Eine Schule für alle zum Leben und Lernen

Transcription

Eine Schule für alle zum Leben und Lernen
10 Jahre Offene Ganztagsschule
Eine Schule für alle
zum Leben und Lernen
Inhalt
Zehn Jahre Offene Ganztagsschule
Eine Schule für alle zum Leben und Lernen
Ein Ort, an dem sich Lebenswelten verändern
Gerda Kieninger MdL, Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt UB Dortmund,
Vorsitzende der Gesellschafterversammlung der dobeq GmbH
und Andreas Gora, Geschäftsführer Arbeiterwohlfahrt UB Dortmund
...5
Verlässlicher Partner für Eltern und Kinder
Klaus Burkholz, Jugendamtsleiter Stadt Dortmund
...7
Überblick: Die Entwicklung des Offenen Ganztags und seine Zukunft
...8
Rückblick: Wie Vertrauen wächst und Schule sich verändert
...12
Auf Augenhöhe: „Wir sind zusammengewachsen.“
...14
Qualität: „Toll gemacht, weiter so...“
...16
Gesunde Ernährung: Experten wissen, was lecker schmeckt und gesund ist
...18
Fachkräfte im Ganztag: Gesucht werden Typen, die was können
...20
Früherkennung: Darauf achten, was für Kinder wichtig ist
...22
Lernen in Projekten: Wenn Schule zum Abenteuer wird
...24
Ganztagsklasse: Die Schule als Ort zum Leben und Lernen
...28
Familienzeit: Wenn Familien und Schule voneinander lernen
...30
Soziale Netzwerke: Eine Schule für die Menschen im Stadtteil
...32
Eine Idee, 16 Teams: Die dobeq in den 16 Offenen Ganztagsschulen
...34
Menschen in der OGS
Christian Krause, Beauftragter für Kindeswohlgefährdung
Kristina Budde, Marte-Meo-Practitionerin
Sandro Barbato, Trainer für Soundkarate
...26
...27
...37
Kontakte
...38
Impressum
Herausgeber: dobeq GmbH, Klosterstraße 8-10, 44135 Dortmund, www.dobeq.de
verantwortlich: Rainer Goepfert, Geschäftsführer, T. 0231 . 99 34 307, [email protected]
Redaktion: Ute Labs, Karl-Martin Flüter
Herstellung: Pressebüro Karl-Martin Flüter, T. 0 52 51 . 14 21 357, [email protected]
Fotos: dobeq GmbH, Karl-Martin Flüter, Oliver Schaper (Seite 4 oben),
Gunnar Schroeder (Seite 6 oben)
Stand: Oktober 2014
Die Bilder auf den inneren Umschlagseiten wurden von Kindern aus den Offenen Ganztagsschulen der dobeq gezeichnet und gemalt.
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Die Welt kennenlernen und Neues erleben: Das ist der Kern des ganzheitlichen Bildungsgedankens, den die
Offene Ganztagsschule lebt. Mikroskopische Untersuchungen vor Ort oder Getreide mahlen: Der Offene Ganztag
macht Wissen erlebbar – für alle Kinder.
Vorwort
Ein Ort, an dem sich Lebensund Lernwelten verändern
Als vor zehn Jahren die ersten Offenen Ganztagsschulen (OGS) im Primarbereich eingerichtet wurden, war die Resonanz in Dortmund groß.
Die Bedeutung des Ganztags ist seitdem kontinuierlich gewachsen. Die Offenen Ganztagschulen prägen das Image des Schulstandortes Dortmund und sie sind für Eltern zu einem entscheidenden Kriterium bei der Wahl der Schule
geworden.
Die Arbeiterwohlfahrt Dortmund mit ihrer Tochtergesellschaft dobeq hat den Weg der OGS von
Anfang an begleitet und die Entwicklung des
Andreas Gora
Gerda Kieninger
Ganztags hin zu neuen Angeboten und pädagogischen Konzepten und einer noch besseren Verzahnung von schulischen Aktivitäten und außerschulischen Angeboten gefördert. Dabei ist
der Bereich „Angebote an Schulen“ der dobeq GmbH stetig gewachsen. Heute arbeiten in den
16 Offenen Ganztagsschulen 139 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie betreuen mehr als 1 700
Kinder. Damit ist die dobeq einer der größten Träger im Bereich des Offenen Ganztags.
Die Offene Ganztagsschule hat sich innerhalb weniger Jahre als ein Ort erwiesen, an dem sich
Lern- und Lebenswelten tatsächlich positiv verändern lassen. Sie steht für einen Bildungsbegriff, der den ganzen Menschen einschließt. Dabei öffnet sich Schule für die soziale Umwelt,
geht auf Eltern und Familien zu und stärkt soziale Netzwerke. Die Offene Ganztagsschule wird
zu einem wesentlichen Faktor im Quartier. So geht gesellschaftliche Veränderung: in kleinen
Schritten und gemeinsam mit allen.
Die Hoffnungen, die sich vor zehn Jahren mit dem Offenen Ganztag verknüpften, sind übertroffen worden. Das ist ein Hinweis darauf, wie notwendig und überfällig die Veränderung der
Schule von einem Lern- zu einem Lebensort war.
Doch gute Pädagogik und Bildung leben nicht von Ideen alleine. Der Offene Ganztag braucht
mehr Geld, mehr Ressourcen, mehr Fürsprecher in der Politik. Dafür kämpft die Arbeiterwohlfahrt seit Jahren, zuletzt mit einem viel beachteten Aktionstag im Rahmen der landesweiten Aktion „OGS funkt SOS“. Wollen wir die Fortschritte der OGS nicht gefährden, dann müssen wir
umdenken: Soziale Veränderung gibt es nicht umsonst. Es lohnt sich zu investieren, vor allem
wenn soziale Arbeit so effizient und tiefgreifend geschieht wie in den Offenen Ganztagschulen.
Gerda Kieninger MdL
Vorsitzende der
Arbeiterwohlfahrt UB Dortmund
Vorsitzende der Gesellschafterversammlung
der dobeq GmbH
Andreas Gora
Geschäftsführer
Arbeiterwohlfahrt UB Dortmund
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Die Umwelt gestalten und zusammenarbeiten: Ín der Offenen Ganztagsschule erleben Kinder, dass es
Spaß macht, aktiv zu werden und etwas zu schaffen – egal ob das bei der Verschönerung einer Hauswand
mit der Dortmunder Skyline geschieht oder wenn alle gemeinsam basteln.
Vorwort
Verlässlicher Partner
für Eltern und Kinder
Anfang 2003, noch vor dem offiziellen Erlass des Landes NRW,
machten sich das Familien-Projekt, das Schulamt, die Schulen
und die freien Träger der Jugendhilfe auf den Weg, die Offene
Ganztagsschule (OGS) in Dortmund aufzubauen. Gemeinsam
gelang es, bereits zum Schuljahr 2003/2004 an 28 Schulstandorten 1687 Ganztagsplätze zu schaffen.
Auch die dobeq GmbH gehörte mit zu den Partnern aus der
Jugendhilfe, die von der ersten Stunde an verlässlich und
aktiv daran mitgewirkt haben, für Kinder der Primarstufe die
OGS auf- und auszubauen. Sie startete an zunächst zwei Schulstandorten mit insgesamt 189 Ganztagsplätzen. Heute blicken
wir auf zehn Jahre ‚Offene Ganztagsschule‘ zurück und wir verfügen über ein flächendeckendes Angebot an Offenen Ganztagsschulen. Ich bin stolz auf das Erreichte, uns ist ein stetiger
Ausbau gelungen.
Klaus Burkholz
Zum Schuljahr 2014/2015 stehen in Dortmund für knapp 50 Prozent der Grundschulkinder Ganztagsplätze zur Verfügung. Ein Angebot, das für die Kinder mehr individuelle
Förderung und für die Eltern eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglicht. Aktuell werden von der dobeq mehr als 1 700 Schülerinnen und Schüler durch 139
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 16 Offenen Ganztagsschulen in Dortmund betreut,
unterstützt und gefördert.
Inzwischen ist der Ganztag zum Gütesiegel einer Schule geworden, ein verlässlicher
Partner für (berufstätige) Eltern, Unterstützer und Begleiter für Eltern und Kinder, ein
Ort des Lernens für mehr Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit. In der täglichen
Arbeit mit den Schülern sind die Schulteams gefordert, Veränderungen umzusetzen und
Weiterentwicklungen gemeinsam zu gestalten.
Teamarbeit ist ein wesentlicher Gelingensfaktor für die Qualitätsentwicklung in den
Offenen Ganztagsschulen. Die weitere Qualitätsentwicklung ist eine Herausforderung,
der sich die Schulteams, das Familien-Projekt und die freien Träger der Jugendhilfe
auch zukünftig stellen werden.
Als Leiter des Familien-Projektes bin ich den bisherigen Weg gern mit allen Partnern
gegangen. Ich freue mich, in meiner neuen Funktion als Leiter des Jugendamtes die
Erfolgsgeschichte „Offene Ganztagsschule“ weiter zu begleiten!
Klaus Burkholz
Jugendamtsleiter der
Stadt Dortmund
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Überblick: Die Entwicklung des
Offenen Ganztags und seine Zukunft
von Rainer Goepfert, dobeq-Geschäftsführer Angebote an Schulen
und Ute Labs, Betriebsleiterin Angebote an Schulen
Mehr Chancengerechtigkeit für Kinder und die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf:
Von diesen und ähnlichen Erwartungen begleitet hat die Offene Ganztagsschule (OGS) vor zehn
Jahren auch in der dobeq begonnen. Mit einem ganzheitlichen Bildungsansatz, einer guten Zusammenarbeit an Schulen, engagierter Netzwerkarbeit, hohen Qualitätsstandards und engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist das mehr als gelungen. Schule hat sich verändert.
Doch wird der Offene Ganztag in Zukunft die notwendige politische Unterstützung erhalten?
Als 2004 die Angebote an Schulen als neuer Bereich der dobeq GmbH starteten, konnte niemand ahnen, welchen Aufschwung die Offene Ganztagschule innerhalb eines Jahrzehnts
nehmen würde. Die Fakten sprechen für sich.
Die Zahlen der Schulen, Schüler und Mitarbeiter
haben sich seitdem vervielfacht.
Der Offene Ganztag ist ein zentrales soziales
und bildungspolitisches Anliegen. Er soll an-
gesichts unterschiedlicher Herkunftsmilieus die
Chancengerechtigkeit der Kinder verbessern. In
einer arbeitsteiligen Gesellschaft, in der beide
Eltern arbeiten, und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf immer schwieriger wird, bietet
der Ganztag Bildung, Betreuung und einen Ort,
an dem sich Kinder wohl fühlen.
Doch die Ganztagschule ist mehr als das. Sie
knüpft Kooperationen mit Partnern in und au-
Schülerzahlen an den 16 OGS-Standorten der dobeq
Auch als die Zahl der Grundschüler in Dortmund in den
letzten Jahren abnahm, verzeichneten die OGS-Teams in
den Offenen Ganztagsschulen
eine zunehmende Nachfrage.
