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Peking, 12.06.2012 Studium der Chinesischen Sprache an der Beijing Normal University in Peking (September 2011 bis Juni 2012) Abschlussbericht für den Deutschen Akademischen Austauschdienst Einleitung Zur Vorbereitung auf meine Promotion im Bereich Politikwissenschaften, bewarb ich mich beim DAAD für ein „Stipendium zum Studium ostasiatischer Sprachen“. Der Sprachkurs sollte mir ermöglichen bei meiner Promotion auf chinesische Quellen zurückgreifen zu können und Interviews auf Chinesisch durchführen zu können. Die Beijing Normal University war meine zweite Wahl. 1. Vorbereitung und Abschluss des Aufenthaltes in Peking 1.1 Flugbuchung Meinen Hinflug buchte ich unmittelbar nach der Zusage durch den China Scholarship Council (CSC) und nach Erhalt der Unterlagen der Beijing Normal University (BNU) im Juli 2011. Eine Buchung zu einem früheren Zeitpunkt macht wenig Sinn, da man sich bei der Universität nur zu bestimmten Terminen einschreiben kann. Den Hinflug habe ich über „www.fluege.de“ bei der ukrainischen Fluggesellschaft Aerosvit Airlines gebucht. Fluege.de ist bei einer Umbuchung nicht flexibel, allerdings sind die Flüge dort manchmal deutlich günstiger, als wenn man sie direkt bei der Fluggesellschaft bucht. Aerosvit Airlines bot mit Abstand die günstigsten Flüge vom Flughafen Köln-Bonn nach Peking an, allerdings fliegt man mit einer alten und lauten Maschine, wenig Service und muss einmal in Kiew umsteigen. Für einen Aufpreis von 100 Euro bieten China Air, British Airways, Skandinavian Airlines, Fin Air, etc. deutlich angenehmere Flüge an. Den Rückflug nach Düsseldorf habe ich direkt bei der polnischen Fluggesellschaft LOT für etwa 450 Euro gebucht. Es war zu dem gewünschten Termin das beste Angebot. 1.2 Gepäck Airosvit Airlines erlaubt 30 kg Gepäck sowie maximal 10 kg Handgepäck, LOT Polish Airlines erlaubt 20kg Gepäck und max. 10 kg Handgepäck. An die 20kg bzw. 30 kg sollte man sich mehr oder weniger halten, das Handgepäck wird dagegen meist nicht so streng kontrolliert. Man sollte sich vorher fragen, was man unbedingt für einen kalten Winter und einen warmen Sommer braucht. Außerdem kann man in Peking sehr günstig Kleidung kaufen. Auch Bücher kann man sich zu einem kleinen Aufpreis ohne Probleme z.B. via Amazon nach Peking liefern lassen, da das Angebot in Peking begrenzt ist. Wichtiger sind bestimmte Medikamente und Nahrungsmittel, an die man nicht so leicht in Peking herankommt. Es ist ratsam während des Aufenthaltes regelmäßig Gepäck mit Besuchern nach Hause zu schicken, damit man beim Rückflug kein Übergepäck hat. 1.3 Visum Man sollte sich frühzeitig um ein Visum bemühen. Hierfür braucht man neben dem ausgefüllten Visumsantrag vor allem die Einladung der chinesischen Universität und ein ausführliches Gesundheitszeugnis. Besonders wichtig ist den Beamten in der Botschaft, dass kein Europäer Aids oder Syphilis (!) nach China schleppt, also dem Arzt vorher genau sagen, was alles unbedingt ins Gesundheitszeugnis hinein muss. So spart man sich beim Visumsantrag mehrere Besuche in der Botschaft. Man bekommt ein Visum für 3 Monate ausgestellt, welches man direkt bei der Registrierung an der Universität durch die Firma „Trader’s Link“ verlängern lassen muss. Hierfür bezahlt man eine Gebühr und muss dann für ein paar Wochen ohne Reisepass zurechtkommen (immer eine Kopie von Reisepass und Visum mit sich tragen!). 2. Leben in China 2.1 Reisen Von Peking aus lassen sich prima Reisen mit dem Zug oder Flugzeug starten. Vor allem entlang der Ostküste lassen sich die größeren Städte und kulturellen Sehenswürdigkeiten wunderbar mit dem Schnellzug besuchen. Das Reisen mit dem Schnellzug ist zwar deutlich teurer als mit den Bummelbahnen, dafür spart man aber eine Menge Zeit und bekommt meistens auch sehr kurzfristig noch Tickets. Eine Fahrt mit dem Bummelzug gehört sicherlich zur China-Erfahrung dazu, nach 20 Stunden zusammengepresst im völlig von Zigarettenrauch vernebelten Abteil lernt man - trotz der netten Gespräche und der originellen Erfahrung - den Schnellzug wieder zu schätzen. Es wäre schade, wenn man sich beim Reisen – wie viele internationale Studenten und Touristen – nur auf Peking, Schanghai, Hong Kong und Tibet begrenzt. Vor allem in Xinjiang, Yunnan und Chinas Nordosten (Dongbei) warten großartige Abenteuer. 