadt wie Berlin nicht realisieren. Umso mehr musste auf andere Faktoren geachtet werden: vor allem auf eine hohe Wärmedämmung, aber auch auf Luftdichtheit und auf die bedarfsgerechte Lüftung mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung. Auch um den Strombedarf – zum Beispiel für Beleuchtung, Lüftung und Bürotechnik – zu minimieren, wurden große Anstrengungen unternommen. Monitoring: von der Theorie zur Praxis Zur Überprüfung der angestrebten Gebäudeeigenschaften werden Häuser in Passivhaus-Bauweise von Experten zertifiziert. Auch beim neuen Dienstsitz des Bundesumweltministeriums wurde ein aufwendiges Evaluationsverfahren angestrengt. Lohn der Mühen war das Zertifikat „qualitätsgeprüftes Passivhaus“, das die Hamburger ZEBAU (Zentrum für Energie, Bauen, Architektur und Umwelt GmbH) Ende 2010 dem Neubau verliehen hat. Geprüft wurden dabei Planung und Bauweise sowie die zunächst noch theoretischen Leistungsdaten des Energiebedarfs und der Luftqualität, die sich im Betrieb des Gebäudes erst noch erweisen müssen. Ob die Werte tatsächlich erreicht werden, wird das Monitoring in den ersten Betriebsjahren zeigen. Dazu ist ein umfangreiches Messsystem eingebaut worden, das auf Steuerungsparameter der haustechnischen Anlagen zurückgreift, aber auch mit eigenen Sensoren arbeitet. Gemessen werden an rund 350 Punkten Temperatur, Feuchtigkeit, Volumenströme und Stromverbrauchswerte. Auch Stromkreise, Heiz- und Kühlkreisläufe, Schaltbefehle und Regelungszustände stehen unter permanenter Beobachtung. Die Messergebnisse werden in einem Monitoring-Programm analysiert, um die Systeme gegebenenfalls nachzusteuern. Eine Auswertung des Verbrauchs für das Monitoring ist erst seit dem Jahr 2013 möglich. Die Auswertung läuft bis 2015, dann wird das Projekt zunächst einmal abgeschlossen sein. Deckenheizung für die Büros: Sie tragen im Passivhaus zu Energieeinsparung und angenehmem Raumklima bei 12 Umwelt und Energie Umwelt und Energie 13 Nachhaltiges Energiemanagement: Wärme, Licht und Luft Bei der Energie- und Wärmeversorgung des neuen Bundesumweltministeriums wurden innovative Wege eingeschlagen und eine ganze Palette moderner Umwelttechnologien angewandt. Brennstoffzelle und Photovoltaik, Fernwärme und -kälte aus Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung, aber auch eine AbwasserwärmeRückgewinnung sind Bestandteile des ausgeklügelten Konzepts. Für den Bezug der Wärme- und Kälteenergie bot sich die benachbarte Energiezentrale für den Potsdamer Platz an. Deren Kapazität zu nutzen erwies sich als vernünftiger und nachhaltiger, als eine eigene Energiezentrale auf der Basis eines Blockheizkraftwerkes zu bauen. Im Pflichtenheft waren, neben dem angestrebten PassivhausStandard, unter anderem folgende Ziele festgelegt worden: sparsamer, effizienter Energieeinsatz bei einem gleichzeitig gesunden und behaglichen Raumklima angenehme Beleuchtung bei weitgehender Nutzung von Tageslicht Verzicht auf Warmwasser in Büroräumen und WC-Bereichen im Regelfall auch Verzicht auf maschinelle Kühlung Begrenzung des Stromverbrauchs auf unter 25 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr Verminderung des Heizenergiebedarfs im Altbau um mindestens 60 Prozent. Gerade der reduzierte Wärmebedarf für den Altbau erwies sich bei der Sanierung als hochgestecktes Ziel. Erreicht wurde dies hier durch ein ganzes Bündel an Maßnahmen. Zunächst ist der Einbau einer kompakten Wärmedämmung an zuvor ungedämmten Außenwänden zu nennen. Die Hauptfassade an der Stresemannstraße bereitete dabei einiges Kopfzerbrechen, weil man sich dem historischen Aussehen so weit wie möglich annähern wollte. Das aber war schwierig bei einer sechs Zentimeter dicken Dämmschicht aus Mineralwolle, die unter dem äußeren Putz liegt. Die rückwärtigen Fassaden, die noch weitgehend im Originalzustand waren, durften aus Gründen des Denkmalschutzes keine zusätzliche Wärmeschutzauflage bekommen. Hier wurde eine Innendämmung eingebaut – mit speziellen Dämmplatten aus Kalziumsilikat. Sie verhindern das bei einer Innendämmung häufig auftretende Problem der Tauwasserbildung. Schließlich wurde auch die Dachfläche aufwendig gedämmt: Sie erhielt eine 20 Zentimeter starke Dämmschicht aus Mineralwolle oder – im Bereich des Gründachs – mindestens 30 Zentimeter Styropor. Neben der Wärmedämmung minimiert eine DreischeibenIsolierverglasung mit hochwertiger Edelgasfüllung den Wärmeverlust der Eichenholzfenster. An ihrer Konstruktion war von Spezialisten lange getüftelt und experimentiert worden, denn es gab bis dato kein geeignetes Produkt auf dem Markt. Um die Lebensdauer und die Haltbarkeit zu erhöhen, bestehen die jetzt eingebauten Fensterprofile aus Vollholz – was keinesfalls marktüblich ist. Solarstrom selbst gemacht: Eine eigene Photovoltaik-Anlage liefert klimafreundlichen Strom 14 Umwelt und Energie Umwelt und Energie 15 Photovoltaik und Brennstoffzelle Auch bei der Energieerzeugung kommen moderne und nachhaltige Energietechniken zum Einsatz. Teilweise sind sie bewusst zu Demonstrationszwecken eingebaut worden. Auf dem Dach des Bundesumwelt- und -bauministeriums (BMUB) findet sich eine Photovoltaik-Anlage, obwohl dafür auf zwei Streifen beiderseits des Glasdachs wenig Platz blieb. Eine kleine Brennstoffzelle mit einem Kilowatt elektrischer Leistung (Strom) und 2,2 Kilowatt thermischer Leistung (Wärme), die einen stetigen Verbraucher benötigt, versorgt die Kantinenküche. Und auch bei der Mobilität setzt das Bundesumwelt- und -bauministerium auf Nachhaltigkeit: Neben Elektrofahrzeugen samt eigener Stromzapfsäule – ausschließlich durch Ökostrom gespeist – stehen für den schnellen Dienstweg in der Stadt auch Fahrräder zur Verfügung. Reizvolle Haube: Die Überdachung des Nordhofs spart Energie und schafft neuen Raum Schritt in die Unterwelt: Wärme aus Abwasser Grüner Pelz Biologie in der Stadt: Das neue Dienstgebäude des Bundesumweltministeriums bekam eine grüne Haube aufgesetzt. Die Flachdächer des Neubaus haben auf 1.360 Quadratmetern eine extensive Begrünung erhalten – ein kleiner, aber ökologisch funktionsreicher Lebensraum für Schmetterlinge, kleine Insekten und für die gute alte Fetthenne. Sedum ist ihr lateinischer Name, sie gehört zu den Dickblattgewächsen, ist sehr robust und gerade für dünnschichtige Grünaufbauten als Dachpflanze