Die Weihnachtskrippe in der Wallfahrtskirche Ave Maria Deggingen

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Die Weihnachtskrippe in der Wallfahrtskirche Ave Maria Deggingen
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Wie die erste Weihnachtskrippe entstand
Zum Weihnachtsfest gehört die Krippe. Die
Krippendarstellungen, wie wir sie heute kennen,
gehen auf Franz von Assisi zurück. Seine Weihnachtsfeier im Jahre 1223, drei Jahre vor seinem
Tod in dem kleinen Ort Greccio im Rietital in
Mittelitalien, etwa auf halber Höhe zwischen
Assisi und Rom, ist wohl der Ursprung der Darstellung des Weihnachtsereignisses in einer
Krippe.
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Die Weihnachtskrippe in Ave Maria
von 1952 bis heute
Es kam wohl nicht von ungefähr, dass es gerade
ein Kapuziner war, der die Idee hatte, hier in
Ave Maria eine größere Krippe zu bauen und das
Ereignis von Bethlehem hier in der Landschaft
des Täle gegenwärtig zu setzen.
Als Sohn des heiligen Franziskus war er mit dem
Geist des Ordensvaters vertraut und wusste um
die Tradition, dass die franziskanische Familie
gerne das Brauchtum des Krippenbauens pflegt.
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Bruder Pankraz kam, so steht es in der Chronik des Klosters, am
15. September 1952 aus der Chinamission zurück nach Deutschland.
Die Kapuzinermissionare wurden zu diesem Zeitpunkt aus China ausgewiesen. Bruder Pankraz, ein gebürtiger Österreicher, wurde nach
Ave Maria versetzt, wo er als Pförtner und Sakristan wirkte.
Weiter heißt es in der Chronik von 1952: „Die ruhigen Wochen im
November und Dezember benutzte Bruder Pankraz, um ein Meisterwerk volkstümlicher Krippenkunst zu erstellen.“
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In die neue Krippenlandschaft baute Bruder
Pankraz den Stall von der vorhergehenden
Krippe, sowie Ave Maria mit Kloster und Friedhof, das Kilianskreuz, den Ave-See, sowie die ehemalige Burg Berneck mit ein, also das Ambiente
des Täle, woher die Krippenbesucher nach Ave
Maria kommen.
Die Wallfahrtskirche Ave Maria und das Kapuzinerkloster fertigte er maßstabgerecht aus Gips,
wobei die Proportionen stimmten. Leider ist
von diesem Kunstwerk nichts mehr vorhanden.
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Über der Kirche, am obersten Punkt der Krippe, kam das Kilianskreuz
hin. Dieses Kreuz wurde nach Pater Kilian, dem Erbauer des Klosters
Ave Maria benannt. Den See, er stammte zum Teil von der vorherigen
Krippe, fügte Bruder Pankraz so ein, dass der Zu- und Ablauf zum See
über den Heizungsschacht zum Kloster führte und von dorther das
Wasser floss. Die Burg Berneck gestaltete er nach eigener Vorstellung,
da von ihrer Bauweise und Größe keine Überlieferung bekannt ist.
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Im Wald um Ave Maria suchte Bruder Pankraz
nach Baumstümpfen. Diese baute er in die Krippe
so ein, dass sie wie eine echte Felsenlandschaft
aussah. Mit Moos verkleidete er die Übergänge
und mit Wacholderzweigen stellte er Bäume dar.
In die Landschaft und Hütten der Krippe stellte
er dann die Hirten, Schafe und andere Figuren.
Im folgenden Jahr begann dann Bruder Pankraz
damit, aus Rindenkork Mauern, Wehrtürme usw.
in Miniatur zu schneiden und schnitzen. So entstand dann die bis zum Jahre 2006 vorhandene
Burg in der Krippe.
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Im Frühjahr 1954 ergab sich für Bruder Pankraz
eine neue Perspektive. Mit den anderen aus
China ausgewiesenen Missionaren wartete er,
der seine eigentliche Berufung ja als Missionar
sah, auf die Möglichkeit eines neuen Missionsgebietes. Den Kapuzinern wurden seinerzeit in
Indonesien ein Teil der Insel Sumatra und die
Insel Nias in Aussicht gestellt. So ging Bruder
Pankraz am 14. Mai 1954 nach Münster / Westfalen, um sich in der dortigen St. Raphaelsklinik
weitere medizinische Kenntnisse anzueignen, im
Hinblick auf seine spätere Tätigkeit auf Nias –
Sumatra. Bereits in China war er nicht nur in
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der Krankenpflege tätig gewesen, sondern hatte
sich dort reichliche ärztliche Fähigkeiten angeeignet.
