3. schwerpunkt171 - Informationsdienst Gentechnik
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3. schwerpunkt171 - Informationsdienst Gentechnik
Schwerpunkt: Gehölze Überblick Industriell veränderte Bäume und Wälder Die Argumente, die für die gentechnische Veränderung von Bäumen und anderen Gehölzen ins Feld geführt werden, gleichen denen im Agrarsektor. Ein Einblick in die Prioritäten und die Debatte in diesem Bereich. vor allem als Grundstoff für die Herstellung von Zellstoff, befriedigt werden. Als Entlastung für natürliche und naturnahe Wälder gedacht, sind die industriellen Plantagen mittlerentechnisch veränderte Bäume werden von kriti- weile selbst zum Problem geworden, mancherorts wegen schen Fachleuten als besondere Gefahr für die Bio- der intensiven Anbauweise mit oft Standort-fremden Baulogische Vielfalt angesehen. Diese Sonderrolle ver- marten, Pestiziden, mineralischem Dünger und künstlicher danken sie insbesondere ihrer potentiellen Langlebigkeit, Bewässerung, anderenorts als Landfresser, der natürliche die nicht selten mehrere Jahrzehnte bis mehrere hundert Lebensräume oder die Nutzung der Flächen zur Produktion Jahre umfassen kann. In diesem Zeitraum können sie sich von Nahrungsmitteln verdrängt. Bekanntestes Beispiel für die schädliche Wirkung dieser über Samen, beziehungsweise Pollen, zum Teil auch über Ausläufer der Wurzeln, ausbreiten. Manche Gehölze können Art der Holzerzeung ist der Einsatz des Eukalyptus-Baumes, sogar aus scheinbar "toten" Sprossstücken, beispielsweise der neben Pappel und Kiefer am häufigsten auf den Plantaabgebrochenen Ästen, vollständige Pflanzen hervorbringen. gen der Welt wächst. Insbesondere in Südamerika - etwa in So können die transgenen Konstrukte oder auch die Klone Brasilien - wird vielerorts Eukalyptus angepflanzt. Der Baum wird auch als "selfish tree", "egoistischer der gentechnisch veränderten Pflanzen Baum", bezeichnet. Denn neben sich verbreitet werden. Die Eigenschaften, die gentechnisch hinzu gefügt wurden, Als ausichtsreichster Weg, lässt er praktisch keine anderen Pflankönnen sich im Laufe eines Baumlebens die Verbreitung neu einge- zen zu. Er zieht derart große Mengen in ihrer Ausprägung verändern, was das fügter Genkonstrukte zu von Nährstoffen und Wasser aus dem Boden, dass es für andere Pflanzen naRisiko fehlender Stabilität der Genexverhindern, werden wieder- hezu unmöglich wird, im Schatten oder pression mit sich bringt. Dies kann zu unvorhersehbaren und vor allem unge- um gentechnische Verände- in der Nachbarschaft von Eukalyptus zu existieren. Unter den angestrebten genwollten Nebeneffekten führen. Dieser rungen angesehen. technisch veränderten Varianten möglichen Instabilität kommt eine bewünscht man sich auch solche, die sich sondere Bedeutung zu, da als ausichtsreichster Weg, die Verbreitung neu eingefügter Genkon- durch ein schnelleres und oder stärkeres Wachstum ausstrukte zu verhindern, wiederum gentechnische Verände- zeichnen, was die beschriebene Situation noch verschärfen rungen angesehen und entwickelt werden. Um die Verbrei- wird. tung zu verhindern, sollen die Pollen steril gemacht werden. Nach Ansicht von Mae-Wan Ho und Joe Cummins vom briGentechnische tischen "Institute of Science in Society" ist bei (gentechnisch Veränderungen für die Industrie veränderten) Bäumen besonders bedeutsam, dass diese über ein weit verzweigtes Wurzelsystem verfügen. Die GeDer Blick auf Forschung und Entwicklung zeigt, dass die fahr eines horizontalen Gentransfers sei stark erhöht, da in gentechnischen Veränderungen in diesem Sektor ganz ofder Rhizosphäre - dem Boden als Lebensraum für das Wur- fensichtlich auf Industrie-orientierte Nutzung der Bäume zelsystem der Pflanzen - die Möglichkeit des Austauschs ge- abzielen: Aktuelle Projekte und Forschungsansätze sind, netischen Materials als außergewöhnlich hoch einzuschät- was die übertragenen Gene angeht zumindest teilweise verzen ist.(1) gleichbar mit denen an transgenen Pflanzen in der Landwirtschaft: Herbizid- und Insektenresistente Bäume sollen den industriellen Anbau erleichtern, Bäume mit geringeHunger nach Holz rem oder verändertem Ligningehalt sollen schneller wachDie Wirkung transgener Bäume kann nicht ohne einen sen und leichter zu verarbeiten sein in den Papiermühlen Blick auf ihr potentielles Einsatzgebiet beurteilt werden. In der Welt (zum Lignin siehe weiter unten in diesem Beitrag). So wundert es nicht, wenn sich auf den ersten Blick auch der Regel ist ihre Pflanzung in Plantagen vorgesehen, also die industrielle Holzproduktion, wie sie in den vergangenen Teile der Kritik ähneln: Herbizid-resistente Pflanzungen Jahrzehnten auf 200 Millionen Hektar weltweit ihre Anwen- führen zu vermehrtem Einsatz von einigen wenigen Undung fand. Zum Vergleich: diese Fläche entspricht nahezu krautvernichtungsmitteln, dieser fördert seinerseits die Bilder Fläche des weltweiten Weizenanbaus.(2) So soll der un- dung resistenter Unkräuter, was wiederum zum Einsatz ermessliche Hunger der Industriegesellschaften nach Holz, stärkerer - giftigerer - Mittel führt. Gleichzeitig muss bei der Christof Potthof G Gen-ethischer Informationsdienst GID Nr. 171 · Aug./Sept.2005 3 Gehölze Schwerpunkt Überblick Ausbringung der Herbizide mit Flugzeugen damit gerechnet werden, dass angrenzende Gebiete, so auch Wasserflächen, vom Drift betroffen sind. Eine weitere Sorge betrifft die Schädigung von so genannten nicht-Zielorganismen. Da insektenresistente gv-Bäume in die Lage versetzt werden, ihr eigenes Insektizid (etwa das Bacillus thuringiensis-Toxin, das auch aus der Landwirtschaft bekannt ist) zu produzieren, können auch solche Organismen geschädigt werden, die zu den Nützlingen zählen oder keinen (bekannten) Einfluss auf die Bäume haben. Eine weitere, zumindest bei der Papaya bereits bis zur Kommerzialisierung fortgeschrittene, Entwicklungslinie betrifft die Resistenz gegen bestimmte Pflanzenviren. Im Fall dieses palmenähnlichen Gewächses ist das die Resistenz gegen den so genannten Ringspot-Virus.(3) Ähnliche Projekte laufen mit Wein und Äpfeln.(4) Bei den beiden letzteren Gehölzen werden Resistenzen gegen mikrobielle Erreger von Krankheiten - also gegen Pilze und/oder Bakterien - angestrebt. Von der Marktreife sind sie aber noch weit entfernt. Neben der gv-Papaya ist nur eine weitere transgene Baumart bekannt, sie sich bereits im kommerziellen Anbau befindet: China kultiviert seit 2002 Pappeln , die eine Insekten- Gv-Wein im Elsass? Anfang Juli dieses Jahres hat das französische Nationale Institut für landwirtschaftliche Forschung angekündigt, in der elsässischen Stadt Colmar einen Versuch mit gentechnisch veränderten Weinreben durchzuführen. Der Winzerverband "Erde und Wein der Welt" protestierte unmittelbar gegen die Ankündigung. "Es ist höchstwichtig, dass die Zukunft unseres Berufsstandes nicht nur von Wissenschaftlern, Industriellen und Technokraten bestimmt wird. (...) Wir sind nicht überzeugt, dass der Versuch - wie es nötig ist - mit dem höchsten Grad an Vorsorge gestartet wird." Laut einem Pressebericht (www.santafenewmexican.com) sei das Ziel des Projektes, Weinsorten herzustellen, die weniger empfindlich gegen Krankheiten sind. Es sind die ersten Versuche dieser Art in Frankreich nach einer Pause von sechs Jahren. In der Zeit von 1996 bis 1999 hatte die Firma "Moet et Chandon" in Kooperation mit dem Forschungsinstitut gv-Wein im Freiland getestet, die Versuche waren aber nach Protesten auf Gewächshäuser beschränkt worden. (pau) 4 Gen-ethischer Informationsdienst GID Nr. 171 · Aug./Sept.2005 Resistenz auf der Basis des Bt-Gens (Bacillus thuringiensis) tragen. Berichten zufolge sollen bereits rund 1,4 Millionen transgene Pappeln in mindestens zehn verschiedenen chinesichen Provinzen angepflanzt worden sein.(4) Weltweiter Testanbau Darüber hinaus befinden sich zahlreiche Baumarten bislang noch im Stadium von Feldversuchen, dies aber in praktisch allen Regionen der Welt, wobei auf dem afrikanischen Kontinent nur in der Republik Südafrika Testreihen laufen.