Glatzenberger Gabriele

Transcription

Glatzenberger Gabriele
Diplomarbeit
zum Abschluss der Ausbildung zur
„Ganzheitlich orientierten Hundeverhaltenstrainerin“
bei
TIERE HELFEN LEBEN
von
Gabriele Glatzenberger
Abschluss Oktober 2015
2
„Einer meiner besten Freunde hat nie ein Wort zu mir gesagt!“
Quelle: Gabriele Glatzenberger
„….. Manchmal haben Freunde Pfoten …..“
3
DANKE…..
7
Zielvorstellung / Inhaltsübersicht
9
Allgemeine Trainingsgrundlagen
10
 Lernen – Wie, wann und warum findet Lernen statt?
10
 Lernunterschiede bei Hündin und Rüde
11
 Generalisierung
11
 Dauern Lernprozesse länger, wenn man ausschließlich mit positiven Methoden
trainiert?
11
 Lernen und Stress
12
 Was hemmt beziehungsweise was fördert die Lernprozesse?
14
 Primäre Verstärker
14
 Sekundäre Verstärker
14
 Tertiäre Verstärker
15
 Löschen von Verhalten / Löschungstrotz / Spontane Erholung
15
Körpersprache im Training
16
 Calming Signals
17
 Übersprungshandlungen / Umorientiertes Verhalten
20
 Eskalationsleiter
20
Aktives und passives Lernen
23
Lernformen
24
 Konditionierung
 Klassische Konditionierung
 Operante oder instrumentelle Konditionierung
 Belohnung versus Bestrafung
24
25
26
28
 Räumliches Lernen
30
 Emotionales Lernen
30
 Nachahmungslernen
30
Belohnung
31
 Richtige Belohnung
32
 Richtiges Timing des Lobes, der Belohnung
32
4
 Dopamin als Zauberknopf im Hundehirn
33
 Belohnungsschema
34
 Jackpot
34
 Verkettungstechniken
35
Aversive Trainingsmethoden
36
 Aversive Hilfsmittel
37
 Halsbänder
37
 Erziehungshalsband oder Würgehalsband / Zugkette oder Gesundheitswürger
38
 Stachelhalsband / Korallenhalsband
39
 Cesar Millan Illusion Collar Halsband
41
 PetTec Ferntrainer / AntiBell Spray / Anti-Bellhalsband / Spray Commander
42
 Legleader
43
 Geh-Bei-Fuß-Trainer
44
 Gentle Leader / Halti
45
 Disc Scheiben / Wurfkette / Flying Teachbox
46
 Halti Harness
47
 Clap-Leine
47
 Soft Maulkorb
48
 Jump Stop Harness
49
 Nohudo (No Hunting Dog)
49
 Flexileine
50
Halsband versus Brustgeschirr
53
Trainingsgrundlagen für Einzeltraining / Gruppentraining
58
 Ab welchem Alter ist der Hund bereit fürs Training?
58
 Vorteile des Einzeltrainings
58
 Nachteile des Einzeltrainings
59
 Vorteile des Gruppentrainings
60
 Nachteile des Gruppentrainings
60
 Voraussetzungen für ein gutes Arbeitsklima
60
 Zusammenstellung einer Gruppe
61
5
 Integration eines neuen Hundes in eine bestehende Gruppe
61
 Richtige Ausstattung fürs Training
62
 Optimale Trainingsstunde
62
 Pausen sind sehr wichtig!
63
 Idealer Trainingsort
63
 Trainerfähigkeiten
 Empathie
 Intuition
 Visuelle Vorstellungskraft
 Selbstmanagement
 Motiviertheit
 Peripherer Blick
 Arbeitsspannung
 Positiver Fokus
 Atmung
 Kongruenz
64
64
64
64
64
65
65
65
65
65
66
Trainingsangebote kritisch betrachtet
66
 Sportschutz
68
 Flyball
69
 Gerätetraining
70
 Mantrailing
71
Gedanken zum Schluss
73
Quellenverzeichnis
75
6
DANKE…..
….. an meinen treuen Wegbegleiter, besten Freund und Seelenhund Amigo,
ohne den ich heute nicht da wäre wo ich jetzt bin! Er ist mein Partner mit der kalten
Schnauze, Lehrmeister, Seelentröster und noch vieles mehr!
DANKE, dass du in mein Leben getreten bist, es bereichert, aufgemischt und mir
auch gezeigt hast was es heißt geduldig zu sein!
….. an meine Familie, die mich im Laufe der Ausbildung begleitet und immer
unterstützt hat.
….. an meine Eltern, die sich während meiner Abwesenheit auf Grund der
Ausbildungswochenenden und Praktikumsstunden um Amigo, Nala und Simba
gekümmert haben.
….. an meine Freundinnen, die sich mir mit ihren Hunden zu Übungszwecken zur
Verfügung gestellt haben.
….. an alle anderen Freunde und Familienmitglieder für ihr Verständnis, dass ich
während der Ausbildung sehr wenig Zeit für sie hatte.
….. an meine Freundin Martina und ihre Eltern, die immer ein offenes Haus für
mich während der Ausbildungswochenenden hatten!
….. an meine Korrekturleser Dagmar, Markus und Regina.
….. an Dagmar, dass sie mich auf diesen Weg gebracht und ermutigt dazu hat, ihn
zu gehen. Für ihre Unterstützung und Hilfe, ihr Vertrauen, ihr offenes Ohr zu jeder
Zeit und natürlich ihre Freundschaft!
…..
an
alle
hier
nun
nicht
namentlich
erwähnten
Trainerinnen
Vortragenden für sehr interessante theoretische und praktische Stunden.
7
und
….. an die Kundinnen/Kunden im Praktikum, die uns Auszubildenden offen
gegenübergestanden sind.
….. an alle Hunde und sämtliche andere Tiere dieser Welt, die eine riesige
Anziehungskraft auf mich ausüben. Sie lassen mich zumindest für einige
Augenblicke immer wieder einmal die stressige Welt um mich herum vergessen und
lehren mich diese auch einmal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
….. für zwei spannende, interessante, lehrreiche, emotionsreiche, aber auch
anstrengende Jahre.
….. für die vielen tollen Menschen die ich während dieser Zeit kennenlernen durfte,
und die Freundschaften die sich dadurch ergeben haben!
8
Zielvorstellung / Inhaltsübersicht
„Trainierst du schon oder quälst du dich noch?“
In das Wort Training lässt sich viel hineininterpretieren. Die einen sehen darin
Ernsthaftigkeit, Strenge, Vorbereitung zum Wettkampf, oder auch Härte. Für die
anderen
bedeutet
es
Spaß,
gemeinsames
Tun
mit
seinem
Vierbeiner,
Bindungsaufbau, sinnvoller Zeitvertreib.
In meinen Augen soll Training Spaß machen, sowohl dem Menschen als auch
seinem Hund! Es soll kein Druck dahinter gelegt werden, nur so ist es für mich
sinnvoll.
In meiner Diplomarbeit beschäftige ich mich mit grundlegenden Dingen zum Thema
Training wie Lerntheorien, Belohnungsschema, richtiges Timing beim Loben und
einigem
mehr.
beziehungsweise
Zum
Abschluss
versuche
Beschäftigungsmöglichkeiten
ich
mit
ein
paar
seinem
Trainingsangebote
Hund
kritisch
zu
betrachten.
Es ist bestimmt nicht immer einfach das richtige für sich und seinen Hund zu finden.
Mensch und Hund sollen gleichermaßen daran Spaß haben. Wichtig ist für mich, die
Angebote zu hinterfragen und etwas genauer zu betrachten. Ist es wirklich eine
sinnvolle Beschäftigung oder macht es nur den Besitzern Spaß und geht auf Kosten
des Hundes? Ein weiterer Aspekt ist: WIE trainiere ich mit meinem Hund. Das beste
Angebot kann zunichte gemacht werden wenn ich dabei mit aversiven Mitteln arbeite.
9
Allgemeine Trainingsgrundlagen
 Lernen – Wie, wann und warum findet Lernen statt?
Die Grundlagen eines tierschutzgerechten Hundetrainings bilden die Kenntnisse der
unterschiedlichen Funktionsweisen und Lernformen des Gehirns eines Hundes.
Wichtig ist zu berücksichtigen welche Faktoren die Lernprozesse
fördern
beziehungsweise hemmen und wie der Hundehalter den Lerninhalt seinem Hund
möglichst gut und klar vermitteln kann. Rasse- und geschlechtsspezifische
Unterschiede sind ebenfalls wichtige Punkte die es zu beachten gilt.
Das Hundegehirn lernt und verarbeitet rund um die Uhr, das heißt ohne Pause auch
im Schlaf und bis ins hohe Alter, also nicht nur dann, wenn wir mit dem Hund
trainieren. Für diese enorme Leistung an Denken und Lernen muss sehr viel Energie
aufgebracht werden. Alle gemachten Lernerfahrungen bilden im Gehirn, ähnlich einer
Landkarte, neuronale Repräsentationen. Das heißt nichts anderes, als dass sich
Nervenzellen durch Sinnesreize animiert zusammenschließen und in Zukunft für klar
definierte
Verhaltensabläufe
zuständig
sind.
Diese
Lernprozesse
dienen
überlebenswichtigen Zielen wie den eigenen Zustand zu optimieren und Gefahren zu
vermeiden. Je öfter eine Lernerfahrung beziehungsweise je intensiver eine
bestimmte neuronale Repräsentation gemacht wird, umso größer wird diese
ausgebaut und als umso „wichtiger“ wird sie vom Organismus eingestuft. Die
Datenweiterleitung innerhalb des Körpers und Gehirns erfolgt so immer schneller und
geübter und die Übungsausführungen erfolgen immer zuverlässiger und rascher.
Stellt man zu dem auch noch, durch tierschutzgerechtes Training, eine positive
Emotion im Hund her, wird auch die Bindung zwischen Hund und Halter gestärkt.
Wie bereits oben erwähnt, lernen Hunde durch den Zusammenschluss von
Nervenzell-Repräsentationen
im
Gehirn.
Sämtliche
Erfahrungen
und
wahrgenommenen Reize aus der Umwelt werden über Sinneskanäle ins Gehirn
geleitet und dort mit einer Geschwindigkeit von 300 Bit/Sekunde verarbeitet und
anschließend als Verhalten am Tier sichtbar.
Viele abwechslungsreich gestaltete - mit positiven Emotionen verknüpfte –
Wiederholungen lassen das erwünschte Verhalten immer zuverlässiger werden.
10
 Lernunterschiede bei Hündin und Rüde
Sowohl bei Hündin als auch Rüde zeichnet sich ab, je höher, intensiver und
vertrauensvoller die Bindung zwischen Hund und Halter ist, umso besser wird
gelernt.
Einen wirklichen Unterschied der beiden Geschlechter, was die Lernfähigkeit oder
Lernschnelligkeit betrifft, gibt es nicht. Es hängt eher von Temperament und
Charakter eines jeden Individuums ab.
Hündinnen tun sich während der Läufigkeiten schwieriger beim Lernen, bei Rüden
trifft das auf Grund der hormonellen Belastung auf die Zeit der Pubertät zu.
Ein unkastrierter Rüde tut sich in der Entwicklungsphase zum Erwachsen werden
hormonell bedingt schwieriger, da sie sich meistens nicht so gut konzentrieren
können.
 Generalisierung
Hunde generalisieren sehr schlecht. Das heißt, wenn man dem Hund „Sitz“ im
Wohnzimmer beibringt, ist es nicht selbstverständlich, dass er dieses Kommando
auch sofort auf der Wiese, auf der Terrasse, im Wald beim Spaziergang oder sonst
irgendwo ausführen kann. Deshalb ist es sehr wichtig, Signale an vielen
verschiedenen Orten zu unterschiedlichen Tageszeiten und mit unterschiedlichen
Ablenkungen zu üben.
 Dauern Lernprozesse länger, wenn man ausschließlich mit positiven
Methoden trainiert?
Nein, genau das Gegenteil ist der Fall.
Konventionelle Ausbildung mit Zwang, Einschüchterung oder gar Gewalt scheint
zwar anfangs schneller zu funktionieren, aber es ist nicht von dauerhaftem Erfolg
gekrönt. Negative Verstärkung führt irgendwann dazu, dass der Hund unter dem
ständigen Stress immer unmotivierter wird beziehungsweise nur noch schwierig
dazulernen kann.
Trainiert man im Gegenzug mit rein positiver Verstärkung, nutzt und fördert man die
Bereitschaft des Hundes mit seinem Menschen zu trainieren.
11
Mit positiver Verstärkung ausgebildete Hunde werden so mit der Zeit immer eifriger
und besser. Schafft man es also, seinen Hund mit hohem Sicherheitsgefühl zu führen
und zu erziehen und ihm noch dazu Freude und Wohlgefühl im Training zu
vermitteln, wird der Hund bereitwillig und motiviert mitarbeiten!
Man kann in Hunde nichts hineinprügeln, aber man kann manches aus ihnen
herausstreicheln!
 Lernen und Stress
Stress ist eigentlich dazu da, den Organismus nach psychischer und physischer
Belastung die für Schieflage sorgen, wieder zu stabilisieren und das Gleichgewicht
wieder herzustellen. Also eigentlich nichts Negatives, sondern ein sinnvolles
Anpassungsverhalten des Körpers.
Das Reaktionsmuster auf die als Stressor wahrgenommene Umwelteinwirkung (Reiz)
wird sowohl durch gemachte Erfahrungen, als auch durch die genetische
Veranlagung beeinflusst. Welche Hormone im konkreten Fall zur Wirkung kommen,
hängt davon ab, ob der Organismus noch in der Lage ist, Einfluss auf die belastende
Situation zu nehmen. Lässt sich die Stresssituation etwa durch Flucht oder Angriff
bewältigen, so steigt z. B. die Adrenalin- und Noradrenalinausschüttung ebenso wie
der Testosteronspiegel. Ist der Hund jedoch einer Dauerstressbelastung ausgesetzt,
und hat er keinerlei Möglichkeit mehr, seine Situation zu beeinflussen, so reagiert er
mit Rückzug, Aktivitätseinschränkung bis hin zur Apathie. Dabei wird Adrenalin nicht
mehr
vermehrt
ausgeschüttet,
der
Testosteronspiegel
sinkt
und
es
wird
(immunitätshemmendes) Cortisol gebildet. In diesem Zustand kann von einer
Stressbewältigung nicht mehr die Rede sein.
Die oft gehörte Behauptung „Unter Stress kann man nicht lernen.“ ist so nicht ganz
richtig. Was, wann und wie dauerhaft in Stresssituationen gelernt wird, hängt von
vielen Faktoren ab.
Ein wesentlicher Faktor ist die Bewertung des Stressors, nämlich ob eine Situation
von einem Lebewesen zu bewältigen (kontrollierbar = Herausforderung) oder nicht zu
bewältigen (unkontrollierbar = Gefühl, ausgeliefert zu sein) ist.
12

Kontrollierbarer Stress meint, dass ein Lebewesen mit einer Situation
konfrontiert ist, auf die es reagieren kann.

Unkontrollierbarer Stress bezeichnet belastende Situationen, die einem
Lebewesen als nicht beeinflussbar erscheinen.
Besonders im Hundetraining können folgende Arbeits– bzw. Trainingsstressoren
aus Sicht des Hundes eintreten:
Anspannung des Hundehalters
Ungewissheit über die verlangte Leistung durch unzureichend trainierte oder
unklare Signale
Missverständnisse durch unterschiedliche Kommunikationsformen bei Mensch
und Hund (Hund eher optisch, Mensch eher verbal) und / oder durch
unbewusste (körpersprachliche oder verbale) Signale des Hundeführers
Misserfolg aus Sicht des Hundes dadurch, dass angeborenes oder erlerntes
Verhalten nicht zum Ziel führt
Angst, ausgelöst durch körperliche und /oder psychische Bedrohung
Ebenso darf man die körperlichen Stressoren nicht unterschätzen, wie:
Schmerzen durch akute Verletzungen, chronisch schmerzhafte Prozesse
schmerzhafte Ausbildungsmaßnahmen
hohe Außentemperaturen
Durst, bei starker körperlicher Beanspruchung
körperliche Überforderung
Hormonschwankungen - etwa bei läufigen Hündinnen
Auch konditionelle Schwächen, Müdigkeit oder mangelnde Konzentrationsfähigkeit
erzeugen Stress.
Unser gesellschaftliches Leben bringt auch für unsere Hunde immer mehr
stressbeladene
Situationen
mit
sich
und
auffällige
Reaktionen
aufgrund
überstrapazierter Stresssysteme häufen sich. Dies liegt oft daran, dass keine oder zu
kurze Ruhephasen vorhanden sind, und der Stressmechanismus sich nicht
regenerieren kann. Ist ein Hund immer wieder in zu kurzen Abständen gar nicht
unbedingt starken aber doch leicht stressenden Reizen ausgesetzt, ist also nicht
13
genügend Regenerationszeit zwischengeschaltet, können durchaus chronische
Stresssymptome auftreten.
