Was aus Altkleidern wird
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Was aus Altkleidern wird
Bremen MONTAG 2. DEZEMBER 2013 7 Im Herzen eines Menschen ruhen der Anfang und das Ende aller Dinge. LEO N. TOLSTOI (1828–1910) TACH AUCH Sattelfest VO N LAR S B E HR E N S Anziehungspunkt der Inneren Mission in der Blumenthalstraße: Angelika Schultz (links) engagiert sich ehrenamtlich. Fatima Churruca bringt mit ihrem Sohn Sebastian Kleiderspenden vorbei. E FOTO: KARSTEN KLAMA Was aus Altkleidern wird In Bremen werden jährlich 2600 Tonnen Klamotten gesammelt – ein Teil davon endet als Brennstoff Illegal aufgestellte Container, Kritik am Verkauf von Altkleidern nach Afrika – was passiert eigentlich mit den vielen tausend Tonnen Textilien, die alljährlich in Container geworfen oder in Kleiderkammern abgegeben werden? Und wo kann man gut erhaltene Kleidung spenden und sicher sein, dass sie an Bedürftige weitergegeben wird? In Bremen sind es vor allem die Kleiderkammern des Roten Kreuzes (DRK), der Caritas und der Inneren Mission, die Kleiderspenden an Bedürftige ausgeben. Doch auch sie verkaufen Altkleider: Textilien, die nicht mehr zu gebrauchen sind oder nicht abgeholt werden. V ON CORI NNA T O NNER Bremen. Im „Anziehungspunkt“, der Kleiderkammer der Inneren Mission, wird sortiert. Angelika Schultz und Dirk Weise stehen an einem großen Tisch und packen Hosen, Hemden und Jacken aus, begutachten sie und legen sie auf verschiedene Stapel. Die wichtigste Maxime beim Sortieren: „Die Kunden sollen Kleidung bekommen, die sie nur noch waschen müssen und dann anziehen können“, sagt Petra Wulf-Lengner, Leiterin der Einrichtung und des Beratungszentrums der Inneren Mission. Rund 10 000 Bedürftige kommen pro Jahr hierher, schätzt Wulf-Lengner, sie zahlen 50 Cent für ein Kleidungsstück. Rund 52 000 Textilien und Schuhe werden pro Jahr gespendet. 70 Mitarbeiter und Ehrenamtliche arbeiten im „Anziehungspunkt“, im Second-Hand-Laden „Bemerkenswert“ im Lloydhof und in der Näherei „Nahtstelle“. Spendenrekord der Wolkenschieber Geld geht an acht Einrichtungen V ON SABINE DO L L Bremen. 245 258,29 Euro – das ist die neue Rekord-Spendensumme, die am Sonnabend bei der vierten Benefizgala der Wolkenschieber zusammengekommen ist. Die Initiative unterstützt Einrichtungen aus Bremen und der Region, die sich um Kinder und Jugendliche kümmern. Seit der Gründung 2007 haben die Wolkenschieber mehr als 700 000 Euro gesammelt, 22 Organisationen profitierten davon. Die diesjährige Spendensumme geht an acht Einrichtungen: die Lebenshilfe Osterholz, die Aktion Rückenwind für Leher Kinder, die Bremer Leselust, Refugio – Psychosoziales Zentrum für ausländische Flüchtlinge, das Projekt Pegasus der Bremer Krebsgesellschaft, der Verein AVS & Friends für den Kampf gegen Krebs, das SOS-Kinderdorf-Zentrum Bremen und Schattenriss, eine Beratungsstelle gegen sexuellen Missbrauch von Mädchen. Bei der Benefizgala am Sonnabendabend im Congress Centrum waren 27 Prominente als Unterstützer dabei, einige von ihnen halfen traditionell beim Servieren eines Menüs für die 650 Gäste: darunter die „Tatort“-Kommissare Sabine Postel und Oliver Mommsen, Fernsehkoch Ralf Zacherl und Ex-Sportkommentator