2.2 Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants Im Viertel Wudaokou gibt es einige größere Supermärkte (wie z.B. im UCenter), sowie viele kleinere Läden und Märkte, wo man Lebensmittel relativ günstig einkaufen kann. Einige westliche Marken sind in den Supermärkten allerdings unverhältnismäßig teuer. Etwa 10 Minuten mit dem Taxi von der Metrostation „Wudaokou“ entfernt, befindet sich ein Carrefour sowie ein Walmart. Außerdem gibt es in Wudaokou eine große Anzahl von asiatischen und westlichen Restaurants mit günstigen Preisen, sowie die bekannten westlichen Fastfoodketten. Viele Restaurants bieten auch einen Lieferservice (manchmal mit Aufpreis) an. 2.3 Kontakte Internationale Studenten lernt man leicht über den Sprachkurs, sowie über DAAD-Veranstaltungen, Couchsurfing-Meetings und andere Event kennen (siehe: www.thebeijinger.com). Schwieriger ist es Chinesen kennenzulernen. Eine Möglichkeit ist, sich an der Universität einen Sprachpartner zu suchen (am schwarzen Brett hängen normalerweise viele Angebote), sowie an Universitätsveranstaltungen teilzunehmen. Außerdem sind viele Chinesen aus den verschiedensten Gründen (z.B. Interesse am Christentum) an einer „Freundschaft“ mit Ausländern interessiert. 2.4 Lebenshaltungskosten Das Stipendium beinhaltet einen Platz in einem Doppelzimmer auf dem Universitätscampus. Ein Zimmer in einer WG in Wudaokou kostet dagegen zwischen 250 und 350 Euro pro Monat. Carrefour und Walmart sind generell die günstigsten Supermärkte, aber auch in den kleinen Läden kann man seinen täglichen Bedarf relativ günstig decken. Wudaokou bietet eine Menge günstiger und guter asiatischer Restaurants, preislich ungeschlagen ist aber die eher mittelmäßige Universitätskantine (zwischen 1€ und 1,50€ pro Mahlzeit). Am Osttor der Beijing Normal University befinden sich außerdem das großartige Sushi-Restaurant Ishi (halber Preis für Studenten!), einige kleine chinesische Restaurants sowie ein Subway und McDonalds. Wem die Turnhalle in der Universität zu voll ist, der findet in unmittelbarer Nähe der Metrostation „Wudaokou“ den modernen Fitnesscenter „Nirvana“ mit neuesten Geräten und vielen Kursangeboten (der Preis wird ausgehandelt!). Eine Taxifahrt beginnt bei RMB 10 (für die ersten 3km), allerdings ist der Verkehr in Peking vor allem während der Rush Hours sehr stockend. Ein Besuch beim Friseur kostet etwa 5 Euro, wobei die Qualität sehr unterschiedlich ist. Im U-Center in Wudaokou gibt es beispielsweise einen akzeptablen und günstigen Friseursalon im Untergeschoss neben dem Supermarkt. Restaurants, Bars und Clubs in Wudaokou, Sanlitun und Houhai – den Vierteln, wo Expats typischerweise ausgehen – haben ihre Preise dementsprechend angehoben. 3. Die Universität 3.1 Anreise zum Studienort Sollte man sich nach Ankunft am internationalen Flughafen in Peking dazu entscheiden per Taxi ins Zentrum zu fahren, sollte man aufpassen, dass man nicht über den Tisch gezogen wird. Von „inoffiziellen“ Taxis ist generell in Peking abzuraten, zumal sie meist teurer sind und sich der vereinbarte Preis während der Fahrt plötzlich ändern kann. Alternativ kann man auch mit dem Zug ins Zentrum fahren. 3.2 Lage der Hochschule Die Beijing Normal University befindet sich nordwestlich vom Zentrum, in der Nähe der Metrostation Jishuitan. Diese liegt auf der Metrolinie 2 (Ring) und man hat somit eine tolle Verbindung ins Zentrum, zum Botschaftsviertel im Osten oder zu den weiter außerhalb gelegenen anderen Universitäten. Neben Bus und Metro ist ein Elektroroller eine sinnvolle Investition, wenn man vorhat längere Zeit in Peking zu bleiben. Hierfür braucht man keine Lizenz (wie beim Auto), allerdings ist der Verkehr in Peking gewöhnungsbedürftig. 