Die besten spanischen Weine - Vinifera

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Die besten spanischen Weine - Vinifera
Die besten
spanischen Weine
des Jahres 2011
Wenn gewisse Händler 2011 irgendwie eher den Eindruck
vermittelt haben, sich von den grossartigsten spanischen Weine verabschiedet zu haben, verwöhnten uns andere Händler
dafür mit hochkarätigen Programmen. Sei es Casa del Vino,
das Geschäft von Frank Ebinger, Mövenpick Zug oder in einem bescheideneren Format Weinevents & Degustationen. Sie
alle organisierten für die eingefleischten Liebhaber der spanischen Weine unvergessliche Anlässe (20 Jahre Casa del Vino
bzw. der Abend mit Vega Sicilia, nicht zuletzt „Best of Spain
II“). Nicht zuletzt gaben auch einzelne Weinhändler, ja sogar
Verkostungsclubs die Möglichkeit, hervorragende Weine zu
verkosten, wie z.B. Weinsinn mit der grossen „Spanien und
Portugals Spitze“ oder Mövenpick mit dem Pesquera Janus
Gran Reserva 2003, welchen wir bereits anderweitig vorgestellt haben.
Im vorliegenden Bericht möchten wir die besten Weine aus Spanien vorstellen, welche wir 2011 verkostet
haben, ohne jedoch bisher etwas darüber geschrieben zu haben. Absichtlich haben wir uns auf die 25 besten
Erzeugnisse beschränkt. Eine schwierige (Aus)Wahl!! Einerseits haben wir um die 100 Weine verkostet,
welche wir mit mindestens 17/20 bewertet haben, andererseits lehnen wir es ab, Weine von einem einzigen
Händler vorzustellen. Frank Ebinger wird es uns nicht übel nehmen. Sein Programm beeindruckt auch so
durch die Vielfalt hervorragender Weine aus den verschiedensten Anbaugebieten, es ist uns aber ein massgebendes Anliegen, unsere Leser effizient und unabhängig vom Markt zu informieren.
Vielleicht sollten wir es vorweg zugeben. Die Verfassung des vorliegenden Berichtes hat uns vor eine weitere Herausforderung gestellt: Sollen wir Weingebiete ausklammern, deren Weingüter im Wettbewerb mit den
spanischen Marktdominatoren nicht mithalten können? Wir möchten uns trotzdem auf zwei Gebiete konzentrieren: Ribera del Duero und Valdeorras.
Im spanischen Weinmarketing hat 2011 eine wichtige Änderung gegenüber dem vorherigen Jahr stattgefunden: Nachdem die Winzer verschiedener Anbaugebiete ihre Weine vorgestellt hatten, konnte glücklicherweise festgestellt werden, dass das allgemeine Niveau deutlich höher war als noch ein Jahr zuvor.
2010 hatten uns die Weine von Mallorca nicht wirklich begeistert. 2011 haben wir diese Veranstaltung ausgelassen. 2010 stellten die Winzer der D.O. Jumilla und der D.O. Navarra ihre Weine einem quasi abwesenden Publikum vor (nicht ein Mal 30 Personen besuchten die jeweiligen Veranstaltungen).
2011 begab sich eine verkannte D.O. nach Zürich und der Anlass wurde zum richtigen und erfreulichen Erfolg: Valdeorras. Wir könnten nur empfehlen, ein Auge auf einzelne der 12 anwesenden Weingüter zu werfen: Bodega Roandi (für den tollen, schmackhaften Bancales Moral Mencia Barrica 2009 – 17/20), Bodegas Ruchel (für den strukturierten, extraktreichen, frischen und sehr jungen Mencia 2010 – 17/20), Bodegas
Valdesil (Valdesil Lias 2010 sowie Pezas da Portela 2008 haben wir 17/20 bewertet) oder noch Joaquin
Rebolledo (wenn der Winzer Trauben an der Grenze der Überreife offenbar bevorzugt, erweisen sich der
Godello 2010 und der komplexe Tinto Barrica 2009 als besonders gelungen – beide 17/20). Hingegen hof©Vinifera-Mundi
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fen wir, dass die Verantwortlichen von Virxen de Galir in den nächsten Jahren entscheidende Fortschritte
machen werden, was Marketing (Verfügbarkeit) und Weinbau (Rosa Rivero Crianza 2007 bewerteten wir
mit 15/20) anbelangt.
Ribera del Duero, 28. November 2011
2011 begaben sich 17 Winzer der D.O. Ribera del
Duero nach Zürich. Eine prestigeträchtige Appellation gab somit die Möglichkeit, die Richtigkeit
des gnadenlosen Berichtes von Decanter (2. November 2011) zu überprüfen: Kurz gesagt, zahlreiche Winzer des Anbaugebietes verstecken ihre
vermeintlichen Fehler bzw. ihren Dilettantismus
hinter einer masslosen Verwendung von Holz
(Roble). Der bekannte Pierre Mansour, Einkaufschef für Spanien bei der Wine Society, behauptete
am Ende der Decanter Verkostung, er habe nie
damit gerechnet, dass so viele Weine schlecht
seien. Es stimmt aber auch, dass Ribera del Duero
am Firmament des spanischen Weins weiter glänzen möchte. Anders gesagt, soll eine beträchtliche
Anzahl Weine mit den Höchstbewertungen hervorstechen, wenn eine Verkostung stattfindet.
Weine mit 17/20 kennzeichnen einen Erfolg in
unbekannten Anbaugebieten. Von einem Gebiet
wie Ribera del Duero erwartet jeder selbstverständlich mehr. In diesem Sinne erwies sich der
Anlass in Zürich als geistlos und betrüblich. Zunächst hielten sich die Vertreter gewisser Weingüter als die grossen Herren (nicht einmal die prestigeträchtigsten Bordeaux-Winzer benehmen sich
heute so!). Protos, Valduero und Pago de los Capellanes besuchten Zürich mit einer äusserst sparsamen Anzahl Flaschen von jedem Wein oder
schenkten ihn so sparsam aus (ca. 1cl), dass es
nicht möglich war, sich eine seriöse Meinung zu
bilden. Die Hälfte der Winzer hatte sich das Motto, einen Wein mit Holz ausbauen auf die Fahne(n) geschrieben. Ob ein Wein besser schmeckt,
weil eine Selbstverständlichkeit als Marketinginstrument verwendet wird, stimmt mich ziemlich
nachdenklich. Ein Wein schmeckt zunächst, weil
der ganze Prozess, vom Weinberg bis zur Abfüllung, tadellos eingehalten wurde, Holz bleibt dabei stets eine Ergänzung.
Besonders interessant waren folgende Weine:
Von den Bodegas Cuevas Jimenez lohnt ich definitiv, einzelne Flaschen vom Ferratus 2006 sowie vom Ferratus Sensaciones 2005 einzulagern.
Der erste wurde aus 30 bis 80jährigen Rebstöcken
gewonnen und bietet eine schöne Frucht, Würze,
aber auch Mineralität im delikaten und interessanten Bouquet. Runder, strukturierter Gaumen mit
viel zu jungen, heftigen Tanninen. Warten ist also
angesagt. 17/20. Der Sensaciones 2005 bestätigt
das Bild, welches der Ferratus 2006 übermittelt,
besitzt allerdings eine zusätzliche Komplexität.
Ebenfalls 17/20. José Peñin bewertet den Ferratus
2006 mit 94/100.
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Die Bodegas Imperiales boten zwei erfreuliche Weine, den ausgewogenen und süffigen Abadia de San
Quirce Gran Reserva 2001 (17/20) und den eleganten, finessenreichen, langlebigen Abadia de San Quirce
Finca Helena 2006 (ebenfalls 17/20). Beim Gran Reserva 2001 gefällt das Zusammenspiel zwischen dem
leicht würzigen, relativ komplexen Bouquet und dem überzeugend eingebundenen Holz.
Während die riesige Bodegas Pinord drei Weine vorstellte, bleibt uns der Vaquos Crianza 2007 mit seinem
klassischen, spanischen Charakter, seinen Früchten in Hülle und Fülle, seiner runde und ausgewogene Würze
sowie seiner stützenden Säure wegen, in guter Erinnerung. Parker bewertet diesen Wein mit 88/100, wir sind
bei 17/20.
