James Last Bei „Tico Tico“ alles fit im Schritt

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James Last Bei „Tico Tico“ alles fit im Schritt
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James Last
Bei „Tico Tico“ alles fit im Schritt
Von Michael Köhler
80 und kein bisschen müde: James Last in der Festhalle in Frankfurt
13. Mai 2009 Melancholie verraten die noch immer jugendlich wirkenden Gesichtszüge von
James Last, wenn Konfetti und Feuerwerk verschossen sind und der 80 Jahre alte Erfinder
der weltweit erfolgreichen LP-Reihe „Non Stop Dancing“ schweren Schrittes den Gang in
die Garderobe antreten muss. Noch einmal verbeugen sich zum Finale alle Mitwirkenden auf
der Bühne der Frankfurter Festhalle: Zwischen den aus Ingrid Arthur, Tracey Duncan, Sonia
Jones, Simon Bell und Mac Kissoon bestehenden Chorsolisten und den Orchestermusikern
steht ein wenig verloren der Mann, den gute Freunde „Hansi“ nennen dürfen. Der sechzehnte
von insgesamt 23 Terminen durch Deutschland, die Niederlande, Frankreich, Luxemburg
und die Schweiz ist abgehakt. James Last hat, wie schon so viele Male ins einem Leben,
intensiv Herzblut gegeben.
Alles fit im Schritt signalisiert der noch immer stattliche Schnauzbartträger mit
Brillantstecker im linken Ohr zum Auftakt, wenn er, in weiße Seide gehüllt, vollen
Körpereinsatz gibt und jenes legendäre Fingerschnippen präsentiert, das er einst für die ZDFShow „Starparade“ ersann. Mit Passion fegt der Kaiser deutscher Unterhaltungsmusik von
der ersten bis zur letzten Minute des rund dreistündigen Spektakels über die Bühne. Wippt
kokett im Takt, schwingt kess die Hüften, ballt enthusiastisch Fäuste, geht bei haarigen
Partituren auch mal tief in die Knie und vergisst dabei auch nicht mit seiner zurückhaltend
norddeutschen Art zu dirigieren. Aber der einst im Jazz als Kontrabassist gestartete Last
weiß, dass der seit Dekaden anhaltende weltweite Erfolg seinen virtuosen Musikern zu
verdanken ist.
Erst Walzer, dann Polonaise
Ein nicht nur musikalischer Grenzgänger blieb James Last zeitlebens. In seinem unmittelbar
identifizierbaren Partysound begegnen sich sämtliche Genres. Von Blechbläsern behangene
Streicher säuseln Cole Porters „I’ve Got You Under My Skin“. Wenige Minuten später
beschwört das Orchester mit Chor authentisch einen waschechten Gospel. Beim
gemächlichen Johann-Strauß-Walzer „G’schichten aus dem Wienerwald“ legen mehrere
Dutzend Pärchen direkt vor der Bühne erst eine kesse Sohle aufs Parkett, um bei der gleich
anschließenden Polonaise durch die Halle zu wandern.
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Dabei begnügt Last sich nicht damit, den Dreivierteltakt zu übernehmen. Dazu swingen des
gebürtigen Bremers Arrangements zu nachhaltig. Gleiches gilt auch, wenn der Square Dance
„Orange Blossom Special“ die Festhalle kurzerhand in eine Wildwest-Kulisse verwandelt.
Ohne mit der Wimper zu zucken schickt James Last seine Brass-Sektion durch die im Lauf
der Jahre lichter gewordenen Publikumsreihen. Gar nicht betulich wirken Konzessionen an
den Zeitgeist in Form von Amy Winehouse’ „Rehab“, Pinks „So What“ und Green Days
„Wake Me Up When September Ends“. Zu absoluter Hochform laufen „Hansi“ und seine
Mannschaft aber bei Lateinamerikanischem wie „Tico Tico“ auf.
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Mit Nachdruck betreibt James Last die Verschmelzung der Stile mit den Mitteln der
Tanzmusik. Doch verwischen auch die Grenzen zwischen den Songs. Etwa 20 Titel stehen
auf dem Programm, tatsächlich aber sind es wesentlich mehr. Geschuldet ist das Lasts Hang
zu Potpourris, wenn er unverblümt Klassisches von Puccini und Bizet vereint und das gelbe
Unterseeboot der Beatles ein beschwingtes Seemanns-Medley eröffnet. „Freunde, das Leben
ist lebenswert“ gibt James Last als Ratschlag mit auf den Weg. Wort hält der in zweiter Ehe
verheiratete Veteran, dessen stark norddeutsch eingefärbte Ansagen mit sarkastischem Biss
nicht leicht zu verstehen sind, wenn sich sämtliche Akteure bei der obligatorischen
Stimmungsgranate „Na Na Hey Hey (Kiss Him Goodbye)“ noch einmal selbst übertreffen.
Mit Blick gen Himmel gerichtet, gibt der wehmütig gestimmte Chef das Versprechen, dass,
wenn der alte Herr da oben es will, er gern wiederkomme.
Text: F.A.Z.
Bildmaterial: Michael Kretzer
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