ideal geeignet. Intensive Sonneneinstrahlung und Trockenheit kann sie gut vertragen. Gründächer bilden kleine botanische Oasen, sie schlucken aber auch Schall, binden Feinstaub, filtern die Luft und sind ein zusätzlicher Dämmschutz. Nebenbei speichern sie auch noch Regenwasser – und sie tun auch der Großstadtseele gut. Robuste Pflanzen: Auf dem Dach des Neubaus wachsen Dickblattgewächse 16 Umwelt und Energie Immerhin 44 Kilowatt steuert eine innovative Wärmetauscheranlage bei, die ihre Fühler in den Abwasserkanal der Stresemannstraße streckt (siehe Foto Seite 21). Dem dort abgeführten Schmutzwasser wird Wärme entzogen, die sonst verloren ginge. Dieses Verfahren ist technisch anspruchsvoll. Man benötigt Wärmetauschkörper, die dem chemisch aggressiven Milieu standhalten und so konstruiert sind, dass sie die Abflussströmung nicht behindern. Naturgemäß können nur wenige Häuser einer Straße diese Energiequelle anzapfen. Überdachte Höfe sparen Energie Ein bedeutender Beitrag zur Energieeinsparung gelang mit der Verkleinerung der Außenhülle des Gebäudes, indem der Innenhof in ein gedecktes Atrium verwandelt wurde. Nur bei Bedarf, also bei Veranstaltungen, kann das Atrium durch eine Fußbodenheizung erwärmt werden, im normalen Alltag bildet es einen wirksamen Klimapuffer. Frischluft erhält es über einen Ringschacht mit entsprechendem Luftkanal von der Tiefgaragenrampe, die Abluft wird über das Dach abgeführt. Auch der zwischen Alt- und Neubau entstandene Nordhof wurde überdacht. Da er von offenen Gängen begleitet wird, die auch in der kalten Jahreszeit mindestens 15 Grad Lufttemperatur haben sollten, mussten sich Planer und Architekten etwas einfallen lassen. Sie nutzen den Nordhof jetzt zur Entlüftung des Hauses. In die mit Heiz-/Kühldecken ausgestatteten Büros des Neubaus wird Frischluft mit Überdruck eingebracht. Sie entweicht über die Flure in den Hof und wird an dessen Dach abgezogen. Effektive Wärmetauscher entziehen der Abluft die Energie. Weiterlesen auf Seite 21 Umwelt und Energie 17 „Wir konnten das Haus doch nicht drehen“ Der langjährige Energiebeauftragte der Bundesregierung, Uwe Römmling, über das ehrgeizige Umweltkonzept des neuen BMUB-Gebäudes Ein Dienstsitz des Bundesumweltministers sollte in Sachen Energie, Rohstoffe und Baumaterialien ein in Stein gegossenes Vorbild sein. Ist Ihnen das in der Stresemannstraße gelungen? Römmling: Davon bin ich fest überzeugt. Wir wollten ein modellhaftes Haus errichten, und wenn man sich das Ergebnis jetzt ansieht und ökologisch-ganzheitlich betrachtet, dann ist das ein wirklich beispielhaftes Gebäude – sowohl der Neubau als auch der Altbau. Energie-Passivhauses. Solch ein Passivhaus in innerstädtischer Lage zu bauen ist wirklich kompliziert. Wir befanden uns mitten in der Planung, als vor unserer Nase weitere Gebäude hochwuchsen und uns klar wurde, dass die Sonne das Haus nicht so bescheinen wird, wie wir es wünschten. Wir bekamen Verschattungsprobleme. Auch die Ausrichtung des Gebäudes war alles andere als optimal. Statt der gewünschten Südlage hatten wir eine Nordlage, und wir konnten das Haus ja nicht drehen. Welches waren die größten Probleme, die Sie bewältigen mussten? Der Neubau erreicht den Standard eines Und beim Altbau? Das war auch nicht einfach. Der Denkmalschutz hat strenge Auflagen gemacht, etwa Der ökologische Wächter: Uwe Römmling was die Fassade angeht. Auch im Inneren stießen wir auf einige Überraschungen: So mussten wir einen alten Bunker beseitigen, dessen Eisenbeton wir mühsam von Hand abgeräumt haben. Als erfahrener Energiefachmann betonen Sie immer wieder, dass die Motivation des Bauherrn, des Architekten und aller anderen Beteiligten entscheidend ist für den Erfolg. Sie brauchen den festen Willen des Bauherrn. Der darf auch dann nicht in die Knie gehen, wenn die Kosten steigen oder die Termine nicht zu halten sind. Dann werden nämlich in der Regel bei der Ökologie Überraschung im Untergrund: Bei der Ausschachtung des Neubaus mussten die Bautrupps verseuchten Boden mit Altöl-Rückständen abtragen (siehe Seite 23) 18 Umwelt und Energie Verschattungsprobleme: Die Energiezufuhr der Sonne wird von hohen Nachbargebäuden beeinträchtigt Umwelt und Energie 19 Fortsetzung von Seite 17 Wie durchlässig ist die Gebäudehülle: Fachleute messen Luftaustausch und -dichtheit mit dem Blower-Door-Test Abstriche gemacht. Diesmal blieb der Bauherr standfest. Die Zielrichtung war von Anfang an klar und sehr ambitioniert. Der Bauherr hat nicht nur gesagt, welches energetische Niveau er erreichen will, er hat auch Nachweisverfahren benannt. Dazu wird ein aufwendiges MonitoringSystem installiert, das in den ersten Betriebsjahren Stromverbrauch, Temperaturen und andere Parameter messen wird. Warum dieser Aufwand? Wir haben bei anderen Gebäuden die Erfahrung gemacht, dass in der Praxis nicht immer alles so gut funktioniert wie geplant. Technische Anlagen laufen nicht optimal, Bewohner und Nutzer verhalten sich anders als gedacht. Und man muss das Gebäude noch besser kennenlernen. Dazu dient das Monitoring. Ein ehrgeiziges Energieniveau auf dem Papier festschreiben, ist das eine. Dies in der Praxis auch umzusetzen, das ist die Herausforderung. Konnten Sie sich beim Projekt Stresemannstraße auf Erfahrungen anderer Ökohäuser stützen, etwa auf den Neubau des Umweltbundesamts? Sicher, davon haben wir profitiert. Aber wir sind in der Stresemannstraße viel weiter 2. 3. 