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Damals nach der DDR
Teil 1 „Freiheit und Auflösung“:
13. September 2010
Teil 2 „Aufbruch und Abschied“:
20. September 2010
Teil 3 „Flitterwochen und Rosenkrieg“:
27. September 2010
Teil 4 „Einheitsfrust und Einheitslust“:
04. Oktober 2010
Jeweils 21.00 Uhr im Ersten
Weitere Informationen unter www.damals-nach-der-ddr.de
Damals nach der DDR
Es war ein Tag, der Weltgeschichte geschrieben hat: Am 3. Oktober 1990 wurde Deutschland
nach über 45 Jahren der Teilung wieder vereint. Der Tag der Deutschen Einheit war für Millionen
von Deutschen die Erfüllung eines Traums und markierte zugleich eine epochale Zeitenwende,
die nicht nur die beiden deutschen Staaten, sondern schließlich auch Europa wieder
zusammengeführt hat. Anlässlich des diesjährigen 20-jährigen Jubiläums gilt es, die historischen
Geschehnisse, die mit der Friedlichen Revolution in der DDR ihren Lauf nahmen, zu würdigen
und sich die Erfolgsgeschichte vor Augen zu führen. Dies tut die ARD mit ihrer
Fernsehdokumentation „Damals nach der DDR“. Es ist ein Rückblick auf eine Zeit voller
Dramatik, Spannung und Aufregung, die das Leben vieler Einwohner des Landes entscheidend
änderte. Anhand von Wendeerlebnissen verschiedener Menschen aus ganz Deutschland
porträtiert die Serie die Zeit des Wandels und weckt Erinnerungen an Geschehnisse, die
teilweise bereits in Vergessenheit geraten sind.
Im Mittelpunkt der vierteiligen Reihe, die ab dem 13. September wöchentlich um 21 Uhr im
Ersten ausgestrahlt wird, stehen zahlreiche Zeitzeugen und ihre außergewöhnlichen
Geschichten. Sie berichten von unvergesslichen Erlebnissen, die symbolisch für die Historie
einer ganzen Generation stehen. Ob der Berliner, der mit dem Verkauf von Bruchstücken der
Berliner Mauer seinen Lebensunterhalt verdiente, der Elektronik-Einzelhändler, dessen Geschäft
durch den Mauerfall enorm boomte, das SED-Mitglied, für das eine ganze Welt zusammen
brach, oder der Erfinder von „Ostalgie-Parties“: Menschen, für die die politische Wende von
einschneidender Bedeutung war, kommen zu Wort und erzählen von ihren persönlichen
Schicksalen, mit denen sie abseits der weltpolitischen Bühne Geschichte geschrieben haben.
Im Zuge der Recherchen für die Gemeinschaftsproduktion zwischen dem MITTELDEUTSCHEN
RUNDFUNK, RBB, der Deutschen Welle, France 5, dem japanischen Sender NHK, dem GoetheInstitut und LOOKS Film wurden etwa 1000 Bundesbürger interviewt, in deren Leben sowohl
Deutsche Einheit als auch Mauer-fall eine Zäsur waren. Unter wissenschaftlicher Mithilfe wurde
nach den prägenden Einschnitten im Lebenslauf gesucht – die interessantesten Geschichten
wurden schließlich filmisch umgesetzt. Die Serie formt somit aus Biographien, Hinter-gründen
und Fakten die Geschichte Deutschlands nach der Öffnung der inner-deutschen Grenze und
lässt die Zeit mithilfe von Archivbildern sowie Privat-aufnahmen wieder aufleben. Zu den
befragten Zeitzeugen zählen auch Schlüsselfiguren des Wendeprozesses wie Christa Luft,
Lothar Späth oder Thilo Sarrazin.
Das umfangreiche Projekt wird schließlich durch eine DVD, ein Begleitbuch, ein Radiofeature
und eine umfangreiche Internetplattform abgerundet und auf eine multimediale Ebene gehoben.