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10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE
Betriebsleiterin
Ute Labs und dobeqGeschäftsführer
Rainer Goepfert
ßerhalb der Schule, erarbeitet neue pädagogische Konzepte, entwickelt die Qualität der Angebote ständig weiter und wirkt in familiäre
und soziale Netzwerke hinein.
Die Bedeutung des Ganztags wird zunehmend erkannt. In den Schulen sind die pädagogischen Teams der dobeq heute Partner auf
Augenhöhe und an vielen Stellen weitgehend
in den Unterricht integriert. Die Zeit, die Lehrer
am Nachmittag mitarbeiten, ist gleichfalls kontinuierlich gewachsen.
Wie innerschulische Zusammenarbeit gelingt
Ein gutes Beispiel für innerschulische Kooperation ist die Zusammenarbeit während der Lernzeiten, wenn die Hausaufgaben in der OGS erledigt werden. Die pädagogischen Fachkräfte besuchen den Unterricht am Vormittag und
erfahren während der Hospitationen, was die
Lehrer unterrichten und was sie von ihren Schü-
Angebote an Schulen
in der dobeq gmbH
Im Schuljahr 2014/15 hat der Offene Ganztag der dobeq 139 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter. Mehr als 1700 Schulkinder besuchen die 16 Offenen Ganztagsschulen.
2004: Start des Offenen Ganztags an zwei
Schulstandorten
2014/2015: 16 OGS-Grundschulen sowie
vier Grundschulen mit verlässlicher Betreuung
Die dobeq GmbH ist ein Unternehmen der
Arbeiterwohlfahrt.
Die dobeq ist seit 2008 nach ISO- und AWOQualitätsnormen zertifiziert.
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lern bei den Hausaufgaben erwarten. Die Lehrer selbst nehmen nachmittags an der Hausaufgabenbetreuung teil und erleben, wie sich
die Kinder außerhalb des Unterrichts verhalten.
Alle Beteiligten haben die Möglichkeit, über
ein Rückmeldesystem Anmerkungen, Informationen und Rückmeldungen weiterzugeben.
Dank dieses Systems bleibt die Kommunikation
zwischen Kindern, Eltern, Fachkräften und Lehrern stets im Fluß.
Einbindung in familiäre und soziale Netzwerke
Für die, um die es bei diesem Prozess geht,
die Kinder, wurden weitere institutionalisierte Formen der Teilhabe geschaffen. So könnnen sie sich nicht nur über die Hausaufgaben
äußern, sondern beispielsweise auch in den
Kinderparlamenten oder bei den regelmäßigen
Umfragen ihre Zufriedenheit mit der Offenen
Ganztagsschule öffentlich machen.
Ein weiteres Beispiel für die Weiterentwick-
lung der OGS sind die Ganztagsklassen, in denen Lehrer und OGS-Fachkräfte gemeinsam die
Schüler durch den Schulalltag begleiten. Die
Ergebnisse der ersten Modellprojekte machen
Mut, diesen Weg weiter zu gehen.
Das Ziel bleibt es, Vormittag und Nachmittag
noch besser zusammenzuführen und Schulen
zu einem Lern- und Lebensort für alle Kinder
zu machen. Dahinter steht die pädagogische
Überzeugung, man könne Kindern am besten
gerecht werden, wenn ihre Erziehung nicht in
Systemen – wie Familie oder Schule – getrennt
abläuft, sondern ganzheitlich geschieht.
Dieser Ansatz bringt Projekte wie die „Familienzeit“ hervor. In der Gesprächsgruppe für Eltern, Kinder und Angehörige gelingt es, Familien in den Ganztag einzubeziehen, sie einander
vorzustellen und ihr Vertrauen zu gewinnen.
Familien suchen diese Kontakte und die Möglichkeiten, an Informationen zu gelangen und
Rat zu finden. Sie sehen sich oft hilflos immer
NETZWERK OGS: Die Kinder stehen im Mittelpunkt
Eltern
Familienprojekt
Dortmund
Schule
Schulleiter
Lehrer
Projekte
Kooperationen
Das dobeq-Team in der OGS
Koordinatoren, Erzieher
Schulassistenten
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unübersichtlicheren Anforderungen und unterschiedlichen Wertevorstellungen gegenüber.
Die Offene Ganztagsschule leistet mit der Familienzeit ein Angebot der Orientierung.
Vor allem aber machen solche Projekte die
Bedeutung von sozialen Netzwerken deutlich. Weil soziale Nähe gerade in Städten immer mehr erodiert, ist die Förderung des sozialen Zusammenhalts in den Wohnquartieren zu
einer zentralen Aufgabe von Politik und Sozialarbeit geworden. Die Offenen Ganztagsschulen
können in diesem Prozess ihre Stärken einbringen. Sie sind bereits Anlaufstellen und Knotenpunkte sozialer Beziehungen.
Hier kommen nicht nur Kinder, Eltern, Erzieher
und Lehrer zusammen, sondern auch Vertreter
von Vereinen und sozialen Projekten. Ganztagsschulen zu Basisstationen der Quartiersarbeit zu machen, liegt also nahe. Die dobeq
unterstützt und fördert diese Entwicklung. Im
Netzwerk INFamilie in der Dortmunder Nordstadt sind die dobeq-Teams zu wichtigen Trägern der Nachbarschaftsarbeit geworden.
Der Erfolg des OGS wird nicht honoriert
Das Land hat gemeinsam mit den Kommunen
in Nordrhein-Westfalen mit den Offenen Ganztagsschulen ein Erfolgsmodell auf den Weg gebracht. Man dürfte erwarten, dass die positive Entwicklung der Offenen Ganztagsschule von
Staat und Politik honoriert wird.
Doch das geschieht nicht. Der Offene Ganztag
leidet an einer schleichenden finanziellen und
politischen Austrocknung. Die Zuschüsse zur Finanzierung der OGS sind bis auf eine minimale Erhöhung im Jahr 2011 nicht angepasst worden. Nur die Personalkosten sind dagegen seit
dem Start der OGS vor zehn Jahren um 25 Prozent gestiegen. Allein um den aktuellen Standard zu halten, muss mehr Geld ins System.
Investitionen in den Offenen Ganztag lohnen sich
Die Landesarbeitsgemeinschaft der Arbeiterwohlfahrt mahnt deshalb die qualitative Weiterentwicklung der landesgesetzlichen Regelungen zum Offenen Ganztag im Primarbereich
an. Hauptforderungen sind die Anhebung der
Landesförderung, eine verbindliche jährliche
Steigerung der Finanzierung und – zehn Jahre nach Gründung des Offenen Ganztags – die
Überführung des Erlasses zur OGS in eine klare
gesetzliche Regelung.
Feste Arbeitsverträge, eine angemessene personelle und räumliche Ausstattung sowie die
finanzielle Absicherung der Personal- und
Sachkostenpauschale sind Rahmenbedingungen, die bei einem qualitativ anspruchsvollen
Ganztag selbstverständlich sein sollten. Auch
die Finanzierung verlässlicher Bezugspersonen
für die angestrebte Inklusion von Kindern mit
Handicaps ist längst nicht ausreichend.
Es lohnt sich, in Qualität zu investieren. Das
beweist die dobeq. Vier von fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind pädagogische Fachkräfte, die meisten haben unbefristete Arbeitsverträge. Schon seit Jahren ist die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung die Regel. Die
Mitarbeiter schätzen diese Standards. Die personelle Fluktuation ist gering.
Auch bei Eltern und Kindern ist die Zufriedenheit groß. Immer mehr Familien interessieren
sich für die Angebote der dobeq. Die Zahl der
Schüler ist seit 2004 ständig gestiegen. In allen
OGS-Schulen werden Wartelisten geführt.
Der Offene Ganztag steht nach zehn Jahren
am Anfang seiner Entwicklung. Vieles ist geschehen, vieles noch möglich. Ihren Erfolg verdankt die OGS den hochmotivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den engagierten
Schulleitungen mit ihren Kollegien. Dafür allen zum Jubiläum ein aufrichtiges Dankeschön.
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Rückblick: Wie Vertrauen wächst
und Schule sich verändert
Die Stift-Grundschule in Hörde darf sich die älteste OGS-Schule in dobeq-Trägerschaft nennen.
Die Zusammenarbeit begann 2003, schon ein Jahr bevor die dobeq offiziell die Angebote an
Schulen im Offenen Ganztag aufbaute.
Als die Offene Ganztagsschule in der StiftGrundschule vor elf Jahren startete, stand für
die 36 Kinder nur ein Raum zur Verfügung. „Wir
haben gemerkt, das geht so nicht“, sagt Monika Hornig, damals wie heute Schulleiterin.
Schnell erhielt die OGS einen zweiten, dann einen dritten Raum. Irgendwann wurde ein Stück
der Aula abgeknapst, die Küche kam hinzu.
Heute stehen vier Räume und die Küche für die
130 OGS-Kinder bereit.
Die OGS in der Stift-Grundschule verdankte ihre
kontinuierliche Entwicklung auch der Tatsache,
dass die handelnden Personen sich seit anderthalb Jahrzehnten kennen und schätzen.
Vertraute Partnerinnen: Schulleiterin Monika Hornig (links)
und OGS-Koordinatorin Martina Klingner
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Die OGS-Koordinatorin Martina Klingner und
Schulleiterin Monika Hornig lernten sich bereits
Mitte der 1990er-Jahre kennen, als Martina
Klingner die Leitung der Schulbetreuung übernahm, Vorläuferin der Offenen Ganztagschule.
Die Zusammenarbeit musste sich entwickeln
Das Vertrauensverhältnis erleichterte die Zusammenarbeit, dennoch blieb der Weg von den
Anfängen bis heute ein langer Prozess. „Was
heute selbstverständlich ist, war vor zehn Jahren so neu, dass es auf Widerstände stieß“, erinnert sich Monika Hornig.
So ist die Nutzung der Klassenräume und der
Turnhalle im Nachmittagsbetrieb der Offenen
Ganztagsschule heute Alltag, damals gab es um
diese Frage Auseinandersetzungen. Auch die
Zusammenarbeit von Lehrerkollegium und pädagogischen Fachkräften aus der OGS musste
sich erst entwickeln.
Gegenseitige Hospitationen sind in der StiftGrundschule mittlerweile die Regel, lange Zeit
galten sie als Zusatzpflicht. Heute besuchen die
pädagogischen Fachkräfte selbstverständlich
die Klassen der Kinder, die zu ihren Hausaufgabengruppen gehören.
OGS muss Spaß machen
„Wir sind heute eine Schule“, sagt Monika Hornig und betont das Wort „eine“. Selbstverständlich feiern Schüler, Lehrer und pädagogische Fachkräfte am Ende des vierten Grundschuljahres gemeinsam. Martina Klingner
nimmt an den Schulkonferenzen teil. Ihr Büro
liegt Tür an Tür mit dem der Schulleiterin. Das
erleichtert die Verständigung.