Kann diese Aufladung und Wiederherstellung nicht stattfinden, kommt es zu einer Art
Verschleiß in Körper und Geist, was sich in überzogenen emotionalen Zuständen
und
körperlicher Schädigung /
organischer Beeinträchtigung äußern
kann.
 Was hemmt beziehungsweise was fördert die Lernprozesse?
Hunde lernen neue Dinge am besten an einem ruhigen, ablenkungsarmen Ort in
Verbindung mit einer stressfreien Umgebung und positiven, starken Emotionen und
Freude. Dadurch kann sich der Hund besser auf das Training konzentrieren, als in
einem Umfeld wo Zwang und Einschüchterung herrschen. Stress beeinflusst die
Lernfähigkeit des Hundes enorm. Weitere Lernhemmer sind sämtliche körperliche
Berührungen wie am Halsband ziehen, niederdrücken, anstupsen, streicheln usw.
Die Möglichkeit gezielt Verstärker einzusetzen, kann den Lernprozess positiv
beeinflussen.
Man spricht hauptsächlich von primären und sekundären Verstärkern beim Training,
wobei es natürlich aber auch noch tertiäre usw. gibt. Diese möchte ich im nächsten
Teil kurz erklären.
 Primäre Verstärker
Primäre Verstärker sind dem Hund von Geburt an als angenehm vertraut. Dazu
zählen zum Beispiel Futter, Wasser, Sozialkontakt, ein schützender Unterschlupf.
Also alles, was zum Überleben wichtig ist.
 Sekundäre Verstärker
Sekundäre Verstärker muss der Hund mittels Training erst erlernen bevor man sie
einsetzen kann. Das kann ein Clicker oder ein Markerwort sein. Diese werden dem
primären Verstärker vorgesetzt und sind sozusagen ein Versprechen an den Hund,
dass ein primärer Verstärker folgt.
14
Das bedeutet, dass zum Beispiel ein Markerwort wie „Yes“ eine Belohnung, also ein
Leckerli, ankündigt. Durch den sekundären Verstärker kann punktgenauer bestätigt
werden und man hat mehr Zeit dem Hund die Belohnung zu geben. Ein weiterer
Vorteil dieses sekundären Verstärkers ist, dass man den Hund auf größere Distanz
exakt bestätigen kann.
Auf den sekundären Verstärker muss immer ein primärer folgen, da er sonst seine
Wirkung verliert. Wie schon erwähnt ist es ein Versprechen an den Hund, und dieses
muss auch eingehalten werden!
 Tertiäre Verstärker
Tertiäre Verstärker werden im Training kaum noch eingesetzt, sie treten eher
unbewusst auf und man muss schon genauer hinschauen, um sie zu bemerken. Man
kann durch tertiäre Verstärker das Training noch effektiver gestalten, aber auch
Missverständnisse erkennen und vermeiden.
Der primäre Verstärker ist das, was der Hund gerne haben möchte.
Der sekundäre Verstärker kündigt den primären an. Und der tertiäre Verstärker
kündigt den sekundären an.1
Tertiäre Verstärker können eine kleine Bewegung vor einem Marker oder Click sein.
Der Mensch bleibt in einer bestimmten Bewegung immer stehen bevor er clickt usw.
Das sind oft kleinste Körperbewegungen, die der Mensch selber gar nicht bewusst
wahrnimmt. Der Hund, der von Natur aus auf Körpersprache (= seine Muttersprache)
besser reagiert und schon feinste Bewegungen wahrnimmt, reagiert dadurch sofort.
 Löschen von Verhalten / Löschungstrotz / Spontane Erholung
Zum Löschen eines bereits erworbenen Verhaltens darf dieses nicht mehr belohnt
werden. Dies kann unter Umständen sehr langwierig sein.
Erfolgt keine Bestätigung mehr und das Verhalten des Hundes führt nicht mehr zum
Ziel, wird der Hund es immer weniger zeigen und es wird allmählich „gelöscht“. Es ist
1
Quelle: Viviane Theby – „Verstärker verstehen“ (Kynos-Verlag 2011)
15
aber nicht wirklich gelöscht, denn unter bestimmten Bedingungen kann es zu einer
spontanen Erholung, also zum Wiederaufflammen des Verhaltens kommen.
Zu Beginn einer Verhaltenslöschung reagiert der Hund mit dem Löschungstrotz. Das
bedeutet, dass es anfangs zu einer Zunahme beziehungsweise Verschlimmerung
des erprobten Verhaltens kommt. Der Hund gibt ein bisher erfolgreiches Verhalten
nicht sofort auf, sondern probiert es noch einmal energischer aus.
Körpersprache im Training
Hunde interpretieren unsere Körpersprache und Bewegungen oft anders als wir
Menschen. Es ist besonders wichtig sich mit der Körpersprache des Hundes
auseinanderzusetzen um den Hund besser zu verstehen und lesen zu können und
dadurch richtig darauf zu reagieren.
Kommuniziert man mit dem Hund in seiner Sprache können Stress und Aggression
deutlich reduziert werden. Dies hilft auch bei der Zusammenarbeit mit dem Hund im
Training.
Nicht nur im Gruppentraining, aber da besonders, muss Augenmerk auf die Calming
Signals gelegt werden. Reagiert man rechtzeitig auf die vom Hund gezeigten
Beschwichtigungssignale
können
viele
unnötige
Auseinandersetzungen,
Stresssituationen oder das Aufkommen von Angst verhindert werden. Welpen zeigen
ab dem Tag der Geburt das Gähnen wenn man sie hoch nimmt. Sie beherrschen
anfangs nur dieses eine Beschwichtigungssignal.
Die Hundebesitzer sind immer wieder verblüfft und fasziniert, wenn der Trainer ihnen
beschreibt, was passieren wird – und es dann wirklich passiert! Und je besser wir
darin werden, unsere Hunde zu „lesen“, sie zu verstehen, desto besser werden
unsere Trainings. Wenn wir lernen, eindeutiger mit dem Hund zu kommunizieren,
wird unser Verhältnis von Respekt und Kooperation geprägt sein. Wir werden netter,
freundlicher und geduldiger.2
2
Quelle: Turid Rugaas – „Calming Signals Die Beschwichtigungssignale der Hunde“ (Animal Learn Verlag 2001)
16
 Calming Signals
Hunde können das Zeigen der Calming Signals nicht verlernen, aber sie können sie
unterdrücken, wenn sie negative Erfahrungen damit gesammelt haben. Wurden sie
von anderen Hunden oder Menschen in irgendeiner Form bestraft oder bekamen sie
Unannehmlichkeiten zu spüren wenn sie sie anwandten, werden sie diese nicht mehr
zeigen. Der Hund wird frustriert, sprachärmer, ängstlicher, aggressiver und
gestresster. Durch gezieltes Training kann man ihnen aber helfen, ihre Sprache
wiederzufinden.
Die Beschwichtigungssignale werden vom Hund sowohl innerartlich als auch
zwischenartlich eingesetzt. Katzen haben eigene Beschwichtigungssignale, die
denen des Hundes aber ähnlich sind. Leben Hund und Katze zusammen, passiert es
oft, dass sich die Katze Signale vom Hund abschaut. Hier findet Lernen durch
Nachahmung statt, worin Katzen sehr gut sind.
Diese
Fähigkeit
der
Konfliktvermeidung
über
den
Einsatz
von
Beschwichtigungssignalen ist genetisch fixiert. Sie ist allen Hunden in der ganzen
Welt zu eigen, unabhängig von Rasse, Größe, Farbe oder Naturell. Ihr Einsatz ist
wirklich universell. Das bedeutet, dass die Hunde auf der ganzen Welt miteinander
kommunizieren können, wenn sie sich begegnen. Und das bedeutet, dass Sie sich
mit jedem Hund verständigen können, den Sie in irgendeinem Teil der Welt antreffen.
Wenn Sie einen Hund aus Australien oder Afrika mitbringen würden, könnten Sie
sicher sein, dass er die Hunde, die Sie bereits zu Hause haben, versteht und von
ihnen verstanden wird.
Einige Rassen verwenden eher einfache Signale, weil es besser zu den ihnen zur
Verfügung stehenden Ausdrucksmöglichkeiten passt. Für einen Hund mit stark
behaartem Gesicht ist es schließlich effektiver, sich das Maul zu lecken oder den
Kopf abzuwenden, als seine Augenmimik einzusetzen, wie es viele andere Rassen
oft tun. So können Hunde tatsächlich in der gleichen Situation ganz unterschiedliche
Beschwichtigungssignale zeigen. Beispielsweise kann ein Hund innehalten, still
stehenbleiben, den Kopf zur Seite drehen und sich das Maul lecken, während der
Hund, der auf ihn zukommt, langsam im Bogen um ihn herumgeht, am Boden
17
schnüffelt und darauf achtet, dem stehenden Hund die Körperseite zuzuwenden. Ist
ein dritter Hund anwesend, sitzt er vielleicht daneben und gähnt, oder er legt sich auf
den Boden. Ein vierter Hund schnappt sich möglicherweise einen kleinen Stock und
läuft damit herum. Sie geben einander verschiedene Signale, und sie verstehen sie
alle, weil es ihre eigene Sprache ist, die sie von ihren Vorfahren geerbt haben.
Das Ausdrucksverhalten des Hundes beinhaltet Drohgebärden, die auch als
distanzfordernde Signale bezeichnet werden. Sie bestehen aus Zähnefletschen,
Knurren, Bellen, Scheinangriff und Schnappen. Sie haben zum Ziel, das Unbehagen
auslösende Element auf Abstand zu halten, es zu vertreiben. Das, was Hunde an
uns Menschen bedrohlich finden, ist unter anderem zorniges und aggressives
Verhalten, dass wir direkt auf sie zugehen, uns über sie beugen, sie anstarren, sie
festhalten und Ähnliches. Ein Hund wird in der Regel als Erstes versuchen, den
Bedroher zu beschwichtigen, es sei denn, die Bedrohung kommt völlig unerwartet,
etwa wenn ein Kind stolpert und auf einen schlafenden Hund fällt.
Wenn wir in der Nähe eines Hundes sind, haben wir immer die Wahl: Wir können uns
drohend und damit feindlich verhalten oder beschwichtigend und damit freundlich.
Wir haben diese Wahlmöglichkeit jederzeit, und wie immer wir uns entscheiden, es
wird Auswirkungen auf unsere Beziehung zu diesem Hund haben. Wenn Sie eine
drohende Haltung einnehmen, muss der Konfliktlöser Hund versuchen, Sie zu
beschwichtigen. Falls das nicht gelingt, wird er versuchen, Sie zu vertreiben. Aber
warum in aller Welt sollten wir einem Hund drohend gegenübertreten? Es gibt keinen
Grund dafür und auch keine Entschuldigung.3
Die am häufigsten gezeigten Signale sind folgende:
Kopf abwenden
Körper abwenden
Augen: den Blick verkürzen und dadurch den Blick weicher machen, den
Blickkontakt abbrechen, Blinzeln, die Augen von einer Seite zur anderen
wandern lassen
Nase lecken
3
Quelle: Quelle: Turid Rugaas – „Calming Signals Die Beschwichtigungssignale der Hunde“ (Animal Learn Verlag 2001)
18
Erstarren / Einfrieren
Langsame Bewegungen
Schlangenlinien gehen
Wedeln
mit
der
Rute
im
Zusammenhang
mit
Signalen
des
Ausdrucksverhaltens die etwas anderes sagen wie ängstlich, unsicher,
aggressiv gestimmt oder gestresst. Hier dürfte das Schwanzwedeln in erster
Linie bedeuten sich selbst oder etwas beziehungsweise jemanden zu
beschwichtigen.
Vorderkörpertiefstellung
Welpe spielen auch wenn der Hund schon erwachsen ist
Hinsetzen
Hinlegen
Gähnen
Bogen gehen
Am Boden schnüffeln
Dazwischengehen / Splitten
Pfote heben
Markieren
Wie reagiere ich als Mensch auf Calming Signals?
Analysieren der Situation
Reagieren: - Situation verändern.
- Sein eigenes Handeln verändern (Stimmlage, Körperhaltung).
- Mit Calming Signals antworten soweit es möglich ist (z.B.
Blinzeln, mit der Zunge über die Lippe schlecken, gähnen, sich
abwenden, langsame Bewegungen…).
- Ist der Hund souverän, ihn die Situation selbst lösen lassen.
Nicht überreagieren
Beobachten – Lernen – Souverän helfen!
19
 Übersprungshandlungen / Umorientiertes Verhalten
Calming Signals gehen auch oft in Übersprungshandlungen über. Deshalb ist die
Abgrenzung zwischen den beiden oft schwierig und immer im Gesamtkontext zu
sehen.
Übersprungshandlungen werden in aufgeregtem Zustand gezeigt, dieser kann positiv
aber auch negativ sein. Der Hund ist sich nicht sicher wie er in einer bestimmten
Situation handeln soll, ist sich aber sicher, dass er keinen Konflikt auslösen möchte.
Deshalb werden zeitgleich oft Calming Signals gezeigt, um einer Eskalation
vorzubeugen.
Übersprungshandlungen sind Handlungen, die mit der eigentlichen Situation nichts
zu tun haben. Der Hund zeigt ein komplett anderes Verhalten. Das bedeutet
beispielsweise, dass der Hund in einer angespannten Situation beginnt sich zu
kratzen oder sich „kindisch“ wie ein Welpe zu benehmen.
Übersprungshandlungen können sein:
Kratzen „als ob es juckt“
Lefzen lecken eines anderen Hundes
Benehmen wie ein Welpe, Herumkasperln
Hochspringen
Aufreiten
Schlucken
Schütteln
 Eskalationsleiter
Ist ein Hund überfordert, gestresst oder fühlt sich in einer Situation nicht wohl, muss
man dessen Beschwichtigungssignale unbedingt ernst nehmen und als Mensch
darauf entsprechend reagieren. Der Hund benötigt eventuell eine Pause oder er fühlt
sich überfordert oder bedrängt.
Reagiert der Mensch auf die Beschwichtigungssignale des Hundes, lernt dieser, dass
es sich lohnt sie zu zeigen. Ist der Hundehalter noch nicht so geübt mit dem Lesen
20
des Hundes, ist es die Aufgabe des Trainers ihn während des Trainings darauf
aufmerksam zu machen, dass der Hund zu beschwichtigen beginnt.
Die Eskalationsleiter zeigt die Abfolge der Signale des Hundes vom Zeitpunkt der
Entspanntheit bis hin zur Eskalation.
Quelle: http://www.animal-learn.de/images/tipps/Eskalationsleiter.pdf (27.07.2015)
Grüner Bereich:
Der Hund versucht zuerst mit leichten dann mit stärkeren Beschwichtigungssignalen
eine für ihn bedrohliche Situation zu deeskalieren. Dies findet noch lautlos und nur
mit Körpersprache statt.
Gelber Bereich:
Haben
die
Versuche
aus
dem
grünen
Bereich
keinen
Erfolg
und
die
Bedrohungssituation bleibt weiter bestehen wechselt der Hund in den gelben Bereich
und übermittelt damit die Botschaft „Wenn du jetzt damit nicht aufhörst, bin ich bereit
21
mich zu verteidigen“. Er beginnt mit deutlichen Abwehraktivitäten verbunden mit
Lautäußerungen wie Bellen oder Knurren.
Roter Bereich:
Bleibt die Bedrohung nach den ersten beiden Bereichen noch immer bestehen, bleibt
dem Hund nichts anderes mehr übrig als in den roten Bereich zu wechseln und sich
zu verteidigen.
Unsere Aufgabe ist es, dem Hund rechtzeitig aus der für ihn unangenehmen
Situation zu helfen, damit er nicht vom grünen in den gelben oder sogar roten
Bereich wechseln muss. Die Stufe der „Abwehraktivitäten“ ist die, wo man unbedingt
eingreifen muss wenn man es nicht schon vorher getan hat, damit die Situation nicht
eskaliert.
Niemals dem Hund ein gezeigtes Beschwichtigungssignal wegstrafen! Der Hund wird
irgendwann diese Stufe der Eskalationsleiter weglassen, also dieses Signal nicht
mehr zeigen und in einer Bedrohungssituation gleich auf die nächste Stufe wechseln.
Die Situation wird also schneller eskalieren.
Dieses Wegstrafen wird leider häufig gemacht, vor allem beim Knurren.
Ein Hund - dessen Signale nie Beachtung finden - und der für sein Knurren bestraft
wird, kann zu einem Hund werden, der ohne große Vorwarnung in einer für ihn
bedrohlichen Situation schnappt oder sogar beißt.
Es gibt keinen Hund der ohne Vorwarnung beißt, sondern es bedeutet, dass man
schon viele Stufen davor übersehen, ignoriert oder weggestraft hat!