Somit kann das Publikum auf verschiedenste Weise die einzigartigen Rechercheergebnisse
nutzen – und das national sowie international: Der Vierteiler wird auch in einer englischen,
französischen und arabischen Sprachfassung mit spanischen Untertiteln produziert und
anschließend weltweit vertrieben.
Darüber hinaus sorgt auch das Goethe-Institut für eine Verbreitung rund um den Globus: Die
Bibliotheken und Lesesäle von 150 internationalen Vertretungen werden mit der DVD-Edition von
„Damals nach der DDR“ in den unterschiedlichen Sprachfassungen bestückt. Rechtzeitig zum
20-jährigen Jubiläum der Wiedervereinigung können sich dadurch Menschen weltweit der
Wendeereignisse in Deutschland besinnen.
Damals nach der DDR
Teil 1: „Freiheit und Auflösung“
13. September 2010, 21.00 Uhr im Ersten
Die Bilder gingen um die Welt: Millionen von Menschen bevölkern am Abend des 9. Novembers
1989 die Straßen Berlins, es herrscht grenzenloser Jubel, Tränen der Freude fließen,
Unbekannte umarmen einander. Die plötzliche Öffnung der Berliner Mauer ist ein Wendepunkt in
der Geschichte des Landes und ein nie vergessenes Ereignis für Großteile der deutschen
Bevölkerung. Doch nicht allen Berlinern sind die Feierlichkeiten an jenem Tag vergönnt, manch
einer bekommt noch nicht einmal mit, welch geschichtsträchtiges Ereignis sich gerade in der
Metropole abspielt.
Einer von ihnen ist Hanns-Christian Catenhusen, der wenige Tage zuvor im brandenburgischen
Beelitz seinen Grundwehrdienst in der Nationalen Volksarmee der DDR angetreten hatte.
Zusammen mit seinen Kameraden schaut er zwar die abendliche Nachrichtensendung und sieht
die legendäre Pressekonferenz, bei der die Öffnung der innerdeutschen Grenze bekannt
gegeben wird, doch die Tragweite dieser Worte wird der Truppe in dem Moment nicht bewusst.
Erst am folgenden Tag erkennen sie alle die Bedeutung – erst recht als es plötzlich heißt:
„Erhöhte Gefechtsbereitschaft!“. Für Catenhusen folgen Stunden des Horrors, in denen er damit
rechnen muss, den Einsatzbefehl an die Mauer zu bekommen und sogar von seiner Waffe
Gebrauch machen zu müssen. Die Aussicht auf einen Schießbefehl löst in ihm pure Angst aus,
weswegen er rückblickend vom „schwärzesten Tag“ seines Lebens spricht.
Besser ergeht es dem Großteil seiner Landsleute: In Massen überqueren die glücklichen DDRBürger in den kommenden Tagen die plötzlich geöffnete Grenze und werden dabei von ebenso
freudestrahlenden Westbürgern empfangen. Vielerorts fließen Tränen der Freude darüber, dass
auch im privaten Bereich „zusammen wächst, was zusammen gehört“: Familien werden wieder
vereint und auch der länderübergreifenden Liebe sind nun keine Grenzen mehr gesetzt. So auch
im Fall der damaligen DDR-Studentin Silke Möllmann, die sich wenige Jahre zuvor in einen
Schüler aus der BRD verliebt hatte und seitdem mit ihm eine Fernbeziehung führt – mit äußerst
begrenzten Möglichkeiten. Nach dem Mauerfall glühen zunächst die Telefonleitungen zwischen
der Berliner Studentin und dem jungen Mann aus dem Rheinland, bevor sich Möllmann wenige
Tage später, vor Aufregung zitternd, mit dem Zug gen Westen begibt. Die Pflanze ihrer Liebe
bekommt nun neuen Nährboden.