Trotz der Nähe bleibt der Nachmittag in der
OGS eigenständig. „Die Kinder haben einen
Acht-Stunden-Tag“, sagt Martina Klingner, „es
ist wichtig, dass sie nachmittags auch spie-
Eine grundlegende Erneuerung
stellte die
Journalistin
Nina Fressen
2006 in der
Stift-Grundschule fest.
len können und nicht nur ein Pflichtprogramm
haben. OGS muss Spaß machen.“ Die Offene
Ganztagsschule hat im Laufe der Zeit viele interessante Projekte aufgebaut, wie die AG zum
Tierschutz, die Theatergruppe oder die Trommelgruppe unter der Leitung von Aladji Touré.
Die jungen Musiker sind das Aushängeschild
der Stift-Grundschule geworden. Beim traditionellen „Brückenfest“ in Hörde planen die
Organisatoren sie mittlerweile fest ein. Das
Stadtteilfest ohne die Trommler aus der OGS:
Das können sich die Hörder mittlerweile nicht
mehr vorstellen.
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Auf Augenhöhe: „Wir sind
zusammengewachsen.“
Der Erfolg der Offenen Ganztagsschule hängt entscheidend von der offenen und konstruktiven
Zusammenarbeit zwischen den Schulen und den pädagogischen Teams der dobeq ab. Je selbstverständlicher Vormittag und Nachmittag in der OGS zusammenarbeiten, desto besser gelingt
die Förderung der Kinder.
Die Zahl der gemeinsamen Termine von Mechthild Hoffmann und Jessica Theimann nimmt zu,
je länger das Schuljahr dauert. Sie besuchen zusammen die Elternabende und sind gemeinsam
Gesprächspartnerinnen für Eltern bei Einzelgesprächen, treffen sich bei Konferenzen und immer wieder zwischendurch zu kurzen Absprachen. Längst fällt es nicht mehr auf, dass Mechthild Hoffmann, die Schulleiterin der ComeniusGrundschule, und Jessica Theimann, Koordinatorin des dobeq-Teams für den Nachmittag, so
Schulleiterin Mechthild
Hoffmann (l.)
und OGS-Koordinatorin Jessica Theimann
hatten von Anfang an kein
Problem mit
der Zusammenarbeit auf
Augenhöhe.
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oft zu zweit auftreten. In der Comenius-Grundschule sind Vormittag und Nachmittag zusammengewachsen.
Viel Vertrauen und bewährte Abläufe
„Wir sind stets auf dem gleichen Stand“, sagt
Mechthild Hoffmann. Die Schulleiterin achtet
darauf, dass Informationen, die die OGS betreffen, ohne Verzögerung an das dobeq-Team
weitergeben werden. Noch wichtiger ist der informelle Austausch auf dem Flur oder zwischen
zwei Terminen – alles ganz locker. „Gefühlt
sind wir schon lange eine Schule“, sagt Jessica Theimann.
Weiter nördlich in Dortmund, in Brechten, ist
die Lage ähnlich. Von Anfang an ist die OGSKoordinatorin Marion Lübko im Lehrerkollegium der Brechtener Grundschule auf Offenheit
und Respekt gestoßen. Das erklärte sich aus einem Heimvorteil. Marion Lübko hatte schon die
Über-Mittag-Betreuung geleitet, die bis 2006
von einem Förderverein getragen wurde. Als
diese in den Ganztag überging, konnten sie einen großen Vertrauensvorschuss in die neue
OGS mitnehmen.
Selbst als der Brechtener Schulleiter Wolfgang
Pähler, der den Ganztag mit aufgebaut hatte,
im Sommer 2014 in den Ruhestand wechselte,
wurde das gute Verhältnis nicht erschüttert. Die
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Zusammenarbeit mit der Nachfolgerin Klaudia
Godglück läuft ebenso erfolgreich.
Es sind über Jahre bewährte Abläufe, die die
Zusammenarbeit in Brechten erleichtern. Klaudia Godglück nimmt wie ihr Vorgänger regelmäßig an Treffen des dobeq-Teams teil. Die
OGS-Mitarbeiter werden zu Konferenzen eingeladen, ihre Meinung wird bei Problemen und
offenen Fragen gehört. Regelmäßige Hospitationen im Unterricht durch die pädagogischen
Fachkräfte aus dem Nachmittag sind in der
Brechtener Grundschule die Regel.
Setzt die gute
Zusammenarbeit
fort: die neue
Schulleiterin
Klaudia Godglück
Strategien für die
Kinder entwickeln
Vom guten Austausch profitieren
alle: Die Schule,
weil sie mehr über
die Kinder und die
Ursachen für ihr
Verhalten in der
Schule erfährt; die
OGS, weil sie für
ihre Arbeit wissen muss, wie ein Kind in der
Schule zurechtkommt. Zusammen können der
Vormittag und der Nachmittag Strategien entwickeln, die Kindern wirklich helfen.
„Das gemeinsame Vertrauen bindet“, sagt
Marion Lübko und ihre Kollegin an der Comenius-Grundschule, Jessica Theimann, stimmt ihr
zu: „Es ist die Verlässlichkeit, die für die Qualität der Zusammenarbeit ausschlaggebend ist.“
Der Bildungsgedanke stärkt den Ganztag
Das kommt auch bei den Eltern so an. Die Comenius-Schule hat das Glück, mit überdurchschnittlich vielen engagierten, selbstbewussten
Eltern zusammenzuarbeiten. Die Offene Ganztagsschule musste sich dort nie von dem Vorur-
Der ehemalige Brechtener Schulleiter
Wolfgang Pähler und die dobeq-Koordinatorin Marion
Lübko haben
seit Gründung
der OGS gut
zusammengearbeitet.
teil befreien, sie sei vor allem für die Betreuung
der Kinder nach dem Unterricht da. Von Anfang an forderten die Eltern die Förderung ihrer
Kinder durch die OGS ein. „Schon als wir 2006
starteten, stand der Bildungsgedanke im Vordergrund“, erinnert sich Jessica Theimann. Das
verschaffte dem Ganztag einen Vorteil. An der
Comenius-Grundschule musste sich die OGS nie
um die Gleichberechtigung mit dem Schulbetrieb bekümmern, sagt Jessica Theimann: „Auf
Augenhöhe waren wir immer schon.“
Die Zusammenarbeit von Trägern, OGSTeams und Schulkollegien umfasst so gut
wie jeden Bereich des Schulalltags. Das beginnt mit der gemeinsamen Hausaufgabenbetreuung. Schule und OGS-Team führen
zusammen Elterngespräche und Elternabende durch, planen die Aufteilung der Räumlichkeiten und halten gemeinsam den Kontakt zu Kooperationspartnern. Mittlerweile selbstverständlich sind Hospitationen der
pädagogischen Fachkräfte aus dem Nachmittag im Vormittagsunterricht.
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Qualität: „Toll gemacht,
weiter so...“
Einmal im Jahr ist es soweit. Dann können alle Kinder in der Offenen Ganztagsschule der dobeq
sagen, wie es ihnen in der OGS geht und was ihnen gefällt. Fast 1300 Kinder haben sich im vergangenen Jahr daran beteiligt. Die Umfrage ist Teil des Qualitätsmanagements. Sie leistet einen
wichtigen Beitrag dazu, die Arbeit für die Kinder im Offenen Ganztag ständig zu verbessern.
Wenn Kinder im Offenen Ganztag ihre Meinung mitteilen, dann geschieht das viel bunter und anschaulicher als bei Erwachsenenen.
Die Teams im Offenen Ganztag der dobeq arbeiten mit Smileys. Gelber Smiley mit hochgezogenem Mundwinkel bedeutet „Toll gemacht,
weiter so…“, gerade Mundwinkel stehen für
„Na ja, es ging so…“ und ein rot angelaufener
Smiley mit einem nach unten verzogenen Mund
heißt leider: „Das was nix…“.
Qualität ist auch gesundes Essen
Es ist ein gutes Zeichen, dass auf den Fragebogen der dobeq am Ende die gelben Strahlemänner das Bild bestimmen. Die kleinen Kunden der dobeq – die Schüler – waren bei der
aktuellen Umfrage zufrieden - noch zufriedener als in den Jahren zuvor. Die positive Rückmeldung gilt vor allem für die grundsätzliche
Frage, ob den Kindern der Ganztag gut gefällt.
Auch die Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher
findet immer mehr Zustimmung. Die Räumlichkeiten der Offenen Ganztagsschule kommen
bei der Zielgruppe ebenfalls gut an. Sogar die
„Lernzeiten“ - die Hausaufgaben - werden immer besser beurteilt.
Ein wenig kritischer sind die Antworten auf
die Frage nach der freien Zeit. Etwa ein Viertel
der befragten Kinder findet da „Na ja, es ging
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so…“ Offensichtlich, so die Auswertung, fühlen
sie sich in der Freispielphase gestört, auch weil
externe Angebote in den Nachmittag rücken.
Eher im Mittelfeld bleibt die Zufriedenheit mit
dem Essen in der OGS – doch das war nicht unerwartet. Gesundes und ausgewogenes Essen
trifft nicht immer den Kindergeschmack, Eltern
können das bestätigen. „Aufgrund von kulturellen Unterschieden und Essgewohnheiten ist
den Kindern gerade beim Gemüse vieles unbekannt“, sagt Thomas Momot. Dennoch bleibe
ein „ausgewogenes Essensangebot“ ein wichtiger Bestandteil jeder OGS.
Zentrales Organisations- und Steuerungsinstrument
Thomas Momot ist Qualitätsbeauftragter für die
Angebote an Schulen in der dobeq, er bereitet die Befragung der Schüler an den dobeqStandorten vor und wertet sie aus.
Die großen jährlichen Ganztagsabfragen der
Kinder sind nicht die einzigen Rückmeldungen,
die die dobeq-Mitarbeiter von den Kindern erhalten. Für jedes Projekt im Offenen Ganztag stehen Abfragen für Kinder, Projektleiter
und pädagogische Fachkräfte zur Verfügung,
um die Qualität zu evaluieren. Die Projektplanung erfolgt auf Grund der Ergebnisse, die mit
Beobachtungen der Fachkräfte in der OGS und
Lehrern abgeglichen werden.
10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE
Qualität ist eine Aufgabe, die bei 16 Offenen
Ganztagsschulen und 139 Mitarbeitern immer
wichtiger wird. Sie ist zum zentralen Organisations- und Steuerungsinstrument im Offenen Ganztag geworden, die unter Maßgabe der
zur Verfügung stehendenden Ressourcen genutzt wird. Das OGS-Konzept ist zudem auch
im Schulprogramm der jeweiligen Partnerschule verankert und wird durch die Qualitätsanalyse des Regierungsbezirks überprüft.
