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Werner Abraham
. ..
.
Universität Groningen.
Der Elefant
i s t
bekannt
für sein enormes
Gedächtnis:
.Wem der mal auf
den Fuß tritt, der
vergißt das nie.'
EINLEITUNG
1. Zur Begründung des Themas
Die Frage, wie •Satzgliedrelationen zu begründen seien, mag
aufs erste nicht so wohlbegründet erscheinen. Subjekte etwa sind
im Deutschen (wie in den alten klassischen Sprachen) durch Kasusmorphologie und Kongruenzbedingungen eindeutig erkennbar; es gibt
nur eine sehr begrenzte Zahl von Satzgliedtypen, so daß ihre Differenzierung keine sonderlichen Schwierigkeiten bereitet; und
ihre Bewährung bei der Grammatikanalyse einer Fremdsprache steht
außer Zweifel, jedenfalls unter den praktischen Gesichtspunkten
einer solchen Analyse beim Zweitsprachenerwerb. Welche Gründe
kann die Linguistik also dafür formulieren, daß dieser Frage Bedeutung zukommt?
Ich möchte mit zwei praktischen Beispielen beginnen. Der dieser Einleitung vorangestellte Witz hat in einer Sprache wie dem
Niederländischen, also einer Sprache mit noch weitergehendem
Kasussynkretismus als dem Deutschen • die folgende Form:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
De olifant
is bekend
om z 'n enorm
geheugen:
Wie die eens op
de voet treedt,
die
7. vergeet
dat
nooit!
(Die deutsche Version stammt aus einer Nummer des HörZu.)
Wie in der 5. Zeile kann Nominativ ("wer") wie Obliquus ("wem")
sein, ebenso die ("der" oder "dem") unmittelbar danach. Die im
Deutschen nur thematisch (über die unrichtige Verallgemeinerung
"Diskursthema = grammatisches Subjekt"), nicht aber grammatisch
begründbare Witzpointe ist niederländisch auch grammatisch denkbar
und dann nur mehr semantisch-enzyklopädisch aufdeckbar und korrigierbar. Die Pointenleistung ist im Niederländischen größer, da auf
der diskurspragmatischen Analyseebene die falsche Interpretation
eingeleitet wird und auf der morphogrammatischen diese Analyse
- 2 (zum Unterschied vom Deutschen) nicht korrigiert werden kann. Eine
ähnliche diskurspragmatische Strategie ist beim folgenden Beispiel
auch für die erste mögliche (und wahrscheinliche) Fehlinterpretation bzw. die Notwendigkeit eines zweiten Interpretationsschrittes
zur Korrektur des ersten verantwortlich (Schlagzeile aus dem Algemeen
Dagblad):
Marokkaan
ontdekt na
vondst
fiets
["Marokkaner•: èntdeckt-nachAuffinden-(eines) Fahrrad(s)"]
Der Interpretätionsansatz im ersten Schritt ist (dies ließ sich bei
verschiedenen Versuchspersonen bestätigen).
Marokkaner
entdeckt
(1)
- Aktivsatz, entdeckt
also 3. sg. präs., nicht 2. Partizip :
Marokkaner
entdeckt nach
Fund (ein) Fahrrad
Erst im 2. Schritt wird die homonyme Passivstruktur gelesen, die
dann auch die sinnreichere Interpretation liefert.
(2)
Marokkaner
(nämlich seine Leiche)
entdeckt nach
(dem) Fund (eines) Fahrrads
[wurde]
Diese beiden Beispiele reichen für sich alleine noch nicht zu einer
Erklärung dessen, was die Anfangsfrage gemünzt auf das Niederländische
war. Nun unterscheidet sich aber das Niederländische z.B. vom Deutschen dadurch, daß es das Subjekt stärker in Erststellung verwendet
(bzw. daß,einen Obliquus in der Stellung vor dem Verb womöglich mit
einer Präposition markiert). Dies erklärt das Interpretationsdilemma
im ersten Beispiel -'das natürlich durch die absichtliche Referenzverwirrung, die ja die Witzpointe ausmacht, erhöht wird. Die Unsicherheit im zweiten Beispiel hängt wohl mit einer allgemeinen, nicht auf
das Niederländische beschränkten Interpretationsstrategie zusammen:
Bei. Ausbleiben einer eigenen Passivmorphologie beim Verb wird in
erster Linie die Interpretation eines Aktivsatzes auf ihren Erfolg
hin geprüft; dazu ermutigt in unserem Beispiel offenbar auch das
Glied nach dem Prädikat [fi'ets
"Fahrrad"), dem Objektstatus zuerkannt
wird (dies wegen des fehlendes Genetivsignals bei fiets3
was im
Schlagzeilen- und Telegrammniederländisch durchaus regelhaft ist!).
- 3 So gesehen sind also die Beispiele, obwohl grammatikalisch richtig,
markiert: um FehlInterpretationen wie den angedeuteten zu entkommen,
werden jedenfalls bei sauberem Stil morphosyntaktische Verdeutlichungen vorgenommen.
Die beiden Beispiele lenken die Aufmerksamkeit vor allem auf die
Tatsache, daß die beschriebenen Interpretationsschwierigkeiten bei der
D e u t u n g
der vorliegenden Äußerung (gleichgültig ob innerhalb
oder außerhalb eines weiteren Kontexts), also beim E r k e n n u n g s p r o z e ß
entstehen. Bei der Erkennung ist der Hörer auf
identifizierende Signale auf verschiedenen grammatischen und bzw. pragmatischen Ebenen angewiesen, um die Bedeutung des Satzes (hinfort vereinfachend für Äußerung) zu eruieren. Zu solchen Signalen gehört nun
aber gerade nicht die grammatische Struktur nach irgendeiner der gängigen Grammatiktheorien: etwa eine Konstituentenstrukturregel (PSRegel) , ein kategorialer Baumgraph mit den verschiedenen stillschweigend gemachten Voraussetzungen zu seiner Interpretation, eine lineare
sZ-as?z-Konvention der Kategorialgrammatik (welcher Interpretation
auch immer), ein dependentielles Stemma oder eine Reihe von transformationeilen Distributionseigenschaften (Kontrolleigenschaften),
die bestimmte Strukturtypen von anderen unterscheiden. Alle diese
Abgrenzungseigenschaften sind nicht nur in hohem Maße theorieabhängig
(vgl. Eisenberg 1980) und werden folglich der oberflächlichen sprachlichen Erscheinung nur mehr oder weniger annähernd gerecht, sondern
sie leisten vor allem wenig, wenn überhaupt etwas im Sinne einer
Erklärung der grammatischen Struktur. Distributionen, syntaktische
Regeln erklären nichts in einem interessanten Sinne des Wortes; sie
beschreiben nur und zwar wohl in Abhängigkeit von empirisch gemachten Beobachtungen über sprachliche Erscheinungen und Verallgemeinerungen daraus. Erklärungen
dagegen sind von anderer Art:
Beispiele dafür sind etwa Behaghels Gesetz von der wachsenden Zahl
der Glieder (Behaghel 1908) oder der von Hopper und Thompson (1980)
beobachtete Zusammenhang zwischen Transitivitätsmerkmalen und der
Informationsstruktur von Erzähltexten. Ich beschränke mich hier
auf diese illustrative Rechtfertigung dieser Feststellung.
Was bei der Deutung der beiden Beispiele oben zu den beschriebenen Schwierigkeiten führte, war einmal, daß eindeutige Zeichen
für die Zuordnung von Form und Deutung fehlten. Morphosyntax und
Wortstellung lassen Eindeutigkeit dort vermissen, wo im allgemeinen
in der Zeichenstruktur noch mehr, nämlich redundante Information
diese Zuordnung von Form und Bedeutung sichert: im Deutschen etwa
- 4 Nominativmarkierung und Verbkongruenz beim Subjekt. In Weiterführung
einer Unterscheidung bei Eisenberg (1980: 190 f.) kann man in diesem
Zusammenhang von qualitativen
und quantitativen
Signalen dieser FormBedeutungszuordnung sprechen. Ein solches qualitatives Signal ist
das eben besprochene zur Subjektkennzeichnung. Nicht alle grammatischen Relationen haben eindeutige oder ähnlich redundante Signaltypen: Das direkte Objekt wird nur durch Nichtnominativ (der einen Terminologie) oder Akkusativ (anderer grammatischer Begriffsbildungen)
sowie die Verbmorphologie (im Passivsatz gibt es kein DO) charakterisiert; Wortstellung zeichnet es nicht eindeutig aus, ebensowenig die
Zahl noch anderer verbabhängiger Konstituenten; und schließlich steht
Akkusativ in keiner 1-zu-1-Beziehung zum DO: Es gibt auch verbabhängige
Akkusativkonstituenten, die nicht DO sind. Was wir aus diesem Beispiel
fürs erste schließen dürfen, ist zumindest, daß bei allen solchen FormBedeutungs-Beziehungen keine zu weitreichenden Verballgemeinerungen getroffen werden dürfen: Welcher Akkusativ als transitives Objekt fungiert, hängt sicher von einer Eigenschaft wie "Verbtransitivität" oder
"Satztransitivität" ab, und in die Prozesur der Form-Bedeutungszuordnung hat in diesem konkreten Fall auch die Zugehörigkeit des aktuellen
Verbs zu einer Klasse transitiver Verben einzugehen.
Die zweite Signaltypik nach Eisenberg ist die der Quantität. Wir
haben sie im zweiten Beispiel aus dem Niederländischen angesprochen.
Beim ersten (unrichtigen) Analyseschritt haben offenbar folgende, nur
als Wahrscheinlichkeiten zu formulierende Prinzipien eine Rolle gespielt: (a) beim Fehlen einer eindeutigen Passivmorphologie beim Verb
wird die Aktivinterpretation probiert; und (b) bei der Serialkonfiguration "Nomen(Nominativ)-Verb-(X-)Nomen" probiert der Leser/
Hörer die zweiwertige Aktivsatzstruktur. In der modernen Universalgrammatik und Sprachtypologie werden ganz regelmäßig solche Prinzipien
der quantitativen Form-Bedeutungszuordnung formuliert (vgl. Bechert
1978 (1980); Abraham 1978; Givón 1976). In der traditionellen Germanistik gilt z.B., daß "der Typus Dat. der Person + Akk. der Sache
[...] im Neuhochdeutschen als der einzige normale empfunden [wird],
wo das Verb zwei Objektergänzungen verlangt" (Dal 1966: 35). Es ist
ganz klar, daß es zu diesem Prinzip Ausnahmen gibt (etwa die Verben
mit doppeltem Akkusativ); die Geschichte der deutschen Sprache
zeigt jedoch, daß dieses Prinzip zu verschiedenen Zeiten der diachronischen Entwicklung allgemeiner als heute galt (Dal 1966: 36),
- 5 also möglicherweise auf dem Wege zu einer qualitativen Charakteristik
war. Mit anderen Worten: Signale dieser Art werden bei Ausbleiben
eindeutiger, oberflächenformaler Signale sicher beim Interpretationsgang ausgenützt und zwar schrittweise im Sinne von Übergangswahrscheinlichkeiten (bis bei einem Folgeschritt eine wahrscheinlichere
Analyse versucht wird).
