Film vs. Video

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Film vs. Video
Modul: Grundlagen digitaler Medientechnik
Film vs. Video
Olaf Krafft
1. Einleitung
Dieses Script versucht einen knappen Überblick zum Thema Bewegbilder zu vermitteln. Es ist eine
Sammlung von Daten und Fakten, die nicht die komplette Entwicklungsgeschichte der Videotechnik
wiedergeben kann.
2. Photographie
1826 oder 1827
Nicéphore Niépce stellte in Frankreich eine photographische Aufnahme auf einer asphaltbeschichteten
Zinnplatte her. Es zeigt den Ausblick aus einem Fenster des Landsitzes seiner Familie in Saint-Loup de
Varennes.1
1835
Das erste Negativ der Welt, das William Henry Fox Talbot im August 1835 mit einem kleinem Holzkasten gelingt, ist eine Aufnahme von einem Gitterfenster in Lacock Abbey (England, Anm. des
Verfassers).2 Das Verfahren wird Kalotypie genannt. Das vorrangige Ziel Talbots war, eine naturgetreue
unverfälschte Abbildung der Natur herzustellen.
1839
Am 7. Januar 1839 verkündete Francois Arago in einer Vorlesung an der französischen Akademie der
Wissenschaften, dass eine gebrauchsfähige Methode zur Reproduktion von fotografischen Bildern gefunden wurde, die Daguerreotypie. Der Erfinder heißt Louis Jacques Mandé Daguerre.
Die Qualität der Abbildungen ist deutlich besser als die der Talbotopie, die jedoch den Vorteil der Reproduktion bot. Beide Erfinder hielten ihre Rezepturen zunächst geheim – Daguerre um seine stattliche Leibrente unter Vertrag zu bekommen, Talbot um weiter ungestört forschen und verbessern zu
können.
Neben der Entwicklung photographischer Papiere war auch eine Entwicklung der Gerätschaften notwendig. Erste Aufnahmen entstanden mit einer simplen Camera Obscura, die nichts weiter als ein Kasten mit einen Loch und einer Mattscheibe war. Damals wie heute sind die Objektive eines der größten
Herausforderungen in der Photographie und des Films. Sie sind neben den lichtempfindlichen Materialien der entscheidende Faktor für eine naturgetreue Abbildung.
1844
1844 stellt Talbot mit Pencil of Natur das erste photografische illustrierte Werk der Welt her. Es beinhaltet gleichzeitig erste theoretische Auseinandersetzungen mit der Photographie. Diese Abhandlung
wurde auch ein finanzieller Erfolg. Es wurden in zwei Jahren 4328 Abzüge für die Ausgabe von Pencil of
Natur hergestellt. Später ergaben sich weitere Aufträge: Porträtbilder von Privatpersonen; Reproduktionen von Kunstwerken; wissenschaftliche Aufnahmen für die Ägyptologie; Titelseiten von
Zeitschriften.3
1
Vergl.: Die Aufgehobene Zeit, Hubertus von Amelunxen, Berlin 1988
Seite 22, Die Aufgehobene Zeit, Hubertus von Amelunxen, Berlin 1988
3 Vergl. Seite 52, Die Aufgehobene Zeit, Hubertus von Amelunxen, Berlin 1988
2
Olaf Krafft - Film vs. Video
1
1908
Der französische Millionär Albert Kahn beginnt eine beispiellose Dokumentation des Alltagsleben des
20. Jahrhunderts. “Die Fotografen sollten das visuelle Inventar des Alltagslebens schaffen bevor es
durch das 20. Jahrhundert zerstört wird” 4. Kahn schickte Fotografen in die ganze Welt. Sie verwendeten das neue Farbverfahren der Gebrüder Lumiére, das Autochrom-Verfahren. Die Sammlung im heutigen Pariser Museum umfasst 70.000 Dokumente.
1913
Mit der Ur-Leica stellt die Firma Leica Camera AG aus Deutschland die erste Kleinbildkamera her. Es
wird der 35mm-Film verwendet,der auch für die ersten Filmaufnahmen benutzt wird. Dieser wird zum
Kleinbild-Film Typ 135 weiterentwickelt und Kodak packt ihn 1934 in eine Blechpatrone. In dieser
Form besteht er bis heute. Er wird zunächst in so genannten Sucherkameras angewendet. Später findet
er Verwendung in Spiegelreflex-Kameras (SLR), die bis in die 2000er Jahre benutzt werden.