„Unsere Arbeit wird durch das Qualitätsmanagement strukturierter“, sagt Thomas Momot,
„wir hinterfragen unsere Arbeit und versuchen,
durch die Umsetzung von Qualitätszielen Verbesserungen zu erreichen.“
Kommunikation: Vorausetzung von Qualität
Um das leisten zu können, durchzieht das Qualitätsmanagement die Arbeit der OGS. Weil sie
jeden Mitarbeiter betrifft, ist Qualität eine Frage
der Kommunikation und Information.
Das kann nur gelingen, wenn alle Mitarbeiter
miteinander im Gespräch sind. Deshalb treffen
sich die Koordinatoren der 16 OGS-Standorte
einmal im Monat, finden in den Offenen Ganztagsschulen regelmäßige Dienstbesprechungen
statt.
Ein Netz von Steuerungskreisen und Dienstbesprechungen hilft, einzelne Themen im Blick
zu behalten. Konferenzen mit Schulleitern und
Lehrerkollegien sowie viele Elterngespräche
sorgen für Rückmeldungen von außen.
Schulungen und Fortbildungen bringen die
Kollegen auf denselben Wissensstand. Qualität ist eben kein abgehobener Prozess, sondern zielt auf konkrete, direkt erfahrbare Veränderungen.
Qualitätsmanagement funktioniert nur, wenn
es alle einbezieht und auf Offenheit und Teilnahme setzt. Das gilt auch für die Kinder, die
Thomas Momot ist Qualitätsbeauftrager für den
Bereich
Angebote an
Schulen
wichtigen sozialen Kunden der OGS. Sie können nicht nur bei Projekten und auf Fragebogen ihre Meinung kundtun, sondern ihre Ansprüche und ihre Kritik in den Kinderparlamenten der OGS äußern.
„Auch das ist Qualität“, sagt Thomas Momot
über diese Foren, die die Rechte der Kinder ins
Bild rücken. „Eines haben wir immer im Blick:
das Kind.“
Nachweisbare Qualität: Als ISO- und AWOzertifiziertes Unternehmen wird das Qualitätsmanagement der dobeq durch externe
Audits jährlich überprüft.
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Gesunde Ernährung: Experten wissen,
was lecker schmeckt und gesund ist
Die Zeiten ändern sich. Vor einigen Jahrzehnten noch war die Großfamilie zum Essen um den
Tisch versammelt, heute wird das schnelle Mahl in einem amerikanischen Kettenrestaurant
immer mehr zum Standard. Mit den wechselnden Ernährungsmoden geht das Wissen über gute
Ernährung von Generation zu Generation mehr verloren. Umso größer wird die Aufgabe der
Offenen Ganztagschule, die ein gesundes Ernährungsverhalten im Alltag einüben muss.
Essen hält Leib und Seele zusammen. Nicht
nur die körperliche Entwicklung hängt von einer gesunden und ausgewogenen Ernährung
ab. Essen ist ein sozialer Akt, der Gemeinsamkeit stiftet und Zufriedenheit erzeugt. Das prägt
auch die Lebenswelt Ganztagsschule.
Weil die Ernährung so wichtig ist, zeichnet
sich eine gute Schule nicht nur durch gute Bildung und gute pädagogische Betreuung, son-
dern auch durch gutes Essen aus. Außerdem:
Wer gut isst, der bleibt gesund. Diese wichtigste Art der Gesundheitsvorsorge können Kinder
lernen. Auch dafür sorgt die Ganztagsschule.
Das Wissen über Ernährung geht verloren
Diese Erkenntnisse hat der Bereich Angebote an
Schulen in der dobeq schon vor Jahren als einer der ersten Träger in NRW ernst genommen.
Wie findest du dein Mittagessen?
Eine Umfrage unter den Schülern der Offenen Ganztagen im dobeq-Trägerschäft
1400
1203
1249
1200
SJ 13 Toll gemacht
1000
SJ 14 Toll gemacht
774
800
758
SJ 13 geht so
SJ 14 geht so
600
SJ 13 Das war nix
322
400
SJ 14 Das war nix
344
SJ 13 Insgesamt
SJ 14 Insgesamt
200
67
51
0
SJ 13 Toll
gemacht
18
SJ 14 Toll SJ 13 geht SJ 14 geht SJ 13 Das
gemacht
so
so
war nix
SJ 14 Das
SJ 13
SJ 14
war nix Insgesamt Insgesamt
10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE
Übers Essen wird
immer diskutiert –
auch in der Offenen
Ganztagsschule. Die
Graphik zeigt die
Zufriedenheit der
Schüler im Schuljahresvergleich 2012/13
(SJ 13) und 2013/14
(SJ 14). Wenn es
Kritik am Essen gibt,
dann oft deshalb,
weil gesundes Essen,
vor allem Gemüse,
bei vielen Kindern
nur auf wenig
Gegenliebe stößt.
2008 starteten Professor Dr. Günter Eissing und
Dr. Nora Bönnhoff von der Technischen Universität Dortmund zusammen mit der dobeq das Pilotprojekt „Besser essen. Mehr bewegen. Dortmunder Kinder.“
dobeq-Projekt als landesweites Vorbild
Die Wissenschaftler schulten die Küchenfachkräfte der dobeq-Teams für die Gestaltung der
Speisepläne nach modernen Erkenntnissen der
Ernährungsphysiologie und bildeten die pädagogischen Fachkräfte in den Ganztagsschulen
in der Ernährungserziehung aus. Selbst die Kücheneinrichtungen in den Ganztagsschulen untersuchten die Fachleute der Dortmunder Universität auf ihre Qualität.
Weil Essen und Bewegung zwei Seiten einer Medaille sind, wurde das Projekt von einer
Kampagne für mehr Bewegung begleitet.
Am Ende der Zusammenarbeit stand die Auditierung des Projekts. Die dobeq war landesweit eine der ersten Träger im Offenen Ganztag,
die das Zertifikat der TU Dortmund erhielt. Es
wird seitdem regelmäßig erneuert.
Ein Expertenpass für leckere Dinge
Um langfristige Veränderungen bei den Ernährungsgewohnheiten zu erreichen, setzt die dobeq zudem auf die Verführungskraft kulinarischer Genüsse. Sie bildet die Kinder im Ganztag zu kleinen Experten aus, die wissen, wie ein
gutes Essen schmeckt und wie man es kocht.
Dafür gibt es einen Expertenpass.
Wer so mit leckeren Dingen „verwöhnt“ wird,
will auch zu Hause nicht mehr darauf verzichten. Auf diesen Effekt hoffen die Initiatoren in
der OGS. Langfristig soll die Ernährungsänderung in der Offenen Ganztagsschule zu einer
gesunderen Küche daheim führen – weil es den
Kindern sonst einfach nicht mehr schmeckt.
„Vertrauensvolle
Zusammenarbeit“
Professor Dr. Günter Eissing von der TU Dortmund
über den Erfolg des Programms „Besser essen.
Mehr bewegen. Dortmunder Kinder.“:
„Bestandteil des
Konzepts
waren eine Schulung der hauswirtschaftlichen
Kräfte und eine
Auditierung der
Kücheneinrichtung. Das erste
Projekt war bereits erfolgreich.
20 Schulen wurProfessor Dr. Günter Eissing
den zu einer Auditierung gebracht. Dies basierte wesentlich
auf der engen Zusammenarbeit mit der dobeq und der Betriebsleitung Ute Labs. Der
Ansatz hat sich als ein Erfolgsmodell erwiesen: In Nordrhein-Westfalen wurden inzwischen 250 Einrichtungen zertifiziert.
Die Zusammenarbeit mit der dobeq hat
sich kontinuierlich weiterentwickelt: Die OGS
in Trägerschaft der dobeq wurden rezertifiziert. Es wurden auch weitere Seminare in
Zusammenarbeit durchgeführt, zum Beispiel
zum Thema Esskultur.
Die vertrauensvolle, kooperative und anregende Zusammenarbeit war für mich und
meine Mitarbeiterinnen immer eine wichtige Basis, dass wir unsere Qualifizierungsansätze erfolgreich entwickeln und optimieren
konnten. Hierfür danke ich der dobeq außerordentlich.“
10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE
19
Fachkräfte im Ganztag: Gesucht
werden Typen, die was können
Ganztägige und ganzheitliche Bildung ist das zentrale Anliegen der Offenen Ganztagsschule.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Offenen Ganztag der dobeq tragen diesen Ansatz als
Unterstützer und Lernbegleiter der Kinder. Sie sind mit ihrer fachlichen Kompetenz, ihrer
Motivation und ihrem Engagement unverzichtbar.
Auf welche Eigenschaften achtet Ute Labs bei
einer Bewerbung am meisten? „Vertrauen und
Verlässlichkeit“, sagt Ute Labs, Betriebsleiterin
der Angebote an Schulen. „Kindern fehlt heute oft eine Bezugsperson. Der geschützte Rahmen im Ganztag kann das bieten. Dafür brauchen wir Mitarbeiter, die kompetent sind und
das Vertrauen der Kinder haben.“
Die Persönlichkeit entscheidet
Ute Labs ist verantwortlich für 139 Kollegen in
den 16 OGS-Teams der dobeq. Sie kann eine
lange Liste wichtiger Qualitätskriterien für die
Arbeit in der dobeq aufzählen. Entscheidend
aber ist, das betont sie, „die Persönlichkeit jedes Mitarbeiters – Vertrauen, Wertschätzung
für andere, Offenheit und Empathie.“ Gesucht
werden Typen – die was können. Mitarbeiter
im Ganztag müssen Kompetenzen mitbringen
20
und im OGS-Alltag Allrounder sein. In den multiprofessionellen Teams arbeiten Erzieher und
Sozial-Pädagogen, Ergotherapeuten und Motopäden, aber auch Hauswirtschafterinnen und
Kaufleute.
Die pädagogisch anspruchsvolle Arbeit gelingt
nur in funktionierenden Teams, mit Kolleginnen und Kollegen, die sich unterstützen und
sich bei ihrer Arbeit ständig über die gemeinsamen Ziele vergewissern. Die Besprechungen in
den OGS-Teams, die Koordinatorentreffen und
Steuerungsgruppen schaffen ein enges kommunikatives Netz, das Absprachen, Rückmeldungen und neue Ideen schnell verbreitet.
Auch Anregungen von außen sind stets willkommen. Fortbildungen und Seminare stärken die Kompetenz der Mitarbeiter und helfen,
immer wieder neue Angebote und Projekte zu
entwickeln. Die Zusammenarbeit mit Wissen-
10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE
schaftlern und Hochschulen erweitert die Perspektive für das, was machbar ist.
Die Bereitschaft zur Kooperation wird nach
außen getragen. Die Mitarbeiter werden in Absprache mit den Schulleitungen eingestellt. Im
Ganztag arbeiten sie „auf Augenhöhe“ mit den
Lehrern, etwa beim gemeinsamen Gespräch
mit Eltern.
Mehr leisten für weniger Geld
Wie findet man Mitarbeiter, die einen solchen
Mix aus Fach- und Sozialkompetenz mitbringen
– und wie behält man sie? „Gute Mitarbeiter
zu finden ist schwierig genug“, seufzt Ute Labs.
