Master - Archive ouverte UNIGE

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Master
Erfolgsrezept Umgangssprache : Eine Analyse der Synchronisation
von Jamie Olivers Kochsendung "The Naked Chef"
LEEMANN, Anna
Abstract
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Umgangssprache in der Synchronisation vom
Englischen ins Deutsche. Zum einen will sie zu einer Bewertung der bestehenden
Synchronfassung von Jamie Olivers The Naked Chef kommen. Zum anderen will sie
versuchen, anhand der Analyse dieser Sendung allgemeine Uebersetzungsregeln fur die
Synchronisation von Umgangssprache abzuleiten. In einem ersten theoretischen Teil werden
dazu die Themenbereiche Umgangssprache, Kochsendung und Synchronisation besprochen.
In einem zweiten Teil wird die bestehende Synchronfassung anhand der Methode zur
Uebersetzungskritik von Hewson bewertet. So konnten Uebersetzungsloesungen identifiziert
werden, die bei der bestehenden Synchronfassung als nicht optimal auffallen. Einige
Uebersetzungsverfahren zeigten sich fast immer erfolgreich und konnten als Regeln zur
Uebersetzung von Umgangssprache festgehalten werden. Doch viele umgangssprachliche
Elemente werden nicht systematisch auf gleiche Weise uebertragen und so gilt als wichtigste
Uebersetzungsregel, dass mit Variation der umgangssprachlichen Elemente das beste
Ergebnis erzielt wird.
Reference
LEEMANN, Anna. Erfolgsrezept Umgangssprache : Eine Analyse der Synchronisation
von Jamie Olivers Kochsendung "The Naked Chef". Maîtrise : Univ. Genève, 2013
Available at:
http://archive-ouverte.unige.ch/unige:29149
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Erfolgsrezept Umgangssprache
Eine Analyse der Synchronisation von Jamie Olivers
Kochsendung The Naked Chef
Mémoire présenté à la Faculté de traduction et d’interprétation pour
l’obtention de la Maîtrise en traduction,
mention traduction spécialisée
Anna Leemann
Université de Genève
Janvier 2013
Directrice de mémoire: Gunhilt Perrin
Juré: Manfred Hilke
Mémoire de traduction
Anna Leemann
Danksagung
Ich möchte mich ganz herzlich bei meiner Betreuerin Gunhilt Perrin bedanken, die mich mit
wertvollen Tipps unterstützte und mir stets mit ein paar motivierenden Worten zur Seite
stand. Ein weiteres Dankeschön richte ich an Manfred Hilke, den Juré für meine Arbeit.
Besonderer Dank geht auch an alle, die ein offenes Ohr für mich hatten, wenn sich die Seiten
wieder einmal langsamer füllten als erhofft, oder die ihr Leid an gemeinsamen Lerntagen mit
mir geteilt haben.
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Mémoire de traduction
Anna Leemann
Abstract
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Umgangssprache in der Synchronisation vom Englischen ins Deutsche. Zum einen will sie zu einer Bewertung der bestehenden Synchronfassung
von Jamie Olivers The Naked Chef kommen. Zum anderen will sie versuchen, anhand der
Analyse dieser Sendung allgemeine Übersetzungsregeln für die Synchronisation von Umgangssprache abzuleiten.
In einem ersten theoretischen Teil werden dazu die Themenbereiche Umgangssprache, Kochsendung und Synchronisation besprochen. In einem zweiten Teil wird die bestehende Synchronfassung anhand der Methode zur Übersetzungskritik von Hewson bewertet.
So konnten Übersetzungslösungen identifiziert werden, die bei der bestehenden Synchronfassung als nicht optimal auffallen. Einige Übersetzungsverfahren zeigten sich fast immer erfolgreich und konnten als Regeln zur Übersetzung von Umgangssprache festgehalten werden.
Doch viele umgangssprachliche Elemente werden nicht systematisch auf gleiche Weise übertragen und so gilt als wichtigste Übersetzungsregel, dass mit Variation der umgangssprachlichen Elemente das beste Ergebnis erzielt wird.
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Mémoire de traduction
Anna Leemann
1! Einleitung und Fragestellung ............................................................... 1!
2! Vorstellung des Untersuchungsgegenstandes ......................................... 2!
2.1! Jamie Oliver ............................................................................................................................. 2!
2.1.1! Konzept der Sendung ......................................................................................................... 2!
2.1.2! Rolle der Umgangssprache in der Sendung ....................................................................... 2!
2.1.3! Jamie Olivers weitere Karriere .......................................................................................... 3!
3! Theoretische Grundlagen ..................................................................... 3!
3.1! Umgangssprache...................................................................................................................... 3!
3.1.1! Umgangssprache im Deutschen ......................................................................................... 3!
3.1.1.1! Begriffseingrenzung und Definition .......................................................................................... 3!
3.1.1.2! Eigenschaften ............................................................................................................................ 6!
3.1.2! Umgangssprache im Englischen (UK)............................................................................... 8!
3.1.2.1! Begriffseingrenzung und Definition .......................................................................................... 8!
3.1.2.2! Eigenschaften ............................................................................................................................ 9!
3.1.3! Übersetzungsansätze für Umgangssprache ...................................................................... 13!
3.2! Kochsendungen am Fernsehen ............................................................................................ 13!
3.2.1! Medium Fernsehen........................................................................................................... 13!
3.2.1.1! Fernsehlandschaft im Vereinigten Königreich ........................................................................ 14!
3.2.1.2! Fernsehlandschaft im deutschsprachigen Raum ...................................................................... 15!
3.2.2! Kochsendung / Kochrezept aus linguistischer Sicht ........................................................ 17!
3.2.2.1! Sprachkonventionen/Textsortenspezifik ................................................................................. 17!
3.2.2.2! Übersetzungsansätze für Textsorte Kochrezept / -sendung ..................................................... 19!
3.3! Synchronisation ..................................................................................................................... 20!
3.3.1! Definition und verschiedene Aspekte .............................................................................. 20!
3.3.2! Vorgehen .......................................................................................................................... 21!
3.3.3! Übersetzungsansätze für Synchronisation ....................................................................... 22!
4! Beispielanalyse ................................................................................. 23!
4.1! Erstellung der Übersetzungsstrategie .................................................................................. 23!
4.2! Methode .................................................................................................................................. 24!
4.2.1! Diskurstranskription nach Du Bois et al. ......................................................................... 25!
4.2.2! Methode zur Übersetzungskritik von Hewson ................................................................. 26!
4.3! Analyse der bestehenden Synchronfassung ........................................................................ 33!
4.3.1! preliminary data ............................................................................................................... 33!
4.3.2! critical framework ............................................................................................................ 38!
4.3.3! micro – meso .................................................................................................................... 38!
4.3.3.1! Erster Auszug .......................................................................................................................... 38!
4.3.3.2! Zweiter Auszug ....................................................................................................................... 44!
4.3.3.3! Dritter Auszug ......................................................................................................................... 46!
4.3.3.4! Weitere Bemerkungen ............................................................................................................. 53!
4.3.4! macro................................................................................................................................ 55!
5! Schlussfolgerung .............................................................................. 57!
6! Ausblick .......................................................................................... 61!
7! Bibliographie ................................................................................... 62!
8! Tabellen- und Abbildungsverzeichnis ................................................. 65!
9! Anhang ............................................................................................ 66!
9.1! Transkript .............................................................................................................................. 66!
9.2! Übersetzungsvorgehen aus den drei Textauszügen ............................................................ 81!
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Mémoire de traduction
Anna Leemann
1 Einleitung und Fragestellung
Die Idee zu meiner Masterarbeit kam mir beim Herumstöbern in einer Buchhandlung, als ich
auf ein Kochbuch von Jamie Oliver stiess. Als ich sein Werk in den Händen hielt, erinnerte
ich mich an seine Sendung und daran, dass mich die deutsch synchronisierte Version nicht
befriedigte. Aber warum? Die Synchronisation sollte doch denkbar einfach sein, weil Jamie
Oliver sich hauptsächlich sehr umgangssprachlich ausdrückt? Doch was ist genau Umgangssprache, wo fängt sie an, wo hört sie auf? Von wem wird sie in welchen sozialen Situationen
eingesetzt? Dabei bin ich mir bewusst geworden, dass Umgangssprache etwas ist, mit dem
wir alle intuitiv natürlich umgehen, bei dem wir aber Schwierigkeiten haben, genau zu definieren, was es ist. In dieser Arbeit will ich mich hauptsächlich damit befassen, wie mit Umgangssprache in der Synchronisation umgegangen wird bzw. werden sollte. Ich nehme Jamie
Olivers Sendung als Untersuchungsgegenstand, denn Umgangssprache ist einer seiner
Hauptverkaufsfaktoren.
Ich will aber andere Faktoren, die einen Einfluss auf die Synchronisation dieser Kochsendung
haben, nicht ausser Acht lassen. In diesem Sinne soll diese Masterarbeit eine Schulung für
das weitere Berufsleben sein, bei der ich lerne, für umfassende Übersetzungsprojekte, wie es
die Synchronisation einer Fernsehsendung beispielsweise ist, verschiedene Faktoren zu identifizieren und zu analysieren, um schlussendlich eine erfolgreiche Übersetzungsstrategie aufstellen zu können.
Ich will anhand der Fachliteratur eine für Jamie Olivers Kochsendung spezifische Übersetzungsstrategie aufstellen. Die bestehende synchronisierte Fassung werde ich anschliessend
anhand dieser Strategie untersuchen, um herauszufinden, wo allenfalls Verbesserungspotential besteht. Die konkrete Fragestellung meiner Arbeit ist also: Was macht den Störfaktor
bei der deutschen Synchronisation von Jamie Olivers Kochsendung The Naked Chef aus? Welche Übersetzungsregeln für Synchronisation von Umgangssprache im Allgemeinen kann ich aus der Beispielanalyse von The Naked
Chef ableiten?
Meine Arbeit ist so gegliedert, dass als Erstes der Untersuchungsgegenstand vorgestellt und
danach auf verschiedene relevante theoretische Aspekte eingegangen wird.
In einem zweiten Teil folgen dann die Erstellung der Übersetzungsstrategie und die Analyse
der bestehenden Synchronfassung im Vergleich zur Originalfassung.
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Mémoire de traduction
Anna Leemann
2 Vorstellung des Untersuchungsgegenstandes
2.1 Jamie Oliver
2.1.1 Konzept der Sendung
Die erste Staffel der Sendung Jamie Oliver The Naked Chef wurde 1999 im Vereinigten Königreich ausgestrahlt (Oliver 2012). Fernsehproduzenten1 wurden auf den jungen Koch und
sein freches Mundwerk aufmerksam, als eine Dokumentation über das Restaurant Riverside
Café gedreht wurde, in dem Jamie Oliver arbeitete. Kurz darauf wurde ihm seine erste eigene
Sendung angeboten: The Naked Chef. Grundkonzept dieser Sendung ist es, zu illustrieren,
dass einfache Rezepte und ein paar gute Zutaten genügen, um leckere Gerichte zu kochen.
Kochen sei keine Hexerei und bedürfe keiner extravaganten Zutaten oder Gerätschaften.
In den allermeisten Sendungen der Naked-Chef-Staffeln kocht Jamie Oliver alleine und erklärt laufend, was er gerade tut. Zwischendurch stellt ihm eine Frau hinter der Kamera eine
Frage. Dann antwortet Jamie Oliver ihr direkt und gibt danach wieder weiter seine Erklärungen an das Fernsehpublikum. Manchmal begleitet man Jamie Oliver auch kurz beim Einkaufen oder anderen Aktivitäten ausserhalb der Küche. Es kommt auch vor, dass er Freunde zu
sich einlädt. In solchen Sequenzen kann dann auch ein echter Dialog stattfinden, aber mehrheitlich hält Jamie Oliver einen explikativen Monolog an das nicht anwesende Fernsehpublikum.
2.1.2 Rolle der Umgangssprache in der Sendung
Ganz zentral für die Vermarktung dieser Sendung ist Jamie Oliver und seine junge spritzige
Art, die sich vor allem in seinem Sprachgebrauch zeigt. Er spricht, wie ihm der „Schnabel“
gewachsen ist. Das heisst, seine Ausdrucksweise ist geprägt von seiner sozialen und geographischen Herkunft, die er nicht zu verstecken versucht; er spricht so, als wäre er unter seinesgleichen. Er ist nicht der gestandene Sternekoch, der von oben herab Instruktionen vergibt,
sondern er verhält sich so, als würde er einem seiner Kumpels ein Rezept erklären. Was genau seine Sprache umfasst, wird in Kapitel 4.3 im Detail analysiert.
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Aus Gründen der Lesbarkeit werden in der vorliegenden Arbeit die männlichen Formen stellvertretend für
beide Geschlechter verwendet.
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Mémoire de traduction
Anna Leemann
2.1.3 Jamie Olivers weitere Karriere
Jamie Oliver hat sich seit dem Beginn seiner Karriere sozusagen ein ganzes Imperium aufgebaut. Nebst weiteren erfolgreichen TV-Shows und den zahlreichen Kochbüchern kann man
unterdessen auch Küchengeräte, Küchengeschirr, Dekoration, verschiedene Saucen und Pasten, Grillzubehör und sogar Holzöfen unter seinem Namen erwerben.
Jamie Oliver hat aber auch die Better food foundation ins Leben gerufen. Ziel dieses Wohltätigkeitsvereins ist es, Leute zum Kochen zu animieren und somit eine gesunde Ernährung zu
fördern. Unter dieser Dachorganisation gibt es verschiedene Projekte und Kampagnen: Jugendlichen Arbeitslosen wird die Chance geboten, eine Kochausbildung zu absolvieren; die
Qualität von Schulküchen soll verbessert werden; gratis Kochkurse für Erwachsene werden
angeboten; in Schulen werden Gemüsebeete angebaut und die Kinder auf praktische Weise
über Ernährung informiert usw.
3 Theoretische Grundlagen
3.1 Umgangssprache
3.1.1 Umgangssprache im Deutschen
3.1.1.1 Begriffseingrenzung und Definition
In der Linguistik gibt es keine einheitliche und allgemein anerkannte Definition des Begriffs
Umgangssprache. Der Begriff wird in verschiedenen linguistischen Forschungsrichtungen
eingesetzt und bezeichnet dabei verschiedene Phänomene.
Bei Umgangssprache handelt es sich um eine sprachliche Varietät des Deutschen. Varietäten
sind nach Nabrings „die verschiedenen in sich mehr oder weniger geschlossenen, konventionellen und sozial verbindlichen Typen der Sprachverwendung innerhalb einer Sprachgemeinschaft“ (1981: 17). Anhand verschiedener aussersprachlicher Faktoren und sprachinterner
Eigenschaften (Kap. 3.1.1.2) lassen sich sprachliche Varietäten mehr oder weniger klar voneinander unterscheiden und von ähnlichen Phänomenen abgrenzen.
Befassen wir uns zuerst damit, wer Umgangssprache spricht. Umgangssprache ist eine Varietät, die jeder Deutschsprachige beherrscht. Sie ist also nicht eine Varietät, die nur einer sozialen Schicht zugewiesen werden kann, sondern es handelt sich um eine Varietät, die an bestimmte Kommunikationssituationen gebunden ist (Domaschnev 1987). Sie wird am häufigsten im alltäglichen Umgang mit Personen, mit denen man vertraut ist, und zwar bei informel3
Mémoire de traduction
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len Gelegenheiten gebraucht. Zweck der Umgangssprache ist es, sich ungezwungen und locker über nicht fachspezifische Themen auszutauschen . Autoren, die vor allem auf die Funktion der Kommunikation im Alltag hinweisen und vom oftmals hauptsächlich geographisch
definierten Begriff Umgangssprache weg kommen wollen, bevorzugen daher zum Teil den
Terminus Alltagssprache.
Um näher auf die Realisierungsformen von Umgangssprache eingehen zu können, möchte
ich zuerst vier Begriffe einführen. Söll stellt Schriftlichkeit und Mündlichkeit aus Sicht des
Mediums und aus Sicht der Konzeption gegenüber. Code graphique umfasst alle Sprache, die
in irgendeiner Form geschrieben wird und code phonique alles, was auf mündlichem Weg
realisiert wird (Söll zit. nach Barnickel 1982b: 86). Für eine andere Gegenüberstellung von
Mündlichkeit und Schriftlichkeit ist die Konzeption der sprachlichen Äusserung ausschlaggebend; bei code écrit erfolgt die Sprachformulierung ohne Zeitdruck vor der Sprachäusserung, bei code parlé erfolgt die Sprachformulierung unter Zeitdruck zum Zeitpunkt der
Sprachäusserung (ebd.). Umgangssprache wird meist mündlich in Form eines Gesprächs realisiert. Sie hält zwar durch die modernen Kommunikationsmittel wie SMS, Chat oder E-Mail
immer mehr Einzug in das Schriftliche, doch handelt es sich bei dieser Art von Schriftverkehr
auch um informelle Kommunikation. Umgangssprache ist also von der Konzeption her immer code parlé und in den meisten Fällen auch im Medium code phonique realisiert, ausser in
den eben erwähnten modernen Kommunikationsmitteln, wo sie als code graphique realisiert
wird. In diesem Zusammenhang kann man Umgangssprache als wenig kodifiziert bezeichnen
(Linke, Nussbaumer, Portmann 2004: 347). Dies bedeutet, dass Umgangssprache im Gegensatz zur Standardsprache, wo ein schriftlich festgelegter Standard besteht, nicht sehr rigide ist
und Raum lässt für eine gewisse sprachliche Kreativität und Normenabweichung
(s. Kap. 3.1.1.2).
In Bezug auf die geographische Verbreitung dient Umgangssprache als Sammelbegriff für
„die zahlreichen regionalen Varianten gesprochener Sprache, die nicht mehr Dialekt und
noch nicht Hochsprache sind: Sprachformen mit weitgehend überregionaler Verstehbarkeit,
doch zugleich erkennbar regionalem Charakter“ (Munske zit. nach Dittmar 1997: 196). Dieses „Zwischending“ Umgangssprache löst (zumindest in Deutschland) den Dialekt als
Sprachform für Kommunikation im Alltag ab und wird zu einem heterogenen Substandard.
Dies war nicht immer so, Umgangssprache bezeichnete bei Adelung vorerst die Umgangssprache eines gebildeten Gesellschaftskreises, die im Sinne des französischen bon usage als
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Vorbild dienen sollte, wie zu sprechen sei (Bichel 1978: 54, 80). Ziel war es, einen Standard
festzulegen, weil Dialekte noch sehr verbreitet waren. Umgang bezeichnete dabei nicht den
Alltag und somit jeglichen Umgang, sondern den gepflegten Umgang einer gewissen gebildeten Gesellschaftsschicht, der zum Vorbild erhoben werden sollte. Die Umgangssprache nach
Adelung hatte also keineswegs das Element des Inkorrekten oder einer tiefen Sprachschicht
an sich. Diese Elemente bildeten sich erst später heraus, als sich ein Standarddeutsch als
Norm gefestigt hatte.
Nun kann man sich fragen, warum es dieses „Zwischending“ überhaupt gibt. Wenn der Dialekt verschwindet, könnten doch einfach alle Standardsprache sprechen, die wäre ja sowieso
überall verständlich. Die Antwort liegt bei der Funktion der Umgangssprache als Kommunikationsmittel im alltäglichen, ungezwungenen und informellen Sprachgebrauch. Die Standardsprache ist hierfür ungeeignet, da sie hinsichtlich der „emotionalen Besetztheit“ (Linke et
al. 2004: 347) anders ist; sie ist durch ihre starke Kodifiziertheit rigide und wird als „Sprache
der Distanz“ erlebt (ebd.). Sie erlaubt keine Abweichungen von der Norm und ist die Sprache
für formelle Situationen. Dialekt oder Umgangssprache sind im Gegensatz dazu „die nicht
kodifizierten, ‘flexiblen’, nicht durch schulische Einwirkungen ‘entfremdeten’ Sprachformen
der Nähe, des persönlichen Umgangs“ (ebd.). Dies hat aber wiederum eine Kehrseite, denn
der Umgangssprache hängt der Ruf des schlechten Sprachgebrauchs an. Bedingt durch ihre
Mündlichkeit und die informelle Funktion weist sie Inkorrektheiten (s. Kap. 3.1.1.2) auf,
wenn man sie am schriftlichen Standard misst. Sie steht aus stilistischer Sicht zwischen Slang
und Standardsprache. In Bezug auf die Lexik gibt es Wörter und Ausdrücke, die eindeutig
der Umgangssprache zuzuordnen sind und für ein eigenes Stilniveau stehen (Domaschnev
1987). Umgangssprache ist in der Tat ungeeignet für formelle Kommunikationssituationen
und wird oft als schlechtes Sprachniveau bewertet. In ihrer Funktion als Sprache für den täglichen Umgang stellen diese Abweichungen und diese stilistische Färbung aber keine Beeinträchtigung der Kommunikation dar. Ganz im Gegenteil, manche dieser sprachlichen Charakteristika (z. B. Herausstellung des Themas) helfen sogar beim Verständnis oder sind ein Mittel, um zu verstehen zu geben, dass man sich sozial nicht abheben möchte, dass man nicht
von oben herab belehren möchte, sondern dass man auf einer Höhe mit dem Gesprächspartner steht. Umgangssprache unterscheidet sich aber auch von Slang, der nur von den Mitgliedern einer bestimmten sozialen Gruppe verstanden wird; durch den Gebrauch von Umgangssprache will man sich jedoch nicht abgrenzen. Umgangssprache ermöglicht also bei
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informellen Situationen eine Kommunikation, die möglichst wenig soziales Gefälle oder
Ausgrenzung schafft.
Umgangssprache soll in dieser Arbeit die Sprachform bezeichnen, die zwar kleine regionale
Unterschiede aufweisen kann, aber überall verstanden wird und die für meist mündliche
Kommunikation im informellen alltäglichen Umgang mit Menschen eingesetzt wird, möglichst ohne soziale Differenzierung in der entsprechenden Kommunikationssituation.
3.1.1.2 Eigenschaften
Nun wollen wir uns den sprachlichen Elementen widmen, die typisch sind für Umgangssprache. Viele Merkmale sind durch die mündliche Realisierung bedingt. Fix, Poethe und Yos
(2003: 167 ff.) illustrieren solche sprachlichen Charakteristika anhand einer Gesprächsanalyse aus der Kochsendung alfredissimo mit Alfred Biolek:
Bei allem, was code phonique ist, kommen prosodische Elemente wie Betonung, Intonation, Sprechpausen usw. zum Tragen und sind auch sinnstiftend (ebd.: 168). Das heisst, dass
durch eine bestimmte Betonung in den oftmals sehr verkürzten Sätzen beispielsweise eine
Frage formuliert oder eine Wertung abgegeben werden kann. Würde die gleiche Formulierung im code graphique realisiert, wäre nicht eindeutig ersichtlich, was gemeint ist. Prosodische Elemente dienen auch dazu, ein Gespräch zu gestalten und Beitragswechsel zu organisieren.
Eine Reihe von Merkmalen sind Phänomene der Lautlichkeit, nämlich vor allem das Merkmal, dass nicht alle Laute ausgesprochen werden. Bei der Apokope fällt das Ende eines
Wortes weg (ich habe -> ich hab) und bei der Synkope wird im Innern eines Wortes ein
Vokal fallen gelassen (goldenem -> goldnem) (ebd.: 169). Dann gibt es die Kategorie der
Klitika, bei denen schwach betone Wörter oder Silben sich vorne (Proklise: ein + kleines =
‘n kleines) oder hinten (Enklise: so + ein = so’n) an ein Wort sozusagen anschmiegen. Wenn
haben + wir als „ham wir“ ausgesprochen wird, ist dies ein Beispiel für Assimilation. Aus
den Lauten /b/ und /n/ wird ein /m/ (ebd.).
Auf Satzebene kommt es vor, dass code phonique unvollständig oder grammatikalisch inkorrekt ist. Sätze werden abgebrochen und nicht zu Ende formuliert, Sätze werden neu angesetzt
oder Formulierungen werden während der Produktion des Satzes geändert, so dass er syntaktisch nicht mehr aufgeht. Das Beispiel aus Fix et al. ist die Formulierung: „es ist eins meiner
Lieblings ... fleischsorten“ (ebd.: 169), bei der Alfred Biolek so formuliert, dass er einen Plu-
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ral zu Fleisch bilden müsste, merkt, dass dies nicht geht, auf Sorte ausweicht, aber die grammatikalische Kongruenz dann nicht mehr gegeben ist. In untergeordneten Nebensätzen wird
oft auch die Verbzweitstruktur verwendet, das heisst auch im Nebensatz steht das Verb an
zweiter Stelle und nicht am Schluss (ebd.: 170). Z. B.: Komm wir gehen spazieren, weil es ist
schönes W etter draussen. Des Weiteren wird oft das Thema links oder rechts herausgestellt (ebd.: 171). Der Thomas, wie lang wohnt der jetzt schon hier? wäre ein Beispiel für
die Linksherausstellung und W o hast du die denn hingetan, die gewaschenen Bettlaken? für
die Rechtsherausstellung. Das Vorvorfeld kann besetzt werden mit einem Element, das
den Satz kommentiert (ebd.). Z. B. Zugegeben, das war nicht korrekt von Markus. Dies situiert schon im Voraus, wie der Sprecher zum Inhalt des Satzes steht, den er jetzt gleich formulieren wird. Im Gegensatz kommt es beim Vorfeld auch vor, dass es nicht besetzt wird
(ebd. 172). Beim Satz Hab ich erledigt wurde das Vorfeld nicht mit einem Objekt oder Pronomen besetzt, beispielsweise Die Hausaufgaben/Das hab ich erledigt. Doch nicht nur das
Vorfeld kann nicht besetzt werden, ganz allgemein werden gerne ganze Satzteile gar nicht
erst formuliert. Im Kontext der Gesprächssituation ist aber klar, was gemeint ist. In diesem
Sinne sind solche elliptischen Formulierungen sprachökonomisch (ebd.).