Unsere Aufgabe ist es, schon das „Flüstern“ des Hundes zu hören und
dementsprechend deeskalierend darauf zu reagieren und ihn nicht zu zwingen zu
„Schreien“!
22
Aktives und passives Lernen
Unter aktivem Lernen versteht man das langsame Formen der gewünschten
Verhaltensweise. Durch dieses sogenannte Shapen bringt sich der Hund selber
schrittweise bei, was wir von ihm haben wollen. Man arbeitet sich sozusagen
langsam und schrittweise an das Endziel heran.
Beispiel „in die Transportbox im Kofferraum springen“:
Die Kofferraumklappe ist offen, der Hundehalter ist mit Leckerlis ausgestattet. Jetzt
wird der Hund genau beobachtet und nur die kleinsten Anzeichen werden sofort mit
einem Markerwort oder Clicker bestätigt und der Hund anschließend belohnt. Man
belohnt anfangs den Blick zum Auto, dann den ersten Schritt Richtung Auto, später
das
Schnuppern
am
offenen
Kofferraum
usw.
Alle
anderen
gezeigten
Verhaltensweisen werden ignoriert. Durch Versuch und Irrtum findet der Hund heraus
welche Verhaltensweisen sich in dieser Trainingssequenz lohnen und es dafür eine
Belohnung gibt. Unerwünschte Verhaltensweisen werden zunehmend seltener
gezeigt, dafür tritt erwünschtes Verhalten öfter auf.
Der Hund erarbeitet sich seine Aufgabe also selber. Der Hundehalter macht nichts
anderes, als genau zu beobachten und im richtigen Moment zu markern und zu
belohnen. Der Hund hat, für in diesem Moment nicht erwünschtes Verhalten, keine
Bestrafung zu befürchten, die einzige Konsequenz für ihn ist, keine Belohnung zu
erhalten wenn Verhaltensangebote gezeigt werden, die in diesem Moment nicht
gefragt sind.
Aktives Lernen dauert in der Regel länger als passives Lernen. Trotzdem ist das
langsame Formen eher zu bevorzugen.
Passives Lernen bedeutet den Hund mit der Futterhand zu locken.
Beispiel „über die am Boden liegende Leiter gehen“:
Man führt den Hund mit dem Leckerli in der Hand über die Leiter. Der Hund wird
diese Übung bewältigen, aber ohne dabei genau mitzubekommen was er eigentlich
23
tut. Sein Fokus liegt komplett bei der Leckerlihand und nicht bei seiner Aufgabe die
er zu meistern hat. Er bewältigt so ganz nebenbei seine Aufgabe, ohne richtig
darüber nachzudenken. Der Hund soll sich aber auf die unter ihm liegende Leiter
konzentrieren und bewusst darübersteigen.
Durch das Locken mit der Leckerlihand ist der Hund nicht darauf angewiesen sein
Gehirn zu benutzen und deshalb soll passives Lernen hauptsächlich dann verwendet
werden, wenn es die Situation gerade erfordert und die Zeit nicht gegeben ist, es
durch aktives Lernen beizubringen. Solche Situationen wären zum Beispiel im
Straßenverkehr, bei Begegnungen mit anderen Hunden etc., wo man möglicherweise
nicht die Zeit hat und den Hund „mal schnell wo vorbeilocken muss“.
Oft gibt es im Training auch eine Mischung aus den beiden Lernformen. Will man
dem Hund zum Beispiel Platz beibringen nimmt man ein Leckerli zwischen Daumen
und Handfläche und legt diese mit dem Leckerli nach unten flach auf den Boden. Der
Hund wird versuchen irgendwie an das Leckerli zu kommen. Legt er sich hin, wird die
Hand sofort umgedreht und er bekommt die Belohnung. Hat man das Gefühl der
Hund hat es verstanden, weil er sich immer schneller hinlegt, lässt man das Leckerli
in der Hand weg.
Lernformen
Im folgenden Teil möchte ich kurz auf die verschiedenen Lernmodelle eingehen.
Dazu gehören Klassische Konditionierung, operante Konditionierung, räumliches
Lernen, emotionales Lernen und Nachahmungslernen. Sie treten meist nicht alleine
auf, sondern gehen ineinander über.
 Konditionierung
Konditionierung bedeutet, dass der Hund lernt, auf einen bestimmten Reiz mit einer
bestimmten Reaktion zu reagieren. Dieser Vorgang wird „Reizgeneralisierung“
genannt. Zwei Formen der Konditionierung werden unterschieden und zwar die
24
klassische und die operante oder instrumentelle, auf die ich im folgenden Teil kurz
näher eingehen möchte.
 Klassische Konditionierung
Die klassische Konditionierung geht auf Iwan Petrowitsch Pawlow 4 zurück. Pawlow
beobachtete zufällig, dass Hunde bereits vor Beginn eines Experiments zur
Speichelsekretion Speichel absonderten. Somit konnte diese Reaktion nicht mit dem
Anblick oder dem Geruch des Futters zusammenhängen. Es betraf Hunde, die schon
länger im Labor und mit dem Ablauf des Experimentes vertraut waren. Um diese
Beobachtung zu analysieren, ließ Pawlow gleichzeitig mit dem Vorsetzen des Futters
einen Glockenton erklingen. Nach einigen Wiederholungen sonderten die Hunde
bereits beim Erklingen des Glockentones Speichel ab, ohne dass sie Futter
bekommen haben. Die Hunde haben unbewusst den Glockenton mit dem Vorsetzen
des Futters verknüpft.
Der zu Beginn neutrale Reiz (Glockenton) wurde durch Assoziation zu einem
bedingten Reiz. Dieser kann alleine fast dieselbe Reaktion (Speichelfluss) auslösen,
wie der unbedingte Reiz (Futter) mit dem er gekoppelt wurde. Die unbedingte
Reaktion (Speichelfluss) auf das Futter wurde zur bedingten Reaktion auf den
Glockenton.
Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pavlov%27s_dog.svg
(16.07.2015)
4
Russischer Mediziner und Physiologe (1849 – 1936)
25
Assoziationslernen steht eng im Zusammenhang mit der Konditionierung und erfolgt
oftmals auch unbewusst.
Beispiel Leinenruck:
Der Hundehalter geht mit seinem Hund spazieren. Es kommt ihnen ein Kind
entgegen und der Hundehalter nimmt seinen Hund mit einem Leinenruck zurück.
Passiert dies öfter - es kann aber auch dieses eine Mal schon reichen - assoziiert der
Hund das Wahrgenommene mit seinen Gefühlen.
Im Klartext heißt das, der Hund assoziiert den Anblick eines Kindes mit Schmerz,
Atemnot,….. Der Hund wird früher oder später dementsprechend reagieren wenn ihm
Kinder über den Weg laufen und der Besitzer wundert sich warum sein Hund
„plötzlich“ keine Kinder mehr mag und aggressiv reagiert. Ein Teufelskreislauf
beginnt. Der Besitzer wird womöglich noch strenger mit seinem Hund umgehen, den
Leinenruck intensiver ausführen, ihn vielleicht auch noch anders körperlich
zurechtweisen und der Hund wird immer intensiver auf Kinder reagieren. Ein
Leinenaggressionsproblem gegenüber Kindern wird sich hier sehr schnell entwickeln.
 Operante oder instrumentelle Konditionierung
Diese Form der Konditionierung wird umgangssprachlich auch als „Lernen durch
Erfolg und Irrtum“ oder „Lernen durch Belohnung und Bestrafung“ bezeichnet. Durch
positive oder negative Konsequenzen wird die Häufigkeit einer Verhaltensweise
erhöht oder verringert.
Es gibt einen kleinen Unterschied zwischen der operanten und der instrumentellen
Konditionierung:
Operant bedeutet, dass es dem Hund völlig freisteht, das gewünschte Verhalten
auszuführen oder es zu unterlassen. Der Hund wird für ein freiwillig und zufällig
ausgeführtes Verhalten belohnt. Dem Hund ist dabei freigestellt welches Verhalten er
zeigt und wie oft er dies tut.
Instrumentell bedeutet, dass sich der Lernprozess in einzelne Durchgänge gliedert
und das gewünschte Verhalten nicht immer, sondern nur innerhalb eines solchen
Durchganges gezeigt werden kann. Es besteht nur dann eine Möglichkeit der
26
Wiederholung des gezeigten Verhaltens wenn der Trainer einen neuen Durchgang
startet.
Begründer dieser Konditionierungsform sind Edward Lee Thorndike 5 und Burrhus
Frederic Skinner6. Thorndike begann mit Experimenten gegen Ende des 19.
Jahrhunderts über Fähigkeiten von Katzen Probleme zu lösen. Ab cirka 1930
beschreibt Skinner die operante Konditionierung. Im Gegensatz zu Thorndike
verstärkt er mit seiner Skinner-Box jede minimale Verhaltensänderung in Richtung
Endverhalten und wartet nicht nur ab, bis dieses zufällig erreicht wird. Nach dem
Drücken eines Hebels werden die Tiere sofort mit einer Futtergabe belohnt. Die
Auftrittsrate dieses Verhaltens wird dadurch schnell erhöht.
Möglicher Versuchsaufbau für eine Skinner-Box.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Skinner-Box
(16.07.2015)
5
6
US-Amerikanischer Psychologe (1874 – 1949)
US-Amerikanischer Psychologe (1904 – 1990)
27
 Belohnung versus Bestrafung
Quelle: http://www.sarishacee.ch/belohnung-bestrafung.html
Die Belohnung oder die Strafe benötigen wir nur in der operanten oder
instrumentellen Konditionierung, nicht aber bei der klassischen Konditionierung.
Wir verstehen, dass bei der operanten oder instrumentellen Konditionierung die
nachfolgende Konsequenz auf ein Verhalten bedeutsam ist, wohingegen bei der
klassischen Konditionierung wichtig ist was dem Verhalten voraus geht.
Ein Verstärker ist ein Reiz, der auf ein bestimmtes Verhalten folgt und je nachdem
ob er positiv oder negativ ist, die zukünftige Auftretenswahrscheinlichkeit des
gezeigten Verhaltens zu erhöhen oder zu senken vermag.
Bei positiven Verstärkern handelt es sich um belohnende Stimuli (Reize), die
ungelernt, sog. positive primäre Verstärker (z.B. Futter) oder gelernt (klassisch
konditioniert) sein können, sog. positive sekundäre Verstärker (z.B. Clicker). Ein
28
Gefühl der Freude und des Wohlgefühls stellt sich beim Hund ein. Diesen
persönlichen Erfolg will das Individuum wieder erleben und zeigt deshalb das
Verhalten künftig öfters. Im Training mit dem Hund sollte möglichst mit positiven
Verstärkern gearbeitet werden.
Positive primäre Verstärker sind z.B. Futter, Wasser, Spielzeug, Sexualpartner,
etc.
Positive sekundäre Verstärker sind z.B. Clicker oder ein Markerwort z.B. „Prima“
Bei negativen Verstärkern handelt es sich um aversive (unangenehme) Reize,
welche bei Entfernen (Unangenehmes lässt nach / hört auf) zu einer Abnahme der
Auftretenswahrscheinlichkeit des Verhaltens führen. Negative Verstärker sind
z.B. Zug am Hals, Druck auf die Kruppe, etc. Ein Gefühl der Erleichterung stellt sich
beim Hund ein, hört das Unangenehme auf.
Bei der negativen Strafe handelt es sich um positive Reize (z.B. Aufmerksamkeit,
Spielzeug,
etc.),
die
dem
Hund
entzogen
werden.
Die
Auftretenswahrscheinlichkeit des Verhaltens nimmt unter Anwendung der
negativen Strafe ab. Gefühle wie Frust oder Enttäuschung stellen sich beim
Individuum ein. Die negative Strafe kann im Training mit dem Hund durchaus
eingesetzt werden, sie führt weder zu Schmerzen, noch versetzt sie den Hund in
Angst.
Bei der positiven Strafe handelt es sich um aversive Reize (z.B. Leinenruck,
Schimpfen,
Schläge,
Wurfketten,
etc.),
die
zu
einer
Abnahme
der
Auftretenswahrscheinlichkeit des Verhaltens führen. Beim Hund stellt sich ein
Gefühl von Unbehagen, Angst oder Schmerz ein. Auf positive Strafe soll im
Hundetraining gänzlich verzichtet werden. Bestrafung ändert nicht die zu Grunde
liegende
Motivation
des
Verhaltens,
sie
unterdrückt
7
vorübergehend.
7
Quelle: http://www.sarishacee.ch/belohnung-bestrafung.html (28.07.2015)
29
das
Verhalten
nur
 Räumliches Lernen
Räumliches Lernen bedeutet das Erlernen von räumlichen Zusammenhängen und
örtlichen Begebenheiten. Diese Art des Lernens findet ohne direkte Bestätigung statt
und oft ganz unbemerkt, beispielsweise beim Generalisieren bereits erlernter
Übungen.
Wichtig vor dem Beginn des Trainings ist es, den Hund auf einem fremden Gelände
ausreichend Zeit zu geben dieses zu erkunden. Er soll sich in Ruhe umschauen und
alles entdecken können. Durch diese Erkundungstour stellt sich der Hund innerlich
auf den Ort ein und gewinnt Sicherheit. Richtet der Hund die Aufmerksamkeit wieder
auf seinen Menschen, kann mit dem Training begonnen werden.
 Emotionales Lernen
Emotionales Lernen entsteht durch Erfahrungen. An Lernverknüpfungen, die mit
starken Emotionen verbunden sind, erinnert sich der Hund nachhaltiger und länger.
Die Emotionen des Hundes entscheiden darüber, auf welche Situation mit
Annäherungs- oder Meidungsverhalten reagiert wird.
 Nachahmungslernen
Dieses Lernen am Modell wird auch als Beobachtungslernen oder Imitationslernen
bezeichnet.
Nachahmungslernen bezeichnet Lernvorgänge, die durch das Beobachten von
Verhaltensmustern anderer Individuen bestimmt sind. Das betrifft soziale und
motorische Verhaltensweisen eines Vorbildes.
Damit Nachahmungslernen stattfinden kann, müssen beim Hund vier Prozesse
ablaufen:
Aufmerksamkeitsprozesse
-> damit das Beobachtete aufgenommen werden kann
Gedächtnisprozesse
-> damit sich das Beobachtete in einer Gedächtnisspur niederschlägt und sich
so später daran erinnert werden kann
30
Motorische Reproduktionsprozesse
-> das Beobachtete zeigt sich in einer Handlung
Motivations- und Verstärkungsprozesse
-> Handlung tritt erst ein, wenn der Hund entsprechend motiviert ist
Belohnung
„Muss ich meinen Hund belohnen?“
„Muss ich meinen Hund immer belohnen?“
„Reicht es, wenn ich ihm hin und wieder ein Leckerli gebe?“
„Das ist ja nur Bestechung!“
„Der macht das dann nur mehr fürs Leckerli!“
Ich habe ein paar Fragen beziehungsweise Statements angeführt, die man immer
wieder zu Ohren bekommt. Nun möchte ich kurz darauf eingehen.
Es ist manchmal fast ein bisschen zum Schmunzeln. Die meisten Leute füttern ihre
Hunde wahnsinnig gerne. Sie geben ihnen etwas vom Tisch, geben ihnen
zwischendurch einfach nur fürs Atmen – um es übertrieben auszudrücken – ein
Leckerli, fürs „lieb dreinschauen“ usw. Geht es im Training um die Belohnung werden
sie dann oft etwas seltsam. Da kommen dann so Sätze wie oben angeführt.
Gerade beim Training sollen die Hunde ihre Belohnung bekommen. Sie machen das
schließlich nur für uns und nicht weil sie selber Pfötchen geben, Männchen oder
Rolle machen lernen wollen. Wir Menschen wollen schließlich auch Geld haben für
unsere Arbeit. Wir würden ziemlich sicher auch nicht mehr unserer Arbeit
nachgehen, wenn unser Chef sagen würde „Ach das können Sie jetzt schon so gut,
jetzt bekommen sie keine Entlohnung mehr dafür!“ Wenn man es so erklärt
verstehen es die meisten Hundebesitzer !
31
Futterbelohnung gibt es außerdem nicht nur im Hundetraining, sämtliche Tiershows
arbeiten damit. Man wird keine Vorführung mit Walen oder Delphinen erleben wo
nicht mit Futter belohnt wird.
 Richtige Belohnung
Die richtige Belohnung spielt beim Training eine wichtige Rolle und muss bei jedem
Hund individuell abgestimmt werden. Belohnung bedeutet nicht immer die Gabe von
Futter, es kann auch ein kurzes Spiel mit dem Menschen oder mit einem anderen
Hund sein, den Hund ins Wasser zu lassen, ihn frei laufen zu lassen usw.
Bei der Leckerligabe soll weder eine Unter- noch eine Übermotivation beim Hund
entstehen. Für Übungen, die der Hund schon kann, kann man weniger attraktive
Leckerli verwenden. Gilt es eine neue Übung zu erlernen oder es kostet den Hund
viel Überwindung etwas zu tun, dann soll eine besonders motivierende Belohnung
folgen.