(5) So werden Tests mit gv-Bäumen und Gehölzen in den USA und Europa, zudem in Asien, Südamerika, dort insbesondere in Chile, und in Australien durchgeführt.(6) Wie zuvor beschrieben besteht ein großes Interesse daran, Bäume und Gehölze derart zu verändern, dass sie über einen verminderten Lignin-Gehalt verfügen. Lignin ist zentraler Bestandteil der Zellwand von Pflanzen und somit auch von Bäumen und verleiht diesen, in Verbindung mit den Zellulosefasern, ihre Stabilität. In der Verarbeitung des Holzes zu Zellstoff bereitet das Lignin den Technikern einige Schwierigkeiten, da es von den anderen Bestandteilen - insbesondere von den Zellulosefasern - nur schwer zu trennen ist. Stark giftige Chemikalien und ein hoher Energie-Einsatz sind hier vonnöten. Für die Widerstandfähigkeit der Bäume gegen Schädlinge ist das Lignin aber wichtig. Denn als Klebstoff in den Zellwänden bereitet es diesen ebenso Schwierigkeiten, wie den Verarbeitern des Holzes. Ist nun aber der Gehalt an Lignin in den Zellwänden reduziert, kann es zu einer größeren Empfindlichkeit der Bäume kommen, was wiederum zu einer Intensivierung der Forstwirtschaft durch gesteigerten Pestizid-Einsatz führen kann. Hinzu kommt, dass mit reduziertem Ligningehalt zwar von der Senkung der Verarbeitungskosten des Holzes auszugehen ist, dies aber zur Folge haben kann, dass sich die Produktionskosten damit an anderer Stelle erhöhen. Denn die Papiermühlen nutzen das abgetrennte Lignin als Energieträger für ihren Verarbeitungsprozess, den sie dann duch den Zukauf anderer Energiequellenn ersetzen müssen. (7) Bedeutend für wen? Als zentrale Figur in der Gentechnik an Bäumen und anderen Gehölzen gilt Steven Strauss, Professor für Molekularund Zellbiologie und Genetik an der Forstabteilung der Universität des US-Bundesstaates Oregon: Laut Strauss ist die Kritik an der Arbeit in diesem Bereich vor allem ideologisch motiviert. Wer eine intensive Bewirtschaftung bei der Holzproduktion ablehne und gentechnische Veränderungen als nicht akzeptabel betrachte oder auch gegen die von Patentierungen gekennzeichnete privatwirtschaftliche Rolle bei der Anwendung gentechnischer Veränderungen argumentiere, würde ebenfalls dazu neigen, die Gentechnik in der Holzwirtschaft abzulehnen. "Demgegenüber scheinen diejenigen gentechnische Veränderungen zu favorisieren, die glauben, dass die Aufgabe, mehr Holz auf weniger Fläche zu produzieren, eine bedeutende Frage für die Umwelt und auch für die Wirtschaft ist." (8) Diese Rechtfertigung des Einsatzes der Gentechnik an Bäumen und Gehölzen hält ein Bericht der internationalen Sektion der "Freunde der Erde" für die Weltsicht hochqualifizierter Männer aus der Mittelklasse des Nordens. "Es ist eine Weltsicht, die wenig Gemeinsamkeiten hat mit der Le- Schwerpunkt: Gehölze Überblick Gentechnisch veränderte Bäume werden als besondere Gefahr für die Biologische Vielfalt angesehen. Diese Sonderrolle verdanken sie insbesondere ihrer potentiellen Langlebigkeit. Foto: Bilderbox benswirklichkeit von Dorfbewohnern, die ihr Land und ihr Auskommen an die massiven industriellen Baum-Plantagen im globalen Süden verloren haben.Ebenso wenig hat sie etwas zu tun mit dem Leben der Arbeiter auf diesen Plantagen, deren Kollegen und Freunde durch den exzessiven Einsatz von Pestiziden vergiftet wurden, die sie selbst inden Plantagen spritzen mussten. Sie hat auch nichts zu tun mit den Arbeitern, die in Brasilien unter fürchterlichen Bedingungen aus Eukalyptus Holzkohle herstellen müssen. Die Argumente für gentechnisch veränderte Bäume gehen an den Belangen der Dorfbevölkerung, die in der Nachbarschaft von Plantagen lebt, vorbei. Ebenso wenig können solche Argumente jemanden berühren, der einmal der Dorfbevölkerung bei der Beschreibung ihrer Probleme zuhören konnte, die daraus entstanden sind, dass ihr Land von einer Papier- und Zellstoff-Firma in eine Plantagen-Monokultur umgewandelt wurde."(8) Fußnoten: (1) GM Forest Trees - The Ultimate Threat, von Mae-Wan Ho und Joe Cummins; im Netz unter: www.i-sis.org.uk/GMFTTUT.php. (2) "Rohstoffherkunft für Zellstoffe" Fachtagung in Gelsenkirchen am 01.10.2004; im Netz unter: www.treffpunkt-recyclingpapier.de/initiativ e / m i t t e i l u n g e n / m i t t e i l u n g pdf/20041116_Kurzfassung_FT_01.10.04.pdf. (3) Siehe auch den Artikel "Globaler Blick auf transgene Bäume" von Anne Petermann in diesem Schwerpunkt. (4) Siehe auch den Artikel "Der Staat treibt's voran" von Christof Potthof in diesem Schwerpunkt. (5) Allerdings wurde im Juli 2004 - berichtet, dass auch in Kenia Projekte mit gentechnisch veränderten Bäumen geplant werden und erste gv-Bäume ins Land gebracht wurden. - zitiert nach www.ecoterra.net. (6) Für Details siehe den Artikel von Anne Petermann in diesem Schwerpunkt. (7) Gary Peter von der Universität des US-Bundesstaates Florida in Gainesville, zitiert in: Harvey Black: Feature: Better trees from GM technology; United Press International, InterestAlert, http://interestalert.com, 07.02.05. (8) Zitiert nach Chris Lang "Genetically Modified Trees - The ultimate threat to forests"; Friends of the Earth International und World Raninforest Movement - Juni 2004; im Netz unter: www.wrm.org.uy/subjects/GMTrees/text.html. Christof Potthof ist Redakteur beim Gen-ethischen Informationsdienst (GID) und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Gen-ethischen Netzwerks. Gen-ethischer Informationsdienst GID Nr. 171 · Aug./Sept.2005 5 Gehölze Schwerpunkt FAO-Bericht Zu viele Unbekannte Ein neu erschienener Bericht der Vereinten Nationen gibt einen "vorläufigen Überblick über Biotechnologie in der Forstwirtschaft, einschließlich gentechnischer Veränderungen". Diese Bestandsaufnahme weist jedoch deutliche Informationslücken auf. Anne Petermann 2 25 Freisetzungsversuche in der Forstwirtschaft weltweit, verteilt auf 16 Länder, das ist das Ergebnis des Überblicks der FAO (United Nations Food and Agriculture Organization). Unglücklicherweise wird darin nicht unterschieden zwischen Versuchen, die gerade stattfinden und solchen, die in der Vergangenheit durchgeführt worden sind. So ergibt sich ein etwas verzerrtes Bild. Von den 225 Feldversuchen werden 150 in den Vereinigten Staaten lokalisiert. Die übrigen finden - laut Bericht - hauptsächlich in Europa statt: in Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Spanien, Portugal, Finnland und Schweden, aber auch in Kanada und Australien. Es wird auch von Feldversuchen in sich entwickelnden Ländern berichtet: in Indien, Südafrika, Indonesien, Chile und Brasilien. China wird als einziges Land genannt, von dem bekannt ist, dass kommerzielle Freisetzungen von gentechnisch veränderten (gv) Bäumen durchgeführt werden: Über eine Million Bäume wachsen dort in zehn Provinzen. resistent gegen das Ringspot-Virus zu sein, zeigen sich ihrerseits sehr anfällig für eine Krankheit, deren Erreger als Black-spot-(Schwarzfleck)-Pilz bezeichnet wird. Dies führt dazu, dass die Bauern große Mengen von Fungiziden auf ihren Papayaplantagen einsetzen müssen, um den Pilz in Schach halten zu können. Inzwischen werden bei über 50 Prozent der konventionell (nicht-gv-) und ökologisch angebauten Papayas, die aus Hawaii stammen, Verunreinigungen durch gentechnisch veränderte Papayas gefunden. Biobauern in Hawaii verlieren ihre Zertifizierung aufgrund der Kontamination und manche haben ihren gesamten Papayabestand vernichtet, da sie keine gentechnikfreien Papayas garantieren können. Zweifelhafter Erfolg mit gv-Papaya Die Gentechnik-Industrie dagegen betrachtet die hawaiianische gv-Papaya als eine Erfolgsstory. Ihre Vertreter betonen gerne, dass die Gentechnik die Papaya auf Hawaii gerettet habe. Aber, wie oben genanntes schon erwarten lässt: Gv-Papaya hat den biologisch und konventionell wirtschaftenden Bauern, wie auch den Bauern, die die transgenen Papayas angebaut