Albanien

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Albanien
Ferne Nachbarn:
Albanien
FERNE NACHBARN: ALBANIEN
Inhalt
Die Österreichische Ostzusammenarbeit (OOZA) ......................................... 3
Allgemeine Informationen zum Land.............................................................. 4
Wirtschaftliche Daten...................................................................................... 5
Geschichte Albaniens .................................................................................... 7
Infos zu OEZA Projekten in Albanien.............................................................. 10
Didaktische Tipps ........................................................................................... 11
Weiterführende Links, Organisationen, Medien von BAOBAB....................... 13
Ferne Nachbarn:
Albanien
Die österreichische Ostzusammenarbeit (OOZA)
Die ORF/3sat Dokumentarreihe „Ferne Nachbarn“
Die Dokumentationsreihe „Ferne Nachbarn“ wurde
von ORF/3sat in Kooperation mit der Österreichischen
Entwicklungs- und Ostzusammenarbeit (OEZA) produziert. Sie beinhaltet Dokumentationen über die
Schwerpunkt- und Kooperationsländer der Österreichischen Entwicklungs- und Ostzusammenarbeit.
Neben geschichtlichen, wirtschaftlichen und sozialen
Aspekten werden ausgewählte Projekte der Österreichischen Entwicklungs- bzw. Ostzusammenarbeit im
jeweiligen Land vorgestellt.
Österreich hat auf Grund seiner geopolitischen
Lage ein großes Interesse an Stabilität und einer raschen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen
Entwicklung der Mittel- und Osteuropäischen Länder/
MOEL (1) und der Neuen Unabhängigen Staaten/
NUS (2) sowie an deren Integration in die Weltwirtschaft. Voraussetzung dafür ist ein erfolgreicher
Transformationsprozess, der – ungeachtet der bereits
erzielten Reformerfolge – in vielen Ländern länger als
ursprünglich angenommen dauern wird und der die
finanzielle Unterstützung der internationalen Gemeinschaft und damit auch Österreichs erfordert.
Die Ostzusammenarbeit ist den Zielen der österreichischen Entwicklungspolitik verpflichtet: Armutsbekämpfung, Sicherung des Friedens und der
menschlichen Sicherheit und Erhaltung der Umwelt
und der natürlichen Ressourcen. Im Mittelpunkt ihrer
Arbeit steht die Förderung der nachhaltigen, sozial
ausgewogenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung in den Partnerländern. In Südosteuropa agiert die Ostzusammenarbeit stets im
Kontext der europäischen Integration und unterstützt
die erklärte Zielsetzung aller Regierungen und der
Bevölkerung dieser Region, den Transformationsprozess mit der vollen Integration in die EU-Strukturen
abzuschließen. Die Prinzipien der österreichischen
Entwicklungspolitik – Partnerschaft und Eigenverantwortung, Integration in das soziale Umfeld, Gleichstellung von Frauen und Männern und Rücksicht auf
Bedürfnisse von Kindern und Menschen mit Behinderung – leiten die Tätigkeit der Ostzusammenarbeit.
Der Schwerpunkt der Österreichischen Ostzusammenarbeit liegt in Südosteuropa. In den vergangenen Jahren flossen im Durchschnitt mehr als 90 %
der Fördermittel in diese Region. Die Herausforderung in Südosteuropa besteht darin, die Länder bei
ihren Bemühungen um EU-Integration, Transformation und langfristigen Frieden zu unterstützen. In inhaltlicher Hinsicht wird dem Bereich Wirtschaft und
Beschäftigung zusätzlich zu den Bereichen Bildung
und Umwelt, Wasser und Energie in den Jahren 2004–
2006 verstärkt Aufmerksamkeit gewidmet werden.
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Allgemeine Informationen zum Land 1
Ländername: Republik Albanien
Fläche: 28.748 km2
Bevölkerung: 3.087.159 EinwohnerInnen
Hauptstadt: Tirana (geschätzt 523.150 Ew.)
Landessprache: Albanisch (Shqip)
Religionen/Kirchen: Religionsverbot Ende 1990
aufgehoben. Bis zu 70 % der Bevölkerung sind
Moslems; 20 % griechisch-orthodox; 10 % katholisch
Nationalfeiertag: 28. und 29. November (Proklamation der Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich
1912; Ende italienisch-deutscher Besetzung 1944)
Unabhängigkeit: 28.11.1912 ausgerufen, am
29.07.1913 von den europäischen Mächten
anerkannt
Regierungsform: Parlamentarische Republik
Parlament: Versammlung der Republik, eine
Kammer, 140 Sitze
Regierungsparteien: Sozialistische Partei (SP) in
Koalition mit der Sozialdemokratischen Partei (SDP),
Demokratischen Allianz (DA), Agrarpartei, Partei
zum Schutz der Menschenrechte (PBDNJ) sowie der
Partei der sozialen Demokratie
Oppositionsparteien: Parteienbündnis „Union für
den Sieg“ und Neue Demokratische Partei (NDP)
Gewerkschaften: Die kommunistische Einheitsgewerkschaft ist in der SP-nahen „Konföderation der
Gewerkschaften Albaniens“ (KSSH) aufgegangen.
Die „Union unabhängiger Gewerkschaften Albaniens“ (BSPSH) steht der DP nahe
Verwaltungsstruktur: Albanien ist in 12 Präfekturen,
36 Bezirke, 74 Städte und 310 Gemeinden aufgegliedert. Die Bürgermeister sowie die Gemeindeund Bezirksräte werden direkt gewählt; die Präfekten
vom Ministerrat ernannt.
Mitgliedschaft in int. Org.: Vereinte Nationen und
Sonderorganisationen sowie OSZE, IWF, Weltbank,
WTO, EBRD, NATO-„Partnerschaft für den Frieden“,
EAPC, Schwarzmeer-Kooperationsrat. Die Mitgliedschaft (seit November 1992) in der Islamischen
Konferenz (OIC) wird nicht aktiv wahrgenommen.
