sommerresidenz: schubertfest speyer

Transcription

sommerresidenz: schubertfest speyer
MAGA ZI N
AP R I L 2016 –
J U LI 2016
#10
Seite 4: Titelgeschichte
SCHUBERTFEST
SPEYER
Seite 22: Interview
KARL-HEINZ
STEFFENS
Seite 28: Vorschau
MODERN TIMES
SOMMERRESIDENZ:
SCHUBERTFEST SPEYER
DIE STAATSPHILHARMONIE GASTIERT ZUM
DRITTEN MAL IN SPEYER
Editorial
LIEBE FREUNDE DER
STAATSPHILHARMONIE,
in dieser Ausgabe unseres MAGAZIN hätten
wir ohne Schwierigkeiten anstelle der üblichen
24 sicherlich auch 36 Seiten füllen können, so
groß ist die Zahl an bemerkenswerten, großartigen und wohl auch besonderen Projekten, die
bis zum Sommer vor Ihnen und vor uns liegen.
46 Konzerte und Vorstellungen, gleich ob in
Baden-Baden, Karlsruhe, Landau, Ludwigshafen,
Mannheim, Mainz, Neustadt, Speyer, Trier oder
Weilburg, dazu eine CD-Aufnahme für unsere
gefeierte und prämierte Serie MODERN TIMES,
liegen vor den Musikern der Staatsphilharmonie.
Dabei ist das Programm ebenso vielfältig wie
hochkarätig: gleich zu Beginn sind wir eingeladen, beim BASF Sonderkonzert „Songs of the
Heart“ mit Diane Reeves, Pumeza Mashikiza,
Rolando Villazon und Guerassim Voronkov mitzuwirken – bis zum Saisonschluss bei den Weilburger Schlosskonzerten können wir mit dem
SCHUBERTFEST SPEYER bereits die dritte
Orchester-Residenz feiern, findet REBELLION IM
QUADRAT seine Fortsetzung, beginnen wir unsere neue Serie CONNECT IT! und würdigen wir in
drei Programmen mit Jörg Widmann einen der
herausragenden Komponisten und Klarinettisten
unserer Zeit. Mehrere Kammer- und Kinderkonzerte zeigen eindrucksvoll, wie sehr sich die
Mitglieder des Orchesters für alle Formen der
Musik interessieren und wie wichtig uns der
Auftrag ist, Menschen jeden Alters und aus allen
sozialen Schichten anzusprechen.
Dabei müssen Klangkörper wie die Staatsphilharmonie nicht selten einen besonderen Spagat
vollbringen: gegründet und durch seinen Träger,
das Land Rheinland-Pfalz, dazu bestimmt, ein
hervorragendes Sinfonieorchester zu sein, halten
wir vielfältige Angebote für Kinder bereit und
kreieren Veranstaltungen, die sich so zentralen
Themen widmen dem, Menschen, die als Flüchtlinge und Schutzsuchende zu uns kommen, eine
neue Lebens-Perspektive zuzugestehen. Für uns
entspringt unser Engagement in den Bereichen
Bildung und Integration aus der Leidenschaft für
2
die Musik als einer unverzichtbaren, einer ebenso beispielhaften wie beispiellosen Form der
Kommunikation und aus dem Bewusstsein, dass
wir viel mehr für und in unserer Gesellschaft zu
bewahren und weiter zu entwickeln haben als
sich dies zunächst einmal aus unserem originären Auftrag ergibt. Einem Auftrag, der ja zunächst darauf lautet, „einfach“ die bestmöglichen
Konzerte zu spielen.
Vieles von dem, was wir mit der bereits erwähnten
Leidenschaft entwickeln, vieles von dem, was wir
tun, finden Sie ausführlich in diesem MAGAZIN
beschrieben. Ich freue mich, Sie einladen zu
können zu besonderen Künstlern, die die großartigen Werke von Mozart, Beethoven, Schubert,
Schumann, Brahms und vielen weiteren bedeutenden Komponisten erlebbar machen. Und es
ist mir ein Anliegen Sie einzuladen, wenn wir bei
Lieder aus der Fremde mit Anja Kleinhans und
Mehmet Yesilcay ein Projekt wagen, das uns bewusst machen soll, wie kostbar unser vermeintlich so selbstverständliches Leben in einer auf
Humanismus und Respekt angelegten demokratischen Gesellschaft ist – und wie unerlässlich es
ist, dass wir dieses Kostbare bewahren und möglichst vielen Menschen aus Not und Verfolgung
den Zugang zu eben dieser kostbaren „Welt“
ermöglichen.
Die sinfonische Musik ist ein großes Geschenk
für uns alle – ich würde mich freuen, wenn wir
dieses Geschenk möglichst oft mit Ihnen teilen
können.
Prof. Michael Kaufmann
Intendant der
Deutschen Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz
Inhalt
INHALTSVERZEICHNIS
Seite 4
Titelgeschichte: SCHUBERTFEST SPEYER
Seite 6Das besondere Konzert:
REBELLION IM QUADRAT
Seite 7
Das besondere Konzert: CONNECT IT!
Seite 8Das besondere Konzert: Zukerman und
Steffens beim 2. Heidelberger Meisterkonzert
S. 7
Seite 9Das besondere Konzert:
Weilburger Schlosskonzerte
Seite 10Metropolregion: Thomas Kraus im
Gespräch mit Manfred Lautenschläger
S. 12
S. 4
Seite 12Portrait: Jörg Widmann
Seite 14Zyklus: BRUCKNER IN DEN DOMEN
Seite 16
KONZERTKALENDER
APRIL BIS JULI 2016
S. 9
Seite 18Neuigkeiten und Meldungen
Seite 20Spielort: Ludwigshafen/Mannheim
Seite 21 Tipp: Ballett „LAC“
S. 21
Seite 22 Extra: Interview mit Karl-Heinz Steffens
Seite 23 E
xtra: Stiftung Deutsche
Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
Seite 24 B
egegnung der Kulturen:
Lieder aus der Fremde
S. 20
Seite 26 Education: Musikpädagoge
Christoph Haßler im Gespräch
Seite 28 Vorschau: MODERN TIMES
S. 30
Seite 30 Kolumne: „Weltreise in 80 Minuten“
Der besondere
KONZERTTIPP Viola Eckert
Viola Eckert
Trainee Orchestermanagement
Seit dem 1. Dezember 2015 arbeite ich nun
als Trainee im Bereich Orchestermanagement bei der Staatsphilharmonie. Ich
konnte hier schon in den Genuss einiger
Konzerte kommen und freue mich nun auf
die, wie ich finde, sehr besonderen Konzerte
mit Karen Kamensek am 13. und 14. April
im BASF-Feierabendhaus.
Dirigieren ist noch immer eher eine
Männerdomäne und daher freue ich
mich, dass der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in dieser Saison
gleich mehrere Dirigentinnen den Takt
vorgeben. Dieses Konzert wartet aber
nicht nur mit der glänzenden Besetzung
von Karen Kamensek und Andrei Ioniță,
einem jungen rumänischen Cellisten
und Stipendiaten der Deutschen Stiftung
Musikleben auf, sondern auch noch mit
einem ganz besonderen Highlight: „Water
Dances“ – Dem von Michael Nymann
komponierten Auftragswerk zum 150-jährigen Bestehen der BASF. Grundlage hierfür
sind 1201 gesammelte Geräusche aus verschiedenen Werken der BASF in 54 Ländern. Hierbei handelt es sich sicherlich um
ein spektakuläres Klangerlebnis und ich
glaube, das muss man einfach erleben!
13. und 14. April 2016
Ludwigshafen,
BASF-Feierabendhaus
KONZERTREIHE
DER STADT
LUDWIGSHAFEN
UND DER BASF SE
Karen Kamensek,
Dirigentin
Andrei Ioniţă, Violoncello
Michael Nymann
Auftragswerk zum
150. Jubiläum der BASF SE
Robert Schumann Konzert
für Violoncello
und Orchester a-Moll, op. 129
Johannes Brahms Sinfonie
Nr. 3 F-Dur, op. 90
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Titelgeschichte
Residenz am Rhein
SCHUBERTFEST SPEYER
Gemeinsam mit einem der gefragtesten Oboisten weltweit eröffnet die
Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Ende Juni das SCHUBERTFEST SPEYER.
Unter der Leitung von Generalmusikdirektor Karl-Heinz Steffens begleitet sie
in der Gedächtniskirche Albrecht Mayer in Wolfgang Amadeus Mozarts Oboenkonzert. Franz Schubert – Patron des diesjährigen Festivals – steht am
Eröffnungsabend natürlich auch auf dem Programm.
N
och nicht ganz Tradition, eine Serie
hingegen schon: Bereits zum dritten Mal bezieht die Staatsphilharmonie in Speyer ihre Sommerresidenz.
Karl-Heinz Steffens, unter dessen Initiative
das Festival ins Leben gerufen wurde, konnte ein strahlendes Projekt etablieren, das die
ganze Welt der Musik aufzeigt. Hinter dem
Konzept „Sommerresidenz“ steht die Idee,
dem Orchester die Möglichkeit zu geben,
sich umfassend zu präsentieren. Die Zuhörer kommen in den Genuss von Orchesterkonzerten, Kammermusik, Ensemblespiel,
Kinderkonzerten und einer musikalischen
Lesung.
Als Bindeglied zwischen der diesjährigen
und den zurückliegenden Residenzzeiten
spielt die Stadt Wien eine besondere Rolle.
Nicht nur Mozart, dem 2014 die Premiere
dieser vom ersten Ton an erfolgreichen
Kooperation zwischen Staatsphilharmonie
und der Stadt Speyer gewidmet war, starb
ebendort. Auch der Namensgeber des darauffolgenden Beethovenfestes 2015 und
Franz Schubert segneten in der Kaiserstadt
das Zeitliche. Und die Wiener Schule um
Arnold Schönberg schließlich drückt
einem der beiden diesjährigen Serenadenkonzerte ihren Klangstempel auf.
Patron des diesjährigen Festivals: Franz Schubert
4
Los aber geht es mit Oboenpapst Albrecht
Mayer und in unbeschwert-galantem C-Dur.
Neben Mozarts konzertantem Auftakt erklingt in der Gedächtniskirche ein sinfo-
nisches Schwergewicht. Ihre Uraufführung mehr als zehn Jahre nach Schuberts
Tod verdankt die „Große C-Dur-Sinfonie“
gleich zwei Komponisten-Kollegen. Nachdem Robert Schumann die Partitur rein
zufällig in Wien entdeckte, war es Felix
Mendelssohn Bartholdy, der die Uraufführung 1839 in Leipzig leitete.
Vielfalt auf hohem Niveau ist ein Markenzeichen der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Weder bei Programmkonzeptionen noch in Bezug auf ihr Repertoire
kennt sie irgendwelche Berührungsängste.
Auch die Orchestermitglieder selbst begeben sich – solistisch ebenso wie in unterschiedlichsten Kammermusikformationen
– gern einmal auf weniger ausgetretene
Pfade. Diese große Bandbreite in Speyer
zu präsentieren, ist der Staatsphilharmonie Anspruch und Selbstverständnis gleichermaßen. Das erste Serenadenkonzert
steht im Zeichen der großen kammermusikalischen Besetzungen. In seinem 1824
entstandenen Oktett für Klarinette, Horn,
Fagott und Streicher F-Dur experimentierte Schubert ganz bewusst mit neuen
sinfonischen Sprachmitteln, stand die Arbeit an der großen C-Dur-Sinfonie doch
unmittelbar bevor und wollte er darin
neue Wege beschreiten. Nino Rota gar
wollte alle Neune: Der Haus- und Hofkomponist des italienischen Filmemachers Federico Fellini bewies nicht nur in
seinem Nonett für Flöte, Oboe, Klarinette,
Titelgeschichte
SCHUBERTFEST SPEYER
30. JUNI – 3. JULI 2016
DO Ä 30. JUNI 2016 Ä 19:30
Speyer, Gedächtniskirche
Eröffnungskonzert
Karl-Heinz Steffens, Dirigent
Albrecht Mayer, Oboe
Werke von Wolfgang Amadeus Mozart und
Franz Schubert
FR Ä 1. JULI 2016 Ä 19:30
Speyer, Open Air im Rathausinnenhof
Fagott, Horn, Violine, Viola, Violoncello
und Kontrabass allergrößte tondichterische Meisterschaft. Sein Gespür für musikalische Atmosphäre, Klangfarben und
Dramaturgie – gepaart mit beeindruckendem handwerklichen Können – hat
der Musikwelt auch, aber eben nicht nur
unvergessliche Filmmusikmelodien beschert. Denn was viele nicht wissen: Rotas
Werkverzeichnis „seriöser“ Musik ist bemerkenswert, aufgeführt werden diese
Kompositionen allerdings eher selten.
Sein romantisch geprägtes, feurig-spritziges Nonett ist durchzogen von französischem Flair à la Francis Poulenc oder
Jean Françaix und stellt an die Ausführenden zum Teil extrem hohe Anforderungen.
Am Nachmittag sind Sie herzlich eingeladen, die im historischen Ratssaal stattfindende musikalische Lesung zu besuchen.
Im zweiten Serenadenkonzert stellen die
Musiker aus Ludwigshafen den Originalkompositionen Schuberts Bearbeitungen
von Tänzen und Walzern durch Vertreter
der so genannten Wiener Schule gegenüber. Zu hören sein werden ebenfalls im
Rathausinnenhof 5 Deutsche Tänze mit
Coda und 7 Trios D 90 von Schubert
sowie dessen von Anton Webern bearbeitete Deutsche Tänze D 820. Bearbeitungen von Johann-Strauß-Walzern
durch Arnold Schönberg und noch einmal Webern stehen überdies auf dem
Programm.
Unter den zahlreichen Liedkompositionen Franz Schuberts finden sich gerade
einmal zwei Vertonungen, die über das
reine Klavierlied hinausgehen. „Auf dem
Strom“ für Singstimme, Horn und Klavier
D 943 sowie „Der Hirt auf dem Felsen“
für Gesangsstimme, Klarinette und Klavier D 965 schrieb der Liederfürst seinerzeit für besondere Interpreten. Und die
sind auch in der Kammerkonzert-Matinee
im Alten Stadtsaal durchaus besonders.
Karl-Heinz Steffens nämlich übernimmt
den Solopart an der Klarinette, seine Tochter Anne-Kathrin ist als Gesangssolistin
zu erleben. In Schuberts Streichquintett
D-Dur D 956 geben dann wieder Mitglieder der Staatsphilharmonie den Ton an.
Zum Abschluss des Festivals geht es erneut in die Gedächtniskirche. Kurz vor
seinem Tod schloss Franz Schubert die
Arbeit an der Messe Es-Dur D 950 ab,
deren Uraufführung, die etwa ein Jahr
später stattfand, er jedoch nicht mehr erlebte. Unter Karl-Heinz Steffens bringen
Staatsphilharmonie, Vokalsolisten sowie
ein chorisches Großaufgebot aus Speyer
Schuberts letzte und auch eigenwilligste
Vertonung des Messordinariums zu Gehör.
Zu Ende gehen die klangintensiven Tage
am Rhein mit dessen Ouvertüre und Zwischenaktmusiken zu „Rosamunde“.
An den musikbegeisterten Nachwuchs ist
im Übrigen auch gedacht. So finden am
1. und 3. Juli um jeweils 15 Uhr im Speyerer
Kinder- und Jugendtheater Kinderkonzerte
statt, die von Hans Christian Andersens
Märchen „Die chinesische Nachtigall“ inspiriert sind. Vom Orchester wurden dafür
eigens Kammermusik-Bearbeitungen von
Schubert-Liedern angefertigt. Die Staatsphilharmonie ist dankbar für die über
viele Jahre gepflegte Partnerschaft, im
Zuge derer etliche tolle Angebote für
Kinder erarbeitet werden konnten. Denn
junge Ohren für klassische Musik zu begeistern ist bekanntlich ein ganz besonderes Anliegen des Orchesters.
Text: Gert Deppe
Mit freundlicher
Unterstützung der
Serenade I
Mitglieder der Deutschen
Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
Werke von Nino Rota und Franz Schubert
FR Ä 1. JULI 2016 Ä 15:00
S0 Ä 3. JULI 2016 Ä 15:00
Speyer, Kinder- und Jugendtheater
Kinderkonzert
„Die chinesische Nachtigall“
Matthias Folz, Textbearbeitung
und Inszenierung; Nicole Schneider,
Kostüm; Marie Sophie Caspar, Gesang
Mitglieder der Deutschen
Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
Für alle Menschen ab 4 Jahren.
SA Ä 2. JULI 2016 Ä 15:00
Speyer, Historischer Ratssaal
Musikalische Lesung
„Himmlische Gedanken, leichte Funken“
Matthias Folz, Sprecher; Matthias Henke,
Textauswahl und Dramaturgie; Clara und
Marie Becker, Klavier
SA Ä 2. JULI 2016 Ä 19:30
Speyer, Open Air im Rathausinnenhof
Serenade II
Mitglieder der Deutschen
Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
Werke von Franz Schubert, Johann
Strauß / Arnold Schönberg, Franz
Schubert / Anton Webern und Johann
Strauß / Anton Webern
SO Ä 3. JULI 2016 Ä 11:00
Speyer, Alter Stadtsaal
Kammermusik-Matinee
Karl-Heinz Steffens, Klarinette
Anne-Katrin Steffens, Sopran; Jonas
Wuermeling, Tenor; Michal Friedlander,
Klavier; Mitglieder der Deutschen
Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
Werke von Franz Schubert
SO Ä 3. JULI 2016 Ä 18:00
Speyer, Gedächtniskirche
Schlusskonzert
Karl-Heinz Steffens, Dirigent
Anne-Katrin Steffens, Sopran; Kimberley
Boettger-Soller, Alt; Jonas Wuermeling,
Tenor; Shimon Yoshida, Tenor; Alexander
Kiechle, Bass-Bariton; Domchöre Speyer
Werke von Franz Schubert
Programm siehe auch Seite 17
5
Das besondere Konzert
Mannheimer & Karlsruher Schule
REBELLION IM QUADRAT
„Ach, wenn wir nur clarinetti hätten!“ klagte Mozart zu einer Zeit, als Mannheim mit diesen
Holzbläsern im Orchester schon europaweit Furore machte. Höchste Zeit also für ein Klarinettenkonzert in der Reihe, die sich der Mannheimer und der Karlsruher Avantgarde widmet.