Manni Breuckmann. Moderiert wurde die Veranstaltung, die gegen Mitternacht zu Ende ging, von Yared Dibaba, der die Wolkenschieber von Beginn an unterstützt. Auf der Showbühne traten unter anderem der Magier Hans Klok und die Sängerin Julia Neigel mit ihrer Band auf. Am Freitag ist der „Anziehungspunkt“ am Deetjen-Park in Sichtweite des „Elefanten“ eigentlich geschlossen. Aber wer vor der Tür steht, wird nicht abgewiesen. Die 37-jährige Spanierin Fatima Churruca gibt zwei große Tüten mit Kleidung ab, hauptsächlich Kindersachen von ihrem zweijährigen Sohn Sebastian. Die Chemikerin lebt seit drei Monaten in Bremen. Die Kleiderkammer der Inneren Mission hat sie im Internet gefunden: „Ich finde es wichtig, für Bedürftige zu spenden“, sagt sie. „Ich habe in meinem Leben auch Zeiten erlebt, in denen ich froh war, dass andere etwas ge- spendet haben.“ Der 19-jährige Kai Oestmann aus Findorff spendet auch und sieht sich eher als Konsum-Kritiker: „Es wird so viel Kleidung billig hergestellt und ständig neu gekauft.“ Er will bei dem Kaufrausch nicht mitmachen: „Ich trage häufig Sachen, die ich von Freunden geschenkt bekomme.“ Vieles geht ins Ausland Dabei wird tatsächlich nur ein kleiner Teil der Altkleider direkt an Bedürftige weitergegeben. Nach Angaben des Bundesverbandes für Sekundärrohstoffe und Entsor- Historisches Preis-Hoch Bremen (cot). „Das Preisniveau für Altkleider ist auf einem historischen Hoch“, sagt Ilona Schäfer, Sprecherin des Bundesverbandes für Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BVSE). 400 Euro pro Tonne Altkleider sollen es derzeit sein, vor zehn Jahren waren es etwa 100 Euro. Ursache dafür sei der Rückgang der Kleiderspenden in europäischen Krisenländern bei unverminderter Nachfrage aus afrikanischen Ländern. Vermutlich ein Grund dafür, weshalb bundesweit immer mehr illegal aufgestellte Altkleider-Container auftauchen. In Bremen wurden jetzt 100 Stück entdeckt (wir berichteten). Es sind Container der Firmen Elko-Trans, Deutsche Textilrecycling Werke (DTRW) und Kontainer-Service-Berlin (KSB). Den Firmen wurde untersagt, die Container aufzustellen. Der Hintergrund: Das Aufstellen der Container muss der Behörde drei Monate im Voraus angezeigt werden. Dies war nicht geschehen. Dadurch sparen die Firmen die Gebühren für Anzeige und Stellplatzmiete und entziehen sich der Kontrolle, denn so müssen sie keine Angaben zur Gemeinnützigkeit oder die Nutzung machen. 30 der illegalen Container hat die Entsorgung Nord (Eno) im Auftrag der Stadt bereits eingezogen. Dagegen klagt die DTRW. „Denen ist es vor allem ein Dorn im Auge, dass die Container fristlos entfernt wurden“, so Dietmar Bothe aus dem Ressort des Senators für Umwelt, Bau und Verkehr. Vermutlich hätten sie spekuliert, dass die Container bis zum Ende des Gerichtsverfahrens stehen bleiben könnten. Die Firmen können ihre Container abholen, müssten dafür die Kosten tragen: 170 Euro pro Stück. gung (BVSE) werden pro Jahr 750 000 Tonnen Altkleider in Deutschland gesammelt. Davon werden 43 Prozent als SecondHand-Kleidung wieder verwendet, von der das meiste ins Ausland verkauft wird, vor allem in afrikanische Länder. So werden zum Beispiel beim Roten Kreuz, das pro