haben, gleichermaßen ein ökonomiForscher befragt sches Desaster beschert, und der Natur ein ökologisches Die Forschung konzentriert sich auf Pappel (47 Prozent), noch dazu. Dies sollte für die Allgemeinheit Anlass genug Kiefer (19 Prozent) und Eukalyptus (7 Prozent). Dabei geht sein, wegen der Auswirkungen von kommerziellen Freisetes vor allem um Herbizid- und Insektenresistenz, Holzei- zungen anderer gentechnisch veränderter Bäume in die genschaften wie zum Beispiel den Ligningehalt und die Umwelt alarmiert zu sein. Auch wenn kommerzielle Freisetzungen die meisten Bedenken herFruchtbarkeit. Für den Bericht der FAO wurden Mehr als die Hälfte der befrag- vorrufen, müssen Feldversuche ebenso kritisch betrachtet werden, da auch Forscher, die sich mit der gentechniten Forscher hatte die größten hier die Gefahr besteht, dass natürlischen Veränderung von Bäumen befassen, zu ihrer Einschätzung der Bedenken bezüglich einer mög- che Verwandte durch gv-Pollen kontamöglichen Chancen und Risiken be- lichen Verbreitung von gv-Pol- miniert werden. (...) fragt. Thematisiert wurden Chancen len oder Pflanzen in umliegen- Wissenschaftler der Duke University in North Carolina, USA, haben mit Mound Risiken ökonomischer und ökolodellierungs-Studien gezeigt, dass Polgischer Art sowie Auswirkungen auf de Ökosysteme und Wälder. len von Versuchswäldern im Südosten die menschliche Gesundheit. Die Forder USA durch Luftströmungen über scher äußerten hauptsächlich zwei Bedenken: Zum einen waren sie besorgt über die fehlende 2.000 Kilometer weit bis in die östlichen Provinzen Kanadas Akzeptanz von gv-Bäumen innerhalb der Bevölkerung. getragen werden können. Da eine Kontamination über solAußerdem hatte mehr als die Hälfte der befragten Forscher che Entfernungen stattfinden kann, sind nationale Regedie größten Bedenken bezüglich einer möglichen Verbrei- lungen nicht ausreichend. Ein weltweites Moratorium muss tung von gv-Pollen oder Pflanzen in umliegende Ökosyste- erlassen werden, das die Freisetzung von gv-Bäumen so lanme und Wälder sowie die Auswirkungen, die dies auf Nicht- ge verbietet, bis eindeutig nachgewiesen wurde, dass gvBäume sicher für Mensch und Umwelt sind. Zielorganismen haben könnte. Die Forscher tun gut daran, Bedenken zu haben. Schon jetzt zeigen sich negative Auswirkungen von gv-Bäumen. Weltweites Anbau-Moratorium? Gv-Papayas der Sorte "Sun Up", die in Hawaii kommerziell angebaut werden, verursachen schwerwiegende Probleme. Aus diesem Grund hatten Aktivisten in Finnland eine Die Papayabäume, die gentechnisch verändert wurden, um Kampagne für eine Petition für ein weltweites Verbot von gv- 6 Gen-ethischer Informationsdienst GID Nr. 171 · Aug./Sept.2005 Schwerpunkt: Gehölze FAO-Bericht Bäumen initiiert und mehr als 2.500 Unterschriften verschiedener Organisationen gesammelt. Außerdem haben Aktivisten bei Treffen der Vereinten Nationen auf der ganzen Welt über die Gefahren, die von gv-Bäumen ausgehen, informiert. Gruppen wie das Peoples Forest Forum aus Finnland, das Global Justice Ecology Project aus den USA, World Rainforest Movement aus Uruguay und die internationale Sektion der Friends of the Earth (1) haben am UN-Waldforum (2) in Genf und New York City teilgenommen, um die Delegierten über die Bedrohung zu informieren, die gv-Bäume für die Wälder weltweit darstellen. Auch bei der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (United Nations Framework Convention on Climate Change - UNFCCC) in Buenos Aires wurden die Gefahren präsentiert. Denn beim Treffen der UNFCCC im Dezember 2003 in Mailand war die Entscheidung gefällt worden, dass Plantagen aus gentechnisch veränderten Bäumen als Klimasenken (3) eingesetzt werden können. Diese Entscheidung der UNFCCC ist besonders problematisch für die sich entwickelnden Länder, wo solche Plantagen zur Reduzierung Klima-relevanter Gase in der Atmosphäre in der Regel gepflanzt werden. Gelangen Pollen oder Samen von gv-Baumplantagen in einheimische Wälder und übertragen Eigenschaften wie Insektenresistenz oder geringeren Ligningehalt, so bringen sie das Ökosystem Wald weiter ins Ungleichgewicht, so dass die globale Erwärmung nicht etwa abnehmen, sondern noch zunehmen wird. Hinzu kommt noch, dass Bäume mit reduziertem Ligningehalt sich schneller zersetzen und dabei Kohlendioxid - ein den Treibhauseffekt erzeugendes Gas - in die Atmosphäre freisetzen. Die Entscheidung der UNFCCC ist aus einem weiteren Grund problematisch. Jetzt kann die Errichtung von Plantagen mit gv-Bäumen, die bislang für viele Länder zu teuer gewesen ist, von den Weltbank-Programmen zur Senkung der Klimagase unterstützt werden. Somit schafft die Weltbank in sich entwickelnden Ländern finanzielle Anreize, armen und indigenen Gemeinden ihre landwirtschaftlichen Flächen und einheimische Wälder zu nehmen, sie in gv-Baumplantagen umzuwandeln, um diese auf die Kohlenmonoxidemissionen der Länder Nordamerikas und Europas als Ausgleich anzurechnen. Die Folgen eines solchen Vorgehens werden für die Umwelt, die menschliche Gesundheit und für das soziale Gefüge in den entsprechenden Regionen der Welt weit reichend sein und - in den meisten Fällen - unwiderruflich. Die Weltbank finanziert in Lateinamerika schon jetzt und ohne den Einsatz gentechnisch veränderter Organismen die Anpflanzung von Baumplantagen zur Reduzierung von Treibhausgasen in der Erdatmosphäre. Dies hat schwerwiegende Auswirkungen auf benachbart lebende Gemeinschaften und Ökosysteme. Es kommt unter anderem zu Vergiftungserscheinungen durch die auf den Plantagen eingesetzten Chemikalien, zum Absinken des Grundwasserspiegels und zur Austrocknung der Böden aufgrund der mit schnellwachsenden Bäumen intensiv bewirtschafteten Plantagen. Gentechnisch veränderte Bäume in solchen Plantagen würden diese Probleme noch um einiges verschärfen. Nachdem beim UN-Waldforum wie auch auf dem Treffen der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen so gut wie keine Unterstützung zu finden war, wenden sich Aktivisten und Wissenschaftler nun an die Delegierten der UN- Konvention über die Biologische Vielfalt (CBD), um herauszufinden, ob auf diesem Wege internationale Regelungen für transgene Bäume vorangebracht werden können. Sogar die FAO, die Organisation für Ernährung und Landwirtschaft der Vereinten Nationen, die selber dazu beigetragen hat, den kommerziellen Anbau von gv-Bäumen in China zu etablieren, scheint solche internationalen Regelungen zu begrüßen, denn sie schließt in ihrem Bericht folgendermaßen: "Neue Biotechnologien, besonders gentechnische Veränderungen, erwecken Bedenken. Zugegebenermaßen sind viele Fragen zu landwirtschaftlichen Nutzpflanzen und Bäumen noch ungeklärt; insbesondere zu den Auswirkungen gentechnisch veränderter Nutzpflanzen auf die Umwelt. Da mit gv-Pappeln in China gentechnische Veränderungen bei Bäumen schon in die kommerzielle Phase eingetreten sind, ist es sehr wichtig, dass Studien zur Umwelt-Risikoabschätzung nach national und international abgestimmten Protokollen und Methoden durchgeführt werden. Außerdem müssen die Ergebnisse solcher Studien allgemein zugänglich gemacht werden." Bei über 50 Prozent der konventionell und ökologisch angebauten Papayas, die aus Hawaii stammen, werden inzwischen Verunreinigungen durch gentechnisch veränderte Papayas gefunden. Foto:The Gen-ethischer Informationsdienst GID Nr. 171 · Aug./Sept.2005 7 Gehölze Schwerpunkt FAO-Bericht Kontamination kann nicht verhindert werden Zum gegenwärtigen Zeitpunkt beschränken sich die so genannten Containment-Strategien, die Methoden gegen eine uneingeschränkte Verbreitung transgener Konstrukte und ganzer Organismen für gv-Bäume, hauptsächlich auf das Fällen der Bäume, bevor sie fortpflanzungsfähig werden. Diese Vorgehensweise hat sich in manchen Fällen als problematisch herausgestellt: Gv-Bäume auf Testfeldern begannen zu blühen, Jahre bevor man dies von ihnen erwartet hätte. Die Forscher hoffen, eines Tages sterile gv-Bäume zu