In der noch nicht so alten Grammatiktheorie unterscheidet man
u.a. prinzipiell zwischen Produktionsgrammatiken und Erkennungsgrammatiken. Die bisher erörterten Fragen, also wie grammatische
Relationen vom Hörer/Leser in die Frage nach der Zuordnung von Form
und Bedeutung eingeordnet werden können, sind Probleme des zweiten
Grammatiktyps. Grammatiken des Produktionstyps haben bis Chomsky
1980 (Pisa Vorträge); vgl. Bennis und Groos 1980) von Fragen nach
dem Status der Rektions- und Kongruenzmorphologie in der syntaktischen Beschreibung völlig abgesehen; genauer gesagt, solche
Fragen wurden dem Apparat jener "polierenden" Transformationen zugewiesen, die nach Festlegung der bedeutungstragenden syntaktischen
Strukturen die morphologisch diversifizierten Oberflächenformen der
Sätze von Einzelsprachen herstellten (vgl. etwa Klimas caseattachment-Regel
(1964)). Diese Grammatikcharakteristik ist nicht
auf den generativen Ansatz beschränkt; Abraham (1978) sichtet die
wesentlichen modernen Sprachbeschreibungsmodelle danach, ob und wie
sie aufgrund von morphosyntaktischer Information Identifikationen
sichern, die zur Bedeutungszuweisung unumgänglich sind. Dazu gehört
wesentlich die Unterscheidung der verschiedenen Satzfunktionen aller
in einem Satz vorkommenden Substantive (Comries Funktionsprinzip;
Comrie 1975; vgl. Abraham 1978; 704ff.) Ich zeige kurz an 3 Beispielen, welche Aussagekraft von Grammatikmodellen dabei zum Vorschein kommt. Relativ explizit äußert sich Fillmore zu dieser Frage.
In seiner Kasusgrammatik (1968; dt. 1971) verwirft er den Gedanken,
syntaktische Relationen wie Subjekt und Objekt in der semantischsyntaktischen Tiefenstruktur zu bestimmen; sie seien vielmehr nach
spezifisch einzelsprachlichen Bedingungen abzuleiten. Die semantischen Relationen der Tiefenstruktur erlauben nur bestimmte tendentielle, typologische Aussagen zur Unterscheidung von grammatischen
Relationen, keinesfalls jedoch eindeutige Beziehungen zwischen Be-
- 6 deutung und Beschreibungsstrukturen dieser Art. Es ist zwar mit
den semantischen Relationstypen (Tiefenkasus) schon in der Tiefenstruktur eine solche Bedeutungstransparenz gesichert. Dies hängt
mit der Definition der Rollen zusammen. Doch vereitelt die üngenauigkeit der begrifflichen Fassung der Tiefenkasus die ausreichende BedeutungsunterScheidung.
Die Kategorialgrammatik macht entscheidend von der Begriffsopposition "untergeordnet/übergeordnet" in der syntaktischen Struktur
Gebrauch. Eine Kategorie ist einer anderen Kategorie syntaktisch
übergeordnet, wenn sich bei der syntaktisch strukturellen Verbindung von A und B wiederum ein Ausdruck der Kategorie A ergibt.
Objekte werden nun z.B. dadurch voneinander strukturell unterschieden, wie sich die übergeordneten Kategorien beim Analyseprozeß strukturell voneinander unterscheiden: geben etwa ist
dreiwertig mit (V/N)/N)/N; nach Günther (1978: 138) bindet das
Verb zuerst das 10, womit sich die Kategorie (V/N)/N als übergeordnet zum N des 10 ergibt; diese Kategorie bindet dann das DO,
wodurch eine stärker N-gesättigte, aber noch stets V-enthaltende
Kategorie entsteht, nämlich V/N. Als Subjekt wird schließlich jene
Kategorie definierbar, die bei der kategorialen Abstrichmethode
zur völligen Sättigung der höchsten Kategorie "Verb" führt:
das Subjekt-N abgebildet auf V/N ("geben-dem-N„-den N")
ergibt
V ("Nj-gibt-dem
N2~den ff ") (Günther 1978; Vennemann 1977). Dieser
"Analysevorgang" ist unter dem Gesichtspunkt unserer Aufgabenstellung ein Beispiel für eine petitio principii: Einer bestimmten
syntaktischen Relation wird aufgrund von nicht weiter hinterfragten
Kenntnissen ein struktureller Status zugewiesen, der wohl empirisch über den Valenzgedanken vage und allgemein gerechtfertigt
ist, der jedoch theorieunabhängige Charakterisierungen z.B. von
Subj, DO und 10 nicht einbezieht. So gesehen ist undeutlich, was
erklärt wird: die grammatische Relation durch die Theorie oder die
Theorie durch die grammtische Relation. Klar bleibt jedenfalls,
daß die Kategorialgrammatik keine der Satzoberflächenstruktur abzulesenden Signale in ihrer Analyse verwendet.
Die Argumentation zur Beurteilung der PS-Grammatik verläuft
identisch. Es ist unklar, was die Charakterisierung S NP (NP direkt
dominiert von S) für Subjekt und VP NP (NP direkt dominiert von VP)
- 7 für das Objekt (wobei die Scheidung zwischen 10 und DO undeutlich
bleibt) bietet, was wir nicht schon wissen mußten, bevor wir diese
strukturelle Zuordnung unternehmen. Und genau was wir an grammatischsystematischem und pragmatischem Wissen dazu benutzen, soll Gegenstand der Untersuchungen dieses Buches sein.
2. Grammatische Relationen zwischen Ausdrucks- und Inhaltsstruktur
Was haben Satzglieder ("grammatische Relationen" nach der
englischen Terminologie mit grammatical
relations)
überhaupt mit
der Beziehung zwischen Form und Bedeutung zu tun? Oder anders und
spezifischer gefragt: Wo zwischen Elementen der Ausdrucksstruktur
und solchen der Inhaltsstruktur liegen die Satzgliedfunktionen, und
welche Mittlerrolle genau haben sie? Dabei gehe ich nicht weiter
auf die Frage ein, was genau die Unterschiede zwischen Ausdrucksund Inhaltsstruktur sind, sondern differenziere nur grob einerseits zwischen Elementen der Objektspräche, die sprachspezifisch
zur Unterscheidung der Bedeutungsfunktionen der verschiedenen Nominalausdrücke (vor allem der bloß durch Flexion gekennzeichneten)
beitragen - dies seien die Ausdruckselemente, in strukturalistischer
Terminologie grammatische Morpheme sowie Wortstellung und Intonation - und anderseits zwischen Kategorien und Strukturen der Theoriesprache. Zu den letzteren gehören Symbole wie "/, //, ( ) , \ ] ,
s s
-*, =>", Kanten von Graphen, Relationsausdrücke wie "Subjazenz, Kommandierung, A-über-A" etc. und weiter Terme wie "NP, N, NP, V, CN,
S, Adnominal, Ad-Adverb" usw.. Daß Symbole vor allem theoriegebunden und nur in seltenen Fällen direkt verständliche Korrelate
von objektsprachlichen Eigenschaften sind, ist evident; daß auch
Terme dies sein können, zeigt etwa die Verwendung von "V" in der
Kategorialsyntax Vennemanns und Günthers (Vennemann 1977; Günther
1978): Hier steht V für die valenzmäßig vollgesättigte Satzstruktur (s. oben). Ähnliches läßt sich für eine Reihe von Kategorien der Montaguesemantik sagen - was sicherlich daher rührt,
daß hinter Montagues Sprachbeschreibungskonzeption gar nicht das
Interesse steht, eine Grammatik nach direkten Korrelierungseigen-
- 8 schaften mit Objektsprachen zu zu entwickeln, sondern in der die
Objektspräche über bestimmte der Logik abgelauschte Transformationsprozesse so verändert wird, daß sie mittels des Jargons
der höheren Mengenalgebra, der Relationen- und Quantorenlogik
manipulierbar wird.
Direkt Inhaltsbezüge signalisierende Elemente der Theoriesprache (Korrelatsprache zur Objektsprache) sind Ausdrücke wie
Agens, Aktor, Patiens, Instrument, Experiencer, Source, Goal usw...
Sie bieten wohl manchmal Schwierigkeiten einer diskreten Festlegung - möglicherweise weil hierzu noch gar keine geeignete semantisch-syntaktische Theorie mit befriedigender Trennschärfe
entwickelt wurde (zu einem vielversprechenden Ansatz vgl. Koch
1978) -, sind aber bei syntagmatisch und paradigmatisch nicht
zu hoch gespannten Qualitätsforderungen zur Unterscheidung absolut
brauchbar. Es ist bisher bei aller Betonung der unzureichenden
definitorischen Trennschärfe und damit der unzureichenden Theoriefähigkeit der semantischen Rollenbegriffe übersehen worden, daß
rein praktisch orientierte Linguistikzweige wie die Dokumentationsforschung, die künstliche Intelligenzforschung, die mit automatischen Rechenanlagen arbeitende Forschung zur Textanalyse und Textsimulatton sowie die Übersetzungsforschung mit praktischem Erfolg
auf solche semantische Relationstypen zurückgreifen (zu einer
knappen Übersicht vgl. Abraham 1978: 696-700).
Ob die Fokussierung und z.T. auch Topikalisierung im Assertionsausdruck stets begleitende Intonationsmarkierung ein ebenso
direktes Korrelat zu objektsprachlicher Informationsstruktur darstellt, ist wohl im Moment nicht zu entscheiden. Überlegungen zu
dieser Fragestellung sind mir nicht bekannt. Wie dies auch entscheidbar ist - d.h. ob suprasegmentale Signale unsystematische
Korrelate zu systematischer fundierenden grammatischen oder diskurspragmatischen Gesetzmäßigkeiten sind oder aber diese eigentlich erst fundieren, also ob sie bei aller Ausdruckshaftigkeit
ein abhängiges oder selbst fundierendes systematisches Korrelat
zur Inhaltsstruktur sind -, so haben wir zu entscheiden, wie
grammatische Relationen (a) durch objektsprachliche Elemente identifiziert werden (welcher Grad von Diskretheit oder Ambiguität
- 9 zwischen diesen Indikatoren besteht; ob diese Indikatoren direkt
identifizierende Elemente sind oder durch Kontrolleigenschaften
(Distributionseigenschaften hinsichtlich transformationeller Umordnungsprozesse)»festgelegt werden) und (b) welche Parallen oder
Ähnlichkeiten zu jenen Elementen bestehen, die wie Agens und Patiens Inhaltsbezüge direkt signalisieren. Dieser Fragekomplex läßt
sich also folgendermaßen in eine Gestaltskizze bringen:
INHALTSBEZUG DURCH
PARADIGMAT. OPPOSITION
U. SYNTAGMAT. KONTRAST
Kasusmorphologie
Subj ekt-Verb-Kongruenz
Verb-Nomen-Rektion
l
Wortstellung
/
Intonation (?)
