Eine Schule für alle zum Leben und Lernen
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Eine Schule für alle zum Leben und Lernen
10 Jahre Offene Ganztagsschule Eine Schule für alle zum Leben und Lernen Inhalt Zehn Jahre Offene Ganztagsschule Eine Schule für alle zum Leben und Lernen Ein Ort, an dem sich Lebenswelten verändern Gerda Kieninger MdL, Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt UB Dortmund, Vorsitzende der Gesellschafterversammlung der dobeq GmbH und Andreas Gora, Geschäftsführer Arbeiterwohlfahrt UB Dortmund ...5 Verlässlicher Partner für Eltern und Kinder Klaus Burkholz, Jugendamtsleiter Stadt Dortmund ...7 Überblick: Die Entwicklung des Offenen Ganztags und seine Zukunft ...8 Rückblick: Wie Vertrauen wächst und Schule sich verändert ...12 Auf Augenhöhe: „Wir sind zusammengewachsen.“ ...14 Qualität: „Toll gemacht, weiter so...“ ...16 Gesunde Ernährung: Experten wissen, was lecker schmeckt und gesund ist ...18 Fachkräfte im Ganztag: Gesucht werden Typen, die was können ...20 Früherkennung: Darauf achten, was für Kinder wichtig ist ...22 Lernen in Projekten: Wenn Schule zum Abenteuer wird ...24 Ganztagsklasse: Die Schule als Ort zum Leben und Lernen ...28 Familienzeit: Wenn Familien und Schule voneinander lernen ...30 Soziale Netzwerke: Eine Schule für die Menschen im Stadtteil ...32 Eine Idee, 16 Teams: Die dobeq in den 16 Offenen Ganztagsschulen ...34 Menschen in der OGS Christian Krause, Beauftragter für Kindeswohlgefährdung Kristina Budde, Marte-Meo-Practitionerin Sandro Barbato, Trainer für Soundkarate ...26 ...27 ...37 Kontakte ...38 Impressum Herausgeber: dobeq GmbH, Klosterstraße 8-10, 44135 Dortmund, www.dobeq.de verantwortlich: Rainer Goepfert, Geschäftsführer, T. 0231 . 99 34 307, [email protected] Redaktion: Ute Labs, Karl-Martin Flüter Herstellung: Pressebüro Karl-Martin Flüter, T. 0 52 51 . 14 21 357, [email protected] Fotos: dobeq GmbH, Karl-Martin Flüter, Oliver Schaper (Seite 4 oben), Gunnar Schroeder (Seite 6 oben) Stand: Oktober 2014 Die Bilder auf den inneren Umschlagseiten wurden von Kindern aus den Offenen Ganztagsschulen der dobeq gezeichnet und gemalt. 3 Die Welt kennenlernen und Neues erleben: Das ist der Kern des ganzheitlichen Bildungsgedankens, den die Offene Ganztagsschule lebt. Mikroskopische Untersuchungen vor Ort oder Getreide mahlen: Der Offene Ganztag macht Wissen erlebbar – für alle Kinder. Vorwort Ein Ort, an dem sich Lebensund Lernwelten verändern Als vor zehn Jahren die ersten Offenen Ganztagsschulen (OGS) im Primarbereich eingerichtet wurden, war die Resonanz in Dortmund groß. Die Bedeutung des Ganztags ist seitdem kontinuierlich gewachsen. Die Offenen Ganztagschulen prägen das Image des Schulstandortes Dortmund und sie sind für Eltern zu einem entscheidenden Kriterium bei der Wahl der Schule geworden. Die Arbeiterwohlfahrt Dortmund mit ihrer Tochtergesellschaft dobeq hat den Weg der OGS von Anfang an begleitet und die Entwicklung des Andreas Gora Gerda Kieninger Ganztags hin zu neuen Angeboten und pädagogischen Konzepten und einer noch besseren Verzahnung von schulischen Aktivitäten und außerschulischen Angeboten gefördert. Dabei ist der Bereich „Angebote an Schulen“ der dobeq GmbH stetig gewachsen. Heute arbeiten in den 16 Offenen Ganztagsschulen 139 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie betreuen mehr als 1 700 Kinder. Damit ist die dobeq einer der größten Träger im Bereich des Offenen Ganztags. Die Offene Ganztagsschule hat sich innerhalb weniger Jahre als ein Ort erwiesen, an dem sich Lern- und Lebenswelten tatsächlich positiv verändern lassen. Sie steht für einen Bildungsbegriff, der den ganzen Menschen einschließt. Dabei öffnet sich Schule für die soziale Umwelt, geht auf Eltern und Familien zu und stärkt soziale Netzwerke. Die Offene Ganztagsschule wird zu einem wesentlichen Faktor im Quartier. So geht gesellschaftliche Veränderung: in kleinen Schritten und gemeinsam mit allen. Die Hoffnungen, die sich vor zehn Jahren mit dem Offenen Ganztag verknüpften, sind übertroffen worden. Das ist ein Hinweis darauf, wie notwendig und überfällig die Veränderung der Schule von einem Lern- zu einem Lebensort war. Doch gute Pädagogik und Bildung leben nicht von Ideen alleine. Der Offene Ganztag braucht mehr Geld, mehr Ressourcen, mehr Fürsprecher in der Politik. Dafür kämpft die Arbeiterwohlfahrt seit Jahren, zuletzt mit einem viel beachteten Aktionstag im Rahmen der landesweiten Aktion „OGS funkt SOS“. Wollen wir die Fortschritte der OGS nicht gefährden, dann müssen wir umdenken: Soziale Veränderung gibt es nicht umsonst. Es lohnt sich zu investieren, vor allem wenn soziale Arbeit so effizient und tiefgreifend geschieht wie in den Offenen Ganztagschulen. Gerda Kieninger MdL Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt UB Dortmund Vorsitzende der Gesellschafterversammlung der dobeq GmbH Andreas Gora Geschäftsführer Arbeiterwohlfahrt UB Dortmund 5 Die Umwelt gestalten und zusammenarbeiten: Ín der Offenen Ganztagsschule erleben Kinder, dass es Spaß macht, aktiv zu werden und etwas zu schaffen – egal ob das bei der Verschönerung einer Hauswand mit der Dortmunder Skyline geschieht oder wenn alle gemeinsam basteln. Vorwort Verlässlicher Partner für Eltern und Kinder Anfang 2003, noch vor dem offiziellen Erlass des Landes NRW, machten sich das Familien-Projekt, das Schulamt, die Schulen und die freien Träger der Jugendhilfe auf den Weg, die Offene Ganztagsschule (OGS) in Dortmund aufzubauen. Gemeinsam gelang es, bereits zum Schuljahr 2003/2004 an 28 Schulstandorten 1687 Ganztagsplätze zu schaffen. Auch die dobeq GmbH gehörte mit zu den Partnern aus der Jugendhilfe, die von der ersten Stunde an verlässlich und aktiv daran mitgewirkt haben, für Kinder der Primarstufe die OGS auf- und auszubauen. Sie startete an zunächst zwei Schulstandorten mit insgesamt 189 Ganztagsplätzen. Heute blicken wir auf zehn Jahre ‚Offene Ganztagsschule‘ zurück und wir verfügen über ein flächendeckendes Angebot an Offenen Ganztagsschulen. Ich bin stolz auf das Erreichte, uns ist ein stetiger Ausbau gelungen. Klaus Burkholz Zum Schuljahr 2014/2015 stehen in Dortmund für knapp 50 Prozent der Grundschulkinder Ganztagsplätze zur Verfügung. Ein Angebot, das für die Kinder mehr individuelle Förderung und für die Eltern eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglicht. Aktuell werden von der dobeq mehr als 1 700 Schülerinnen und Schüler durch 139 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 16 Offenen Ganztagsschulen in Dortmund betreut, unterstützt und gefördert. Inzwischen ist der Ganztag zum Gütesiegel einer Schule geworden, ein verlässlicher Partner für (berufstätige) Eltern, Unterstützer und Begleiter für Eltern und Kinder, ein Ort des Lernens für mehr Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit. In der täglichen Arbeit mit den Schülern sind die Schulteams gefordert, Veränderungen umzusetzen und Weiterentwicklungen gemeinsam zu gestalten. Teamarbeit ist ein wesentlicher Gelingensfaktor für die Qualitätsentwicklung in den Offenen Ganztagsschulen. Die weitere Qualitätsentwicklung ist eine Herausforderung, der sich die Schulteams, das Familien-Projekt und die freien Träger der Jugendhilfe auch zukünftig stellen werden. Als Leiter des Familien-Projektes bin ich den bisherigen Weg gern mit allen Partnern gegangen. Ich freue mich, in meiner neuen Funktion als Leiter des Jugendamtes die Erfolgsgeschichte „Offene Ganztagsschule“ weiter zu begleiten! Klaus Burkholz Jugendamtsleiter der Stadt Dortmund 7 Überblick: Die Entwicklung des Offenen Ganztags und seine Zukunft von Rainer Goepfert, dobeq-Geschäftsführer Angebote an Schulen und Ute Labs, Betriebsleiterin Angebote an Schulen Mehr Chancengerechtigkeit für Kinder und die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Von diesen und ähnlichen Erwartungen begleitet hat die Offene Ganztagsschule (OGS) vor zehn Jahren auch in der dobeq begonnen. Mit einem ganzheitlichen Bildungsansatz, einer guten Zusammenarbeit an Schulen, engagierter Netzwerkarbeit, hohen Qualitätsstandards und engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist das mehr als gelungen. Schule hat sich verändert. Doch wird der Offene Ganztag in Zukunft die notwendige politische Unterstützung erhalten? Als 2004 die Angebote an Schulen als neuer Bereich der dobeq GmbH starteten, konnte niemand ahnen, welchen Aufschwung die Offene Ganztagschule innerhalb eines Jahrzehnts nehmen würde. Die Fakten sprechen für sich. Die Zahlen der Schulen, Schüler und Mitarbeiter haben sich seitdem vervielfacht. Der Offene Ganztag ist ein zentrales soziales und bildungspolitisches Anliegen. Er soll an- gesichts unterschiedlicher Herkunftsmilieus die Chancengerechtigkeit der Kinder verbessern. In einer arbeitsteiligen Gesellschaft, in der beide Eltern arbeiten, und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf immer schwieriger wird, bietet der Ganztag Bildung, Betreuung und einen Ort, an dem sich Kinder wohl fühlen. Doch die Ganztagschule ist mehr als das. Sie knüpft Kooperationen mit Partnern in und au- Schülerzahlen an den 16 OGS-Standorten der dobeq Auch als die Zahl der Grundschüler in Dortmund in den letzten Jahren abnahm, verzeichneten die OGS-Teams in den Offenen Ganztagsschulen eine zunehmende Nachfrage. 