Kulturweg Egloffstein - Lehrstuhl für Bayerische und Fränkische
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Kulturweg Egloffstein - Lehrstuhl für Bayerische und Fränkische
Die ehemalige Ziegelei B is ins 18. Jahrhundert wurden fränkische Fachwerkhäuser meist mit Stroh, Schilf oder Schindeln gedeckt. Aus Feuerschutzgründen förderte die Ortsherrschaft die harte Dachdeckung. So entstanden ländliche Ziegeleien. Hier in Egloffstein entstand die Ziegelei noch im 18. Jahrhundert. Neben Dachziegeln wurden auch Backsteine, also Mauerziegel hergestellt. Die Ziegeleien wurden meist - wie hier in Egloffstein - vom örtlichen Baumeister betrieben. 60 - 100.000 Ziegel und Backsteine, ausreichend für ca. 3 - 4 kleine Häuser konnten etwa pro Jahr hergestellt werden. Der Lehm wurde direkt hinter der Ziegelei am Hang aus Lehmgruben gewonnen. Es handelt sich dabei um Opalinuston, der im Egloffsteiner Talhangbereich aufgeschlossen ist und von Eisensandstein und Jura überdeckt wird. Stark vergrößerter Ausschnitt aus dem Kataster 1848, das Wohnhaus mit Werkstätte und den Kamin zeigt. Der Kamin ist ein Hinweis auf den Ofen Familienportrait der Baumeister- und Ziegeleibesitzersfamilie Hübschmann Der Lehm wurde mit Sand aus den Egloffsteiner Kellern und Wasser vermengt und von Hand bzw. mit dem Fuß durchgeknetet. Anschließend wurde der Ton mit Holzformen gedrückt und zunächst luftgetrocknet. Vermutlich hat man in Egloffstein die Abwärme des Ofens zumVortrocknen genutzt. Erst im Brandofen entstand der wasserfeste „Ziegel“. Das Eisenoxyd, das im Lehm enthalten ist, führt zur Rotfärbung der Ziegel. Der Brandofen ist aus Brandschutzgründen außerhalb des Gebäudes in Kellerhöhe angelegt. Das Gewölbe mit dem Zu- und Abluftschacht ist heute noch erhalten. Im späten 19. Jahrhundert war die Ziegelei in Händen der Baumeisterfamilie Hübschmann, die etwas später die am Hang darüber liegende repräsentativeVilla erbaut hat. Edel und Frei Franken im Mittelalter Färberhaus und Gerberhaus E ine Vielzahl von Handwerksbetrieben ist typisch für reichsritterschaftliche Orte. So gab es in Egloffstein neben anderen Handwerkern auch Färber und Gerber. Da vor und nach dem Färben der Stoff in Wasser gespült werden musste, befanden sich die Färber immer nah am Wasser. Um die über 20 m langen Stoffbahnen knitterfrei aufhängen zu können, besass das typische Färberhaus an der Traufseite unter einem großen Firsterker geeigneteVorrichtungen. Auch die Gerber benötigten viel Wasser für ihr Handwerk. Haus Nr. 4 wurde 1848 als „der untere Gerber“ bezeichnet. Das Anwesen besteht spätestens seit 1698, als der Gerber Hanns Wunder die Hälfte eines Gutes „auf’m Anger“ erwarb und die Gerberei betrieb. Sein Anwesen unterstand dem von Egloffstein'schen Kastenamt Kunreuth. Gegerbt wurden vor allem Rindshäute. In der „Wasserwerkstatt“ wurden die Fett- und Fleischreste von der Haut entfernt und die Felle gespült. Anschließend mussten die Haare entfernt werden. Das Gerben erfolgte mit pflanzlichen Gerbstoffen (Tanninen) aus Wurzeln, Blättern und Rinde. Wenn ein Gerber Pech hatte „schwammen ihm die Felle davon“. Das Färberhaus und sein charakteristischer Firsterker (Zeichnung von Otto Voith) Fritz Neumeyer, Gründer der Nürnberger Zündapp-Werke. Er baute Färberhaus und Gerberhaus in Wohnhäuser im fränkischen Fachwerkstil um 1925 kam der Gründer der Nürnberger Zündapp-Werke, Fritz Neumeyer, nach Egloffstein. Er kaufte den ganzen Gebäudekomplex südlich der Mühle auf und gestaltete die Gebäude durch umfangreiche Renovierungen und Umbauten im fränkischen Fachwerkstil neu. Das Gerberhaus wurde so zum „Forsthaus“, in dem der Jäger und Förster der Industriellenfamilie wohnte. Das Färberhaus wurde zum Wohnhaus für die Familie sowie für Gäste. Edel und Frei Franken im Mittelalter Die Mühle von Egloffstein A uf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Egloffstein gab es früher neben der Egloffsteiner Mühle weitere sechs Mühlen: die Mühle Schweinsthal, die Schlehenmühle, die Mühle Mostviel, die Bärenthalmühle und die Hammermühle (gegenüber der Ortschaft Hammerthoos). Die Mühlen wurden in Franken als Lohnoder Kundenmühlen betrieben: der Bauer erhielt das Mehl, das aus seinem Getreide gewonnen wurde. Der Müller bezog sein Einkommen nicht nur aus dem Mahlen, er betrieb daneben auch Landwirtschaft. Da das Mehl Ausgangsstoff für ein sehr wichtiges Nahrungsmittel (das Brot) war, und die Mühle zugleich wichtige Erwerbsquelle für den Grundherrn war, wurde die Errichtung und der Betrieb der Mühle geregelt. Dazu erließen die Herren von Egloffstein eigens Mühlordnungen. Das Bann- und Zwangsrecht (Mahlzwang) sicherte dem Betreiber der Mühle den Anspruch, dass die Bewohner einer Gemeinde nur bei ihm mahlen durften. Dabei galt die Regel: „wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“ Die Egloffsteiner Mühle war ursprünglich