Doch nicht nur auf persönlicher Ebene nähern sich Ost und West im weiteren Verlauf an, auch
geschäftliche Beziehungen werden geknüpft. Ein Beispiel dafür ist Rainer Laser, der im
niedersächsischen Lüchow ein Elektronikfachgeschäft betreibt. In der Kleinstadt herrscht bald
Ausnahmezustand, die nahe gelegene Grenze nutzen zahlreiche DDR-Bürger als Eintrittstor in
den „Goldenen Westen“. Sie haben insbesondere Augen für die bunte Welt der Konsumgüter.
Zunächst freut sich Laser darüber, den interessierten Besuchern Informationsmaterial über seine
angebotenen Produkte aushändigen zu können, später erfährt sein Geschäft durch die
zahlreichen Neukunden einen wahren Boom.
Ein gänzlich neues Aktivitätsfeld eröffnet sich dagegen in Berlin für Alwin Nachtweh. Die Berliner
Mauer wird zu einer Touristenattraktion und Nachtweh macht sich die Begehrlichkeiten der Gäste
aus aller Welt zunutze: Er verkauft Stücke der Mauer. Die unterschiedlich großen Exemplare sind
heiß begehrt, doch der Aufwand zur Gewinnung ist enorm – und kostet ihn jede Menge Schweiß
und Blut.
Damals nach der DDR
Teil 2: „Aufbruch und Abschied“
20. September 2010, 21.00 Uhr im Ersten
Anfang des Jahres 1990 ist das Ende der DDR bereits absehbar, auch die alles beherrschende
SED kann daran wenig ändern – die Partei, die bisher alle Fäden in der Hand hielt, hat ihre
Führungsrolle verloren. Millionen von Mitgliedern sind orientierungslos. So geht es auch Heidrun
Kruse, die nördlich von Berlin seit sieben Jahren als Pionierleiterin in der „Pionierrepublik
Wilhelm Pieck“ tätig ist. Bisher hat sie in ihrem Traumberuf Freizeitangebote ebenso wie
politische Schulungen organisiert, doch wie bei vielen SED-Genossen macht sich nun
Ratlosigkeit in ihr breit. Ihre Partei, die jahrzehntelang die Macht für sich beansprucht hatte, weiß
plötzlich selbst keinen Rat mehr und auch Kruse, deren Job am seidenen Faden hängt, spürt
erstmals Existenzangst. Der Austritt aus der Partei erscheint ihr schließlich als letzter Ausweg.
Unterdessen sehnen sich die DDR-Bürger nach Dingen, die sie jahrelang entbehren mussten.
Sie reisen in den Westen, konsumieren bislang unbekannte Waren und haben ein Verlangen
nach freien Informationen. Von den staatsnahen DDR-Medien bekamen sie bislang nur gefilterte
Nachrichten geboten, nun soll sich das schnellstmöglich ändern. Doch westliche Presseprodukte
sind anfangs noch verboten. Für den niedersächsischen Unternehmer Dirk Rossmann ist das
jedoch kein Hindernis, er möchte dennoch seinen Teil dazu beitragen, die Landesnachbarn mit
freier Presse zu versorgen. Mit 20.000 Exemplaren des Spiegel-Magazins im Gepäck macht er
sich auf den Weg nach Leipzig, die Grenzkontrollen umgeht er mit einem Trick. In der
sächsischen Großstadt bekommt er dann den ungezügelten Durst der Einwohner auf
unabhängige Informationen am eigenen Leib zu spüren – die Mitbringsel werden ihm förmlich
aus den Händen gerissen.
Ähnlich ergeht es Margot Friedrich in Eisenach, die weder auf vergleichbare Lieferungen aus
dem Westen noch auf die Reformation der DDR-Presse zu warten gewillt ist, sondern selbst
journalistisch aktiv wird: Sie gründet ein unabhängiges Blatt mit dem Namen „Die Andere
Zeitung“. Zunächst in Eigenregie, später unter Mithilfe von Gleichgesinnten, versorgt sie ihre
Mitmenschen mit interessanten Berichten über das aktuelle Geschehen, auf journalistische
Konventionen nimmt sie dabei wenig Rücksicht. Eines ihrer ersten Themen behandelt die ersten
freien Wahlen in der DDR. Diese offenbaren, was die Bevölkerung mehrheitlich will: ein
einheitliches Deutschland auf demokratischer Basis.
