1. Neubaureport
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1. Neubaureport Neubaureport-Umschlag-3.indd 1-2 30.07.14 11:21 Inhalt Innovationsdiskurs – Was ist guter Wohnungsneubau? — 2 Die Hauptstadt prosperiert — 5 Wohnungsmarktentwicklung und die Herausforderungen von heute und morgen — 6 Berlin braucht jede Wohnung — 8 Der Development- und Investmentmarkt boomt — 9 Aktuelle Mietwohnungsprojekte — 10 Vorstellung besonderer Projekte auf dem Berliner Markt — 12 Wohnungsneubau als Notwendigkeit, Chance und Herausforderung — 14 Innovationsdiskurs – Was ist guter Wohnungsneubau? Die Wohnungsnachfrage auf dem Berliner Immobilienmarkt nimmt stetig zu. Doch was genau sind die Hintergründe für diesen angespannten Wohnungsmarkt? Und was sind die richtigen Antworten auf diese Situation? Der Neubaureport hat sich zum Ziel gesetzt in den kommenden Jahren über wichtige Fragen des Wohnungsbaus in Berlin zu informieren. Mit der HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH und der bulwiengesa AG haben sich als Herausgeber zwei Experten für den Wohnungsneubau zusammengetan, um ihr Wissen zu teilen und weiterzugeben: Die HOWOGE ist eines von sechs kommunalen Wohnungsunternehmen des Landes Berlin und einer der größten Vermieter Deutschlands. Sie setzt auf innovative und nachhaltige Wohnkonzepte sowie gesellschaftliches Engagement. 2 Neubaureport bulwiengesa ist eines der großen unabhängigen Analyse und Beratungsunternehmen für Regionalökonomie und Immobilienmarkt. Das Leistungsspektrum der knapp 80 Mitarbeiter an vier Standorten umfasst sämtliche Immobilienteilmärkte und -typen. Für den vorliegenden Neubaureport haben Stefanie Frensch, Geschäftsführerin der HOWOGE, sowie Andreas Schulten, Vorstand der bulwiengesa, über ihre Visionen von gutem Wohnungsbau gesprochen. Berlin, 12. Juni 2014 Stefanie Frensch – Geschäftsführung HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH: Welche deutsche Stadt ist für Sie sinnbildlich die „Perle“ des Wohnungsneubaus? Andreas Schulten – Vorstand bulwiengesa AG: Frankfurt! Das hat gerade unsere Projektentwicklerstudie mit Zahlen von Ende 2013 ergeben. Die Stadt liegt mit einer Neubauleistung von knapp 2,5 Quadratmetern je Einwohner über einen Siebenjahreszeitraum deutlich vor allen anderen. Berlin, aber auch Hamburg liegen abgeschlagen im unteren Mittelfeld der sieben A-Städte, zu denen darüberhinaus Stuttgart, Köln, Düsseldorf und München zählen. Trotzdem gibt es in Deutschland derzeit keinen spannenderen Wohnungsmarkt als den in Berlin. In Berlin ist ein Strukturwandel eingetreten, der einen Aufbruch markiert. Die Bundeshauptstadt entwickelt sich – anders als noch zu Beginn des Millenniums – wirtschaftlich deutlich besser als der deutsche Durchschnitt. Arbeitsplätze entstehen und allein in den letzten drei Jahren sind über 130.000 Menschen zugezogen. Der Wohnungsleerstand aus den Vorjahren ist größtenteils abgebaut und angesichts der hohen Nachfrage und des geringen Angebotes steigen die marktüblichen Mieten seit einigen Jahren. In Berlin ist Wohnungsneubau wieder nötig. Stefanie Frensch: Mit Perle meine ich aber auch eher Qualität als Masse. Wo findet man heute das beste Neubaukonzept? Andreas Schulten: Da finde ich persönlich Hamburg schon sehr überzeugend mit seinem „Bündnis für das Wohnen“. Die Zusammenarbeit von kommunalen, genossenschaftlichen und privaten Akteuren sowie der öffentlichen Hand funktioniert dort und es herrschen gute Förderstrukturen. Im Ergebnis werden dort mehr Mietwohnungen als Eigentumswohnungen gebaut. Sie sehen: Ich bin klarer Anhänger von dem Bau möglichst vieler Wohnungen insbesondere in Berlin. Das Gebot der Stunde ist: Neubau von zusätzlichen Wohnungen – vor allem Mietwohnungen. Zwar wurden im Jahr 2013 in Berlin wieder über 12.500 Neubauwohnungen genehmigt, jedoch liegen die Fertigstellungszahlen noch deutlich niedriger. Stefanie Frensch: Da teile ich Ihre Ansicht, wir brauchen auch hier dringend viele neue Wohnungen, das zeigt ja auch die vorliegende Studie. Doch Aktionismus ist meiner Meinung nach fehl am Platz. Wir haben in Berlin einige Beispiele aus Zeiten, in denen schnell viel gebaut wurde, als ganze Quartiere in kürzester Zeit entstanden, regelrecht aus dem Boden gestampft wurden, nur weil Wohnraum gerade knapp war. Wir wollen