8 10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE Betriebsleiterin Ute Labs und dobeqGeschäftsführer Rainer Goepfert ßerhalb der Schule, erarbeitet neue pädagogische Konzepte, entwickelt die Qualität der Angebote ständig weiter und wirkt in familiäre und soziale Netzwerke hinein. Die Bedeutung des Ganztags wird zunehmend erkannt. In den Schulen sind die pädagogischen Teams der dobeq heute Partner auf Augenhöhe und an vielen Stellen weitgehend in den Unterricht integriert. Die Zeit, die Lehrer am Nachmittag mitarbeiten, ist gleichfalls kontinuierlich gewachsen. Wie innerschulische Zusammenarbeit gelingt Ein gutes Beispiel für innerschulische Kooperation ist die Zusammenarbeit während der Lernzeiten, wenn die Hausaufgaben in der OGS erledigt werden. Die pädagogischen Fachkräfte besuchen den Unterricht am Vormittag und erfahren während der Hospitationen, was die Lehrer unterrichten und was sie von ihren Schü- Angebote an Schulen in der dobeq gmbH Im Schuljahr 2014/15 hat der Offene Ganztag der dobeq 139 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mehr als 1700 Schulkinder besuchen die 16 Offenen Ganztagsschulen. 2004: Start des Offenen Ganztags an zwei Schulstandorten 2014/2015: 16 OGS-Grundschulen sowie vier Grundschulen mit verlässlicher Betreuung Die dobeq GmbH ist ein Unternehmen der Arbeiterwohlfahrt. Die dobeq ist seit 2008 nach ISO- und AWOQualitätsnormen zertifiziert. 10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE 9 lern bei den Hausaufgaben erwarten. Die Lehrer selbst nehmen nachmittags an der Hausaufgabenbetreuung teil und erleben, wie sich die Kinder außerhalb des Unterrichts verhalten. Alle Beteiligten haben die Möglichkeit, über ein Rückmeldesystem Anmerkungen, Informationen und Rückmeldungen weiterzugeben. Dank dieses Systems bleibt die Kommunikation zwischen Kindern, Eltern, Fachkräften und Lehrern stets im Fluß. Einbindung in familiäre und soziale Netzwerke Für die, um die es bei diesem Prozess geht, die Kinder, wurden weitere institutionalisierte Formen der Teilhabe geschaffen. So könnnen sie sich nicht nur über die Hausaufgaben äußern, sondern beispielsweise auch in den Kinderparlamenten oder bei den regelmäßigen Umfragen ihre Zufriedenheit mit der Offenen Ganztagsschule öffentlich machen. Ein weiteres Beispiel für die Weiterentwick- lung der OGS sind die Ganztagsklassen, in denen Lehrer und OGS-Fachkräfte gemeinsam die Schüler durch den Schulalltag begleiten. Die Ergebnisse der ersten Modellprojekte machen Mut, diesen Weg weiter zu gehen. Das Ziel bleibt es, Vormittag und Nachmittag noch besser zusammenzuführen und Schulen zu einem Lern- und Lebensort für alle Kinder zu machen. Dahinter steht die pädagogische Überzeugung, man könne Kindern am besten gerecht werden, wenn ihre Erziehung nicht in Systemen – wie Familie oder Schule – getrennt abläuft, sondern ganzheitlich geschieht. Dieser Ansatz bringt Projekte wie die „Familienzeit“ hervor. In der Gesprächsgruppe für Eltern, Kinder und Angehörige gelingt es, Familien in den Ganztag einzubeziehen, sie einander vorzustellen und ihr Vertrauen zu gewinnen. Familien suchen diese Kontakte und die Möglichkeiten, an Informationen zu gelangen und Rat zu finden. Sie sehen sich oft hilflos immer NETZWERK OGS: Die Kinder stehen im Mittelpunkt Eltern Familienprojekt Dortmund Schule Schulleiter Lehrer Projekte Kooperationen Das dobeq-Team in der OGS Koordinatoren, Erzieher Schulassistenten 10 10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE unübersichtlicheren Anforderungen und unterschiedlichen Wertevorstellungen gegenüber. Die Offene Ganztagsschule leistet mit der Familienzeit ein Angebot der Orientierung. Vor allem aber machen solche Projekte die Bedeutung von sozialen Netzwerken deutlich. Weil soziale Nähe gerade in Städten immer mehr erodiert, ist die Förderung des sozialen Zusammenhalts in den Wohnquartieren zu einer zentralen Aufgabe von Politik und Sozialarbeit geworden. Die Offenen Ganztagsschulen können in diesem Prozess ihre Stärken einbringen. Sie sind bereits Anlaufstellen und Knotenpunkte sozialer Beziehungen. Hier kommen nicht nur Kinder, Eltern, Erzieher und Lehrer zusammen, sondern auch Vertreter von Vereinen und sozialen Projekten. Ganztagsschulen zu Basisstationen der Quartiersarbeit zu machen, liegt also nahe. Die dobeq unterstützt und fördert diese Entwicklung. Im Netzwerk INFamilie in der Dortmunder Nordstadt sind die dobeq-Teams zu wichtigen Trägern der Nachbarschaftsarbeit geworden. Der Erfolg des OGS wird nicht honoriert Das Land hat gemeinsam mit den Kommunen in Nordrhein-Westfalen mit den Offenen Ganztagsschulen ein Erfolgsmodell auf den Weg gebracht. Man dürfte erwarten, dass die positive Entwicklung der Offenen Ganztagsschule von Staat und Politik honoriert wird. Doch das geschieht nicht. Der Offene Ganztag leidet an einer schleichenden finanziellen und politischen Austrocknung. Die Zuschüsse zur Finanzierung der OGS sind bis auf eine minimale Erhöhung im Jahr 2011 nicht angepasst worden. Nur die Personalkosten sind dagegen seit dem Start der OGS vor zehn Jahren um 25 Prozent gestiegen. Allein um den aktuellen Standard zu halten, muss mehr Geld ins System. Investitionen in den Offenen Ganztag lohnen sich Die Landesarbeitsgemeinschaft der Arbeiterwohlfahrt mahnt deshalb die qualitative Weiterentwicklung der landesgesetzlichen Regelungen zum Offenen Ganztag im Primarbereich an. Hauptforderungen sind die Anhebung der Landesförderung, eine verbindliche jährliche Steigerung der Finanzierung und – zehn Jahre nach Gründung des Offenen Ganztags – die Überführung des Erlasses zur OGS in eine klare gesetzliche Regelung. Feste Arbeitsverträge, eine angemessene personelle und räumliche Ausstattung sowie die finanzielle Absicherung der Personal- und Sachkostenpauschale sind Rahmenbedingungen, die bei einem qualitativ anspruchsvollen Ganztag selbstverständlich sein sollten. Auch die Finanzierung verlässlicher Bezugspersonen für die angestrebte Inklusion von Kindern mit Handicaps ist längst nicht ausreichend. Es lohnt sich, in Qualität zu investieren. Das beweist die dobeq. Vier von fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind pädagogische Fachkräfte, die meisten haben unbefristete Arbeitsverträge. Schon seit Jahren ist die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung die Regel. Die Mitarbeiter schätzen diese Standards. Die personelle Fluktuation ist gering. Auch bei Eltern und Kindern ist die Zufriedenheit groß. Immer mehr Familien interessieren sich für die Angebote der dobeq. Die Zahl der Schüler ist seit 2004 ständig gestiegen. In allen OGS-Schulen werden Wartelisten geführt. Der Offene Ganztag steht nach zehn Jahren am Anfang seiner Entwicklung. Vieles ist geschehen, vieles noch möglich. Ihren Erfolg verdankt die OGS den hochmotivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den engagierten Schulleitungen mit ihren Kollegien. Dafür allen zum Jubiläum ein aufrichtiges Dankeschön. 10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE 11 Rückblick: Wie Vertrauen wächst und Schule sich verändert Die Stift-Grundschule in Hörde darf sich die älteste OGS-Schule in dobeq-Trägerschaft nennen. Die Zusammenarbeit begann 2003, schon ein Jahr bevor die dobeq offiziell die Angebote an Schulen im Offenen Ganztag aufbaute. Als die Offene Ganztagsschule in der StiftGrundschule vor elf Jahren startete, stand für die 36 Kinder nur ein Raum zur Verfügung. „Wir haben gemerkt, das geht so nicht“, sagt Monika Hornig, damals wie heute Schulleiterin. Schnell erhielt die OGS einen zweiten, dann einen dritten Raum. Irgendwann wurde ein Stück der Aula abgeknapst, die Küche kam hinzu. Heute stehen vier Räume und die Küche für die 130 OGS-Kinder bereit. Die OGS in der Stift-Grundschule verdankte ihre kontinuierliche Entwicklung auch der Tatsache, dass die handelnden Personen sich seit anderthalb Jahrzehnten kennen und schätzen. Vertraute Partnerinnen: Schulleiterin Monika Hornig (links) und OGS-Koordinatorin Martina Klingner 12 10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE Die OGS-Koordinatorin Martina Klingner und Schulleiterin Monika Hornig lernten sich bereits Mitte der 1990er-Jahre kennen, als Martina Klingner die Leitung der Schulbetreuung übernahm, Vorläuferin der Offenen Ganztagschule. Die Zusammenarbeit musste sich entwickeln Das Vertrauensverhältnis erleichterte die Zusammenarbeit, dennoch blieb der Weg von den Anfängen bis heute ein langer Prozess. „Was heute selbstverständlich ist, war vor zehn Jahren so neu, dass es auf Widerstände stieß“, erinnert sich Monika Hornig. So ist die Nutzung der Klassenräume und der Turnhalle im Nachmittagsbetrieb der Offenen Ganztagsschule heute Alltag, damals gab es um diese Frage Auseinandersetzungen. Auch die Zusammenarbeit von Lehrerkollegium und pädagogischen Fachkräften aus der OGS musste sich erst entwickeln. Gegenseitige Hospitationen sind in der StiftGrundschule mittlerweile die Regel, lange Zeit galten sie als Zusatzpflicht. Heute besuchen die pädagogischen Fachkräfte selbstverständlich die Klassen der Kinder, die zu ihren Hausaufgabengruppen gehören. OGS muss Spaß machen „Wir sind heute eine Schule“, sagt Monika Hornig und betont das Wort „eine“. Selbstverständlich feiern Schüler, Lehrer und pädagogische Fachkräfte am Ende des vierten Grundschuljahres gemeinsam. Martina Klingner nimmt an den Schulkonferenzen teil. Ihr Büro liegt Tür an Tür mit dem der Schulleiterin. Das erleichtert die Verständigung. Trotz der Nähe bleibt der Nachmittag in der OGS eigenständig. „Die Kinder haben einen Acht-Stunden-Tag“, sagt Martina Klingner, „es ist wichtig, dass sie nachmittags auch spie- Eine grundlegende Erneuerung stellte die Journalistin Nina Fressen 2006 in der Stift-Grundschule fest. len können und nicht nur ein Pflichtprogramm haben. OGS muss Spaß machen.