1963
Das Polaroid-Format ist eine Besonderheit im Bereich der Fotografie. Es ein eigenes Foto-Format – es
handelt sich um Sofort-Bilder. Das Format wird 1963 auf den Markt gebracht. Da die Bilder relativ teuer sind kann es sich nur bedingt etablieren. Es hat aber in Branchen der Mode-Industrie (Outfits erinnern bei Modeschauen) oder Filmproduktion (Set-Fotos für das Continuity) einen wichtigen Stellenwert. Zur Zeit ist unklar, ob das Format weiterbestehen wird.
1975
Kodak entwickelt den ersten Prototyp eines digitalen Fotoapparates. 1981 bietet Sony seine ersten digitalen Versionen zum Kauf an. Anfang der 90er kamen die ersten DSLR (digital single-lens reflex / Digitale Spiegelreflex) Kameras auf den Markt.
2005
Canon veröffentlicht die Canon 5D mit “Full Frame Sensor” und 2008 die 5D Mark II mit HD-Video
Aufzeichnung.
3. Kinematographie
1895 – Erste Aufnahme von Bewegbildern
Die ersten öffentlichen Aufführungen von Bewegbildern fanden 1895 statt. Es wird ein wenig gestritten,
wer die ersten waren. Fest steht, dass die Gebrüder Skladanowski am 11. November 1895 im Berliner
Varieté Wintergarten waren und am 28. Dezember 1895 im Untergeschoß des Pariser Grand Café die
Gebrüder Lumière erste Vorführungen vor zahlendem Publikum gaben. Schnell war die Geburtsstunde
vergessen, denn in Europa und den USA wurden verschiedene Geräte für die Aufnahme und Projektion
von Bewegbildern entwickelt und vertrieben.
Die ersten Aufnahmen von Bewegbildern waren ganz alltägliche Handlungen. Familien und Straßenszenen oder z.B. die Einfahrt des Zuges (Arrivée d´un train en gare a La Ciotat) von Louis Lumière im
Sommer 1895.
Die Menschen, die den Film sahen, waren sehr erschrocken, weil sie dachten der Zug würde aus der
Leinwand hinausfahren und sie überrollen.
Zu der Zeit hatte das Publikum keinerlei Erfahrung mit derart realistischen Aufnahmen, so das sie den
Unterschied zwischen Illusion und Wirklichkeit nicht unterscheiden konnten.
Mit der hohen Nachfrage nach neuen Bildern entwickelt sich ein neuer Zweig, die Filmproduktion.
Erst nach und nach wurden szenische Handlungen aufgenommen. Sie sahen zu Anfang wie abgefilmtes
Theater aus. Es gab nur eine feste Kameraeinstellung. Später folgten unterschiedliche Perspektiven und
die bewegte Kamera. Große Produktionshallen mit Glasdächern wurden gebaut, um möglichst das
4
BBC Dokumentation:Edwardians in Colour: The Wonderful World of Albert Kahn, 2007
2
Olaf Krafft / Film vs. Video
Sonnenlicht auszunutzen. Schönes Wetter war wichtig und unter anderem ein Grund, warum das sonnige Hollywood sich als Produktionsstätte etablierte.
Der “tönende” Film
Der Ton vollendete die Illusion des Films. 1927 produzierte Warner den JAZZ SINGER, der wegen
seiner technischen Mängel den Kritikern des Tonfilms zunächst Recht gab. 1928 folgte THE SINGING FOOL, in dem abermals Al Johnson sang und nun mit deutlich besserer Qualität konserviert
wurde. Weiter Filme, häufig waren es Musicalfilme, folgten schnell, denn die Konkurrenz schlief nicht.
Charles Chaplin war sehr skeptisch und sah sein Pantomimenspiel in Gefahr und so produzierte er mit
MODERN TIMES (1936) und THE GREAT DICTATOR (1940) zwei Filme, die den Ton und besonders die Sprache in stilisierter Form abbildeten und damit seiner Darstellungsart genügend Raum boten.
Fritz Lang setzte den Ton in M (1930) sehr gezielt ein. Z.B. wurde nicht die normale Atmo einer Szene
aufgenommen, sondern Töne eingespielt, die eine bestimmte Aussage unterstützen. In M sind auch
zum ersten Mal vorgezogene O-Töne eingesetzt, „was nicht nur das Tempo des Films beschleunigt,
sondern auch die dramaturgisch notwendige Gedankenassoziation zweier aufeinander folgender Szenen
verstärkt.“5
Film-Material
Neben der Präsentation von Bildern ist auch das Speichern dieser Informationen heute wie damals ein
schwieriges Unterfangen. 1889 wurde von George Eastmann der flexible fotografische Film für RollfilmKameras vorgestellt.
