Kulturweg Egloffstein - Lehrstuhl für Bayerische und Fränkische

Transcription

Kulturweg Egloffstein - Lehrstuhl für Bayerische und Fränkische
Die ehemalige Ziegelei
B
is ins 18. Jahrhundert wurden fränkische Fachwerkhäuser meist mit
Stroh, Schilf oder Schindeln gedeckt.
Aus Feuerschutzgründen förderte die Ortsherrschaft die harte Dachdeckung. So entstanden ländliche Ziegeleien. Hier in Egloffstein entstand die Ziegelei noch im 18. Jahrhundert.
Neben Dachziegeln wurden auch Backsteine, also Mauerziegel hergestellt. Die Ziegeleien wurden meist - wie hier in Egloffstein - vom örtlichen Baumeister betrieben.
60 - 100.000 Ziegel und Backsteine, ausreichend für ca. 3 - 4 kleine Häuser konnten etwa
pro Jahr hergestellt werden. Der Lehm wurde
direkt hinter der Ziegelei am Hang aus Lehmgruben gewonnen. Es handelt sich dabei um
Opalinuston, der im Egloffsteiner Talhangbereich aufgeschlossen ist und von Eisensandstein
und Jura überdeckt wird.
Stark vergrößerter Ausschnitt aus dem
Kataster 1848, das Wohnhaus mit
Werkstätte und den Kamin zeigt. Der
Kamin ist ein Hinweis auf den Ofen
Familienportrait der Baumeister- und
Ziegeleibesitzersfamilie Hübschmann
Der Lehm wurde mit Sand aus den Egloffsteiner Kellern und Wasser vermengt und von
Hand bzw. mit dem Fuß durchgeknetet. Anschließend wurde der Ton mit Holzformen gedrückt und zunächst luftgetrocknet. Vermutlich
hat man in Egloffstein die Abwärme des Ofens
zumVortrocknen genutzt. Erst im Brandofen entstand der wasserfeste „Ziegel“. Das Eisenoxyd,
das im Lehm enthalten ist, führt zur Rotfärbung
der Ziegel. Der Brandofen ist aus Brandschutzgründen außerhalb des Gebäudes in Kellerhöhe
angelegt. Das Gewölbe mit dem Zu- und Abluftschacht ist heute noch erhalten.
Im späten 19. Jahrhundert war die Ziegelei in
Händen der Baumeisterfamilie Hübschmann,
die etwas später die am Hang darüber liegende
repräsentativeVilla erbaut hat.
Edel und Frei
Franken im Mittelalter
Färberhaus und Gerberhaus
E
ine Vielzahl von Handwerksbetrieben
ist typisch für reichsritterschaftliche
Orte. So gab es in Egloffstein neben
anderen Handwerkern auch Färber und Gerber.
Da vor und nach dem Färben der Stoff in
Wasser gespült werden musste, befanden sich
die Färber immer nah am Wasser. Um die über
20 m langen Stoffbahnen knitterfrei aufhängen
zu können, besass das typische Färberhaus an
der Traufseite unter einem großen Firsterker geeigneteVorrichtungen.
Auch die Gerber benötigten viel Wasser für
ihr Handwerk. Haus Nr. 4 wurde 1848 als „der
untere Gerber“ bezeichnet. Das Anwesen besteht spätestens seit 1698, als der Gerber Hanns
Wunder die Hälfte eines Gutes „auf’m Anger“
erwarb und die Gerberei betrieb. Sein Anwesen
unterstand dem von Egloffstein'schen Kastenamt Kunreuth. Gegerbt wurden vor allem
Rindshäute. In der „Wasserwerkstatt“ wurden
die Fett- und Fleischreste von der Haut entfernt
und die Felle gespült. Anschließend mussten die
Haare entfernt werden. Das Gerben erfolgte
mit pflanzlichen Gerbstoffen (Tanninen) aus
Wurzeln, Blättern und Rinde. Wenn ein Gerber
Pech hatte „schwammen ihm die Felle davon“.
Das Färberhaus und sein
charakteristischer Firsterker
(Zeichnung von Otto Voith)
Fritz Neumeyer, Gründer der
Nürnberger Zündapp-Werke.
Er baute Färberhaus und
Gerberhaus in Wohnhäuser im
fränkischen Fachwerkstil um
1925 kam der Gründer der Nürnberger
Zündapp-Werke, Fritz Neumeyer, nach Egloffstein. Er kaufte den ganzen Gebäudekomplex
südlich der Mühle auf und gestaltete die
Gebäude durch umfangreiche Renovierungen
und Umbauten im fränkischen Fachwerkstil neu.
Das Gerberhaus wurde so zum „Forsthaus“, in
dem der Jäger und Förster der Industriellenfamilie wohnte. Das Färberhaus wurde zum
Wohnhaus für die Familie sowie für Gäste.
Edel und Frei
Franken im Mittelalter
Die Mühle von Egloffstein
A
uf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Egloffstein gab es früher neben der
Egloffsteiner Mühle weitere sechs
Mühlen: die Mühle Schweinsthal, die Schlehenmühle, die Mühle Mostviel, die Bärenthalmühle
und die Hammermühle (gegenüber der Ortschaft Hammerthoos).
Die Mühlen wurden in Franken als Lohnoder Kundenmühlen betrieben: der Bauer erhielt das Mehl, das aus seinem Getreide gewonnen wurde. Der Müller bezog sein Einkommen
nicht nur aus dem Mahlen, er betrieb daneben
auch Landwirtschaft.
Da das Mehl Ausgangsstoff für ein sehr wichtiges Nahrungsmittel (das Brot) war, und die
Mühle zugleich wichtige Erwerbsquelle für den
Grundherrn war, wurde die Errichtung und der
Betrieb der Mühle geregelt. Dazu erließen die
Herren von Egloffstein eigens Mühlordnungen.