eine reine Mahlmühle. Erst 1722 wurde ihr noch eine Schneid- oder Sägmühle angegliedert. Die Mahlmühle unterstand dabei dem Egloffsteinschen Kastenamt Kunreuth, die Sägmühle dem Rittergut Egloffstein. Der Zeitpunkt der Errichtung der Mehlmühle liegt im Dunkeln. In den Rechnungsbüchern des 17. Jahrhunderts ist sie aber genannt. Foto des Mühlhauses von 1926 ZEITTAFEL 1670 Hannß Eckhart wird als Mühlenbesitzer genannt 1722 Hannß Zöbelein baut eine Schneid- und Sägemühle an 1747 Stefan Windisch kauft die Mehl- und Sägemühle für 3500 Gulden 1914 Georg Windisch ersetzt die Wasserräder durch eine Turbine 1920 Die Gemeinde erwirbt die Mühle und nutzt sie zur gemeindlichen Stromversorgung 1929 Peter und Anna Wirth ersteigern die Mühle, die Sägemühle wird stillgelegt 1932 In dem Sägewerk werden zwei Backöfen errichtet 1972 Als eine der letzten Mühlen im Tal wird der Mühlenbetrieb eingestellt. Die mechanischen Einrichtungen können besichtigt werden 1979 Eine neue Turbine wird errichtet, die 18,5 kW Energie ins Netz speist Edel und Frei Franken im Mittelalter Vom Bauernhof zur Poststation D ie Anwesen Nr. 7 und 8 und teilweise auch Haus Nr. 5 bildeten einstmals den „Unternberger Bauershof“ und sind somit, neben der Mühle, vermutlich die Keimzelle der Egloffsteiner Teilgemeinde „Unterer Berg“. Nach dem Urbar des Rittergutes Egloffstein aus dem Jahre 1728 ist das Anwesen Nr. 5 zu diesem Zeitpunkt bereits abgetrennt. Für den restlichen Hof sind zwei Besitzer genannt, der Metzger Georg Hötzelein zusammen mit Georg Held. Hötzelein hatte ein mit Stroh gedecktes Haus mit dreifachem Schweinestall, Keller und Backofen. Er teilte sich mit Georg Held einen Stadel. Held besass einen „Wohnkasten“ und eine strohgedeckte Schlachterei, einen Schweinestall und einen halben Backofen. Im Grundsteuerkataster des Jahres 1848 sind es bereits zwei getrennte Anwesen. 1866 wurde eine Königlich-Bayerische Postexpedition in Egloffstein errichtet und an den Bierbrauer und Gemeindevorsteher Johann Georg Heid übertragen. 1891 wurde ein „Poststall“ mit Pferden eingerichtet, um eine tägliche einspännige Postverbindung nach Obertrubach herzustellen. Ein Gastwirt als Posthalter bot sich schon deswegen an, weil er den Reisenden auch Speisen, Getränke und eventuell Unterkunft bieten konnte. Für die Reisenden musste ein eigenes Zimmer sowie zusätzlich ein Zimmer für die Postgeschäfte bereitstehen. Am 16.1.1911 übernimmt der Maurer Ernst Hübschmann die Postagentur, die in das neben dem Gasthof neugebaute Haus Nr. 7 verlegt wird. 1938 wird die Poststation aufgelöst. Haus Nr. 8 bleibt Gasthof mit Brauerei und entwickelt sich später zu einem Hotel. Edel und Frei Ausschnitt aus dem Urbar des Rittergutes Egloffstein von 1728 Nachdem die Umgebung Egloffsteins lange Zeit als entlegen und beschwerlich galt, erwachte im frühen 18. Jahrhundert ein neues Naturgefühl in den Menschen. Die Romantik entdeckte das gebirgige Land als „Fränkische Schweiz“. In Egloffstein entwickelte sich der Tourismus besonders durch die Aktivitäten des 1903 gegründeten Fränkischen-Schweiz-Vereins und des Verkehrs- und Verschönerungsvereins. In den 1970-er Jahren war Egloffstein ein zentraler Ort des Tourismus in der Fränkischen Schweiz. Franken im Mittelalter Felsenkeller D ie Felsenkeller in Egloffstein bestehen aus einem weit verzweigten System von Parzellen, Gängen und Verbindungen. Die Keller sind in eine weiche Sandsteinschicht eingegraben, die unterhalb des wasserdurchlässigen Juragesteins liegt. Zwischen dem Jura und dem Sandstein befindet sich noch eine wasserundurchlässige Tonschicht. Seit 1728 wurden diese „Sandkeller“ von der Herrschaft als Steinbrüche sowie zur Gewinnung von Sand verwendet. Der Sand diente u.a. für hauswirtschaftliche Tätigkeiten, wie z.B. dem Kehren der Fußböden in den Wohnstuben. Geologisches Schaubild zur Situation der Felsenkeller Einträge über Kellerverpachtungen im 19. Jahrhundert im Urbar des Rittergutes Egloffstein Erst Anfang des 19. Jahrhunderts wurden 24 parzellierte Kellerabteilungen geschaffen und an die Egloffsteiner Hausbesitzer vergeben. Diese gehörten seither zu den einzelnen Häusern und dienten als Lager- und Vorratsräume. Neben Lebensmitteln, wie z.B. Kartoffeln, wurden vor allem Biervorräte der Egloffsteiner Brauer aus der herrschaftlichen Brauerei aufbewahrt. Die Einwohner trafen sich früher oft vor ihren Kellern, tranken frisches Bier und nahmen Brotzeiten zu sich. Auch heute noch ist diese für die Fränkische Schweiz typische Kellerkultur noch vielerorts anzutreffen. Beeindruckend ist in diesem Zusammenhang auch der Kellerwald von Pretzfeld, wo man neben heimischen Bieren typisch fränkische Brotzeiten genießen kann. Man sieht also, dass die Keller von Egloffstein in engem Zusammenhang mit der Geschichte der Fränkischen Schweiz und den Besonderheiten dieser Region stehen. Für Führungen wenden Sie sich bitte an die Tourist-Information Egloffstein: Tel. 09197-202. Edel und Frei Franken im Mittelalter Die ehemalige Synagoge S eit dem frühen Mittelalter lebten Juden auch in Franken. Erstmals 1298 kommt es in Ostfranken zu Verfolgungen (Pogrome), besonders in den Städten, und die Juden beginnen, sich von den Städten abzuwenden und in Dörfern und Märkten anzusiedeln. Nachdem 1349 in Nürnberg eine blutige Judenverfolgung auch das jüdische Stadtviertel (heutiger Hauptmarkt) zerstört hatte, boten die Herren von Schlüsselberg (Burg Neideck) den Überlebenden Schutz in ihren Orten. Damit wird erstmals die Funktion des Adels als Schutzmacht über die Juden in der Region sichtbar. 