Abtönungspartikeln werden in der gesprochenen Sprache sehr häufig eingesetzt und dienen dazu, die Haltung des Sprechers zum Gesagten zu verdeutlichen (Duden 2009: 591). Zu
den meist gebrauchten Abtönungspartikeln gehören: „ja, denn, wohl, doch, aber nur, halt,
eben, mal, schon, auch, bloß, eigentlich, etwa, nicht vielleicht, ruhig“ (ebd.). Gradpartikeln
(wenig, fast, ziemlich, sehr usw.) zeigen an, wie intensiv etwas ist. Gesprächspartikeln helfen
das Gespräch zu organisieren, einen Beitrag zu eröffnen (übrigens, ich denke) oder zu beenden (nicht?, und so weiter). Darunter fallen auch Haltesignale wie ähm, mit denen Zeit für
eine Formulierung gewonnen werden kann, ohne die Sprecherrolle abgeben zu müssen, oder
Hörersignale wie hm, mit denen man signalisiert, dass der Sprecher weiterfahren soll, oder
man das Gesagte kommentiert (Fix et al.: 173).
Auch Interjektionen sind teil der mündlichen Sprache (Juhee!, A ua!). Sie können allein
stehen und oder sie können einer Äusserung vorangehen und somit die Einstellung zur
Äusserung darstellen, also als eine Abtönungspartikel fungieren (ebd.).
Da bei einem Gespräch die Gesprächspartner sich räumlich und zeitlich in der gleichen Situation befinden (face-to-face-Situation), kommen auch viele Deiktika vor, mit denen auf den
Raum, Personen oder Zeitpunkte Bezug genommen wird (ebd.: 174).
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Mémoire de traduction
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Umgangssprache muss nicht sehr präzis sein. Es genügt, wenn man unbestimmt formuliert
und man wird trotzdem verstanden. Man muss nicht den Aufwand betreiben, nach dem exakt
passenden Begriff oder Ausdruck zu suchen, um kommunizieren zu können. Es kann aber
auch sein, dass man fachsprachlich Ausdrücke absichtlich vermeidet, weil sie das Gegenüber
nicht versteht oder man sich dem Gegenüber nicht als fachkundigere oder belesenere Person
zeigen möchte. Aus diesen zwei Gründen kommen in der Umgangssprache Vagheitsindikatoren oder Heckenausdrücke vor, die ausdrücken, wie nahe oder wie weit entfernt ein
Begriff von seiner prototypischen Bedeutung ist (ebd.). Z. B.: Der Korianderpickle ist eine
A rt Chutney auf Joghurtbasis (s. Kap. 9.1 Intonationseinheit 82).
Auf lexikalischer und semantischer Ebene werden viele umgangssprachlich markierte
Elemente und phraseologische Wendungen eingesetzt (Fix et al.: 174 f.). Gemeint sind
damit Wörter und Wendungen, die nur in informellen Situationen gebraucht werden dürfen
und im Wörterbuch als umgangssprachlich gekennzeichnet sind. Gewisse dieser Ausdrücke
haben keine lange Lebensdauer, andere steigen irgendwann zu Standardsprache auf und wiederum anderen bleibt das Umgangssprachliche anhaften.
3.1.2 Umgangssprache im Englischen (UK)
3.1.2.1 Begriffseingrenzung und Definition
Ich möchte als Erstes festhalten, dass ich mich ausschliesslich auf das Vereinigte Königreich
beziehe, wenn ich von Englisch rede.
Auch im Englischen gibt es eine Sprachform, die für überregionale Kommunikation in informellen Situationen mit vertrauten Personen verwendet wird. Auch wenn das Phänomen im
Grunde das gleiche ist, so wird diese Sprachform im Englischen begrifflich etwas anders erfasst als im Deutschen, der Fokus liegt auf der informellen Verwendungsweise, dem colloquial register. Als register wird eine gewisse sprachliche Varietät bezeichnet, die immer in
gleichen Kommunikationssituationen zu gleichen Kommunikationszwecken eingesetzt wird
(Biber & Conrad 2009: 6). Je nach Autor und Betrachtungsweise wird englische Umgangssprache mit dem Attribut conversational, spoken, oder informal versehen. Ich möchte aber
lieber wie Barnickel von colloquial English sprechen und damit darauf hinweisen, dass Umgangssprache zwar meist mündlich realisiert (code phonique) wird, dies aber nicht immer der
Fall sein muss (1989: 18). Wie auch bei der deutschen Umgangssprache ist die mündliche
Konzeption ausschlaggebend (code parlé). Ausserdem weist colloquial eben auch auf die
informelle Kommunikationssituation hin.
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Mémoire de traduction
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Wir können also festhalten, dass das colloquial English, wie auch Umgangssprache im Deutschen, eine Sprachform ist, die jeder beherrscht, die meist mündlich in Gesprächen realisiert
wird und in Bezug auf die Standardsprache als ein tieferes informelleres Register betrachtet
wird. Ausserdem ist auch colloquial English emotional besetzt als eine Sprache der Nähe, mit
der man ausdrucksstark und lebendig kommunizieren kann (ebd.: 15).
Der englische Begriff von Umgangssprache unterscheidet sich ausserdem insofern vom deutschen Begriff, als colloquial English traditionell nicht wie im Deutschen zwischen Dialekt
und Standardsprache gestellt wird. Ich nehme an, das liegt daran, dass englische Dialekte in
der mündlichen Kommunikation noch mehr Funktionen erfüllen können als in Deutschland.
Im Englischen kann Dialekt auch bei formellen Gesprächssituationen zum Einsatz zu kommen, sofern die Gesprächspartner denselben Dialekt sprechen.
Colloquial English bezeichnet die informelle Registervariante des Standard English
(ebd.: 14 f.). Das muss aber nicht heissen, dass Colloquial English keinerlei sprachliche Elemente aus dem Dialekt zulässt, sie ist aber im ganzen Vereinigten Königreich verständlich.
Colloquial English wird zu informeller mündlicher Kommunikation eingesetzt mit Personen,
die nicht den gleichen englischen Dialekt sprechen.
3.1.2.2 Eigenschaften
Gesprochenes und informelles Englisch hat gemäss Barnickel (1982b) folgende Eigenschaften:
Wo im Deutschen Abtönungspartikeln (s. Kap. 3.1.1.2) benutzt werden, wird im Englischen
eine Haltung zum Gesagten oft nur mit der Intonation ausgedrückt. Abtönung wird im
Englischen aber auch noch anders geschaffen. So kommt beispielsweise das „emphatische
do“ (ebd.: 125) zum Einsatz, wo im Deutschen auch eine Abtönungspartikel stehen würde.
Den Satz „Y ou do look pretty“ (ebd.) könnte man im Deutschen mit Du siehst aber hübsch
aus übertragen. Ebenso verhält es sich bei den tag questions (ebd.). Tag questions bezeichnen Aussagesätze, an die eine Frageformel gehängt wird, die meist aus einem Hilfsverb und
einem Pronomen besteht, wie z. B. isn’t it, do you, aren’t you. In diese Kategorie fallen zudem die cleft sentences. Dabei handelt es sich um Sätze, die extra auf zwei Teile verteilt
wurden. Auf den ersten Teil wird besonderen Fokus gelegt und oftmals mit dem Pronomen it
und dem Verb to be konstruiert. So können aus dem Satz „Julie buys her vegetables in the
market“ folgende cleft sentences gebildet werden, je nach dem, auf was man den Fokus legen
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Mémoire de traduction
Anna Leemann
will: „It’s Julie that/who buys her vegetables in the market“, „It’s her vegetables that Julie
buys in the market“ oder „It’s in the market that Julie buys her vegetables“ (Quirk et
al. 1985: 89). Abtönung wird auch mit verstärkenden Adverbien erreicht, wie beispielsweise „He’s such a nice [… ]man“ oder „I’m [… ]so afraid they’ll get [… ]lost“ (Barnickel
1982b: 125). Etwas, was im Englischen oft und im Deutschen eher weniger gebraucht wird
zur Abtönung, sind comment clauses wie „you know, you see, I mean“ (ebd.) usw. Sie
können am Anfang, in der Mitte oder am Ende des Satzes platziert werden (Quirk et
al. 1985: 1112). All diese Phänomene dienen meist zur Abtönung, also dazu, seine Meinung
zum Gesagten auszudrücken. Sie können aber auch als strukturierende Elemente im Dialog
vorkommen oder helfen, eine gewisse Beziehung mit dem Gesprächspartner aufzubauen
(Barnickel 1982b: 126).
Auch im Englischen werden in der gesprochenen Sprache Deiktika häufig verwendet, um
auf einen Ort, eine Zeit, eine Person oder einen Gegenstand zu verweisen. Sprachliche Deiktika sind vor allem Pronomina, Adverbien oder Präpositionen (ebd.: 108).
In der Aussprache sind Auslassungen und Assimilationen charakteristisch. Dazu gehören: „I’m, you’re [… ] me’n (=and) you; gonna“ (ebd.: 110). Die ersten zwei dieser Beispiele
finden auch schriftlich Anwendung, die anderen zwei sind im schriftlichen Standard nicht
erlaubt. Das Mündliche ist auch geprägt von elliptischen Konstruktionen, die aber die
Kommunikation nicht behindern, da ein Gespräch immer im Kontext stattfindet und die Möglichkeit des Nachfragens offen steht.
Auf Satzebene werden gerne Vorspannsätze wie look und listen eingesetzt (ebd.: 109), mit
denen Anschluss an die Situation hergestellt und die Aufmerksamkeit des Gesprächspartners
geweckt wird. Im Gegensatz zu den comment clauses, die ja auch in der Anfangsposition
stehen können, dienen diese Vorspannsätze nicht der Abtönung. Das gesprochene Englisch
bevorzugt ausserdem Konstruktionen bei denen das Thema frontiert wird gegenüber dem
Passiv. So sagt man eher: „Y our radio – my brother is going to fix it next week“ und nicht
„Y our radio will be repaired by my brother next week (ebd.: 112)“. Nicht nur zur Passivvermeidung, sondern ganz allgemein wird das Thema im Mündlichen oft links oder rechts
herausgestellt. That wird gerne fallengelassen, zum Beispiel wenn es als Relativpronomen fungiert: „The leader [that] I saw“. Oder im Objektsatz nach Verben des Sagens und
Meinens: „He said [that] it was raining“ (ebd.: 112). Der Grund hierfür ist gemäss Barnickel,
dass der Nebensatz die eigentlich wichtige Information enthält und als eine Art Hauptsatz
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Mémoire de traduction
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fungiert. Nebst der Auslassung von that kann auch das Subjekt wegfallen: „[I] hope you enjoy it“ oder „[It’s] no wonder he’s late“ (ebd.: 117). Es werden mehr nebenordnende Satzkonstruktionen gebildet und weniger unterordnende (ebd.: 113). Englische Umgangssprache
zeichnet sich auch dadurch aus, dass persönlichen Konstruktionen mit you und they
gegenüber unpersönlichen Vorzug gegeben wird: „they say“ anstatt „people say, it is said,
one says“ (ebd.: 176). Für Befehle in der 1. Person Singular wird let’s verwendet:
„Let’s give you a hand“ (ebd.: 177). Ausserdem wird der notional concord in manchen
Sätzen dem grammatical concord bevorzugt. Das heisst, dass in einem Satz Subjekt und Prädikatsverb nicht unbedingt grammatikalisch übereinstimmen müssen, solange sie in Bezug
auf das Konzept übereinstimmen. Im Satz „Everyone thinks they know the answer“ (ebd.)
wird mit everyone die Idee von alle ausgedrückt und darum mit dem Plural they angeschlossen. Grammatikalisch gesehen ist everyone aber ein Singular und die zweite Hälfte des Satzes müsste auf die Einzahl abgestimmt sein: Everyone thinks he knows the answer.
Korrigiert sich jemand selbst, unterbricht seinen Satz, verliert den Faden o. Ä., spricht man
von sogenannten hesitation phenomena. Manchmal werden hesitation phenomena auch
bewusst eingesetzt, „to blur the impact of what he is saying by disguising his meaning, his
feelings, his attitudes, with apologetic disclaimers like ‘if you see what I mean’, as well as
common fillers such as ‘well’ and ‘er’ (Doughty et al. zit. nach Barnickel 1982b: 122).“ Sie
sind auch ein Mittel, um spontaner und weniger sachkundig oder belesen zu erscheinen, um
auf einer Ebene mit seinem Gesprächspartner zu sein. Auf ähnliche Weise werden auch Formulierungen verwendet, die Unbestimmtheit ausdrücken. Diese kommen vor, wenn einem
ein Wort gerade nicht einfällt oder es für ein Konzept kein Wort in der Sprache gibt. Aber sie
dienen auch dazu, eine informelle Atmosphäre im Gespräch aufrecht zu erhalten
(ebd.: 147 f.). Dazu gehören Schwammwörter: thing, affair, business, matter, get, put, die per
se unbestimmt sind (ebd.). In diese Kategorie fallen auch Vagheitsindikatoren oder Heckenausdrücke, mit denen man Distanz zum gewählten Ausdruck herstellen will, so zum
Beispiel mit den Adverbien sort of/kind of (ebd.: 148). Auch das Ende von Aufzählungen
kann schwammig sein: and so on, and the like, and stuff (ebd.). Neue Worte mit den Endungen -y, -wise oder -ish zu bilden, ist typisch für Umgangssprache: meaty, weatherwise, greenish (ebd.). Diese Endungen werden spontan gebildet und gehören meist nicht zum anerkannten Standardwortschatz, sie fungieren als eine kreativere Variante eines Vagheitsindikators.
Auch im Englischen werden auf stilistischer und semantischer Ebene gewisse Elemente oft
eingesetzt, die als umgangssprachlich wahrgenommen werden. Es kann sich dabei, wie auch
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Mémoire de traduction
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im Deutschen, um umgangssprachlich markierte Elemente und phraseologische
Wendungen handeln, die als solche in den Wörterbüchern gekennzeichnet sind. Dazu gehören auch verschiedene Mittel zur Ausdrucksverstärkung:
- Emphatische Adverbien:
You’re dead right
- hyperbolische Wendungen:
heck of a lot
- Erweiterung des Frageworts:
where the hell have you been?
I don’t care who ever gave you this
- Demonstrativpronomina anstatt Artikel:
Close that door
Then he got this letter
- Wiederholungen:
It’s far far too expensive
- Themenfrontierung des Ortsadverbs:
Here comes the bus (ebd.: 172-174)
Vereinfachungen sind ebenfalls zu beobachten. So kommen nicht markierte Adverbien
zum Einsatz. Es handelt sich um Adverbien, die nicht die Endung -ly tragen: work hard
(ebd.: 174). Into und onto werden oftmals zu in und on reduziert oder die Präposition fällt
ganz weg: I saw her [on] the day after her birthday. (ebd.175)
Auf eine andere Weise wird vereinfacht, wenn vor allem einsilbige Wörter gebraucht werden
oder längere Wörter auf eine Silbe verkürzt werden: fabulous -> fab (ebd.: 183).
Phrasal verbs sind typisch in der englischen Umgangssprache. Phrasal verbs sind Kombinationen aus Verb und Partikel, Verb und Präposition oder Verb mit Präposition und Partikel,
deren Bedeutung sich nicht einfach aus den einzelnen sprachlichen Elementen erschliessen
lässt (Cowie und Mackin 1993: xi). So ist bei cut down on sth aus den einzelnen Wörtern cut
+ down + on nicht ersichtlich, dass die Kombination von den dreien miteinander einschränken oder reduzieren bedeutet.
In der englischen Umgangssprache kommt dem Wörtchen like als Heckenausdruck und als
Gesprächspartikel grosse Bedeutung zu (Schourop 1985: 61-63). Als Heckenausdruck relativiert like, dass das Gesagte nur annähernd zutrifft. Hier ist es also ein weiterer Vagheitsindikator. Like wird aber auch sehr oft als Füllwort eingesetzt und fungiert als solches wie das
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Mémoire de traduction
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Haltesignal ähm und drückt nicht mehr eine Diskrepanz zwischen dem Gesagten und Gemeinten aus. Hier ist like dann eher ein hestitation phenomenon.
3.1.3 Übersetzungsansätze für Umgangssprache
Für die Übersetzung von Umgangssprache ist eine zieltextorientierte Strategie am angebrachtesten. Die Umgangssprache muss auch in der Zielsprache authentisch klingen, als ob sich
zwei Muttersprachler unterhalten würden, denn nur so kann Umgangssprache den Zweck der
lockeren ungezwungenen Kommunikation erfüllen. Dies bedeutet, dass der Übersetzer sich
nicht scheuen darf, auch in der Zielsprache Abweichungen vom Standard zu verwenden,
wenn sie typisch für gesprochene oder informelle Sprache sind (Kap. 3.1.1.2 für Deutsch und
Kap. 3.1.2.2 für Englisch). Die Abweichungen müssen dabei nicht an der gleichen Stelle
platziert werden wie im Ausgangstext. Ganz allgemein soll von syntaktischem Calque bei der
Übersetzung abgesehen werden, da dies in der Zielsprache nicht authentisch erscheinen würde.
Bei stilistisch umgangssprachlich markierten Elementen ist zu beachten, dass man sie nicht
auf eine formellere Ebene anhebt oder sie ins Vulgäre abdriften lässt. Es kann sein, dass eine
umgangssprachliche Formulierung in der Zielsprache angebrachter ist, selbst wenn sie semantisch weiter entfernt wäre als eine Formulierung, die semantisch dem Ausgangstext entspräche, aber stilistisch anders markiert ist.
Mit Redewendungen, Metaphern usw. soll ähnlich verfahren werden und keine freie Übersetzung mit einem anderen Bild gescheut werden, wenn sie zur Aussage und zum Kontext passt.
3.2 Kochsendungen am Fernsehen
3.2.1 Medium Fernsehen
Fernsehen ist ein Massenmedium, mit dem möglichst viele Adressaten, hier die Zuschauer,
gleichzeitig erreicht werden können. In einer Sendung selbst kann face-to-face Kommunikation zwischen zwei oder mehr Personen stattfinden. Es findet aber auch eine einseitige
Kommunikation vom Moderator zu den Fernsehzuschauern statt. Diese Kommunikation ist
nicht gegenseitig. Eine Ausnahme bilden Sendungen, bei denen im Fernsehstudio ein Publikum sitzt. Doch die kommunikativen Möglichkeiten des Publikums sind sehr beschränkt.
Meistens äussern sie sich nur durch Klatschen. Zwischen den Zuschauern am Fernsehbildschirm und einem Fernsehmoderator findet in den allermeisten Fällen keine Interaktion statt.
Einzig in speziellen Fällen wie beispielsweise bei der Schweizer Sendung Benissimo, in der
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Mémoire de traduction
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sich der Moderator über das Telefon mit den Kandidaten zu Hause unterhält, ergibt sich eine
reziproke Kommunikation zwischen Zuschauer und Moderator.
Ich möchte an dieser Stelle kurz auf die Fernsehlandschaft im Vereinigten Königreich und im
deutschsprachigen Raum im Allgemeinen und auf Kochsendungen im Speziellen eingehen.
Unter Kapitel 3.3 widme ich mich dann den sprachlichen Merkmalen einer Kochsendung.
3.2.1.1 Fernsehlandschaft im Vereinigten Königreich
Im Vereinigten Königreich gibt es ein duales System beim Fernsehen. Es gibt auf der einen
Seite die öffentlich-rechtliche BBC und auf der anderen Seite die verschiedenen privaten
Sender. BBC steht für British Broadcasting Corporation und umfasst heute mehrere Radiostationen, Fernsehkanäle und natürlich auch eine Internetpräsenz. 1922 ging die erste BBCRadiostation auf Sendung und ab 1936 wurden die ersten regelmässigen Fernsehprogramme
produziert. Die BBC wird hauptsächlich über Rundfunkgebühren finanziert und hat einen
öffentlichen Auftrag. Die BBC definiert ihre Mission wie folgt: „to enrich people’s lives with
programmes and services that inform, educate and entertain“ (BBC 2012). Die BBC bietet
also nicht nur reine Nachrichten und Information an, sondern auch Unterhaltung. Einen
Grossteil der Programme und Sendungen produziert sie selbst (Swann & Förster 2011: 94).
Sie kauft selten Rechte an Programmen, die von anderen Sendern produziert wurden. Die
BBC nimmt bei der Berichterstattung stets eine neutrale Position ein und unterstützt keine
bestimmten politischen oder wirtschaftlichen Interessen (ebd.: 79).
Die BBC hat aber nicht nur im Bereich der Medien einen grossen Einfluss, sondern sie hat
auch wesentlich zur Bildung eines Standards für gesprochene englische Sprache beigetragen.
So sind die Begriffe BBC English und Received Pronounciation quasi Synonyme. Die BBC
hat ein A dvisory Committee on Spoken English aufgestellt, das vor allem in der Anfangszeit
strikte Regeln aufgestellt hat, wie ein Wort korrekt ausgesprochen wird (Schwyter 2008: 226). Doch durch die Erweiterung des Komittees um immer mehr Linguisten kam
es langsam von seinem preskriptiven Ansatz weg und liess mehrere Aussprachevarianten zu,
die als gleichwertig gut gelten (ebd.: 243). Heute gibt es dieses Komittee nicht mehr, sondern
die sogenannte BBC Pronounciation Research Unit. Ihre Aufgabe ist es, die Aussprachemöglichkeiten von Wörtern festzulegen. Die Mitarbeitenden der BBC sind aber nicht gezwungen,
sich an die Empfehlungen dieser Unit zu halten (ebd.: 245). Unbestritten ist aber, dass die
BBC einen Standard zur mündlichen Aussprache festgelegt hat, dass sich durch die BBC ein
gewisser broadcasting style durchgesetzt hat (ebd.: 247), selbst wenn ihre Mitarbeitenden
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Mémoire de traduction
Anna Leemann
heute nicht mehr gezwungen sind, sich auch an ihn zu halten. Ob BBC English zum Einsatz
kommt, hängt natürlich auch davon ab, um was für eine Sendung es sich handelt. In Nachrichten, die im ganzen Vereinigten Königreich ausgestrahlt werden, wird auch heute noch
BBC English verwendet. Bei Unterhaltungssendungen hingegen gibt es mehr sprachliche
Abwechslung.
Variation gibt es auch bei den englischsprachigen Kochsendungen. Die Kochsendung kann
auf eine lange Geschichte zurückblicken. Kaum hatte die BBC ihren Fernsehkanal in Betrieb
genommen, da gab es 1937 auch schon den ersten Fernsehkoch. Ein Franzose und bekannter
Koch namens Marcel Boulestin bereitete vor laufender Kamera ein Omelette zu
(WDR 2012). Heute gibt es im öffentlich-rechtlichen wie im privaten britischen Fernsehen
zahlreiche Kochsendungen. Jamie Oliver ist heute wohl einer der bekanntesten Fernsehköche. Sendungskonzepte fokussieren aber nicht immer auf einen bestimmten Fernsehkoch. In
manchen Sendungen kochen mehrere Kandidaten um die Wette (Masterchef), in anderen
werden hingegen möglichst schlechte Köche vorgeführt (Kitchen Criminals) und wieder andere Sendungen versuchen zu unterhalten, indem andere Interessensgebiete mit dem Kochen
verknüpft werden. Dazu gehören beispielsweise die etwas skurrileren Hairy Bikers, eine Sendung, die Motorräder, Reisen und Kochen verbindet und von zwei bärtigen langhaarigen Herren moderiert wird. Kochsendungen haben sowohl bei der BBC als auch bei den privaten
Sendern einen festen Platz im Programm. Die Sender versuchen immer wieder neue Sendungskonzepte rund ums Kochen auszutüfteln.
3.2.1.2 Fernsehlandschaft im deutschsprachigen Raum
Auch im deutschen Sprachraum gibt es ein duales System mit öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern. In Deutschland sind die zwei landesweiten öffentlich-rechtlichen Sender Das
Erste (betrieben von der ARD und auch oft fälschlicherweise als solches bezeichnet) und das
ZDF. Es gibt auch noch die sogenannten Dritten; dabei handelt es sich um öffentlichrechtliche Rundfunkanstalten wie den SWR, WDR oder BR. Daneben gibt es eine ganze Reihe privater Sender. Die Marktführer sind RTL, Pro7 und Sat.1 (Aumüller, Hirsch & Hofstätter 2011: 152). Die Deutschschweizer öffentlich-rechtlichen Radio- und Fernsehsender werden neu unter dem Namen SRF (Schweizer Radio Fernsehen) zusammengefasst. SRF wiederum gehört dem Verein SRG SSR Idée Suisse an, der allen öffentlich-rechtlichen Fernsehund Radiostationen aus den vier Sprachregionen der Schweiz vorsteht. In Österreich heisst
die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt ORF.
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Im deutschsprachigen Raum hatte aber keine Anstalt einen vergleichbaren Einfluss wie die
BBC im Vereinigten Königreich. In Deutschland haben sich die Rundfunkanstalten in den
20er Jahren regional etabliert und dann zu einem föderalistischen Rundfunkbund zusammengeschlossen. Ab 1933 bis nach Ende des Zweiten Weltkriegs war der Rundfunk unter den
Nazis zentralisiert worden. Die heutige ARD (Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen
Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland), die 1950 gegründet wurde, basiert wiederum auf dem föderalistischen Prinzip (Wikipedia 2012). Natürlich kommt im deutschen
Rundfunk in den Nachrichten auch die Standardaussprache zum Einsatz, aber es gibt nicht
ein „ARD-Deutsch“ in einer Weise, wie es das BBC English gibt. Die ARD unterhält zwar
eine Aussprachedatenbank, aber sie wurde erst 1997 ARD-weit zugänglich und betrifft
hauptsächlich die Aussprache von Fremdwörtern, Orts- und Personennamen (ARD 2012). Es
gab nicht die gleiche Art von Sprachprogrammatik, die bei der BBC in den frühen Jahren
betrieben wurde.
Kochsendungen gibt es im deutschsprachigen Fernsehen viele, sowohl auf den öffentlichrechtlichen als auch auf den privaten Sendern. Der erste deutsche Fernsehkoch war Clemens
Wilmenrod, der aber gar kein ausgebildeter Koch, sondern Schauspieler war. Von 1953 bis
1964 wurde die fünfzehnminütige Sendung Clemens W ilmenrod bittet zu Tisch ausgestrahlt
(WDR 2012).
