Schrift und Sprache der alten Ägypter

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Schrift und Sprache der alten Ägypter
Unterrichtsmaterialien
zur ägyptischen Archäologie
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für die:
Sekundarstufe I
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Schrift und Sprache der alten Ägypter:
Sprachstufen, Schreiber, Gelehrte und Textgattungen
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Anmerkung zur Verwendung des Unterrichtsmaterials
Das vorliegende Unterrichtsmaterial enthält einen Informationsteil für Lehrkräfte inkl. – im Rahmen der Verwendung des Materials im Unterricht – copyrightfreiem Bildmaterial zur Veranschaulichung des behandelten Themas.
Die pädagogisch-didaktischen Hinweise beschränken sich auf ein Minimum, so dass die Art der Anwendung des
Materials ganz den Wünschen und Bedürfnissen der Lehrkraft und der Klasse überlassen bleibt. Die Lesetexte und
Arbeitsblätter können aus diesem Heft herauskopiert bzw. von der CD ausgedruckt werden. Für die Arbeitsblätter
liegen jeweils Lösungen für die Lehrkraft vor. Sind Bastelbögen vorhanden, so finden sich diese auch auf der beigelegten CD mit Bildmaterial für den gegebenenfalls farbigen Ausdruck. Alle Materialien wurden im Unterricht an der
DEO erfolgreich getestet.
Ich wünsche allen Anwenderinnen und Anwendern viel Freude und Erfolg und stehe für Rückfragen und Anmerkungen gerne zur Verfügung!
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J. Sigl, DAIK ([email protected])
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Schrift und Sprache der alten Ägypter
Impressum
Unterrichtsmaterialien zur ägyptischen Archäologie
Bildnachweis
Herausgeber
Deutsches Archäologisches Institut, Abteilung Kairo
Konzept, Texte und Redaktion
H. Sonbol/ J. Sigl/ L. Borrmann, DAIK
F. Tawfik/ J. Hog, DEO
F. Hoffmann, LMU München
Cover: I. Böhme/ L. Borrmann/ C. Römer/ J. Sigl/
H. Sonbol (DAIK)/ F. Tawfik (DEO);
S. 1: 1, 2: © Smithsonian Institution Libraries,
Washington, D.C., 3: aus H. Hartleben, Champollion
II, Bibliothèque Égyptologique 31, Paris 1909;
S. 2: © The Trustees of the British Museum;
S. 3: 5: C. Römer (DAIK), 6: G. Burkard (LMU
­
München), 7: © Römer-Pelizäus-Museum,
­
Hildesheim;
Gestalterisches Konzept, Layout, Satz
N. Mancy (freie Grafikerin, Kairo)
J. Sigl, DAIK
Druck
Printness © DAI Kairo, 2013
S. 5: © bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und
Geschichte;
S. 7: 8: © bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und
Geschichte, 9: © Coptic Museum Cairo;
S. 16: © The Trustees of the British Museum;
digitaler Zugang
www.dainst.org
www.deokairo.de
S. 17: links: © bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur
und Geschichte, rechts: © Coptic Museum Cairo;
S. 18, 20, 26, 27, 28: I. Böhme (DAIK);
S. 34, 35: F. Tawfik (DEO).
Projektpartner des Transformationspartnerschaftsprojekts „Schule“
Auswärtiges Amt (AA)
www.auswärtiges-amt.de
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Deutsche Evangelische Oberschule in Kairo (DEO)
www.deokairo.de
Thomas Schröder-Klementa
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Deutsches Archäologisches Institut, Abteilung Kairo (DAIK)
www.dainst.org
Stephan J. Seidlmayer
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Schrift und Sprache der alten Ägypter
Inhaltsverzeichnis
Info1
Literatur13
Pädagogisch-didaktische Hinweise
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Bildmaterial15
Lesetext 1
16
Lesetext 2
17
Lesetext 3
18
Hieroglyphenkatalog21
24
Arbeitsblatt 1 – Lösungen
25
Arbeitsblatt 2
26
Arbeitsblatt 2 – Lösungen
27
Arbeitsblatt 3
28
Arbeitsblatt 3 – Lösungen
29
Arbeitsblatt 4
30
Arbeitsblatt 4 – Lösungen
31
Wissensquiz 32
Wissensquiz – Lösungen
33
Bastelanleitung – Zeitstrahl zur ägyptischen Schrift und Sprache
34
Zeitstrahl zur ägyptischen Schrift und Sprache – Lösung
35
Bastelanleitung – Papyrus, Schreibbinse und Rohrfeder
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Arbeitsblatt 1
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Schrift und Sprache der alten Ägypter
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Die Entzifferung der Hieroglyphen (Lesetext 1)
Gräber, Tempel, Statuen und Papyri – auf fast allen Objekten, die aus dem alten Ägypten erhalten sind, finden sich Schriftzeichen der Pharaonenzeit in der einen oder anderen Form. Die
­
großformatigen Monumente des Nillandes wurden überwiegend mit Hieroglyphen ­beschriftet.
Die alltägliche Korrespondenz fand dagegen auf Kalksteinsplittern, Keramikscherben oder
­
sogar ­ganzen Gefäßen (sog. Ostraka, Sg. Ostrakon, griech. „Tonscherbe“; Abbildung 6) statt.
Hier ­nutzte man häufiger die Schreibschriftform der Hieroglyphenzeichen, das Hieratische sowie
­
später das Demotische. Die Übersetzung und Interpretation vieler der so überlieferten Texte ist
bis heute noch nicht abgeschlossen. Dennoch gewähren die bereits bekannten Schriftstücke –
zusätzlich zu den Funden aus Ausgrabungen – umfangreiche Einblicke in das Alltagsleben und
die ­Glaubensvorstellungen der ägyptischen Oberschicht.
Jahrhundertelang versuchten Forscher die Schrift der alten Ägypter zu entziffern, die seit Mitte des
­ auten die Bemühungen auf Werken wie der
1. Jahrtausends n. Chr. ausgestorben war. ­Zunächst b
zweibändigen „Hieroglyphica des Niloten ­Horapollon“ (5. Jh. n. Chr.) auf. Diese ­griechisch verfasste Ausdeutung der Hieroglyphen wurde 1419 in ­Griechenland entdeckt und in den ­folgenden
Jahrhunderten mehrfach kopiert und übersetzt. Ob der Verfasser Horapollon, der als historische
Figur und Grammatiker tatsächlich belegt ist, oder der ebenfalls im Titel des Werks genannte
Philippos, der gänzlich unbekannt ist, tatsächlich noch Hieroglyphen lesen konnten, ist allerdings
fraglich: Es werden sowohl ‚richtige‘ als auch vollkommen fiktive Schriftzeichen und Deutungen
angeführt.
Der Universalgelehrte Athanasius Kircher (1602–1680; Abbildung 1) argumentierte auf ­Grundlage
der Hieroglyphica einerseits, dass die altägyptische Sprache von Adam und Eva ­gesprochen ­worden
war und aus geheimnisvollen Symbolen bestünde, deren Bedeutung nur E
­ ingeweihten bekannt
sei. Andererseits überlegte er bereits korrekt, dass die Hieroglyphenschrift ein ­alphabetisches
System habe und dem griechischen Alphabet gleichgesetzt werden könne. Außerdem erkannte
Abbildung 3:
Jean-François Champollion (aus
H. Hartleben, Champollion II,
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Bibliothèque Égyptologique 31,
Paris 1909).
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Abbildung 2: Thomas Young
(mit Erlaubnis der ­Smithsonian
Institution Libraries,
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Washington, D.C.)
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Abbildung 1:
Athanasius Kircher (mit ­Erlaubnis
der Smithsonian Institution
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Libraries, Washington, D.C.).
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Schrift und Sprache der alten Ägypter
Info
er das Koptische, das griechische Schriftzeichen verwendet und in einem Dialekt bis
heute in koptischen ­Kirchen geschrieben
und gesprochen wird, als die letzte Sprachstufe des Altägyptischen.
Der Durchbruch in der Entschlüsselung der
Hieroglyphen gelang schließlich nach der
Entdeckung des sog. Steins von ­Rosette
(British Museum, London, EA 24; Abbildung
4; eine Kopie wird im Ägyptischen ­Museum
in Kairo in der Eingangshalle ­
ausgestellt)
im Jahr 1799 durch einen Soldaten der
­
napoleonischen Armee in der Nähe des
Deltaorts Rosette (arab. „Raschid“). Auf der
Stele ist dreisprachig – in Hieroglyphen,
­
Demotisch und Griechisch – ein Priester­
dekret aus der Zeit Ptolemaios‘ V. – im Text
datiert auf das Jahr 196 v. Chr. – nieder­
gelegt.
Johan David Åkerblad (1763–1819)
fand ­heraus, dass das Demotische unter
­
anderem ein phonetisches Alphabet nutzt
und k­ onnte schließlich alle im griechischen
Text vorkommenden ­Eigennamen denen in
der demotischen Fassung zuordnen.
Thomas Young (1773–1829; Abbildung 2)
erweiterte diese Erkenntnisse um die FestAbbildung 4: Der Stein von Rosette (mit Erlaubnis der
stellung, dass die Hieroglyphenschrift eine
Trustees of the British Museum, London; EA 24)
Mischung aus Laut- und Wortzeichen verwendet. Er entdeckte, dass die Namen der
genannten Mitglieder der Königsfamilie von langgezogenen, ovalen Ringen – sog. Kartuschen –
umgeben waren. Es gelang ihm, diese Eigennamen sowohl auf dem Stein von Rosette als auch
auf anderen Monumenten der Ptolemäerzeit zu entziffern.
Die Geburtsstunde der Ägyptologie läutete schließlich zwei Jahre nach Youngs Entdeckung
(1822) Jean-François Champollion (1790–1832; Abbildung 3) ein. Über die Königsnamen hinaus
entschlüsselte er weitere Wörter und rekonstruierte schließlich sogar die dem hieroglyphischen
und demotischen Text innewohnende Grammatik bis hin zum Satzbau. Seither haben zahlreiche
Forscher das grammatikalische Verständnis und das Vokabular der verschiedenen Zeitstufen der
pharaonischen Geschichte immer mehr erweitert.
Stele:
In der Ägyptologie werden freistehende/verbaute/
eingemeißelte/aufgemalte Stein- oder Holztafeln
(mit abgerundetem oberen Ende) als Stelen bezeichnet. Sie können Abbildungen und/oder Texte
enthalten oder unbeschriftet sein.
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Priesterdekret von Rosette:
Das Dekret ist eine in Hieroglyphen (der heiligen
Schrift), Griechisch (der internationalen Verständigungssprache) und Demotisch (der ägyptischen
Amtssprache) verzeichnete Anerkennung des
amtierenden Pharao und seiner Erlässe/Pflichten
zugunsten der Priester verschiedener Tempel.