die Fehler der Vergangenheit vermeiden und setzen daher auf Neubaukonzepte, die den Berlinerinnen und Berlinern auch in 20 Jahren noch ein passendes Zuhause bieten können. Andreas Schulten: Ja, aber besser noch in 50 bis 100 Jahren. Schließlich sind unsere gemischt genutzten Gründerzeitquartiere besonders beliebt. Meinen Sie mit den sogenannten „Beispielen“ Ihre Plattenbauten? Stefanie Frensch: Das sehe ich natürlich deutlich differenzierter: Die minimalistische Bauweise der Plattenbauten wird in Deutschland vielleicht nicht sehr geschätzt, im Ausland dafür umso mehr. Außerdem sind diese Gebäude sehr effizient und die funktionalen Grundrisse der Plattenbauten als durchaus richtungsweisend zu bewerten und es lohnt sich, sie weiterzuentwickeln. Aber auf der anderen Seite ist sicherlich die Monostruktur in den Großsiedlungen der 70er Jahre – in Ost und West – durchaus diskussionswürdig. Zeitgemäßer, nachhaltiger Neubau sollte sich immer als ganzheitliche Quartiersentwicklung verstehen, den städtebaulichen Zusammenhang im Blick haben und die soziodemografischen Aspekte berücksichtigen. Es genügt nicht, ein paar Wohngebäude zu errichten und die Umgebung außer Acht zu lassen. Andreas Schulten: Richtig. Monostrukturen sind nicht mehr gefragt. Gerade die Ansiedlung einer Kita oder von Einzelhandels- und Dienstleistungseinrichtungen wirken förderlich für eine erfolgreiche Vermietung eines Wohnprojektes. Wie setzt die HOWOGE das um? Was macht den Neubau nachhaltig? Stefanie Frensch: Das Stichwort für unsere Neubauvorhaben und Projektentwicklungen ist Durchmischung. Damit meinen wir zum einen die soziale Durchmischung – wir versuchen Angebote für verschiedene Einkommensschichten und für unterschiedliche Altersgruppen zu machen. Wir wünschen uns, Neubaureport 3 dass unsere Neubauquartiere die berühmte Berliner Mischung abbilden. Alt und Jung, Singles und Familien mit größerem und kleinerem Geldbeutel sollen ein Zuhause finden. Darüber hinaus setzen wir auf eine sinnvolle Verbindung von Arbeiten und Wohnen, eine Entwicklung weg von der Monostruktur. Andreas Schulten: Die „Berliner Mischung“ ist ja nicht gänzlich neu, aber bewährt. Das sehen wir mehr und mehr auch bei unseren Analysen in anderen Großstädten. Wo in Berlin ist denn Ihrer Meinung nach guter Wohnungsbau heute beispielhaft umgesetzt? Stefanie Frensch: Ganz häufig in den kleinen berlintypischen Baugemeinschaften, die soziale, demografische und ökologische Aspekte miteinander vereinbaren. Sie setzen ihre Bauvorhaben in einen größeren Kontext und das macht sie nachhaltig. Gleichzeitig stehen diesen Akteuren in der Regel begrenzte finanzielle Mittel zur Verfügung, sodass auch in diesem Bereich innovative Wege beschritten werden. Wir sehen ebenfalls großartige Beispiele bei Wohnungsgesellschaften beispielsweise in Köln, München und Hamburg, die zwar nicht so individuell und innovativ, aber sehr qualitätsvoll sind. Die Kunst wird es sein, beides zu verknüpfen – innovative Wege auszuprobieren und dabei zu erkennen, was tatsächlich auch umsetzungsfähig in großem Stil, also auch übertragbar auf größere Bauvorhaben, ist. 4 Neubaureport Andreas Schulten: Unsere Immobilienmarktanalysen weisen durchaus auch auf die Aufgaben der nächsten Jahre hin: Nicht alle Bewohner Berlins können für Wohnraum immer mehr bezahlen. Die Politik antwortet auf diese Entwicklungen eher mit Regelungen als mit marktwirtschaftlichen Instrumenten. Glauben Sie nicht auch, dass die Mietpreisbremse selbst im Neubau all die guten Ansätze bald stark beschneiden wird und wir dadurch dann wirklich in unbequemere, um nicht zu sagen, kritische Marktbedingungen rutschen? Stefanie Frensch: Das wäre in der Tat eine Entwicklung, die wir uns nicht wünschen. Ich bin Optimistin und gehe davon aus, dass die gesetzlichen Regelungen zur Umsetzung der Mietpreisbremse die Investitionen in den Neubau nicht hemmen werden. Wir brauchen den Neubau und wir brauchen bei aller Dringlichkeit auch Raum und Zeit für Innovationen. Andreas Schulten: Das stimmt. Aber auch einen partnerschaftlichen Umgang aller beteiligten Akteure. Und meinen Sie, dass auch die Umsetzung solcher Regelungen ein Bereich für Innovationen ist? Stefanie Frensch: Ich glaube, spätestens da wären wir uns einig, oder? Andreas Schulten: Ja! (Lacht) Die