22. April 2016
Mannheim, Christuskirche
23. April 2016
Karlsruhe,
Hochschule für Musik,
Wolfgang-Rihm-Forum
REBELLION IM QUADRAT
MANNHEIMER &
KARLSRUHER SCHULE
Karl-Heinz Steffens,
Dirigent
Gerhard Kraßnitzer,
Klarinette
Kai Adomeit, Klavier
Abbé Georg Joseph Vogler
Ouvertüre zu „Hamlet“
Jörg Widmann
„Ikarische Klage“
für 10 Streicher
Carl Stamitz
Konzert für Klarinette
Es-Dur
Peter von Winter
Ouvertüre zu „Das
Labyrinth“
Wolfgang Rihm
„Sotto Voce“ Notturno
für Klavier und kleines
Orchester
Joseph Martin Kraus
Sinfonie c-Moll, VB 142
Oben im Uhrzeigersinn:
Karl-Heinz Steffens,
Karl Theodor von der
Pfalz und Bayern (A. D. Thebusch, 1763, heute ReissEngelhorn-Museen, Mannheim), Wolfgang Rihm, Peter
von Winter,1815, Jörg Widmann, Abbé Georg Joseph
Vogler (A. F. Oelenhainz 1790
und Gerhard Kraßnitzer
6
E
in Mordent kann heute niemanden mehr schrecken. Für
einen Violinisten jedoch zu
Zeiten des pfälzischen Kurfürsten
Karl Theodor (1743-1799) muss es
der letzte Schrei gewesen sein, mit
Schwung aus der Obersekunde in
diesen Kurztriller zu fallen. Das Ergebnis heißt im Volksmund „Vögelchen“. Diese und weitere musikalische Spielereien haben sich als
„Mannheimer Manieren“ einen
Namen gemacht. Zwar finden sich
Stilmittel, die der Mannheimer Schule und Künstlern wie Johann Stamitz
oder Christian Cannabich zugesprochen werden, auch bei Zeitgenossen
in Italien. Doch gab es kein zweites
Orchester mit so vielen komponierenden Instrumentalisten, das die
neuen Finessen derart präzise und
effektvoll darbot wie die Mannheimer Hofkapelle. Ihr Wirken zur Zeit
des musikliebenden Kurfürsten bis
zur Übersiedlung des Hofes nach
München (1778) lässt die Deutsche
Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
mit der Reihe REBELLION IM QUADRAT aufleben.
Erneut ist die reizvolle Gegenüberstellung der Mannheimer Avantgarde von damals mit der Karlsruher
Schule von heute zu erleben. Ihr
berühmtester Vertreter Wolfgang
Rihm unterrichtet an der Hochschu-
le für Musik Karlsruhe. Dort wie
auch in der Mannheimer Christuskirche interpretiert die Staatsphilharmonie sein „Sotto Voce“, ein zurückhaltendes Notturno für Klavier
und kleines Orchester, das Satztechniken und Harmonien der Spätromantik oder des Impressionismus
weiterzuführen und zugleich sanft
zu sprengen scheint. Ähnlich ätherisch ist die „Ikarische Klage“ seines
Schülers Jörg Widmann, dem die
Staatsphilharmonie in dieser Spielzeit das Komponistenporträt widmet.
Diese zeitgenössischen Werke stehen
neben solchen aus der Zeit der
Mannheimer Schule. Eine OrchesterOuvertüre zu „Hamlet“ von Abbé
Georg Joseph Vogler (1749-1814)
eröffnet den Abend und stellt einen
Geistlichen unter den Mannheimer
Musikern vor. Er war Schüler des Jesuiten Alexander Keck (1724-1804),
Musikdirektor am Mannheimer Jesuitengymnasium, dem 1756 das
„Seminarium musicum“ angeschlossen wurde. Abbé Vogler hinterließ
nicht nur ein umfangreiches kompositorisches Schaffen, sondern als
Theoretiker auch die Grundlagen für
die Stufentheorie in der musikalischen Harmonielehre. Einer seiner
Schüler war Peter von Winter
(1754-1825). Von Winter folgte mit
der Mannheimer Hofkapelle dem
Kurfürsten Karl Theodor in seine
neue Residenz München. Ein kur-
fürstliches Stipendium ermöglichte
ihm 1780/81 Unterricht bei Antonio
Salieri in Wien. Dort lebte auch Mozart und schwärmte damals: „Ach,
wenn wir nur clarinetti hätten! – sie
glauben nicht was eine sinfonie mit
flauten, oboen und clarinetten einen
herrlichen Effect macht!“ Auf einer
Reise nach Mannheim hatte Mozart
1778 Sinfonien von Carl Stamitz
gehört, der die Klarinette wie sein
Vater schon als wichtiges Orchesterinstrument behandelte und ihm elf
Solokonzerte widmete. Sein letztes
in Es-Dur darf als Höhepunkt dieser
Folge gelten sowie als Beleg für den
verspielten wie virtuosen Mannheimer Stil – Mordente inbegriffen.
Der „Odenwälder Mozart“ macht
den Abschluss in diesem Konzertprogramm: die Sinfonie in c-Moll
VB 142 von Joseph Martin Kraus
(1756-1792) aus Buchen. Auch er
war Schüler am Jesuitengymnasium
in Mannheim, bevor er nach ersten
Kompositionen auf ein Studium der
Rechtswissenschaften umsattelte. Der
Kontakt zu seinem schwedischen
Kommilitonen Carl Stridsberg
bewog Kraus 1778 nach Stockholm
überzusiedeln, wo er Kapellmeister
am Hof des schwedischen Königs
Gustav III. wurde.
Text: Isabel Steppeler
Das besondere Konzert
Beethoven, Ellington und Milhaud
CONNECT IT!
Der junge Pianist und Dirigent Frank Dupree wird ab April in der neuen Konzertreihe CONNECT IT! zu erleben sein.
Entdecken Sie den Klang von verschiedenen Stilen, inspiriert durch das Wechselspiel der
Jahrhunderte. CONNECT IT! steht für verbindende Elemente innerhalb der Musikgeschichte und
rückt vor allem die Berührungspunkte zwischen Klassik und Jazz ins Zentrum.
Dreh- und Angelpunkt der Reihe ist
der junge Pianist und Dirigent Frank
Dupree – er fungiert gewissermaßen
als „Connecteur par excellence“ und
wird das Publikum mit seinem vielseitigen Talent in die unterschiedlichen Klangwelten entführen, die,
wie sich spätestens am 10. April
beim Konzert im Capitol zeigen
wird, gar nicht so verschieden sind.
„Ich bin ja nicht der Erste, der Jazz
und Klassik kombiniert, doch
möchte ich mit meiner Program-
mauswahl zeigen, dass die Unterschiede gar nicht all zu groß sind,“
sagt Frank Dupree.
Es geht darum, die Musik von einer
neuen Seite kennenzulernen. Dabei
ist die Gegenüberstellung der Stile
entscheidend. Wenn Beethovens
1. Klavierkonzert im selben Konzert
mit Songs von „Duke“ Ellington
zur Aufführung gebracht wird, werden scheinbare Widersprüche ganz
selbstverständlich überwunden.
Immer wieder konnten durch solche Grenzüberschreitungen neue
Wege beschritten werden – besonders in der Kunst.
Frank Dupree
Ü
ber den Verlauf und das Ziel
der Geschichte bzw. über das
Vorhandensein und die
Nachweisbarkeit allgemeiner Gesetzmäßigkeiten ihrer Entwicklung
kann man sicher heftig streiten – vor
allem im wissenschaftlichen Diskurs. Mitunter lässt sich doch nicht
leugnen, dass gewisse Phänomene
in einer linearen Folge zu betrachten sind. Dieser Auffassung folgend
ist die Jazzmusik natürlich nicht im
luftleeren Raum entstanden und beruht auch auf dem Erbe der Klassik.
Der Jazz beeinflusste seinerseits wiederum zeitgenössische Komponisten, wie Strawinsky und Schostakowitsch. Es lässt sich also durchaus
von einer engen, wechselseitigen
Verbindung zwischen Klassik und
Jazz sprechen, von der auch die
Reihe CONNECT IT! erzählt.
So auch, als sich der französische
Komponist Darius Milhaud auf
einer Reise nach New York von den
neuartigen Klängen des Jazz hinreißen ließ und unter diesen Eindrücken stehend seine Ballettmusik „La
Création du Monde“ („Die Erschaffung
der Welt“) komponierte. In dem
Werk sind jazzige Anklänge deutlich
spürbar, worauf bereits das verwendete Instrumentarium ganz offensichtlich hinweist (kleines Orche-
ster, Saxofon, Schlagzeug). Milhaud
orientierte sich in der Konzeption
an der Besetzung des Jazz-Musicals
„Liza“ von Maceo Pinkard, dessen
Uraufführung er in Harlem beiwohnte. Zur Gegenüberstellung
wird Frank Dupree im Konzert eine
weitere Ballettmusik präsentieren.
Es handelt sich dabei um die Ouvertüre zu „Die Geschöpfe des Prometheus“ op. 43a, wiederum von Beethoven.
10. April 2016
Mannheim, Capitol
CONNECT IT!
Frank Dupree,
Dirigent und Klavier
Mini Schulz, Bass
Obi Jenne, Schlagzeug
Werke von Darius
Milhaud, Ludwig van
Beethoven und Duke
Ellington
Die Wege der Musikgeschichte sind
verschlungen, aber es lässt sich ein
roter Faden erkennen, den Frank
Dupree in seiner Reihe CONNECT IT!
mit viel Kreativität zu einem Band
geknüpft hat. Das Publikum profitiert dabei von seinem vielseitigen
Talent; denn der junge Pianist kann
beides. Er kann uns Beethovens
Klavierkonzert präsentieren und sobald der Applaus verklungen ist,
Jahre, Stile, Welten hinter sich lassen, um uns in den Genuss von
„Duke“-Ellington-Songs zu versetzen. Und das alles unter der Prämisse, ein verbindendes Element herauszustellen. Und tatsächlich, wir
können unsere Hörgewohnheiten
erweitern, indem wir die Kontexte
ändern. Und auch wenn wir es anders kennen – aus alt mach neu,
oder besser noch: CONNECT IT!
Text: Judith Schor
7
Das besondere Konzert
Tod und Verklärung
VON DER ENDLICHKEIT DES LEBENS UND
DER UNENDLICHKEIT DER MUSIK
Artist in Residence: Pinchas Zukermann
Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und ihr Gast dürfen ihre Virtuosität unter Beweis stellen. Das Orchester vor allem bei Richard Strauss’ „Don Juan“ – und Pinchas Zukerman,
Artist in Residence, wenn er für Béla Bartóks Violakonzert die Geige mit der Bratsche tauscht.
9. März 2016
10. März 2016
Ludwigshafen, BASFFeierabendhaus
KONZERTREIHE DER
STADT LUDWIGSHAFEN
UND DER BASF SE
11. März 2016
Heidelberg, Stadthalle
HEIDELBERGER
MEISTERKONZERTE
2. MEISTERKONZERT
13. März 2016
Mainz, Rheingoldhalle
MAINZER
MEISTERKONZERTE
Karl-Heinz Steffens,
Dirigent
Pinchas Zukerman,
Viola
Richard Strauss
Don Juan op. 20
Béla Bartók
Konzert für Viola und
Orchester
Richard Strauss
Tod und Verklärung
op. 24
I
hr zweites Heidelberger Meisterkonzert widmet die
Staatsphilharmonie dem Heidelberger Frühling und
gratuliert dem renommierten Festival damit sehr
herzlich zum 20. Geburtstag!
„Also, ‚Don Juan’-Erfolg großartig, das Stück klang zauberhaft und ging ausgezeichnet und entfesselte einen für
Weimar ziemlich unerhörten Beifallssturm“, kommentierte Richard Strauss nach der von ihm geleiteten Uraufführung am 11. November 1889. Seine sinfonische Dichtung nach dem gleichnamigen Versdrama von Nicolaus
Lenau brachte dem Mittzwanziger den Durchbruch. Damals wie heute beeindruckt der fulminante Einstieg:
Nach nur wenigen Takten hebt mit einem Paukenschlag
das Hauptthema an, und man sieht Don Juan, diesen
Macho par excellence, förmlich vor sich – energiegeladen, kraftstrotzend, von sich und seinen Verführungskünsten überzeugt. Unter Ausschöpfung aller Möglichkeiten der Instrumente entfesselt Strauss im Folgenden
eine vielfarbige Klangwelt, die von Don Juans Werben,
seinem rücksichtslosen Vorgehen ebenso kündet wie
vom Verhalten seiner „Beute“ (hier übernehmen die
Flöten und Oboen). Doch, wie es in Lenaus Epos heißt
(das Strauss seiner Partitur voranstellte): „Der Brennstoff ist verzehrt, / und kalt und dunkel ward es auf dem
Herd.“ Und ebenso kurz beendet Strauss das Leben des
Frauenhelden: Einem letzten großen Crescendo folgt
eine Generalpause, dann übernehmen Geigentremoli
den Abgesang.
Béla Bartók, 1881 in Ungarn geboren, entwickelte durch
seine musik-ethnologischen Forschungen, die ihn über
den europäischen Kontinent hinausführten, die Vorstellung von der Verbrüderung der Völker, ein Leitgedanke,
dem seine Musik dienen sollte. Demgemäß positionierte
er sich gegen den Faschismus mit der Folge, 1940 emigrieren zu müssen. Doch fiel es ihm schwer, in New York
beruflich Fuß zu fassen: Geldnöte zwangen ihn, Auftragsarbeiten anzunehmen. So bat ihn der Bratschenvirtuose
William Primrose Ende 1944, ein Werk für Viola zu
8
komponieren. Im September 1945 schrieb Bartók an
Primrose, das Konzept sei erarbeitet, es müsse nur noch
die rein mechanische Arbeit, sprich das Schreiben der
Partitur geleistet werden. Und er gab zu Bedenken, dass
der Stil recht virtuos sei und einige Stellen wohl „unbequem oder unspielbar“ seien. Bartók starb vor Vollendung seines „Konzerts für Viola und Orchester“, sodass
es zunächst von seinem Schüler Tibor Serly (später unter
anderen auch von seinem Sohn Peter Bartók) ausgearbeitet wurde. Das dreisätzige Werk (Moderato – Adagio religioso – Allegro vivace), das zu den gewichtigsten Violakonzerten des 20. Jahrhunderts zählt, bezeugt noch
einmal Bartóks Nähe zur Volksmusik, klingt sie im
Schlusssatz doch unverkennbar heraus.
Nur kurze Zeit nach Entstehung des „Don Juan“ schuf
Strauss seine – ebenfalls einsätzige – Tondichtung „Tod
und Verklärung“. Sie basiert jedoch nicht auf einer literarischen Vorlage, und auch eigene Erfahrungen konnten
nicht Grundlage der Komposition sein, war er bis dato
nicht lebensbedrohlich erkrankt. Gleichwohl ein naheliegender Gedanke, „erzählt“ Strauss doch von den letzten Momenten eines Künstlers, der im Diesseits sein
Ideal nicht zu verwirklichen vermag, dies jedoch im Jenseits „in herrlichster Gestalt“ vollendet vorfindet. Strauss
hat seine programmatische Idee erst einige Jahre nach
der Uraufführung (am 21. Juni 1890 in Eisenach) dargelegt: Der Kranke schläft schwer und unregelmäßig atmend, dann zaubern freundliche Träume ein Lächeln auf
sein Gesicht, doch als er erwacht, hat er furchtbare
Schmerzen und Fieber schüttelt ihn. Als die Leiden
nachlassen, zieht sein Leben an ihm vorüber. Im Moment, da er an sein nicht erreichtes Ideal denkt, setzen
wieder die Schmerzen ein, die Todesstunde naht und
schließlich verlässt die Seele den Körper – und so endet
die Tondichtung, die schwermütig in Moll begann,
ätherisch in Dur.
Text: Carola Henke
Das besondere Konzert
Weilburger Schlosskonzerte
MIT DER STAATSPHILHARMONIE
AUF SOMMERFRISCHE
Weilburger Schloss
Im Sommer überkommt den gemeinen Städter zuweilen die Landlust und die Sehnsucht
nach idyllischen Ausflugszielen. Lassen Sie sich doch von dieser Rastlosigkeit treiben
und begleiten Sie die Staatsphilharmonie zu ihren Konzerten nach Weilburg! Vor einer
wahrlich königlichen Kulisse können Sie dort klassische Musik im Freien genießen.
H
och über der Lahn liegt
Schloss Weilburg – eine barocke Residenz mit zahlreichen Nebengebäuden, einer Kirche und einem repräsentativen
Garten. Hier finden seit mehr als 40
Jahren die Internationalen Musikfestspiele „Weilburger Schlosskonzerte“ statt. Erlesene Künstler lassen
das Zusammentreffen zu einem Juwel
unter den Musikfestivals werden,
das nicht selten als „Klein-Salzburg“
bezeichnet wird.
An zwei aufeinanderfolgenden
Abenden gastiert auch die Deutsche
Staatsphilharmonie RheinlandPfalz, jeweils unter der Leitung des
jungen Dirigenten Christoph Altstaedt, auf Schloss Weilburg. Freuen
Sie sich auf ein sommerliches, abwechslungsreiches Programm, das
am Freitag, 22. Juli um 20 Uhr
mit Otto Nicolais Ouvertüre zur
Oper „Die lustigen Weiber von
Windsor“ beginnt. Der heitere Stoff
geht auf Shakespeares gleichnamige
Komödie zurück und erfreute sich
schon zu seiner Zeit größter Beliebtheit. Spätestens mit Verdis Adaption
der Geschichte, seinem „Falstaff“, ist
er von den Opernbühnen der Welt
nicht mehr wegzudenken.
