Die Weihnachtskrippe in der Wallfahrtskirche Ave Maria Deggingen
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Die Weihnachtskrippe in der Wallfahrtskirche Ave Maria Deggingen
10128_14_0001_BroschKrippe 07.12.2009 8:17 Uhr Seite 1 Die Weihnachtskrippe in der Wallfahrtskirche Ave Maria Deggingen 10128_14_0001_BroschKrippe 07.12.2009 8:17 Uhr Seite 2 Wie die erste Weihnachtskrippe entstand Zum Weihnachtsfest gehört die Krippe. Die Krippendarstellungen, wie wir sie heute kennen, gehen auf Franz von Assisi zurück. Seine Weihnachtsfeier im Jahre 1223, drei Jahre vor seinem Tod in dem kleinen Ort Greccio im Rietital in Mittelitalien, etwa auf halber Höhe zwischen Assisi und Rom, ist wohl der Ursprung der Darstellung des Weihnachtsereignisses in einer Krippe. 2 10128_14_0001_BroschKrippe 07.12.2009 8:17 Uhr Die Weihnachtskrippe in Ave Maria von 1952 bis heute Es kam wohl nicht von ungefähr, dass es gerade ein Kapuziner war, der die Idee hatte, hier in Ave Maria eine größere Krippe zu bauen und das Ereignis von Bethlehem hier in der Landschaft des Täle gegenwärtig zu setzen. Als Sohn des heiligen Franziskus war er mit dem Geist des Ordensvaters vertraut und wusste um die Tradition, dass die franziskanische Familie gerne das Brauchtum des Krippenbauens pflegt. 3 Seite 3 10128_14_0001_BroschKrippe 07.12.2009 8:17 Uhr Seite 4 Bruder Pankraz kam, so steht es in der Chronik des Klosters, am 15. September 1952 aus der Chinamission zurück nach Deutschland. Die Kapuzinermissionare wurden zu diesem Zeitpunkt aus China ausgewiesen. Bruder Pankraz, ein gebürtiger Österreicher, wurde nach Ave Maria versetzt, wo er als Pförtner und Sakristan wirkte. Weiter heißt es in der Chronik von 1952: „Die ruhigen Wochen im November und Dezember benutzte Bruder Pankraz, um ein Meisterwerk volkstümlicher Krippenkunst zu erstellen.“ 4 10128_14_0001_BroschKrippe 07.12.2009 8:17 Uhr In die neue Krippenlandschaft baute Bruder Pankraz den Stall von der vorhergehenden Krippe, sowie Ave Maria mit Kloster und Friedhof, das Kilianskreuz, den Ave-See, sowie die ehemalige Burg Berneck mit ein, also das Ambiente des Täle, woher die Krippenbesucher nach Ave Maria kommen. Die Wallfahrtskirche Ave Maria und das Kapuzinerkloster fertigte er maßstabgerecht aus Gips, wobei die Proportionen stimmten. Leider ist von diesem Kunstwerk nichts mehr vorhanden. 5 Seite 5 10128_14_0001_BroschKrippe 07.12.2009 8:17 Uhr Seite 6 Über der Kirche, am obersten Punkt der Krippe, kam das Kilianskreuz hin. Dieses Kreuz wurde nach Pater Kilian, dem Erbauer des Klosters Ave Maria benannt. Den See, er stammte zum Teil von der vorherigen Krippe, fügte Bruder Pankraz so ein, dass der Zu- und Ablauf zum See über den Heizungsschacht zum Kloster führte und von dorther das Wasser floss. Die Burg Berneck gestaltete er nach eigener Vorstellung, da von ihrer Bauweise und Größe keine Überlieferung bekannt ist. 6 10128_14_0001_BroschKrippe 07.12.2009 8:17 Uhr Im Wald um Ave Maria suchte Bruder Pankraz nach Baumstümpfen. Diese baute er in die Krippe so ein, dass sie wie eine echte Felsenlandschaft aussah. Mit Moos verkleidete er die Übergänge und mit Wacholderzweigen stellte er Bäume dar. In die Landschaft und Hütten der Krippe stellte er dann die Hirten, Schafe und andere Figuren. Im folgenden Jahr begann dann Bruder Pankraz damit, aus Rindenkork Mauern, Wehrtürme usw. in Miniatur zu schneiden und schnitzen. So entstand dann die bis zum Jahre 2006 vorhandene Burg in der Krippe. 7 Seite 7 10128_14_0001_BroschKrippe 07.12.2009 8:17 Uhr Seite 8 Im Frühjahr 1954 ergab sich für Bruder Pankraz eine neue Perspektive. Mit den anderen aus China ausgewiesenen Missionaren wartete er, der seine eigentliche Berufung ja als Missionar sah, auf die Möglichkeit eines neuen Missionsgebietes. Den Kapuzinern wurden seinerzeit in Indonesien ein Teil der Insel Sumatra und die Insel Nias in Aussicht gestellt. So ging Bruder Pankraz am 14. Mai 1954 nach Münster / Westfalen, um sich in der dortigen St. Raphaelsklinik weitere medizinische Kenntnisse anzueignen, im Hinblick auf seine spätere Tätigkeit auf Nias – Sumatra. Bereits in China war er nicht nur in 8 10128_14_0001_BroschKrippe 07.12.2009 8:17 Uhr der Krankenpflege tätig gewesen, sondern hatte sich dort reichliche ärztliche Fähigkeiten angeeignet. Die Krippe in Ave Maria wurde in der Zeit nach seiner Versetzung, bis auf kurze Unterbrechungen, dann immer wieder in der Art aufgebaut, wie Bruder Pankraz das angeregt und als erster ausgeführt hatte. Die Verantwortlichen waren Pater Bertrand, der Ausgeher und Messner Georg Ruess und einige Jungmänner aus Deggingen, die den Krippenbau alle mit Begeisterung ausführten. 