entwickeln. Doch weisen diese Forscher selbst darauf hin, dass dies wahrscheinlich nicht möglich sein wird. Dies liegt zum einen an den komplizierten Genomen und der großen Anzahl von Genen, die mit der Fortpflanzung zu tun haben. Zum anderen liegt dies an der langen Lebensdauer von Bäumen. Daraus lässt sich schließen, dass kommerziell angebaute gentechnisch veränderte Bäume mit ihren Pollen oder Samen unweigerlich die einheimischen Wälder kontaminieren werden. Im Bericht der FAO schreibt der Forscher Huoran Wang über kommerzielle Pappelplantagen in China: "Es ist fast unmöglich, das Risiko des Gentransfers von gvBäumen zu nicht gentechnisch veränderten Bäumen durch Isolationsabstände zu verringern, aufgrund der Leichtigkeit natürlicher Hybridisierung der Pappeln. Zudem sind Pappeln in Nordchina so weit verbreitet, dass die Ausbreitung von Pollen und Samen nicht verhindert werden kann." Unbeantwortete Fragen Der international anerkannte Genetiker Dr. David Suzuki stellt klar: "Wir haben keine Kontrolle über die Bewegungen der Insekten, Vögel und Säugetiere, den Wind und den Regen. Durch all diese natürlichen Ereignisse werden die Pollen transportiert. Gv-Bäume haben das Potential, Pollen über Hunderte von Meilen zu verbreiten. Tragen diese Pollen die Gene für Insekten- oder Herbizidresistenz, für Sterilität oder reduzierten Ligningehalt, so haben sie dadurch das Potential, einen verheerenden Schaden in den einheimischen Wäldern der Welt anzurichten. Gv-Bäume könnten ebenso die Tierwelt und die ländlichen und indigenen Gemeinschaften beeinträchtigen, die in Bezug auf ihre Ernährung, ihre Unterkunft, ihre Versorgung mit Wasser, allgemein ihren Lebensunterhalt und ihre kulturelle Praktiken auf intakte einheimische Wälder angewiesen sind. Als Genetiker glaube ich, dass es bei weitem zu viele Unbekannte und unbeantwortete Fragen gibt, um gentechnisch veränderte Pflanzen - Nahrungsmittelpflanzen oder Bäume - im Freien anzubauen. Gv-Bäume sollten nicht im Zuge eines kommerziellen Anbaus in die Umwelt entlassen werden, und alle existierenden Testfelder und vorhandenen Pflanzungen sollten vernichtet werden." In Bezug auf die Zertifizierungskriterien von gv-Bäumen berichtet die FAO: "Es gibt weltweit viele Zertifizierungsorganisationen, und manche, wie das Forest Stewardship Council (FSC) (4), haben gv-Bäume von einer Zertifizierung ausgeschlossen. Gleiches gilt für das Land, auf dem sie wachsen und andere Produkte, die von den Flächen stammen, auf denen diese Bäume wachsen. Manche forstwirtschaftlichen Methoden, wie das Klonen, werden zertifiziert, aber die meisten Agenturen für die Zertifizierung haben kei- 8 Gen-ethischer Informationsdienst GID Nr. 171 · Aug./Sept.2005 ne klaren Richtlinien, was die Anwendungen der Gentechnik betrifft. Industrielle Prozesse, in welchen Enzyme eingesetzt werden, die mit gv-Mikroorganismen hergestellt worden sind, die auf chemischem Wege das Lignin aus dem schon geschlagenen Holz entfernen, sind zertifiziert worden, da diese den Einsatz und den Ausstoß giftiger Chemikalien reduzieren. Somit weichen die Zertifizierungskriterien der verschiedenen Agenturen, Länder, Produkte, Prozesse und Anwendungen stark voneinander ab." Dieser Mangel an Übereinstimmung bezüglich der Zertifizierung von gvBäumen macht deutlich, dass ein Moratorium für den kommerziellen Anbau benötigt wird, bis internationale Standards und Regelungen für diese Technologie entwickelt wurden. Gravierende Mängel Wie oben bereits angedeutet besteht ein gravierender Mangel des FAO-Berichts in der fehlenden Befragung von Personen aus der Privatwirtschaft. Es finden sich also nur wenige Informationen über den Entwicklungsstand transgener Bäume in privatwirtschaftlichen Unternehmen. Der Bericht enthält überhaupt keine Angaben darüber, welche Unternehmen mit der Entwicklung beschäftigt sind, in welchem Ausmaß und für welchen Zeitpunkt ein kommerzieller Anbau von gv-Bäumen anvisiert wird. Außerdem fehlen Angaben über die Länder, in denen gv-Baumplantagen angelegt werden sollen. Die Bestandsaufnahme der FAO weist somit große Informationslücken auf. Diese sollten durch eine umfassendere, weltweit angelegte Untersuchung dieser Technologie geschlossen werden. Dabei muss der Sektor der Privatwirtschaft natürlich mit einbezogen werden. Solange wird es unmöglich sein, festzustellen, wie weit die Kommerzialisierung von gv-Bäumen fortgeschritten ist oder welche Ökosysteme oder Gemeinschaften am unmittelbarsten durch diese gefährdet sind. Übersetzung: Theresia Scheierling Anne Petermann ist Co-Direktorin der Non-Profit-Organisation Global Justice Ecology Project. (www.globaljusticeecology.org/) Das Global Justice Ecology Project hat gerade einen neuen, 44-minütigen Dokumentarfilm mit dem Titel "A Silent Forest: The Growing Threat, Genetic Engineererd Trees" herausgegeben. Sprecher ist der Genetiker Dr. David Suzuki. Kopien des Videos können unter [email protected] bestellt werden. Fußnoten: (1) Friends of the Earth International, in Deutschland: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, in Österreich: Global 2000, in der Schweiz: Pro Natura. (2) Siehe www.un.org/esa/forests/about.html (3) Klimasenken - zum Beispiel Wälder - sind Maßnahmen, die laut den Regelungen des Kyoto-Protokolls mit den jeweiligen Emmissionsreduktionsverpflichtungen eines Landes verrechnet werden können. Das Kyoto-Protokoll ist ein Zusatzprotokoll zur Ausgestaltung der Klima-Rahmenkonvention (UNFCCC) der Vereinten Nationen für den Klimaschutz. Es schreibt verbindliche Ziele für die Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen fest, welche als Auslöser der globalen Erwärmung gelten. Es ist am 16.2.2005 in Kraft getreten. Siehe dazu den Artikel "GvBäume: keine Lösung zum Klimawandel" von Chris Lang im GID 168, S.21 (4) Siehe zum Beispiel: www.fsc-deutschland.de Schwerpunkt: Gehölze Forschung Forstwirtschaft und Forschung Privatwirtschaftliche Interessen werden mit den Forschungen an Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen zur Deckung gebracht. Das Ziel ist die Eingliederung der Natur in rundherum ökonomisch verwertbare Produktionsprozesse. Ricardo Carrere G entechnisch veränderte Bäume sind kein Ergebnis der Evolution. Sie sind das Ergebnis von Entscheidungen über ihre Entwicklung und ihren Einsatz. Diese wurden in öffentlichen und privatwirtschaftlichen Organisationen getroffen. Konzerne, Forschungsinstitutionen und Universitäten arbeiten hier eng zusammen. Die Firmen fördern Einrichtungen der Universitäten und beeinflussen, welche Art von Forschung durchgeführt wird. Auch wenn es eine große Anzahl von Akteuren im Bereich der gentechnisch veränderten Bäume gibt, so sind doch einige deutlich wichtiger als andere. Der größte Teil der Forschung wird in einer verhältnismäßig kleinen Zahl von Ländern durchgeführt. Die wichtigsten sind die USA, Kanada, Neuseeland, Australien, Chile, Großbritannien und China. Feldversuche mit gentechnisch veränderten Pappeln, Eukalyptus, Kiefer und dem Amberbaum. Die Wissenschaftler von ArborGen arbeiten an geringerem Lignin-Gehalt, an schnellerem und geraderem Wachstum, an der Sterilität und an Resistenzen gegen Schädlinge und Herbizide. Horizon Eine andere wichtige Firma, die an gentechnisch veränderten Bäumen arbeitet, ist die in Neuseeland angesiedelte 'Horizon', die im März 2003 aus einer Fusion von 'Carter Holt Harvey Forest Genetics' und der 'Trees and Technology' von Rubicon hervorgegangen ist. Carter Holt Harvey ist eine neuseeländische Holzfirma, die zu 50 Prozent zu International Paper gehört. Der dritte bedeutende Konzern im Bunde ist die chilenische Firma 'GenFor'. Sie ist ein Zusammenschluss aus dem Technologie-think tank 'Fundacíon Chile' und der kanadischen 'Cellflor'. Die Gründung wurde mitfinanziert von ArborGen der chilenischen Entwicklungsagentur und hat ForschungsDabei sind einige der wichtigsten Forst(-wirtschafts)- kooperationen mit den chilenischen