Auch Carl Maria von Webers triumphaler Erfolg lässt sich vor allem auf
eine Oper zurückführen. Dabei gerät
jedoch oft in Vergessenheit, dass
von Weber weit mehr als den „Frei-
schütz“ komponierte. Das Klarinettenkonzert Nr. 1, das am ersten Konzertabend von ARD-Preisträger Marco
Giani interpretiert wird, wurde bereits 11 Jahre vor dem „Freischütz“
komponiert – und zwar eigens auf
den Wunsch des bayerischen König
Max Josef. Das Werk besticht vor
allem durch die große Bandbreite
an Ausdrucksmitteln, die die Klarinette, mal sehnsüchtig singend, mal
tänzerisch brillant, zu Gehör bringt.
Im Zuge des zweiten Konzertabends, am Samstag, 23. Juli,
können Sie übrigens noch in den
Genuss einer weiteren Komposition
Carl Maria von Webers gelangen.
Die Ouvertüre zur Oper „Oberon“
zeugt von einer tief romantischen
Klangsprache. Auf dem Weg zu eben
dieser befand sich zur selben Zeit
auch der junge Mendelssohn Bartholdy. Bereits im Alter von fünfzehn
Jahren brachte er seine erste Sinfonie zu Papier, die die Staatsphilharmonie am zweiten Konzertabend
interpretiert. Ursprünglich war sie als
reine Streichersinfonie konzipiert.
Den barocken und vorklassischen
Einflüssen haucht Mendelssohn auf
originelle Weise einen romantischen
Tonfall ein. An Begabung und Genie
fehlte es ihm sicher nicht – zu wahrem schöpferischem Eifer gelangte
er, als er sich mit einem Freund auf
Reisen begab. Gemeinsam suchten
sie die schottischen Highlands auf,
um auf den Spuren von Maria Stuart
zu wandeln. Beeindruckt von der
rauen Natur setzte Mendelssohn
seine Impressionen in Musik um
und schrieb an seine Eltern: „In der
tiefen Dämmerung gingen wir heut
nach dem Palaste, wo Königin
Maria gelebt und geliebt hat; es ist
da ein kleines Zimmer zu sehen,
mit einer Wendeltreppe an der
Thür; […] Der Kapelle daneben
fehlt nun das Dach; Gras und Epheu
wachsen viel darin, und am zerbrochenen Altar wurde Maria zur Königin von Schottland gekrönt. Es ist
da alles zerbrochen, morsch, und
der heitere Himmel scheint hinein.
Ich glaube, ich habe heut da den
Anfang meiner Schottischen Sinfonie gefunden“. Mit den Klangeindrücken, die die Musik vermittelt
und den Briefzeilen im Hinterkopf
ist der Renaissancehof von Schloss
Weilburg sicher ein stimmungsvoller Ort, um Mendelssohns Schilderungen nachzuempfinden.
Das Flötenkonzert von Carl Reinecke, vorgetragen vom ARD-Preisträger Sébastian Jacot, reiht sich wunderbar in die Dramaturgie des Abends
ein. Carl Reinecke hielt sich nämlich
in der Mitte der 1840er-Jahre in
Leipzig auf, wo er von dem damaligen Gewandhaus-Kapellmeister
Felix Mendelssohn protegiert wurde.
So treffen in Weilburg alte Bekannte
aufeinander!
WEILBURGER
SCHLOSSKONZERTE
22. Juli 2016
Weilburg, Schloss
Christoph Altstaedt,
Dirigent
Marco Giani,
Klarinette
Otto Nicolai
Ouvertüre zu „Die
lustigen Weiber von
Windsor“
Carl Maria von Weber
Konzert für Klarinette
und Orchester
Nr. 1 f-Moll, op. 73
Felix Mendelssohn
Bartholdy
Sinfonie Nr. 3 a-Moll,
op. 56 „Schottische“
23. Juli 2016
Weilburg, Schloss
Christoph Altstaedt,
Dirigent
Sébastian Jacot,
Flöte
Carl Maria von Weber
Ouvertüre zu „Oberon“
Carl Reinecke
Konzert für Flöte und
Orchester D-Dur, op. 283
Felix Mendelssohn
Bartholdy
Sinfonie Nr. 1, c-moll,
op. 11
Text: Judith Schor
9
Metropolregion
Im Dialog
STARKE PARTNER FÜR DIE
METROPOLREGION
Einsatz zeigen und etwas auf die Beine stellen – Manfred Lautenschläger, Mitx
begründer der Finanzberaung MLP und Mäzen der Manfred LautenschlägerStiftung trägt dazu bei, dass in der Metropolregion kulturelle Impulse gesetzt
werden. Im Gespräch mit Thomas Kraus, Leiter des Kulturbüros der Metropolregion, erzählte er, welche Projekte ihm am Herz liegen.
Thomas Kraus (TK): Wissen Sie, Herr
Lautenschläger, in welchem Kontext mir
MLP zum ersten Mal begegnet ist?
Manfred Lautenschläger (ML): Nein, erzählen Sie mal.
TK: Das war in jungen Jahren im Bundesleistungszentrum in Heidelberg, als neuer
Sponsor des Basketballteams des USC. Sie
wirken selbst sehr sportlich, ich vermute,
dass Sie in Ihrer Jugend viel Sport gemacht
haben. Deshalb würde mich zum Einstieg
interessieren, was Ihre Sportart ist.
ML: Das ist eine gute Frage. Als Kind habe
ich mit Freunden auf der Straße gekickt –
das konnte man damals noch, weil in der
Nachkriegszeit keine Autos fuhren -, dann
im Verein Fußball gespielt, in der C-Jugend,
beim VfB Mühlburg, dem heutigen Karlsruher SC. Übrigens gegen den Willen meiner
Eltern. Für sie war Fußball ein Proletensport. Als sie dahinterkamen, musste ich
aufhören. Meine späte Berufung war tatsächlich Basketball. Ich war der beste Ballweitwerfer von allen Karlsruher Gymnasien.
Das hat immerhin für eine Basketballkarriere bis in die erste Liga gereicht. Mit 22, 23
Jahren war es dann aber vorbei mit meinen
Ambitionen, als mich das studentische Heidelberger Nachtleben mit Macht gepackt
hat (lächelt verschmitzt).
10
TK: Wenn es um Kunst und Kultur geht,
hat ja – ähnlich wie beim Sport – auch fast
jeder ein, zwei enge Bezüge. Welche sind
es bei Ihnen?
ML: Gar keine. Ich bin in sehr einfachen
Verhältnissen aufgewachsen. Meine Eltern
stammen vom Land, mein Vater war das 12.
Kind eines Tagelöhners. Von Kultur konnte
da keine Rede sein. Ich habe zwar einen
musikalischen Namen, aber nie ein Musikinstrument gespielt.
TK: Wie kann ein Projekt Sie dann als Stifter
für Kunst und Kultur gewinnen?
ML: Entscheidend für mich ist immer die
Persönlichkeit, die hinter dem Projekt steht:
Was für einen Eindruck habe ich von diesem Menschen? Wichtig ist mir, dass einer
für die Sache brennt und etwas auf die
Beine stellen will, so wie zum Beispiel Thorsten Schmidt [Intendant des Musikfestivals
„Heidelberger Frühling“, Anm. d. Red.], den
ich vor 20 Jahren kennen gelernt habe. Das
ist auch voll aufgegangen.
TK: Stimmt, der Heidelberger Frühling hat
sich mittlerweile zu einem der renommiertesten Festivals in der klassischen Musik
in Deutschland entwickelt. Für die Metropolregion spielt das Festival daher, ebenso
wie das Engagement der ECHO-prämierten
Deutschen Staatsphilharmonie RheinlandPfalz, eine ganz besondere Rolle. Zum
20. Geburtstag widmet die Staatsphilharmonie dem Heidelberger Frühling jedenfalls
ihr zweites Heidelberger Meisterkonzert.
Eine starke Verbindung von zwei kulturellen
Leuchttürmen der Region …
ML: Vor fünf Jahren hatte mich Thorsten
Schmidt angesprochen, er könne das Bundesjugendballett von John Neumeier – eine
Weltadresse – nach Heidelberg holen. Ich
habe mit Ballett nichts am Hut, habe mich
aber informiert und entschieden, das Projekt für die nächsten drei Jahre zu finanzieren, da es für die Region gute Impulse setzen konnte.
TK: Sie lassen sich also gerne von
Kunst begeistern.
ML: Ich bin ein Gefühlsmensch – entweder
gefällt mir etwas oder nicht. Privat habe ich
mir ein paar sehr schöne Expressionisten
zugelegt.
TK: Die Kooperation des Heidelberger Frühlings und der Deutschen Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz, die gemeinsame Vermarktung der Festivals, Museen und Schlösser
der Kulturregion Rhein-Neckar in einem bundesweit vertriebenen Magazin oder die
Zusammenarbeit der beiden „UNESCO Cities“
Heidelberg und Mannheim zeigen das
Potenzial regionaler Verbünde im Kulturbereich. Wie kann Ihre Stiftung diesen Ansatz
unterstützen?
ML: Man sollte immer das Zugehörigkeitsgefühl zu einer Region respektieren. Sollten
Metropolregion
Thomas Kraus (2. v. links) im Gespräch mit
Manfred Lautenschläger
Manfred Lautenschläger verbringt ruhige
Stunden am liebsten auf der Terrasse seines
Hauses in Gaiberg.
sich zwischen verschiedenen Regionen, wie
es Heidelberg und Mannheim sind, Synergien herstellen lassen, können wir daraus
viel mehr machen. In vielen Punkten ist das
ja auch schon gelungen – denken Sie an
Enjoy Jazz. Aber man kann Heidelberger
und Mannheimer – von anderen will ich
mal gar nicht reden – nicht per Dekret zu
einer großen Einheit machen. Das geht
nicht von heute auf morgen. Ich war etwa
15 Jahre lang Vorsitzender des Stifterrats der
Stiftung Metropolregion Rhein-Neckar mit
namhaften Leuten wie Manfred Fuchs und
Peter Frankenberg. Wir haben uns gern engagiert. Aber mir als Heidelberger fiel auf,
dass die Mannheimer ziemlich „mannemerisch“ denken. Ich habe mich kritisch hinterfragt, und bei mir ist die Reihenfolge
selbstverständlich auch Heidelberg und
dann die Metropolregion.
TK: Sie haben von der Theologischen
Fakultät der Universität Heidelberg die
Ehrendoktorwürde verliehen bekommen.
Hat Ihr gesellschaftliches Engagement
auch einen religiösen Hintergrund?
ML: Nein, als das Angebot kam, Ehrendoktor zu werden, sagte ich erst mal: „Liebe
Leute, ich bin vor 50 Jahren aus der Kirche
ausgetreten, ich bin kein Christ!“ Daraufhin
entgegnete Professor Manfred Oeming von
der Theologischen Fakultät diesen wunderbaren Satz: „Man kann religiös sein, ohne
Christ zu sein.“
Professor Michael Welker von der Theologischen Fakultät und Professor Detlef Junker vom Heidelberg Center for American
Studies erzählten mir, wie sie bei der Recherche zur 625-Jahr-Feier der Universität
etwas Sensationelles entdeckt hatten: Die
Heidelberger Universität hat 1849 einem
gewissen Herrn Pennington die Ehrendoktorwürde verliehen. Pennington war schwarzer Sklave, konnte mit 18 fliehen, hat sich
selbst Lesen und Schreiben beigebracht,
dann Theologie studiert, schließlich wurde
er Baptistenpfarrer. Der damalige Rektor der
Universität Heidelberg war so beeindruckt
von Penningtons Lebensgeschichte, dass er
ihn einlud, ein halbes Jahr nach Heidelberg
zu kommen, wo man ihm die Ehrendoktorwürde verlieh. Stellen Sie sich vor, das war
13 Jahre vor Abschaffung der Sklaverei!
Seit vier Jahren gibt es den PenningtonAward, den ich finanziere, für amerikanische
Wissenschaftler, die sich gegen Rassismus
stark machen. Das sind Dinge, die mir ans
Herz gehen.
Eine weitere Herzensangelegenheit: Vor
zehn Jahren kam Professor Oeming zu mir
und sagte, er wolle Ausgrabungen zwischen
Jerusalem und Bethlehem machen. Das hat
mich zunächst nicht wirklich interessiert –
bis er erzählte, dass er dort jedes Jahr mit
120 Studenten aus Heidelberg, Tel Aviv,
dem Libanon, Palästina und den USA hingehen wolle; das fand ich großartig. Heute
sind es 400 Studenten. Wenn Sie das mal
hochrechnen, dann laufen in aller Welt ein
paar Tausend junge Leute rum, die ein bisschen weiter denken. Ich finde es sehr befriedigend, Anstoß gegeben zu haben für etwas,
das sich weiterentwickelt. Das gilt für viele
Projekte, zum Beispiel auch für die Ballschule oder „Schwimmfix“, die beide bei Kindern und Jugendlichen Spaß an der Bewegung wecken wollen.
TK: Ein Thema, das uns derzeit ja fast
alle in irgendeiner Form betrifft, ist die
Flüchtlingskrise. Werden Sie sich mit
Ihrer Stiftung auch hier engagieren?
ML: Die Mittel meiner Stiftung sind natürlich begrenzt. Genau wie viele andere Stiftungen spürt auch die meine die Niedrigzinsphase deutlich; hinzu kommt die Tatsache,
dass sich die Gewinne von MLP in den vergangenen Jahren aufgrund der allgemeinen
Branchensituation rückläufig entwickelt
haben. Vor diesem Hintergrund liegt mein
Fokus auf den bereits zugesagten Aktivitäten
– und das sind 80 Projekte. Auch von diesen
Projekten zahlen viele auf die Themen Völkerverständigung und den Schutz von Minderheiten ein.
TK: Herr Lautenschläger, ich danke
Ihnen herzlich für diesen Einblick in Ihre
Stiftertätigkeit – und in Ihre Person!
11
Portrait
Jörg Widmann
TRADITION UND
WEITERGEHEN
Große Opern und eine Fantasie für Klarinette solo.
Wunderschöne harmonische Momente und verstörende Dissonanzen. Im Werk Jörg Widmanns finden sich
eine Menge Spielarten musikalischer Formen und
Genres. Sogar bayerische Volksmusik hat er integriert,
in seinem „Bayerisch-babylonischen Marsch“ für acht
Klarinetten und Klavier.
V
iele Komponisten seiner Generation – Widmann
ist 42 – haben sich aus den einschränkenden
Debatten gelöst, die lange die zeitgenössische
Musik prägten. Ihm steht die ganze Musikgeschichte zur
Verfügung, und Widmann wählt aus, was zum jeweiligen Stück und seiner Aussage passt. Das allein macht
ihn noch nicht zu einem bedeutenden Komponisten,
sondern die Souveränität, mit der er das tut. Bei ihm
gibt es das Wispern eines Salvatore Sciarrino und das
große Auftrumpfen eines romantischen Komponisten,
außerdem den Humor und die Experimentierfreude
eines Heiner Goebbels. Der war – neben Hans Werner
Henze und Wolfgang Rihm – auch einer seiner prägenden Lehrer.
Besonders ist, dass Jörg Widmann selbst auf höchstem
Niveau musiziert. Dafür gibt es auch andere Beispiele
wie den Komponisten und Oboisten Heinz Holliger.
Aber Widmann widmet sich als Klarinettist nicht nur
eigenen Stücken, sondern mit gleicher Energie auch den
klassischen Werken. Das mag an seinen musikalischen
Wurzeln liegen, die in der Familie zu finden sind. Weder
Vater noch Mutter waren Profimusiker, aber sie spielten
in ihrem Wohnzimmer als Teil eines Amateurquartetts.
Wörtlich übersetzt ist ein Amateur ja ein Liebender, und
so erbte Jörg Widmann die Liebe zur Musik. Mit sieben
Jahren nahm er Klarinettenunterricht, mit elf – und das
ist ungewöhnlich für das Alter – lernte er schon das
Komponieren.
12
Composer in Residence
Jörg Widmann gastiert im Mai
sowohl als Komponist als auch als Interpret.
Heute unterrichtet er selbst, als Professor für Klarinette
und Komposition an der Hochschule für Musik Freiburg. Und sein Werkkatalog ist schon längst schwer zu
überschauen. „Mein Problem ist nicht“, sagt Jörg Widmann, „dass ich zu wenige Ideen hätte, sondern dass
ich zu viele Einfälle habe. Meine Aufgabe ist es, diese
zu ordnen und ihnen in jedem Stück eine andere stringente Form zu geben.“ Jedes Stück klingt anders und
hat einen eigenen Charakter. Das Konzertstück „ad absurdum“ für Trompete und kleines Orchester zum Beispiel ist eine 15 Minuten lange Herausforderung an den
Solisten Sergei Nakariakov. Für ihn hat Widmann dieses
unfassbar rasante Stück geschrieben, weil er weiß, über
was für eine aberwitzige virtuose Technik Nakariakov
Portrait
Kai Adomeit
Karl-Heinz Steffens
Gerhard Kraßnitzer
verfügt. Die „Ikarische Klage“ für zehn Streicher hingegen ist eine poetische Annäherung an die Geschichte
des Ikarus, ein musikalisches Philosophieren über das
Wesen der Luft.
Vor allem in seinen Stücken für das Musiktheater ist
Jörg Widmann ein genauer Beobachter gesellschaftlicher Entwicklungen. Die Oper „Das Gesicht im Spiegel“ nach einem Libretto von Roland Schimmelpfennig
thematisiert das Klonen, den Menschen als Schöpfer
seiner selbst. Mit Peter Sloterdijk entwickelte Widmann
seine „Babylon“-Oper, ein wildes, effektgeladenes Stück
über die Stadt als Sündenpfuhl und Vorhölle. Erst am
Ende deutet sich so etwas wie die Möglichkeit einer
Versöhnung an.
Aus der Kombination als Musiker und Komponist
schöpft Jörg Widmann seine Kraft. „Wenn ich mich in
ein Orchesterstück oder eine Oper vergrabe“, erzählt er,
„brauche ich dafür Jahre. Dann freue ich mich wahnsinnig, wenn ich wieder unter Menschen bin und mit
wunderbaren Kollegen zusammen musizieren kann.
