5 wsvp_schuhhändler_Damenschuhe
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warenspezifisches verkaufspraktikum – schwerpunkt sch uhhandel Warenspezifisches Verkaufspraktikum Schwerpunkt Schuhhandel Kapitel 5 - Damenschuhe Greil Denise Ein Projekt der Tiroler Fachberufsschulen und der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Tirol © 2013 | Wirtschaftskammer Tirol – Sparte Handel Damenschuhe Seite 1 von 20 08.02.2013 warenspezifisches verkaufspraktikum – schwerpunkt sch uhhandel KAPITEL 5 - DAMENSCHUHE ................................................................. 3 5.1 GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK ........................................................................................................ 4 5.2 DER DAMENSCHUH ..................................................................................................................... 7 5.3 EINTEILUNG DER SCHAFTSCHNITTE NACH F. V. FEYERABEND .................................................................. 8 5.4 DER STIEFEL ............................................................................................................................... 9 5.4.1 STIEFELHÖHEN .................................................................................................................................... 9 5.4.2 SCHAFTSCHNITTE NACH F.V. FEYERABEND ............................................................................................. 10 5.5 OPTISCHE SCHUHMERKMALE........................................................................................................ 11 5.5.1 SCHUHSPITZEN.................................................................................................................................. 11 5.5.2 SCHUHVERSCHLÜSSE .......................................................................................................................... 12 5.5.3 ABSÄTZE .......................................................................................................................................... 18 5.6 VERZEICHNIS ............................................................................................................................ 20 Damenschuhe Seite 2 von 20 08.02.2013 warenspezifisches verkaufspraktikum – schwerpunkt sch uhhandel Kapitel 5 - Damenschuhe "Kein Mensch kauft heute mehr Schuhe, um seine Füße warm und trocken zu halten, sondern wegen des Gefühls, das er mit diesen Schuhen verbindet: Man fühlt sich darin männlich, weiblich, naturverbunden und geländesicher, "anders", kultiviert, jung, elegant oder 'in'. Der Kauf von Schuhen ist zum Gefühlserlebnis geworden. Heutzutage verkaufen wir eher eine Gefühlswelt als einfach nur Schuhe." Francis C. Rooney Um diese Gefühlswelt, wie Rooney es auszudrücken vermochte, stilvoll an die Frau zu bringen, muss man in der Lage sein, das Produkt zu beschreiben. Fachlich korrekte Begriffe bezüglich Schnitt und Material, Form oder Farbe sind genauso wichtig wie der Gedanke an einen guten und präzisen Ablauf des Verkaufsgespräches. Im Kapitel 5 werden Sie sich mit genau diesen Punkten befassen: Wie präsentiere ich einer potentiellen Kundin Ihren neuen Schuh? Welche Zusatzinformationen bezüglich Form und Material können gegeben werden? Welche Pflegehinweise (Kapitel 2 - Accessoires und Schuhpflege) passen zu dem