Abb. 1 Screenshot von Clemens Wilmenrod während seiner Kochsendung (Youtube 2010)
Seither haben sich Farben, Form und Länge von Kochsendungen diversifiziert. Es gibt Formate wie beispielsweise die Landfrauenküche, bei der auf Rustikales gesetzt wird, andere
Formate setzen auf die Präsenz von Promis (Promi Kocharena) oder von hoch prämierten
Spitzenköchen (Lanz kocht!) und wiederum andere leben einfach von der speziellen Art einer
Person (Zacherl: Einfach kochen!) oder der Kombination aus allem (Lafer! Lichter! Lecker!).
Manche dieser Sendungen spielen vor Publikum, andere wiederum nicht. Je nach Sendungs-
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Anna Leemann
konzept geht es hauptsächlich darum, etwas übers Kochen oder gesunde Ernährung zu lernen,
oder man will mehr über eine berühmte Persönlichkeit in Erfahrung bringen. Es kann aber
auch der Unterhaltungsfaktor an erster Stelle stehen, wenn verschiedene Köche zum Beispiel
um die Wette kochen.
Tim Mälzer ist wohl der Fernsehkoch, der Jamie Oliver in seiner Art am nächsten kommt.
Die beiden kennen sich auch und haben früher gemeinsam gearbeitet (Mälzer 2012). Tim
Mälzer ist auch relativ jung, er tritt in seiner Sendung ebenfalls mit normaler Kleidung und
nicht in weisser Kochschürze auf, und er vertritt eine ähnliche Philosphie wie Jamie Oliver.
Nämlich, dass gut und lecker kochen nicht kompliziert sein muss, sondern dass das jeder lernen kann. Der Unterschied ist, dass Tim Mälzer eine Sendung mit Live-Publikum hat.
Die allermeisten Kochsendungen werden auch auf Deutsch produziert. Jamie Olivers Sendungen bilden eine Ausnahme. Bei meinen Recherchen habe ich zurzeit nur eine andere synchronisierte Kochsendung gefunden, nämlich In Teufels Küche mit Gordon Ramsay, die auf
RTL II läuft. Die englische Originalversion wurde von dem britischen Privatsender Channel
4 produziert.
Eine andere Variante besteht darin, eine Sendung zwar auf Deutsch zu produzieren, das Format der Sendung aber von einem ausländischen Sender einzukaufen. Ein Beispiel hierfür ist
die Sendung Das perfekte Dinner, das auf dem Privatsender VOX läuft und im Original vom
britischen Privatsender Channel 4 unter dem Namen Come dine with me produziert wurde.
3.2.2 Kochsendung / Kochrezept aus linguistischer Sicht
3.2.2.1 Sprachkonventionen/Textsortenspezifik
Im schriftlichen Bereich gibt es sehr starke Sprachkonventionen. Ein Rezept ist ein Text, in
dem in kurzer bündiger Form und übersichtlich dargestellt die Anleitung für einen Kochvorgang gegeben wird. Gemäss Brinker hat die Textsorte Kochrezept sowohl Appellfunktion als
auch Informationsfunktion, bei der der „Emittent [...] den Rezipienten prinzipiell nicht zu
einer unmittelbaren Handlung veranlassen, sondern ihn über bestimmte Handlungsschritte
und –möglichkeiten informieren will (2010: 103)“. Es ist vorgegeben, wie die Rezeptinstruktionen realisiert werden. Auf Deutsch werden Rezepte seit den 1980er Jahren in der Regel
immer mit modalem Infinitiv geschrieben. Das heisst, der Infinitiv übernimmt im Rezept die
Aufgabe der Befehlsform. Sprachliche Varianten, um einen Befehl auszudrücken, wie das
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Mémoire de traduction
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werden-Passiv oder man-Konstruktionen, werden so gut wie gar nicht mehr verwendet
(Hödl 1999: 61).
Bei der Kochsendung gelten aber nicht die gleich rigiden Sprachkonventionen. Kochsendungen können sehr verschieden ausgestaltet werden und daher können auch die sprachlichen
Merkmale sehr unterschiedlich sein (Jansen & Albertsen 2006: 23). Eine Kochsendung dient
im Gegensatz zum Kochrezept nicht ausschliesslich als Anleitung. Je nachdem, ob die Kochsendung hauptsächlich den Kochvorgang erklären, unterhalten, Gäste in einem Gespräch vorstellen oder ein Wettkampf zwischen Gästen veranstalten will, ändern sich die Kommunikationsfunktion, -situationen und somit die gebrauchten sprachlichen Mittel. Die Anleitung ist
aber natürlich auch hier ein wichtiges Element, so kann in einer Kochsendung auch indirekt
über den modalen Infinitiv zu Kochhandlungen (den Ofen auf 120 Grad vorheizen) aufgefordert werden, aber eben nicht nur. Der Moderator kann einen Imperativ (Stell den Ofen auf
120 Grad ein!) gebrauchen oder eine persönliche Konstruktion mit Modalverben (Du solltest
jetzt den Ofen auf 120 Grad vorheizen.) formulieren. Im Gegensatz zum schriftlichen Rezept
stehen ihm eigentlich alle Möglichkeiten offen, um eine Aufforderung oder eine Instruktion
auszudrücken. Er kann auch eine Frage formulieren (Könntest du mir schon mal den Ofen auf
120 Grad vorheizen?) oder auf andere indirekte Weise (Der Ofen müsste noch auf 120 Grad
vorgeheizt werden) zu einer gewissen Kochhandlung auffordern. Im Mündlichen wird die
Anleitung also variantenreicher und persönlicher formuliert als im Rezept.
Allen Kochsendungen ist jedoch gemeinsam, dass es sich im Gegensatz zu den Rezepten um
mündliche Sprache handelt. Dadurch gibt es mehr Redundanz und auch gewisse Normenabweichungen (Kap. 3.1.1.2). Je nachdem, wie der Moderator zu seinen Gästen oder zum Fernsehpublikum steht, verwendet er mehr oder weniger dialektale, umgangssprachliche oder
auch idiolektale Elemente. Ausserdem ist allen Kochsendungen gemeinsam, dass viele Deiktika verwendet werden. Den Zuschauern steht ja das Bildmaterial zur Verfügung und somit
können sie nachvollziehen, auf was sich diese Deiktika beziehen.
In englischen Kochrezepten gelten andere Konventionen, um die Instruktion auszudrücken.
In den allermeisten Fällen wird im Schriftlichen ein persönlicher Imperativ verwendet, in
einigen wenigen Fällen werden Konstruktionen mit den Modalverben must und should eingesetzt. Dadurch wird der englische Leser schon im Schriftlichen direkt und persönlich angesprochen (Hödl 1999: 62). Die Diskrepanz zwischen den Aufforderungen in einem schriftlichen Rezept und den Formulierungen in einer Kochsendung ist weniger gross als im Deut-
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schen, denn schon das englische Rezept duldet mehr Varianten und persönliche Formulierungen.
In englischen Kochsendungen gilt ansonsten das Gleiche wie im Deutschen. Eine Kochsendung erfüllt mehr als nur die Anleitungs- und Informationsfunktion eines Rezepts. Diese anderen Funktionen und die sprachlichen Mittel, die dafür eingesetzt werden, können aber je
nach Gestaltung der Sendung variieren.
Auf lexikalischer Ebene gibt es sowohl in den Rezepten als auch in den Kochsendungen gewisse fachsprachliche Elemente. Beispielsweise für Kochvorgänge (blanchieren), Geräte
(Mörser) oder Gewürze. In Rezepten werden sie eingesetzt und in einem Glossar zu Beginn
oder zu Ende erklärt. Der Moderator einer Kochsendung hat die Wahl, ob er den Fachbegriff
oder eine gemeinsprachliche Umschreibung wählen will. Je nach Sendungskonzept, d. h. dem
definierten Zielpublikum, dem angestrebten Informations- bzw. Unterhaltungswert und der
Vorstellung, wie diese Werte erreicht werden sollen, kommen fachsprachliche Elemente daher mehr oder auch weniger häufig in einer Kochsendung vor.
3.2.2.2 Übersetzungsansätze für Textsorte Kochrezept / -sendung
Beim schriftlichen Kochrezept herrschen in den meisten Sprachen starre Textkonventionen.
Es ist festgelegt, welche linguistischen Mittel eingesetzt werden dürfen, um die Kochanleitung auszudrücken und welche nicht. Bei der Übersetzung dürfen also nicht einfach die gleichen grammatikalischen Konstruktionen in die Zielsprache übertragen werden, sondern sie
müssen beim Verfassen des Zieltextes umgeformt werden, so dass sie der Art der Instruktion
entsprechen, die im Deutschen geläufig ist.
Bei der Kochsendung gibt es keine starren Textkonventionen; die Sendungskonzepte und
somit auch die verwendeten sprachlichen Mittel können variieren. Sprache wird in der Kochsendung aber sicherlich mündlich realisiert. Mündliche und umgangssprachliche Elemente
sollen glaubwürdig in die Zielsprache übertragen werden und dort wiederum authentisch erscheinen (s. Kap. 3.1.3). Idiolektale Elemente, wie beispielsweise kleine Sprachticks des Moderators, dürfen auch in der Zielsprache durchscheinen und müssen nicht ausradiert werden.
Bei der Übertragung der Instruktionen muss der Grad der Höflichkeit beachtet werden. Höflichkeit kann nämlich je nach Art und Weise, wie ein Befehl oder eine Instruktion realisiert
werden, variieren. Mag die grammatikalische Konstruktion in zwei Sprachen vielleicht die
gleiche sein, so müssen sie nicht automatisch gleich höflich sein. Dem muss Rechnung getra-
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gen werden, damit der Sprecher in der Zielsprache nicht plötzlich weitaus ungehobelter oder
höflicher erscheint.
Oberste Maxime bei der Kochsendung bleibt aber der Unterhaltungswert. Der Übersetzer
muss, ganz allgemein ausgedrückt, die sprachlichen Mittel in der Zielsprache so wählen, dass
der Unterhaltungswert erhalten bleibt.
3.3 Synchronisation
3.3.1 Definition und verschiedene Aspekte
Synchronisation ist das Vorgehen, bei fremdsprachigem Filmmaterial das Gesprochene neu
zu vertonen, also in der eigenen Sprache aufzunehmen, und zwar so, dass Bild und Ton wiederum zusammenpassen, d. h., dass die neue Tonspur auf Mimik, Gestik und Lippenbewegung abgestimmt ist.
Wie Kurz es formuliert, ermöglicht eine gelungene Synchronisation die „Aufrechterhaltung
der im Kino geschaffenen Illusion“ (2004: 54). Ein Zuschauer schaut darüber hinweg, dass
sich zwei Figuren beispielsweise aus New York zusammen auf Deutsch unterhalten. Er fasst
den Synchrontext als authentisch auf und gibt sich der Illusion hin, es sei der Originaltext.
Abgesehen von der Qualität der semantischen Übertragung muss ein gewisser Grad an Synchronität vorhanden sein, damit eine Synchronisation ein Erfolg ist. Ein elementarer Faktor
ist die quantitative Lippensynchronität, wie Thomas Herbst sie nennt. Dabei handelt es
sich um „die Simultaneität von Ton und Lippenbewegungen, unabhängig vom Charakter der
Bewegung, d. h. von der Geschwindigkeit und den Positionen, die die Lippen dabei einnehmen“ (Herbst 1994: 33). Es geht darum, dass ein Filmcharakter erst anfängt zu sprechen,
wenn er den Mund aufmacht und aufhört, wenn er ihn wieder schliesst. Quantitative Lippensynchronität hat oberste Priorität bei der Synchronisation, denn es stört bei On-Passagen
(wenn im Film das Gesicht zu sehen ist) extrem, wenn jemand weiterspricht, obwohl im Bild
der Mund bereits zu ist. Die „Illusion des synchronisierten Films“ wird somit zerstört (Kurz
2006: 93). Kann, während der Mund offen ist, auf Deutsch nicht alles untergebracht werden,
was auf Englisch im Original gesagt wird, kann dies kompensiert werden, indem in den OffPassagen weitergesprochen wird. Gibt es keine Off-Passage, um mehr Text unterzubringen,
kann man die Sprechgeschwindigkeit erhöhen. Dies kann aber die Stimmung verändern,
weil dies einen gehetzteren Eindruck macht; eine Szene kann somit auf das deutsche Zielpublikum anders wirken als auf das englischsprechende (ebd.: 96).
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Die qualitative Lippensynchronität bezieht sich darauf, „inwieweit die durch die Artikulation bestimmter Laute bedingten Lippenpositionen bzw. -bewegungen des Originalfilms
im Synchrontext Entsprechungen besitzen (Herbst 1994: 32).“ Ist eine Synchronisation qualitativ lippensynchron, werden ähnliche Laute in Bezug auf die Lippenstellung an die möglichst gleichen Stellen gesetzt. Hierbei muss vor allem bei Problemlauten aufgepasst werden.
Ein Problemlaut ist beispielsweise /m/, ein labialer Laut, bei dem die Lippen aufeinander
gepresst werden. Dieser kann in einer Szene, in der der Mund gut sichtbar ist, nur durch einen
anderen labialen oder labiodentalen Laut in dessen Nähe ersetzt werden. Andere Problemlaute können Vokale sein, bei denen die Lippen extrem gespreizt oder gerundet werden. Gewisse
Laute lassen sich untereinander austauschen, andere würden negativ auffallen (Kurz
2006: 102 ff.).
Bei der Nukleussynchronität wird darauf geachtet, dass das Timing zwischen Hauptbetonung im Satz und unterstützender Mimik bzw. Gestik stimmt (ebd.: 112).
Ganz wichtig bei der Synchronisation ist natürlich die Stimme des Synchronsprechers. Gemäss Herbst (1994: 84) soll Charakteräquivalenz zwischen der Synchronstimme und der
Filmfigur herrschen, d. h., „dass sich das Persönlichkeitsbild einer Rolle im Originalfilm und
in der Synchronfassung entsprechen.“ Eine tiefe Stimme muss nicht unbedingt auch mit einer
tiefen Synchronstimme besetzt werden. Es geht darum, dass beispielsweise bei einem Gangster die Synchronstimme einer Stimme entsprechen soll, die in der Zielkultur mit Gangstertum
assoziiert wird.
3.3.2 Vorgehen
Bei meiner Beschreibung des Ablaufs der Synchronisation stütze ich mich auf die Darstellung von Kurz (2006: 62 ff.). Als Erstes muss eine Kopie des Films mit allen Dialogen, Geräuschen und der Musik sowie dem Post-Production Script vorliegen. Dieses enthält alle Kameraeinstellungen, den effektiv im Film gesprochenen Text in Niederschrift und weitere Informationen zu Frames etc. Der Übersetzer stützt sich auf das Post-Production Script, um
eine Rohübersetzung anzufertigen. Die Rohübersetzung ist eine wörtliche Übersetzung. Danach schreibt der Synchronautor auf Basis der Rohübersetzung eine lippensynchrone Fassung, bei der vor allem der Platzierung der Problemlaute Beachtung geschenkt wird. Bei dieser Arbeit kommt dem Synchronautor auch die Funktion eines Gatekeepers zu. Er entscheidet, wo Wissenslücken geschlossen oder Kulturspezifika erklärt werden müssen. Es werden
nun Synchronsprecher gecastet und der Film wird in Takes aufgeteilt. Das heisst, alles, was
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ein Synchronsprecher synchronisieren muss, wird in kleine Sprecheinheiten aufgeteilt und
gruppiert. Somit braucht immer nur eine Person im Synchronstudio zu sein, die ihren ganzen
Text einspricht. Es folgt die Aufnahme der Synchronstimme und die Abmischung durch den
Tonmeister.
Wie viel Zeit für jeden dieser Vorgehensschritte investiert und welche Qualität der Synchronisation angestrebt wird, hängt von der Finanzierung ab. Ein Spielfilm kann potentiell mehr
Geld einspielen als eine Fernsehserie und ausserdem wird ein Spielfilm meist auch im Kino
auf einer grossen Leinwand gezeigt. Dadurch wird der Synchronisation bei Spielfilmen tendenziell mehr Geld und Zeit zur Verfügung gestellt als der Synchronisation von Fernsehserien.
3.3.3 Übersetzungsansätze für Synchronisation
Im Allgemeinen muss man übersetzen, was „Sinn und Stoff des filmischen Moments [sind].
Und der Sinn ist getroffen, wenn das Publikum genauso reagiert, wie das Publikum der Originalfassung reagiert hätte, selbst wenn man mit diesem Ziel hinzuerfinden muss“ (Mounin
zit. nach Kurz 2006: 7).
Kurz stellt in seinem Werk eine Reihe Grundsätze für eine Übersetzungsstrategie auf
(ebd.: 213 ff.). So soll eine Synchronisation immer nur hergestellt werden, wenn das Filmmaterial vorhanden ist. Aus Angst vor Raubkopien kommt es unterdessen vor, dass dem Übersetzer der Rohübersetzung eine Filmversion zukommt, in der das Bildmaterial unkenntlich
gemacht wurde. Kurz fordert, dass man sich von der wörtlichen Übersetzung bei der Rohübersetzung abwenden soll. Man muss sich von der Vorstellung lösen, dass Abweichungen
im Synchrontext zwingend Übersetzungsfehler seien. Wortspiele, Sprichwörter und Redewendungen sollen frei übersetzt werden; sie müssen im Einklang mit dem filmischen Bild
stehen, aber semantisch dürfen sie sich vom sprachlichen Bild, das in der Originalfassung
verwendet wird, entfernen. Beim Verfassen der Rohübersetzung solle man sich auch immer
vor Augen halten, dass es sich beim Synchrontext hauptsächlich um gesprochene Sprache
handelt und diese authentisch wirken sollte. Das heisst, man muss all den sprachlichen Elementen, die wir in den Kapiteln 3.1.1.2 und 3.1.2.2 besprochen haben, Rechnung tragen. Es
gelten für gesprochene Sprache nicht die gleichen grammatikalischen Regeln wie für die geschriebene Sprache. Der Übersetzer muss sich bewusst sein, dass er zwar im schriftlichen
Medium arbeitet, es sich aber um code parlé, um mündlich konzipierte Sprache, handelt. In
einem Punkt äussert sich Kurz auch explizit zur Umgangssprache. Er fordert nämlich, dass
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keine Stilbrüche vollzogen werden sollen. Umgangssprache solle weder zu förmlich noch zu
vulgär übertragen werden. Dabei zu beachten sei, dass sich Stilebenen im Schriftlichen und
im Mündlichen nicht immer entsprechen.
Quantitative Lippensynchronität sei immer einzuhalten, qualitative Lippensynchronität nur
bei runden Lippenstellung oder bei Labialen. Wobei es bei den Labialen ausreicht, wenn im
Zieltext der labiale Laut ungefähr an der gleichen Stelle platziert wird. Gestik und Betonung
im Satz müssen übereinstimmen.
Kulturspezifika sollen, falls in der Zielkultur nicht bekannt, erklärt oder durch andere Kulturspezifika ersetzt werden. Zusätzlich eingefügte Dialoge können hierzu ein Mittel sein.
Zur Übertragung von Dialekten findet Kurz, dass es unangebracht sei, einen Dialekt aus der
Ausgangssprache mit einem Dialekt aus der Zielsprache zu ersetzen. Dialekte werden mit
einem bestimmten sozialen Status, mit Eigenschaften und Regionen assoziiert. Diese Assoziationen sind aber in jeder Kultur wieder anders und nicht austauschbar. So würde es komisch
anmuten, wenn in einem Film der Schotte, der sein ganzes Leben in Glasgow verbrachte, in
der Synchronfassung schwäbischen Dialekt sprechen würde. Kurz ist daher der Meinung,
dass Dialekte ins Hochdeutsch synchronisiert werden sollten.
4 Beispielanalyse
4.1 Erstellung der Übersetzungsstrategie
Ich verfolge bei der Erstellung der Übersetzungsstrategie einen funktionalistischen Ansatz.
Jamie Olivers Sendung, ob auf Deutsch oder Englisch, hat drei Funktionen. Erstens eine Appellfunktion, weil die Sendung zum Kochen und zum Kauf von Jamie-Oliver-Produkten anregen soll. Zweitens will die Sendung über Rezepte und Zubereitungsschritte informieren.
Drittens sollen die Zuschauer unterhalten werden. Diese drei Funktionen werden über ein
Sendungskonzept zu erreichen versucht, dessen Mittelpunkt Jamie Olivers junge spritzige Art
bildet, zu der auch ausgeprägte sprachliche Merkmale gehören.
In Bezug auf die umgangssprachlichen Elemente (s. Kap. 3.1.3) bedeutet dies, dass der Text
in der Zielsprache authentisch klingen soll. Abweichungen von der Standardsprache, wenn
sie für mündliche Sprache typisch ist, sollen nicht gescheut werden. Sätze sollen in ihrer
Struktur und Gliederung nicht einfach in Form eines Calque übertragen werden, sondern es
soll in der Zielsprache eine natürliche Satzstruktur gebildet werden. Bei stilistisch umgangs23
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sprachlich markierten Wörtern soll bei der Übertragung beachtet werden, dass man nicht in
ein zu formelles oder vulgäres Sprachniveau abdriftet. Mit Redewendungen soll frei umgegangen werden; der Sinn muss erhalten bleiben, aber nicht das Bild, das verwendet wird.
In Bezug auf die kochsendungsspezifischen Elemente (Kap. 3.2.2.2) halten wir fest, dass idiolektale Sprechweisen erhalten und Sprachticks im Zieltext wiedergegeben dürfen. Bei den
häufig vorkommenden Instruktionen darf die Realisationsform variieren. Zu beachten ist aber
der Grad der Höflichkeit, der zwischen Ausgangs- und Zielsprache variieren kann, obwohl
die gleiche grammatikalische Konstruktion eingesetzt wird. Dies bedeutet auch hier, dass
syntaktischer Calque nicht per se angebracht ist, sondern die Konstruktion gewählt werden
muss, die den gleichen Grad an Höflichkeit ausdrückt.
Aus der Synchronisationsperspektive (Kap. 3.3.3) nehmen wir ebenfalls mit, dass mit Redewendungen frei umgegangen werden soll, ausser das Filmmaterial im Hintergrund zwingt
dazu, das sprachliche Bild zu erhalten. Quantitative Lippensynchronität ist immer einzuhalten
und qualitative Lippensynchronität bei Lauten, die eine runde Lippenstellung voraussetzen,
oder bei Labialen. Gestik und Betonung müssen immer aufeinander abgestimmt werden. Das
Einfügen zusätzlicher Information beispielsweise in Off-Passagen, um dem Zuschauer der
Zielsprache, Kulturspezifika oder Ähnliches zu erklären, ist legitim. Dialekte sollen nicht
übertragen werden. Deshalb soll auch bei Jamie Oliver sein Essex-Dialekt nicht irgendwie
auf Deutsch reproduziert werden.
4.2 Methode
Um die bestehende Synchronfassung von Jamie Olivers Kochsendung analysieren zu können,
habe ich selbst gewisse Szenen transkribiert (Kap. 9.1). Ich werde zuerst kurz die gewählte
Transkriptionsmethode erläutern. Danach gehe ich näher darauf ein, wie ich die bestehende
Synchronfassung anhand der Hewson’schen Methode zur Übersetzungskritik bewerte
(Kap. 4.2.2).
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Mémoire de traduction
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4.2.1 Diskurstranskription nach Du Bois et al.
Ich stütze mich für meine Transkription auf die Methode von Du Bois et al., so wie sie Dittmar (2004: 137 ff.) in seinem Leitfaden zur Transkription darlegt. Du Bois et al. bieten ein
Modell, mit dem breit oder eng transkribiert werden kann, je nach dem, für welche Zwecke
die Transkription genutzt wird (ebd.: 139). Bei einer breiten Transkription werden nur wenige Elemente der gesprochenen Sprache dargestellt und möglichst nur die übliche Orthographie verwendet, bei einer engen Transkription wird versucht, möglichst viele und genaue
Information über Intonation, Akzent, Lautung usw. darzustellen. Ich werde eine möglichst
breite Transkription anfertigen und Akzente, Lautdehnungen oder Verschleifungen nur dort
darstellen, wo sie im Mündlichen sehr ausgeprägt sind oder ein umgangssprachliches Element darstellen. Ich erkläre im Folgenden nur die Transkriptionselemente, die in meinem
Transkript auch verwendet werden.
Die Transkription wird in Intonationseinheiten und nicht wie bei anderen Methoden üblich in
Redebeiträge gegliedert. Jede Intonationseinheit steht auf einer neuen Zeile (ebd.: 140). Da
Jamie Oliver über weite Strecken der Einzige ist, der spricht, würde eine Gliederung in Redebeiträge unübersichtlich lange Zeilen ergeben. Da ich in meinem Transkript aber die beiden Sprachversionen nebeneinanderstelle, habe ich mich für eine tabellarische Darstellung
entschieden. Somit entspricht nicht jede Zeile einer Intonationsheit, sondern jede Zelle. Jamie
Oliver erhält die Sprechersigle „JO“, die am Anfang einer Zeile bzw. Zelle der Tabelle steht
(ebd.: 141). Steht keine Sprechersigle, so gilt, dass immer noch die gleiche Person, wie in der
vorherigen Intonationseinheit das Wort hat. Bei den kurzen Sequenzen, in denen sich Jamie
Oliver mit der Frau hinter der Kamera oder mit dem indischen Koch unterhält, werden die
Sprechersiglen gesetzt, damit klar ist, wer spricht. Sprechen zwei Personen gleichzeitig, so
wird das Gesagte in eckige Klammern gesetzt und auf gleicher Höhe untereinander dargestellt (ebd.). Am Ende einer Intonationszeile kann ein Punkt stehen, wenn der Satz fertig ist.