“ Die Offene Ganztagsschule hat im Laufe der Zeit viele interessante Projekte aufgebaut, wie die AG zum Tierschutz, die Theatergruppe oder die Trommelgruppe unter der Leitung von Aladji Touré. Die jungen Musiker sind das Aushängeschild der Stift-Grundschule geworden. Beim traditionellen „Brückenfest“ in Hörde planen die Organisatoren sie mittlerweile fest ein. Das Stadtteilfest ohne die Trommler aus der OGS: Das können sich die Hörder mittlerweile nicht mehr vorstellen. 10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE 13 Auf Augenhöhe: „Wir sind zusammengewachsen.“ Der Erfolg der Offenen Ganztagsschule hängt entscheidend von der offenen und konstruktiven Zusammenarbeit zwischen den Schulen und den pädagogischen Teams der dobeq ab. Je selbstverständlicher Vormittag und Nachmittag in der OGS zusammenarbeiten, desto besser gelingt die Förderung der Kinder. Die Zahl der gemeinsamen Termine von Mechthild Hoffmann und Jessica Theimann nimmt zu, je länger das Schuljahr dauert. Sie besuchen zusammen die Elternabende und sind gemeinsam Gesprächspartnerinnen für Eltern bei Einzelgesprächen, treffen sich bei Konferenzen und immer wieder zwischendurch zu kurzen Absprachen. Längst fällt es nicht mehr auf, dass Mechthild Hoffmann, die Schulleiterin der ComeniusGrundschule, und Jessica Theimann, Koordinatorin des dobeq-Teams für den Nachmittag, so Schulleiterin Mechthild Hoffmann (l.) und OGS-Koordinatorin Jessica Theimann hatten von Anfang an kein Problem mit der Zusammenarbeit auf Augenhöhe. 14 oft zu zweit auftreten. In der Comenius-Grundschule sind Vormittag und Nachmittag zusammengewachsen. Viel Vertrauen und bewährte Abläufe „Wir sind stets auf dem gleichen Stand“, sagt Mechthild Hoffmann. Die Schulleiterin achtet darauf, dass Informationen, die die OGS betreffen, ohne Verzögerung an das dobeq-Team weitergeben werden. Noch wichtiger ist der informelle Austausch auf dem Flur oder zwischen zwei Terminen – alles ganz locker. „Gefühlt sind wir schon lange eine Schule“, sagt Jessica Theimann. Weiter nördlich in Dortmund, in Brechten, ist die Lage ähnlich. Von Anfang an ist die OGSKoordinatorin Marion Lübko im Lehrerkollegium der Brechtener Grundschule auf Offenheit und Respekt gestoßen. Das erklärte sich aus einem Heimvorteil. Marion Lübko hatte schon die Über-Mittag-Betreuung geleitet, die bis 2006 von einem Förderverein getragen wurde. Als diese in den Ganztag überging, konnten sie einen großen Vertrauensvorschuss in die neue OGS mitnehmen. Selbst als der Brechtener Schulleiter Wolfgang Pähler, der den Ganztag mit aufgebaut hatte, im Sommer 2014 in den Ruhestand wechselte, wurde das gute Verhältnis nicht erschüttert. Die 10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE Zusammenarbeit mit der Nachfolgerin Klaudia Godglück läuft ebenso erfolgreich. Es sind über Jahre bewährte Abläufe, die die Zusammenarbeit in Brechten erleichtern. Klaudia Godglück nimmt wie ihr Vorgänger regelmäßig an Treffen des dobeq-Teams teil. Die OGS-Mitarbeiter werden zu Konferenzen eingeladen, ihre Meinung wird bei Problemen und offenen Fragen gehört. Regelmäßige Hospitationen im Unterricht durch die pädagogischen Fachkräfte aus dem Nachmittag sind in der Brechtener Grundschule die Regel. Setzt die gute Zusammenarbeit fort: die neue Schulleiterin Klaudia Godglück Strategien für die Kinder entwickeln Vom guten Austausch profitieren alle: Die Schule, weil sie mehr über die Kinder und die Ursachen für ihr Verhalten in der Schule erfährt; die OGS, weil sie für ihre Arbeit wissen muss, wie ein Kind in der Schule zurechtkommt. Zusammen können der Vormittag und der Nachmittag Strategien entwickeln, die Kindern wirklich helfen. „Das gemeinsame Vertrauen bindet“, sagt Marion Lübko und ihre Kollegin an der Comenius-Grundschule, Jessica Theimann, stimmt ihr zu: „Es ist die Verlässlichkeit, die für die Qualität der Zusammenarbeit ausschlaggebend ist.“ Der Bildungsgedanke stärkt den Ganztag Das kommt auch bei den Eltern so an. Die Comenius-Schule hat das Glück, mit überdurchschnittlich vielen engagierten, selbstbewussten Eltern zusammenzuarbeiten. Die Offene Ganztagsschule musste sich dort nie von dem Vorur- Der ehemalige Brechtener Schulleiter Wolfgang Pähler und die dobeq-Koordinatorin Marion Lübko haben seit Gründung der OGS gut zusammengearbeitet. teil befreien, sie sei vor allem für die Betreuung der Kinder nach dem Unterricht da. Von Anfang an forderten die Eltern die Förderung ihrer Kinder durch die OGS ein. „Schon als wir 2006 starteten, stand der Bildungsgedanke im Vordergrund“, erinnert sich Jessica Theimann. Das verschaffte dem Ganztag einen Vorteil. An der Comenius-Grundschule musste sich die OGS nie um die Gleichberechtigung mit dem Schulbetrieb bekümmern, sagt Jessica Theimann: „Auf Augenhöhe waren wir immer schon.“ Die Zusammenarbeit von Trägern, OGSTeams und Schulkollegien umfasst so gut wie jeden Bereich des Schulalltags. Das beginnt mit der gemeinsamen Hausaufgabenbetreuung. Schule und OGS-Team führen zusammen Elterngespräche und Elternabende durch, planen die Aufteilung der Räumlichkeiten und halten gemeinsam den Kontakt zu Kooperationspartnern. Mittlerweile selbstverständlich sind Hospitationen der pädagogischen Fachkräfte aus dem Nachmittag im Vormittagsunterricht. 10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE 15 Qualität: „Toll gemacht, weiter so...“ Einmal im Jahr ist es soweit. Dann können alle Kinder in der Offenen Ganztagsschule der dobeq sagen, wie es ihnen in der OGS geht und was ihnen gefällt. Fast 1300 Kinder haben sich im vergangenen Jahr daran beteiligt. Die Umfrage ist Teil des Qualitätsmanagements. Sie leistet einen wichtigen Beitrag dazu, die Arbeit für die Kinder im Offenen Ganztag ständig zu verbessern. Wenn Kinder im Offenen Ganztag ihre Meinung mitteilen, dann geschieht das viel bunter und anschaulicher als bei Erwachsenenen. Die Teams im Offenen Ganztag der dobeq arbeiten mit Smileys. Gelber Smiley mit hochgezogenem Mundwinkel bedeutet „Toll gemacht, weiter so…“, gerade Mundwinkel stehen für „Na ja, es ging so…“ und ein rot angelaufener Smiley mit einem nach unten verzogenen Mund heißt leider: „Das was nix…“. Qualität ist auch gesundes Essen Es ist ein gutes Zeichen, dass auf den Fragebogen der dobeq am Ende die gelben Strahlemänner das Bild bestimmen. Die kleinen Kunden der dobeq – die Schüler – waren bei der aktuellen Umfrage zufrieden - noch zufriedener als in den Jahren zuvor. Die positive Rückmeldung gilt vor allem für die grundsätzliche Frage, ob den Kindern der Ganztag gut gefällt. Auch die Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher findet immer mehr Zustimmung. Die Räumlichkeiten der Offenen Ganztagsschule kommen bei der Zielgruppe ebenfalls gut an. Sogar die „Lernzeiten“ - die Hausaufgaben - werden immer besser beurteilt. Ein wenig kritischer sind die Antworten auf die Frage nach der freien Zeit. Etwa ein Viertel der befragten Kinder findet da „Na ja, es ging 16 so…“ Offensichtlich, so die Auswertung, fühlen sie sich in der Freispielphase gestört, auch weil externe Angebote in den Nachmittag rücken. Eher im Mittelfeld bleibt die Zufriedenheit mit dem Essen in der OGS – doch das war nicht unerwartet. Gesundes und ausgewogenes Essen trifft nicht immer den Kindergeschmack, Eltern können das bestätigen. „Aufgrund von kulturellen Unterschieden und Essgewohnheiten ist den Kindern gerade beim Gemüse vieles unbekannt“, sagt Thomas Momot. Dennoch bleibe ein „ausgewogenes Essensangebot“ ein wichtiger Bestandteil jeder OGS. Zentrales Organisations- und Steuerungsinstrument Thomas Momot ist Qualitätsbeauftragter für die Angebote an Schulen in der dobeq, er bereitet die Befragung der Schüler an den dobeqStandorten vor und wertet sie aus. Die großen jährlichen Ganztagsabfragen der Kinder sind nicht die einzigen Rückmeldungen, die die dobeq-Mitarbeiter von den Kindern erhalten. Für jedes Projekt im Offenen Ganztag stehen Abfragen für Kinder, Projektleiter und pädagogische Fachkräfte zur Verfügung, um die Qualität zu evaluieren. Die Projektplanung erfolgt auf Grund der Ergebnisse, die mit Beobachtungen der Fachkräfte in der OGS und Lehrern abgeglichen werden. 