20 Umwelt und Energie gegangen. Den Passivhaus-Standard haben wir bisher bei keinem Bundesbau erreicht. Das Umweltbundesamt ist ein Niedrigenergiehaus mit 30 Kilowattstunden für die Heizung, es verbraucht je Quadratmeter und Jahr etwa drei Liter Heizöl. Das Umweltministerium erreicht 15 Kilowattstunden. Auch beim Stromverbrauch ist die Stresemannstraße deutlich niedriger. Wie sieht die Kostenseite aus? Wird sich das Umweltkonzept des Hauses amortisieren? Eindeutig: ja. Denken Sie nur an die steigenden Energiepreise. Natürlich müssen wir auch bei einem solchen Vorzeigegebäude die Wirtschaftlichkeit gegenüber Bundesrechnungshof und Finanzministerium nachweisen. Das Problem dabei ist, dass viele positive Effekte des Gebäudes nicht so leicht in Euro und Cent umzurechnen sind. Klima- und Gesundheitsschutz, Ressourcenschonung, Schadstoffvermeidung – auf all diesen Feldern haben wir Gutes geleistet. Teil des Konzepts: kluges Nutzerverhalten Der Altbau wird mit normalen Heizkörpern konventionell beheizt und ohne weiteren Geräteaufwand über die Fenster natürlich be- und entlüftet. Ausnahmen bilden nur die klimatisierten Räume der Ministerin und der große Sitzungssaal im Dachgeschoss, der einen höheren Luftwechsel benötigt. Um den Wärmeverlust durch geöffnete Fenster in Grenzen zu halten, ist auch das umweltbewusste Nutzerverhalten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ministeriums gefragt. Eine individuelle Lüftung ist aber unumgänglich, denn der natürliche Luftwechsel durch Undichtigkeiten tauscht nur rund ein Zehntel der Luft pro Stunde aus, notwendig ist jedoch mindestens der dreifache Wert. Eine kontrollierte automatische Lüftung zu installieren wäre im Altbau unverhältnismäßig aufwendig gewesen, zumal die erforderlichen Räume und Schächte für die Luftkanalquerschnitte nicht vorhanden waren. Ökobilanzen: die richtigen Baumaterialien einsetzen Ein „nachhaltiges“ Gebäude muss nicht nur eine gute Energiebilanz aufweisen. Eine entscheidende Rolle spielen auch die Baumaterialien. Wie menschen- und umweltfreundlich sind sie, und wie viel Energie wurde eigentlich bei ihrer Herstellung verbraucht? Wie hoch ist ihr klimaschädigendes Potenzial? Und sind sie leicht zu entsorgen? Die Ökobilanzierung ist inzwischen ein umfangreiches Unterfangen, denn immer mehr Materialeigenschaften müssen ermittelt und gegeneinander abgewogen werden. Mit ständig weiterentwickelten Normen und Richtlinien wird das Bauwesen den neuen Erkenntnissen angepasst. Längst sind Fachplaner nötig, die Technikern und Handwerkern beratend zur Seite stehen. Die von den Architekten aufgestellten Produktlisten werden von der Gesellschaft für ökologische Bautechnik (GföB), heute Arcadis, abgenommen. Energie aus dem Abwasser: Ein Wärmetauscher gewinnt Abwärme aus dem Mischwasserkanal unter der Stresemannstraße Umwelt und Energie 21 Schwarze Klebermasse und Altölfunde Die ökologische Sanierung des Altbaus brachte einige Überraschungen zutage. Das Abbruchmaterial durfte selbstverständlich nicht unbesehen in den Bauschutt wandern. Als unter dem alten Estrich ein bedenklicher schwarzer Kleber auftauchte, musste der Estrich komplett ausgebaut und entsorgt werden. Welche Eigendynamik der Bau entwickelte, zeigt das Beispiel der Wandoberflächen. Aus denkmalpflegerischer, aber auch aus finanzieller Sicht sollte der Innenputz in seinem Bestand weitgehend erhalten werden. Als die neuen Fenster eingebaut waren, zeigte sich jedoch, dass sich der Putz nicht anfügen ließ. So mussten die Innenseiten der Außenwand komplett neu verputzt werden, aber auch deren Anschlüsse an den mürben Putz der übrigen Wände ließen sich nicht bewerkstelligen. So wurden also auch die anderen Wände erneuert, worauf schließlich der Deckenputz folgte. Ähnlich erging es den Handwerkerinnen und Handwerkern in den Fluren, wo erst die Wände, dann die Gewölbe neu erstellt werden mussten. Und wenn der Putz abgeklopft war, kamen strukturelle Schäden ans Tageslicht, die es zu beheben galt. Beim neuen und alten Gebäude wurden sämtliche Oberflächen mit ökologisch unbedenklichen Putzen und Farben behandelt. Dabei gab es durchaus Zielkonflikte, etwa beim Anstrich der Außenfassade. Die gewünschten umweltfreundlichen Farben auf Wasserbasis sind den Farben mit Lösungsmitteln in vielen Belangen unterlegen und werden wegen mangelnder Wetterfestigkeit im Außenbereich kaum eingesetzt. Substanz erhalten: Nichts ist nachhaltiger, als das Bestehende schonend zu bewahren 22 Umwelt und Energie Auch der Neubau hatte einige Überraschungen parat. Beim Ausschachten der Baugrube stießen die Bauarbeiter auf eine erhebliche Kontaminierung des Erdreichs durch Öl und Schmierstoffe aus dem Aufzugschacht des früheren Hotels Fürstenhof. Dass Schadstoffe im Grundwasser des Quartiers zirkulieren, war den Schaffen ein behagliches Raumklima: Lehmwände Wasserbehörden durchaus bekannt, nicht jedoch deren Herkunft und Ursache. Weil das kontaminierte Erdreich tiefer als geplant ausgeschachtet werden musste, wurden die Pläne geändert und statt einem nun zwei Geschosse unter dem Neubau gebaut. Behaglichkeit durch Wände aus Lehm Ließ sich der Neubau dann planmäßig und problemlos ausführen, bot der Einbau der Lehmwände neue Herausforderungen. Lehm ist ein natürlicher Baustoff, der ein besonders angenehmes Raumklima schafft. Doch viel Erfahrung gibt es damit nicht. Die jüngste Norm stammt aus dem Jahr 1935. Meist werden Lehmwände wie leichte Gipskarton-Trennwände konstruiert, mit einem Ständerwerk aus Holz oder, wie in der Stresemannstraße, mit den üblichen Blechprofilen. Erste Wandplatten bröckelten aber beim Anschrauben. Mit Juteeinlagen konnte das Problem schließlich gelöst werden. Auch das Aufbringen des nassen Lehmputzes mit zwei bis drei Millimetern Stärke war für die Baufirmen alles andere als Routine. Letztlich gelang es, die Wände zu bauen, auf deren ausgleichende Wirkung auf das Raumklima nicht verzichtet werden sollte. Denn neben allen ökologischen und energetischen Vorzügen des Gebäudes zählt am Ende vor allem eines: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen sich wohlfühlen. Umwelt und Energie 23 Geschichte Das alte Regierungsviertel „In den Ministergärten“ heißt die Straße in Berlins neuer Mitte, an der heute sieben Landesvertretungen liegen. Der Name geht auf die im 18. Jahrhundert an der Wilhelmstraße errichteten prachtvollen Adelspalais zurück, in denen die Ministerien des preußischen Staates, später auch des Kaiserreiches, der Weimarer Republik und der nationalsozialistischen Diktatur untergebracht waren. Ihre großzügigen Gärten reichten bis an den Tiergarten heran. Ursprünglich hatten hier preußische Adelige und Militärs residiert. Dann entwickelte sich das Quartier zum Machtzentrum des preußischen Staats. In der Wilhelmstraße, der Leipziger Straße und der Straße Unter den Linden reihten sich die Institutionen der preußischen Staatsmacht wie die Perlen auf einer Schnur: vom Außen-, Justiz- und Kriegsministerium bis zum Ministerium der geistlichen Angelegenheiten. Auch das preußische Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten gehörte zu dem Ensemble. Es stand am Leipziger Platz und ist das Bürogebäude, dessen rückwärtiger Bauteil