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Damals nach der DDR Teil 1 „Freiheit und Auflösung“: 13. September 2010 Teil 2 „Aufbruch und Abschied“: 20. September 2010 Teil 3 „Flitterwochen und Rosenkrieg“: 27. September 2010 Teil 4 „Einheitsfrust und Einheitslust“: 04. Oktober 2010 Jeweils 21.00 Uhr im Ersten Weitere Informationen unter www.damals-nach-der-ddr.de Damals nach der DDR Es war ein Tag, der Weltgeschichte geschrieben hat: Am 3. Oktober 1990 wurde Deutschland nach über 45 Jahren der Teilung wieder vereint. Der Tag der Deutschen Einheit war für Millionen von Deutschen die Erfüllung eines Traums und markierte zugleich eine epochale Zeitenwende, die nicht nur die beiden deutschen Staaten, sondern schließlich auch Europa wieder zusammengeführt hat. Anlässlich des diesjährigen 20-jährigen Jubiläums gilt es, die historischen Geschehnisse, die mit der Friedlichen Revolution in der DDR ihren Lauf nahmen, zu würdigen und sich die Erfolgsgeschichte vor Augen zu führen. Dies tut die ARD mit ihrer Fernsehdokumentation „Damals nach der DDR“. Es ist ein Rückblick auf eine Zeit voller Dramatik, Spannung und Aufregung, die das Leben vieler Einwohner des Landes entscheidend änderte. Anhand von Wendeerlebnissen verschiedener Menschen aus ganz Deutschland porträtiert die Serie die Zeit des Wandels und weckt Erinnerungen an Geschehnisse, die teilweise bereits in Vergessenheit geraten sind. Im Mittelpunkt der vierteiligen Reihe, die ab dem 13. September wöchentlich um 21 Uhr im Ersten ausgestrahlt wird, stehen zahlreiche Zeitzeugen und ihre außergewöhnlichen Geschichten. Sie berichten von unvergesslichen Erlebnissen, die symbolisch für die Historie einer ganzen Generation stehen. Ob der Berliner, der mit dem Verkauf von Bruchstücken der Berliner Mauer seinen Lebensunterhalt verdiente, der Elektronik-Einzelhändler, dessen Geschäft durch den Mauerfall enorm boomte, das SED-Mitglied, für das eine ganze Welt zusammen brach, oder der Erfinder von „Ostalgie-Parties“: Menschen, für die die politische Wende von einschneidender Bedeutung war, kommen zu Wort und erzählen von ihren persönlichen Schicksalen, mit denen sie abseits der weltpolitischen Bühne Geschichte geschrieben haben. Im Zuge der Recherchen für die Gemeinschaftsproduktion zwischen dem MITTELDEUTSCHEN RUNDFUNK, RBB, der Deutschen Welle, France 5, dem japanischen Sender NHK, dem GoetheInstitut und LOOKS Film wurden etwa 1000 Bundesbürger interviewt, in deren Leben sowohl Deutsche Einheit als auch Mauer-fall eine Zäsur waren. Unter wissenschaftlicher Mithilfe wurde nach den prägenden Einschnitten im Lebenslauf gesucht – die interessantesten Geschichten wurden schließlich filmisch umgesetzt. Die Serie formt somit aus Biographien, Hinter-gründen und Fakten die Geschichte Deutschlands nach der Öffnung der inner-deutschen Grenze und lässt die Zeit mithilfe von Archivbildern sowie Privat-aufnahmen wieder aufleben. Zu den befragten Zeitzeugen zählen auch Schlüsselfiguren des Wendeprozesses wie Christa Luft, Lothar Späth oder Thilo Sarrazin. Das umfangreiche Projekt wird schließlich durch eine DVD, ein Begleitbuch, ein Radiofeature und eine umfangreiche Internetplattform abgerundet und auf eine multimediale Ebene gehoben. Somit kann das Publikum auf verschiedenste Weise die einzigartigen Rechercheergebnisse nutzen – und das national sowie international: Der Vierteiler wird auch in einer englischen, französischen und arabischen Sprachfassung mit spanischen Untertiteln produziert und anschließend weltweit vertrieben. Darüber hinaus sorgt auch das Goethe-Institut für eine Verbreitung rund um den Globus: Die Bibliotheken und Lesesäle