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Schrift und Sprache der alten Ägypter
Abbildung 5: Papyruspflanzendickicht in Ägypten (Foto: C. Römer,
DAIK)
Abbildung 6: Ostraka mit Schülerübungen
zum koptischen Alphabet (aus Dra Abu elNaga, Luxor; Fotos: G. Burkard)
Info
Abbildung 7: altägyptische
Schreibutensilien (mit
Erlaubnis des RömerPelizäus-­Museums,
­
Hildesheim; Inv.nr. 1598,
Foto: S. Shalchi)
Schreibmaterialien (Lesetext 2, Bastelanleitung)
Papyrus ist das Material, das jedem Ägypteninteressierten am ehesten vor Augen steht als
­
Papieräquivalent des Nillandes. Tatsächlich sind dank des trockenen Klimas viele beschriftete
und bemalte Papyri erhalten. Hergestellt wurden sie aus der Papyruspflanze (Cyperus papyrus;
Abbildung 5), die früher große Teile des Nilufers säumte und überall im Delta vorkam. Diese
wurde in dünne, gleichlange Streifen geschnitten, kreuz­weise übereinandergelegt und gepresst.
Durch den Druck, den Pflanzensaft und den Trocknungs­vorgang hafteten die Papyrusstreifen aneinander. Die so entstandenen Blätter wurden zusammen­geklebt und der fertige, 16–20cm (max.
um 50cm) hohe und 1,5–2m (max. um 20m) lange Papyrus zur Aufbewahrung gerollt. Lederbehälter, Holzkisten und Tongefäße schützten die gelagerten Rollen.
Die Beschriftung erfolgte normalerweise nicht über die gesamte Länge einer Rolle, sondern
in ­Blöcken (Abbildung 9), so dass jeweils nur ein Teil des Papyrus aufgerollt werden musste.
Da ­Papyrus ein aufwendig herzustellendes und teures Schreibmaterial war, wurden bereits
­
beschriftete oder bemalte Papyrusseiten oft wiederverwendet (eine Ausnahme sind z.B. die auf
Papyrus verfassten Totenbücher des Neuen Reichs, die dem Toten ins Grab mitgegeben wurden
und daher nicht mehr zugänglich waren). Außerdem nutzte man Papyrus vorwiegend für wichtige
administrative, literarische und häufig religiöse Texte. Für die alltägliche Korrespondenz, für die
Schreiberausbildung, als Notizzettel und ähnliches wurden Ostraka (Abbildung 6) herangezogen.
Des Weiteren beschriftete man Leder und das aus Tierhaut hergestellte Pergament sowie Holz.
All diese Textträger wurden bis in das islamische Mittelalter hinein genutzt, lediglich die Sprache
änderte sich.
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Abgesehen von diesen tragbaren Medien wurden Tempel- und Grabwände sowie Statuen durch
Reliefs und Bilder in einer Fülle von Farben und Techniken beschriftet und bemalt. Auch sie ­dürfen
als Informationsquelle nicht vergessen, müssen jedoch aufgrund ihres vorwiegend ­religiösen und
idealisierten Inhalts kritisch betrachtet werden. Die Verwendung und Ausführung vieler ­Bilder und
Rundplastiken zeigt, dass sie ähnlich einer zwei- oder dreidimensionalen Kalligraphie ­sowohl
als Bild als auch als Text verstanden werden können. Dabei spielte der Anbringungs- oder
­
Aufstellungsort, also das gesamte Umfeld, eine Rolle für die ‚Lesung‘ der Objekte.
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Schrift und Sprache der alten Ägypter
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Die Schreibutensilien für die Beschriftung der tragbaren Textträger bestanden
aus einem Stück Schilfrohr, (mindestens) zwei Blöcken von Farbpigment (rot
für Überschriften und wichtige Worte, schwarz für den normalen Text) und einer
Palette zum Anmischen der Farben (Abbildung 7). Sie wurden mit einem Stück
Schnur aneinandergebunden oder bestanden aus einem Stück und konnten
so leicht transportiert werden. Dieses mit einer Schnur zusammengebundene
Ensemble wurde in das Repertoire der Hieroglyphen als eigenes Zeichen für
den Lautwert sXA und Wörter, die mit Schreiber und Schreiben zu tun haben,
eingegliedert.
Hieroglyphe ‚sXA‘.
Die Schreibbinse bestand aus einem dünnen Schilfrohr, dessen eines Ende zum Schreiben
­
gerade abgeschnitten wurde. Unter den archäologischen Fundstücken kommen einige vor, deren
anderes Ende pinselartig ausgefranst ist. Es wurde überlegt, ob auch dieses zum Zeichnen oder
Schreiben genutzt wurde. Wahrscheinlich entstand es jedoch einfach durch das Herumkauen auf
dem Schreibgerät beim Nachdenken.
Ab der römischen Eroberung setzte man statt der Binse den sog. Calamus ein. Dieser wurde aus
härterem, leicht auszuhöhlendem Schilfrohr (Fragmites aegyptiaca) hergestellt. Das Rohrstück
wurde im schrägen Winkel abgeschnitten, konnte wie ein Füller eine größere Menge Tinte aufnehmen und war zum Schreiben von feinen Strichen geeignet.
Schriftkundige und Lehre (Lesetext 3, Arbeitsblatt 3)
Nach den Inhalten der erhaltenen Texte und den Berufen der darin genannten Personen
(­Beamte, Priester, hohe Militärs) zu schließen, stammen alle erhaltenen Schriftstücke aus dem
­pharaonischen Ägypten aus der Feder von Staatsangestellten bis hinauf zum König und von
Priestern. Aus dem 1. Jahrtausend n. Chr. sind Schriftstücke von Privatpersonen, besonders
aber solche aus Klöstern oder Einsiedeleien bekannt. Sicherlich konnte durch die gesamten, rund
4000 Jahre ägyptischer Geschichte jeweils nur ein äußerst geringer Teil der ägyptischen Bevölkerung überhaupt lesen und schreiben: Schätzungen gehen von rund 1% der bis in die griechische
Zeit nur etwa eine Millionen Einwohner des Niltals aus.
Jeder (höhere) Beamte des alten Ägypten musste lesen, schreiben und rechnen können (zu
Letzterem siehe das Unterrichtsmaterial „Zahlen und Zahlensystem“, 2013): Seine Aufgaben umfassten beispielsweise das Nachzählen und Auflisten von Viehbeständen und Kulturpflanzenerträgen, deren Verteilung je nach sozialem Status und Aufgabe des Empfängers, die ­Kontrolle
über die Anwesenheit von Arbeitskräften auf Baustellen und Feldern, die Korrespondenz mit dem
­
Königshof etc. Obwohl die meisten dieser Beamten aus sozial hoch stehenden ­Familien ­stammten,
zeigen einige Texte, dass es grundsätzlich die Möglichkeit gab, sich auch aus ­niedrigeren ­Ständen
hochzuarbeiten. Lese- und Schreibkenntnisse öffneten somit Türen zum sozialem Aufstieg bis hin
zur Eingliederung in die höchsten Kreise des Königshofs.
­
Auch Frauen stand es offen lesen und schreiben zu lernen. Briefe und Testamente beweisen ihre
Eigenständigkeit und Wichtigkeit im alltäglichen Familienleben und in der Verwaltung privater
Güter sowie im Götterkult (Baines/Eyre, 2007, 83–89)
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H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013
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Die Schreiberausbildung fand in den Jahrtausenden v. Chr. sowohl als Einzelunterricht als
auch – ab dem Mittleren Reich (ca. 1980–1750 v. Chr.) – in Schreibschulen statt. Durch das
­
Kopieren ­vorgegebener Texte, zu denen religiöse Schriften, Briefe, erzählende Literaturwerke
und ­manchmal alte Akten gehörten, lernte der Schreibschüler ganze Wortbilder und nicht etwa
­
einzelne Zeichen – eine Methode, die auch im modernen Unterricht noch Anwendung findet.
Erkennbar ist dies an immer wiederkehrenden Fehlern, die bei der Einzelbuchstabenmethode
in anderer Form ­auftauchen würden. Neben realen Schriftstücken wurden spätestens ab Beginn
des Mittleren Reiches explizite Lehrtexte (Musterbriefe, Rechenaufgaben inkl. Lösungsweg usw.)
verfasst. Einige von ihnen sind im Original, die meisten jedoch in Form der zahlreichen, mehr
oder weniger fehlerhaften Schülerübungen erhalten (Abbildung 6).
Einer dieser Mustertexte, auf den in einigen pharaonischen Werken namentlich hingewiesen wird
und der in Schülerübungen über lange Zeit hinweg belegt ist, ist die Kemit (dieser Name ist nur
aus den Text zitierenden Werken überliefert, nicht aus dem Original oder seinen Abschriften). Sie
wird heute als erstes Schulbuch der Ägypter bezeichnet. Tatsächlich handelt es sich um einen
Musterbrief, in dem verschiedene feste Phrasen im Rahmen des Textinhalts zusammengefasst
werden. Die einleitenden Briefformeln und die Zitate in anderen literarischen Werken ­ermöglichen
die Datierung des Textes etwa auf die erste Zwischenzeit oder das frühe Mittlere Reich (ca.
2118–1980 v. Chr.). Abschriften finden sich bis zum Ende des Neuen Reichs (ca. 1076 v. Chr.).
Ein weiterer oft belegter Übungstext ist die Geschichte des Sinuhe (Abbildung 9). Der Autor
schildert in der 1. Person Singular den wohl fiktiven Lebensweg des Hofbeamten Sinuhe, der
nach dem Mord an Pharao Amenemhet I. (die zugehörige Intrige ist bisher nicht zu beweisen) in
Panik aus Ägypten flieht, sich im Raum Palästina niederlässt und nach Jahren des Exils, Erfolgs
und Heimwehs vom Sohn und Nachfolger des Pharao, Sesostris I., von allen Vorwürfen entlastet
wird und in Ehren nach Ägypten zurückkehrt. Ihr Inhalt ermöglicht eine Datierung der ­Geschichte
auf frühestens 1920–1875 v. Chr. Die ersten schriftlichen Belege sind jedoch rund 100–150 ­Jahre
jünger. Obwohl explizite Abschriften des Textes nur bis ins Neue Reich belegt sind, könnte er –
nach Anspielungen in jüngeren Texten zu urteilen – noch bis in die Spätzeit (772–332 v. Chr.)
inhaltlich bekannt gewesen sein.
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Abbildung 8: Die Lebensgeschichte des Sinuhe (mit Erlaubnis des Ägyptischen Museum und Papyrussammlung,
Berlin; Inv.nr. P 3022, ca. 1800 v. Chr.).