an der heutigen Stresemannstraße jetzt zum Berliner Dienstsitz des Bundesumwelt- und -bauministeriums um- und ausgebaut wurde. Potsdamer Platz um 1900: urbanes Leben im Zentrum der neuen Weltstadt Das alte Regierungsviertel: Die Karte von 1906 zeigt – in Signalrot – die dicht stehenden öffentlichen Gebäude rund um Wilhelmstraße und Potsdamer Platz Geschichte 25 Der Reichstag – prächtig und kolossal Das preußische Regierungsviertel wurde nach 1871 auch zum Machtzentrum des Deutschen Reichs, das seine Institutionen am Ort der ehemaligen preußischen Staatsmacht etablieren wollte, um Kontinuität zu demonstrieren. Schon 1872 entstand in der Wilhelmstraße das Reichskanzleramt, zehn Jahre später wurde von dem Architekten und Hochschullehrer Paul Wallot der Reichstag konzipiert: in einer den euphorischen Zeiten gemäßen Kolossallösung mit beträchtlicher Prachtentfaltung. Vom Führerbalkon zur neuen Reichskanzlei: Der NS-Staat bezieht Quartier Die übrigen Behörden konzentrierten sich nach wie vor an der Wilhelmstraße und an der Leipziger Straße. Das Deutsche Reich sah sich in der baulichen Repräsentation in Konkurrenz mit Paris. Man orientierte sich an der florentinischen Frührenaissance, später an der italienischen Hochrenaissance und kam schließlich zum „Wilhelminismus“, der an Opulenz und barocker Monumentalität nichts zu wünschen übrig ließ. Während des Nationalsozialismus planten Hitler und sein Architekt Albert Speer ein überdimensionales Regierungszentrum vom Spreebogen bis zum Flughafen Tempelhof. Zunächst jedoch demonstrierte Hitler seine Präsenz im angestammten Quartier der westlichen Friedrichstadt. Das Reichskanzleramt wurde erweitert und von Speer mit einem „Führerbalkon“ ausgestattet. Zu den Olympischen Spielen 1936 nutzte man den Wilhelmplatz zu Füßen des Balkons zum Aufmarschieren. Das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda mit seinen grauen Steinfassaden wurde an der Nordseite des Wilhelmplatzes zum Dienstsitz von Joseph Goebbels. Schließlich realisierte Speer 1937/38 Hitlers Vorstellungen von einer neuen Reichskanzlei an der Voßstraße unter Einbeziehung des Kanzleramts und des Palais Borsig am Wilhelmplatz. Der monumentale Bau war mehr als 400 Meter lang: ein in Stein gegossener Herrschaftsanspruch der Nationalsozialisten. Monumentale Wucht: Kaiser Wilhelm II. empörte sich über die moderne Stahlkuppel des Reichtags und hat das Gebäude nie betreten 26 Geschichte Die Stresemannstraße 1939: links das Hotel Fürstenhof, dahinter das ehemalige preußische Landwirtschaftsministerium, rechts mit Kuppel das Vergnügungszentrum „Haus Vaterland“ Schutt und Asche – große Verluste im Krieg DDR-Regierung nutzt Restbestände Damit hatte das Regierungsviertel um die Wilhelmstraße seine größte Konzentration und Dichte erreicht. Eine Dichte, von der die Bomben des Krieges nicht viel übrig ließen. Gerade die westliche Friedrichstadt wurde großflächig verwüstet, fast alle Ministerien fielen in Schutt und Asche. Bis auf wenige Ausnahmen verschwand das gesamte historische Areal westlich der Wilhelmstraße zwischen Pariser Platz und Leipziger Platz. Teile des alten Regierungsviertels missbrauchte die DDR später für Mauerstreifen und Grenzbefestigungen. Manche Areale wurden mit Wohngebäuden in Plattenbauweise bebaut. Bedingt durch die Gebäudeverluste des Krieges verteilten sich die Regierungsbehörden der DDR über die gesamte Innenstadt. Die wenigen von den Bomben verschonten Gebäude an der Wilhelmstraße wurden weiter genutzt. Das übrig gebliebene preußische Kultusministerium etwa diente als solches auch der DDR-Regierung. Im Gebäude des früheren Propagandaministeriums des Nationalsozialismus arbeitete zu DDR-Zeiten das Ministerium für Medienpolitik. Das Reichsluftfahrtministerium wurde zum Haus der Ministerien und damit zu einem Zentrum der Regierungsgewalt. Geschichte 27 Die Bundesregierung im alten Regierungsviertel Heute dient das Detlev-Rohwedder-Haus, nach einer Zwischenphase als Sitz der Treuhandanstalt, dem Bundesfinanzminister. Und noch zwei weitere Ministerien der Bundesregierung sind heute im Quartier anzutreffen. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft bezog das renovierte Gebäude in der Wilhelmstraße 54, und das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat seinen Sitz im ehemaligen Reichsministerium für Propaganda in der Wilhelmstraße. Mit dem Ressort Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit an der Stresemannstraße etabliert sich nun ein weiteres Bundesministerium im einstigen Regierungsviertel. Es hat den Bundesrat, das Berliner Abgeordnetenhaus und die Vertretungen der Bundesländer als Nachbarn – ein deutliches Zeichen der föderalen Verfasstheit der Bundesrepublik. Bewegtes Schicksal eines Hauses Der turbulente politische Wandel, den das Regierungsviertel in mehr als einem Jahrhundert durchlebte, machte auch vor den Fluren des Dienstgebäudes in der Stresemannstraße nicht halt. Lange hatte Preußens Landwirtschaftsministerium unter akuter Raumnot gelitten. Im alten Dienstsitz am Leipziger Platz waren „die Flure eng und vielfach dunkel, die Zimmer unzureichend“ und „der bauliche Zustand so mangelhaft, dass er bedeutende Unterhaltskosten erfordert“, so rückblickend die Zeitschrift für Bauwesen. 28 Geschichte Frontansicht: das alte preußische Landwirtschaftsministerium (1936) Die untragbaren Zustände erweichten schließlich den Finanzminister, eine Erweiterung in der Königgrätzer Straße in Aussicht zu stellen – wie die Stresemannstraße damals hieß. Erst 1929 wurde die Straße nach dem ehemaligen Reichskanzler der Weimarer Republik, Gustav Stresemann, benannt. 