Jahr bundesweit 100 000 Tonnen in Containern und Kleiderkammern sammelt, nur 4000 bis 5000 Tonnen an Bedürftige weitergegeben, eine Quote von vier bis fünf Prozent. Die Hälfte der abgegebenen Textilien verkauft das DRK, das aufgrund der Kritik an dem Geschäft mit den Altkleidern eine „Transparenz-Initiative“ gestartet hat, an gewerbliche Weiterverwerter wie die Firma Efiba aus Bassum. Dadurch erzielt das DRK Einnahmen von zwölf Millionen Euro, die es in seine ehrenamtlichen Projekte investiert. Ebenso sieht es bei der Inneren Mission und der Caritas aus, die allerdings keine Container aufstellen, sondern nur in Kleiderkammern sammeln. Auch sie verkaufen die Kleidung, die nicht mehr tragbar ist oder nicht abgeholt wird, und finanzieren damit Projekte wie ihre Schuldner- oder Suchtberatung. Bei der Entsorgung Nord (Eno), die in Bremen von 2600 Tonnen Altkleidern pro Jahr 2000 Tonnen sammelt, werden laut Geschäftsführer Volker Ernst 32 Prozent zu Dämmstoffen in der Autoindustrie verarbeitet, vier Prozent werden als Ersatz-Brennstoff für fossile Brennstoffe genutzt und sechs Prozent der Inhalte aus den Containern sind Müll, der dort gar nicht hingehört – Zahlen, die in etwa dem bundesweiten Durchschnitt entsprechen. Einsatz gegen Hunger und für Bildung Kirchen eröffnen Spendenaktionen „Brot für die Welt“ und Adveniat / TV-Gottesdienst in St. Stephani Bremen·Osnabrück (fea·epd) . Mit einem Gottesdienst in der Kulturkirche St. Stephani hat das evangelische Hilfswerk „Brot für die Welt“ gestern seine Spendensammlung gestartet. Traditionell rufen zum 1. Advent die evangelischen Landesund Freikirchen zu Spenden auf. „Brot für die Welt“ unterstützt Projekte in 92 Ländern. Die Veranstaltung in der StephaniKirche wurde ins Fernsehprogramm der ARD übertragen. Parallel dazu hat in Osnabrück das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat der katholischen Kirche seine Spendenaktion eröffnet. Im Mittelpunkt von „Brot für die Welt“ steht der Kampf gegen den weltweiten Hunger. „Land zum Leben – Grund zur Hoffnung“ lautet das Motto der Kampagne, die in diesem Jahr einen Schwerpunkt auf Angola im Südwesten Afrikas setzt. Es Der Gottesdienst in der Kirche St. Stephani zum Auftakt der Spendenaktion „Brot für die Welt“ wurde ins Programm der ARD übertragen. FOTO: EPD gebe noch immer eine „Welt des Hungers“, kritisierte im Eröffnungsgottesdienst Renke Brahms, der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK). Zwar habe die Zahl der Hungernden nach einem UN-Bericht seit den frühen 1990er-Jahren um 17 Prozent abgenommen. „Und dennoch leiden immer noch 842 Millionen Menschen Hunger“, sagte Brahms in dem Fernsehgottesdienst. „8,8 Millionen sterben jährlich den Hungertod.“ Den Projektpartner von „Brot für die Welt“ im südlichen Angola sieht Brahms als Hoffnungszeichen. Der Direktor des kleinbäuerlichen Selbsthilfeprojektes, Ernesto Cassinda, erläuterte, es sei unter anderem mit einer Saatgutbank gelungen, 8000 Menschen aus dem Hunger zu befreien. Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat der katholischen Kirche eröffnete seine Spendenaktion mit einem Gottesdienst im Osnabrücker Dom. Die Bischöfe von Osnabrück und Essen, Franz-Josef Bode und Franz-Josef Overbeck, forderten die Gläubigen auf, sich im Sinne von Papst Franziskus mit den Armen in Lateinamerika zu solidarisieren. „Ihren Hunger und Durst nach Bildung zu stillen, ist konkreter Liebesdienst an den Menschen“, sagte Bode. Er gestaltete den Gottesdienst mit Gästen aus Nicaragua, Chile, Honduras, Bolivien und der Dominikanischen Republik. Die Spendenaktion des in Essen ansässigen Lateinamerika-Hilfswerks steht in diesem Jahr unter dem Motto „Hunger nach Bildung“. Mit den gesammelten Geldern aus den Kollekten vor allem am 24. und 25. Dezember unterstützt Adveniat Bildungsprojekte von Partnerorganisationen in Lateinamerika und der Karibik. Adveniat finanziert sich nach eigenen Angaben zu 95 Prozent aus Spenden und fördert etwa 2700 Projekte mit durchschnittlich jeweils 13 000 Euro. In Lateinamerika und der Karibik werden rund 26 500 Grund- und weiterführende Schulen von der katholischen Kirche getragen. Für „Brot für die Welt“ wurden im vergangenen Jahr nach Angaben des Hilfswerkes bundesweit 55,2 Millionen Euro gespendet. Aktuell würden damit 2500 Projekte in den Ländern des Südens unterstützt. Seit 1959 bittet die Aktion in jedem Jahr zu Beginn der Adventszeit um Spenden für Hilfsprojekte in Afrika, Asien und Lateinamerika. rster Sonnabend auf dem Bremer Weihnachtsmarkt, es herrscht Trubel: viele auswärtige Gäste sind gekommen, aber offensichtlich auch ein ganzer Teil Bremer, die ihren zugereisten Gästen die Sehenswürdigkeiten der Stadt nahebringen wollen. Die junge Frau zeigt ihrem männlichen Begleiter die Attraktionen auf dem Marktplatz: „Dies ist der Roland … dort, das ist der Dom. Und hier –“, mit einer Handbewegung weist sie auf das Rathaus, zögert: „Und das hier – ist der Ratskeller!“ Auto erfasst sechsjährigen Jungen Bremen (wk). Ein sechsjähriger Junge hat sich bei einem Zusammenstoß mit einem Fahrzeug einen Unterschenkelbruch und Prellungen zugezogen. Laut Polizei war der Junge am Sonnabendnachmittag auf der Stromer Landstraße plötzlich auf die Fahrbahn getreten, wo er von dem Fahrzeug erfasst wurde. Der Pkw-Fahrer war mit der erlaubten Geschwindigkeit unterwegs. Der Junge kam in Begleitung seiner Eltern in ein Krankenhaus, wo er stationär behandelt wird. ANZEIGE Die fantastische Dinner-Show 22. November 2013 bis 25. Januar 2014 Reservierungen u. Kartenverkauf: Tel. (0421) 34 08 666 Tickets: WESER-KURIER Pressehaus sowie unter 0421/ 36 36 36 oder www.weser-kurier.de/ticket – www.palais-im-park.de – 50 000 Euro Schaden nach Trunkenheitsfahrt Bremen (wk). Hohen Schaden hat ein betrunkener Autofahrer am Sonnabendabend auf der Richard-Boljahn-Allee verursacht. Laut Polizei war der Mann mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Autobahn 27 unterwegs. Auf seinem Weg kollidierte er mit zwei anderen Fahrzeugen, die sich daraufhin auf der Straße drehten, einer der Wagen knickte einen Laternenmast ab. Der Verursacher und zwei weitere Beteiligte wurden leicht verletzt. Die Polizei schätzt die Schadenhöhe auf 50 000 Euro. TOTO- UND LOTTOZAHLEN Lotto: 1 - 24 - 30 - 33 - 39 - 47, Superzahl: 7. Toto: 13er-Wette: 2 - 1 - 1 - 0 - 0 - 1 - 1 - 1 - 1 - 0 - 2 1 - 0. 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