von 150 internationalen Vertretungen werden mit der DVD-Edition von „Damals nach der DDR“ in den unterschiedlichen Sprachfassungen bestückt. Rechtzeitig zum 20-jährigen Jubiläum der Wiedervereinigung können sich dadurch Menschen weltweit der Wendeereignisse in Deutschland besinnen. Damals nach der DDR Teil 1: „Freiheit und Auflösung“ 13. September 2010, 21.00 Uhr im Ersten Die Bilder gingen um die Welt: Millionen von Menschen bevölkern am Abend des 9. Novembers 1989 die Straßen Berlins, es herrscht grenzenloser Jubel, Tränen der Freude fließen, Unbekannte umarmen einander. Die plötzliche Öffnung der Berliner Mauer ist ein Wendepunkt in der Geschichte des Landes und ein nie vergessenes Ereignis für Großteile der deutschen Bevölkerung. Doch nicht allen Berlinern sind die Feierlichkeiten an jenem Tag vergönnt, manch einer bekommt noch nicht einmal mit, welch geschichtsträchtiges Ereignis sich gerade in der Metropole abspielt. Einer von ihnen ist Hanns-Christian Catenhusen, der wenige Tage zuvor im brandenburgischen Beelitz seinen Grundwehrdienst in der Nationalen Volksarmee der DDR angetreten hatte. Zusammen mit seinen Kameraden schaut er zwar die abendliche Nachrichtensendung und sieht die legendäre Pressekonferenz, bei der die Öffnung der innerdeutschen Grenze bekannt gegeben wird, doch die Tragweite dieser Worte wird der Truppe in dem Moment nicht bewusst. Erst am folgenden Tag erkennen sie alle die Bedeutung – erst recht als es plötzlich heißt: „Erhöhte Gefechtsbereitschaft!“. Für Catenhusen folgen Stunden des Horrors, in denen er damit rechnen muss, den Einsatzbefehl an die Mauer zu bekommen und sogar von seiner Waffe Gebrauch machen zu müssen. Die Aussicht auf einen Schießbefehl löst in ihm pure Angst aus, weswegen er rückblickend vom „schwärzesten Tag“ seines Lebens spricht. Besser ergeht es dem Großteil seiner Landsleute: In Massen überqueren die glücklichen DDRBürger in den kommenden Tagen die plötzlich geöffnete Grenze und werden dabei von ebenso freudestrahlenden Westbürgern empfangen. Vielerorts fließen Tränen der Freude darüber, dass auch im privaten Bereich „zusammen wächst, was zusammen gehört“: Familien werden wieder vereint und auch der länderübergreifenden Liebe sind nun keine Grenzen mehr gesetzt. So auch im Fall der damaligen DDR-Studentin Silke Möllmann, die sich wenige Jahre zuvor in einen Schüler aus der BRD verliebt hatte und seitdem mit ihm eine Fernbeziehung führt – mit äußerst begrenzten Möglichkeiten. Nach dem Mauerfall glühen zunächst die Telefonleitungen zwischen der Berliner Studentin und dem jungen Mann aus dem Rheinland, bevor sich Möllmann wenige Tage später, vor Aufregung zitternd, mit dem Zug gen Westen begibt. Die Pflanze ihrer Liebe bekommt nun neuen Nährboden. Doch nicht nur auf persönlicher Ebene nähern sich Ost und West im weiteren Verlauf an, auch geschäftliche Beziehungen werden geknüpft. Ein Beispiel dafür ist Rainer Laser, der im niedersächsischen Lüchow ein Elektronikfachgeschäft betreibt. In der Kleinstadt herrscht bald Ausnahmezustand, die nahe gelegene Grenze nutzen zahlreiche DDR-Bürger als Eintrittstor in den „Goldenen Westen“. Sie haben insbesondere Augen für die bunte Welt der Konsumgüter. Zunächst freut sich Laser darüber, den interessierten Besuchern Informationsmaterial über seine angebotenen Produkte aushändigen zu können, später erfährt sein Geschäft durch die zahlreichen Neukunden einen wahren Boom. Ein gänzlich neues Aktivitätsfeld eröffnet sich dagegen in Berlin für Alwin Nachtweh. Die Berliner Mauer wird zu einer Touristenattraktion und Nachtweh macht sich die Begehrlichkeiten der Gäste aus aller Welt zunutze: Er verkauft