Forstkonzernen 'ArauUnternehmen direkt in die Forschung einbezogen. Zum Bei- co' und 'Mininco'. Letztere versorgen GenFor mit ihren TopMusterbäumen und GenFor steuert die spiel haben drei der Großen in der Technologie zu deren Verbesserung bei Forstwirtschaft (International Paper, Westvaco und Fletcher) 1999 ein joint Firmen fördern Einrichtungen und hat das Recht, die Resultate der Forventure mit dem US-Gentech-Konzern der Universitäten und beein- schung zu vermarkten. Monsanto gegründet. Dieses joint ven- flussen, welche Art von For- GenFors Forschungs-Fokus liegt auf gentechnisch veränderten so genannten ture wurde ArborGen genannt. Es wurschung durchgeführt wird. Radiata-Kiefern. Diese Kiefernsorte de zum weltweit größten Unternehsteht auf 80 Prozent der chilenischen men im Geschäft mit gentechnisch Pflanzungen. Die Forscher von GenFor veränderten Bäumen. Dabei zog sich Monsanto bereits nach sechs Monaten aus der Kooperation versuchen gv-Kiefern zu erzeugen, die eine Resistenz gegen zurück, während sich im Januar 2000 das größte Biotech- den europäischen Kiefernknospentriebwickler tragen. DieUnternehmen Neuseelands, Genesis Research and Deve- se Motte ist auf etwa eineinhalb Millionen Hektar mit Ralopment, hinzu gesellte. Genesis und Fletcher Challenge diata-Kiefern bepflanzter Fläche ein ernsthafter Schädling. Der Partner von GenFor, Cellfor, ist eine Reihe von Kohatten bereits fünf Jahre lang gemeinsam an Herbizid-resistentem gentechnisch verändertem Eukalyptus, an gv-Pap- operationen mit Universitäten eingegangen, darunter Oxpel und an gv-Kiefer zusammengearbeitet. Fletchers Bio- ford, Purdue, British Columbia, Alberta und Victoria. Cellfor tech-Aktivitäten, ebenso wie ihre Anteile an ArborGen wur- hat außerdem mit dem Institut für molekulare Agrobiologie den im Jahr 2001 von Rubicon übernommen, eine Firma in Singapur und 'SweeTree Genomics' in Schweden zusamebenfalls aus Neuseeland. Auch bei Genesis änderten sich mengearbeitet. Außerdem wird an Insekten-resistenten gentechnisch die Besitzverhältnisse: Die Firma lagerte ihren Bereich Pflanzenwissenschaften in ein neues Tochterunternehmen veränderten Radiata- und so genannten Loblolly-Kiefern, aus, das den Namen AgriGenesis Biosciences trägt. Dort an solchen mit einem erhöhten Zellulose- und verringerten Lignin-Gehalt geforscht. wurden auch die ArborGen-Aktivitäten fortgeführt. In den USA haben einige Papier- und Zellstoff-Firmen, Aktuell [Herbst 2004] unterhält ArborGen in den USA 51 Gen-ethischer Informationsdienst GID Nr. 171 · Aug./Sept.2005 9 Gehölze Schwerpunkt Forschung darunter Weyerhaeuser, International Paper, MacMillan Blodel, Aracruz Cellulose und Potlach Coorporation, die Universität des US-Bundesstaates Oregon gefördert, namentlich deren Programme zu Baum-Genomik, Baum-Biotechnologie und Baum-Züchtung. Diese entwickeln Herbizid-Toleranz, Sterilität, Resistenz gegen Pilze und Insekten sowie reduzierten Lignin-Gehalt. Manche der Firmen führen auch eigene Forschungen durch. Beispiele dafür sind 'Aracruz Cellulose' in Brasilien und die japanischen Firmen 'Oji Paper' und 'Nippon Paper Industries'. Aracruz, der weltweit größte Produzent von gebleichtem Eukalyptus-Zellstoff, der aus riesigen Plantagen in Brasilien stammt, unterhält derzeit drei eigene Labors zur Forschung an gentechnisch veränderten Bäumen. Nach Angaben von Firmenvertretern werden derzeit weder Versuchsnoch kommerzielle Freisetzungen unternommen. Nippon Paper 'Nippon Paper', Japans größter Papier-Hersteller, hat einen gentechnisch veränderten Salz-toleranten Eukalyptus entwickelt. Außerdem wird an Pappeln gearbeitet, die eine Resistenz gegen Umwelt-Schadstoffe tragen. Nippon unterzeichnete 1995 eine Vereinbarung mit 'Zeneca', um gemeinsam an Bäumen mit verändertem Lignin-Gehalt zu arbeiten. Im Jahr 2001 wurde ein gv-Eukalyptus entwickelt, der 20 Prozent weniger Lignin, zehn Prozent mehr Zellulose und fünf Prozent mehr Zellstoff produzierte als nicht-gentechnisch veränderter Eukalyptus. senschaftler von Oji Paper arbeiten an gv-Bäumen mit vermindertem Lignin-Gehalt und einer erhöhten Salztoleranz, außerdem an gv-Eukalyptus, der auf sauren Böden wachsen kann. Nur wirtschaftliche Ziele im Blick Die aufgezählten Beispiele veranschaulichen die Rolle von Firmen und Konzernen bei der Entwicklung von gentechnisch veränderten Bäumen. Die Firmen wollen, dass die Bäume bei allen möglichen Umweltbedingungen wachsen, ohne dass ihr schnelles Wachstum dabei gefährdet ist. Die Holz-Plantagen sollen in das industrielle Produktionsschema integriert werden - so zum Beispiel durch die Reduzierung des Lignin-Gehaltes. Die Monokulturen sollen Insekten-resistent, Herbizid-resistent und steril sein. Zusammengefasst haben die Firmen die Absicht, die Natur zu manipulieren, um diese für ihre langfristigen wirtschaftlichen Ziele nutzbar zu machen - ungeachtet der damit zusammenhängenden Unsicherheiten und Risiken. Übersetzung: Christof Potthof Ricardo Carrere ist Koordinator der Nichtregierungsorganisation World Rainforest Movement (www.wrm.org.uy). Der vorliegende Artikel ist unter dem Titel "Forestry corporations and GM tree research"in englischer Sprache im Internet unter www.wrm.org.uy/bulletin/88/scenario.html#forestry abrufbar. Oji Paper Oji Paper ist eine der größten Zellstoff- und Papier-Firmen der Welt. Die Firma unterhält ein eigenes Forschungsprogramm zu gentechnisch veränderten Bäumen. Die Wis- Man arbeitet an der Entwicklung von Pappeln, die eine Resistenz gegen Umwelt-Schadstoffe tragen. Foto:The 10 Gen-ethischer Informationsdienst GID Nr. 171 · Aug./Sept.2005 Schwerpunkt: Gehölze Deutschland Der Staat treibt's voran Politisch ist es in Deutschland mehr als umstritten, welche Rolle die Gentechnik in der öffentlich finanzierten Forschung spielen soll. Dies verdeutlichten die Diskussionen, wenn Bundesverbraucherschutzministerin Renate Künast mal wieder eine ihrer Forschungsanstalten anwies, von dem einen oder anderen Projekt Abstand zu nehmen. Bei transgenen Gehölzen gibt es im privaten Sektor praktisch überhaupt keine Projekte. Christof Potthof Insbesondere die Ergebnisse zum Pollenflug und seinem Anteil an der Auskreuzungsrate zeigen nach Töpfers um Beispiel Äpfel: Gentechnisch veränderte (gv) Äp- Ansicht, dass keine Probleme zu erwarten seien: Wie erwarfel sollten vor gut zwei Jahren in Dresden-Pillnitz tet spiele der horizontale Gentransfer bei der Weinrebe kei(Sachsen) und Quedlinburg (Sachsen Anhalt) freige- ne Rolle. Schließlich seien auch schon in der Vergangenheit setzt werden. Die Bundesforschungsanstalt für Züchtungs- weiße und rote Sorten nebeneinander angepflanzt worden. Der Freisetzungsversuch mit den gv-Weinreben war für forschung - genau genommen das Institut für Obstzüchtung - hatte die Freisetzung von gv-Apfelsorten zunächst im Som- einen Zeitraum von zwanzig Jahren beantragt und genehmer 2002 zum ersten Mal beantragt. Ohne Angabe von migt worden. Er lief seit 1999 an zwei Orten: in Siebeldingen Gründen ging im Juni 2003, also nach einem Jahr, in dem in der Pfalz und in Würzburg in Franken. Dabei wurden drei nicht über den Antrag entschieden worden war, der prak- Weinsorten mit insgesamt drei verschiedenen gentechnitisch unveränderte Antrag an das - seinerzeit noch zustän- schen Veränderungen freigesetzt. Die Virusresistenz sollte dige - Robert Koch-Institut. Noch vor einer Entscheidung auf Eigenschaften aus der Gerste und aus dem Bakterium aus der Behörde wurde der Freisetzungsversuch vom Bun- Escherichia coli aufbauen, deren Gene in den Wein eingeführt wurden. desverbraucherministerium gestoppt. Die zu untersuchenden Fragestellungen des Versuches Der Versuch mit den Äpfeln war ungewöhnlich weitreichend beantragt worden: Mit einer Laufzeit von zwanzig wird wie folgt beschrieben: "Insbesondere sollte geklärt werden, ob die eingesetzten Genkonstrukte Jahren, 8 Genen und etwa 170 verschiedenen Linien gehört er zu umfassend- Die besondere Sorge der tatsächlich zu einer erhöhten Widerstandskraft der Reben gegenüber pilzlisten Freisetzungsanträgen in DeutschObstbauern und der Bürger chen Schaderregern führen."