jeweiligen Produkt? Es unterteilt sich in folgende 5 Kapitel: 5.1 Geschichtlicher Überblick 5.2 Einteilung der gängigsten Schaftschnitte nach F. V. Feyerabend 5.3 Der Damenschuh 5.4 Der Stiefel 5.5 Optische Schuhmerkmale Am Ende dieses Kapitels müssen Sie in der Lage sein, den Aufbau eines Damenschuhes/Stiefels zu kennen sowie dessen Schnittformen fachlich korrekt beschreiben zu können! Damenschuhe Seite 3 von 20 08.02.2013 warenspezifisches verkaufspraktikum – schwerpunkt sch uhhandel 5.1 Geschichtlicher Überblick Es wäre geschichtlich falsch, von einem Urschuh zu sprechen, denn den gab es wahrscheinlich nicht. Fakt ist: Wandmalereien belegen, dass bereits 12000 v. Chr. Höhlenbewohner Felle und Lederstücke zum Schutz um ihre Füße wickelten. Es gibt also Hinweise, dass der moderne Mensch (homo sapiens) von Beginn an Schuhe trug. Dazu trugen zudem Studien an Beinskeletten aus der Altsteinzeit bei, da jene Merkmale aufwiesen, die nur durch das Tragen eines Schuhes entstehen können (die Belastung des Fußes ist durch das Tragen eines Schuhes anders, da sich die Knochen in unterschiedlicher Art und Weise verformen). Die ältesten, direkten Funde von Schuhen stammen nach dem derzeitigen Stand aus Nordamerika. In Fort Rock, Oregon (USA), wurden Sandalen von Paläoindiandern gefunden. Gefertigt aus Bastfaser und Wüsten-Beifuß wurden diese Schuhe auf bis zu 8300 v. Chr. datiert. In der Antike wurden schlichte und einfache Schuhe zum Allgemeingut. Bekannt sind vor allem die ägyptischen Zehenstegsandalen und die römische Sandale. Der Unterschied lag in der Höhe. Wo die ägyptische Sandale diagonal über den Fußrücken laufende Schaftriemen aufwies, wurde die römische Sandale auch als Stiefelsandale bekannt, da die Riemenbefestigung teilweise bis unter das Kniegelenk reichte. Die Entwicklung zu den heutigen Schuhformen begann erst 400 n. Chr., als im byzantinischen Reich die ersten geschlossenen Schuhe und Pantoffeln entstanden. Im Mittelalter begann man in Europa Schuhe in wendegenähter Machart zu tragen. Archäologische Funde belegen, dass um 1100 n. Chr. der Schlüpfschuh in den städtischen Siedlungen vorwiegend getragen wurde. Dieser Schuh, links genäht um anschließend nach innengekehrt zu werden, begann sich im Verlauf der kommenden drei Jahrhunderte optisch zu verändern. Von einer konischen Form im 11. Jahrhundert, übergehend zu abgerundet bis spitz erlebte diese Schuhform ein Hoch bis zu den Kreuzzügen. Vermutlich wurde er durch den orientalischen Einfluss am Ende neuerlich moderner. Zudem kennzeichnete die vorne spitz zulaufende Spitze (daher der Name Schnabelschuh) den Stand des Trägers (festgelegt in der Kleiderordnung. Damenschuhe Seite 4 von 20 08.02.2013 warenspezifisches verkaufspraktikum – schwerpunkt sch uhhandel Als Sohle verwendete man damals Trippen. Das waren hölzerne Unterschuhe die vor Schmutz, Nässe und Kälte schützen sollten und als Statussymbol dienten. Zum Reiten entwickelte man die ersten Stiefelschnitte, die rahmengenäht wurden. Jenes Schuhwerk war als einziges mit einem Absatz versehen und durfte nur von Männern getragen werden. Woher der Absatz kam ist bis heute ungeklärt. Eine Theorie besagt, dass er zum Schutz der Reiter war. Sie sollten nicht aus den Steigbügeln gleiten. Die andere Theorie besagt, dass die Träger der Schuhe nicht im Schmutz der Straßen gehen wollten, und