Ein Komma steht, wenn der Satz auf der nächsten Zeile noch weiter geht. Ein Fragezeichen
steht, wenn es sich um eine Frage handelt und zwei Bindestriche stehen, wenn die Intonationseinheit abgebrochen wird (ebd.: 142). Wird nur ein Wort aber nicht die ganze Intonationseinheit abgebrochen, steht direkt an das Wort angehängt ein einfacher Bindestrich
(ebd.: 143). Für Verschleifungen machen Du Bois et al. keine Vorgaben (ebd.). Ich habe
mich entschieden, Buchstaben, die nicht ausgesprochen werden (Apokope, Synkope usw.),
immer mit einem Apostroph darzustellen. Klitika hänge ich direkt an die anderen Wörter an,
wenn es meiner Meinung nach, als ein Wort ausgesprochen wird. Bei Assimilationen schrei-
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Mémoire de traduction
Anna Leemann
be ich einfach in unserem gängigen Zeichensystem den Laut, der ausgesprochen wird. Auf
das Internationale Phonetische Alphabet greife ich nicht zurück. Wird ein Wort besonders
betont, steht direkt vor dem Wort ein ^ (ebd.: 144), um den Primärakzent der Intonationseinheit anzuzeigen. Wird ein Laut extrem gedehnt, steht direkt hinter dem Laut ein Gleichheitszeichen (ebd.). Lachen wird mit dem @-Zeichen signalisiert. Dieses Zeichen alleine steht für
Lachen ohne Worte. Wird nur ein Wort lachend ausgesprochen, wird das Zeichen direkt vor
das Wort gesetzt. Wird mehr als ein Wort lachend gesagt, so wird die ganze Sequenz folgendermassen notiert: <@ lachend ausgesprochene Sequenz @> (ebd.: 145). Pausen werden mit
Punkten angegeben. Zwei Punkte stehen für eine kurze Pause, drei Punkte für eine mittellange Pause (ebd.) Gähnt ein Sprecher oder geschehen andere akustische Ereignisse ohne Worte,
so werden sie in Grossbuchstaben zwischen einfachen Klammern aufgeführt: (HUSTEN)
(ebd.: 146). Kommentare des Transkribenten werden in doppelten runden Klammern aufgeführt (ebd.). Wird etwas unverständlich ausgesprochen, wird pro Silbe ein X gesetzt (ebd.).
Erahnt der Transkribent, was gesagt wird, so markiert er dies folgendermassen:
<X vermuteter Wortlaut X> (ebd.: 147).
4.2.2 Methode zur Übersetzungskritik von Hewson
Ich werde mich bei der Bewertung der bestehenden Synchronfassung der Methode von
Hewson bedienen, so wie er sie in seinem Werk „An Approach to Translation Criticism“
(2011) darlegt. Die Methode besteht darin, von einem ersten Überblick über das Werk über
eine punktuelle präzise linguistische Analyse zu einer globalen Bewertung der Übersetzung
zu kommen.
Genauer müssen in einem ersten Schritt die preliminary data gesammelt werden
(ebd.: 24 ff.). Hewson zählt sechs Punkte auf:
1. Grundlegende Informationen zum Ausgangstext und zu seinen veröffentlichten Versionen
sollen aufgeführt werden. Es soll erklärt werden, welche Version und welche weiteren Dokumente dem Übersetzer vorlagen. Informationen über den Autor und sein Werk fallen auch
unter diesen Punkt, wenn sie nützlich für die Bewertung der Übersetzung sind.
2. Unter diesem Punkt werden Informationen zum Zieltext aufgeführt. Um die wievielte
Übersetzung handelt es sich? Ist es eine neue Übersetzung oder die Aufbereitung einer bestehenden? Wie wurde die Übersetzung in der Zielkultur aufgenommen?
3. Hier werden Informationen über den oder die Übersetzer aufgeführt.
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Mémoire de traduction
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4. Unter Punkt 4 werden die Begleittexte des übersetzten Werkes vorgestellt. Dies beinhaltet
das Deckblatt des Buches, Vorwort, Klappentext, Illustrationen, Fussnoten usw.
5. Es sollen, wenn vorhanden, andere kritische Werke über den Ausgangs- oder den Zieltext
aufgeführt werden.
6. Unter dem letzten Punkt der preliminary data wird eine erste Übersicht über die Makrostruktur des Textes gegeben. Gibt es Unterschiede in der groben Gliederung des Ausgangsund des Zieltextes? Wurden Kapitel anders angeordnet oder längere Passagen weggelassen?
Danach folgt die Darlegung des critical framew ork (ebd.: 26). Bei diesem Analyseschritt
müssen die Elemente bestimmt werden, die für die Funktion(en) und Interpretationsvarianten
des Textes tragend sind und denen bei der Übersetzung dementsprechend besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden müssen.
Im Anschluss folgt die micro- und meso-lev el analy sis (ebd.: 26 f.). Anhand des critical
framework werden bestimmte Passagen ausgewählt, um wichtige Übersetzungselemente darzulegen. Auf der Mikro-Ebene wird dargelegt, welche translational choice getroffen wurde.
Es wird analysiert, was der Übersetzer getan hat. In einem nächsten Schritt wird erklärt, welche Effekte diese translational choices haben. Bei der Betrachtung der Effekte, befinden wir
uns auf der Meso-Ebene.
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Mémoire de traduction
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Hewson teilt die translational choices in sechs Kategorien auf:
syntactic
syntactic calque and partial calque
Overall form
Fronting
Juxtaposition
Extraposition
Recategorization
Modulation
Other syntactic choices
Established equivalent
Borrowing, explicitation, implication, hyperonymy and hyponymy
lexical
Description and cultural adaptation
Modification and radical modification
Creation
grammatical
Tense and aspect
Modality
Repetition, appellatives, and anaphoric devices
Cliché
Trope
stylistic
Rhythm
Alliteration and assonance
Register
Connotation
overriding translational choices
Addition
Elimination
Free indirect discourse
Tab. 1 Übersicht über die translational choices (Hewson 2011: 26 f.)
Calque bezeichnet die Übersetzungsstrategie, die Satzstruktur des Ausgangstextes in der gleichen Form im Zieltext wiederzugeben (ebd.: 60). Bei der overall form handelt es sich um
Übersetzungsphänomene, bei denen die Kapitelaufteilung verändert, Sätze anders angeordnet
oder Teile des Textes weggelassen werden (ebd.: 62). Bei fronting wird ein Element aus dem
Ausgangstext im Zieltext an den Anfang des Satzes gestellt (ebd.: 63). Bei der juxtaposition
wird ein Element neben ein anderes gestellt, ohne dass die Verbindung der Wörter explizit
erklärt wird (ebd.: 64). Bei der extraposition wird ein Satzelement in der Übersetzung entweder rechts oder links herausgestellt. Bei der recategorization wird ein sprachliches Element in
eine andere Wortart übertragen und der Satz um diese neue Wortart herum konstruiert
(ebd.: 65). Bei der modulation ändert sich die Sichtweise; eine Übertragung vom Aktiv ins
Passiv wäre ein Beispiel für eine modulation. Other syntactic choices bezeichnen weitere
Änderungen, die in der Übersetzung auf der Satzebene vorgenommen werden.
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Mémoire de traduction
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Auf der lexikalischen Ebene kann der Übersetzer das established equivalent setzen. Dabei
handelt es sich um die im Wörterbuch eingetragene und allgemein anerkannte Entsprechung
des Wortes in der Zielsprache (ebd.: 67). Er kann das Wort aus der Ausgangssprache beibehalten und es als Lehnwort im Zieltext einsetzen. Dies wäre die Wahl des borrowing. Bei der
explicitation fügt der Übersetzer, um präziser zu formulieren, Details in den Zieltext ein, die
im Ausgangstext nicht vorhanden waren. Umgekehrt formuliert er bei der implicitation im
Zieltext weniger ausführlich. Bei hyperonymy setzt der Übersetzer einen Oberbegriff und bei
hyponymy einen Unterbegriff. Unter description und cultural adaptation fasst Hewson die
Übersetzungsphänomene zusammen, bei denen ein Begriff oder ein Ausdruck, weil er zu sehr
an die Ausgangskultur gebunden ist, im Zieltext durch einen anderen Begriff ersetzt oder eine
Beschreibung eingefügt wird (ebd.: 69). Bei einer modification setzt der Übersetzer einen
Begriff im Zieltext, der noch eine gewisse Ähnlichkeit mit dem aus dem Ausgangstext hat.
Bei der radical modification entfernt sich der Übersetzer weiter und es liegt ein grundlegender Unterschied zwischen Ausgangs- und Zieltext vor (ebd.). Mit creation bezeichnet
Hewson nicht automatische aber angebrachte Übersetzungen, bei dem ein Mindestgrad an
Ähnlichkeit zum Ausgangstext gewährleistet ist (ebd.).
Auf der grammatikalischen Ebene erwähnt Hewson zuerst tense and aspect. Hier wird betrachtet, wie der Übersetzer mit Zeitformen und mit der Betrachtungsweise der zeitlichen
Struktur umgeht (ebd.: 70). In diese Kategorie fällt auch die modality, der Umgang mit
sprachlichen Mitteln, die die Haltung des Sprechers zum Gesagten ausdrücken (ebd. 74).
Auf der stilistischen Ebene kann untersucht werden, was der Übersetzer mit Phänomenen wie
Wiederholung (repetition), Anredeformen (appellatives) und zurückweisenden Elementen
(anaphoric devices) macht (ebd.: 76). Cliché bezeichnet idiomatische Wendungen, die so oft
verwendet wurden, dass sie an Genauigkeit und Ausdruckskraft verloren haben (ebd.: 77).
Unter der Bezeichnung trope fasst Hewson die verschiedenen Arten von Metaphern zusammen (ebd.). Auch hinsichtlich des rhythm, also des Rede- oder Leseflusses, kann die Übersetzung analysiert werden (ebd.: 79). A lliteration bezeichnet die Wiederholung der gleichen
Konsonanten und assonance die Wiederholung von Vokalen (ebd.: 80). Zu beachten ist bei
der Bezeichnung alliteration, dass Hewson jegliche Wiederholung von Konsonanten meint,
egal, an welcher Stelle im Wort sie auftreten, und nicht nur von anlautenden Konsonanten.
Die Übersetzung kann auch darauf hin untersucht werden, wie mit bezüglich des Registers
markierten Ausdrücken umgegangen wird (ebd.). Das Gleiche gilt für Konnotationen bzw.
connotations (ebd.: 81).
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Mémoire de traduction
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Bei einer Übersetzungskritik soll ausserdem untersucht werden, ob der Übersetzer Dinge
hinzufügt, die sich nicht aus dem Kontext erklären lassen und also keine explicitations, sondern additions darstellen. Oder ob er umgekehrt gewisse Elemente einfach weglässt. Dies
bezeichnet Hewson als elimination. Beides sind Unterkategorien der overriding translational
choices.
Hewson gibt dem free indirect discourse eine eigene Untersuchungskategorie. Free indirect
discourse bezeichnet die erlebte Rede (ebd.: 82). Diese ist aber nicht von Belang für meine
Arbeit, darum werde ich an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehen.
Nachdem mit Hilfe dieser Kategorien beschrieben worden ist, welche Übersetzungsentscheidungen der Übersetzer jeweils getroffen hat, muss auch der Aspekt betrachtet werden, welche
Effekte diese translational choices jeweils auf die analysierte Passage haben (ebd.: 83). Wir
befinden uns nun auf der Meso-Ebene. Hewson unterscheidet zwei Arten von Effekten; die
v oice effects und die interpretational effects. V oice effects beschreiben, was mit den
Stimmen der Charaktere und Erzähler geschieht. Wird eine accretion beobachtet, so ist der
Eindruck, den eine Stimme in der Passage im Ausgangstext hinterlässt, in der Zieltextpassage
stärker zu spüren (ebd.: 85). Bei der reduction geschieht das Gegenteil, die Stimme ist
schwächer (ebd.: 86). Der dritte voice effect ist die deformation, bei der eine Stimme nicht
stärker oder schwächer erscheint, sondern anders (ebd.). Interpretational effects beschreiben,
was mit den Interpretationsmöglichkeiten geschieht. Gibt es mehr Interpretationsmöglichkeiten an einer Stelle im Zieltext, liegt nach Hewson eine expansion vor, gibt es weniger, eine
contraction. Eröffnen sich in der Zieltextpassage plötzlich neue Interpretationsmöglichkeiten, die im Ausgangstext nicht klar hervorgehen, so spricht Hewson von einer transformation (ebd.: 86 f.).
In einem letzten Schritt folgt die macro-lev el analy sis. Die verschiedenen beobachteten
Effekte auf der Meso-Ebene werden gewichtet und zu einer Bewertung auf der Makro-Ebene
zusammengefasst. Hierbei ist zu beachten, dass sich die voice effects und die interpretational
effect nur auf die Makro-Ebene auswirken, wenn sie entweder häufig oder an kritischen Stellen auftreten (ebd.: 87). Hewson setzt dabei den Begriffen der Meso-Ebene einen entsprechenden Begriff auf der Makro-Ebene gegenüber, damit jede Ebene ihre eigene Terminologie
hat und von der anderen abgegrenzt werden kann. Häufen sich die accretions, so spricht man
auf Makro-Ebene von markedness. Eine oder mehrere Stimmen treten im Zieltext stärker
hervor als im Ausgangstext (ebd.: 167). Passiert das Gegenteil, häufen sich also die reduc-
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Mémoire de traduction
Anna Leemann
tions, so spricht Hewson von conciseness: Etwas, das im Ausgangstext hervortrat, ist im
Zieltext weniger spürbar (ebd.: 168). Treten deformations öfter auf, so führt das auf MakroEbene zum Effekt der anamorphosis. Der Leser des Zieltextes erhält einen anderen Eindruck von den Charakteren oder dem Erzähler (ebd.). Bezüglich der voice gibt es noch zwei
weitere Effekte auf Makro-Ebene, die aber kein Pendant auf der Meso-Eben haben. Der eine
ist die ontological translation, bei der der Übersetzer seine eigene Meinung in den Text
einbringen will und nicht einfach nur die Stimmen aus dem Ausgangstext überträgt
(ebd.: 169). Der zweite weitere Effekt ist die hy brid translation, bei der auf Meso-Ebene
accretions, reductions und deformations beobachtet werden können, der Übersetzer aber nicht
konsequent mit ihnen umzugehen scheint. Die Stimmen sind nicht mehr gleich ausgeprägt
wie im Ausgangstext, sie sind aber im Zieltext nicht einheitlich neu gepolt (ebd.: 170).
Abb. 2 Voice effects on the micro-/meso and macro-levels (ebd.: 170)
Parallel dazu gibt es auch bei den interpretational effects Makro-Entsprechungen zu den Begriffen der Meso-Ebene plus zwei weitere Makro-Begriffe. Häufen sich contractions, so bezeichnet Hewson das auf Makro-Ebene als shrinkage. Die Interpretationsmöglichkeiten des
Zieltextes sind weniger zahlreich als im Ausgangstext (ebd.: 172). Das Gegenteil wird als
sw elling bezeichnet (ebd.). Werden auf Meso-Ebene viele transformations beobachtet, so
führt das auf Makro-Ebene zu einer transmutation, bei der der Leser auf neue verschiedene
Interpretationsfährten geleitet wird, aber diese nicht einheitlich durchgezogen werden. Ein
ähnlicher aber noch stärkerer Effekt wird auf Makro-Ebene erzielt, wenn shrinkage, swelling
und transmutation gemischt werden. Dies nennt sich metamorphosing translation und
ergibt sich, wenn der Übersetzer inkonsequent mit den Interpretationsmöglichkeiten umgeht.
Der Übersetzer favorisiert nicht klar eine andere Interpretationsmöglichkeit (ebd.: 174). Tut
er dies aber und will er die Interpretationsmöglichkeit, die der Autor im Ausgangstext vorsieht, durch eine andere ersetzen, so bezeichnet das Hewson als ideological translation
(ebd.: 175).
31
Mémoire de traduction
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Abb. 3 Interpretational effects on the micro-/meso- and macro-levels (ebd.: 176)
Hier ist eine Übersicht über die Analyse auf Meso- und Makro-Ebene:
Abb. 4 Micro-/meso- and macro-level effects (ebd.: 177)
Nach dieser Analyse kann nun eine Bewertung der Übersetzung vorgenommen werden.
Hewson setzt eine Skala mit vier Begriffen auf; auf der einen Seite steht die Übersetzung, die
möglichst ähnlich wie der Ausgangstext ist, und am anderen Ende steht eine Übersetzung
oder vielmehr eine Adaptation, die erheblich vom Ausgangstext entfernt ist (ebd.: 179). Gemäss Hewson wird mit der optimalen Übersetzung eine div ergent similarity erreicht. Er
qualifiziert die similarity mit divergent, um darauf hinzuweisen, dass eine Übersetzung nie
ganz genau gleich wie der Ausgangstext sein kann und immer gewisse Unterschiede zwischen Ausgangs- und Zieltext bestehen (ebd.: 181). Bei divergent similarity werden zwar
Makro-Effekte beobachtet, doch sie kommen nicht gehäuft vor. Insbesondere anamorphosis
und transmutation kommen entweder gar nicht oder nur selten vor. Der Leser der Überset-
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Mémoire de traduction
Anna Leemann
zung wird also nicht gehindert, dieselben Interpretationen vorzunehmen, die vom Autor des
Ausgangstextes intendiert wurden (ebd.: 182). Am anderen Ende des Spektrums steht die
adaptation, bei der makrostrukturelle Elemente nicht übertragen wurden. In einer adaptation wurden beispielsweise gewisse Kapitel ausgelassen, der Charakter einer Figur verändert,
neue Figuren hinzugefügt usw. (ebd.). Der Leser des Zieltextes hat sicherlich einen anderen
Eindruck vom Text als ein Leser des Ausgangstextes. Radical div ergence liegt vor, wenn
zwar die Makrostruktur des Textes eingehalten wird, sich aber Makro-Effekte häufen und zu
einer ontological oder ideological translation führen. Auch hier wird der Leser des Zieltextes
nicht die gleichen Schlüsse ziehen oder die gleiche Botschaft erkennen wie der Leser des
Ausgangstextes (ebd.). Der Begriff, der zwischen radical divergence und divergent similarity
steht, ist die relativ e div ergence. Der Zieltext enthält Makro-Effekte, doch sie sind nicht
all zu stark vertreten. Es gibt Elemente, die dem Leser des Zieltextes die gleiche Fülle an
Interpretationen und Eindrücken bieten wie der Ausgangstext, aber an anderen Stellen wird
der Leser wiederum auch auf andere Interpretationsfährten geleitet oder ihm wird ein anderer
Eindruck vermittelt (ebd.).
Abb. 5 Bewertungsbegriffe und Effekte der Makro-Ebene (ebd.: 183)
4.3 Analyse der bestehenden Synchronfassung
4.3.1 preliminary data
1. Unter Punkt 1 stelle ich grundlegende Informationen zum Ausgangstext vor. Das Grundkonzept der Sendung und die Person Jamie Olivers habe ich schon in Kapitel 2 beschrieben.
Das Transkript, das ich untersuche, stammt aus der zweiten Staffel der Naked-Chef-Serie, die
insgesamt vier Staffeln umfasst. Im Vereinigten Königreich wurde diese Staffel 1999 ausgestrahlt. Produziert hat diese Sendungen die BBC. Die Staffel umfasst sechs Sendungen und in
33
Mémoire de traduction
Anna Leemann
jeder Sendung wird ein ganzes Menu gekocht. Ich habe einen Teil der Sendung transkribiert,
bei der sich Jamie Oliver der indischen Küche widmet. Ausgewählt habe ich diese Sendung
zufällig. Jamie Oliver bereitet die Speisen alleine zu und erklärt fortwährend, was er gerade
macht. Zwischendurch unterhält er sich entweder mit Das, einem indischen Koch, in dessen
Küche er zwei Vorspeisen zubereitet, oder mit einer Frau hinter der Kamera. Wir begleiten
Jamie Oliver in der Sendung von einem Ort zum nächsten. Zuerst sitzt er in einem Cafe, danach kocht er bei seinem indischen Freund, dann kauft er weitere Zutaten ein. Später kocht er
in der Wohnung eines anderen Freundes. Zwischen den Zubereitungsschritten kommen immer wieder mit Musik untermalte Zwischensequenzen. Die Kameraführung ist sehr hektisch.
Sie wechselt schnell von Jamies Gesicht, zu einem Kochtopf und wieder zurück.
Das Post-Production Script dieser Sendung, auf dessen Grundlage die Rohübersetzung angefertigt wurde, lag mir für diese Arbeit nicht vor. Ich benutze als Analysegrundlage also das
Filmmaterial und mein eigenes Transkript der Sendung in den beiden Sprachen.
2. Nun folgen die grundlegenden Informationen zum Zieltext. Die synchronisierte Fassung
war im deutschsprachigen Raum 2003 erstmals im Fernsehen zu sehen und wurde vom Privatsender RTL II in Auftrag gegeben (Pressportal 2003). Es gibt nur eine deutsche synchronisierte Fassung dieser Staffel. Der ORF führte Jamie Olivers The Naked Chef auch eine
Weile im Programm, bediente sich aber der bestehenden Synchronfassung. Auf DVD kann
die Staffel einzeln oder unterdessen auch als Teil eines Boxsets mit allen vier Naked-ChefStaffeln erworben werden. Die DVD, die ich erworben habe, ist zweisprachig. Menu und
Sprache können auf Deutsch oder Englisch eingestellt werden. Untertitel gibt es für die Sendung nicht, ausser für ein Interview im Bonusmaterial, bei dem aber wiederum keine synchronsierte Fassung abgespielt werden kann.
3. Als Drittes sollen Informationen über den Übersetzer zusammengetragen werden. Welche
Person genau die Rohübersetzung angefertigt hat, konnte ich nicht herausfinden. Aber ich
weiss, dass die Deutsche Synchron Filmgesellschaft die Synchronisation der Jamie-OliverSendungen anfertigt. In den allermeisten Sendungen wie auch in derjenigen Staffel, die ich
analysiere, verleiht Kim Hasper Jamie Oliver seine Stimme (Synchronkartei 2012). Kim
Hasper synchronisiert Schauspieler für Spielfilme und Serien. Mir ist er beispielsweise als
Synchronsprecher von Zach Braff aus der Serie Scrubs gut bekannt (Hasper 2012). Die Deutsche Synchron Filmgesellschaft wurde 1963 gegründet und fertigt Synchronisationen von
verschiedensten Serien und Spielfilmen an (Deutsche Synchron 2012).
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Mémoire de traduction
Anna Leemann
4. Nun stelle ich die Begleittexte zur Sendung vor. Wichtige Begleittexte sind natürlich das
Cover und die Rückseite der DVD:
Abb. 6 Frontcover der DVD (Oliver 2003)
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Mémoire de traduction
Anna Leemann
Abb. 7 Rückseite der DVD (Oliver 2003)
Die Gestaltung und die Texteinheiten zeugen davon, dass die Sendung hauptsächlich über die
Person Jamie Oliver und seine jugendliche Art vermarktet wird. Sogar auf seinen „lockeren
Ton“ wird hingewiesen (Oliver 2003); Sprache ist also Teil des Sendungskonzepts.
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Mémoire de traduction
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Zu jeder Fernsehstaffel von Jamie Oliver gibt es auch immer ein passendes Kochbuch, in
dem die Rezepte aus den Sendungen zu finden sind. Die ersten Serien des Naked Chef bilden
hierzu keine Ausnahme:
Abb. 8 Englisches Buchcover (Amazon 2012a)
Abb. 9 Deutsches Buchcover (Amazon 2012b)
An dieser Stelle gehe ich aber nicht näher auf die Printmedien ein, da sie nicht Teil meiner
Untersuchung sind. Ich komme in der Diskussion (Kap. 6) nochmals darauf zurück. Heutzutage ist natürlich der Webauftritt ebenfalls bedeutend für die Vermarktung einer Sendung.
Um die Jahrtausendwende war dies jedoch noch nicht so stark ausgeprägt und ausserdem ist
es nicht möglich, heute noch auf die Websiteversion von 2003 zuzugreifen, wenn sie denn
schon bestand.
5. Andere kritische Werke über Jamie Oliver im Bereich der Linguistik habe ich nicht gefunden.
6. Zuletzt gehe ich nun auf die Makrostruktur ein. Sie ist in beiden Sprachversionen identisch. Das Bildmaterial ist auf Englisch und auf Deutsch gleich lang, es wurden keine Szenen
in der synchronisierten Fassung herausgeschnitten oder eingefügt. Die Reihenfolge der Kapitel ist die gleiche. Das DVD-Menu kann in beiden Sprachen angezeigt werden. Einzig die
Zwischentitel, die während der Sendung zwischen verschiedenen Gängen eingeblendet werden, gibt es nur auf Deutsch. Die Titel orientieren sich an der Gestaltung des Inhaltsverzeichnisses, das heisst alles ist in Kleinbuchstaben geschrieben. In dem Teil, den ich analysiert
habe, hat sich leider ein Tippfehler eingeschlichen:
37
Mémoire de traduction
Anna Leemann
Abb. 10 Zwischentitel mit Tippfehler (Oliver 2003)
4.3.2 critical framework
Als Grundlage für das critical framework dient Kapitel 3 dieser Arbeit. Wie zuvor erwähnt ist
die Ausdrucksweise von Jamie Oliver ein wichtiges Marketingelement der Sendung. Ich will
daher bei der Bewertung der bestehenden Synchronfassung vor allem die Umgangssprache
und in zweiter Linie die kochsendungs- und synchronisationsspezifischen Elemente berücksichtigen.
Um die Meso- und der Makro-Effekte einschätzen zu können und zu bewerten, stütze ich
mich auf die erstellte Übersetzungsstrategie (Kap. 4.1).
4.3.3 micro – meso
4.3.3.1 Erster Auszug
22
cut them into quarters again
dann die Viertel nochmal vierteln und dann so in
and er just slice ‘em up like that.
Scheiben schneiden.
the nice thing about doing that is you get a nice
das Schöne daran ist, du hast ’nen hübsches Stück von
little bit of like skin and you got like a nice bit
der Schale und und’n Stück von dem Fruchtfleisch und
of flesh and that’s pretty perfect really.
genau so muss es sein.
24
so I got a pan here.
hier mach’ ich ’ne Pfanne heiss.
25
and I just want about two table spoons of vege-
und da geb’ ich jetzt gut zwei Löffel Pflanzenöl rein.
23
table oil.
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get it kind of semi smoking so it’s hot and then
und das wird jetzt langsam erhitzt und dann ähm
er I got – –
nehm’ ich – –
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Das, can I have a spoon, mate?
Das, gibst du mir kurz den Löffel?
28
cheers boss.
danke Boss.
29
erm I got black mustard seeds which are like
ich hab’ die schwarzen Senfsamen, die sehen so aus.
that.