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Neben solchen als allgemeine Pflichtlektüre betrachteten Lehrtexten, wurden den Schülern je
nach ihrer angestrebten (oder durch ihre familiären Voraussetzungen vorgegebenen) ­Karriere
­
spezielle Ausbildungen zuteil. So wurden Priesteranwärter je nach Rang in Riten, Zauber­
sprüchen, ­Medizin (inkl. Balsamierungstechniken und -riten) und tempel- bzw. ritualspezifischem Wissen ­geschult. Verwaltungsbeamte erhielten spezielle Informationen zu dem ihnen
­
unterstellten ­Bezirk. Militärangehörige und Architekten wurden in Planung und Durchführung von
Feld­zügen und Bauprojekten unterrichtet uvm. Für das weitere Studium standen an die Tempel
ange­gliederte ­‚Lebenshäuser‘ bereit. Diese Institutionen beschäftigten sich mit der Erstellung,
­
Tradition und Aufbewahrung ­wissenschaftlicher und religiöser Werke und waren wohl nur eingeschränkt ­zugänglich. ­Daneben scheinen einige höhere Beamte private Bibliotheken geführt zu haben, die über Generationen vererbt und ergänzt wurden. Die berühmte Bibliothek von ­Alexandria
entstand nicht mehr in ­pharaonischer, sondern in griechischer Tradition. Hier wurden vermutlich
dennoch, neben klassischen Werken der griechischen und römischen Denker und Philosophen,
eine Fülle von Texten aus den früheren Jahrtausenden gelagert. Diese Sammlung ist wahrscheinlich durch den Brand im Zuge des Einmarsches Julius Caesars in die Stadt (48 v. Chr.) und die
Umverteilung der Schriften auf andere Bibliotheken im Mittelmeerraum heute verloren.
Die Schreiberausbildung stand in frühchristlicher Zeit besonders denen offen,
die sich einem Kloster anschlossen.
Aber auch aus häuslichem/städtischen
Umfeld sind sowohl von Männern als
auch Frauen Schriftstücke in jeder Form
überliefert. Neben Schüler­übungen und
Briefen – wieder in Formularen und
durch Kopieren gelehrt – sind ganze
­
Kodizes zu biblischen Texten, ­typische
Lebensgeschichten
Orts­
heiliger
in
Schönschrift sowie magische und
­
gnostische ­Texte erhalten (unter dem
Begriff Gnosis ­laufen ­verschiedene sich
im 1. Jahrtausend entwickelnde ­religiöse
­
Gruppierungen, die sich teils pharaonisches, teils christliches ­Gedankengut
zu eigen machen und uminterpretieren).
Kodex (Pl. Kodizes):
Das lateinische Wort codex (Pl. codices; dt. auch Kodex/
Kodizes) bedeutet ursprünglich „Baustamm“ oder „Holzklotz“. Tatsächlich bezeichnete man zunächst Stapel von
beschrifteten Holztafeln als Kodex. Diese fanden bis in
das 8. Jahrhundert n. Chr. im gesamten Mittelmeerraum
­
inklusive Ägypten Verwendung.
Neben Holztafeln wurden Keramikscherben sowie ­Papyrusund Pergamentrollen als Schreibmaterialien ­genutzt. Erst
ab dem 4. Jahrhundert n. Chr. fertigte man aus ­Papyrus
und Pergament glatte Seiten an, die dann ­wiederum
­
gesammelt und gebunden werden konnten. Auch diese
‚Bücher‘ wurden bis ins Mittelalter hinein noch als Kodizes
bezeichnet. In der Archäologie wird der ­Begriff bis heute
für gebundene Schriftensammlungen aus ­römischen und
mittelalterlichen Fundzusammenhängen verwendet.
Die Fülle der Textgattungen, die sich aus dem alten Ägypten erhalten haben, steht der ­heutigen
im Grunde in nichts nach. Von administrativen (Zählung von Viehherden, Tempeleinnahmen,
­
Abrechnungen und Verhaltensvorschriften von Klöstern, Höhe der jährlichen Nilflut etc.) und
rechtlichen Dokumenten (Erlasse, Testamente, Gerichtsprotokolle usw.) über literarische Werke
(‚Märchen‘, Prosa, Gedichte) bis hin zu religiösen Schriften (Pyramidentexte, Sargtexte, Totenbuch, Ritualtexte auf den Tempelwänden, Mythen, Heiligenlegenden, Bibeltexten etc.) sind alle
Arten überliefert. Viele der hier getrennt gelisteten Genres gehen nahtlos ineinander über bzw.
können auch in mehrere Kategorien eingeordnet werden.
Abgesehen von diesen mit mehr oder weniger großer Sorgfalt gefertigten Dokumenten hinter­
ließen viele der Niltalbewoher und Reisenden der alten Zeit Besucherinschriften und Graffiti
wie sie bis heute an Aussichtpunkten oder Orten mit historischer oder legendärer Bedeutung
aber auch beispielsweise öffentlichen Toiletten zu finden sind. Die altägyptischen Kurzinschriften
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Schrift und Sprache der alten Ägypter
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reichen von Namensnennungen über Flüche und Verwünschungen bis hin zu Anrufungen von
Göttern, Umwidmungen von Tempeln zu Kirchen und persönlichen Wünschen. Auch bildliche
Hinterlassenschaften dieser Art sind häufig zu finden.
­
Die ägyptische Sprachgeschichte und einige Anmerkungen zur Grammatik* (Hieroglyphen-­
katalog, Arbeitsblätter 1–4)
Die Hieroglyphenschrift entstand wohl wie fast alle Schriften zunächst aus wirtschaftlich ­motivierten
Beweggründen: Waren mussten bezeichnet, Eigentümer genannt und ­Korrespondenz geführt
werden. Der Ägypter erklärte sich die Herkunft dieser wichtigen Kulturleistung jedoch auf ­andere
Weise: Sie sei ein Geschenk der Götter, heißt es in der altägyptischen Mythologie. Der ­paviansoder ibisköpfig/-förmig dargestellte Gott Thot war in der ägyptischen Götterwelt für die Zeit­
rechnung und alles, was wir heute als Wissenschaften bezeichnen würden, zuständig, ­darunter
natürlich auch die Schrift. Die Ägypter nannten ihre Schrift Medu-netscher (dt. „Gottesworte“).
Diese ­Bedeutung wiederum ist der Übersetzung der viel später entstandenen ­griechischen
­
Bezeichnung hieroglyphika (dt. „heilige Zeichen“) sehr ähnlich. Tatsächlich ­wurde letzterer Begriff
erstmals verwendet, als Hieroglyphen nur noch im Zusammenhang mit Religion Verwendung
fanden.
Die Hieroglyphenschrift bezieht ihre Zeichen aus allen Bereichen des alltäglichen Lebens der
­
alten Ägypter. Von Menschen in unterschiedlichen Haltungen oder Bekleidungen, Tieren und Tierteilen, Mischgestalten, Pflanzen und Abbildungen von Natur über Architekturbestandteilen und
Haushaltsgegenstände wie Körbe, Krüge, Seile und Stäbe zu abstrakten Zeichen wie ­Strichen
oder Punkten ist fast alles im Repertoire vorhanden.
Abbildung 9: Statue des Schreibers Nebmerutef
­
neben dem paviangestaltigen Thot (mit Erlaubnis
des Louvre, Paris; Inv.nr. E 11154).
Abbildung 10: Schreibermönch aus Nag Hammadi
(mit Erlaubnis des Coptic Museum, Cairo; Inv.nr.
8796).
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* Eine Einführung in Tempora und die verschiedenen grammatikalischen Formen würde hier zu weit führen.
Dies ist die Basis jedes deutschen Ägyptologiestudiums und wird dort über viele Semester gelehrt und eingeübt.
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Schrift und Sprache der alten Ägypter
Info
Hieroglyphen stellen sowohl Laut- als auch Wortzeichen dar. Im Vordergrund steht ihr rein
­
konsonantischer Lautwert. Lediglich drei Konsonanten werden heute nach ihrer Verwendung in
griechisch-römischer Zeit in ägyptologischen Übersetzungen als Scheinvokale verstanden: ‚w‘
steht auch für ‚u‘, ‚j‘ für ‚i‘ und die arabischen Konsonaten Aleph ‚A‘ und Aijen ‚a‘ für ‚a‘. Einzelne
Hieroglyphen umfassen einen, zwei, drei, seltener vier oder fünf Konsonanten als Lautwert. In
der Kombination der Zeichen ergibt sich der Lautwert des gesamten Wortes, wobei es teils zu
­
Wiederholungen einzelner Konsonanten kommt, ohne dass diese wirklich doppelt ­ausgesprochen
wurden (in ägyptologischer Fachsprache als ‚Komplementierung‘ bezeichnet).
Die Bedeutung der Wörter wird näher definiert durch das in vielen Fällen (jedoch nicht immer!)
dem Wort nachgestellte Determinativ. Dies ist ein Zeichen oder eine Zeichengruppe, die das
vorausgehende Wort inhaltlich bestimmt. Beispielsweise kann hinter einem Männernamen ein
sitzender Mann abgebildet sein und so den Namen als männlich identifizieren. Ein anderes Beispiel ist ein Krug hinter dem Wort für ein Getränk oder eine Flüssigkeit, ebenso wie das dreifache
Wasserzeichen hinter Bezeichnungen für Gewässer.
Wörter im Plural werden in vielen Fällen mit sog. Pluralstrichen – drei ­parallelen ­horizontal oder
vertikal nebeneinander angeordneten kurzen Strichen – oder durch drei ‚­Körner‘ bei körnigen
Substanzen wie Pigmenten gekennzeichnet. Auch die Verdreifachung des ­Determinativs oder
sogar des Zeichens, das ein ganzes Wort wiedergibt, kommt vor. Neben dem Plural kennt das
ältere Ägyptische wie das Hocharabische den Dual, sprich die Verdoppelung von Dingen (in der
Übersetzung „die zwei/beiden XY“).
Feminine Wörter enden auch wie in der arabischen Sprache eigentlich auf ‚t‘. Oft wird dieses
jedoch nicht geschrieben.*Seite 7
Wie alle Sprachen der Welt hat auch das Ägyptische innerhalb seiner über 4000 Jahre langen
Geschichte eine Vielzahl von Wandlungen durchlebt. Nicht alle seine Entwicklungsstufen sind
durch umfangreiche Quellen belegt. Der Sprachwissenschaftler ist somit häufig auf kleinste Hinweise und Fragmente für seine Studien angewiesen.
Sprachstufen werden anhand grammatikalischer und sprachlicher Unterschiede getrennt. Da sich
die Schriftsprache im Verhältnis zur gesprochenen Sprache langsamer entwickelt, die ­Umstellung
nie abrupt, sondern graduell geschieht und aus pharaonischer Zeit lediglich auf textliche Belege
für ihre Rekonstruktion zurückgegriffen werden kann, werden Sprachstufenwechsel erst für ­einen
deutlich späteren Zeitpunkt festgestellt, als sie möglicherweise in Wirklichkeit stattgefunden
­
haben. Wörter und grammatikalische Formen werden zunächst von einigen wenigen Menschen
umgangssprachlich verwendet, bevor sie von der Gesellschaft aufgenommen, offiziell anerkannt
und schließlich auch schriftlich genutzt werden. Als ein modernes Beispiel für diesen Prozess
kann das Wort „googlen“ herangezogen werden, das eine deutsche Verbbildung eines englischen
Produktnamens ist. Es steht seit 2004 im Duden, wurde jedoch schon lang vorher benutzt.
Frühägyptisch:
Als Frühägyptisch werden die ersten Schriftzeugnisse aus dem alten Ägypten bezeichnet. Sie sind auf Etiketten von Grab­beigaben,
z.B. von Gefäßen aus dem Grab U-j – ca. 3200 v. Chr. – in Abydos belegt. Sie nennen einzelne Personen- und Ortsnamen,
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Umzeichnung
einer früh­
ägyptische
Inschrift (siehe
Zeitstrahl S. 35).