10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE Qualität ist eine Aufgabe, die bei 16 Offenen Ganztagsschulen und 139 Mitarbeitern immer wichtiger wird. Sie ist zum zentralen Organisations- und Steuerungsinstrument im Offenen Ganztag geworden, die unter Maßgabe der zur Verfügung stehendenden Ressourcen genutzt wird. Das OGS-Konzept ist zudem auch im Schulprogramm der jeweiligen Partnerschule verankert und wird durch die Qualitätsanalyse des Regierungsbezirks überprüft. „Unsere Arbeit wird durch das Qualitätsmanagement strukturierter“, sagt Thomas Momot, „wir hinterfragen unsere Arbeit und versuchen, durch die Umsetzung von Qualitätszielen Verbesserungen zu erreichen.“ Kommunikation: Vorausetzung von Qualität Um das leisten zu können, durchzieht das Qualitätsmanagement die Arbeit der OGS. Weil sie jeden Mitarbeiter betrifft, ist Qualität eine Frage der Kommunikation und Information. Das kann nur gelingen, wenn alle Mitarbeiter miteinander im Gespräch sind. Deshalb treffen sich die Koordinatoren der 16 OGS-Standorte einmal im Monat, finden in den Offenen Ganztagsschulen regelmäßige Dienstbesprechungen statt. Ein Netz von Steuerungskreisen und Dienstbesprechungen hilft, einzelne Themen im Blick zu behalten. Konferenzen mit Schulleitern und Lehrerkollegien sowie viele Elterngespräche sorgen für Rückmeldungen von außen. Schulungen und Fortbildungen bringen die Kollegen auf denselben Wissensstand. Qualität ist eben kein abgehobener Prozess, sondern zielt auf konkrete, direkt erfahrbare Veränderungen. Qualitätsmanagement funktioniert nur, wenn es alle einbezieht und auf Offenheit und Teilnahme setzt. Das gilt auch für die Kinder, die Thomas Momot ist Qualitätsbeauftrager für den Bereich Angebote an Schulen wichtigen sozialen Kunden der OGS. Sie können nicht nur bei Projekten und auf Fragebogen ihre Meinung kundtun, sondern ihre Ansprüche und ihre Kritik in den Kinderparlamenten der OGS äußern. „Auch das ist Qualität“, sagt Thomas Momot über diese Foren, die die Rechte der Kinder ins Bild rücken. „Eines haben wir immer im Blick: das Kind.“ Nachweisbare Qualität: Als ISO- und AWOzertifiziertes Unternehmen wird das Qualitätsmanagement der dobeq durch externe Audits jährlich überprüft. 10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE 17 Gesunde Ernährung: Experten wissen, was lecker schmeckt und gesund ist Die Zeiten ändern sich. Vor einigen Jahrzehnten noch war die Großfamilie zum Essen um den Tisch versammelt, heute wird das schnelle Mahl in einem amerikanischen Kettenrestaurant immer mehr zum Standard. Mit den wechselnden Ernährungsmoden geht das Wissen über gute Ernährung von Generation zu Generation mehr verloren. Umso größer wird die Aufgabe der Offenen Ganztagschule, die ein gesundes Ernährungsverhalten im Alltag einüben muss. Essen hält Leib und Seele zusammen. Nicht nur die körperliche Entwicklung hängt von einer gesunden und ausgewogenen Ernährung ab. Essen ist ein sozialer Akt, der Gemeinsamkeit stiftet und Zufriedenheit erzeugt. Das prägt auch die Lebenswelt Ganztagsschule. Weil die Ernährung so wichtig ist, zeichnet sich eine gute Schule nicht nur durch gute Bildung und gute pädagogische Betreuung, son- dern auch durch gutes Essen aus. Außerdem: Wer gut isst, der bleibt gesund. Diese wichtigste Art der Gesundheitsvorsorge können Kinder lernen. Auch dafür sorgt die Ganztagsschule. Das Wissen über Ernährung geht verloren Diese Erkenntnisse hat der Bereich Angebote an Schulen in der dobeq schon vor Jahren als einer der ersten Träger in NRW ernst genommen. Wie findest du dein Mittagessen? Eine Umfrage unter den Schülern der Offenen Ganztagen im dobeq-Trägerschäft 1400 1203 1249 1200 SJ 13 Toll gemacht 1000 SJ 14 Toll gemacht 774 800 758 SJ 13 geht so SJ 14 geht so 600 SJ 13 Das war nix 322 400 SJ 14 Das war nix 344 SJ 13 Insgesamt SJ 14 Insgesamt 200 67 51 0 SJ 13 Toll gemacht 18 SJ 14 Toll SJ 13 geht SJ 14 geht SJ 13 Das gemacht so so war nix SJ 14 Das SJ 13 SJ 14 war nix Insgesamt Insgesamt 10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE Übers Essen wird immer diskutiert – auch in der Offenen Ganztagsschule. Die Graphik zeigt die Zufriedenheit der Schüler im Schuljahresvergleich 2012/13 (SJ 13) und 2013/14 (SJ 14). Wenn es Kritik am Essen gibt, dann oft deshalb, weil gesundes Essen, vor allem Gemüse, bei vielen Kindern nur auf wenig Gegenliebe stößt. 2008 starteten Professor Dr. Günter Eissing und Dr. Nora Bönnhoff von der Technischen Universität Dortmund zusammen mit der dobeq das Pilotprojekt „Besser essen. Mehr bewegen. Dortmunder Kinder.“ dobeq-Projekt als landesweites Vorbild Die Wissenschaftler schulten die Küchenfachkräfte der dobeq-Teams für die Gestaltung der Speisepläne nach modernen Erkenntnissen der Ernährungsphysiologie und bildeten die pädagogischen Fachkräfte in den Ganztagsschulen in der Ernährungserziehung aus. Selbst die Kücheneinrichtungen in den Ganztagsschulen untersuchten die Fachleute der Dortmunder Universität auf ihre Qualität. Weil Essen und Bewegung zwei Seiten einer Medaille sind, wurde das Projekt von einer Kampagne für mehr Bewegung begleitet. Am Ende der Zusammenarbeit stand die Auditierung des Projekts. Die dobeq war landesweit eine der ersten Träger im Offenen Ganztag, die das Zertifikat der TU Dortmund erhielt. Es wird seitdem regelmäßig erneuert. Ein Expertenpass für leckere Dinge Um langfristige Veränderungen bei den Ernährungsgewohnheiten zu erreichen, setzt die dobeq zudem auf die Verführungskraft kulinarischer Genüsse. Sie bildet die Kinder im Ganztag zu kleinen Experten aus, die wissen, wie ein gutes Essen schmeckt und wie man es kocht. Dafür gibt es einen Expertenpass. Wer so mit leckeren Dingen „verwöhnt“ wird, will auch zu Hause nicht mehr darauf verzichten. Auf diesen Effekt hoffen die Initiatoren in der OGS. Langfristig soll die Ernährungsänderung in der Offenen Ganztagsschule zu einer gesunderen Küche daheim führen – weil es den Kindern sonst einfach nicht mehr schmeckt. „Vertrauensvolle Zusammenarbeit“ Professor Dr. Günter Eissing von der TU Dortmund über den Erfolg des Programms „Besser essen. Mehr bewegen. Dortmunder Kinder.“: „Bestandteil des Konzepts waren eine Schulung der hauswirtschaftlichen Kräfte und eine Auditierung der Kücheneinrichtung. Das erste Projekt war bereits erfolgreich. 20 Schulen wurProfessor Dr. Günter Eissing den zu einer Auditierung gebracht. Dies basierte wesentlich auf der engen Zusammenarbeit mit der dobeq und der Betriebsleitung Ute Labs. Der Ansatz hat sich als ein Erfolgsmodell erwiesen: In Nordrhein-Westfalen wurden inzwischen 250 Einrichtungen zertifiziert. Die Zusammenarbeit mit der dobeq hat sich kontinuierlich weiterentwickelt: Die OGS in Trägerschaft der dobeq wurden rezertifiziert. Es wurden auch weitere Seminare in Zusammenarbeit durchgeführt, zum Beispiel zum Thema Esskultur. Die vertrauensvolle, kooperative und anregende Zusammenarbeit war für mich und meine Mitarbeiterinnen immer eine wichtige Basis, dass wir unsere Qualifizierungsansätze erfolgreich entwickeln und optimieren konnten. Hierfür danke ich der dobeq außerordentlich.“ 10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE 19 Fachkräfte im Ganztag: Gesucht werden Typen, die was können Ganztägige und ganzheitliche Bildung ist das zentrale Anliegen der Offenen Ganztagsschule. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Offenen Ganztag der dobeq tragen diesen Ansatz als Unterstützer und Lernbegleiter der Kinder. Sie sind mit ihrer fachlichen Kompetenz, ihrer Motivation und ihrem Engagement unverzichtbar. Auf welche Eigenschaften achtet Ute Labs bei einer Bewerbung am meisten? „Vertrauen und Verlässlichkeit“, sagt Ute Labs, Betriebsleiterin der Angebote an Schulen. „Kindern fehlt heute oft eine Bezugsperson. Der geschützte Rahmen im Ganztag kann das bieten. Dafür brauchen wir Mitarbeiter, die kompetent sind und das Vertrauen der Kinder haben.“ Die Persönlichkeit entscheidet Ute Labs ist verantwortlich für 139 Kollegen in den 16 OGS-Teams der dobeq. Sie kann eine lange Liste wichtiger Qualitätskriterien für die Arbeit in der dobeq aufzählen. Entscheidend aber ist, das betont sie, „die Persönlichkeit jedes Mitarbeiters – Vertrauen, Wertschätzung für andere, Offenheit und Empathie.“ Gesucht werden Typen – die was können. Mitarbeiter im Ganztag müssen Kompetenzen mitbringen 20 und im OGS-Alltag Allrounder sein. In den multiprofessionellen Teams arbeiten Erzieher und Sozial-Pädagogen, Ergotherapeuten und Motopäden, aber auch Hauswirtschafterinnen und Kaufleute. Die pädagogisch anspruchsvolle Arbeit gelingt nur in funktionierenden Teams, mit Kolleginnen und Kollegen, die sich unterstützen und sich bei ihrer Arbeit ständig über die gemeinsamen Ziele vergewissern. Die Besprechungen in den OGS-Teams, die Koordinatorentreffen und Steuerungsgruppen schaffen ein enges kommunikatives Netz, das Absprachen, Rückmeldungen und neue Ideen schnell verbreitet. Auch Anregungen von außen sind stets willkommen. Fortbildungen und Seminare stärken die Kompetenz der Mitarbeiter und helfen, immer wieder neue Angebote und Projekte zu entwickeln. Die Zusammenarbeit mit Wissen- 10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE schaftlern und Hochschulen erweitert die Perspektive für das, was machbar ist. Die Bereitschaft zur Kooperation wird nach außen getragen. Die Mitarbeiter werden in Absprache mit den Schulleitungen eingestellt. Im Ganztag arbeiten sie „auf Augenhöhe“ mit den Lehrern, etwa beim gemeinsamen Gespräch mit Eltern. Mehr leisten für weniger Geld Wie findet man Mitarbeiter, die einen solchen Mix aus Fach- und Sozialkompetenz mitbringen – und wie behält man sie? „Gute Mitarbeiter zu finden ist schwierig genug“, seufzt Ute Labs. Noch schwieriger ist es jedoch, den Kollegen Bedingungen zu bieten, die ihr Engagement auf Dauer unterstützen und stärken. Anders als der Ganztag, der sich in den vergangenen Jahren immer weiter entwickelt hat, sind die finanziellen Mittel für die OGS auf dem alten Stand geblieben. „Wir leisten mehr und erhalten dafür unter dem Strich weniger Geld“, sagt Ute Labs. Dass die dobeq dennoch ihre guten Mitarbeiter halten kann, ist ein ermutigendes Zeichen. Auf die Dauer ist der aktuelle Zustand nicht mehr tragbar, fürchtet Ute Labs: „Wir können unsere Qualität halten, weil die Mitarbeiter das mittragen. Langfristig leben wir von der Substanz.