Unter den drei Weingütern, welche wir am Anfang des vorliegenden Abschnitts aufs Korn genommen haben,
empfehlen sich die Erzeugnisse der Bodegas y Viñedos Valduero, ohne zu zögern. Sei es der Valduero Reserva 2005, der Valduero 6 Años 2004, der Valduero Gran Reserva 2001 oder, nicht zuletzt, der Valduero Crianza 2007, hierbei handelt es sich stets um grossartige Werte, welche eigentlich in keinem Keller
fehlen dürften. Muss ein köstlicher, spanischer Wein zwangsläufig ein Alion, ein Pintia oder ein Clio sein?
Valduero beweist uns das Gegenteil. Leider konnten diese Weine aber nicht verkostet werden… Hingegen
können wir die Bewertung von Decanter was den Pagos de los Capellanes Reserva anbelangt, nicht wirklich
nachvollziehen. Decanter bewertet den Jahrgang 2007 mit 19/20, während wir dem 2006er blosse 16/20 erteilen.
Die unverzichtbare Empfehlung der beschriebenen Veranstaltung stammt aus
einem Weingut, welches uns bis vor kurzem nicht bekannt war: Vega Clara. Die
junge und sympathische Clara Consejo Mir (Foto links) stellte zwei Jahrgänge
von ihrem Mario VC Roble, den 2008er und den 2009er vor. Während die
grosse Mehrheit der Weine der Ribera del Duero ausschliesslich aus Tempranillo bestehen, ist der Mario jeweils eine Assemblage von Tempranillo (2008:
77%, 2009: 75%) und von Cabernet Sauvignon (2008: 23%, 2009: 25%). Auf
ihrer gelungenen Website erwähnt Clara Consejo Mir den Physiker und Universalgenie Albert Einstein: „Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das
Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“ Der Ausbau der Weine
erfolgt zu 1/3 in einjährigen, zu 1/3 in zweijährigen und zu 1/3 in dreijährigen
Fässern. Die Fässer stammen zu 1/3 aus Frankreich, zu 1/3 aus Amerika und zu
1/3 aus Ungarn. Diese fast wissenschaftliche Kombinatorik erbringt die erwarteten Ergebnisse: Beide Jahrgänge fallen durch eine grossartige Komplexität mit
Kaffeenoten, Leder, einem perfekt eingebundenen Holz, Rotbeeren, einer tolle
Würze (im 2008er), einem Hauch Speck (im 2008er), rote
Paprika, Schokolade (im 2009) auf. Nicht nur komplex ist das Ganze, sondern auch tiefsinnig (der 2008er),
relativ verschlossen (der 2009er), harmonisch und griffig, besonders ausgewogen und rassig. Wenn der
2008er eine zusätzliche Rasse aufweist, drückt sich der 2009er währenddessen in einem köstlichen, französischen Stil aus. Wir bewerten den 2008er mit 18/20 und den 2009er mit 17.75/20. Unbedingt kaufen, sobald
diese Weine in der Schweiz verfügbar sind.
Im Rahmen der grossartigen Veranstaltung von Mémoire
& Friends, welche Ende August 2011 stattfand und,
welche wir anderweitig bereits vorgestellt haben, stellten
die Bodegas Abadia Retuerta ihre fünf Weine vor, darunter vier im jüngsten verfügbaren Jahrgang, 2009. Diese
Erzeugnisse waren eindeutig die Entdeckung der Veranstaltung „Die fünfte Weinschweiz“. In diesem spezifischen Rahmen hatten die Organisatoren der Mémoire and
Friends 18 Schweizer Produzenten aus Europa sowie aus
der Neuen Welt beauftragt, ihre Weine vorzustellen. Die
in der D.O. Sardo de Duero angesiedelten Bodegas Abadia Retuerta gehören Novartis. Die Bodegas wurden im
XII. Jahrhundert gegründet. Abadia de Santa Maria de
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Retuerta bedeutet „Mariä-Abtei am geschlängelten Ufer“. Auf der Website des Weinguts erfährt man, dass
Abadía Retuerta 1988 Vicente Sotés, Professor an der Technischen Hochschule von Madrid, und Pascal Delbeck, den önologischen Berater vom Chateau Ausone beauftragte, die Neubepflanzung des Weinbergs und
den Bau einer modernen Weinkellerei zu leiten. Abadía Retuerta gilt heute aus vorbildliches Weingut: Die
Rebanlagen und die modernsten technischen Anlagen mit ausgefeilter Temperaturregelung, aber auch die
klassischen Eichenholzfässer, gehören zu den besten Spaniens. Die Weine der Bodegas verdienen die Aufmerksamkeit der Weinliebhaber.
Der Abadia Retuerta Seleccion Especial 2008,
eine Assemblage aus 75% Tempranillo, 20% Cabernet Sauvignon und 5% Merlot, erweist sich als
moderner, fruchtbetonter Wein mit einem richtigen, klassischen spanischen Charakter. Insbesondere sein erfreuliches Preis/Leistung Verhältnis
dürfte ihm helfen, ein breites Publikum zu überzeugen. 17/20. Parker bewertet diese „very good
value“ mit 90/100.
Mit dem Pago Negralada 2009 verabschieden wir
uns vom Bereich der gelungenen und bekömmlichen Weine, um denjenigen der grossartigen Erzeugnisse zu erreichen. Dieser reinsortiger
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Tempranillo beginnt mit einem gewaltsamen, vielschichtigen Bouquet nach süssen, aber auch leicht
bitteren Kirschen (Amarena), Schwarzbeeren, köstlicher Lakritze sowie etwas Kaffee. Dieses Bouquet verführt und machte uns richtig scharf darauf, mehr über das Weingut zu erfahren. Was auch erfolgte, da wir
uns 10 Minuten lang mit Hr. Álvaro Pérez Navazo, dem Marketingmanager der Bodegas unterhalten konnten. Im Gaumen bestätigt der Negralada 2009 die ersten genialen Eindrücke. Die Frage, ob dieser Wein als
Machowein zu beschreiben sei, angemessen wäre, stellt sich nicht. Seine Tannine zeigen keine Strenge, keine Hyperkonzentration, keine geschmackliche Gewalt, keine Einseitigkeit… Und genau das gefällt. Er ist
und bleibt ein spanischer Wein mit allem, was man auf einem sehr hohen Niveau erwartet, mit allem was ihn
unwiderstehlich macht. Die Frage, wieso dieser Wein nicht gerade günstig sei, wurde gestellt. Obwohl bisher
nicht mit stratosphärischen Noten durch Parker bewertet wurde (92/100 für den Jahrgänge 2004 und 2006,
93/100 für den 2003er). Die Antwort war besonders ehrlich, genauso wie dieser Wein, welchen wir mit
18.5/20 bewerten. Dieser Wein konnte im Rahmen der geführten Verkostung über die Grande Pagos de
España, welche exklusiv für die Fachleute organisiert wurde, wieder verkostet werden. Die Bewertung von
18.5/20 wurde bestätigt.
Der Pago Valdebellón 2009, ein reinsortiger Cabernet Sauvignon, zeigt ein komplexes und tiefsinniges
Bouquet mit enorm viel Schwarzbeeren, Veilchen im Hintergrund, Kräuter und perfekt eingebundenem
Holz, Graphit und mineralischen Noten, welche die Rolle der Grundschicht spielen. Der ausgewogene, strukturierte und schmackhafte Gaumen liefert das Fundament zu allen Gefühlen, welche während der Verkostung entstanden sind. Es steckt sehr viel Arbeit in diesem Wein, wobei er überhaupt nicht als „gemacht“
wirkt. Eine tolle Leistung und eine potentielle Einkaufspriorität. 18/20
Der Pago Garduña 2009 besitzt alle Argumente, um sich in einer Blindverkostung grandioser Syrah Weine
hervorragend zu klassieren. Am liebsten Hermitage, Ermitage & Co. Enormes Bouquet mit Rot- und Blaubeerenkompott, Veilchen, feinem Speck, geröstetem Fleisch, Pfeffer und perfekt eingebundenem Holz. Erneut ein geniales Versprechen, ja sogar ein sinnliches, unwiderstehliches Angebot für die zwanzig nächsten
Jahre. Der Gaumen zeigt sich samtig, fruchtig, strukturiert, explosiv und unwiderstehlich. Er gibt eine unwahrscheinliche Rasse in diesem Wein, die Tannine sind extrem delikat und dicht, die Gerbstoffe liefern ein
tolles Gegengewicht, all dies bringt diesen Wein zu seiner Perfektion, bei der sein Preis plötzlich nebensächlich wird. Das ist Kultur pur, das ist der Beweis schlechthin, dass Syrah auch in Spanien genial werden kann.