Stücke der Mauer. Die unterschiedlich großen Exemplare sind heiß begehrt, doch der Aufwand zur Gewinnung ist enorm – und kostet ihn jede Menge Schweiß und Blut. Damals nach der DDR Teil 2: „Aufbruch und Abschied“ 20. September 2010, 21.00 Uhr im Ersten Anfang des Jahres 1990 ist das Ende der DDR bereits absehbar, auch die alles beherrschende SED kann daran wenig ändern – die Partei, die bisher alle Fäden in der Hand hielt, hat ihre Führungsrolle verloren. Millionen von Mitgliedern sind orientierungslos. So geht es auch Heidrun Kruse, die nördlich von Berlin seit sieben Jahren als Pionierleiterin in der „Pionierrepublik Wilhelm Pieck“ tätig ist. Bisher hat sie in ihrem Traumberuf Freizeitangebote ebenso wie politische Schulungen organisiert, doch wie bei vielen SED-Genossen macht sich nun Ratlosigkeit in ihr breit. Ihre Partei, die jahrzehntelang die Macht für sich beansprucht hatte, weiß plötzlich selbst keinen Rat mehr und auch Kruse, deren Job am seidenen Faden hängt, spürt erstmals Existenzangst. Der Austritt aus der Partei erscheint ihr schließlich als letzter Ausweg. Unterdessen sehnen sich die DDR-Bürger nach Dingen, die sie jahrelang entbehren mussten. Sie reisen in den Westen, konsumieren bislang unbekannte Waren und haben ein Verlangen nach freien Informationen. Von den staatsnahen DDR-Medien bekamen sie bislang nur gefilterte Nachrichten geboten, nun soll sich das schnellstmöglich ändern. Doch westliche Presseprodukte sind anfangs noch verboten. Für den niedersächsischen Unternehmer Dirk Rossmann ist das jedoch kein Hindernis, er möchte dennoch seinen Teil dazu beitragen, die Landesnachbarn mit freier Presse zu versorgen. Mit 20.000 Exemplaren des Spiegel-Magazins im Gepäck macht er sich auf den Weg nach Leipzig, die Grenzkontrollen umgeht er mit einem Trick. In der sächsischen Großstadt bekommt er dann den ungezügelten Durst der Einwohner auf unabhängige Informationen am eigenen Leib zu spüren – die Mitbringsel werden ihm förmlich aus den Händen gerissen. Ähnlich ergeht es Margot Friedrich in Eisenach, die weder auf vergleichbare Lieferungen aus dem Westen noch auf die Reformation der DDR-Presse zu warten gewillt ist, sondern selbst journalistisch aktiv wird: Sie gründet ein unabhängiges Blatt mit dem Namen „Die Andere Zeitung“. Zunächst in Eigenregie, später unter Mithilfe von Gleichgesinnten, versorgt sie ihre Mitmenschen mit interessanten Berichten über das aktuelle Geschehen, auf journalistische Konventionen nimmt sie dabei wenig Rücksicht. Eines ihrer ersten Themen behandelt die ersten freien Wahlen in der DDR. Diese offenbaren, was die Bevölkerung mehrheitlich will: ein einheitliches Deutschland auf demokratischer Basis. Der erste große Schritt zu einem vereinten Land soll mit der Einführung der D-Mark im Osten getan werden. Während der kurzen, aber intensiven Vorbereitungen für die deutsch-deutsche Währungsunion muss das Referat „Innerdeutsche Beziehungen“ des Bundesfinanzministeriums unter der Leitung von Thilo Sarrazin jede Menge Fragen klären. Allen voran, welcher Umtauschkurs schließlich zugrunde gelegt werden soll. „Nur eine Umstellung 1:1 konnte in Frage kommen“, erinnert sich Sarrazin. Als die DDR-Bürger letztlich am 1. Juli die Banken stürmen und das begehrte Westgeld in Empfang nehmen, denkt noch keiner an die Schattenseiten. Ausgestattet mit der harten Währung beginnt ein Ansturm auf die Kaufhäuser, aus denen jedoch nach und nach die Ost-Produkte verschwinden. Margot Siedow, die bereits seit 28 Jahren bei einem Eishersteller in Leipzig arbeitet, bekommt diese Entwicklung zeitnah zu spüren: Die Nachfrage nach dem in der DDR begehrten Eis am Stiel