Das Bann- und Zwangsrecht (Mahlzwang) sicherte dem Betreiber der Mühle den Anspruch,
dass die Bewohner einer Gemeinde nur bei ihm
mahlen durften. Dabei galt die Regel: „wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“
Die Egloffsteiner Mühle war ursprünglich eine reine Mahlmühle. Erst 1722 wurde ihr noch
eine Schneid- oder Sägmühle angegliedert. Die
Mahlmühle unterstand dabei dem Egloffsteinschen Kastenamt Kunreuth, die Sägmühle dem
Rittergut Egloffstein. Der Zeitpunkt der
Errichtung der Mehlmühle liegt im Dunkeln. In
den Rechnungsbüchern des 17. Jahrhunderts ist
sie aber genannt.
Foto des Mühlhauses von 1926
ZEITTAFEL
1670 Hannß Eckhart wird als Mühlenbesitzer genannt
1722 Hannß Zöbelein baut eine Schneid- und Sägemühle an
1747 Stefan Windisch kauft die Mehl- und Sägemühle für 3500
Gulden
1914 Georg Windisch ersetzt die Wasserräder durch eine
Turbine
1920 Die Gemeinde erwirbt die Mühle und nutzt sie zur gemeindlichen Stromversorgung
1929 Peter und Anna Wirth ersteigern die Mühle, die Sägemühle wird stillgelegt
1932 In dem Sägewerk werden zwei Backöfen errichtet
1972 Als eine der letzten Mühlen im Tal wird der Mühlenbetrieb eingestellt. Die mechanischen Einrichtungen können besichtigt werden
1979 Eine neue Turbine wird errichtet, die 18,5 kW Energie
ins Netz speist
Edel und Frei
Franken im Mittelalter
Vom Bauernhof zur Poststation
D
ie Anwesen Nr. 7 und 8 und teilweise
auch Haus Nr. 5 bildeten einstmals
den „Unternberger Bauershof“ und
sind somit, neben der Mühle, vermutlich die
Keimzelle der Egloffsteiner Teilgemeinde „Unterer Berg“. Nach dem Urbar des Rittergutes
Egloffstein aus dem Jahre 1728 ist das Anwesen
Nr. 5 zu diesem Zeitpunkt bereits abgetrennt.
Für den restlichen Hof sind zwei Besitzer genannt, der Metzger Georg Hötzelein zusammen
mit Georg Held. Hötzelein hatte ein mit Stroh
gedecktes Haus mit dreifachem Schweinestall,
Keller und Backofen. Er teilte sich mit Georg
Held einen Stadel. Held besass einen „Wohnkasten“ und eine strohgedeckte Schlachterei, einen Schweinestall und einen halben Backofen.
Im Grundsteuerkataster des Jahres 1848 sind es
bereits zwei getrennte Anwesen.
1866 wurde eine Königlich-Bayerische Postexpedition in Egloffstein errichtet und an den
Bierbrauer und Gemeindevorsteher Johann
Georg Heid übertragen. 1891 wurde ein „Poststall“ mit Pferden eingerichtet, um eine tägliche
einspännige Postverbindung nach Obertrubach
herzustellen. Ein Gastwirt als Posthalter bot
sich schon deswegen an, weil er den Reisenden
auch Speisen, Getränke und eventuell Unterkunft bieten konnte. Für die Reisenden musste
ein eigenes Zimmer sowie zusätzlich ein
Zimmer für die Postgeschäfte bereitstehen.
Am 16.1.1911 übernimmt der Maurer Ernst
Hübschmann die Postagentur, die in das neben
dem Gasthof neugebaute Haus Nr. 7 verlegt
wird. 1938 wird die Poststation aufgelöst. Haus
Nr. 8 bleibt Gasthof mit Brauerei und entwickelt
sich später zu einem Hotel.
Edel und Frei
Ausschnitt aus dem Urbar des
Rittergutes Egloffstein von 1728
Nachdem die Umgebung Egloffsteins lange
Zeit als entlegen und beschwerlich galt, erwachte im frühen 18. Jahrhundert ein neues Naturgefühl in den Menschen. Die Romantik entdeckte das gebirgige Land als „Fränkische Schweiz“.
In Egloffstein entwickelte sich der Tourismus besonders durch die Aktivitäten des 1903 gegründeten Fränkischen-Schweiz-Vereins und des
Verkehrs- und Verschönerungsvereins. In den
1970-er Jahren war Egloffstein ein zentraler Ort
des Tourismus in der Fränkischen Schweiz.
Franken im Mittelalter
Felsenkeller
D
ie Felsenkeller in Egloffstein bestehen
aus einem weit verzweigten System
von Parzellen, Gängen und Verbindungen. Die Keller sind in eine weiche
Sandsteinschicht eingegraben, die unterhalb des
wasserdurchlässigen Juragesteins liegt. Zwischen dem Jura und dem Sandstein befindet sich
noch eine wasserundurchlässige Tonschicht.
Seit 1728 wurden diese „Sandkeller“ von der
Herrschaft als Steinbrüche sowie zur Gewinnung von Sand verwendet. Der Sand diente u.a.
für hauswirtschaftliche Tätigkeiten, wie z.B. dem
Kehren der Fußböden in den Wohnstuben.
Geologisches Schaubild zur Situation der Felsenkeller
Einträge über Kellerverpachtungen
im 19. Jahrhundert im Urbar des
Rittergutes Egloffstein
Erst Anfang des 19. Jahrhunderts wurden 24
parzellierte Kellerabteilungen geschaffen und an
die Egloffsteiner Hausbesitzer vergeben. Diese
gehörten seither zu den einzelnen Häusern und
dienten als Lager- und Vorratsräume. Neben
Lebensmitteln, wie z.B. Kartoffeln, wurden vor allem Biervorräte der Egloffsteiner Brauer aus
der herrschaftlichen Brauerei aufbewahrt. Die
Einwohner trafen sich früher oft vor ihren
Kellern, tranken frisches Bier und nahmen
Brotzeiten zu sich. Auch heute noch ist diese für
die Fränkische Schweiz typische Kellerkultur
noch vielerorts anzutreffen. Beeindruckend ist
in diesem Zusammenhang auch der Kellerwald
von Pretzfeld, wo man neben heimischen Bieren
typisch fränkische Brotzeiten genießen kann.
Man sieht also, dass die Keller von Egloffstein
in engem Zusammenhang mit der Geschichte
der Fränkischen Schweiz und den Besonderheiten dieser Region stehen.