(2) Dazu land. Zur Zeit der Beantragung formierte der Region galt der Sicherheit Professor Töpfer, Geilweilerhof: "Hinsichtlich der Pilzresistenz hat sich bei sich insbesondere in Dresden-Pillnitz des Versuches. den gentechnisch veränderten Reben eine kritische Bewegung gegen die Freikein Vorteil gegenüber den Kontrollen setzung. Da Pillnitz als traditioneller erkennen lassen". Dieses Ergebnis ist inOrt für die Entwicklung von Obstsorten und insbesondere auch Apfelsorten gilt, waren Obstbauern sofern verwunderlich, als dass zu erwarten gewesen wäre, und Bürger aus der Region besorgt um den guten Ruf. Ihre dass es bereits Teil der einer Freisetzung vorausgehenden besondere Sorge galt der Sicherheit des Versuches. So zwei- Untersuchung im Gewächshaus hätte sein können, die vor felten sie zum Beispiel an der Plausibilität des Antrages, in einer Freisetzung nach den europäischen Regeln für die dem davon ausgegangen wird, dass es möglich ist, die Bäu- Freisetzung von GVO sowieso notwendig ist. Töpfer bewerme zu "entblüten", insbesondere wenn es sich im Versuchs- tet das Projekt als rundhrerum gelungen, "auch wenn gewisse Kreise eine andere Ansicht verbreiten".(siehe auch Kaverlauf um mehrere tausend Stück handelt. (1) Formell hat die BAZ das RKI (jetzt Bundesamt für Ver- sten 1) Interessant ist an diesem Projekt auch, dass es vom Bunbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, BVL) gebeten, den Antrag ruhen zu lassen. Dieser kann aber jederzeit wie- desforschungsministerium (BMBF) mit Mitteln aus dem der aufgenommen werden, zum Beispiel, wenn im Septem- Topf der Biologischen Sicherheitsforschung gefördert wurde. Über die Frage, ob gentechnische Veränderungen im ber ein Regierungswechsel stattfindet. Dienste der - öffentlich zu fördernden - Sicherheitsforschung stehen, oder eher unter die Kategorie "ProduktentGv-Wein wicklung" fallen kann, wurde in den letzten Monaten treffEin Freisetzungsversuch mit gentechnisch veränderten lich gestritten.(3) Weinreben ist in diesem Frühjahr aufgegeben worden. Nach Auskunft des zuständigen Leiters am Institut für RebenGv-Pappeln - insektenresistent züchtung (der Bundesforschungsanstalt für Züchtungsforschung) in Geilweilerhof, Reinhard Töpfer seien auf alle FraDie Bundesforschungsanstalt Holz (BfH) kooperiert gestellungen Antworten gefunden worden. nach eigenen Angaben schon seit den frühen neunziger Jah- Z Gen-ethischer Informationsdienst GID Nr. 171 · Aug./Sept.2005 11 Gehölze Schwerpunkt Deutschland ren [des letzten Jahrhunderts] mit Gen- und Biotechnologen aus China. Dort werden seit 2002 gentechnisch veränderte Pappeln kommerziell angebaut, die zum Teil auch in der BfH untersucht worden sind. Dabei werden in China zwei Sorten transgener Pappeln angebaut: einerseits insektenresistente Sorten, (bei denen zwei verschiedene Bt-Gene verwendet werden) die die Bäume ihre eigenen Insektizide produzieren lassen. hier stammen die Gene aus dem im Boden lebenden Bakterium Bacillus thuringiensis (Bt). Andererseits kommen auch herbizidresistente Sorten zum Einsatz. Dietrich Ewald, Mitarbeiter der BfH in Waldsieversdorf war unlängst in China, um sich selbst ein Bild zu machen. Seiner Meinung nach, sollte der Anbau nicht zu Problemen führen. Einerseits seien solche Pappeln ausgewählt worden, die keine Pollen bilden. Außerdem sei eine Verbreitung unwahrscheinlich, da die Samen unter den natürlichen Bedingungen in der Anbauregion nicht keimfähig seien.(4) Die gv-Pappeln in China sollen nach zehn Jahren geerntet werden, die Flächen werden anschließend neu bepflanzt. Insgesamt muss bei dem Anbau von intensiver Plantagenwirtschaft gesprochen werden. Die Flächen werden gedüngt und zum Teil auch bewässert. Nach Angaben in dem österreichischen online-Magazin "profil.at" wird jetzt mit "Mitteln der Gentechnik (...) versucht, die Sünden der Vergangenheit ungeschehen zu machen. Großflächige Abholzungen hatten Schneisen für den Vormarsch der Wüste geschlagen. Im Zuge eines groß angelegten Aufforstungsprogramms" seien "in den vergangenen Jahrzehnten mehr als sechs Millionen Hektar Land wieder mit Pappeln bepflanzt. Diese Monokulturen, geschaffen aus zehntausendfach vervielfältigten, genetisch identischen Stecklingen, erwiesen sich als extrem anfällig für blattfressende und den Stamm anbohrende Insekten. Im Zusammenspiel mit Trockenheit und Sandstürmen können so leicht 50 Prozent der Bäume wieder vernichtet werden."(5) Gerade bei den langlebigen GVO, wie Bäumen, ist es notwendig, dass die Genkonstrukte stabil an die Folgegeneration weitergegeben und dort auch über die gesamte Lebensdauer exprimiert werden. Nach Angaben von Ewald ist dies bei den Bt-Pappeln der Fall, in Waldsieversdorf sei dies mit Fütterungsstudien an den Schädlingen getestet worden. Es konnte zumindest für einjährige gv-Pappeln, die in Waldsieversdorf im Gewächshaus gezogen worden waren, Stabilität nachgewiesen werden. Sie hatten ihre Insektengiftigkeit nicht verloren. Gleichzeitig berichtet Ewald von Bt-Pappeln, die er in China gesehen hat, sie haben auch nach elf Jahren das Bt-Gen noch exprimiert. Allerdings werden aus China auch andere Erfahrungen mit Bt-Pappeln berichtet: "Einige der Pflanzen zeigten Störungen in der Chlorophyllbiosynthese (...), andere wiesen nach zwei Jahren Fraßschäden von Insekten auf, die bis dahin keine bedeutenden Schäden verursacht hatten." Besonders interessant im Zusammenhang mit der Stabilität der Genexpression ist aber die Beobachtung, dass sich "mit zunehmendem Alter (...) Veränderungen an Blättern und Rinde" zeigten.(6) Stabilität der Genexpression Gentechnisch veränderte Äpfel sollten vor gut zwei Jahren in Dresden-Pillnitz (Sachsen) und Quedlinburg (Sachsen Anhalt) freigesetzt werden. Foto: Bilderbos. 12 Gen-ethischer Informationsdienst GID Nr. 171 · Aug./Sept.2005 Die Stabilität der Genexpression war das zentrale Thema eines Forschungsprojektes, das vom Land Schleswig Holstein und dem Umweltbundesamt Berlin (später Bundesamt für Naturschutz) koordiniert wurde und im vergangenen Jahr zu Ende ging. Im Rahmen des Verbundprojektes war insbesondere die Langlebigkeit von Gehölzen und die verwandschaftliche Nähe von Kultur- und Wildpopulationen hervor gehoben worden. Aufgrund dieser Besonderheit transgener Gehölze müsste, so Thomas Engelke vom schleswig-holsteinischen Landwirtschafts- und Umweltministerium in seiner Zusammenfassung, der Sterilität der transgenen Gehölze und der Stabilität der Genexpression besondere Bedeutung zukommen.(7) Die Sterilität der Pollen und Samen wird durch eine gentechnische Veränderung herbeigeführt, die notwendigerweise für die Lebenszeit der jeweiligen Gehölze bestand haben muss. Gleichzeitig zeigte sich in dem Projekt, dass es sehr schwierig ist, zuverlässige Daten zu ermitteln. Das größte Hindernis stellte hier die Streuungsbreite der Ergebnisse bei der Darstellung der Genexpression dar. In ihrem Beitrag zum Verbundprojekt "Grundlagen für die Risikobewertung gentechnisch veränderter Gehölze" kommen die Biotechnologie-Berater Thomas Pickard und André de Kathen zu dem Schluss, dass es derzeit nicht möglich ist, die dauerhafte Exprimierung von fremden Genen in Gehölzen zu gewährleisten. In ihrer Untersuchung der verfügbaren wissenschaftlichen Literatur Schwerpunkt: Gehölze Deutschland Ein Freisetzungsversuch mit gentechnisch veränderten Weinreben ist in diesem Frühjahr aufgegeben worden. Anbauorte waren Siebeldingen in der Pfalz und in Würzburg in Franken. Foto: Bilderbox schreiben sie zusammenfassend, es "ist [zum gegenwärtige Zeitpunkt - CP] von einer nur begrenzten Wirksamkeit biologischer Confinements [(8)] bei vielen Gehölzarten auszugehen. Nichtsdestotrotz gehen sie davon aus, dass dies in der Zukunft möglich sein (könnte/wird). Aber: "auch im Falle zunächst stabiler Linien [besteht - CP] keine 'Garantie' für eine dauerhaft unveränderte Merkmalsausprägung".