deswegen Absätze an ihre Schuhe anbrachten. Bewiesen ist: Diese zusätzlichen Schuhe (Überschuhe genannt) zog man über seine dünnsohligen Lederschuhe an und legte sie vor dem Betreten des Hauses wieder ab. Der Aufbau ähnelte den japanischen Geta-Schuhen. Damit das Gewicht an den Beinen sich in Grenzen hielt, wurde die hohe Sohle entweder aus Kork gefertigt oder das Holz in der Mitte ausgehöhlt. Im 16. Jahrhundert kamen, von Spanien ausgehend, die plateauartigen Sohlen nach England, Frankreich und Italien. Höhepunkt dieser Schuhsohlen war zur Mitte des Jahrhunderts die Chopinen in Venedig. Die 40 cm hohen Absätze benötigten Dienerinnen zum Abstützen oder Stöcke als Gehhilfen. Bis zu diesem Jahrhundert gab es keine separaten Absätze. Doch das änderte sich im 17. Jahrhundert, als man Absätze auf die Ferse beschränkte. Männer wirkten dadurch kriegerischer und Frauen eleganter. Die höchste Steigerung der Verzierung fand der Schuh im 18. Jhd., als er als festliche Ergänzung des höfischen Kostümes galt. Materialien und Verzierungen wurden vollkommen auf die Bekleidung abgestimmt (Seide und Goldfäden waren keine Seltenheit). Wo die Optik für Herrenschuhe längst ein gewichtiges Thema war, wurde es für Frauenschuhe erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die bis dahin immer bodenlangen Kleider begannen kürzer zu werden, und die Frauen kamen in den Genuss, endlich ihr Augenmerk auf die Schuhe legen zu dürfen. Viele heute noch verwendete Schuhmodelle entstanden in dieser Zeitspanne. Mit Beginn der Industrialisierung wurde die Produktion immer stärker auf Fabriken verlegt, wodurch der Preis sank und gute Schuhe erstmals für die Masse zur Verfügung standen. Damenschuhe Seite 5 von 20 08.02.2013 warenspezifisches verkaufspraktikum – schwerpunkt sch uhhandel Ein weiterer wichtiger Abschnitt war die erstmalige Unterscheidung zwischen links und rechts. Was bei den Römern in der Antike längst bekannt war, ging bei den Europäern im 17. Jahrhundert wieder verloren. Erst der Arzt Peter Camper machte 1796 neuerlich darauf aufmerksam und bewirkte, dass rund 60 Jahre später die Schuhfabrikanten wieder unterschiedliches Schuhwerk herstellten. Das 19. Jahrhundert sollte die erste wirkliche Wende bringen. Wo zu Beginn die Männer noch in Stiefel gekleidet waren, endete dieses Ära nach dem ersten Weltkrieg. Endlich wurden salonfähige Halbschuhe getragen. Braune Schuhe kamen aus der Mode, der Mann von Welt trug schwarz - matt, glänzend, geflochten oder gelocht. Mitte des Jahrhunderts kam durch die Entwicklung von neuen Gummi- und Kunststoffarten und neue Verarbeitungsformen günstigere Herstellungsmethoden auf den Markt, wodurch die Schuhfabrikation neuerlich preiswerter werden konnte. Als 1960 der Sportschuh seinen Siegeszug antreten begann, schaffte er es nur, weil er dank neuen Macharten sehr günstig an den Mann und die Frau gebracht werden konnte. Das 20. Jahrhundert ist geprägt von einer nie gekannten Vielfalt. Jedes gewünschte Material, jede vorstellbare Machart, jeder Absatz, jede Spitze. Alles ist möglich, und dementsprechend unüberschaubar wirkt der Markt für Schuhe heute auf viele Kunden. Doch als VerkäuferIn sollte einem immer eines in Erinnerung bleiben: Die Grundmodelle und Schnitte sind in den letzten 200 Jahren kaum verändert worden. Ein Budapester bleibt auch in 20 Jahren noch