Hauptstadt prosperiert Berlin verzeichnete innerhalb der vergangenen Dekade ein Bevölkerungswachstum von insgesamt 5,5 Prozent. Im Jahr 2013 zählte die Stadt laut Melderegister knapp 3,5 Mio. Einwohner. Seit mehreren Jahren sind hohe absolute Anstiege zu verzeichnen. So lag 2013 der Bevölkerungszuwachs bei rund 48.000 Neuberlinern. Der Einwohneranstieg generierte sich vor allem aus einer positiven Wanderungsbilanz. Die Zuzüge rekrutierten sich dabei sowohl aus dem Inland als insbesondere auch aus dem südlichen und östlichen Europa. Davon profitierten vornehmlich die Bezirke Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg und Pankow. Zusätzlich weist Berlin seit 2007 jährlich einen Geburtenüberschuss auf. Die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt erwartet daher bis zum Jahr 2030 einen Anstieg der Einwohnerzahl um rund 250.000 Personen. Hielte jedoch das Wachstum der letzten fünf Jahre an, würde die Bevölkerungsanzahl Berlins bis 2030 sogar um über eine halbe Million wachsen. Der Berliner Arbeitsmarkt entwickelte sich ebenfalls positiv. Die Beschäftigtenzahl wuchs mit einem Plus von ca. 16,5 Prozent im Vergleich zu Gesamtdeutschland überdurchschnittlich stark an. Die Arbeitslosenquote hat sich seit 2005 fast halbiert. Durch die Attraktivität Berlins vor allem für junge, kreative und gut ausgebildete Menschen wird ein weiterer Anstieg der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erwartet. Vor dem Hintergrund der positiven wirtschaftlichen Entwicklung Berlins stieg in den vergangenen Jahren die Kaufkraft inflationsbereinigt auf rund 19.500 Euro pro Person im Jahr 2013 an. Die Hauptstadt verzeich nete damit neben Frankfurt und Hamburg seit 2009 die größte Steigerung. Die Kaufkraft liegt nur noch rund drei Prozent unter dem bundesdeutschen Niveau, ist aber im direkten Vergleich zu anderen A-Städten niedrig. Ein Grund dafür ist, dass Berlin den höchsten Anteil an Transferleistungsempfängern unter den größten deutschen Städten besitzt. Für den Berliner Wohnungsmarkt bedeutet dies besondere Anforderungen und die Notwendigkeit zur Schaffung auch von günstigem Wohnraum. Die stetig steigende Bevölkerungsanzahl, die positive Entwicklung des Arbeitsmarktes und die wachsende Kaufkraft befördern die Nachfrage nach Wohnraum, sodass für Investitionen in Neubau und Bestand aktuell sehr gute Rahmenbedingungen vorhanden sind. Soziodemografische Rahmendaten Berlin 2004 bis 2013 120,0 19.600 Kaufkraft pro Kopf (€/Jahr) Bevölkerung Beschäftigung (sozialversicherungspflichtig) 117,5 115,0 19.300 19.000 112,5 18.700 110,0 18.400 107,5 18.100 105,0 17.800 102,5 100,0 17.500 Index 2004 = 100 17.200 97,5 16.900 95,0 16.600 €/Jahr 92,5 90,0 16.300 16.000 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Bundesagentur für Arbeit, Michael Bauer Research Neubaureport 5 Wohnungsmarktentwicklung und die Herausforderungen von heute und morgen Der Berliner Wohnungsmarkt wies erhebliche strukturelle Unterschiede zwischen dem ehemaligen Ost- und West-Berlin auf und war von Nach wirkungen aus Zeiten vor dem Mauerfall belastet. Daher erlebte er in den vergangenen 25 Jahren Höhen und Tiefen. Mit der Entscheidung, dass Berlin Regierungssitz werden sollte, wurde für die Stadt ein erhebliches Bevölkerungswachstum prognostiziert. Entsprechend rasant wurde gebaut: Unterstützt durch die Sonder-AfA-Ost und Förderprogramme, die auf die Schaffung von bis zu 80.000 Wohnungen abzielten, stieg die Zahl der fertiggestellten Einheiten auf über 27.000 im Jahr 1997. Doch der erwartete umfangreiche Zuzug blieb aus, was zu einer Fehlentwicklung des Marktes mit einer Überproduktion an Wohnraum und hohen Leerstandsquoten führte. So betrug der Leerstand Ende der 1990er Jahre in den Bauten der Berlin-Brandenburgischen Wohnungsunternehmen (BBU) über sechs Prozent. In einigen östlichen Stadtteilen war er sogar fast doppelt so hoch. Bereits ab dem Jahr 1994 setzte eine Marktsättigung ein, die Folge waren sinkende Mieten. Als Konsequenz ging die Wohnungsbautätigkeit sehr deutlich zurück und zeigte in Relation zur Einwohner- zahl den niedrigsten Wert im Vergleich aller A-Städte. Es wurden fast nur noch Ein- und Zweifamilienhäuser errichtet, obwohl Berlin mit einem Mietwohnungsanteil von 85 Prozent mit Abstand die größte Mieterstadt Deutschlands