Wichtig: Je größer die Ablenkung ist, desto höher muss die Belohnungsrate und
wertvoller die Belohnung sein! Dazu ist es sehr hilfreich mit seinem Hund ein
Belohnungsranking zu erstellen. Man bereitet mehrere verschiedene Leckerli vor und
testet dann mit seinem Hund, welches er am liebsten hat und welches weniger
gerne. Somit hat man einen Überblick und kann entscheiden in welcher Situation
man dem Hund welches Leckerli gezielt als Belohnung gibt.
Ich würde raten das Belohnungsranking immer wieder einmal zu überarbeiten.
Erstens hat der Hund bestimmt nichts dagegen und zweitens heißt es nicht, dass
morgen auch noch Käse an erster Stelle steht nur weil er es heute war !
 Richtiges Timing des Lobes, der Belohnung
Richtiges Timing ist extrem wichtig im Hundetraining. Es entscheidet darüber, ob der
Hund überhaupt verstehen kann, was wir von ihm wollen.
Der Zeitrahmen, in dem gelobt werden muss, damit der Hund sein Tun mit der
Belohnung verknüpfen kann, beträgt nur 0,5 Sekunden. Wir müssen also blitzschnell
sein, um den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Ein Markerwort oder ein Clicker helfen
32
uns, den Zeitpunkt optimal zu erwischen. Denn haben wir den Hund erstmal durch
einen sekundären Verstärker bestätigt, bleibt uns mehr Zeit, dem Hund ein Leckerli
zu geben. Ein Marker oder Clicker überbrückt sozusagen Raum und Zeit.
Beispiel von falschem Timing:
Wir wollen dem Hund „Sitz“ beibringen.
Der Hund setzt sich und wir bestätigen ihn erst in dem Moment wo er wieder
aufsteht. Wir haben somit nicht sein „Sitz“ bestätigt, sondern das Aufstehen.
 Dopamin als Zauberknopf im Hundehirn
Der Neurotransmitter Dopamin spielt bei jedem Lernprozess eine wichtige, zentrale
Rolle. Erfahrungen die Mensch oder Tier unter Dopamineinwirkung machen, werden
besonders gut und nachhaltig gelernt. Dopamin ist untrennbar mit Emotionen
verbunden.
Die Ausschüttung dieses Neurotransmitters versetzt ein Lebewesen in einen Zustand
der Motiviertheit. Ohne Dopamin gibt es keine Motivation!
Dopamin, auch Glückshormon genannt, stellt ein inneres Belohnungssystem dar.
Dopamin wird dann ausgeschüttet, wenn angenehme Erfahrungen überraschend
auftreten oder Belohnungen erwartet werden.
Das bedeutet für die Arbeit mit einem Clicker oder Markerwort:
Durch die Ankündigung einer Belohnung durch einen sekundären Verstärker kommt
es
zu
einer
stärkeren
Dopaminausschüttung
und
somit
zu
intensiveren
Glücksgefühlen, als wenn der Hund / das Tier die Belohnung „nur einfach so“
erhalten würde.
Menschen und Tiere sind also hinter dem guten Gefühl her, dass durch die
Dopaminausschüttung ausgelöst wird.
Eine erhöhte Dopaminausschüttung steht aber auch im Zusammenhang mit der
Reduktion eines aversiven Zustandes. Wenn Angst oder Stress nachlassen kommt
es zu einem Gefühl der Erleichterung. Dies erklärt somit die Wirksamkeit der
negativen Verstärkung.
33
Dopaminüberschuss kann Unruhe, impulsives Verhalten und impulsive Reaktionen
auslösen.
 Belohnungsschema
Man unterscheidet zwischen der variablen Belohnung und der „Immer-Belohnung“.
Zu Beginn des Trainings, wenn Übungen oder Signale neu gelernt werden, wird der
Hund immer belohnt. Dies behält man so lange bei, bis der Hund das Erlernte sicher
ausführt. Das bedeutet eine hohe Zuverlässigkeit bei der Ausführung (über 80%), die
Signale und Übungen sind gut generalisiert was die Örtlichkeit und die
Ablenkungsreize betrifft.
Diese „Immer-Belohnung“ kann natürlich auch beibehalten werden. Ich finde es steht
jedem Besitzer frei, selber zu entscheiden ob er seinen Hund variabel oder immer
belohnen möchte. Vorsicht ist geboten, wenn der Hund dann nur mehr am
Leckerlibeutel hängt. Dann würde ich dazu raten nicht immer zu belohnen.
Steigt man auf variable Belohnung um, bedeutet das, dass der Hund nur noch ab
und zu für seine richtige Übungsausführung durch einen primären oder sekundären
Verstärker und Belohnung bestätigt wird. Für den Hund ist es unvorhersehbar wann
er eine Belohnung erhält.
Die variable Belohnung könnte so aussehen:
Leckerli – kein Leckerli – kein Leckerli – Leckerli – Leckerli – kein Leckerli – Leckerli
– kein Leckerli – kein Leckerli – Leckerli usw………
 Jackpot
Die Jackpot-Belohnung ist für den Hund wie ein 6er im Lotto. Der Jackpot kann eine
Handvoll Leckerlis sein oder etwas ganz besonderes was er sonst nie bekommt,
auch ein besonderes Spielzeug beispielsweise. Wird der Jackpot zu oft eingesetzt
nutzt er sich mit der Zeit ab. Gezielt eingesetzt wirkt er oft wahre Wunder. Für kleine
Fortschritte im Training belohnt man normal. Macht der Hund aber einen
34
beachtlichen Sprung, vollbringt eine herausragende Leistung, dann ist ein Jackpot
angebracht.
 Verkettungstechniken
Beispiel:
Hund zieht an der Leine – Hundehalter bleibt stehen – Hund lockert die Leine in dem
er ein paar Schritte oder bis zu seinem Besitzer zurückgeht – Belohnung an den
Hund folgt
Das ist nur eines von vielen Beispielen. Hunde sind wahre Meister darin
Verhaltensketten zu bilden. Deshalb ist es besonders wichtig darauf zu achten, dass
sich der Hund keine unerwünschten Verhaltensmuster „aneignet“.
Zur Erklärung des oben angeführten Beispiels:
Der Hund lernt, ich muss erst stark ziehen, dann bleibt mein Mensch stehen, ich
gehe ein paar Schritte zurück und bekomme dafür eine Belohnung.
Um solche unerwünschten Verhaltensketten zu vermeiden, ist es wichtig darauf zu
achten, dass das erwünschte Verhalten mindestens 3 -5 Sekunden nach dem
unerwünschten gezeigt wird. Belohnt man nämlich zu früh, belohnt man für den Hund
auch das unerwünschte Verhalten mit.
Diese Verkettungstechnik kann aber auch gezielt für erwünschtes Verhalten genutzt
werden.
Beispiel:
Türglocke läutet – Hund geht auf seinen Platz – bekommt Belohnung – auf
Signalwort darf er Besuch begrüßen gehen
35
Aversive Trainingsmethoden…
… schädigen den Hund erheblich, sei es auf psychische oder physische Art!
Ich persönlich lehne jegliche Art von aversiven Trainingsmethoden oder Hilfsmitteln
entschieden ab! Der Vollständigkeit halber führe ich sie aber dennoch an und erkläre
sie kurz.
Aversive Trainingsmethoden beruhen auf negativen Reizen, die beim Hund Angst
und Schmerz hervorrufen.
Diese
Trainingsmethoden
führen
leider
oft
schneller
zum
Erfolg
als
tierschutzgerechtes Training, und werden deshalb zum Leidwesen der Tiere noch
immer angewandt. In Wahrheit ist es aber oftmals die sogenannte „erlernte
Hilflosigkeit“, die den Hund dann so brav erscheinen lässt. Dabei traut er sich nur
nichts mehr zu tun, in Erwartung dessen, dass er sonst wieder in irgendeiner Form
bestraft wird. Diese Trainingsmethoden lösen aber nicht das zugrunde liegende
Problem, sondern es wird nur das Symptom „behandelt.“ Dem Hund wird nicht
beigebracht wie er lernen kann mit seinem Problem umzugehen. Außerdem besteht
die Gefahr, dass der Hund dann nur bei der einen Person „funktioniert“ aus Angst vor
Strafe, bei anderen Personen ist das Verhalten nach wie vor da.
Strafe funktioniert nicht, sonst würde sie das schon beim ersten Mal. Ist es also
notwendig den Hund immer wieder zu strafen, sollte einem das zu denken geben,
nämlich insofern dass das nicht der richtige Weg sein kann!
Zusätzlich zum Schmerz, besteht immer die Gefahr von Fehlverknüpfungen des
Hundes in Verbindung mit anwesenden Personen und Objekten. Das bedeutet auch,
dass oftmals der Ort an dem das passiert ist, negativ besetzt ist. Geruchliche und
akustische Wahrnehmungen prägen sich leicht in das Gehirn des Hundes ein und
werden zu einem späteren, meist unerwarteten Zeitpunkt als Angstauslöser plötzlich
wieder aktiv. Unerwartete Nebenwirkungen und massive Fehlverknüpfungen sind ein
riesiger Nachteil von für den Hund unangenehmen Trainingsmethoden bzw.
Hilfsmitteln.
36
 Aversive Hilfsmittel
Hier möchte ich die abgebildeten aversiven Hilfsmittel kurz beschreiben. Zum einen
was sie laut verschiedenster Informationsquellen bewirken sollen und was sie
tatsächlich beim Hund auslösen!
 Halsbänder
Halsbänder, egal ob auf Zug oder mit Stopp, beeinträchtigen die Gesundheit des
Hundes erheblich. Hängt sich der Hund in das Halsband werden sämtliche
Körperteile extrem belastet. Es werden die Luft- und Speiseröhre, der Kehlkopf, die
Schilddrüse, die Wirbelsäule usw. in Mitleidenschaft gezogen. Es kommt zu einem
erhöhten Augendruck. All das kann verschiedenste weitere Probleme beim Hund
auslösen wie Kopfschmerzen, Verspannungen, Übelkeit, Schwindel, Tinnitus,
Konzentrations- und Wahrnehmungsprobleme, Nervosität, Müdigkeit, Lahmheit in
den Vordergliedmaßen um nur ein paar Symptome anzuführen.
Fehlverknüpfungen mit Menschen, Tieren, Objekten, Gerüchen oder Geräuschen
können zum Zeitpunkt des Luftabschnürens nicht verhindert werden!
Ausnahmen:
Es gibt natürlich Ausnahmen wo die Hunde nur am Halsband geführt werden
können.
Schmerzen beim Tragen eines Brustgeschirres können ausgelöst werden durch
Verletzungen in diesem Bereich, angeschwollene Zitzen einer tragenden oder
säugenden Hündin und manchmal kann es auch sein, dass Hunde oder auch die
Besitzer kein Brustgeschirr wollen. Wenn man merkt, dass dem Hund das Tragen
eines Brustgeschirres unangenehm ist, in dem er sich ständig kratzt oder sich damit
am Boden wälzt, kann man eventuell andere probieren. Es besteht die Möglichkeit,
dass er eben diese Art des Brustgeschirres nicht mag oder es stellt sich heraus, dass
er generell kein Brustgeschirr mag.
Für solche Fälle ist das Tragen eines Halsbandes in Ordnung. Das Halsband muss
aber sehr breit (mindestens über zwei Halswirbel) und angenehm weich sein. Der
Hund sollte gut an lockerer Leine gehen können.
37
Anmerkung: Die folgenden unter „Beschreibung“ angeführten Texte sind Zusammenfassungen in
eigenen Worten von Angaben verschiedenster Quellen.
 Erziehungshalsband oder Würgehalsband / Zugkette oder Gesundheitswürger
Quelle: http://www.fordogtrainers.de/index.php?main_page=index&cPath=6 (01.07.2015)
Quelle: http://www.fordogtrainers.de/index.php?main_page=index&cPath=123 (01.07.2015)
Beschreibung Erziehungshalsband oder Würgehalsband:
Das Halsband strafft sich, sobald sich die Leine spannt. Die meisten Hunde stellen
daraufhin das unerwünschte Verhalten ein, ohne dass ihnen dabei Schmerzen
zugefügt werden. Das Hundefell wird von diesem Halsband nicht beschädigt.
Beschreibung Zugkette oder Gesundheitswürger:
Zugketten sind sehr bequem für Hunde. Die langen polierten Glieder beschädigen
nicht das Fell. Die Hunde fühlen keine Unbequemlichkeit beim Tragen der Kette. Die
Kette zieht sich zusammen sobald der Hund an der Leine zieht, dieser stellt
daraufhin sein Fehlverhalten ein.
Realität:
Führt man den Hund an einem Halsband, entsteht ein enormer Druck auf den
äußerst empfindlichen Halsbereich. Dort befinden sich viele Muskeln, Gefäße,
Nerven und eine ganze Reihe lebenswichtiger Organe.
Sobald der Hund zu ziehen anfängt, verengt sich das Halsband. Durch diesen
sinnlos durchgeführten Leinenruck oder durch das plötzliche Losrennen oder auch
abruptes Stehenbleiben des Hundes, kann sich der Vierbeiner erheblich an der
Halswirbelsäule verletzen, die Kettenglieder dringen zwischen die Wirbel ein. Diese
38
Verletzung ist vergleichbar mit einem Halswirbelschleudertrauma oder einer
Verschiebung der einzelnen Wirbel, weshalb der Hund sehr wohl unter Schmerzen
leidet.
Der Hund kann beginnen Meideverhalten und Halsbandscheue zu zeigen. Er kann
keine Vertrauensbasis mit seinem Menschen aufbauen, somit leidet auch die
Mensch-Hund-Beziehung beträchtlich darunter. Es besteht die Gefahr von
Fehlverknüpfungen!
Der Hund wird dadurch nicht lernen, locker an der Leine zu gehen. Tiere laufen vor
Schmerzen davon, das bedeutet, dass er immer mehr zu ziehen beginnen wird.
Äußerst makaber finde ich, diese Kette als „Gesundheitswürger“ zu bezeichnen.
 Stachelhalsband / Korallenhalsband
Quelle: http://www.fordogtrainers.de/index.php?main_page=index&cPath=1 (01.07.2015)
Beschreibung Stachelhalsband und Korallenhalsband:
Das Stachelhalsband bietet Sicherheit, Erfolg beim Training und Qualität. Die
Stacheln bei diesen Halsbändern sollen die Hundezähne imitieren, welche die
Hündin bei ihren Welpen einsetzt um sie zu erziehen. Durch die Warnbisse, die der
Rudelführer an rangniedere Rudelmitglieder abgibt stärkt er seine Autorität.
Letztendlich wird die Stachelkette zu einem Kontrollinstrument, um Rudelmitgliedern,
die immer wieder bestrebt sind ihre Position im Rudel zu verbessern, wieder Respekt
zu verschaffen.8
8
Quelle: http://www.fordogtrainers.de/index.php?main_page=product_info&cPath=1&products_id=678
39
Man kann seine Zeit mit dem Hund freudig und sicher genießen.
Die Wirkung des Gehorsamstrainings kann man durch dieses Halsband erhöhen und
produktiver machen. Es verursacht keine allergischen Reaktionen und beeinträchtigt
die Gesundheit des Hundes nicht.
Das Stachelhalsband ist sehr bequem in allen Aspekten. Es ist gut zur Kontrolle und
für einen sicheren Alltag, außerdem ist es sehr praktisch. Das Halsband hilft, das
Verhalten des Hundes zu korrigieren und ihn richtig zu erziehen und auszubilden.
Das ist sehr wichtig, wenn man mit dem Hund an öffentlichen Plätzen spazieren geht
und ihn mit anderen Menschen und Hunden oder anderen Tieren sozialisieren muss.
Das Stachelhalsband ist perfekt, wenn eine übliche Würgekette nicht mehr hilft.
Folgende Hinweise findet man dazu:
 Den Hund nie alleine lassen wenn er dieses Halsband trägt, er kann irgendwo
hängenbleiben und sich in Folge dessen verletzen.
 Das Halsband darf nicht in geschlossenem Zustand über den Kopf des
Hundes gezogen werden, da sonst der Kopf oder die Ohren verletzt werden
können. Unbedingt den Klick-Verschluss öffnen.
 Immer den Trainer fragen nach Trainingsmethoden mit Stachelhalsband,
besonders wenn man selber noch keine Erfahrungen damit hat. Manche
Trainer verwenden dieses Halsband nur für dominante Rassen.
 Das Halsband soll nicht sehr eng sitzen, weil es sonst keinen Trainingseffekt
hat, wenn der Hals des Hundes immer unter Druck gesetzt ist. Der Hund lernt
somit sie zu ertragen.
Realität:
Das Stachel- und das Korallenhalsband haben im Prinzip dieselbe Wirkung wie das
Erziehungshalsband und die Zugkette, der Leinenruck wird aber zusätzlich durch die
Stacheln verstärkt.