ein Budapester und zu Ballerinas wird man nie Pumps sagen. Damenschuhe Seite 6 von 20 08.02.2013 warenspezifisches verkaufspraktikum – schwerpunkt sch uhhandel 5.2 Der Damenschuh Der Aufbau: 01. Hintere Fersennaht 02. Schuhöffnung 03. Stegspange 04. Vorderblatt 05. Spitze 06. Spitzenspreizung 07. Laufsohle 08. Absatzoberflecken 09. Absatzfrontfläche 10. Absatzrücken 11. Gelenk 12. Stiletto 13. Absatzsteg, -schnabel 14. Fersenbettfläche 15. Hinterkappe (Nummerierung erfolgt von oben links nach rechts verlaufend) Damenschuhe Seite 7 von 20 08.02.2013 warenspezifisches verkaufspraktikum – schwerpunkt sch uhhandel 5.3 Einteilung der Schaftschnitte nach F. V. Feyerabend Eingeteilt werden Damenschuhe in folgende Schaftschnitte: Mokassin Ballerina Sneaker Converse® Pumps Stegspangenschuh Stieflette Desert Boot® Peep-Toe Slingpumps Sandalette Pantolette Damenschuhe Seite 8 von 20 08.02.2013 warenspezifisches verkaufspraktikum – schwerpunkt sch uhhandel 5.4 Der Stiefel Als Stiefel bezeichnet man jene Schuhe, dessen Schaft bis mindestens über den Knöchel reicht. Geht der Schaft bis genau zum Knöchel, spricht man von einer Stiefelette. Die Bezeichnungen für die jeweilige Machart, Absatzhöhe oder Sohlen sind dabei unerheblich. Stiefel können nach verschiedenen Kriterien unterschieden werden: Schaftlänge (z. B. Stiefelette, Stiefel, Langschaftstiefel, Overknees) Verwendungszweck (Motorradstiefel, Reitstiefel, Westernstiefel, uvm.) Material (Gummistiefel, Lederstiefel, Lackstiefel, uvm.) 5.4.1 Stiefelhöhen Die gängigen Höhen sind: 1. über dem Gelenk 2. wadenlang 3. knielang 4. handbreit über dem Knie 5. oberschenkelmittellang 6. oberschenkellang 1 Damenschuhe 2 3 Seite 9 von 20 4 5 6 08.02.2013 warenspezifisches verkaufspraktikum – schwerpunkt sch uhhandel 5.4.2 Schaftschnitte nach F.V. Feyerabend Bekannte Schaftschnitte bei Stiefeln: Gladiatorenstiefel Stiefel Knautschstiefel Peep-Toe Stiefel Westernstiefel Gummistiefel Ugg-Boot Moonboot Damenschuhe Seite 10 von 20 08.02.2013 warenspezifisches verkaufspraktikum – schwerpunkt sch uhhandel 5.5 Optische Schuhmerkmale Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die Spitze des Schuhes immer wieder verändert. Von Rund zu eckig, spitz zulaufend oder schräg. Heutzutage besitzt man dadurch in einem Schuhgeschäft ein stark variierendes Sortiment an Damenschuhen. Als FachverkäuferIn müssen Sie dennoch in der Lage sein, das Produkt angemessen zu beschreiben. Um Ihnen diesen Abschnitt zu erleichtern, unterteilt sich dieses Kapitel in 3.4.1 Spitzen 3.4.2 Verschlussformen - Riemen, Schnürungen und Reißverschlüsse und 3.4.3 Absatzformen. 5.5.1 Schuhspitzen Von vorne nach hinten arbeitend, beginnt man bei der Beschreibung eines Schuhes mit der Spitze. Da es inzwischen etliche Formen und Varianten gibt, lernen Sie hier die Gängigsten davon kennen: türkische Kappe runde Kappe ovale Kappe eckige Kappe / karre eckige Kasettenspitze spitze Kappe nadelspitze Kappe schräge Kappe Sandalette im Jugendstil, Dior 2008 Damenschuhe Seite 11 von 20 08.02.2013 warenspezifisches verkaufspraktikum – schwerpunkt sch uhhandel 5.5.2 Schuhverschlüsse Heutzutage streiten sich zwei Methoden um die Vorreiterposition: die traditionelle Schnürung und der Reißverschluss Neben diesen beiden bekannten Methoden, sollte man auch noch den Tunnelzug (a), den elastischen Einzug (b), den