ist. Die Fertigstellungszahlen im Geschosswohnungsbau stagnierten nahe der Tausendermarke. Aufgrund der Erfahrungen aus den 1990er Jahren war die Zurückhaltung von Bauträgern und Investoren, in den Neubau zu investieren, groß. Erst seit 2009 ist eine leichte Steigerung bis auf knapp 2.200 fertiggestellte Wohneinheiten pro Jahr zu erkennen. Dabei handelt es sich vor allem um Eigentumswohnungen. Zudem setzte ein neuer Trend zum Leben in der Stadt ein und die Innenstadt wurde als Wohnstandort wiederentdeckt. Mit einer immer höheren Erwerbstätigenquote der Frauen wuchsen die Notwendigkeit und der Wunsch nach einer urbanen Lebensweise. Die „klassi- Preistrends und Bautätigkeit 30.000 12 €/m2 Fertiggestellte Wohnungen in Mehrfamilienhäusern Miete Erstbezug Durchschnitt (€/m2) Wiedervermietung W0hnungen Durchschnitt (€/m2) 25.000 10 20.000 15.000 8 10.000 6 5.000 4 6 Neubaureport 13 20 02 20 03 20 04 20 05 20 06 20 07 20 08 20 09 20 10 20 11 20 12 01 0 Quelle: Statistisches Landesamt Berlin-Brandenburg, bulwiengesa 20 20 9 20 0 98 19 9 19 6 19 97 19 9 94 19 95 19 19 9 2 19 93 0 sche“ Familienform nimmt weiterhin ab und mit ihr die Nachfrage nach einem Haus im Grünen. Stattdessen schätzen auch Familien die Vorteile Berlins als Stadt der kurzen Wege verbunden mit der Nähe zum Arbeitsplatz, zu Bildungseinrichtungen und Grünflächen. Großstädte an und ermöglicht so erst die notwendigen Erträge, um Mietwohnungsneubauten rentabel zu realisieren. Aufgrund dieser Voraussetzungen und weiterer prognostizierter Bevölkerungsanstiege muss und wird in den kommenden Jahren deutlich mehr Wohnungsneubau erfolgen. Aber auch andere Zielgruppen finden die Stadt immer häufiger attraktiv. Beispielsweise suchen ältere Ehepaare nach dem Auszug ihrer Kinder die Nähe zu kulturellen Angeboten und Infrastruktureinrichtungen. Studenten, Auszubildende und Berufsanfänger zieht es nach Berlin aufgrund des Bildungsangebots mit drei Universitäten, mehreren Fachhochschulen und einem großen Angebot an Unternehmen. Die Berliner Politik hat den Handlungsbedarf auf dem Mietwohnungsmarkt erkannt und Maßnahmen zur Dämpfung des Anstiegs der Mieten bereits eingeleitet. So wurde beispielsweise Mitte 2012 mit den kommunalen Wohnungsunternehmen das „Bündnis für soziale Wohnungspolitik und bezahlbare Mieten“ geschlossen, welches die Erhöhung ihres Bestandes auf 300.000 Wohnungen bis 2016 als Ziel setzt. Von den Gesellschaften wurden bereits bestehende Wohnungen oder Neubauprojekte zusätzlich angekauft und zahlreiche eigengeplante Neubauvorhaben angeschoben. Diese Entwicklungen führten in den vergangenen fünf Jahren zu einer starken Steigerung der Nachfrage nach Wohnraum. Die Anzahl der neuen Haushalte wuchs dreimal so schnell wie die Anzahl der Wohneinheiten. Der Anstieg der Einwohnerzahl in der vergangenen halben Dekade konnte noch durch den in den 1990er Jahren entstandenen Wohnungsüberhang gedeckt werden. Dieses Überangebot ist nun abgebaut. Der Leerstand in ganz Berlin ist auf sehr niedrige zwei Prozent Ende 2013 zurückgegangen – in einigen Stadtteilen ist er noch geringer. Den Rahmen für die weitere Berliner Stadt- und Wohnungsmarktpolitik werden das in der Erarbeitung befindliche „Stadtentwicklungskonzept Berlin 2030“ und der im März 2014 verabschiedete „Stadtentwicklungsplan Wohnen 2025“ der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt bilden, die gezielt inhaltliche und räumliche Schwerpunkte setzen. Damit sollen die Maßnahmen zur Befriedigung des bis zum Jahr 2025 prognostizierten Wohnungsbedarfs von rund 137.000 neuen Wohneinheiten gesteuert werden. Zur Zielerreichung werden alle privaten und kommunalen Akteure sowie die Verwaltungen konstruktiv zusammenarbeiten müssen. Infolge der Verknappung des Angebots stiegen die Mieten deutlich an. Im Fall von Berlin kann diese Dynamik als Aufholprozess gewertet werden. Insbesondere die Neubaumieten erreichen aktuell erst wieder die Werte von vor 20 Jahren. Grundsätzlich nähert sich das Berliner Mietpreisniveau an jenes anderer deutscher Bevölkerungsentwicklung und Leerstandsquote Berlin 1995 bis 2013 10,0 in % 9,0 Leerstandsquote im Bestand der Mitgliedsunternehmen des BBU in Berlin: Ostteil Westteil Bevölkerung 8,0 7,0 3.600 Bev. in TSD 3.550 3.500 6,0 5,0 3.450 4,0 3.400 3,0 2,0 3.350 1,0 12 11 