Für Führungen wenden Sie sich bitte an die
Tourist-Information Egloffstein: Tel. 09197-202.
Edel und Frei
Franken im Mittelalter
Die ehemalige Synagoge
S
eit dem frühen Mittelalter lebten
Juden auch in Franken. Erstmals 1298
kommt es in Ostfranken zu Verfolgungen (Pogrome), besonders in den Städten, und
die Juden beginnen, sich von den Städten abzuwenden und in Dörfern und Märkten anzusiedeln. Nachdem 1349 in Nürnberg eine blutige
Judenverfolgung auch das jüdische Stadtviertel
(heutiger Hauptmarkt) zerstört hatte, boten die
Herren von Schlüsselberg (Burg Neideck) den
Überlebenden Schutz in ihren Orten. Damit
wird erstmals die Funktion des Adels als Schutzmacht über die Juden in der Region sichtbar.
1548 übertrug Kaiser Karl V. in der sogenannten „Reichspoliceyordnung“ der Reichsritterschaft das Judenschutzrecht. Dieses bot den
Rittern die Möglichkeit, Juden aufzunehmen und
von ihnen Steuern und andere Abgaben zu erheben. Diese bald beträchtlichen Einnahmemöglichkeiten führten auch dazu, dass es in vielen
reichsritterschaftlichen Siedlungen zu einer
Politik der Judenansiedlung kam. So findet man
noch heute in vielen ehemals reichsritterschaftlichen Orten Spuren von vergangenem jüdischen Leben.
In Egloffstein sind jüdische Einwohner erst
nach dem Dreißigjährigen Krieg nachweisbar,
während in anderen Egloffstein'schen Orten
schon früher Juden lebten. Im Urbar des
Rittergutes Egloffstein von 1728 sind sechs
Anwesen mit Juden genannt. Sie lebten in erster
Linie von Vieh- und Hausierhandel. Auch in
Egloffstein finden wir eine starke Abwanderung
der Juden in die aufblühenden Industriestädte
wie Fürth, oder nach Amerika, bis im Jahr 1890
die letzten Juden Egloffstein verließen.
Edel und Frei
Foto der ehemaligen Synagoge vor 1940
mit der rechts erkennbaren Thoranische
Bis 1798 fand der Gottesdienst in Privathäusern statt, dann in der schlichten, baulich unauffälligen Synagoge. Das auch „Judenschul“ genannte Gotteshaus war gleichzeitig Wohnung
des Rabbiners und Religionsschule. Bis 1940
konnte man an der Giebelseite noch die Thoranische erkennen. Angesichts der Abwanderung
der Juden aus Egloffstein wurde die Synagoge bereits 1866 wieder verkauft. Das rituelle jüdische
Bad, die „Mikwe”, lag weiter oben im Markt unter Haus Nr. 44 und ist heute verfallen. Einen eigenen Judenfriedhof besaß Egloffstein nie. Bis
1737 wurden die Egloffsteiner Juden in Pretzfeld
und danach in Hagenbach begraben.
Franken im Mittelalter
Tropfhäuser
D
ie sogenannten „Tropfhäuser“ sind in
Egloffstein besonders häufig anzutreffen. Sie sind typisch für die reichsritterschaftliche Dorfentwicklung, die besonders
nach dem Dreißigjährigen Krieg darauf abzielte
möglichst viele Handwerker- und Gewerbetreibende in den Rittergütern anzusiedeln. Es
handelt sich um Klein- bzw. Kleinstanwesen mit
einem verschwindend geringen Grundbesitz.
Der Begriff „Tropfhaus“ leitet sich davon ab,
dass die Eigentümer eines Grundstücks nur so
viel Land haben, wie unter den Tropf, also die
Regenrinne, passt. Die Redensart vom „armen
Tropf“ lässt sich ebenfalls so erklären.
Alleine vier dieser kleinen Tropfhäuser liegen
in der Gasse vor uns nebeneinander. Die Gasse
wurde früher Judengasse genannt, da hier - v.a.
im 19. Jahrhundert - jüdische Einwohner Egloffsteins wohnten. Aber diese wohnten nicht für
sich, sondern neben den anderen Einwohnern
Egloffsteins, die auch nur Tropfhäuser hatten.
Typisch für die Tropfhäuser war zudem, dass die
Bewohner sehr oft wechselten.
Ausschnitt aus dem
Urbar des Rittergutes
Egloffstein von 1728
1848 finden wir in den vier nebeneinanderliegenden Tropfhäusern vor uns in dieser Gasse
die Witwe des Jakob Tuchner (geborene
Kohnfelder), daneben Johann Albert, daneben
Löw Salomon Kohnfelder und daneben Johann
Hübschmann. Die Namen lassen also deutlich
die gemischten Wohnverhältnisse zwischen
Juden und Christen erkennen.
Dieser eng bebaute Bereich hier wird auch
als „Malerwinkel“ bezeichnet. Seit der Zeit der
Romantik in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts zog der reizvolle Blick zur Burg hinauf immer wieder Künstler an.
Edel und Frei
Franken im Mittelalter
Dörfliches Idyll in Egloffstein trotz romantischer Übertreibung
erkennt man die bis heute bestehende eng gebaute Ortsanlage
Das alte Schulhaus
D
ie älteste Schule von Egloffstein stand
schon im 17. Jahrhundert etwas unterhalb der Burg (heute Haus Nr. 84).
Im 19. Jahrhundert wurde sie einige Häuser weiter talwärts hierher verlegt. Im alten Schulhaus
gründete die Familie von und zu Egloffstein dann
eine „Kinderbewahranstalt“, die zu den frühesten Einrichtungen für Vorschulkinder - den späteren Kindergärten - in Bayern gehört.
Der Lehrer von Egloffstein wurde bis in das
19. Jahrhundert von der Schlossherrschaft eingesetzt und auch bezahlt. Zu seinem mit
Schindeln bedeckten Schulhaus gehörten drei
Gärtlein, ein Backofen, ein Baumgarten und eine kleine Wiese. Wenn in der Gemeinde Holz,
Holzstreu oder abgesägte Bäume ausgegeben
wurden, bekam er einen Anteil davon, vom übrigen „Gemeind-Nutzen“ hatte er aber nichts.