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that’s basically what’s in whole grain mustard.
im Grunde genommen sind das ganze Senfkörner.
31
but these are dried and wholexxx.
aber die hier sind getrocknet und noch ganz.
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Mémoire de traduction
Anna Leemann
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you just want about two levelled tea spoons.
davon brauch’ ich zwei gestrichene Teelöffel voll.
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whooo you can hear ‘em popping yeah, like
wuuu, hörst du wie sie ploppen, genau wie Popcorn.
pop corn.
Tab. 2 Erster Auszug aus dem Transkript (Kap. 9.1)
22: Die Übersetzung des Pronomens them mit die V iertel entspricht einer explicitation. Das
Deutsche ist ein wenig expliziter und gibt dem Zuschauer mehr Hilfestellung, indem klar
genannt wird, was geschnitten werden muss. Das Gleiche gilt für die Übertragung von slice
up mit in Scheiben schneiden. Das Deutsche beschreibt genauer, wie geschnitten werden
muss. Bezüglich der Umgangssprache ergibt das zwei Mal den voice effect der reduction.
Like that, ein deiktischer Ausdruck, der auf die Handlung des Schneidens verweist, wird im
Deutschen mit so, einem established equivalent, übertragen. Hier ist soweit noch kein MesoEffekt zu beobachten. Im Englischen wird like that mit dem Adverb just ergänzt, das als eine
Art Abtönungspartikel fungiert. Im Deutschen könnte man dafür einfach setzen. Der Übersetzer hat dies aber nicht getan, sondern dieses Element nicht übertragen (elimination). Dafür
gibt es im Deutschen die Gliederungspartikel dann (addition). Der Übersetzer hat also an
einer anderen Stelle mit einem anderen umgangssprachlichen Element die elimination kompensiert. Auf Meso-Ebene beobachten wir eine reduction und eine accretion. Das er, ein hesitation phenomenon, wurde jedoch ohne Kompensation eliminiert, was auf der Meso-Ebene
eine reduction ergibt.
Meso-Effekte:
reduction 4
accretion 1
23: Als Erstes treffen wir hier im Englischen auf das Schwammwort thing, das mit dem Adjektiv nice qualifiziert wird. Der Ausdruck wurde sinngemäss mit einer Substantivierung des
Adjektivs schön ins Deutsche übertragen (recategorization), die aber kein per se umgangssprachliches Element darstellt, wie dies das Schwammwort im Englischen tut. Auf der MesoEbene beobachten wir eine reduction.
Danach folgt eine umgangssprachliche Satzstruktur, bei der das that im Englischen fallengelassen wird. Im Deutschen wurde dies mit einem calque, also der gleichen Satzstruktur wiedergegeben. Dadurch entsteht im Deutschen auch eine umgangssprachliche Satzstruktur, in
der zwei Hauptsätze nebeneinander gestellt werden und auch im zweiten Teilsatz das Verb an
zweiter Stelle steht. Auf der Meso-Ebene haben wir also keine veränderten Effekte in puncto
Umgangssprache.
39
Mémoire de traduction
Anna Leemann
Die pleonastische Formulierung a little bit wird eliminiert und nicht ins Deutsche übertragen.
Das Gleiche passiert mit dem Heckenausdruck like an beiden Stellen, an denen er vorkommt.
Drei Mal erfährt die Umgangssprache auf Meso-Ebene eine reduction.
Die Wiederholung von nice wurde auch eliminiert. Dafür wurde das stilistische Mittel der
alliteration, der Wiederholung von gleichen Konsonanten, auch im Deutschen eingesetzt,
wenn auch mit einem anderen Konsonant: pretty perfect -> so muss es sein. Auf Meso-Ebene
ist aufgrund der elimination also eine reduction der umgangssprachlichen Markierung zu
vermerken.
Die elliptische Formulierung you got, bei der have fehlt, wurde im Deutschen auch mit einer
elliptischen Formulierung wiedergegeben. Der Satz wird im Deutschen so gestaltet, dass you
get und you got nur mit einem Verb wiedergegeben wird (recategorization). Es wird sozusagen eine radikalere elliptische Formulierung gewählt. Dies ergibt auf Meso-Ebene eine accretion.
Das Adverb really, das im Englischen als Abtönungspartikel fungiert und ausserdem rechts
herausgestellt ist, wird eliminiert. Auf Meso-Ebene ergibt das eine reduction.
Der Heckenausdruck pretty, der zu perfect gehört, wird im Deutschen sinngemäss mit dem
Heckenausdruck genau übertragen. Der umgangssprachliche Effekt auf Meso-Ebene ist also
derselbe.
Im Deutschen wurde zwei mal die Lautung umgangssprachlich markiert (addition): ’nen und
’n. Bei ’nen wird ein weiteres umgangssprachliches Element eingefügt, weil es grammatikalisch nicht mehr kongruent ist mit dem sächlichen Substantiv, auf das es sich bezieht. Dies
ergibt drei Mal einen Effekt der accretion.
Meso-Effekte:
reduction 6
accretion 4
24: Der im Englischen rechts herausgestellte deiktische Ausdruck here, wird mit seinem established equivalent übertragen, aber im Deutschen links herausgestellt. Auf Meso-Ebene
ergibt sich kein spezieller Effekt.
Für die elliptische Formulierung I got, bei der have fehlt, gibt es im Deutschen keine elliptisch formulierte Übertragung (elimination). Ausserdem führt der Übersetzer genauer aus,
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Mémoire de traduction
Anna Leemann
was mit dieser Pfanne geschieht (explicitation) und formuliert auch an jener Stelle weniger
elliptisch. Die Pfanne wird nämlich heiss gemacht. Da der Übersetzer aber davon absieht, das
Fachwort erhitzen zu verwenden, sondern sehr allgemeinsprachlich formuliert, was wiederum
typisch umgangssprachlich ist, kompensiert er die nicht elliptische Formulierung. Die umgangssprachliche Markiertheit erfährt hier also nur eine reduction.
Dafür werden im Deutschen wieder lautliche Charakteristika der Umgangssprache eingefügt
(addition), nämlich das Fallenlassen gewisser Laute: mach’, ’ne. Auf der Meso-Ebene ergibt
das zwei Mal eine accretion.
Meso-Effekte:
reduction 1
accretion 2
25: Die englische Abtönungspartikel just wird im Deutschen mit der Gliederungspartikel jetzt
übertragen. Dies ist eine leichte modification, weil nicht zum Gesagten Stellung genommen
wird, sondern das deutsche jetzt eben eher zur Gliederung der Sprechhandlung dient. Auf
Meso-Ebene bleibt der voice effect dadurch aber gleich, die beiden Elemente vermitteln in
gleicher Weise Umgangssprachlichkeit. Auch hinsichtlich der interpretational effects ändert
sich nichts, durch diese modification erschliessen sich nicht grundsätzlich neue Interpretationsmöglichkeiten.
W ant wird mit reingeben übersetzt, was einer explicitation entspricht, weil die Kochhandlung
genauer beschrieben wird. Doch ähnlich wie bei der Pfanne, die heiss gemacht wird, hat der
Übersetzer auch hier umgangssprachlich formuliert und nicht das fachsprachliche hinzugeben
verwendet. Auf der Meso-Ebene ist die Umgangssprachlichkeit also wieder etwa gleich stark
markiert.
Eine weitere leichte modification sehen wir bei der Übertragung von about mit gut. Im Deutschen sind grosszügige zwei Löffel gemeint und im Englischen mehr oder weniger zwei Löffel. Hier beobachten wir einen leichten interpretational effect, nämlich eine transformation.
Im Deutschen wird wieder ein umgangssprachliches Lautmerkmal hinzugefügt: geb’. Dies
ergibt eine accretion auf Meso-Ebene.
Meso-Effekte:
accretion 1
transformation 1
41
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26: kind of wird mit jetzt übertragen. Dies ist eine modification, weil der Heckenausdruck
durch eine Gliederungspartikel ersetzt wird. Umgangssprachlich erscheint dies aber etwa
gleich stark markiert, wir haben also keinen Meso-Effekt.
Der erste Teil des Satzes wird im Deutschen vereinfacht und ins Passiv gesetzt (recategorization + modulation). Die alliteration von semi smoking geht dabei verloren. Wir haben also
zuerst eine accretion und dann eine reduction auf Meso-Ebene.
Das hesitation phenomenon oder Haltesignal er wird mit ähm, seinem established equivalent,
wiedergegeben, das auf der Meso-Ebene den gleichen Effekt erzielt.
Die elliptische Formulierung I got wird nicht übertragen (elimination), dafür wird an der Stelle im Deutschen am Ende des Verbs das e fallengelassen (addition). Hier beobachten wir also
zuerst eine reduction und dann eine accretion.
Der Abbruch des englischen Satzes wurde mit einem calque übertragen, also an der gleichen
Stelle auch im Deutschen abgebrochen. In den beiden Sprachen ist dies umgangssprachlich
gleich stark markiert.
Meso-Effekte:
reduction 2
accretion 2
27: Im Englischen finden wir das umgangssprachlich markierte Wort mate, das rechts herausgestellt ist. Im Deutschen wird dieses Wort eliminiert, dafür wird das Wort kurz, das als
Heckenausdruck dient, gesetzt (creation) und somit eine sehr authentisch wirkende Formulierung geschaffen. Die deutsche und die englische Fassung sind in etwa gleich umgangssprachlich.
Meso-Effekte:
-
28: Die zwei englischen Worte sind umgangssprachlich markiert. Im Deutschen ist nur das
Wort Boss umgangssprachlich besetzt. Wir beobachten eine reduction.
Meso-Effekte:
reduction 1
42
Mémoire de traduction
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29: Das hesitation phenomenon erm zu Beginn des Satzes wurde im Deutschen eliminiert,
wie auch die elliptische Formulierung I got. Dies hat zwei Mal eine reduction der Umgangssprachlichkeit zur Folge.
Dafür ist im Deutschen das erste Verb, hab’, lautlich umgangssprachlich markiert und die
Hypotaxe im Englischen wurde im Deutschen mit einer Parataxe übertragen, bei der das Verb
auch an zweiter Stelle steht (recategorization). Hier beobachten wir zwei Mal eine accretion
der Umgangssprachlichkeit.
Der deiktische Ausdruck that wurde mit so, seinem established equivalent, wiedergegeben.
Auf Meso-Eben haben diese den gleichen Effekt.
Meso-Effekte:
reduction 2
accretion 2
30: Die Struktur des Satzes wird im Deutschen vereinfacht (recategorization) und die Übersetzung des Adverb basically wird im Deutschen ins Vorfeld gerückt (fronting). Dies entspricht zwei Mal einer accretion.
Meso-Effekte:
accretion 2
31: Der deiktische Ausdruck these wird mit die hier übertragen (established equivalent) und
verursacht keinen anderen Effekt auf Meso-Ebene. Im Deutschen wird ausgeführt, dass die
Senfkörner noch ganz sind (explicitation). Dies entspricht einer contraction und hilft dem
deutschsprachigen Zuschauer von Anfang richtig zu verstehen, was mit den Senfkörnern geschieht.
Meso-Effekte:
contraction 1
32: Der Heckenausdruck about und die Abtönungspartikel just werden im Deutschen eliminiert. Dafür wird im Deutschen wiederum ein lautlich umgangssprachliches Merkmal gesetzt:
brauch’. Wir beobachten also zwei Mal eine reduction der Umgangssprachlichkeit und einmal eine accretion.
Die Sichtweise des Satzes wird von you want zu ich brauch’ geändert (modulation). Auf Meso-Ebene hat dies aber keine Folgen, denn mit beiden Formulierungen wird eine Aufforderung zu einer Kochhandlung realisiert. Im Mündlichen kann dabei bei der Realisationsform
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sehr variiert werden und trotzdem die gleiche Funktion mit dem gleichen Grad der Höflichkeit erfüllt werden.
Meso-Effekte:
reduction 2
accretion 1
33: Im Englischen wie im Deutschen beginnen die Sätze mit einer Interjektion. Der englische
Deklarativsatz wird im Deutschen in eine Frage umformuliert (modality). Dies hat soweit
keinen besonderen Meso-Effekt.
Die umgangssprachlich markierte Lautung von ’em wird im Deutschen eliminiert, genau so
wie die Abtönungspartikel yeah. Im Deutschen wurde der Heckenausdruck genau (addition)
hinzugefügt. Wir beobachten also zwei Mal eine reduction und einmal eine accretion.
Das stilistisch umgangssprachlich markierte popping wurde mit dem ebenfalls umgangssprachlich markierten ploppen übersetzt (established equivalent).
Meso-Effekte:
reduction 2
accretion 1
4.3.3.2 Zweiter Auszug
245
so the next one is a little bit of turmeric or
so als Nächstes kommt noch ein bisschen Kurk^uma
turmeric ((TSCHUUMERIC OR
oder K^urkuma oder wie man das nennt.
TÖÖRMERIC)) or whatever you call it.
246
I got one tea spoon of that.
ich nehm’ davon einen Teelöffel.
247
but that changes the colour.
Mann, das äh kriegt so’ne schöne Farbe.
248
but it’s got a really nice sort of mild taste as
und das kriegt so’nen ganz eigenen milden Geschmack,
well which is pretty sexy.
ist ziemlich sexy.
Tab. 3 Zweiter Auszug aus dem Transkript (Kap. 9.1)
245: Der Heckenausdruck a bit wird mit little pleonastisch verstärkt. Im Deutschen steht nur
der Heckenausdruck ein bisschen (established equivalent), aber die pleonastische Wendung
wurde nicht übertragen (elimination). Auf der Meso-Ebene kann man eine reduction der Umgangssprachlichkeit beobachten.
Jamie Oliver tut hier so, als ob er nicht wüsste, wie man das Fachwort turmeric ausspricht.
An einer früheren Stelle (s. Transkript Intonationseinheit 185) verwendet er aber den Begriff
schon einmal, ohne bei der Aussprache zu zögern, und natürlich weiss er als ausgebildeter
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Koch auch, wie man diesen ausspricht. Diese Stelle zeigt, dass Jamie Oliver Sprache gezielt
einsetzt, um sich auf der gleichen Ebene zu situieren wie nicht fachkundige normale Menschen und eine lockere entspannte Atmosphäre zu schaffen. An dieser Stelle setzt er die Lautung dazu ein, aber der starke Gebrauch von Umgangssprache dient natürlich auch diesem
Zweck. Im Deutschen wird das auf die gleiche Weise realisiert und auf Meso-Ebene haben
wir also keine besonderen Effekte.
Meso-Effekte:
reduction 1
246: Im Englischen haben wir eine elliptische Formulierung, bei I got fehlt das Wort have.
Diese wird nicht ins Deutsche übertragen (elimination) und führt zu einer reduction.
Dafür haben wir mit ich nehm’ im Deutschen die Lautung, die umgangssprachlich markiert
ist (addition). Hier beobachten wir also eine accretion.
Meso-Effekte:
reduction 1
accretion 1
247: Das Englische ist hier nicht besonders umgangssprachlich markiert, anders das Deutsche. Links herausgestellt steht der umgangssprachliche Ausdruck Mann, wir haben das hesitation phenomenon äh und eine umgangssprachlich markierte Lautung mit so’ne. Auf MesoEbene ergibt das drei Mal eine accretion.
Ausserdem wird die colour mit schöne Farbe übertragen. Hier handelt es sich um eine addition, weil das Englische eigentlich nichts über die Qualität der Farbe aussagt. Auf Meso-Ebene
führt das zu einer contraction, weil die Veränderung der Farbe nur noch positiv ausgelegt
werden kann.
Meso-Effekte:
accretion 3
contraction 1
248: Das verstärkende Adverb really wird im Deutschen mit der Partikel so übertragen (recategorization). An der gleichen Stelle ist die Lautung im Deutschen umgangssprachlich markiert. Daher beobachten wir im Deutschen eine accretion.
Der Heckenausdruck sort of wird mit dem Heckenausdruck ganz wiedergegeben. Im Deutschen bezieht sich der Heckenausdruck aber auf das Wort eigen, das als Übersetzung von
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nice dient. Im Englischen bezieht sich der Heckenausdruck auf mild. Der Übersetzer hat hier
also den Satz ein wenig umgestellt (recategorization) und bei der Übersetzung von nice mit
eigen eine modification vorgenommen. Auf die Meso-Ebene wirken sich diese translational
choices aber nicht aus. Ich werte das Englische und Deutsche als gleich stark umgangssprachlich geprägt.
Der zweite Teilsatz ist im Deutschen elliptisch formuliert, weil kein Konnektor steht (elimination), und als Parataxe, bei der das Verb an zweiter Stelle steht, realisiert (calque). Dies ist
eine sehr umgangssprachliche Satzstruktur im Deutschen. Auf Meso-Ebene führt dies zu einer accretion, weil die Umgangssprachlichkeit stärker ausgeprägt ist.
Der Gebrauch von sexy, um etwas als nicht im sexuellen Sinne stimulierend zu bezeichnen,
ist im Englischen umgangssprachlich (register). Diese Gebrauchsweise von sexy gibt es auch
im Deutschen, aber ich würde sie tendenziell eher dem Slang und der Jugendsprache zuteilen
als der allgemeinen Umgangssprache. Die Entlehung dieses Wortes (borrowing) hat also eine
Veränderung des Stils zur Folge; wir beobachten eine deformation.
Meso-Effekte:
accretion 2
deformation 1
4.3.3.3 Dritter Auszug
80 if you thought that was quick, this is really
wenn du denkst, das ging schnell, das hier geht noch fixer.
quick.
81 this is, err, the coriander pickle.
das wird ein Korianderpickle.
82 which is basically a rea=lly sort of like re-
im Grunde genommen eine ganz erfrischende Art von
freshing sort of like yogurt based sort of
Chutney auf Joghurtbasis, nichts aussergewöhnliches,
chutney, really.
83 and just fantastic to have with curry especially hot things, you know.
aber es schmeckt sensationell zu Currys, vor allen Dingen
zu scharfen Sachen.
84 normal sort of natural yogurt which is great
du kannst dazu ganz normalen Naturjoghurt nehmen,
because the thing is that it’s quite acidic that I
wichtig ist nur, dass er etwas säuerlich ist. deswegen
don’t need any lemon or lime or anything to
braucht man keine Zitrone oder Limone, um es knallen zu
give it that zing, you know.
lassen.
85 and then what you want is err couple of chillies and some garlic.
dann brauchst du eigentlich nur noch ein paar Chilis und
etwas Knoblauch.
86 ouaahh (CRUSHING GARLIC).
njah erhh (PRESST KNOBLAUCH).
87 I want about two or three garlic toes.
man rechnet etwa zwei oder drei Knoblauchzehen.
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Mémoire de traduction
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88 just take the skins off your garlic.
einfach die Haut runterziehen.
89 Indians do quite a lot with sort of yogurt.
die Inder kochen viel mit Joghurt.
90 and they do the most fantastic drink called,
die machen daraus auch ein absolut fantastisches Getränk
em – –
ähm – –
91 Das, is it a lassi or a la- lassi la- – –
Das, nennt man das Lassi oder Lassi ((LÄSSI ODER
LASSI))?
92 DAS: lassi ya.
DAS: Lassi ja.
93 JO: it’s like almost like a kind of like
JO: Lassi, das ist so was Erfrischendes und kann mit allem
smoothy type thing ^so refreshing
kombiniert werden, was dir einfällt.
Tab. 4 Dritter Auszug aus dem Transkript (Kap. 9.1)
80: Syntaktisch gesehen hat der Übersetzer hier die Struktur des Englischen ins Deutsche
übertragen, sich also für einen calque entschieden. Das ergibt im Deutschen zwei nebeneinander gestellte Hauptsätze, wobei auch im zweiten Teilsatz das Verb an zweiter Stelle steht.
Dies ist im Deutschen eine typisch umgangssprachliche Satzkonstruktion. In einer formelleren Kommunikationssituation wäre der zweite Teilsatz im Deutschen wohl eher mit einer
dass-Konstruktion eingeleitet worden, bei der das Verb am Ende stehen muss. Die Satzkonstruktion ist im Deutschen also etwas stärker umgangssprachlich markiert, dies ergibt eine
accretion.
Im Englischen wird das Wort quick wiederholt (repetition). Im Deutschen stehen zwei verschiedene Adjektive. Dafür werden die Pronomina that und this im deutschen zwar zwei Mal
mit das übertragen, aber dies hat nicht den gleichen Effekt wie im Englischen. Hier beobachten wir eine reduction. Andererseits wählt der Übersetzer mit fix in der Bedeutung von
schnell ein ausdrücklich umgangssprachliches Wort im Gegensatz zum Englischen quick.
Hier handelt es sich also wiederum um eine accretion.
Das Adverb really wird im Deutschen mit einem Komparativ wiedergegeben (recategorization). Eine Komparativ-Konstruktion ist an und für sich weniger umgangssprachlich als der
Gebrauch von verstärkenden Adverbien. An dieser Stelle wird aber noch der deiktische Ausdruck hier eingefügt (addition) und schlussendlich sind die beiden Konstruktionen in etwa
gleich umgangssprachlich markiert.
Meso-Effekte:
reduction 1
accretion 2
47
Mémoire de traduction
Anna Leemann
81: Das err, ein hestitation phenomenon wird nicht ins Deutsche übertragen (elimination).
Auf der Meso-Ebene gibt das einen Effekt der reduction.
Das Wort pickle wird im Deutschen entlehnt (borrowing). Da im nächsten Satz erklärt ist,
worum es sich handelt, und in der Sendung diese Speise zubereitet wird, entstehen dadurch
keine Verständnisprobleme. An dieser Stelle ist es aber aufgrund der qualitativen Lippensynchronität auch nicht so einfach das englische pickle durch ein beliebiges deutsches Wort zu
ersetzen. Semantisch gesehen wäre das Wort Chutney eine bessere Entsprechung für die
Speise, die zubereitet wird, und ist meines Erachtens auch bekannter im Deutschen als das
Lehnwort pickle. Der Zwischentitel für diese Speise lautet auch koriander-chutney:
Abb. 11 Zwischentitel koriander-chutney (Oliver 2003)
/p/ ist aber ein auffallender labialer Laut und sollte wiederum mit einem labialen Laut an ungefähr der gleichen Stelle wiedergegeben werden, wenn man verhindern will, dass Lippenstellung und Lautung zu weit auseinanderklaffen. Darum ist die Übertragung von pickle ins
Deutsche aus synchronisationsspezifischer Sicht legitim, zumal im nächsten Satz erklärt
wird, worum es sich handelt. Auf Meso-Ebene ergibt sich also kein besonderer Effekt.
Meso-Effekte:
reduction 1
82: Im Englischen türmen sich die Heckenausdrücke förmlich auf und man sieht klar, dass
Jamie Oliver diesbezüglich einen Sprachtick hat. Im Englischen haben wir mit sort of like
und based sort of drei Mal einen doppelt gemoppelten Heckenausdruck. Im Deutschen wurde
dies mit drei einfachen Heckenausdrücken wiedergegeben, nämlich ganz, A rt und –basis.
Semantisch gesehen sind das die established equivalences. Dies enspricht auf Meso-Ebene
drei Mal einer reduction, weil die übermässige Nutzung von umgangssprachlichen Elementen
48
Mémoire de traduction
Anna Leemann
nicht wiedergegeben wird. Die idiolektalen Merkmale von Jamie Oliver sind an dieser Stelle
weniger stark ausgeprägt.
Das Adverb basically wird im Deutschen in Form der adverbialen Konstruktion im Grunde
genommen ins Vorfeld gerückt (extraposition). Dadurch ist die deutsche Version etwas stärker umgangssprachlich geprägt, wir haben also eine accretion. Das Adverb really, das im
Englischen zwei Mal vorkommt, wird aber nicht ins Deutsche übertragen (elimination) und
hat zwei Mal eine reduction zur Folge.
Das Deutsche ist im Gegensatz zum Englischen elliptisch formuliert, es gibt kein konjugiertes Verb in dieser Intonationseinheit. Sie fungiert vielmehr als juxtaposition zum vorangehenden Substantiv in Intonationseinheit 81. Elliptische Konstruktionen sind typisch umgangssprachlich, somit erzeugt dies einen Effekt der accretion.
Im Deutschen wurde am Ende nichts aussergewöhnliches hinzugefügt (addition). Da vorher
die doppelten Heckenausdrücke und Adverbien eliminiert wurden, spricht Jamie Oliver weniger Silben aus als im Englischen. An dieser Stelle haben wir aber eine On-Passage auf
Jamies Gesicht, d. h. der Übersetzer kann das Gesagte nicht unbemerkt verkürzen. Da der
Übersetzer offensichtlich nicht eine gleich redundante Formulierung im Deutschen wollte,
war er gezwungen, am Ende dieser Intonationseinheit etwas hinzuzufügen. Dadurch werden
die Interpretationsmöglichkeiten eingeschränkt (contraction), weil nicht mehr wie im Englischen offen bleibt, ob Jamie Oliver dieses Gericht aussergewöhnlich findet oder nicht.
Meso-Effekte:
reduction 5
accretion 2
contraction 1
83: Die Abtönungspartikel just und die rechts herausgestellte comment clause werden nicht
ins Deutsche übertragen (elimination). Dies führt zwei Mal zu einer reduction.
Dafür gibt es an anderer Stelle eine accretion, weil die Schwammwörter Dinge und Sachen so
dicht aufeinander folgen. Es wird gleich zwei Mal auf vage Weise formuliert, wo im Englischen nur das eine Schwammwort things steht.
Meso-Effekte:
reduction 2
accretion 1
49
Mémoire de traduction
Anna Leemann
84: Der erste Satzteil im Englischen ist elliptisch formuliert, es gibt kein konjugiertes Verb.
Diese Ellipse wird nicht ins Deutsche übertragen (elimination), sondern der Satz wird von
Anfang an mit einem konjugierten Verb, nämlich du kannst, konstruiert und danach vereinfacht (recategorization): which is great because the thing is that wird verkürzt mit wichtig ist
nur, dass wiedergegeben. Auf der Meso-Ebene haben wir also einmal eine reduction wegen
der elimination der Ellipse, dafür wiederum eine accretion durch die vereinfachte Satzstruktur, die für Umgangssprache typisch ist.