“ Im Mittelpunkt: Das Wohl des Kindes Ausgehend von den Leitbildern von AWO und dobeq haben die Mitarbeiter im Bereich Angebote an Schulen Grundsätze für ihre Arbeit entwickelt. • Wir stellen das Wohl des Kindes in den Mittelpunkt. • Wir setzen uns dafür ein, Voraussetzungen zu schaffen, allen Kindern gleiche Entwicklungs- und Bildungschancen durch Bildungs-und Förderangebote zu ermöglichen. • Wir orientieren uns an den individuellen Fähigkeiten und Kompetenzen des einzelnen Kindes. • Wir vermitteln Werte und befähigen die Kinder, ihr Leben verantwortlich zu gestalten. • Wir legen besonderen Wert auf das Zusammenwirken von Schule und Ganztag. • Unsere Grundeinstellung ist geprägt von der Wertschätzung kindlicher Bedürfnisse und der Akzeptanz von Kindern und ihren Rechten, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht und ihrem kulturellen Hintergrund. (in Auszügen zitiert) 10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE 21 Die Koordinatorinnen und Koordinatoren der 16 OGSTeams der dobeq mit Betriebsleiterin Ute Labs (r.) und dobeqGeschäftsführer Rainer Goepfert (2.v.r.) Früherkennung: Darauf achten, was für Kinder wichtig ist Offene Ganztagschule ist mehr als Betreuung. Sie fördert Schüler und hilft Potentiale zu entwickeln. Doch was können Kinder wirklich – und wann brauchen sie Unterstützung? Zusammen mit der Universität Dortmund versucht die dobeq, darauf eine Antwort zu geben. Die Forschungsgruppe „Früherkennung und Frühförderung“ des Lehrstuhls für Rehabilitationspsychologie führt mit der dobeq an einigen OGS-Standorten ein Modell durch, das sich auf die pädagogisch geschulte Beobachtung im Alltag stützt und dabei nachprüfbare, vergleichbare Kriterien verwendet. Die Ausweitung des Modellprojekts auf andere Offene Ganztagsschulen ist beabsichtigt. Die Beobachtungsphase beginnt, wenn sich die Erstklässler an ihre neue Umgebung gewöhnt haben. Mehrere Wochen lang notieren die Teammitarbeiter im OGS-Alltag, was ihnen auffällt. Beim Zirkusspiel lässt sich beispielsweise vieles gleichzeitig beobachten, Motorik, Sprache und Kognition, aber auch die soziale Entwicklung. Beim Ausschneiden mit der Schere zeigt sich, wie die Feinmotorik entwickelt ist. Können die Mädchen und Jungen Zahlenreihen behalten? Mengen zuordnen und bestimmte Wörter richtig abschreiben? Wichtig ist die Fähigkeit zur Konzentration, der Zeitbegriff, die Bereitschaft, Dinge mit anderen zu teilen oder die Fähigkeit, sich an Regeln zu halten. Was festgehalten wird, liefert gute Hinweise auf individuelle Fördermöglichkeiten. Auch in Elterngesprächen können die Befindlichkeiten der Kinder viel detaillierter besprochen werden. Ob sich etwas verändert hat, zeigt sich ein Jahr später, wenn die Beobachtung wiederholt wird. Doch so weit sind die Partner von der TU 22 dobeq-Mitarbeiterin Melanie Meier Dortmund und von der dobeq noch nicht. „Erste Zwischenergebnisse liegen aber vor“, sagte Melanie Meier. Die Diplom-Sozialpädagogin und Sozialarbeiterin ist in der dobeq Ansprechpartnerin für das Modellprojekt. Die Zusammenarbeit mit der Universität hat eine grundsätzliche Bedeutung für die OGS. „Die Kooperation wertet unsere Arbeit auf“, meint Melanie Meier, „wir können darauf verweisen, dass wir uns auf einem wissenschaftlich gesichertem Niveau bewegen.“ Diesen Eindruck kann Professor Dr. Heinrich Tröster von der TU Dortmund bestätigen. Der Wissenschaftler lobt die Partnerschaft zwischen Uni und OGS-Träger als „ein gelungenes Beispiel für eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen der universitären Forschung und der Umsetzung in der Praxis.“ 10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE „Individuellen Förderbedarf besser erkennen.“ Das Konzept der Offenen Ganztagsschule bietet viele Möglichkeiten für neue Wege des sozialen Lernens, sagt Professor Dr. Heinrich Tröster. Er bezieht sich dabei auf die Kooperation von Universität und dobeq. „Als wir, die Forschungsgruppe „Früherkennung und Frühförderung“ des Lehrstuhls für Rehabilitationspsychologie an der TU Dortmund, vor drei Jahren Ute Labs und ihr Team kennenlernten, hat uns ihr Ansatz für die Offene Ganztagsschule sofort überzeugt. Die dobeq bietet Schülern nach dem Unterricht eine abwechslungsreiche und anregende Freizeitgestaltung und kompetente Hausaufgabenbetreuung. Die Mitarbeiterinnen der dobeq sehen ihre Aufgabe darin, die Schüler in der individuellen Entwicklung zu unterstützen, Lernangebote anzubieten, die an ihren individuellen Lernvoraussetzungen anknüpfen und soziale Lernprozesse zu initiieren, die die sozialen Kompetenzen der Schüler fördern. Dieses Konzept bietet viele Ansatzpunkte, neue Wege des sozialen Lernens in der Offenen Ganztagsschule zu entwickeln, um die Lernchancen der Schüler zu erweitern. Gemeinsam mit dem dobeq-Team haben wir in den letzten Jahren einige Projekte durchgeführt, um neue Ansätze zur individuellen Förderung zu entwickeln und zu erproben. Dabei wurden entwicklungsdiagnostische Ansätze zur systematischen Verhaltensbeobachtung in der Nachmittagsbetreuung umge- Dr. Sylvia Mira Wolf, Dr. Heinrich Tröster und Ulrike Gammel (v.l.) setzt, die dazu beitragen, den individuellen Förderbedarf der Schüler zu erkennen und die Förderangebote besser an ihre Entwicklungspotenziale anzupassen. Die mit der dobeq durchgeführten Projekte sind ein gelungenes Beispiel für eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen der universitären Forschung und der Umsetzung in der Praxis. Dabei konnten wir von den Erfahrungen und der Expertise der dobeq-Mitarbeiterinnen profitieren. Dank ihres großen Engagements und ihrer hohen fachlichen Kompetenz ist es mittlerweile gelungen, die systematische Verhaltensbeobachtung in das pädagogische Konzept der Offenen Ganztagsschule zu verankern und für die individuelle, am Entwicklungspotenzial der einzelnen Schüler orientierte Förderung einzusetzen.“ Universität-Professor Dr. Heinrich Tröster Dr. Sylvia Mira Wolf Ulrike Gammel 10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE 23 Lernen in Projekten: Wenn Schule zum Abenteuer wird Wie kann Schule Spaß machen? Bei den Projekten in den Offenen Ganztagsschulen ist das keine Frage. Wenn Kinder Theater spielen, die Natur erobern oder zu Musik Karate trainieren, kommt die Motivation ganz von selbst – und das Lernen geschieht nebenbei. Das Licht im Zuschauerraum wird gelöscht, alles ist dunkel und schwarz. Das Publikum schaut erwartungsvoll nach vorn. Plötzlich setzt Musik ein. Sechs Personen erscheinen auf der Bühne. Sie sind von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet und kommen und verschwinden scheinbar aus dem Nichts. Nur zwei UV-Röhren dienen als Lichtquellen. Sie bringen die weiße und neonfarbene Kleidung der Schauspieler zum Leuchten – und zaubern fantastische Illusionen auf die Bühne. Der Magie sind keine Grenzen gesetzt. Das Schwarzlichttheater ist bei den Kindern in der OGS beliebt, egal ob vor oder hinter der Bühne. Die Zuschauer zieht es eine wundersame Welt, die sie versunken zurücklässt. Gleichzeitig ist hinter den Kulissen die Konzentration groß. Um die Magie zu vollbringen, sind viele unsichtbare, eifrige Hände notwendig. Spielerisch und wie nebenbei lernen Die optische Täuschung beim Schwarzlichtheater gelingt nur, wenn Absprachen eingehalten werden und alle zusammenarbeiten. Die Kinder, die das Theaterstück aufführen, müssen langsam, laut und deutlich sprechen. So lernen Magie ohne Grenzen: Das Schwarzlichttheater entführt Kinder und Erwachsene in eine Traumwelt. Hinter der Bühne wird dafür konzentriert gearbeitet. 