Seit 10.07.95 Mitglied des Europarats
Wichtigste Medien:
Öffentlich-rechtliche TV und Rundfunkanstalt:
Radiotelevizioni Shqiptar-RTVSH
Staatliche Nachrichtenagentur ATA
Lokale und landesweite private TV- und Rundfunksender: TOP CHANNEL; TVA; KLAN; VIZION, CLUB
FM, TOP
Größte unabhängige Tageszeitung „Shekulli“,
daneben „Korrieri“, „Koha Jone“, „Gazeta Shqiptare“
Albanien liegt am westlichen Rand der Balkanhalbinsel
zwischen Jugoslawien (Montenegro und Kosovo) im
Norden, Mazedonien im Osten, Griechenland (Korfu)
im Süden. Das Klima ist an der Adriaküste mediterran
und im östlichen Gebirge kontinental, besonders im
Winter hohe Niederschläge (ca. 1.300 mm)
WWW.NATIONALGEOGRAPHIC.COM
1) Stand: März 2004
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Wirtschaftliche Daten
Bruttosozialprodukt: 4,7 Mrd. USD (IWF 2002)
BSP pro Kopf: 1.514 USD (IWF 2002)
Pro-Kopf-Einkommen (2003): 1.942 USD
Wirtschaftswachstum (2003): 6 % (beruht jedoch
zum großen Teil auf Überweisungen der internationalen Geber und der Auslandsalbaner sowie auf Bautätigkeit zwecks Geldwäsche aus illegalen Einkommen)
Inflationsrate (2003): 2,4 % (2002: 5,3 %)
Haushaltsdefizit (2003): 5,6 % des BIP
In den 13 Jahren seit dem Zusammenbruch des staatlichen Zentralismus in Albanien 1991 konnten deutliche Fortschritte beim Aufbau marktwirtschaftlicher
Strukturen erreicht werden. Unterstützt durch ein 1992
zusammen mit dem Internationalen Währungsfonds
(IWF) und der Weltbank (WB) eingeleitetes Reformprogramm wurden die Preise liberalisiert, Kleinbetriebe in allen Sektoren privatisiert und die Währung (Lek)
konvertibel gemacht. Das BIP-Wachstum verzeichnete beachtliche Zuwachsraten; die Währung blieb stabil. Die EU hat Ende Jänner 2003 Verhandlungen über
ein Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen mit
Albanien aufgenommen.
Die Privatisierung der ehemaligen Staatsbetriebe
ist weitgehend abgeschlossen. Die Sparkasse „Savings Bank of Albania“ wurde Ende 2003 an die österreichische Raiffeisenbank für 126 Mio. USD verkauft. Der Festnetzanbieter AlbTelekom hat 2004 eine
Lizenz als Mobilfunkanbieter erhalten. 2005 soll der
Telekommunikationssektor liberalisiert werden, damit
würde das Festnetzmonopol der AlbTelekom aufgelöst werden. 40 % der Anteile der staatlichen Versicherungsgesellschaft INSIG wurden zur Vorbereitung
auf die Privatisierung an EBWE und IFC übertragen,
die restlichen 60 % sollen in ein bis zwei Jahren durch
internationale Ausschreibungen angeboten werden.
Das Investitionsklima im Lande ist schwierig: Eine
schwache Verwaltung und Justiz sind oft nicht fähig
und gelegentlich nicht willens, die – häufig wechselnden – Rechtsvorschriften anzuwenden. Im Konfliktfall
ist Rechtsschutz durch die Justiz kaum zu erreichen.
Die Landwirtschaft hat mit 24,7 % nach wie vor
einen bedeutenden Anteil am BIP, den Löwenanteil
hält der Dienstleistungssektor mit 46 %, gefolgt von
der Bauwirtschaft mit 9,1 %; in der Industrie wurden
10,2 % erwirtschaftet, im Transportsektor 10,0 %.
80 % des BIP stammen aus dem Privatsektor.
Die zahlreichen Infrastrukturprojekte machten in
den vergangenen Jahren Fortschritte. Der Ausbau
der Fernstraßen hat die Fahrtzeiten im Lande inzwi-
schen beträchtlich reduziert. Die anhaltende Energiekrise verschärft die Wettbewerbsbedingungen erheblich. Da die Wasserversorgung mangelhaft ist, stellt
die Erneuerung der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung eine Priorität der Arbeit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und anderer internationaler Geber dar.
Industrie und Bergbau funktionieren nur noch auf
sehr bescheidenem Niveau. Von den Investitionen in
das chinesische Stahlwerk in Elbasan, die Chemiefabrik in Lac, die Ölförderung bei Ballsh sowie die
Chromförderung in Elbasan und Bulqiza sind nur
noch Industrieruinen übrig geblieben.
Der Privatsektor beschäftigt 80 % der Erwerbstätigen, davon, mit abnehmender Tendenz, 70 % in der
Landwirtschaft. Arbeitsplätze (meist ungelernter Arbeitskräfte) entstehen im Bau- und Transportwesen.
Mindestanforderungen an Arbeitssicherheit werden –
insbesondere im Baugewerbe – nicht eingehalten.
Die Löhne sind in Albanien niedrig. Der Mindestmonatslohn betrug 96 USD im Jahr 2003, der Durchschnittslohn im öffentlichen Sektor wurde von 170
USD (2002) auf 200 USD angehoben.
Die Investitionsquote betrug im Jahr 2003 in Albanien 18 %, wobei 5 % auf öffentliche und 13 % auf private Investitionen entfielen. Mehr als die Hälfte der öffentlichen Investitionen kam aus dem Ausland. Ausländische Direktinvestitionen betrugen 2003 lediglich
178 Mio. USD.
Nach wie vor sind ausländische Geber – Weltbank,
EU, Italien und Deutschland (KfW) – die größten Investoren im Lande. Die Krankenhäuser und Gesundheitszentren des Landes werden von der Weltbank
in Kooperation mit der WHO, der EU, Italien und
einer Reihe von Nichtregierungsorganisationen
(NRO) rehabilitiert.
Albanien wurde 1988 von dem zur OECD gehörenden DAC (Development Assistance Committee)
als Entwicklungsland anerkannt, seit 1991 gehört Albanien dem IWF, Weltbank und EBRD an und wurde
im September 2000 in die WTO aufgenommen. Das
Land ist Mitglied der Schwarzmeerkooperation. Mit
der EU besteht seit dem 26. Oktober 1992 ein Handels- und Kooperationsabkommen, Verhandlungen
über ein Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen wurden am 31.01.2003 aufgenommen. Über die
Schaffung bilateraler regionaler Freihandelszonen
wird mit Unterstützung des Stabilitätspaktes verhandelt; die Abkommen mit der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien (FYRoM), Moldavien,
Rumänien und Kroatien sind bereits in Kraft.
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FERNE NACHBARN: ALBANIEN
Soziale Situation
Albanien ist eines der ärmsten Länder Europas; der
Lebensstandard der Bevölkerung ist niedrig. Mehr
als die Hälfte der Bevölkerung lebte 1999 unter dem
Existenzminimum. Die Regierung gewährt allen Arbeitnehmenden und ihren Familien Renten, freie
medizinische Versorgung, Arbeitslosenhilfe, bezahlten Urlaub und weitere Sozialleistungen. Die medizinische Versorgung ist in manchen Gebieten unzureichend. Es wurden Maßnahmen getroffen, die den
Mangel an medizinischen Fachkräften und Einrichtungen beheben sollen.
In der Hauptstadt Tirana verbringen viele arbeitslose Männer ihre Zeit damit, ein paar Lek2 als Geldwechsler zu verdienen. Die Arbeitslosigkeit liegt offiziell bei 20 % Prozent, Experten schätzen die tatsächliche Zahl auf das Doppelte. Das von den Kommunisten und ihrem Führer Enver Hoxha vom Rest der Welt
total isolierte Volk musste auf seinem Weg in den
Westen schwere Rückschläge hinnehmen. 1997 verloren Hunderttausende in dubiosen Anlegerfirmen
einen Großteil ihrer Ersparnisse. Es kam zu schweren
Unruhen und politischen Krisen.