3.3 Unterkunft Die Universität stellt einen Platz in einem Doppelzimmer kostenlos zur Verfügung. Möchte man ein Einzelzimmer und diverse Dienstleistungen wahrnehmen, muss man kräftig draufzahlen. Ich habe mich mit Freunden für eine WG im Viertel Wudaokou entschieden und dies auch nie bereut. Man muss meist einen Jahresvertrag abschließen, kann diesen aber später weiterreichen (vorausgesetzt man findet einen neuen Mieter und der Vermieter spielt mit). 3.4 Kosten Die Kosten für das Studium hat netterweise der DAAD und CSC übernommen, somit bleiben nur etwa 60 Yuan für die Anerkennung des Gesundheitszeugnisses und mehrere Hundert Yuan für die Verlängerung des Visums übrig. 3.5 Einschreibformalitäten Die Einschreibung in der BNU ist sehr gut organisiert. Man muss mehrere Stationen durchlaufen und am nächsten Tag noch einmal wiederkommen um seinen Studentenausweis abzuholen. Die Visaverlängerung wird sofort vor Ort beantragt. Es helfen erfahrene internationale Studenten bei Problemen und das Begrüßungspaket enthält sogar ein T-Shirt! 3.6 Anerkennung des Gesundheitszeugnisses Netterweise ist bei der Einschreibung ein Vertreter des Beijing International Hospital vor Ort, so dass man sich den Weg zum internationalen Krankenhaus und die Wartezeit vor Ort ersparen kann. Internationale Studenten an anderen chinesischen Universitäten genießen diesen Luxus meist nicht. 3.7Aufenhaltsgenehmigung Nachdem ich den Mietvertrag unterschrieben habe, bin ich mit der Vermieterin zu einer lokalen Behörde und anschließend zur lokalen Polizeistation gegangen um mich registrieren zu lassen. Dies sollte man so schnell wie möglich tun. Nach Verlängerung des Visums (nach etwa einem Monat), enthält das neue Visum gleichzeitig die Aufenthaltsgenehmigung und man muss noch einmal zur Polizeistation um die neuen Daten registrieren zu lassen. 3.8 Medizinische Versorgung Beim International Medical Center Beijing (http://www.imcclinics.com/) bekommt man häufig schon am nächsten Tag einen Termin und die medizinische Betreuung ist auf anständigem Niveau. Als Zahnarzt empfehle ich Dr. Arnulf-Reimar Metzmacher (Elite Dental Clinic, Wangjing, Huajiadi and Lido 望京花家地丽都, Rm 205, Tower A, Boya International Center, 1 Lize Zhongyi Lu, Wangjing, Chaoyang District, Tel.: 8256 2568). 4. Verlauf des Studiums 4.1 Einstufungstest Der Einstufungstest besteht aus einem Hörtest und einem persönlichen Gespräch auf Chinesisch. Die Universität weist dann einige Tage später eine Klasse zu. Ein Wechsel in ein höheres oder niedrigeres Level ist in den ersten Wochen möglich. Um in ein höheres Level zu wechseln, muss man allerdings an einem weiteren Test teilnehmen und ihn „bestehen“. 4.2 Unterrichtsstil 1. Semester Mir wurde von vielen Studenten berichtet, dass der Sprachunterricht an der Beijing Normal University vergleichsweise gut ist. In beiden Semestern hatte ich sowohl kompetente und erfahrene Lehrer/innen als auch unerfahrene und weniger kompetente. Über den Unterrichtsstil lässt sich streiten. Auf dem Level 101 gibt es drei Klassen mit verschiedenen Schwerpunkten: Hörverstehen, Diskussion und Leseverstehen. Die beiden letzteren Klassen unterscheiden sich kaum voneinander. Der Unterricht ist sehr an den Büchern („Jump High“ – A Systematic Chinese Course“) orientiert, man darf hier keine Flexibilität erwarten. Im Folgenden, die verschiedenen Klassentypen: Hörverstehen: Der Lehrer liest einen Text aus dem Kursbuch vor bzw. spielt ihn per CD ab. In 50 Minuten (eine Unterrichtsstunde) werden im Durchschnitt etwa 2-3 Sätze ständig wiederholt, woraufhin die Studenten sich gegenseitig vom Lehrer vorgegebene Fragen zu jeweils einem Satz stellen müssen. Diskussion: Nach der Lektüre des Kurstextes wird meist immer wieder