Unbedingt kaufen. 18.5/20. Álvaro Pérez Navazo machte mich darauf aufmerksam, dass der Jahrgang in die
Annalen eingehen dürfte. Dieses Argument reicht aber nicht aus, um so eine Klasse zu begründen.
Nicht zuletzt konnte der reinsortige Petit Verdot 2009 verkostet werden. Ein zauberhafter Moment und der
eklatante Beweis der Grösse der modernen Rioja Weine. 999 Flaschen wurden von diesem Wein abgefüllt.
Extrem klassisch, extrem kräftig, extrem subtil und sanft im Gaumen, ein Wein für die Extremisten, welche
zugleich eingefleischte Hedonisten sind. 19/20.
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Zwei Überraschungen?
Bei Boucherville freut sich jeder Weinliebhaber
über die laufend grossartige Auswahl an tollen
deutschen Weinen. Joh. Jos. Prüm, Karthäuserhof,
Van Volxem, Von Othegraven, Emrich Schönleber und eine Vielfalt weiterer Weingüter sind bei
Boucherville zu Hause. Von diesem Händler würde man vermutlich weniger erwarten, dass er auch
ganz grossartige spanische Weine vermarktet.
Wenn wir auch die Weine von La Rioja Alta,
welche durch Parker sehr gut bewertet werden,
nicht verkosten konnten (dafür haben wir sie 2012
verkosten dürfen), so freuten wir uns, die Weine
der Bodegas Naia, aus dem Anbaugebiet Rueda
(wir haben bereits 2010 über diese D.O. berichtet)
wieder geniessen zu dürfen. Die Bodegas Naia
gehören zur Weingruppe Avanteselecta, welche
nicht nur eine ganze Reihe bekannter Bodegas,
sondern auch die weltweit bekannte und berühmte
Dominio de Atauta besitzt. Der Dominio de Atauta 2006 der gleichnamigen Bodega gehört zu den
besten spanischen Weinen, welche wir 2011 verkosten durften. Dementsprechend wird er in einem späteren Absatz des vorliegenden Berichts
vorgestellt.
Im hochgelegenen Rueda-Tal keltern die Bodegas
Naia drei Weine, welche den ganz grossen Verdejos der Region angehören. Der Naiades ist unser
klarer Favorit, obwohl auch die anderen einem
aufgeschlossenen Publikum gefallen dürften.
Zugleich liess uns ein weiteres Weingut nicht
gleichgültig, die Bodega Pujanza.
Der reinsortige Rueda Naiades 2008 der Bodegas
Naia (97/100 Guia Proensa) bietet ein intensives,
aber auch elegantes Bouquet mit sehr viel Zitrus
und exotischen Früchten, wobei sich die Komplexität erst nach zwei Stunden entfaltet. Wir haben
den Wein ein paar Tage lang behalten, um seine
Entwicklung zu beobachten. Nach fünf Tagen
erwies sich das Bouquet immer noch als wunderschön ausgewogen, subtil und fein, wobei sich die
Holzwürze deutlich gemildert hatte. Der Gaumen
ist nicht unmittelbar zugänglich und bestätigt,
dass dieser Wein dekantiert werden soll. Kräftig,
frisch, üppig und vollmundig, so zeigt sich dieser
Gaumen. Mineralisch und mit einem gut eingebundenem Holz ausgestattet. Voluminös und mit
einem prägnanten Säure, dieser Wein besitzt viele
Eigenschaften, welche beweisen, dass Spanien im
Bereich der Weissweine mit Italien nicht verwechselt werden kann. Ein langer Abgang und
eine verdiente Note von 18/20.
Der Rioja Pujanza Norte 2007 der Bodegas y
Vinedos Pujanza (100/100 Guia Proensa) ist ein
sehr junger Wein und wir waren uns lange nicht
einig, ob dieser Wein von bis zu 80 Jahre alten
Rebstöcken, mit strengster Selektion von der Einzellage Valdepoleo (La Vina Grande) gross ist
oder nicht. Doch erteilen wir ihm 18/20, während
Parker ihn mit nicht weniger als 94/100 bewertet.
Ein dichtes, komplexes, subtiles und tiefsinniges
Bouquet mit schwarzen Beeren, Espresso, Würze,
schön eingebundenem Holz, balsamischen und
leicht süssen Noten offenbaren sich und wachsen
mit der Zeit, wenn sich der Wein unter Einwirkung von Sauerstoff im Glas entwickeln kann.
Dieses Bouquet bietet eine unglaubliche Klasse,
wobei deren Vielschichtigkeit zunächst verwirren
kann. Im konzentrierten Gaumen fällt insbesondere die geniale Säure auf, welche überhaupt nicht
stört. Stattdessen scheint sie der Harmonie des
Weins ein Gerüst zu liefern. Die Tannine sind
feingliedrig, der Körper opulent und saftig, es gibt
sehr viel Geschmack darin und man möchte in
zehn Jahren den Pujanza Norte 2007 wieder verkosten. Eine klare Einkaufsempfehlung.
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Wein-Events
Seit langen Jahren organisiert Wein-Events spannende Verkostungen. Seit Januar 2009 erfolgt ein jährlicher Zyklus über die
besten spanischen Weine. Wir haben bereits darüber berichtet.
Am 4. März 2011 wurden 16 grossartige Weine in der Anwesenheit begeisterter Teilnehmerinnen und Teilnehmer entkorkt.
Wenn gewisse Ergebnisse am Ende der Verkostung nicht wirklich erstaunten, wie z.B. mit dem Terra Incognita 2004 von
Valtostao (Durchschnittsbewertung: 17.42/20, Vinifera-Mundi:
17/20, 12. Rang) oder dem Libranza 2004 von Matarredonda
(Durchschnittsbewertung: 16.42/20, Vinifera-Mundi: 16/20, 16.
Rang), überraschten andere Weine. Der grossartige Cirsion
1999 gelangte zu einem erstaunlich schlechten Ergebnis (vorletzter Rang mit einer Durchschnittsbewertung von 17.42/20).
Wir möchten uns auf die Weine der Viva España II vom 4. März 2011 konzentrieren, welche uns besonders
angesprochen und zugleich sehr gute Bewertungen erhalten haben.
Der Aalto PS 2001, ein Kultwein aus der D.O. Ribera del Duero, sollte aufgrund seines Preises keinen Weinliebhaber beunruhigen. Gemessen an seiner Qualität erweist sich dieses Monument als besonders preiswert. Da ich ihn bereits in mehreren
Jahrgängen verkostet habe, gehört der 2001er eindeutig zu den
Einkaufsprioritäten, welche bei ganz grossen Momenten des
Lebens entkorkt werden sollen. Zunächst gilt 2001 als ein ausserordentlicher Jahrgang in Spanien. Priorat, Ribera del Duero
und andere Anbaugebiete profitierten von besonders günstigen
Bedingungen von der Blüte der Rebstöcke bis zur Ernte. Dann
ist die Persönlichkeit des Winzers nicht zu unterschätzen. Mariano Garcia war 30 Jahre lang der Weinmacher von Vega Sicilia
und der Mann, welcher es ermöglicht hat, dass Ribera del Duero
nicht nur eine D.O. wurde (zu einer Zeit, zu welcher nicht irgendwas eine eigene D.O. werden konnte), sondern auch zu einer D.O., welche weltweit beneidet wird. Victor de la Serna, einer der wichtigsten Redaktoren
der renommierten Zeitung El Mundo und zugleich eine der spanischen Weinauthoritäten, behauptete einmal,
dass Mariano Garcia viel mächtiger als Ribera del Duero sei.. Der Aalto PS 2001 besitzt eine umwerfende
Nase mit Tonnen von Blaubeeren, Veilchen, Rauchnoten, Schwarzbeerenlikör, Röstaromen, Tabak, Schokolade und eine Menge weiterer delikaten Düfte, welche diesem Wein einen seltenen Status verleihen. Gigantisch und unwiderstehlich ist das. Im Gaumen fallen die fast provokative Extrahierung der sehr reifen Beeren
(wären sie zwei Tage später geerntet worden, wäre dieser Wein bestimmt eine Karikatur geworden) auf, aber
auch die Struktur und die Kraft. Das Holz ist perfekt eingebunden, die Tannine in Hülle und Fülle zeigen
sich ausgefeilt, es gibt Fruchtkonfitüre darin, aber auch eine unwahrscheinliche Eleganz. Gewisse Weinliebhaber stellen sich aber die Frage, ob der Aalto PS überhaupt längerfristig gelagert werden kann. Wen interessiert es wirklich? Dieser Wein bereitet heute enorm viel Spass und vervollständigt sogar seine Eroberung mit
einem langen, saftigen Abgang. 19/20
Aalto, der kleine Bruder vom PS, ist im Jahrgang 2006 wieder eine kleine Sensation. Im Rahmen der Verkostung wurde er in der gleichen Serie wie die zwei weniger glücklichen Weine, welche wir ein paar Zeilen
früher erwähnt haben, und der Pintia 2004 (17/20 an diesem Abend, seitdem 18/20) ausgeschenkt. Dennoch
konnte dieser Wein imponieren und drückte die restlichen Weine der Serie an die Wand. Dieser Wein besitzt
eine gewaltige Kraft und setzt sich schliesslich durch seinen fabelhaft unendlichen Abgang durch. Im Bouquet lassen sich Espresso, Minze, Holzvanille, Schwarzbeeren, Johannisbeerenlikör, Leder und weitere
Aromen erkennen. Das Bouquet ist konzentriert, komplex, vielleicht eindimensional (unbedingt lange im
Voraus öffnen!!), tief, modern, nicht unbedingt subtil (man verzeiht ihm das gerne), harmonisch,… Im Gaumen bestätigen sich alle diese Eindrücke, der ist breit, alle Elemente sind perfekt eingebunden, die Tannine
zeigen sich kräftig, die Säure ist präsent, aber bringt dem Ganzen eine seltene Balance. Ein ganz grosser
Wein aus den Händen eines Künstlers. 18/20.