Noch schwieriger ist es jedoch, den Kollegen
Bedingungen zu bieten, die ihr Engagement auf
Dauer unterstützen und stärken.
Anders als der Ganztag, der sich in den vergangenen Jahren immer weiter entwickelt hat,
sind die finanziellen Mittel für die OGS auf dem
alten Stand geblieben. „Wir leisten mehr und
erhalten dafür unter dem Strich weniger Geld“,
sagt Ute Labs.
Dass die dobeq dennoch ihre guten Mitarbeiter halten kann, ist ein ermutigendes Zeichen.
Auf die Dauer ist der aktuelle Zustand nicht
mehr tragbar, fürchtet Ute Labs: „Wir können
unsere Qualität halten, weil die Mitarbeiter das
mittragen. Langfristig leben wir von der Substanz.“
Im Mittelpunkt: Das
Wohl des Kindes
Ausgehend von den Leitbildern von AWO
und dobeq haben die Mitarbeiter im Bereich Angebote an Schulen Grundsätze für
ihre Arbeit entwickelt.
•
Wir stellen das Wohl des Kindes in den
Mittelpunkt.
•
Wir setzen uns dafür ein, Voraussetzungen zu schaffen, allen Kindern gleiche
Entwicklungs- und Bildungschancen
durch Bildungs-und Förderangebote zu
ermöglichen.
•
Wir orientieren uns an den individuellen
Fähigkeiten und Kompetenzen des einzelnen Kindes.
•
Wir vermitteln Werte und befähigen die
Kinder, ihr Leben verantwortlich zu gestalten.
•
Wir legen besonderen Wert auf das Zusammenwirken von Schule und Ganztag.
•
Unsere Grundeinstellung ist geprägt von
der Wertschätzung kindlicher Bedürfnisse und der Akzeptanz von Kindern und
ihren Rechten, unabhängig von ihrer
Herkunft, ihrem Geschlecht und ihrem
kulturellen Hintergrund. (in Auszügen zitiert)
10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE
21
Die Koordinatorinnen und
Koordinatoren
der 16 OGSTeams der dobeq mit Betriebsleiterin Ute Labs (r.)
und dobeqGeschäftsführer Rainer Goepfert
(2.v.r.)
Früherkennung: Darauf achten,
was für Kinder wichtig ist
Offene Ganztagschule ist mehr als Betreuung. Sie fördert Schüler und hilft Potentiale zu entwickeln. Doch was können Kinder wirklich – und wann brauchen sie Unterstützung? Zusammen
mit der Universität Dortmund versucht die dobeq, darauf eine Antwort zu geben.
Die Forschungsgruppe „Früherkennung und
Frühförderung“ des Lehrstuhls für Rehabilitationspsychologie führt mit der dobeq an einigen
OGS-Standorten ein Modell durch, das sich auf
die pädagogisch geschulte Beobachtung im Alltag stützt und dabei nachprüfbare, vergleichbare Kriterien verwendet. Die Ausweitung des
Modellprojekts auf andere Offene Ganztagsschulen ist beabsichtigt.
Die Beobachtungsphase beginnt, wenn sich
die Erstklässler an ihre neue Umgebung gewöhnt haben. Mehrere Wochen lang notieren
die Teammitarbeiter im OGS-Alltag, was ihnen
auffällt. Beim Zirkusspiel lässt sich beispielsweise vieles gleichzeitig beobachten, Motorik,
Sprache und Kognition, aber auch die soziale
Entwicklung. Beim Ausschneiden mit der Schere zeigt sich, wie die Feinmotorik entwickelt ist.
Können die Mädchen und Jungen Zahlenreihen
behalten? Mengen zuordnen und bestimmte
Wörter richtig abschreiben? Wichtig ist die Fähigkeit zur Konzentration, der Zeitbegriff, die
Bereitschaft, Dinge mit anderen zu teilen oder
die Fähigkeit, sich an Regeln zu halten.
Was festgehalten wird, liefert gute Hinweise
auf individuelle Fördermöglichkeiten. Auch in
Elterngesprächen können die Befindlichkeiten
der Kinder viel detaillierter besprochen werden.
Ob sich etwas verändert hat, zeigt sich ein
Jahr später, wenn die Beobachtung wiederholt
wird. Doch so weit sind die Partner von der TU
22
dobeq-Mitarbeiterin
Melanie Meier
Dortmund und von der dobeq noch nicht. „Erste Zwischenergebnisse liegen aber vor“, sagte Melanie Meier. Die Diplom-Sozialpädagogin
und Sozialarbeiterin ist in der dobeq Ansprechpartnerin für das Modellprojekt.
Die Zusammenarbeit mit der Universität hat
eine grundsätzliche Bedeutung für die OGS.
„Die Kooperation wertet unsere Arbeit auf“,
meint Melanie Meier, „wir können darauf verweisen, dass wir uns auf einem wissenschaftlich gesichertem Niveau bewegen.“
Diesen Eindruck kann Professor Dr. Heinrich Tröster von der TU Dortmund bestätigen.
Der Wissenschaftler lobt die Partnerschaft zwischen Uni und OGS-Träger als „ein gelungenes Beispiel für eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen der universitären Forschung und
der Umsetzung in der Praxis.“
10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE
„Individuellen Förderbedarf besser erkennen.“
Das Konzept der Offenen Ganztagsschule bietet viele Möglichkeiten für neue
Wege des sozialen Lernens, sagt Professor
Dr. Heinrich Tröster. Er bezieht sich dabei auf
die Kooperation von Universität und dobeq.
„Als wir, die Forschungsgruppe „Früherkennung und Frühförderung“ des Lehrstuhls für
Rehabilitationspsychologie an der TU Dortmund, vor drei Jahren Ute Labs und ihr Team
kennenlernten, hat uns ihr Ansatz für die Offene Ganztagsschule sofort überzeugt.
Die dobeq bietet Schülern nach dem Unterricht eine abwechslungsreiche und anregende Freizeitgestaltung und kompetente Hausaufgabenbetreuung. Die Mitarbeiterinnen der
dobeq sehen ihre Aufgabe darin, die Schüler in der individuellen Entwicklung zu unterstützen, Lernangebote anzubieten, die an
ihren individuellen Lernvoraussetzungen anknüpfen und soziale Lernprozesse zu initiieren, die die sozialen Kompetenzen der Schüler fördern.
Dieses Konzept bietet viele Ansatzpunkte,
neue Wege des sozialen Lernens in der Offenen Ganztagsschule zu entwickeln, um die
Lernchancen der Schüler zu erweitern.
Gemeinsam mit dem dobeq-Team haben wir in den letzten Jahren einige Projekte durchgeführt, um neue Ansätze zur individuellen Förderung zu entwickeln und zu erproben.
Dabei wurden entwicklungsdiagnostische
Ansätze zur systematischen Verhaltensbeobachtung in der Nachmittagsbetreuung umge-
Dr. Sylvia Mira Wolf, Dr. Heinrich Tröster und
Ulrike Gammel (v.l.)
setzt, die dazu beitragen, den individuellen
Förderbedarf der Schüler zu erkennen und die
Förderangebote besser an ihre Entwicklungspotenziale anzupassen.
Die mit der dobeq durchgeführten Projekte
sind ein gelungenes Beispiel für eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen der universitären Forschung und der Umsetzung in der
Praxis. Dabei konnten wir von den Erfahrungen und der Expertise der dobeq-Mitarbeiterinnen profitieren.
Dank ihres großen Engagements und ihrer hohen fachlichen Kompetenz ist es mittlerweile gelungen, die systematische Verhaltensbeobachtung in das pädagogische Konzept der Offenen Ganztagsschule zu verankern
und für die individuelle, am Entwicklungspotenzial der einzelnen Schüler orientierte Förderung einzusetzen.“
Universität-Professor Dr. Heinrich Tröster
Dr. Sylvia Mira Wolf
Ulrike Gammel
10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE
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Lernen in Projekten: Wenn
Schule zum Abenteuer wird
Wie kann Schule Spaß machen? Bei den Projekten in den Offenen Ganztagsschulen ist das
keine Frage. Wenn Kinder Theater spielen, die Natur erobern oder zu Musik Karate trainieren,
kommt die Motivation ganz von selbst – und das Lernen geschieht nebenbei.
Das Licht im Zuschauerraum wird gelöscht, alles
ist dunkel und schwarz. Das Publikum schaut
erwartungsvoll nach vorn. Plötzlich setzt Musik
ein. Sechs Personen erscheinen auf der Bühne.
Sie sind von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet
und kommen und verschwinden scheinbar aus
dem Nichts.
Nur zwei UV-Röhren dienen als Lichtquellen.
Sie bringen die weiße und neonfarbene Kleidung der Schauspieler zum Leuchten – und
zaubern fantastische Illusionen auf die Bühne.
Der Magie sind keine Grenzen gesetzt.
Das Schwarzlichttheater ist bei den Kindern
in der OGS beliebt, egal ob vor oder hinter der
Bühne. Die Zuschauer zieht es eine wundersame Welt, die sie versunken zurücklässt. Gleichzeitig ist hinter den Kulissen die Konzentration
groß. Um die Magie zu vollbringen, sind viele
unsichtbare, eifrige Hände notwendig.
Spielerisch und wie nebenbei lernen
Die optische Täuschung beim Schwarzlichtheater gelingt nur, wenn Absprachen eingehalten
werden und alle zusammenarbeiten. Die Kinder, die das Theaterstück aufführen, müssen
langsam, laut und deutlich sprechen. So lernen
Magie ohne
Grenzen: Das
Schwarzlichttheater
entführt Kinder und
Erwachsene in eine
Traumwelt.
Hinter der Bühne
wird dafür konzentriert gearbeitet.
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10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE
sie spielerisch und wie nebenbei gut und richtig Deutsch. Das freut auch die Eltern, die zur
Aufführung in die Schule kommen.
Ganzheitliches Handeln ist gefragt
Sprachförderung, Steigerung der Sozialkompetenz, Einbeziehung der Eltern in den Ganztag
und das alles in einem künstlerischen und kreativen Kontext: Mehr kann Offene Ganztagsschule auf einmal nicht leisten.
Noch wichtiger ist, dass keines der pädagogischen Ziele beim Schwarzlichttheater als isolierte Teildisziplin abgehandelt wird. Alles vollzieht sich in einem gemeinsamen Miteinander
– in einer ganzheitlichen Handlungssituation,
in der niemand den Kindern erklären muss,
warum es Sinn macht, verständlich zu sprechen
und mit anderen zusammenzuarbeiten.
Voraussetzung dafür sind die vertrauensvollen Beziehungen zwischen den Kindern und
den pädagogischen Mitarbeitern der OGS. Auch
das Schwarzlichttheater wird von ausgebildeten Fachkräften durchgeführt.
Mit den Projekten werden die OGS Kinder direkt erreicht. Bilden, fördern, betreuen und erziehen, so versteht sich der dobeq-Ganztag.