40
 Cesar Millan Illusion Collar Halsband
Quelle: http://www.amazon.co.uk/Cesar-Millan-Illusion-Collar-Black/dp/B001FVNSOI (01.07.2015)
Beschreibung:
Die meisten Halsbänder richten sich auf den stärksten Teil des Hundehalses.
Dadurch gibt man den Hunden das Gefühl, die totale Kontrolle beim Spazierengehen
übernehmen zu müssen, einschließlich der Kontrolle über den Hundehalter, also den
Rudelführer. Dieses Halsband ist anders, der Hund kann damit effektiver kontrolliert
werden. Man korrigiert den Hund während des Spazierganges mit kurzen
und
konsequenten ruckartigen Bewegungen.
Dieses Halsband ermöglicht dem Hundebesitzer die absolute Kontrolle beim
Ausführen des Hundes. Starke und schwierige Hunde können so mühelos geführt
werden und der Hundehalter etabliert sich als Rudelführer. Die am Halsband
befestigte Kontrollschlinge sitzt hoch oben am Hals, am empfindlichsten Bereich, und
bietet so mehr Einwirkungskraft auf den Hund.
Realität:
Die Kontrollschlinge sitzt direkt hinter den Ohren. Dort ist sehr wenig Muskulatur und
diese dünne Nylonschnur verursacht zusätzlich noch mehr Schmerzen als ein breites
Band. Der Druck der beim Zusammenziehen aufgebaut wird, lässt beim Stoppen des
Ziehens nur geringfügig nach, die Schlinge löst sich nicht wieder komplett. Dadurch
kann es dazu kommen, dass die Halsschlagader über einen längeren Zeitraum
abgedrückt wird und es somit zu einer Unterversorgung im Gehirn, im Halsbereich, in
den Augen, etc. kommt.
Es kommt womöglich zum gewünschten Effekt, nämlich dass der Hund ruhiger und
langsamer wird. Dies ist aber nicht darauf zurückzuführen, dass der Hund die
Leinenführigkeit verstanden hat, sondern weil dieses dünne Band extreme
41
Schmerzen verursacht und der Hund eventuell unter Schwindel, Atemnot oder
beeinträchtigtem Sehvermögen leidet.
 PetTec Ferntrainer / AntiBell Spray / Anti-Bellhalsband / Spray Commander
Quelle:https://www.schecker.at/Hunderziehung.htm?websale8=schecker.04-aa&ci=001217
(01.070.2015)
Quelle: https://www.schecker.at/Hunderziehung.htm?websale8=schecker.04-aa&ci=001217&page=2
(01.07.2015)
Quelle:
https://www.schecker.at/Hunderziehung.htm?websale8=schecker.04-aa&ci=001217&page=2
(01.07.2015)
Beschreibung:
Es ist ein effektiver und sanfter Druckgas-Spray aus kondensierendem Wasser. Der
Hund wird in seinem negativen Verhalten durch das Zischgeräusch gestört und wird
so wieder ansprechbar. Nachdem Hunden dieses Zischen unangenehm ist, werden
sie nach kurzer Zeit das negative Verhalten vermeiden. Dieser Spray übt keine
Schmerzen oder Schäden auf den Hund aus.
Beim AntiBell-Spray wird der Sprühstoß durch integrierte Sensoren am Halsband
ausgelöst. Bekommen diese Sensoren einen Impuls durch das Bellen des Hundes,
wird der Spray ausgelöst. Dieser Spray funktioniert also auch dann wenn der
Besitzer nicht beim Hund ist.
Es können viele Fehlverhaltensweisen korrigiert und wichtige Grundkommandos
beigebracht werden.
42
Realität:
Es wird mit der Urangst des Hundes gearbeitet. Die Hunde lernen daraus nichts, sie
unterlassen zwar ihr Tun, aber nur aus dem Grund weil sie ein Meideverhalten
entwickeln. Wird der Spray manuell ausgelöst, besteht immer die Gefahr, dass der
Hund diesen Strafreiz nicht mehr mit seinem Fehlverhalten verbinden kann. Der
Hund
wird
zwar
in
seiner
Tätigkeit
unterbrochen,
bekommt
aber
kein
Alternativverhalten geboten.
 Legleader
Quelle:
https://www.schecker.at/Hunderziehung.htm?websale8=schecker.04-aa&ci=001217&page=2
(01.07.2015)
Beschreibung:
Das perfekte Fuß gehen kann damit auch dem wildesten Leinenzieher beigebracht
werden. Durch diese kurze Leine, soll die Aufmerksamkeit des Hundes mehr auf den
Besitzer gelegt werden. Man soll damit gehen ohne dabei auf den Hund zu achten
und auch nicht mit ihm zu reden. Die Richtungen werden einfach beliebig geändert
und der Hund wird lernen sich auf seinen Besitzer zu konzentrieren. Außerdem lernt
der Hund, dass der Besitzer der Boss ist und sagt wo es langgeht.
Realität:
Der Hund auf dem Bild oben wird mit einem Halsband am Legleader geführt.
Wechselt der Besitzer ständig unvorhersehbar beziehungsweise ohne den Hund
darauf vorzubereiten die Richtung, endet das jedes Mal in einem Leinenruck!
Das Fuß gehen kann man seinem Hund auch auf motivierendere Art beibringen,
sodass es dem Hund auch Spaß macht neben seinem Besitzer zu laufen. Ich würde
den Hund auch nur dann Fuß gehen lassen, wenn es die Situation gerade erfordert.
Ansonsten ist es für den Hund eher untypisch immer so nahe bei seinem Menschen
zu gehen. Durch diesen Legleader hat der Hund nicht einmal die Möglichkeit
während des Spazierganges zu schnuppern, die Welt zu erkunden und sein
43
Geschäft zu verrichten, geschweige denn einen Bogen zu laufen um etwas zu
umgehen oder zu beschwichtigen wenn der Mensch geradeaus weitergeht und nicht
auf seinen Hund achtet, dass dieser eigentlich einer Situation ausweichen möchte.
Besonders gefährlich wird es für Hund und Mensch, sollte es mit einem anderen
Hund zu einer Rauferei kommen und der Hund hängt am Legleader!
Muss der Hund das Fuß gehen erst lernen, aber die Situation erfordert es, den Hund
an der kurzen Leine zu führen, kann man sich mit einer Zielschlaufe helfen.
Mensch und Hund sollen ein gut eingespieltes Team bilden und natürlich darf da
auch immer wieder einmal der Hund entscheiden wo heute beim Spaziergang
entlang gegangen wird!
 Geh-Bei-Fuß-Trainer
Quelle:
https://www.schecker.at/Hunderziehung.htm?websale8=schecker.04-aa&ci=001217&page=2
(01.07.2015)
Beschreibung:
Schon bei geringstem Leinenzug üben die dünnen Brustriemen einen Druck auf die
Vorderbrust aus. Je mehr der Hund zieht, umso stärker wird der Druck. Jedes
stürmische Vorwärtsziehen wird sofort durch Druck bestraft und so wirksam
unterbunden. Der Geh-Bei-Fuß-Trainer bietet den Hunden optimalen Tragekomfort.
Realität:
Diese schmalen Riemen können in meinen Augen auf keinen Fall einen optimalen
Tragekomfort haben. Sie würgen und schneiden unter den Achseln ein. Der Hund
scheuert sich unter den Achseln auf.
44
 Gentle Leader / Halti
Quelle: http://www.examiner.com/review/training-your-collie-gentle-leader-versus-halti-collar
(01.07.2015)
Beschreibung:
Das Ziehen an der Leine kann wirkungsvoll verhindert werden. Spaziergänge werden
somit entspannter. Man kann den Hund besser lenken und führen.
Eine bewegliche Schlaufe umfängt das Maul. Es wird jeweils ein Leinenende am
Kopfhalfter eingehängt und das andere am Brustgeschirr oder Halsband. Alternativ
können auch zwei Leinen verwendet werden. Beginnt der Hund zu ziehen, zieht sich
die Schlaufe um das Maul des Hundes zusammen und übt Druck aus. Es soll den
Schnauzengriff unter Hunden imitieren.
Der Hundehalter kann den Blickkontakt des Hundes auf sich ziehen in dem er über
einen Zug an der Leine den Kopf des Hundes zu sich dreht.
Realität:
Das Halti ist meiner Meinung nach sehr gefährlich und kann bei unsachgemäßem
Umgang beim Hund sogar zu schlimmen Nackenwirbelverletzungen führen oder ihm
sogar das Genick brechen.
Für den Hund muss es extrem unangenehm sein, immer durch die am Kopfhalfter
befestigte Leine herumdirigiert zu werden. Den Blickkontakt beziehungsweise die
Aufmerksamkeit des Hundes auf sich ziehen kann man auch wunderbar mit einem
Aufmerksamkeitssignal aufbauen, dazu braucht man kein Halti.
Den Druck des Haltis mit einem Schnauzengriff gleichzusetzen finde ich verwerflich.
Der Mensch kann diesen unter Hunden angewendeten Schnauzengriff nie genau so
imitieren wie Hunde ihn unter sich machen.
45
 Disc Scheiben / Wurfkette / Flying Teachbox
Quelle: https://www.hund-und-freizeit.com/hundetraining/hundeerziehung/ (01.07.2015)
Quelle: http://www.flying-teachbox.de/ (01.07.2015)
Beschreibung:
Sie ermöglichen eine effektive Ausbildung und sanfte Erziehung. Das Werfen
beziehungsweise das damit verbundene Geräusch, wenn die Scheiben, die Kette
oder die Flying Teachbox am Boden aufkommen, unterbrechen den Hund in seinem
Fehlverhalten und man erhält so wieder die Aufmerksamkeit des Hundes.
Realität:
Man arbeitet mit dem Erschrecken beziehungsweise der Angst des Hundes. Wirft
man
diese
Hilfsmittel
zu
früh
oder
zu
spät
besteht
die
Gefahr
von
Fehlverknüpfungen. Der Hund hat sein Fehlverhalten eventuell bereits unterlassen
und verknüpft das Geräusch der Disc Scheiben, der Wurfkette oder der Flying
Teachbox mit bereits ganz etwas anderem.
Es besteht immer die Gefahr, den Hund mit diesen Hilfsmitteln zu treffen und
zusätzlich noch zu verletzen.
46
 Halti Harness
Quelle:
http://forum.traumpfote.de/component/kunena/16-tipps-tricks-a-co/11-dr-r-mugford-halti-
harness-ausbildungsgeschirr.html (01.07.2015)
Beschreibung:
Zerrende oder aggressive Hunde lassen sich mit dem Halti Harness mit sehr
geringem Kraftaufwand kontrollieren. Der Hund wird effektiv über den Brust- und
Schulterbereich gelenkt.
Realität:
Ich finde es sehr bedenklich, dass einer der Karabiner am Halsband befestigt wird.
Sollte es wirklich einmal nötig sein, den Hund vom Ziehen abzuhalten, kann man die
Leine auch in den im Brustbereich befindlichen Ring bei einem normalen
Hundegeschirr einhaken.
 Clap-Leine
Quelle: https://www.schecker.at/Fuehrleinen.htm?websale8=schecker.04-aa&ci=001353
(01.07.2015)
Beschreibung:
Zieht der Hund an der Leine, genügt ein kurzer Ruck und die Leine erzeugt ein
klatschendes Geräusch, der Hund unterbricht daraufhin sein Fehlverhalten.
Gleichzeitig mit dem klatschenden Geräusch gibt man das Kommando „Fuß“. Der
Hund wird sehr bald lernen, dass er sich an der Leine zu benehmen hat.
47
Realität:
Ängstliche Hunde reagieren möglicherweise panisch darauf, wenn das Geräusch so
nahe am Kopf ausgelöst wird.
Der Hund wird „Bei-Fuß-Gehen“ nie als besonders angenehm empfinden, weil er das
Signal „Fuß“ immer mit dem Knallgeräusch in Verbindung bringen wird.
Um dieses klatschende Geräusch auszulösen, muss man außerdem davor einen
Leinenruck machen, da es sonst nicht funktioniert!
 Soft Maulkorb (aus Nylon)
Quelle: https://www.schecker.at/Maulkorb.htm?websale8=schecker.04-aa&ci=001354 (01.07.2015)
Beschreibung:
Es ist ein optimaler Maulkorb für alle Gelegenheiten. Das leichte Nylonmaterial passt
sich der Kopfform des Hundes an und Druckstellen werden vermieden.
Er ist nur für kurzzeitiges Tragen, zum Beispiel beim Tierarzt, geeignet.
Realität:
Als „optimalen Maulkorb“ würde ich ihn nicht beschreiben. Außerdem versteht jeder
Mensch unter kurzzeitig etwas anderes. Leider sieht man sehr oft Hunde mit solchen
Soft-Maulkörben spazieren gehen und das sieht leider nicht nach kurzzeitig aus. Der
Hund kann mit diesem Maulkorb weder hecheln, noch Wasser trinken, noch Leckerli
annehmen.
Ich würde diesen Maulkorb nicht einmal kurz beim Tierarzt verwenden. Die Hunde
sind beim Tierarzt meistens sehr aufgeregt und dann werden sie durch diesen
Maulkorb noch zusätzlich eingeschränkt. Die Hunde werden dadurch noch
aufgeregter und hektischer werden.
48
 Jump Stop Harness
Quelle:
https://www.google.at/search?q=jump+stop+harness&biw=1366&bih=657&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ei=AkqUVbnDD4bS
U5Tan4AJ&ved=0CAYQ_AuoAQ#imgrc=KI4q4UY_ZxogKM%3A; 01.07.2015
Beschreibung:
Jump Stop Harness behindert den Hund beim übermäßigen Springen und Laufen.
Durch die verstellbaren Gurte hat der Hund trotzdem noch viel Freiheit und kann sich
normal bewegen. Die elastischen Gurte sorgen für eine komfortable Passform. Die
Hinterbeingurte rutschen nicht ab, wenn sich der Hund hinsetzt oder niederlegt.
Realität:
Ein Gurt geht bei diesem Geschirr über den Brustkorb, ein weiterer über die
Oberarme beziehungsweise den Ellenbogen. Dieser Gurt geht weiter nach hinten
und umfängt die Hinterläufe an den Oberschenkeln.
Beim Laufen wird der Hund nicht so sehr behindert, obwohl es bestimmt
unangenehm für ihn ist. Will er jedoch springen, fällt er mit den Vorder- und
Hinterläufen in die Gurte. Es kann dadurch sowohl durch die einschneidenden Gurte
als auch auf Grund eines Sturzes zu Verletzungen kommen.
 Nohudo (No Hunting Dog)
Quelle: http://www.hunde-bar.de/1146/nohudo-no-hunting-dog/ (01.07.2015)
Beschreibung:
No Hunting Dog ist ein Halsband bei dessen Aktivierung mittels Fernbedienung eine
sich über den Kopf stülpende Haube ausgefahren wird. Es wird dadurch sein
49
Sichtfeld
eingeschränkt
und
er
kann
somit
vom
Jagen,
von
Radfahrern
hinterherlaufen etc. abgehalten werden.
Es ist nicht zu empfehlen bei extrem ängstlichen oder verhaltensgestörten Hunden.
Es ist keine Alternative zum Beißkorb. No Hunting Dog soll bei der Erziehung
anstelle von Teletakt-Geräten verwendet werden und Hunden einen artgerechten
Freilauf bieten, die sonst eventuell lebenslang an der Leine geführt werden müssten.
Realität:
Dieses Halsband ist für keinen Hund zu empfehlen. Ich finde dieses No Hunting Dog
mehr als bedenklich. Der Hund wird durch diese plötzlich ausfahrende Haube enorm
erschreckt. Er gerät daraufhin womöglich in Panik und rennt irgendwo dagegen oder
gerät in den Straßenverkehr und das kann böse enden.
 Flexileine
Quelle: http://www.dogs4friends.de/product_info.php?info=p481_8-m-schwarze-Flexileine-ComfortLong.html
(16.07.2015)
Beschreibung:
Muss der Hund an bestimmten Orten oder generell an der Leine geführt werden,
bietet eine Flexileine dem Hund genügend Raum für seinen Bewegungs- und
Erkundungsdrang. Kommt es zu einer Situation wo der Hund gestoppt werden muss,
ist das kein Problem. Mit einem einfachen Druck auf die Bremse kann die Leine und
somit der Hund gestoppt werden. Es gibt kein lästiges Aufwickeln der Schleppleine,
die Flexileine rollt sich von selber ein und ist gut verstaut.
Realität:
Für mich bringt eine Flexileine mehrere Gefahren mit sich. Es besteht die
Möglichkeit, dass sich der Karabiner aus irgendeinem Grund löst und zurück
Richtung Hundehalter schnellt und diesen verletzt. Dem Hundehalter kann die Leine
aus der Hand rutschen und dann rattert der Kasten hinter dem Hund her. Der Hund
50
bleibt womöglich nicht mehr stehen, weil ihn dieses Ding ja verfolgt. Für einen
ängstlichen Hund ist das noch schlimmer.