Der Heckenausdruck sort of wird mit dem Heckenausdruck ganz übersetzt. Das heisst, der
Übersetzer hat eine modification vorgenommen und den Heckenausdruck, der im Englischen
eigentlich aussagt, dass so etwas wie Naturjoghurt verwendet wird, mit dem Heckenausdruck
übersetzt, der eigentlich von Jamie Oliver gemeint sein muss. Jamie öffnet nämlich, während
er diesen Satz sagt, tatsächlich ein Naturjoghurt und nicht ein Produkt, das so ähnlich wie
Naturjoghurt ist. Dies lässt darauf schliessen, dass Jamie wohl eher so was wie any sort of
natural yogurt sagen wollte. Da viele englischsprachige Zuschauer diese unsaubere Formulierung wahrscheinlich nicht gross bemerken werden, finde ich nicht, dass in diesem Fall die
fehlerhafte Formulierung als markierte Umgangssprache gilt. Die Nichtübertragung des Fehlers hat also keinen Meso-Effekt zur Folge und der Heckenausdruck wurde mit einem anderen ersetzt, somit ist diesbezüglich die umgangssprachliche Markiertheit auch gleich geblieben.
Der Heckenausdruck quite, der acidic qualifiziert, wurde mit etwas, einem established equivalent, übertragen und wirkt sich nicht auf die Meso-Ebene aus. Das fachsprachliche acidic
wird im Deutschen jedoch mit dem allgemeinsprachlichen säuerlich übersetzt. Hier hat der
Übersetzer also das register geändert. Da in der Umgangssprache typischerweise möglichst
allgemein verständlich formuliert wird, hat das eine accretion zur Folge.
Der Heckenausdruck or anything und die comment clause am Schluss der Intonationseinheit
werden nicht ins Deutsche übertragen (elimination) und haben in Bezug auf die Umgangssprachlichkeit zwei Mal eine reduction zur Folge.
Die modulation von I don’t need zu man braucht keine, also der Wechsel von der ersten in
die dritte Person Singular, bleibt ohne Meso-Effekt.
Im Englischen haben wir mit zing ein ausdrücklich umgangssprachlich markiertes Wort, das
der Übersetzer versucht hat, mit einer umgangssprachlichen Formulierung im gleichen regis-
50
Mémoire de traduction
Anna Leemann
ter wiederzugeben. Ich finde knallen lassen aber eher nicht authentisch umgangssprachlich
im Deutschen. Dies hat auf der Meso-Ebene eine deformation zur Folge, weil die Formulierung eben nicht locker umgangssprachlich erscheint, sondern etwas fehlplatziert.
Meso-Effekte:
reduction 3
accretion 2
deformation 1
85: In dieser Intonationseinheit finden wir im Deutschen eine vereinfachte Satzstruktur vor
(recategorization), was einer accretion entspricht, weil einfache Satzstrukturen typisch Umgangssprache sind.
Das err, ein hesitation phenomenon, wurde nicht ins Deutsche übertragen (elimination) und
hat eine reduction zur Folge. Dafür hat der Übersetzer eine Formulierung mit der sehr idiomatischen Partikel eigentlich eingefügt (addition). Hier haben wir also zuerst einmal eine
accretion. Doch mit dem Hinzufügen (addition) von nur noch hat der Übersetzer die Aussage
des Satzes geändert. Im Deutschen erscheint durch diese neue Formulierung das Hinzufügen
von Chili und Knoblauch als letzter Zubereitungsschritt für das Koriander-Chutney. Dies ist
aber nicht der Fall. Es folgen noch andere wichtige Zubereitungsschritte und Zutaten. Durch
diese addition kreiert der Übersetzer auf der Meso-Ebene also einen Effekt der transformation.
Meso-Effekte:
reduction1
accretion 2
transformation 1
86: In beiden Sprachversionen gibt Jamie Oliver Geräusche während des Knoblauchzerdrückens von sich, auf Meso-Ebene gibt es also keine besonderen Effekte.
87: Der Satz, der im Englischen in der ersten Person Singular formuliert ist, wird im Deutschen mit einer man-Konstruktion wiedergegeben (modulation). Auf die Meso-Ebene wirkt
sich dies aber nicht besonders aus.
Der Heckenausdruck about wird mit einem established equivalent wiedergegeben und wirkt
sich auch nicht auf die Meso-Ebene aus.
51
Mémoire de traduction
Anna Leemann
88: Just, das als Abtönungspartikel fungiert, wird mit seinem established equivalent übertragen und wirkt sich nicht auf die Meso-Ebene aus. Der emphatische Einsatz von your wird im
Deutschen nicht wiedergegeben (elimination). Dieses Element zur Markierung von Umgangssprache geht also verloren (reduction). Dafür ist das Deutsche elliptischer formuliert
und gewinnt dadurch wieder an Umgangssprachlichkeit (accretion). Der persönliche Imperativ wird im Deutschen mit einem modalen Infinitiv wiedergegeben (modulation). Da es aber
durchaus üblich ist auch im Gesprochenen auf diese Weise zu einer Handlung aufzufordern
und der Grad der Höflichkeit sich nicht verändert im Vergleich zum Englischen, ist kein Meso-Effekt zu beobachten.
Meso-Effekte:
reduction 1
accretion 1
89: Im Englischen haben wir zwei Heckenausdrücke: quite und sort of. Sie werden nicht
übersetzt (elimination) und führen somit zwei Mal zu einer reduction der Umgangssprachlichkeit.
Meso-Effekte:
reduction 2
90: In dieser Intonationseinheit sind keine Meso-Effekte zu beobachten. Das übertrieben
formulierte most fantastic wird im Deutschen mit absolut fantastisch wiedergegeben, das
hesitation phenomenon em auch mit dem established equivalent ähm. Ausserdem werden
beide Sätze abgebrochen.
Meso-Effekte:
-
91: Jamie Oliver bricht im Englischen zwei Mal das Wort Lassi ab und schlussendlich auch
den Satz. Im Deutschen hingegen wird die Frage fertig formuliert (recategorization) und das
Wort Lassi nicht abgebrochen, sondern in zwei verschiedenen Varianten ausgesprochen (modification). Auf Meso-Ebene ergibt das zwei Mal eine reduction der Umgangssprachlichkeit.
Meso-Effekte:
reduction 2
92: Der indische Koch formuliert seine positive Antwort mit einer Nicht-Standard-Variante
von yes. Im Deutschen steht ein ganz normales Ja (register). Da man das Gesicht des indischen Kochs sehr gut sieht, während er seine Antwort gibt, musste diese Übersetzung ge-
52
Mémoire de traduction
Anna Leemann
wählt werden, um die qualitative Lippensynchronität einzuhalten. Auf Meso-Ebene hat das
eine leichte reduction zur Folge.
Meso-Effekte:
reduction 1
93: Im Englischen finden wir eine extreme Häufung von Heckenausdrücken. Um zu sagen,
dass Lassi etwas Ähnliches wie ein smoothy ist, setzt Jamie sieben Heckenausdrücke ein.
Keiner dieser Heckenausdrücke wurde ins Deutsche übertragen (elimination). Das ergibt sieben Mal eine reduction.
Von einer Ähnlichkeit von smoothy ist im Deutschen auch nicht die Rede (elimination), sondern davon, dass ein Lassi mit allem kombiniert werden kann (addition). Der Übersetzer sagt
an dieser Stelle im Deutschen etwas anderes aus, wir beobachten eine transformation auf Meso-Ebene.
Meso-Effekte:
reduction 7
transformation 1
4.3.3.4 Weitere Bemerkungen
Ich möchte an dieser Stelle auf Elemente der Übersetzung eingehen, die sich nicht anhand
des Transkripts analysieren lassen. Darunter fallen beispielsweise quantitative bzw. qualitative Lippensynchronität und Nukleussynchronität. Betrachten wir nochmals Intonationseinheit 93. Im Englischen wird die Stelle so refreshing speziell betont und Jamie Oliver hebt
dabei die Augenbrauen an.
Abb. 12 Screenshot zu Intonationseinheit 93 (Oliver 2003)
53
Mémoire de traduction
Anna Leemann
Obwohl der Satz im Deutschen stark verändert wurde und die Stelle so was Erfrischendes am
Anfang steht, wurde beim Einsprechen darauf geachtet, dass das Timing der Mimik stimmt.
Aufgrund der Synchronisation gibt es hier also trotz Satzumstellung keine Störung. Nukleussynchronität wird nicht nur an dieser Stelle, sondern in der ganzen Sendung eingehalten.
Quantitative Lippensynchronität wird eingehalten, aber die qualitative Lippensynchronität ist
nicht immer gegeben. Besonders problematische Laute wie Labiale werden im Allgemeinen
an der richtigen Stelle im Deutschen platziert. In Intonationseinheit 33 haben wir z. B. auf
Englisch das Wort popping mit dem Labial /p/. Im Deutschen wurde dies semantisch entsprechend und auch den Labial /p/ aufgreifend mit dem Begriff ploppen übertragen.
Bei Intonationseinheit 23, bei der der labiale Laut /p/ nicht mit einem anderen labialen Laut
übertragen werden (pretty perfect -> so muss es sein), könnte sich ein Problem der Lippensynchronität ergeben. In diesem Moment sind aber nur die Zitronen im Bild zu sehen, das
heisst, der Übersetzer muss an dieser Stelle nicht auf die Lippensynchronität achten und hat
adäquat übersetzt. Man merkt aber, dass die Lippenbewegungen nebst Situationen mit Problemlauten oder markanter Mimik nicht immer vollständig auf das Gesagte abgestimmt sind.
Wir haben im Englischen wie im Deutschen ein extrem hohes Sprechtempo, was einerseits
ein Grund dafür ist, dass die qualitative Lippensynchronität nicht überall exakt eingehalten
wird, weil dies mit viel Produktionsaufwand verbunden wäre. Andererseits häufen sich durch
das Sprechtempo diese kleinen Ungereimtheiten auch und fallen schneller auf. Würden sie
nicht so dicht aufeinander folgen, könnte man wahrscheinlich über sie hinwegsehen. Im
Hewson’schen Sinne könnte man von einer deformation des voice effect sprechen, weil das
Gesagte automatisch weniger authentisch erscheint, selbst wenn die Übersetzung rein semantisch gesehen ohne Probleme ist. Dadurch wirkt die Umgangssprache eben nicht mehr völlig
natürlich, sondern etwas aufgesetzt. Man wird auch ein wenig abgelenkt und kann sich nicht
einfach auf die Sendung und den Inhalt konzentrieren, sondern wird sich plötzlich gewahr,
dass es sich um eine Synchronisation handelt. Bild und Ton bilden keine absolute Einheit
mehr und stören die filmische Illusion.
Jamie Oliver hat einen Essex-Dialekt und lispelt. Dies ist nicht im Transkript ersichtlich. In
der synchronisierten Fassung ist Jamies Sprache nicht dialektal gefärbt und er lispelt auf
Deutsch auch nicht. Dies entspricht auf Meso-Ebene einer reduction.
Die Synchronstimme finde ich passend. Kim Hasper hat auch eine Stimme, die jugendlich
klingt und mit der Dynamik und Art von Jamie Oliver in Einklang steht.
54
Mémoire de traduction
Anna Leemann
4.3.4 macro
Ich möchte zuerst eine kleine Übersicht über die Meso-Effekte aus der Analyse der drei
Textauszüge aufstellen (s. Tab. 5 unten). Diese Tabelle soll als Anhaltspunkt dienen; bei der
Betrachtung der Makro-Ebene müssen die Effekte der Meso-Ebene nicht nur quantitativ betrachtet, sondern natürlich auch qualitativ bewertet werden. Nicht jeder voice effect oder interpretational effect wirkt sich gleichermassen auf den ganzen Text aus. Über eine statistische
Erfassung lassen sich aber doch gewisse Rückschlüsse ziehen und man erhält einen ersten
Eindruck von dem, was sich auf der Makro-Ebene abspielt.
interpretation
voice
Effekt
Häufung
reduction
accretion
deformation
48
32
2
contraction
expansion
3
0
transformation
3
Tab. 5 Meso-Effekte der drei Textauszüge
Gehäuft kommen die Effekte reduction und accretion vor. Auf Makro-Ebene beobachten wir
also zum einen markedness und zum anderen conciseness. Andere Effekte kommen nicht
gehäuft vor und wirken sich dementsprechend nicht auf die Makro-Ebene aus. Welche Rückschlüsse können wir aus diesen Angaben ziehen? Diese Zahlen zeigen uns auf, dass der
Übersetzer entschieden hat, gewisse umgangssprachliche Elemente nicht zu übertragen. Er
wollte aber nicht einfach die Umgangssprachlichkeit ausradieren, sondern er hat sie bis zu
einem gewissen Grad an anderen Stellen kompensiert. Hätten wir nur conciseness als MakroEffekt, so könnten wir die ganze Synchronisation als eine ontological translation bezeichnen,
weil dann Jamie Oliver durch die starke Reduzierung der Umgangssprachlichkeit anders dargestellt worden wäre. Aber wir beobachten, dass der Übersetzer bemüht war, die Umgangssprachlichkeit nicht fallen zu lassen, sondern sie anderswo wieder herzustellen, wenn auch
nicht im gleichen Masse. Dies zeugt davon, dass der Übersetzer, ähnlich wie ich es in meiner
Übersetzungsstrategie festgehalten habe, authentische Umgangssprachlichkeit eben nicht
durch Eins-zu-eins-Übertragung der umgangssprachlichen Elemente aus dem Englischen
erreichen wollte. Ein weiteres Beispiel für diese Vorgehensweise sind die translational
choices, bei denen ein umgangssprachliches Element umgewandelt wurde, dies aber ohne
Meso-Effekt blieb. Wenn also ein verstärkendes Adverb aus dem Englischen im Deutschen
mit einer Abtönungspartikel wiedergegeben wird, dies aber gleich stark und authentisch um55
Mémoire de traduction
Anna Leemann
gangssprachlich klingt. Diese sind in Tabelle 5 aber nicht ersichtlich. Ich gehe im nächsten
Kapitel, der Schlussfolgerung, noch genauer darauf ein mit welcher Systematik, welche Elemente erhalten wurden, welche nicht übertragen wurden, welche neu im Deutschen kreiert
und welche in ein anderes Element umgewandelt wurden und als wie erfolgreich diese Vorgänge bewertet werden können (s. Kap. 9.2).
Wie wirken sich die Meso-Effekte aus, die weniger häufig auftreten? Den Effekt der deformation können wir beispielsweise an einer Stelle (Intonationseinheit 84: zing -> knallen lassen) beobachten, bei der eine umgangssprachliche Formulierung im Deutschen irgendwie
komisch klingt. Ich möchte hier darauf hinweisen, dass es im Transkript noch weitere solche
Stellen gibt. Sie kommen zwar nicht sehr häufig vor, aber sie wirken sich doch ein wenig auf
die Darstellung von Jamies Ausdrucksweise aus. Es besteht nämlich die Gefahr, dass durch
zu viele fehlplatzierte, nicht ganz natürlich wirkende umgangssprachliche Ausdrücke, Jamie
Olivers Art nur als aufgesetztes Getue oder Schauspielerei erscheinen könnte. Ich würde sagen die deformations treten so häufig auf, dass Jamies Art nicht als komplett aufgesetzt aber
als ein bisschen übertrieben erscheint. Es ist nicht mehr nur ein persönlicher Sprachtick, sondern es schwingt ein Element der Forciertheit mit. In diesem Sinne haben die deformations
auf Makro-Ebene einen Effekt der anamorphosis.
Die contractions, die wir antreffen, sind erstens nicht sehr häufig und zweitens fügen sie sich
ins allgemeine Bild von Jamie Oliver ein. Die contractions, die überhaupt vorkommen, fallen
dadurch noch weniger ins Gewicht. An einer Stelle führt die contraction dazu, dass ein Zubereitungsschritt nicht mehr missverstanden werden kann wie im Englischen. An anderen Stellen wird einfach die Interpretationsmöglichkeit dargestellt, die sowieso am plausibelsten ist.
Durch die contractions wird dem deutschsprachigen Zuschauer nicht eine zweite wichtige
Interpretationsmöglichkeit verwehrt. In diesem Sinne werden sie in dieser Synchronisation
eingesetzt, um dem deutschen Zuschauer beim Verständnis etwas mehr Hilfestellung zu bieten. Aus synchronisationsspezifischer Sicht ist dies legitim. Die contractions wirken sich also
nicht auf die Makro-Ebene aus.
Auch die wenigen transformations, die wir antreffen, haben keine grosse Tragweite. Ob jetzt
gut oder nur about zwei Löffeln Öl verwendet werden sollen, macht bei der Zubereitung keinen wesentlichen Unterschied. Die Bedeutungsverschiebungen sind zu klein, um sich auf den
ganzen Text auszuwirken.
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Mémoire de traduction
Anna Leemann
Die translational choices, die eine Instruktion betreffen, blieben ohne Meso- oder MakroEffekte. Die translational choices variieren dabei, manchmal werden sie als calque übersetzt
manchmal wird der Satz umformuliert, aber der Grad der Höflichkeit, den wir in der Übersetzungsstrategie als wesentlich identifiziert haben, wurde stets beachtet und im Deutschen nicht
verändert. Auch im Deutschen kann Jamie Oliver seine Zuschauer duzen, somit ergeben sich
keine wesentlich strengeren Höflichkeitsregeln und im Deutschen steht einem die ganze
Bandbreite an Variation für die sprachliche Realisierung von Instruktionen zur Verfügung.
Ganz wichtig für die Betrachtung der Synchronisation ist natürlich auch die Lippensynchronität. Hier fällt auf, dass die qualitative Lippensynchronität mit Ausnahme der markanten
Problemlaute nicht ganz sauber übertragen wurde. Dies zieht sich durch die ganze Sendung
hindurch und ist also auf Makro-Ebene bemerkbar. Abgeschwächt wird der Effekt wiederum
durch die sehr hektische Kameraführung und die vielen Off-Passagen, bei denen Lippensynchronität unwesentlich ist. Es führt aber doch zu einer anamorphosis, weil ein deutschsprachiger Zuschauer bemerkt, dass es sich um eine Synchronisation handelt, weil Bild und Ton
nicht immer eine Einheit bilden.
Ein weiterer synchronisationsspezifischer Aspekt ist die Nichtübertragung des Essex-Dialekts
und des Lispelns. Da dies auch auf die ganze Sendung zutrifft, führt die Nichtübertragung zu
conciseness. Es ist aber trotzdem konform mit unserer Übersetzungsstrategie, den Dialekt
nicht zu übertragen. Der Versuch, den Dialekt im Deutschen auf irgendeine Weise zu erhalten, hätte weitgreifendere Effekte und Verzerrungen zur Folge.
Alles in allem können wir die Synchronisation als eine hybrid translation bezeichnen, weil
wir markedness, conciseness und anamorphosis beobachten. Ich würde sagen, dass zwischen
der englischen und der deutschen Version relative divergence besteht, da umgangssprachliche
Element teilweise an anderen Stellen und in anderer Weise realisiert werden und schlussendlich eben zu einer relativ ähnlichen umgangssprachlichen Markiertheit führt.
5 Schlussfolgerung
Nach der Bewertung der Synchronisation sollen nun noch die beiden Fragen beantwortet
werden, die ich mir zu Anfang dieser Arbeit gestellt habe: Was macht den Störfaktor bei der
deutschen Synchronisation von Jamie Olivers Kochsendung The Naked Chef aus? Welche
Übersetzungsregeln für Synchronisation von Umgangssprache im Allgemeinen kann ich aus
der Beispielanalyse von The Naked Chef ableiten?
57
Mémoire de traduction
Anna Leemann
Die Störfaktoren entsprechen den Elementen, die auf Makro-Ebene zu einer anamorphosis
führen. Das sind zum einen die Nichteinhaltung der qualitativen Lippensynchronität und zum
anderen die nicht authentisch umgangssprachlichen Formulierungen, die die ganze Ausdrucksweise von Jamie Oliver als etwas forciert wirken lassen. Alles in allem entnehme ich
aus der Hewson-Analyse aber, dass Ausgangstext und Zieltext eine relativ ähnliche umgangssprachliche Markiertheit aufweisen. So lässt sich der anfängliche Eindruck einer nicht
ganz gelungenen Synchronfassung nicht darauf zurückzuführen, dass die Umgangssprache
durchwegs „schlecht“ übersetzt wurde. Es ist vielmehr so, dass diese zwei Störfaktoren die
ganze Übersetzung in ein schlechtes Licht rücken, obwohl die Analyse nur punktuell unangebrachte Übersetzungslösungen aufzeigt.
Um Übersetzungsregeln aus meiner Analyse ableiten zu können, müssen wir genauer betrachten, ob und wie umgangssprachliche Elemente übersetzt werden und welche Effekte dies
hat. Zu diesem Zweck habe ich meine Analysebeispiele in einer Tabelle (s. Kap. 9.2) zusammengestellt, die deutlich macht, mit welcher Systematik und welchem Erfolg ein umgangssprachliches Element übersetzt, nicht übersetzt, in ein anderes umgangssprachliches
Element umgewandelt oder im Deutschen kreiert wird. Es sei aber noch etwas Wichtiges
vorweggenommen: Die Übersetzungsregeln, die ich aufstelle, dienen bloss zur Orientierung.
Sie können nicht blind befolgt werden und stellen keinen Garanten für eine angemessene
Übersetzung dar. Die Übersetzungsregeln kann sich der Übersetzer als ersten Übersetzungsreflex aneignen, da sie mit einer gewissen Häufigkeit zu einem erfolgreichen Ergebnis führen. Schlussendlich muss aber jedes Mal von Neuem geprüft und entschieden werden, was an
einer gewissen Stelle in einem bestimmten kommunikativen Kontext in Abstimmung mit
dem Bildmaterial eine angemessene Formulierung für die Synchronisation ist.
Beim ersten Betrachten der Tabelle fällt auf, dass sie über viele Einträge verfügt. Dies spiegelt zum einen wider, dass Umgangssprache über verschiedene Elemente realisiert werden
kann (s. Kap. 3.1.2.2). Zum anderen zeigt es auf, dass mit den gleichen umgangssprachlichen
Elementen bei der Übertragung ins Deutsche verschieden umgegangen wird. Tritt ein umgangssprachliches Phänomen mehrmals in der Tabelle auf, so wurden bei der Synchronisation verschiedene translational choices getroffen. Ein Mehrfacheintrag kann aber auch daraus
resultieren, dass das gleiche Übersetzungsverfahren zu verschiedenen Effekten geführt hat.
Konkret heisst das, dass es an einer Stelle angebracht sein kann, ein bestimmtes Übersetzungsverfahren anzuwenden, an einer anderen Stelle führt das gleiche Übersetzungsverfahren
aber zu einem schlechten Ergebnis.
58
Mémoire de traduction
Anna Leemann
Ich gehe nun auf die spezifischen Übersetzungsvorgänge ein, die in meinen analysierten
Textpassagen häufig auftreten. Beginnen wir bei den deiktischen Ausdrücken (Tab. 7,
Nr. 24). Sie werden meist durch ein established equivalent ins Deutsche übertragen und dieses Vorgehen zieht keine Probleme nach sich. Deiktische Ausdrücke kommen in der englischen und deutschen Umgangssprache häufig vor und, da dem Zuschauer das gleiche Bildmaterial zur Verfügung steht, kann auf die gleiche Weise auf etwas verweisen werden, ohne
dass Verständnisprobleme auftauchen. Hier lässt sich also tatsächlich eine Übersetzungsregel
ableiten, nämlich, dass englische deiktische Ausdrücke mit ihren Entsprechungen ins Deutsche übertragen werden können, wenn das Bildmaterial identisch ist.
Ellipsen (Nr. 26, 8) werden oftmals nicht an der gleichen Stelle wiedergegeben. Wir haben in
der Statistik nämlich einige eliminations von Ellipsen, aber gleichzeitig auch additions. So
lässt sich hier als Übersetzungsregel ableiten, dass Ellipsen nicht unbedingt an der gleichen
Stelle wiedergegeben werden müssen, sondern, dass an anderen passenderen Stellen im Deutschen kompensiert werden kann.
Die Heckenausdrücke (Nr. 30) werden nur in reduzierter Form ins Deutsche übertragen. Das
liegt aber nicht daran, dass das Deutsche im Allgemeinen weniger Heckenausdrücke verträgt,
sondern daran, dass Jamie Oliver sie in sehr exzessiver Form verwendet. Der Übersetzer hat
die Frequenz der Heckenausdrücke auf ein normales umgangssprachliches Niveau gesenkt.
Ich habe in meiner Übersetzungsstrategie festgehalten, dass kleine Sprachticks auch in der
Zielsprache durchschimmern dürfen, aber in einem doch ziemlich extremen Fall wie diesem,
finde ich, dass der Sprachtick ruhig ein wenig reduziert werden darf. Im Allgemeinen gilt
also, dass Heckenausdrücke übertragen werden können, und in Fällen von exzessivem Gebrauch wie in der Beispielanalyse gilt, dass die Frequenz an Heckenausdrücken gemindert
werden sollte.
Hesitation phenomena wurden auch ziemlich häufig nicht übertragen (Nr. 33). An den Stellen, an denen aber ein established equivalent gesetzt wurde (Nr. 34), finde ich das Resultat
sehr authentisch umgangssprachlich. Meiner Meinung nach ist die Übertragung von hesitation phenomena unproblematisch, da sie gleichermassen in beiden Sprachen als umgangssprachliches Element existieren. Jamie Oliver gebraucht sie auch nicht so übermässig wie die
eben erwähnten Heckenausdrücke, daher muss in diesem Bereich eigentlich nicht normalisiert werden. Ich finde, hesitation phenomena können ähnlich wie Interjektionen (Nr. 36)
ohne Problem in die Zielsprache übernommen werden.