Und umgekehrt, wenn ich lange auf Tournee war, freue
ich mich und kriege dadurch Energie, dass ich mich zurückziehe und komponiere. Ich brauche beides.“
Die ständige Auseinandersetzung als Interpret mit
den Größten – Mozart und Weber spielt er mit der
Staatsphilharmonie – beflügelt den Komponisten Jörg
Widmann. „Ich habe einen unendlichen Respekt und
sehe keinen Gegensatz zwischen großer Traditionsliebe und einem Unbedingt-Weitergehen-Müssen. Ich
brauche solche Bezugsgrößen, um mich daran abzuarbeiten und über mich hinauszugehen. Um aus der
Kenntnis und der Liebe zur Musik der Vergangenheit
etwas tatsächlich Neues zu schaffen.“ Diese Kenntnis
und Liebe zeichnet Jörg Widmann aus, als Komponist
und Klarinettist. Dazu kommt die Lust auf Risiko, die
ebenfalls mitreißende Musiker auszeichnet: „Ich suche
das Extrem, auch wenn ich auf der Bühne stehe. Ich bin
kein Sicherheitsmensch sondern suche die Randzonen,
liefere mich aus und bekomme – so gefährlich das ist –
dadurch Energie zurück.“
Text: Stefan Keim
Sergei Nakariakov
Lukasz Borowicz
22. April 2016
Mannheim, Christuskirche
23. April 2016
Karlsruhe, Hochschule
für Musik, Wolfgang-Rihm-Forum
REBELLION IM QUADRAT
MANNHEIMER & KARLSRUHER
SCHULE
Karl-Heinz Steffens,Dirigent
Gerhard Kraßnitzer, Klarinette
Kai Adomeit, Klavier
Abbé Georg Joseph Vogler
Ouvertüre zu „Hamlet“
Jörg Widmann „Ikarische Klage“
für 10 Streicher
Carl Stamitz Konzert für Klarinette
Es-Dur
Peter von Winter Ouvertüre zu
„Das Labyrinth“
Wolfgang Rihm „Sotto Voce“
Notturno für Klavier und kleines
Orchester
Joseph Martin Kraus Sinfonie
c-Moll, VB 142
5. Mai 2016
Mannheim, Rosengarten,
Musensaal
MANNHEIMER
MEISTERKONZERTE
4. SINFONIEKONZERT
Lukasz Borowicz, Dirigent
Sergei Nakariakov, Trompete
Friedrich Smetana „Die Moldau“
Jörg Widmann „ad absurdum“,
Konzert für Trompete und kleines
Orchester
Sergei Rachmaninow Sinfonie Nr. 2
e-Moll, op. 27
Christa Schönfeldinger
12. Mai 2016
Neustadt, Saalbau
13. Mai 2016
Ludwigshafen, Konzertsaal
im Pfalzbau
4. PHILHARMONISCHES KONZERT
Karl-Heinz Steffens, Dirigent
Jörg Widmann, Klarinette
Christa Schönfeldinger,
Glashamonika
Jörg Widmann Armonica
Wolfgang Amadeus Mozart
Konzert für Klarinette und Orchester
A-Dur, KV 622
Jörg Widmann „Con brio“,
Konzertouvertüre für Orchester
Carl Maria von Weber Konzert für
Klarinette und Orchester Nr. 1 f-Moll,
op. 73
15. Mai 2016
Ludwigshafen, Philharmonie
KAMMERKONZERT
MIT JÖRG WIDMANN
Jörg Widmann, Klarinette
Mitglieder der Staatsphilharmonie
Jörg Widmann Oktett für Klarinette,
Horn, Fagott, 2 Violinen, Viola,
Violoncello und Kontrabass Ä Fantasie
für Klarinette solo Ä Quintett für Oboe,
Klarinette, Horn, Fagott und Klavier
Carl Maria von Weber Quintett
B-Dur für Klarinette, zwei Violinen,
Viola und Violoncello, op. 34,
„Grand Quintetto“
13
Zyklus
KathedralKlänge: Bruckner in den Domen 2015|2016
Bruckner in den Domen: Konzerte in Speyer und in Trier
ZU EHREN GOTTES – UND WAGNERS
Seit der Saison 2014/2015 ehrt die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Anton
Bruckner mit einem international bedeutsamen Konzertzyklus. Bis 2017 werden seine
Sinfonien in vier rheinland-pfälzischen Kathedralkirchen zu hören sein. Im Kaiserdom zu
Speyer sowie in der Hohen Domkirche Trier dirigiert GMD Karl-Heinz Steffens nun aber
nicht nur Bruckners Sinfonien Nr. 7 und 8 …
A
15. Juli 2016
Speyer, Kaiserdom
KATHEDRALKLÄNGE:
BRUCKNER
IN DEN DOMEN V
Karl-Heinz Steffens, Dirigent
Markus Eichenlaub, Orgel
Werke von César Franck
und Anton Bruckner
17. Juli 2016
Trier, Hohe Domkirche
Mosel Musikfestival 2016
KATHEDRALKLÄNGE:
BRUCKNER
IN DEN DOMEN VI
Karl-Heinz Steffens, Dirigent
Josef Still, Orgel
Werke von Johann
Nepomuk David
und Anton Bruckner
14
nton Bruckner hatte es geahnt, dass seine neue,
7. Sinfonie bei der Wiener Premiere zumindest einen Zuhörer wenig überzeugen würde.
Schließlich war er vom Wiener Kritiker-Papst Eduard
Hanslick regelmäßig mit schwerstem Geschütz angegangen worden. Tatsächlich rechnete Hanslick im März
1886 gnadenlos auch mit der Siebten ab und attestierte
ihr „bleierne Langeweile und fieberhafte Überreizung.“
Diese vernichtende Kritik konnte aber – wohl zum Ärger
Hanslicks – den schon längst eingesetzten Siegeszug der
Sinfonie nicht mehr stoppen. Und nach einer enthusiastisch gefeierten Aufführung in München stieg das
Werk zu Bruckners meistgespielter Sinfonie in Europa
auf. Und der legendäre Wagner-Dirigent Hermann Levi
erteilte ihr einen ganz besonderen Ritterschlag, indem
er Bruckners Siebte als bedeutendstes sinfonisches Werk
seit Beethoven bezeichnete.
Zu diesem Urteil mag Levi nicht zuletzt Bruckners
unverblümte musikalische Huldigung des Bayreuther
Meisters verleitet haben. So setzte der Komponist im
zweiten Satz der 7. Sinfonie die sogenannten „WagnerTuben“ ein. Zudem hatte er das Adagio als „Trauermusik zum Andenken“ Wagners geschrieben, der kurz
zuvor in Venedig verstorben war. Wie der strenggläubige
Österreicher stets bekannte, dass er seine Musik Gott
verdanke, so gab es für ihn auf Erden niemanden Zweiten, der an Wagner heranreichen konnte. Und daher
ließ der Sinfoniker Bruckner keine Gelegenheit aus, um
sich musikalisch vor seinem „erhabenen Vorbild“ zu
verbeugen. Für die 8. Sinfonie und da speziell den Kopfsatz, ließ er sich etwa von der „Todesverkündigungs“Szene aus Wagners „Walküre“ inspirieren.
Mit dem Opernschaffen Wagners ist bekanntlich auch
GMD Karl-Heinz Steffens allerbestens vertraut. So war
er zusammen mit der Deutschen Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz der musikalische Motor bei der legendären, 2013 abgeschlossenen „Ring“-Inszenierung von
Hansgünther Heyme. Seit 2014 widmet sich Steffens
mit seinem Orchester nun einem anderen bedeutenden
Großprojekt. Es ist die saisonübergreifende Aufführung
aller neun Sinfonien Bruckners in den atemberaubenden Domen des Landes, in den architektonisch
unvergleichlichen Spielstätten in Worms, Mainz, Speyer
und Trier. „Dieser Zyklus ist eine Herzensangelegenheit
von mir“, so Karl-Heinz Steffens. „Wer diese Sinfonien
schon einmal in der Atmosphäre solch gewaltiger Dome
erlebt hat, der kann sich dieser Wirkung nicht entziehen.
Bruckners Sinfonien sind Kathedralen des Klanges. Gewaltige Räume, um darin den Kampf des Menschen mit
sich selbst und seinem Gott auszufechten.“
Das Außergewöhnliche an diesem bis in das Jahr 2017
reichenden Zyklus‘ „Kathedralklänge: Bruckner in den
Domen“ sind aber nicht nur die überwältigenden Gotteshäuser. Jedes Konzert ist zugleich als musikalischer
Dialog zwischen einer Bruckner-Sinfonie und Werken anderer Zeitgenossen angelegt. Zudem gestalten
Steffens und die Staatsphilharmonie die Programme
jeweils mit den Domkapellmeistern bzw. wie bei den
anstehenden Konzerten mit den Domorganisten von
Speyer und Trier.
Beide Konzerte lenken mit der 7. Sinfonie (15. Juli im
Kaiserdom zu Speyer) und der 8. Sinfonie (17. Juli
in der Hohen Domkirche Trier) den Blick auf den
epochalen Orchesterkomponisten und eben auch auf
den Wagnerianer Bruckner. Die Organisten Markus
Zyklus
Eichenlaub und Josef Still erinnern hingegen indirekt an den in ganz Europa bewunderten Dom- und
Hoforganisten Bruckner. Eichenlaub, der seit 2010
das Amt des Speyerer Domorganisten bekleidet, stellt
eine Orgelbearbeitung der „Variations symphoniques“
vor, die der Vater der französischen Orgelmusik und
Wagner-Fan César Franck ursprünglich für Klavier und
Orchester geschrieben hatte. Franck war es darüber hinaus auch, der 1869 nicht aus dem Staunen herauskam,
als er Bruckner an der Orgel der Pariser Notre-Dame
erleben konnte. An der Orgel der Trierer Domkirche
ist Josef Still dagegen mit einer fulminanten Chaconne
zu hören, die aus der Feder des Österreichers Johann
Nepomuk David stammt. Mit Bruckner verband David,
der 1977 in Stuttgart verstarb, mehr als nur eine musikalische Seelenverwandtschaft. Immerhin war er einst
Sängerknabe im Stift St. Florian, wo Bruckner lange als
Organist gewirkt hatte – und wo er schließlich 1896
seine letzte Ruhestätte fand.
Text: Guido Fischer
Oben links: Anton Bruckner,
Photographie von A. Huber,
Wien, um 1894.
Oben: Der Kaiserdom in Speyer, die größte erhaltene romanische
Kirche der Welt und Grablege von acht deutschen Kaisern
und Königen | Unten: Dom zu Trier, die älteste Bischofskirche
Deutschlands, mit einer rund 1700-jährigen Geschichte.
KATHEDRALKLÄNGE: BRUCKNER IN DEN DOMEN ist eine
Kooperation der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz mit:
MOSEL
MUSIKFESTIVAL
2016
15
Konzertkalender
TERMINE APRIL BIS JULI 2016
FR Ä 8. APRIL 2016 Ä 19:30
BASF-Feierabendhaus
FR Ä 22. APRIL 2016 Ä 20:00
Mannheim, Christuskirche
DO Ä 12. MAI 2016 Ä 20:00
Neustadt, Saalbau
BASF-SONDERKONZERT
„SONGS FROM THE HEART“
Guerassim Voronkov, Dirigent
Rolando Villazón, Tenor
Pumeza Mashikiza, Sopran
Dianne Reeves, Gesang
SA Ä 23. APRIL 2016 Ä 19:30
Karlsruhe, Hochschule für Musik,
Wolfgang-Rihm-Forum
FR Ä 13. MAI 2016 Ä 19:30
Ludwigshafen, Konzertsaal im Pfalzbau
Das Programm wird noch bekannt gegeben.
SO Ä 10. APRIL 2016 Ä 18:00
Mannheim, Capitol
CONNECT IT!
Frank Dupree, Dirigent und Klavier
Mini Schulz, Bass
Obi Jenne, Schlagzeug
Werke von D. Milhaud, L. van Beethoven
und D. Ellington
MI Ä 13. APRIL 2016 Ä 20:00
DO Ä 14. APRIL 2016 Ä 20:00
Ludwigshafen, BASF-Feierabendhaus
KONZERTREIHE DER STADT LUDWIGSHAFEN
UND DER BASF SE
Karen Kamensek, Dirigentin
Andrei Ioniţă, Violoncello
Michael Nymann Sinfonie Nr. 8 „Water Dances“
(Auftragswerk zum 150. Jubiläum der BASF)
Robert Schumann Konzert für Violoncello
und Orchester a-Moll, op. 129
Johannes Brahms Sinfonie Nr. 3 F-Dur, op. 90
Beide Konzerte werden von SWR2, dem Kulturkanal
des Südwestrundfunks, aufgezeichnet.
FR Ä 15. APRIL 2016 Ä 20:00
Landau, Jugendstil-Festhalle
SA Ä 16. APRIL 2016 Ä 19:30
Mainz, Rheingoldhalle
MAINZER MEISTERKONZERTE
Karen Kamensek, Dirigentin
Andrei Ioniţă, Violoncello
Felix Mendelssohn Bartholdy „Die Hebriden“,
Konzertouvertüre op. 26
Robert Schumann Konzert für Violoncello
und Orchester a-Moll, op. 129
Johannes Brahms Sinfonie Nr. 3 F-Dur, op. 90
SO Ä 17. APRIL 2016 Ä 17:00
Ludwigshafen, Philharmonie
SO UM 5 – Kammermusik sonntags um 5
„WO DIE LIEBE HINFÄLLT…“
Petra Fluhr, Seun-Eun Lee; Oboe
Gerhard Kraßnitzer, Anne Scheffel; Klarinette
Andreas Klebsch, Stefan Wulfert; Horn
Antonia Zimmermann, Eckhard Mayer; Fagott
Werke von L. van Beethoven, W. A. Mozart
und S. Prokofjew
REBELLION IM QUADRAT
MANNHEIMER & KARLSRUHER SCHULE
Karl-Heinz Steffens, Dirigent
Gerhard Kraßnitzer, Klarinette
Kai Adomeit, Klavier
Abbé Georg Joseph Vogler Ouvertüre zu „Hamlet“
Jörg Widmann „Ikarische Klage“ für 10 Streicher
Carl Stamitz Konzert für Klarinette Es-Dur
Peter von Winter Ouvertüre zu „Das Labyrinth“
Wolfgang Rihm „Sotto Voce“ Notturno für Klavier
und kleines Orchester
Joseph Martin Kraus Sinfonie c-Moll, VB 142
SO Ä 24. APRIL 2016 Ä 11:00
MOÄ 25. APRIL 2016 Ä 9:30Ä 11:00
DI Ä 26. APRIL 2016 Ä 9:30Ä 11:00
Ludwigshafen, Philharmonie
3. KIKO KINDERKONZERT
Märchenstunde mit Robert Schumann
Gerhard Kraßnitzer, Klarinette
Martin Straakholder, Viola
Markus Ecseghy, Klavier
Friedrich-Martin Voigt, Erzähler
Für alle Menschen ab 5 Jahren.
SO Ä 1. MAI 2016 Ä 17:00
Trier, Theater
GALA-KONZERT DES RICHARD WAGNER
VERBAND TRIER-LUXEMBURG
Jochen Schaaf, Dirigent
Iris Kupke, Sopran
Heiko Boerner, Tenor
Thorsten Grümbel, Bass
Trierer Konzertchor
Friedrich-Spee-Chor Trier
Auszüge aus Richard Wagners „Tannhäuser
und der Sängerkrieg auf Wartburg“
und „Die Meistersinger von Nürnberg“
DO Ä 5. MAI 2016 Ä 20:00
Mannheim, Rosengarten, Musensaal
MANNHEIMER MEISTERKONZERTE
4. SINFONIEKONZERT
Lukasz Borowicz, Dirigent
Sergei Nakariakov, Trompete
Jean-Marc Puigserver, Drehorgel
Jörg Widmann Armonica
Wolfgang Amadeus Mozart Konzert für Klarinette
und Orchester A-Dur, KV 622
Jörg Widmann „Con brio“, Konzertouvertüre für
Orchester
Carl Maria von Weber Konzert für Klarinette und
Orchester Nr. 1 f-Moll, op. 73
Bild18/18
SO Ä 15. MAI 2016 Ä 17:00
Ludwigshafen, Philharmonie
KAMMERKONZERT MIT JÖRG WIDMANN
Jörg Widmann, Klarinette
Werke von J. Widmann und C. M. von Weber
S0 Ä 22. MAI 2016 Ä 18:00
Mußbach (Neustadt), Herrenhof
KONZERT DER FRÜHLINGSPREISTRÄGER
Jürgen Weisser, Dirigent
Hannah Müller, Violine
Tobias Reifland, Viola
Felix Mendelssohn Bartholdy Ouvertüre
zu „Ruy Blas“, Konzert für Violine und Orchester
e-Moll, op. 64
John McEwen Konzert für Viola und Orchester
FR Ä 27. MAI 2016 Ä 19:30
SA Ä 28. MAI 2016 Ä 19:30
Ludwigshafen, Philharmonie
„LIEDER AUS DER FREMDE“
Mehmet C. Yesilçay, Komposition
und musikalische Leitung
Anja Kleinhans, Buch und Schauspiel
Uli Hoch, Textregie
Mitglieder des Pera Ensemble
Mitglieder der Deutschen
Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
Ein Auftragswerk der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, um einen
Beitrag zu leisten für eine offene Aufnahme
und Integration von Flüchtlingen.
Für alle Menschen ab 11 Jahren.
Friedrich Smetana „Die Moldau“
Jörg Widmann „ad absurdum“, Konzert für
Trompete und kleines Orchester
Sergei Rachmaninow Sinfonie Nr. 2 e-Moll, op. 27
DI Ä 31. MAI 2016 Ä 20:00
Mannheim, Capitol
SA Ä 7. MAI 2016 Ä 20:00
Germersheim, Stadthalle
„Von Babelsberg nach Hollywood“
Frank Strobel, Dirigent
Manfred Callsen, Moderation
ERÖFFNUNG KULTURSOMMER
Jesco Sirvend, Dirigent
Michael Quast, Moderation
Das Programm wird noch bekannt gegeben.