1548 übertrug Kaiser Karl V. in der sogenannten „Reichspoliceyordnung“ der Reichsritterschaft das Judenschutzrecht. Dieses bot den Rittern die Möglichkeit, Juden aufzunehmen und von ihnen Steuern und andere Abgaben zu erheben. Diese bald beträchtlichen Einnahmemöglichkeiten führten auch dazu, dass es in vielen reichsritterschaftlichen Siedlungen zu einer Politik der Judenansiedlung kam. So findet man noch heute in vielen ehemals reichsritterschaftlichen Orten Spuren von vergangenem jüdischen Leben. In Egloffstein sind jüdische Einwohner erst nach dem Dreißigjährigen Krieg nachweisbar, während in anderen Egloffstein'schen Orten schon früher Juden lebten. Im Urbar des Rittergutes Egloffstein von 1728 sind sechs Anwesen mit Juden genannt. Sie lebten in erster Linie von Vieh- und Hausierhandel. Auch in Egloffstein finden wir eine starke Abwanderung der Juden in die aufblühenden Industriestädte wie Fürth, oder nach Amerika, bis im Jahr 1890 die letzten Juden Egloffstein verließen. Edel und Frei Foto der ehemaligen Synagoge vor 1940 mit der rechts erkennbaren Thoranische Bis 1798 fand der Gottesdienst in Privathäusern statt, dann in der schlichten, baulich unauffälligen Synagoge. Das auch „Judenschul“ genannte Gotteshaus war gleichzeitig Wohnung des Rabbiners und Religionsschule. Bis 1940 konnte man an der Giebelseite noch die Thoranische erkennen. Angesichts der Abwanderung der Juden aus Egloffstein wurde die Synagoge bereits 1866 wieder verkauft. Das rituelle jüdische Bad, die „Mikwe”, lag weiter oben im Markt unter Haus Nr. 44 und ist heute verfallen. Einen eigenen Judenfriedhof besaß Egloffstein nie. Bis 1737 wurden die Egloffsteiner Juden in Pretzfeld und danach in Hagenbach begraben. Franken im Mittelalter Tropfhäuser D ie sogenannten „Tropfhäuser“ sind in Egloffstein besonders häufig anzutreffen. Sie sind typisch für die reichsritterschaftliche Dorfentwicklung, die besonders nach dem Dreißigjährigen Krieg darauf abzielte möglichst viele Handwerker- und Gewerbetreibende in den Rittergütern anzusiedeln. Es handelt sich um Klein- bzw. Kleinstanwesen mit einem verschwindend geringen Grundbesitz. Der Begriff „Tropfhaus“ leitet sich davon ab, dass die Eigentümer eines Grundstücks nur so viel Land haben, wie unter den Tropf, also die Regenrinne, passt. Die Redensart vom „armen Tropf“ lässt sich ebenfalls so erklären. Alleine vier dieser kleinen Tropfhäuser liegen in der Gasse vor uns nebeneinander. Die Gasse wurde früher Judengasse genannt, da hier - v.a. im 19. Jahrhundert - jüdische Einwohner Egloffsteins wohnten. Aber diese wohnten nicht für sich, sondern neben den anderen Einwohnern Egloffsteins, die auch nur Tropfhäuser hatten. Typisch für die Tropfhäuser war zudem, dass die Bewohner sehr oft wechselten. Ausschnitt aus dem Urbar des Rittergutes Egloffstein von 1728 1848 finden wir in den vier nebeneinanderliegenden Tropfhäusern vor uns in dieser Gasse die Witwe des Jakob Tuchner (geborene Kohnfelder), daneben Johann Albert, daneben Löw Salomon Kohnfelder und daneben Johann Hübschmann. Die Namen lassen also deutlich die gemischten Wohnverhältnisse zwischen Juden und Christen erkennen. Dieser eng bebaute Bereich hier wird auch als „Malerwinkel“ bezeichnet. Seit der Zeit der Romantik in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zog der reizvolle Blick zur Burg hinauf immer wieder Künstler an. Edel und Frei Franken im Mittelalter Dörfliches Idyll in Egloffstein trotz romantischer Übertreibung erkennt man die bis heute bestehende eng gebaute Ortsanlage Das alte Schulhaus D ie älteste Schule von Egloffstein stand schon im 17. Jahrhundert etwas unterhalb der Burg (heute Haus Nr. 84). Im 19. Jahrhundert wurde sie einige Häuser weiter talwärts hierher verlegt. Im alten Schulhaus gründete die Familie von und zu Egloffstein dann eine „Kinderbewahranstalt“, die zu den frühesten Einrichtungen für Vorschulkinder - den späteren Kindergärten - in Bayern gehört. Der Lehrer von Egloffstein wurde bis in das 19. Jahrhundert von der Schlossherrschaft eingesetzt und auch bezahlt. Zu seinem mit Schindeln bedeckten Schulhaus gehörten drei Gärtlein, ein Backofen, ein Baumgarten und eine