Studienfahrt hatte Wiege der Renaissance als Ziel

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Studienfahrt hatte Wiege der Renaissance als Ziel
Ausbildung
dem Abitur eine akademische Ausbildung folgen
zu lassen. Sicherlich wäre es gut gewesen, meint
sie, dem Studiengang eine praktische Ausbildung
vorzuschalten. Aber auch so glaubt sie, erfolgreich abschließen zu können, um demnächst im
Management einer Baufirma tätig sein.
Durch ihr Studium nimmt Anne Overs schon
jetzt ihre Umgebung mit anderen Augen wahr.
Ich sehe Häuser, an denen der Putz von den
Wänden platzt und denke sofort: „Hey Leute, ihr
müsst unbedingt was tun“. Sie selbst wohne in
einem 40 Jahre alten Reihenhaus, an dem seit
20 Jahren „nichts gemacht“ worden ist. „Ich
freue mich darauf, in solchen Situationen künftig helfen zu können.“
Christian Ventker und Anne Overs freuen sich
schon auf das nächste Semester. Dann ist intensive Projektarbeit angesagt. In Gruppenarbeit
wird dann ein sanierungsbedürftiges Gebäude
voll durchgeplant. Von der Bauzustandsanalyse
über die Umnutzungsplanung bis hin zur bauphysikalischen Berechnung von Feuchtigkeit, Wärme
und Schall. Statik und Haustechnik mit eingeschlossen. Das Spannende daran: Jede Gruppe
darf die künftige Nutzung selbst bestimmen: Ob
Altersheim, Bürogebäude, Restaurant oder Cafe
mit Eisdiele. An technischer Ausstattung soll es
nicht mangeln. Wärmebildkamera, Feuchtigkeitsmesser und Geräte zur Baustoff-Analyse stehen
schon bereit.
Neben dem straffen Studienprogramm gab
es für die 17 Studenten auch schon mehrere
Exkursionen. Baugeschichte gibt es am Studienort Münster reichlich zu besichtigen. Historische Bausubstanz wurde bei einem Besuch in
Köln vermittelt. Schließlich ist der dortige Dom
„ewiges Bauen im Bestand.“ Begeistert waren die
Studenten von der Toscana. Sakralbauten wurden in Florenz und Sienna besichtigt, und die
Kuppel des Doms von Florenz als Meisterleistung
der Statik erfahren. Baustoffkunde live gab es in
den Marmor-Steinbrüchen von „Carrara“. Langweilig, versichern Christian Ventker und Anne
Overs, war es im Studium noch nie.
Elmar Bamfaste
Studienfahrt hatte Wiege der Renaissance als Ziel
Baustilkunde an bedeutenden historischen Objekten erlebt
Baugeschichte und Baustilkunde standen im
Focus einer Exkursion von 16 Studenten, die ihr
Studium „Bachelor of Engineering“ am Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer Münster
nun im zweiten Semester belegen. Die Reise des
Studiengangs „Bauen im Bestand“ in die Toskana wurde begleitet von Prof. Gerd Schaper von
der Fachhochschule Münster, die erstmals diesen Studiengang in Kooperation mit dem HBZ
anbietet. Bis ins Detail organisiert hatten die
siebentägige Fahrt die Dozenten Hellmut Himpe
und Klaus Grahl. Einhelliges Fazit aller Teilnehmer: Die Toskana hat wirklich alles zu bieten, was
das Herz begeht: Kunst, Geschichte, zauberhafte
Landschaften und erstklassige Produkte.
Erste Station wurde in Lucca gemacht. Die
Hauptstadt der gleichnamigen Provinz zählte im
13. und 14. Jahrhundert zu den einflussreichsten
europäischen Städten. Die großen Plätze, die romanischen Kirchen und die mittelalterlichen Türme zeugen noch heute von der einstigen Bedeutung der Stadt. Beeindruckt waren die Besucher
aus Münster von der von vier Toren durchbrochenen Befestigungsanlage, die lange zu einer der
bemerkenswertesten Italiens zählte.
Ein absoluter Höhepunkt der Reise wurde
am zweiten Tag mit dem Besuch von Florenz
erreicht. Neben der florentinischen Architektur, die besonders durch zahllose Bauten aus
der Renaissance und der Zeit der Herrschaft der
Medici geprägt ist, beeindruckte die Studenten
und Reisebegleiter vor allen Dingen der Dom von
Florenz mit seiner gewaltigen Kuppel. An diesem
bedeutenden Bauwerk konnten sich die Studenten im Freihandzeichnen üben. Nicht versäumt
wurde auch ein abendlicher Bummel durch die
Altstadt von Florenz, die zum UNSECO-Weltkulturerbe gehört. Alle Teilnehmer waren sich einig:
Florenz ist einfach ein Traumziel.
Nicht minder beeindruckt war die Gruppe
von Siena. Die Stadt, die für ihr Pferderennen
bekannt ist, gilt als eine der schönsten Städte
der Toskana und Italiens. Schon von jeher befindet sie sich in Rivalität mit Florenz, in politischer, wirtschaftlicher und künstlerischer Hinsicht. Während Florenz als Paradebeispiel einer
Renaissance-Stadt vor allem durch die schiere
Links: Über den Dächern von Florenz.
Für die Bachelor-Studenten war die toskanische
Renaissancehauptstadt der Höhepunkt
ihrer diesjährigen Studienreise.
Masse und Größe seiner Bauwerke und Kunstwerke beeindruckt, hat sich Siena den mittelalterlichen Charakter der italienischen Gotik erhalten. Besichtigt wurde der Dom. Er gilt heute
als eines der bedeutendsten Beispiele der gotischen Architektur in Italien. Ebenso wurde dem
Palazzo Pubblico (Rathaus) besondere Aufmerksamkeit gewidmet.
Auch in den weltweit einzigen Marmor-Steinbruch unter Tage fuhren die Gäste aus Münster
ein. Carrara-Marmor ist einer der bekanntesten
Marmore weltweit. Aus den Steinbrüchen der Berge Carraras haben Michelangelo, Gian Lorenzo,
Luigi Bernini und Canova und weitere bekannte
Bildhauer ihre Marmorblöcke bezogen. Carrara-Marmor wurde u. a. im Dom von Florenz, im
Campanile von Pisa, im Petersdom zu Rom und
im ehemaligen World Trade Center verbaut. Neben seiner Verwendung für Bildhauerarbeiten
und Denkmäler wird Carrara-Marmor heute vor
allem als Boden- und Treppenbelag sowie für
Fensterbänke im Innenausbau als auch für Natursteinfliesen in Bädern verwendet.
Das Wahrzeichen von Pisa, der „Schiefe
Turm“, war für die Studenten des Berufsbildungszentrums der Handwerkskammer Münster
ein begehrtes Objekt, um Freihandzeichen zu
üben. Und so hängen der Campanile und der Dom
von Florenz heute als sehenswerte Bilder in den
Münsteraner Schulungsräumen. Pisa empfanden
die Teilnehmer der Exkursion als eine Stadt in
der Toskana, die recht ursprünglich und echt
geblieben ist. Man fühlte sich wohl in den verwinkelten Gassen und war begeistert von den
im typischen Pisaner Gelb gestrichenen Häusern, die den ehemaligen Reichtum der Stadt
erahnen ließen.
Neben dem strammen Besichtigungsprogramm blieb während der Reise aber auch genügend Zeit, die italienische Küche zu genießen,
gemütliche Bars zu besuchen und mit den Dozenten in lockerer Atmosphäre zu diskutieren.
Elmar Bamfaste