16
4. PHILHARMONISCHES KONZERT
Karl-Heinz Steffens, Dirigent
Jörg Widmann, Klarinette
Christa Schönfeldinger, Glasharmonika
FR Ä 3. JUNI 2016 Ä 20:00
Kaiserslautern, Fruchthalle
SA Ä 4. JUNI 2016 Ä 20:00
Mannheim, Rosengarten, Musensaal
FR Ä 15. JULI 2016 Ä 20:00
Speyer, Kaiserdom
MANNHEIMER MEISTERKONZERTE
CHORKONZERT
Karl-Heinz Steffens, Dirigent
Anne-Katrin Steffens, Sopran
Kimberley Boettger-Soller, Alt
Jonas Wuermeling, Tenor
Shimon Yoshida, Tenor
Alexander Kiechle, Bass-Bariton
Domchöre Speyer
KATHEDRALKLÄNGE:
BRUCKNER IN DEN DOMEN V
Karl-Heinz Steffens, Dirigent
Markus Eichenlaub, Orgel
César Franck Variations symphoniques
für Klavier und Orchester (für Orgel solo
bearbeitet von Jörg Abbing)
Anton Bruckner Sinfonie Nr. 7 E-Dur, WAB 107
Franz Schubert Ouvertüre und
Zwischenaktmusiken zu „Rosamunde“ Ä
Messe Nr. 6 Es-Dur, D 950
SO Ä 17. JULI 2016 Ä 17:00
Trier, Hohe Domkirche
SO Ä 12. JUNI 2016 Ä 17:00
Trier, St. Maximin
KATHEDRALKLÄNGE:
BRUCKNER IN DEN DOMEN VI
MOSEL MUSIKFESTIVAL TRIER
Karl-Heinz Steffens, Dirigent
Josef Still, Orgel
GALA-KONZERT DES RICHARD WAGNER
VERBAND TRIER-LUXEMBURG
Jochen Schaaf, Dirigent
Antje Bitterlich, Lisa Wittig, Sopran; Marion
Eckstein, Alt; Marcus Ullmann, Tenor;
Raimund Nolte, Bass; Trierer Konzertchor
Johann Nepomuk David Chaconne a-Moll
für Orgel
Anton Bruckner Sinfonie Nr. 8 c-Moll, WAB 108
Auszüge aus Robert Schumanns „Manfred“,
op. 115 und „Der Rose Pilgerfahrt“, op. 112
Johannes Brahms Alt-Rhapsodie, op. 53
FR Ä 17. JUNI 2016 Ä 20:00
SA Ä 18. JUNI 2016 Ä 19:00
Baden-Baden, Festspielhaus
DI Ä 21. JUNI 2016 Ä 19:30
MI Ä 22. JUNI 2016 Ä 19:30
Ludwigshafen, Theater im Pfalzbau
BALLETT „LAC“
LES BALLETS DE MONTE CARLO
Nicolas Brochot, Dirigent
Jean-Christophe Maillot, Choreographie
Nach dem Libretto von Jean Rouaud
Musik von Peter Iljitsch Tschaikowsky
SO Ä 19. JUNI 2016 Ä 11:00
MOÄ 20. JUNI 2016 Ä 9:30 Ä 11:00
DI Ä 21. JUNI 2016 Ä 9:30 Ä 11:00
Ludwigshafen, Philharmonie
SA Ä 23. JULI 2016 Ä 20:00
Weilburg, Schloss
WEILBURGER SCHLOSSKONZERTE
Christoph Altstaedt, Dirigent
Sébastian Jacot, Flöte
Carl Maria von Weber Ouvertüre zu „Oberon“
Carl Reinecke Konzert für Flöte und Orchester
D-Dur, op. 283
Felix Mendelssohn Bartholdy Sinfonie Nr. 1
c-Moll, op. 11
Eröffnungskonzert
Karl-Heinz Steffens, Dirigent
Albrecht Mayer, Oboe
Serenade II
Mitglieder der Deutschen
Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
Wolfgang Amadeus Mozart Konzert
für Oboe und Orchester c-Moll, KV 314
Franz Schubert Sinfonie C-Dur, D 944
„Große C-Dur“
Franz Schubert 5 Deutsche Tänze mit
Coda und 7 Trios, D 90
Johann Strauß / Arnold Schönberg
Kaiserwalzer, op. 437 Ä Wein, Weib und Gesang,
op. 333
Franz Schubert / Anton Webern Deutsche
Tänze, D 820
Johann Strauß / Arnold Schönberg „Rosen aus
dem Süden“, op. 388
Johann Strauß / Anton Webern Schatz-Walzer,
op. 418
FR Ä 1. JULI 2016 Ä 19:30
Speyer, Open Air im Rathausinnenhof
Serenade I
Mitglieder der Deutschen
Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
S0 Ä 3. JULI 2016 Ä 15:00
Speyer, Kinder- und Jugendtheater
Kinderkonzert
„Die chinesische Nachtigall“
Matthias Folz, Textbearbeitung
und Inszenierung; Nicole Schneider,
Kostüm; Marie Sophie Caspar, Gesang
Mitglieder der Deutschen
Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
SPARKASSEN-KLASSIK-OPEN-AIR
„Von Babelsberg nach Hollywood“
Frank Strobel, Dirigent
Manfred Callsen, Moderation
Otto Nicolai Ouvertüre zu „Die lustigen
Weiber von Windsor“
Carl Maria von Weber Konzert für Klarinette und
Orchester Nr. 1 f-Moll, op. 73
Felix Mendelssohn Bartholdy Sinfonie Nr. 3
a-Moll, op. 56 „Schottische“
SA Ä 2. JULI 2016 Ä 19:30
Speyer, Open Air im Rathausinnenhof
Für alle Menschen ab 6 Jahren.
SO Ä 10. JULI 2016 Ä 16:00 Ä Eintritt frei
Ludwigshafen, Stadtfest, Platz der Deutschen Einheit
WEILBURGER SCHLOSSKONZERTE
Christoph Altstaedt, Dirigent
Marco Giani, Klarinette
DO Ä 30. JUNI 2016 Ä 19:30
Speyer, Gedächtniskirche
Nino Rota Nonett für Flöte, Oboe, Klarinette,
Fagott, Horn, Violine, Viola, Violoncello und
Kontrabass
Franz Schubert Oktett für Klarinette, Horn,
Fagott und Streicher F-Dur, op. 166, D 803
AD.AGIO: BEGEGNUNG DER KULTUREN
Händel und die klingenden Gefilde
im Osten Europas
Andrea Apostoli, Konzept und Leitung
FR Ä 22. JULI 2016 Ä 20:00
Weilburg, Schloss
SCHUBERTFEST SPEYER 30. JUNI – 3. JULI 2016
4. KIKO KINDERKONZERT
Aprikosenzeit
Eine Produktion mit dem
Theader Freinsheim
Anja Kleinhans, Regie und Schauspiel
Christian Birko-Flemming, Schauspiel
Eric Trümpler, Violoncello
SA Ä 9. JULI 2016 Ä 17:00
Ludwigshafen, Philharmonie
WEILBURGER
SCHLOSSKONZERTE
FR Ä 1. JULI 2016 Ä 15:00
Für alle Menschen ab 4 Jahren.
SA Ä 2. JULI 2016 Ä 15:00
Speyer, Historischer Ratssaal
Musikalische Lesung
„Himmlische Gedanken, leichte Funken“
Matthias Folz, Sprecher; Matthias Henke,
Textauswahl und Dramaturgie; Clara und
Marie Becker, Klavier
SO Ä 3. JULI 2016 Ä 11:00
Speyer, Alter Stadtsaal
Kammermusik-Matinee
Karl-Heinz Steffens, Klarinette
Anne-Katrin Steffens, Sopran; Jonas
Wuermeling, Tenor; Michal Friedlander,
Klavier; Mitglieder der Deutschen
Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
Franz Schubert Auf dem Strom für Singstimme,
Horn und Klavier, D 943 Ä Der Hirt auf dem
Felsen für Gesangsstimme, Klarinette und
Klavier, D 965 Ä Streichquintett C-Dur,
op. posth. 163, D 956
SO Ä 3. JULI 2016 Ä 18:00
Speyer, Gedächtniskirche
Schlusskonzert
Karl-Heinz Steffens, Dirigent
Anne-Katrin Steffens, Sopran; Kimberley
Boettger-Soller, Alt; Jonas Wuermeling,
Tenor; Shimon Yoshida, Tenor; Alexander
Kiechle, Bass-Bariton; Domchöre Speyer
Franz Schubert Ouvertüre und
Zwischenaktmusiken zu „Rosamunde“ Ä
Messe Nr. 6 Es-Dur, D 950
17
Neuigkeiten und Meldungen
HERZLICH WILLKOMMEN BEI DER DEUTSCHEN
STAATSPHILHARMONIE RHEINLAND-PFALZ!
NEU IM ORCHESTER:
Foto: Nancy Horowitz
SEBASTIAN CASLEANU Schon früh nahm die Musik im
Leben des 1986 geborenen Violinisten Sebastian Casleanu
einen entscheidenden Platz ein. Bevor er das Studium an
der Robert-Schumann Hochschule Düsseldorf aufnahm, erhielt er den ersten Unterricht von seinem Vater. Später wechselte er an die Hochschule für Musik und Tanz Köln, wo er
sein Studium sehr erfolgreich abschloss. Sein Ausbildungsweg führte ihn außerdem an die Kunstuniversität Graz und
an die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.
Zahlreiche Stipendien und Preise bezeugen sein herausragendes Talent. Als . Konzertmeister ist Sebastian Casleanu
regelmäßig bei der Klassischen Philharmonie Bonn, der NDR
Radiophilharmonie sowie bei den Salzburger Orchester Solisten zu erleben.
Seit Februar bekleidet er die Stelle des 1. koordinierenden
Konzertmeisters der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz.
YI-QIONG PAN In Shanghai geboren,
nahm Yi-Qiong Pan nach dem Besuch
der dortigen staatlichen Musikschule
das Studium im Fach Violine zunächst
am Tschaikowsky Konservatorium in
Moskau auf. Später wechselte sie an
die Universität der Künste Berlin und
schloss das Studium mit dem Konzertexamen bei Professor Viktor Tretjakov
an der Hochschule für Musik Köln ab.
Neben regelmäßigen Solokonzerten
sammelte sie zahlreiche Orchestererfahrungen unter anderem als 1. Violine
im WDR Rundfunkorchester Köln.
Ab dem ersten April begrüßt die Deutsche Staatsphilharmonie RheinlandPfalz Yi-Qiong Pan als Vorspielerin in
den 1. Violinen.
NEU IN DER VERWALTUNG:
IMPRESSUM
Herausgeber V.i.S.d.P.:
Deutsche Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz
Heinigstraße 40
67059 Ludwigshafen
Telefon 0621 - 599090
Telefax 0621 - 5990950
[email protected]
www.staatsphilharmonie.de
Intendant:
Prof. Michael Kaufmann
Generalmusikdirektor:
Karl-Heinz Steffens
Redaktion: Prof. Michael Kaufmann,
Judith Schor
Originalbeiträge: Prof. Michael
Kaufmann, Judith Schor, Viola Eckert,
Gert Deppe, Isabel Steppeler, Carola
Henke, Stefan Keim, Guido Fischer,
Dr. Frank Pommer, Anja Kleinhans,
Prof. Dr. Matthias Henke, Mehmet
Cemal Yeşilçay
Gestaltung: DesignKultur, Wiesbaden
Druck: Chroma Druck & Verlag GmbH
Programm- und
Besetzungsänderungen
vorbehalten.
Dieses Magazin ist auf
FSC®-zertifiziertem Papier
gedruckt und umweltfreundlich
hergestellt worden
18
Fotos: S. 1: F. Schubert, Zeichnung von
Moritz Michael Daffinger (1790-1849)
S. 3: Viola Eckert © Philipp Krechlak
S.4: F. Schubert: Portrait von Wilhelm
August Rieder, 1875
S. 6: K.-H. Steffens © Benno Hunziker;
Carl Theodor, Kurfürst v. d. P., Anna
Dorothea Therbusch, 1763, heute
Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim;
W. Riehm © Universal Edition; P. v.Winter,
Portrait von H. E. v. Winter del. 1815;
J. Widmann © Marco Borggreve; G. J. Vogler,
Portrait von August Friedrich Oelenhainz;
G. Kraßnitzer © DSPRP
S. 7: F. Dupree © Rainer Wollenschneider
S. 8: P. Zukerman © Paul Labelle
S. 9: Schloss Weilburg © www.schloesserhessen.de
S.10/11: Interview © Sandra Köstler,
Terrasse © privat
S. 12: J. Widmann © Marco Borggreve
S. 13: K-H. Steffens © Benno Hunziker,
G. Kraßnitzer © DSPRP, K. Adomei
© Julia Ballardt; S. Nakariakov © Jens
Haentzschel; C. Schönfeldinger
© Wiener Glasharmoniker Duo;
L. Borowicz © Klaus Rudolph
S. 15: A. Bruckner, Fotografie von A. Huber;
Kaiserdom Speyer © Stadt Speyer
S. 18: S. Casleanu © Nancy Horowitz
(die anderen Privat)
S. 21: alle Bilder © Alice Blangero
S. 22: K-H. Steffens © Benno Hunziker
S. 23: alle © Andreas Henn
S. 25: A. Kleinhans © Ivo Kljuce (kleines
Bild) © Hartmut Frien (großes Bild);
M. Yesilcay © Pera-Ensemble
S. 27: © Thomas Rittelmann
S. 29: F. P. Zimmermann © Klaus Rudolph;
Juliane Banse © Stefan Nimmesgern;
R. Galliano © www.richardgalliano.com;
A. Petersamer © www.alexandrapetersamer.de
VIOLA ECKERT absolviert seit Dezember 2015 das Traineeprogramm der
Staatsphilharmonie im Bereich Orchestermanagement. An der Folkwang Universität der Künste bzw. der Universität
Duisburg-Essen studierte sie die Fächer
Musikwissenschaft und spanische Sprache und Kultur. Seit ihrem Abschluss
2014 brachten sie verschiedene Praktika
zum Kammerchor Stuttgart und zu den
Festspielen Mecklenburg-Vorpommern.
Dass sie sich im Umfeld eines Orchesters wohlfühlt, konnte sie schon durch
das praktische Mitwirken als Oboistin in
verschiedenen Orchestern, unter anderem dem Jugendsinfonieorchester Ecuador, feststellen.
JUDITH SCHOR hat seit Januar die anfallenden Aufgaben im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit übernommen. Sie kommt aus Leverkusen und hat
zunächst in Dresden und Wien die Fächer Musikwissenschaft und Kunstgeschichte studiert. An der Hochschule für
Musik und Theater „Felix Mendelssohn
Bartholdy“ Leipzig hat sie ihr Studium im
Dezember mit dem Master of Arts abgeschlossen.
Jetzt freut sie sich sehr auf die Zusammenarbeit mit dem Orchester und natürlich auch auf viele schöne Konzertbesuche.
Neuigkeiten und Meldungen
SO UM 5
W. A.Mozart am Klavier 17,86
Kammermusik sonntags um fünf
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Mit S nzer teinfü
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Das SO UM 5-Team (v.l.n.r.): Petra Fluhr,
Antonia Zimmermann, Bernd Mallasch, Anne Scheffel,
Konstantin Bosch und Hildegard Boots
SO Ä 17. APRIL 2016 Ä 17:00
SO UM 5 – Kammermusik sonntags um 5
„WO DIE LIEBE HINFÄLLT…“
Petra Fluhr, Seun-Eun Lee; Oboe
Gerhard Kraßnitzer, Anne Scheffe;
Klarinette
Andreas Klebsch, Stefan Wulfert; Horn
Antonia Zimmermann, Eckhard Mayer;
Fagott
Ludwig van Beethoven
Fidelio (Auszüge)
Wolfgang Amadeus Mozart
Die Entführung aus dem Serail (Auszüge)
Sergei Prokofjew
Romeo und Julia (Auszüge)
MICHAEL GEIGER ist seit Januar Ansprechpartner im Sekretariat der Staatsphilharmonie und unterstützt gleichzeitig
Intendant Prof. Michael Kaufmann als
Assistent. Nach seiner Ausbildung zum
Veranstaltungskaufmann bei der Ludwigshafener Kongress- und Marketinggesellschaft mbH wechselte der gebürtige
Ludwigshafener in den Kulturbereich des
Congressforum Frankenthal GmbH. Dort
war er unter anderem für die Abonnementveranstaltungen zuständig. Schon
dort hatte er bereits Kontakt mit der
Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Umso mehr freut er sich jetzt
zu deren Team zu gehören.
Auf dem Programm stehen Auszügen aus
Beethovens „Fidelio“, Mozarts „Entführung
aus dem Serail“ und Prokofjews „Romeo
und Julia“ – und zwar „auf die Harmonie
gesetzt“, wie man im 18. Jahrhundert die
Bearbeitung großer Opern für die handlichere Bläserbesetzung bezeichnete.
Jean Nicolas Boully, William Shakespeare
und einmal Johann Gottlieb Stephanie
der Jüngere waren die Ideengeber für die
Komponisten, von denen jeder die großen
Emotionen, Dramen, Machtkämpfe, Intrigen und auch das Komische in seine eigene
musikalische Sprache goss. Und jedes Mal
geht es um „die Liebe“.
Jörg Widmann
Ludwigshafen, Philharmonie
SO Ä 15. MAI 2016 Ä 17:00
Ludwigshafen, Philharmonie
KAMMERKONZERT MIT JÖRG WIDMANN
Jörg Widmann, Klarinette
Jörg Widmann Oktett für Klarinette, Horn, Fagott,
2 Violinen, Viola, Violoncello und Kontrabass Ä
Fantasie für Klarinette solo Ä Quintett für Oboe,
Klarinette, Horn, Fagott und Klavier
Carl Maria von Weber Quintett B-Dur für
Klarinette, zwei Violinen, Viola und Violoncello,
op. 34, „Grand Quintetto“
Es mag auf den ersten Blick überraschen,
dass den Stücken von Jörg Widmann Webers
Klarinettenquintett gegenübergestellt wird.
Doch Widmann fühlt sich der Romantik und
ihren wichtigsten Vertretern eng verbunden.
Schon eines seiner frühesten Stücke – die
„Fantasie für Klarinette solo” – verweist
auf die Romantik, treibt die freie Form der
Fantasie doch in dieser Epoche neue Blüten.