Ein weiteres soziales Problem stellt die Kinderarbeit
dar. Für italienische Schuhfabriken werden Kinder in
Albanien zu Hungerlöhnen eingesetzt. So bekommt
ein neunjähriges Kind für das Annähen einer Schuhsohle knapp 6 Eurocents ausbezahlt. Max. 7 Paar
kann es pro Tag annähen, der Lohn dafür reicht etwa
für 1 1/2 Liter Milch. Verkauft werden die Mokassins von
der süditalienischen Firma Filanto aus Lecce pro Paar
um einen durchschnittlichen Verkaufspreis von € 70,–.
Etwa 12 Mio. Paar werden pro Jahr weltweit verkauft.
Albanien hat großen Reformbedarf, wie z. B. die
vollständige Herstellung der Rechtsstaatlichkeit, die
Bekämpfung der Korruption und der organisierten
Kriminalität, die Stärkung der staatlichen Verwaltungsstrukturen sowie zahlreiche Reformen im wirtschaftlichen Bereich. Im Bereich der Bekämpfung der
organisierten Kriminalität konnte Albanien jedoch
bereits beachtliche Erfolge verbuchen.
Seit dem Zusammenbruch des Kommunismus hat
sich Albanien stark verändert. Die einsetzende Landflucht ließ die Städte explosionsartig wachsen. Die
meisten dieser BewohnerInnen aus ländlichen Gebieten lassen sich in kaum entwickelten Stadtrand-Gebieten nieder. Das Geld für die Errichtung illegaler
Häuser kommt meist von Familienangehörigen aus
dem Ausland.
2 Währung Albaniens
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FERNE NACHBARN: ALBANIEN
Geschichtlicher Überblick
Altertum:
Im 1. Jahrtausend vor Christus war Albanien vom illyrischen Volk besiedelt.
Ab 627 v.Chr. gab es griechische Stadtgründungen, ab 30 v.Chr. römische
Kolonien, später war es eine bedeutende römische Provinz.
Mittelalter:
Albanien wurde Teil des Oströmischen Reichs: im Jahr 1078 erstmalige Erwähnung
des Namens Albanien, 1085 von Normannen erobert, um 1345 ist Albanien für
mehrere Jahre unter serbischen Herrschaft.
Türkenzeit:
beginnt mit der Schlacht von Savra am 18. September 1385.
Ab 1501 wird ganz Albanien osmanisch. Viele Albaner flüchten nach Italien
(Arbereschen), während andere zum Islam übertreten.
Im Jahre 1912 bricht der 1. Balkankrieg gegen die Türkei aus.
Unabhängigkeit:
am 28. November 1912 in Vlora. Am 31. Juli 1913 folgt der Beschluss der
Londoner Botschaftskonferenz, Albanien zu einem unabhängigen Fürstentum zu
machen mit der Folge einer „willkürlichen“ Festlegung der Grenzen Albaniens,
womit rund ein Drittel der Albaner unter fremde Herrschaft fallen.
Am17. Dezember 1920 wird Albanien in den Völkerbund aufgenommen.
Zwischenkriegszeit:
Albanien erlebt verschiedene Regierungen, Umstürze, Einmärsche fremder
Truppen bis schließlich am 31. Jänner 1925 Ahmed Zogu Staatspräsident wird.
Am 1. September 1928 wird Zogu König der Albaner. Am 7. April 1939 besetzt Italien Albanien praktisch widerstandslos. Zogu flüchtet mit Frau und Sohn Leka.
Am 12. April 1939 beginnt die Personalunion mit Italien, König Viktor Emanuel III.
wird König Albaniens.
Zweiter Weltkrieg:
Die Italiener schaffen ein Groß-Albanien mit Kosova und anderen Regionen.
1942 wird die Nationale Befreiungsfront gegründet. Nach der Kapitulation Italiens
am 8. September 1943 besetzen die Deutschen Albanien.
Im Herbst 1944 ziehen sich die deutschen Truppen vom Balkan zurück und
verlassen 1944 das Land. Am 28. November 1944 findet der Einzug der Regierung
unter Enver Hoxha in Tirana statt.
Sozialistische Zeit:
beginnt am 2. Dezember 1945 mit Wahlen. Am 11. Jänner 1946 wird die Volksrepublik ausgerufen. Am 29. Juni 1948 bricht Albanien mit Jugoslawien unter Tito.
1955 folgt die Aufnahme Albaniens in die UNO und den Warschauer Pakt, aus dem
es 1968 wieder austritt. 1961 bricht die UdSSR mit Albanien, das sich zuvor China
„angeschlossen“ hatte. 1967 wird Albanien zum ersten deklarierten atheistischen
Staat der Welt. Nach starken wirtschaftlichen Krisen und ersten Protesten kam es
1990 zu ersten Reformen wie z. B. die Wiederherstellung der Religionsfreiheit oder
die Zulassung von wenigen Nutztieren für Bauern.
Am 2. Juli 1990 fliehen Demonstrierende in die Botschaften westlicher Länder,
in Tirana kommt es im Dezember zu StudentInnenunruhen.
Am 31. März 1991 gibt es erste freie Wahlen. Die kommunistische Partei siegt
gegen die schlecht organisierte demokratische Opposition. Ramiz Alia wird zum
Präsidenten gewählt. Es kommt im Sommer zu weiterer Massenflucht mit Schiffen
nach Italien. Krisen, Demonstrationen und Hunger sind die Folgen.
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FERNE NACHBARN: ALBANIEN
Aktuelle politische Lage
Die Neuwahlen am 22. März 1992 enden mit einem
Sieg der Demokratischen Partei. Sali Berisha wird am
9. April Staatspräsident. Es folgt die Transformation
zur Marktwirtschaft. 1995/96 kommt es zu einem
scheinbaren wirtschaftlichen Aufschwung, die Zahlen
täuschen aber. Ende 1996 gehen Firmen, denen die
albanische Bevölkerung gegen hohe Zinsversprechen Geld geliehen haben, bankrott. Die Regierung
wird 1997 beschuldigt, von den Pyramidenfirmen profitiert und sich begünstigt zu haben, nachdem klar
geworden ist, dass beinahe alle Anlagen verloren
sind. Proteste, Streiks und Demonstrationen, die von
der Regierung gewaltsam unterdrückt werden, folgen. Im März 1997 verliert die Polizei die Kontrolle,
das Parlament verhängt den Ausnahmezustand. Berisha lässt sich erneut zum Präsidenten wählen. Die
Situation eskaliert zunehmend bis 1997 in ganz Albanien Anarchie vorherrscht. Es gibt keinen eigentlichen Staat mehr. In der Folge evakuieren Amerikaner, Italiener und Deutsche mit Hubschraubern und
Schiffen. Immer mehr Albaner flüchten. 1997 kommt
es zu vorgezogene Neuwahlen, bei der die Sozialistische Partei gewinnt. Im Frühling 1999 strömen vertriebene kosovarische Flüchtlinge aus Serbien nach
Albanien. Die relative, allerdings noch nicht sehr gefestigte politische Stabilität und der im Frühjahr 2002
wiederaufgenommene Dialog zwischen den Parteien
ermöglicht die reibungslose Wahl eines neuen Präsidenten (Alfred Moisiu). Die regierende sozialistische
Partei (PS) muss sich hauptsächlich mit parteiinternen Problemen beschäftigen und kann die Reformen
nicht mit dem notwendigen Druck vorantreiben. Die
Verbindungen der organisierten Kriminalität zu höchsten Regierungsstellen wird von der EU, die aufgrund
der mangelnden Reformen ein für 2004 vorgesehenes Stabilisierungs- und Assoziationsabkommen
(SAA) noch nicht abgeschlossen hat, heftig kritisiert
und auch in den albanischen Medien aufgezeigt. Die
notwendige Bewusstseinsbildung und Verantwortung
bei den politischen „Würdeträgern“ ist bis heute sehr
schwach ausgeprägt. Dies hat vor allem mit der parteipolitischen Besetzung von Staatsämtern auf allen
Ebenen und der unzulänglichen strafrechtlichen Verfolgung dieser Taten durch die zuständigen Behörden zu tun. Nicht an den dafür notwendigen Gesetzen mangelt es, sondern einzig an der konsequenten
Umsetzung. Auch sind die Möglichkeiten der Verfassung (1998), insbesondere der parlamentarischen
Untersuchungsausschüsse, noch zu wenig ausgeschöpft, was zu einem Vertrauensverlust in der Bevölkerung führt.