Der Hund kann zwar gestoppt werden, man kann sich aber nicht zu dem stehenden
Hund vorarbeiten, denn dazu muss man immer wieder den Stopp lösen und in dieser
Zeit kommt der Hund wieder ein Stück nach vorne. An einer gespannten
Schleppleine kann man sich schrittweise nach vorne arbeiten.
Die Flexileine kann leicht irgendwo hängenbleiben oder Mensch oder Hund
übersehen die ausgezogene Leine und stolpern darüber. Greift man in die abrollende
Leine kann das zu Verbrennungs- und Schnittverletzungen führen. Der Hund selber
kann sich in der Leine verwickeln und es kann ebenfalls zu schlimmen
Schnittverletzungen kommen.
Mit einer Flexileine wird der Hund nie lernen locker an der Leine zu gehen, weil sie
außer in Ausnahmesituationen immer auf Zug ist. Er lernt damit, durch Ziehen
vorwärts zu kommen.
Ausnahmen:
Voraussetzung dafür ist, dass der Hund an lockerer Leine gehen kann und ein
sicheres Handling des Hundehalters. Hat man mehrere Hunde gleichzeitig an der
Leine zu führen, ist es natürlich praktischer als mit Schleppleine, da man die Hände
nicht frei hat um die Schleppleine auf- und abzuwickeln.
Auch bei längeren Wanderungen oder Bergtouren sind Schleppleinen einfacher zu
handhaben.
Man kann den Hunden gut beibringen zwischen Flexileine und Schleppleine zu
switchen, das heißt er kann lernen, dass an der Flexileine gezogen werden darf, an
der anderen Leine nicht. Man kann das zum Beispiel mit einem Brustgeschirr
verknüpfen. Bekommt der Hund Brustgeschirr A + Flexileine angezogen darf er
ziehen, bekommt er Brustgeschirr B + Schleppleine ist gehen an lockerer Leine
angesagt. Die Hunde lernen das sehr gut zu unterscheiden.
51
Weiters gehören zu den aversiven Hilfsmitteln noch Wasserflaschen, Laufbänder,
sehr
dünne
Halsbänder,
falsch
sitzendes
Brustgeschirr,
Teletaktgeräte,
Vibrationsgeräte.
Bei den Vibrationsgeräten ist zu erwähnen, dass sie sehr wohl bei tauben oder
blinden Hunden eventuell zum Einsatz kommen können.
Man kann ihnen das Vibrieren als Clicker- oder Markerwort-Ersatz antrainieren.
Dabei muss aber sehr behutsam vorgegangen und schrittweise aufgebaut werden.
Das
Halsband
dabei
nicht
sofort
dem
Hund
raufgeben,
sondern
das
Vibrationshalsband erst einmal in der Hand halten, später dann an den Körper des
Hundes halten und sich so langsam vorarbeiten bis der Hund das vibrierende
Halsband positiv mit Leckerligabe verknüpft hat und es ihm umgelegt werden kann.
Generell möchte ich zu aversiven Mitteln sagen, dass die Hunde zwar ihr Tun
abbrechen auf Grund der Angst oder des Schmerzes, aber sie nichts daraus lernen!
Positives Training durch korrektes Verhalten bestätigen, unerwünschtes Verhalten
umlenken, durch Abbruchsignal abbrechen oder den Hunden Alternativverhalten
anzubieten, finde ich weitaus sinnvoller. Der Hund lernt auf sanftem Weg was von
ihm gewünscht wird und was er unterlassen soll. Auf diesem positiven und richtigen
Weg werden die Hunde viel freudiger und unbeschwerter mitarbeiten.
Verwendet man aversive Trainingsmethoden oder Trainingshilfsmittel ist das ein
Zeichen von Schwäche und Hilflosigkeit. Man setzt Gewalt nur dann ein, wenn man
sich nicht mehr anders zu helfen weiß.
Das ist aber definitiv der falsche Weg!!! Sich dann an einen Trainer oder
Verhaltenstherapeuten zu wenden, der weiß woran es liegt, dass es nicht klappt und
der einem positive Trainingsmethoden zeigt, die das Problem lösen ist keines Falls
ein Zeichen von Schwäche, ganz im Gegenteil!
Oftmals sind es ja auch nur Kleinigkeiten, wie zum Beispiel falsch eingesetzte
Körpersprache oder nicht erkannte Calming Signals. Lernt man als Mensch richtig
damit umzugehen beziehungsweise rechtzeitig darauf zu reagieren, lösen sich
manche „Probleme“ wie von selbst.
52
Halsband versus Brustgeschirr
In den letzten Jahren sieht man immer mehr Hunde, die über ein
Brustgeschirr geführt werden, früher wurden beinahe ausschließlich
Halsbänder verwendet. Deshalb werden wir häufig gefragt, welche Art
der Halsung wir empfehlen. Unsere Antwort auf diese Frage lautet
eindeutig: das Brustgeschirr! Die Gründe hierfür sind folgende:
Das Geschirr schont die Gesundheit des Hundes, denn sein gesamter Halsbereich
bleibt unbelastet. Das hat zur Folge, dass die empfindliche Halswirbelsäule geschont
wird, die beim Tragen eines Halsbandes extremen Belastungen ausgesetzt wird,
denn nicht nur sie wird beeinflusst, sondern jeder Druck oder Ruck verursacht
weiterlaufende Bewegungen im ganzen Körper, da der Hundekörper dabei verbogen
wird.
Zusätzlich werden die Luftröhre und der Kehlkopf belastet, weshalb ein ziehender
(oder gezogener!) Hund röchelt und hustet. Dies ist aber nicht das einzige Problem,
denn wie alle Körperstrukturen hängt der Kehlkopf nicht einfach frei im Hals-RachenBereich, sondern ist in ein Weichteilgewebe eingebettet. Das wichtigste
Weichteilgewebe (leider häufig in seiner Funktion und Wichtigkeit verkannt) ist das
Bindegewebe und bindegewebsartige Strukturen vernetzen unseren gesamten
Körper. Dadurch kommt es zu einer Fernwirkung auf den gesamten Körper, wenn an
einer Stelle eingewirkt wird. Es ist so, als ob man an einer Tischdecke zieht: Nicht
nur der Teil, an dem wir ziehen, bewegt sich, sondern auch der Rest der Decke.
Bezogen auf den Leinenruck oder das Ziehen am Halsband (bis zu einem gewissen
Grad, aber deutlich abgeschwächt, auch beim Ziehen im Brustgeschirr) bedeutet
dieses, dass der Hundehalter immer auch auf weiter entfernt liegende Gewebe
einwirkt. Dieses Gewebe wird (meist) nicht direkt mechanisch verletzt, sondern
reagiert auf Reize (Leineruck/Zug) über eine neuroreflektorische Verkettung, da in
ihm zahlreiche Rezeptoren sitzen, die für die Reaktion auf Einwirkungen
verantwortlich sind. Deshalb spricht man von einem neuroreflektorischem Regelkreis.
Bei unangenehmen Reizen kommt es zur Spannungserhöhung im Gewebe, die sich
entlang der Bindegewebszüge weiter fortsetzen und so auch auf andere Strukturen
einwirken (vergl. Tischdeckenprinzip). Da das Bindegewebe auch Nerven, Gefäße
und Lymphbahnen umhüllt, führt eine Spannungserhöhung in ihm zu einer
Verschlechterung der Zirkulation (Blut- und Lymphfluss) und ggf. zu einer Stimulation
des Nervengewebes, was eine Entzündung nach sich ziehen kann.
Gerade im Halsbereich gibt es sehr viele empfindliche Strukturen: Neben dem
Kehlkopf, der natürlich auch durch eine direkte mechanische Einwirkung wie den
Leinenruck verletzt werden kann, liegt ein Stück weiter oben das Zungenbein, bei
dem es sich ebenfalls um einen empfindlichen Bereich handelt, der über die
Muskulatur mit dem Kehlkopf, dem Unterkiefer, der Zunge, dem Brustbein, dem
Schlundkopf und über eine knorpelige Verbindung sogar direkt mit dem Schädel
verbunden ist!
53
Spätestens hier wird deutlich, dass neben den direkten lokalen Einwirkungen auch
immer mit Fernwirkungen bei Manipulationen über das Halsband gerechnet werden
muss, da die erwähnten Muskeln zum Teil im Bereich des Halses verlaufen.
Einwirkungen auf diese Muskeln können über so genannte Läsionsketten (über
Spannungserhöhung
entlang
der
Bindegewebsketten)
auch
zu
Spannungserhöhungen und in Folge Strukturschädigungen in anderen Geweben
führen.
Im Bereich der oberen Kopfgelenke kann es bei Störungen zu Schwindel, Übelkeit,
Sehstörungen und sogar Tinnitus kommen. Zu weiteren Symptomen zählen bei
Störungen in der oberen Halswirbelsäule (C0-C2) Konzentrations- und
Wahrnehmungsprobleme, Nervosität, Müdigkeit, Probleme mit dem Kiefer, den
Augen und Ohren und Kopfschmerzen. Zu den Symptomen bei Störungen im
Bereich der unteren Halswirbelsäule (C3-C7) zählen unter anderem Lahmheiten in
den Vordergliedmaßen. Häufig ist eine Schonhaltung zu beobachten, bei der der
Kopf tief getragen wird, um dem Schmerz auszuweichen.
Vom Menschen weiß man, dass Störungen im Bereich der Halswirbelsäule zu
Schwindel und Gleichgewichtsproblemen führen. Zusätzlich bestehen über die
Halsfaszien (ebenfalls Bindegewebsstrukturen) Verbindungen zur Schilddrüse und
Nebenschilddrüse. Das Halsband muss also gar nicht direkt auf der Schilddrüse
liegen, um auch diese zu beeinflussen. Außerdem verläuft in der Drosselrinne eine
wichtige Vene. Wird dort durch ein Halsband Druck aufgebaut, kommt es zu einem
venösen Rückstau in den Schädel, der zu einer Druckerhöhung und als Folge dieser
zu Kopfschmerzen führt.
Schon 2006 wurde die Studie „Effects of the Application of Neck Pressure by a Collar
or Harness on Intraocular Pressure in Dogs“ veröffentlicht, deren Ergebnisse
eindeutig belegen, dass Hunde, die über ein Halsband geführt werden, eher zu
Glaukom und grauem Star neigen. Ebenso wird in der Studie darauf hingewiesen,
dass bei Erkrankungen des Auges, für die ein erhöhter IOP (intraokulärer Druck)
verantwortlich ist, das Tragen eines Halsbandes fatale Folgen hat.
Es gibt viele weitere anatomische Strukturen, die durch ein Halsband negativ
beeinflusst werden und Schmerzen verursachen: Arterien, Venen, Hirnnerven,
Speiseröhre, Luftröhre, Lymphknoten und Schilddrüse. Das Problem liegt allerdings
darin, dass die Schäden an ihnen nicht so offensichtlich zu beobachten sind wie zum
Beispiel ein gebrochenes Bein. Bei Schmerzen an der Halswirbelsäule hinkt der
Hund oftmals nicht, seine Schluckbeschwerden kann er uns nicht erzählen, ein
leichtes Hängen des Augenlides fällt dem Laien ebenso wenig auf wie eine verengte
Pupille usw. usw.
Um die oben genannten Symptome wirklich zu verstehen, schlagen wir Ihnen
folgendes Experiment vor: Legen Sie sich selbst ein breites, weiches Halsband um,
hängen Sie eine Leine ein und bitten Sie einen Freund, diese zu halten, während Sie
Ihren Körperschwerpunkt nach vorne richten (1).
54
(1)Breites, weiches Halsband
(2) Rundgenähtes Halsband
(3) Kettenwürger
Stachelhalsband
Achten Sie darauf, dass Ihr Körpergewicht wirklich im Halsband hängt (wie bei einem
ziehenden Hund) und probieren Sie nun aus, wie lange Sie diese Position halten
können und welche körperlichen Symptome entstehen. Sie werden innerhalb
weniger Sekunden spüren, wie sich das Blut im Kopfbereich staut, Sie einen starken
Druck auf den Schläfen wahrnehmen und in Folge Kopfschmerzen bekommen.
Wenn Sie dieser Eigenversuch noch nicht überzeugt, machen Sie die gleiche Übung
noch einmal mit einem rundgenähten Halsband (2) oder einem Kettenwürger (3).
Eine weitere Steigerung läge darin, den Freund am Ende der Leine zu bitten, Sie zu
irgendeinem Zeitpunkt, der für Sie nicht absehbar ist, an diesem Halsband zurück zu
ziehen, so wie man es als Mensch tut, wenn man den Hund schnell aus einem
Gefahrenbereich nehmen muss.
Zeigen Sie sich verantwortlich für die Gesundheit Ihres Hundes und legen Sie ihm
ein Geschirr an, das ihn vor den oben genannten Schäden schützt. Es ist
vergleichbar mit dem Anlegen des Sicherheitsgurtes im Auto: Selbstverständlich tut
man alles, um einen Unfall zu verhindern, aber wenn es zu einem kommt – möchten
Sie dann den Sicherheitsgurt um den Hals gewickelt haben?!
Auch das Argument mancher Hundehalter, ihr Hund ziehe niemals an der Leine und
deshalb bestünde keine Gefahr, entpuppt sich immer als falsch, denn selbst ein sehr
gut ausgebildeter Hund ist ja nicht allein für die Leinenführigkeit verantwortlich,
sondern ist immer auch abhängig von seinem Menschen am anderen Ende der
Leine, dem es zu keinem Zeitpunkt passieren dürfte, dass er zum Beispiel unbewusst
55
mit der Leine herumspielt oder den Hund gedankenverloren weiter zieht, weil er gar
nicht bemerkt hat, dass dieser zum Beispiel zum Urinieren stehen bleiben wollte usw.
Neben den gesundheitlichen Aspekten gibt es aber noch weitere Gründe, ein
Geschirr statt eines Halsbandes zu verwenden. Wenn Ihr Hund einmal aus einer
Gefahrensituation herausgezogen werden muss, können Sie das an dem stabilen
Rückensteg des Geschirres problemlos tun, ohne ihn zu würgen. Am Halsband ist es
zum Beispiel nicht ohne weiteres möglich, den Hund aus einem Schacht oder Fluss
herauszuziehen, ohne ihm dabei gesundheitliche Schäden zuzufügen.
Bei Hundebegegnungen, die mit einer gewissen Anspannung verlaufen, können Sie
ebenfalls über den Rückensteg des Geschirres viel besser eingreifen als über das
Halsband, denn um in dieses greifen zu können, müssen Sie von oben kommend in
den Nacken des Hundes fassen, was von ihm schnell als Angriff interpretiert werden
kann. Das wiederum kann im Eifer des Gefechts zu Abwehrreaktionen führen.
Hinzu kommt, dass Hunde unter anderem über Assoziation lernen, was bedeutet,
dass sie einen Reiz, den sie gerade wahrnehmen, gedanklich mit dem Gefühl
verbinden, dass sie zu diesem Zeitpunkt empfinden. Wenn Sie also auf einen
anderen Hund, ein Kind oder auch Ihren Nachbarn zulaufen und Ihren Hund dabei
sehr kurz, ruckartig oder sonst unangenehm am Halsband führen, wird er die dabei
unangenehmen Gefühle (keine Luft zu bekommen, Schmerz zu empfinden usw.)
gedanklich mit diesem Tier oder dieser Person verknüpfen. Innerhalb kürzester Zeit
können so Aggressionen entstehen, die sich der Halter in der Regel gar nicht
erklären kann, die aber auf dieses Gedankenmuster zurückzuführen sind. Die
bekannteste so entstehende Aggressionsform ist die Leinenaggression, die
insbesondere bei den Hunden häufig vorkommt, die am Halsband über den
Leinenruck gearbeitet werden.
Viele Kynologen betonen, dass der Hals des Hundes eine wichtige soziale
Empfangsstation für positive und negative Zuwendung ist. Die Halsseiten des
Hundes dienen dem Kontakt mit engen Freunden in vertrauensvollem Umgang,
Nacken und Kehle dienen als Bereiche der Einordnung. Führen wir einen Hund an
einem noch so komfortablen Halsband, lässt sich nicht verhindern, dass über die
Leine falsche Informationen zum Hund fließen, denn ein Halsband berührt (2)
Rundgenähtes Halsband (3) Kettenwürger Stachelhalsband ständig alle Halsseiten
und desensibilisiert diese für Berührungen. Wir können unsere Hände gar nicht so
ruhig halten, dass die Leine immer locker durchhängt, weshalb viele Hundehalter
ihrem Hund durch unbewusstes Herumfuchteln und Gezupfe an der Leine ein Chaos
an Signalen übermitteln, die dieser bald zu ignorieren lernt. Seine „soziale
Empfangsstation“ stumpft ab und er lernt, dass es schwierig ist, mit seinem
Menschen zu kommunizieren!