Widmanns „Fantasie” ist zugleich eine Liebeserklärung an sein Instrument, die Klarinette, die der Komponist brillant beherrscht.
19
Spielort
Ludwigshafen & Mannheim
STÄDTEPLANUNG MIT MUSIK
Ludwigshafen & Mannheim verbinden sich zu einer Verbandsgemeinde der Freunde hervorragender sinfonischer Musik.
Die Konzertserien der Staatsphilharmonie in Pfalzbau und Rosengarten
finden zueinander – aus Vier und Fünf können ab der kommenden Saison
Neun werden. Und mit „Sechs aus Neun“ sind die Gewinnchancen höher
als bei jedem Lotto-Jackpot.
V
iel hat sich getan bei der Deutschen
Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz,
seit Karl-Heinz Steffens im Jahr 2009
zum Chefdirigenten und Generalmusik
direktor des Orchesters ernannt wurde und er
die Musikwelt der Region kontinuierlich zu
Durch das Engagement von Karl-Heinz Steffens und
Michael Kaufmann entwickelt sich die Staatsphilharmonie
zu einem der wichtigsten kulturellen Motoren der Region.
verändern begann. Mit dem großen Kooperationsprojekt der Städte Halle und Ludwigshafen und Wagners „RING“ setzten Steffens
und das Orchester erste Zeichen für die Ambition, mit der der international zunehmend
begehrte Dirigent sein Orchester in die Zukunft zu führen gedachte. Und kaum waren
die letzten Akkorde der „Götterdämmerung“
verklungen, da stand mit MODERN TIMES
bereits des Musikfest für die Metropolregion
vor der Tür, folgten hervorragende CD-Aufnahmen, wurde mit dem MUSIKFEST
SPEYER eine Orchester-Residenz begründet
und steigerte sich folglich Schritt für Schritt
die Qualität des Orchesters auch in den regu20
lären Sinfoniekonzerten, die wir in der Pfalz
und der erweiterten Metropolregion RheinNeckar zwischen Heidelberg und Zweibrücken, Mainz und Karlsruhe spielen.
Glücklicherweise geschieht nun, wovon
man zunächst nur träumt: nicht nur wir
fahren zu unseren Publikümern, unser Publikum kommt städteübergreifend immer
stärker auch zu uns. Die Anerkennung und
Begeisterung für das Orchester und seine
Konzerte wachsen erkennbar, so dass sich
unser Wunsch, das Sinfonieorchester der
Region zu sein immer mehr auch einlöst:
Pfälzer kommen nach Mannheim, Heidelberger nach Ludwigshafen, Ludwigshafener
fahren nach Heidelberg – darunter auch
immer mehr Abonnenten aus Ludwigshafen,
die nach Mannheim kommen und sogar in
die andere Richtung kommt der grenzüberschreitende Verkehr immer besser in Gang.
Und so möchte ich Sie heute im Vorgriff auf
die kommende Saison darauf hinweisen,
dass wir unsere Abonnements- und RabattAngebote für diejenigen erweitern, die in
bester Absicht den Rhein überqueren. Ab
der Spielzeit 2016/2017 bieten wir Ihnen
an, dass Sie neben den weiterhin bestehenden separaten Abonnements auch ein Gesamt-Abonnement buchen können: Aus
Vier (Pfalzbau) und Fünf (Rosengarten)
kann so ein Abonnement von Neun werden, wobei wir die Konzerte so planen, dass
sich ein sinnvoller Verlauf über die Spielzeit
ergibt. Und wenn Sie finden, neun Konzerte
seien für den Anfang des Guten doch etwas
zu viel, dann empfehle ich Ihnen unser be-
Egal ob im Pfalzbau in Ludwigshafen (oben) oder im
Rosengarten (unten) mit dem Gesamtabo beschert Ihnen
die Staatsphilharmonie sowohl rechts als auch links des
Rheins unvergessliche musikalische Momente.
sonderes Angebot „Sechs aus Neun“: Sie
wählen aus den neun Konzerten sechs Konzerte aus, erhalten einen speziellen Rabatt
für Ihr Wahl-ABO und haben auf jeden Fall
mehr gewonnen als das üblicherweise beim
Lotto möglich ist. So können Sie weiterhin
Ihr ABO in Mannheim oder Ludwigshafen
behalten oder das Orchester bei seinem
nächsten Abenteuer begleiten, wenn wir
Ludwigshafen & Mannheim zu einer Verbandsgemeinde der Freunde hervorragender
sinfonischer Musik verbinden. Ich würde
mich freuen, wenn Sie dabei sind!
Text: Michael Kaufmann
Tipp
Tipp
„LAC“
Szenenfoto der Inszenierung „LAC“
Les Balletts de Monte Carlo gastieren mit der
Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
und machen Station im Festspielhaus BadenBaden und im Pfalzbau in Ludwigshafen.
H
inter dem Titel „LAC“ (französisch für „See“)
verbirgt sich die Neuinterpretation eines der berühmtesten Ballette zur Musik von Peter Iljitsch
Tschaikowsky – Schwanensee: Ein Mädchen wird in
einen Schwan verwandelt und nur die wahre Liebe vermag es, diesen Fluch zu brechen. Aber der Prinz verliebt
sich in eine Andere und der Ausgang des Märchens ist
ungewiss …
Es ist eine Geschichte, die sich um den Kampf zwischen
Licht und Dunkel dreht und zwischen reiner Schönheit
und dämonischen Urängsten changiert. Das Universale der Sage um die verzauberte Schwanenprinzessin
verleiht ihr eine Faszination und Aktualität, die bis in
unsere Tage reicht. Und nicht zuletzt die zauberhafte
Musik Tschaikowskys ist verantwortlich für den großen
Erfolg des Balletts, dessen Melodien mal sehnsüchtigschwärmerisch und mal als martialischer Schicksalsruf
vorgetragen werden. Ausgangspunkt für das Wechselspiel zwischen dunkler Vorhersehung, Fatum und Glück
ist die Doppelrolle der Odette/Odile, die zum einen im
lyrisch-guten Charakter des weißen und zum anderen in
der Gestalt des geheimnisvoll-dämonischen schwarzen
Schwans ihren Ausdruck findet.
Für das berühmte Les Balletts de Monte Carlo übersetzte
der Ausnahmechoreograph Jean-Christophe Maillot den
traditionsreichen Stoff ins Heute. Unterstützt wurde er
dabei von dem preisgekrönten Autor Jean Rouaud, der
die Geschichte verdichtete und zum Teil umorganisierte.
Die Visual-Arts-Größe Ernest Pignon-Ernest übernahm
das Design, Philippe Guillotel, César-Preisträger, entwarf
die Kostüme. Die Tänzerinnen und Tänzer bewegen
sich zu einem neuen Arrangement von Tschaikowskys
Ballettmusik.
Als Caroline von Monaco, Prinzessin von Hannover,
Jean-Christophe Maillot im Jahr 1993 zum Direktor
der Les Ballets de Monte Carlo ernannte, tat sie dies mit
folgenden Worten: „Die große Tradition des Tanzes in
Monaco kann nur bestehen, wenn unsere Arbeit sich
vor allem der Moderne widmet. Es reicht nicht der nostalgische Blick auf eine große Vergangenheit – vielmehr
muss diese durch das Entdecken neuer Ausdrucksformen
gewissenhaft eingekleidet werden.“ Ihre Worte lesen
sich geradezu als Motto für die Inszenierung von „LAC“.
Maillots Interpretation von Schwanensee lebt von der
Tradition. Im Blick zurück lässt er etwas Neues entstehen, ohne den Charme des Alten per se zu leugnen.
Von sich selbst sagt er: „Ich bin zu zeitgenössisch für
die Klassizisten und zu klassisch für die Zeitgenossen.
Ich bin wie ein gemäßigter Politiker – aber, ohne leeres
Geschwafel.“ Und so kommt Maillots Choreographie
zwar frisch und modern daher, lässt jedoch auch die
traditionellen Momente nicht vermissen.
17. Juni 2016
18. Juni 2016
Baden-Baden,
Festspielhaus
22. Juni 2016
23. Juni 2016
Ludwigshafen, Theater
im Pfalzbau
BALLETT „LAC“
LES BALLETS DE
MONTE CARLO
Nicolas Brochot,
Dirigent
Jean-Christophe
Maillot,
Choreographie
Nach dem Libretto von
Jean Rouaud
Musik von Peter Iljitsch
Tschaikowsky
Das Theater im Pfalzbau, welches einen ausgezeichneten
Ruf für hervorragende Ballettinszenierungen genießt,
setzt mit „LAC“ die langjährige Zusammenarbeit mit
der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz fort,
aus der auch in diesem Jahr wieder ein Gastspiel im renommierten Festspielhaus Baden-Baden erwächst. Best
Practice also für ebenso lokale wie regionale Kooperation mit großer Strahlkraft.
Text: Judith Schor
21
Interview
Chefdirigent Karl-Heinz Steffens
FLACHE HIERARCHIEN UND KALTE WINTER
Karl-Heinz Steffens
Anlässlich der Ernennung zum Musikdirektor der Norwegischen Nationaloper
ab der Saison 2016/2017 sprachen Karl-Heinz Steffens und Frank Pommer über
das neue Amt in Oslo. Aber auch über die erfolgreiche Arbeit mit der Deutschen
Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, die er mit großem Engagement fortsetzt.
Frank Pommer: Herr Steffens, Sie kommen
gerade aus Oslo zurück. Gibt es denn
wenigstens im hohen Norden noch einen
richtigen Winter – oder ist es da wie bei uns?
Karl-Heinz Steffens: Zuletzt waren es da
auch nur noch null Grad. Aber davor lag
wochenlang richtig toller Schnee, ganz anders als in Deutschland.
FP: Nun waren Sie ja nicht im Winterurlaub,
sondern es galt, Ihre erste Saison als
Generalmusikdirektor an der norwegischen
Nationaloper vorzubereiten. Die beginnt ja
schon im Herbst dieses Jahres. Wie weit
sind denn die Planungen?
KHS: Wir haben in den letzten Tagen tatsächlich ganz konkret über die kommende
Saison gesprochen. Allerdings wird es noch
eine eigene Spielplanpressekonferenz
geben, weshalb ich gar nicht weiß, ob ich
dazu schon etwas sagen darf. Bereits vor
meiner Vertragsunterschrift hatten wir aber
schon drei sehr schöne Opern festgelegt, die
ich dirigieren werde – leider kann ich Ihnen
noch nicht verraten, welche das sein werden, aber darauf freue ich mich schon sehr.
FP: Wie weit sind Sie denn schon
angekommen in Oslo, im Leitungsteam,
aber auch im Orchester und in der Stadt?
KHS: Wirklich angekommen bin ich natürlich noch nicht, das kann auch gar nicht
anders sein. Das ist ein Opernbetrieb mit
über 600 Mitarbeitern, da werde ich eine
ganze Weile brauchen. Ich bin gerade erst
dabei, die Abläufe kennenzulernen. Und
gerade Entscheidungsprozesse sehen in
Norwegen etwas anders aus: Es gibt viele
22
Gespräche, zugleich flache Hierarchien,
man spricht sich mit dem Vornamen an und
alles wird demokratisch entschieden.
FP: Also keine Alleingänge des Chefs?
Nein, keine Alleingänge, wenngleich am
Ende dann doch einer die Verantwortung
für eine Entscheidung übernehmen muss.
FP: Sie haben nun schon in einigen Opernhäusern dirigiert, in Berlin, Mailand oder
auch in Zürich. Ist der Opernbetrieb in Oslo
vergleichbar?
KHS: Die Situation ist durchaus vergleichbar. Ich war aber bei der ersten Begegnung
mit dem Haus sehr erstaunt über die Qualität, sowohl, was die Sänger, als auch was das
Orchester betrifft. Das Haus an sich ist
zudem schlichtweg der Wahnsinn. Ich habe
gestern eine halbe Stunde Ballettprobe „Giselle“ gehört und wieder feststellen dürfen:
Die Akustik ist einfach unfassbar gut. Wenn
man da sitzt und diese Akustik genießt, da
juckt es einen sofort in den Fingern. Da
hätten wir mal unseren „Ring“ machen
müssen!
FP: Ihre Dirigentenkarriere begann ja wie
auch ihre Instrumentalistenkarriere im
Orchestergraben. War der Musiker Karl-Heinz
Steffens also quasi unvollständig ohne einen
Chefposten in einem Opernhaus?
KHS: Ich hatte ja einen solchen Posten fünf
Jahre lang in Halle und habe mich dann
auch ganz bewusst entschieden, eine Position bei einem reinen Konzertorchester wie
der Staatsphilharmonie zu übernehmen.
Das hatte aber auch etwas mit den besonderen Verhältnissen in Halle zu tun, denn am
Ende meiner Zeit dort habe ich mir gesagt:
Also wenn es so läuft wie hier, dann macht
es mir keinen Spaß in der Oper. Es hat sich
dann eben auch herausgestellt, dass man
mit einem Orchester wie der Staatsphilharmonie, mit einem Partner wie Michael Kaufmann einfach mehr erreichen kann. Nun
war es nach den Dirigaten an der Scala erst
einmal etwas ruhiger, aber dann kam die
Oper doch wieder mit Macht: Zürich, die
Staatsoper Berlin – und nun eben Oslo.
FP: Oslo und Ludwigshafen sind ja nicht
gerade Nachbarstädte. Wie schafft man das,
beide Aufgaben miteinander zu verbinden?
KHS: Die Arbeit eines Chefdirigenten sieht
ja nicht so aus, dass man 330 Tage im Jahr
jeden Morgen um acht Uhr ins Büro kommt.
Das sind ja alles Arbeitsperioden, für ein
Konzert kürzere, für eine Oper längere. Aber
natürlich: Das Jahr ist jetzt richtig straff
durchgeplant. Das geht dann von „Modern
Times“ direkt nach Oslo und wieder zurück
nach Ludwigshafen. Dazwischen sind dann
drei Tage frei für die Familie in Berlin.
FP: Sind denn künftig auch Koproduktionen
zwischen Ludwigshafen und Oslo vorstellbar – so wie beim „Ring“-Projekt zwischen
Ludwigshafen und Halle?
KHS: Vorstellbar ist das mit Sicherheit, man
muss halt nur die Realitäten sehen. Und da
ist nun mal der Pfalzbau in Ludwigshafen
mit einer Akustik, angesichts derer ich mir
eigentlich geschworen habe, darin nie wieder eine Oper zu dirigieren. Michael Kaufmann und ich, wir sind schon am Überlegen, und ich möchte auf jeden Fall bis 2018,
wenn mein jetziger Vertrag ausläuft, noch
eine Oper machen. Da muss man halt jetzt
sehen, ob wir eine Produktion aus Oslo
hierher holen können, und wenn ja, wo wir
die dann spielen können.
Das Interview führte Frank Pommer.
Metropolregion
Stiftung Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
UNTERSTÜTZUNG FÜR
EIN GROSSES VORHABEN
Der Vorsitzende der Stiftung Albrecht Hornbach begrüßt Chefdirigent Karl-Heinz Steffens (links) beim Empfang zum Metropolregion Sommer-Musikfest MODERN TIMES 2015.
Knapp 21.000 Stiftungen existierten zum letzten Jahreswechsel in Deutschland – eine davon ist die Stiftung Deutsche Staatsphilharmonie RheinlandPfalz, die in diesem Jahr ihren fünfzehnten Geburtstag feiert. Ins Leben
gerufen wurde sie von dem ehemaligen BASF-Vorstandsmitglied Gerhard Wolf,
dem insbesondere die Nachwuchsförderung und die damit verbundenen
Aktivitäten im Bereich Musikvermittlung am Herzen lagen.
D
amals, zur Zeit der Stiftungsgründung
im Jahr 2001, stand die Staatsphilharmonie mit ihren Education-Programmen noch ganz am Anfang. Heute sind die
Projekte und das starke Netzwerk der Stiftung,
mit Partnern wie der BASF, der Sparkasse
Vorderpfalz oder der VR Bank Rhein-Neckar,
bereits zum festen Bestandteil des kulturellen
Engagements für die Metropolregion geworden. Maßgeblichen Anteil an dieser zukunfts-
Albrecht Hornbach (Vorstandsvorsitzender
HORNBACH Management AG) und Kulturstaatssekretär
Walter Schumacher
weisenden Entwicklung trägt Albrecht Hornbach (Vorstandsvorsitzender HORNBACH
Management AG), der seit November 2013
als Vorsitzender der Stiftung amtiert. Er setzt
nicht nur den Kurs seines Vorgängers fort, wonach die Nachwuchsförderung zur obersten
Obliegenheit der Stiftung gehört, sondern
durch seine enge Verbundenheit mit wichtigen Wirtschaftspartnern der Region konnte
auch die Förderung weiterer ambitionierter
Projekte der Staatsphilharmonie in den Blick
genommen werden.
Früchte dieser Arbeit sind bereits sichtbar.
Zu nennen sind dabei insbesondere die
Kooperationen mit der Orchesterakademie
Rhein-Neckar sowie der Musikhochschule
Karlsruhe. Auch das Projekt „LUMA 2020“
hat sich weiterentwickelt und ist zu einer
festen Institution im Bereich Nachwuchsförderung in der Rhein-Neckar-Region geworden. Innerhalb dieses Projektes musizieren Akademisten der Staatsphilharmonie
gemeinsam mit Mitgliedern der Akademie
des Nationaltheater Orchester Mannheim.
Unterstützt werden sie dabei von Mentoren.
Auf der anderen Seite unterstützt die Stiftung
das erfolgreiche Metropolregion SommerMusikfest MODERN TIMES, welches sich
in kürzester Zeit zu einem Indikator der
visionären Kräfte von Karl-Heinz Steffens
und Prof. Michael Kaufmann etabliert hat.
Die Staatsphilharmonie konnte dadurch
zu einer dynamischen Kraftquelle der Me-
Statement:
KULTURELLE
ZUKUNFT GESTALTEN
„Die Stiftung der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz hat
es sich zur Aufgabe gemacht, das Orchester in seinem kulturellen und
sozialen Engagement zu fördern. Die
Staatsphilharmonie genießt sowohl
national als auch international ein
hohes Ansehen und ist einer der musikalischen Leuchttürme der europäischen Metropolregion Rhein-Neckar.