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Als Gegenbewegung dazu bilden sich immer mehr
Nicht-Regierungs-Organisationen (NRO), die auch
zur Ausbildung einer albanischen Zivilgesellschaft
aktiv beitragen und mittlerweile in einigen Bereichen
der Politik und Verwaltung (z. B. Bekämpfung der
Korruption und des Amtsmissbrauchs, der organisierten Kriminalität, der Armut und der Umweltverschmutzung) Mitspracherecht haben. Alle politischen
und wirtschaftlichen Kräfte in Europa sind sich bewusst, dass Albanien nicht nur wirtschaftlich, sondern auch durch politische Zeichen und konkrete
Angebote geholfen werden muss. Auf dem Gipfel von
Thessaloniki im Juni 2003 bieten daher die Staatsund Regierungschefs der EU u. a. auch Albanien die
Perspektive einer EU-Mitgliedschaft an. Allerdings
kommen auch im Jahr 2004 die Reformen in Albanien
nur begrenzt voran.
Bevölkerung
Albanien ist ethnisch eines der homogensten Länder
der Welt, die Bevölkerung besteht zu rund 98 %
aus AlbanerInnen, die Nachfahren der Illyrer sind. Die
Illyrer, ein indogermanisches Volk, besiedelten dieses
Gebiet im Altertum. Zu den zahlenmäßig stärksten
Minderheiten zählen Griechen, Makedonier, Roma,
Serben und Bulgaren.
FERNE NACHBARN: ALBANIEN
Die Albaner gliedern sich in zwei Hauptgruppen:
die Gegen und die Tosken. Die ungefähre Grenze
zwischen den Verbreitungsgebieten beider Gruppen
bildet der Shkumbin, ein Fluss, der das zentrale Albanien von Ost nach West durchquert; die Gegen bewohnen vor allem das Gebiet nördlich, die Tosken
überwiegend das Gebiet südlich des Flusses. Die
Volksgruppen unterscheiden sich geringfügig in ihren
Dialekten und Sitten.
Die Gesamtbevölkerung Albaniens beträgt etwa
3,54 Millionen (2004). Einige hunderttausend AlbanerInnen leben in Griechenland, etwa 500.000 in der
ehemaligen jugoslawischen Republik Makedonien
und fast zwei Millionen in anderen Nachfolgestaaten
des früheren Jugoslawien, vor allem in Serbien (Kosovo) und Montenegro. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebte
die albanische Bevölkerung überwiegend in ländlichen Gegenden. Ab den fünfziger Jahren vollzog
sich ein rascher Urbanisierungsprozess. Ungefähr
44 % der Bevölkerung leben mittlerweile in Städten
(2002). Die mittlere Lebenserwartung liegt für Frauen
bei 80 Jahren, für Männer bei 74,4 Jahren (2004).
Position der Frauen
Die Lebensbedingungen der Frauen in Albanien sind
sehr hart. Besonders im Norden bestehen frauenfeindliche Clan-Gesetze und diskriminierende Haltungen gegenüber Frauen – oft werden Frauen wie
Hunde behandelt, Zwangsheirat, Verkauf an Männer
durch ihre eigenen Brüder oder sogar Ehemänner.
Auf Grund der schlechten wirtschaftlichen und sozialen Lage der Frauen werden sie leicht Opfer von
Menschenhandel. Dass der Handel mit Frauen fast
ungehindert funktioniert, hängt nicht zuletzt damit
zusammen, dass Menschenhändler vielerorts im
Schutze der lokalen Polizei agieren können und
äußerst gute Kontakte zu den Behörden pflegen. In
Albanien wurde ein regelrechtes Prostitutionskartell
aufgebaut, das rege Geschäftsbeziehungen zu anderen kriminellen Vereinigung aufrecht erhält und
seine Aktivitäten stetig ausweiten kann. So existieren
in diesem Land regelrechte Lager, wo Mädchen vergewaltigt und abgerichtet werden, bis ihr Wille völlig
gebrochen ist. Frauen, die versuchen Widerstand zu
leisten, werden durch Verbrennungen, Elektroschocks und Abschneiden von Gliedmaßen gefoltert.
Detaillierte Zahlen über die Ausmaße des Prostitutionshandels existieren kaum.
Kultur/Bildung/Religion
Während der 400-jährigen osmanischen Herrschaft
wurden die albanische Sprache und Kultur unterdrückt. Der Unterricht in albanischer Sprache war bis
Ende des 19. Jahrhunderts nicht erlaubt. Nachdem
die Kommunisten an die Macht kamen, wurde die albanische Kultur zuerst durch sowjetische, dann durch
chinesische Vorbilder beeinflusst. In Albanien vollzog
sich Mitte der sechziger Jahre eine Kulturrevolution,
und viele westliche Einflüsse wurden eliminiert.
Nach dem Zusammenbruch des kommunistischen
Systems und 40 Jahren fast völliger Isolation war der
Nachholbedarf Albaniens im kulturellen Bereich besonders groß. Trotz knapper öffentlicher Mittel gelang
es, Einrichtungen wie Theater, Oper, Museen, Bibliotheken und Kulturhäuser weiter arbeiten zu lassen. Mit
internationaler Förderung und Unterstützung konnten
zunächst im Schul- und Hochschulbereich bedeutende Verbesserungen erzielt werden. Nachdem die Folgen des Kosovo-Krieges abgeklungen sind, hat sich
auch das kulturelle Leben wieder belebt, ist aber nach
wie vor stark auf private Initiativen und Sponsoring sowie internationale Förderung und Kooperation angewiesen. In der Hauptstadt Tirana hat sich mittlerweile
eine recht vielfältige Kulturszene etabliert.