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Institutionen und Titel bzw. Berufsbezeichnungen, meist jedoch den Inhalt des ­Gefäßes, Mengenangaben u.ä. Vollständige Sätze sind nicht belegt. Viele der Lesungen und Bedeutungen ­bleiben
unklar. Eine Rekonstruktion der gesprochenen Sprache oder der Grammatik ist für diese Zeit
noch nicht möglich. Erzählungen und Legenden wurden wohl nur mündlich weitergegeben oder
die einst vorhandenen Dokumente wurden bisher nicht gefunden bzw. haben sich nicht erhalten.
­
Altägyptisch:
Die ersten zusammenhängenden Texte aus dem
­
pharaonischen Ägypten tauchen ab der 4. Dynastie (ca.
2540–2430 v. Chr.) auf. Am bekanntesten unter ihnen sind
die sog. Pyramidentexte aus den Königs­pyramiden der
späten 5. Dynastie (ca. 2430–2300 v. Chr.) in ­Saqqara.
Neben den Pyramidentexten ist das Altägyptische aus
Autobiografien und anderen Hinterlassenschaften von
Privatpersonen bekannt, die auf ihren Grab­wänden,
­
beispielsweise in den Mastaben von Saqqara, bildlich
und schriftlich festgehalten wurden (siehe Vorschläge für
Klassenausflüge).
Abschrift eines Satzes aus den
­
Pyramidentexten der Unaspyramide,
Saqqara (siehe Zeitstrahl S. 35).
Umzeichnung einer hieratische Handschrift
aus dem Mittleren Reich (siehe Zeitstrahl
S. 35).
Daraus wird ersichtlich, dass Schreiben – zumindest in einigen sozialen Schichten – schon lange Zeit vor den Pyramidentexten in Ägypten üblich war. Tatsächlich wären Bauprojekte wie die Pyramiden von ­Gizeh
ohne umfangreiche schriftliche Planungen (z. B. Berechnungen zu Baumaterial, die ­Führung von
Arbeiterlisten und briefliche Korrespondenz) unmöglich zu bewerkstelligen gewesen. Erst vor
Kurzem wurden beschriftete Papyri aus der Zeit des Cheops (4. Dynastie) am Roten Meer gefunden, die die Existenz von Texten vergleichbaren Inhalts bestätigen. Weitere Schriftstücke könnten
somit in Zukunft noch gefunden werden.
Die Texte überliefern ein voll entwickeltes Schriftsystem und reiches Vokabular. Die heutigen
grammatikalischen Kenntnisse zu dieser Sprachstufe – wie auch zu den folgenden – beruhen
jedoch größtenteils auf Rekonstruktion durch Ägyptologen. Grammatikalische Definitionen aus
der pharaonischen Zeit selbst sind nicht erhalten.
Aus dem Alten Reich sind neben hieroglyphischen Schriftstücken die ersten sog. hieratischen
Texte belegt. ­Hieroglyphen können als die Druckschrift der alten Ägypter bezeichnet ­werden. Sie können von oben nach unten, rechts nach links und links nach rechts geschrieben werden (an der Blickrichtung der Tier- und Menschenzeichen ist die
Schriftrichtung erkennbar: Sie ­blicken in Richtung Zeilen-/Satz-/
Wortanfang). Das Hieratische ist ­dagegen die Schreibschrift, die
für Notizen, administrative ­Dokumente u.ä. verwendet wurde.
Es wurde zunächst in ­Spalten ­geschrieben, ab dem Übergang
zum Mittleren Reich jedoch immer öfter in­ ­Zeilen von rechts
Abbildung 11: Mögliche Schriftnach links. Diese Zeilen (oder Spalten) ­wurden in Text­blöcken
richtungen hieroglyphischer und
zusammengefasst. Hieroglyphen werden im ­Hieratischen stark
hieratischer Texte in Zeilen und
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Spalten/Kolumnen am Beispiel
des Wortes sbA (dt. „Stern“).
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vereinfacht und miteinander verbunden (in ägyptologischer Fachsprache als ‚Ligaturen‘ bezeichnet). Je nach ‚Sauklaue‘ des Verfassers bereiten solche Texte dem Ägyptologen mitunter große
Schwierig­keiten in der Lesung.
Mittelägyptisch:
Zwischen dem Alt- und dem Mittel­ägyptischen
gibt es keinen allzu großen Unterschied in der
Grammatik. Mittel­ägyptisch wurde spätestens
Abschrift eines Mittelägyptischen Satzes aus den Sargab Beginn des ­Mittleren Reichs (ca. 1980 v.
texten (siehe Zeitstrahl S. 35).
Chr.) ­geschrieben. Die zahlreichen erhaltenen
Texte decken eine große Bandbreite an Genres ab. Neben den Jenseits­texten (Pyramiden- und
sog. Sargtexte) entstanden literarische Werke (sog. ‚­Märchen‘, ­Erzählungen, Dialoge, Satiren,
etc.), Wirtschaftstexte, Briefe etc.
Das Mittelägyptische ist die am längsten tradierte Sprachstufe der pharaonischen Zeit. Es ­findet
auch noch ­lange nach seiner Ablösung durch spätere Sprachstufen in einigen grammatikalischen ­Wendungen und Begriffen in bestimmten Textgattungen Verwendung (­vergleichbar mit
der ­eigentlich veralteten ‚Sprache‘ der Bibel oder des ­Korans). Die letzten textlichen Belege,
die ­grammatikalisch und vom Wortschatz her Mittelägyptisch sind, stammen aus Tempeln und
­
Gräbern der Römerzeit. Vermutlich konnten sie nur noch von speziell ausgebildeten Gelehrten gelesen und verstanden werden (siehe dazu auch Ptolemäisch). In der deutschsprachigen
­
Ägyptologie wird diese Sprachstufe meist zuerst gelehrt, da sie am ehesten unserem heutigen
Verständnis einer ‚Hochsprache‘ (vgl. Hochdeutsch/Hoacharabisch) entspr.
Neuägyptisch:
Das Neuägyptische taucht in geschriebener Form (in Hieroglyphen und
­
Hieratisch) erst im Verlauf des Neuen
Abschrift eines Neuägyptischen Satzes aus der
Reichs auf. Pharao Echnaton führte
­
Qadeschschlacht (siehe Zeitstrahl S. 35).
während seiner Regierungszeit eine
neue ­religiöse Ausrichtung ein – weg vom vorher hauptsächlich im Königshaus verehrten Amun,
hin zu einer Erscheinungsform des Sonnengottes, der Sonnenscheibe Aton – und gründete ­seine
Hauptstadt Achet-Aton (dt. „Horizont des Aton“), das heutige Tell el-Amarna in Mittelägypten. Erst
ab seiner Regierungszeit (ca.1353–1336 v. Chr.) wurde das Neuägyptische tatsächlich geschrieben, obwohl es klare Indizien in mittelägyptischen Texten gibt, dass es lange Zeit vorher bereits
gesprochen wurde. Der Bruch zum Mittelägyptischen ist diesmal deutlich in der Grammatik spürbar. Das Neuägyptische wurde jedoch nicht in allen Textgattungen verwendet. ­Beispielsweise
nutzte man in klassischen Literaturwerken weiterhin das Mittelägyptische. An den in solchen
­
Texten auftauchenden „Fehlern“ lässt sich erkennen, dass dies manchmal zu Verwirrung führte.
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Schrift und Sprache der alten Ägypter
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Demotisch:
Das Demotische stellt eine weitere
Schrift- und Sprachstufe dar und kann
wiederum in drei Stufen unterteilt werden. Es entstand um 650 v. Chr. (in der
sog. Spätzeit) aus dem Hieratischen,
das noch weiter zusammengefasst
wurde und wird wie sein Vorgänger von
rechts nach links geschrieben.
Umzeichnung eines demotischen Satzes aus der Lehre des
Anchsheshonqi (siehe Zeitstrahl S. 35).
Demotisch ist für rund 1000 Jahre in Schriftzeugnissen belegt. Diese wiederum stammen aus
dem literarischen, administrativen und privaten Bereich. Aus diesem Grund nannte Herodot die
Schrift δημοτιkά (dt. „profan“). Es stand zu seiner Zeit neben dem als internationaler Verständigungssprache des Mittelmeerraums etablierten Aramäischen und dem Ptolemäischen, der ‚Heiligen Schrift‘.
Ptolemäisch:
Grammatikalisch entspricht das Ptolemäische, das
ausschließlich in Tempeln und in kultisch-religiösen
Schriften geschrieben wurde, weitestgehend dem
Mittel­ägyptischen. Es kamen jedoch eine Vielzahl Abschrift eines ­ptolemäisches Textes aus
neuer Hieroglyphen zum Bestand hinzu (von rund 700 der Weltschöpfung, Tempel von Esna (siehe
steigt deren Zahl auf etwa 8000). Früher fest für be- Zeitstrahl S. 35).
stimmte Konsonanten genutzte Zeichen konnten nun,
je nach Kontext, unterschiedliche Lautwerte haben. Durch das parallel verwendete Griechische
werden zudem erstmals Lautver­schiebungen beispielsweise von ‚r‘ zu ‚l‘ sichtbar. Auch wird eine
große Zahl griechischer Fremdwörter in ­Hieroglyphen wiedergegeben. Das Ptolemäische stellt
somit weniger eine eigene Sprachstufe als ein neues Schriftsystem dar.
Wahrscheinlich wurden Hieroglyphen nur noch von einer kleinen Zahl von Eingeweihten überhaupt verstanden. Ihre Nutzung in rein kultisch-religiösem Kontext und eine zunehmend geheim-­
schriftartige Verwendung erschweren es dem Ägyptologen von heute diese ­Texte zu lesen. Beispielsweise befindet sich in der Eingangshalle des Tempels von Esna – dem ­einzigen Teil dieses
Tempels, der heute noch zu besichtigen ist – eine Inschrift, die ausschließlich aus ­Variationen
der Krokodilshieroglyphe besteht. Ohne ein gewisses Hintergrundwissen ist dieser Text für niemanden lesbar. Jedoch ist genau dieses Wissen mit den letzten Priestern des Tempels verloren
gegangen.
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Die letzte hieroglyphische Inschrift aus Ägypten datiert auf den 24.08.394 n. Chr. Es handelt sich
um das Graffito eines Priesters im Tempel von Philae bei Aswan. Das letzte demotische Schriftstück stammt ebenfalls von dieser Insel und aus dem Jahr 452. Als 536 n. Chr. auf Anordnung
Kaiser Justinians I. (484–565 n. Chr.) die ägyptischen Tempel geschlossen und der Götterkult
verboten wurde, war die Kenntnis der Hieroglyphenschrift bereits weitestgehend verloren.