Jährlich mussten ihm 41 Gemeindemitglieder eine ebenso große Zahl Garben Korn abliefern,
mit denen er haushalten konnte.
Im Urbar der Schloßherrschaft
von 1728 steht folgendes:
Schulmeister alhie zu Egloffstein betrefend.
Der Schulmeister zu Eglofstein, wird von
gnädiger Herrschaft angenommen, und
besteht dessen Amt darinnen, daß er die
Jugend im Lesen und Schreiben und
Rechnen unterweisen, die Kirchen auf und
zuschließen, die Orgel schlagen und singen,
item zu den gewöhnlichen Zeiten läuten
muß, thut der Herrschaft Pflicht und hat
Besoldung, freie Wohnung in dem
Schulhaus.(...)
Als das Schulhaus am Berg zu klein geworden
war, wurde im Jahr 1968 im Tal das neue
Schulgebäude errichtet, in dem auch die
Gemeindeverwaltung untergebracht ist. Die
Grundschule machte in den Jahren 2000 bis
2003 einen Schulversuch zur Rhythmisierung
des Unterrichtsalltags, mit dem Ziel durch individuelle Lehrformen die Selbständigkeit der
Schüler zu fördern.
Auch der Kindergarten ist inzwischen ins Tal
umgezogen. Seit 1997 wird hier das Projekt „Offener Kindergarten“ durchgeführt. Eine Besonderheit ist die Architektur des Kindergartengebäudes, die an ein Baumhaus erinnern soll.
Edel und Frei
Franken im Mittelalter
Die Kirche bei der Burg
I
m Jahre 1358 stiftete Albrecht II. von
Egloffstein in seiner Burg eine Kaplanei
zu Ehren des Hl. Bartholomäus. Ob
schon vorher eine Burgkapelle existierte ist fraglich, da die ältere Kirche am südlich gelegenen
Dietersberg lag. Die neue Kirche wurde zwischen 1750 und 1752 nach Plänen des markgräflich ansbachischen Hofbaumeisters Johann
David Steingruber erbaut und dient noch heute
als Pfarrkirche. Über dem Kirchenportal ist das
Stifterwappen der Herren von Egloffstein (der
Bärenkopf) und die Namen der zwei Kirchenstifter von 1750 zu sehen. Die Kirche ist von außen ein für Steingruber typisch protestantischschlichter Barockbau, innen ist sie jedoch überraschend prachtvoll ausgestattet. Dies zeigt,
dass neben der protestantischen Zurückhaltung
der herrschaftliche Anspruch der Schloßherren
auf Repräsentation eine entscheidende Rolle
spielte. Denn auch über die Kirche übten die
Herren von Egloffstein Herrschaft aus.
Titelblatt des um
1730 erstmals
erschienenen
Egloffstein'schen
Gesangbuches, des
ersten ritterschaftlichen Gesangbuches in Franken
In der Reformationszeit nahmen die Schlossherren offenbar bald den protestantischen
Glauben an. Im Laufe des Dreißigjährigen
Krieges wurde der Ort zwischen 1628 und
1637 noch einmal katholisch, als auf Druck des
Bamberger Bischofs der protestantische Pfarrer
vertrieben wurde. Nach dem Krieg konnten die
Herren von Egloffstein ihr Kirchenpatronat wieder durchsetzen. Dies bedeutete, dass sie die
Konfession bestimmten und den Pfarrer einstellten. Das Kirchenpatronat wurde offiziell
erst 1969 beendet.
Unter der Schlosskirche befindet sich auch
die Familiengruft der Herren von Egloffstein.
Abbildung der Burg Egloffstein im
Egloffstein'schen Gesangbuch
Edel und Frei
Franken im Mittelalter
Burg Egloffstein
B
urg Egloffstein wurde vermutlich in
der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erbaut. Ihr Name stammt wohl
von einem urkundlich nicht belegten Mitglied
der Adelsfamilie der Herren von Egloffstein namens Agilolf. Erstmals schriftlich erwähnt werden Burg und Adelsfamilie in einer Urkunde aus
dem Jahre 1180, in der ein Henricus de Hegelofuesten genannt wird, und nochmals 1184, diesmal als Heinricus de Agilulfi lapide („lapide“ von lateinisch „Stein“, also Stein des Agilolf).
Die Burg ist eine typische Spornburg, da sie
auf einem zweiseitig abfallenden Felsvorsprung
liegt. Die gesamte Burganlage umfasste die eigentliche Kernburg auf dem Felsen vor uns, links
davon bestand ein heute aufgefüllter, ehemals sieben Meter tiefer Graben und weiter oben auf
der Anhöhe eine großflächige, ummauerte
Vorburg mit einem Wirtschaftshof. Ältester Teil
der Burg ist der Turm der „alten Kemenate“ direkt über dem Felsabhang. Etwas später entstand die vor uns stehende „lange Kemenate“
(Eine Kemenate ist ein steinernes Gebäude mit
heizbaren Wohnräumen).
Die Burg wurde bewohnt, hatte aber natürlich auch eine militärische Funktion. Fehden mit
dem Hochstift Bamberg seit 1372, Bauernkrieg
1525, Dreißigjähriger Krieg in den Jahren 1632
und 1645 und spätere Auseinandersetzungen
brachten oftmals schwere Zerstörungen mit
sich. Auch Umbauten wurden immer wieder
durchgeführt: 1664 wurde oberhalb des Burggrabens ein Kanonenturm errichtet (der 1800
einstürzte), 1890 wurde der Burggraben verfüllt
und im gleichen Zug das hinter uns liegende
Amtsdienerhaus um ein Stockwerk erhöht.
Edel und Frei
Ansicht der Burg Egloffstein um 1820 im Stil der Romantik
Frühes Foto der Burg von Norden
Die Burg befindet sich noch heute im Besitz
der Familie von und zu Egloffstein und wird von
ihr genutzt und unterhalten.