Mehrere Hochschulen wurden zu Universitäten
aufgestuft, so dass jetzt 8 Universitäten mit zum Teil
eingeschränktem Lehrangebot bestehen (nur drei
davon entsprechen halbwegs internationalem Standard). Lehrbücher sind weiterhin knapp. Eine inhaltliche Erneuerung fehlt weiterhin vielfach.
1967 schaffte die albanische Regierung alle religiösen Einrichtungen ab. Das Recht auf Religionsfreiheit wurde offiziell erst ab 1990 wieder gewährt.
Schätzungen zufolge sind etwa 70 % der Bevölkerung Muslime, 20 % griechisch-orthodoxe und 10 %
römisch-katholische ChristInnen.
Quellen:
http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/laenderinfos/laender/
laender_ausgabe_html?type_id=14&land_id=3
http://www.aussenministerium.at/oeza
http://www.odci.gov/cia/publications/factbook/geos/bt.html
www.erdkunde-online.de/
www.nationalgeographic.com
Der Standard, 11.02.1998
www.free.pages.at/inkulant/texte_frauenhandel.htm
http://de.encarta.msn.com/encyclopedia_761561564/Albanien.html
http://www.europa-digital.de/laender/alb/nat_pol/weg2.shtml
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FERNE NACHBARN: ALBANIEN
Allgemeine Informationen zu OEZA-Projekten in Albanien
Trinkwasser- und Abwasserprojekte sowie die Erhöhung des Umweltbewusstseins gehören zu den
Schwerpunkten des österreichischen Engagements
in Südosteuropa. Im Rahmen der Ostzusammenarbeit hat das österreichische Außenministerium in
Albanien einen Schwerpunkt zur nachhaltigen Verbesserung der Wasserversorgung gesetzt. In allen
Ländern Südosteuropas besteht ein großer Bedarf an
Energieversorgung auf Basis regenerativer Energie
sowie in der Effizienzsteigerung bestehender Flussund Staukraftwerke, worin Österreich im Rahmen der
Ostzusammenarbeit seine hohe Kompetenz in den
Bereichen Wasserenergie und Umweltpolitik voll zum
Einsatz bringt.
Frauenzentrum in Tirana:
Das in einem Hinterhof residierende Frauenzentrum
Tirana soll zur Entwicklung der demokratischen Kultur
beitragen. Diese von der Österreichischen Ostzusammenarbeit unterstützte gemeinnützige Einrichtung hat sich zum Ziel gesetzt, die Position der Frauen in der albanischen Politik zu stärken. Von den 140
Parlamentsabgeordneten sind lediglich 8 Frauen.
Das Zentrum unterstützt Frauen aller politischen Richtungen mit Fortbildungskursen sowie Kontakten zu
Frauenorganisationen in Österreich und Europa. Hier
arbeiten die Frauen über alle politischen Grenzen hinweg zusammen.
Wasserversorgung in Shkodra:
Shkodra ist mit gut 100.000 BewohnerInnen die zweitgrößte Stadt Albaniens und seit jeher Zentrum der
Opposition. Während der kommunistischen Zeit litt
deshalb Shkodra unter besonders starker Unterdrückung und bis heute fühlen sich die ShkodranerInnen von der Zentralregierung benachteiligt. Die
größten Probleme hat die Stadt mit der Wasser- und
Stromversorgung. Die veralteten Pumpstationen des
Wasserwerks Shkodra und die wichtigsten Rohrleitungen wurden im Rahmen der OEZA erneuert und
damit den BewohnerInnen von Shkodra 24 Stunden
am Tag Wasser garantiert.
Wasserprojekt am Fluss Drin:
Die Stromversorgung Albaniens ist nach wie vor katastrophal. Bis 1995 war Albanien Stromexporteur. Die
drei Wasserkraftwerke am Drin sowie zwei am MatFluss produzieren fast 80 % der Energieerzeugung.
Seit jedoch der Verbrauch rasant angestiegen ist
und etliche alte Kraftwerke saniert werden müssen,
ist Albanien gezwungen, Strom teuer zu importieren.
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Das oberste Kraftwerk der Drin-Kaskaden in Fierza
wird auch im Rahmen des Drin-Projektes revitalisiert.
Im Auftrag des albanischen Energieversorgers KESH
werden im Rahmen der OEZA an allen Kraftwerksanlagen Turbinen und veraltete Elektroanlagen komplett
erneuert.
Stadtentwicklung in Durres:
Im Rahmen der Ostzusammenarbeit unterstützt Österreich die Arbeit der gemeinnützigen albanischen
Organisation Co-PLAN in einem Stadtviertel in Durres.
Diese Stadt liegt 40 km westlich von Tirana und ist
der wichtigste Seehafen Albaniens. In einem ganzheitlichen Projektansatz gemeinsam mit den BewohnerInnen wird ein Plan für die dringendsten infrastrukturellen Maßnamen wie Legalisierung der Grundstücke, auf denen sich die Menschen illegal niedergelassen haben, die Legalisierung der Stromversorgung und die Kanalisation entwickelt.
Tourismus:
Die Bergstraßen an den Ausläufern des Epirus im
Süden sind die schönsten touristischen Abschnitte
der fast 500 km langen Küste des Landes. Viele kleine
Hotels und Pensionen sind dort in den letzten Jahren
entstanden und zahlreiche albanische Familien, die
im Ausland leben, verbringen neuerdings ihren Sommerurlaub an den albanischen Stränden. Österreich
unterstützt diese Entwicklung mit Lehrpersonal an
den lokalen Tourismusschulen.
Quellen:
http://www.3sat.de http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/
nachbarn/45604/index.html
http://www.aussenministerium.at/oeza
FERNE NACHBARN: ALBANIEN
Didaktische Tipps
Allgemeine Lernziele
Durch diese Dokumentation gewinnen SchülerInnen einen Einblick in das Land Albanien.
Die SchülerInnen lernen Möglichkeiten und
Chancen für eine gelungene Ostzusammenarbeit
kennen.
Die SchülerInnen setzen sich mit Themen wie
Frauenrechte, Zugang der Frauen zu Politik, Energiegewinnung, Tourismus, Landflucht, Abwanderung von Arbeitskräften, Korruptionsbekämpfung,
Umwelt und postkommunistisches Erbe in einem
Land, das lange Zeit vom Westen abgeschlossen
war, auseinander und vergleichen dies mit ihrer
eigenen Situation und Lebenserfahrung.
Unterrichtsfächer, in denen das Video eingesetzt
werden kann: Geographie und Wirtschaftskunde,
Politische Bildung, Geschichte
Baustein 1:
Was bedeutet Entwicklung?