20 13 20 20 10 20 20 09 08 20 07 20 20 06 05 20 03 04 20 20 02 20 01 20 99 00 20 19 98 19 97 19 19 19 96 3.300 95 0,0 Quelle: Statistisches Landesamt Berlin-Brandenburg, BBU Marktmonitor Neubaureport 7 Berlin braucht jede Wohnung Der Berliner Markt für Mietwohnungsneubauten wächst rasant. Fast im Wochenrhythmus kommen neue Vorhaben dazu. Derzeit sind 191 Projekte mit rund 13.900 Wohneinheiten in der Entwicklung. Pro Bauvorhaben werden durchschnittlich rund 81 Einheiten realisiert, wobei Projekte von kommunalen Gesellschaften mit durchschnittlich 97 Wohnungen am größten sind. Aktuell ist das Planungsgeschehen noch vor allem durch privatwirtschaftlich agierende Projektentwickler und Investoren geprägt. Ihr Anteil an den in Bau und Planung befindlichen Wohnungen beträgt etwa 63 Prozent. Etwa 70 verschiedene in- und ausländische Projektentwickler, von privaten Bauherren bis zu globalen Unternehmen, sind derzeit in Berlin aktiv. Die NCC Deutschland GmbH, die Groth Gruppe sowie die Kondor Wessels GmbH sind derzeit die aktivsten Projektentwickler im Wohnungssegment. Vom deutschlandweiten Marktführer NCC ist beispielhaft das in diesem Report dargestellte Vorhaben in der Liesenstraße zu nennen (vgl. S. 12). ergänzen oder verdichten in der Regel im direkten Umfeld ihrer Altbestände. Oft nutzen sie bereits vorhandene Grundstücke und können so vor allem mittleren Einkommensgruppen modernen und barrierearmen Wohnraum anbieten. Es folgen auf Rang zwei die landeseigenen Wohnungsunternehmen. Ihr Anteil von 29 Prozent am Mietwohnungsneubaumarkt wird in den kommenden Jahren noch deutlich zunehmen. Bei diesen Akteuren sind viele Projekte noch in einer sehr frühen Planungsphase und daher an dieser Stelle noch nicht berücksichtigt. Der Mietwohnungsneubau konzentriert sich auf den Stadtteil Mitte. Hier werden aktuell 26 Projekte mit rund 2.060 Wohneinheiten realisiert. Es folgen Treptow, Pankow und Lichtenberg sowie Friedrichshain. Das Projektvolumen in der Innenstadt wird hauptsächlich durch private Anbieter generiert. Kommunale Wohnungsunternehmen und Baugenossenschaften haben ihren Entwicklungsfokus dagegen in den Stadtteilen Treptow, Lichtenberg und Pankow. ic k le r Die Wohnungsbaugenossenschaften rangieren derzeit auf Platz drei und haben den Neubau bereits vor mehreren Jahren wieder forciert. Die Genossenschaften Aufgrund zyklischer Marktentwicklungen erwartet bulwiengesa mittelfristig einen Rückgang des Anteils von privaten Marktteilnehmern auf 50 bis 55 Prozent. Auf Basis der aktuellen Entwicklungen sollte vor allem der Anteil der kommunalen Wohnungsunternehmen, unterstützt durch politische Maßnahmen, in den nächsten Jahren zunehmen. ei hm Un te rn e La nd es Pr iv at e ge n en no ss n pe Ba ug e Ba ug ru p e sc ha W oh nu ft en ng su nt er ne er /P ro j hm ek en te n tw Aktuelle Marktstruktur im Mietwohnungsneubau Quelle: bulwiengesa, Projekte aktuell in Bau oder Planung konkret; Stand: 23.6.2014 8 Neubaureport Der Development- und Investmentmarkt boomt Erst seit 2009 rücken Projektentwicklungen mit Mietwohnungsneubauten wieder in den Fokus von deutschen institutionellen Investoren wie Pensions kassen, Versorgungswerken und Versicherungen. Bis Ende 2013 wurden 29 Transaktionen in Berlin erfasst, wobei das vergangene Jahr mit zwölf Verkäufen und rund 1.400 Wohnungen den Spitzenwert markiert. Die Projekte weisen durchschnittlich etwa 125 Mietwohnungen und ein Investitionsvolumen von rund 30 Mio. Euro auf. Die Aberdeen Asset Management ist für Versorgungsund Pensionskassen tätig und der prägende Neubau investor in der Hauptstadt. Aber schon 2013 kauften auch die kommunalen Berliner Wohnungsunternehmen Projektentwicklungen an. So erwarben die HOWOGE, die degewo und die GESOBAU jeweils ein Vorhaben. Diese Strategie ermöglicht es den Unternehmen, die von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt formulierte Zielstellung umzusetzen und den Wohnungsbestand in kommunaler Hand bis zum Jahr 2016 auf rund 300.000 Wohneinheiten zu erhöhen. Im Zuge der hohen Nachfrage sind auch die Kaufpreise in den letzten Jahren um zirka drei Jahresmieten gestiegen, wobei je nach Lage, Ausstattung und Zahlungsweise deutliche Unterschiede bestehen. Der Verkaufspreis liegt aktuell im Durchschnitt bei dem rund 20-fachen der jährlichen