Vërbgenus
«-
•»
fgrammatische "\
Strukturen; /
•» i grammatische ^ «
/ Relationen
)
DIREKTER INHALTSBEZUG
j semantische
"[_ (Rollen-) Relationen
Hieran sind einige Bemerkungen zu knüpfen. Einmal sind grammatische
Strukturen (GSn) und grammatische Relationen (GRn) nicht gleichzusetzen. GRn sind vielmehr Sonderfälle, besonders ausgezeichnete
Elemente von GSn. Sie sind möglicherweise unter allen denkbaren GSn
als Maximum solcher Strukturen zu betrachten, die zur syntagmatischen und paradigmatischen Unterscheidung von Nominalkonstituenten
sinnvoll sind (oder mit einer Einschränkung ex negativo: GRn füllen
jenen Bereich an GSn, der nach Ausklammerung jener .Formationsregeln
übrigbleibt, die sich heuristisch nicht bewähren: etwa Regeln der
Form S -> Det + Aux) . GRn können also als sinnvolle, heuristisch
bewährte Einschränkung der Menge der GSn verstanden werden. Daß
hierbei allerdings ein ganz bestimmtes typologisches Vorverständnis zugrundeliegt, zeigen Sprachen wie etwa das Koreanische,
dessen grammatischen Struktur nur sehr teilweise und mit geringerer Tragweite GRn definiert: Sofern es im Koreanischen überhaupt
einen paradigmatisch definierbaren DO-Begriff gibt,' wird dieser
nicht im Rahmen jenes syntaktischen Prozesses bestimmt, der den
DO-Begriff als Kontrolleigenschaft wesentlich mitcharakterisiert,
nämlich der Wechsel zum Subjekt bei Passivierung. Im Koreanischen
gibt es nämlich keinen syntaktisch relevanten Passivbegriff, und
es fehlt entsprechend eine echte Passivmorphologie beim Verb.
Die zweite Bemerkung berührt die spezifische Aufgabe der
- 10 grammatischen Beschreibung im Zusammenhang mit dem Status der
GRn. In vielen Flexionssprachen mit GR-Prominenz (in denen also
die GRn flektiv identifizert werden) sind GRn als Nomenunterscheider überflüssig. Im Deutschen etwa ebenso wie in einer
Reihe von anderen lebenden und toten Sprachen ist "Subjekt" das
Subsummat für "Nominativnomen, das Verbkongruenz auslöst"; "DO?
ist ähnlich durch Nomen unter Verbrektion, meist mit Akkusativ
definiert. Das gilt in dieser Spezifik für Einzelsprachen. Wenn
jedoch die Zielstellung der grammatischen Beschreibung eine universale ist, wo ja Flexion, Kongruenz und Rektion nicht ausreichen, überhaupt keine (Teil-)Identifikationsrolle unter den Satznomina spielen oder wo schließlich verschiedene, einander nicht
überlappende derartige Subsummate diese Rolle übernehmen, wird
der GR-Begriff sinnvoll (vgl. Perlmutter und Postal 1977). So
gesehen sind GRn Basisbegriffe (Terme), die wohl aus einem Inventar
an objektsprachlichen Zeichen einzelsprachlich weiter fundierbar
sind, in Ermanglung durchgehend verwendbarer, eindeutig identifizierender Merkmale für alle natürlicher Sprachen jedoch notwendig sind. Von solchen Überlungen gehen die Relationsgrammatiker
aus (vgl. den Beitrag von Edmondson in diesem Band).
- 11 3. Grammatische Relationen in der neueren Linguistik
Über die grammatik- und philosophiegeschichtliche Entwicklung der Satzglieder und ihren Status in der neueren deutschen
Grammatik und der Linguistik allgemein liegt gerade auch aus
jüngerer Literatur einiges an Zusammenstellungen vor (vor allem
grundlegend und nach origineller Forschung (Glinz 1947; Bechert
1977; Perlmutter und Postal 1977; Abraham 1978; Heibig 1978;
Suchsland 1978; Hiersche 1979). Ich kann mich inbezug auf das Inventar an Satzgliedern und deren Zugehörigkeitskriterien mit dem
Verweis auf diese Situation begnügen (hervorzuheben vielleicht
speziell dafür Hiersche 1979).
Wenn im folgenden die Identifikationsfrage nur über Subjekt
und direktes bzw. indirektes Objekt angeschnitten wird, so geschieht dies mit gutem Grund: einmal weil die Identifikation
der Nomina recta und obliqua hinsichtlich ihres Beitrags zur
Satzbedeutuna von Anfang an die vorliegenden Erörterungen begleitet hat, da ich sie also als bedeutsamste für die Satsglieddiskussion betrachte, und zum anderen weil sich zeigen läßt, daß
in der Begriffsbildung hier trotz aller monolithischer Festigkeit
in der Diskussion um die Satzgliedeigenschaften gerade hierzu
seltsame Lücken und Ungereimtheiten bestehen.
3.1. Subjekt
Die Definition des Subjekts in der Konstituentenstrukturgrammatik als direkt von S dominierte Nominalkonstituente (symbolisiert
"NP S" im Unterschied etwa zur Objektskonstituente "NP VP") ist
nach mehreren Gesichtspunkten nicht dem herkömlichen Subjektbegriff gleichzusetzen. Einmal setzt er einen theoretischen Apparat
voraus, den das herkömliche Satzgliedverständnis nicht verwendet
und welches den Satzgliedbegriff zwar erheblich schärft (nämlich
auf die Erfassungsmöglichkeit auf der syntaktischen Begriffsebene
einschränkt), gleichzeitig aber auch jener Charakteristika beraubt, die in der traditionellen Satzgliedanalyse wohl analytisch
voneinander getrennt wurden, die aber gleichwohl anders als in
der Konstituentenstrukturgrammatik oder der dependenzstrukturellen
Grammatik in der schulgrammatischen Satzgliedanalyse immer mit-
- 12 schwangen: etwa der "logische" Subjektsbegriff, der "psychologische" sowie verschiedene morphologische Identifikatoren (Koni
gruenz, Rektion, Verbgenus) . Mit dieser traditionellen Begriffsbildung wurden die im Satz auftauchenden Nomina in jene Oppositionsrelationen zueinander gesetzt, die zu ihrer Differenzierung
und damit Identifikation beitragen und die die Sprachtypologie
heute wiederentdeckt hat (vgl. Bechert 1977; Abraham 1978): Die
morphosyntaktischen GP.-Begrif f e (Kongruenz , Rektion) stehen je
nach einzelsprachlichem Kodierungssystem in verschiedenen Relationen zu den logischen
(Agens, Patiens, Experiencer etc.) bzw.
psychologischen
(thematische bzw. rhematische Funktion) RelationsBegriffen. Eine Konstituentenstrukturgrammatik liefert kurzgesagt bisher keine Entscheidungsprozeduren für die Erkennung von
2
Satzgliedern . Wir können wohl ein Subjekt, ein Objekt in einem
Satz generieren, müssen dabei aber sozusagen immer schon wissen,
was das Subjekt werden soll. Einen Mechanismus, der die schulische Satzanalysepraktik simuliert, liefert die generative
Grammatik nicht. Zudem hat die generative Syntax auch hinsichtlicht der syntaktischen Differenzierung besonders in dem Bereich
der Adverbialien einen erheblichen Nachholbedarf (inder Theorie
wie in der empirischen Rechtfertigung) im Vergleich zu Analysen,
die in der formalen Semantik, der Kategorialgrammatik bzw. auf
prädikatenlogischer Basis von Bartsch (1972) bisher geliefert
wurden. (Für die deutsche Adverbialsyntax ist hier entscheidend
mehr geleistet worden als für die englische; vgl. Steinitz 1969).
Ebenso ist bisher in der generativen Syntax (übrigens übernommen
ohne jedes kritische Weiterdenken in den modernen deutschen
Grammatiken mit generativem Anstrich: kritiklos deswegen weil
die Unterscheidung zwischen direktem und indirektem Objekt bzw.
transitivem und intransitivem Objekt in der traditionellen Grammatik immer eine Rolle gespielt hat) eine funktional begründete
und formale Trennung zwischen direktem und indirektem Objekt bei
dreiwertigen Sätzen unterblieben. Dies mag damit zusammenhängen,
daß im Englischen, der Sprache, an der sich die moderne Linguistik
im wesentlichen orientiert, eine solche Trennung nach den fürs
Deutsche bekannten transformationellen Eigenschaften nicht gerechtfertigt, ja überflüssig erscheint. Man denke etwa an die
Passivtransformation, die im Englischen jedes Objekt zum Subjekt
- 13 machen kann. Eine genauere Prüfung zeigt jedoch auch für das
Englische, daß eine solche ditransitive Beurteilung an wesentlichen syntaktischen Erscheinungen vorbeigeht (Ziv und Sheintuch
1979) und erst recht für Flexionssprachen wie das Deutsche deskriptiv und explanativ völlig inadäquat ist.
Zusammenhänge zwischen Satzgliedern und semantischen Rollenrelationen sind verschiedentlich beobachtet worden. Eine beschränkte Übersicht zu typologischen sowie streng bindenden
einzelsprachlichen Untersuchungen findet sich bei Abraham 1978.
Fürs Deutsche sind derartige Korrelationen m.W. zum ersten Mal
bei Abraham 1972 (und zwar beschränkt auf zweiwertige Sätze) gemacht worden. Das Folgende versteht sich als Reihe von Einzelbeobachtungen, deren Konsequenzen für eine grammatische Sprachbeschreibung des Deutschen noch nicht absehbar sind.
Bei praktischen Untersuchungen zum Hörverständnis (listening
capacity) fremdsprachiger Deutschstudenten findet sich verschiedentlich bei Testleistungen eine intakte syntaktische Struktur
der vorgesprochenen Äußerung, aber die Vertauschung von Agens
und Patiens. Das folgende Beispiel findet sich bei Latour 1980:
Vorlage: Neuerdings spricht man davon, daß durch den
akutisohen
Schock teilweise
die Erinnerung
ausgelöscht
wird.
Fehlerhafter Nachvollzug 1: In den letzten Zeit spricht man von
akustischen Schock, der teilweise
aus der Erinnerung
ausgelöscht
wird.
Fehlerhafter Nachvollzug 2: Neuerdings spricht man davon, daß
der akustische
Schock teilweise
ausgelöscht
wird.
Die Fehlerbeispiele zeigen einen unangetastetes Passivsatzrahmen, aber das Agens der akustische
Schock erscheint als effiziertes Objekt. Der für das Hörverständnis kritische Bereich ist
also im diesem zweiwertigen Satz durch die Opposition Agens:Patiens markiert.