Der erste große Schritt zu einem vereinten Land soll mit der Einführung der D-Mark im Osten
getan werden. Während der kurzen, aber intensiven Vorbereitungen für die deutsch-deutsche
Währungsunion muss das Referat „Innerdeutsche Beziehungen“ des Bundesfinanzministeriums
unter der Leitung von Thilo Sarrazin jede Menge Fragen klären. Allen voran, welcher
Umtauschkurs schließlich zugrunde gelegt werden soll. „Nur eine Umstellung 1:1 konnte in Frage
kommen“, erinnert sich Sarrazin. Als die DDR-Bürger letztlich am 1. Juli die Banken stürmen und
das begehrte Westgeld in Empfang nehmen, denkt noch keiner an die Schattenseiten.
Ausgestattet mit der harten Währung beginnt ein Ansturm auf die Kaufhäuser, aus denen jedoch
nach und nach die Ost-Produkte verschwinden. Margot Siedow, die bereits seit 28 Jahren bei
einem Eishersteller in Leipzig arbeitet, bekommt diese Entwicklung zeitnah zu spüren: Die
Nachfrage nach dem in der DDR begehrten Eis am Stiel sinkt rapide, es droht das Ende der
Produktion.
Damals nach der DDR
Teil 3: „Flitterwochen und Rosenkrieg“
27. September 2010, 21.00 Uhr im Ersten
Am 3. Oktober 1990 ist es soweit: Die Menschen bejubeln die lang ersehnte deutsche
Wiedervereinigung, ein großer Festakt in Berlin würdigt die friedliche Revolution. Es herrscht
Silvesterstimmung mitten im Herbst, doch bei vielen Ostdeutschen vermischen sich die positiven
Gedanken mit einer gehörigen Portion Skepsis. Es folgen die mühsame Umgestaltung eines
Landes nach dem Vorbild der Bundesrepublik und ein schlagartiger Wandel der
Lebensverhältnisse von Millionen von Menschen. Tausende von Westdeutschen wollen ihre
neuen Landsleute unterstützen und an einer erfolgreichen Umsetzung der Einheit partizipieren.
Sie werden als Fachleute in Ministerien, Behörden und in der Wirtschaft dringend beim Aufbau
Ost gebraucht. Manche lockt das Geld, andere die neue Herausforderung.
Einer der damaligen Aufbauhelfer ist Bernd Capellen, der kurz nach der Wiedervereinigung nach
Halle an der Saale kommt. Im Auftrag der Treuhandanstalt soll er ehemalige DDR-Betriebe für
den Weltmarkt fit machen. Ihn erwartet eine gewaltige Aufgabe, deren tatsächliches Ausmaß
sich für den Rheinländer erst nach und nach erschließt. Schnell stellt er fest, dass die meisten
ostdeutschen Betriebe wegen veralteter Produktionsbedingungen und Absatzschwierigkeiten
entweder schon insolvent oder kurz davor sind. Als Treuhandmitarbeiter muss er deshalb oft
schmerzhafte Entscheidungen treffen, die unter den Menschen seiner Wahlheimat große
Unzufriedenheit auslösen. Schon bald lassen die Betroffenen ihrem Ärger freien Lauf, auch
Capellen bekommt dies zu spüren.
