O-Töne aus der Ukraine zur aktuellen Lage

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O-Töne aus der Ukraine zur aktuellen Lage
O-Töne aus der Ukraine zur aktuellen Lage
Auszüge aus Briefen der ehemaligen Zwangsarbeiter aus der Ukraine:
(…) im Allgemeinen bedrückt uns die Situation im Land sehr. Der Krieg dauert,
die Menschen verlieren ihr Leben. Es gibt kein Geld im Land. Man sammelt
Geld schon wieder bei den einfachen Menschen, um für die Soldaten Kleidung
und Waffen zu besorgen. Sogar in Schulen und Kindergärten wird gesammelt.
Und noch dazu wird gemunkelt, dass der Krieg sogar Saporoshje erreichen
kann. Was soll man machen? Man möchte so sehr, dass das Ganze endlich zu
Ende geht, aber unsere Regierenden können sich nicht auf dem Friedenswege
einigen. Die Preise auf Lebensmittel und andere Waren haben sich fast doppelt,
und die Arzneimittel, man hat Angst in die Apotheke zu gehen. Aber manchmal
muss man eben. Als ich meiner Mutter wegen Glaukom Travatan in die Augen
getröpfelt habe, da hat es noch 200 Griwnas gekostet, und jetzt kostet 450
Griwnas (das ist nur ein Beispiel). Und es gibt auch viele falsche Arzneimittel.
(Tatjana K., Saporoshje, November 2014)
(…) Ich mache mir Sorgen um meinen Sohn. Es wird deutlich, dass es eine
neue Mobilisierung geben wird, man wollte diese Soldaten ablösen, die schon
seit längerer Zeit kämpfen. Die Lebensbedingungen an der Front sind schwer,
die Soldaten mussten die bis an die Zähne bewaffnete Putinsarmee aufhalten,
mit fast leeren Händen. Niemand in der Welt konnte daran glauben, und erst
danach hat man begonnen, mit aller Kraft zu helfen. Der Präsident ist gerade
aus Polen zurückgekehrt, er wurde dort sehr warm empfangen, aber die
„Schwergewichtlerin“ in Europa ist Angela Merkel. Obwohl sie am Anfang sehr
lange an Putins Lügen geglaubt hat, hat sie jetzt Sanktionen gegen Russland
organisiert. Die zeigen Wirkung und heute werden Sanktionen gegen Krim ins
Leben gerufen. Gestern ist der Rubel gestürzt, in Fernsehen-Nachrichten wurde
gezeigt, wie aus allen Läden die Ware verschwindet, viele Geschäfte haben
zugemacht, weil es nichts gibt, womit man Handel betreiben kann.
(…) Heute hat Putin während einer Pressekonferenz wieder gelogen, dass es in
Donbass keine Armee gibt. Jetzt ist es an der Front relativ ruhiger geworden,
aber vielleicht ist dieser Stillstand die Ruhe vor dem Sturm. Putin hat in dieser
Region eine große Menge Soldaten gesammelt. Mit solchem Monster ist es
schwer zu kämpfen, zu diesem Krieg haben sie sich jahrelang vorbereitet.
Gerade wurde in den Nachrichten berichtet, dass unsere Soldaten im
Hamburger Hospital behandelt werden. Einem Soldaten wollte man bei uns die
Beine amputieren, aber in Hamburg wurde ihm eine Operation an den Beinen
gemacht und man sagt, dass er laufen wird. In diesen Tagen hat der Senat in
den USA ein Gesetz über die Militär-Hilfe für Ukraine verabschiedet, aber der
Präsident hat es noch nicht unterschrieben. Nur nach seiner Unterschrift wird
uns eine Waffen-Hilfe gebilligt, bis jetzt haben wir noch keine Waffen
bekommen.
(…) Bei uns ist auch die Wirtschaft im schlechten Zustand. Der Krieg verlangt
viele Ressourcen, ein Krieg ist wie ein schwarzes Loch, wo alles verschwindet.