Erfahrungen im sozialen Bereich möglich machen
In der OGS kommen mit den Kindern viele Sorgen der Familien an. Oft sind Eltern in der Erziehung überfordert. Nicht immer bekommen
die Kinder zu Hause die Unterstützung, die sie
brauchen. In der Folge nehmen bei den Kindern Verhaltensauffälligkeiten zu. Prekäre soziale Verhältnisse und mangelnde Sprachkenntnisse erschweren die Situation zusätzlich.
Daher sind Projekte wichtig, die ein Umfeld
für Erfahrungen im sozialen Bereich bieten. Sie
gelingen nur nach dem Motto: „Einer für alle,
alle für einen.“ So wird neben der Sprachför-
derung auch die (Selbst-) Disziplin und die Sozialkompetenz gefördert.
Viel Bewegung und Kreativität findet in den
Gruppen und Projekten statt, etwa das Soundkaratetraining, Tanzgruppen oder das brasilianische Capoeira. Kinder verschönern ihre OGS in
Bastel- oder Werkgruppen und beweisen sich
damit, dass sie die Umgebung selbst verändern
könnrn. Sie lernen, dass im Umgang mit Tieren,
etwa in der „Pfötchen-AG“, Geduld und Respekt gefragt sind.
Training von Lebenskompetenzen
Auf einem Acker Gemüse selbst zu ernten oder
Getreide zu mahlen sind ursprüngliche Erfahrungen, die auch den Wert von Lebensmitteln
erlebbar machen. In den Wald zu gehen und
Untersuchungen mit dem Mikroskop anzustellen: Das ist Natur pur. Außerdem: Wer macht
das denn sonst noch mit den Kindern?
Wer bei solchen Projekten lernt, durchzuhalten und dabeizubleiben, trainiert Lebenskompetenzen wie Zielstrebigkeit, Zuverlässigkeit
und Ausdauer. So wird die OGS tatsächlich eine
Schule fürs Leben – und zum Abenteuer, das
ruhig mal anstrengend sein darf.
Um die Arbeit in den Teams zu unterstützen, haben die Offenen Ganztagsschulen der
dobeq ein zentrales Kompetenzteam gebildet. Es schult die dobeq-Fachkräfte für die
Durchführung zielgruppenorientierter Projekte, die sich bereits im OGS-Alltag bewährt
haben. Dazu gehören Unterstützungsangebote im Umgang mit verhaltensauffälligen
Kindern, ein Lernangebot, das Resilienz fördert, das pädagogische Verhaltenstraining
Marte Meo, Soundkarate oder das Programm
„Spielend streiten lernen“.
10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE
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MENSCHEN IN DER OGS
Eine große Verantwortung
Christian Krause ist Beauftragter für Kindeswohlgefährdung
Durch den Offenen Ganztag ist der Lebensmittelpunkt der Kinder mehr in die Schulen
verrückt. Damit hat auch ein schwieriges
Thema an Bedeutung gewonnen. Es geht um
den Schutz des Kindes, wenn das Kindeswohl
gefährdet ist.
Im dobeq-Bereich „Angebote an Schulen“ gibt
es dafür einen eigenen Beauftragten. Christian Krause arbeitet an der Comenius-Grundschule, ist aber für alle Offenen Ganztagsschulen der
dobeq erster Ansprechpartner, wenn die Sorge
akut wird, es könne eine Kindeswohlgefährdung
vorliegen.
„Es gibt einen klaren Handlungsablauf im Falle eines Verdachts“, sagt Christian Krause, „beobachten, dokumentieren, interpretieren, handeln.“
Die verantwortliche Schulleitung, Klassenlehrer
und die pädagogischen Mitarbeiter der Offenen
Ganztagsschule schätzen gemeinsam das Gefährdungspotential ein und laden eventuell die
Eltern zum Gespräch ein.
Sollte es erforderlich sein, wird das Jugendamt
von der Schule benachrichtigt. Dennoch ist der
festgelegte Prozess bei möglicher Kindeswohlgefährdung konsensorientiert: Es geht immer darum, mit den Eltern einen Weg zu suchen.
Christian Krause ist nicht nur für die Krisensituationen da. Noch wichtiger ist die Vorbeugung.
Deshalb informiert er bei regelmäßigen Treffen
die OGS-Teams der dobeq, um sie auf Gefährdungspotentiale hinzuweisen und sie für mögliche Anzeichen zu sensibilisieren.
Die erfahrenen pädagogischen Mitarbeiter der
dobeq kennen die oft kaum wahrnehmbaren
Hinweise. Der Zustand der Kleidung kann verraten, dass etwas nicht stimmt. Hat das Kind vor
der Schule gegessen, bringt es Essen mit?
„Vieles, was nicht direkt erkannt werden kann,
erfahren wir im Gespräch und im Umgang mit
den Kindern“, sagt Christian Krause. Deshalb ist
die OGS am Nachmittag so wichtig: Hier finden
Kinder eine vertraute Umgebung und Menschen
vor – und irgendwann reden sie sich ihren Kummer von der Seele.
Christian Krause ist Erzieher und Beauftragter für Kindeswohlgefährdung im Bereich „Angebote an Schulen“. Er kommt in die Teams an den OGS-Standorten, um die Fachkräfte zu schulen und zu beraten, Situationen von Kindeswohlgefährdung
zu erkennen, zu beurteilen und angemessen zu
handeln.
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10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE
MENSCHEN IN DER OGS
Was das Kind wirklich bewegt
Kristina Budde ist Marte-Meo-Practitioner
„Erziehung ist eine Frage der Haltung“, sagt
Kristina Budde. Geschieht Erziehung von oben
herab oder aus dem Blickwinkel des Kindes?
Wie kann es gelingen, die kindliche Perspektive einzunehmen? Darauf gibt die Entwicklungs- und Kommunikationsmethode „Marte
Meo“ eine Antwort.
Kristina Budde hat das Marte-Meo-Ausbildungsprogramm besucht. Die Diplom-Pädagogin berät und begleitet den Offenen Ganztag
als „Marte-Meo-Practitioner“. Das liest sich
komplizierter, als es ist. In der Realität ist Marte Meo „simpel, aber sehr effektiv“, sagt Kristina Budde. Vermittelt wird die Marte-MeoMethode über Videoaufnahmen. Kristina Budde zeichnet Erziehungssituation im Alltag der
OGS auf, um sie später mit den pädagogischen
Mitarbeitern zu besprechen. Die Wiedergabe
auf dem Bildschirm bietet oft ganz neue Einsichten über das eigene pädagogische Verhalten an – wie immer, wenn man sich selbst wie
„von außen“ sieht.
Vor allem aber richten die Videos den Fokus
auf das Kind. Bei den Aufnahmen geht es besonders um dessen Blick und Perspektive. Wen
oder was schaut es an? Wie nimmt es die Situation wahr? Was deutet sich in dem Blick an?
Plötzlich sind scheinbar eindeutige Beziehungen ganz anders interpretierbar. Plötzlich wird
klar, warum ein Kind die Gruppe aufmischt.
Vielleicht, weil es sonst nicht verständlich machen kann.
Den Begriff „Marte Meo“ haben die Gründer dieser pädagogischen Technik der römi-
schen Mythologie entlehnt. Er bedeutet sinngemäß „etwas aus eigener Kraft erreichen“. Um die
Stärken des Kindes anzusprechen, ist das Einfühlen in seine Lebenswelt notwendig. Aufmerksamkeit und Geduld sind wichtig. „Warten, dem
Kind folgen und zuletzt erst benennen“, sagt
Kristina Budde: „Es geht darum, das Kind zu entdecken und nicht von oben herab zu urteilen.“
Die positive Wirkung von Marte Meo hat die
Teams überzeugt, in denen Kristina Budde mit
Video-Aufzeichnungen gearbeitet hat. Es ist unübersehbar, wie eine von Marte Meo inspirierte Haltung alles ändert, vor allem wenn die Möglichkeiten von Sprache erschöpft sind.
Marte Meo setzt Veränderungsbereitschaft voraus. Die erzieherischen Begleiter müssen bereit
sein, an sich selbst zu arbeiten.
„Das ist das wirklich
Wichtige an Marte
Meo“, sagt Kristina Budde: „Jeder muss den
neuen Blick
zuzulassen.
Das ändert
alles.“
Die Diplom-Pädagogin Kristina Budde ist pädagogische Mitarbeiterin der dobeq und
Marte-Meo-Practitionerin. Die Ausbildung zur Therapeutin und Kollegentrainerin schließt sie 2015 ab.
Die Fachfrau bietet Marte Meo an
den OGS-Standorten der dobeq.
10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE
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Ganztagsklasse: Die Schule
als Ort zum Leben und Lernen
Für die Kinder der Eulenklasse ist Schule nicht mehr getrennt in den Unterricht am Vormittag
und die OGS am Nachmittag. Sie besuchen die erste Ganztagsklasse der Libellen-Grundschule:
Die Schule ist ein Ort, an dem sie leben und lernen.
Katja Biehl und Janine Dannemann sind ein
gutes Team. Das ist nicht so selbstverständlich, wie es auf den ersten Blick scheint. Katja Biehl gehört als pädagogische Fachkraft dem
dobeq-Team der Libellen-Grundschule an, Janine Dannemann ist dort Lehrerin. Seit dem
Schuljahr 2013/14 arbeiten sie gemeinsam in
der Eulenklasse. Damit lösten sich die Grenzen zwischen Schule und OGS-Nachmittag auf
– mehr noch, der gesamte Schulalltag änderte sich.
Die „Eulenkinder“ lernen anders. Sie kennen
keine Hausaufgaben mehr, sondern „Lernzeiten“, die über den ganzen Tag verteilt sind. Dafür können Unterrichtsstunden auch am Nach-
mittag stattfinden oder Kurse und Aktionen des
dobeq-Teams schon vormittags.
Der pädagogische Blick ist viel genauer
In der Libellen-Grundschule haben alle Beteiligten auf dem Weg zum neuen Ganztagskonzept viel gelernt. Traditionelle Berufsbilder änderten sich. Dass Lehrer regelmäßig nachmittags in die Klasse gehen, war ungewohnt. Für
Katja Biehl war es neu, dass sie viel stärker vormittags in den Schulalltag integriert wurde.
Lehrerin und pädagogische Fachkraft sind
mittlerweile ein gut eingespieltes Duo, auch
weil die Vorteile der Ganztagsklasse schnell
deutlich wurden. Der pädagogische Blick auf
Auf dem Weg zur
Ganztagsklasse:
Schulleiterin
Christiane Mika (rechts)
und Stellvertreterin
Angelika Strößner
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10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE
die Schüler ist in der Eulenklasse viel genauer, weil Janine Dannemann und Katja Biehl
ihre Beobachtungen und Erfahrungen besser
abstimmen können.
„So entsteht ein individuelles Gesamtbild der
Kinder, das früher in dieser Form kaum möglich
gewesen wäre“, sagt Schulleiterin Christiane
Mika. „Das erleichtert den Kontakt zu den Eltern.“ Janine Dannemann und Katja Biehl sind
jetzt an den Elternsprechtagen gemeinsam Gesprächspartnerinnen für Mütter und Väter.