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Aus dem gleichen Anbaugebiet wussten der geniale Pingus
1998 (18/20) und sein kleiner Bruder, der Flor de Pingus
2004 (18/20) zu überzeugen. Die Persönlichkeit des unnachahmlichen, dänischen Peter Sisseck muss nicht mehr vorgestellt werden. Jeder Weinliebhaber weiss, dass er zur Elite
der spanischen Winzer gehört. Genauso wie Dirk Nieeport
im Portugal. Diese Winzer haben ein seltenes Flair, die richtigen Böden auszuwählen und anschliessend kompromisslose Weinbaumethoden anzuwenden. Sei es im Weinberg oder
im Keller. 1995 wurde der erste Jahrgang vom Dominico de
Pingus vinifiziert (in Slang bedeutet Pingus Peter). Unmittelbar reagierten die Weinexperten mit ungeteilter Begeisterung. Sei es in Amerika oder in Europa, überall fand der
Wein Beifall. Trotzdem gelten 1998 und 1989 als die sog.
schlechten Jahrgänge dieses Weins. Parker bewertet den 1998er zum Beispiel mit 90/100. Also ein Wein,
welcher ein Vermögen kostet, um „bloss“ ein „08/15“ Vergnügen zu bieten. Theoretisch! Denn der Wein,
welcher am 4. März 2011 entkorkt wurde, gelangte schliesslich auf den dritten Rang der gesamten Verkostung und erhielt eine Durchschnittsbewertung von 18.31/20. Achim Becker (WineTerminator), welcher sich
auf gereifte Weine spezialisiert hat, beschreibt den Pingus 1998 als Crowd-Pleaser. Also ein teurer Spass?
An diesem Abend gefiel die Flasche dank ihren Schokoladennoten und ihrer grossartigen Geschmeidigkeit.
Trotzdem auszutrinken.
Der Flor de Pingus 2004 wurde in einem grandiosen Jahrgang „geboren“. Dicht und undurchdringlich! So
präsentiert sich dieser Wein, welchen wir schon wiederholt verkostet haben (auch viel zu jung). Ich muss es
zugeben, der Flor de Pingus hat mich nicht immer besonders angesprochen. Die Jahrgänge 2000 und 2001,
welche immer wieder als tolle Leistungen beschrieben wurden (und in vielen Schweizer Restaurants zu finden waren) hatten mich fast dazu gebracht, auf die Weine von Peter Sisseck zu verzichten. Der aufgrund der
gnadenlosen Hitze des Jahres schwierige 2003er hatte mich buchstäblich erobert. Der 2004er wirkt als
Kriegsmaschine, sein Aufbau lässt an die Leopard Panzer denken, man darf und kann denken, was man
möchte, sie sind unzerstörbar. Sie fahren durch eine hügelige Landschaft und begegnen potentiellen Mitbewerbern, fahren aber weiter, es kann ihnen nichts passieren. Eine enorme Frucht verströmt aus dem Glas und
verführt durch ihre Noten eingekochter Rot- und Schwarzbeeren, von gebrannten Fässern und Likör, Kaffee
und Holzvanille. Diese Nase wirkt extrem kräftig, harmonisch, tiefsinnig und vielschichtig. Der Gaumen fällt
durch seine verführerische Süsse auf, wobei seine Komplexität und seine ausserordentliche Klasse das Bild
sehr vorteilhaft aufrunden. 18/20. Parker bewertet den Flor de Pingus 2004 mit 98/100.
Aus dem gleichen Jahrgang wie der vorherigen Wein und
nicht weniger grandios, dennoch aus einem relativ verkannten Anbaugebiet (Jumilla), ist der Clio 2004 der Bodegas El
Nido. Die Bodega ist das Projekt von Jorge Ordonez, einem
der führenden amerikanischen Importeure von spanischen
Weinen, Chris Ringland, australischer Produzent (aus dem
Barossa Valley) höchstbewerteter Weine (der Shiraz wird mit
Noten zwischen 97 bis 100/100 durch Parker bewertet) und
Miguel Gil von den Bodegas Juan Gil, einem weiteren führenden Weingut der D.O. Jumilla. Das Projekt heisst ORO
Wines und umfasst nicht nur El Nido, sondern auch sechs
weitere Bodegas.
Clio, welcher als kleinen Bruder des gigantischen El Nido
wahrgenommen werden darf (beide gehören unbestritten zum
Besten, was in Spanien vinifiziert wird), erhielt eine Durchschnittsbewertung von 18.69/20 (Vinifera-Mundi:
18.5/20) durch die Teilnehmer der Verkostung von Wein-Events. Wie in jedem Jahrgang ist der Clio 2004
eine Assemblage von 70% Monastrell und 30% Cabernet Sauvignon. Das Bouquet zeigt eine beeindruckende Exuberanz und entwickelt sich in einem kräftigen, tiefsinnigen und leicht alkoholischen Format. Es verströmen Aromen von Veilchen, Eukalyptus (obwohl ein Teil des Holzes, in welchem der Wein ausgebaut
wurde, aus Frankreich stammt), Waldpilze, Humus, Blau- und Schwarzbeeren sowie Mokka. Eine tolle, ja
sogar umwerfende Komplexität, welche sich im Gaumen fortsetzt. Dieser bombastische Wein verführt durch
seine extreme Geschliffenheit und seine Länge. Jeder Liebhaber der Lebensfreude dürfte damit Mühe haben,
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sich vorzustellen, dass der Clio nicht der beste Wein der Bodega ist. Unbedingt kaufen! Nicht zuletzt kostet
der Clio jeweils ein Bruchteil davon, was er an Qualität und Spass bietet.
In einem ähnlichen Stil wird der Cirsion 1999 aus der Bodegas Roda den Teilnehmern der Verkostung anscheinend missfallen haben. Dieser Wein wurde mit 17.42/20 bewertet (Parker: 95/100). Glücklicherweise
wurde er dennoch in der letzten Serie ausgeschenkt, was gewisse (unqualifizierte) Kommentare verhindern
dürfte. Wie oft werden die Weine der ersten Serie weniger gut bewertet als in der letzten! Der Cirsion verkörpert allgemein das Schönste, aber vermutlich auch das Modernste, was heute in der D.O. Rioja vinifiziert
werden kann. Zunächst erfolgt die Auswahl der Reben akribisch. Auch wenn sich die gesamte Rebfläche des
Weinguts auf über 40ha erstreckt, werden Erträge von 14 bis 18hl/ha erreicht und höchstens 9‘000 Flaschen
abgefüllt. Es genügt, einen Vergleich zwischen dem klassischen Roda und dem Cirsion durchzuführen, um
den unwahrscheinlichen Quantensprung in der Qualität festzustellen. Die Tempranillo-Rebstöcke sind 70
Jahre alt und befinden sich in den besten Lagen der D.O. Rioja. Der Ausbau erfolgt in neuem französischem
Holz… Auf seiner Website gibt Jan Martel an, dass die Bodega Roda eindeutig zu den zehn besten ganz
Spaniens gehöre. Der Cirsion 1999 ist der dritte Jahrgang, welcher produziert wurde, wobei der 1997er nicht
auf den Markt gekommen ist.