Nachdem die Technologie der Konservierung der fotografischen Abbildungen entwickelt wurde, folgten andere Schwierigkeiten. Zum Beispiel das der Haltbarkeit. Die ersten Filme waren sehr feuergefährlich, weil sie aus Zelluloid bestanden. Film war nicht nur inhaltlich, sondern auch von der technischen Seite gefährlich. Auf den Jahrmärkten und in den kleinen Vorführräumen um 1900 war der Sicherheitsstandard sehr niedrig.
Trotz dieses Nachteils überlebten einige dieser Kopien. D.h. einige überstanden 100 Jahre. Das würden
die heutigen Benutzer von Datenträgern auch gerne behaupten. Leider sind die heutigen Datenträger
nicht so haltbar. Z.B. wurde von einem Dozenten hier an der Universität ein Magneto-Optisches Speichersystem (MOD) verwendet um Daten zu sicher. Nach zwei Jahren stellte man fest, dass sie nicht
mehr lesbar waren. Datensicherung ist und bleibt ein großes Problem.
Gerade im Zusammenhang mit Archivierung von alten Dokumenten, wie Büchern, die vom Zerfall bedroht sind, stellt sich die Frage, ob der Träger der Informationen Film (heute aus Kunststoff) oder eine
Sicherung auf CD-Rom sinnvoll ist.
4. Sensor-Größen
Hier soll nicht genauer auf die Entwicklungsgeschichte der Videokameras eingegangen werden, sondern nur
auf einen aktueller Aspekt: den Sensor-Größen.
Der Sensor ist das elektronische Bauteil, welches in den digitalen Video- oder Fotokameras das einfallende
Licht in elektronische Signale umwandelt. In Abhängigkeit von Objektiv, Blende und Sensor-Größe entsteht
eine bestimmte Tiefenschärfe im Bild. Die Möglichkeiten eine geringe Tiefenschärfe wie bei Kinofilmproduktionen zu erzeugen ist schon lange der Wunsch vieler VideofilmerInnen, war mit herkömmlichen Videokameras auf Grund der kleinen Sensoren nicht möglich. 2008 hat Canon die Spiegelreflexkamera 5D Mark II
mit einem Voll-Format-Sensor herausgebracht, die einen solchen “Kinolook” erzeugen kann. Die Qualität
der Canon 5D ist nicht vergleichbar mit den aktuellen Entwicklungen der Kinofilm-Branche (Arri Alexa und
RED Epic 6), wird zum Teil aber als günstige Zweitkamera eingesetzt.
5
6
F. Lang nach Polzer, Wunder der Kinomatographie, Sechte Auflage 2002, Seite 15
Die Arri Alexa kostet ca. 50.000 EUR, eine Canon 5D ca. 2000 EUR
Olaf Krafft - Film vs. Video
3
Kamera
Sensor
(mm)
Bildformat
Pixel
35mm Film
24 x 18
(Filmbild)
RED One
Codec
24,4 x 13,7
35mm Format
4520 x 2540 (4K)
REDCODE
RAW
ARRI Alexa
24 x 14
35mm Format
3392 x 2200
(3.5K)
ARRI RAW
APPLE
ProRes
Canon 5D
36 x 24
Full Frame
5616 x 3744 (Foto)
1920 x 1080(Video)
H.264
Canon 7D
22,3 x 14,9
APS-C
5184 × 3456 (Foto)
1920 x 1080 (Video)
H.264
Panasonic
AF101
18 x 13,5
4:3 Four
Third
1920 x 1080
H.264
5. Geschichte der Videotechnik
Die Magnetische Aufzeichnung brachte die Technik der Darstellung von bewegten Bildern, die 1895
ihre Geburtsstunde mit dem Zelluliod-Film hatte, in eine neue Richtung. Besonders Kostenersparnisse
und die Möglichkeit der mehrmaligen Benutzung des Materials und die sofortige Kontrolle der Aufnahme ist bis heute der Vorteil der magnetischen Aufzeichnung gegenüber der Belichtung von Filmmaterial.
Von der Magnetischen Aufzeichnung bis zu den Festspeichern
Jahr
Ereignis
1936
Probe-Fernsehausstrahlung der BBC; 1939 fortgeführt; Unterbrechung durch den Zweiten Weltkrieg – 1946 wieder gestartet.