Die Ganztagsklasse ist die logische Fortsetzung des Offenen Ganztags. Schon die ersten
OGS-Gründungen vor zehn Jahren hatten das
Ziel, Schule von einem bloßen Lernort zu einem
Ort zu verändern, am dem die Kinder leben und
lernen können.
Für die Kinder in der Eulenklasse ist das die
Realität geworden. Die Schule ist für sie ein
Schutzraum, in dem sie den ganzen Tag über
feste und verlässliche Strukturen vorfinden. Der
Wechsel vom Klassenraum in die Räume der
OGS ist überflüssig geworden, auch das Mittagessen findet im selben Raum statt. Dieser sichere Rahmen hat geholfen, als sich die Klassengemeinschaft schnell fand und festigte.
„Morgens Ernst, nachmittags Spaß“: Diese Trennung hat für die Offene Ganztagsschule noch nie gestimmt. Die Ganztagsklasse in
der Libellen-Grundschule hat sie jetzt komplett
aufgehoben. Schule macht jetzt immer Spaß.
Geschützter
Alltag: Blick in
die OGS der
Libellenschule
In der Ganztagsklasse arbeiten Lehrerin und
pädagogische Fachkraft eng zusammen. Gemeinsam können Lern-, Förder-und Freizeitangebote auf die Bedarfe der Kinder abgestimmt werden. Kinder und Eltern erleben
Lehrerin und pädagogische Fachkraft als
gleichberechtigte Erziehungspartner.
Die Klasse als
Schutzraum –
die Eulenklasse mit Katja
Biehl und Janine Dannemann (oben
von links)
10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE
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Familienzeit: Wenn Familien
und Schule voneinander lernen
Die Offene Ganztagsschule bildet eine Brücke zwischen der Schule und den Familien. Doch
wie sieht der Alltag in den Familien aus? Wie gehen die Eltern und Kinder miteinander um?
Und wie kann die Offene Ganztagsschule das Vertrauen der Eltern gewinnen? Mit dem Projekt
Familienzeit ist es gelungen, neue Wege in die Familien zu eröffnen.
Wenn die letzten Kinder nach Hause gegangen sind und es in der OGS ruhig geworden ist,
kommt neuer Besuch. Wieder sind es Schüler,
die eintreffen, dieses Mal aber in Begleitung
ihrer Eltern und Geschwister, machmal auch
mit Opa und Oma.
„Familienzeit“ ist für die nächsten drei Stunden angesagt – und wie in jeder Familie wollen die Besucher in der Offenen Ganztagsschu-
le gemeinsam essen, spielen, singen und miteinander reden.
Gute Voraussetzungen, um voneinander zu lernen
Die dobeq-Mitarbeiterinnen Liza Amann und
Miriam Diaz leiten das Projekt gemeinsam. Sie
eröffnen jedes Treffen mit einer kurzen Vorstellung aller teilnehmenden Familien. Rituale und
strukturierte Abläufe fördern die Kommunika-
Miriam Diaz
(li.) und
Liza Amann
leiten die
Familienzeit.
30
10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE
Die Fotos sind während einer Familienzeit entstanden.
tion und lockern die Atmosphäre auf. In einer
harmonischen Runde fällt es allen viel leichter, sich selbst zu öffnen und offen für andere zu sein.
Acht Mal trifft sich jede Gruppe. Jedes Treffen dauert drei Stunden, acht Familien nehmen
teil. Sie kommen aus allen sozialen Schichten und kulturellen Milieus. Der verhältnismäßig lange Zeitrahmen von mindestens 24 Stunden über alle Treffen und die begrenzte Teilnehmerzahl sind gute Voraussetzungen dafür,
einander wirklich kennenzulernen. Auch die
Heterogenität der Familien ist gewollt. „Vielfalt wahrzunehmen und zu akzeptieren ist ein
wichtiger Aspekt der Familienzeit“, sagt Liza
Amann.
Viele Familien erleben es als Wertschätzung,
dass sich jemand für sie und ihre Lebensweise interessiert. Wie könnte man das besser, als
beim Kochen und Essen? Deshalb steht im Projektbudget Geld für Lebensmittel zur Verfügung. Damit kann jede Familie bei einem Treffen für die anderen Teilnehmer kochen.
Es ist nicht nur die kulinarische Visitenkarte,
die hilft, über sich zu reden und sich zu zeigen.
Möglichkeiten dafür gibt es in den Gesprächsgruppen und bei Spielen. „Den Schwerpunkt
legen wir dabei auf Spiele, die die Körpersprache nutzen“, sagt Miriam Diaz, „ so können wir
eventuellen Sprachproblemen vorbeugen.“
Für Miriam Diaz und Liza Amann bedeutet
das Projekt, das zurzeit als Modellprojekt an
zwei Evinger Schulen stattfindet, eine Erweiterung ihrer pädagogischen Möglichkeiten. Die
beiden pädagogischen Fachfrauen haben sich
mit Fortbildungen auf das Projekt vorbereitet.
Der Aufwand hat sich gelohnt. Durch die Familienzeit werden sie in familiäre Netzwerke einbezogen und sie lernen, wie Familienmitglieder
miteinander umgehen.
Viele Eltern können auch deshalb über ihre
Anliegen sprechen, weil sie sehen, dass andere Eltern ebenfalls Probleme haben, oft sogar ähnliche. Das macht es möglich, voneinander zu lernen. „Die Erziehungskompetenz, die
Familien bereits besitzen, stärkt sich wie von
selbst“, meint Liza Amann. Sie und ihre Kollegin Miriam Diaz leisten Unterstützung, wenn
dies gewünscht ist – aber sie sind auch offen
genug, sich zurückzunehmen und die Familien
selbst machen zu lassen.
Die Nachfrage nach der Familienzeit ist groß
Gegen 19.00 Uhr endet das Treffen – wieder
mit einem Ritual. Im Kreis singen alle das Lied
„Alle Leut gehen jetzt nach Haus“. „Die Kinder
kennen das aus der Schule“, sagt Miriam Diaz,
„die Eltern sind beim ersten oder zweiten Mal
noch ein wenig zurückhaltend.“ Wer sich jedoch einen Ruck gibt, hat richtig Spaß.
Genau das macht das ganz besondere Gruppengefühl der Familienzeit aus. Es ist am Ende
auch irgendwie befreiend, so eng mit ursprünglich fremden Menschen zusammenzukommen.
Das hat sich mittlerweile herumgesprochen.
Die Nachfrage nach der Familienzeit ist so groß,
dass Interessenten sich zurzeit auf eine Warteliste setzen lassen müssen.
Der Aktionsfonds Soziale Stadt unterstützt
seit 2009 das Projekt „Familienzeit“ im Offenen Ganztag, weil hier Eltern aus dem
Stadtteil gut erreicht werden. „Es gibt keine Schwellenängste, die Erzieherinnnen haben eine gute Vertrauensbasis, um Familien
in ihrer Erziehungsarbeit zu begleiten und
zu unterstützen“, sagt Ute Kampmann, die
Aktionsraumbeauftragte für die Aktionsräume in Eving I und II.
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Soziale Netzwerke: Eine Schule
für die Menschen im Stadtteil
„Wenn Probleme zu groß werden, dann hindern sie Kinder am Lernen“, sagt Schulleiterin
Gisela Schultebraucks-Burgkart. Die Grundschule Kleine Kielstraße in der Dortmunder Nordstadt
versucht deshalb, die Bedingungen für Kinder und Eltern zu verbessern. Die Offene Ganztagsschule der dobeq trägt entscheidend zur Öffnung der Schule in den sozialen Raum bei.
Die Kinder in der Grundschule Kleine Kielstraße
kommen aus dem Brunnenstraßen und Hannibalviertel. Dort spiegeln sich die sozialen
Umstände wider, die die Nordstadt insgesamt
zu einem Stadtteil mit „besonderem Erneuerungsbedarf“ machen. Die Arbeitslosigkeit in
der Nordstadt ist hoch, der Anteil der Menschen
mit Zuwanderungshintergrund im Wohnquartier liegt bei mehr als 80 Prozent.
Welche Schulen wollen wir?
„Unsere Kinder haben nur eine Chance, nämlich Bildung“, sagt Schulleiterin Gisela Schultebraucks-Burgkart. „Das heißt auch: Welche
Schule wollen wir?“ Die Schule hat die Unterrichtsformen verändert, setzt auf den Ganztag,
bezieht Eltern ein und hat sich zum Stadtteil
geöffnet. Dafür wurde die Grundschule 2006
mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet.
Die dobeq übernahm 2007 den Nachmittag
in der OGS Kleine Kielstraße. Seitdem ist der
betreute Nachmittag fest in das schulische Geschehen integriert und damit auch in das Netzwerk INFamilie im Brunnenstraßen- und Hannibalviertel. Das Netzwerk lädt zu Festen und
Ferienspielen ein, kümmmert sich um Grünflächen im Quartier, unterstützt Kulturprojekte und Bildungsangebote und knüpft so eine
„Bildungskette“ für Kinder. Die Partner aus der
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Kleinen Kielstraße - Grundschule und dobeqTeam - sind immer dabei. So ist die Offene
Ganztagschule Kleine Kielstraße längst zu einem echten Knotenpunkt für das soziale Leben
im Quartier geworden.
Möglich ist diese Arbeit nach außen nur, weil
das Binnenverhältnis stimmt. Lehrerkollegium
und OGS-Team arbeiten eng zusammen und
koordinieren bei den regelmäßigen wöchentlichen Treffen ihre Aktivitäten.
Einer der Schwerpunkte der Grundschule Kleine Kielstraße ist die intensive Familienarbeit. Das beginnt schon vor der Einschulung. Die Grundschule hat vorschulische Elterngesprächskreise eingerichtet, an denen Lehrer
und Mitarbeiter der OGS teilnehmen. Vertrauen
bilden, Befürchtungen wahrnehmen, Hoffnung
stärken, darum geht es bei diesen Treffen.
Was Eltern brauchen
„Wir wollen nicht wissen, was die Schule braucht, sondern was die Eltern brauchen“,
beschreibt Ulrich Pfeifer, Leiter des dobeqTeams, die Zielrichtung. Das kommt an. Etwa
70 Prozent der Eltern nimmt das Angebot wahr.
Auch bei der Umsetzung der neuen Unterrichtsformen, die die Grundschule Kleine Kielstraße entwickelt hat, leistet das OGS-Team
wichtige Unterstützung. Die Kleine Kielstraße
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Partner in der
Grundschule
Kleine Kielstraße: Schulleiterin Gisela
SchultebraucksBurkkart und
Ulrich Pfeifer,
Ansprechpartner in der OGS
hat auf einen jahrgangsübergreifenden Unterricht umgestellt. Die Klassen 1 und 2 und die
Klassen 3 und 4 lernen zusammen.