Um die Diskussion zum Entwicklungsbegriff anzuregen, sind im Folgenden einige (gekürzte) Zieldefinitionen angeführt:
„Der wirkliche Reichtum eines Staates sind seine
Menschen. Ziel aller Entwicklung ist es ein Umfeld zu
schaffen, das die Menschen in die Lage versetzt ein
langes, gesundes und kreatives Leben zu führen.“
(aus der Einleitung des ersten UNDP-Berichts über
die menschliche Entwicklung 1990)
„Die sechs Dimensionen von Entwicklung heißen
ökonomisches Wachstum, Arbeit, Gerechtigkeit, Partizipation, Eigenständigkeit und ökologische Nachhaltigkeit.“
(aus: Entwicklung neu denken. Bielefeld 1997)
„Menschen können nicht entwickelt werden, sie können sich nur selbst entwickeln.“
(Julius Nyerere, ehem. Staatspräsident von Tansania)
Für Albanien besteht das wichtigste langfristige Ziel
der Entwicklung in einer Annäherung an die Europäische Union. Durch Eröffnung der Perspektive
des Abschlusses eines Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommens mit der EU konnten die heftigen
internen politischen Auseinandersetzungen überwunden werden.
(BMaA Österreich)
Vor der Filmvorführung werden die Definitionen besprochen und ihre unterschiedlichen Zugänge zum
Begriff „Entwicklung“ erläutert. Nachdem der Film gemeinsam gesehen wurde, kann die Rolle der Österreichischen Ostzusammenarbeit (ÖOZA) in Albanien
auf die zuvor diskutierten Entwicklungsdefinitionen
beleuchtet werden.
Wie unterstützt die ÖOZA den Entwicklungsprozess in Albanien?
Welche Bereiche werden speziell gefördert und
warum gerade diese Bereiche?
Inwiefern tragen die Projekte zur Weiterentwicklung des Landes bei?
Baustein 2: Stadterneuerung
Kurze Einführung vor dem Video:
Was wissen wir über Albanien?
Woran denken wir spontan, wenn wir „Albanien“
hören?
Kennen wir Menschen aus Albanien, die in
unserer Nähe wohnen, leben, mit uns zur Schule
gehen?
Die SchülerInnen schauen das Video über Albanien
an und erörtern in einem kurzen Gespräch danach
die wichtigsten Themen der Dokumentation:
Welche wichtigen Bereiche werden in Albanien
von der ÖOZA unterstützt?
Was hat mich am Video am meisten beeindruckt
und warum?
Welche neuen Erkenntnisse hat mir diese
Dokumentation gebracht?
In der nachfolgenden Stunde wird zum Thema „Stadterneuerung“ wie folgt weitergearbeitet:
Jede/r SchülerIn bekommt eine Kopiervorlage
(siehe unten). In Kleingruppen erarbeiten
(4–5 Personen pro Gruppe) sie folgende Fragen:
Welchen Argumenten können wir bei Edi Rama
und welchen Argumenten bei Fatos Lubonja
zustimmen?
Was bedeutet für uns eine gelungene
Stadtentwicklung?
Was wären die wichtigsten drei Projekte,
wenn wir eine zerstörte Stadt entwickeln und
erneuern müssten? Mit welchen Argumenten
begründen wir das?
Die Ergebnisse der Kleingruppen werden im Plenum
vorgestellt und diskutiert.
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FERNE NACHBARN: ALBANIEN
Kopiervorlage
Baustein 3: Was bedeutet Wasser
für das tägliche Leben?
Der Bürgermeister von Tirana Edi Rama, früher
Maler, Kunstprofessor und Kulturminister, über sein
Farbenprojekt und die „broken window-Theorie“:
„Das bunte Anmalen der Häuser und Fassaden ist
keine kosmetische Operation, auch keine künstlerische Geste. Es ist ein anderes Instrument für die Veränderung und ein Katalysator, um die Menschen aus
dem langen grauen Schlaf aufzuwecken. Wie ich
sagte, es ist dies keine künstlerische Aktion, sondern
ein politischer Akt. Zu Beginn gab es viele Diskussionen, inzwischen habe ich festgestellt, dass die Mehrheit der Bevölkerung sehr glücklich über diese Veränderungen ist. Gleichzeitig hat dieser Eingriff geholfen, dass Tirana langsam erwacht und ein neues
Image erhält.
Ich bin von der ‚broken window-Theorie‘, die grob
verkürzt besagt, dass jedes eingeschlagene Fenster,
das nicht repariert wird, weitere Zerstörung nach sich
zieht, zutiefst überzeugt, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, wie unterschiedlich sich dieselben Menschen in verschiedenen Umgebungen verhalten.
Wenn sie unseren Fluss ansehen, dort wo wir Gras
und Bäume gepflanzt haben, finden sie ganz selten
weggeworfenen Abfall. Dort, wo das Gras endet und
die nicht renovierten Teile beginnen, finden sie allen
Mist. Es war als hätten wir unsere Berliner Mauer abgerissen, eine Umweltwand zwischen zwei Kulturen
und Lebensformen. Ich bin ganz überzeugt, dass
man durch das Pflanzen von Bäumen mehr erreicht
als durch das Aufstellen von Polizei. Es ist besser 100
Bäume zu haben als 100 Polizisten.“
In einer Stunde wird das Video angeschaut und in
einem anschließenden kurzen Gespräch die wichtigsten Themen, die in der Dokumentation angesprochen wurden, aufgezeigt. Die SchülerInnen erzählen
spontan, was sie am Video am meisten beeindruckt
hat und warum bzw. welche neue Erkenntnisse ihnen
die Dokumentation gebracht hat.
Der Schriftsteller und Kritiker Fatos Lubonja, saß
unter Enver Hodja 18 Jahre im Gefängnis, gilt als das
politische Gewissen des neuen Albanien:
„Ich gehöre zu den Kritikern des Bürgermeisters.
Ich bin nicht sehr optimistisch, was seine Arbeit betrifft. Ich weiß die ausländischen Besucher sind meist
begeistert über die bunten Fassaden auf den Boulevards und Hauptstraßen. Ich hingegen, als jemand,
der hier lebt, bin weniger begeistert. Ich sehe darin
eine Boulevardisierung und nicht eine Urbanisierung
Tiranas. Wenn man hinter die Fassaden schaut, entdeckt man, dass es keinen Bebauungsplan gibt, die
Menschen bauen überall illegal. Dies ist die europäische Fassade für die Mafia, die dahinter ohne jede
Regulierung große Wohnblocks baut.“
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Die SchülerInnen machen gemeinsam ein Brainstorming, wofür sie Wasser im Laufe einer Woche
brauchen und halten dies als Ergebnisse fest (auf
Papier, Tafel). Danach diskutieren sie na Hand folgender Fragen:
Wie sieht die Wasserversorgung in den österreichischen Städten aus? (ev. Internetrecherche
oder Zahlenmaterial der öffentlichen stellen)
Wenn bei uns das Wasser nur begrenzt zur
Verfügung stehen würde, worauf könnten wir
am ehesten verzichten?
Welche Maßnahmen müssten Stadtverantwortliche treffen, wenn Wasser plötzlich knapp werden
würde? Die SchülerInnen versuchen gemeinsam
eine Liste von Regeln aufstellen, die an alle
StadtbewohnerInnen verteilt wird!