Sowohl Fillmore (1968, dt. 1971) wie neuerdings Dik (1978;
1981) haben bestimmte Prioritätsbeziehungen zwischen semantischen
Rollenrelationen und Hauptsatzgliedern wie Subjekt DO und 10
formuliert und zwar fürs Englische wie allgemein typologisch. In
Abraham (1972) wurde eine methodische Variante dazu gewählt: Es
wurde gefragt, welche semantischen Rollen in zweiwertigen Sätzen
- 14 nie in bestimmten grammatischen Relationen auftauchen. Die folgenden Beobachtungen gehören zur derartigen Korrelationsbeschränkungen. Das Englische z.B. ist in der Subjektfestlegung von semantischen Rollen in dem beschriebenen Bereich weniger restriktiv
als das Deutsche (nach Kirkwood 1970: 44f.).
(1)
This question
aroused a lively
discussion.
Das Subjekt in (1) hat zwei Interpretationen, nämlich LOKATIV oder
INSTRUMENTAL. Im Deutschen werden dafür (2) oder (3) formuliert
(2)
Durch diese
Frage wurde eine
lebhafte 'Diskussion
entzündet,
(unspezifiziertes Agens)
(3)
Mit dieser
Frage entzündete
A eine
lebhafte
Diskussion .
(spezifiziertes Agens)
Die Instrumentallesart in (3) wird verdeutlicht durch den Kontext
in (4).
(4)
(A stellte eine Frage). Diese Frage entzündete
eine
lebhafte
Diskussion.
Der Instrumental ist subjektsfähig, der Lokativ in (5) hingegen
nicht (zum gleichen Schluß kann aufgrund eines größeren Beobachtungsmaterials Abraham 1972).
(5)
(Man sprach über die Wiedervereinigung). *Diese
Problem) entzündete
eine
lebhafte
Frage
(dieser
Diskussion.
Bestimmte derartige Einschränkungen können plausibel mit typologischen Eigenschaften des Englischen und Deutschen korreliert
werden. Schliefen
hat ebenso wie close
primär die semantische Re—
dundanzbeschreibung L+Ag
+G0]; das engl, close
kann aber i.U.
zum Deutschen den fakultativen INSTR zum Subjekt machen (wieder
nach Kirkwood 1970: 45).
(6)
The order closes
drinks
(7)
in
public
houses and prohibits
the
sale
of
restaurants,
*Die Anordnung schliefet
die Gaststätten
Verkauf von Getränken in
Restaurants3
und verbietet
den
- 15 (8)
Durch die Anordnung
~\ werden die
Gaststätten
geschlossen
Auf Grund der Anordnung ? undl wird der Verkauf vot
von Getränken
) in Restaurants
Die Metaphorisierung (+Ag -v {
g
verboten,
}) wird im Englischen sicher
durch die starke Tendenz Thema = Subjekt mitverursacht.
Daß semantische Rollen wegen starker und einsichtiger Generalisierbarkeit in der lexikalischen Beschreibung unmißbar sind,
zeigen auch die folgenden Beispiele aus dem Deutschen und Niederländischen, vergessen
hat im Deutschen wie eine Reihe anderer verba
sentiendi den Kasusrahmen [ REZIP
GOAL], das Niederländische
dagegen kennt in umgangssprachlichen Wendungen eine Agensvariante
(die das Englische ebenfalls hat): [{ R E Z }
GO].
XAVJ
(9)
Das darfst
du nicht
vergessen!
DAT MAG J E NIET VERGETENj
OK
(10)
*Das mußt du vergessen!
(
zu vergessen
versuchen)
DIT MOET J E VERGETENJ
(
Daran sollst
(11) * Vergift es!
du nicht
denken!)
VERGEET HET MAAR!
(
Denk nicht
daran!)
Eine ähnliche Variante zeigt das Ndl. bei weten
(12)
DAT MOET JE ZELF WETEN.
Das mußt du selbst
*Das mußt du selbst
[AG
entscheiden.
"wissen".
GO] (neben ['REZ
.,
r
GO])
->
wissen.
2.2. Direktes (.transitives) und indirektes (intransitives) Objekt.
Gehen wir einmal von der bisher natürlich noch nicht gerechtfertigten Annahme aus, daß ähnlich/wie das im Englischen scheinbar
gerechtfertigt werden kann, die Unterscheidung im Deutschen zwischen
direktem und indirektem Objekt bei dreiwertigen Verben nicht nur
verzichtbar und durch den syntaktisch noch nachzufundierenden Begriff des ditransitiven Satzes zu ersetzen ist, sondern daß diese
Unterscheidung außerdem durch eine bessere Bezeichnung abzulösen
- 16 ist, da sie sonst zu Verwirrungen führt. Diese letzte Position
nehmen moderne deutsche Grammatiken wie Bünting/Eichler
1978 oder Flänaig 1972 ein. Die Begründung, die ich hier allerdings fingiere, da sie in den genannten Grammatiken nicht geführt wird, könnte etwa so lauten: Der funktional fundierende und
erklärende Begriff des direkten Objekts ist zu ersetzen durch den
morphologisch fundierenden Begriff Akkusativobjekt, weil ein Objekt
mit dem Merkmal [-Akkusativ] nie ein direktes Objekt sein kann.
Danach ist die Akkusativmarkierung ein notwendiges (aber nicht
hinreichendes) Erkennungszeichen für dasjenige, was wir in der
traditionellen Grammatik ein direktes (oder transitives) Objekt
genannt haben. Diese Argumentation setzt natürlich voraus, daß der
Unterscheidung von Akkusativ- und Dativobjekt auch semantische und
syntaktische Bedeutung zugesprochen wird - was wiederum eine Annahme von mir ist.
Womit aber sind nun auch die hinreichenden Erkennungsmerkmale
kodifiziert? Offenbar neben (a)/dem Akkusativmerkmale,durch weitere
Bedingungen, die aber außerhalb der morphologischen Beschreibungsebene liegen: durch (b) Kontrolleigenschaften (ausführlich beschrieben fürs Englische durch Ziv und Sheintuch 19791, fürs Niederländische
durch Hoekstra 1978), und (c) durch semantische Kohäsion (s.v.w.
größere syntaktische Nähe des DO zum Prädikat). Die Argumente, die
hier in ihrer Gesamtheit nicht dargestellt werden können, liegen
allesamt im Bereiche semantischer Parallelen und Oppositionen
(wä.hrend z.B. Inhaltsobjekte wie transitive "dummy-Objekte" fungieren
(einen tiefen
Schlaf
schlafen)
und den entsprechenden intransitiven
Verben ohne Objekt voll entsprechen (tief
schlafen),
gibt es keine
Inhaltsobjekte mit Dativ- (intransitiver) Kodierung).
Nun kann man jedenfalls sagen, daß die Begriffe direktes und
indirektes Objekt in den übrigen germanischen Sprachen (dem Niederländischen, dem Englischen und den skandinavischen Sprachen) wegen
der morphologischen
Uneindeutigkeit nicht verzichtbar ist.
Andererseits weisen aber auch die Eigenschaftsgruppen unter (c)
und (d) oben für das Deutsche aus, daß mit einer etwaigen Unterscheidung zwischen Dativ- und Akkusativobjekten zum einen nicht
alle Phänomene, die mit den Begriffen direktes und indirektes Objekt
erfaßt werden, beschreibbar sind (etwa die doppelten Akkusative,
- 17 die sich vor allem hinsichtlich ihrer Kontrolleigenschaften wesentlich voneinander unterscheiden). Und zum anderen ist mit der kasusindizierenden Trennung nicht nur nichts Wesentliches, d.h. Funktionales zum Ausdruck gebracht, sondern es wird auch eine falsche
Generalisierung hergestellt (Dativobjekte bei zweiwertigen Verben sind
funktional anders einzustufen als Dativobjekte neben Akksativobjekten bei dreiwertigen Verben).
Das erneute Interesse, das die generative Grammatik Kongruenzund Rektionsproblemen und damit auch der Oberflächenkasuszuordnung
zuwendet, geht in seiner Begründung für den kasuszuweisenden Regelapparat wiederum von einer Annahme aus, deren Rechtfertigung sie
selbst nicht liefert: van Riemsdijk 1980 verbessert wohl den
chomskyschen Ansatz zur Kasuszuweisung für das Deutsche entscheidend,
macht aber dabei Gebrauch von dem Begriff "dosest argument to the
verb" (van Riemsdijk 1980: 12). Dieses "verbnächste Argument" wird
zirkulär bestimmt: nämlich durch sein Rektionsverhältnis mit einem
transitiven Verb (van Riemsdijk 1980: 13). Es ist vielleicht nicht
überflüssig darauf hinzuweisen, daß dieses Thema in den auf dem
Valenzbegriff aufbauenden deutschen Grammatiken nicht einmal
thematisiert wird (etwa bei Heringer 1970; Engel 1976; Engel und
Schumacher 1976; Heibig und Schenkel 1978).
- 18 4. Wortstellung und pragmatische Korrelate
4.1. Thema und Rhema
Daß Probleme des Satsgliedstatus wie etwa der Transitivität bzw.
Intransitivität in fundierten Zusammenhang mit textverbindenden
Elementen und Strategien gebracht werden können, haben neuerdings
Hopper und Thompson (1980) gezeigt. Ihre These ist etwas grob
formuliert die, da1? transitive Satzkonstituenten, sofern überhaupt
topologische und grammatische Optionen bestehen, in einer textbezogenen Satzwortstellung in den Vordergrund gerückt werden, intransitive Elemente hingegen in den Hintergrund treten. Dabei umfassen die Begriffe "in den Vordergrund treten" und "im Hintergrund
stehen" eine Reihe von primitiveren Konzepten, die wir hier etwas
näher beleuchten wollen. Zu den bisher am besten untersuchten
textverbindenden bzw. vertextenden Kräften gehören jene Elemente
der Informationsstruktur, die wir seit den ersten Schriften der
Prager Schule unter der Terminologie Thema und Rhema kennen. Die
lineare Verteilung zwischen alter Coder beim Hörer als alt vorausgesetzter) Information in Satzspitzenstellung bzw. neuer Information in Endstellung ist u.a. mit folaenden Mitteln manifestierbar: auf lexikalischer Ebene durch Konversen; auf syntaktischer
Ebene durch Verschiebung: Extraposition, Passivierung; Topikalisierungsoperationen wie die englische tough-VerSchiebung,
Fokussierung wie etwa clefting
markierte
im Englischen; und schließlich in-
tonatorischen Mittel, nämlich Stark-Schwachdruck im Satz bzw. Tonverlauf.