1940
Erste TV-Übertragung in den USA durch WNBT-TV.
1948 - 1956
Technische Konzipierung von Magnet-Bandmaschinen für die
Aufzeichnung von Fernsehbildern.
1958 - 1962
Etablierung der Magnet-Bandmaschine als Gerät für die Produktion von Programmen im Fernsehrundfunk in der BRD.
1967
SONY bringt den Portapak (portable Videokamera mit abgesetztem Rekorder) in Japan (1968 in USA) auf den Markt.
4
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Jahr
Ereignis
1967
Willy Brandt startet auf der Funkausstellung Berlin symbolisch mit einem Knopfdruck das Farbfernsehen in der BRD.
1973
Einführung des VCR-Standards von Phillips.
1976
JVC stellt den VHS-Recorder vor.
1977
Durchsetzung des Videorecorders (VHS) auf dem Massenmarkt
der Unterhaltungselektronik.
1980/82
CD-ROM (Compact Disk Read Only Memory)/Audio-CD von Philips und Sony eingeführt.
1995
Sony stellt den DV-Camcorder VX 1000 vor. Gleichzeitig
werden digitale Formate für die professionellen Anwender
einführt: DVCAM (Sony), DVCPRO (Panasonic).
2004
Panasonic stellt in Zusammenhang mit HD-Camcordern das
Fest-Speicher-System P2 vor
Die Entwicklung des HDTV Fernsehens wurde schon seit den 90er Jahre in Europa vorangetrieben.
Bis Anfang 2000 werden jedoch nur in Japan und in den USA grossflächig Sendungen in HDTV ausgestrahlt. Wieder einmal brachte die Uneinigkeit der Hersteller sich auf einen gemeinsamen Standard zu
einigen und die hohen Investitionskosten auf der Produktions- und auf der Konsumentenseite diese
Entwicklung immer wieder ins Stocken. Pro7 hat seinen HD-Kanal wieder abgeschaltet. Nur der Bezahl-Sender PREMIERE und ANIXE TV bieten in Deutschland einen HD Kanal als Vollprogramm
an. Die ARD und das ZDF wollen 2011 die Ausstrahlung in HD erproben. Produktionsseitig im Bereich Dokumentarfilm/Dokumentationen und Serien wird alles in HD ausgeführt um bei späterer Umstellung auf HD-Tauglich zu sein.
6. SD-Format
576i
Pixel
Darstellung
Aspect Ratio
Framerate
720 x 576
768 x 576
4 : 3
50 fields
(Halbbilder)
1024 x 576
16 : 9
Obwohl die Darstellung bei 16 : 9 mit 1024 x 576 angegeben ist, so ist die digitale Pixel-Auflösung nicht
höher als bei 4 : 3 : 720 x 576. Das Bild wird bei der Wiedergabe gestreckt/skaliert und die höhere horizontale Auflösung dabei errechnet.
SD Aufzeichnung
Der Standard bei der Videoaufzeichnung war das 1980 eingeführte Betacam SP Format von Sony. Dieses Format wird seit Mitte der 90er Jahre von digitalen Formaten langsam abgelöst.
SD (Standard Definition)
Format
SpeicherMedien
Betacam SP
1/2” Tape
Digital Betacam
1/2” Tape
XDCAM
Professional Disc
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Format
SpeicherMedien
MPEG IMX
1/2” Tape/Professional Disc
DV
Mini DV Tape
DVCPRO
Tape/P2 Card
Digital Betacam wird zum Standard bei Archivierung und Herstellung von Kopien zum Senden. Wann
auch hier das Band abgelöst wird lässt sich schwer sagen. Archivierung der Aufzeichnung auf den Festspeichern/Festplatten ist zu teuer. Server-Systeme mit Festplatten in den Produktionshäusern sind für
eine Langzeitarchivierung auch nicht geeignet, da hier die Ausfallsicherheit auch mit hohen Kosten
verbunden ist. Hier kommt schon eher das weit verbreitete digitale Daten-Backup Format LTO (Linear
Tape Open) zum Einsatz. Es basiert auf 1/2” Bändern – 1,5 TB kosten ca. 70 EUR.