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Koptisch:
Das Koptische ist die jüngste Stufe der altägyptischen tamio nan Noukoui nar¥in
Sprache. Es entstand etwa 200 n. Chr. (die ersten Abschrift aus den koptischen ­Apophtegmata
schriftlichen Zeugnisse sind Bibeltexte aus der Zeit um patrum (dt. „Weisungen der Väter“; siehe
300 n. Chr.) und wurde bis ungefähr 1000 n. Chr. als Zeitstrahl S. 35).
Amtssprache neben dem als lingua franca dienenden
Griechischen in Ägypten verwendet. Die meisten koptischen Schriftzeugnisse stammen aus der
spätrömischen Zeit, rund 325–800 n. Chr. Nach der arabischen Eroberung Ägyptens im Jahr 642
wurde das Koptische langsam vom Arabischen abgelöst.
Im Gegensatz zu den früheren Sprachstufen des Ägyptischen verwendet das Koptische keine
Hieroglyphen, sondern ­griechische Buchstaben sowie sechs aus dem Demotischen abgeleitete
Zusatzzeichen. Dadurch werden zum ersten Mal in der Geschichte der ägyptischen Sprache
auch Vokale verzeichnet. Außerdem lassen sich so mehr als ein Dutzend Dialekte – wie heute
die ägyptisch-arabischen ­Dialekte vom Südende des Landes bis hin zum Mittelmeer verteilen –
unterscheiden. Einem ‚Hoch‘-Koptischen am nächsten kommend ist der sahidische Dialekt (von
Said = süd-/oberägyptisch). In der Kirchen­liturgie setzte sich das aus dem Westdelta stammende Bohairisch durch. Das Gebiet, in dem dieser Dialekt gesprochen wurde, lag im Umfeld des
Sitzes des koptischen Papstes (die Abspaltung der koptisch-orthodoxen Kirche von den übrigen
­
christlichen Kirchen geschah im Verlauf des Konzils von Chalcedon 451 n. Chr.) in Alexandria. Er
wird bis heute in den koptisch-orthodoxen Liturgien verwendet.
Das Koptische nutzt neben altägyptischen Wörtern einen umfangreichen Bestand an griechischem Vokabular. Schriftzeugnisse reichen von Briefen, Gerichtsurkunden und Schülerübungen
auf ­Ostraka bis hin zu Kodizes. Letztere wurden auf Papyrus- oder Pergamentblättern in Buchform mit Ledereinband gebunden und lösten damit die bisher üblichen gerollten Dokumente ab.
Auch erste Formen der Buchmalerei sind in manchen Werken zu finden.
Aussprache
Eine vollständige Rekonstruktion der Aussprache der altägyptischen Wörter wird nie möglich
sein, denn wie in allen heute gebräuchlichen Sprachen können Wörter je nach Dialekt komplett
unter­schiedlich ­ausgesprochen werden. Auch ist uns die Vokalisation des Altägyptischen nahezu
unbekannt. Vergleicht man dieses ­Fehlen mit anderen rein auf Konsonanten basierenden Schriften wie dem Arabischen, so zeigt es sich, dass ­bestimmte Konsonantenkombinationen je nach
eingefügtem Vokal völlig unterschiedliche ­Bedeutungen erhalten können. Lediglich für das Ptolemäische kann eine ungefähre Rekonstruktion der Aussprache versucht werden, da man zum
Vergleich die Vokale nutzende, griechische Schrift heranziehen kann.
Der Ägyptologe behilft sich für die Aussprache mit der Umschreibung der Hieroglyphen in Buchstaben, die auch für die Umsetzung des Arabischen in europäische Schrift (weitestgehend
nach dem System der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft) verwendet werden. Die
­
bereits ­genannten Scheinvokale, deren Aussprache in der Ägyptologie auf ihre Verwendung in
­
griechisch-römischer Zeit zurückzuführen ist, ermöglichen die Artikulation vieler Wörter oder Wortteile. Überall dort, wo jedoch ein Vokal nach unserem heutigen Sprachverständnis fehlen würde,
wird in der ­Ägyptologie ein ‚e‘ eingefügt. Dieses wird in der Umschrift nicht wieder­gegeben, kann
aber leicht ­hinzugedacht werden.
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Literatur
• R. S. Bagnall, Reading Papyri, Writing Ancient History, New York 1995.
• J. Baines/Ch. Eyre, Four Notes on Literacy, in: J. Baines (Hrsg.), Visual and Written Culture
in Ancient Egypt, Oxford 2007, 63–94.
• M. Collier/W. Manley, How to Read Egyptian Hieroglyphs, London, 2003.
• R. Cribiore, Writing, Teachers, and Students in Graeco-Roman Egypt (American ­Studies in
Papyrology 36), Atlanta 1996.
• C. Holler, Das Krokodil und der Pharao, Darmstadt 2012.
• J. H. Johnson, Thus Wrote Onchsheshonqy: An Introductory Grammar of Demotic (Studies
in Ancient Oriental Civilization 45), Chicago 1986, 1–6.
Siehe auch: http://oi.uchicago.edu/research/pubs/catalog/saoc/saoc45.html.
• F. Junge, Sprachstufen und Sprachgeschichte (Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft Suppl. VI), Stuttgart 1985, 17–34.
Siehe auch: http://oi.uchicago.edu/research/pubs/catalog/saoc/saoc45.html.
• B. Layton, A Coptic Grammar (Porta Linguarium Orientalium 20), Wiesbaden 2000, 1–4
und 12–18.
• R. B. Parkinson, The Tale of Sinuhe and Other Ancient Egyptian Poems 1940–1640 BC,
Oxford 1998.
• E. Petersmarck, Die Kemit (Göttinger Miszellen Beihefte 12), Göttingen 2012.
• S. Quirke/C. Andrews, The Rosetta Stone, London 1988.
• W. Schenkel, Tübinger Einführung in die Klassisch-Ägyptische Sprachwissenschaft,
­
Tübingen 2012, 17–72.
• H. A. Schlögl, Ägyptologie. Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, in: H. A. Schlögl/
M. Winzen, Die Pyramide von Innen, Baden-Baden 2010, 9–27.
• H. J. Thissen, Des Niloten Horapollon Hieroglyphenbuch (Archiv für Papyrusforschung
­
Beihefte 6), Leipzig 2001, VIII–XVI.
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• S. Wimmer, Die Hieroglyphen – Schrift und Schrifttum, in: R. Schulz/M. Seidel, ­Ägypten.
Die Welt der Pharaonen, Köln 1997, 343–355.
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Pädagogisch-didaktische Hinweise
empfohlene Altersstufe: 5. – 10. Jahrgangsstufe
Unterrichtsabschnitt
Inhalt
Geschichte und Entwicklung der altägyptischen
Schrift
Geschichte der Entzifferung der Hieroglyphen vom Mittel
alter bis zu Champollion
=> Hinführung
Arbeitsmaterial
­
Lesetext 1
Schreiber, Schreibmaterialien und Schriften:
• der Lesetext führt auf das Thema Schriftentwicklung
hin und gibt einige Eckdaten
Lesetext 2
Vorschläge für Verständnisfragen:
Was bedeutet das Wort „Hieroglyphen“ und seit wann wird die Schrift der alten Ägypter so genannt?
Wie bezeichnete man die Hieroglyphen in ­
pharaonische Zeit?
Welche Schriften und Schriftträger benutzte man im Alltag?
• anhand des Zeitstrahls können die Entwicklungs­
stufen der ägyptischen Schrift detailliert durch­
genommen werden
Altägyptische Texte und
Schriften
Bastelanleitung – Zeitstrahl zur ägyptischen
Schrift
Altägyptische Schriften lernen
=> Vertiefung
• Hieroglyphen und Hieratisch
Hieroglyphenkatalog,
Arbeitsblatt 1–2
• Koptisch
Arbeitsblatt 4
Altägyptische Schreibmaterialien basteln und verwenden
Bastelanleitung –
Papyrus, Schreibbinse
(als „Tinte“ können rote und schwarze Wasser­farben und Rohrfeder
verwendet werden)
­
Schultexte aus dem alten Ägypten
• anhand des Arbeitsblatts kann nachempfunden werden, wie ein altägyptischer Schreibschüler lernte und
dass es ganz normal ist, Fehler zu machen
Arbeitsblatt 3
• die Geschichte des Sinuhe zeigt die Heimatverbundenheit der alten Ägypter und gibt Einblicke in das
­
Leben in damaliger Zeit aus dem Blickwinkel der
oberen Gesellschaftsschichten
Lesetext 3 (ab 7. Jahrgangsstufe empfohlen)
Vorschläge für Verständnis-/Diskussionsfragen
(Lösungen):
Wiederholung
Was passiert in den ersten Zeilen der Geschichte? (Der König Amenemhat I. ist gestorben)
Warum flieht Sinuhe? (Er hat Angst der
Verschwörung gegen den verstorbenen König
beschuldigt zu werden)
Im alten Orient gab es wenig Süßes. Zähle die im Text erwähnten süßen Güter auf. (Feigen, Wein-
trauben, Honig, weitere Früchte)
Kreuzworträtsel
Wissensquiz
=> Ergebnissicherung
Ausflugsvorschläge: Mastaben der hohen Beamten/Pyramiden in Saqqara (Hieroglyphen in realem
Kontext), Kairener Ägyptisches Museum am Tahrir (Schreibmaterialien und Textbelege).
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oder -nutzung außerhalb dessen ist ausgeschlossen!
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Lesetext 1
Schrift und Sprache der alten Ägypter
Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________
Die Entschlüsselung der Hieroglyphen
*
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mäis
Ptole
Demotisch
Griechisch
Umzeichnung des Steins von Rosette (mit Erlaubnis der
Trustees of the British Museum, London, EA 24).
Jahrhunderte lang versuchten Forscher
die Hieroglyphenschrift zu ­entziffern.
­
Schließlich gelang dies durch den
­
sogenannten Stein von Rosette (British
Museum, London, EA 24). Er war 1799
von einem Soldaten der Armee ­Napoleons
in der Nähe des Deltaorts ­Rosette (arab.:
„­Raschid“) gefunden worden. Auf der Steintafel sind drei­sprachig – in ­Hieroglyphen,
Demotisch und Griechisch – die ­Pflichten
des Königs ­gegenüber ­verschiedenen
Tempeln genannt. Der Text enthält das Jahr
196 v. Chr. und wurde in der ­Regierungszeit
Ptolemaios‘ I. verfasst. ­
Johan David
­
Åkerblad (1763–1819) fand anhand ­dieser
Inschrift heraus, dass das ­Demotische zum
Teil das lautliche ­Alphabet nutzte. Thomas
Young (1773–1829) ­erkannte, dass die
Hieroglyphenschrift eine Mischung aus
­
Laut- und Wort­zeichen verwendete. Er
entdeckte, dass die ­Namen der Mitglieder der Königs­familie von lang­gezogenen,
ovalen ­Ringen (=­Kartuschen) ­umgeben
waren. Jean ­Francois ­Champollion
(1790–1832) übersetzte ­weitere Worte
und ­rekonstruierte ­schließlich die Grammatik der a
­ ltägyptischen Texte. Er gilt als
­
Gründervater der Ägyptologie.