Das Bouquet übermittelt einen gemischten Eindruck. Zwar lassen sich die Typizität der
Rebsorte und das Format eines unklassifizierbaren Weines erkennen. Dennoch ist der Cirsion 1999 bereits
über seinen Zenit. Pflaumen und allerlei Beeren sind vorhanden und erinnern mich an einen Christmas Cake,
wie sie bei Walker’s im schottischen Speyside gekauft werden können. Es fehlt aber der Auslöser, welcher
es ermöglichen würde, dass man sich in diesen Jahrgang verliebt. Ein Teilnehmer der Verkostung machte
mich darauf aufmerksam, dass ich vielleicht verwöhnt gewesen sei und bereits mehrere Jahrgänge des Cirsion verkostet hätte. Cirsion ist und bleibt ein Wein, welcher eigentlich viel mehr Respekt als das verdient,
was eine arithmetische Note auszudrücken vermag.
©Bodegas Roda
Eine Verkostung ohne Wein aus dem Priorat wirkt genauso verwaist wie die Sprache eines Schriftstellers,
welcher ohne Vokale arbeiten möchte. In der grossen französischen Tradition des Boulevardtheaters vergnügte sich Georges Feydeau damit, ein Stück zu schreiben, in welchem eine Figur nur die Vokale ausspricht. Das Vaudeville „La puce à l’oreille“ (Ein Floh im Ohr) ist absolut köstlich. Ob die Verkostung aber
ohne solche Weine es auch wäre, ist ein anderes Thema. Dementsprechend
verschuf sich Wein-Events zwei grosse Brocken, einerseits den Clos Mogador 2000 vom René Barbier (18/20), andererseits den Ermita 1994 von
Alvaro Palacios (ebenfalls 18/20). Zwei Winzer, welche nicht nur innerhalb
Spaniens Weinlandschaft eine ausserordentliche Rolle spielen, sondern auch
weltweit. Es geht um solche Menschen genauso wie um Wissenschaftler und
um diese Philanthropen, welche eine gewisse noble Idee der Menschheit, des
Fortschrittes und des Wissens hoch nach vorne tragen. Ein beneidenswertes
Ziel, für welche sich die Elite der Herzen (nicht diejenige des Scheins und
der Illusion, welche täglich in einer gewissen, autoproklamierten Presse bejubelt wird), des Teilens (was uns zu einer Diplomarbeit führt, welche ich mal über das
Thema „Gabe ohne Gegengabe“ schreiben musste) und der Kommunikation (nicht
derjenigen der Agenturen, welche ziemlich viel hinter Werbeslogans und
plakativen Lügen verschleiern) täglich engagiert. In diesem Sinne gehören
René Barbier und Alvaro Palacios dieser Elite an. Diese Authentizität,
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diese Klasse, aber auch diese Eleganz sind in ihren Weinen sofort erkennbar. Die Erzeugnisse solcher Winzer lassen sich in einem Register einordnen, in welchem die arithmetischen Bewertungen keine reale Bedeutung
mehr haben. Anders gesagt, erachten wir es als ein Privileg, an einem Moment des Lebens einen Ermita, einen Finca Dofi, einen Clos Mogador oder
einen El 8 (auch, wenn René Barbier mit sieben weiteren Winzern für diesen Wein zeichnet) verkostet haben zu dürfen.
El 8 2001, der Wein von La Vinya del Vuit
Der Ermita 1994, welchen wir anfangs 2010 bereits mit 18/20 bewerteten,
ist der zweite Jahrgang dieses Kulterzeugnisses. Der in diesem Jahrgang
verschnittene Wein aus 75% Garnacha (bis 110 Jahre alte Rebstöcke) und
25% Cabernet Sauvignon, bietet ein schönes, ausgewogenes und relativ
tiefsinniges Bouquet mit viel kompottierten Wildbeeren auf einer floralen
Grundlage. Was allerdings besonders animiert, ist diese Nase eines Grenache-Weins, welcher sich im Verlauf der Jahre besänftigt hat. Statt immer
noch eine grandiose und anregende Furie zu sein, welche Parker mit 97/100
und Stephen Tanzer mit 96/100 bewerteten, hat sich der Ermita 1994 in
einen sinnlichen Wein für Liebhaber exquisiter und raffinierter Momente
entwickelt. Im Gaumen fallen die immer noch vorhandene Säure, aber auch
die Kraft sofort auf. Diese Assemblage bereitet enorm viel Spass mit den
typischen Aromen eines besonders gelungenen Grenache. Die Teilnehmer
der Verkostung bewerteten diesen Wein mit 17.63/20.
Der Clos Mogador 2000 wurde im Durchschnitt mit 17.73/20 bewertet, wobei die Abweichung zwischen
der besten und der schlechtesten Note 1.25 Punkte betrug. Also ein sehr einvernehmlicher Wein. An diesem
Abend erreichten nur drei andere Weine so eine kleine Abweichung: Der Aalto 2006 sowie der Ermita 1994
mit je einem Punkt und der Cirsion 1999 mit 1.25 Punkten (was aufgrund seines vorletzten Rangs mit einer
Durchschnittsbewertung von 17.42/20 ein etwas hartes Urteil zu sein scheint). Drei Weine erregten die Gemüter mit einer Abweichung von 2.5/20 und verhinderten somit, dass ein Konsens entstand: Clos Erasmus
2000 (Vinifera-Mundi: 18/20, Durchschnitt: 17.63/20, 9. Rang der Verkostung, zwei Mal mit 16 bzw.
16.5/20 bewertet), Heid Marques Reserva 2006 (Vinifera-Mundi: 17.5/20, Durchschnitt: 17.48/20, 11.
Rang der Verkostung, zwei Mal mit 16 bzw. 16.5/20 bewertet) und Pintia 2004 (Vinifera-Mundi: 17/20,
Durchschnitt: 17.42/20, 12. Rang der Verkostung, zwei Mal mit 16 bzw. 16.25/20 bewertet). Dabei empfehlen wir diese drei Weine, welche wir wiederholt verkosten durften (oder sogar in unseren eigenen Kellern
besitzen) ganz eindeutig zum Kauf. Wir haben sie auch bereits anderweitig bewertet, wie z.B. im Bericht
Klein und Fein: Heid & Marqués! Eine Vertikale.
Eine beeindruckende Komplexität in der Nase sowie im Gaumen bietet der Clos Mogador 2000 (welcher
durch Parker mit 95/100 bewertet wurde), was sich auch in der genial gemeisterte Assemblage von 40%
Grenache, 35% Cabernet Sauvignon, 20% Syrah und 5% Merlot, Mourvedre sowie Petit Verdot begründen
lässt. Im tiefen, ausgewogenen und klassischen Bouquet verströmen enorm viel Aromen von Schwarzbeeren,
Schokolade, rauchige Noten (Weihrauch), etwas Likör und nicht zuletzt mineralische Noten. Dennoch lange
im Voraus entkorken, damit alle Zutaten ihren Ausgleich finden. Der Gaumen bewegt sich auf dem gleichen
Niveau. Ein Wein für jeden Keller, ein Wein, mit welchem man gerne sehr viel Zeit verbringt. Ein Wein
dennoch, der in den nächsten Jahren ausgetrunken werden sollte.
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Spanien und seine Weine
Das Werk
Spanien ist nicht nur eine uralte Weinbaunation, das Land zählt heute zu
den drei grössten Produzenten auf dem Weltmarkt. Doch neben den bekannten, kommerziell erfolgreichen Rotweinen wie vor allem den Weinen aus den D.O. Priorat, Rioja und Ribeira del Duero, welche bereits
vor 10 bis 20 Jahren einen beneidenswerten Ruf genossen, findet man
auf der Iberischen Halbinsel immer mehr elegante, fein strukturierte
Weine von originellen, sehr individuell arbeitenden Erzeugern, deren
Namen und Bezeichnungen es u.a. in der Schweiz noch zu entdecken
gilt.