Auch die Filmfabrik ORWO im Sachsen-Anhaltinischen Wolfen muss die schmerzhafte Erfahrung
machen, dass die dramatischen technologischen Rückstände nicht aufzuholen sind und eine fast
hundertjährige Tradition mit der Abwicklung durch die Treuhand beendet wird. Unter den
Angestellten befindet sich auch Karla König, die bereits seit 1952 im Unternehmen beschäftigt ist
und bislang für die Lehrlingsausbildung verantwortlich war. Sie verliert nicht nur ihren
Arbeitgeber, sondern auch ihren Lebensmittelpunkt und teilt fortan mit vielen Bewohnern der
Stadt das unbefriedigende Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden. Bald gibt es für sie jedoch
neue Hoffnung: König bekommt die Aufgabe, Studenten durch die ehemalige Filmfabrik zu
führen.
Aufgrund der zunehmenden Massenarbeitslosigkeit sehen viele Ostdeutsche ihre Hoffnungen
enttäuscht, doch auch im Westen der Republik schlägt die Stimmung zunehmend um. Besonders
die Einführung des „Solidaritätszuschlags“ für den Aufbau Ost zum 1. Juli '91 für alle
Bundesbürger ist vielen ein Dorn im Auge und belastet die innerdeutschen Beziehungen. Die
Mauer zwischen Ost und West – in den Köpfen bleibt sie noch bestehen. Auch das
Mecklenburgische Dorf Passee bekommt dies deutlich zu spüren, als Oberbürgermeister Adolf
Wittek unerwarteten Besuch aus dem Westen bekommt: Ein Makler aus Bad Schwartau stellt
sich bei ihm als der neue Besitzer des Gemeindehauses vor und verlangt fortan Miete für das
von den Bewohnern in gemeinnütziger Arbeit errichtete Gebäude, das Konsum, Post und
Bürgermeisterbüro, beherbergt. Der Bürgermeister reagiert wütend und der Fall kommt vor
Gericht. Wie in vielen vergleichbaren Fällen müssen die Besitzverhältnisse geklärt werden –
oftmals ohne Erfolg für die bisherigen Nutzer. Wittek entschließt sich zu einem Schritt, der ihn
weit über sein Dorf hinaus für viele zu einem Helden macht.
Damals nach der DDR
Teil 4: „Einheitsfrust und Einheitslust“
4. Oktober 2010, 21.00 Uhr im Ersten
Die DDR ist seit vier Jahren Geschichte, aber die juristische Aufarbeitung der Vergangenheit
beginnt gerade erst. Die Prozesse gegen Staatsführung und Mauerschützen sind zwar
medienwirksam, für die Opfer des Regimes erweisen sich die Urteile jedoch oftmals als
unbefriedigend. Auf verspätete Gerechtigkeit hofft auch der Ost-Berliner Jürgen Litfin, dessen
älterer Bruder Günther beim Fluchtversuch am 24. August 1961 ums Leben kam – erschossen
von einem Grenzposten. Was bleibt, ist die Erinnerung und ein Gedenkstein für seinen Bruder,
der als das erste Todesopfer gilt, das die Mauer forderte. Durch die Zentrale Ermittlungsgruppe
für Regierungs- und Vereinigungskriminalität ZERV, die sich mit der strafrechtlichen Aufarbeitung
von Leid und Unrecht in der DDR befasst, erfährt er mehr als dreißig Jahre nach der Tat die
erschreckenden Einzelheiten. Als schließlich im Rahmen der sogenannten
Mauerschützenprozesse auch der Fall seines Bruders verhandelt wird, macht sich in Litfin Wut
breit – insbesondere über das Urteil.
Unterdessen ist nach einigen Jahren des Lebens im vereinten Land beiderseits Ernüchterung
eingekehrt. Gerade viele Ostdeutsche denken oftmals mit Wehmut an das Leben in der DDR
zurück, teilweise setzt eine Verklärung der Vergangenheit ein. Eine Welle der Ostalgie schwappt
über das Gebiet der ehemaligen DDR. Auch bekannte Ostprodukte feiern ihre
Wiederauferstehung. Ob Zigaretten, Sekt oder Waschmittel – viele Waren kehren in den Handel
zurück und verkaufen sich gut. Ihr Erfolg ist gleichzeitig Ausdruck der Sehnsucht vieler
Ostdeutschen nach dem früheren Leben. In Nordhausen kann sich Ralf Heckel dies zunutze
machen: Er kreiert Ostalgie-Parties. Auf diesen wird zu den Hits der DDR-Musik getanzt, „Vita
Cola“ getrunken und das Pionierhalstuch getragen, während ein Honecker-Double für die
Unterhaltung zuständig ist. Die dargestellte Wiedergeburt der DDR bedient ein verbreitetes
Lebensgefühl dieser Zeit, für den findigen Veranstalter wiederum erweist sie sich als Goldgrube.
