Die goldenen Offenstall-Regeln

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Die goldenen Offenstall-Regeln
Haltung
Offenstall
Die goldenen Offenstall-Regeln Offen-, Lauf- und Bewegungsställe stehen bei vielen Pferdebesitzern
hoch im Kurs. Doch was zeichnet einen guten Offenstall wirklich aus?
Pferdplus hat recherchiert und mit Experten und Praktikern zehn wichtige Punkte zusammengestellt.
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1. 2.
UU
U Herde
D
ie Herde ist für viele Besitzer der bedeutendste Punkt bei der Wahl des
richtigen Stalles und das nicht umsonst.
Schließlich soll sich das Pferd in seiner
Herde wohlfühlen und die Rangordnung
es ihm erlauben, stressfrei zu fressen und
zu trinken sowie genügend Ruhephasen
zu bekommen. Für eine ausgeglichene
Herde gilt laut Daniela Bühler, diplomierte Pferdepsychologin: „Mehr Stuten als
Wallache sind einfacher, da auch in der
Natur der Familienverband aus einem
Leithengst, einer Leitstute und Verwandten besteht. Die Junghengste werden in
einem Alter von eineinhalb Jahren ausgestoßen, wodurch Inzucht vermieden wird
– und gründen Junggesellen Gruppen.“
Für die Gruppengröße gibt es keine bestimmte Anzahl, sie richtet sich eher
nach dem Platzangebot. Pro Pferd sollten
100 m2 berechnet werden. Die Pferdepsychologin merkt jedoch an: „Ein Familienverband besteht aus ca. acht bis zwölf
Pferden. Wenn Gefahr droht, schließen
sie sich zu einer großen Herde zusammen.“ Das gleiche gilt demnach auch in
der Offenstallhaltung: Zehn bis zwölf
Pferde sind optimal, bei mehr Pferden
unterteilen sie sich in Verbände.
Foto: Firma Schauer
Offen-, Lauf- und
Bewegungsställe
gelten als artgerechte
Haltungssysteme.
Damit sie das auch
wirklich sind, müssen
einige wichtige
Regeln eingehalten
werden.
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Integration
E
in weiterer wichtiger Punkt betrifft
ebenfalls die Herde, im Speziellen jedoch die Integration in diese. Klar ist,
dass ein neues Mitglied in der Herde oder
dem Verband immer für Unruhe sorgt.
Dies kann aber auch schon der Fall sein,
wenn ein Tier die Herde aus verschiedensten Gründen, wie beispielsweise aufgrund eines Klinikaufenthaltes, für mehrere Tage verlässt. Die Rangordnung muss
danach wieder neu erarbeitet werden.
Wichtig zur Integration ist das Bestehen
einer Integrationsbox. „Der Standort der
Box sollte so gewählt werden, dass das Integrationspferd die Möglichkeit hat, sich
zurückzuziehen oder neugierig mit den
Gruppenmitgliedern naso nasalen Kontakt
aufzunehmen“, meint Daniela Bühler.
Eine Integrationsbox hat auch den Vorteil,
dass das neue Gruppenmitglied die ersten
Nächte getrennt von der Gruppe verbringen und den notwendigen Schlaf erhalten
kann. Wie schnell und einfach die Integration verläuft, hängt von der Gruppengröße ab. Während die Integration in einen stabilen, kleinen Verband zwischen
drei und sechs Monate dauern kann, kann
die Integration in große, instabile Herden
in nur einigen Tagen erfolgen. Ernst
Grabner, LAG-Inspekteur, bestätigt das:
„Bei großen Herden kann sich das Pferd
schneller der ihm sympathischen Gruppe
anschließen.“ Eine weitere Möglichkeit,
die Integration konfliktfreier von statten
gehen zu lassen, ist die Integration während der Weidezeit. „Das Gras stellt für
viele Pferde eine größere Motivation dar
als der Neuankömmling“, weiß Daniela
Bühler. Wichtig: Aufgrund des hohen
Verletzungsrisikos müssen die Eisen an
den Hinterbeinen in jedem Fall entfernt
werden!