- 19 4.2. Salienz
Salienz (engl, salience
oder salienoy)
bezeichnet jenes psycho-
logische Kriterium, nach dem bestimmte Satzelemente (Konstituenten,
Einzelwörter) bei der Produktion eines Satzes eine bevorzugte Position (Topikalisierung, Verbnähe, links-recht-Ordnuna zum Verb
etc.) erhalten bzw. nach welchen Kriterien, ein bestimmter Alternant bevorzugt wird sofern eine lexikalische oder konstruktive
Alternativmöglichkeit besteht. Soweit ich sehe, umfaßt Salienz
auch den neuerdings in der Linguistik verwendenten Terminus des
"foregrounding" (Hopper und Thompson 1980), ist aber weiter zu
verstehen als dieser (vgl. Osgood und Bock 1977). Nach Osgood und
Bock ist es z.B. eine universelle Eigenschaft von Sätzen, die
Tätigkeitsereignisse beschreiben, daß der Ausführende der Tätigkeit (Täter, Aktor) im Satzvorderfeld genannt wird und-nicht nach
dem Rezipienten oder dem Patiens. Nach diesem Salienzkriterium ist
Satz (1) natürlicher als Satz (2).
(1) Bans aß sein
Butterbrot.
C2) Das Butterbrot
wurde
von Hans
gegessen.
Bei einer Lagebeschreibung, die im einem Satz zum Ausdruck gebracht
wird, ist die Nennreihenfolge "Figur—Lageprädikat-lagerelatierendes Element" natürlicher (.unmarkierter im Sinne der Salienzeigenschaft) als eine andere Reihenfolge (vgl. Ertl 1974; 1977).
C3) Der Teller
(4) Der Tisch
steht
ist
auf
unter
dem
dem
Tisch.
Teller.
Natürlich kann eine Tätigkeit gleichermaßen durch transformationeile Alternanten beschrieben werden, zum Beispiel durch eine
Aktiv- oder eine Passivstruktur. Sofern aber in dieser Beschreibung
- 20 Merkmale wie die Schnelligkeit und die Potenz zum Ausdruck kommen
sollen, mit der der Täter die Handlung ausführte, so muß dieser
Täter wie in Satz (5) in den Vordergrund geschoben werden.
(5) Eine Schlange biß mich.
Soll das Ereignis hinsichtlich der Merkmale der Schnelligkeit
und der Potenz jedoch unmarkiert bleiben, dann wird die sprechende Person in den Vordergrund gerückt.
(6) Ich wurde von einer
Schlange
gebissen.
(6) ist also hinsichtlich des Salienzkriteriums der unmarkierte
Fall, der Fall nämlich in dem Egozentrik das kontext- und ausdrucksneutrale, inhärente Salienzmerkmal determiniert (vgl.Ertl 1974;
1977; Zubin (in diesem Band); Cooper und Ross 197 5; Osgood und
Bock 1977). Dieses letzte Beispiel zeigt auch deutlich, daß Prinzip 1 der Wörtstellungsstruktur, die Informationsstruktur, und
Prinzip 2, Salienz, nicht in einem Abhängigkeitsverhältnis zueinander stehen und somit Ausdruck ein und desselben Prinzips sind.
Das zweite Prinzip schränkt vielmehr das Prinzip der Informationsstruktur in relevanter, textunabhängiger Weise ein. Diese Unterschiedlichkeit der Bedingungskomplexe macht die Beschreibung und
Erklärung der Topologie für Einzelsprachen erst interessant und
bedeutsam: Die Eigenschaften der Salienz sind stärker universeller
Natur, die der Informationsstruktur zu einem weitaus größeren Teil,
wenn auch nicht vollständig durch einzelsprachliche, grammatische
Gegebenheiten bestimmt.
Das Salienzprinzip zeigt Ähnlichleit mit einer Reihe von Begriffen, die zum Teil in der Linguistik, zum Teil in der Erzählforschung eine Rolle spielen. Im Tempussystem des Französischen
korreliert das -passe simple
mit der vordergrundbezogenen Erzähl-
- 21 struktur, das imparfait
hingegen mit jener Struktur, die den Hinter-
grund zu den aktuellen Ereignissen bildet. Dieser Unterschied findet sich in der englischen Begriffsbilderung wieder in der Opposi-
tion zwischen on-line
narrative
und off-line
vordergrundbezogene Struktur {on-line)
narrative,
wobei die
die Kette der Hauptereig-
nisse beschreibt (Genette 19 80).
4.3. Transitivität
Transitivität wird durch Hopper und Thompson (1980) als
Eigenschaft eines Satzes betrachtet (als Eigenschaft von Verben
hingegen, durchaus im Einklang mit der traditionellen Sicht, bei
Mel'cuk 1979). Sie gilt nicht als diskrete, kategoriale Eigenschaft, sondern ist vielmehr von gradueller Gültigkeit, angesiedelt auf einem Transitivitä.tskontinuum und zusammengesetzt aus
insgesamt 10 Transitivitätsmerkmalen, und wird im wesentlichen
durch das grundlegendere, pragmatische Diskursprinzip der Vordergrundstrukturierung ("foregrounding", im Gegensatz zur Hintergrundstrukturierung "backgrounding") erklärt (Hopper und Thompson
1980: 283ff.). Ebenso wie Transitivität ist die Vordergrundstruktur
keine absolute, diskrete Eigenschaft, sondern sie wird vielmehr in
Sprachen wie dem Englischen durch ein Zusammenwirken verschiedener
Kriterien bestimmt und vom jeweiligen Leser in einer Art von Wahrscheinlichkeitsinduktion über das Zutreffen einer Reihe von verschiedenen Kriterien festgelegt. Dabei gilt, daß die Wahrscheinlichkeit, daß ein Teil- bzw. oder eine bestimmte Konstituenteninterpretation vordergrundstrukturiert wird, der Höhe entspricht, die
diese Konstituente auf der Transitivitätsskala einnimmt (Hopper
- 22 und Thompson 1980: 284). Eine Zählung von höhen Transitivitätseigenschaf ten in Texten des Gegenwartsenglisch ergab, daß das durch
die zehn Merkmale konstituierte Gesamtbild der Transitivität hoch
mit der Vordergrundstruktur der untersuchten Textsätze (also den
aktuellen, serialisierten Ereignissen, die unmittelbar und wesentlich zu dem Erzählziel des Erzählers beitragen) korrelieren (Hopper
und Thompson 1980: 288). Die Korrelationsfunktionen zwischen den
Transitivitätseigenschaften im einzelnen und der Vordergrund- bzw.
Hintergrundstruktur sind die folgenden:
1. Diskursteilnehmer. Tendentiell korrelieren Hintergrundstruktur mit einem einwertigen Satz, Vordergrundstruktur
mit einem mehrwertigen Satz. Dies hat offenbar mit der
semantischen Struktur des Verbs und den daraus folgenden
grammatischen Konsequenzen zu tun: Die Hintergrundstruktur
wird im allgemeinen mit Prädikaten zur Lage- und Zustandsbeschreibung oder durch bewertende Kommentare bezeichnet,
die Vordergrundstruktur hingegen übernimmt die Referenz
zu Änderungen bei den ereignistragenden Personen und Gegenständen. Man denke in diesem Zusammenhang besonders an den
Nominalstil im Deutschen und seine Funktion: Nominalisierungen sind im allgemeinen hochgradig nicht-agentiv, nichtassertiv und nicht-referentiell; die Prädikate darin bringen
im allgemeinen nicht aktuelle, sondern generische oder irreale Ereignisbezüge zum Ausdruck.
2. Kinese. Im Zusammenhang mit der ersten Feststellung oben
folgt schon, daß Vordergrundstrukturen von Erzählungen Veränderungen mit oder an den Ereignisteilnehmern indizieren.
Dies prägt die Referenzsemantik der betroffenen Satzprädikate:
- 23 in vordergrundstrukturierenden Sätzen hoch kinetische Prädikate, in hintergrundsetzenden Sätzen hochgradig Nichttätigkeitsverben.
Aspekt (Telik). Die telische Struktur einer Äußerung betrifft vor allem die grammatischen Eigenschaften der verschiedenen Objekte (direktes gegenüber indirektem Objekt)
sowie die semantischen Mitspieler Objektiv (Patiens/Experiences) im Unterschied zu Rezipient sowie innerhalb
bestimmter Beschränkungen die Opposition zwischen Akkusativ
und Dativ (in Sprachen, die einen solchen Unterschied machen) . Telische Prädikate sind solche, deren Ereignisreferenz deutlich den Endpunkt oder 'die .Grenze eines Ereignisses
indiziert. Dieses Merkmal zeigt Affinität zu dem der Zahl
der Diskursteilnehmer insofern, als im allgemeinen das teilnehmerreichere Ereignis mit deutlich abgrenzbaren, möglicherweise auch hintereinander geschalteten (ikonisch seriali-s
sierten) Teilhandlungen korreliert.
Punktualität. Punktuelle Verben eignen sich im Unterschied zu
durativen Verben besser dazu, eine Handlunsstruktur mit kinetischen Qualitäten wiederzugeben. Sie können im allgemeinen
Handlungskomplexitäten leichter zum Ausdruck bringen, da sie
jedenfalls unter Normalinterpretation auch iterative Interpretationen zulassen.
Intentionalität und
Agentivität. Beide Eigenschaften betreffen die Tatsache,
daß das Agens planmäßig an der durch das Verb zum Ausdruck
gebrachten Handlung beteiligt ist. Zudem korrelieren diese
Eigenschaften sowie die von Hopper und Thompson beobachteten
- 24 Vordergrund- bzw. Hintergrundstrukturen mit der Agentivitätshierarchie (Silverstein 1976, Hopper-Thompson 1980: 273):
(7) 1.
Pers.
> belebt
> 3.
Pers.
>
unbelebt.
> Eigenname
> menschlich
>
Hopper und Thompson verbinden diese Agentivitätshierarchie von
Silverstein auf die folaende Weise mit ihrem Transitivitätsbegriff: Die Transitivit9t eines Satzgliedes oder eines
Gliedsatzes nimmt ab mit stielendem Anomaliegrad der AgensObjektiv-Pelation, d.h. in dem Maße, wie der Objektiv in der
beschriebenen Hierarchie einen höheren Platz einnimmt als
das Agens.
Die Agentivitätshierarchie zeigt darüber hinaus starke Affinität zu den Oppositionen definit:indefinit und referentiell:
nicht-referentiell (Givón 1979).: Definitheit und Referentialität zeigen hohe Affinität zum linken Ende der Agentivitätshierarchie. Dies ist erklärlich daraus, daß die Vordergrundstruktur eines Textes bzw. deren Sätze im allgemeinen
über ein und dieselbe Person als Teilnehmer in einer Episode
referieren, nicht jedoch einen neuen Teilnehmer einführen.
7. Modus und
8. Affirmation. Auf der Modusebene korreliert mit der Vordergrundstruktur der Realis im Unterschied zum Irrealis, auf
der Affirmationsstruktur positive Sätze im Unterschied zu
negativen Sätzen. Die morphologischen Realisierungen auf
der Modusebene sind im Indikativ (im Unterschied zum Konjunktiv oder Optativ); Eigenschaften von Handlungen werden
im allgemeinen nicht über das charakterisiert, was die betroffenen Personen und Dinge nicht
tun bzw. nicht
sind.