Wir halten alles aus nur dank der Hilfe von anderen Ländern und dank der
Kredite. Ab dem Neuen Jahr wird Gas und Strom deutlich teurer werden. In
vielen Regionen wird der Strom tagsüber und in der Nacht für ein paar Stunden
abgeschaltet. Viele Kraftwerke heizen mit Steinkohle aber die Zechen befinden
sich in den besetzten Gebieten. Während der 24 Stunden braucht man 120.000
Tonnen Kohle. Wenn sie nicht da ist, muss man sie im Ausland kaufen. Im
Fernsehen wurde gezeigt, wie schwer ist es, in den besetzten Gebieten zu
leben. Am meisten leiden ältere Menschen, es gibt Fälle vom Hungerstod.
(Andrjej S. Horol, Dezember .2014)
(…) Vielen Dank für Ihre Güte, Hilfe und Aufmerksamkeit uns gegenüber. Das
Geld haben wir bekommen, das Sie für meine Mutter Jewgenija geschickt
haben. Vielen Dank nochmals.
(Ludmila S., Dnepropetrowskij-Gebiet, Dezember .2014)
(…) Ich bin die Tochter von Nina Tichonowna Lena. Als ich heute mit meinem
Sohn zu Besuch bei meiner Familie angekommen bin, habe ich erfahren, das in
den letzten Tagen meine Mutter von Ihnen ein Geschenk zu Weihnachten
bekommen hatte - 1950 Griwnas. Wir alle haben zu Gott gebetet, dass er Sie
dafür segnet und Ihren Aufwand belohnt. Wir grüßen Sie und Ihre Familien
herzlichst zum fröhlichen Fest der Christi Geburt.
(Lena und Nina M., Chmelnizkij Gebiet, Dezember 2014)
Guten Tag meine lieben Frauen Emilie und Helene! Zuerst möchte ich
berichten, dass ich das Geld bekommen habe - 2000 Griwnas von Frau Hudak
Magdalina. Das Geld wurde aus Mukatschewo geschickt, das ist das dritte Mal
in diesem Jahr, das ist für mich eine sehr große Hilfe, vielen Dank. Das Geld ist
am 20.12. gekommen. Bei uns sind die Preise für Lebensmittel, Industriewaren,
Arzneien in den Apotheken und kommunale Dienstleistungen sehr gestiegen.
(…) Wie Sie schon wissen, gibt es bei uns im Osten der Ukraine Krieg. Wir
können nicht ruhig leben, wir machen viel durch, wir wissen nicht, was als
Nächstes kommt, das Ende ist nicht in Sicht. Jeden Tag verlieren Menschen ihr
Leben oder werden verletzt, manche sogar schwer. Sogar im Ausland wurde für
die Verletzten gesammelt, auch um Prothesen zu besorgen. Jeden Tag gibt es
etwas Neues, aber nichts Erfreuliches. Zum Neuen Jahr wurden neue
Preiserhöhungen auf Produkte angekündigt und auch für kommunale
Dienstleistungen muss man viel mehr bezahlen.
Wir, ehemalige Ostarbeiter, treffen uns an bestimmten Tagen, wir pflegen die
Verbindungen, viele sind leider nicht mehr unter uns. Viele sind bettlägerig oder
laufen mit Krücken und die besuchen wir zu Hause. Wir haben Ausflügen zu
Sehenswürdigkeiten gemacht, zum Beispiel ins Museum in der Stadt Dubno,
nach Brest, früher auch nach Lemberg, da war ich noch nicht dabei. Das war
vorher, jetzt sind die Finanzen knapp und wir treffen uns nur in Luzk, wir
machen nur hier Ausflüge, was auch interessant ist. Wir haben der Toten der
Hungersnot in der Ukraine in den Jahren 1932-1933 gedacht. Als Zeugin der
Hungersnot habe ich 200 Griwnas bekommen. Wir kaufen weder Kleidung noch
Schuhwerk, wir bekommen alles als humanitäre Hilfe und sind dank
Deutschland bekleidet. Wenn es um Neuigkeiten geht, da sprechen im
Fernsehen alle darüber, wie viel Geld man für die Behandlung von Verletzten,
die im Ausland behandelt werden müssen, ausgibt.