Mit dem 2009 veröffentlichten Weinführer Spanien und seine Weine
bieten David Schwarzwälder, Wolfgang Hubert und Jürgen Mathäss eine
ausführliche Darstellung der spannenden spanischen Weinlandschaft
(740 Weine von 600 Erzeugern). Das opulent bebilderte Kompendium
verschafft Weinfreunden eine fachkundige Übersicht über sämtliche
Weinregionen Spaniens. Angefangen in Katalonien, im Nordosten, über
die zwei Hochebenen von Kastilien-Léon und La Mancha bis hinunter in
die Extremadura im äussersten Süden, stellen die Autoren die einzelnen
Gegenden ausführlich und mit farbigem Kartenmaterial veranschaulicht
vor. Vorgestellt und beschrieben werden die geologischen, klimatischen
sowie geschichtlichen Besonderheiten, typische Weinstile sowie stilprägende Produzenten. Der Leser erhält auch einen interessanten Einblick in
die Kultur und Atmosphäre des Landes. Zahlreiche Insidertipps sowie
ein umfangreicher Serviceteil mit Bezugsquellen runden das Buch ab.
Eine klare Einkaufsempfehlung für die Liebhaber der spanischen Weine,
welche mehr über jede einzelne D.O. erfahren möchten.
Autoren: David Schwarzwälder,
Wolfgang Hubert und Jürgen Mathäss
Hallwag Verlag München
288 Seiten mit ca. 200 Fotos und ca.
10 Karten.
ISBN 978-3-8338-1619-2
Die Autoren
David Schwarzwälder ist seit Ende der achtziger Jahre als Korrespondent der Meininger Gruppe tätig. Zudem schreibt er Beiträge für den FEINSCHMECKER, GOURMET und essen & trinken. Er hat eine wöchentliche Kolumne in der spanischen Tageszeitung El Mundo (Castilla y Léon). 1998 veröffentlichte er den ersten
deutschsprachigen Spanien-Weinführer und gewann als erster Ausländer die „Nariz de Oro“. David Schwarzwälder ist als Dozent für iberische Weine an der Fachhochschule Geisenheim, Deutschland, und in Wädenswil, Schweiz, tätig. Im „Brockhaus Wein“ hat er die Verantwortung für die Weine Portugals und Spaniens.
Nicht zuletzt moderiert er jedes Jahr mit Talent, seinem hervorragenden Kommunikationsstil und, einem riesigen Wissen, die Verkostungen, welche im Rahmen des jährich stattfindenden Dia del Vino für die Fachleute
organisiert werden.
Wolfgang Hubert wechselte nach seiner kaufmännischen Karriere in den redaktionellen Bereich, war beim
Deutschen Supplement Verlag und arbeitet seit über 15 Jahren als Weinkritiker, Autor und freier Wine &
Food Journalist. Er ist für wichtige Wein- und Getränkezeitschriften tätig und schreibt Weinbeiträge für diverse Magazine, unter anderem Abenteuer & Reisen, Stern, WEIN GOURMET, essen & trinken, Weinwelt, Selection und Sommelier Magazin. Wolfgang Hubert hat diverse Bücher zu Wein und Genuss verfasst, u.a.
„Spanische und portugiesische Weine“, „Das grosse Buch der Bio-Weine“, „Wein kennen lernen und geniessen“. Er erhielt dafür internationale und nationale Preise.
Jürgen Mathäss war seit 1985 Chefredakteur aller Wein- und Getränkezeitschriften der Meininger-Gruppe.
Seit 1993 arbeitet er als selbstständiger Journalist für das Gault-Millau-Magazin, Wein und Markt, Weinwirtschaft, Vinum u.a. Dabei hat er sich auf Wein aus Spanien, Südamerika und Deutschland spezialisiert. Ausserdem hält er Seminare, Schulungen und Vorträge.
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Festival Español 2011
Am 2. Mai 2011 feierte das renommierte Handelshaus
Casa del Vino seinen 20. Gründungstag. Was für ein sensationeller Anlass wurde da durchgeführt! In der Anwesenheit eines zahlreichen und absolut begeisterten Publikums, welches den grossen Saal von Kaufleuten zum Fliegenschrank verwandelte (es war effektiv nicht immer einfach, sich von einem Stand zum nächsten zu bewegen)
waren sie alle da (oder fast alle). Telmo Rodriguez, Carlos
Martinez Bujanda (Finca Antigua), Luis Alberto Martinez
(Remirez de Ganuza), Carlos Lopez de Lacalle (Bodegas
Artadi), Javier Zaccagnini (Aalto), Chrystelle Moran (an
der Stelle von Peter Sisseck für Hacienda Monasterio und
©Casa del Vino. Der Katalog mit den 42 anwesenden Bodegas
Dominio de Pingus), Ricardo Palacios (Descendientes de
J. Palacios), Alvaro Palacios, usw. waren da, um die
grossartige Arbeit von Frank Ebinger, dem Gründer des
Handelshauses zu würdigen. An dieser Stelle möchten wir uns
gegenüber unseren Leserinnen und Lesern entschuldigen: Ausnahmsweise fügen wir den Pressetext eines Händlers in unserem
Bericht ein, anstatt einen eigenen zu schreiben. Die offizielle Präsentation der Casa del Vino („über uns“) kommt uns in der Tat
derart richtig und angemessen vor, dass wir uns gerne dafür entschieden haben, einen Ausschnitt dieses Textes einfügen:
„1989 konnte Frank Ebinger, der heutige Inhaber der Firma und
damaliger Schwiegersohn von Arthur Steiert, [dessen] Firma
übernehmen. Frank Ebinger hatte stets eine grosse Vorliebe für
spanische Weine. Es ging so weit, dass er sich 1991 entschloss,
nur noch grosse Weine aus Spanien zu führen. Das Firmenlogo
mit dem markanten Stierhörnern gekrönt von der spanischen
Sonne ist mittlerweile wohl jedem Liebhaber spanischer Weine
ein Begriff. 1994 wurde sogar der Zusatzname „Casa del Vino“,
was zwar lediglich eine Übersetzung von Haus des Weins ist,
hinzugefügt“.
Wir empfehlen wärmstens die 20jährige Geschichte des äusserst
talentierten Händlers und dessen Casa del Vino zu lesen. Nicht
zuletzt möchten wir hervorheben, dass Frank Ebinger bestimmt
©Casa del Vino. Vor dem Sturm
der erste in der Schweiz gewesen ist, welcher von Anfang an an
den heutigen riesigen Erfolg der spanischen Winzer geglaubt hat.
Erst mit dem Ende der Diktatur des General Franco und, dementsprechend, „der Liberalisierung der gescheiterten franquistischen
Planwirtschaft“ (siehe Spanien und seine Weine – Von Klassik
bis Avantgarde, Hallwag2011) konnte eine neue Wende in der
Geschichte des spanischen Weins eingeleitet werden. Francisco
Fernandez (Bodegas Pesquera), Miguel Torres und Carlos Falcó
(aktueller Besitzer von Marques de Griñon) sind die wichtigsten
Handwerker des Wandels gewesen. 1986, also 11 Jahre später
und vier Jahre nach seinem Sieg in der spanischen Präsidenten©Casa
del
Vino.
Frank
Ebinger
wahl schafft es Felipe Gonzalez, der Hoffnungsträger der jungen
spanischen Demokratie (wie er in der Presse genannt wurde), dass Spanien der Europäischen Gemeinschaft
beitritt. Somit öffnen sich die Märkte der gesamten E.G. für den spanischen Wein. 1989 und in den frühen
1990ern lassen sich junge, dynamische Winzer feiern. Peter Sisseck, die jungen und sympathischen Revolutionären des Priorats (Alvaro Palacios, René Barbier, Dafne Glorian -Clos Erasmus-, Carles Pastrana -Clos
de l'Obac- und Josep Lluis Pérez -Clos Martinet-) und andere noch, bringen Spanien einen seitdem
unaufhörlichen Aufschwung im Weinbreich. Frank Ebinger hat sehr früh –vor 20 Jahren- diese Wende
gespürt.
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Im Rahmen des Festival Español 2011 konnten über 130 spanische Weine sowie weitere aus Portugal
verkostet werden. Vinifera-Mundi hat über 100 spanischen Erzeugnisse verkostet. In den folgenden Seiten
möchten wir die Weine vorstellen, welche uns am besten gefallen haben. Dementsprechend haben wir eine
erste Vorwahl von 20 Weinen getroffen, welche wir mit mindestens 18/20 bewertet haben. Die ursprüngliche
Idee war aber, nur elf Erzeugnisse vorzustellen. Elf Weine für elf sensationelle Fussballspieler. Diejenigen,
welche im Sommer 2010 Weltmeister geworden sind. Wir sind aber gescheitert. Die spanischen Weine der
heutigen Welt sind derart grossartig, dass wir unsere definitive Auswahl mit vier weiteren Produkten ergänzt
haben welche wir zwischen 17 und 17,5/20 bewertet haben. Anders gesagt, werden viele Weine in den
nächsten Seiten nicht bewertet. Wir bedauern es, behalten uns allerdings das Recht vor, diese zu einem
späteren Zeitpunkt zu bewerten.