24 10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE sie spielerisch und wie nebenbei gut und richtig Deutsch. Das freut auch die Eltern, die zur Aufführung in die Schule kommen. Ganzheitliches Handeln ist gefragt Sprachförderung, Steigerung der Sozialkompetenz, Einbeziehung der Eltern in den Ganztag und das alles in einem künstlerischen und kreativen Kontext: Mehr kann Offene Ganztagsschule auf einmal nicht leisten. Noch wichtiger ist, dass keines der pädagogischen Ziele beim Schwarzlichttheater als isolierte Teildisziplin abgehandelt wird. Alles vollzieht sich in einem gemeinsamen Miteinander – in einer ganzheitlichen Handlungssituation, in der niemand den Kindern erklären muss, warum es Sinn macht, verständlich zu sprechen und mit anderen zusammenzuarbeiten. Voraussetzung dafür sind die vertrauensvollen Beziehungen zwischen den Kindern und den pädagogischen Mitarbeitern der OGS. Auch das Schwarzlichttheater wird von ausgebildeten Fachkräften durchgeführt. Mit den Projekten werden die OGS Kinder direkt erreicht. Bilden, fördern, betreuen und erziehen, so versteht sich der dobeq-Ganztag. Erfahrungen im sozialen Bereich möglich machen In der OGS kommen mit den Kindern viele Sorgen der Familien an. Oft sind Eltern in der Erziehung überfordert. Nicht immer bekommen die Kinder zu Hause die Unterstützung, die sie brauchen. In der Folge nehmen bei den Kindern Verhaltensauffälligkeiten zu. Prekäre soziale Verhältnisse und mangelnde Sprachkenntnisse erschweren die Situation zusätzlich. Daher sind Projekte wichtig, die ein Umfeld für Erfahrungen im sozialen Bereich bieten. Sie gelingen nur nach dem Motto: „Einer für alle, alle für einen.“ So wird neben der Sprachför- derung auch die (Selbst-) Disziplin und die Sozialkompetenz gefördert. Viel Bewegung und Kreativität findet in den Gruppen und Projekten statt, etwa das Soundkaratetraining, Tanzgruppen oder das brasilianische Capoeira. Kinder verschönern ihre OGS in Bastel- oder Werkgruppen und beweisen sich damit, dass sie die Umgebung selbst verändern könnrn. Sie lernen, dass im Umgang mit Tieren, etwa in der „Pfötchen-AG“, Geduld und Respekt gefragt sind. Training von Lebenskompetenzen Auf einem Acker Gemüse selbst zu ernten oder Getreide zu mahlen sind ursprüngliche Erfahrungen, die auch den Wert von Lebensmitteln erlebbar machen. In den Wald zu gehen und Untersuchungen mit dem Mikroskop anzustellen: Das ist Natur pur. Außerdem: Wer macht das denn sonst noch mit den Kindern? Wer bei solchen Projekten lernt, durchzuhalten und dabeizubleiben, trainiert Lebenskompetenzen wie Zielstrebigkeit, Zuverlässigkeit und Ausdauer. So wird die OGS tatsächlich eine Schule fürs Leben – und zum Abenteuer, das ruhig mal anstrengend sein darf. Um die Arbeit in den Teams zu unterstützen, haben die Offenen Ganztagsschulen der dobeq ein zentrales Kompetenzteam gebildet. Es schult die dobeq-Fachkräfte für die Durchführung zielgruppenorientierter Projekte, die sich bereits im OGS-Alltag bewährt haben. Dazu gehören Unterstützungsangebote im Umgang mit verhaltensauffälligen Kindern, ein Lernangebot, das Resilienz fördert, das pädagogische Verhaltenstraining Marte Meo, Soundkarate oder das Programm „Spielend streiten lernen“. 10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE 25 MENSCHEN IN DER OGS Eine große Verantwortung Christian Krause ist Beauftragter für Kindeswohlgefährdung Durch den Offenen Ganztag ist der Lebensmittelpunkt der Kinder mehr in die Schulen verrückt. Damit hat auch ein schwieriges Thema an Bedeutung gewonnen. Es geht um den Schutz des Kindes, wenn das Kindeswohl gefährdet ist. Im dobeq-Bereich „Angebote an Schulen“ gibt es dafür einen eigenen Beauftragten. Christian Krause arbeitet an der Comenius-Grundschule, ist aber für alle Offenen Ganztagsschulen der dobeq erster Ansprechpartner, wenn die Sorge akut wird, es könne eine Kindeswohlgefährdung vorliegen. „Es gibt einen klaren Handlungsablauf im Falle eines Verdachts“, sagt Christian Krause, „beobachten, dokumentieren, interpretieren, handeln.“ Die verantwortliche Schulleitung, Klassenlehrer und die pädagogischen Mitarbeiter der Offenen Ganztagsschule schätzen gemeinsam das Gefährdungspotential ein und laden eventuell die Eltern zum Gespräch ein. Sollte es erforderlich sein, wird das Jugendamt von der Schule benachrichtigt. Dennoch ist der festgelegte Prozess bei möglicher Kindeswohlgefährdung konsensorientiert: Es geht immer darum, mit den Eltern einen Weg zu suchen. Christian Krause ist nicht nur für die Krisensituationen da. Noch wichtiger ist die Vorbeugung. Deshalb informiert er bei regelmäßigen Treffen die OGS-Teams der dobeq, um sie auf Gefährdungspotentiale hinzuweisen und sie für mögliche Anzeichen zu sensibilisieren. Die erfahrenen pädagogischen Mitarbeiter der dobeq kennen die oft kaum wahrnehmbaren Hinweise. Der Zustand der Kleidung kann verraten, dass etwas nicht stimmt. Hat das Kind vor der Schule gegessen, bringt es Essen mit? „Vieles, was nicht direkt erkannt werden kann, erfahren wir im Gespräch und im Umgang mit den Kindern“, sagt Christian Krause. Deshalb ist die OGS am Nachmittag so wichtig: Hier finden Kinder eine vertraute Umgebung und Menschen vor – und irgendwann reden sie sich ihren Kummer von der Seele. Christian Krause ist Erzieher und Beauftragter für Kindeswohlgefährdung im Bereich „Angebote an Schulen“. Er kommt in die Teams an den OGS-Standorten, um die Fachkräfte zu schulen und zu beraten, Situationen von Kindeswohlgefährdung zu erkennen, zu beurteilen und angemessen zu handeln. 26 10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE MENSCHEN IN DER OGS Was das Kind wirklich bewegt Kristina Budde ist Marte-Meo-Practitioner „Erziehung ist eine Frage der Haltung“, sagt Kristina Budde. Geschieht Erziehung von oben herab oder aus dem Blickwinkel des Kindes? Wie kann es gelingen, die kindliche Perspektive einzunehmen? Darauf gibt die Entwicklungs- und Kommunikationsmethode „Marte Meo“ eine Antwort. Kristina Budde hat das Marte-Meo-Ausbildungsprogramm besucht. Die Diplom-Pädagogin berät und begleitet den Offenen Ganztag als „Marte-Meo-Practitioner“. Das liest sich komplizierter, als es ist. In der Realität ist Marte Meo „simpel, aber sehr effektiv“, sagt Kristina Budde. Vermittelt wird die Marte-MeoMethode über Videoaufnahmen. Kristina Budde zeichnet Erziehungssituation im Alltag der OGS auf, um sie später mit den pädagogischen Mitarbeitern zu besprechen. Die Wiedergabe auf dem Bildschirm bietet oft ganz neue Einsichten über das eigene pädagogische Verhalten an – wie immer, wenn man sich selbst wie „von außen“ sieht. Vor allem aber richten die Videos den Fokus auf das Kind. Bei den Aufnahmen geht es besonders um dessen Blick und Perspektive. Wen oder was schaut es an? Wie nimmt es die Situation wahr? Was deutet sich in dem Blick an? Plötzlich sind scheinbar eindeutige Beziehungen ganz anders interpretierbar. Plötzlich wird klar, warum ein Kind die Gruppe aufmischt. Vielleicht, weil es sonst nicht verständlich machen kann. Den Begriff „Marte Meo“ haben die Gründer dieser pädagogischen Technik der römi- schen Mythologie entlehnt. Er bedeutet sinngemäß „etwas aus eigener Kraft erreichen“. Um die Stärken des Kindes anzusprechen, ist das Einfühlen in seine Lebenswelt notwendig. Aufmerksamkeit und Geduld sind wichtig. „Warten, dem Kind folgen und zuletzt erst benennen“, sagt Kristina Budde: „Es geht darum, das Kind zu entdecken und nicht von oben herab zu urteilen.“ Die positive Wirkung von Marte Meo hat die Teams überzeugt, in denen Kristina Budde mit Video-Aufzeichnungen gearbeitet hat. Es ist unübersehbar, wie eine von Marte Meo inspirierte Haltung alles ändert, vor allem wenn die Möglichkeiten von Sprache erschöpft sind. Marte Meo setzt Veränderungsbereitschaft voraus. Die erzieherischen Begleiter müssen bereit sein, an sich selbst zu arbeiten. „Das ist das wirklich Wichtige an Marte Meo“, sagt Kristina Budde: „Jeder muss den neuen Blick zuzulassen. Das ändert alles.“ Die Diplom-Pädagogin Kristina Budde ist pädagogische Mitarbeiterin der dobeq und Marte-Meo-Practitionerin. Die Ausbildung zur Therapeutin und Kollegentrainerin schließt sie 2015 ab. Die Fachfrau bietet Marte Meo an den OGS-Standorten der dobeq. 10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE 27 Ganztagsklasse: Die Schule als Ort zum Leben und Lernen Für die Kinder der Eulenklasse ist Schule nicht mehr getrennt in den Unterricht am Vormittag und die OGS am Nachmittag. Sie besuchen die erste Ganztagsklasse der Libellen-Grundschule: Die Schule ist ein Ort, an dem sie leben und lernen. Katja Biehl und Janine Dannemann sind ein gutes Team. Das ist nicht so selbstverständlich, wie es auf den ersten Blick scheint. Katja Biehl gehört als pädagogische Fachkraft dem dobeq-Team der Libellen-Grundschule an, Janine Dannemann ist dort Lehrerin. Seit dem Schuljahr 2013/14 arbeiten sie gemeinsam in der Eulenklasse. Damit lösten sich die Grenzen zwischen Schule und OGS-Nachmittag auf – mehr noch, der gesamte Schulalltag änderte sich. Die „Eulenkinder“ lernen anders. Sie kennen keine Hausaufgaben mehr, sondern „Lernzeiten“, die über den ganzen Tag verteilt sind. Dafür können Unterrichtsstunden auch am Nach- mittag stattfinden oder Kurse und Aktionen des dobeq-Teams schon vormittags. Der pädagogische Blick ist viel genauer In der Libellen-Grundschule haben alle Beteiligten auf dem Weg zum neuen Ganztagskonzept viel gelernt. Traditionelle Berufsbilder änderten sich. Dass Lehrer regelmäßig nachmittags in die Klasse gehen, war ungewohnt. Für Katja Biehl war es neu, dass sie viel stärker vormittags in den Schulalltag integriert wurde. Lehrerin und pädagogische Fachkraft sind mittlerweile ein gut eingespieltes Duo, auch weil die Vorteile der Ganztagsklasse schnell deutlich wurden. Der pädagogische Blick auf Auf dem Weg zur Ganztagsklasse: Schulleiterin Christiane Mika (rechts) und Stellvertreterin Angelika Strößner 28 10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE die Schüler ist in der Eulenklasse viel genauer, weil Janine Dannemann und Katja Biehl ihre Beobachtungen und Erfahrungen besser abstimmen können. „So entsteht ein individuelles Gesamtbild der Kinder, das früher in dieser Form kaum möglich gewesen wäre“, sagt Schulleiterin Christiane Mika. „Das erleichtert den Kontakt zu den Eltern.