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Haltung
Offenstall
UUU
4.
Ruheräume und
Unterstände UUUU
Achtsamkeit
N
icht nur während der schwierigen
Phase der Integration sondern auch
im Alltag ist das Beobachten der Herde
unabdingbar. Obwohl Futterautomaten
durch sekundengenaue Protokolle ein
Abweichen vom normalen Fressverhalten
schnell erkennen lassen, müssen auch andere Verhaltensweisen ständig kontrolliert werden. Ernst Grabner, der durch
seine Tätigkeit als Obmann des Gut Hartbergs vielfältige Erfahrungen sammeln
konnte, schlägt vor: „Am besten ist es,
wenn man alltägliche Arbeiten so ansetzt,
dass dabei ein Beobachten der Herde
stattfindet, um mögliche Verhaltensänderungen feststellen zu können.“ Besondere
Aufmerksamkeit sollte dabei den rangniedrigen Pferden gelten, was auch Sylvia Aigner aus dem oberösterreichischen
Alkoven bestätigt: „Bei der Beobachtung
der Herde sollte immer auf das rangniedrigste Pferd Rücksicht genommen werden
– die ranghohen Pferde holen sich meistens eh, was sie brauchen!“
G
röße und Anzahl der Ruheräume
und Unterstände sind essentiell – sie
müssen bei Bedarf auch Platz für das
rangniedrigste Pferd bieten. Vorteilhaft
sind dabei mehrere Ausgänge, damit kein
Pferd in Bedrängnis geraten kann. Gegebenenfalls können die Ruheräume auch
in kleinere Bereiche eingeteilt werden,
wie Ernst Grabner empfiehlt: „Wenn
durch große Strohballen kleine Bereiche
geschaffen werden, die von zwei Seiten
erreichbar sind, ist das für rangniedrige
Tiere oft stressfreier und sie können sich
gut entspannen.“
Ruheräume
Damit die Pferde diese wirklich
genießen können, müssen sie gut
eingestreut sein und am besten über
mehrere Eingänge zu erreichen bzw.
zu verlassen sein.
5.
UUUUU
Futter
D
as Futter und vor allem die Futterplätze müssen in einer Herde gut durchdacht sein. Futterautomaten erleichtern das
Füttern von Kraftfutter, da nicht nur verschiedene Futtersorten angeboten, sondern
auch die individuelle Menge angepasst werden kann. Sollte kein Futterautomat zur
Verfügung stehen, muss darauf geachtet
werden, dass jedes Pferd in Ruhe seine Ration aufnehmen kann. Für Raufutter ist die
Überlegung anzustellen, ob es ad libitum
angeboten werden sollte, was für viele Pferde optimal ist, aber zu Übergewicht führen
kann. Auch Stroh kann ergänzend gefüttert
werden, wie dies beispielsweise Nikolaus
Nährer aus Mauterheim macht: „Neben
vier Heuraufen, die im Gelände verteilt stehen, wird noch eine Strohraufe angeboten.“
BegriffsBestimmungen
Offenstall Als Offenstall wird ein Stallsystem bezeichnet, das sowohl Tränken als
auch Futterbereiche draußen ansiedelt.
Laufstall Unter einem Laufstall wird ein
Stall verstanden, der Tränke und Futterbereiche im Inneren des Stalls besitzt und
über einen großen Auslauf verfügt.
Bewegungsstall Ein Bewegungsstall zeichnet sich dadurch aus, dass die verschiedenen Funktionsbereiche, wie etwa Tränken
und Fress- oder Ruhebereiche, durch lange
Wege voneinander getrennt sind und somit die Pferde aufgefordert sind, sich in
ausreichendem Maße zu bewegen.
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Aktivstall Ähnelt im Prinzip dem Bewegungsstall, ein wichtiges Element ist auch
hier die automatische Fütterung in speziellen Stationen, welche die Pferde „aktiv“
aufsuchen müssen, um ihre Bedürfnisse
zu befriedigen.
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Futterautomaten
gewährleisten jedem Pferd Ruhe und
Schutz während der Fressphase.
Außerdem kann jede Ration ganz
individuell gestaltet werden.