1935 machten sie die Nationalsozialisten zur Saarlandstraße, ab 1948 hieß sie wieder Stresemannstraße. Der Kaiser rügt den Architekten Im Jahr 1902 wurde der preußische Neubau in der heutigen Stresemannstraße angegangen, doch Haushaltsprobleme verzögerten den ersten Spatenstich um volle zehn Jahre. Erst im Sommer 1913 konnten die Bauarbeiten begonnen werden. Kaiser Wilhelm II. war dafür bekannt, auf die Gestaltung staatlicher Bauten Einfluss zu nehmen. Er ließ sich die Zeichnungen vorlegen und griff oft genug selbst zum Stift. „Sehr hässlich“, lautete diesmal sein vernichtendes Urteil zur Architektur. Als Folge wurde Architekt von Salzwedel nach Potsdam versetzt und die Planung dem Regierungs- und Baurat Hans Grube übertragen, der schon das neue Opernhaus zum Wohlwollen des Kaisers entworfen hatte. Als im Sommer 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, war der Bau in vollem Gang. Nach Verzögerungen wurde er im September 1916 in Betrieb genommen, die Vermietung der Läden im Erdgeschoss im Oktober 1917 abgeschlossen. Letztlich fügte sich die Fassade nahtlos in den Straßenzug mit dem benachbarten Hotel Fürstenhof ein, ohne als Ministeriumsgebäude einen besonderen Auftritt zu beanspruchen. Geschichte 29 Ein offenes Haus Im Niemandsland der geteilten Stadt Verglichen mit heutigen Ministerien und ihren strengen Sicherheitsmaßnahmen waren die damaligen Dienstgebäude Häuser der offenen Tür. So hatte das Ministerialgebäude einen eigenen, ganz normalen Eingang. Die offene Vorhalle war nur durch ein Gitter vom Straßenraum getrennt. Über einen Windfang und einen knappen Vorraum erreichte man die Treppenhalle. Das Haupttreppenhaus war von fast barockem Zuschnitt mit feinen Profilierungen der Decken und Unterzüge sowie kraftvollen Pfeilern. In der geteilten Stadt Berlin stand das Haus plötzlich im Grenzstreifen. Wie die meisten anderen Gebäude, die zugunsten eines freien Schussfeldes fallen mussten, wurden die Nachbargebäude abgeräumt. Von diesem Zeitpunkt an grüßte das ehemalige Ministerium als einsamer Zeuge der Vorkriegsbebauung aus dem Niemandsland. Nach der DDR-Gründung: Hauptsitz der Konsumgenossenschaften Der Grundriss zeigt eine moderne, rationale Reihung von Büroräumen. Der Hof war gärtnerisch gestaltet und vom Fuhrverkehr frei gehalten. Die Anlieferung erfolgte über den Nebenhof, der an das Hotel Fürstenhof angrenzte. Vier Obergeschosse waren mit 190 Büroräumen fast vollständig ausgefüllt. Zwei kleine Sitzungssäle befanden sich im dritten Stock, der große Hauptsitzungssaal im rückwärtigen Quergebäude. Im Dachboden waren eine Waschküche mit Plättstube und ein Trockenboden für die Wäsche des Ministeriums eingerichtet. Und es gab eine Dachterrasse „zum Ausstauben von Akten“. Wie in einem Schloss hat man sich in dem Ministerialgebäude sicher nicht gefühlt, wenngleich Eingang und Treppenhaus eine gewisse Festlichkeit und Erhabenheit ausstrahlten. Doch mit dem Prunk der Berliner Gerichtspaläste war dies nicht vergleichbar. Laut eines Ingenieurgutachtens von 1948 hatte das Haus einen Bauwert von 2,1 Millionen Reichsmark. Erste Umbauten und Kriegszerstörung Als eine erste größere bauliche Veränderung der Stresemannstraße 128 wurden Windfang und repräsentative Eingangshalle (Vestibül) in den dreißiger Jahren mit Marmorfußboden ausgestattet, verschiedene Pfeiler entfernte man zur besseren Zugäng- 30 Geschichte Der Bau der Mauer im Verlauf der Stresemannstraße ergab eine kuriose Situation, weil die Vorderfront des Hauses zum Bestandteil der Mauer wurde. Deshalb wurden auch die Fenster vermau- ert und der Haupteingang stillgelegt, der neue Eingang lag jetzt an der Ostseite. Die strategische Aussicht über die Grenzbefestigungen wurde genutzt, indem man zwei Wachhäuschen aufs Dach setzte. Nach der Wiedervereinigung wurde das Haus 1991 einer ersten Renovierung unterzogen, das Quergebäude erhielt im mittleren Bereich einen flachen Giebel aufgesetzt. In dieser Form wurde es von den Architekten angetroffen, als es darum ging, den Umbau für das Bundesumweltministerium zu planen. lichkeit. Den größten Eingriff bedeutete in den vierziger Jahren der Bau eines Luftschutzbunkers im Erdgeschoss. Die gewaltige Betonkonstruktion von drei Metern Höhe ließ nur noch einen Kriechgang als Restraum übrig. Die Kriegsschäden waren vergleichsweise glimpflich. Ein Bombentreffer zerstörte drei Fensterachsen in der Vorderfront. Auch Außenwände und Flurdecken waren beschädigt, während ein Granateinschlag den Sitzungssaal im Quergebäude zerstörte. Granaten- und Bombensplitter von Nachbargebäuden, Erschütterungen und Druckwellen ließen allerdings Risse entstehen. Putz fiel von den Wänden, alle Fenster waren geborsten, Türen beschädigt und das Dach abgedeckt. Wind und Wetter hatten drei Jahre lang das Zerstörungswerk fortgesetzt. Teile der elektrischen Anlage hatten Diebe mitgenommen. 1948 übernahm der Verband Deutscher Konsumgenossenschaften die Wiederherstellung des Hauses, um es als Zentralverwaltung zu nutzen. Der große Dachkörper wurde durch ein flaches Betondach mit Pappdeckung ersetzt. Auch die Sanierung der Fassaden brachte herbe Verluste, das Natursteinwerk wurde bis auf den Mauergrund abgespitzt. Die Fassaden erhielten einen schlichten Kieskratzputz. Fünf Jahre vor der Wende: die Berliner Mauer – dahinter links der Altbau der Stresemannstraße mit der Hinterlandmauer Geschichte 31 Historie trifft Moderne: Ein vertikaler Einschnitt trennt Alt und Neu der Fassade des Bundesumweltministeriums Kompakte Komposition: Gesamtansicht von der Stresemannstraße aus Architektur Spannungsreiches Spiel von Alt und Neu Das neue Dienstgebäude des heutigen Bundesumwelt- und -bauministeriums in Berlin sollte durch einen herausragenden nachhaltigen Standard allen öffentlichen Erwartungen gerecht werden. Aber auch die attraktive Lage am Rande des lebendigen neuen Zentrums von Berlin, dem Potsdamer Platz, war eine architektonische Herausforderung. Den Bau des Ministeriums galt es in das städtische Gefüge einzugliedern und außerdem die Regeln einer berlintypischen Architektur zu beherzigen: die Blockrandbebauung, die Traufhöhe von 22 Metern und eine steinerne Fassade mit eingeschnittenen Fenstern („Lochfassade“). Der Altbau repräsentierte ohnehin die Berliner Architekturtradition. Der Neubau ist diesen Regeln nicht nur gefolgt, sondern hat sie auch eindrucksvoll ausgelegt, etwa durch das rhythmische Fensterraster des neuen Kopfbaus. Zwar ist der Neubau unverwechselbar modern, er bildet aber zusammen mit dem charaktervollen Altbau ein spannungsvolles Miteinander und fügt sich harmonisch in den Stadtraum ein. So vermag sich der Neubau – trotz der gebotenen maßvollen Zurückhaltung eines Ministerialbaus – im Konzert großer internationaler Architekten durchaus mit eigener Stimme Gehör zu verschaffen. Architektur 33 Historische Schichten des Bauplatzes Was dieser Ort im vergangenen 20. Jahrhundert erlebt hat, war das typische Berliner Schicksal: Glanz, Glamour, Zerstörung, Niedergang, Verwahrlosung