59
Mémoire de traduction
Anna Leemann
Stellen, die im Englischen in Bezug auf das Register umgangssprachlich markiert sind, werden nicht immer auf die gleiche Weise ins Deutsche übertragen (Nr. 44-47). Einige Formulierungen im Deutschen befinden sich auf einer tieferen oder neutraleren Sprachebene im Vergleich zum Ausgangstext. Andere Formulierungen sind auch im Deutschen umgangssprachlich markiert oder geben den Anschein, umgangssprachlich markiert zu sein, wirken aber
unauthentisch. Als ein erfolgreiches Übersetzungsverfahren bewerte ich jedoch nur die Übertragung in eine authentisch umgangssprachliche oder eine allgemeinsprachliche Formulierung. Eine Absenkung des Stilniveaus oder eine nicht authentisch wirkende Formulierung
sollten auf jeden Fall vermieden werden. Bei unserem Untersuchungsgegenstand macht dies
beispielsweise genau einen der Störfaktoren aus. Stellt es sich als schwierig heraus, einen
passenden umgangssprachlichen Ausdruck im Deutschen zu finden, beispielsweise aufgrund
der Lippensynchronität oder der Bild-Ton-Einheit, so sollte auf das Allgemeinsprachliche
ausgewichen werden und dafür an einer anderen Stelle kompensiert werden.
Auch mit den Abtönungspartikeln wird bei der Übertragung verschieden umgegangen
(Nr. 14-16). Am meisten fallen die eliminations ins Gewicht. Sie werden aber nicht durch
additions an anderer Stelle kompensiert. Dass Abtönungspartikeln aus dem Englischen nicht
genau an der gleichen Stelle wiedergegeben werden, kann ich nachvollziehen. Abtönungspartikeln werden im Deutschen und im Englischen nicht auf gleiche Weise verwendet. Was
mich aber erstaunt, ist, dass nicht mehr Abtönungspartikeln im Deutschen hinzugefügt werden. Erstens gibt es viele verschiedene Abtönungspartikeln im Deutschen und zweitens sind
sie absolut typisch für die deutsche Umgangssprache. Im Gegensatz zur analysierten Synchronisation empfehle ich als Übersetzungsregel, viel stärker über die Abtönungspartikeln zu
kompensieren.
Das häufigste Kompensationsmittel des Übersetzers ist es, im Deutschen eine umgangssprachlich markierte Lautung zu setzen (Nr. 2). Angesichts dessen, dass Jamie Olivers EssexDialekt und sein Lispeln nicht übertragen werden, ist dies eine sehr legitime Vorgehensweise
und schafft auf authentische Weise Umgangssprachlichkeit. Des Weiteren wird vor allem mit
der Vereinfachung der Satzstruktur (Nr. 4) und mit dem Einfügen von Ellipsen (Nr. 8) Umgangssprachlichkeit kompensiert. Mit diesen drei Vorgehen werden authentische umgangssprachliche Formulierungen geschaffen. Als Übersetzungsregel kann man sich also merken,
dass man mit dem Einfügen von umgangssprachlich markierter Lautung, von einfacheren
Satzstrukturen und von Ellipsen auf angemessene Weise umgangssprachliche Elemente, die
an anderer Stelle nicht übertragen werden konnten, kompensieren kann.
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Mémoire de traduction
Anna Leemann
Was in der Statistik nicht oft vorkommt, mich aber erstaunt hat, ist, dass ein syntaktischer
Calque (Nr. 27, 38) aus dem Englischen zu einer umgangssprachlichen Satzstruktur im Deutschen führen kann, bei der das Verb an zweiter Stelle steht. Ich hätte den syntaktischen Calque als ein Übersetzungsvorgehen eingestuft, das grundsätzlich nicht zu zufriedenstellenden
Ergebnissen führt. Eine Übersetzungsregel, dass Calque häufig zu guten Synchronisationsergebnissen führt, kann nicht abgeleitet werden, doch es ist in manchen Situationen möglich,
über diesen „Weg des geringsten Widerstands“ zu einer umgangssprachliche Satzstruktur im
Deutschen zu kommen.
Ich habe hier nun einige Übersetzungsregeln aufgestellt, doch das Wichtigste, das sich aus
der Tabelle lesen lässt, ist, dass viele Zeilen nur eine geringe Häufigkeit aufweisen. Wir haben festgehalten, dass zwischen Ausgangstext und Zieltext relative divergence besteht und
dass die Übersetzung der umgangssprachlichen Elemente im Grossen und Ganzen unproblematisch ist, weil nämlich nur punktuelle nicht authentische Formulierungen und der die qualitative Lippensynchronität Störfaktoren bilden. Daraus lässt sich für die Synchronisation von
Umgangssprache schliessen, dass nicht strikt nach Schema übersetzt, sondern Umgangssprache verschieden übertragen werden soll.
6 Ausblick
Diese Arbeit könnte mit einer Umfrage gekoppelt werden, um die Reaktion der Zuschauer
auf die Synchronisation dieser Sendung zu beleuchten. Auf diese Weise könnte man in Erfahrung bringen, wie gut oder schlecht die Synchronisation bei den Zuschauern ankommt, welche Wirkung die Synchronisation genau erzielt. Über eine Umfrage liesse sich vielleicht auch
die Frage erforschen, ob ein weiterer Störfaktor nicht sein könnte, dass das Deutsche ganz
allgemein weniger Umgangssprache verträgt als das Englische.
Von Interesse wäre auch zu erforschen, was genau die Übersetzungsstrategie bei der Produktion war. Unter wie viel Zeitdruck standen die involvierten Personen? Auch die Analyse des
Post-Production Scripts könnte Aufschluss darüber geben, warum an welchen Stellen weniger treffend übersetzt wurde.
Das Thema könnte sich ausserdem auf spätere Staffeln von Jamie Olivers Sendungen ausweiten lassen. Wurde später die Übersetzungsstrategie geändert? Ich weiss, dass beispielsweise
bei den Sendungen zur Staffel Jamie Olivers Food Revolution im Deutschen voice over vorgezogen wurde und keine lippensynchrone Fassung mehr produziert wurde. Das Sendungs-
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Mémoire de traduction
Anna Leemann
konzept ist bei dieser neueren Staffel aber auch anders. Wie bei einer Dokumentation gibt
Jamie Oliver Kommentare zu den eben gezeigten Szenen. Bei diesen Kommentaren sitzt Jamie still und wir haben ein Close-Up auf sein Gesicht. Daher würde eine nicht ganz lippensynchrone Fassung in dieser Staffel viel mehr auffallen als bei The Naked Chef, bei der eher
wenig Close-Ups vorkommen. Dies wäre eine der möglichen Erklärungen für die Änderung
zu voice over.
Man könnte auch noch untersuchen, was mit den umgangssprachlichen Formulierungen passiert, wenn sie ins schriftliche Medium übertragen werden. Zu jeder Staffel gibt es auch ein
begleitendes Kochbuch. In einem der Bücher, das ich mir kurz angeschaut habe, steht vor
dem Rezept jeweils eine kleine Einleitung. Die Einleitung ist in umgangssprachlichem Ton
gehalten, das Rezept ist absolut konform mit den Textkonventionen des Deutschen. Das Rezept ist funktional und übersichtlich gestaltet und im Deutschen finden sich nur modale Infinitive als Realisierungsform der Instruktion. Ein grosser Unterschied zur Sendung besteht
darin, dass man im Deutschen im Buch mit Sie angesprochen wird. Das Englische hat dagegen den Vorteil, dass das you diesbezüglich ambivalent ist. Man könnte untersuchen, wo im
Englischen umgangssprachliche Elemente im Kochbuch reduziert wurden und damit vergleichen, wie im Deutschen vorgegangen wurde. Werden dieselben Elemente reduziert oder vertragen Deutsch und Englisch tendenziell nicht die gleichen umgangssprachlichen Elemente
im schriftlichen Medium?
Das Thema Umgangssprache ist noch nicht ausgeschöpft und könnte in viele Richtungen
weiter erforscht werden. Ich hoffe, diese Arbeit zeigt auf, dass Umgangssprache mehr als ein
einfaches Kommunikationsmittel ist, das wir alle tagtäglich einsetzen; sie stellt eine vielschichte linguistische Thematik dar.
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Mémoire de traduction
Anna Leemann
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http://www.youtube.com/watch?v=_UHpIjtJkW0 [Dezember 2012]
8 Tabellen- und Abbildungsverzeichnis
Tabellen
Tab. 1 Übersicht über die translational choices (Hewson 2011: 26 f.) .................................... 28!
Tab. 2 Erster Auszug aus dem Transkript (Kap. 9.1) .............................................................. 39!
Tab. 3 Zweiter Auszug aus dem Transkript (Kap. 9.1) ........................................................... 44!
Tab. 4 Dritter Auszug aus dem Transkript (Kap. 9.1) ............................................................. 47!
Tab. 5 Meso-Effekte der drei Textauszüge .............................................................................. 55!
Tab. 6 Transkript aus Sendung curryfest – eine scharfe sache (Oliver 2003) ......................... 80!
Tab. 7 Übersicht über die Übersetzungsvorgehen bei umgangssprachlichen Elementen in den
drei analysierten Textauszügen ........................................................................................ 82!
Abbildungen
Abb. 1 Screenshot von Clemens Wilmenrod während seiner Kochsendung (Youtube 2010) 16!
Abb. 2 Voice effects on the micro-/meso and macro-levels (ebd.: 170) ................................. 31!
Abb. 3 Interpretational effects on the micro-/meso- and macro-levels (ebd.: 176) ................. 32!
Abb. 4 Micro-/meso- and macro-level effects (ebd.: 177)....................................................... 32!
Abb. 5 Bewertungsbegriffe und Effekte der Makro-Ebene (ebd.: 183) .................................. 33!
Abb. 6 Frontcover der DVD (Oliver 2003) ............................................................................. 35!
Abb. 7 Rückseite der DVD (Oliver 2003) ............................................................................... 36!
Abb. 8 Englisches Buchcover (Amazon 2012a) ...................................................................... 37!
Abb. 9 Deutsches Buchcover (Amazon 2012b) ....................................................................... 37!
Abb. 10 Zwischentitel mit Tippfehler (Oliver 2003) ............................................................... 38!
Abb. 11 Zwischentitel koriander-chutney (Oliver 2003) ......................................................... 48!
Abb. 12 Screenshot zu Intonationseinheit 93 (Oliver 2003).................................................... 53!
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Mémoire de traduction
Anna Leemann
9 Anhang
9.1 Transkript
1
JO: Jools’s gone away for the weekend with the girls,
JO: Jools ist über’s Wochenende mit ihren
which is fantastic,
Freundinnen abgedüst und das ist fantastisch,
2
well not fantastic, but I’ve got a X,
nicht nur fantastisch,
3
I’m getting a lot of stick from the boys at the moment
aber naja meine Kumpels glauben, ich wür-
about being under the thumb since we got married and all
de unterm Pantoffel stehen seit ich verheira-
that.
tet bin und so.
4
5
aber das ist natürlich nonsens.
so what er, I thought I would do is X a proper lad’s night
deshalb dacht’ ich, ich verbring’ mal ’nen
out, which means lots of pool and lots of curry, yeah.
anständigen Männerabend. Das bedeutet um
die Häuser ziehen und ’ne Menge Curry
futtern.
6
so I’m gonna do the curry around my mate’s house.
ich mach so’nen Curry in der Wohnung von
’nem Kumpel.
7
but before we do that I’m gonna see a friend of mine that I
aber vorher besuch’ ich noch ’nen Freund,
used to work with called Das who is the most amazing
mit dem ich mal zusammen gearbeitet hab’.
sort of Indian chef, he’ll X just blow your mind, yeah.
Er heisst Das und er ist ein absolut abgefahrener indischer Koch, einfach spitzenmässig, ja.
8
9
so I’m gonna go and wreck his brains for a couple of little
ich werd’ ihm jetzt auf die Nerven gehen
tricks and recipes and stuff like that.
wegen ein paar Tricks Rezepten und so was.
and I’m going back to my mate’s house, give ‘em the
dann fahr’ ich zu meinem Kumpel zurück
curry of a lifetime and if that doesn’t get them off my
da gibt’s ’nen Curry zum Niederknien und
back I ^do not know what will.
wenn das nicht hilft, mir Respekt zu verschaffen, weiss ich wirklich nicht weiter.
10
11
the lemon pickle is absolutely so tasty you wouldn’t be-
Zitronenpickel is’ so was von lecker, das
lieve.
kann man kaum fassen, in Echt.
it’s like .. my favourite thing now when I come here.
mein Lieblingsessen, wenn ich beim Inder
esse.
12
13
the first time I came here I ordered X main courses and
als ich zum ersten Mal beim Inder war, hab’
dishes and stuff like that.
ich mich quer durch die Karte gefressen.
and they brought out this tray of pickles,
die haben mir ein Tablett mit äh Pickles
hingestellt,
14
there was about seven of them.
ich glaub, das waren sieben verschiedene.
66
Mémoire de traduction
15
16
17
and one of them was a lemon pickle and I just couldn’t
eins davon war das Zitronenpickle und ich
believe,
wollt’s nicht wahrhaben,
I couldn’t believe that a lemon or lemons could taste so
ich konnte nicht glauben, dass eine Zitrone
damn tasty.
so verdammt lecker schmecken kann.
all I do is, I got two lemons, I just <X caught X> them,
du schnappst dir einfach zwei Zitronen,
take the little white bits out of the middle and
viertelst sie, schneidest die weissen Stifte
[then – –]
18
19
20
Anna Leemann
aus der Mitte raus und dann
[– –]
CAM GIRL: [cause they’re the bits that are bitter, are
CAM GIRL: [das sind die Teile, die so
they?]
bitter sind, ja?]
JO: well, they are X the bits that are bitter but also the
JO: ja klar, die sind bitter, aber die Schale
skin’s bitter.
ist auch bitter.
but the way we cook this we’re gonna use the skin and it’s
aber bei unserem heutigem Rezept brauchen
completely not bitter, trust me, it really isn’t.
wir die Schale und der kann man alles Bittere nehmen, glaub mir, es ist wirklich so.
21
just take the pips out.
die Kerne rauskratzen.
22
cut them into quarters again
dann die Viertel nochmal vierteln und dann
and er just slice ‘em up like that.
so in Scheiben schneiden.
the nice thing about doing that is you get a nice little bit of
das Schöne daran ist, du hast ’nen hübsches
like skin and you got like a nice bit of flesh and that’s
Stück von der Schale und und’n Stück von
pretty perfect really.
dem Fruchtfleisch und genau so muss es
23
sein.
24
so I got a pan here.
hier mach’ ich ’ne Pfanne heiss.
25
and I just want about two table spoons of vegetable oil.
und da geb’ ich jetzt gut zwei Löffel Pflanzenöl rein.
26
get it kind of semi smoking so it’s hot and then er I got –
und das wird jetzt langsam erhitzt und dann
–
ähm nehm’ ich – –
27
Das, can I have a spoon, mate?
Das, gibst du mir kurz den Löffel?
28
cheers boss.
danke Boss.
29
erm I got black mustard seeds which are like that.
ich hab’ die schwarzen Senfsamen, die
sehen so aus.
30
that’s basically what’s in whole grain mustard.
im Grunde genommen sind das ganze Senfkörner.
31
but these are dried and whole.
aber die hier sind getrocknet und noch ganz.
32
you just want about two levelled tea spoons.
davon brauch’ ich zwei gestrichene Teelöffel voll.
33
whooo you can hear ‘em popping yeah, like pop corn.
wuuu, hörst du wie sie ploppen, genau wie
Popcorn.
34
X just pull it off the heat a little bit.
du nimmst sie kurz von der Flamme runter.
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and then the second ingredient which goes <X on X> is
und dann kommt die zweite Zutat,
curry leaves.
das sind Curryblätter.
36
which look like that, right?
und die sehen, die sehen so aus, okay?
37
and if you rub ‘em they they’re like – –
also wenn du die ein bisschen zerreibst – –
38
have a little sniff doing <X that X>.
hier da musst du mal d’ran riechen.
39
it’s like really sort of savoury spicy sort of – –
dann hast du ein ganz schmackhaftes würziges Aroma wie – –
40
CAM GIRL: like curry?
CAM GIRL: wie Curry?
41
JO: yeah yeah it’s beautiful.
JO: ja unglaublich ja.
42
and you just want like a little small hand full.
davon brauchen wir ’ne kleine Hand voll.
43
and you just wanna <X smash X> them around a bit.
die schwenken wir ’n bisschen hin und her.
44
and then I’ve got some black urad dal it’s called urad dal.
und dann hab’ ich noch dieses schwarze
Zeug, das nennt sich Urad Dal, Urad Dal.
45
which is basically black lentils.
im Grunde genommen sind das schwarze
Linsen.
46
CAM GIRL: even though they are white?
CAM GIRL: obwohl sie weiss sind?
47
JO: well they are white yeah but the thing is they’ve had
JO: ja, jetzt sind sie weiss, aber auch nur,
their skins taken off ‘em and they’ve been split.
weil ihnen die Haut abgezogen wurde.
so you ca-, you can actually use any sort of small lentil.
letztlich kannst du jede Art von kleinen
48
Linsen dafür nehmen.
49
but you can get these in the supermarkets and stuff.
aber die hier kriegst du in jedem Supermarkt.
50
and you just wanna like a table spoon.
davon brauchst du etwa einen Esslöffel.
51
and within about thirty seconds they become like really
und innerhalb von dreissig Sekunden be-
sort of like just slightly golden.
kommen sie eine hübsche goldene Farbe.
and what that gives is a really nutty sort of crunchy taste
und sie kriegen diesen nussigen knusprigen
which is pakka ((INDISCHES WORT FÜR AUTHEN-
Geschmack, einfach super.
52
TISCH)).
53
I want a bit of chilli powder.
jetzt fehlt noch Chilipulver.
54
one tea spoon of chilli powder.
ein satter Teelöffel Chilipulver.
55
you can have it hot if you want,
kann auch schärfer werden, wenn du’s verträgst,
56
but one tea spoon just makes it nice and <X marve X> bit
aber ein Teelöffel macht das ganze schön
of a kick, you know.
angenehm ähm, törnt einem richtig an.
57
kwo, does get up your nose.
boah, steigt einem in die Nase.
58
(COUGH)
(HUSTEN)
59
does get up your nose though, kwua.
da muss das Näschen was aushalten, Wahnsinn.
68
Mémoire de traduction
60
Anna Leemann
when that’s cooked out a bit we can add our lemons,
wenn das jetzt ein bisschen Feuer hatte,
okay?
kommen unsere Zitronen dazu, okay?
I’m literally gonna cook the lemon for about thirty se-
die Zitronen lassen wir etwa dreissig Se-
conds.
kunden lang Hitze ziehen.
62
top it round like that.
immer schön durchschütteln.
63
and you can see the colours are fantastic.
das kriegt dann ganz schnell diese megagei-
61
le Farbe.
64
and then I got some white wine vinegar.
dann brauch’ ich noch Weissweinessig.
65
any sort of white vinegar is fine just to give you the whole
ist egal, welchen Essig du nimmst, is’ nur
twang and to pickle it a bit.
darum, die Sache abzurunden, und ausserdem säuert das ein bisschen.
66
I just want about three table spoons.
ich nehm’ etwa drei Esslöffel.
67
and you can just like toss it over like that and that’s all the
dann nochmal ordentlich durcheinanderwir-
cooking it gets.
beln und kochmässig war’s das auch schon.
68
just a good pinch of salt.
jetzt noch ’ne fette Prise Salz.
69
toss it over again.
nochmals kurz durchschwenken.
70
just taste the juice.
den Sud kosten.
71
(SMACK) oh how lovely.
(SCHMATZ) mhm oh extrem gut.
72
the thing that people don’t know is that a lot of sweetness
die meisten wissen einfach nicht, dass ’ne
comes out of lemon if you put a bit of heat in.
Zitrone viel Süsse abgibt, wenn sie erhitzt
wird.
73
so, all that sourness has turned into sweetness.
also der saure Geschmack wandelt sich in
Süsse.
74
when it cools the kind of juice will thicken up a bit and
und wenn das abkühlt, wird der Saft ’n
cling to the lemon.
bisschen dickflüssiger und das ganze wird
gebunden.
75
76
77
and you just have that with poppadom or have it on the
das ganze servierst du dann zu Papadam,
side of a curry.
natürlich passt es auch gut zu ’nem Curry.
like I’ve had it with like just grilled white fish which is
neulich hatte ich es zu gegrilltem weissem
^fantastic.
Fisch, fantastisch.
have it with some chi- roasted chicken breast, ^beautiful.
oder auch zu ge- äh bratener Hähnchenbrust, umwerfend.
78
the fact that it tastes really nice kind of brings simple
weil es so aussergewöhnlich schmeckt,
things to life so,
bringt es Leben in ganz einfach Gerichte.
79
next one.
jetzt das Nächste.
80
if you thought that was quick, this is really quick.
wenn du denkst, das ging schnell, das hier
geht noch fixer.
81
this is, err, the coriander pickle.
das wird ein Korianderpickle.
69
Mémoire de traduction
82
Anna Leemann
which is basically a rea=lly sort of like refreshing sort of
im Grunde genommen eine ganz erfrischen-
like yogurt based sort of chutney, really.
de Art von Chutney auf Joghurtbasis, nichts
aussergewöhnliches,
83
84
and just fantastic to have with curry especially hot things,
aber es schmeckt sensationell zu Currys, vor
you know.
allen Dingen zu scharfen Sachen.
normal sort of natural yogurt which is great because the
du kannst dazu ganz normalen Naturjoghurt
thing is that it’s quite acidic that I don’t need any lemon
nehmen, wichtig ist nur, dass er etwas säu-
or lime or anything to give it that zing, you know.
erlich ist. Deswegen braucht man keine
Zitrone oder Limone, um es knallen zu
lassen.
85
and then what you want is err couple of chillies and some
dann brauchst du eigentlich nur noch ein
garlic.
paar Chilis und etwas Knoblauch.
86
ouaahh (CRUSHING GARLIC).
njah erhh (ZERDRÜCKT KNOBLAUCH).
87
I want about two or three garlic toes.
man rechnet etwa zwei oder drei Knoblauchzehen.
88
just take the skins off your garlic.
einfach die Haut runterziehen.
89
Indians do quite a lot with sort of yogurt.
die Inder kochen viel mit Joghurt.
90
and they do the most fantastic drink called, em – –
die machen daraus auch ein absolut fantastisches Getränk ähm – –
91
Das, is it a lassi or a la- lassi la- – –
Das, nennt man das Lassi oder Lassi
((LÄSSI ODER LASSI))?
92
DAS: lassi ya.
DAS: Lassi ja.
93
JO: It’s like almost like a kind of like smoothy type thing
JO: Lassi, das ist so was Erfrischendes und
^so refreshing
kann mit allen kombiniert werden, was dir
einfällt.
94
just plop ‘em in whole.
die kommen da im Ganzen rein.
95
plop, like that
scho- schon drin.
96
and then .. I’ve got a couple of green chilies here.
und dann .. ich hab hier noch ’n paar grüne
Chilis.
97
just take the ends off.
einfach die Enden abschneiden.
98
half it.
halbieren.
99
and take like the pips out ‘cause I don’t want it to be like,
und den Samen rausschaben .. Denn wir
like horribly hot, you know.
wollen ja nicht zum Feuerspucker werden,
oder?
100
you just cut them into three.
nochmals kleinschnippeln.
101
<X in X> there.
und ebenfalls rein damit.
102
get rid of these.
jetzt das Wichtigste.
103
and the=n you want a nice thumb sized piece of ginger.
du brauchst ’n etwa daumengrosses Stück
Ingwer.
70
Mémoire de traduction
104
CAM GIRL: it’s always fresh ginger you – –
Anna Leemann
CAM GIRL: du benutzt immer frischen
Ingwer.
105
JO: yeah fre- you wouldn’t wanna dried, you wouldn’t get
JO: ja= getrockneten kannst du vergessen,
the flavour out of the dried stuff.
schmeckt ja praktisch nach nichts mehr.
yeah the c- I don’t really like dried ginger ‘cause it’s so
also mit getrocknetem Ingwer kannst du
boring, you know.
mich jagen, das ist einfach bloss öde.
107
just take the skin off.
also kurz die Schale ab.
108
pop this in whole as well.
und das ganze Stück rein in den Mixer.
109
little pinch of salt.
noch ’ne kleine Prise Salz.
110
and you just gonna blitz it.
und ab geht die wilde Fahrt.
111
lovely.
das war’s schon fast.
112
and then the, obviously the most important thing is the
und dann natürlich noch das allerallerwich-
coriander.
tigste .. Koriander.
113
you just want a nice good sort of handful .
nimm ruhig ’ne satte Hand voll.
114
it’s been washed.
ist schon abgeduscht.
115
beautiful flavours.
fantastisches Aroma.
116
and just give it another buzz.
und dann gib nochmal Power.
117
you don’t want it to be completely green and smooth.
das soll nicht so’ne glatte grüne Pampe
106
werden.
118
you want nice little green bits, yeah.
es können ruhig noch ein paar einzelne
Stücke drin sein.
119
little taste.
kleine Kostprobe.
120
(SMACK)
(SCHMATZT)
121
pinch more salt.
noch’n paar Körner Salz.
122
superb.
grandios.
123
Das? do you want to try to have a little taste of these,
Ähm Das? willst du mal kurz probieren?
mate?
124
DAS: of course.
DAS: aber na klar.
125
JO: em, yeah what do you think of that?
JO: hier, was hältst du davon?
126
DAS: that looks very good.
DAS: sieht sehr gut aus.
127
JO: looks alright, innit?
JO: macht schon was her.
128
DAS: X
DAS: ja, würde ich auch nicht <X besser
X> hinkriegen.
129
JO: bit nervous now because the boss is here.
JO: ich bin leicht nervös, weil der Boss hier
ist.
130
DAS: no.
DAS: nein, nein.
131
it looks exactly the same.
das sieht wirklich sehr gut aus.
132
JO: cool.
JO: cool.
133
do you have a little taste?
hast du schon probiert?
71
Mémoire de traduction
Anna Leemann
134
DAS: yeah do you want some poppadoms?
DAS: ja, willst du die Pappadams?
135
JO: yeah I’d love some.
JO: klar, her damit.
136
DAS: X ((INDISCHER SATZ)) thank you.
DAS: gib mir die Pappadams.
137
JO: nice one, geezer.
JO: das ist der Klassiker.
138
Sweet.
super.
139
do you want me to <X serve X> you a mouthful, darling?
willst du mal ’n Häppchen kosten?
140
CAM GIRL: yes please.
CAM GIRL: ja gern.
141
JO: here.
JO: hier bitte.
142
CAM GIRL: thank you.
CAM GIRL: danke.
143
try this one as well, pet.