Burgführungen sind nach Anmeldung möglich
(Kontakt:Tourist-Information,Tel. 09197-202).
Franken im Mittelalter
Das Amtshaus
I
m Jahr 1771 erbaute Freiherr Karl
Ludwig Ernst von und zu Egloffstein das
stattliche barocke Amtshaus. Es war zugleich Wohnsitz und auch Amtssitz des
Amtsvogtes des Vogteiamtes Egloffstein. Bis zu
diesem Zeitpunkt war der Sitz des Vogtes am
Marktplatz (an der Stelle des erst 1774 erbauten
Witwenschlosses) gewesen. Als das Richterhaus in ein Palais für Sophie von Egloffstein umgebaut werden sollte, war die Verlegung des
Amtssitzes nötig geworden.
Das Amtshaus war damit Gerichts- und
Verwaltungszentrum eines reichsritterschaftlichen Kleinterritoriums, das bis zum Jahr 1806
bestand. Dann ging Egloffstein an das Königreich
Bayern über. Das Amtshaus wurde zum Sitz des
Patrimonialgerichts Egloffstein, in dem die
Familie von und zu Egloffstein die niedere
Gerichtsbarkeit über Egloffstein behielt. Dieses
wurde 1848 aufgelöst und in das Königlich
Bayerische Landgericht Forchheim integriert.
Damit fand die adelige Gerichtsherrschaft über
Egloffstein ihr Ende.
Wappen der Herren von Egloffstein auf der
linken Seite des Amtshauses. Das
Wappenschild mit dem Bärenkopf wird von
einem großen, plastisch geformten Bären
gehalten. Der Bär im Wappen der Herren von
Egloffstein symbolisiert Stärke und Wildheit.
Der rote Rand zeigt: Der Kopf ist
abgeschlagen, das Wappen also das Symbol
für den unbesiegbaren Bärenbezwinger.
An der linken Seitenwand sieht man ein
Egloffstein'sches Wappen von 1664, das ursprünglich am großen, um 1800 eingestürzten
Geschützturm angebracht war. Das Wappenschild wird vom Egloffstein’schen Wappentier,
dem Bären, gehalten.
Edel und Frei
Franken im Mittelalter
Die ehemalige Vorburg (1)
F
ast alle mittelalterlichen Burgen hatten
neben der eigentlichen Kernburg auch
eine meist viel größere Vorburg. Hinter
einer großen Umfassungsmauer oder Grabenanlagen fanden hier die Ökonomiegebäude der
Schlossherrschaft ihren Platz. Seit dem 13. Jahrhundert diente die Burg der Gesamtfamilie der
Herren von Egloffstein als Ganerbenburg. Das
ist eine von einer Erbengemeinschaft gemeinsam besessene Burg, deren Nutzung vertraglich
geregelt ist. Deshalb waren nun weitere
Kemenaten und Nebengebäude für die einzelnen Familienzweige notwendig.
Im Bereich des vor uns liegenden vorderen
Vorhofes derVorburg standen um 1500 fünf größere Gebäude. Das älteste erhaltene ist die große Scheune, die ursprünglich als „Obere Kemnat” oder „Hofstatt“, also als adeliges Wohnhaus erbaut wurde. Die zahlreichen Fensternischen mit Sitzgelegenheiten deuten auf einen
Bau des 14. Jahrhunderts hin. Die noch erhaltenen Sitzbretter stammen nach neuesten Jahresringanalysen aus dem Jahr 1573. Das Gebäude
brannte im Dreißigjährigen Krieg ab und erhielt
1648 seinen heutigen Dachstuhl.
InVollzug des Testaments des Carl Maximilian
von und zu Egloffstein wurde 1733 ein sogenanntes Majorat gegründet, bei dem der erstgeborene Sohn der ältesten Familienlinie erbberechtigt war. Schloss des Majoratsherrn wurde
das links vor uns sichtbare Majoratshaus, dessen
heutiger Bau 1881 anstelle eines Vorgängerbaus
entstand. Der Majoratsbereich verfügte im 18.
und 19. Jahrhundert über einen Barockgarten
mit einer noch erhaltenen Allee.
Edel und Frei
Grundriss der Burg Egloffstein mit Vorburg um 1500
C
B
A
A
B
B
C
C
C
Zeichenerklärung:
Standort
Die ummauerten Höfe
1
InnererVorhof
2
Zwinger
3
VordererVorhof
4
Bauhof
Die Gärten
5
Würzgarten
6
Großer Schlossgarten
7
Weinleite (Weinberg mit Terrassen)
Sonstige Gebäude
8
Kirche
9
Kaplanei
10
Schulhaus
A
Torhäuser und Tore
B
Zisternen
C
Türme
Franken im Mittelalter
Die ehemalige Vorburg (2)
D
er höchstgelege Teil der Vorburg war
um 1500 Standort des sogenannten
Bauhofes, also der Schlossökonomie
mit einer großen Landwirtschaft. Hier standen
Kästen, als Speicherbauten sowie verschiedene
Stadel. Zur Verteidigung dienten zwei Ringmauern mit Türmen, Torhäuser und Toren. Hier
an diesem hochgelegenem Ort befand sich auch
eine der drei Zisternen der ausgedehnten Burganlage des oberen Schlosses. Heute verbirgt sich
hier das Löschwasserreservoir der Gemeinde.
Die Rekonstruktionszeichnung der gesamten Burganlage zeigt die Bebauung bis zum
Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648), in welchem
das Schloss 1632 und 1645 schwere Schäden erlitten hatte.
Es ist vermutlich den Folgen dieses Krieges
zu verdanken, dass die Schlossökonomie 1691
aufgegeben wurde. Das Areal des Bauhofes und
Teile des vorderen Vorhofes wurden in sieben
Anwesen umgewandelt. Sie gehörten zu einer eigenen, zweiten Ortsgemeinde am „oberen
Berg“. So hat eine „Verdorfung“ des oberen
Schlosses stattgefunden, die man bis heute sehen kann.
1728 wohnten hier vor allem Handwerker:
Haus 72: Maurer Georg Müller; 1848: Tropfhaus (Wohnhaus mit Stall, Hofraum, Würzgärtlein); Hier stand um 1500 ein
Teil des Kastengebäudes.