und in den Übergangszeiten die Besonderheit abweichender Nutzungen. Das alte wilhelminische Landwirtschaftsministerium mit seiner NeorenaissanceFassade, vertikal gegliedert durch klassische Schmuckelemente und Gebäudevorsprünge (Risalite), repräsentierte den Staat und zugleich das Großstädtische. Im Sockelgeschoss mit seinen kraftvollen Granitquadern (Rustika) schufen die mit Flachbögen überwölbten Öffnungen Raum für Ladengeschäfte. Zwischen dem quirligen Anhalter Bahnhof und dem Unterhaltungstempel „Haus Vaterland“ nahe dem Potsdamer Platz herrschte ein intensives städtisches Leben. Der Zweite Weltkrieg und die Teilung Berlins schienen es für immer zerstört zu haben. Am Ende verwahrloste der Bau als Bestandteil der Mauer mitten im Niemandsland. Kunstvagabunden im Niemandsland Dieses Niemandsland entlang des Mauerstreifens bestimmte auch den Stadtraum, die südliche Friedrichstadt im Berliner Bezirk Kreuzberg. Die Öde eines innerstädtischen Randgebietes prägt die Stresemannstraße noch heute, trotz der strahlenden Szenerie des neuen Potsdamer Platzes. Von einem Neubau für das Bundesumweltministerium wurde also erwartet, dass der Stadtraum sein großstädtisches Gesicht zurückerhält. Der Mauerrest im Jahr 2005: Er wurde in das Gebäude integriert und ist für die Öffentlichkeit zugänglich 34 Architektur Nach dem Fall der Mauer, als aus Niemandsland wieder Stadt entstand, begann eine spektakuläre, heute weitgehend vergessene Zwischenzeit. Das offene Niemandsland zog direkt nach der Wende Aktionskünstlerinnen und -künstler aus aller Welt an, die sich selbst Kunstvagabunden nannten und in kleinen Zeltstädten lebten. Ende der Neunziger Jahre bemalten Künstlerinnen und Das Ensemble aus der Vogelperspektive: Die Loggia im dreieckigen Kopfbau ermöglicht einen beeindruckenden Ausblick zum Potsdamer Platz Künstler die Mauerreste, um sie vor dem Abriss zu bewahren. Der bunt besprühte Mauerrest, den der Neubau bewahrt, erinnert daran. Auch dies gehört zur Geschichte des Ortes. Wettbewerb der Architekten Nach dem Hauptstadtbeschluss am 20. Juni 1991 begann die Suche nach geeigneten Standorten für Parlament und Regie- rung. Zu den verfügbaren Grundstücken gehörte auch die Stresemannstraße 128-130. Ein Architektenwettbewerb wurde ausgeschrieben – mit klaren Vorgaben: dem Berliner Bebauungsplan einerseits und andererseits der Einbindung zweier denkmalgeschützter Objekte, nämlich des ehemaligen Ministeriums für Landwirtschaft und des mit diversen Motiven bemalten Mauerrestes. Dieses Mauerrelikt sollte dabei im Neubau zugänglich und erlebbar bleiben, allerdings ohne es gestalterisch zu überhöhen. 125 Architektenteams bewarben sich. Architektur 35 außerhalb des Sicherheitsbereichs und frei zugänglich. Hier ist der Ort für Informationen und einen kleinen Vortragssaal. Innenhofansicht: Die historischen Fassaden blieben weitgehend erhalten Der siegreiche Entwurf Das Preisgericht tagte im Oktober 2002 unter dem Vorsitz der Architektin Professor Rebecca Chestnutt. Der 1. Preis – dotiert mit 25.000 Euro – ging an Jürgen Pleuser, Enno Maass und Almut Geier aus Berlin. Der prämierte Entwurf bestach auf Anhieb, weil er ein spannungsreiches Ensemble aus Mauerrelikt, Altbau und Neubau entstehen ließ, bei dem Alt und Neu, äußere und innere Struktur in einen anregenden Dialog treten. Architekt Jürgen Pleuser spricht von einer „Interaktion von Fragmenten“ und erinnert damit an die historischen Brüche, die diesen Ort prägen. Wiedergewonnen wird das historische Erscheinungsbild des Altbaus mit seinem Schrägdach und den linsenförmigen Dachgauben. Der historische Bau erhält nicht nur seine innere Struktur zurück, sondern entfaltet auch eine prägende Gesamtwirkung. Der Altbau wird durch eine vertikale gläserne Fuge vom Neubau deutlich getrennt. Er tritt an der dem Potsdamer Platz zugewandten Grundstücksecke und entlang der Erna-Berger-Straße als eigenständiges Bürogebäude konsequent in der heutigen Architektursprache auf. Das Fragment der Berliner Mauer an dieser Stelle ist in einem eigenen, zur Straße hin verglasten, gebäudehohen Ausstellungsraum präsent. Zwei überdachte Höfe schaffen neuen Raum Auch der Diensteingang mit der Fahrzeugschleuse fand im Neubau seinen Platz. Die Dienstwagen rollen durch ein gesichertes Tor von der Erna-Berger-Straße her ins Haus und können es in Richtung Gartenhof wieder verlassen. Der durch die neue Blockrandbebauung zwischen Alt- und Neubau entstandene Nordhof erhält durch sein markantes gläsernes Dach ebenso Innenraumfunktion wie der große Innenhof des Bestandsbaus. Das Besucherzentrum Die Fassaden des Neubaus zeigen einen gelblichen, an Sandstein erinnernden Betonwerkstein. Die schmalen, hochrechteckigen Fenster gehorchen in ihrer Reihung keinem festgelegten Rhythmus, ein Merkmal gegenwärtiger Architektur, an dem man den Bau später einmal wird datieren können. Eine offene Loggia im obersten Geschoss an der Gebäudeecke inszeniert einen grandiosen Ausblick zum Potsdamer Platz hin. Im Erdgeschoss gibt es wieder öffentliche Funktionen. Zur Linken, im Anschluss an den Ausstellungsraum im Neubau, empfängt eine Kantine ihre Gäste. Rechts des Hauptportals, das nun wieder als Haupteingang des Ensembles benutzt wird, öffnet das Besucherzentrum des Ministeriums seine Pforten, Trotz aller Sicherheitsauflagen fehlt dem Regierungsbau jeder abgeschlossene Charakter. Dem Architekten gelang es, in unmittelbarer Nähe zum belebten Potsdamer Platz ein in der Erdgeschosszone möglichst offenes Haus zu schaffen, das sich der Stadt zuwendet und das Ministerium in das großstädtische Leben einfügt. Weiterlesen auf Seite 40 36 Architektur „Das Bauwerk ist unverwechselbar“ Architekt Jürgen Pleuser über Geschichte und Stadtraum am Potsdamer Platz und das Zusammenfügen von Alt und Neu Herr Pleuser, was war für Sie neben den ökologischen Standards die größte Herausforderung dieses Baus? Pleuser: Sie bestand darin, aus vielen Altund Neubauteilen ein gestalterisch zusammenhängendes, funktionstüchtiges Ganzes zu komponieren. Wir haben zunächst den denkmalgeschützten Altbau, der Stein für Stein zu restaurieren war. Wir haben den als Passivhaus zertifizierten Neubau. Da waren zudem die Reste der Berliner Mauer einzubeziehen. Dann das neue Dachgeschoss mit vielen Büros. Und zuletzt zwei architektonisch