Klettverschluss (c), den Knopfverschluss (d) und den/die Schnallenverschluss/Dornschließe (e) erwähnen. a b c d e Bitte beachten Sie: Der Tunnelzug gewährleistet eine ideale Anpassung an die Beinform, das Material des Schuhes muss jedoch sehr weich sein, um sich ziehen zu lassen (keine glatte Optik!) Der elastische Einzug ist häufig gerade bei den ersten Benutzungen sehr hart und unnachgiebig. Erst nach einiger Zeit wird der Gummi weicher und passt sich dem Fuß angenehmer an. Der Klettverschluss wird gerne bei Kinderschuhen verwendet. Der Vorteil liegt in der leichten Anwedung, der Nachteil jedoch am Klett selbst (Haare, Fluseln und andere Fasern verhängen sich gerne im rauen Teil) Der Knopf- und Schnallenverschluss ist an sich eine sehr beliebte Variante bei den Damenschuhen. Sie schauen optisch interesant aus. Es muss jedoch darauf geachtet werden, ob der Knopf / die Schnalle auf einem Lederträger befestigt wurde oder auf einem Gummizug (Gummi leiert nach häufiger Verwendung unglücklicherweise stark aus). Damenschuhe Seite 12 von 20 08.02.2013 warenspezifisches verkaufspraktikum – schwerpunkt sch uhhandel Riemenformen: Gerade die Damenschuhwelt lebt davon: Riemen und Bänder. Ob quer oder gekreuzt, dick oder dünn. Bei Sandalen zum Halt, bei Pumps zur Verschönerung, der Riemen ist und war von je her von unsagbaren Wert. Damit man als FachverkäuferIn nicht immer den selben Wortlaut benützt, lernen Sie in den folgenden zwei Einheiten verschiedene Riemenlösungen bei Schuhen mit Absätzen und verschiedene Riemenlösungen bei Schuhen ohne Absätzen kennen. 1. Riemen bei Schuhen mit Absätze Der Klassiker unter den Riemen ist der Querriemen. Ihn gibt es in einfacher oder in doppelter Ausführung. Zweitbedeutend, aber weit weniger Halt bietend, ist der Fersenriemen. Ebenfalls sehr beliebt sind Fesselriemen. Ob in schmaler Form mit seitlichen Stegriemen oder in breiter Form als Manschette mit Hinterriemen. Ein weiterer Klassiker ist die Kombination aus Stegspange mit Querriemen und Mittelstegriemen. Dieser Typ bietet einen exzellenten Halt und wird gerne zum Tanzen verwendet. Eine neumodische Abwandlung der Römersandale ist der Wickelriemen. Er wird die Wade hochgewickelt, bietet jedoch kaum Halt im Schuh. Damenschuhe Seite 13 von 20 08.02.2013 warenspezifisches verkaufspraktikum – schwerpunkt sch uhhandel 2. Riemen bei Schuhen ohne Absätze Die heutzutage bekannteste Riemenlösung bei flachen Schuhen ist der Zehenriemen. Die einfache Variante spannt sich nur über den großen Zehen (Abb. 1), die bekanntere Version zieht sich über den Fußrücken nach hinten (Abb. 2, Flip Flops). Bei Sandalen sehr beliebt ist der Schrägriemen (Abb. 1), der Mittelriemen (Abb.2) oder der Kreuzundquerriemen (Abb. 3). Angenehmer zum Tragen ist in der Regel letzterer, da er dem Fuß mehr Halt bietet. Weniger bekannt, optisch aber durchaus reizvoll ist der asymmetrische Riemen. Ihn sollte man immer mit einem niedrigen Absatz kombinieren. Damenschuhe Seite 14 von 20 08.02.2013 warenspezifisches verkaufspraktikum – schwerpunkt sch uhhandel Die traditionelle Schnürung: Sie ist die häufigste Verschlussform bei Schuhen (im Damenbereich jedoch weniger stark verbreitet wie im Herrenbereich). Der Mechanismus der Schnürung gewährleistet als einzige Verschlussform eine optimale Anpassung des Schuhes an den Rist des Fußes. Dabei