Haus 73: Weber Hieronimus Raumer; 1848: Gütlein
(Wohnhaus, Stall, Hofraum, Stall mit Stadel und Würzgärtlein);
hier stand um 1500 ein Teil des Kastengebäudes.
Haus 74: Schuster Hans Mager; 1848: Gütlein (Wohnhaus,
Stall, Stadel und Hofraum).
Edel und Frei
Ausschnitt aus dem Katasterplan von
1848. Die ehemalige Vorburg ist als
dörfliche Siedlung erkennbar. Auch
die Wasserstelle sieht man noch
Haus 75: Martin Kees; 1848: Tropfhaus (Wohnhaus, Stall,
Stadel, Backofen, Hofraum und Würzgärtlein. Hier stand um
1500 ein Stadel des herrschaftlichen Bauhofes.
Haus 76: Büttner Conrad Regus; 1848: Gütlein (Wohnhaus,
Stall, Backofen, Obstdörre und Hofraum); hier stand um 1500
der Bauhof des Georg von Egloffstein.
Haus 77: Hans Polster; 1848: Gütlein (ehem. Kemenatenbau Wohnhaus mit Stall, Streuschupfen, Scheuer, Backofen
und Hofraum); hier standen um 1500 Viehhof und Stadel des
Stephan von Egloffstein.
Haus 78: Schuster Georg Diestler; 1848: Gütlein (Wohnhaus mit Stall, Stadel, Backofen, Hofraum und Würzgärtlein);
Hier stand um 1500 ein weiterer Stadel des Stephan von
Egloffstein.
Haus 79 (weiter unten am Hang): Das sogenannte
Holockengut, dessen Haus in herrschaftlicher Hand war, während die Grundstücke an andere Anwesen verteilt waren; 1848:
Tropfhaus; es entstand an der Stelle des Kellerhauses des
Stephan von Egloffstein.
Franken im Mittelalter
Ein typisches „Gütlein“
F
ür einen typischen reichsritterschaftlichen Ort wie Egloffstein war es bezeichnend, dass es nur sehr wenige
landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe gab.
Die meisten Anwesen waren Kleinanwesen,
„Gütlein” genannt, mit einer geringen Ausstattung an Feld- und Ackerfluren. Ein weiterer
Typ von Häusern in den reichsritterschaftlichen Ortschaften waren Kleinstanwesen, die
sogenannten „Tropfhäuser”, ohne zugehörigen
Landbesitz. Die Bewohner solcher Anwesen
waren zumeist Handwerker oder Tagelöhner
und Dienstleister, welche die Landwirtschaft
nur als Nebenerwerb für die Selbstversorgung
betrieben. Die Größe eines solchen Gütleins
betrug 1848 durchschnittlich 13,8 Tagwerk, die
Größe der einzelnen Anwesen konnte allerdings von 0,06 bis 40,49 Tagwerk variieren.
Katasterplan von 1848 mit den markierten „Gütlein“
Eintrag im Urbar
des Rittergutes Egloffstein von 1728
für das Gütlein des
Schneiders Hanns
Hetzner
Ein solches Gütlein war Haus Nr. 64. Laut
dem Urbar von 1728 gehörte es dem Schneider Hanns Hetzner. Es war ein mit Stroh bedecktes Haus, mit Scheune, Schweinestall,
Backofen, Hofraum, Pflanz- und Grasgarten, dazu ein Stück Feld (die „Leithe“). Insgesamt hatte der Besitz eine Größe von 2 Tagwerk und
17 Ruthen. 1848 wurden von den 89 Anwesen
Egloffsteins 30 als „Gütlein“ bezeichnet.
Noch heute liegt in Egloffstein, wie auch an
vielen Orten der Fränkischen Schweiz, an denen der allgemeine Strukturwandel der Wirtschaft noch nicht die kleinen Handwerksbetriebe verdrängt hat, der Anteil des produzierenden Gewerbes weit über dem bayerischen
Durchschnitt. Typisch sind traditionelle, dezentral verteilte Klein- und Kleinstbetriebe, die
meist nur bis zu 5 Mitarbeiter zählen.
Edel und Frei
Franken im Mittelalter
Das „Obere Schmiedgütlein“
D
as Hufebeschlagen gehörte noch zu
Beginn des 20. Jahrhunderts zu den
wichtigsten Aufgaben eines Dorfschmieds. Das richtige Beschlagen war eine
sehr verantwortungsvolle und angesehene Arbeit, denn mit einem lahmen Pferd konnte ein
Bauer wenig anfangen. Überhaupt gehörte der
Schmied bis zur Ausbreitung der metallverarbeitenden Industrie zu den wichtigsten Dorfhandwerkern. Vor allem die Bauern waren auf
ihn angewiesen, denn die meisten landwirtschaftlichen Geräte bestanden aus Stahl. Pflüge,
Sensen und Eggen konnten nicht fertig gekauft
werden, der Schmied hat sie in Handarbeit hergestellt und repariert. Dafür war ein hohes
Maß an Geschicklichkeit und Fachkenntnissen
notwendig. Die Bedeutung dieses Handwerks
wird unter anderem daran sichtbar, dass in fast
allen Dörfer ein Schmied lebte.
Darstellung eines Schmiedes
(Reproduktion eines Holzschnitts von Jost Ammon, 1568)
Beschlagen eines Pferdes durch
den Egloffsteiner Schmied Berr
(heute: Fam. Baumann)
1688 erlaubte ein kaiserlichen Handwerksund Zunftprivileg den Reichsrittern die Gründung von Handwerkszünften in ihren Orten.
Seither waren auch die Dorfschmiede in
Egloffstein in Zünften organisiert. Das Zunftwesen blühte in Egloffstein seit dem 17. Jahrhundert.
Bis heute ist der Dienstleistungssektor in
Egloffstein sehr traditionell geprägt. Der Ort
versorgt die unmittelbare Umgebung mit
Gemeindeverwaltung, Kindergarten, Grundund Hauptschule, Postfiliale und zwei Geldinstituten. Er knüpft noch heute an seine einstmals zentrale Funktion als Mittelpunkt einer
kleinen selbständigen Herrschaft an. Auch die
ärztliche Versorgung ist für den ländlichen
Raum beachtenswert.