Aalto (Ribera del Duero DO)
Aalto PS Tinto Cosecha 2006
19/20
Reinsortiger Tempranillo. 32 Monate langer Ausbau in 70% neuem, französischem Holz. Ein Muskelpaket mit enorm viel Würze (vom Bouquet bis zum langen Abgang über den strukturierten Gaumen), reifen Schwarzbeeren und Lavendel. Eine ausserordentliche Rasse und ein einzulagernder Wein, welcher noch
weit von der ersten Trinkreife ist. Beeindruckend!
Aalto Tinto Cosecha 2007
18/20
Komplex und kräftig. Röstaromen (Toastbrot und Kaffee), quadratische Würze,
allerlei Schwarzbeeren, Likör, Schokolade… Dichter und straffer, extrahierter
Gaumen, fantastische Ausgewogenheit, wiederum Frucht im Quadrat, Gerbstoffe,… Eine klare Einkaufsempfehlung für alle Weinliebhaber, welche sich den
Aalto PS nicht leisten möchten.
Bodegas y Viñedos Artadi (Rioja DOCA)
Artadi Viñas el Pison Tinto Cosecha 2007
Wie ein Kindermord!! Die Strategie des Winzers, welcher einen so jungen,
noch nicht trinkreifen Wein vorstellt, bleibt mir schwer verständlich. Denn
El Pison ist unbestritten ein genialer, komplexer und umwerfender Wein,
welcher in drei bis fünf Jahren eine noch höhere Bewertung erhalten dürfte.
Röstaromen (getoastetes Brot) und mineralische Noten, bis es nicht mehr
geht, Schwarzbeeren, etwas Schokolade. Eine ausserordentliche Rasse. Im
Gaumen fällt die Eleganz auf, welche dem extrem ausgewogenen und
strukturierten, vielschichtigen Saft ein zusätzliches Verführungspotential
verleiht. 18.5/20.
Bodegas y Viñedos Artazu (Navarra DO)
Die Bodegas Artazu gehören der gleichen Gruppe wie die Bodegas Artadi.
Santa Cruz de Artazu Tinto Cosecha 2006
Grossartiges, lebhaftes Bouquet mit einer tollen Frische. Sehr reife und
opulente Früchte, insb. schwarze Kirschen und Wildbeeren. Etwas Tabak
und balsamische Noten. Komplexer, vollmundiger, ausgewogener und
tadelloser Gaumen mit einer verführerischen Rasse, einer tollen Würze und
einem kräftigen Abgang. Irgendwie kommt mir dieser Wein aber wie ein
Blender vor. Stimmte mein erster Eindruck? Ich behalte trotzdem meine
ursprüngliche Bewertung und werde diesen Wein am 20. Februar 2012 im
Rahmen der Veranstaltung Dia del Vino 2012 wieder verkosten. 18/20.
Der Artazuri 2008 (Der zweite Wein auf dem Photo) ist ein bekömmlicher
Wein für den Alltag. 16.5/20.
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Dominio de Atauta (Vino de la Tierra de Castilla)
Dominio de Atauta Tinto Cosecha 2006
Wieder ein Wein, welchen unsere amerikanischen Freunde anscheinend nicht richtig einschätzen können.
Ausdrucksvolles Bouquet im alten Stil mit sehr viel mineralischen
Noten, Schwarzkirschen, Heidelbeeren, Pflaumen, und Schokolade
auf einer nach Likör riechenden Grundlage. Tolles Zusammenspiel
zwischen der Frucht, der Säure, der Frische und der finessenreichen,
doch relativ gnadenlosen Struktur. Viel Geschmack, viel Fleisch, das
Ganze wirkt viel schöner, als gewisse an diesem Tag behaupteten.
Noch mindestens fünf Jahre warten vor der ersten Trinkreife. Langer,
schmackhafter Abgang. 18/20. Am 20. Februar 2012 konnte dieser
Wein im Rahmen der Veranstaltung „Dia del Vino“ 2012 wieder verkostet werden. Wir erteilten ihm die Note von 18.5/20.
Finca Antigua (La Mancha DO)
Finca Antigua Tinto Reserva 2004
70% Merlot, 20% Cabernet Sauvignon und 10% Syrah.
Sehr guter Stoff, in dem die Spuren eines gelungenen Jahrgangs klar zu erkennen sind. Geschliffene, aber
auch kräftige Tannine, warmer Eindruck, ein toller Spasswein zu einem Freundschaftspreis. 17/20.
Remirez de Ganuza (Rioja DOCa)
Trasnocho Tinto Cosecha 2006
Der erste Wein, welchen ich während dieser Veranstaltung trank und, welcher
zugleich einen so relativ stolzen Preis (CHF105.-) kostet. Eine irrsinnige Rasse
im noch ungestümen Bouquet. Wie war 2006 schon wieder? Eine Tour de
Force und der Beweis des Könnens eines talentierten Winzers. Der Gaumen
vervollständigt den allgemeinen Eindruck. Es wäre, als ob man zu Hause, in
einer grossen Villa, wäre, nachdem ein paar erholsame Stunden vorher verbracht worden wären. Das Ganze wirkt extrem delikat, vollmundig, harmonisch, samtig. Die Tannine zeigen sich füllig und zivilisiert, der Wein leidet
definitiv nicht an Profilierungsproblemen. Schliesslich zeigt der Trasnocho ein
beeindruckendes Format. 18/20.
Remirez de Ganuza Tinto Reserva 2003
Röstaromen im verführerischen Bouquet, eindeutige Jahrgangszeichen, wobei die gefundene Balance positiv
überrascht. Eine unbestreitbare Tiefe. Sehr schöner, ausgewogener, rassiger Stoff mit einer tollen Würze.
Wenn die unvergessliche Hitze des Jahrgangs die Entfaltung gewisser Eigenschaften gebremst, ja sogar verhindert hat, besitzt dieser Wein die nötige Persönlichkeit, um viele Weinliebhaber zu überzeugen. 17.5/20
Remirez de Ganuza Tinto Reserva 2005
Luis Alberto Martinez empfahl mir den 2005 nach dem 2003 zu verkosten. Nicht ganz per Zufall. Denn,
wenn beiden Weinen ziemlich die gleiche Bewertung erteilt wurde (den 2005 bewertete ich 17.5 bis 18/20),
bewegt sich jeder in einer eigenen Dimension. Wunderschöne Balance im Bouquet, welches deutlich weniger warm als beim 2003er ist. Toller Antrunk mit einem gewissen Schmelz. Im Gaumen wächst der Wein auf
die Dauer, wobei er sehr harmonisch bleibt. Der Abgang wirkt typisch, die Grandezza ist eindeutig. Im
Rahmen der Veranstaltung „Dia del Vino“ 2012 konnte der Jahrgang 2005 wieder verkostet werden. Wir
erteilten ihm die Note von 19/20. Es stimmt allerdings, dass die Flasche im Voraus entkorkt wurde. David
Schwarzwälder erklärte uns ausserdem, wie die Weine des Weinguts absolut akribisch und ultraperfektionistisch erzeugt werden.
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Bodegas Inspiración (Rioja DOCa)
Die Bodegas Inspiración gehören den Bodegas Valdemar.
Inspiración Valdemar Edición Limitada Tinto 2004
70% Tempranillo, 20% experimentelle Variation diverser Trauben und
10% Graciano. Ein erfreulich rätselhaftes Bouquet mit Aromen nach
Schwarzbeeren, Gewürze und getoastetem Brot. Ich stellte die Frage, was
diese 20% „experimentalle Variation diverser Trauben“ seien, konnte es
aber nicht verbindlich erfahren. Möglicherweise handelt es sich um Cabernet Sauvignon. Mittelschwerer, samtiger, bekömmlicher Gaumen mit einer
tollen Mineralität. Nicht unterschätzen. 18/20
Inspiración Valdemar Colección Varietales 2005
100% Maturana. Mehr als die Bewertung habe ich leider nicht geschrieben. 17.5/20. 93/100 Wine Spectator.