Die Krippe in Ave Maria wurde in der Zeit nach
seiner Versetzung, bis auf kurze Unterbrechungen,
dann immer wieder in der Art aufgebaut, wie
Bruder Pankraz das angeregt und als erster ausgeführt hatte. Die Verantwortlichen waren Pater
Bertrand, der Ausgeher und Messner Georg
Ruess und einige Jungmänner aus Deggingen,
die den Krippenbau alle mit Begeisterung ausführten.
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Seit über 40 Jahren sind es Männer aus Deggingen, die viel Freizeit und Urlaub für diese
schöne Arbeit opfern. Theo Kosock und Hans
Deppert sind bereits verstorben. Lange Jahre hat
Diakon Gerhard Plura, der Sohn des Mesners
mitgewirkt. Bis heute gehören zur Gruppe der
Krippenfreunde Vinzenz Lackinger, Fritz Flore
und Theo Wagner sowie Adolf Jandl und Alois
Rauscher.
In der Weihnachtszeit 2002 / 2003 entschlossen
sich die Organisatoren aus Anlass des 50. Aufbaus der Krippe in Ave Maria, eine Krippenausstellung zu organisieren. Diese wurde von
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den vielen Besuchern aus nah und fern mit
Begeisterung aufgenommen. Gleichzeitig stellten
die Krippenbauer fest, dass die bisherige Krippe
in der Kirche durch den Verschleiß der Naturmaterialien wie Kork und Wurzeln stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Ebenso war das
Transportieren der Teile in die Kirche und das
Aufstellen der Krippe immer ein großer Kraftaufwand. Zudem sind im Laufe der über 50 Jahre
eine Vielzahl Figuren unterschiedlichster Macharten zusammen gekommen, die nicht zueinander passten.
Deshalb beschlossen die Krippenbauer, eine neue
Kulisse zu gestalten und auch neue Krippenfiguren zu beschaffen.
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Vier Jahre lang arbeiteten nun die Krippenfreunde
einmal an einem Abend in der Woche in Ave Maria
und dann auch noch zu Hause an der neuen Krippenlandschaft. Die einzelnen Teile sind wesentlich
leichter und besser aufzustellen. Die neu gestaltete
Weihnachtskrippe – auch schon mit einigen neuen
Figuren – konnte im Advent 2007 eingeweiht
werden. Zum Weihnachtsfest 2009 wurden die
Figuren vollständig ergänzt.
Im oberen Teil der Krippe wurden neue Häuser,
Wehranlagen und Türme gebaut. Das stellt
Bethlehem dar. Diese Baulichkeiten wurden aus
einem gut zu bearbeitetem Material hergestellt.
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Die Außenfassade der Häuser und Wehranlagen
sind ganz aus natürlichem Kork. Jeder einzelne
„Korkstein“ wurde mit dem Messer geschnitten
und dann aufgeklebt.
Als Hintergrund wurde von Alfred Fleckenstein,
einem Künstler aus Schwangau, ein Gemälde
gemalt, das die Fortsetzung von Bethlehem hinaus in die Landschaft darstellt. Hier entspringt
irgendwo ein Fluss und kommt in die Nähe der
Häuser, von wo er dann ganz natürlich herunter
plätschert und im Vordergrund der Krippe in
einen echten See mündet.
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Zwischen den Häusern in Bethlehem befindet sich ein Marktstand,
bei dem ein Händler seine Waren anbietet. Der Stall, die Unterkunft
der Heiligen Familie, wurde ebenfalls neu gestaltet.
Die neuen Figuren stammen aus den Händen der Sizilianerin Angela
Trippi.
Bei Krippenausstellungen, Besuch von Weihnachtskrippen in Kirchen,
sowie bei Familien in Füssen, Schwangau und Jettingen konnten sich
die Krippenbauer von der filigranen Schönheit der Figuren überzeugen.
Als Angela Trippi bei einem Arbeitsbesuch in Bayern weilte, wo sie
auch Figuren fertigte, konnte man sehen, wie viel Arbeit hinter so
etwas steckt. Keine Figur ist gleich, da sie alle einzeln von Hand gefertigt
werden.
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So steckt bei der ganzen neu gestalteten Weihnachtskrippe die Feinheit im Detail, in der Landschaft, in den Bauwerken, in den Figuren und in
der Anordnung des Ganzen insgesamt. Es ist
nicht zu übersehen, mit wie viel Liebe, Idealismus und Freude an der Weihnachtsbotschaft
unsere Krippenbauer sich hier eingebracht haben.
Die Weihnachtskrippe in Ave Maria ist in der
Regel vom Beginn der Adventszeit bis zum Fest
der Darstellung des Herrn – Mariä Lichtmess –
aufgebaut, zunächst mit der Szene der Herbergssuche im Advent, dann mit der Weihnachtsszene
und schließlich ab dem 6. Januar mit den Königen und ihrem Gefolge.
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Kapuzinerkloster Ave Maria
73326 Deggingen
[email protected]
1. Auflage: Dezember 2009
Text: P. Norbert Schlenker OFMCap
Photos: Silke Commerell
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