spielen zwei Komponenten eine große Rolle: Die Ösen oder Haken, die am Schuh angebracht werden und die Abstände zum Fädeln vorgeben und die Schnürsenkel, mit welchen der Schuh geschlossen wird. Die Schnürsenkel: Wann die ersten Schnürbänder verwendet wurden, weiß man nicht genau. Fakt jedoch ist, dass bereits Ötzi eine Form der Schnürung aus Leder bei seinem Schuh aufweisen konnte. Schnürsenkel werden vor allem nach ihrem Aussehen (Flachsenkel oder Rundsenkel) der Herstellungsart (gewebt oder geflochten) und dem Material (Baumwolle, Kunstfaser oder Mischungen) unterschieden. Ein bekanntes Beispiel dafür sind die bunten Senkel aus dem Hip Hop Bereich, welche Fat Laces genannt werden. Die Nadel (das Senkelende) wird entweder zu einem Stift zusammengeschweißt oder mit einer Kunststofffolie oder Metallkappe versiegelt. Dieser Prozess dient zum Schutz der Enden und verhindert ein Ausfransen des Schnürsenkels. Die Länge der Schnürsenkel wird in erster Linie an der Anzahl der Lochpaare berechnet. Als groben Anhaltspunkt kann man sich an folgende Tabelle halten: Lochpaare 2 3 4 5 6 8 10 Länge in cm 45 45 oder 60 75 90 oder 120 oder 180 100 150 60 Damenschuhe Seite 15 von 20 08.02.2013 warenspezifisches verkaufspraktikum – schwerpunkt sch uhhandel Gängige Schnürungen sind: Schaufensterschnürung gerade, europäische Schnürung gerade Schnürung traditionelle Kreuzschnürung Fliegenschnürung umgekehrte Kreuzschnürung umgekehrte Kreuzschnürung II Schlaufenschnürung Armeeschnürung Damenschuhe Seite 16 von 20 08.02.2013 warenspezifisches verkaufspraktikum – schwerpunkt sch uhhandel Der Reißverschluss: Dieser Verschluss ist ein beliebig oft zu lösendes Patent, dass auf einem Klemmprinzip beruht. Er besteht aus zwei Seitenteilen mit kleinen Zähnen (Krampen genannt) und einem Schieber, mit dem die Krampen ineinander verhakt und wieder gelöst werden können. Heutzutage werden Reißverschlüsse nicht mehr zwingend aus Metall hergestellt. Die preiswertere Version ist aus Kunststoffen. Geschichtlich betrat der Reißverschluss 1851 die Bühne. Er wurde ab diesem Zeitpunkt von mehreren Erfindern entwickelt. Wirklich praktikabel war jedoch nur der Reißverschluss des Amerikaners Whitcomb Judson aus dem Jahr 1890. Seine Idee war jedoch von der heutigen Perfektion noch weit entfernt. Erstmals im großen Umfang produziert und verwendet wurde der Reißverschluss ab 1917 in der US Navy. Ab dem Zeitpunkt begann der Reißverschluss in der Mode die Knöpfe zu ersetzen. Dank der Erfindung des Kunststoffes wurde seit der Mitte der 1950er Jahre die Produktion von Metall auf Kunststoff umgelagert. Diese sind deutlich flexibler und weisen eine höhere Festigkeit als Metallreißverschlüsse auf. Der weltgrößte Produzent von Reißverschlüssen ist das japanische Unternehmen Yoshida Kogyo (YKK-Reißverschlüsse). Als Pflegehinweis für den Kunden sollte man bei Reißverschlüssen, die ständig der Witterung ausgesetzt sind, folgende Hinweise geben: Die Kunden sollten.. .. den RV regelmäßig von Sand, Schmutz und Fremdkörpern reinigen. ..den RV beim Reinigen geschlossen halten. ..nach der Reinigung ein Silikonspray auftragen. ..Metallreißverschüsse durch das Einreiben mit Seife, Wachs oder Graphit gleitbarer machen. Damenschuhe Seite 17 von 20 08.02.2013 warenspezifisches verkaufspraktikum – schwerpunkt sch uhhandel 5.5.3 Absätze