eloquenten Reimrede
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eloquenten Reimrede
Nur ein Trägerwechsel? (Zum Feste packten sie sich einen …) „He, schreib‘ uns ein Gedicht! ‚Trägerwechsel‘ sei dein Thema, doch traurig, traurig sei es nicht! Spiel‘ mit Wörtern, schmiede Verse, flecht‘ mal ‘ne Metapher ein. Und allerhöchstens fünf Minuten länger sollte es nicht sein!“ Da holt der Dichterling, o Graus, als Erstes seinen Slapstick ‘raus. Vor der Grube: düst’re Stimmung, Träger halten ernst und triste, leicht verkrampft in großer Spannung diese schwere Eichenkiste. Plötzlich gleiten alle viere mit der Kiste in das Loch. War’s die Trauer, kam’s vom Biere? Hierüber man rätselt noch … Schrei – Entsetzen – „Zapperlot!“ Trägerwechsel tat jetzt not. Stimmung freilich war entgleist (Metapher!), Küster grinste breit und dreist. Doch was wollte man da machen? Hinter ihrem Biedermeierstrauß und –hut und Trauerschleier musste selbst die Witwe lachen. Beim Reimen wird dem Reimschmied klar, dass dies wohl nicht das Wahre war. Und so beginnt er ohne Zorn sein Gedicht noch mal von vorn: Wechseln lässt sich heut so vieles: Kleider, Reifen, Datenträger, Trainer, Spieler, Ehepartner, und das hin bis zum Exzess. Strümpfe, Werte, Bodylotion und das alles mit ‚emotion‘. Auch bei kommunalen Wahlen, so war kürzlich zu erfahren, gab es wie beim Schlussverkauf Wechsel und das wohl zuhauf. Hier im Bergischen - sehr frappant geriet man außer Rand und Band, brachte alles durcheinander, als man quasi samt und Sander wie mit einer Panzerfaust Bürgermeister ausgetauscht. Den Träger einer Schule freilich zu wechseln ist wohl nicht alltäglich. Nach über fünfzigjährigem Weg verlassen die Salesianer das Kolleg. So endet eine Gnadenzeit, die uns erfüllt mit Dankbarkeit. Im Dienst der Jugend zu wirken hier war Eure Berufung, war unser Panier. Als Träger ward Ihr sehr erträglich, als Menschen ohnehin verträglich. Und doch – so frag ich insgeheim: Soll es das gewesen sein? Was, so möcht‘ ich mich beschweren, soll nun aus Don Bosco werden? Bleibt er hier, nehmt Ihr ihn mit? The sand of time will cover it. Ich find es fad, wie man so sagt, man sei ja doch nicht aus der Welt, und sowieso seh‘ man sich hier und dort und irgendwo. Und säh‘ man sich nicht in dieser Welt, säh‘ man sich in Köln-Ehrenfeld. Zu deuten sei das Ganze eh ‚in aeternitatis lumine‘. Wird man nicht schon in ein paar Jahren leise sagen, leise klagen: The sand of time has covered it?! Hierbei legt der Dichterling minutenlang den Bleistift hin. War’s Anspannung, war es Kopfweh, oder war es das Sujet? – Gute Werke, Schnaps und Hunde zeigt ‚google‘ für „Malteser“ an, und so war es gute Kunde, als Ihr tratet an uns heran, habt uns freundlich aufgenommen, Eurem Kreise zugezählt und mit herzlichem Willkommen als dritte Schule auserwählt, bringt uns dann als Morgengabe, und das macht es interessant, „Nähe“ mit als Wertvorgabe. Nun, wir sind jetzt sehr gespannt. Dreißig Jahre soll es dauern. Was dann sein wird, man weiß es nit, das ist schwer vorauszuschauen. Ich - krieg‘ das dann nicht mehr mit. ‚The sand of time‘ – you know … So fließen Verse und Reime dahin, bis müde wird der Dichterling. Ein Letztes aber scheint ihm klar: Was jetzt noch fehlt, ist eine Coda. An dem Septemberdienstagabend sitzt Müller bei der Müllerin. An kühlem bad’schem Wein sich labend streicht er ihr über’s güldene Haar, so zart, so sanft, so wunderbar! Und langsam schwante ihr: „Fürwahr, den Leitspruch habt ihr gut gewählt, und ich freue mich gar sehr, weil, verehrter Hofmacher, ja ab heute ‚Nähe zählt‘. Nun sprich, mein schwäbischer Malteser, wie war’s Trägerwechselfest? Wie spielten denn die jungen Bläser, wer redete auf dem Podest? War’s rauschhaft oder eher trist, wie’s halt so ist, wenn einer geht und einer kommt. Sag’s mir, wenn es dir denn frommt!“ „Die Bläsergruppen spielten schön, genossen hab ich alle Tön. Doch, ach, mein fein Lieb, schwäbisch Mädle, sagen wollte ich dir noch: S’war halt bloß a Trägerwechsel, mehr war’s net … Oder doch?“ W. Gude