“ Janine Dannemann und Katja Biehl sind jetzt an den Elternsprechtagen gemeinsam Gesprächspartnerinnen für Mütter und Väter. Die Ganztagsklasse ist die logische Fortsetzung des Offenen Ganztags. Schon die ersten OGS-Gründungen vor zehn Jahren hatten das Ziel, Schule von einem bloßen Lernort zu einem Ort zu verändern, am dem die Kinder leben und lernen können. Für die Kinder in der Eulenklasse ist das die Realität geworden. Die Schule ist für sie ein Schutzraum, in dem sie den ganzen Tag über feste und verlässliche Strukturen vorfinden. Der Wechsel vom Klassenraum in die Räume der OGS ist überflüssig geworden, auch das Mittagessen findet im selben Raum statt. Dieser sichere Rahmen hat geholfen, als sich die Klassengemeinschaft schnell fand und festigte. „Morgens Ernst, nachmittags Spaß“: Diese Trennung hat für die Offene Ganztagsschule noch nie gestimmt. Die Ganztagsklasse in der Libellen-Grundschule hat sie jetzt komplett aufgehoben. Schule macht jetzt immer Spaß. Geschützter Alltag: Blick in die OGS der Libellenschule In der Ganztagsklasse arbeiten Lehrerin und pädagogische Fachkraft eng zusammen. Gemeinsam können Lern-, Förder-und Freizeitangebote auf die Bedarfe der Kinder abgestimmt werden. Kinder und Eltern erleben Lehrerin und pädagogische Fachkraft als gleichberechtigte Erziehungspartner. Die Klasse als Schutzraum – die Eulenklasse mit Katja Biehl und Janine Dannemann (oben von links) 10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE 29 Familienzeit: Wenn Familien und Schule voneinander lernen Die Offene Ganztagsschule bildet eine Brücke zwischen der Schule und den Familien. Doch wie sieht der Alltag in den Familien aus? Wie gehen die Eltern und Kinder miteinander um? Und wie kann die Offene Ganztagsschule das Vertrauen der Eltern gewinnen? Mit dem Projekt Familienzeit ist es gelungen, neue Wege in die Familien zu eröffnen. Wenn die letzten Kinder nach Hause gegangen sind und es in der OGS ruhig geworden ist, kommt neuer Besuch. Wieder sind es Schüler, die eintreffen, dieses Mal aber in Begleitung ihrer Eltern und Geschwister, machmal auch mit Opa und Oma. „Familienzeit“ ist für die nächsten drei Stunden angesagt – und wie in jeder Familie wollen die Besucher in der Offenen Ganztagsschu- le gemeinsam essen, spielen, singen und miteinander reden. Gute Voraussetzungen, um voneinander zu lernen Die dobeq-Mitarbeiterinnen Liza Amann und Miriam Diaz leiten das Projekt gemeinsam. Sie eröffnen jedes Treffen mit einer kurzen Vorstellung aller teilnehmenden Familien. Rituale und strukturierte Abläufe fördern die Kommunika- Miriam Diaz (li.) und Liza Amann leiten die Familienzeit. 30 10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE Die Fotos sind während einer Familienzeit entstanden. tion und lockern die Atmosphäre auf. In einer harmonischen Runde fällt es allen viel leichter, sich selbst zu öffnen und offen für andere zu sein. Acht Mal trifft sich jede Gruppe. Jedes Treffen dauert drei Stunden, acht Familien nehmen teil. Sie kommen aus allen sozialen Schichten und kulturellen Milieus. Der verhältnismäßig lange Zeitrahmen von mindestens 24 Stunden über alle Treffen und die begrenzte Teilnehmerzahl sind gute Voraussetzungen dafür, einander wirklich kennenzulernen. Auch die Heterogenität der Familien ist gewollt. „Vielfalt wahrzunehmen und zu akzeptieren ist ein wichtiger Aspekt der Familienzeit“, sagt Liza Amann. Viele Familien erleben es als Wertschätzung, dass sich jemand für sie und ihre Lebensweise interessiert. Wie könnte man das besser, als beim Kochen und Essen? Deshalb steht im Projektbudget Geld für Lebensmittel zur Verfügung. Damit kann jede Familie bei einem Treffen für die anderen Teilnehmer kochen. Es ist nicht nur die kulinarische Visitenkarte, die hilft, über sich zu reden und sich zu zeigen. Möglichkeiten dafür gibt es in den Gesprächsgruppen und bei Spielen. „Den Schwerpunkt legen wir dabei auf Spiele, die die Körpersprache nutzen“, sagt Miriam Diaz, „ so können wir eventuellen Sprachproblemen vorbeugen.“ Für Miriam Diaz und Liza Amann bedeutet das Projekt, das zurzeit als Modellprojekt an zwei Evinger Schulen stattfindet, eine Erweiterung ihrer pädagogischen Möglichkeiten. Die beiden pädagogischen Fachfrauen haben sich mit Fortbildungen auf das Projekt vorbereitet. Der Aufwand hat sich gelohnt. Durch die Familienzeit werden sie in familiäre Netzwerke einbezogen und sie lernen, wie Familienmitglieder miteinander umgehen. Viele Eltern können auch deshalb über ihre Anliegen sprechen, weil sie sehen, dass andere Eltern ebenfalls Probleme haben, oft sogar ähnliche. Das macht es möglich, voneinander zu lernen. „Die Erziehungskompetenz, die Familien bereits besitzen, stärkt sich wie von selbst“, meint Liza Amann. Sie und ihre Kollegin Miriam Diaz leisten Unterstützung, wenn dies gewünscht ist – aber sie sind auch offen genug, sich zurückzunehmen und die Familien selbst machen zu lassen. Die Nachfrage nach der Familienzeit ist groß Gegen 19.00 Uhr endet das Treffen – wieder mit einem Ritual. Im Kreis singen alle das Lied „Alle Leut gehen jetzt nach Haus“. „Die Kinder kennen das aus der Schule“, sagt Miriam Diaz, „die Eltern sind beim ersten oder zweiten Mal noch ein wenig zurückhaltend.“ Wer sich jedoch einen Ruck gibt, hat richtig Spaß. Genau das macht das ganz besondere Gruppengefühl der Familienzeit aus. Es ist am Ende auch irgendwie befreiend, so eng mit ursprünglich fremden Menschen zusammenzukommen. Das hat sich mittlerweile herumgesprochen. Die Nachfrage nach der Familienzeit ist so groß, dass Interessenten sich zurzeit auf eine Warteliste setzen lassen müssen. Der Aktionsfonds Soziale Stadt unterstützt seit 2009 das Projekt „Familienzeit“ im Offenen Ganztag, weil hier Eltern aus dem Stadtteil gut erreicht werden. „Es gibt keine Schwellenängste, die Erzieherinnnen haben eine gute Vertrauensbasis, um Familien in ihrer Erziehungsarbeit zu begleiten und zu unterstützen“, sagt Ute Kampmann, die Aktionsraumbeauftragte für die Aktionsräume in Eving I und II. 10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE 31 Soziale Netzwerke: Eine Schule für die Menschen im Stadtteil „Wenn Probleme zu groß werden, dann hindern sie Kinder am Lernen“, sagt Schulleiterin Gisela Schultebraucks-Burgkart. Die Grundschule Kleine Kielstraße in der Dortmunder Nordstadt versucht deshalb, die Bedingungen für Kinder und Eltern zu verbessern. Die Offene Ganztagsschule der dobeq trägt entscheidend zur Öffnung der Schule in den sozialen Raum bei. Die Kinder in der Grundschule Kleine Kielstraße kommen aus dem Brunnenstraßen und Hannibalviertel. Dort spiegeln sich die sozialen Umstände wider, die die Nordstadt insgesamt zu einem Stadtteil mit „besonderem Erneuerungsbedarf“ machen. Die Arbeitslosigkeit in der Nordstadt ist hoch, der Anteil der Menschen mit Zuwanderungshintergrund im Wohnquartier liegt bei mehr als 80 Prozent. Welche Schulen wollen wir? „Unsere Kinder haben nur eine Chance, nämlich Bildung“, sagt Schulleiterin Gisela Schultebraucks-Burgkart. „Das heißt auch: Welche Schule wollen wir?“ Die Schule hat die Unterrichtsformen verändert, setzt auf den Ganztag, bezieht Eltern ein und hat sich zum Stadtteil geöffnet. Dafür wurde die Grundschule 2006 mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet. Die dobeq übernahm 2007 den Nachmittag in der OGS Kleine Kielstraße. Seitdem ist der betreute Nachmittag fest in das schulische Geschehen integriert und damit auch in das Netzwerk INFamilie im Brunnenstraßen- und Hannibalviertel. Das Netzwerk lädt zu Festen und Ferienspielen ein, kümmmert sich um Grünflächen im Quartier, unterstützt Kulturprojekte und Bildungsangebote und knüpft so eine „Bildungskette“ für Kinder. Die Partner aus der 32 Kleinen Kielstraße - Grundschule und dobeqTeam - sind immer dabei. So ist die Offene Ganztagschule Kleine Kielstraße längst zu einem echten Knotenpunkt für das soziale Leben im Quartier geworden. Möglich ist diese Arbeit nach außen nur, weil das Binnenverhältnis stimmt. Lehrerkollegium und OGS-Team arbeiten eng zusammen und koordinieren bei den regelmäßigen wöchentlichen Treffen ihre Aktivitäten. Einer der Schwerpunkte der Grundschule Kleine Kielstraße ist die intensive Familienarbeit. Das beginnt schon vor der Einschulung. Die Grundschule hat vorschulische Elterngesprächskreise eingerichtet, an denen Lehrer und Mitarbeiter der OGS teilnehmen. Vertrauen bilden, Befürchtungen wahrnehmen, Hoffnung stärken, darum geht es bei diesen Treffen. Was Eltern brauchen „Wir wollen nicht wissen, was die Schule braucht, sondern was die Eltern brauchen“, beschreibt Ulrich Pfeifer, Leiter des dobeqTeams, die Zielrichtung. Das kommt an. Etwa 70 Prozent der Eltern nimmt das Angebot wahr. Auch bei der Umsetzung der