7. HD Aufzeichnung
Ab dem Jahr 2003 wird in Europa immer stärker in den HD (High Definition) Bereich investiert, obwohl es
zu der Zeit keine TV-Übertragung und kaum Konsumer-Endgeräte gibt. Aber es tut sich einiges auf der Produktionsseite. Camcorder, Studiorecorder und Schnittsysteme sind auf dem Markt und sind in die Produktionsabläufe eingebunden worden. Alle Produktionen, die auch noch Jahre später ausgestrahlt werden sollen
(Dokumentationen, Fernsehspiel u.ä.) werden in HD produziert.
2011 bieten die Öffentlich-rechtlichen Sender mit ARD HD, ZDF HD und Arte HD drei HD-Kanäle parallel
zu den “normalen” SD-Kanälen als Voll-Programm an. Ausgestrahlt wird in dem Format 720p 50p und der
Codec ist H.264 .
HD Aufzeichnungsformate (Festspeicher)
Neben Bändern werden Festplatten, Blu-ray Disc und Festspeicher als Aufzeichnungsmedien angeboten. Im
Gegensatz zu den Blu-ray Discs sind Festspeicher auf Grund der fehlenden beweglichen Teile keinem Verschleiß ausgesetzt. Die Festspeicher sind allerdings noch deutlich teurer.
2005 liefert die Firma Panasonic die ersten Camcorder mit Aufzeichnung im P2 Format. Die Videosignale
werden auf modifizierte SD-Karten geschrieben. Dieses Medium beinhaltet keine beweglichen Teile mehr
und ist daher sehr unempfindlich. Eine P2 Karte kann ca. 4 Minuten DV/DVCPRO-Material(SD-Format)
oder ca. 1 Minuten DVCPRO HD/AVC-Intra100 (HD-Format) pro GB aufnehmen. Aktuell gibt es 64 GB
Karten zu einem Preis von ca. 600 EUR.
Sony brachte 2007 eine Festspeicher-Karte mit Namen “SxS” auf den Markt.
Folgende Festspeicher sind aktuell weit verbreitet:
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Consumer
Professional
SD HC
P2 (Panasonic)
MemoryStick
SxS (Sony)
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HD-Formate
720p
Pixel
Aspect Ratio
Framerate
1280 x 720
16 : 9
24 fps
25 fps
50 fps
1080i
1920 x 1080
16 : 9
24 fps
25 fps
50i fields
“p” steht für progressive Bilder(Vollbilder); “i” steht für interlaced Bilder (Halbbilder)
Wenn das digitalisierte HD-Material nur 1440 x 1080 statt 1920 x 1080 (oder bei 720p50 nur 960 x 720 statt
1280 x 720) aufweist, liegt es daran, dass einige Kameraformate bei der Aufzeichnung Daten einsparen und
die fehlenden Pixel später in der Darstellung/Bearbeitung hochrechnen – interpolieren. Ähnlich ist es bei der
16 : 9 Darstellung im SD-Format (siehe weiter oben) – die Darstellung hat 1024 x 576 Pixel, das Bild nur
720 x 576 gespeicherte Pixel.
8. Interlaced vs. Progressiv
Beim Interlaced-Verfahren werden 50 Halbbilder (60 Bilder bei NTSC) aufgenommen. Jedes Halbbild
(Field) besteht nur aus der Hälfte der Zeilen. gerade Zeilen (2. Zeile; 4.Zeile; usw.) und ungeraden Zeilen (1. Zeile; 3. Zeile; usw.). Dadurch kann die Hälfte der Datenrate eingespart werden.
&
1. Field (1/50)&
&
2. Field (2/50)
Field 1 und 2, bei Frame-Darstellung im Software-Player.
Bei Verwendung von Halbbildern besteht bei Bewegungen zwischen erstem und zweitem Halbbild die
Gefahr der “Treppenbildung”, wenn die beiden Halbbilder im Frame-Modus gleichzeitig dargestellt
werden. Das geschieht z.B. im Videoschnitt-Programm Final Cut Pro und bei Software-Playern.
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9. DVD vs. Blu-Ray
Das 1995 eingeführte DVD-Format unterstützt nur das SD Format (Standard Definition). Für das HDFormat mußte eine Disk gefunden werden, die insgesamt mehr Daten aufnehmen kann (statt 4,5/9 GB
jetzt 25/50GB) und eine wesentliche höhere Datenrate ermöglicht (statt max 9 Mbit/sec bei SD, bis 27
Mbit/sec bei HD). Mittlerweile haben sich Blu-Ray-Player weit verbreitet und mit den vorhandenen
DVD-Playern gleichgezogen. Die Zukunft wird zeigen, wie lange diese Medien noch im Einsatz (Verleih/Verkauf) sind und wann sie von Web-Downloads (z.B Apple iTunes Store) abgelöst werden.