kleine Wiese. Wenn in der Gemeinde Holz, Holzstreu oder abgesägte Bäume ausgegeben wurden, bekam er einen Anteil davon, vom übrigen „Gemeind-Nutzen“ hatte er aber nichts. Jährlich mussten ihm 41 Gemeindemitglieder eine ebenso große Zahl Garben Korn abliefern, mit denen er haushalten konnte. Im Urbar der Schloßherrschaft von 1728 steht folgendes: Schulmeister alhie zu Egloffstein betrefend. Der Schulmeister zu Eglofstein, wird von gnädiger Herrschaft angenommen, und besteht dessen Amt darinnen, daß er die Jugend im Lesen und Schreiben und Rechnen unterweisen, die Kirchen auf und zuschließen, die Orgel schlagen und singen, item zu den gewöhnlichen Zeiten läuten muß, thut der Herrschaft Pflicht und hat Besoldung, freie Wohnung in dem Schulhaus.(...) Als das Schulhaus am Berg zu klein geworden war, wurde im Jahr 1968 im Tal das neue Schulgebäude errichtet, in dem auch die Gemeindeverwaltung untergebracht ist. Die Grundschule machte in den Jahren 2000 bis 2003 einen Schulversuch zur Rhythmisierung des Unterrichtsalltags, mit dem Ziel durch individuelle Lehrformen die Selbständigkeit der Schüler zu fördern. Auch der Kindergarten ist inzwischen ins Tal umgezogen. Seit 1997 wird hier das Projekt „Offener Kindergarten“ durchgeführt. Eine Besonderheit ist die Architektur des Kindergartengebäudes, die an ein Baumhaus erinnern soll. Edel und Frei Franken im Mittelalter Die Kirche bei der Burg I m Jahre 1358 stiftete Albrecht II. von Egloffstein in seiner Burg eine Kaplanei zu Ehren des Hl. Bartholomäus. Ob schon vorher eine Burgkapelle existierte ist fraglich, da die ältere Kirche am südlich gelegenen Dietersberg lag. Die neue Kirche wurde zwischen 1750 und 1752 nach Plänen des markgräflich ansbachischen Hofbaumeisters Johann David Steingruber erbaut und dient noch heute als Pfarrkirche. Über dem Kirchenportal ist das Stifterwappen der Herren von Egloffstein (der Bärenkopf) und die Namen der zwei Kirchenstifter von 1750 zu sehen. Die Kirche ist von außen ein für Steingruber typisch protestantischschlichter Barockbau, innen ist sie jedoch überraschend prachtvoll ausgestattet. Dies zeigt, dass neben der protestantischen Zurückhaltung der herrschaftliche Anspruch der Schloßherren auf Repräsentation eine entscheidende Rolle spielte. Denn auch über die Kirche übten die Herren von Egloffstein Herrschaft aus. Titelblatt des um 1730 erstmals erschienenen Egloffstein'schen Gesangbuches, des ersten ritterschaftlichen Gesangbuches in Franken In der Reformationszeit nahmen die Schlossherren offenbar bald den protestantischen Glauben an. Im Laufe des Dreißigjährigen Krieges wurde der Ort zwischen 1628 und 1637 noch einmal katholisch, als auf Druck des Bamberger Bischofs der protestantische Pfarrer vertrieben wurde. Nach dem Krieg konnten die Herren von Egloffstein ihr Kirchenpatronat wieder durchsetzen. Dies bedeutete, dass sie die Konfession bestimmten und den Pfarrer einstellten. Das Kirchenpatronat wurde offiziell erst 1969 beendet. Unter der Schlosskirche befindet sich auch die Familiengruft der Herren von Egloffstein. Abbildung der Burg Egloffstein im Egloffstein'schen Gesangbuch Edel und Frei Franken im Mittelalter Burg Egloffstein B urg Egloffstein wurde vermutlich in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erbaut. Ihr Name stammt wohl von einem urkundlich nicht belegten Mitglied der Adelsfamilie der Herren von Egloffstein namens Agilolf. Erstmals schriftlich erwähnt werden Burg und Adelsfamilie in einer Urkunde aus dem Jahre 1180, in der ein Henricus de Hegelofuesten genannt wird, und nochmals 1184, diesmal als Heinricus de Agilulfi lapide („lapide“ von lateinisch „Stein“, also Stein des Agilolf). Die Burg ist eine typische Spornburg, da sie auf einem zweiseitig abfallenden Felsvorsprung liegt. Die gesamte Burganlage umfasste die eigentliche Kernburg auf dem Felsen vor uns, links davon bestand ein heute aufgefüllter, ehemals sieben Meter tiefer Graben und weiter oben auf der Anhöhe eine großflächige, ummauerte Vorburg mit einem Wirtschaftshof. Ältester Teil der Burg ist der Turm der „alten Kemenate“ direkt über dem Felsabhang. Etwas später entstand die vor uns stehende „lange Kemenate“ (Eine Kemenate ist ein steinernes Gebäude mit heizbaren Wohnräumen). Die Burg wurde bewohnt, hatte aber natürlich auch eine militärische Funktion. Fehden mit dem Hochstift Bamberg seit 1372, Bauernkrieg 1525, Dreißigjähriger Krieg in den Jahren 1632 und 1645 und spätere Auseinandersetzungen brachten oftmals schwere Zerstörungen mit sich. Auch Umbauten wurden immer wieder durchgeführt: 1664 wurde oberhalb des Burggrabens ein Kanonenturm errichtet (der 1800 einstürzte), 1890 wurde der Burggraben verfüllt und im gleichen Zug das hinter uns liegende Amtsdienerhaus um ein Stockwerk erhöht. Edel und Frei Ansicht der Burg Egloffstein um 1820 im Stil der Romantik Frühes Foto der Burg von Norden Die Burg befindet sich noch heute im Besitz der Familie von und zu Egloffstein und wird von ihr genutzt und unterhalten. Burgführungen sind nach Anmeldung möglich (Kontakt:Tourist-Information,Tel. 09197-202). Franken im Mittelalter Das Amtshaus I m Jahr 1771 erbaute Freiherr Karl Ludwig Ernst von und zu Egloffstein das stattliche barocke Amtshaus. Es war zugleich Wohnsitz und auch Amtssitz des Amtsvogtes des Vogteiamtes Egloffstein. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Sitz des Vogtes am Marktplatz (an der Stelle des erst 1774 erbauten Witwenschlosses) gewesen. Als das Richterhaus in ein Palais für Sophie von Egloffstein umgebaut werden sollte, war die Verlegung des Amtssitzes nötig geworden. Das Amtshaus war damit Gerichts- und Verwaltungszentrum eines reichsritterschaftlichen Kleinterritoriums, das bis zum Jahr 1806 bestand. Dann ging Egloffstein an das Königreich Bayern über. Das Amtshaus wurde zum Sitz des Patrimonialgerichts Egloffstein, in dem die Familie von und zu Egloffstein die niedere Gerichtsbarkeit über Egloffstein behielt. Dieses wurde 1848 aufgelöst und in das Königlich Bayerische Landgericht Forchheim integriert. Damit fand die adelige Gerichtsherrschaft über Egloffstein ihr Ende. Wappen der Herren von Egloffstein auf der linken Seite des Amtshauses. Das Wappenschild mit dem Bärenkopf wird von einem großen, plastisch geformten Bären gehalten. Der Bär im Wappen der Herren von Egloffstein symbolisiert Stärke und Wildheit. Der rote Rand zeigt: Der Kopf ist abgeschlagen, das Wappen also das Symbol für den unbesiegbaren Bärenbezwinger. An der linken Seitenwand sieht man ein Egloffstein'sches Wappen von 1664, das ursprünglich am großen, um 1800 eingestürzten Geschützturm angebracht war. Das Wappenschild wird vom Egloffstein’schen Wappentier, dem Bären, gehalten. Edel und Frei Franken im Mittelalter Die ehemalige Vorburg (1) F ast alle mittelalterlichen Burgen hatten neben der eigentlichen Kernburg auch eine meist viel größere Vorburg. Hinter einer großen Umfassungsmauer oder Grabenanlagen fanden hier die Ökonomiegebäude der Schlossherrschaft ihren Platz. Seit dem 13. Jahrhundert diente die Burg der Gesamtfamilie der Herren von Egloffstein als Ganerbenburg. Das ist eine von einer Erbengemeinschaft gemeinsam besessene Burg, deren Nutzung vertraglich geregelt ist. Deshalb waren nun weitere Kemenaten und Nebengebäude für die einzelnen Familienzweige notwendig. Im Bereich des vor uns liegenden vorderen Vorhofes derVorburg standen um 1500 fünf größere Gebäude. Das älteste erhaltene ist die große Scheune, die ursprünglich als „Obere Kemnat” oder „Hofstatt“, also als adeliges Wohnhaus erbaut wurde. Die zahlreichen Fensternischen mit Sitzgelegenheiten deuten auf einen Bau des 14. Jahrhunderts hin. Die noch erhaltenen Sitzbretter stammen nach neuesten Jahresringanalysen aus dem Jahr 1573. Das Gebäude brannte im Dreißigjährigen Krieg ab und erhielt 1648 seinen heutigen Dachstuhl. InVollzug des Testaments des Carl Maximilian von und zu Egloffstein wurde 1733 ein sogenanntes Majorat gegründet, bei dem der erstgeborene Sohn der ältesten Familienlinie erbberechtigt war. Schloss des Majoratsherrn wurde das links vor uns sichtbare Majoratshaus, dessen heutiger Bau 1881 anstelle eines Vorgängerbaus entstand. Der Majoratsbereich verfügte im 18. und 19. Jahrhundert über einen Barockgarten mit einer noch erhaltenen Allee. Edel und Frei Grundriss der Burg Egloffstein mit Vorburg um 1500 C B A A B B C C C Zeichenerklärung: Standort Die ummauerten Höfe 1 InnererVorhof 2 Zwinger 3 VordererVorhof 4 Bauhof Die Gärten 5 Würzgarten 6 Großer Schlossgarten 7 Weinleite (Weinberg mit Terrassen) Sonstige Gebäude 8 Kirche 9 Kaplanei 10 Schulhaus A Torhäuser und Tore B Zisternen C Türme Franken im Mittelalter Die ehemalige Vorburg (2) D er höchstgelege Teil der Vorburg war um 1500 Standort des sogenannten Bauhofes, also der Schlossökonomie mit einer großen Landwirtschaft. Hier standen Kästen, als Speicherbauten sowie verschiedene Stadel. Zur Verteidigung dienten zwei Ringmauern mit Türmen, Torhäuser und Toren. Hier an diesem hochgelegenem Ort befand sich auch eine der drei Zisternen der ausgedehnten Burganlage des oberen Schlosses. Heute verbirgt sich hier das Löschwasserreservoir der Gemeinde. Die Rekonstruktionszeichnung der gesamten Burganlage zeigt die Bebauung bis zum Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648), in welchem das Schloss 1632 und 1645 schwere Schäden erlitten hatte. Es ist vermutlich den Folgen dieses Krieges zu verdanken, dass die Schlossökonomie 1691 aufgegeben wurde. Das Areal des Bauhofes und Teile des vorderen Vorhofes wurden in sieben Anwesen umgewandelt. Sie gehörten zu einer eigenen, zweiten Ortsgemeinde am „oberen Berg“. So hat eine „Verdorfung“ des oberen Schlosses stattgefunden, die man bis heute sehen kann. 