Mit einer anderen Kapitalanlage schaufelt sich hingegen Georg Elsner aus dem hessischen
Marburg unfreiwillig sein finanzielles Grab. Der damals erfolgreiche Zahnarzt möchte seine
Ersparnisse möglichst gewinnbringend im Osten der Republik anlegen und beschließt, in einen
geschlossenen Immobilienfonds zu investieren, der als „bombensichere“ Anlage im Osten
angepriesen wird. Von seinem Sparkonto fließen 300.000 DM in ein Objekt in Dessau. Als er
jedoch eines Tages an einer der Gesellschafterversammlungen teilnimmt, schwant ihm bereits
Böses. Neben den Mitgliedern des Managements ist er der einzige Anwesende und auch die
Zahlen sind wenig ermutigend. Elsner ahnt, dass mit seiner Investition irgendetwas nicht stimmt
und erlangt Gewissheit als er das Investitionsobjekt später besichtigt: Er findet ein fast leer
stehendes Haus vor. Überschattet wird sein Unglück zudem noch vom plötzlichen Tod seiner
Frau.
Damals nach der DDR
Ausgewählte Zitate beteiligter Zeitzeugen
„Am 10. haben wir den ganzen Tag auf den Stuben verbracht und die Ereignisse
fassungslos verfolgt. Wir wussten nicht, wie das jetzt alles weitergeht. Mitten in diese
Diskussion platzte dann plötzlich diese Horrornachricht für uns rein: erhöhte
Gefechtsbereitschaft.“
(Hanns-Christian Catenhusen, der zum 1. November 1989 in die NVA eingerufen wurde)
„Ich bin dann an dem Donnerstag von meinen Freundinnen bis zum Tränenpalast
begleitet worden und dann zum ersten Mal da durch gegangen, wo ich mich sonst immer
nur verabschieden konnte. Das war also alles ganz, ganz fürchterlich aufregend. Und am
liebsten wäre ich umgedreht und wieder nach Hause gefahren, weil ich solche Angst
hatte.“
(Silke Möllmann, die als DDR-Studentin eine Fernbeziehung zu einem BRD-Bürger geführt hatte
und diese durch den Mauerfall ausleben konnte)
„Das war schwere Arbeit. Und auch richtig gefährlich. Also ich habe kaum einen Tag
erlebt, an dem ich nicht irgendwo geblutet hab. Die Mauer hat mich viel Blut gekostet.“
(Alwin Nachtweh, der sich in Berlin seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von
Mauerbruchstücken finanzierte)
„Ich hab so ne richtig rosarote Brille aufgehabt. Habe weitergegeben, was man mir gesagt
hat und war so, wie sie sich sozialistische Kinder gewünscht haben.“
(Heidrun Kruse, die als Pionierleiterin nördlich von Berlin gearbeitet hatte)
„Da hab ich´s mit der Angst bekommen. In wenigen Minuten wussten 120.000 Menschen:
Da gibt es Spiegelhefte umsonst. Meine Frau kroch dann unter den Ford Transit, ich
kletterte oben drauf. Die Menschenmassen drückten, weil jetzt alle ein Spiegelheft haben
wollten.“
(Dirk Rossmann, Drogerieunternehmer, der Leipzig auf eigenes Risiko Leipzig mit 20.000
Ausgaben des Spiegel-Magazins versorgte)
„Da ich ja wusste, dass mit der Umstellung auch die Mieten steigen würden und sich alles
anpassen würde, hab ich mir gesagt, dass kann ja nun gar nicht sein, dass mit der
Währungsumstellung der Lebensstandart sinkt. Darum konnte nur eine Umstellung 1:1 in