Fotos: Archiv
6.
wasserstellen
sollten in einer genügend
hohen Anzahl vorhanden sein.
Sie sollten immer – auch bei
Minusgraden – genügend
sauberes Wasser bereit halten.
UUUUUU Tränken
6E
John Deere 303
50,ab 16.3
B
ei den Tränken sollte das Hauptaugenmerk auf einem sicheren Zugang
für alle Herdenmitglieder liegen. Das
heißt, sie muss von mindestens zwei Seiten zugänglich sein und es sollte eine genügend hohe Anzahl an Tränken verfügbar sein, damit rangniedrige Pferde ebenso in aller Ruhe genügend Flüssigkeit
aufnehmen können. In der kalten Jahreszeit ist vor allem der Frostschutz zu beachten. Neben Tränkestellen, die vor der
Witterung geschützt sind, können auch
beheizte Tränken die Wasserversorgung
bei eisigen Temperaturen gewährleisten.
Bei der Anzahl der Tränken sollte man
nicht zu sparsam sein, wie Mag. Karin
Siegl aus dem burgenländischen Lockenhaus bestätigt: „Im Gegensatz zu vielen
anderen, die die Funktionsbereiche gerne
so weit als möglich getrennt haben, gibt
es bei mir immer und überall Wasser.
Sonst kommt das letzte Pferd erst zum
Saufen, wenn die anderen schon wieder
woanders hingehen und kann nicht genügend trinken!“
*
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Haltung
Offenstall
7.
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Offenstall-Tipps
Auch die Pferdplus-Facebook-Community hat Erfahrung mit Offenställen –
hier einige Tipps aus der Praxis.
Nicole Bölle
„Ruhezonen für rangniedrige Pferde schaffen“
Ein Stall ist nur so gut, wie sich das rangniedrigste Pferd fühlt! Gerade in den
Wintermonaten bevorzuge ich persönlich nachts (8-10 h) für die rangniedrigen
und alten Pferden eine Box, denn in vielen Offenställen finden diese Pferde kaum
Ruhe und legen sich im Winter so gut wie nie hin. Mir ist auch wichtig, dass in der
Gruppe wenig Fluktuation ist, das ist in vielen Pensionsställen leider nicht zu vermeiden. Auch auf eine lange Eingewöhnungszeit lege ich besonderen Wert.
Tamara Häusler
„Zusammenstellung der Gruppe ist wichtig!“
Die Gruppenzusammenstellung ist wichtig, damit alle Pferde zur Ruhe und zu
Heu und Wasser kommen! Außerdem sollten ein ausreichend großer Auslauf mit
befestigtem Boden sowie beheizte Leitungen und Tränker nicht fehlen!
La Niña Polt
„Bewegungsanreize bieten“
Koppeln
N
eben einem gut befestigten Auslauf,
auf dem die Pferde auch nach etlichen Regentagen nicht im Schlamm versinken, sollten ebenso Graskoppeln zur
Verfügung stehen. Hier spielt vor allem
die Weidedauer eine große Rolle, da sie
im Frühjahr erst langsam gesteigert werden sollte, bis die Pferde den ganzen Tag
auf der Weide verbringen dürfen. Hier ist
ein gut durchdachtes Management notwendig!
Foto: Archiv
Man sollte möglichst große Distanzen zwischen Futterstelle und Wasserplatz schaffen, damit sich die Vierbeiner bewegen müssen und nicht einfach nur den Kopf
mal nach links, mal nach rechts drehen (hält auch die Tränke mehr oder weniger
sauber). Die Möglichkeit der Separation eines kranken/verletzten/neuen Pferdes,
bei der der Sozialkontakt allerdings dennoch gegeben ist, und Möglichkeiten, um
durch Abteilung rasch und sicher Räume zu schaffen, sollten gegeben sein.