1728 wohnten hier vor allem Handwerker: Haus 72: Maurer Georg Müller; 1848: Tropfhaus (Wohnhaus mit Stall, Hofraum, Würzgärtlein); Hier stand um 1500 ein Teil des Kastengebäudes. Haus 73: Weber Hieronimus Raumer; 1848: Gütlein (Wohnhaus, Stall, Hofraum, Stall mit Stadel und Würzgärtlein); hier stand um 1500 ein Teil des Kastengebäudes. Haus 74: Schuster Hans Mager; 1848: Gütlein (Wohnhaus, Stall, Stadel und Hofraum). Edel und Frei Ausschnitt aus dem Katasterplan von 1848. Die ehemalige Vorburg ist als dörfliche Siedlung erkennbar. Auch die Wasserstelle sieht man noch Haus 75: Martin Kees; 1848: Tropfhaus (Wohnhaus, Stall, Stadel, Backofen, Hofraum und Würzgärtlein. Hier stand um 1500 ein Stadel des herrschaftlichen Bauhofes. Haus 76: Büttner Conrad Regus; 1848: Gütlein (Wohnhaus, Stall, Backofen, Obstdörre und Hofraum); hier stand um 1500 der Bauhof des Georg von Egloffstein. Haus 77: Hans Polster; 1848: Gütlein (ehem. Kemenatenbau Wohnhaus mit Stall, Streuschupfen, Scheuer, Backofen und Hofraum); hier standen um 1500 Viehhof und Stadel des Stephan von Egloffstein. Haus 78: Schuster Georg Diestler; 1848: Gütlein (Wohnhaus mit Stall, Stadel, Backofen, Hofraum und Würzgärtlein); Hier stand um 1500 ein weiterer Stadel des Stephan von Egloffstein. Haus 79 (weiter unten am Hang): Das sogenannte Holockengut, dessen Haus in herrschaftlicher Hand war, während die Grundstücke an andere Anwesen verteilt waren; 1848: Tropfhaus; es entstand an der Stelle des Kellerhauses des Stephan von Egloffstein. Franken im Mittelalter Ein typisches „Gütlein“ F ür einen typischen reichsritterschaftlichen Ort wie Egloffstein war es bezeichnend, dass es nur sehr wenige landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe gab. Die meisten Anwesen waren Kleinanwesen, „Gütlein” genannt, mit einer geringen Ausstattung an Feld- und Ackerfluren. Ein weiterer Typ von Häusern in den reichsritterschaftlichen Ortschaften waren Kleinstanwesen, die sogenannten „Tropfhäuser”, ohne zugehörigen Landbesitz. Die Bewohner solcher Anwesen waren zumeist Handwerker oder Tagelöhner und Dienstleister, welche die Landwirtschaft nur als Nebenerwerb für die Selbstversorgung betrieben. Die Größe eines solchen Gütleins betrug 1848 durchschnittlich 13,8 Tagwerk, die Größe der einzelnen Anwesen konnte allerdings von 0,06 bis 40,49 Tagwerk variieren. Katasterplan von 1848 mit den markierten „Gütlein“ Eintrag im Urbar des Rittergutes Egloffstein von 1728 für das Gütlein des Schneiders Hanns Hetzner Ein solches Gütlein war Haus Nr. 64. Laut dem Urbar von 1728 gehörte es dem Schneider Hanns Hetzner. Es war ein mit Stroh bedecktes Haus, mit Scheune, Schweinestall, Backofen, Hofraum, Pflanz- und Grasgarten, dazu ein Stück Feld (die „Leithe“). Insgesamt hatte der Besitz eine Größe von 2 Tagwerk und 17 Ruthen. 1848 wurden von den 89 Anwesen Egloffsteins 30 als „Gütlein“ bezeichnet. Noch heute liegt in Egloffstein, wie auch an vielen Orten der Fränkischen Schweiz, an denen der allgemeine Strukturwandel der Wirtschaft noch nicht die kleinen Handwerksbetriebe verdrängt hat, der Anteil des produzierenden Gewerbes weit über dem bayerischen Durchschnitt. Typisch sind traditionelle, dezentral verteilte Klein- und Kleinstbetriebe, die meist nur bis zu 5 Mitarbeiter zählen. Edel und Frei Franken im Mittelalter Das „Obere Schmiedgütlein“ D as Hufebeschlagen gehörte noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu den wichtigsten Aufgaben eines Dorfschmieds. Das richtige Beschlagen war eine sehr verantwortungsvolle und angesehene Arbeit, denn mit einem lahmen Pferd konnte ein Bauer wenig anfangen. Überhaupt gehörte der Schmied bis zur Ausbreitung der metallverarbeitenden Industrie zu den wichtigsten Dorfhandwerkern. Vor allem die Bauern waren auf ihn angewiesen, denn die meisten landwirtschaftlichen Geräte bestanden aus Stahl. Pflüge, Sensen und Eggen konnten nicht fertig gekauft werden, der Schmied hat sie in Handarbeit hergestellt und repariert. Dafür war ein hohes Maß an Geschicklichkeit und Fachkenntnissen notwendig. Die Bedeutung dieses Handwerks wird unter anderem daran sichtbar, dass in fast allen Dörfer ein Schmied lebte. Darstellung eines Schmiedes (Reproduktion eines Holzschnitts von Jost Ammon, 1568) Beschlagen eines Pferdes durch den Egloffsteiner Schmied Berr (heute: Fam. Baumann) 1688 erlaubte ein kaiserlichen Handwerksund Zunftprivileg den Reichsrittern die Gründung von Handwerkszünften in ihren Orten. Seither waren auch die Dorfschmiede in Egloffstein in Zünften organisiert. Das Zunftwesen blühte in Egloffstein seit dem 17. Jahrhundert. Bis heute ist der Dienstleistungssektor in Egloffstein sehr traditionell geprägt. Der Ort versorgt die unmittelbare Umgebung mit Gemeindeverwaltung, Kindergarten, Grundund Hauptschule, Postfiliale und zwei Geldinstituten. Er knüpft noch heute an seine einstmals