Als Aufgabe könnten die SchülerInnen dazu eingeladen werden, den eigenen jährlichen Wasserverbrauch und dessen Kosten von den Eltern zu erfragen und für die nächste Stunde mitzubringen.
FERNE NACHBARN: ALBANIEN
Weiterführende Links, Organisationen, Medien von BAOBAB
Links Albanien
http://www.aussenministerium.at/oeza
http://www.osteuropa-infoseite.de/albanien.htm
http://www.albanien.ch/
http://www.odci.gov/cia/publications/factbook/
http://www.countrywatch.com/cw_country.asp?
vcountry=2
http://www.undp.org
http://www.eldis.org/country
(ELDIS-Länderinformationen)
Links Entwicklungszusammenarbeit
www.aussenministerium.at/oeza
Die Österreichische Entwicklungs- und Ostzusammenarbeit (OEZA) hilft mit, die Armut zu verringern. Sie leistet
damit einen wichtigen Beitrag zur Sicherung des Friedens
und zur Erhaltung natürlicher Lebensräume im Süden und
in unmittelbarer Nachbarschaft. Die OEZA konzentriert ihre
Mittel für bilaterale Programme und Projekte auf Partnerländer in sechs Schlüsselregionen: Ostafrika, Südliches
Afrika, Westafrika, Himalaya-Hindukusch, Zentralamerika
und Südosteuropa.
www.care.at
CARE Österreich
CARE setzt in seiner Arbeit an den Ursachen der Armut an.
Gemeinsam mit den betroffenen Menschen und Gemeinden entwickelt CARE Lösungen für die dringendsten Probleme, um die Lebenssituation der Menschen nachhaltig
zu verbessern. Dabei arbeitet CARE mit internationalen
und lokalen PartnerInnen und Institutionen zusammen.
Mitbestimmung, Nachhaltigkeit und Menschenrechte sind
wichtige Prinzipien von CARE, die sowohl in der Planung,
Durchführung und Evaluation der Projekte umgesetzt werden. Diese finden sich auch in der Vision, in der Mission
und in den Projektrichtlinien von CARE wieder.
www.eza3welt.at
Importorganisation für Fairen Handel
Die EZA Dritte Welt GesmbH ist die größte Importorganisation für fairen Handel in Österreich und wurde 1975 von der
holländischen Fair-Handels-Organisation SOS-Wereldwinkels (jetzt FTO) gegründet. Als Importorganisation für fairen
Handel orientiert sich die EZA am Grundsatz „Handel statt
Hilfe“. In diesem Sinne sieht es die EZA als ihre Aufgabe,
die Produktions- und Lebensbedingungen in den so genannten Ländern der Dritten Welt durch die Vermarktung
von fair gehandelten Produkten zu fördern.
www.fairtrade.at
Fairtrade (ehemals Transfair) Österreich
FAIRTRADE ist eine gemeinnützige Initiative, die von zahlreichen Trägerorganisationen (unter anderen Caritas, WWF,
Unicef, Dreikönigsaktion, Care), der Europäischen Kommission und der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit im Außenministerium unterstützt wird. Seit 1993 können
VerbraucherInnen fair gehandelten Kaffee und viele andere
Produkte mit dem Fairtrade-Gütesiegel kaufen. Das Gütesiegel signalisiert, dass die Produkte aus sozialverträglichem Anbau und Handel stammen. Importeure, Röster und
Händler kaufen den Kaffee (bzw. andere Produkte) zu den
Bedingungen des Fairen Handels. Fairtrade überwacht und
kontrolliert die Einhaltung der Bedingungen.
www.frauensolidaritaet.org
Frauensolidarität
Die Frauensolidarität ist in der Informations- und Öffentlichkeitsarbeit zu Frauen in Afrika, Asien und Lateinamerika
engagiert. Der Verein Frauensolidarität ist seit 1982 aktiv
und engagiert sich für vor allem auch für Frauenrechte.
In ihrer Informationsarbeit in Österreich verbindet die
Frauensolidarität feministische und entwicklungspolitische
Konzepte.
www.hilfswerk.at
Österreichisches Hilfswerk
Das Österreichische Hilfswerk ist ein wirtschaftlich
geführtes, gemeinnütziges Dienstleistungsunternehmen.
Es unterstützt Menschen bei der Bewältigung ihrer persönlichen Lebenssituation. International leistet das Österreichische Hilfswerk humanitäre Hilfe in der Entwicklungszusammenarbeit.
www.horizont3000.at
Horizont3000
Die Österreichische Organisation für Entwicklungszusammenarbeit ist eine entwicklungspolitische Nichtregierungsorganisation, die sich auf die Begleitung und Durchführung
von Programmen und Projekten der Entwicklungszusammenarbeit (EZA) sowie auf die Durchführung von Personaleinsätzen spezialisiert hat. Öffentlichkeitsarbeit und
Lobbying ergänzen diese beiden Kernbereiche.
www.koo.at
Koordinierungsstelle der österreichischen Bischofskonferenz
Die Koordinierungsstelle fördert und koordiniert das
weltkirchliche und entwicklungspolitische Engagement der
Katholischen Kirche in Österreich. Sie will zur Bewusstseinsbildung und zum solidarischen Handeln der Menschen in Österreich beitragen. Sie vertritt die entwicklungspolitischen und weltkirchlichen Anliegen und Grundsätze
der Katholischen Kirche gegenüber den Trägern der
wirtschaftlichen und politischen Verantwortung – vor allem
in Österreich. Die Mitgliedsorganisationen arbeiten in der
Koordinierungsstelle in den Bereichen Grundsatzarbeit,
Projektpolitik, Bildungs- sowie Öffentlichkeitsarbeit und
Anwaltschaft zusammen.
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FERNE NACHBARN: ALBANIEN
www.nordsued.at
Österreichisches Nord-Süd-Institut
Das Österreichische Nord-Süd-Institut für Entwicklungszusammenarbeit führt Programme und Projekte der Entwicklungszusammenarbeit im Südlichen Afrika, in Zentralamerika und in Palästina sowie ein Sonderprogramm für
Flüchtlinge in der Westsahara durch.
Links Unterrichtsmaterial
www.oefse.at
Österreichische Forschungsstiftung für Entwicklungshilfe
Die Österreichische Forschungsstiftung für Entwicklungshilfe – ÖFSE – ist die größte österreichische Informationsvermittlungsstelle zu Fragen der Entwicklungsländer, der
Entwicklungszusammenarbeit und der Entwicklungspolitik.
Die ÖFSE wurde 1967 gegründet. Gemeinsam mit
http://www.eza.at/ betreibt die ÖFSE Datenbanken, mit denen Projekte und Programme der EZA des Bundesministeriums für auswärtige Angelegenheiten, Sektion VII, wissenschaftliche Literatur und Medien sowie Organisationsdaten
abgerufen werden können. Darüber hinaus verfügt die
ÖFSE auch über eine Bibliothek. Zu den Publikationen der
ÖFSE gehören u. a. die Länderprofile.
www.erdkunde-online.de
Erdkunde Online
Online-Informationsplattform zu den Ländern dieser Welt,
Grundlagen der Geographie, Weltkulturerben, etc. In allen
möglichen Facetten wird ausführlich über jedes Land der
Welt informiert.
www.oneworld.at
Oneworld Österreich
OneWorld.at Österreich ist ein offener digitaler Raum für
Fragen der internationalen Entwicklung, der Demokratie
und der sozialen Gerechtigkeit. Interessierte und zu interessierende Menschen aus dem Bildungsbereich, den Medien, der internationalen Wirtschaft werden angesprochen.