- 25 Affiziertheit und
Individuierung. Die letzten beiden Eigenschaften betreffen
wieder die Objekte. Ein hochtransitives Objekt (direktes
Objekt) ist nach diesen Merkmalen total vom Ereignis, das
das Verb zum Ausdruck bringt, affiziert, ein nicht-transitives Objekt hingegen ist nicht oder nur teilweise affiziert. Äffiziertheit scheint abhängig zu sein von semantischer
Perfektivität des Satzprädikats; somit eraibt sich ein Zusammenhang zwischen dem Merkmal der Äffiziertheit und dem
Status des Vordergrunds eines Satzes. Wird das Ereignis als
noch im Gange, also noch nicht abgeschlossen entstanden, so
ist das Objekt im allgemeinen nicht völlig affiziert, sondern
nur teilweise von der durch das Verb ausgedrückten Handlung
betroffen.
Individuierung. Dieses Merkmal korreliert nach Hopper und
Thompson (280:'287) hoch mit den Merkmalen der Definitheit
und Referentialität von Objekten. Der empirisch beobachtete
Individuationsgrad von Sätzen mit Vordergrundstatus ist nach
Hopper und Thompson eindeutig höher als der von Sätzen mit
Hintergrundstatus. Zu der Brücke mit der grammatischen Struktur steht wiederum die typologische Beobachtung, daß Objekte
mit indefiniter Markierung häufiger als umgekehrt Affinität
mit intransitiven Satz strukturen zeigen. Das bedeutet, daß
ein indirektes indefinites Objekt nicht eigentlich den Status
eines Objekts besitzt, sondern sich einem adverbiellen Begleiter des Verbs nähert. Individuierung in diesem Sinne ist
eine Eigenschaft, die sich möglicherweise auf grundlegendere
wie die der Referentialität, der Definitheit und der Belebtheit zurückführen läßt.
- 26 Zu all diesen Merkmalen stimmen eine Reihe von Beobachtungen
außerhalb der systematischen Linguistik bzw. der Linguistik überhaupt. Der in der traditionellen Grammatik schon länger diskutierte Begriff der stärkeren Inhärenz des direkten Objekts im
Prädikat (stärker inhärent als das indirekte Objekt) ist wohl in
den Zusammenhang damit zu stellen, daß es unter allen möglichen,
durch Verb ausdrückbaren Ereignissen es Prototypen von transitiven Ereignissen gibt. Darauf bezieht sich auch eine Beobachtung
von Slobin (1979), auf die Hopper und Thompson (1980: 292) verweisen: nämlich daß deutlich gekennzeichnete transitiven Akkusativobjekt im Russischen in der Spracherwerbsphase des Kindes
zuerst auf Verben beschränkt blieb, die eine direkte körperliche
Tätigkeit bezogen auf Dinge zum Ausdruck brachte. Die anderswo
gemachten Beobachtungen, daß man sowohl beim Spracherwerb wie
auch im ungangssprachlichen Deutsch bzw. in Dialekten in einer
Art von Kasussystemvereinfachung umfehlbar beim Akkusativ landet - bzw. wie in dem kindlichen Spracherwerb die schwieriger
zu behaltenden verschiedenen Präpositionalobjekte ablöst durch
einfache Akkusativobjekte, daß man in einer Art von Telegrammoder Allegrostruktur derartige Akkusativtendenzen auch in der
Erwachsenensprache findet (Gehen
nachmittag
wollen
wir
nichts
wir
anderes
Fußball
als
schauen1.
gartensitzen)
-
Beute
stehen
wohl nicht im Widerspruch dazu, sondern sind entweder als Übergeneralisierung zu einer vertrauten, in der Mehrzahl der Fälle
unmarkierten Struktur zu sehen, oder aber sie geben Zeugnis von
einer "Akkusativierungstendenz" (Weisgerber 1958), die nicht nur
für die Informationsstruktur von Texten gewisse Vorteile zeitigt,
sondern die auch nach Weisgerber mit einer Konzeptionsänderung
- 27 Sinne einer totaleren Bewältigung der Dinge, die durch das Objekt referiert werden, einhergeht (Weisgerber 1958; Kolb 1960).
Dies alles läßt uns nicht nur das Desiderat sehen, die
prädikatsfähigen Wörter des Deutschen hinsichtlich grammatischer
Merkmale wie Transitivität auf ihre semantischen Eigenschaften
hin zu untersuchen, sondern auch darfauf, daß der Valenzbegriff
mit einiger struktureller Fruchtbarkeit nicht über den Parameter
der syntaktischen Wertigkeit, sondern über den der semantischen
Wertigkeit zu prüfen ist.
Der syntaktische Valenzbegriff trägt
nur zur Charakterisierung des Verblexikons bei. Verfahren wir
innerhalb einer Valenztheorie auch Aussagen über die syntaktische
Satzstruktur in einem generativgrammatischen Sinne, vermag dieser
Valenzbegriff wenig Sicheres zu leisten und bleibt somit ohne
fundierende Bedeutung.
Es wäre
nicht überraschend, wenn man in empirischen Unter-
suchungen der Sprechsprache feststellen könnte, daß (alle?) Grenzziehungen zwischen Erzählstrukturen mit vorwiegend Vordergrundstatus und solchen mit vorwiegend Hintergrundstatus mit Hilfe
linguistischer Zeichen signalisiert würden. Enkvist (Vortrag
Groningen 1980) hat die in diesen Zusammenhang zu stellen Beobachtung gemacht, daß pa im altenglischen Beowulf ein Signal hoher
Aktivität ist. Es häuft sich dort, wo der Höhepunkt der dramatischen Schilderung erreicht wird (etwa bei Beowulfs Kampf mit
Grendl).
Die nächsten beiden Wortstellungsprinzipien für eine Textstruktur lassen sich unter dem Begriff des Ikonismus zusammenfassen.
- 28 4.4. Erfahrungsikonismus.
Dieser Begriff bezeichnet die Strategie, daß die Abfolgestruktur eines Satzes unsere Erfahrung der Welt spiegelt. Wenn
möglich wird also der Text so produziert, daß er ein Abbild des
linearen Ablaufs der Ereignisse ist (Enkvist 1980; Genette 1980;
Posner 1980). Die unmarkierte Abfolge der Mitteilungsschwerpunkte demnach z.B. den Unfall vor dem Abtransport ins Krankenhaus serialisieren und nicht umgekehrt. Dieses Prinzip ist übrigens in der Psycholinguistik schon früher im Zusammenhang mit
Spracherwerbsprioritäten bei der Erlernung von fernsprachen und
lokalen Präpositionen, Adverbien und Konjunktionen formuliert
worden (Clark 1970; Bever 1970).
Ein anderes Prinzip sieht die Serialisierung im Raum beginnend
vom Kleinen, Spezifischten hin zum Großen, Allgemeinen vor:
(8) sich
auf einer
im Rathauspark
Bank unter
der Laterne
beim
Teich,
niedersetzen
wird hinsichtlich der Lokaladverbien normalerweise keine andere
Reihung erlaubt. Andere Ikonismen schließlich scheinen sozial
bedingt zu sein. Sie sind nicht nur rein sprachliche Idiome,
sondern spiegeln gesellschaftliche Übereinkünfte. So wird man in
einem Text im allgemeinen verheiratet
sein
vor Kinder
kriegen
reihen und in der Anrede Damen vor den Herren und nicht umgekehrt.
5. Textueller Ikonismus.
Ich beschränke mich hier auf Andeutungen der Scheidung tex-
- 29 tikonischer Charakteristika (zu einer ausführlicheren Einführung,
vor allem auf der Schreibungsebene der Syntax, der Semantik und
der Pragmatik vgl. Posner 1980). Zu diesem Prinzip zählt Behaghels
Gesetz der wachsenden Glieder (Behaghel 1909), dem die neue enprinciple
glische Grammatik von Quirk et al. das Äquivalent des
of
end-weight
("heavy and fat things last") nach formuliert,
bzw. das 1. Gesetz von Behaghel, "daß das geistig eng Zusammengehörige auch eng zusammengestellt wird" (Behaghel 1923-1932,
Bd. 4: 4 ) . Ein anderes derartiges Prinzip scheint mit der Verbvalenz zu tun haben: Verben des Legens,
Setzens
und
Stellens
binden besonders eng (inhärent) Lokalergänzungen an sich, die
nur in besonders motivierten Fällen topikalisiert und damit aus
der rhemaindizierenden Positiven entfernt werden können. Bei
den folgenden Beispielen ist zu beachten, daß es sich um Rezepttexte handelt!
(9) Schäle,
fülle
entkerne
sie
in
und zerteile
eine
Kuchenform.
genügend
* Zur Seite
Apfel
stelle
und
sie
dann.
?? In einen
spalten
Topf
fülle
zu bedecken,
genügend
...
Wasser,
um die
Apfel-
- 30 5. Kontrolleiqenschaften von Satzcrliedern in der
(Kevised)
extended Standard Theory.
In Chomsky
(1980)- werden für das Encrlische eine Reihe von Kontroll-
eiaenschaften diskutiert, die sich in abgeleiteter Form auf grammatische Relationen beziehen. Es handelt sich um die soaenannten
mitverstandenen Subjektformen in Objekt- und Subjektinfinitiven.
Hierfür sind folaende Zusammenh^.nae für eine Satzarammatik nostuliert worden:
(a) In finiten Nebensätzen kommen keine RRO^Subjekte vor;
dies wird crerechtferticrt durch die "Nominativinselbeschr^nkuna"
(nominative island constraint) .
(b) Es kommen keine PRO^Objekte vor, für die es Antezedente
im Matrixsatz aibt; dies>"-wird aerechtfertiat durch die
Opaz it '"it sbed incrung.
(c) Ein PRO-Subjekt ist in der überwieaenden Zahl der FM,lle
gebunden durch ein MP im Matrixsatz; dies folat aus der
Beschränkung, nach der ungebundene Anaphern unmöqlich
sind.
Dazu nimmt Chomsky an, da" PRO-Elemente den Status von Anaphern
(also von Reflexiven, Reziproken, nicht jedoch von Pronomina!)
haben.
Chomsky selbst hat die emnirisch unerwünschten Konsequenzen
dieser seiner vor allem theoriegebundenen Annahmen erkannt und in
Chomsky
(.1981a) eine Modellannassuna vorgenommen, die den folaenden
sprachlichen Erscheinunqen besser crerecht wird:
(d) PRO-Subjekte können im Geqensatz zu anderen anaphorischen
Flementen ohne Antezedens vorkommen.
(e) Im Reaensatz zur Festleguncr des Antezedens anderer anaohorischer Formen wird das Antezedens für das PRO-Subjekt
auch lexikalisch durch das .Matrixverb zusammen mit Verben
in der Infinitvkonstruktion selbst bestimmt.
