Der Osterhase
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Der Osterhase
Der Osterhase - Für Èlodie Folin Streuner und Goldsternchen waren zusammen in Montréal. Sie besuchten eine Ausstellung über Australien. Da hielt Goldsternchen plötzlich Streuner fest: »Schau mal!« Streuner blickte sich um, sah aber nichts Besonderes. »Na, da!« Goldsternchen deutete auf einen Schokoladenmann, der rücklings ausgestreckt auf dem Boden lag, mit seinem Kopf zur Mauer. Sein Oberkörper ruhte auf einem Baumstamm. Neben ihm befand sich ein langes, hölzernes Rohr, in das der Mann blies. Davor eine Schale, in die man Geld werfen sollte. Daneben lagen einige CDs. »Ein Didgeridoo!«, rief Goldsternchen entzückt. »Ein Didg... was?« »Ein Didgeridoo! Ich wollte schon immer mal einen Aborigine in ein Didgeridoo blasen sehen!« Stille. »Sag mal, was blickst du mich so betroffen an?« »Goldsternchen...«, erwiderte Streuner und schloss beide Hände fest um ihre Hand, »ich vergesse immer wieder, dass du Québecerin bist.« Goldsternchen sah Streuner fragend an. Was wollte er damit sagen? »Wir beide hätten doch lieber in die Ausstellung über die Schweiz gehen sollen. Hast du denn noch nie ein Alphorn gesehen? DAS ist ein Sound.« Goldsternchen sah ihn eine Weile still schweigend an. Schließlich sagte sie − entrüstet: »Egal, wo wir sind, egal, was wir sehen. Immer sagst du, entgeistert, dass du das schon von Zuhause kennst!« »Ich weiß«, sagte Streuner − enttäuscht, »und allmählich frage ich mich, wozu ich meine Heimat überhaupt verlassen habe.« Goldsternchen schwieg eine kurze Zeit, ehe sie erwiderte: »Gibt es irgend etwas, für das du dich begeistern kannst?« »Ich bin leider ein sehr nüchterner Mensch.« Da hüpfte plötzlich ein Zwergkänguruh an ihnen vorüber. »Was war das?«, fragte Goldsternchen und sah staunend dem Tier nach. »Ach, den kenne ich schon«, sagte Streuner. »Den Osterhasen gibt's bei uns daheim auch.«