zentrale Funktion als Mittelpunkt einer kleinen selbständigen Herrschaft an. Auch die ärztliche Versorgung ist für den ländlichen Raum beachtenswert. Edel und Frei Franken im Mittelalter Das ehemalige Brauwesen N och bis in das 17. und 18. Jahrhundert wurde in der Fränkischen Schweiz Wein angebaut, Bier dagegen wurde vor allem in den Städten gebraut. Auf dem Land gab es hier und dort die Hausbrauerei, doch wurde dies - u. a. aus Feuerschutzgründen - von den Ortsherren nicht gerne gesehen, man beschränkte das Braurecht auf die Wirte. In Egloffstein war die erste Brauerei schon 1728 in herrschaftlicher Hand. Sie lag im Ortszentrum neben dem Badhaus. Hier durften die damals drei Wirte gegen Gebühr ihr Bier brauen. Auswärtiges Bier dagegen war in Egloffstein nicht erlaubt. Die Herren von Egloffstein förderten das Brauwesen auch dadurch, dass das Bier aus der herrschaftlichen Brauerei in den Orten, die zur Gerichtsherrschaft gehörten, exklusiv ausgeschenkt wurde. Sie profitierten also von der Getränkeproduktion und von der Verbrauchssteuer. Die sechseckigen Sterne (Drudenfuß, Hexagramm) über den Bräustätten und -kesseln, wie sie uns aus alten Zeichnungen überliefert sind, dienten der Dämonenabwehr. Gleichzeitig sollten sie das gute Gelingen beschwören, galt der Stern doch als Gütezeichen und war zugleich auch das Symbol für das Reinheitsgebot. 1893 wurde die herrschaftliche Brauerei in eine Kommunbrauerei umgewandelt. Jeder Bürger durfte in einer bestimmten Reihenfolge und auf eigene Rechnung das Brauhaus benutzen. Dies nannte man „Brau-Umgang“. Mit der Einführung der Gewerbefreiheit 1868 wurde die Brauwirtschaft erneut belebt. Zu diesem Zeitpunkt gab es in Bayern 600 Brauereien. Blick in eine Brauerei der frühen Neuzeit Nach dem zweiten Weltkrieg entstanden fast keine neuen Brauereien mehr. In Egloffstein war die Kommunbrauerei aufgelöst worden, das Brauwesen wurde in privaten Brauereien bei den Gasthäusern weitergepflegt, wie hier im Gasthaus Schäfer. Erst in den letzen Jahrzehnten ging dann das dörfliche Brauwesen auch in der Fränkischen Schweiz wieder zurück. Edel und Frei Franken im Mittelalter Quellen, Brunnen, Fischbehälter A ufgrund seiner Geologie kann sich Egloffstein rühmen, 14 Brunnen und Quellen zu besitzen. Das Wasser tritt an der Schichtgrenze zwischen wasserdurchlässigem Juragestein und der darunter liegenden stauenden Tonschicht über dem Eisensandstein an die Oberfläche. Dieser Wasserreichtum ist keine Selbstverständlichkeit! Heute sind Grundbesitzer nicht immer erfreut über das Wasser, denn gelegentlich werden Keller überflutet. Für die Menschen des Mittelalters und der frühen Neuzeit hingegen war es äußerst wichtig, in unmittelbarer Nähe zum Wasser zu leben. So mussten sie keine langen Wege zurücklegen, um frisches Wasser zu haben. Für diejenigen ohne Hausbrunnen standen öffentliche Zieh- und Schöpfbrunnen zur Verfügung. Vereinfachtes geologisches Schema der Quellensituation in Egloffstein: Oben liegt der wasserdurchlässige Jurakalkstein, mit vielen Rissen und Schächten, darunter folgt auf einer schiefen Ebene eine Tonschicht, auf der am Hang die Quellen entspringen. Eine solche öffentliche Wasserquelle war zum Beispiel der heute überbaute Egloffsteiner Marktbrunnen, der bereits anlässlich der Kirchenstiftung von 1358 genannt wird. Er wurde 1758 ausgebessert, die Steine für die Brunnentröge aus Juradolomit wurden in Steinbrüchen im Wald geschlagen und mit 53 Paar Ochsen in den Ort gebracht. Aus dem Juradolomit schlugen dann ein Maurer und ein Geselle die Tröge. Die Reparatur kostete den Baron von Egloffstein insgesamt 174 Gulden und 4 Kreuzer. An einer der Quellen entstand auch der heute noch erhaltene herrschaftliche Fischbehälter, der hier mit frischem Wasser gespeist wurde. Darin wurden die Fische - vorwiegend wohl Karpfen aus den herrschaftlichen Fischteichen im Tal - gewässert. Edel und Frei Franken im Mittelalter Das ehemalige Pfarrhaus V ermutlich lag an dieser Stelle schon bald nach der Stiftung der Kaplanei in der Burgkapelle 1358 das älteste Pfarrhaus von Egloffstein. Der Kaplan erhielt das Gütlein „über dem Brunnen“. Damit ist der alte herrschaftliche Marktbrunnen von Egloffstein gemeint, der heute überbaut ist. Der Stiftungsurkunde nach sollte der Kaplan „der Messe fleißig sein, in der Woche mag er einen oder zwei Tage ruhen. . . . Er soll das Volk an dem Berg Egloffstein, das zu der Vesten (der Burg) gehört, bewahren mit der Beicht und allen Gottesrechten“. Über mehrere Jahrhunderte wohnten hier nun die Pfarrer von Egloffstein, die von den Schlossherren eingesetzt wurden. Der erste protestantische Pfarrer war Martin Kobmann. Er stammte aus der alten Wirtsfamilie Kobmann und wurde um 1500 wohl in Egloffstein geboren. Nachdem er Schulen in Forchheim, Nürnberg, Eisenach, Amberg und Zwickau besucht hatte, studierte er seit dem Sommersemester 1520 Theologie in Leipzig und machte bereits ein Jahr später seinen Abschluss als Baccalaureus. Ob er bereits in Leipzig zum Lutheraner wurde oder, wie auch behauptet wird, erst 1525 zum Protestantismus übertrat, kann bislang nicht geklärt werden. Mit Johann Kobmann kam um 1612 nochmals ein Egloffsteiner Pfarrer, der in Jena studiert hatte, aus dieser Familie. Interessant ist auch, dass die Pfarrer innerhalb der Egloffstein'schen Herrschaftsgebiete manchmal ausgetauscht wurden. 