Eine Beispielzeile der Inschrift (letzte Zeile der Texte; Zeilenbeginn markiert mit *)
*
Übersetzung (nach Quirke/Andrews 1988):
[Man soll] dieses [De]kret auf eine Tafel aus hartem Stein in der Schrift der Gottesworte (Hieroglyphen/Ptolemäisch),
in der Schrift der Dokumente (Demotisch) und in den Buchstaben der Ägäer/Ionier (Griechisch) schreiben und (diese
Stele) in allen Tempeln ersten, zweiten und dritten Rangs aufstellen, neben die Statue des Königs von Ober- und
Unterägypten Ptolemaios, der ewige Lebende, Geliebter des Ptah , des Gottes, der erscheint, des Herrn der Vollkommenheit.
[...] = Inschrift zerstört; (...) = Ergänzung zum besseren Verständnis)
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Schrift und Sprache der alten Ägypter
Lesetext 2
Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________
Schrift und Sprache im alten Ägypten
Grabwände, Tempelmauern und Statuen aus dem alten Ägypten sind fast immer mit ­Hieroglyphen
­
beschriftet. Hier werden religiöse Texte, wichtige geschichtliche Ereignisse und persönliche Biographien ­wiedergegeben. Der alltägliche Schriftverkehr – Briefe, Protokolle von Gerichtsverhandlungen, Einkaufs- und Aufgabenlisten usw. – wurde auf Kalksteinsplittern, ­Keramikscherben
oder sogar ­ganzen Gefäßen aufgeschrieben (= Ostraka; Singular: Ostrakon; griechisch für
„­Tonscherbe“). Die Hieroglyphen werden in diesen Texten in ihrer Schreibschriftform, das heißt
miteinander verbunden und stark vereinfacht, verwendet (= Hieratisch; später weiter verkürzt:
Demotisch).
Der alte Ägypter glaubte, seine Schrift sei ein Geschenk der Götter und nannte sie daher Medunetscher (deutsch: „­Gottesworte“; griechisch: Hieroglyphen = deutsch „heilige Zeichen“). Als Erfinder der Schrift galt der Gott Thot, der auch der Schutzgott aller Schreiber war.
Die ältesten ägyptischen Schriftzeugnisse entstanden ungefähr 3500 v. Chr. Als Hochsprache
(ähnlich dem Hocharabischen/-deutschen) nutzte man das sogenannte Mittelägyptische. Die
­
letzte ­Hieroglypheninschrift datiert auf den 24.08.394 n. Chr. und befindet sich noch heute an
einer Wand des Tempels von Philae bei Aswan. Der letzte demotische Text ist dort ebenfalls zu
­
finden. Er stammt aus dem Jahr 452. Als 536 n. Chr. auf Anordnung Kaiser Justinians‘ I. (484–565
n. Chr.) die ägyptischen Tempel geschlossen und der Götterkult verboten wurde, ­konnte schon
niemand mehr Hieroglyphen lesen oder schreiben.
Das Koptische ist die letzte Stufe der altägyptischen Sprache. Es entstand etwa 200 n. Chr. (erste
schriftliche Zeugnisse: ca. 300 n. Chr.) und wurde bis ungefähr 1000 n. Chr. neben der internationalen Amtssprache Griechisch in Ägypten verwendet. Nach der arabischen Eroberung Ägyptens im Jahr 642 wurde das Koptische langsam vom Arabischen abgelöst. Nur in den koptisch-­
orthodoxen Liturgien wird es noch bis heute im bohairischen Dialekt gelesen.
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Schreibermönch aus Nag Hammadi (mit Erlaubnis
des Coptic Museum, Cairo, Inv.nr. 8796).
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Statue des Schreibers Nebmerutef neben dem
­pavianförmigen Thot (mit Erlaubnis des Louvre,
Paris, Inv.nr. E 11154).
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Schrift und Sprache der alten Ägypter
Lesetext 3
Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________
Die Lebensgeschichte des Sinuhe
Es ist das Regierungsjahr 30,
Monat 3 der Überschwemmungsjahreszeit, Tag 7:
Der König von Ober- und
­
Unterägypten Amenemhat I.
ist zum Himmel aufgestiegen
und hat sich mit der Sonnenscheibe vereinigt (= er ist gestorben). Der Gottesleib ist
mit dem, der ihn geschaffen
hat, verbunden. Die Residenz
war in Schweigen, die Herzen
­
waren voll Trauer.
Zeichnung: I. Böhme (DAIK).
Seine Majestät hatte ein
Heer ins Land der Libyer entsandt, an dessen Spitze sein ältester Sohn, der vollkommene Gott
­
Sesostris I. stand. Deshalb schickten die Höflinge des Palastes Nachricht auf die westliche Seite
des Nil, um den Königssohn über die ­Situation im Palast in Kenntnis zu setzen (darüber, dass
der Pharao tot ist). Keinen Augenblick zögerte der Königssohn und erhob sich mit seinem Gefolge (um ins Niltal zurückzukehren). Gleichzeitig hatte man es auch den anderen Königs­kinder
gesagt. Man rief es einem von ihnen dort zu, während ich zufällig dastand und die Stimme ­hörte.
Mein Herz war verwirrt, meine Arme breiteten sich aus, ich begann am ganzen Leib zu ­zittern,
denn ich dachte, ich sei Teil der Verschwörung gegen den König. Da entfernte ich mich ­schnellen
Schrittes, um mir ein Versteck zu suchen. Ich versteckte mich zwischen (erst) zwei Büschen und
­
machte mich (dann) auf einer Reise nach Süden auf.
Ich reiste nach Maati in die Gegend des Sykomoren-Heiligtums. Ich landete auf der Insel des
Snofru und verbrachte einen Tag am Fruchtlandrand. Bei Tagesanbruch ging ich los und erreichte am Abend das Dorf der Rinder. Ich setzte von dort aus auf einem Schleppkahn über und
passierte den Nil nach Osten, wo sich das Heiligtum der Herrin des Roten Berges befindet. Von
dort aus lief ich nordwärts und erreichte die Herrschermauern, die zur Abwehr der Asiaten und
der Beduinen errichtet wurden. Ich fand in einem Busch Deckung, weil ich befürchtete, von den
dienst­habenden Wächtern auf der Festungsmauer gesehen zu werden. Erst zur Nachtzeit zog
ich weiter und ­gelangte, als das Land hell geworden war, nach Peten. Als ich eine Insel der Bitterseen erreichte, wurde ich durstig und dachte mir: „Dies ist der Vorgeschmack des Todes!“. Dann
aber schöpfte ich neuen Mut und erhob mich, denn ich hörte das Brüllen von Vieh und erblickte
Beduinen. Ihr Scheich erkannte mich, weil er in Ägypten gewesen war. Deshalb gab er mir Wasser und Milch und er nahm mich mit zu seinem Stamm. Wie gut war das, was sie für mich taten!
Von da an gab mich ein Fremdland an das andere Fremdland weiter, ich löste mich von Byblos
und ging nach Kedem. Dort verbrachte ich ein halbes Jahr, als Amunenschi – der Herrscher von
Ober-Retschenu (Retschenu = Syrien/Palästina) – mich holte und mir sagte: „Du bist hier und du
bleibst bei mir. Gut ist das, was ich für dich tue.“ Er setzte mich an die Spitze seiner Kinder und
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(Text stark verkürzt/vereinfacht! Übersetzung nach Klische, A., Die Autobiographie des Sinuhe, in: C. Holler,
Das ­Krokodil und der Pharao, Darmstatt 2012, 13-33.; (...) = Ergänzungen zum besseren Verständnis).
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H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013
Schrift und Sprache der alten Ägypter
Lesetext 3
Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________
verheiratete mich mit seiner ältesten Tochter. Er ließ mich etwas von seinem Land aussuchen.
Es war ein schönes Land, Jaa war sein Name und es gab nichts Gleichwertiges. Darin waren
Feigenbäume und Weinstöcke. Viel Honig gab es, zahlreiche Ölbäume, alle Sorten von Früchten
waren auf seinen Bäumen und eine unbegrenzte Menge allen Viehs. Amunenschi setzte mich
als Herrscher eines Stammes ein. So verbrachte ich zahlreiche Jahre, während meine Kinder zu
starken Menschen heranwuchsen.
Amunenschi ermöglichte mir auch zahlreiche Jahre als Führer seines Heeres. Jedes Fremdland,
gegen das ich zog, besiegte ich, so dass es von seinen Futterpflanzen und seinen Brunnen
vertrieben war. Eines Tages kam ein starker Mann aus Retschenu und forderte mich in meinem
eigenen Zelt heraus. Er war ein Tapferer ohne seinesgleichen, er hatte das Land Retschenu bis
an seine Grenzen bezwungen. Er sagte, er wolle mit mir kämpfen und beabsichtige mich zu töten
und meine Herden zu erbeuten, alles auf den Rat seines Stammes hin.
Während der Nacht bereitete ich mich vor: Ich spannte meinen Bogen, putzte und richtete ­meine
Waffen her, legte meinen Dolch bereit. Kaum war der Tag angebrochen, da kam der M
­ ann aus
­
­
Retschenu und hatte seine Stämme versammelt. Jedes Herz brannte für mich, die Ehefrauen
­
plapperten ängstlich und jedes Herz hatte Mitleid mit mir. Daraufhin begann der Mann aus
­
Retschenu zu kämpfen und seine Pfeile gingen ins Nichts, einer nach dem anderen. Da stürmte
er auf mich los, denn er ­beabsichtigte mich zu schlagen. Als er nahe genug herangekommen war,
schoss ich auf ihn und mein Pfeil blieb in seinem Hals stecken. Da schrie er auf, fiel auf seine
Nase nieder und ich tötete ihn mit seinem eigenen Kriegsbeil. Ich stieß meinen Kriegsschrei aus
und pries dem Gott Month. Ich nahm die Habe des Starken, seine Herde und all seinen Besitz.
Dadurch wurde ich mächtig und reich an Besitztümern und zahllosem Vieh.
Mein Haus ist zwar schön, mein Grundbesitz ist zwar groß, aber meine Gedanken sind beim
Palast (des Pharao). Oh, jener Gott, der diese Flucht bestimmt hat, mögest du gnädig sein und
mögest du mich zur Heimat zurückbringen. Was gibt es Größeres, als in dem Land begraben zu
werden, in dem ich geboren wurde? Möge auch der König von Ägypten mir wohlgesinnt sein,
damit ich in seiner Gnade lebe. Ach, mögen sich doch meine Glieder verjüngen, denn das Alter
ist zu mir ­gekommen, die Schwäche hat mich eingeholt. Meine Augen sind schwer, meine Arme
schlaff und meine ­Beine haben aufgehört, dem müden Herzen zu folgen. Ich habe mich dem
Hinscheiden genähert.
Tatsächlich hatte man der Majestät, dem König von Ober- und Unterägypten, Sesostris I., über
meinen Zustand berichtet. Deshalb übersandte mir seine Majestät Geschenke und einen Brief, in
dem er schrieb: „Diese Flucht dauert schon länger, als man eigentlich braucht, um das Land zu
durchstreifen! Mögest du zurückkommen!“
Dieser Befehl erreichte mich und wurde mir vorgelesen, als ich von meinem Stamm umgeben
war. Da warf ich mich auf meinem Bauch in den Staub und ich gab ihn, der verweht, auf meinen
Leib. Ich umkreiste jubelnd meinen Lagerplatz, denn ich werde in Ägypten sterben.