(_f) Das- Antezedens für das PRO-Subjekt braucht das PRO-Subjekt
selbst nicht zu c-kommandieren - dies im Gegensatz zu
allen anderen anaphorischen Elementen,
(g) Bei PRO-Subjekten sind "gespaltene" Antezedenten möglich,
nicht so jedoch bei anderen anaphorischen Elementen,
(h) Im Gegensatz zu anderen anaphorischen Elementen können
PRO-Objekte kein Antezedens im eigenen Gliedsatz haben.
- 31 Auch diese auf bestimmten empirischen Beobachtungen fußenden
theoretischen Annahmen haben Konsequenzen, die mit bestimmten
sprachlichen Erscheinungen unverträglich sind (van Haaften 1980).
Ich gehe hier nicht weiter darauf ein, da es am Status "Satzglied"
der Elemente, die in diesen Kontrollbeziehungen fungieren, nichts
ändert. Hinzuweisen freilich ist auf den vor allem durch Wortstellungseigenschaften ausgezeichneten grammatischen Status des
Subjekts im Englischen, der sich dadurch grundlegend von dem im
Deutschen unterscheidet. D.H. auch Cgerade wegen?) so stark theorieabhängiger Kontrolleigenschaften der diskutierten Art sind satzgliedtypologische Unterschiede deutlich, d.h. mit großer Präzision
und großem Unterscheidungsgewicht auszumachen.
Eine weitere Kontrolleigenschaft von Konstituenten mit Satzgliedstatus kann anhand der folgenden Beispielsätze abgeleitet
werden.
(1) JPaul. hat Sonja, ein Hündchen versprochen Jmit dem
PRO. , spielen kannl1
Paul
hat
Sonja
ein
Hündchen
zum Spielen
versprochen.
(2) JPaul. hat Sonja versprochen JPRO. zu kommenll
Van Haaften
(1980) hat darauf aufmerksam gemacht, daß in (1)
eine Nominalkonstituente wie Sonja
nicht notwendigerweise kore-
ferentiell mit dem Infinitivsubjekt verstanden werden muß. In
(2) hingegen gibt es keine andere Interpretation: Paul
muß ko-
referent mit dem Infinitivsubjekt sein. Wenn diese Beobachtung
generalisierbar ist, so gilt, daß die Interpretation von PRO
in Gerundialkonstruktionen wie in (1), die mit gutem Grund im
Deutschen als "Relativinfinitive" bezeichnet werden können, frei
ist, die in Objektinfinitiven wie in (2) jedoch gebunden ist.
Und dies erlaubt möglicherweise den Schluß, daß diese freie PROInterpretation mit dem Attributstatus des Gerundiums
in der Basisstruktur) zu tun hat, die gebundene
(Infinitivs
Interpretation
von PRO jedoch mit dem DO-Status des Infinitivs: In (1) ist der
Infinitiv nur Struktur t e i l
des DO Hündchen,
in (2) deckt er
die grammatische Relation DO zur Gänze ab.
Je nachdem ob wir für PRO in (1) freie oder gebundene Inter-
- 32 pretation annehmen, ändert sich mit der Antezedensfestlegung
auch die Kontrollrelation. Das Verb versprechen
legt sein Subjekt
auf die Ausführung des Versprechens fest. Dies bedeutet, daß in
(2) das NP Paul, das Subjekt von versprechen,
PRO kontrollieren
muß. In (1) dagegen ist das Subjekt Paul verantwortlich dafür,
daß Sonja
(10,
das Hündchen \L'mit
, .. dem
," sie
. spielen
.,
,
f
d
' Rezipient)
*
kannj
zukommt. In dieser gebundenen Interpretation von (1) soll nicht
Paul, sondern Sonja mit dem Hund spielen; d.h. es liegt keine
derartige Kontrolle wie in (2) vor. Die Beispiele scheinen über
den Unterschied von Attributinfinitiv (Relativinfinitiv) und D0Infinitiv hinaus zu zeigen, daß auch die Bedeutung des Matrixprädikats entscheidend zur Interpretation des PRO-Subjekts (jedenfalls in den besprochenen Konstruktionen) beiträgt.
Diese Art, über die Distribution von Kontrolleigenschaften
den Subjekt- und^.Objektstatus zu umreißen, läßt sich im Infinitivvereich mit adverbial aufzufassenden Infinitiven fortsetzen.
(3) Paul stellte
Horst ein
Bein,
um ihn zu Fall
zu
bringen.
rm der Absicht PR0J ihn.
Paul,1 stellte Horst,1 ein Bein Jin
/.mIT.
(
it•,••)- der Erwartung
zu Fall zu bringen.
Diese Infinitivkonstruktion mit kausaler Bedeutung (herkömmlich
auch "Finalsatz mit um-Einleitung") läßt sich als Adverbialkonstituente zum Subjekt deuten. Für das mitverstandene, unausgedrückte
Subjekt des Adverbialinfinitivs gilt hier wie in einer Reihe von
anderen Beispielen, daß es koreferentiell mit dem Subjekt des
Matrixsatzes sein muß. Sätze wie (4) zeigen jedoch ebenso Koreferenz zum Objekt des Matrixsatzes.
(4) Ich trieb
die
Klasse, an PRO- ihre
0
3
Ubunqen besser
zu
machen.
Die beiden Interpretationen können auch gemeinsam in einer Satzform vorliegen.
(5) Cäsar schickte
Legaten aus,
um die Ordnung
wiederherzustellen.
C. schickte Legaten, aus PRO
C. schickte Legaten, aus in/mit der Absicht, daß
er./sie. ...
- 33 Derartige Satzgliedbezüge scheinen aber auf die Subjekt- und
DO-Relati,on beschränkt zu s.ein. D.h. die koreferentiellen Zusammenhänge sind (im Anschluß an (e) oben) wohl u.a. von der
Semantik des Matrixverbs abhängig, aber auf eine spezifische
Weise: Definiert das Verb in seinen Selektionsregeln ein Dativobjekt ein oder ein 10 (was möglicherweise mit der Verbeigenschaft [-Tätigkeit] zu tun hat), dann ist Koreferenz zu diesen
Satzgliedern ausgeschlossen.
(6) Er übergab ihr den Eunuchen, um für
zu
ihre
Sicherheit
sorgen.
(7) Er vertraute
Sicherheit
(8) Er lieft,
nicht
sie
zu
sie
dem Eunuchen an, um für
ihre
sorgen.
durch den Mann begleiten,
um ihrem Ruf
zu schaden.
Die jeweiligen-Matrixdative können in'der Interpretation
des Adverbialinfinitivs nicht als Subjekte auftauchen. Daß dies
wie gesagt stark mit dem morphologischen Rektionssignal (Rektionskasus) zusammenhängt und nicht allein von der semantischen Verbklassenzugehörigkeit abhängt, zeigt das Niederländische.
(9) Hij heeft
haar aan de Haremswächter toevertrouwd,•
om voor haar veiligheid
(10) Hij liet
niet
te
(11) Hij liet
haar zijn
te
v.-
zorgen.
man volgen,om haar goede naam
schaden.
haar door de man begeleideniom
in diskrediet
te
haar
niet
brengen.
Im Unterschied zum Deutschen können die mitverstandenen Subjekte
in den ndl. Infinitivsätzen jeweils auch koreferent mit den 10s
der Matrixsätze gelesen werden.
- 34 6. Die Beiträge in diesem Band.
In der Universalienforschung keenanscher Prägung bzw. in
der Relationsgramitiatik (1977 Perlmutter und Postal) geht man in
Anbetracht der stark unterschiedlichen syntaktischen Strukturen
sowie der Tatsache, daß Verallgemeinerungen über oberflächliche
Kodierungseigenschaften wie Kongruenz, Rektion und verbales
Genus in den verschiedenen Sprachen nur sehr begrenzt möglich
sind, von Funktionen wie den Satzgliedern als Basiselementen aus.
Diese erhalten bei Postal und Perlmutter sogar primitiven (Term-)
Charakter (vgl. Abraham 1978). Ausgangsüberlegung ist (Perlmutter
und Postal 1977), daß es keine strukturelle Eigenschaft oder
oberflächliche Kodierungseigenschaft gibt, die Satzglieder wie
Subjekt, indirektes Objekt oder direktes Objekt über alle Sprachen
hin in einheitlicher Weise auszeichnet. Damit ist freilich noch
nichts über den Primitivenstatus einzelner Satzglieder (oder aller
gleichermaßen) in den Einzelsprachen ausgesagt: Reis (in diesem
Band) weist ausdrücklich auf den Sonderstatus des Subjekts im
Deutschen hin. Und die einzelnen Aufsätze in diesem Band fundieren
ihre Ergebnisse ausschließlich auf deutschem Material ohne Rückbezug auf universell-typologisch gemeinsame Nenner (i.U. also
etwa zum abstrakten Subjektbegriff Keenans (1976))'. Bechert allerdings entwickelt in seinem diesen Band eröffnenden Aufsatz eine
solche allgemeine Typologie. Dabei handelt es sich um die Beobachtung, daß bestimmte Eigenschaften kategorialer Art (wie Belebtheit :Unbelebthe it , Subj.:DO:IO, Agens:Patiens, definite NP:indefinite NP, perfektischer:imperfektischer Aspekt, Präsens Präteritum, statische:dynamische Verben, Thema:Rhema) über eine große
Zahl von Sprachen hin typische Anteile an diesen Oppositionspaaren erkennen lassen und zwar nach Maßgabe der funktionstypologischen Unterscheidung von Nominativ- und Ergativsprachen.
Bechert spricht dabei von Affinitäten.
Die Gemeinsamkeiten der
Nominativsystemaffinitäten sieht Bechert nur im pragmatischen
Bezug auf den Sprecher (belebt, Subjekt, definit, Thema usw.),
die des Ergativsystems auf den Nichtsprecher (unbelebt, Objekt,
Rhema, indefinit). In Bezug auf die Sprechsituation und die
logische Unterscheidung zwischen Identifikation und Prädikation
ist die erste Affinität unmarkiert (egozentrisch, "ich-zuerst"),
die zweite markiert. Dazu situiert Bechert ein drittes System:
das Dativsystem (mit den kategorialen Eigenschaften 10, Experiencer, verba sentiendi, Perfekt und dem verbalen Genus Medium).
- 35 Die diskurspragmatischen Oppositionen zwischen diesen 3 Systemen,
die sich auch in den historischen Sprachstufen verfolgen lassen,
manifestieren sich etwas vergröbert in dem Bezugssystem "Sprecher
: Interaktion Sprecher/Hörer : Kontext der Sprechsituation". In
diesem Sinne betreffen Becherts Überlegungen einmal dasjenige,
was bei Zubin diskurspragmatisch speziell fürs Deutsche ausgedeutet erscheint, indirekt aber natürlich die Grundannahmen schlechthin, die zu diesem Band führten: nämlich die Frage nach den einzelsprachlich differenzierten, aber allgemeintypologisch begründeten
Zusammenhängen kategorialer Information auf allen Ebenen der
sprachlichen Beschreibung.