Als Vorstandsvorsitzender der Stiftung
bin ich sehr stolz, dass wir einen Beitrag leisten können, um die Region
durch so ambitionierte Projekte wie
die der Staatsphilharmonie zu bereichern – und auch in Zukunft werden wir die Vorhaben des Orchesters
tatkräftig unterstützen.“
Albrecht Hornbach
tropolregion werden und sieht sich noch
lange nicht auf der Zielgeraden. „DIE WELT
IST NIE GENUG …“ lautete das Motto der
letzten MODERN TIMES-REIHE und griff
damit nicht nur ein Bonmot auf, sondern
benannte, was für das Sinfonieorchester der
Metropolregion symptomatisch ist: Stets auf
der Suche nach neuen Herausforderungen
umgibt sie sich nicht nur mit dem Stoff aus
dem Geschichte gemacht ist, sondern knüpft
auch eifrig starke Bande für die Zukunft. Die
Stiftung steht ihr dabei zur Seite.
Text: Judith Schor
Prof. Michael Kaufmann (Intendant der Staatsphilharmonie) und Andreas Hilgenstock (Engelhorn KGaG)
23
Begegnung der Kulturen
Begegnungen mit Kulturen
LIEDER AUS DER
FREMDE
Was ist Heimat, was die Fremde? Wie begegnen Menschen in Deutschland, die
ihre Geburtsorte aus Gründen beruflicher Mobilität recht selbstverständlich verlassen, den Menschen, die vor Gewalt und Not, vor Verfolgung und Zerstörung
nach einem neuen Ort zum (Über-) Leben suchen? Was ist Heimat überhaupt?
„Heimat ist unerlässlich, aber sie ist nicht an Ländereien gebunden. Heimat ist
der Mensch, dessen Wesen wir vernehmen und erreichen.“ Dieser Satz von Max
Frisch fordert uns, wie er auch die zu uns Kommenden anspricht. Kunst und
Kultur können Wege weisen – wie es die „Lieder aus der Fremde“ tun.
LIEDER AUS DER
FREMDE
Mehmet Cemal Yeşilçay,
Komposition und
Musikalische Leitung
Anja Kleinhans,
Buch und Schauspiel
Uli Hoch, Textregie
Pera Ensemble
Mitglieder der Deutschen
Staatsphilharmonie
Rheinland Pfalz
Ein Auftragswerk der
Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz.
Für alle Menschen
ab 11 Jahren.
24
Cemal Yesilçay:
S
yrien, Irak, Palästina und der Nahe Osten im Krieg. Mehrere
MillionenMenschen auf der Flucht. Krieg, Clash der Kulturen
und Religionen, eine neue Weltordnung, die die Großmächte im
Westen für den Orient vorgesehen haben. Der Islam gleichgestellt
mit Terror und der Islamische Staat, der mit seinem Terror alles tut
um Leid, Angst und Schmerz auf dieser Welt zu verbreiten. Wo ist
das Islamverständnis Goethes, das von Hammer und Rückert?
Heute haben wir PEGIDA, Islamphobie und Flüchtlinge, die angeblich unsere Werte bedrohen. Islamisierung des Abendlandes
oder Kreuzzüge im 20. Jahrhundert – es hängt davon ab, auf welcher Seite des Zaunes man steht. Oder man steht Mitten drin und
wird zum Opfer.
Nun, dieses schwierige Thema musikalisch darzustellen, mag auf
den ersten Blick lächerlich erscheinen. Aber jeder spricht in der
Sprache, in der er sich am besten und lautesten artikulieren kann.
Meine Sprache ist die Musik. Je mehr die Komposition wächst und
je weiter ich mit der Musik voran komme, sehe ich in der Partitur
das Thema reflektiert. Mehrstimmigkeit steht für die globale Welt,
Monophonie und modale Musik für den Orient. Eine Ney, die
orientalische Flöte, die sich erst in Harmonie und Perfektion bewegt, dann von von Dissonanzen gestört ihre Unschuld verliert
und im großen Tutti ganz verschwindet, bis ihr Aufschreien nicht
mehr zu hören ist. Dies mag das kleine Mädchen in unserer Geschichte sein, ich weiß es nicht. Mal sehen wie die Geschichte
weitergeht – ich bin sehr gespannt...
Skizzen von Anja Kleinhans
27. Mai 2016
28. Mai 2016
Ludwigshafen, Philharmonie
Begegnung der Kulturen
Anja Kleinhans spielt in dem Stück
eine Frau, die als Kind mit ihrer Familie
aus Syrien flüchtete und nun auf den
oftmals mühsamen Weg zurückblickt,
den sie bis zu ihrer wahren „Ankunft“
in Deutschland zurücklegen musste.
Dazu hat Mehmet Cemal Yeşilçay eine
musikalische Begleitung geschaffen,
die den erlebten Prozess der Integration nachvollzieht.
Anja Kleinhans:
M
ein Text zu „Lieder aus der Fremde“ ist eine fiktive Erzählung,
eine Art modernes Märchen für junge und alte Erwachsene
mit Elementen realer Flüchtlingsberichte, erfundener gesellschaftlicher Entwicklungsprozesse und der Erfahrungen mystischer Traditionen u.a. der gemeinhin vielleicht manchmal etwas einseitig betrachteten islamischen Kultur. Er soll in Kombination mit der Musik
in unseren verwirrenden und beängstigenden Zeiten Licht, Trost
und Mut in Form von Liebe in die Herzen der Zuhörer säen
Im Jahr 2015 lebt ein vierjähriges Mädchen in einer syrischen Kleinstadt mit ihrer Familie vom Krieg bisher verschont. Sie liebt ihre
Heimat, auch wenn sie nicht mehr so bunt und fröhlich ist, wie sie
es aus den Erzählungen der Großmutter erfährt. Ein Zwischenfall
stellt das ganze Sein der Familie plötzlich auf den Kopf. Nun beherrschen Gefahr und Bedrohung, Grausamkeiten ja sogar Mord
auch ihr Leben und es bleibt kein Ausweg als Flucht – ins als sicheres Paradies erträumte Europa, nach Deutschland. Der Weg
dorthin ist eine einzige Odyssee voller erneuter Gefahren, Hunger,
Kälte, unendlicher Anstrengung und vor allem – Angst.
rerseits einen heftigen Kampf der sich in den jungen Erwachsenenjahren ventilsuchenden Rebellionsgefühle, Identitäts-Sehnsüchte und
Wünsche in sich und mit der Welt ausficht, zerbricht zudem jegliche
äußere Struktur eines erkennbaren Rechtsstaates in solchem Maß,
dass auch die Landesgrenzen sich auflösen. Deutschland, wie der
Zuschauer es heute (2016) kennt, gibt es nicht mehr; stattdessen eine
Art vereintes europäisches Chaos.
Und in diesem Moment kommt der Brief einer offiziell nicht mehr
existierenden Behörde, mit dem Schreiben, dass vor vielen Jahren beantragt wurde und jetzt mit der vollen Wucht der Ironie die komplette
Sinnlosigkeit der bisher geglaubten Lebensgrundlage dieser jungen
Frau offenbart – ihre wertlos gewordene Einbürgerung in die ersehnte
Staatsangehörigkeit – ihr deutscher Pass. Die grausam erscheinende
Absurdität dieses Momentes verwandelt sich Schritt für Schritt in eine
sprudelnde Quelle für eine neue Erkenntnis der Lebenswirklichkeit in
Friede und Freiheit. Die Frau begibt sich mutig in diesen quirligen
Tanz und findet wieder zu Vertrauen, Heimat und Einheit.
Die Schauspielerin Anja
Kleinhans engagiert
sich leidenschaftlich für
Themen, die für unser
Miteinander relevant sind.
Seit 2007 leitet sie das
TheaderFreinsheim.
In Deutschland – im Januar 2016 angelangt – stellt sich bald heraus,
dass nicht nur das meteorologische Klima viel kälter ist als in der verlorenen Heimat. Die anfangs noch zahlreich erscheinenden freundlichen und hilfsbereiten Gesichter werden zunehmend verschluckt
von der Realität einer fremden Kultur voller Bürokratie, gesellschaftlicher Haltlosigkeit, Wut, Gier und seelischer Zerstörung. Am sozialen
Rand dieses Existenzrahmens wird in den folgenden Jahren bis 2028
aus dem kleinen Flüchtlingsmädchen eine, immer noch heimatlose
Frau ohne Perspektive und Chancen auf lebenswerte Zukunft. Im nun
kommenden Jahrzehnt, in dem sie mit teils würdelosen Arbeiten die
Verantwortung für das Überleben der Familie mittragen muss, ande-
Ad.Agio
„HÄNDEL UND DIE KLINGENDEN GEFILDE
IM OSTEN EUROPAS“
A
ndrea Apostoli, Konzertpädagogischer Berater der Deutschen-Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, präsentiert gemeinsam mit Musikern der Staatsphilharmonie
Werke, die sich von jenen Regionen inspirieren ließen, die heute die Herkunftsländer
der größten Immigrantengruppen in der Kurpfalz darstellen. Um diesem Brückenschlag eine noch konkretere Gestalt zu geben, werden Musiker der jeweiligen Länder
bei den Konzerten mitwirken.
Der Musiker Mehmet
Cemal Yeşilçay erhielt
2012 den ECHO Klassik
in der Sparte „Klassik
ohne Grenzen“. Er ist
Leiter und Gründer des
Pera Ensembles.
AD.AGIO: BEGEGNUNG
DER KULTUREN
Andrea Apostoli, Konzept und Leitung
9. Juli 2016
Ludwigshafen, Philharmonie
Händel und die klingenden
Gefilde im Osten Europas
25
Education
Gespräch mit dem Musikpädagogen Christoph Haßler
„ICH BIN KEIN MANN, DER INS BÜRO
GEHT – ICH MUSS UNTERRICHTEN!“
Christoph Haßler ist seit September
2015 als abgeordnete Lehrkraft im
Bereich Musikpädagogik für die
Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz tätig. Zuvor arbeitete er als
Fachleiter für Musik am staatlichen
Studienseminar Kaiserslautern.
Außerdem leitet er den Südpfälzer
Kinderchor und den Frauenchor
„exsemble“.
Herr Haßler, als Musikpädagoge macht Ihnen
so leicht keiner etwas vor. Sie unterrichten
nicht nur Kinder, sondern auch Lehrer und
leiten zudem noch mehrere Chöre an. Sie
kennen also die Wünsche und Sorgen auf
beiden Seiten des Klassenzimmers. Inwieweit hilft Ihnen dieses Wissen bei der Arbeit?
Christoph Haßler: Das hilft unheimlich!
Der große Vorteil besteht darin, dass ich
nicht nur mitbekomme, was den Kindern
Spaß macht, sondern auch um die Problematiken der Lehrer weiß, die insbesondere
an Grundschulen meist fachfremd arbeiten.
Mit der vom Ministerium ermöglichten Abordnung aus dem Schuldienst erfüllen Sie bei
der Staatsphilharmonie einen besonderen
Auftrag. Was sind die wichtigsten Aufgaben?
CH: Die Arbeit ist sehr vielseitig. Gerade
eben komme ich zum Beispiel aus dem
„KlangReich.“ Das ist ein Raum, den die
Staatsphilharmonie angemietet hat und
der voller Instrumente steht. An dieser
Stelle möchte ich es nicht verpassen, mich
im Namen der Staatsphilharmonie beim
Vermieter zu bedanken, der die Räumlichkeiten für das „KlangReich“ so großzügig
zur Verfügung stellt.
26
Die Kinder, die uns besuchen, können diese
dann selbst ausprobieren. Teilweise werden
die Besuche im „KlangReich“ auch von Musikern begleitet. Einmal waren Studenten
von der Hochschule für Musik Karlsruhe
da, mit denen uns eine wunderbare Kooperation verbindet. Die haben ein Stück komponiert, in dem jedes Orchesterinstrument
vorgestellt wurde. So konnten die Kinder
auch gleich bei einem Konzert zuhören.
Sowas ist natürlich toll – erst zuhören und
dann selbst ausprobieren.
Gibt es auch Angebote, bei denen die
Schülerinnen und Schüler direkt mit dem
Orchester in Kontakt treten können?
CH: Ja, es besteht die Möglichkeit, die
Proben des Orchesters zu besuchen. Dafür
bieten wir Audioguide-Führungen an. Audioguides kennen die meisten aus dem Museum. Man muss sich das bei uns so vorstellen: Das Orchester probt ganz normal
auf der Bühne und die Schülerinnen und
Schüler sitzen mit Kopfhörern ausgestattet
im Parkett.
Und was ist Ihre Aufgabe?
CH: Ich fungiere in diesem Moment als
Moderator und befinde mich, ebenfalls mit
Kopfhörern, in einer Sprecherkabine. Die
Schüler beobachten die Probe, hören die
Musik und ich gebe währenddessen Hintergrundinformationen. Wie auch das „KlangReich“ wird dieses Angebot in der Metropolregion sehr gut angenommen. Während
ersteres vorwiegend von Kindergärten und
Grundschulen besucht wird, variiert das
Alter bei den Audioguide-Führungen. Hier
waren auch schon Leistungskurse aus der
Oberstufe zu Besuch.
Wie sieht es mit überregionalen Projekten
aus?
CH: Ich möchte das Engagement der Staatsphilharmonie im Bereich Musikvermittlung
bundesweit noch besser bekanntmachen,
um zu zeigen, dass sich in Ludwigshafen
viel tut. Da gibt es überregionale Projekte,
wie beispielsweise „Kinder zum Olymp“,
bei denen wir präsent sein wollen. Dass
wir auch jedoch keine Unbekannten mehr
sind, zeigen ja die beiden ECHO KLASSIKAuszeichnungen von 2013 und 2014 im
Bereich Musikvermittlung, auf die wir sehr
stolz sind.
Hinter dem Wort „Musikvermittlung“, was
ja zur Zeit in aller Munde ist, steht bei der
Staatsphilharmonie also ein starkes Konzept.
Wer steckt außer Ihnen noch dahinter?
CH: Wir kooperieren mit mehreren starken
Partnern. Zum Beispiel mit den „Classic
Scouts“ vom Heidelberger Frühling. Mein
Kollege Andrea Apostoli, musikpädagogischer Berater der Staatsphilharmonie,
leitet ebenfalls mehrere Projekte. In Kooperation mit dem „netzwerk junge ohren“
fanden unter seiner Leitung beispielsweise
mehrere Fortbildungen zum Thema Konzertpädagogik statt, zu denen auch viele
Externe den Weg fanden. Das sind Angebote, die das einzigartige Engagement der
Staatsphilharmonie auf dem Gebiet unter
Beweis stellen.
Hinter der Arbeit mit der nächsten Generation steht ja nicht nur der Bildungsauftrag.
Man kann durchaus von einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe sprechen. Damit erhält
Ihr Beruf eine umfangreiche Dimension,
der Spielraum für Visionen eröffnet. Wie
sehen die aus?
CH: Das Gebiet Musik soll in jedem Menschen einen hohen Stellenwert haben dürfen. Eben nicht nur für jene, die das Privileg
haben, in einem kümmernden Umfeld aufzuwachsen. Wir wollen ein Netz knüpfen,
das alle festhält. Mir ist es besonders wichtig, damit schon frühkindlich zu beginnen,
um eine Basis zu legen. Aber auch für die
Älteren ist es spannend den Blickwinkel zu
Education
Christoph Haßler
öffnen. Es ist eine grandiose Möglichkeit,
dass wir in der Staatsphilharmonie die
Möglichkeit haben, das praktizierend auszuüben. Das Erleben steht im Vordergrund!
Die Musik kommt nicht von der CD, sondern aus dem Orchester. Die Schülerinnen
und Schüler können das nicht nur sehen
und hören, sondern auch haptisch erleben,
indem sie Instrumente selbst ausprobieren.
In der Schule ist vieles verkopft – es fehlt
der direkte Zugang, zumal es immer weniger ausgebildete Lehrkräfte gibt.
„Ich bin kein Mann, der ins Büro
geht – ich muss unterrichten. Am
schönsten ist es nämlich, die Begeisterung der Schülerinnen und Schüler
zu sehen. Ich kann mich nicht erinnern, dass jemals Kinder da waren,
die es nicht auf irgendeine Weise
gepackt hat. Das liegt auch an der
tollen Atmosphäre im Orchester.“
Am Ende des Gesprächs berichtet Christoph
Haßler noch von einer schönen Begebenheit. Pinchas Zukerman, zurzeit Artist in
Residence, leitete eine Probe, die von einer
Schulklasse besucht wurde. Zukerman bat
einen Jungen aus der Gruppe auf das Podium – er solle doch das Dirigat für ihn
übernehmen. Zunächst überrascht und ein
wenig verunsichert fand der Junge doch bald
Gefallen daran, ein so großes Orchester anzuleiten. Das Erlebnis hatte den NachwuchsMaestro so nachhaltig beeindruckt, dass er
direkt am Mittag anrief, um für sich und
seine Familie Konzertkarten zu bestellen.
Wir wünschen Herrn Haßler noch viele
Begebenheiten dieser Art. Denn sie zeigen
doch, dass „Musikvermittlung“ mehr als ein
Modewort ist!
Das Gespräch führte Judith Schor
Vera Reiß und Michael Kaufmann im KlangReich
Statement:
UNTERSTÜTZUNG VOM LAND RHEINLANDPFALZ IM BEREICH MUSIKVERMITTLUNG
„Seit Jahren können wir mit Freude feststellen, dass der Beitrag, den die
Orchester zur Intensivierung der kulturellen Bildung leisten, immer umfangreicher und bedeutender wird. Als Ministerin, die zugleich für Kultur und für
Bildung zuständig ist, liegt mir der Bildungsauftrag von Orchestern, Theatern,
Museen und anderen kulturellen Einrichtungen selbstverständlich ganz besonders am Herzen. Wir wollen, dass alle in unserem Land – egal welchen
Alters, welcher sozialer und welcher ethnischer Herkunft – zu den Angeboten
von Kultureinrichtungen Zugang finden und an den kulturellen Angeboten
teilhaben können. Wichtig ist mir persönlich dabei vor allem, dass Kinder
und Jugendliche früh und kompetent an diese kulturellen Angebote herangeführt werden.