sehr unterschiedliche Hallenräu- me, die durch gläserne Überdachung der offenen Höfe entstanden sind. Ist die Zusammenfügung harmonisch gelungen? Die verschiedenen Elemente bilden ein spannendes, ineinander verwobenes Ensemble. Besonders bemerkenswert ist der bereichernde Maßstabswechsel von kleinen Amtsstuben, den Einzelbüros für die mehr als 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und den gebäudehohen Großräumen, die lichtdurchflutet Orientierung bieten und zu einer, wie ich finde, außergewöhnlichen Rundgang mit Gästen: Architekt Jürgen Pleuser führt während der Bauarbeiten durch das Gebäude architektonisch-räumlichen Qualität im Inneren führen. Welche Bedeutung hat für Sie die Geschichte, die der Altbau repräsentiert? Ich habe von Beginn an die Ziele des Bundesumweltministeriums, hier beispielhaft zu zeigen, wie man mit Ressourcen und Energie schonend umgehen kann, mit größter Zustimmung unterstützt. Diese Grundhaltung führt direkt zur Überlegung, so viel wie möglich von der Substanz des Altbaus zu retten. Was könnte nachhaltiger sein, als Vorhandenes durch behutsame Reparatur weiter zu verwenden. Auch Maßstab und Materialität des Altbaus waren ein wichtiger Ausgangspunkt für den Entwurf der Neubauteile. So waren die aus Vom Giebel überdacht: die Altbau-Rückseite Interview 37 heutiger Sicht großzügigen Deckenhöhen und Raumgrößen, die breiten Gänge, die offenen Treppen des Altbaus auch Maßstab für den Neubau. Eine Herausforderung waren wohl auch die Kriegsschäden? Die Zerstörungen am Altbau waren nach dem Krieg nur notdürftig repariert worden. Besonders die Hauptfassade mit ihren großen Gesimsen und Pilastern und dem Sockel aus Sandstein war stark beschädigt. In der DDR waren solche Stilelemente, die an Wilhelminismus und Preußentum erinnerten, ideologisch unerwünscht. Man hatte sich deshalb entschlossen, die gesamte Fassade zu schleifen und einen Rückbau durch neu in die Fassade eingebrochene Fenster für immer zu verhindern. Mit den Folgen haben wir uns auseinandergesetzt und entschieden, die „Entdekorierung“ zu dokumentieren und zu einem Gestaltungsmerkmal der Hauptfassade zu machen. Dort, wo es die abgerissenen Sandsteinelemente einst gab, haben wir Vertiefungen im Fassadenputz angelegt. Hat sich Ihr Entwurf vom Stadtraum und seinem historischen Hintergrund beeinflussen lassen? Das Bauwerksensemble respektiert selbstverständlich den städtebaulichen Rahmen Thema moderner Architektur: Spiel der Rasterfassade 38 Interview und orientiert sich am Maßstab umgebender Bauten. Das darf man von handwerklich gut gemachter Architektur erwarten. Darüber hinaus bemerkenswert ist die Interaktion zwischen vorhandenen und neu hinzugefügten Elementen und was daraus für das Ensemble gewonnen wurde. Sie sehen das beispielhaft an den mitten auf dem Grundstück stehenden Resten der Hinterlandmauer. Für eine vernünftige Gestaltung des Neubaus könnte man sie als störend empfinden. Genau aus diesem Konflikt hat sich aber eine das Ensemble prägende Idee entwickelt, nämlich der Mauer „Raum zu geben“. Wie ist Ihre Haltung zur Repräsentation von Regierungsbauten? Dieser Bau fügt sich zurückhaltend ins Stadtbild, macht kein großes Aufheben. Dennoch gibt es genügend architektonische Hinweise auf seine besondere Stellung als öffentliches Gebäude. Das Bauwerk ist unverwechselbar und zeichenhaft. Sein Bild wird in Zukunft für das Ministerium und seine Aufgaben stehen. Inszenierung des Raums: „Brücke“ zwischen Alt- und Neubau oberhalb des Mauerrelikts Architektur 39 Fortsetzung von Seite 36 Historische Schmuckelemente: rekonstruierte Doppelsäulen mit ionischen Kapitellen im Eingangsgeschoss Denkmalpflege: Interpretation und Original Von Anfang an stand fest, dass die Denkmalpflege mit Jürgen Pleusers Entwurf gut leben konnte. Allerdings wollte niemand die Uhr zurückdrehen und das kaiserzeitliche Bauwerk unverändert wieder herbeizaubern. Alle Zeitschichten vom wilhelminischen Ursprungsbau eines preußischen Landwirtschaftsministeriums bis hin zu den Eingriffen in der DDR-Zeit mussten berücksichtigt werden. Architekt und Denkmalpflege waren sich einig, dass Bauteile und Details der Ursprungszeit erhalten werden sollten und der Neubau dem Charakter des Bestandsbaus entsprechen sollte. Originale Elemente fanden sich bei den Hoffassaden und an den rückwärtigen Flügeln des Gebäudes, die dem Originalzustand 40 Architektur noch am nächsten kommen. Wiederhergestellt wurde auch die historische Umrisslinie des Daches. Die Außenhaut der Hauptfassade musste gänzlich erneuert werden, wodurch sich die Frage erhob, welche Zeitfassung die neue Oberfläche zeigen sollte. Eine Wiederherstellung der 1951 verschwundenen Urfassung der Fassade von 1919 wurde aus prinzipiellen Erwägungen und finanziellen Gründen verworfen. Aber in Erinnerung an die Geschichte wurde auf dem neuen Putz die ehemalige Werksteingliederung als Abdruck abgebildet, als farbgleiches negatives Relief, das durch leichte Schattenwirkung Formund Schmuckelemente von einst erkennbar macht, etwa die Pilaster – in die Außenwand eingearbeitete Säulen oder Wandpfeiler. Kunstvoll geschmiedet: Geländer im Treppenhaus Architektur 41 Die historische Halle Der Charme des Alten: Blick in das historische Treppenhaus Im Inneren des Hauses finden sich noch in einigen Partien historische Gestaltungselemente, die sorgfältig erneuert und ergänzt wurden. Das beginnt in der kleinen Vorhalle mit dem Stuckgewölbe. In der anschließenden Großen Halle konnte das historische Erscheinungsbild weitgehend wiedergewonnen werden. Ionische Doppelsäulen, klassische Türportale und die Stuckdecke wurden restauriert, Schäden behoben und fehlende Teile ergänzt. Mit der neuen in die Kassettendecke eingesetzten Beleuchtung kommt fast festliche Stimmung auf. Die beiden Haupttreppen und zwei der Nebentreppenhäuser mit ihren kunstvoll geschmiedeten Eisengeländern konnten ebenfalls nach denkmalpflegerischen Kriterien restauriert werden. Ehrwürdige Rundbögen: Rekonstruktion der ursprünglichen Gewölbeform Treppenhäuser und Flure erhielten ihre alte Gewölbeform zurück. Die ursprünglich aus Kunststein bestehenden Gewände der Bürotüren im ganzen Haus wurden nach Steinmetzart restauriert. Alle Wand- und Bodenflächen waren nicht mehr im Originalzustand und wurden in der Anmutung des historischen 