Die Körpersprache eines Hundes, der stark an der Leine zieht oder gezogen wird,
verändert sich, wenn er an einem Halsband geführt wird. Die Körperhaltung wird
provokanter, da der Hals nach oben gestreckt wird. In manchen Fällen halten die
Besitzer die Leine sogar so straff und kurz nach oben, dass der Hund regelrecht
ausgehebelt wird und auf den Hinterfüßen steht, was bei der Führung über ein
Geschirr nicht passieren kann.
56
Verheddert sich ein Hund mit dem Brustgeschirr, wird ihm zumindest nicht die Luft
abgedrückt und die Gefahr des Strangulierens ist nicht gegeben. Viele mit Geschirr
entlaufene Hunde sind ohne zurück gekommen, denn zur Not lässt sich ein Geschirr
vom Hund durchbeißen, wenn er irgendwo fest hängt. Ein Halsband nicht!
Die Befürchtung mancher Hundehalter, ihren Hund kräftemäßig nicht mehr im Griff
zu haben, wenn er ein Geschirr trägt, ist unbegründet und wird in der Regel von
denen als Argument in die Waagschale geworfen, die es noch nicht versucht haben.
Die Führung eines Hundes ist eine Frage der Erziehung und Führtechnik und nicht
des Kraftaufwandes.
Zieht man alle diese Argumente in Betracht, finden wir es nach heutigem
Wissensstand unabdingbar, dass unsere Hunde an einem Brustgeschirr geführt
werden. Bei der Auswahl des Geschirres sollten Sie auf folgende Punkte achten:
• Das Material, aus dem das Geschirr gefertigt ist, sollte weich und anschmiegsam
sein. Am besten auch waschbar, falls sich Ihr Hund einmal in etwas übel
Riechendem wälzt.
• Das Geschirr sollte an allen Enden zu öffnen sein, damit es dem Hund bequem
angelegt werden kann. Wählen Sie möglichst kein Geschirr, das so vernäht ist, dass
Sie die Pfote(n) Ihres Hundes hindurchziehen müssen, denn viele Hunde empfinden
das als sehr unangenehm.
• Der Steg auf dem Rücken sollte fest vernäht sein, damit die an ihm eingehängte
Leine nicht hin und her rutscht und damit es keine Scheuerstellen am Körper gibt.
Außerdem sollte er nicht zu kurz sein, da sich das gesamte Geschirr sonst beim
Tragen nach vorne zieht.
• Zwischen den Bändern, die seitlich über den Rumpf des Hundes laufen, und der
Achselhöhle sollte bei mittelgroßen bis großen Hunden eine Hand breit Platz sein, da
sich das gesamte Geschirr sonst beim Tragen nach vorne unter die Achselhöhlen
zieht und dort einschneidet und scheuert. Bei kleinen Hunden wie Dackel oder
Chihuahua reicht eine Breite von ein bis zwei Fingern aus.
• Die Bänder, aus denen das Geschirr gefertigt ist, dürfen nicht zu schmal sein. Ist
die Auflagefläche der Bänder nämlich nicht breit genug, können sie einschneiden.
•Die Verschlussschnallen sollten stabil und so abgerundet sein, dass sie sich der
Körperform anpassen.
• Wenn Sie das Geschirr angelegt haben, achten Sie darauf, dass es nicht zu eng
sitzt, denn sonst drückt es schmerzhaft auf die Wirbelsäule. Sie sollten bequem mit
Ihrer Hand unter das Geschirr gleiten können, dann sitzt es richtig.
• Stellen Sie das Geschirr so ein, dass es nicht vorne auf den Brustbeinknochen
drückt.
57
• Über Nacht oder bei längeren Aufenthalten zu Hause sollten Sie das Geschirr
abnehmen.9
Trainingsgrundlagen für Einzeltraining / Gruppentraining
Egal für welche Art des Trainings man sich entscheidet, ob Einzel- oder
Gruppentraining, beides hat seine Vor- und Nachteile.
Es muss abgewogen werden, welches Training für Hundehalter und Hund besser ist
oder auch wobei sich Mensch und Hund wohler fühlen.
Das Training muss in beiden Fällen auf die Hundehalter und ihre Hunde abgestimmt
sein und es muss darauf geachtet werden, sowohl Hundehalter als auch Hund nicht
zu überfordern.
Im Folgenden möchte ich auf beide Trainingsarten und auf die wichtigsten
Grundlagen für ein professionelles Training kurz eingehen.
 Ab welchem Alter ist der Hund bereit fürs Training?
Grundsätzlich kann bereits im Welpenalter mit dem Training begonnen werden.
Einfache Grundkommandos spielerisch erlernen ist durchaus möglich und bietet eine
gute Beschäftigungsmöglichkeit. Auch Mantrailing sehe ich ab einem Alter von vier
Monaten als sehr positiv. Die Trails werden natürlich dem Alter des Hundes
entsprechend angepasst.
Zu anderen Sportarten rate ich unter einem Alter von 12 Monaten ab. Der Hund soll
Zeit haben sich geistig und vor allem körperlich zu entwickeln und „Kind“ sein dürfen.
 Vorteile des Einzeltrainings:
 Volle Konzentration des Trainers auf das Mensch-Hund-Team
 Intensiveres, genaueres und gezielteres Arbeiten
 Keine / weniger Ablenkung durch andere Menschen und Hunde
 Weniger unerwünschte Fehlverknüpfungen
9
Quelle: Clarissa v. Reinhardt, www.animal-learn.de
Sabine Harrer, Physiotherapeutin, www.dogs-physio.de
58
 Geringere Stressbelastung
 Mehr Aufmerksamkeit vom Trainer
 Problemhundetraining – Auf jedes Problem, jede Thematik kann besser
eingegangen werden.
 Kein Konkurrenzdenken unter Hundehaltern
 Weniger / kein Druck oder Ehrgeiz
 Übungen können mehr zerlegt werden (soll aber auch beim Gruppentraining
darauf geachtet werden)
 Individuelle Betreuung (z.B. Tierheimhund)
 Spezielle Aufmerksamkeit nur für einen Hund -> z.B. bei Hund aus Tierheim
oder Mehrhundehaltung
 Mehr Zeit für Hundehalter und Hund
 Trainingszeiten und Orte sind flexibler
 Entspanntere Atmosphäre
 Einfacher in der Planung und Dokumentation
 Zur Vorbereitung auf Gruppentraining (z.B. bei Hunden die Probleme mit
anderen Hunden haben)
 Kontrollierte Begegnungen mit anderen Hunden und Menschen
 Nachteile des Einzeltrainings:
Ein Einzeltraining bringt für mich keine Nachteile. Das einzige womit man
argumentieren könnte wäre, dass der Sozialkontakt fehlt. Hat der Hund aber
außerhalb des Trainings Kontakt zu anderen Hunden, ist auch das kein Problem.
Sollte das nicht der Fall sein, kann man versuchen ihn mit einem anderen Hund den
man im Training hat zu vergesellschaften. Dabei ist es wichtig darauf zu achten, dass
sich die Hunde auch wirklich verstehen und mögen aber vielleicht klappt es und es
finden sich so neue Hundefreundschaften.
59
 Vorteile des Gruppentrainings:
 Kontrollierter Sozialkontakt für Mensch und Hund
 Lernen durch Beobachtung / Nachahmung / Soziales Lernen
 Konzentration unter Ablenkung wird sowohl bei Mensch als auch Hund
gefördert
 Austausch unter Gleichgesinnten und Kontaktknüpfung unter Hundehaltern,
Freundschaften entstehen
 Gruppendynamik (Motivation, gegenseitige Hilfe, gesunder Ehrgeiz)
 Selbsteinschätzung wird gefördert, der Blick geschult
 Weniger Belastung, mehr Pausen
 Alltagssituationen können besser geübt werden
 Nachteile des Gruppentrainings:
Werden Gruppenstunden nicht professionell durchgeführt, kann das zu diversen
Problemen führen. Hierzu zählen Überforderung, Stress, Leinenaggression, erhöhte
Abwehrbereitschaft,
Nervosität,
Angst,
Bissigkeit,…
Diese
negativen
Lernerfahrungen speichert der Hund ab und sie führen womöglich zusätzlich noch zu
einem mangelnden Vertrauen zum Hundehalter.
Nicht jeder Hund ist für ein Gruppentraining geeignet, deshalb ist es von Vorteil den
Hund vor der Integration in eine Gruppe bei einem Einzeltermin kennen und
einschätzen zu lernen. Hunde mit innerartlichen oder zwischenartlichen Problemen,
körperlichen Gebrechen, ängstliche Hunde oder Hunde die sich zu schnell
hochpowern sind wahrscheinlich in einer Gruppe nicht so gut aufgehoben. Wobei es
nicht heißen soll, dass diese Hunde nach an sie angepassten Einzeltrainings, nicht
irgendwann in eine Gruppe aufgenommen werden können.
 Voraussetzungen für ein gutes Arbeitsklima
Um ein gutes Arbeitsklima vorzufinden müssen einige Punkte beachtet werden.
Es muss ein freundlicher, respektvoller Umgang gepflegt werden und wie es so
schön heißt „Der Ton macht die Musik.“ Mit Kritik vorsichtig umgehen, darauf achten
wie man dem Hundehalter sagt, dass er nicht mit Leinenruck, Druck, etc. arbeiten
60
soll. Diese Aussagen müssen dann auch fachlich begründet werden können. Es soll
ein Gefühl der Kollegialität und der Gruppenzusammengehörigkeit erzeugt werden.
Leistungsdruck und Ehrgeiz sind hier fehl am Platz!
Der Trainer muss Anzeichen von Stress, Über- oder Unterforderung sowie
Konzentrationsschwächen bei Hund und Mensch rechtzeitig erkennen und darauf
reagieren. Er muss die jeweiligen Charaktereigenschaften wahrnehmen und die
verschiedenen Lerntypen von Hundehalter und Hund erkennen können. Außerdem
muss er darauf achten, dass auf die Individualdistanzen eingehalten werden und
gegebenenfalls einschreiten und die Hundehalter darauf hinweisen. Ein möglichst
breitgefächertes Wissen über die verschiedenen Rasseeigenschaften ist von Vorteil.
Der Trainer sollte außerdem über mehrere Trainingsalternativen verfügen. Was bei
dem einen Hund super funktioniert, klappt bei einem anderen überhaupt nicht und da
ist es gut wenn man auf verschiedene Trainingsansätze zurückgreifen kann.
 Zusammenstellung einer Gruppe
Die Zusammenstellung einer Gruppe erfordert Erfahrung und Einfühlungsvermögen.
Folgende Punkte müssen dabei beachtet werden:
 Gruppengröße
–
maximal
4
Mensch-Hund-Teams!
Eine
zu
große
Teilnehmerzahl führt zu mangelnder Aufsicht und Betreuung.
 Erkennen ob es Probleme gibt die in der Gruppe ausarten können.
 Biologisches Alter der Welpen und Junghunde beachten.
 Größe, Kraft und Temperament der Hunde untereinander abstimmen.
 Geschlossene Gruppen eventuell besser als offene (gleichbleibende Gruppen
führen zu weniger Stressbelastung).
 Darauf achten, dass nicht alle Mensch-Hund-Teams für Gruppentraining
geeignet sind.
 Integration eines neuen Hundes in eine bestehende Gruppe
Der neu hinzukommende Hund darf das Gelände als erstes betreten und erkunden.
Nach und nach kommen die anderen Hunde auf den Platz und es wird gemeinsam
61
an der Leine der Platz erkundet. Man kann zu Beginn auch Leckerlisuchspiele an der
Leine und mit genügend Abstand zwischen den Hunden einbauen.
 Richtige Ausstattung fürs Training
 Leine (ca. 3 m und eine Schleppeine ca. 5 m)
 Gut sitzendes Brustgeschirr (eventuell breites, weiches Halsband; muss
mindestens über zwei Wirbel gehen)
 Leckerli
 Futterbeutel
 Wasser
 Optimale Trainingsstunde
Zu Beginn einer jeden Trainingsstunde wird dem Hund ermöglicht den Platz durch
eine Schnüffelrunde zu erkunden. Auch wenn der Hund den Platz schon kennt finden
sich doch immer wieder neue Gerüche, es waren in der Zwischenzeit andere
Menschen und andere Hunde am Platz usw.
Diese Zeit kann man nutzen um sich beim Hundehalter nach Fortschritten oder
Problemen beim Üben zu erkundigen oder ob neue Fragen aufgetaucht sind etc.
Anschließend würde ich kurz den Trainingsverlauf der kommenden Stunde erklären
beziehungsweise ob es von Seiten des Hundebesitzers einen besonderen Wunsch,
ein besonderes Anliegen gibt, was geübt werden soll.
Zwischen den einzelnen Übungen gibt es ausreichend Pausen für Mensch und Hund
und diese dürfen auch selber entscheiden wann es Zeit dafür ist. Sind die Menschen
zu übereifrig und übersehen, dass der Hund oder gar sie selbst eine Pause
benötigen, weist man sie als Trainer darauf hin. Im Sommer bietet sich die
Gelegenheit, dass man sich mit dem Hund in die Wiese oder auf eine Decke setzt
und dort gemeinsam ausruht, kuschelt und entspannt.
Wichtig: in der Pause keine Kommandos / Signale vom Hund verlangen. Die Pause
soll wirklich dazu dienen abzuschalten. Am Ende der Stunde mit einer Ruheübung
62
abschließen, damit der Hund nicht völlig aufgedreht vom Platz geht. Darauf achten,
dass der Hund mit einer Übung aufhört, die er schon gut kann. Es ist wichtig dass er
mit einem positiven Erfolg vom Platz geht.
Abschließend noch einmal kurz die Trainingsstunde zusammenfassen und den
Hundehaltern sagen, was sie bis zum nächsten Mal üben können.
 Pausen sind sehr wichtig!
Genügend Pausen während der Trainingsstunde sind besonders wichtig, sowohl für
Vier- als auch für Zweibeiner.
Jedes Mensch-Hund-Team soll selber entscheiden können wann es eine Auszeit
braucht und nicht warten müssen bis der Trainer eine Pause eingeplant hat.
Während der Pause kann man an langer Leine spazieren gehen und den Hund die
Gegend abschnüffeln lassen. Es werden in dieser Zeit keine Kommandos gegeben,
es soll ein wertvolles, gemeinsames Ausruhen und/oder Kuscheln sein.
 Idealer Trainingsort
Der ideale Trainingsort verfügt über genügend Ausweichmöglichkeiten wenn mehrere
Hunde beim Training sind oder wenn schon der nächste Hund zum Einzeltraining
kommt und die vorhergehende Stunde noch nicht vorbei ist.
Es sind genügend Schattenplätze vorhanden, die an warmen Tagen etwas Schutz
bieten. Es gibt ausreichend Platz zum Freilauf und Trinkwasser ist vorhanden. Der
Platz soll so gewählt werden, dass möglichst wenig Ablenkung rundherum ist, was
wichtig ist wenn neue Dinge gelernt werden.
Zum Generalisieren beziehungsweise lernen unter Ablenkung kann man nach
draußen, also außerhalb des Trainingsgeländes, gehen. Der Platz bietet Mensch
sowie Hund Sicherheit.
63
 Trainerfähigkeiten
 Empathie…
… bedeutet Einfühlungsvermögen. Der Trainer, aber auch der Hundehalter,
muss in der Lage sein, die Welt einmal aus den Augen eines anderen
Menschen / Tieres zu sehen, also sich in ein anderes Lebewesen
hineinversetzen können. Während des Trainings immer wieder den
Blickwinkel des Hundes einnehmen, in dem wir uns vorstellen die Übung
Selbst durchzuführen.
 Intuition…
… bedeutet Handlungen des Hundes vorauszuahnen und blitzartige
Entscheidungen zu treffen. Ein gutes Training nutzt immer das „Bauchgefühl“,
also die Intuition, welches nach dem Training mit dem Verstand überprüft wird.
Intuitives
und
logisch-abstraktes
Denken
können
nicht
gleichzeitig
funktionieren.
 Visuelle Vorstellungskraft…
… bedeutet „Denken wie ein Tier“, das heißt in bildlichen Vorstellungen. Joint
Attention ist die gleichgerichtete Aufmerksamkeit und diese stellt sich bei
einem gut eingespielten Mensch-Hund-Team automatisch ein. Bewusst
eingesetzt ist sie ein sehr wertvolles Trainingsinstrument. Um Joint Attention
bewusst zu trainieren bietet sich im Training die Möglichkeit zu versuchen, den
Hund mit seinen Blicken und seiner Aufmerksamkeit zu lenken. Schwierige
Tricks und Übungen gelingen durch Einsatz der visuellen Vorstellungskraft viel
besser.
 Selbstmanagement…
… bedeutet sich selber so weit im Griff zu haben, dass negative Gefühle nicht
ins Training mit einfließen. Ungeduld, Hektik, Versagensängste, Ärger,
schlechte Laune, Sorgen und Belastungen aller Art haben im Training nichts
verloren.