Frage kommen. Das war mir völlig klar.“
(Thilo Sarrazin, damals Leiter des Referats „Innerdeutsche Beziehungen“, das die deutschdeutsche Währungs- und Sozialunion vorbereitete)
„Es war schon für viele eine sehr, sehr frustrierende Zeit. Als ich einmal sagte, ich wäre
bei der Treuhandanstalt, da kam die Verärgerung hoch und schon hatte ich die Cola im
Gesicht.“
(Bernd Capellen, damals Mitarbeiter der Treuhandanstalt in Halle/Saale)
Damals nach der DDR
Begleitmaterial zur vierteiligen ARD-Dokumentation
„Damals nach der DDR – Geschichten von Abschied und Aufbruch“
Das Begleitbuch
aufgezeichnet von Simone Schmollack und Katrin Weber-Klüver
Ein einzigartiges Dokument der Geschichte: Über 1000 Menschen wurden befragt, wie sich die
Wiedervereinigung auf ihre Biographie auswirkte. Im Begleitbuch zu dem ambitionierten Projekt
berichten 28 von ihnen - Ost- und Westdeutsche - über ihr Leben nach dem Mauer-fall. Es sind
Geschichten von Resignation und Aufbruch, von Menschen, die ihre Existenz verlieren und den
Widerstand lernen. Sie sind Vertreter jener Generation, die den großen historischen Donner von
Wende und Wiedervereinigung mit erlebten und deren Alltag und Zukunft plötzlich ungewiss
waren. Von einem Bürgermeister, der sich gegen den Ausverkauf seiner Gemeinde durch einen
Makler zur Wehr setzt, oder von einer Sekretärin, die die erste unabhängige Lokalzeitung der
Altmark gründete: Es sind beispiellose Geschichten, die auch zeigen, wozu Menschen in
Extremsituationen fähig sind. Sie spiegeln die Geschichte der Republik nach dem Fall der Mauer
wider. Das Buch ist in thematische Kapitel wie Liebe, Beruf, Ostalgie, Enttäuschung,
Vergangenheitsbewältigung oder Aufbau gegliedert und erscheint am 25. August beim Aufbau
Verlag.
„Damals nach der DDR“ - Die DVD
Im Anschluss an die Ausstrahlung im Fernsehen sind die vier Teile der Dokumentation „Damals
nach der DDR“ auf DVD erhältlich. Neben den kompletten Folgen „Einheit und Auflösung“,
„Aufbruch und Abschied“, „Flitterwochen und Rosenkrieg“ sowie „Einheitsfrust und Einheitslust“
enthält die Sammlung umfangreiches Bonusmaterial. Dem Zuschauer wird ein exklusiver Blick
hinter die Kulissen des Produktionsprozesses gewährt, zudem bieten ausführliche
Hintergrundberichte zum Projekt und zur Geschichte, unveröffentlichte Auszüge aus den
Interviews und weiteres Archivmaterial einen zusätzlichen Mehrwert. Das Komplettpaket ist ab
dem 24. September im Handel erhältlich und wird von Polyband Medien vertrieben.
„Damals nach der DDR“ - Das Internetprojekt
Die Ereignisse nach dem Mauerfall können auch im Internet nachvollzogen werden. Das
umfangreiche Internetportal www.damals-nach-der-ddr.de lädt ein zu einer Zeitreise in die
Vergangenheit. Im Mittelpunkt stehen die Zeitzeugen und ihre Schicksale. die für den InternetNutzer durch Texte, Audios und Videos medienspezifisch aufbereitet und dadurch erlebbar
werden. Ein klassisches Geschichtsprojekt für das Fernsehen wird so zur "Web-Doku" – und
geht damit auch im Netz neue Wege.