42 Architektur Erscheinungsbildes gestaltet. So ist das Haus im Inneren wieder als ein hochattraktives Kulturdenkmal erlebbar. Kunst am Bau Vorhang auf für Farbe und Form Für ihre Bauwerke kommt der öffentlichen Hand eine besondere baukulturelle Verantwortung zu. Dazu gehört die Kunst am Bau, die ein integraler Bestandteil der Bauaufgabe und Bauherrenverantwortung ist. Für das neue Dienstgebäude des Bundesumweltministeriums wurden daher im Rahmen eines Kunstkonzeptes zwei Kunst-am-Bau-Wettbewerbe sowie ein Ankaufverfahren „Junge Kunst“ durchgeführt. Das Foyer im fünften Obergeschoss des Altbaus, ein lichtdurchfluteter, 60 Meter langer Raum unter der steilen Dach- schräge, ist einer der Standorte für ein Kunstobjekt. Dieser Bereich wurde ausgewählt, da er den Zugang zum großen Sitzungssaal herstellt, in dem die wichtigsten Besprechungen des Ministeriums stattfinden. Die Wand zu diesem Sitzungssaal sollte von den teilnehmenden Künstlerinnen und Künstlern gestaltet werden. Diesen Wettbewerb gewann die Düsseldorfer Künstlerin Katharina Grosse mit einem 140 Quadratmeter großen Wandbild, das in verschiedenen Schichten aufgesprüht ist. Sie erzeugt damit einen über die Wand fegenden Farbensturm (siehe Seite 44-45). Kunst am Bau 43 Sprengt den Raum: Kunstprofessorin Katharina Grosse gewann mit ihrem Wandbild (links und rechts) den Wettbewerb für das Foyer unter dem Altbau-Dach Die renommierte Künstlerin und Professorin für Malerei, deren Arbeiten in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland präsentiert wurden, schreibt über ihren Entwurf: „Teile der Türen werden in die Arbeit integriert. Dadurch wird einerseits die Verbindung von Architektur und Malerei verstärkt, und andererseits wird die Malerei für den Besucher als ein umgebendes Phänomen erfahrbar. Das Erleben von Bild, Architektur, Raumvolumen und der eigenen Bewegung durch den Korridor verschmilzt zu einem Ereignis.“ Das Kunstwerk kann von keinem Standpunkt als Ganzes erfasst werden. Die Ansicht der Arbeit ändert sich mit dem Blickwechsel des Betrachters, dessen Richtung und Ausgangspunkt stets verblüffende neue Perspektiven schafft. Die Kunsthistorikerin Katja Blomberg betrachtet Grosses Wandbild daher als begehbares Kunstwerk, „in dem unterschiedliche Farbtemperaturen herrschen und Übergänge und Konturen unbestimmt und polyperspektivisch sind“. Dieser Farbenrausch „weist somit über das Zweidimensionale hinaus (und) könnte auch als Landschaftsraum oder sogar akustisches Phänomen verstanden werden“. Den Wettbewerb für den zweiten Standort im überdachten Nordhof des Gebäudes gewann der international bekannte Künstler Antony Gormley aus London. Er schlug vor, in den Luftraum des Hofs auf halber Höhe eine wolkenartige Struktur aus Metall-Polyedern zu hängen, deren Form durch einen drei- 44 fach vergrößerten Gipsabguss eines menschlichen Körpers entsteht. Das Kunstwerk „thematisiert auf subtile Weise die Einbindung des Menschen in größere Zusammenhänge“, urteilte das Preisgericht. Leider ließ sich die mehr als sieben Meter lange Konstruktion aus statisch-technischen Gründen nicht realisieren. Als dritter Teil des Kunstkonzepts wurde ein Ankaufsverfahren für „Junge Kunst“ durchgeführt, um weitere Wände, Flure und Sitzungsräume des neuen Dienstgebäudes mit Kunstwerken ausstatten zu können. Das Bundesumweltministerium fördert seit vielen Jahren begabte junge Künstlerinnen und Künstler am Übergang von der Ausbildung ins Berufsleben. Mit dem Erwerb von Meisterschüler- und Diplomarbeiten hat die Kunstkommission des Ministeriums nach und nach eine Sammlung zeitgenös- sischer Kunst aufgebaut. Für das neue Berliner Dienstgebäude sollten Arbeiten von Kunstschaffenden ausgewählt werden, die ihr Studium vor nicht mehr als fünf Jahren abgeschlossen haben. Die öffentliche Ausschreibung fand große Resonanz: 417 Bewerbungen erfüllten die formalen Voraussetzungen. Darunter waren Absolventen praktisch aller deutschen Kunsthochschulen und Akademien. Meisterschüler bekannter Künstlerinnen und Künstler hatten Arbeiten eingereicht. Nach intensiver Diskussion wählte das Auswahlgremium 57 Arbeiten von 36 Künstlerinnen und Künstlern aus, die angekauft wurden. Die Bandbreite der künstlerischen Techniken reicht von der Fotografie über Öl- und Acrylmalerei, Zeichnung, Lithografie und Siebdruck bis zur Materialcollage und zu anderen Mischtechniken. Kunst am Bau 45 Die „Junge Kunst“-Arbeit von Ariane Faller und Mateusz Budasz Bildnachweise Auch die „Junge Kunst“-Arbeiten von Birgit Klerch („Kleine Fluchten“, links), Nina Hohberger („Halle /Carl-RobertStraße“, rechts unten) und Moritz Frei („Ohne Titel“, Ausschnitt, Seite 43) wurden angekauft und werden im neuen Gebäude präsentiert 46 Kunst am Bau Titelseite: BMUB, Florian Profitlich / S. 4: BMUB, Jürgen Schulz / S. 5: Bundesregierung / Sandra Steins / S. 6: BMUB, Florian Profitlich / S. 7: bpk, Luftbild Berlin GmbH / S. 8: BMUB, Florian Profitlich / S. 9: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin, Inge Johanna Bergner / S. 10: BMUB, Florian Profitlich / S. 12–13: BMUB, Florian Profitlich / S. 15: BMUB, Florian Profitlich / S. 16: BMUB, Florian Profitlich / S.17: BMUB, Florian Profitlich / S. 18: BMUB, Florian Profitlich / S. 19: BMUB, Florian Profitlich (beide) / S. 20: BMUB, Florian Profitlich / S. 21: BMUB, Florian Profitlich / S. 22: BMUB, Florian Profitlich / S. 23: BMUB, Florian Profitlich / S. 24: Landesarchiv Berlin, Kartenabteilung / S. 25: Ullstein Bild, Roger Viollet / S. 26: akg Images / S. 27: Ullstein Bild, Sobotta / S. 28–29: Landesarchiv Berlin / S. 30: Zentralkonsum eG / S. 31: Ullstein Bild, Jürgen Ritter / S. 32: BBR, Ursula Böhmer / S. 33: Jürgen Pleuser / S. 34: BMUB, Florian Profitlich / S. 35: BBR, Ursula Böhmer / S. 36: BMUB, Florian Profitlich / S. 37: BMUB, Florian Profitlich (beide) / S. 38: BMUB, Florian Profitlich / S. 39: BBR, Ursula Böhmer / S. 40: BMUB, Florian Profitlich / S. 41: BMUB, Florian Profitlich / S. 42: BMUB, Florian Profitlich (beide) / S. 43: BBR, Moritz Frei / S. 44: BBR, Ursula Böhmer / S. 45: BBR, Ursula Böhmer (links); BMUB, Florian Profitlich (rechts) / S. 46: BBR, Birgit Klerch (links); Ariane Faller & Mateusz Budasz (rechts oben); BBR, Nina Hohberger (rechts unten); Leiste unten auf allen Seiten: Jürgen Pleuser www.bmub.bund.de