10.Digitale Schnittprogramme
Die Firma AVID stellt 1995 als erste Firma ein professionelles digitales Schnittsystem vor. Es ist ein
Komplett-System und besteht aus Soft- und Hardware. Die Preise liegen bei 100.000 bis 200.000 DMark.
Im Jahr 2000 bringt Apple seine Videoschnitt-Software Final Cut Pro auf den Markt. Es wird nur für
Apple-Rechner angeboten. Sie kostet 1.000 D-Markt und zielt auf den breiten Markt der kleine Produktionsfirmen, Hochschulen und Quereinsteiger der Film- und Video-Branche. Final Cut Pro kommt
aber auch bei Kino-Film-Produktionen zum Einsatz. Im Sommer 2011 soll ein komplett neues Final Cut
Pro angeboten werden.
Adobe Premiere (verfügbar für Apple- und Windows-Rechnern) ist schon vor Final Cut Pro auf dem
Markt, kann aber auf Grund von Instabilität und Aktualität (Unterstützung aktueller Formate) das neu
programmierte Final Cut Pro nicht in seinem Vormarsch au'alten.
Avid bietet den Media Composer seit 2006 auch als Software-Only-Version an. Immer noch ein wenig
teurer (2.200 EUR) als die Konkurrenz (ca. 1.000 EUR) aber schon deutlich günstiger um marktfähig
zu bleiben.
Anforderungen an Digitale Schnitt-Systeme
•
•
•
•
•
Professionelle Features, z.B. Trimmen; Farbkorrektur; Anpassung der Benutzer-Oberfläche
Broadcast-/Film-Taugliche Video- und Audio-Formate
Unterstützung von Capture- und Playback-Karten für professionelle Monitore
Import aller Aufnahmeformate
Export für Archive-/Sendeformate, Web, DVD und Band
11.Video-Player
Für die Darstellung von Videosequenzen auf einem Computer (Mac oder Windows) wird ein Player
benötigt. Weit verbreitet sind:
•
•
•
•
•
Flash Player
QuickTime Player
Windows Media Player
Real Player
VLC Player
bzw. die entsprechenden Plug-Ins für die Web-Brwoser.
Die Player können bestimmte Dateiformate lesen, das bedeutet: decodieren und damit auf dem Rechner abspielen. In der Regel benötigt man mehr als einen Player, um alle Filme aus dem Internet abspielen zu können.
Die oben genannten Player werden alle kostenlos zum Download im Internet angeboten. Die Hersteller bieten auch Erweiterte Versionen (Pro Versionen) an, die jedoch kostenpflichtig sind. Zum Beispiel
kostet der QuickTime Player Pro 30 EUR und bietet Exportmöglichkeiten und einfache Schnittfunktionen.
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Olaf Krafft / Film vs. Video
Die Video-Dateien werden bei der Konvertierung (Encoding) für das Internet, für die CD-ROM oder
DVD mit einem bestimmten so genannten Codec komprimiert. Diese Codecs müssen auch im Player
enthalten sein um die Dateien zu decodieren (Decoding) und damit abspielen zu können. Die Player
enthalten standardmäßig eine Anzahl von Codecs. Es kann jedoch vorkommen, dass dem Player ein
Codec fehlt und dieser nachträglich installiert werden muss. Häufig ist es ausreichend, sich die aktuelle
Version des Player-Programms herunter zuladen.
VLC
Die Besonderheit des VLC-Players liegt in seiner vielfältigen Anwendungsmöglichkeit. Auf dem Apple
Betriebssystem MACOSX zum Beispiel kann er zum Abspielen von DVDs, MPEG-Videostreams,
DIVX und AVCHD eingesetzt werden. Der Player ist auch für die Betriebssysteme Windows und
Linux verfügbar.
12.Datei-Endungen
Die häufigsten Datei-Endungen sind:
Flash
Quicktime
Windows Media
Real Media
MPEG-4
.flv
.mov
.wmv
.rm
.mp4
.swf
.m4v
.avi
.ram
.f4v
Dateiendungen lassen keinen Rückschluss auf den Codec zu. So kann eine .mov-Datei den MPEG-4
Codec beinhalten eine .mp4-Datei den H.264-Codec – oder auch den Codec MPEG-4 benutzen. Datei-Endungen sollen dem Betriebssystem lediglich sagen, mit welchem Programm die Datei abgespielt
werden soll.