(9) Pappeln - Bodensanierung Ausgehend von Forschungen an der Universität in Freiburg/Breisgau werden in Deutschland auch gentechnisch veränderte (gv) Pappeln freigesetzt, mit denen schwermetallbelastete Böden saniert werden sollen. Die Bäume lagern die aufgenommenen Schwermetalle in den Blättern ab. In Fällen von hoher Bodenbelastung mit - zum Beispiel - Kupfer, wird in den transgenen Pflanzen das neu eingefügte so genannte Glutamylcystein-System aktiviert. Das soll dazu führen, so die Forscher, dass die Unterschiede im Kupfer-Gehalt der Pflanzen zwischen dem Wildtyp und der transgenen Variante auch nur auf diesen Böden signifikant höher ist. Es bleibt zu fragen, was davon zu halten ist, wenn jegliche Investitionen und Forschungen nur aus Mitteln der öffentlichen Hand getätigt werden. Hat die private Wirtschschaft das Innovationspotential der so genannten grünen Gentechnik noch nicht erkannt, liegt dieses Potential noch in zu weiter Ferne oder wird dieses Potential als so klein eingeschätzt, dass sich eigene finanzielle Aufwendungen nicht lohnen? Gibt es dieses Potential überhaupt? Christof Potthof studierte Biologie und Sozialwissenschaften in Osnabrück. Er ist Redakteur beim Gen-ethischen Informationsdienst (GID) und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Gen-ethischen Netzwerks. Fußnoten: (1) Auf der Internet-Seite www.genapfel.de sind umfangreiche Informationen zu den Pillnitzer Äpfeln zu finden. (2) Siehe zum Beispiel www.biosicherheit.de. (3) Siehe dazu GID 169, April/Mai 2005 den Artikel "Forschungsunsicherheiten" von Christof Potthof. (4) Siehe dazu auch den Artikel "Globaler Blick auf transgene Bäume" von Anne Petermann in diesem Heft. (5) Gentechnik: Bäume nach Maß; im Netz unter: www.profil.at/index.html?/articles/0512/560/108274.shtml. (6) Risikoaspekte der Gentechnik bei Gehölzen; im Netz unter: www.biosicherheit.de/features/printversion.php?id=98. (7) Auf der Internetseite des Projektes (www.umwelt.schleswigholstein.de/servlet/is/21838) finden sich eine Reihe von Powerpoint-Präsentationen, die im vergangenen Jahr auf der Abschlussveranstalung des Projektes gezeigt wurden; zuletzt abgerufen Anfang August 2005. Der schriftliche Abschlussbericht soll, nach Angaben aus dem Bundesamt für Naturschutz, in den nächsten Wochen veröffentlicht werden. (8) "Confinements" werden die Systeme genannt, die die Verbreitung der Genkonstrukte durch horizontalen Gentransfer gewährleisten sollen (confinement [engl.] = Beschränkung, Einsperrung). Die Systeme, die mit der Biologie des (neuen) Organismus für die Beschränkung sorgen, zum Beispiel durch die Sterilität von Pollen oder Samen, werden konsequenterweise "bioconfinements" genannt. Andere confinement-Systeme können zum Beispiel physikalischer Natur sein, wie Zäune Mauern oder ähnliches. (9) Verbundprojekt "Grundlagen für die Risikobewertung transgener Gehölze", dazu Literaturstudie zur Stabilität transgen-vermittelter Merkmale in gentechnisch veränderten Pflanzen mit dem Schwerpunkt transgene Gehölzarten und Stabilitätsgene; erschienen als laufende Nummer 53/02 in der Reihe UBA-Texte des Umweltbundesamtes Berlin (jetzt Dessau). Gen-ethischer Informationsdienst GID Nr. 171 · Aug./Sept.2005 13 Gehölze Schwerpunkt Übersicht Gentechnisch veränderte Gehölze, ihre Eigenschaften und Freisetzungen Die hier vorliegende Zusammenstellung bezieht sich, soweit nicht anders erwähnt, auf erzielte Forschungs- und Entwicklungsergebnisse und vollzogene Freisetzungen. (Die sehr heterogene Datenlage spiegelt sich in einer entsprechenden Darstellung wieder.) A. Forstgehölze gentechnisch veränderer (gv) Amerikanischer Amberbaum USA: Erhöhte Herbizidresistenz sowie Virenresistenz und Holzqualität. Freisetzungen in den Jahren 1998-2006* (1) gv-Amerikanische Ulme USA: Verbesserte Pilzresistenz. Freisetzungen in den Jahren 2004-2010* (1) gv-Birke Finnland: Veränderungen bei Blütezeit, Markergen-System, Schädlingsresistenz. Freisetzungen in den Jahren 20052008* (2) gv-Eukalyptus Brasilien: Aracruz Cellulose, weltweit größter Hersteller gebleichter Zellulose aus Eukalyptusbäumen, Forschung hinsichtlich schnellerem Wachstum und höherem Zellulosegehalt Brasilien: seit 1995 entwickelt der US-Konzern Monsanto herbizid-resistenten gv-Eukalyptus Japan: Entwicklung für Wuchs auf sauren Böden durch Oji Paper Neuseeland: Die Firma "Horizon2" forscht an Eukalyptus und Radiatakiefer (siehe unten), (veringerter Ligningehalt, erhöhter Zellulosegehalt, schnelleres Wachstum, Insektenresisistenz, Stresstoleranz, verändertes Blühverhalten) USA: verbesserte Kältetoleranz, Markergen-Systeme und erhöhtes Wachstum sowie Fruchtqualität. Freisetzungen in den Jahren 2004-2009* (1) Die britische Firma "Shell" investierte in gv-Baum Forschung und führt 1998 Freisetzungen in Uruguay, Chile und Großbritannien durch; Forschung später von Shell eingestellt (3) gv-Fichte Steigerung des Ertrages an Holzmasse, Verbesserung der Holzqualität, Erhöhung der Resistenz gegen Emmissionen, sauren Regen, Bodenschadstoffe, Trockenheit, Schnee und Eis, Frost, sowie Pilz- und Insektenresistenz Finnland: Freisetzungsversuche (Markergen-Systeme) (4) USA: Freisetzungsversuche für erhöhte Insektenresistenz, seit 1993 (1) Neuseeland: staatlich finanzierte Forschung und Freisetzung herbizidresistenter Fichte durch Forest Research (3) USA: Freisetzungsversuche für erhöhte Insektenresistenz bereits 1993 (1) gv-Kiefer Pilzresistenz (Schüttepilz), Qualitäts-Steigerung, Erhöhung der Masse, Zellulose- und Ligningehalt, Faserlänge sowie der Gehalt und die Zähflüssigkeit des Harzes Finnland: Markergen-Systeme (Freisetzungsversuche) (4) Chile: Die Firma GenFor plant den kommerziellen Anbau seiner Bt-Radiatakiefer in 2008; Schädling: European shoottip moth (Agonopterix ulicitella); Radiatakiefern = 80% der chilenischen Baumplantagen Neuseeland: Horizon2 forscht an Eukalyptus und Radiatakiefer (verringerter Ligningehalt, erhöhter Zellulosegehalt, schnelleres Wachstum, Insektenresisistenz, verbesserte Toleranz gegen Stress, verändertes Blühverhalten) Neuseeland: Bt-Radiatakiefer, Freisetzung herbizidresistenter Kiefer durch Forest Research (3) USA: Freisetzungen in den Jahren 1999-2008* für Markergen-Systeme und verbesserte Holzqualität, im Zeitraum zwischen 2002-2007* auch bei der Außergewöhnlichen gv-Kiefer (Radiata pine) gv-Europäische Lärche Steigerung der Wuchsleistung bei gleichzeitiger Geradschaftigkeit, Verbesserung der Holzqualität, Verbesserung der Toleranz gegen Emmisionen (4) gv-Pappel Steigerung der Wuchsleistung, Verkürzung der Umtriebszeit, Erhöhung der Holzdichte, Steigerung des Zellulose- und Verringerung des Ligningehaltes, Faserlänge, Reistenz gegen Herbizide (Glyphosat), Insekten, Pilze und Bakterien (Weichfäule), Frosttoleranz, männliche und weibliche Sterilität, Ligninbiosynthese Freisetzungen in den USA, Frankreich, Großbritannien, Belgien (erstmals 1988), Norwegen, Schweden, Deutschland (1996), Spanien, Kanada, China (erstmals 1994) (4) 14 Gen-ethischer Informationsdienst GID Nr. 171 · Aug./Sept.2005 Schwerpunkt: Gehölze Übersicht China: Forstakademie in Bejing forscht seit den späten 80er Jahren an gv-Pappeln, kommerzieller Anbau auf mehr als einer Millionen Hektar, insekten-resistente Arten (Stand 2004) USA: Quecksilber-fixierende Arten mit Genen eines Coli-Bakteriums, in 2003 eine Freisetzung mit 60 Bäumen, Ziel: verseuchte Böden alter Industrieanlagen zu reinigen, Oak Ridge National Laboratory forscht an Pappeln, die verstärkt Kohlenstoff speichern, Forscher der North Carolina State University entwickelten Zitterpappel (Espe) mit um 50 Prozent reduziertem Lignin-Gehalt und erhöhtem Zelluslose-Ertrag und schnellerem Wachstum (im Vergleich zu konventionellen Zitterpappeln) (3) Deutschland: Freisetzungen zur Bioremediation (Bodensanierung mit Pflanzen) in den