Wo das Deutsche - ihm ähnlich übrigens das Spanische im
Unterschied zu den anderen romanischen Sprachen - zwischen Sprachen
mit weitgehend freier Wortstellung (wie den slawischen) und solchen
mit relativ stark eingeschränkter Wortstellung genau steht, versucht
Sgall in seinem Beitrag näher, vor allem im Vergleich zum Tschechischen
und Englischen zu bestimmen. Die Kriterien, die beim Vergleich eine
Rolle spielen, sind Topikalisierung (Voranstellung), Thematisierung
(Themawiederaufnahme), Fokus (Aufmerksamkeitszentrum) und damit zusammenhängend Intonations- und Akzenteigenschaften des Satzes sowie
semantische Valenzeigenschaften (semantische Rollen oder Tiefenkasus) . An die Stelle der bislang nicht schlüssigen und immer
wieder unkorrekten syntaktischen Transformationsproben zur Valenzerhebung setzt Sgall das Prinzip des Fragetests: eines Fragetests
nach den Aktanten des Prädikats, in dem zwischen Sprecher- und
Hörerinformation bzw. äußerungsunabhängigem Sprachwissen (Wissen
um die allgemeine Bedeutung des Verbs) und diskurskontrolliertem
Wissen (das u.U. teilweise in Äußerungen unterdrückt werden kann)
unterschieden wird.
Der Frage, was bei strukturellen Bewertungen von Sätzen im
allgemeinen und der Wortstellung im besonderen Betonung für eine
Rolle spielt, ist in der linguistischen Literatur mit seltener
Einmütigkeit besondere Bedeutung zugemessen worden; wo jedoch
neben der impliziten Rolle bei Akzeptabilitätsurteilen auch explizite Hinweise zum Ort des Betonungsverlaufs im deutschen Satz
gemacht wurden (etwa auf die letzte Nominaleinheit im Satz),
lassen sich, wie Höhle zeigt, leicht Gegenbeispiele finden, deren
"Normalität" nicht geringer ist als die der definierenden Beispiele.
Lenerz hat 1977 dazu in einer Arbeit, deren empirische Bedeutung für die deutsche Grammatik seit Behaghels Wortstellungsforschung noch gar nicht richtig abgeschätzt worden ist, fundamentale Zusammenhänge zwischen der Wortstellung von Nominalein-
- 36 heiten im Satz und nominalen Eigenschaften bzw. Funktionen wie
Satzgliedstatus, semantischer Rolle, Betonung, pronominalem oder
vollnominalem Status, Thema und Rhema u.a. gefunden. Hohles
Arbeit versteht sich zum einen als Kritik der bisherigen Verwendung des heuristischen Begriffs von "normaler" gegenüber
"nichtnormaler" Betonung bzw. "normaler" im Unterschied zu
"nichtnormaler" Wortstellung - und somit implizit auch als
Schärfung der Ergebnisse zur topologischen Grammatik des Deutschen
von Lenerz (1977). In dieser Kritik der bisherigen Literatur
kommt Höhle zur Unterscheidung von stilistischer
(heuristischintuitiv begründeter) normaler
Wortstellung
und
strukturell
(von einer festen, tiefenstrukturellen Abfolge ausgehender)
normaler
Wortfolge.
Er verwirft den strukturellen als empirisch
uninteressanten Begriff und fundiert den der stilistisch normalen Abfolge kontextpragmatisch: d.h. als .Äußerung, die unter
der größten Anzahl von Kontexttypen gemacht werden kann.
Auch Gadler bezieht sich auf die topologische Arbeit von
Lenerz 1977 und zwar zentral.Gegenstand seiner Arbeit ist die
Überprüfung des Beispielapparats von Lenerz unter stärker objektivierten Akzeptabilitätserhebungen. Zu z.T. anders lautenden Resultaten versucht Gadler funktionale Erklärungen. In einem zweiten
Teil prüft der Autor anhand von Zeitungstexten den Anteil von Voranstellung bei stark rhematischen Satzteilen.
Von den traditionell verbindlichen Satzgliedern ist in diesem
Buch der des Subjekts
einer besonders genauen Prüfung unterzogen worden.
Reis diskutiert die das Subjekt fundierenden Eigenschaften auf den
wesentlichen Beschreibungsebenen und gelangt aufgrund der gesichteten
Distributiohseigenschaften des Funktionsbegriffs zu dem Schluß, daß
"Subjekt" eine verzichtbare Beschreibungskategorie für das Deutsche
ist. Der Begriff des Subjekts sei wegen seiner uneindeutigen Bestimmbarkeit auf semantischer und syntaktischer Ebene durch das morphologische Identifikat "Nominativ"nomen zu ersetzen. Bei der Erkennungsprozedur spielt aber offenbar folgende Strategie noch eine Rolle:
(a) Sprich einem Nominativ die syntaktische Subjektrolle zu,
außer
(b) es handelt sich um einen Gleichsetzungsnominativ (Prädikatsnomen) !
- 37 Von anderen, noch eigens gekennzeichneten Nominativkonstituenten wie
dem Identifikationsnominativ {Ich begleite
dich als dein
bester
Freund)
sehe ich hier ab - hier liegen j.a keine Dekodierdilemmen
vor.
Bei Reis kommt aber offenbar ein semantisch-referentielles Entscheidungskriterium ins Spiel, das sich anhand der folgenden Beispiele
erklären läßt.
(1) Peter ist
(der)
Anführer.
(Ver) Anführer ist
(der)
Veter.
Hierfür kann nun gelten, daß Anführer,
nicht jedoch Veter
schaftszuerkennende Qualitäten hat.D.h.
eigen-
es ist möglich, daß:
Peter 3 Anführer
es ist nicht möglich, daß: Anführer ^ Peter
Erst bei gleichermaßen eigenschaftszusprechenden Nomina entsteht
ein Dekodierdilemma. Dies ist natürlich nur der Fall bei freier
Wortstellung wie im Deutschen, wo also das Subjekt nicht durch
Wortstellung erkennbar wird.
(2) Der Direktor
ist
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Anführer.
Der Anführer ist
der
Direktor.
Auch hier ist die Artikelwahl noch dekodierend: (3) ist im Vergleich zu (2) eindeutig.
(3) Der Direktor
ist
(Ein) Anführer ist
(ein)
der
Anführer.
Direktor.
Auch diese Argumente, die im Beitrag von Johansen zur Sprache
kommen, sind nicht zwingend für den Termstatus von "Subjekt" als
grammatischer Relation. Johansen kommt über eine Aufarbeitung
verschiedener Definitionen des Begriffs "Subjekt" vor allem in der
englischen und skandinavischen Literatur zu genau demselben Ergebnis für das Dänische wie Reis für das Deutsche, obwohl das Dänische
in der Wortstellung eingeschränkter ist als das Deutsche und in der
Kasusmorphologie weniger Differenzierungs- und damit Identifikationsmittel besitzt.
Zubins Untersuchung (aus dem Jahre 1976) ergänzt die Überlegungen von Reis und Johansen zum Subjekt, weitet den Untersuchungs-
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- 39 Verbklassen. Die Arbeit ist vom Typ der kategorialen (typologischen,
funktionalen und eben nicht transformationell-generativen)
Linguistik und bietet aufgrund ihrer Materialorientierung eine gute
Einführung in die Hauptgedanken der Relationsgrammatik (d.h. jener
Grammatiktheorie, die von Satzgliedern als primitiven Begriffen ausgeht) . Lerot nimmt sich der (auch in der typologischen Grammatik)
etwas vernachlässigten Präpositionalobjekte an: von Objekten also,
deren Abhängigkeit vom Prädikat in erster Linie über die Rektion
des Verbs inbezug auf eine bestimmte Präposition konstituiert
wird, eventuell aber auch inbezug auf eine Entscheidung zur Kasusalternative mit der die Präposition die folgende Nominalkonstituente
regiert.
(Verb)n
(Präp)
(NP)
Dabei stellt sich Lerot die anspruchsvolle Frage, weshalb gewisse
Objekte gerade in Form von Präpositionalkomplexen, andere als
rein kasusindizierte Objekte erscheinen, er versucht dazu systematische Antworten auf syntaktischer und semantischer Ebene und
kommt aufgrund dieser Sichtung der Verbeigenschaften zu vor allem
semantisch begründeten Verbalklassen.
Ein in der deutschen Grammatikliteratur weithin kontrolversielles und in der modernen Syntax bisher ausgelassenes Thema untersucht Pütz mit den "Objektprädikaten". Es handelt sich dabei, wie
der Name sagt, um Konstruktionen, die semantische Prädikationen
zum Objekt sind, die sich syntaktisch jedoch als Adverbien oder
postponierte Attribute darstellen.
(1) Er bezeichnete
(2) Er fühlte
dies
at's 'B'el'e'idigung.
si'ah' gekränkt.
Pütz kommt aufgrund syntaktischer Kontrollparaphrasen zum Schluß,
daß sich diese Erscheinungen in zwei komplementäre Gruppen trennen
lassen: eine, die sich durch Subjekthebung erklären läßt, und
eine zweite, die durch eine •- qleiche'-NP-Tilgung entsteht.
- 40 ANMERKUNGEN
1) Die letzten Charakteristika spielen ja in der generativen Grammatik erst eine
Rolle, seit der Flexionsbegriff konstituentenstrukturell (über einen
speziellen Dominanzbegriff, nämlich den der "Kommandierung" sowie eines Distanzbegriffs) definiert wurde (in Chomskys bisher unveröffentlichen, doch
vielfältig kolportierten Vorträgen vom April 1980 in Pisa. Vergleiche dazu
Hans Bennis und Anneke Groos 1980. In einer noch nicht so weit ausgearbeiteten
Form erscheinen die Kasuszuordnungsregeln auch in Chomsky 1980, 1981a sowie
1981b.)
2) Chomskys Prinzip der C-Kommandierung (Chomsky 1980; 1981a; 1981b; Bennis und
Groos 1980: 15f. ) reicht in flexionsreicheren Sprachen wie dem Deutschen bei
weitem nicht für alle Fälle der verb-, adjektiv- und substantivabhängigen
Kasuszuweisung aus. Eine Verfeinerung des Regelapparats innerhalb des chomskyschen Ansatzes bieten Reuland (1981) (zur Unterscheidung von reinen und präpositionalen Objekten) sowie v. Riemsdijk (1980) zur Adjektivrektion in komplexen Nominalattributen des Deutschen. Hiermit ist die KasusSystematik des
Deutschen jedoch noch nicht abgedeckt: insbesonders fehlte ein Mechanismus
zur Kasusverteilung zwischen direkten und indirekten Objekten. - All diese
morphosyntaktischen Identifikatoren, wären sie einmal in die Revised Extended
Standard Theory (REST) empirisch befriedigend eingebaut, erschöpfen natürlich
noch nicht jene Strategien, derer sich die natürlichen Sprachen unter der
Forderung der funktionalen Substantivdifferenzierung bedienen. Aber sie bedeuten einen ganz wesentlichen Schritt in Richtung einer empirisch befriedigenderen Syntaxtheorie.
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