Dateien mit der Endung .mpg sind mit dem MPEG-1 oder MPEG-2 Codec komprimiert. Sie bilden oft
den kleinsten gemeinsamen Nenner, wenn Videos auch auf alten Rechner abspielbar sein sollen. Die
MPEG-1-Filme können z.B. vom Windows Media Player und vom QuickTime Player abgespielt werden.
Der Windows Media Player ist der weltweit am häufigsten auf PCs installierte Software-Player – kein
Wunder, denn er wird zusammen mit dem Windows Betriebssystem installiert. Diese Tatsache liefert
allerdings noch keine Informationen darüber, welches Datei-Format im Internet bzw. auf den Rechnern
überwiegt. Im Jahr 2007 ist das Angebot von Filmen im Flash Format weit verbreitet, da Plattformen
wie www.youtube.com oder www.myvideo.de ihre Filme in diesem Format anbieten. Und sie können
mit Hilfe des bei den meisten Browsern implementieren Flash-PlugIns problemlos abgespielt werden.
Die Qualität des zunächst verwendeten Codecs “Sorenson Spark” ist bald nicht mehr zeitgemäß. Codecs wie ON2 VP6 und besonders der H.264 bieten deutlich bessere Qualität. H.264 wird allerdings
von damals vorwiegend installierten Flash-Versionen nicht unterstützt. Deshalb wird zunächst ON2
VP6 von youtube eingesetzt. Aber schon 2009 kann mit der neusten Flash-Player Version auch H.264
abgespielt werden. Vorraussetzung war allerdings, dass die vielen Youtube-User ein Update ihres
Browsers vorgenommen haben.
•
2009 setzt Youtube neben Flash auch den Container MPEG-4 (Codec: H.264) für die HD-Videos ein.
•
2010 setzt eine Diskussion über Flash ein: Apple weigert sich, iPhone und iPad flash-tauglich zu
machen.
•
Google kauft das Open Source Codec ON2 VP8 und nutz ihn im Matroska-Container und nennt
ihn WebM.
•
HTML-5 macht den Flash-Player überflüssig.
Olaf Krafft - Film vs. Video
9
•
2011 sind bei Youtube auch die Filme mit der Datei-Endung .flv mit dem Codec H.264 (AVC)
codiert.
13.Codecs
Hier eine Auflistung der Medien-Player und die in der Standard-Version unterstützten Codecs.
Flash Video
•
•
•
Sorenson Spark
On2 VP6
H.264 mit AAC Audio (ab Flash-Player Version 9)
QuickTime
&
Video-Codecs
• H.264
• DV-PAL
• Foto-JPEG
• H.261/263
• Motion JPEG A/B
• Sorenson
• Cinepak
• Animation
• TIFF
• u.a.
&
Audio-Codecs
• AAC
• MP3
• QDesign Music Pro
• IMA 4:1
• Alaw 2:1
• Qualcomm Purevoice
• Llaw 2:1
• u.a.
Aktuelle Aufstellung unter: http://www.apple.com/de/quicktime.
Erweiterung auf:
• DIVX
• Flash
• Windows Media
• u.a.
mit Hilfe des Quicktime-Plugin PERIAN (www.perian.org).
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Real Media
•
•
Real Media Version 9
Real Media Version 10
Windows Media
•
•
•
Windows Media Video 9
Windows Media VC-1
MPEG-4 (ab Windows 7)
14.Aspect Ratio (Seitenverhältnis)
Alle gängigen Videokameras zeichnen im Seitenverhältnis 4 : 3 oder 16 : 9 auf. Bei SD-Videokameras ist
beides möglich. Das HD-Videoformat ist auf 16 : 9 festgelegt. Das gängige Kinoformat 2.35 : 1 (21:9)
wird in Filmkameras oder in der Postproduktion erzeugt.
Bei der Betrachtung auf 16 : 9 Fernsehern werden die Seitenverhältnisse 2.35:1 oder 4:3 mit schwarzen
Balken angezeigt.
Academy Ratio
4:3
1.33 : 1
HDTV
16: 9
1.78 : 1
CinemaScope
21 : 9
2.35 : 1
15.Container-Formate
Dieses ist der eigentliche Schlüssel für die Video-Formate.
Ein Container-Format ist ein von einer Gruppe von Experten festgelegtes Kochrezept für ein Videoformat.
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Videodaten müssen in einen Container abgelegt werden, um eine abspielbare Datei zu sein. Mit dem
Container ist festgelegt welche Elemente/Spuren und Codecs zugelassen sind und so für bestimmte
Player kompatibel sind.