JO: und probier auch das gleich noch.
144
DAS: wait a second.
DAS: das ist wirklich lecker.
145
I like some some more chilli in them.
also ich mag’s mit mehr Chili.
146
JO: more chilli? @
JO: mehr Chili? @
147
you can tell X light stuff the old English boys @.
ja wir Engländer sind doch die Weicheier
@.
148
DAS: I’m still pakka people.
DAS: ich würde sagen, das ist pakka.
149
JO: see, like I told you.
JO: da hast du’s, er sagt’s auch.
150
pakka is a true Indian word.
pakka ist ein korrekter indischer Begriff.
151
DAS:
DAZ: Chili ist von [grosser Bedeutung.]
152
CAM GIRL: [what does it mean that, what does it
CAM GIRL:
mean?]
Das?]
153
DAS: pakka means real.
DAS: pakka bedeutet ^echt.
154
JO: the authentic, the real McCoy .
JO: authentisch, der wahre Jakob.
[chili is very p- – –]
155
156
DAS: ja.
told you, and you all think I’m just trying to like you
[know give it large]
157
[was soll das heissen,
DAZ: [X] pakka, it’s lovely
JO: hab ich dir gesagt und du dachtest, [ich
mach nur wieder ’nen Spruch.]
DAS: wenn etwas gut schmeckt, dann [nennen wir das pakka. Das] ist wirklich gut.
158
JO: thanks mate.
JO: danke Mann.
159
the boys are gonna go mad about this.
die Boys werden d’rauf abfahren.
160
but what I’m gonna do now is go over, get some err nice
und jetzt mach ich Folgendes: ich hol jetzt
fish from X road.
noch einen leckeren Fisch in der X road.
get some nice spices, make the curry go and play some
und besorg’ noch’n paar Gewürze, mach’
pool.
das Curry und dann spiel’ ich noch ’ne
161
Runde Pool.
162
and err happy days, mate.
163
we’re all done.
164
thank you very much for letting me --
wir machen uns ’nen schönen Tag.
vielen Dank, dass hier mal ran durfte.
72
Mémoire de traduction
165
DAS: have a nice evening, have fun.
Anna Leemann
DAS: Ich hoffe, du hast einen tollen Abend,
viel Spass.
166
JO: cheers boss.
JO: ja danke Boss.
167
and err is it alright if I take those poppadoms?
was dagegen, wenn ich die Pappadams
mitnehme?
168
DAS: yah, please do.
DAS: nein, bedien dich.
169
JO: you are the man, cheers Das.
JO: du bist spitze, Danke Das.
170
((JAMIE GOES SHOPPING, NO COOKING, COOK-
((JAMIE GEHT EINKAUFEN, SEQUENZ
ING CONTINUES AT NEW LOCATION))
MIT
MUSIK
UNTERMALT,
KEINE
KOCHHANDLUNG, KOCHEN GEHT AN
NEUEM ORT WEITER))
171
JO: right, so I’m gonna do this fantastic curry sauce.
JO: okay, jetzt mach’ ich diese fantastische
Currysauce.
172
I mean you know like those curry sauces you can buy.
ich mein’ jetzt nicht die Currysauce, die du
kaufen kannst.
173
and you can put them with meat and you can put ‘em with
meine kann man zu Fleisch nehmen, oder zu
fish and put ‘em with vegetables and stuff like that.
Fisch oder zu Gemüse, ganz egal.
174
even only chips if you like.
passt sogar zu Chips.
175
if you’re common, not me.
wenn du einfach gestrickt bist, so wie ich.
176
it’s kind of like that, it’s a fantastic sauce.
das geht alles, das ist eine fantastische Sauce.
177
it’s really really fresh, really tasty.
die ist richtig frisch und richtig lecker.
178
and I’m using sun flower oil because it can get a bit hot-
ich verwende Sonnenblumenöl, das kann
ter.
man ein bisschen stärker erhitzen.
I want about five table spoons.
ich brauche davon etwa fünf Esslöffel,
179
okay.
180
in there.
181
and then I’m gonna use me old mate’s mustard seeds
und dann brauch’ ich nochmal diese Senf-
same as before.
körner, die wir auch schon vorhin hatten.
182
I want two tea spoons of this, right?
davon nehm’ ich zwei Teelöffel.
183
and they’ll start popping very shortly.
die fangen ganz schön schnell an aufzuplatzen.
184
and I think I might even be really kind and leave these
und ich will man ’n netter Kerl sein, ich lass
spices for Nick as we’re off the <X part X> yeah.
die Gewürze gleich hier für Nick, denn die
Party steigt ja hier.
185
hopefully, might educate himself into cooking a couple of
vielleicht lernt er ja mal eines Tages, selbst
curries himself one day and then I could come around.
Curry zu kochen, und dann kann ich mich
hier durchfuttern.
186
and then I got another spice here which is fenugreek.
dann hab’ ich hier noch ’n anderes Gewürz.
73
Mémoire de traduction
187
Anna Leemann
it’s like a cross between turmeric and it’s sort of like gar-
das ist so’ne Mischung aus Kurkuma und
licky, I ca- – –
Knoblauch, nennt sich Fenugreek.
I really like it though, it makes, make a nice little differ-
ich steh’ da echt drauf, das gibt der Sache
ence.
’ne neue Richtung.
189
One of those.
ein Löffel reicht.
190
CAM GIRL: you don’t have to grind these up or any-
CAM GIRL: die muss man nicht zerstossen
thing?
oder so was?
JO: No, they’re going in whole at the moment .
JO: nein, die kannst du einfach so in die
188
191
Pfanne geben.
192
CAM GIRL: alright.
CAM GIRL: verstehe.
193
JO: some you do, if you’re using things like cumin and
JO: manchmal ist das sinnvoller bei Kumin
coriander seeds.
oder Koriandersamen,
194
when they’re quite you know big.
weil die nicht so leicht aufplatzen.
195
you wanna sort of like ground those up but these are all
die muss man ordentlich zerstossen, aber
quite small.
diese kleinen Dinger hier nicht.
196
so now I just turn the heat down a bit.
jetzt dreh’ ich die Hitze runter.
197
so what I’m gonna add now is some curry leaves.
und was da jetzt noch reinwandert sind
Curryblätter.
198
and .. and about a handful of those.
und .. nimm einfach ’ne Handvoll davon
199
these dry really really well.
die kann man auch ganz trocken verwenden.
200
or you can freeze ‘em.
oder du kannst sie einfrieren.
201
and I only l buy <X mine X> four five times a year.
ich kauf’ die nur vier oder fünf Mal im Jahr.
202
they’re looking beautiful.
macht richtig was her.
203
let’s just get them a chili’s happening.
jetzt kommen die unvermeidlichen Chilis.
204
I’m just gonna get the end of.
da schneidest du die Enden ab.
205
cut them in half.
halbierst die Schoten.
206
and then I wanna just get the seeds out.
und dann kratzt du die Samen raus.
207
just scrape ‘em out like that.
einfach so rausschaben.
208
you could finely chop them.
du kannst sie auch ganz fein hacken.
209
or I just chop ‘em into strips because it’s quite nice.
aber ich schneid’ sie lieber in kleine Streifen, sieht hübscher aus.
210
once you’ve sliced these up you can just whack ‘em in
sobald du sie geschnitten hast, wirfst du sie
there.
zu den anderen Zutaten.
211
cice.
gut.
212
you want a nice knob of ginger.
jetzt brauchen wir nur noch ein schönes
Stück Ingwer.
213
two thumb sliced pieces of ginger.
so gross wie ’ne kleine Kartoffel.
214
peal off the skin.
und weg mit der Schale.
215
just grape that over.
einfach d’rüberreiben.
74
Mémoire de traduction
Anna Leemann
216
the beautiful thing is.
das ist wirklich easy.
217
because I’ve grated it you get all that stringy stuff.
beim Reiben bleibt dieses ganze faserige
Zeug hängen.
218
and you just chop that in the bin.
und das schmeisst du einfach in den Müll.
219
and let’s really get all this out.
alles andere wandert hier rein.
220
beautiful.
gefällt mir.
221
now, I got three onions that I’m gonna peel.
als nächstes m=uss ich drei Zwiebeln
schneiden.
222
you can chop ‘em up if you want.
du kannst sie selbst hacken, wenn du willst.
223
I’m using a, a magimix ((EINE MIXERMARKE)) be-
ich mach’ das lieber im Mixer, weil hier
cause I’v got one
zufälligerweise einer steht.
which is good job really cause .. it will make me cry.
und das erleichtert einem die Sache, denn
224
ich muss immer dabei heulen.
225
CAM GIRL: is there any way to stop crying if you chop
CAM GIRL: kann man das Weinen beim
onions?
Zwiebelschneiden verhindern?
226
JO: yeah, er, you get someone else to do it.
JO: ja=, lass es jemand anderen erledigen.
227
or some people say do it under water but what a palaver.
manche sagen, du musst sie unter Wasser
schneiden, aber das ist Gesülze.
228
you gotta X.
kräftig Gas geben.
229
cool, X.
Mann, sind die stark.
230
CAM GIRL: that’s a lot of onion.
CAM GIRL: ganz schön viel Zwiebeln.
231
JO: Indian cooking uses a lot of onions.
JO: in der indischen Küche kocht man viel
mit Zwiebeln.
232
but they cook down sweet and they c- (NGA) they really
aber wenn die einkochen, werden sie süss.
give .. things like soups, curries and sauces a real .. you
Und ausserdem sind sie für ähm naja für
know beautiful base.
Suppen und Curries und Saucen eine ..
wirklich tolle Basis.
233
CAM GIRL: do you eat a lot of curries?
CAM GIRL: ist du denn häufig Currrys?
234
JO: I think everyone in England does.
JO: das tut wahrscheinlich jeder in England.
235
I mean like, you know who doesn’t like a good old curry?
wirklich, ein schönes Curry ist einfach nicht
zu verachten.
236
well my granddad didn’t like ‘em but you know – –
tja mein Grossvater steht nicht drauf, aber –
–
237
chicken tikka masala, onion X maybe a cauliflower X bit
Chicken Tikka Masala, Zwiebeln X zwi-
of a naan.
schendurch mal ein normaler Blumenkohl
aber dazu ein bisschen Naan.
238
239
but I never really order anything different until I work
ich hab eigentlich nie was anderes bestellt,
with Das.
bis ich bei Das gekocht hab’.
and now I <X eat X> everything.
und jetzt mach’ ich alles.
75
Mémoire de traduction
240
Anna Leemann
but er what I’m gonna do now because that smells lovely
aber jetzt wird ich .. weil’s so’n tolles Aro-
is add a little bit of chilli.
ma hat ’n bisschen Chilipulver dazu.
241
one tea spoon of that.
ein Teelöffel reicht.
242
CAM GIRL: why do you put both in?
CAM GIRL: du nimmst frischen Chili und
Pulver?
243
JO: well you do get a real f- especially green chilli to get a
JO: naja du kriegst vor allem durch den
real kind of freshness out of it, yeah.
grünen Chili so’ne ganz besondere Frische
und die bringt es, okay.
244
and then the dried stuff is more kind of like heat.
und dann der getrocknete Kram, der gibt dir
mehr mm Schärfe.
245
so the next one is a little bit of turmeric or turmeric
so als Nächstes kommt noch ein bisschen
((TSCHUUMERIC OR TÖÖRMERIC)) or whatever you
Kurk^uma oder K^urkuma oder wie man
call it.
das nennt.
246
I got one tea spoon of that.
ich nehm’ davon einen Teelöffel.
247
but that changes the colour.
Mann, das äh kriegt so’ne schöne Farbe.
248
but it’s got a really nice sort of mild taste as well which is
und das kriegt so’nen ganz eigenen milden
pretty sexy.
Geschmack, ist ziemlich sexy.
249
put it up here.
alles da mit rein.
250
just stir ‘em in.
kräftig durchrühren.
251
what I’m gonna do now,
jetzt geb’ ich natürlich noch,
252
is put some tomatoes in.
’n paar Tomaten dazu.
253
got six X.
he, Ich habe hier sechs hübsche Tomaten.
254
crush ‘em in here.
die stopf’ ich da rein.
255
CAM GIRL: do you have to do them in the magimix?
CAM GIRL: tust du Tomaten immer in den
Mixer?
256
JO: no, is just I can’t be bothered to chop them today.
JO: nein, nur heute, weil ich nicht so viel
Zeit hab.
257
and it doesn’t make any difference.
und es macht ja auch keinen grossen Unterschied.
258
again I X it.
das wird einmal durchgemixt.
259
you don’t want it to be like juice.
aber wir machen keinen Tomatensaft.
260
just whack that in.
das kommt auch noch da rein.
261
stir it in.
wieder rühren.
262
beautiful.
das wird doch.
263
let’s gonna put a wine glass of water in.
jetzt schnapp’ ich mir das Weinglas hier und
mach’ es mit Wasser voll.
264
the reason I do that is just gonna like brings all those fla-
das mach’ ich deshalb, weil so alle Ge-
vours together.
schmacksnoten zusammengeführt werden.
76
Mémoire de traduction
265
and actually most of it will cook away anyway.
Anna Leemann
und der grösste Teil des Wassers verdunstet
sowieso.
266
it’s just quite nice.
das soll auch so sein.
267
and then last ingredient for the X is (CHRT)
und jetzt kommt die letzte Zutat für die
Sauce.
268
i=s coconut milk.
und zwa=r ähm Kokosmilch.
269
which is lovely.
ein Zaubermittel.
270
shake it up.
ordentlich durchschütteln.
271
get this little <X diamond X> in
dann nehmen wir diese Leckerei,
272
and it will just make it taste fantastic.
die macht das ganze unwiderstehlich.
273
and that is it.
und das war’s auch schon.
274
bit of seasoning needed.
noch’n bisschen nachwürzen, wenn’s sein
muss.
275
like a tea spoon of salt.
vielleicht ein Teelöffel Salz.
276
we will have a little taste in a minute.
und jetzt schmeckt das nach was.
277
you can do so much with that.
und damit kannst du praktisch alles machen.
278
put it in little X, freezer bags in the freezer in the fridge.
in Gläser füllen, Gefrierbeutel ins Eisfach,
in den Kühlschrank.
279
you can do it like three or four days in advance cause it
du kannst sie schon ein paar Tage vorher
will only get better the flavour will get better.
fertig machen, das wird immer besser, der
Geschmack wird immer besser.
280
have a little taste.
mal kurz kosten.
281
whaaa, mhmm.
whaa, mhm.
282
that is the best sauce.
das ist die beste Sauce.
283
I swear to you.
ich schwör’s dir.
284
I wanna boil it up for about five minutes.
die lass’ ich jetzt fünf Minuten lang aufkochen.
285
push it aside.
dann zur Seite nehmen.
286
when I come back from the pool club later,
und wenn ich vom Billardklub zurückkomme,
287
I got some nice strips of lovely chicken.
dann hab’ ich noch ’n paar Streifen leckerer
Hühnerbrust.
288
I’ve got some nice haddock.
ich hab den Supershellfisch.
289
simmer it for six minutes, bit of fresh coriander,
etwa sechs Minuten köcheln, frischen Koriander rein,
290
whack ‘em in the middle of the table,
stell den Topf in die Mitte des Tisches,
291
and that and the pickles (KUSSGERÄUSCH).
und dann die Pickles (KUSSGERÄUSCH).
292
beautiful, so let’s take it off.
Weltklasse, also auf geht’s.
293
77
Mémoire de traduction
294
I wasn’t gonna bother with dessert.
Anna Leemann
ich war nicht in der Stimmung für’n Dessert.
295
296
cause you know what I mean you haven’t got much use
denn wenn ich ehrlich bin, macht ’n Dessert
for dessert,
nicht allzu viel Sinn,
when you got six lads, load of beer, curry.
wenn da sechs Jungs hocken dazu Bier,
Curry.
297
but .. this dessert is so simple, so da=mn tasty
aber dieses Dessert ist so simpel und es ist
verdammt lecker.
298
I’ve just gone and got myself a normal pineapple, yeah?
ich hab’ mir vorhin noch schnell diese hübsche Ananas besorgt.
299
and you can always tell if they’re half decent,
du weisst, dass sie halbwegs pasabel ist,
300
cause you can pull out the leave.
wenn du ein Blatt rausziehen kannst.
301
also, if you smell it and it smells a little sweet, yeah,
und wenn du .. mal dran riechst und das
Aroma ist eher süsslich,
302
then you know it’s pretty much right.
dann weisst du, sie ist mehr oder weniger
reif.
303
so, you know, take off its bum and its top.
also, als Erstes schneid’st du den Boden ab,
dann die Spitze.
304
loose those, oh.
die kommen weg, oh.
305
I’m gonna use another board.
ich nehme lieber ein anderes Brett.
306
it will probably taste of chilli otherwise.
schmeckt sonst wahrscheinlich nach Chili.
307
what I’m gonna do is .. take the sides off yeah.
jetzt schneid’ ich hier die Seiten runter.
308
and you can see these black bits here.
und natürlich auch diese schwarzen Punkte
hier,
309
and you wanna kind of cut them off.
die müssen natürlich weg.
310
nice sharp knife is helpful.
ein korrektes scharfes Messer ist hilfreich.
311
just keep turning it around.
du drehst die Ananas dabei.
312
keep taking it off.
und schneidest alles weg.
313
now let’s just push this over.
das schieben wir mal kurz beiseite.
314
then what we wanna do is cut it in half .. lengthwise
und schneidet man sie der Länge nach auf.
315
cut in half like that.
in zwei Hälften.
316
cut in half like that.
die halbiert man dann nochmal.
317
and then, this little bit here is like quite rooty.
und dann dieses Innenstück hier, was ziemlich holzig ist.
318
and it’s a bit stringy.
und ein bisschen faserig.
319
just cut that off .
das schneidest du einfach weg.
320
do that with all of them.
das machst du bei allen vier Teilen.
321
CAM GIRL: how many will that feed?
CAM GIRL: für wie viele Personen ist das?
322
JO: this will do four really comfortably .
JO: für vier ist es mehr als reichlich.
78
Mémoire de traduction
Anna Leemann
323
and there’s six of us .
und wir sind zu sechst.
324
and it’s just – it’s not so much a dessert as a kind of erm
allerdings ist es auch weniger ein Dessert,
((MUNCHING)),
als vielmehr ((KAUT)),
Kind of <X nice way X> to refresh your pallet really.
mhm ’ne angenehme Art den Gaumen zu
325
stärken.
326
For more beer.
Für mehr Bier.
327
now the whole <X part X> of this dessert is I’m getting all
okay, ich mache dieses Dessert, weil sich
ready now.
das gut vorbereiten lässt.
and you always wanna serve fruit at sort of room tempera-
und man serviert Früchte immer bei Zim-
ture.
mertemperatur.
if you put it in the fridge it always gets a bit cold and a bit
wenn man die in den Kühlschrank stellt,
like you know,
werden sie immer ein bisschen zu kalt,
330
gonna loose its taste, so.
und verlieren, verlieren den Geschmack.
331
just take two sort of main course plates.
also schnapp dir einfach zwei grosse Esstel-
328
329
ler.
332
get rid of all this junk.
zwischendurch entsorgen wir den Müll.
333
here we go.
schon erledigt.
334
right .. get your two plates .
gut .. du hast deine beiden Teller.
335
just slice it up.
schneidest deine Ananas in schöne dünne
Streifen.
336
nice and thinly.
337
CAM GIRL: not in nice pineapple rings?
CAM GIRL: nicht die typischen Ananasringe?
338
JO: no, not in junks and not in rings, babe.
JO: nein weder in Ringe noch in Stücke.
339
but nice and thin whatever you do.
aber vor allem schön dünn, das ist das
Wichtigste.
340
and the reason that is so you can get it spread over the
das machst du vor allem deshalb, weil sich
plate.
die Streifen gut über die Teller verteilen
lassen.
341
and you want it to be all kind of rough and ready.
und das soll alles ein bisschen ungeordnet
aussehen.
342
fantastic.
fantastisch.
343
and the mint and the sugar just make the pineapple com-
und die Minze und der Zucker werden dafür
pletely explode in your mouth.
sorgen, dass die Ananas in deinem Mund
förmlich explodiert.
344
CAM GIRL: sounds delicious.
CAM GIRL: klingt köstlich.
345
JO: do you want to try some?
JO: mal probieren?
346
CAM GIRL: I’d love to.
CAM GIRL: selbstverständlich.
347
JO: swee=t.
JO: super.
79
Mémoire de traduction
Anna Leemann
348
I give you three slices,
du kriegst hier diese drei Scheiben,
349
cause I know you’ve got an appetite.
denn ich weiss du hast Hunger.
350
I’ll use this pan.
jetzt brauch ich diese Kasserolle.
351
I would use the porcelain mortar,
ich würd’ auch Stössel und Mörser benutzen,
352
but he hasn’t got one.
aber es gibt hier keinen.
353
so let’s just get a little hand full of mint.
wir nehmen ’ne kleine Handvoll Minzblätter.
354
beautiful.
hervorragend.
355
now use a rolling pin.
dann schnapp’ ich mir dieses Nudelholz.
356
you wanna use the sugar to almost like dehydrate the fresh
Den Zucker brauch ich, um den frischen
herbs.
Kräutern das Wasser zu entziehen.
357
(ARRGH)
(ARRGH)
358
and look at the colour of that.
und jetzt sieh dir mal diese Farbe an.
359
it’s all like green sugar.
sieht aus wie grüner Zucker.
360
ahh la-, look at that, beautiful colours.
halleluja, sieh dir das an, fantastische Farbe.
361
get your X around that sweetheart.
und jetzt lass dir das munden, Süsse.
362
CAM GIRL: mhmm
CAM GIRL: danke, mhm
363
JO: good, innit?
JO: gut, oder?
364
CAM GIRL: fantastic, and really refreshing.
CAM GIRL: sehr lecker und wirklich erfrischend.
365
JO: yeah, so you like it?
366
JO: genau tut gut, hä?
CAM GIRL: mhm das ist toll.
367
beautiful, that’s it
super das war’s, alles fertig
368
tll done, that can stay out for two hours.
das bleibt zwei Stunden draussen steh’n.
369
The guy shoots some pool with the boys now.
ich zieh jetzt los und spiel ne runde Billard
mit den Jungs.
370
das ist voll mein Ding,
371
gonna have some proper fun.
unter uns, ich putz’ die alle weg,
372
you know, thrash them, I’m quite good at pool.
denn ich bin im Billard unschlagbar.
Tab. 6 Transkript aus Sendung curryfest – eine scharfe sache (Oliver 2003)
80
Mémoire de traduction
Anna Leemann
9.2 Übersetzungsvorgehen aus den drei Textauszügen
Nr.
umgangssprachliches Element Englisch
translational choice
umgangssprachliches Element Deutsch
Meso-Effekt
Häufigkeit
1
-
addition
Gliederungspartikel
accretion
1
2
-
addition
Lautung
accretion
10
3
-
addition
gramm. Inkongruenz
accretion
1
4
-
recategorization
Satz vereinfachen
accretion
4
5
-
addition
Hecke
accretion
2
6
-
addition
Rechts-/Linksherausstellung
accretion
2
7
-
addition
hesitation phenomenon
accretion
1
8
-
addition
Ellipse
accretion
3
9
-
register
umgangssprachliches Register
accretion
1
10
-
addition
deiktischer Ausdruck
accretion
1
11
-
addition
Wiederholung
accretion
1
12
Abbruch
calque
Abbruch
-
1
13
Abbruch
explicitation
ausformuliert
reduction
1
14
Abtönung(spartikel)
elimination
-
reduction
4
15
Abtönung(spartikel)
modification
Gliederungspartikel
-
1
16
Abtönung(spartikel)
established equivalent
Abtönung
-
1
17
Adverb
recategorization
Partikel
-
1
18
Adverb
recategorization
nicht umgangssprachliche Konstruktion
reduction
1
19
Adverb
extraposition
Rechts-/Linksherausstellung
accretion
1
20
Adverb
elimination
-
reduction
2
21
alliteration
established equivalent
alliteration
-
1
22
comment clause
elimination
-
reduction
2
23
deiktischer Ausdruck
explicitation
nicht deiktischer Ausdruck
reduction
1
24
deiktischer Ausdruck
established equivalent
deiktischer Ausdruck
-
4
25
Ellipse
recategorization
Ellipse nur 1 Verb
accretion
1
81
Mémoire de traduction
Anna Leemann
26
Ellipse
elimination
-
reduction
5
27
Ellipse von that
calque
Parataxe/Verbzweitstruktur
-
1
28
emphatisches your
elimination
-
reduction
1
29
Fachvokabular
register
allgemeinsprachlich
accretion
1
30
Hecke
elimination
-
reduction
15
31
Hecke
established equivalent
Hecke
-
5
32
Hecke
modification
Gliederungspartikel
-
1
33
hesitation phenomenon
elimination
-
reduction
4
34
hesitation phenomenon
established equivalent
hesitation phenomenon
-
2
35
Hypotaxe
recategorization
Parataxe/Verbzweitstruktur
accretion
1
36
Interjektion
established equivalent
Interjektion
-
2
37
Lautung
elimination
-
reduction
1
38
Parataxe
calque
Parataxe/Verbzweitstruktur
accretion
1
39
Pleonasmus
elimination
-
reduction
2
40
Pleonasmus
established equivalent
Pleonasmus
-
1
41
Rechts-/Linksherausstellung
elimination
-
reduction
2
42
Rechts-/Linksherausstellung
established equivalent
Rechts-/Linksherausstellung
-
1
43
Schwammwort
modification
genauere Formulierung
reduction
1
44
umgangssprachliches Register
register
-
reduction
2
45
umgangssprachliches Register
established equivalent
umgangssprachliches Register
-
1
46
umgangssprachliches Register
borrowing
Slang
deformation
1
47
umgangssprachliches Register
register
fehlplatziert
deformation
1
48
Wiederholung
elimination
-
reduction
2
49
Wort
explicitation
genauere Formulierung
contraction
2
50
Wort
explicitation
genauere Formulierung
-
1
51
Wort
explicitation
genauere Formulierung
reduction
3
52
Wort
modification
Wort
transformation
Tab. 7 Übersicht über die Übersetzungsvorgehen bei umgangssprachlichen Elementen in den drei analysierten Textauszügen
82
1