Es wurde mir auf dem Weg zur Residenz ermöglicht, in Jaa Station zu machen, damit ich meinen
Besitz an meine Kinder überschreiben konnte. Mein ältester Sohn war der Grundpfeiler meines
Stammes und mein ganzer Besitz bei ihm in guten Händen: Meine Untertanen, mein ganzes
Vieh, meine Früchte und alle süßen Obstbäume.
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(Text stark verkürzt/vereinfacht! Übersetzung nach Klische, A., Die Autobiographie des Sinuhe, in: C. Holler,
Das ­Krokodil und der Pharao, Darmstatt 2012, 13-33.; (...) = Ergänzungen zum besseren Verständnis).
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Schrift und Sprache der alten Ägypter
Lesetext 3
Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________
So machte ich mich schließlich auf den Weg und fuhr südwärts, wobei ich an den Horuswegen
anhielt. Dorthin hatte mir seine Majestät Schiffe, beladen mit Geschenken, geschickt, und zwar
für die Asiaten, die als meine Begleitung mit mir auf den Horuswegen unterwegs waren. Als das
Land hell wurde, ganz früh am Morgen, kam einer, der mich rief, und zehn Mann erschien, um
mich zum Palast zu führen. Ich berührte mit dem Kopf die Erde zwischen den Statuen, ­während
die Königskinder mir entgegentraten. Ich fand seine Majestät auf dem großen Thron vor. Plötzlich lag ich auf dem Bauch und wusste nicht, wie mir geschah, als dieser Gott (= der König)
zu mir sprach und freundlich grüßte: „Sieh an, du bist wiedergekommen! Du hast die Fremdländer durchstreift, nachdem du geflüchtet bist. Dort ist dir das Greisenalter entgegengetreten,
­
nachdem du die ­entsprechenden Jahre vollendet hattest. Die Bestattung deines Leichnams wird
nicht ­armselig sein. Du brauchst dich nicht zu fürchten und sollst nicht vor Schreck erzittern. Du
wirst unter die ­Würdenträger und in den Hofstaat aufgenommen werden. Nun geht zum Kabinett
des ­Morgens, um ihn herzurichten!“
So verließ ich das Innere des Kabinetts, die Königskinder gaben mir ihre Hände und wir ­gingen
durch das große Doppeltor hinaus. Man brachte mich in das Haus eines Prinzen mit vielen
­
Kostbarkeiten. Dort tat jeder Diener seine Pflicht und die Spuren der Jahre verflogen von meinem
Leib: Mein Bart wurde entfernt, meine Haare gekämmt, der Schmutz der Wüste und die Kleider
den Sandbewohnern gegeben. Ich wurde in feinste Leinenstoffe gekleidet und mit feinem Salböl
gesalbt. Man überließ mir auch das Haus „Herren des Teiches“, das in der Hand eines hohen
Beamten gewesen war. Man errichtete für mich ein Grab aus Stein innerhalb der königlichen
Grabstätte. Der Vorsteher der Schatzbeamten schrieb, der Vorsteher der Bildhauer ritze ein und
der Vorsteher der Arbeiter, die in den Grabanlagen waren, beschäftigte sich ebenfalls damit.
Totenpriester wurden mir zugewiesen, man legte für mich eine Gartenanlage mit Äckern an, die
dem Grabort vorgelagert ist, wie es für einen hohen Beamten (normalerweise) getan wird. Niemals gab es einen Geringen, dem Gleiches getan wurde. Ich stand in der Gunst des Königs – bis
der „Tag des Landens“ (Sinuhes Todestag) kam.
Es ist gekommen von seinem Anfang bis zu seinem Ende, wie das, was in der Schrift gefunden
wurde.
Zeichnung: I. Böhme (DAIK).
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(Text stark verkürzt/vereinfacht! Übersetzung nach Klische, A., Die Autobiographie des Sinuhe, in: C. Holler,
Das ­Krokodil und der Pharao, Darmstatt 2012, 13-33.; (...) = Ergänzungen zum besseren Verständnis).
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H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013
Schrift und Sprache der alten Ägypter
Hieroglyphenkatalog 1
Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________
Einkonsonantenzeichen
Mit den sogenannten Einkonsonantenzeichen lassen sich alle geschriebenen Laute der ägyptischen Sprache wiedergeben. Sie sind das ‚Alphabet‘ der Hieroglyphen (bestehend aus Konsonanten und ‚Scheinvokalen‘, die von uns heute ‚a‘, ‚i‘ und ‚u‘ ausgesprochen werden).
Einkonsonanten-Zeichen
Hieroglyphe
(links – rechts)
/ /
/
/
/
Hieratisch
(rechts – links)
//
/
/
/
Lautwert
Hieroglyphe
(links – rechts)
Hieratisch
(rechts – links)
Lautwert
A (a)
x (ch wie Bach)
j (i / j / y)
X (ch wie weich)
a (a)
z (weiches s)
w (u / w)
s (ss / ß)
b
S (sch)
p
q
f
k
m
g
n
t
r
T (tsch)
h
d
H (starkes h)
D (dsch)
Allgemeines zur Schrift der alten Ägypter
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Hieroglyphen = Block-/Druckschrift → Lese­richtungen: rechts nach
links / links nach rechts / oben nach unten – Tier-/Menschenzeichen schauen zum Satz-/Wortanfang; ­Hieratisch = Schreibschrift
→ ­Leserichtungen: rechts nach links / oben nach unten; Wichtiges
wird rot hervorgehoben; Fließtext ist schwarz.
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Schrift und Sprache der alten Ägypter
Hieroglyphenkatalog 2
Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________
Mehrkonsonantenzeichen
Manche Hieroglyphen stehen für zwei bis vier Laute und bilden ganze Wörter (= Mehrkonsonantenzeichen). Da wir die Vokale der altägyptischen Wörter nicht kennen, fügt man in der ­­Ägyptologie
an Stellen, an denen ein Vokal nötig wäre, jeweils ein ‚e‘ ein und spricht einige Konsonanten gewohnheitsmäßig wie Vokale aus (= ‚Scheinvokale‘ siehe Hieroglyphenkatalog 1).
Eine Auswahl von Mehrkonsonanten-Zeichen
Hieroglyphe
/
Lautwert
Bedeutung
Ax (ach)
Ach-Seele
(Göttliches im
­
Menschen)
jaH (jah)
Mond
ra (ra) / sw (su)
Gott Ra / Sonne,
Tag
aA (a‘a)
groß (sein)
rw (ru) / l*
Löwe
anx (anch)
leben / Leben
HA:t (hat)
Vorderseite,
Anfang
wA (wa)
Schnur / Strick
Htp (hetep)
Opfer, Gnade
wn (wen)
existieren /
­
Wesen
xa (cha)
erscheinen
wsr (user)
Macht, Stärke
(sa)
Sohn
(bit)
bj:t
Biene /
König von
­
Unterägypten
sw / nsw (su /
er / König von
Oberägypten
p:t
Himmel
pr (per)
Haus
mn (men)
bleiben, sein
ms (mes)
gebären
nb (neb)
Herr / jeder, alle
­
(pet)
nfr (nefer)
schön,
vollkommen
­
Hieroglyphe
Lautwert
nTr
(netscher)
sA
nesu)
sn
(sen)
SA
(scha)
Sps
(schepes)
kA
(ka)
km
(kem)
Dsr
(dscheser)
Bedeutung
Gott
Bruder / zwei
(Sumpf-) Land
edel / Edelmann
Ka,
­Persönlichkeit
schwarz
heilig, erhaben
* Zur Bildung von ‚r‘ und ‚l‘ wird die Zungenspitze direkt hinter den Schneidezähnen an den Gaumen hochgewölbt. Die Laute können
daher ineinander übergehen. Das altägyptische L ist erst im Ptolemäischen durch Abgleich mit dem Griechischen sicher belegt.
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Schrift und Sprache der alten Ägypter
Hieroglyphenkatalog 3
Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________
Götter, Determinative und Grammatik
Eine Auswahl von Göttern in Hieroglyphenform
/
+Hwtj
Thot
(Schreiber-/Mondgott)
Jtn
Aton
(Sonnengott)
%tX
Seth
(Wüsten-/ Chaosgott)
Jmn
Amun
(Herr von Theben /
König der Götter)
Ra
Ra
(Sonnengott)
MnTw
Month
(Kriegsgott)
Eine Auswahl von Determinativen
Determinative stehen an Wortenden und zeigen die Kategorie an, in die das Wort eingeordnet
wird, z.B. weiblich, männlich, körnige Materialien, Flüssigkeiten, Bewegung usw.
/
König
Frau
Wasser, Flüssigkeiten, Gewässer
Königin
Menschen
Städte, Orte,
Länder
Gott
Kind
Worte der
Bewegung
Mann
Wüste, Ausland
Ausdrücke für
Sprechen und
ähnliches
Pluralbildung und die Unterscheidung von weiblichen und männlichen Begriffen
Die alten Ägypter kannten drei Numeri: Singular, Dual (= „die beiden/ zwei ...“) und Plural (= „drei/
viele ...“). Für deren Bildung wird entweder das Lautzeichen oder das Determinativ des Wortes
verdoppelt oder verdreifacht oder es werden entsprechend viele Striche hinter dem Wort geschrieben.
Singular
Dual
Lautwert:
männlich .wj /
weiblich .tj
Plural
Lautwert: männlich .w
weiblich .wt
/ / /
/
Beispiel Gott nTr – Götter nTr:w
–
Weibliche Wörter enden oft mit einem ‚.t‘ :
. Dieses wurde jedoch oft nicht geschrieben.
Wenn es vorhanden ist, kann es eine weitere Hilfe bei der Bestimmung des Geschlechts eines
Wortes sein.
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Die leichteste Möglichkeit, im pharaonischen Ägyptisch einen Genitiv zu bilden, ist es, die beiden
Wörter einfach hintereinander zu schreiben, wobei dann das zweite Wort das Genitivattribut ist,
z.B. sA Ra = Sohn des Re.
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Schrift und Sprache der alten Ägypter
Arbeitsblatt 1
Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________
Hieroglyphen – Übung
Aufgabe 1
Übe das Schreiben von Hieroglyphen und/oder hieratischer Schrift: Schreibe auf einem Blatt
­
Papier (oder Papyrus) deinen Namen in Ein- oder Mehrkonsonantenzeichen oder einen Brief,
indem du die deutschen Wörter direkt in Hieroglyphen umsetzt.
Aufgabe 2
Wie war der Lautwert der folgenden Wörter und Wortverbindungen? Was könnten sie bedeuten?