1587-1603 war Johann Schabdach aus Kasendorf Pfarrer in Egloffstein. 1617 wurde sein Sohn Heinrich Edel und Frei Foto des alten Pfarrhauses um 1900 Pfarrer in Mühlhausen im Steigerwald, das zum Egloffstein'schen Kastenamt Kunreuth gehörte. 1728 war das Pfarrhaus mit Schindeln bedeckt, dazu gehörte eine Scheune, Backofen, Küchengarten. Zum Pfarrgut gehörte auch eine umfangreiche Grundausstattung, damit die unabhängige Versorgung des Pfarrers gewährleistet war. Zu dieser Zeit war Johann Heinrich Knoll Pfarrer von Egloffstein. Er stammte aus einer regelrechten Pfarrerdynastie und war Mitarbeiter an der Erstausgabe des Egloffstein’schen Gesangbuches, des ersten reichsritterschaftlichen Gesangbuches in Franken. Sein Sohn Johann Christoph Knoll wurde 1755 Pfarrer in Kunreuth. 1907 wurde der Sitz des Pfarrhauses verlegt. Das Pfarrhaus wurde Rathaus, bis dieses in den Schul- undVerwaltungskomplex im Tal umzog. Franken im Mittelalter Wirtshaus und Badstube D ie heutige Apotheke befindet sich im Gebäude eines einstigen Wirtshauses von Egloffstein. Erste Wirtshäuser entstanden in Franken im 12. und 13. Jahrhundert aufgrund einer starken Bevölkerungszunahme, die an einen enormen Aufschwung von Handel undVerkehr gekoppelt war.Als Standpunkte wurden menschenbelebte Orte wie Handelsstraßen und Marktplätze gewählt. Die Schlossherrschaft kontrollierte und reglementierte die Wirtshäuser: Angebot und Preis wurden bestimmt, die Wirte vereidigt, die Qualität von Getränken und Speisen geprüft, das Verhalten der Gäste angeordnet, die Öffnungszeiten festgelegt und eine Getränkesteuer, das sogenannte „Ungeld”, erhoben. Ein spätmittelalterlicher Wirt zapft Wein aus einem Fass Gasthausszene aus dem späten Mittelalter Es gab in Egloffstein schon 1728 drei Wirtshäuser: das Wirtshaus des Hans Regus (es stand hinter dem alten Pfarrhaus), das des Adam Willibald Kobmann (die heutige Apotheke) und das dritte des Georg Regus (an Stelle von Haus 23, also gegenüber der heutigen Apotheke an der Ecke). Zum Wirtshaus der Familie Kobmann gehörte auch die auf der anderen Straßenseite etwas unterhalb gelegene Badstube. Hier konnte man warme Bäder nehmen oder kleinere Verletzungen operieren lassen. Oft waren die Badstuben aber auch Orte von „leichtfertigen Vergnügungen“ mit fremden Frauen. Ob dies auch in Egloffstein der Fall war, weiß man aber nicht genau. Das schöne Fachwerkgebäude der Badstube aus dem 18. Jahrhundert ist noch erhalten und besitzt im gemauerten Untergeschoss noch die Quelle, die für das Frischwasser sorgte. Edel und Frei Darstellung des Inneren einer Badstube aus dem 17. Jahrhundert Franken im Mittelalter Ein Palais für eine Witwe U rsprünglich stand an Stelle dieses mächtigen Barockhauses das alte Richterhaus von Egloffstein. Noch 1728 wohnte hier die Witwe des Richters Schabdach in einem mit Stroh bedeckten Haus mit speziell erwähnten Kellergewölben. Das Witwenschloss wurde als der „Neue Bau“ bezeichnet und ist ein beeindruckendes Beispiel barocker Bautätigkeit durch die Familie von Egloffstein im 18. Jahrhundert. Es gibt dem Egloffsteiner Marktplatz bis heute eine städtische Prägung. 1771 wurden Wohnung und Amtssitz des Richters und Vogtes in das davor neu erbaute Amtshaus oberhalb der Burg verlegt. Repräsentative Witwenschlösser sind in Franken keine Seltenheit. Auch das Erlanger Schloss diente lange als repräsentativer Sitz der Witwen der Markgrafen von BrandenburgBayreuth. Auch das größte Adelspalais in Erlangen, das 1718 von Carl Maximilian von und zu Egloffstein errichtete und heute noch ganz erhaltene Egloffstein'sche Palais diente nach dessen Tod 1733 als Witwenresidenz. 1774 wurde dann anstelle des Richterhauses ein stattliches barockes Palais für die Witwe des Freiherrn Carl Ludwig von und zu Egloffstein, Sophie von und zu Egloffstein, geb. Freiin von Thüna erbaut. Bereits 1777 zog Sophie, die inzwischen eine ganze Reihe von Häusern, Gütern und Schlössern in der weiteren Region gekauft hatte, jedoch nach Bayreuth, dann 1782 weiter nach Erlangen, wo ihre Söhne studierten, und 1787 nach Weimar, wo sie 1807 starb. In späterer Zeit wurde das ehemalige Witwenpalais in Egloffstein als Wohnhaus verschiedener Familien genutzt. Das Egloffstein'sche Palais in Erlangen: ein weiteres herausragendes Beispiel für barocke Bautätigkeit der Familie von Egloffstein Edel und Frei Franken im Mittelalter