Toni Lindl und Gerhard Gstraunthaler: Zell

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Toni Lindl und Gerhard Gstraunthaler: Zell
Buchbesprechung
Toni Lindl und Gerhard Gstraunthaler:
Zell- und Gewebekultur. Von den Grundlagen
zur Laborbank
432 Seiten, 117 Abb., überarbeitete und erweiterte Auflage, Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag, 2008, Euro 44,95
„Zell- und Gewebekultur“ geht in seine mittlerweile 6. Auflage.
Zu Toni Lindl hat sich mit Gerhard Gstraunthaler ein zweiter
Autor gesellt, der mit seinen Beiträgen die Hintergründe der
Anleitungen erweitert und vertieft hat. Fehler aus der 5. Auflage wurden korrigiert. Von „A“: Agardiffusionstest bis „Z“
Zellzahlbestimmung umfasst das Buch praktische und präzise
Anweisungen für Labortechniken im Bereich der Zell-, Gewebe- und Organkultur. Neu hinzugefügt wurden die Abschnitte
„Qualitätskontrolle in der Zell- und Gewebekultur“ und „Standardisierung von Zellkulturen“.
Bemerkenswert an diesem Lehrbuch sind der klare Aufbau
und die Prägnanz der Beschreibung. Durch die Ringbindung ist
es möglich, das Buch ins Labor mitzunehmen und dort anhand
der Anleitungen zu arbeiten – als praktisches Nachschlagewerk.
Das Buch ist in 6 Abschnitte unterteilt:
In Abschnitt I werden zunächst die Grundlagen der Labortechniken auf übersichtliche, leichtverständliche und sehr praxisbezogene Weise erörtert. Wie funktioniert eine Sterilbank
genau und was für Konsequenzen hat das für die Arbeitsweise?
Was muss man beim sterilen Arbeiten beachten und wo sind die
häufigsten Fehlerquellen?
Abschnitt II befasst sich mit der Zelle und ihrer Umgebung,
also mit Gefässen, Medien und physiologischen Parametern. In
übersichtlicher Form wird die Herkunft und Bedeutung der herkömmlichen Zellkulturmedien beschrieben. Ein eigenes Kapitel
ist der serumfreien Zellkultur gewidmet, mit einem eigenen Exkurs zu den Nachteilen der Serumzugabe für Qualität und Nachvollziehbarkeit von Zellkulturtechniken. Auch die Tierschutzaspekte werden nicht ausgelassen.
Abschnitt III unterrichtet über die allgemeine Handhabung
von Zellen: Mediumwechsel, Passage, Einfrieren, Versand. Die
Good Cell Culture Practice (GCCP) wird in einem eigenen Kapitel berücksichtigt, wenn auch nur als kurzer Abriss der Intentionen und Prinzipien.
In Abschnitt IV erfolgt dann der Übergang zu speziellen
Methoden, dargelegt an Primärzellen und Zell-Linien: Isolierung von Primärzellen, Transfektion, Klonierung, embryonale
Stammzellen und auch Insektenzellen. Organkultur wird in einem Kapitel insgesamt recht knapp abgehandelt, u.a. am Beispiel der Gewinnung und Kultur des Meerschweinchenileums.
Dass das Spendertier unter Material geführt wird, sollte m.E.
aus Respekt vor dem Versuchstier in den nächsten Auflagen ge-
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ändert werden; durch die zusätzliche Gewichtsangabe (1 Meerschweinchen à 200-350 g) fühlte sich die Rezensentin unwillkürlich an ein Kochrezept erinnert.
Abschnitt V befasst sich eigens mit Pflanzenzellkultur und
Abschnitt VI enthält das Glossar mit kleinem Lexikon, sowie
einen Anhang mit Berechnungsmethoden und eine Auflistung
weiterer Nachschlagewerke.
Etwas eigenwillig ist der Literaturteil geraten: In den Abschnitten I-III und V folgt der Literaturteil am Ende des Abschnittes, in Abschnitt IV (Spezielle Methoden) dagegen auf jedes einzelne Kapitel. Der Literaturteil im Abschnitt VI bezieht
sich nur auf das Glossar.
Das besondere Augenmerk der Autoren liegt klar auf der
Zellkultur. Zwei neue Kapitel, die sich mit Qualitätskontrolle
und Standardisierung befassen, tragen der Bedeutung der Good
Cell Culture Practice (GCCP) Rechnung. Keine Berücksichtigung finden dagegen z.B. Langzeitkulturen und Kokulturen/
dreidimensionale Zellkulturen. Bei den Anleitungen müssen
sich die Autoren auf bestimmte Beispiele beschränken, dies ist
allerdings eine schiere Notwendigkeit; es ist schlicht unmöglich, allein sämtliche Zelllinien und ihre Bedürfnisse detailliert
darzustellen.
Dieses Buch sollte in keinem Labor fehlen. Unerlässlich ist es
vor allem dort, wo Praktikanten, Hilfswissenschaftler und Neusowie Quereinsteiger arbeiten, als übersichtliches Nachschlagewerk und als Antwort auf Fragen, die man als Neuling vielleicht
nicht zu fragen wagt (wie ging noch mal ein Dreisatz?). Aber
auch für den versierten Wissenschaftler können die detaillierten Anleitungen und Problemlösungsvorschläge Anregung und
Hilfestellung sein.
Ein derartiges Buch zur Zellkultur kann auch einen wichtigen
Beitrag dazu leisten, Skeptiker für in vitro Techniken zu erwärmen und Wissenschaftlern, die den Fokus ihrer Projektarbeit
vom Tierversuch weg und hin zur Zellkultur verlegen möchten,
neue Ideen zu vermitteln. Somit trägt es dazu bei, der Zellkultur
in der täglichen Arbeit im Labor den Stellenwert zu verschaffen,
den sie seit langem verdient.
Stefanie Schindler
Animalfree Research
CH-8032 Zürich
[email protected]
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