Bei der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in Ludwigshafen
konnten wir jetzt – erstmals bei einem Landesorchester – mit der Anstellung eines versierten Pädagogen für die musik- und orchesterpädagogische
Arbeit diese Zielstellung absichern. Damit erhält der sogenannte „EducationBereich“ bei der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz im Hinblick
auf die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Schulklassen sicher eine neue
Qualität. Ich hoffe sehr, dass uns Ähnliches bald auch für die anderen Landesorchester in Mainz und Koblenz gelingt.“
Vera Reiß Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur
KINDERKONZERTE
SO Ä 24. APRIL 2016 Ä 11:00
SO Ä 19. JUNI 2016 Ä 11:00
FR Ä 1. JULI 2016 Ä 15:00
MO Ä 25. APRIL 2016 Ä 9:30 Ä 11:00
MO Ä 20. JUNI 2016 Ä 9:30 Ä 11:00
DI Ä 26. APRIL 2016 Ä 9:30 Ä 11:00
DI Ä 21. JUNI 2016 Ä 9:30 Ä 11:00
SO Ä 3. JULI 2016 Ä 15:00
Speyer, Kinder- und
Jugendtheater
KINDERKONZERT
„Die chinesische Nachtigall“
Matthias Folz,
Textbearbeitung
und Inszenierung
Nicole Schneider, Kostüm
Marie Sophie Caspar, Gesang
Mitglieder der Deutschen
Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalzr
Ludwigshafen, Philharmonie
Ludwigshafen, Philharmonie
3. KIKO KINDERKONZERT
Märchenstunde mit Robert
Schumann
Gerhard Kraßnitzer,
Klarinette
Martin Straakholder, Viola
Markus Ecseghy, Klavier
Friedrich-Martin Voigt,
Erzähler
4. KIKO KINDERKONZERT
Aprikosenzeit
Eine Produktion mit dem
Theader Freinsheim
Anja Kleinhans, Regie und
Schauspiel
Christian Birko-Flemming,
Schauspiel
Eric Trümpler, Violoncello
Für alle Menschen ab 5 Jahren.
Für alle Menschen ab 6 Jahren.
Für alle Menschen ab 4 Jahren.
27
Vorschau
MODERN
TIMES 2016 UND
–
DER „NEUE
MENSCH“
Der Glaube an einen „neuen Menschen“,
der sein Leben in Freiheit, aber auch
Verantwortung zu gestalten weiß, nämlich
auf die Gemeinschaft blickend, ist untrennbar mit der Moderne verbunden. Die
unerhörten Klänge, die kurz nach dem
Übergang ins 20. Jahrhundert zu vernehmen waren, die unerspähten Farben und
Formen in der Malerei, der explosive
Umgang mit der Sprache (man denke nur
an die Geburtsstunde von Dada, die präzise
100 Jahre zurückliegt) führten jedoch
nicht zur Entstehung des erträumten
neuen Wesens. Das bezeugen allein schon
die Weltkriege. Aber heißt dergleichen, die
Projektionen der Moderne kurzerhand zu
begraben? Soll also Modern modern?
Oder gilt es nicht eher, die Moderne als
eine Urkraft zu verstehen, die uns Heutigen wie ein Leitsystem dienen könnte –
in einer Zeit, in der die Welt, die wirkliche
Ausschnitt aus: Max Beckmann, Selbstbildnis Florenz, 1907,
Hamburger Kunsthalle, Leihgabe aus einer Privatsammlung,
© VG BILD-KUNST Bonn, 2015, Foto: Elke Walford |
Bildquelle: berlinischegalerie.de
28
Welt, zugleich „verdammt nah“ und doch
so unendlich weit entfernt ist?
Vorschau
VORSCHAU
2016
MODERN TIMES 1
MODERN TIMES 2
MODERN TIMES 3
MODERN TIMES 4
MODERN TIMES 5
22. September 2016
Neustadt
23. September 2016
Ludwigshafen
24. September 2016
Pirmasens
25. September 2016
Mannheim
28. September 2016
Ludwigshafen
2. Oktober 2016
Ludwigshafen, Pfalzbau
IN LOVE WITH
SHAKESPEARE
Karl-Heinz Steffens,
Dirigent und Klarinette
Jazz and the Philharmonic
NACHTMUSIKEN
Karl-Heinz Steffens, Dirigent
Juliane Banse, Sopran
29. September 2016
Mannheim
30. September 2016
Kaiserslautern
POEME DE L‘AMOUR
Karl-Heinz Steffens, Dirigent
Alexandra Petersamer, Sopran
Richard Galliano, Akkordeon
D
ie MODERN TIMES 2016 nehmen diesen Grundgedanken auf, indem sie einen
atemberaubenden Bogen schlagen, der
das Jahrhundert der Moderne von ihren Anfängen bis in das Jetzt überwölbt. Er beginnt mit
Gustav Mahler, der mit seinen Sinfonien Welten
schuf, in denen er das Einfache adelte und das
Komplexe trivialisierte, um Traum und Trauma auszusöhnen – auditiv erfahrbar in MODERN TIMES 5, anhand von Mahlers Neunter,
dem Testament des Komponisten. 1913, ein
Jahr nach diesem sinfonischen Meilenstein,
gelangte Igor Strawinskys „Sacre du printemps“
zur Uraufführung. Wenn man das 20. Jahrhundert mit einer musikalischen Chiffre beschreiben wollte, dann ist es der von den Streichern
(!) gehämmerte „Sacre-Akkord“ im Danse des
adolescentes: MODERN TIMES 4, man gehe
hin und staune!
Dass die Wurzeln der Moderne bis weit in die
Romantik reichen, ist kein Geheimnis, sahen
sich doch schon jenerzeit weite Teile der Gesellschaft mit der scheinbar nur heute aktuellen
Erfahrung konfrontiert, die den Hintergrund der
„Winterreise“ Franz Schuberts beziehungsweise
Wilhelm Müllers bildet: mit dem Gefühl, fremd
auf dieser Welt, ja unbehaust zu sein. Musikalisch kam dergleichen in einer Destabilisierung
der Harmonik zum Ausdruck, die den Raum für
unzählige Zwischenstufen öffnete. So verlor sie
mehr und mehr ihre Eindeutigkeit. Das Spiel mit
dem romantisch Vagen grundiert wiederum das
Schaffen des 1936 geborenen Aribert Reimann,
dem in der Saison 2016/2017 das Komponistenportrait der Staatsphilharmonie und vorab die
MODERN TIMES 3 gewidmet sind. Ist es ein
Zufall, dass er in seinem Oeuvre mehrfach auf
Werke Robert Schumanns zurückgriff (etwa auf
dessen „Stuart-Lieder“)? Möchte Reimann mit
seiner Musik gleichfalls der Zerrissenheit trotzen, dem Doppelgänger Schumann vergleichbar, der als Eusebius und Florestan auftrat,
mild der eine, wild der andere? Sehnt sich auch
Reimann nach der Ganzheitlichkeit des neuen
Menschen? Hinsichtlich seiner musikalischen
AVANTGARDE
Karl-Heinz Steffens, Dirigent
Frank Peter Zimmermann,
Violine
TESTAMENT
Karl-Heinz Steffens, Dirigent
Gustav Mahler 9. Sinfonie
Sprache scheint ihm der 1970 verstorbene Kollege Bernd Alois Zimmermann hörbar fern. Doch
sucht nicht auch er die Erfahrung von Einheit,
wenn sein im Todesjahr entstandenes Orchesterstück „Stille und Umkehr“ um den Ton D zu
kreisen beginnt, so als würden Vergangenheit,
Gegenwart und Zukunft ineinanderfließen?
Einem solchen Verständnis von Zeit, von der
Einheit ihrer drei Erscheinungsformen, zeigen
sich auch die MODERN TIMES 2 verpflichtet.
Denn hier soll des 400. Todesjahres des Dichtergiganten Shakespeare gedacht werden – und
das unter dem Motto „Jazz and the Philharmonic“. Vergangenheit, in Form von Auszügen aus
Henry Purcells „Fairy Queen“, einer barocken
Semi-Oper nach Shakespeares „Sommernachtstraum“, solidarisiert sich mit der Gegenwart,
den Jazzarrangements von Thomas Zoller, um
etwas Drittes zu erzeugen und einen Weg in die
Zukunft zu weisen. Dass dieser Weg schon in
der Vergangenheit begonnen hat, vermittelte auf
atemberaubende Weise Duke Ellington. Nachdem er 1933 während einer Englandtournee
das Geburtshaus Shakespeares besucht hatte,
verfolgte ihn die hartnäckige Idee, Figuren und
Themen des englischen Dichters seiner eigenen
Klangsprache anzuverwandeln. Doch erst zwei
Jahrzehnte später gelang es ihm, den Gedanken
Tat werden zu lassen, als er 1956 sein Album
„Such Sweet Thunder“ (‚Solch lieblicher Donner’)
produzieren konnte, mit dem er sich wie sein
Bruder im Geiste, wie Henry Purcell, auf Shakespeares Theaterstück „Ein Sommernachtstraum“
bezog, konkret auf die Zeile: „I never heard so
musical a dischord, such sweet thunder.“
Die MODERN TIMES 2016 und der neue
Mensch, eine Hoffnung, ein Versprechen, ein
Kraftfeld, dem sich drei regelmäßige Partner
der Staatsphilharmonie, die Städte Pirmasens,
Neustadt und Kaiserslautern denn auch gern angeschlossen haben. „Wer keine Kraft zum Traum
hat“, formulierte der frühmoderne Dichter Ernst
Toller, „hat keine Kraft zum Leben.“
Text: Matthias Henke
Frank Peter Zimmermann
Juliane Banse
Richard Galliano
Alexandra Petersamer
Eine Kooperation der
Deutschen Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz mit der
LUKOM und dem
Stadtmarketing Mannheim.
MODERN TIMES
wird gefördert durch
die Stiftung Deutsche
Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz.
29
Kolumne
Prof. Dr. Matthias Henke
„Weltreise in
80 Minuten“
Gustav Mahler während
seines Sommeraufenthaltes
in Toblach 1909.
30
Kolumne
Gustav Mahler im November
1910, auf seiner vierten und
letzten Fahrt in die USA.
Das Wort „Globalisierung“
ist heute in aller Munde. Es
gehört zu unserer Alltagssprache, auch wenn wir
uns nicht immer der Tragweite des Begriffs bewusst
sind, also jener komplexen
Abläufe und Zusammenhänge, die sich hinter ihm
verbergen. Globalisierung
ist allerdings kein Phänomen, das erst im ausgehenden 20. Jahrhundert
aufschien. Sie ist, wenngleich in verschiedenen Dichtegraden, eine Erscheinung, die unauflöslich mit der Kulturgeschichte einhergeht, wird diese doch von der Sehnsucht der
Menschheit grundiert, ihr Bewusstsein zu erweitern
und eine genauere Kenntnis von der Welt insgesamt
zu erlangen. Dergleichen spiegelt nicht zuletzt die
Musikgeschichte. Man denke nur an Gustav Mahler
und seinen 1908 vollendeten Zyklus „Das Lied von
der Erde“: Er basiert nicht allein auf Nachdichtungen
von Versen des chinesischen Lyrikers Li Bai (701-762),
für die Hans Bethge verantwortlich zeichnete, vielmehr übernahm Mahler auch Elemente der chinesischen Kunstmusik. Der monumentale Schlussgesang wartet beispielsweise mit sogenannten heterophonen Passagen auf, die für die fernöstliche
Musizierpraxis typisch sind; das heißt, zwei Instrumente spielen leicht zeitversetzt und in individueller
Rhythmisierung dieselbe Melodie. Und auch die
Zentraltönigkeit des Finales, das stete Kreisen um den
Ton C, kann als asiatisch inspiriert gelten. Noch erstaunlicher aber mag die Tatsache erscheinen, dass
Mahler originale chinesische Musik selbst hören
konnte, weil ihm ein Freund entsprechende Wachsrollen geschenkt hatte.
Als weltumspannend darf man auch die Ballettmusik „La Création du Monde“ von Darius Milhaud
einstufen. Der französische Komponist schuf sein
1923 in Paris aufgeführtes Werk, das wie Haydns
„Schöpfung“ von der Entstehung der Welt erzählt, auf
der Grundlage einer afrikanischen Sage. Und es war
eben diese Textquelle, die
ihn anregte, sich musikalisch des Jazz zu bedienen,
den man in Europa gerade
zu entdecken begann – ein
Kunstgriff, der in den vielen
Synkopen zum Ausdruck
kommt, aber auch in der
Orchestration, etwa in den
Parts von Saxofon und
Schlagzeug. Wie Mahler
hatte auch Milhaud sein
Ohr am Original. Denn er gehörte zu den seinerzeit in
Europa eher wenigen Komponisten, die den Jazz an
seiner Quelle studiert hatten, in New York, in Harlem,
in den Clubs der Afroamerikaner.
Mahler, Milhaud – man kann in Sachen musikalischer Weltverknüpfungen noch weiter in der Musikgeschichte zurückgehen. Beispielsweise zu Georg
Friedrich Händel und seinem 1723 uraufgeführten
„Giulio Cesare in Egitto“ („Julius Cäsar in Ägypten“),
seinem sicherlich bekanntesten dramma per musica.
Der hier vollzogene Brückenschlag zwischen Europa
und dem Nahen Osten, der sich hinter der Liebesgeschichte zwischen dem römischen Feldherrn und der
ägyptischen Herrscherin verbirgt, hinterließ auch
deutliche Spuren in Händels Partitur: vor allem in
deren Klangbild, dem Harfe und Laute ein orientalisches Flair verleihen.
Die Welt zu erfahren, ihre Weiten zu fühlen –
das gehört zu den großen Träumen der Menschheit.
Ihn kostete der von Ernst Bloch hochgeschätzte Karl
May exzessiv aus, in seinen Orientromanen oder in
den Winnetou-Erzählungen, welche die Länder aller
Herren in geschätzten 200 Millionen Exemplaren
überfluteten. Sein französischer Kollege Jules Verne
stand ihm da kaum nach. Doch während er noch von
einer „Reise um die Erde in 80 Tagen“ schwärmte,
kann die Musik Mahlers oder Milhauds dergleichen
innerhalb eines Konzertes vollbringen …
Matthias Henke,
Univ.-Prof. Dr., seit
2008 Professor für
Musikwissenschaft
an der Universität
Siegen, seit 2013
Gastprofessor an der
Donau-Universität
Krems, Wissenschaftlicher Beirat der
Ernst Krenek Institut
Privatstiftung, Wissenschaftlicher Beirat
der Kurt-Weill-Gesellschaft Dessau, Vorstandsmitglied der
Eduard-ErdmannGesellschaft.
Prof. Dr. Matthias
Henke ist Autor zahlreicher Bücher und
Aufsätze zur Musik
des 20. Jahrhunderts
(Schwerpunkt Österreich); aktuelle Veröffentlichung: Schönheit und Verfall –
Thomas Mann und
Ernst Krenek (i.V.)
31
Deutsche
Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz
Heinigstraße 40
67059 Ludwigshafen
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In der Trägerschaft des
Landes Rheinland-Pfalz
VORSCHAU
MODERN TIMES
DOÄ 8. SEPTEMBER 2016 Ä Friedberg
FRIEDBERGER MUSIKSOMMER
Karl-Heinz Steffens, Dirigent
Alexandra Petersamer, Sopran
Richard Galliano, Akkordeon
FR Ä 9. SEPTEMBER 2016 Ä Friedberg
FRIEDBERGER MUSIKSOMMER
Karl-Heinz Steffens, Dirigent
2 016 2 017
SA Ä 17. SEPTEMBER 2016 Ä Speyer
DEUTSCH E
STA ATSP H I LHAR MON I E
R H EI N L AN D-P FALZ
2016
2017
INTERNATIONALE MUSIKTAGE
Markus Melchiori, Dirigent
Andreas Scholl, Tenor
Domchöre Speyer
DOÄ 22. SEPTEMBER 2016 Ä Neustadt
FR Ä 23. SEPTEMBER 2016 Ä Ludwigshafen
SA Ä 24. SEPTEMBER 2016 Ä Pirmasens
D E U T S C H E STA AT S P H I L H A R M O N I E R H E I N L A N D - P FA L Z
MODERN TIMES 1 – POEME DE L‘AMOUR
Karl-Heinz Steffens, Dirigent
Alexandra Petersamer, Sopran
Richard Galliano, Akkordeon
SO Ä 25. SEPTEMBER 2016 Ä Mannheim
Das Spielzeitheft
2016/2017 erscheint
Ende April 2016
MAGA ZI N
AUGUST –
OK TOB ER 2016
#11
Seite 4: Titelgeschichte
SCHUBERTFEST
SPEYER
Seite 22: Interview
KARL-HEINZ
STEFFENS
Seite 28: Vorschau
MODERN TIMES
MODERN TIMES 2 – IN LOVE WITH SHAKESPEARE
Karl-Heinz Steffens, Dirigent und Klarinette
Jazz and the Philharmonic
MI Ä 28. SEPTEMBER 2016 Ä Ludwigshafen
MODERN TIMES 3 – NACHTMUSIKEN
Karl-Heinz Steffens, Dirigent
Juliane Banse, Sopran
DOÄ 29. SEPTEMBER 2016 Ä Mannheim
FR Ä 30. SEPTEMBER 2016 Ä Kaiserslautern
MODERN TIMES 4 – AVANTGARDE
Karl-Heinz Steffens, Dirigent
Frank Peter Zimmermann, Violine
SO Ä 2. OKTOBER 2016 Ä Ludwigshafen
MODERN TIMES 5 – TESTAMENT
Karl-Heinz Steffens, Dirigent
SA Ä 8. OKTOBER 2016 Ä Mannheim
SPIELZEITKOMPONIST
ARIBERT REIMANN
AUTONOMIE DER KUNST UND EINE STARKE
AFFINITÄT ZUR MENSCHLICHEN STIMME
SO Ä 9. OKTOBER 2016 Ä Worms
John Fiore, Dirigent
Sophie Pacini, Solist
Ihr nächstes
MAGAZIN erscheint am
10. Juli 2016
INFORMATION & TICKETS
TELEFON: 0621 - 3367333
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