neuen Unterrichtsformen, die die Grundschule Kleine Kielstraße entwickelt hat, leistet das OGS-Team wichtige Unterstützung. Die Kleine Kielstraße 10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE Partner in der Grundschule Kleine Kielstraße: Schulleiterin Gisela SchultebraucksBurkkart und Ulrich Pfeifer, Ansprechpartner in der OGS hat auf einen jahrgangsübergreifenden Unterricht umgestellt. Die Klassen 1 und 2 und die Klassen 3 und 4 lernen zusammen. Chancengerechtigkeit durch den Ganztag Das soziale Lernen im Schulalltag gewinnt dadurch an Selbstverständlichkeit. Die Tatsache, dass die Kinder in der OGS einen großen Teil der Zeit nach dem Unterricht gemeinsam verbringen, verstärkt diesen Prozess. Das dobeq-Team schafft das über Projekte, die die pädagogischen Fachkräfte den Kindern anbieten. Dazu gehört der Kochkurs, der Lust darauf macht, aus guten Lebensmitteln selbst etwas Leckeres zu zaubern. Der Restauranttisch, ein anderes OGS-Projekt, ist immer nur wenigen Schülern vorbehalten, die dort bevorzugt behandelt werden und nebenbei lernen, dass Tischmanieren nicht nur nerven. Etwas ganz anderes sind die Besuche der Kinder aus der OGS auf einem Reiterhof. Die Kinder erleben in der OGS Kleine Kielstra- ße vieles, was ihnen sonst vorenthalten würde. Das bedeutet nicht nur Chancengerechtigkeit, sondern ist auch eine Motivation. „Wir wollen Schule zu einem Ort machen, der Kindern soziale Erfahrung und soziales Lernen ermöglicht“, sagt Ute Labs, Leiterin des Bereichs Angebote an Schulen über die Zusammenarbeit in der Grundschule Kleine Kielstraße: „In diesem Punkt passen wir einfach gut zusammen.“ Das Netzwerk INFamilie ist ein Zusammenschluss von mehr als 60 Akteuren. Bekannte „Ankerstandorte“ wie die Offene Grundschule Kleine Kielstraße bilden die Keimzelle der Aktivitäten. Von hier aus werden Maßnahmen und Projekte vorangetrieben. Die Bewohner im Quartier sollen „mitgenommen“ werden. Weil Lebensbedingungen großen Einfluss auf die kindliche Entwicklung haben, strebt das Netzwerk INFamilie eine ganzheitliche Umfeldverbesserung des Quartiers an. 10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE 33 Brechtener-Grundschule „Lernen und leben - unterschiedlich aber gemeinsam.“ Comenius-Grundschule „Gemeinsam viele neue Schritte gehen und sichtbare Spuren hinterlassen.“ Dellwigschule „Wir entdecken mit den Kindern gemeinsam die Welt!“ Graf-Konrad-Grundschule „Das Recht des Kindes auf den heutigen Tag. Das Recht jedes einzelnen Kindes, genau so zu sein, wie es ist. Das ist uns wichtig. “ Höchstener Grundschule „Selbstständigkeit, soziales Lernen, Wissen, Individualisierung“ Hohwart-Grundschule „Wir haben das Kind im Blick, mit dem Ziel, eine Bereitschaft zu lebensbegleitendem Lernen aufzubauen.“ 34 10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE Eine Idee, 16 Teams An 16 Offenen Ganztagsschulen in Dortmund arbeiten pädagogische Teams der dobeq: Das bedeutet jede Menge gute Ideen, sehr viel Power für die Kinder und vor allem ein abwechslungsreiches und anspruchsvolles Angebot. Jedes Team hat ein eigenes Gesicht und einen eigenen Charakter, auch wenn alle für die eine Idee stehen: Wir haben immer zuerst das Kind im Blick. Team-Leitung: Ute Labs und Sarah Heidenreich-Strunk „Der Weg ist das Ziel ... und wir gehen ihn alle gemeinsam.“ Jungferntal-Grundschule „Wir schaffen gemeinsam eine Atmosphäre, in der wir leben, lernen und uns wohlfühlen können!“ Grundschule Kleine Kielstraße „Wir – gemeinsam Richtung Zukunft!“ Mörike-OGS Libellen-Grundschule „Wir möchten die Unterschiedlichkeit der Kinder stärken und individuell fördern.“ Mörike-Grundschule „OGS-Qualität wird hier gelebt! Wir ziehen alle an einem Strang.“ 35 Osterfeld-Grundschule „Wir sind gut vernetzt. Eine offene GANZTAGS-Schule!“ Overberg-Grundschule „Wir sind die OGS mit Herz, jedes Kind ist uns wichtig!“ Petri-Grundschule „Miteinander leben, voneinander lernen... wir sind ein tierisch starkes Team.“ Roncalli-Grundschule „Viele verschiedene Töne ergeben gemeinsam eine spannende Melodie.“ Steinhammer-Grundschule „Wir stärken unsere Kinder.“ Stift-Grundschule „Betreuen, fördern und Neigungen entwickeln.“ 36 10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE MENSCHEN IN DER OGS „Wir wollen alle mitnehmen.“ Sandro Barbato ist Trainer für Soundkarate in den Offenen Ganztagsschulen In seinem Büro ist vor einigen Monaten ein neuer Pokal hinzu gekommen. Sandro Barbato hat ihn auf der Karate-Landesmeisterschaft errungen. Der 48-Jährige hat einen Großteil seines Lebens dem Kampfsport gewidmet. Diese Erfahrung nutzt er auch als Mitarbeiter der Angebote an Schulen in der dobeq. Wenn Sandro Barbato in eine der Offenen Ganztagschulen der dobeq kommt, wollen alle Kinder sein Training mitmachen. Karate, das lockt, und dann ist da noch die Musik, zu der man sich während des Trainings bewegen kann. Sandro Barbato trainiert eine besondere Richtung der japanischen Kampfkunst, das „Soundkarate“, das musikalische und spielerische Elemente in das Training integriert und besonders für Kinder geeignet ist. „Wir trainieren so einfach wie möglich“, sagt Sandro Barbato. „Es soll vor allem Spaß machen. Wir wollen alle mitnehmen.“ Austoben ist in Ordnung, Unsinn machen auch, und doch prägen die ursprünglichen Rituale auch das Soundkaratetraining: respektvoller Umgang, Höflichkeit und Vertrauen, Disziplin und Konzentration. Es beginnt mit der Verbeugung vor den Anderen zu Beginn und endet mit dem konzentrierten Abschied am Ende. Das wird von den Kindern akzeptiert, weil es nicht aufgesetzt wirkt, sondern ganz einfach zur Haltung des Karate gehört. Gerade die Kinder, die gerne auftrumpfen, die unruhig sind, kommen gut damit zurecht. Das hat Sandro Barbato immer wieder erlebt. Nach dem Soundkarate-Training sind immer Sandro Barbato arbeitet seit mehr als zehn Jahren im Offenen Ganztag. Er ist Träger des fünften Dan, zweifacher deutscher Vizemeister und Trainer im Judo-und Jiu-Jitsu-Club Dortmund e.V. Er führt die Kurse in Soundkarate in vielen Offenen Ganztagsschulen durch. alle Kinder entspannt und ausgeglichen, egal wie unruhig sie vorher waren. Nicht selten entwickelt sich so in der Offenen Ganztagschule eine tiefere Liebe zum Karate und manchmal eine echte Sportkarriere. Sandro Barbato trainiert einige frühere OGS-Schüler in seinem Dojo in der Nordstadt. Eine von ihnen ist heute zwölf Jahre alt und die jüngste DanTrägerin in Deutschland: Auch das ist eine Erfolgsgeschichte, die in der Offenen Ganztagsschule begonnen hat. KONTAKTE Primarbereich - Offener Ganztag Betriebsleitung: Ute Labs stellv. Fachgruppenleitung: Sarah Heidenreich-Strunk T. 0231. 99 34 101 [email protected] Brechtener Grundschule Evinger Str. 600, 44339 Dortmund Marion Lübko, T. 0231. 22 52 764 [email protected] Comenius-Grundschule Akazienstr. 84-86, 44143 Dortmund Jessica Theimann, T. 0231. 47 73 377 [email protected] Dellwigschule Westermannstr 21, 44388 Dortmund Ute Labs, T. 0172. 51 60 404 [email protected] Graf-Konrad Grundschule Grävingholzstr. 59, 44339 Dortmund Eveline Fuchs, T. 0231. 477 37 517 [email protected] Grundschule Kleine Kielstraße Kleine Kielstraße 20, 44145 Dortmund Ulrich Pfeifer /Rabea Lawatsch T. 0231. 86 10 43 15, Hdy 0160 708 4973 [email protected] Höchstener Grundschule Lührmannstraße 1, 44267 Dortmund Sabrina Rosenek-Mämpel / Nicole List T. 0231. 22 23 98 84 [email protected] Hohwart-Grundschule Winkelriedweg 2-4, 44141 Dortmund Pia Sommer, T. 0231. 47 73 78 64 [email protected] Jungferntal-Grundschule Jungferntalstr. 60–64, 44369 Dortmund Romina Steinmetz, T .0231. 69 604 15 [email protected] Libellen-Grundschule Burgholzstr. 148, 44145 Dortmund Victor Cardoso Da Silva, T. 0231. 47 73 336 [email protected] Mörike-Grundschule Somborner Str. 110, 44388 Dortmund Melika Hosseini, T. 0231. 22 25 576 [email protected] Osterfeld-Grundschule Osterfeldstraße 131, 44339 Dortmund Aneta Durmus, T. 0231. 28 66 38 66 [email protected] Overberg-Schule Städt. Kath. Grundschule Mengede Am Hohen Teich 5, 44359 Dortmund Martina Krüger, T. 0231. 28 67 36 23 [email protected] Petri-Grundschule Beurhausstr. 15-17, 44137 Dortmund Andrea Schäfer, T. 0231. 50 27 365 [email protected] Roncalli-Grundschule Städt. Kath. Grundschule Husener Eichwaldstraße 270, 44319 Dortmund Katharina Werra, T. 0231 . 425 79 31 18 [email protected] Steinhammer-Grundschule Schulte Heuthausstr. 28, 44379 Dortmund Renate Maijs T. 0231. 28 67 29 69 [email protected] Stift-Grundschule Am Bruchheck 47, 44263 Dortmund Martina Klingner, T. 0231. 47 73 39 18 [email protected] Verlässliche Betreuungsangebote Brechtener Grundschule/ Am Birkenbaum Am Birkenbaum 36 44339 Dortmund Barbara Groth T. 0152 074 06 487 Grafen Grundschule Deusenerstr. 230 44369 Dortmund Melanie Meier, T. 0160 38 20 653 Höchstener Grundschule Lührmannstr. 1, 44267 Dortmund Heike Knothe, T. 0160 40 95 578 Libellen Grundschule Burgholzstr.148 44145 Dortmund Victor Cardoso Da Silva, T. 0176 250 42 846 dobeq GmbH Angebote an Schulen Klosterstraße 8-10 44135 Dortmund T. 02 31 . 99 34 0 F. 02 31 . 99 34 330 [email protected] www.dobeq.de Zertifiziertes Qualitätsmanagement nach DIN EN ISO 9001:2008 AZAV und AWO-Qualitätskriterien