Edel und Frei
Franken im Mittelalter
Das ehemalige Brauwesen
N
och bis in das 17. und 18. Jahrhundert
wurde in der Fränkischen Schweiz
Wein angebaut, Bier dagegen wurde
vor allem in den Städten gebraut. Auf dem Land
gab es hier und dort die Hausbrauerei, doch
wurde dies - u. a. aus Feuerschutzgründen - von
den Ortsherren nicht gerne gesehen, man beschränkte das Braurecht auf die Wirte.
In Egloffstein war die erste Brauerei schon
1728 in herrschaftlicher Hand. Sie lag im Ortszentrum neben dem Badhaus. Hier durften die
damals drei Wirte gegen Gebühr ihr Bier brauen. Auswärtiges Bier dagegen war in Egloffstein
nicht erlaubt. Die Herren von Egloffstein förderten das Brauwesen auch dadurch, dass das
Bier aus der herrschaftlichen Brauerei in den
Orten, die zur Gerichtsherrschaft gehörten, exklusiv ausgeschenkt wurde. Sie profitierten also
von der Getränkeproduktion und von der Verbrauchssteuer.
Die sechseckigen Sterne (Drudenfuß, Hexagramm) über
den Bräustätten und -kesseln, wie sie uns aus alten
Zeichnungen überliefert sind, dienten der Dämonenabwehr. Gleichzeitig sollten sie das gute Gelingen
beschwören, galt der Stern doch als Gütezeichen und
war zugleich auch das Symbol für das Reinheitsgebot.
1893 wurde die herrschaftliche Brauerei in
eine Kommunbrauerei umgewandelt. Jeder Bürger durfte in einer bestimmten Reihenfolge und
auf eigene Rechnung das Brauhaus benutzen.
Dies nannte man „Brau-Umgang“. Mit der
Einführung der Gewerbefreiheit 1868 wurde
die Brauwirtschaft erneut belebt. Zu diesem
Zeitpunkt gab es in Bayern 600 Brauereien.
Blick in eine Brauerei der frühen Neuzeit
Nach dem zweiten Weltkrieg entstanden fast
keine neuen Brauereien mehr. In Egloffstein war
die Kommunbrauerei aufgelöst worden, das
Brauwesen wurde in privaten Brauereien bei
den Gasthäusern weitergepflegt, wie hier im
Gasthaus Schäfer. Erst in den letzen Jahrzehnten
ging dann das dörfliche Brauwesen auch in der
Fränkischen Schweiz wieder zurück.
Edel und Frei
Franken im Mittelalter
Quellen, Brunnen, Fischbehälter
A
ufgrund seiner Geologie kann sich
Egloffstein rühmen, 14 Brunnen und
Quellen zu besitzen. Das Wasser
tritt an der Schichtgrenze zwischen wasserdurchlässigem Juragestein und der darunter liegenden stauenden Tonschicht über dem Eisensandstein an die Oberfläche. Dieser Wasserreichtum ist keine Selbstverständlichkeit!
Heute sind Grundbesitzer nicht immer erfreut
über das Wasser, denn gelegentlich werden
Keller überflutet.
Für die Menschen des Mittelalters und der
frühen Neuzeit hingegen war es äußerst wichtig, in unmittelbarer Nähe zum Wasser zu leben. So mussten sie keine langen Wege zurücklegen, um frisches Wasser zu haben. Für diejenigen ohne Hausbrunnen standen öffentliche
Zieh- und Schöpfbrunnen zur Verfügung.
Vereinfachtes geologisches Schema
der Quellensituation in Egloffstein:
Oben liegt der wasserdurchlässige
Jurakalkstein, mit vielen Rissen und
Schächten, darunter folgt auf einer
schiefen Ebene eine Tonschicht, auf
der am Hang die Quellen entspringen.
Eine solche öffentliche Wasserquelle war
zum Beispiel der heute überbaute Egloffsteiner
Marktbrunnen, der bereits anlässlich der
Kirchenstiftung von 1358 genannt wird. Er wurde 1758 ausgebessert, die Steine für die
Brunnentröge aus Juradolomit wurden in
Steinbrüchen im Wald geschlagen und mit 53
Paar Ochsen in den Ort gebracht. Aus dem
Juradolomit schlugen dann ein Maurer und ein
Geselle die Tröge. Die Reparatur kostete den
Baron von Egloffstein insgesamt 174 Gulden
und 4 Kreuzer.
An einer der Quellen entstand auch der
heute noch erhaltene herrschaftliche Fischbehälter, der hier mit frischem Wasser gespeist
wurde. Darin wurden die Fische - vorwiegend
wohl Karpfen aus den herrschaftlichen Fischteichen im Tal - gewässert.
Edel und Frei
Franken im Mittelalter
Das ehemalige Pfarrhaus
V
ermutlich lag an dieser Stelle schon
bald nach der Stiftung der Kaplanei in
der Burgkapelle 1358 das älteste
Pfarrhaus von Egloffstein. Der Kaplan erhielt das
Gütlein „über dem Brunnen“. Damit ist der alte
herrschaftliche Marktbrunnen von Egloffstein gemeint, der heute überbaut ist. Der Stiftungsurkunde nach sollte der Kaplan „der Messe fleißig sein, in der Woche mag er einen oder zwei
Tage ruhen. . . . Er soll das Volk an dem Berg
Egloffstein, das zu der Vesten (der Burg) gehört,
bewahren mit der Beicht und allen Gottesrechten“. Über mehrere Jahrhunderte wohnten
hier nun die Pfarrer von Egloffstein, die von den
Schlossherren eingesetzt wurden.