64
 Motiviertheit…
... bedeutet hochmotiviert ins Training zu gehen. Oft hilft es, sich an eine
besondere, inspirierende oder schöne Situation aus einer vorhergegangenen
Trainingsstunde zu erinnern.
 Peripherer Blick…
… bedeutet den Gesamteindruck einer Situation wahrzunehmen. Der
periphere Blick ermöglicht oftmals erst, mit dem Hund eine gemeinsame
Aufmerksamkeitsrichtung einzunehmen. Außerdem ist er sehr hilfreich bei der
Arbeit mit ängstlichen oder schüchternen Hunden, die sich so nicht angestarrt
fühlen. Weiters ist er gut einzusetzen beim Vorbeiführen unverträglicher oder
ängstlicher Hunde an Artgenossen oder anderen Lebewesen.
 Arbeitsspannung…
… bedeutet, dass eine bestimmte Spannung erforderlich ist um bestimmte
Aufgaben auszuführen. In einem Zustand der vollkommenen Entspanntheit ist
es nicht möglich eine Leistung zu vollbringen. Der Trainer soll in etwa die
Arbeitsspannung haben die der Hund braucht. Durch aktives Aufrechterhalten
der eigenen Arbeitsspannung ist es möglich, Trainings zu verlängern. Man
kann sie aber auch beenden wenn die Arbeitsspannung nachlässt.
 Positiver Fokus…
… bedeutet die Aufmerksamkeit auf Fortschritte zu richten. Man soll beim
Training auf Talente bauen und sein Augenmerk nicht auf die Schwächen
legen.
 Atmung…
… bedeutet tiefe, ruhige Bauchatmung im Training. Diese ist verbunden mit
Gelassenheit
und
Entspannung,
während
kurze
Hochatmung
Zusammenhang steht mit Aufregung, Distress, Angst und Nervosität.
65
in
 Kongruenz…
… bedeutet Deckungsgleichheit, das heißt die verbale (Sprache) und
nonverbale (gestische, mimische) Aussage stimmt überein. Kongruenz ist eine
der wichtigsten Fähigkeiten die ein Trainer haben muss, da Hunde auf
Doppel- oder Mehrfachbotschaften verunsichert reagieren. Hunde reagieren
oft besser auf Menschen die in ganzen Sätzen mit ihnen sprechen, als nur
über Kommandos. Der Mensch wird dadurch in seiner Körpersprache klarer
und eindeutiger. Der Hund versteht natürlich nicht den gesprochenen Satz,
aber er liest die dazu ausgesandten körpersprachlichen Signale und entnimmt
Informationen aus dem Klang der Stimme.
Kongruenz ist das wichtigste äußere Merkmal von Glaubwürdigkeit.
Trainingsangebote kritisch betrachtet
Hunde erfreuen sich als Freizeit- und Sportbegleitung immer größerer Beliebtheit.
Deshalb
ist
es
auch
nicht
überraschend,
dass
die
verschiedensten
Trainingsangebote so gut wie an jeder Ecke zu finden sind.
Doch was ist das richtige für unsere Hunde?
So allgemein kann man das nicht beantworten. Jeder Hund ist ein Individuum und
hat deshalb auch unterschiedliche Interessen und Talente, genau wie wir Menschen
auch! Natürlich sollte jedes Training sowohl Mensch als auch Hund Spaß machen,
dennoch finde ich es gerade in diesem Punkt wichtig auf seinen Hund zu hören. Wir
bestimmen in so gut wie allen Bereichen seines Lebens wie, wo, was er wann zu tun
hat.
Warum
lassen
wir
ihm
nicht,
was
dieses
Thema
betrifft,
etwas
Entscheidungsfreiheit beziehungsweise Mitspracherecht?
Möglich, dass der Halter von der Lieblingsbeschäftigung seines Hundes anfangs
nicht so begeistert ist, aber ich denke wenn er den Feuereifer, die Begeisterung, die
Euphorie und Freude seines Hundes zu sehen und zu spüren bekommt, wird auch er
davon angesteckt werden. Es gibt doch nichts Schöneres, als seinen Hund
vollkommen glücklich zu sehen!
66
Hier ein Auszug der Kurse, die in den verschiedensten Hundeschulen angeboten
werden:
Welpen
Junghund
Senioren
Unterordnung (BH1, BH2, BH3)
Schutztraining / Sportschutz
Fährtenarbeit
Wasserrettung
Social Walks
Geführte Spaziergänge
Agility / Fun Agility
Breitensport
Treibball
Trick Dogging
Longieren
Apportieren
Mantrailing
Nasen- und Schnüffelarbeit
Alltags- und Verhaltenstraining
Slow Motion
Einzel- und Gruppentraining
Antijagdtraining
Bodenarbeit
Flyball
Do As I Do
Dogfrisbee
Canicross
Dog Dancing
Obedience / Rally Obedience
Zielobjektsuche
Cavaletti Training
JAD-Dogs (Jump And Dance)
67
Ich sehe es als Verpflichtung seinem Hund gegenüber, die angebotenen Kurse
genau zu hinterfragen und kritisch zu betrachten. Nicht alles - was im ersten Moment
als perfekte Auslastung für den Hund gilt - ist es auch.
Kurse verlieren den Spaß und die Unbeschwertheit ab dem Zeitpunkt wo eine
Stoppuhr mitläuft. Ob man es will oder nicht: läuft die Zeit, gerät der Hundehalter
unter Druck und gibt diesen an seinen Hund weiter.
Abschließend möchte ich auf vier der oben genannten Kurse etwas näher eingehen.
Zwei Beispiele zu Kursen die meiner Meinung nach eher kritisch zu betrachten sind
und zwei die eine gute Auslastung sowohl physisch als auch psychisch für den Hund
darstellen.
 Sportschutz
Beschreibung:
Der Hund wird auf einen Figuranten gehetzt der einen Juteärmel trägt, in den der
Hund beißen soll. Auf Kommando muss er diesen Ärmel wieder loslassen. Es wird
argumentiert, dass mit dem natürlichen Beutetrieb des Hundes gearbeitet wird und
der Hund weder scharf noch aggressiv gemacht wird. Der Hund lebt dabei seinen
natürlichen Trieb aus.
Realität:
Man arbeitet mit zwei verschiedenen Funktionskreisen. Zum einen mit dem
Aggressionsverhalten zum anderen mit dem Beutefangverhalten.
Aggression ist aversiv! (Adrenalin)
Aggressionsverhalten
zielt
darauf
ab
durch
ritualisierte
Vorgangsweisen
Verletzungen des Gegenübers zu verhindern. Es soll Distanz zwischen den
Gegnern schaffen und zielt nicht darauf ab seinen „Gegner“ zu vernichten.
Beutefangverhalten ist lustbetont! (Dopamin)
Das Beutefangverhalten zielt auf die Vernichtung des Gegners ab, also ihn zu
töten.
68
Kommt es zu einer Verquickung beider Handlungsketten durch entsprechende
Ausbildung wie dem Schutzdienst, kann das zu Problemen führen. Das
Aggressionsverhalten dem Menschen gegenüber wird mit dem Beutefang
kombiniert. Das bedeutet Beißen wird lustbetont gemacht. Dies ist sehr gefährlich,
da sich die Verknüpfung im Gehirn des Hundes verändert und das ganze kann
aus dem Ruder geraten!
 Flyball
Beschreibung:
Bei
dieser
Sportart,
einem
Staffellauf,
stehen
Tempo,
Spieltrieb
und
Apportierfreude im Vordergrund.
Eine Mannschaft besteht aus jeweils vier Mensch-Hund-Teams und es treten bei
einem Wettbewerb zwei Mannschaften gegeneinander an.
Beim Flyball muss der Hund möglichst schnell über vier Hürden laufen. Am
anderen Ende ist eine Flyballmaschine aufgebaut. Der Hund muss dort die
Auslösetaste berühren und der Ball wird ausgeworfen. Der Hund muss den Ball
fangen und läuft dann damit wieder so schnell wie möglich über die Hürden zurück
zum Ausgangspunkt beziehungsweise Ziel und der nächste Hund startet.
Gewonnen hat jenes Team, welches die schnellste Zeit und die wenigsten
Fehlerpunkte hat.
Realität:
Es handelt sich bei dieser Sportart um eine mit Wettbewerbshintergrund. Wie
schon weiter oben erwähnt verliert für mich jede Beschäftigung mit seinem Hund
an Wert, wenn eine Stoppuhr mitläuft. Der Ehrgeiz der Hundehalter lässt nicht
lange auf sich warten und jeder will natürlich, dass sein Hund, seine Mannschaft
der / die schnellste ist. Ob da wirklich nur noch an den Spaß und das
Wohlergehen des Hundes gedacht wird kann ich mir nicht vorstellen, eher an
persönliche Erfolge!
69
Sieht man sich Videos von solchen Großveranstaltungen an, merke ich nichts
davon, dass die Hunde wirklich Freude daran haben. Es herrscht ein riesiger
Lärmpegel, die Hunde werden festgehalten und hochgepusht. Die Hunde wirken
total aufgeregt und von dem vielen Drumherum deutlich gestresst.
Nicht nur dass sich der Stress negativ auf die Gesundheit der Hunde auswirkt,
auch dieses schnelle Flitzen über die Hürden und das abrupte Abbremsen vor der
Flyballbox
beinhalten
Verletzungsgefahren
und
schädigen
die
Bewegungsapparate der Hunde.
Für mich ist es keine sinnvolle Beschäftigung die Hunde im Höllentempo über
Hürden zu jagen und Bälle fangen zu lassen. Durch dieses aufpushende Training
erreichen die Hunde einen sehr hohen Erregungslevel, welcher im normalen Alltag
oft zu Fehlverhalten und Impulskontrollstörungen führen kann.
 Gerätetraining
Beschreibung:
Gerätetraining bedeutet ruhiges, konzentriertes Arbeiten an Geräten.
Im Gegensatz zu Agility muss der Hund nicht in hohem Tempo und durch
ständiges Anfeuern und den Erwartungsdruck des Hundehalters den Parcours
bewältigen. Es wird dem Hund Zeit gegeben um die Trainingsgeräte in seinem
eigenen Tempo zu entdecken, zu erkunden und zu erobern. Es geht dabei um
konzentrierte
Langsamkeit.
Es
ist
weit
schwieriger
langsam
und
sehr
körperbewusst über, unter oder durch ein Gerät zu gehen als es in rasendem
Tempo zu bewältigen.
Es gibt kein richtig oder falsch, jede Interaktion des Hundes mit dem jeweiligen
Gerät ist in Ordnung und wird gelobt. Es soll einfach nur Spaß machen.
Trainingsgeräte sind zum Beispiel der Steg, der Tunnel, die A-Wand, die Leiter,
die Hänge- oder Wackelbrücke, Hürden, Reifen, der Slalom, die Wippe. Die
Übungen an den Geräten können sehr individuell gestaltet und an den Hund
angepasst werden. Die Leiter kann zum Beispiel am Boden oder etwas erhöht
70
liegen, durch den Reifen muss der Hund nicht durchspringen, sondern er legt die
Pfote nur drauf, bei Hürden kann man unten durchkriechen und muss nicht
unbedingt darüberspringen, usw. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt!
Der Hund muss vor Beginn des Trainings durchgecheckt sein um alle
gesundheitlichen Aspekte abgeklärt zu haben (HD, ED, Spondylosen, …). Leidet
der Hund unter einer körperlichen Einschränkung muss im Training darauf
Rücksicht genommen werden.
Realität:
Gerätetraining stärkt das Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein und ist deshalb
auch für ängstliche Hunde besonders gut geeignet. Die Koordinationsfähigkeiten
werden verbessert, die motorischen Fähigkeiten und die Geschicklichkeit werden
geschult und außerdem führt es noch zu einer besseren Körperwahrnehmung.
Körper und Geist werden fit gehalten und durch die Zusammenarbeit und das
gemeinsame Erarbeiten der Geräte von Mensch und Hund werden die
Vertrauensbasis und die Bindung gestärkt.
 Mantrailing
Beschreibung:
Beim Mantrailing lernt der Hund auf spielerische Art und Weise eine menschliche
Spur zu verfolgen und diese Person dann aufzufinden. Der Hund sucht dabei den
Menschen an Hand seines Individualgeruches. Für ihn ist es eine Leichtigkeit mit
seinen ca. 150 – 250 Mio. Riechzellen, im Gegensatz zu uns Menschen mit ca. 5
Mio.
Beispiel:
Ein gut trainierter Hund kann zwei speziell riechende Sandkörner auf einem
Strand von 500 m Länge, 50 m Breite und 50 cm Tiefe finden!
Mantrailing schafft Vertrauen, weckt Emotionen, ist Leidenschaft und es verändert
die Mensch-Hund-Beziehung.
71
Es geht dabei um Selbsterfahrung, Durchsetzungs- und Nervenstärke und
Teamarbeit. Der Mensch muss lernen, sich auf seinen Hund zu verlassen.
Realität:
Mantrailing
ist
für
mich
neben
dem
Gerätetraining
eine
der
besten
Beschäftigungsmöglichkeiten für den Hund. Es bietet eine sinnvolle und dem
Hund gerechte Auslastung, da er mit der Nase arbeiten kann. Der Hund wird
geistig und körperlich gefordert.
Hunde jeden Alters können Mantrailing ausüben. Man passt einfach die
Trainingsbedingungen individuell an jedes Mensch-Hund-Team an. Trailen ist
auch für Hunde mit Handicap eine optimale Beschäftigung. Egal ob blind, taub, 3
Beine,… sie alle werden Spaß daran haben!
Besondere Erfolge werden auch bei unsicheren, ängstlichen, hyperaktiven und
aggressiven Hunden erzielt.
Langeweile kommt dabei nie auf. Jeder Trail ist anders, die Hunde wählen Wege
und wir wundern uns darüber…aber sie finden die gesuchte Person und das ist
das einzig wichtige. Wie sie es machen ist egal, das bleibt ganz und gar unseren
Vierbeinern überlassen. Das einzige was wir tun oder lernen müssen, ist unseren
Hunden blind zu vertrauen!
Die Trails können sehr abwechslungsreich gestaltet und auch die Geruchsträger
können variiert werden. Man baut Kreuzungen ein, Verleitpersonen, macht
Doppeltrails, Pettrails, lässt den Hund am Stoff, am Schlüssel oder an der Autotür
den Geruch aufnehmen. Einfallsreichtum ist gefragt!
 Trailen – Achtung Suchtgefahr! 
72
Gedanken zum Schluss
Die Trainingsmöglichkeiten /- angebote mit und für den Hund sind sehr
breitgefächert. Vom normalen Gehorsamstraining, über Spiel und Spaß bis hin zum
Wettkampftraining. Für welches man sich entscheidet will gut überlegt sein.
Mir liegt besonders am Herzen zum Wohle des Hundes zu entscheiden und nicht den
menschlichen Ehrgeiz in Verbindung mit dem Hund als Sportgerät die Oberhand
gewinnen zu lassen.
Gleiches gilt für die Art wie man mit seinem Hund trainieren möchte, positiv oder
aversiv. Den richtigen Weg finden muss jeder selber, man soll nur Herz und Verstand
einsetzen, dann ist es eigentlich klar, dass es in absolut keiner Weise gerechtfertigt
ist, ein so loyales Tier wie den Hund (genau genommen jedes Tier) unter Einsatz von
psychischer und physischer Gewalt, Schmerz, Angst und Einschüchterung zu
trainieren.
In diesem Sinne:
Man kann in die Tiere nichts hineinprügeln, aber man kann manches aus ihnen
herausstreicheln.
(Astrid Lindgren)
73
Quelle: Gabriele Glatzenberger
„Nicht jede Hand, die ich in meinem Leben hielt, hatte es verdient……….
……..aber jede Pfote!“
74
Quellenverzeichnis
Beck, Elisabeth
Skript „Gefühlsleben des Hundes“ (Mai
2014)
Grunow, Alexandra / Langkau, Rovena /
Dr. Gansloßer, Udo
Mantrailing (Kosmos Verlag, 2011)
Mayr, Gabriele
Skript „Calming Signals“ (November
2013)
Neumann, Sabine
Skript „Aggressionsverhalten“ (März
2015)
Pryor, Karen
Positiv bestärken – sanft erziehen
(Kosmos Verlag, 2006; 2. Auflage)
Schneider, Dorothée
Skript „Lerntheorie“ (November 2013)
Schneider, Dorothée
Die Welt in seinem Kopf (Animal Learn
Verlag, 2005)
Theby, Viviane
Verstärker verstehen (Kynos Verlag,
2011)
Von Reinhardt, Clarissa
www.animallearn.de/images/tipps/Brustgeschirr.pdf
Von Reinhardt, Clarissa / Scholz, Martina Calming Signals Workbook ( Animal
Learn Verlag, 2004)
Walter, Stefanie
Skript „Grundlagen des praktischen
Trainings“ (Jänner 2014)
75