Mauro (Castilla y León)
Mauro Tinto Cosecha 2008
Ein sehr delikater Wein, über welchen der Winzer sagte, er habe vom vorteilhaften atlantischen Klima profitiert. Sehr viel rote Frucht, man möchte diesen Wein knabbern. Der Gaumen bestätigt diesen Eindruck und
schnell ist man darüber glücklich, einen schmackhaften, ehrlichen und erfrischenden Wein verkosten zu dürfen. 17.5/20. Den Jahrgang 2009 bewerteten wir im Rahmen der Veranstaltung „Dia del Vino“ 2012 mit
19/20. Wir werden gerne wieder über alle Weine schreiben, welche in diesem Rahmen verkostet wurden.
Mauro V.S. Tinto Cosecha 2006
Vor der Veranstaltung war mir der Mauro V.S. nicht bekannt. Ich bin es mir nicht sicher, dass ich da der
einzige war. Doch ist dieser Mauro V.S. ein genialer Wein! Der Name des reinsortigen Tempranillo bedeutet
V.S. Vendimia Seleccionada, also „ausgewählte Lese“. Mariano Garcia, den wir im vorliegenden Bericht
bereits erwähnt haben, besitzt das Weingut.
Kräftige und üppige Nase mit balsamischen Noten sowie enorm viel Schwarzbeeren und Schokolade. Konzentrierter, komplexer und ausserordentlich ausgewogener Gaumen. Frischer und anhaltender Finish.
18.5/20.
Hacienda Monasterio (Ribera del Duero DO)
Ein Jahr nach der Veranstaltung ist es dem Team der Hacienda Monasterio immer noch nicht aufgefallen,
dass die Website des Weinguts nicht funktioniert. Zum Glück werden die Weine genauso grossartig produziert, wie die Website desaströs verwaltet wird.
Hacienda Monasterio Tinto Cosecha 2007
75% Tinto Fino und 25% Cabernet Sauvignon, Merlot
und Malbec. Der Ausbau dauert 17 Monate lang und
erfolgt in 40% neuem französischen Holz. Verführerische
Nase nach Schwarzbeeren, insb. Johannisbeeren. Genialer, hedonistischer Gaumen, in welchem alles stimmt. Die
Weinliebhaber sollen sich beeilen, ein paar Flaschen von
diesem Erzeugnis zu ergattern. 18/20. 92/100 Parker
Punkte.
©Casa del Vino. V.r.n.l.: Chrystelle Moran und ein Mitarbeiter der Hacienda Monasterio
Hacienda Monasterio Tinto Reserva 2005
80% Tinto Fino, 10% Cabernet Sauvignon und 10% Merlot. Eine verführerische Mischung mineralischer
und floraler Noten verströmt aus dem Glas. Das ist buchstäblich Liebe auf dem ersten Blick. Mehr Fragen
habe ich mir nicht gestellt. Am nächsten Stand schenkte Chrystelle Moran zwei weitere Weine von Peter
Sisseck aus. 19/20
©Vinifera-Mundi
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Alvara Palacios (Priorat DOQ)
L’Ermita Tinto Cosecha 2006
Offiziell nicht in der Verkostung. Dennoch schenkte uns Alvaro Palacios
freundlicherweise ein Glas des Ermita 2006, des ersten Jahrgangs ohne
Cabernet Sauvignon, aus. Toastbrot, Weihrauch, schwarze Kirschen, das
alles im Quadrat. Eine beeindruckende Komplexität, welche sich im Gaumen fortsetzt. Dafür eine Welt der Finessen, der Eleganz und am Ende ein
Wein, über welchen man sich fragt, wohin ihn die Zukunft führen wird.
18.5/20.
Alvaro Palacios
Finca Dofi Tinto Cosecha 2008
Die Falle des Weinguts. Wer sich mit dem Jahrgang 1999 bereits befasst
hat, weiss genau, was damit gemeint ist. Und doch ist der Finca Dofi wieder ein Mal dieser verwirrend komplexe Wein mit Tonnen von Gewürzen,
aber auch Heidelbeeren und saftigen Kirschen. Vielleicht auch ein Hauch
Leder. Komplex ist da auch nur der Vorname. Dieser Wein, den wir mit
18/20 bewerten, bietet einen Blumenstrauss im Gaumen mit mineralischen
Noten im Hintergrund. Kaufen!
Dominio de Pingus (Ribera del Duero DO)
Flor de Pingus Tinto Cosecha 2008
Ich habe es schon wiederholt erwähnt und ich muss es wieder zugeben. Der Flor de Pingus ist lange kein
Wein gewesen, mit welchem ich mich anfreunden konnte. Heute habe ich genau das gleiche Problem mit
dem PSI, welchen ich jedes Mal mit 17 bis 17.5/20 bewerte. Ganz im Stil eines gut vinifizierten Weins, welchen ich dennoch nicht im Keller haben muss. Wieder dieses typische Bouquet der grandiosen PrioratWeine. Enorm viel Würze, Weihrauch, Schwarzkirschen, Espresso stretto, dieses Mal mit einem Zusatz von
Blaubeeren und Milchnoten. Der Gaumen scheint das Bouquet zu verzehnfachen, was mich zu einem Fauxpas führte (ich fragte Chrystelle Moran, ob wir ein Interview über Dominio de Pingus führen könnten. Was
uns wiederum ermöglichte, dass wir einen Wein verkosten durften, welcher ausschliesslich unter dem Tisch
ausgestellt und ausgeschenkt wurde: Pingus 2006). Eine Säure (anscheinend ein allgemeines Merkmal, mit
welchem wir am 20. Februar 2012 im Rahmen der Veranstaltung „Dia del Vino“ wieder konfrontiert wurden), welche es verhindert, sich am Abend die Zähne zu putzen (ausser man möchte deren Schmelz beschädigen), welche aber den Wein sehr weit in die Zukunft tragen dürfte. Ein ganz grosser Wein, welcher in jedem Keller seinen Platz verdient. 18/20
Pingus Tinto Cosecha 2006
Kein Foto, leider. Dieser Wein war auch nicht offiziell in der Verkostung. Ob es noch Wein oder vielleicht
ein Komet ist? Kurz zeigte sich der Komet Halley, wobei jeder davon spricht. Zum ersten erschien er 1910,
dann 1986, dann wird er 2061 zum nächsten Mal erscheinen. Dieser Komet hat unbestritten die Geschichte
der Astronomie geprägt. Genauso dürfte es der Pingus 2006 machen. Ein Erzeugnis in einer anderen Dimension. Aktuell extrem hermetisch, morgen gigantisch und unvergesslich. Diejenigen, welche sich so einen
Wein leisten können (die Hälfte vom Preis eines 1er Cru 2009 aus Bordeaux), werden ihn erwerben, wie man
Edelsteine kauft, und zwangig Jahre vergessen. 19/20
Bodegas Vetus (Ribera del Duero DO)
Celsus Tinto Cosecha 2008
Ein noch verkanntes Weingut und ein toller Wein mit köstlichen Röstaromen, Frucht und Schokolade. Reifer
Gaumen mit präsenter Würze. Sehr gut vinifiziert und bestimmt die Überraschung der Veranstaltung. Wo
waren mein Notizblock und mein Fotoapparat? 18/20. Die Bodega Vertus gehört der gleichen Gruppe wie
die Bodega Villacreces.
©Vinifera-Mundi
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Finca Villacreces (Ribera del Duero DO)
Nebro Tinto Cosecha 2006
Ein Monument in der spanischen Weinkultur. 18/20
Unwahrscheinlich tiefes Bouquet, eleganter und samtiger Gaumen. Parker
bewertet diesen Wein mit 94/20.
Finca Villacreces Tinto Cosecha 2005
So eine geniale Frische, Wow! Und als ob es nicht genügen müsste, überzeugt der besonders ausgewogene Saft definitiv. 17.5/20. Vielleicht keiner
der 15 besten Weine der Veranstaltung, dennoch unverzichtbar. 93/100
Parker Punkte.
Viñas del Cénit (Vino de la Tierra de Castilla)
Demora Tinto Cosecha 2006
Besonders konzentrierter Saft mit aussergewöhnlicher Rasse, komplex im
Bouquet sowie im Gaumen, schöne Würze. 18/20. Parker bewertet diesen
wein mit 88/100.
Cénit Tinto Cosecha 2005
Dito, aber noch komplexer 18.5/20
Autor:
Jean François Guyard
Lektorat:
Urs Senn
25. Februar 2012
Dieser Text ist zur exklusiven Publikation auf www.vinifera-mundi.ch vorgesehen. Weitere Nutzungen sind mit
den Urhebern vorgängig abzusprechen. Jeder Empfänger verfügt über das Recht, den vorliegenden Bericht an
Drittpersonen weiter zu senden.
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