Jahren 2003-2005. Frankreich: Qualitäts- und Quantitätssteigerung. Freisetzungen in den Jahren 2003-2006* Schweden: Bäume mit Antibiotika-Resistenz-Markergenen, Freisetzungen in den Jahren 2004-2008* (2) USA: erhöhte Bakterien-, Pilz-, Viren- und Insektenresistenz, sowie erhöhte Herbizidtoleranz und Test von Markergenen. Freisetzungen in den Jahren 1997-2006*, im Zeitraum zwischen 1999 und 2005 auch mit gv-östlicher Pappel (1) gv-Tollkirsche USA: Freisetzungen in den Jahren 1998 und 2000 für verbesserte Insektenresistenz (1) gv-Ulme Schottland: mit Resistenz gegen Ulmensterben (Dutch elm disease) (3) B. Obstgehölze gv-Apfel Erste Freisetzug 1989, in Gewächshaus- und Feldversuchen getestet auf: verlängerte Lagerfähigkeit, Resistenz gegen Feuerbrand, Insekten- und Herbizidresistenz, sowie Verbesserung der Stecklingsbewurzelung (5), zahlreiche Freisetzungen in den USA, weitere in Großbritannien, Neuseeland, Schweden und den Niederlanden (4) USA: verbesserte Produktqualität und erhöhter Zuckergehalt sowie veränderte Blütezeit, Fäuleresistenz sowie Bakterien-, Pilz- und Insektenresistenz. Freisetzungen in den Jahren 1998-2010* (1) Europa: erste Freisetzung 1991 (6) Belgien: verbesserte Blütezeit, Selbstbefruchtung sowie Produktqualität, Steigerung der Fruchtmenge, des Ertrages und der Fruchtqualität, Freisetzungen in den Jahren 2003-2006* Deutschland: Pilz- und Bakterienresistenz, Freisetzungen derzeit gestoppt Niederlande: Verbesserte Blütezeit sowie Pilzresistenz. Freisetzungen in den Jahren 2003-2008* Schweden: Verbesserte Wachstums- und Fruchteigenschaften und Blühverhalten, Freisetzungen zusammen mit gvBirnbäumen 2004 (2) gv-Aprikose 1999 befanden sich transgene Aprikosenbäume mit Resistenzgenen gegen den Parapocken-Virus (PPV) seit drei Jahren im Gewächshausversuch. Freisetzungen waren in Österreich vorgesehen (4) gv-Birne Verbesserung der Bewurzelungsfähigkeit durch agrobakterium-vermittelten Gentransfer, Resistenz gegen Herbizide (Basta) und Feuerbrand (bakterieller Erreger) (5) Schweden: Verbesserte Wachstums-, Blüh- und Fruchteigenschaften sowie Fruchtqualität. Freisetzungen zusammen mit gv-Apfelbäumen 2004 (2) USA: Erhöhte Bakterienresistenz und verbesserte Fruchtqualität im Feldanbau. Freisetzungen in den Jahren 1999-2002, Freisetzungsversuche in den Jahren 1991/1992 mit gentechnisch veränderter Kahlen-Felsenbirne (Amelanchier laevis) für erhöhte Insekten-Resistenz (1) gv-Blaubeere USA: Freisetzungen in den Jahren 2005/2006* mit Herbizidtoleranz (1) gv-(Ess-)Kastanie USA: Forschung an gv Amerikanischer Esskastanie (American Chestnut) mit Resistenz gegen Kastanien-Mehltau-Pilz (8), Freisetzungen 2003-2005, erhöhte Pilzresistenz (1) gv-Pampelmuse (= Grapefruit) USA: Erhöhte Insektenresistenz, Bakterien-und Virenresistenz sowie Entwicklung von Markergen-Systemen, Freisetzungen 1999-2007* (1) gv-Papaya USA: Erste Freisetzung 1991 (6), Freisetzungsversuche zur Untersuchung von Reifeverzögerung, verschobener Blütezeit, reduzierter Ethylensynthese, erhöhter Zuckeralkohol-Konzentration, Krankheits- und Insektenresistenz (8) Gen-ethischer Informationsdienst GID Nr. 171 · Aug./Sept.2005 15 Gehölze Schwerpunkt Übersicht Erhöhte Viren-, Pilz- und Insektenresistenz sowie verbesserte Fruchtqualität. Freisetzungen in den Jahren 1998-2005 (1), (Hawaii:) kommerzieller Anbau virusresistenter Papayasorten (5) Phillippinen: Entwicklung virusresistenter Papaya seit 1999; Freisetzungsversuche für Anfang 2005 geplant (5) In beiden Ländern handelt es sich um eine Resistenz gegen den Papaya Ringspot Virus (PRSV) (5) gv-Pfirsich Transformation mit Marker- und Reportergenen, Beeinflussung der Fruchtreifung und des Weichwerdens der Früchte mit Antisense-Konstrukten (5), bislang aber keine Freisetzungsversuche (4) gv-Pflaume Virusresistenz, insebesondere gegen Sharka (PPV), steht im Vodergrund (4) Italien: Freisetzungsversuche in seit Anfang der 1990erJahre (4), Spanien: Virenresistenz. Freisetzungen in den Jahren 2005-2010* (2) - USA: Erhöhte Viren- und Pilzresistenz sowie verbesserte Fruchtqualität, Freisetzungen in den Jahren 2000-2009* (1), auch beim gv-Dattelpflaumbaum (persimmon) erhöhte Insekten- und Pilzresistenz sowie Entwicklung von MarkergenSystemen. Freisetzungen in den Jahren 1999-2009* (1), auch mit reduzierter Ethylenproduktion, im Freiland getestet wurden im Weiteren: veränderte Morphologie, neue Markergen-Systeme (7) gv-Walnuss Von 1990 bis 1998 wurden in den USA von der University of California insgesamt 11 Freisetzungsversuche zu Insektenund Virusresistenz, verändertem Blühverhalten, bakterielle Resistenz (Walnussbrand), Nematodenresistenz sowie verbesserter Stecklingsbewurzelung durchgeführt (5), weitere Freisetzungen in den USA zwischen 1997-2006* für verbesserte Bakterien- und Insektenresistenz (1) gv-Wein Ziele der genetischen Veränderung bestehen in der Schaffung neuer Edelsorten sowie reblaus- und pilzreistenten Unterlagen. Die Weinrebe ist besonders anfällig für Pilzkrankheiten wie Mehltau und Roter Brenner (5), zahlreiche Freisetzungen in den USA (Markergen-Systeme, Nematoden-, Insekten-, Virus- und Pilzresistenz, sowie bakterielle Resistenz), Kanada (abiotische Stresstoleranz, selektive Marker), Frankreich (Virusresistenz), Italien und Deutschland (Pilzresistenz) (5) USA: Erhöhte Mehltau- und Insektenresistenz sowie Bakterien-und Virenresistenz, Entwicklung von Markergen-Systemen und verbesserte Fruchtqualität. Freisetzungen in den Jahren 1996-2014* (1) Frankreich: Virenresistenz und Markergen-Systemen. Freisetzungen in den Jahren 2004-2008 geplant (2) Status aber unklar, in einigen Fällen Gene für Herbizidresistenz übertragen (4) gv-Zitronen (auch Limette) Italien: erhöhte Pilzresistenz in Zitronen. Freisetzungen in den Jahren 2005-2015* (2) USA: Freisetzungen in den Jahren 2001-2007* mit erhöhter Bakterienresistenz (1), Freisetzungsversuche 2004 für verbesserte Virenresistenz bei gv-Limette (1) Weitere Freisetzungsversuche mit folgenden gv-Obstgehölzen: Preiselbeere, Avocado, Dattel (4) und Orange, Kiwi, Holzapfel, Olive (7), Kaffee (6) und Kakao (2) C. Ziergehölze Freisetzungen von Rosen mit gentechnisch veränderter Blütenfarbe fanden in Australien statt (4). Publikationen zur Transformation von Ziergehölzen sind außerdem erschienen zu: Sesbanie (Sesbania punicea), Hibiskus, Kalmia, Kaktus (Gattung Opuntia) * voraussichtliches Ende der Freisetzungen (stg/ben) Fußnoten: (1) US-Datenbank Freisetzungen gentechnisch veränderter Organismen, im Netz unter: www.isb.vt.edu/CFDOCS/fieldtests1.cfm 2) EU-Datenbank des Gemeinsamen Forschungs-Zentrums der Europäischen Komission (entsprechend der Richtlinie 2001/18/EC des Europäischen Parlaments und des Rates zur Freisetzung gentechnisch veränderter Organismen, im Netz unter: http://gmoinfo.jrc.it/gmp_browse_geninf.asp) (3) Chris Lang, Genetically Modified Trees - The ultimate threat to forests. Bericht für Friends of the Earth International und The World Rainforest Movement 2004, im Netz unter: www.wrm.org.uy oder www.foe.org. (4) Freisetzung transgener Gehölze und Grundlagen für Confinements, Kurt Zoglauer und Claudia Aurich. erschienen als die Nummer 31/00 der Reihe Texte des Umweltbundesamtes, Berlin (jetzt: Dessau). Zusammenfassung im Netz unter: www.umweltbundesamt.org/fpdf-k/1843.pdf. (5) International Service for the Acquisition of Agri-Biotech Applications, www.isaaa.org. (6) GM technology in the forest sector - A scoping study for WWF; Rachel Asante Owusu, November 1999. (7) Designer Forests - The Development of GM Trees. GeneWatch UK, Briefing No. 16, September 2001. Im Netz unter: www.genewatch.org/CropsAndFood/briefs.htm#Brief16. (8) Biological Confinement of Genetically Engineered Organisms, Committee on the Biological Confinement of Genetically Engineered Organisms, National Research Council, 2004, im Netz unter: www.nap.edu/books/0309090857/html. 16 Gen-ethischer Informationsdienst GID Nr. 171 · Aug./Sept.2005