Pfennigabsätze, Blockbsätze, Keilabsätze - sind Absatzformen, die wir "OttoNormalverbraucher" gemeinhin kennen. Aber es gibt Absätze, die sind viel mehr als simple Absätze, sie sind wahre Kunstwerke. Absätze üben auf Schuhdesigner eine ganz besondere Faszination aus, denn ihre Kreativität in punkto Absatzgestaltung scheint keine Grenzen zu kennen. Werfen wir einen Blick zurück in die Vergangenheit: Erst im 17. Jahrhundert bildeten sich – aus dem Orient übernommen - Absätze in der Schuhmode heraus. Zunächst gab der Absatz dem Reiterstiefel einen besseren Halt und war Zeichen von Wohlstand und Adel. Später unterstrichen Absätze die Würde des Mannes und zeigten dessen gesellschaftliche Stellung. Nachdem Anfang des 19.Jahrhunderts die Mode den Blick auf den weiblichen Fuß zuließ, rückten Absätze mehr und mehr in die Aufmerksamkeit des anderen Geschlechts. Die Damenwelt erkannte deren erotisierende Ausstrahlung. Die Absatzhöhe: Sie beginnt bei superflachen Schuhen. Jene haben eine Absatzhöhe von 0,5 cm. Als nächstes kommt der Ballerina. Mit einer Absatzhöhe von 1,5 cm ist er auch in die Kategorie flache Schuhe einzuordnen. Als flache Schuhe bezeichnet man alles über 0,5 cm und unter 3 cm. Unter mittelhohen Absätzen versteht man die Höhe zwischen 3,5 cm - 5,5 cm. Darin verbirgt sich der Kittenheel (4,5 cm) und der Cowboystiefel (4 - 5 cm). Als hohen Absatz bezeichnet man alles von 6 cm aufwärts. Ab 14 cm (und mehr) bezeichnet man es als extreme High Heels. Damenschuhe Seite 18 von 20 08.02.2013 warenspezifisches verkaufspraktikum – schwerpunkt sch uhhandel Klassische Absatzformen: Ob flacher Absatz, Kuba oder konisch, jede Absatzgrundvariationen kann verändert, verformt und dadurch verschönert werden. So präsentiert man dem Kunden am Ende ein vollkommen neu wirkendes Produkt. Für Sie als FachverkäuferIn bedeutet es jedoch, hinter die Fassade eines Schuhes schauen zu können. Nur weil ein Absatz optisch verändert wurde (z. B. durch eine Stoffdrapierung), verändert das nicht zwingend die Grundform! Seien Sie immer in der Lage, die Absatzformen bei deren Namen benennen zu können! Als klassische Formen kennen wir: a. den flachen Absatz b. den Blockabsatz c. den Kubaabsatz d. den Pfennigabsatz e. den konischen Absatz f. den kontinentalen Absatz g. den Schichtabsatz h. den Bobine- / Diablo- Absatz (in diversen Höhen und Breiten) Damenschuhe a b c d e f g h Seite 19 von 20 08.02.2013 warenspezifisches verkaufspraktikum – schwerpunkt sch uhhandel 5.6 Verzeichnis Version 2 Quellenverzeichnis: Bundesgremium des Schuhhandels (Hg.): Schuhhandel - Für Schule und Praxis. Wien (o.J.) Deutsches Schuhinstitut (Hg.): Wie finde ich meinen passenden Schuh? Offenbach 2011 (Selbstverlag) Füchsel, Heinz: Warenkunde für den Schuhhandel (Aufl. 19). Winklers Verlag, Darmstadt 1981 Himer, Axel: Maßschuhe - Mit einem Vorwort von Albrecht Prinz von Croy. Fackelträger Verlag GMBH, Köln (o.J.) Feyerabend, F.V: Mode Accessoires - Vorlagen für Modedesignt und zweisprachiges Nachschlagewerk (Deutsch/Englisch). Stiebner Verlag, München 2009 Bilderverzeichnis: Alle Abbildungen in diesem Kapitel entstammen folgendem Buch: F.V. Feyerabend Accessoires - Vorlage für Modedesigns und zweisprachiges Nachschlagewerk (Deutsch/Englisch) Stiebner Verlag, München 2009 Vielen Dank, dass wir sie benützen dürfen! Damenschuhe Seite 20 von 20 08.02.2013