Ich schicke ein Bild, das während der Kranzniederlegung an der Gedenkstätte
für Kriegsgefallene gemacht wurde. In der ersten Reihe links stehe ich. Dort
stehen die, die 1941 in Deutschland geboren wurden, sie sind heute 73 Jahre
alt, die 90-Jährigen sind auch da, sie haben überlebt. Ich bewahre alle Fotos
auf.
(Anastasja B. Luzk, Dezember 2014)
(…) Bei uns läuft alles gut. Die Enkelin Marinka lernt zu Hause, sie hat
Einzelunterricht. Sie läuft viel besser, sie richtet sich auf, sie kann sogar ein paar
Schritte selbstständig machen. Sie ist die ganze Zeit beschäftigt, macht
verschiedene Übungen, läuft in Orthesen. Sie möchte es nicht, aber sie muss.
Im Sommer fahren wir nochmals mit ihr nach Odessa in Kur, wir lassen sie dort
behandeln. Die Kinder sollten eigentlich nach Charkow zur Kontrolle fahren,
aber wegen der Situation im Osten haben sie sich entschieden noch zu warten,
bis sich die Situation dort beruhigt. In Charkow ist es auch unruhig, obwohl es
dort keinen Krieg gibt. Aber dort geschehen verschiedene Provokationen und
wir sind für sie Benderowcy (Bandera-Anhänger). Vielen Dank, dass Sie uns
schreiben. Sie fragen nach dem Geld, wir haben 500 Euro von Ihnen
bekommen. Vielen Dank nochmals für Ihre Hilfe.
(Marija I. Chmelnizkij-Gebiet , Dezember 2014)
(…) Es ist ungewiss, was uns der morgige Tag bringt, es wird alles teurer, aber
in den Geschäften und auf dem Markt gibt es alles. Die Politiker können absolut
keine gemeinsame Sprache finden. Ich denke, dass Sie das alles im Fernsehen
verfolgen. Aber das Volk hat noch die Hoffnung, dass alles seine Ordnung
findet, so wie es vorher war.
(…) Bei uns ist alles wie vorher, wir warten auf den Frieden und hoffen, dass er
mit Hilfe von Ihrem Staat und von den anderen europäischen Staaten und
Russland möglich wird.
(…) Nochmals bedanken Sie sich bitte Helene in meinem Namen bei der
Evangelischen Kirche, Pastor Rudi und Emilie für Ihre Hilfe in Höhe von 2000
Griwnas. Das hat mir sehr geholfen.
(Wasilij P. Berdjansk, Dezember .2014)
(…) Das Geld aus Mukatschewo haben wir bekommen und verstanden, dass es
von Ihnen kommt. Vielen Dank für die Unterstützung und die Sorge um uns.
(…) Die Situation in der Ukraine ist kompliziert. Die neue Regierung hat ihre
Tätigkeit damit angefangen, dass sie die Preise für kommunale Dienstleistungen
erhöht und soziale Ermäßigungen abgeschafft hat. In Zusammenhang mit dem
Sturz von Griwna haben sich die Preise verdoppelt. Das hat hauptsächlich die
Menschen betroffen, die an der Armutsgrenze leben. Laut der Statistik leben nur
5 Prozent Ukrainer auf durchschnittlichem Niveau, die Anderen sind entweder
Millionäre oder die Ärmsten. Im Osten dauern Kriegsaktionen an, junge
Menschen verlieren ihr Leben. Die friedliche Bevölkerung leidet darunter, weil
ihre Häuser zerstört werden und die Menschen auf der Straße bleiben.
Moralisch ist es schwer zu ertragen und deshalb bringen sogar die kommenden
Feiertage keine Freude.
(Anna M. Winniza, Dezember 2014)