Der erste protestantische Pfarrer war
Martin Kobmann. Er stammte aus der alten
Wirtsfamilie Kobmann und wurde um 1500
wohl in Egloffstein geboren. Nachdem er
Schulen in Forchheim, Nürnberg, Eisenach,
Amberg und Zwickau besucht hatte, studierte
er seit dem Sommersemester 1520 Theologie in
Leipzig und machte bereits ein Jahr später seinen Abschluss als Baccalaureus. Ob er bereits in
Leipzig zum Lutheraner wurde oder, wie auch
behauptet wird, erst 1525 zum Protestantismus
übertrat, kann bislang nicht geklärt werden. Mit
Johann Kobmann kam um 1612 nochmals ein
Egloffsteiner Pfarrer, der in Jena studiert hatte,
aus dieser Familie.
Interessant ist auch, dass die Pfarrer innerhalb der Egloffstein'schen Herrschaftsgebiete
manchmal ausgetauscht wurden. 1587-1603
war Johann Schabdach aus Kasendorf Pfarrer in
Egloffstein. 1617 wurde sein Sohn Heinrich
Edel und Frei
Foto des alten Pfarrhauses um 1900
Pfarrer in Mühlhausen im Steigerwald, das zum
Egloffstein'schen Kastenamt Kunreuth gehörte.
1728 war das Pfarrhaus mit Schindeln bedeckt, dazu gehörte eine Scheune, Backofen,
Küchengarten. Zum Pfarrgut gehörte auch eine
umfangreiche Grundausstattung, damit die unabhängige Versorgung des Pfarrers gewährleistet
war. Zu dieser Zeit war Johann Heinrich Knoll
Pfarrer von Egloffstein. Er stammte aus einer regelrechten Pfarrerdynastie und war Mitarbeiter
an der Erstausgabe des Egloffstein’schen
Gesangbuches, des ersten reichsritterschaftlichen Gesangbuches in Franken. Sein Sohn
Johann Christoph Knoll wurde 1755 Pfarrer in
Kunreuth.
1907 wurde der Sitz des Pfarrhauses verlegt.
Das Pfarrhaus wurde Rathaus, bis dieses in den
Schul- undVerwaltungskomplex im Tal umzog.
Franken im Mittelalter
Wirtshaus und Badstube
D
ie heutige Apotheke befindet sich im
Gebäude eines einstigen Wirtshauses
von Egloffstein. Erste Wirtshäuser entstanden in Franken im 12. und 13. Jahrhundert
aufgrund einer starken Bevölkerungszunahme,
die an einen enormen Aufschwung von Handel
undVerkehr gekoppelt war.Als Standpunkte wurden menschenbelebte Orte wie Handelsstraßen und Marktplätze gewählt.
Die Schlossherrschaft kontrollierte und reglementierte die Wirtshäuser: Angebot und
Preis wurden bestimmt, die Wirte vereidigt, die
Qualität von Getränken und Speisen geprüft,
das Verhalten der Gäste angeordnet, die Öffnungszeiten festgelegt und eine Getränkesteuer,
das sogenannte „Ungeld”, erhoben.
Ein spätmittelalterlicher
Wirt zapft Wein aus
einem Fass
Gasthausszene
aus dem späten
Mittelalter
Es gab in Egloffstein schon 1728 drei Wirtshäuser: das Wirtshaus des Hans Regus (es stand
hinter dem alten Pfarrhaus), das des Adam
Willibald Kobmann (die heutige Apotheke) und
das dritte des Georg Regus (an Stelle von Haus
23, also gegenüber der heutigen Apotheke an
der Ecke).
Zum Wirtshaus der Familie Kobmann gehörte auch die auf der anderen Straßenseite etwas
unterhalb gelegene Badstube. Hier konnte man
warme Bäder nehmen oder kleinere Verletzungen operieren lassen. Oft waren die Badstuben
aber auch Orte von „leichtfertigen Vergnügungen“ mit fremden Frauen. Ob dies auch in
Egloffstein der Fall war, weiß man aber nicht genau. Das schöne Fachwerkgebäude der Badstube aus dem 18. Jahrhundert ist noch erhalten
und besitzt im gemauerten Untergeschoss noch
die Quelle, die für das Frischwasser sorgte.
Edel und Frei
Darstellung des Inneren einer
Badstube aus dem 17. Jahrhundert
Franken im Mittelalter
Ein Palais für eine Witwe
U
rsprünglich stand an Stelle dieses mächtigen Barockhauses das alte Richterhaus von Egloffstein. Noch 1728 wohnte hier die Witwe des Richters Schabdach in einem mit Stroh bedeckten Haus mit speziell erwähnten Kellergewölben.
Das Witwenschloss wurde als der „Neue
Bau“ bezeichnet und ist ein beeindruckendes
Beispiel barocker Bautätigkeit durch die Familie
von Egloffstein im 18. Jahrhundert. Es gibt dem
Egloffsteiner Marktplatz bis heute eine städtische Prägung.
1771 wurden Wohnung und Amtssitz des
Richters und Vogtes in das davor neu erbaute
Amtshaus oberhalb der Burg verlegt.
Repräsentative Witwenschlösser sind in
Franken keine Seltenheit. Auch das Erlanger
Schloss diente lange als repräsentativer Sitz der
Witwen der Markgrafen von BrandenburgBayreuth. Auch das größte Adelspalais in
Erlangen, das 1718 von Carl Maximilian von und
zu Egloffstein errichtete und heute noch ganz erhaltene Egloffstein'sche Palais diente nach dessen Tod 1733 als Witwenresidenz.
1774 wurde dann anstelle des Richterhauses
ein stattliches barockes Palais für die Witwe des
Freiherrn Carl Ludwig von und zu Egloffstein,
Sophie von und zu Egloffstein, geb. Freiin von
Thüna erbaut. Bereits 1777 zog Sophie, die inzwischen eine ganze Reihe von Häusern, Gütern
und Schlössern in der weiteren Region gekauft
hatte, jedoch nach Bayreuth, dann 1782 weiter
nach Erlangen, wo ihre Söhne studierten, und
1787 nach Weimar, wo sie 1807 starb.
In späterer Zeit wurde das ehemalige
Witwenpalais in Egloffstein als Wohnhaus verschiedener Familien genutzt.
Das Egloffstein'sche Palais in Erlangen: ein
weiteres herausragendes Beispiel für barocke
Bautätigkeit der Familie von Egloffstein
Edel und Frei
Franken im Mittelalter