9 Seite 9 10128_14_0001_BroschKrippe 07.12.2009 8:17 Uhr Seite 10 Seit über 40 Jahren sind es Männer aus Deggingen, die viel Freizeit und Urlaub für diese schöne Arbeit opfern. Theo Kosock und Hans Deppert sind bereits verstorben. Lange Jahre hat Diakon Gerhard Plura, der Sohn des Mesners mitgewirkt. Bis heute gehören zur Gruppe der Krippenfreunde Vinzenz Lackinger, Fritz Flore und Theo Wagner sowie Adolf Jandl und Alois Rauscher. In der Weihnachtszeit 2002 / 2003 entschlossen sich die Organisatoren aus Anlass des 50. Aufbaus der Krippe in Ave Maria, eine Krippenausstellung zu organisieren. Diese wurde von 10 10128_14_0001_BroschKrippe 07.12.2009 8:17 Uhr den vielen Besuchern aus nah und fern mit Begeisterung aufgenommen. Gleichzeitig stellten die Krippenbauer fest, dass die bisherige Krippe in der Kirche durch den Verschleiß der Naturmaterialien wie Kork und Wurzeln stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Ebenso war das Transportieren der Teile in die Kirche und das Aufstellen der Krippe immer ein großer Kraftaufwand. Zudem sind im Laufe der über 50 Jahre eine Vielzahl Figuren unterschiedlichster Macharten zusammen gekommen, die nicht zueinander passten. Deshalb beschlossen die Krippenbauer, eine neue Kulisse zu gestalten und auch neue Krippenfiguren zu beschaffen. 11 Seite 11 10128_14_0001_BroschKrippe 07.12.2009 8:17 Uhr Seite 12 Vier Jahre lang arbeiteten nun die Krippenfreunde einmal an einem Abend in der Woche in Ave Maria und dann auch noch zu Hause an der neuen Krippenlandschaft. Die einzelnen Teile sind wesentlich leichter und besser aufzustellen. Die neu gestaltete Weihnachtskrippe – auch schon mit einigen neuen Figuren – konnte im Advent 2007 eingeweiht werden. Zum Weihnachtsfest 2009 wurden die Figuren vollständig ergänzt. Im oberen Teil der Krippe wurden neue Häuser, Wehranlagen und Türme gebaut. Das stellt Bethlehem dar. Diese Baulichkeiten wurden aus einem gut zu bearbeitetem Material hergestellt. 12 10128_14_0001_BroschKrippe 07.12.2009 8:17 Uhr Die Außenfassade der Häuser und Wehranlagen sind ganz aus natürlichem Kork. Jeder einzelne „Korkstein“ wurde mit dem Messer geschnitten und dann aufgeklebt. Als Hintergrund wurde von Alfred Fleckenstein, einem Künstler aus Schwangau, ein Gemälde gemalt, das die Fortsetzung von Bethlehem hinaus in die Landschaft darstellt. Hier entspringt irgendwo ein Fluss und kommt in die Nähe der Häuser, von wo er dann ganz natürlich herunter plätschert und im Vordergrund der Krippe in einen echten See mündet. 13 Seite 13 10128_14_0001_BroschKrippe 07.12.2009 8:17 Uhr Seite 14 Zwischen den Häusern in Bethlehem befindet sich ein Marktstand, bei dem ein Händler seine Waren anbietet. Der Stall, die Unterkunft der Heiligen Familie, wurde ebenfalls neu gestaltet. Die neuen Figuren stammen aus den Händen der Sizilianerin Angela Trippi. Bei Krippenausstellungen, Besuch von Weihnachtskrippen in Kirchen, sowie bei Familien in Füssen, Schwangau und Jettingen konnten sich die Krippenbauer von der filigranen Schönheit der Figuren überzeugen. Als Angela Trippi bei einem Arbeitsbesuch in Bayern weilte, wo sie auch Figuren fertigte, konnte man sehen, wie viel Arbeit hinter so etwas steckt. Keine Figur ist gleich, da sie alle einzeln von Hand gefertigt werden. 14 10128_14_0001_BroschKrippe 07.12.2009 8:17 Uhr So steckt bei der ganzen neu gestalteten Weihnachtskrippe die Feinheit im Detail, in der Landschaft, in den Bauwerken, in den Figuren und in der Anordnung des Ganzen insgesamt. Es ist nicht zu übersehen, mit wie viel Liebe, Idealismus und Freude an der Weihnachtsbotschaft unsere Krippenbauer sich hier eingebracht haben. Die Weihnachtskrippe in Ave Maria ist in der Regel vom Beginn der Adventszeit bis zum Fest der Darstellung des Herrn – Mariä Lichtmess – aufgebaut, zunächst mit der Szene der Herbergssuche im Advent, dann mit der Weihnachtsszene und schließlich ab dem 6. Januar mit den Königen und ihrem Gefolge. 15 Seite 15 10128_14_0001_BroschKrippe 07.12.2009 Kapuzinerkloster Ave Maria 73326 Deggingen [email protected] 1. Auflage: Dezember 2009 Text: P. Norbert Schlenker OFMCap Photos: Silke Commerell 8:17 Uhr Seite 16