Nettokaltmiete. Auf die damit steigenden Neubaumieten reagierten Projektentwickler und Investoren bereits mit einer 2009 235 Wohneinheiten (WE) Reduzierung der durchschnittlichen Wohnungsgrößen auf aktuell rund 81 Quadratmeter. Zusammen mit der Realisierung hoher energetischer Standards wird so versucht, die absolut zu zahlende Warmmiete zu senken. Die gefragten klassischen Wohnlagen Mitte, Pankow und Charlottenburg bilden den räumlichen Schwerpunkt für die Verkäufe von neugebauten Wohnungsprojekten, wobei im vergangenen Jahr bereits auch neue Lagen wie Weißensee, Hohenschönhausen oder Neukölln gehandelt wurden. Die Transaktionsaktivitäten werden sich in den kommenden Jahren auf einem hohen Niveau fortsetzen, da – wie oben dargestellt – auch kommunale Wohnungsgesellschaften im Rahmen von Forward-Deals komplette Projektentwicklungen kaufen. Neue und anspruchsvolle Herausforderungen könnten jedoch von steigenden Zinsen und Baukosten sowie verschärften Anforderungen seitens der öffentlichen Hand ausgehen. Transaktionen von Mietwohnungsneubauprojekten 2 Verkäufe 2010 309 WE 3 Verkäufe 730 WE 2011 5 Verkäufe 940 WE 2012 7 Verkäufe 1.397 WE 2013 12 Verkäufe Quelle: bulwiengesa Neubaureport 9 Reinickendorf Pankow Weißensee Wedding Spandau Tiergarten Mitte Charlottenburg Kreuzberg Wilmersdorf Schöneberg Zehlendorf Tempelhof Steglitz Datenstand: 23. Juni 2014, © 2014 bulwiengesa, Kartengrundlage: © NAVTEQ 10 Neubaureport Neukölln Aktuelle Mietwohnungsprojekte Bauaktivitäten in den Top-5-Stadtteilen (Anzahl Wohneinheiten) Mitte Treptow Pankow Lichtenberg Hohenschönhausen Friedrichshain 0 500 Fertiggestellt 1.000 In Bau 1.500 2.000 2.500 Planung konkret Marzahn Hellersdorf Lichtenberg Treptow Köpenick Neubaureport 11 Liesenstraße 3-5a, Berlin-Mitte Sophienstraße 35, Berlin-Lichtenberg Die Privaten: Die Innovativen: Projektentwickler: Investor: Wohnungen: Wohnfläche: TG-Stellplätze: Baubeginn: Fertigstellung: Projektentwickler und Investor: Wohnungen: Wohnfläche: TG-Stellplätze: Baubeginn: Fertigstellung: NCC Deutschland GmbH Bayerische Apothekerversorgung 148 ca. 12.400 qm 42 1. Quartal 2013 3. Quartal 2014 Grafik: Jörg Tarrach Am einstigen Grenzstreifen zwischen Mitte und Wedding, unweit der neuen BND-Zentrale entsteht seit rund zehn Jahren ein neues Stadtviertel. Der Bereich um die Chausseestraße profitiert von seiner Nähe zum Hauptbahnhof und zur historischen Stadtmitte. An diesem Hotspot Berlins erwarb im Dezember 2012 die Bayerische Versorgungskammer (BVK) für die Bayerische Apothekerversorgung von NCC, dem größten Entwickler Deutschlands, eine Projektentwicklung in der Liesenstraße. Dort erfolgt bis zum Herbst dieses Jahres der Bau von 148 Mietwohnungen in einem U-förmigen Wohnkomplex. Es werden vor allem Zweiund Drei-Zimmer-Einheiten mit Schallschutzfenstern und im KfW-70-Standard realisiert. 12 Neubaureport LaVidaVerde GmbH 18 1.230 qm 104 3. Quartal 2013 4. Quartal 2014 Foto: LaVidaVerde Das „LaVidaVerde“ ist ein nicht gewinnorientiertes Hausprojekt und Mitglied im Mietshäuser Syndikat. Als Hausverein organisiert, werden an die zukünftigen Bewohner des Hauses Wohnnutzungsrechte vergeben. Es besteht somit kein Einzeleigentum. Gemeinschaftliches Wohnen sowie ressourcenschonendes Leben spielen eine zentrale Rolle. Das Vorhaben wird mit möglichst wenig Bankdarlehen finanziert. Stattdessen werden Stiftungs- und Fördergelder sowie verzinsbare private Direktkredite zur Finanzierung herangezogen. Das „LaVidaVerde“ ist als EnergiePlus-Haus im KfW-40Standard konzipiert. Dies bedeutet, dass mehr Wärme und Strom erzeugt als verbraucht werden. Im Sinne der Ressourcenschonung arbeitet das Projekt mit Photo voltaik, einer Wärmepumpe und der Nutzung von Regen- und Grauwasser. Zusätzlich soll ein Holzpellet ofen die notwendige Wärmeversorgung bereitstellen. Außerdem wird das Abwasser aufbereitet und es soll eine Kleinwindanlage installiert werden, deren Genehmigung jedoch noch aussteht. Hönower Straße/Treskowallee, Berlin-Lichtenberg Köpenicker Straße hinter 48, Berlin-Mitte Die Kommunalen: Die Genossenschaften: Projektentwickler und Investor: Wohnungen: Wohnfläche: Baubeginn: Fertigstellung: Projektentwickler: HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH 414 28.980 qm 2. Quartal 2013 4. Quartal 2015 Investor: Wohnungen: Wohnfläche: Baubeginn: Fertigstellung: Grafik: Ligne Architekten/CN-Architekten In Karlshorst entstehen auf dem ehemaligen Areal der Hochschule für Technik und Wirtschaft die „Treskow-Höfe“. In einem zu sanierenden Bestandsgebäude sowie acht Neubauten werden insgesamt 414 Mietwohnungen realisiert. Die HOWOGE wird ein sozial durchmischtes Quartier schaffen. Es entsteht ein breiter Wohnungsschlüssel von Single- bis zu Familienwohnungen. Alle Wohnungen werden barrierefrei erreichbar sein, um so verschiedene Bevölkerungsgruppen aller Generationen anzusprechen. Daneben sollen Angebote geschaffen werden, die sich in die bereits existierenden Strukturen im Bezirk einfügen wie eine Kindertagesstätte, ein öffentlicher Spielplatz, eine Wohngemeinschaft für Senioren sowie kleinteiliges Gewerbe. Wohn- und Baugenossenschaft Spreefeld eG Spreefeld Berlin GmbH 65 6.500 Quadratmeter zzgl. 1.000 Quadratmeter Gewerbe 3. Quartal 2012 4. Quartal 2013 Foto: bulwiengesa Das Ende 2013 fertiggestellte genossenschaftliche Neubauprojekt „Spreefeld Berlin“ entstand auf einem ca. 7.450 Quadratmeter großen Grundstück direkt an der Spree. Neben attraktiven Freiflächen am Uferbereich mit Bootshaus und Strand bietet das „Spreefeld“ gemeinschaftlich nutzbare und finanzierte Innenflächen. Zugunsten dieser Flächen wurden die Privaträume reduziert. Es wurde bewusst eine einfache Grundausstattung für die Wohnungen gewählt, jedoch hohe Maß stäbe bezüglich einer ressourcensparenden Bauweise und eines nebenkostenarmen Betriebes angelegt. Die Gesamtkosten für Grundstück und Bau von ca. 2.100 Euro/Quadratmeter Nutzfläche wurden klassisch über Eigen- und Fremdkapital finanziert. Die sogenannten Baugenossen (80 Prozent) stellen dabei den Eigenkapitalanteil der Genossenschaft von ca. 35 Prozent bereit und besitzen ihre Wohnung als Sonder eigentum nach Wohnungseigentumsgesetz. Die verbleibenden 20 Prozent Genossenschaftsmitglieder sind Mietgenossen und zahlen neben ihrem Nutzungsentgeld einmalig einen symbolischen Genossenschafts anteil von 1.000 Euro. Neubaureport 13 Wohnungsneubau als Notwendigkeit, Chance und Herausforderung Angesichts eines erneuten flächendeckenden Rückgangs der Leerstandsquote und rund 25.000 neuer Haushalte wird derzeit auf dem Berliner Wohnungsmarkt jede Art von Wohnraum benötigt. Mit rund 6.800 Geschosswohnungen werden in diesem Jahr wahrscheinlich fast doppelt so viele Wohneinheiten fertiggestellt wie 2013. Da jedoch nur zirka 36 Prozent davon Mietwohnungen sind, verschärft sich die Nachfragesituation in diesem Segment weiter. Ein Zeichen dafür ist die sehr niedrige Anzahl von Wohnungswechseln. Neubau als Notwendigkeit zur Bedarfsdeckung Das Ziel des im März 2014 vorgestellten „Stadtentwicklungsplans Wohnen 2025“ ist der Neubau von mindestens 10.000 Wohnungen pro Jahr. 2015 könnte erstmals die Zehntausendermarke erreicht werden. Damit wäre die formulierte Zielstellung erfüllt. Dieser prognostizierte Bedarf basiert jedoch auf deutlich geringeren Bevölkerungszuwächsen. Auf der Basis der Einwohnergewinne der vergangenen Jahre schätzt bulwiengesa den Bedarf in den kommenden fünf Jahren jedoch auf rund 20.000 Wohnungen jährlich. Die Vorhaben sollten daher innovative Wohnkonzepte und -lösungen berücksichtigen, um die Wohnungsnachfrage langfristig zu befriedigen. Es müssen alle Bevölkerungsgruppen angesprochen werden. Dies beinhaltet neben der Schaffung von barrierefreien Wohnungen und der Entwicklung von flexiblen Grundrissen für Jung und Alt auch den Nutzungsmix. Zusätzlich sollte eine breite Standort- und Qualitätsvarianz angestrebt werden, um auch für unterschiedliche Einkommen und verschiedene Ansprüche ein Angebot bereithalten zu können. Neubau als gesellschaftliche Herausforderung Im Zuge immer knapper werdender Grundstücksressourcen und veränderter Nachfragestrukturen werden bereits immer häufiger kleine Wohnungsgrößen sowie eine höhere Anzahl von Ein- bis Drei-Zimmer-Wohnungen realisiert. Gegenüber den 2013 fertiggestellten Wohnungen sind die aktuell geplanten Einheiten mit durchschnittlich etwa 81 Quadratmeter Wohnfläche bereits rund 15 Prozent kleiner. Die in der „BerlinStrategie“ der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt formulierte Zukunftsvision zur Entwicklung der Metropole Berlin als impulsgebende