Resa Auer
„Ausreichend Weidefläche für jedes Pferd“
Ein wichtiger Indikator für einen guten Offen-/Laufstall ist genügend Weidefläche und Platz pro Pferd ohne Engstellen, Ecken und Kanten, herausstehenden
Schrauben etc.. Ansonsten kommt es schnell zu Rangeleien und Verletzungen,
bzw. kommen rangniedrige Pferde futtermäßig zu kurz. Prinzipiell wäre es wünschenswert, wenn alle Pferde hinten keinen Beschlag hätten, denn es kommt unweigerlich immer wieder zu kleineren Auseinandersetzungen. Man sollte vermeiden, immer wieder neue Pferde in die Gruppe einzuführen, das bringt Unruhe
und es dauert IMMER 1-2 Monate, bis die Rangordnung wieder intakt ist. Sehr alte
oder sehr geschwächte Pferde würde ich nicht in einen Offenstall geben, wenn sie
zuvor in Boxenhaltung gelebt haben, der Stress und die Umstellung wären zu
groß. Ein generelles Problem bei Offenstallhaltung mit 24 h-Fressgelegenheiten
ist, dass viele Pferde zu viel fressen und richtig fett werden. Hier gilt es, ein intelligentes Fütterungssystem zu entwickeln.
Theresa Grei
„Pferde lernen Rangordnung in der Herde besser“
Meine Erfahrung mit dem Offenstall ist, dass die Pferde die Rangordnung in der
Herde besser lernen und wenn man mit ihnen arbeitet, bestätigt sich dieses auch.
Ein weiteres Argument für den Offenstall finde ich persönlich, ist, dass die Pferde
sich untereinander beknabbern, spielen, gegenseitige Fellpflege betreiben können... Und das können sie definitiv nicht in einer Box.
Strukturelemente
wie Tonnen und Baumstämme strukturieren
den Auslauf und fördern so das
Sozialverhalten in der Herde.
„Pferde mit mangelnder
Sozialerfahrung könnten bei
der Gruppenhaltung Angst vor
der eigenen Art und soziales
Fehlverhalten entwickeln. Bei
solchen Pferden ist die Box mit
integriertem Paddock zu
bevorzugen, der Sozialkontakt
(naso-nasal, Fellpflege) sollte
über Holz- oder Metallstangen
ohne Stromzufuhr ermöglicht
werden!“
Daniela Bühler, Pferdepsychologin
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8. 9. 10.
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Wälzbereiche und
Strukturelemente
UUUUUUUU
E
ine wichtige Funktion übernehmen
nicht nur die Wälzbereiche, die zur
Fellpflege und Entspannung dienen und
demnach über weichen Belag verfügen
müssen, sondern auch die so genannten
Strukturelemente. „In den meisten Fällen
handelt es sich dabei um Baumstämme
und Tonnen, die den Auslaufbereich
strukturieren und somit das Sozialverhalten fördern“, erklärt Karl-Heinz Denk
von der Firma Schauer.
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Umzäunung
Laufwege
D
ie Laufwege zwischen den einzelnen
Funktionsbereichen sollen nicht nur
zur Bewegung anregen, sondern auch die
Hufe fordern, wie Karl-Heinz Denk erklärt. Erreicht wird dies durch wechselnde Belege, wie etwa Steine oder Schotter
aber auch durch unterschiedliche Befestigung der Böden. Neben der erforderlichen befestigten Bereiche müssen die
Pferde auch Wege über weichere Böden
zurücklegen. Ein zusätzlicher Vorteil, der
dadurch entsteht, ist die verbesserte Trittsicherheit der Pferde.
Z
u guter Letzt sollte der Auslauf stabil
eingezäunt sein, da bei einer Herde
die Gefahr besteht, dass sie in Panik
durch instabile Umzäunungen, wie etwa
einfache Strombänder, durchläuft und
diese niederreißt. Bevorzugt wird von der
LAG Holz oder Metall, zusätzlich können noch Strombänder angebracht werden, wie LAG-Inspekteur Ernst Grabner
meint.
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John Deere 505
90,ab 21.9
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Kompakt und günstig
Sie denken, John Deere Traktoren sind nur
etwas für Großbetriebe? Dann werden Sie die
Kompakttraktoren der neuen John Deere
E-Serien zum Umdenken anregen.
Die neuen Kompakten von John Deere
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