sinkt rapide, es droht das Ende der Produktion. Damals nach der DDR Teil 3: „Flitterwochen und Rosenkrieg“ 27. September 2010, 21.00 Uhr im Ersten Am 3. Oktober 1990 ist es soweit: Die Menschen bejubeln die lang ersehnte deutsche Wiedervereinigung, ein großer Festakt in Berlin würdigt die friedliche Revolution. Es herrscht Silvesterstimmung mitten im Herbst, doch bei vielen Ostdeutschen vermischen sich die positiven Gedanken mit einer gehörigen Portion Skepsis. Es folgen die mühsame Umgestaltung eines Landes nach dem Vorbild der Bundesrepublik und ein schlagartiger Wandel der Lebensverhältnisse von Millionen von Menschen. Tausende von Westdeutschen wollen ihre neuen Landsleute unterstützen und an einer erfolgreichen Umsetzung der Einheit partizipieren. Sie werden als Fachleute in Ministerien, Behörden und in der Wirtschaft dringend beim Aufbau Ost gebraucht. Manche lockt das Geld, andere die neue Herausforderung. Einer der damaligen Aufbauhelfer ist Bernd Capellen, der kurz nach der Wiedervereinigung nach Halle an der Saale kommt. Im Auftrag der Treuhandanstalt soll er ehemalige DDR-Betriebe für den Weltmarkt fit machen. Ihn erwartet eine gewaltige Aufgabe, deren tatsächliches Ausmaß sich für den Rheinländer erst nach und nach erschließt. Schnell stellt er fest, dass die meisten ostdeutschen Betriebe wegen veralteter Produktionsbedingungen und Absatzschwierigkeiten entweder schon insolvent oder kurz davor sind. Als Treuhandmitarbeiter muss er deshalb oft schmerzhafte Entscheidungen treffen, die unter den Menschen seiner Wahlheimat große Unzufriedenheit auslösen. Schon bald lassen die Betroffenen ihrem Ärger freien Lauf, auch Capellen bekommt dies zu spüren. Auch die Filmfabrik ORWO im Sachsen-Anhaltinischen Wolfen muss die schmerzhafte Erfahrung machen, dass die dramatischen technologischen Rückstände nicht aufzuholen sind und eine fast hundertjährige Tradition mit der Abwicklung durch die Treuhand beendet wird. Unter den Angestellten befindet sich auch Karla König, die bereits seit 1952 im Unternehmen beschäftigt ist und bislang für die Lehrlingsausbildung verantwortlich war. Sie verliert nicht nur ihren Arbeitgeber, sondern auch ihren Lebensmittelpunkt und teilt fortan mit vielen Bewohnern der Stadt das unbefriedigende Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden. Bald gibt es für sie jedoch neue Hoffnung: König bekommt die Aufgabe, Studenten durch die ehemalige Filmfabrik zu führen. Aufgrund der zunehmenden Massenarbeitslosigkeit sehen viele Ostdeutsche ihre Hoffnungen enttäuscht, doch auch im Westen der Republik schlägt die Stimmung zunehmend um. Besonders die Einführung des „Solidaritätszuschlags“ für den Aufbau Ost zum 1. Juli '91 für alle Bundesbürger ist vielen ein Dorn im Auge und belastet die innerdeutschen Beziehungen. Die Mauer zwischen Ost und West – in den Köpfen bleibt sie noch bestehen. Auch das Mecklenburgische Dorf Passee bekommt dies deutlich zu spüren, als Oberbürgermeister Adolf Wittek unerwarteten Besuch aus dem Westen bekommt: Ein Makler aus Bad Schwartau stellt sich bei ihm als der neue Besitzer des Gemeindehauses vor und verlangt fortan Miete für das von den Bewohnern in gemeinnütziger Arbeit errichtete Gebäude, das Konsum, Post und Bürgermeisterbüro, beherbergt. Der Bürgermeister reagiert wütend und der Fall kommt vor Gericht. Wie in vielen vergleichbaren Fällen müssen die Besitzverhältnisse geklärt werden – oftmals ohne Erfolg für die bisherigen Nutzer. Wittek entschließt sich zu einem Schritt, der ihn weit über sein Dorf hinaus für viele zu einem Helden macht. Damals nach der DDR Teil 4: „Einheitsfrust und Einheitslust“ 4. Oktober 2010, 