Chancengerechtigkeit durch den Ganztag
Das soziale Lernen im Schulalltag gewinnt dadurch an Selbstverständlichkeit. Die Tatsache,
dass die Kinder in der OGS einen großen Teil der
Zeit nach dem Unterricht gemeinsam verbringen, verstärkt diesen Prozess. Das dobeq-Team
schafft das über Projekte, die die pädagogischen Fachkräfte den Kindern anbieten.
Dazu gehört der Kochkurs, der Lust darauf
macht, aus guten Lebensmitteln selbst etwas
Leckeres zu zaubern. Der Restauranttisch, ein
anderes OGS-Projekt, ist immer nur wenigen
Schülern vorbehalten, die dort bevorzugt behandelt werden und nebenbei lernen, dass
Tischmanieren nicht nur nerven. Etwas ganz
anderes sind die Besuche der Kinder aus der
OGS auf einem Reiterhof.
Die Kinder erleben in der OGS Kleine Kielstra-
ße vieles, was ihnen sonst vorenthalten würde.
Das bedeutet nicht nur Chancengerechtigkeit,
sondern ist auch eine Motivation. „Wir wollen Schule zu einem Ort machen, der Kindern
soziale Erfahrung und soziales Lernen ermöglicht“, sagt Ute Labs, Leiterin des Bereichs Angebote an Schulen über die Zusammenarbeit
in der Grundschule Kleine Kielstraße: „In diesem Punkt passen wir einfach gut zusammen.“
Das Netzwerk INFamilie ist ein Zusammenschluss von mehr als 60 Akteuren. Bekannte „Ankerstandorte“ wie die Offene Grundschule Kleine Kielstraße bilden die Keimzelle
der Aktivitäten. Von hier aus werden Maßnahmen und Projekte vorangetrieben. Die
Bewohner im Quartier sollen „mitgenommen“ werden. Weil Lebensbedingungen
großen Einfluss auf die kindliche Entwicklung haben, strebt das Netzwerk INFamilie
eine ganzheitliche Umfeldverbesserung des
Quartiers an.
10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE
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Brechtener-Grundschule
„Lernen und leben - unterschiedlich
aber gemeinsam.“
Comenius-Grundschule
„Gemeinsam viele neue Schritte gehen und
sichtbare Spuren hinterlassen.“
Dellwigschule
„Wir entdecken mit den Kindern
gemeinsam die Welt!“
Graf-Konrad-Grundschule
„Das Recht des Kindes auf den heutigen Tag.
Das Recht jedes einzelnen Kindes, genau so zu
sein, wie es ist. Das ist uns wichtig. “
Höchstener Grundschule
„Selbstständigkeit, soziales Lernen, Wissen,
Individualisierung“
Hohwart-Grundschule
„Wir haben das Kind im Blick, mit dem Ziel,
eine Bereitschaft zu lebensbegleitendem Lernen
aufzubauen.“
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10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE
Eine Idee, 16 Teams
An 16 Offenen Ganztagsschulen in
Dortmund arbeiten pädagogische
Teams der dobeq: Das bedeutet jede
Menge gute Ideen, sehr viel Power
für die Kinder und vor allem ein abwechslungsreiches und anspruchsvolles Angebot. Jedes Team hat ein eigenes Gesicht und einen eigenen Charakter, auch wenn alle für die eine
Idee stehen: Wir haben immer zuerst
das Kind im Blick.
Team-Leitung: Ute Labs und
Sarah Heidenreich-Strunk
„Der Weg ist das Ziel ... und wir gehen ihn
alle gemeinsam.“
Jungferntal-Grundschule
„Wir schaffen gemeinsam eine
Atmosphäre, in der wir leben, lernen
und uns wohlfühlen können!“
Grundschule Kleine Kielstraße
„Wir – gemeinsam Richtung Zukunft!“
Mörike-OGS
Libellen-Grundschule
„Wir möchten die Unterschiedlichkeit der Kinder
stärken und individuell fördern.“
Mörike-Grundschule
„OGS-Qualität wird hier gelebt! Wir
ziehen alle an einem Strang.“
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Osterfeld-Grundschule
„Wir sind gut vernetzt. Eine offene
GANZTAGS-Schule!“
Overberg-Grundschule
„Wir sind die OGS mit Herz,
jedes Kind ist uns wichtig!“
Petri-Grundschule
„Miteinander leben, voneinander lernen...
wir sind ein tierisch starkes Team.“
Roncalli-Grundschule
„Viele verschiedene Töne ergeben gemeinsam
eine spannende Melodie.“
Steinhammer-Grundschule
„Wir stärken unsere Kinder.“
Stift-Grundschule
„Betreuen, fördern und
Neigungen entwickeln.“
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10 JAHRE OFFENE GANZTAGSSCHULE
MENSCHEN IN DER OGS
„Wir wollen alle mitnehmen.“
Sandro Barbato ist Trainer für Soundkarate in den Offenen Ganztagsschulen
In seinem Büro ist vor einigen Monaten ein
neuer Pokal hinzu gekommen. Sandro Barbato hat
ihn auf der Karate-Landesmeisterschaft
errungen. Der 48-Jährige hat einen Großteil
seines Lebens dem Kampfsport gewidmet.
Diese Erfahrung nutzt er auch als Mitarbeiter
der Angebote an Schulen in der dobeq.
Wenn Sandro Barbato in eine der Offenen Ganztagschulen der dobeq kommt, wollen alle Kinder sein
Training mitmachen. Karate, das lockt, und dann ist
da noch die Musik, zu der man sich während des
Trainings bewegen kann. Sandro Barbato trainiert
eine besondere Richtung der japanischen Kampfkunst, das „Soundkarate“, das musikalische und
spielerische Elemente in das Training integriert und
besonders für Kinder geeignet ist.
„Wir trainieren so einfach wie möglich“, sagt Sandro Barbato. „Es soll vor allem Spaß machen. Wir
wollen alle mitnehmen.“ Austoben ist in Ordnung,
Unsinn machen auch, und doch prägen die ursprünglichen Rituale auch das Soundkaratetraining:
respektvoller Umgang, Höflichkeit und Vertrauen,
Disziplin und Konzentration.
Es beginnt mit der Verbeugung vor den Anderen zu
Beginn und endet mit dem konzentrierten Abschied
am Ende. Das wird von den Kindern akzeptiert, weil
es nicht aufgesetzt wirkt, sondern ganz einfach zur
Haltung des Karate gehört. Gerade die Kinder, die
gerne auftrumpfen, die unruhig sind, kommen gut
damit zurecht. Das hat Sandro Barbato immer wieder erlebt.
Nach dem Soundkarate-Training sind immer
Sandro Barbato arbeitet seit mehr als zehn Jahren
im Offenen Ganztag. Er ist Träger des fünften Dan,
zweifacher deutscher Vizemeister und Trainer im
Judo-und Jiu-Jitsu-Club Dortmund e.V.
Er führt die Kurse in Soundkarate in vielen
Offenen Ganztagsschulen durch.
alle Kinder entspannt und ausgeglichen, egal wie
unruhig sie vorher waren. Nicht selten entwickelt
sich so in der Offenen Ganztagschule eine tiefere
Liebe zum Karate und manchmal eine echte Sportkarriere. Sandro Barbato trainiert einige frühere
OGS-Schüler in seinem Dojo in der Nordstadt. Eine
von ihnen
ist heute zwölf Jahre alt
und die jüngste DanTrägerin in Deutschland:
Auch das ist eine
Erfolgsgeschichte,
die in der Offenen
Ganztagsschule
begonnen hat.
KONTAKTE
Primarbereich - Offener Ganztag
Betriebsleitung: Ute Labs
stellv. Fachgruppenleitung:
Sarah Heidenreich-Strunk
T. 0231. 99 34 101
[email protected]
Brechtener Grundschule
Evinger Str. 600, 44339 Dortmund
Marion Lübko, T. 0231. 22 52 764
[email protected]
Comenius-Grundschule
Akazienstr. 84-86, 44143 Dortmund
Jessica Theimann, T. 0231. 47 73 377
[email protected]
Dellwigschule
Westermannstr 21, 44388 Dortmund
Ute Labs, T. 0172. 51 60 404
[email protected]
Graf-Konrad Grundschule
Grävingholzstr. 59, 44339 Dortmund
Eveline Fuchs, T. 0231. 477 37 517
[email protected]
Grundschule Kleine Kielstraße
Kleine Kielstraße 20, 44145 Dortmund
Ulrich Pfeifer /Rabea Lawatsch
T. 0231. 86 10 43 15, Hdy 0160 708 4973
[email protected]
Höchstener Grundschule
Lührmannstraße 1, 44267 Dortmund
Sabrina Rosenek-Mämpel / Nicole List
T. 0231. 22 23 98 84
[email protected]
Hohwart-Grundschule
Winkelriedweg 2-4, 44141 Dortmund
Pia Sommer, T. 0231. 47 73 78 64
[email protected]
Jungferntal-Grundschule
Jungferntalstr. 60–64, 44369 Dortmund
Romina Steinmetz, T .0231. 69 604 15
[email protected]
Libellen-Grundschule
Burgholzstr. 148, 44145 Dortmund
Victor Cardoso Da Silva, T. 0231. 47 73 336
[email protected]
Mörike-Grundschule
Somborner Str. 110, 44388 Dortmund
Melika Hosseini, T. 0231. 22 25 576
[email protected]
Osterfeld-Grundschule
Osterfeldstraße 131, 44339 Dortmund
Aneta Durmus, T. 0231. 28 66 38 66
[email protected]
Overberg-Schule
Städt. Kath. Grundschule Mengede
Am Hohen Teich 5, 44359 Dortmund
Martina Krüger, T. 0231. 28 67 36 23
[email protected]
Petri-Grundschule
Beurhausstr. 15-17, 44137 Dortmund
Andrea Schäfer, T. 0231. 50 27 365
[email protected]
Roncalli-Grundschule Städt. Kath. Grundschule
Husener Eichwaldstraße 270, 44319 Dortmund
Katharina Werra, T. 0231 . 425 79 31 18
[email protected]
Steinhammer-Grundschule
Schulte Heuthausstr. 28, 44379 Dortmund
Renate Maijs T. 0231. 28 67 29 69
[email protected]
Stift-Grundschule
Am Bruchheck 47, 44263 Dortmund
Martina Klingner, T. 0231. 47 73 39 18
[email protected]
Verlässliche Betreuungsangebote
Brechtener Grundschule/ Am Birkenbaum
Am Birkenbaum 36 44339 Dortmund
Barbara Groth T. 0152 074 06 487
Grafen Grundschule
Deusenerstr. 230 44369 Dortmund
Melanie Meier, T. 0160 38 20 653
Höchstener Grundschule
Lührmannstr. 1, 44267 Dortmund
Heike Knothe, T. 0160 40 95 578
Libellen Grundschule
Burgholzstr.148 44145 Dortmund
Victor Cardoso Da Silva, T. 0176 250 42 846
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