Nicht nur die traditionelle entwicklungspolitische Szene
wird erreicht, sondern auch neue, bisher wenig erschlossene Zielgruppen. Durch OneWorld.at erfährt die/der LeserIn
nicht nur mehr über entwicklungspolitische Inhalte und
Themen, sondern erhält auch eine umfassende Information
über Events, Aktionen, Kampagnen, News und Organisationen aus dem Bereich der Entwicklungspolitik.
www.weltlaeden.at
Arbeitsgemeinschaft Weltläden
Die Arbeitsgemeinschaft Weltläden ist die Dachorganisation von rund 60 österreichischen Weltladen-Vereinen. Sie
wurde 1982 von zwölf Dritte-Welt-Läden mit dem Ziel gegründet, die Kooperation zwischen den Weltladen-Gruppen zu verbessern, ihre Interessen vor allem gegenüber
den Importeuren fair gehandelter Produkte zu vertreten
und in der Öffentlichkeit entwicklungspolitische Zusammenhänge aufzuzeigen.
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www.dadalos-d.org/deutsch
UNESCO Bildungsserver Dadalos
Hier werden Informations- und Unterrichtsmaterialien aus
dem Bereich der politischen Bildung und Friedenserziehung zur Verfügung gestellt.
Besonders empfohlen für den Unterricht
Bücher:
FRÜH S., DERUNGS K. (2003):
Die Schwarze Frau
Zürich: Unionsverlag, 269 S.
Göttliche Ahnfrau, schwarze Erdmutter, Schicksalsfrau:
Für viele ist sie eine spirituelle Entdeckung geworden. Das
Buch zeigt, dass sie nicht nur als schwarze Madonna eine
christliche Gestalt ist, sondern dass ihre Wurzeln viel weiter
zurück, in die matriarchale Mythologie reichen. Die Verehrung der Schwarzen Frau hat sich als Überlieferung in
Mythen und Märchen bis heute erhalten. Dort begegnet sie
uns in mannigfacher Gestalt: als alte weise Frau, als Herrin
des Waldes und der Tiere, als schwarze Prinzessin oder
als Prüferin und Helferin.
Caritas Europa (2002):
Bericht über die Armut in Europa 2001
Brüssel: Caritas Europa, 108 S.; Ill.
FERNE NACHBARN: ALBANIEN
Schweizerische Friedensstiftung, Institut für
Konfliktforschung, Bern (2001):
Frauen an den Krisenherd
Bern: Schweizerische Friedensstiftung, Institut für
Konfliktlösung, 88S. + 96S. (Working Paper/Schweizerische
Friedensstiftung, 31)
In franz.: Les femmes au coeur de la crise: La contribution
des femmes à la résolution civile des conflits FR
Dieser zweisprachige Tagungsband ist die Dokumentation
der gleichnamigen Tagung, die am 28.1.2000 in Bern stattfand. Thematisiert werden u. a. die Arbeit der OSZE-Missionen, deren politisches Selbstverständnis und Arbeitsweise
am Beispiel der Estlandmission (Hanne Birckenbach) sowie die Frage, wie Frauen in großen Friedensprojekten und
bei deren Umsetzung durch die OSZE berücksichtigt werden (Beatrix Attinger), weiters die Tätigkeit von WILPF am
Beispiel eines Entmilitarisierungsprojektes in Albanien
(Michaela Told), das unterschiedliche Friedensverständnis
von Frauen im Kontext des Kosova/o nach den NATOBombardierungen (Annette Hug) sowie die Notwendigkeit
ziviler Konfliktbearbeitung bzgl. der flüchtlingspolitischen
Problematik (Anni Lanz). Weitere Beiträge von Ellen
Bernhard, Marianne Schmid-Thurnherr, Therese Frösch,
Pia Hollenstein, Rosemarie Zapfl-Helbling und Maren
Haartje.
Zeitung:
Steinbichler, U. (1998):
Menschenrechtsartikel in Zeitungen
Wien: Zeitung in der Schule, 14 S., Kopien
Alter: 14–18 Jahre
Am Beispiel „Kosovo-Flüchtlinge“ wird der Artikel 1 der
„Allg. Erklärung der Menschenrechte“ zum Thema „Menschenwürde“ für den Unterricht aufbereitet. Didaktische
Anregungen (Wahrnehmen, Verstehen, Handeln, Kraft
schöpfen) können mit Hilfe von Zeitungsartikeln, welche
die Kosovo-Kämpfe als Schwerpunkt haben, umgesetzt
werden
RALSER, M. [HrsgIn] (2002):
Kein Land zum Bleiben. Auf der Flucht durch und nach
Österreich. Siebzehn Porträts
Innsbruck: Studien Verl., 79 S.
Alter: 14–18J.
Dieses Buch erzählt die Geschichten von 17 Flüchtlingen
aus verschiedenen Ländern, die freiwillig oder gezwungen
auf der Suche nach einem Land zum Überleben nach
Österreich gekommen sind. Doch hier landen sie meist in
Flüchtlingslagern, Schubhaft oder leben illegalisiert in den
Städten. Die Geschichten – angelegt zwischen Porträt,
Reportage und Erzählung – sind aus biografisch-narrativen
Interviews gewonnen und legen teils alltägliche, teils ungewöhnliche und bizarre Ausschnitte vom Leben auf der
Flucht frei.
Dardan G., Steiner I. (1997):
Albanien. Archaisch, Orientalisch, Europäisch
Wien: Promedia-Verlag, 285 S.
Für Albanien prägend ist das archaische Haus, umgeben
von den Wahrzeichen der drei widerstreitenden Religionen:
dem Minarett, dem katholischen und den orthodoxen
Kirchenturm. Vom illyrischen Mythos über das unvollendet
gebliebene Werk Skanderbegs, von der Wiedergeburtsbewegung >Rilindja< bis zum stalinistischen Modernisierungsversuch des >Onkel Enver< ziehen die beiden
Autorinnen einen historischen Bogen, der Kontinuitäten
und Brüche der albanischen Geschichte herausarbeitet.
Nach der Lektüre dieses Buches bleibt Albanien
jedenfalls kein unbekanntes Land mehr.
IMPRESSUM:
Herausgegeben von: BAOBAB Weltbilder – Medienstelle,
A-1090 Wien, Berggasse 7, Tel.: +43-1-3193073, Fax: +43-1-3193073-290,
E-Mail: [email protected], web: www.globaleducation.at
Text: Heide Tebbich, Birgit Henökl-Mbwisi
Gestaltung: Claudia Fritzenwanker
©BAOBAB, Wien/Oktober 2004
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