21.00 Uhr im Ersten Die DDR ist seit vier Jahren Geschichte, aber die juristische Aufarbeitung der Vergangenheit beginnt gerade erst. Die Prozesse gegen Staatsführung und Mauerschützen sind zwar medienwirksam, für die Opfer des Regimes erweisen sich die Urteile jedoch oftmals als unbefriedigend. Auf verspätete Gerechtigkeit hofft auch der Ost-Berliner Jürgen Litfin, dessen älterer Bruder Günther beim Fluchtversuch am 24. August 1961 ums Leben kam – erschossen von einem Grenzposten. Was bleibt, ist die Erinnerung und ein Gedenkstein für seinen Bruder, der als das erste Todesopfer gilt, das die Mauer forderte. Durch die Zentrale Ermittlungsgruppe für Regierungs- und Vereinigungskriminalität ZERV, die sich mit der strafrechtlichen Aufarbeitung von Leid und Unrecht in der DDR befasst, erfährt er mehr als dreißig Jahre nach der Tat die erschreckenden Einzelheiten. Als schließlich im Rahmen der sogenannten Mauerschützenprozesse auch der Fall seines Bruders verhandelt wird, macht sich in Litfin Wut breit – insbesondere über das Urteil. Unterdessen ist nach einigen Jahren des Lebens im vereinten Land beiderseits Ernüchterung eingekehrt. Gerade viele Ostdeutsche denken oftmals mit Wehmut an das Leben in der DDR zurück, teilweise setzt eine Verklärung der Vergangenheit ein. Eine Welle der Ostalgie schwappt über das Gebiet der ehemaligen DDR. Auch bekannte Ostprodukte feiern ihre Wiederauferstehung. Ob Zigaretten, Sekt oder Waschmittel – viele Waren kehren in den Handel zurück und verkaufen sich gut. Ihr Erfolg ist gleichzeitig Ausdruck der Sehnsucht vieler Ostdeutschen nach dem früheren Leben. In Nordhausen kann sich Ralf Heckel dies zunutze machen: Er kreiert Ostalgie-Parties. Auf diesen wird zu den Hits der DDR-Musik getanzt, „Vita Cola“ getrunken und das Pionierhalstuch getragen, während ein Honecker-Double für die Unterhaltung zuständig ist. Die dargestellte Wiedergeburt der DDR bedient ein verbreitetes Lebensgefühl dieser Zeit, für den findigen Veranstalter wiederum erweist sie sich als Goldgrube. Mit einer anderen Kapitalanlage schaufelt sich hingegen Georg Elsner aus dem hessischen Marburg unfreiwillig sein finanzielles Grab. Der damals erfolgreiche Zahnarzt möchte seine Ersparnisse möglichst gewinnbringend im Osten der Republik anlegen und beschließt, in einen geschlossenen Immobilienfonds zu investieren, der als „bombensichere“ Anlage im Osten angepriesen wird. Von seinem Sparkonto fließen 300.000 DM in ein Objekt in Dessau. Als er jedoch eines Tages an einer der Gesellschafterversammlungen teilnimmt, schwant ihm bereits Böses. Neben den Mitgliedern des Managements ist er der einzige Anwesende und auch die Zahlen sind wenig ermutigend. Elsner ahnt, dass mit seiner Investition irgendetwas nicht stimmt und erlangt Gewissheit als er das Investitionsobjekt später besichtigt: Er findet ein fast leer stehendes Haus vor. Überschattet wird sein Unglück zudem noch vom plötzlichen Tod seiner Frau. Damals nach der DDR Ausgewählte Zitate beteiligter Zeitzeugen „Am 10. haben wir den ganzen Tag auf den Stuben verbracht und die Ereignisse fassungslos verfolgt. Wir wussten nicht, wie das jetzt alles weitergeht. Mitten in diese Diskussion platzte dann plötzlich diese Horrornachricht für uns rein: erhöhte Gefechtsbereitschaft.“ (Hanns-Christian Catenhusen, der zum 1. November 1989 in die NVA eingerufen wurde) „Ich bin dann an dem Donnerstag von meinen Freundinnen bis zum Tränenpalast begleitet worden und dann zum ersten Mal da durch gegangen, wo ich mich sonst immer nur verabschieden konnte. Das war also alles ganz, ganz fürchterlich aufregend. Und am liebsten wäre ich umgedreht und wieder nach Hause gefahren, weil ich solche Angst hatte.