dieselbe Frage wiederholt, bis alle (durchschnittlich) 15 Studenten in der Klasse sie beantwortet haben. Dies verschlingt viel Zeit. Davon abgesehen erklärt die Lehrerin die Grammatik und es gibt ein bis zwei Vokabeltests per Woche. Leseverstehen: Auch hier wird ein ähnlicher Kurstext gelesen (die Bücher sind alle aufeinander abgestimmt), Fragen gestellt und Vokabeln getestet. Unsere Lehrerin bevorzugte es die Studenten nacheinander an die Tafel zu holen um zu checken, ob sie auch ihre Hausaufgaben gemacht haben. Man kann sich ausmalen wie viel Zeit auf diese Weise verloren geht, aber zumindest stellt sich anschließend heraus wer gelernt hat und wer nicht! Fazit: Die Unterrichtsmethoden werden leider nicht immer den Bedürfnissen und dem Alter der Sprachstudenten gerecht. Der Unterricht ist starr und bisweilen langweilig. Trotzdem erweitert das ständige Vokabellernen den Wortschatz und bei vier Stunden Unterricht pro Tag stellt sich natürlicherweise ein gewisser Lerneffekt ein. Die Unterrichtszeit könnte halt nur deutlich effektiver genutzt werden und etwas Abwechslung täte der Konzentrationsfähigkeit der Studenten gut. Hinzu kommt, dass viele Studenten gar kein Interesse daran haben die chinesischen Schriftzeichen per Hand schreiben zu können, da man ohnehin während des Studiums den Computer benutzt. Hierauf wird aber mit Abstand die meiste Zeit verwendet. 2. Semester Auf dem Level 102 gesellt sich zu den drei bereits erwähnten Kursen (die im Stil gleich bleiben, auch wenn jetzt zügiger voran gegangen wird und die Texte länger und schwieriger werden) ein vierter Kurs hinzu: Zeitung lesen. In diesem Kurs liest man ausgewählte Zeitungstexte, die in einem Reader zusammengestellt wurden. Erfrischend ist, dass sich diese nicht an den Büchern aus den anderen Kursen orientieren. Die Texte sind vergleichsweise anspruchsvoll und es wird nur wenig Zeit auf einen Text verwandt. Außerdem muss jeder Student jede Woche eine Präsentation einreichen, während zwei Studenten jede Woche ihre Präsentation vor der Klasse vortragen. Dieser Kurs gefiel mir insgesamt recht gut, da er gezielt auf das Lesen von chinesischen Zeitungen und Artikeln vorbereitet und aus den Präsentationen der Studenten interessante Diskussionen über aktuelle und relevante Ereignisse entstehen. Fazit: Im Nachhinein kann ich jedem ehrgeizigen Studenten empfehlen von Level 100 (absoluter Beginner) direkt auf Level 102 zu springen, denn hier lernt man deutlich schneller und auf interessantere Weise als auf dem unnötigen Zwischenlevel 101. 4.3 Anwesenheitspflicht Die Anwesenheit wird strikt kontrolliert und jede Fehlstunde hat Einfluss auf die Endnote. Pro Kurstyp sind sechs Fehlstunden pro Semester erlaubt, ansonsten wird man nicht zum Abschlusstest zugelassen. 4.4 Prüfungen In der Mitte und am Ende eines jeden Semesters stehen in jedem Kurs Prüfungen an, in welchen die Vokabeln und die Grammatik der Lektionen aus den Lernbüchern abgefragt werden. Diese sind auf Level 102 recht anspruchsvoll und man muss sich entsprechend vorbereiten. 4.5 Studienziel, –fortschritte und Fazit Das Studienjahr in Peking ist eine großartige Chance seine ChinesischKenntnisse ein deutliches Stück nach vorne zu bringen und tief in die chinesische Kultur einzutauchen. Für diese Chance bin ich dem DAAD sehr dankbar und es war ein sehr interessantes und ergiebiges Jahr. Was den, meiner Meinung nach, eher mittelmäßigen Chinesisch-Unterricht betrifft, so hängt der Lernerfolg vor allem von der Eigeninitiative über den Sprachkurs hinaus, ab. Der Umgang mit Chinesen, das Lesen einer chinesischen Zeitung und das Radio hören waren meiner Meinung mindestens genauso wichtig wie der leider etwas schwerfällige Unterricht. Als ich 2009 für einige Wochen in einer Kleingruppe in einer privaten Sprachschule in Peking Chinesisch lernte, war mein Eindruck vom Sprachkurs deutlich positiver als in der großen Gruppe in der Beijing Normal University.