Hauptstadt wird weitere positive Effekte und Zuzüge generieren. Es ist daher notwendig, dass alle Marktakteure zusätzliche Neubauprojekte im gesamten Stadtgebiet planen und umsetzen. Neubau als Chance, die Stadt qualitätsvoll zu gestalten Die Anforderungen, die der demografische Wandel und die notwendige Energiewende mit sich bringen, können heutzutage einfacher und kostengünstiger durch Mietwohnungsneubauten als im Bestand erfüllt werden. Mit dem „Stadtentwicklungskonzept Berlin 2030“ ergeben sich für den Berliner Wohnungsmarkt Herausforderungen der sozialen, ökonomischen und ökologischen Nachhaltigkeit. Diese gilt es zu bewältigen, um Leerstände von morgen zu vermeiden. 14 Neubaureport Vor dem Hintergrund der langfristigen Bedeutung des Wohnungsbaus darf beim Neubau die Entwicklung der Stadt nicht außer Acht gelassen werden. Der Neubau muss daher nachhaltige Lösungen zu Gebäudestandards, Energieversorgung und ressourcenschonender Bauweise liefern. Die Bedeutung des Klimawandels wird durch die „Machbarkeitsstudie klimafreundliches Berlin 2050“ der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (Stand: März 2014) untermauert. Das formulierte Ziel, Berlin in eine klimaneutrale Stadt bis 2050 umzuwandeln, soll unter anderem durch einen Umbau der Berliner Energieversorgung und energetische Gebäudesanierungen erreicht werden. Was heute gebaut wird, muss so attraktiv, aber auch so ressourcenschonend sein, dass die Gebäude auch in 20, 50 oder 100 Jahren werthaltig sind und Berlinerinnen und Berlinern ein Zuhause bieten können. Daneben ist auch die Konversion ehemals gewerblich genutzter Areale und Gebäude in verstärktem Maße voranzubringen, um weitere Flächenpotenziale zu erschließen. Ebenso gewinnen Nachverdichtungsmaßnahmen und bauliche Ergänzungen von Bestandsgebäuden vor allem durch kommunale Wohnungsgesellschaften und Wohnungsgenossenschaften an Bedeutung. Bei solchen Projekten sind Kommunikation sowie Angebote zur Partizipation von großer Bedeutung, um Konflikte zu vermeiden, da immer häufiger Ansprüche an den Wohnungsbau heute Soziale Faktoren Ökonomische/ politische Faktoren Ökologische Faktoren Demografischer Wandel Nachhaltige und soziale Stadtentwicklung Energiewende und Klimaneutralität Veränderte Wohn- und Lebensbedingungen Grundstücksverfügbarkeit und Baurecht Konversion von Gebäudeund Grundstücksflächen Steigender Wohnungsbedarf durch Bevölkerungswachstum Bau- und Planungskosten Ressourcenschonende Bauweise WOHNUNGSNEUBAU Quelle: bulwiengesa ganze Vorhaben am Protest der betroffenen Bürger scheitern. Angesichts der hohen Nachfrage rücken auch zunehmend Grundstücke in den Entwicklungsfokus, die Defizite in der Standortqualität aufweisen. Straßenoder Bahnlärm, oft einhergehend mit Erschütterungen oder störenden Nachbarschaftsnutzungen werden für Wohnprojekte immer häufiger akzeptiert und stellen Planer und Architekten vor neue Herausforderungen. Alle zuvor genannten Anforderungen und Rahmenbedingungen führen in der Regel dazu, dass Bau- sowie Planungskosten und in deren Folge die zu realisierenden Miethöhen steigen. Es gilt daher, durch kostenoptimiertes Planen und Bauen, durch Nachverdichtung sowie durch neue, auch städtebauliche Bauformen diesem Trend entgegenzuwirken. Diese Themen, begleitet von Stichworten wie Nachhaltigkeit, Nutzungsmix und Partizipation, werden Inhalte im zweiten HOWOGE-bulwiengesa-Neubaureport sein. Neubaureport 15 Impressum 1. HOWOGE-bulwiengesa-Neubaureport Herausgeber HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH Ferdinand-Schultze-Straße 71 13055 Berlin www.howoge.de bulwiengesa AG Wallstraße 61 10179 Berlin www.bulwiengesa.de Herstellung Druckzuck GmbH Reichenberger Straße 124 10999 Berlin www.druckzuck.de Gestaltung gauß gestaltung Kommunikationsdesign Alte Schönhauser Straße 38 10119 Berlin www.gausz-gestaltung.de Stand: 1. August 2014 Alle verwendeten Informationen wurden nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und dargestellt. Eine Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit der Daten wird nicht übernommen. Eine weitere Verwendung, Vervielfältigung oder Veröffentlichung der im Neubaureport enthaltenen Texte und Abbildungen bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung der HOWOGE und der bulwiengesa. 16 Neubaureport