“ (Silke Möllmann, die als DDR-Studentin eine Fernbeziehung zu einem BRD-Bürger geführt hatte und diese durch den Mauerfall ausleben konnte) „Das war schwere Arbeit. Und auch richtig gefährlich. Also ich habe kaum einen Tag erlebt, an dem ich nicht irgendwo geblutet hab. Die Mauer hat mich viel Blut gekostet.“ (Alwin Nachtweh, der sich in Berlin seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Mauerbruchstücken finanzierte) „Ich hab so ne richtig rosarote Brille aufgehabt. Habe weitergegeben, was man mir gesagt hat und war so, wie sie sich sozialistische Kinder gewünscht haben.“ (Heidrun Kruse, die als Pionierleiterin nördlich von Berlin gearbeitet hatte) „Da hab ich´s mit der Angst bekommen. In wenigen Minuten wussten 120.000 Menschen: Da gibt es Spiegelhefte umsonst. Meine Frau kroch dann unter den Ford Transit, ich kletterte oben drauf. Die Menschenmassen drückten, weil jetzt alle ein Spiegelheft haben wollten.“ (Dirk Rossmann, Drogerieunternehmer, der Leipzig auf eigenes Risiko Leipzig mit 20.000 Ausgaben des Spiegel-Magazins versorgte) „Da ich ja wusste, dass mit der Umstellung auch die Mieten steigen würden und sich alles anpassen würde, hab ich mir gesagt, dass kann ja nun gar nicht sein, dass mit der Währungsumstellung der Lebensstandart sinkt. Darum konnte nur eine Umstellung 1:1 in Frage kommen. Das war mir völlig klar.“ (Thilo Sarrazin, damals Leiter des Referats „Innerdeutsche Beziehungen“, das die deutschdeutsche Währungs- und Sozialunion vorbereitete) „Es war schon für viele eine sehr, sehr frustrierende Zeit. Als ich einmal sagte, ich wäre bei der Treuhandanstalt, da kam die Verärgerung hoch und schon hatte ich die Cola im Gesicht.“ (Bernd Capellen, damals Mitarbeiter der Treuhandanstalt in Halle/Saale) Damals nach der DDR Begleitmaterial zur vierteiligen ARD-Dokumentation „Damals nach der DDR – Geschichten von Abschied und Aufbruch“ Das Begleitbuch aufgezeichnet von Simone Schmollack und Katrin Weber-Klüver Ein einzigartiges Dokument der Geschichte: Über 1000 Menschen wurden befragt, wie sich die Wiedervereinigung auf ihre Biographie auswirkte. Im Begleitbuch zu dem ambitionierten Projekt berichten 28 von ihnen - Ost- und Westdeutsche - über ihr Leben nach dem Mauer-fall. Es sind Geschichten von Resignation und Aufbruch, von Menschen, die ihre Existenz verlieren und den Widerstand lernen. Sie sind Vertreter jener Generation, die den großen historischen Donner von Wende und Wiedervereinigung mit erlebten und deren Alltag und Zukunft plötzlich ungewiss waren. Von einem Bürgermeister, der sich gegen den Ausverkauf seiner Gemeinde durch einen Makler zur Wehr setzt, oder von einer Sekretärin, die die erste unabhängige Lokalzeitung der Altmark gründete: Es sind beispiellose Geschichten, die auch zeigen, wozu Menschen in Extremsituationen fähig sind. Sie spiegeln die Geschichte der Republik nach dem Fall der Mauer wider. Das Buch ist in thematische Kapitel wie Liebe, Beruf, Ostalgie, Enttäuschung, Vergangenheitsbewältigung oder Aufbau gegliedert und erscheint am 25. August beim Aufbau Verlag. „Damals nach der DDR“ - Die DVD Im Anschluss an die Ausstrahlung im Fernsehen sind die vier Teile der Dokumentation „Damals nach der DDR“ auf DVD erhältlich. Neben den kompletten Folgen „Einheit und Auflösung“, „Aufbruch und Abschied“, „Flitterwochen und Rosenkrieg“ sowie „Einheitsfrust und Einheitslust“ enthält die Sammlung umfangreiches Bonusmaterial. Dem Zuschauer wird ein exklusiver Blick hinter die Kulissen des Produktionsprozesses gewährt, zudem bieten ausführliche Hintergrundberichte zum Projekt und zur Geschichte, unveröffentlichte