Ein Beispiel: In einem QuickTime Movie können eine Vielzahl von Tracks angelegt werden (Video, Audio, Text, Metadaten u.a.) und die jeweiligen Tracks können mit bestimmten – also nicht allen – Codecs
komprimiert sein. Der Quicktime-Player kann nur bestimmte Codecs abspielen – unzulässig sind z.B.
ein Video-Track im Real-Codec. Der DivX-Codec oder On2 VC6 (Flash) ist nur abspielbar, wenn er
zusätzlich als PlugIn (www.perian.org) installiert ist.
Weitere Container-Formate
Die MPEG-Formate sind von der Motion Picture Expert Group festgelegte Parameter für die entsprechenden Codierungsalgorithmen.
MP3
Dieser Komprimierungsalgorithmus wurde am deutschen Fraunhofer Institut entwickelt. Die offizielle
Bezeichnung ist MPEG-1 Layer 3. MP3 hat die Verbreitung von Audio-, vornehmlich Musikdateien über das Internet ermöglicht. Die Dateien sind um den Faktor 10 kleiner und trotzdem in ihrer Qualität
kaum schlechter. Die nun ca. 3 bis 5 MB großen Musikstücke können auch bei einer 56k-Internetanbindung in einer annehmbaren Zeit herunter geladen werden. Die Musikindustrie sieht durch die
entstandenen Tauschbörsen das Urheberrecht verletzt und darin auch den staken Rückgang beim Verkauf von Audio-CDs.
MPEG-1
Schon 1991 wurde mit der Einführung der LaserDisc das Format MPEG-1 verwendet. Die LaserDisc als
Kaufvideo ist fast verschwunden, das MPEG-1-Format hat jedoch eine Wiedergeburt durch die VideoCD gefunden. Es bot die Lösung für die Sicherung eines kompletten Spielfilms auf einer oder zwei CDROMs. Diese Anwendung wird aktuell in Tauschbörsen im Internet angewendet.
MPEG-2
MPEG-2 wird als Codec für Video DVDs benutzt.
MPEG-4
WebM
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Olaf Krafft / Film vs. Video
Google kauft das Open Source Codec ON2 VP8 und nutzt ihn im Matroska Container und nennt ihn
WebM;
16.Komprimierung von Videosequenzen
Problemstellung: Welches Format?
In welches Format soll der fertige Videofilm exportiert werden? Dazu eine Grafik, die nur einige Möglichkeiten darstellt.
Abspielmöglichkeit
DVD
Computer
Video-Codec
MPEG-2
------------Audio-Codec
AC3;WAV;AIFF
QuickTime
Player
QuickTime
.mov
MPEG-4
.mp4
Video-Codec
H.264
------------Audio-Codec
AAC
MobileDevice
Mac
VLC
Flash.flv
ON2 VP6
.flv
---------Audio-Codec
MP3
Windows
WebBrowser
mit
FlashPlugin
Window Media
MPEG-4
(ab Windows 7)
.mp4
Windows Media
.wmv
Video-Codec
Windows Media Video
------------Audio-Codec
Windows Media Audio
Video-Codec
H.264
------------Audio-Codec
AAC
Wenn nicht genau geklärt werden kann, welche Abspielmöglichkeiten vorhanden sind, so bietet es sich
an, mehrere Varianten zu erstellen – z.B.:
Container
Video-Codec
Audio-Codec
Datei-Endung
MPEG-4
H.264
AAC
.mp4
Quicktime
H.264
AAC
.mov
Flash 2011
H.264
AAC
.mp4/.f4v
Olaf Krafft - Film vs. Video
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Container
Flash bis Version 8
Video-Codec
Audio-Codec
Datei-Endung
On2 VP6
MPEG-Audio
.flv
Dabei können pro Container noch kleine, mittlere und große Versionen erstellt werden. Sie unterscheiden sich in folgenden Parametern:
•
•
•
Datenrate (Beispiele: 500 Mbit/sec; 1000 Mbit/sec; 1500 Mbit/sec)
Pixel-Auflösung (Beispiele: AspectRatio 16:9: 320x180; 640x 360)
Dateigröße (bis 10MB per Mail; größere Dateien per FTP,DropBox u.a.)
Vorsicht! Ältere Rechner können H.264-codierte Dateien mit hohen Datenraten nicht ruckelfrei abspielen!
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Olaf Krafft / Film vs. Video