„Dieser Augenblick“ - Der Titelsong von Peter Heppner
Mit „Die Flut“ wurde Peter Heppner 1998 deutschlandweit berühmt, 2003 sang er dann seinen Hit
„Wir sind Wir“ in Begleitung des Filmorchesters Babelsberg zum Staatsakt am Tag der
Deutschen Einheit. Nun wird der Jahrestag der Wiedervereinigung für den früheren EchoGewinner erneut einen prominenten Platz in seiner Vita einnehmen: In Zusammenarbeit mit dem
Komponisten José Alvarez-Brill hat er anlässlich des 20-jährigen Jubiläums für die ARDDokumentationsreihe „Damals nach der DDR“ den Titelsong „Dieser Augenblick“ beigesteuert.
„José, der für die gesamte musikalische Untermalung der Dokumentationsserie verantwortlich ist,
hatte schon frühzeitig die Idee, für den Titelsong eine Zusammenarbeit mit mir vorzuschlagen!
Da ich die Musik, die José mit mehreren Komponisten zusammen produziert hatte, nicht nur sehr
mochte, sondern auch sehr passend fand, gingen wir dann auch gleich an die Arbeit“, beschreibt
Heppner die Beweggründe und zeigt sich vom Ergebnis der Arbeit sehr angetan: „Schließlich
haben wir es dann auch hingekriegt, ein Lied zu schreiben, das diesem großen Thema gerecht
werden kann.“
Damals nach der DDR
Ausgewählte Bilder von beteiligten Zeitzeugen:
Hanns-Christian
Catenhusen als NVA-Soldat
Karla Koenig in der ORWOFilmfabrik in Wolfen
„Begrüßungsgeld“ für
eine Ostalgie-Party
Alwin Nachtweh bei seiner Arbeit
an der Berliner Mauer
Margot Friedrich in ihrem
„Redaktionsbüro“
Rainer Laser mit Hund
Partyorganisator Ralf Heckel
Das spätere Ehepaar Silke
und Jan Möllmann
Heidrun Kruses FDJ-Ausweis
Damals nach der DDR
Stab
Producer
Katrin Feldmann
Produktionsleitung
Holger Koop
Produktionsleitung MDR
Frank Seidel
Produzent
Gunnar Dedio
Redaktion MDR
Ulrich Brochhagen
Wolfgang Fandrich
Redaktion RBB
Jens Stubenrauch
Autoren Teil 1+4
Jan Peter
Yury Winterberg
Autoren Teil 2
Ariane Riecker
Autor Teil 3
Ulrike Biehounek
Serienregie
Jan Peter
Szenische Regie
Mira Thiel
Kamera
Jürgen Rehberg
Schnitt T1+2+3+4
Schnitt 2
Schnitt 3
Susanne Schiebler
Dirk Seliger
Guntram Schuschke
Danjiela Kristic
Szenenbild
Mareike Jetten
Kostümbild
Gabriela Krampe
Maske
Mandula Hilf
Olivia Ermel
Tonmischung
Tobias Fritzsch
Musik
Jose Alvarez Brill
Martin Grassl
Christoph Schauer
Titelsong
Sprecher
Peter Heppner
Udo Schenk
Regieassistenz
Alexander Binder
Titelfoto
Lutz Hofmann
Oberbeleuchter
Martin Handrow
Kamera-Bühne
Erik Sens
Sebastian Krückl
Standfotos
Steffen Junghans
Andreas Wünschirs
1. Aufnahmeleitung
Christian Ladtsch
Motivaufnahmeleitung
Steffen Runke
Set-Aufnahmeleitung
Jörg Hartmann
Alexander Ullmann
Recherche
Josune Aparicio Vogl
Kristin Schwidup
Claudia Stehr
Roy Herzog
Gesine König
Archivrecherche
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Begleitbuch/Buchautoren
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