Auszüge aus den Interviews und weiteres Archivmaterial einen zusätzlichen Mehrwert. Das Komplettpaket ist ab dem 24. September im Handel erhältlich und wird von Polyband Medien vertrieben. „Damals nach der DDR“ - Das Internetprojekt Die Ereignisse nach dem Mauerfall können auch im Internet nachvollzogen werden. Das umfangreiche Internetportal www.damals-nach-der-ddr.de lädt ein zu einer Zeitreise in die Vergangenheit. Im Mittelpunkt stehen die Zeitzeugen und ihre Schicksale. die für den InternetNutzer durch Texte, Audios und Videos medienspezifisch aufbereitet und dadurch erlebbar werden. Ein klassisches Geschichtsprojekt für das Fernsehen wird so zur "Web-Doku" – und geht damit auch im Netz neue Wege. „Dieser Augenblick“ - Der Titelsong von Peter Heppner Mit „Die Flut“ wurde Peter Heppner 1998 deutschlandweit berühmt, 2003 sang er dann seinen Hit „Wir sind Wir“ in Begleitung des Filmorchesters Babelsberg zum Staatsakt am Tag der Deutschen Einheit. Nun wird der Jahrestag der Wiedervereinigung für den früheren EchoGewinner erneut einen prominenten Platz in seiner Vita einnehmen: In Zusammenarbeit mit dem Komponisten José Alvarez-Brill hat er anlässlich des 20-jährigen Jubiläums für die ARDDokumentationsreihe „Damals nach der DDR“ den Titelsong „Dieser Augenblick“ beigesteuert. „José, der für die gesamte musikalische Untermalung der Dokumentationsserie verantwortlich ist, hatte schon frühzeitig die Idee, für den Titelsong eine Zusammenarbeit mit mir vorzuschlagen! Da ich die Musik, die José mit mehreren Komponisten zusammen produziert hatte, nicht nur sehr mochte, sondern auch sehr passend fand, gingen wir dann auch gleich an die Arbeit“, beschreibt Heppner die Beweggründe und zeigt sich vom Ergebnis der Arbeit sehr angetan: „Schließlich haben wir es dann auch hingekriegt, ein Lied zu schreiben, das diesem großen Thema gerecht werden kann.“ Damals nach der DDR Ausgewählte Bilder von beteiligten Zeitzeugen: Hanns-Christian Catenhusen als NVA-Soldat Karla Koenig in der ORWOFilmfabrik in Wolfen „Begrüßungsgeld“ für eine Ostalgie-Party Alwin Nachtweh bei seiner Arbeit an der Berliner Mauer Margot Friedrich in ihrem „Redaktionsbüro“ Rainer Laser mit Hund Partyorganisator Ralf Heckel Das spätere Ehepaar Silke und Jan Möllmann Heidrun Kruses FDJ-Ausweis Damals nach der DDR Stab Producer Katrin Feldmann Produktionsleitung Holger Koop Produktionsleitung MDR Frank Seidel Produzent Gunnar Dedio Redaktion MDR Ulrich Brochhagen Wolfgang Fandrich Redaktion RBB Jens Stubenrauch Autoren Teil 1+4 Jan Peter Yury Winterberg Autoren Teil 2 Ariane Riecker Autor Teil 3 Ulrike Biehounek Serienregie Jan Peter Szenische Regie Mira Thiel Kamera Jürgen Rehberg Schnitt T1+2+3+4 Schnitt 2 Schnitt 3 Susanne Schiebler Dirk Seliger Guntram Schuschke Danjiela Kristic Szenenbild Mareike Jetten Kostümbild Gabriela Krampe Maske Mandula Hilf Olivia Ermel Tonmischung Tobias Fritzsch Musik Jose Alvarez Brill Martin Grassl Christoph Schauer Titelsong Sprecher Peter Heppner Udo Schenk Regieassistenz Alexander Binder Titelfoto Lutz Hofmann Oberbeleuchter Martin Handrow Kamera-Bühne Erik Sens Sebastian Krückl Standfotos Steffen Junghans Andreas Wünschirs 1. Aufnahmeleitung Christian Ladtsch Motivaufnahmeleitung Steffen Runke Set-Aufnahmeleitung Jörg Hartmann Alexander Ullmann Recherche Josune Aparicio Vogl Kristin Schwidup Claudia Stehr Roy Herzog Gesine König Archivrecherche Mona Bergmann Claudia Hentze Begleitbuch/Buchautoren Simone Schmollack Katrin Weber-Klüver Rechtemanagement Daniel Köpcke Grafik Ulrike Knauf Mai Wolters Gefördert von MDM With the support of the MEDIA Programme of the European Union MEDIA