(Achte auf die Determinative, denn sie geben dir Hinweise darauf, was das Wort bedeuten könnte! Achte außerdem
darauf, ob das Wort im Plural steht oder eine weibliche Endung hat! Um Platz zu sparen, wurden einige Hieroglyphen auch innerhalb einzelner Zeilen übereinander geschrieben. Man versucht, die Zeichen so anzuordnen, dass sie
gedachte Quadrate gut ausfüllen (siehe unten gestrichelt). Lass dich davon also nicht irritieren! Wortverbindungen
wurden mit „G“ für Genitivverbindung, „A“ für Adjektivverbindung und „U“ für Aufzählung mit ‚und‘ markiert.)
G
A
Anmerkung: Dies ist einTitel des Königs und steht vor seinem
in Kartusche geschriebenen Rufnamen.
G
Anmerkung: Dies ist ein weiterer Titel des Pharao.
U
Anmerkung: Aus dieser altägyptischen Wortverbindung entstand das Wort griechische „Pharao“!
A
Anmerkung: So nannten die Ägypter ihr Land, also das Niltal
mit seinem fruchtbaren schwarzen Boden.
Anmerkung: Diese kleinen Figürchen sollten im Jenseits für
den Verstorbenen arbeiten.
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Schrift und Sprache der alten Ägypter
Arbeitsblatt 1 – Lösungen
Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________
Hieroglyphen – Übung
Aufgabe 1
Übe das Schreiben von Hieroglyphen und/oder hieratischer Schrift: Schreibe auf einem Blatt
­
Papier (oder Papyrus) deinen Namen in Ein- oder Mehrkonsonantenzeichen oder einen Brief,
indem du die deutschen Wörter direkt in Hieroglyphen umsetzt.
Aufgabe 2
Wie war der Lautwert der folgenden Wörter und Wortverbindungen? Was könnten sie bedeuten?
(Achte auf die Determinative, denn sie geben dir Hinweise darauf, was das Wort bedeuten könnte! Achte außerdem
darauf, ob das Wort im Plural steht oder eine weibliche Endung hat! Um Platz zu sparen, wurden einige Hieroglyphen auch innerhalb einzelner Zeilen übereinander geschrieben. Man versucht, die Zeichen so anzuordnen, dass sie
gedachte Quadrate gut ausfüllen (siehe unten gestrichelt). Lass dich davon also nicht irritieren! Wortverbindungen
wurden mit „G“ für Genitivverbindung, „A“ für Adjektivverbindung und „U“ für Aufzählung mit ‚und‘ markiert.)
pr
nTr
ein Haus
(ein) Gott
pr.w
nTr:w
nb
nb.t
sn
sn.t
viele Häuser
(drei/viele) Götter
Herr
Herrin
Bruder
Schwester
sbA
Stern
ra nb
Jmn
jeder Tag
Amun
sDtj
nbj.t Halskragen aus Goldperlen
Kind
sA Ra
Sohn des Ra
nsw bj:t
Anmerkung: Dies ist ein Titel des Pharao.
pr aA
Anmerkung: Aus diesem Wort entstand das Wort „Pharao“!
km:t
Anmerkung: Dies war der Name der Ägypter für ihr Land, das
Niltal mit seinem fruchtbaren schwarzen Boden.
SAwAbtj
Anmerkung: Diese kleinen Figürchen machten für den Verstorbenen im Jenseits alle Arbeiten.
großes Haus
das Schwarze (Land)
Uschebti
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König von Ober- und
Unterägypten
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Anmerkung: Dies ist einer der Namenstitel des Königs und
steht vor seinem in Kartusche geschriebenen Rufnamen.
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nb.t pr Herrin des Hauses
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Schrift und Sprache der alten Ägypter
Arbeitsblatt 2
Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________
Altägyptische Königsnamen
Jeder ägyptische König hatte fünf Namen, von denen zwei in ovalen Ringen (sogenannten
­
Kartuschen) geschrieben wurden. Hier siehst du die Rufnamen einiger Könige, die zwischen
2600 und 300 v. Chr. über Ägypten geherrscht haben. Wie hießen sie? In welchen Namen sind
auch Namen von Göttern enthalten? (Nutze Hieroglyphenkatalog 1–3 als Hilfe).
*1
*1
*1
*2
*2
*1
*1 Der Name des Gottes wird aus Ehrfurcht in der Schrift vorangestellt, aber erst am
Ende der Wortgruppe gelesen.
*2 Ab der Spätzeit ersetzt der Buchstabe ‚d‘ oft das ‚t‘.
*1
*1
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Die beiden Ägyptologinnen Isa und Linda bei
ihrer Arbeit an den königlichen Felsinschriften
in Aswan (Zeichnung: I. Böhme, DAIK).
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Schrift und Sprache der alten Ägypter
Arbeitsblatt 2 – Lösungen
Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________
Altägyptische Königsnamen
Jeder ägyptische König hatte fünf Namen, von denen zwei in ovalen Ringen (sogenannten
­
Kartuschen) geschrieben wurden. Hier siehst du die Rufnamen einiger Könige, die zwischen
2600 und 300 v. Chr. über Ägypten geherrscht haben. Wie hießen sie? In welchen Namen sind
auch Namen von Göttern enthalten? (Nutze Hieroglyphenkatalog 1–3 als Hilfe).
@A.t-Sps.t (Hatschepsut)
+sr (Djoser)
*1
%nfrw (Snofru)
*1
*1
Axn-Jtn (Echnaton)
#fw (Cheops)
%tXj (Sethos)
@a-f-Ra (Chephren)
Ra-msw (Ramses)
Mn-kA.w-Ra
&A-wsr.t (Tausret)
(Mykerinos)
Alksndrs (Alexander)
&tj (Teti)
*2
Ppj (Pepi)
*1
*2
MnTw-Htp
(Mentuhotep)
KA-ms (Kamose)
Pdwlmjs (Ptolemaios)
KljwApAdrA.t (Kleopatra)
*1 Der Name des Gottes wird aus Ehrfurcht in der Schrift vorangestellt, aber erst am
Ende der Wortgruppe gelesen.
*2 Ab der Spätzeit ersetzt der Buchstabe ‚d‘ oft das ‚t‘.
AH-ms (Achmose)
*1
Jmn-Htp
(Amenophis)
*1
+Hwtj-ms
(Thutmosis)
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H. Sonbol / J. Sigl. DAIK 2013
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Die beiden Ägyptologinnen Isa und Linda bei
ihrer Arbeit an den königlichen Felsinschriften
in Aswan (Zeichnung: I. Böhme, DAIK).
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Schrift und Sprache der alten Ägypter
Arbeitsblatt 3
Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________
Altägyptisches Schulwesen
Die Geschichte des Sinuhe
In altägyptischen Schulen wurde das ­Schreiben
mithilfe von Diktaten und wiederholtes Abschreiben oder Auswendiglernen gelehrt. Dass die
Schüler dabei Fehler machten, versteht sich
von selbst. Ein besonders beliebter Schülertext war die Geschichte des Sinuhe. Hier sind
drei Sätze aus ihr abgebildet, die von zwei
ägyptischen Schreibern geschrieben wurden.
1. Finde die Unterschiede zwischen den beiden Schriften (die Anordnung der Hieroglyphen
­neben-/übereinander ist dabei nicht so wichtig)!
2. Schreibe den dritten Satz des Papyrus 10499
zehn mal in Hieroglyphen schnell ab. Wieviele Fehler hast du gemacht?
Zeichnung: I. Böhme, DAIK
Berlin Papyrus 10499, Satz 1
Mein Herz war verwirrt, meine Arme breiteten sich aus, der ganze Körper zitterte.
Berlin Papyrus 3022, Satz 1
Mein Herz war verwirrt, meine Arme breiteten sich aus, mein ganzer Körper zitterte.
Berlin Papyrus 10499, Satz 2
Ich entfernte mich schnellen Schrittes,
um mir ein Versteck zu suchen.
Berlin Papyrus 3022, Satz 2
Ich entfernte mich schnellen Schrittes, um mir ein Versteck zu suchen.
Berlin Papyrus 10499, Satz 3 Berlin Papyrus 3022, Satz 3
Ich kroch zwischen zwei Büsche.
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Ich kroch zwischen zwei Büsche.
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H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013
Schrift und Sprache der alten Ägypter
Arbeitsblatt 3 – Lösungen
Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________
Altägyptisches Schulwesen
Die Geschichte des Sinuhe
In altägyptischen Schulen wurde das ­Schreiben
mithilfe von Diktaten und wiederholtes Abschreiben oder Auswendiglernen gelehrt. Dass die
Schüler dabei Fehler machten, versteht sich
von selbst. Ein besonders beliebter Schülertext war die Geschichte des Sinuhe. Hier sind
drei Sätze aus ihr abgebildet, die von zwei
ägyptischen Schreibern geschrieben wurden.
1. Finde die Unterschiede zwischen den beiden Schriften (die Anordnung der Hieroglyphen
­neben-/übereinander ist dabei nicht so wichtig)!
Anmerkung:
Nicht jeder Unterschied ist ein Fehler! Z.B. stehen
das Wachtelküken und der Strick beide für ‚u/w‘.
Tatsächliche Fehler sind überflüssige, zusätzliche
oder weggelassene nötige Zeichen, z.B das sitzende Männchen des Papyrus 10499 im dritten Satz,
das Kreuzzeichen statt der laufenden Beine im
ersten Satz des Papyrus 10499 oder die eingefügte
­
Präposition ‚r‘ (= zu; 2. Satz Papyrus 3022).
2. Schreibe den dritten Satz des Papyrus 10499
zehn mal in Hieroglyphen schnell ab. Wieviele Fehler hast du gemacht?
Berlin Papyrus 10499, Satz 1
Mein Herz war verwirrt, meine Arme breiteten sich aus, der ganze Körper zitterte.
Berlin Papyrus 3022, Satz 1
Mein Herz war verwirrt, meine Arme breiteten sich aus, mein ganzer Körper zitterte.
Berlin Papyrus 10499, Satz 2
Ich entfernte mich schnellen Schrittes,
um mir ein Versteck zu suchen.
Berlin Papyrus 3022, Satz 2
Ich entfernte mich schnellen Schrittes, um mir ein Versteck zu suchen.
Berlin Papyrus 10499, Satz 3 Berlin Papyrus 3022, Satz 3
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H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013
Ich kroch zwischen zwei Büsche.
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Ich kroch zwischen zwei Büsche.
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Arbeitsblatt 4
Schrift und Sprache der alten Ägypter
Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________
Das Koptische
Das Koptische ist die letzte Stufe der altägyptischen Sprache. Es entstand etwa 200 n. Chr.
und wurde bis ungefähr 1000 n. Chr. als Amtssprache neben dem Griechischen verwendet. Im
Gegensatz zu früheren Sprachstufen werden im Koptischen keine Hieroglyphen mehr geschrieben, sondern griechische Buchstaben sowie sechs Zusatzzeichen. Der Wortschatz besteht aus
altägyptischen sowie aus dem Griechischen übernommenen Wörtern. Einige der altägyptischen
Wörter wurden nach der islamischen Eroberung im Jahr 642 n. Chr. auch in das Ägyptisch-Arabische übernommen.
Buchstabe
Lautwert
Name
Buchstabe
Lautwert
Name
a
b
g
d
e
z
h
c
i / ei
k
l
m
n
3
o
a
alpha
p
pi
b
beta
r
rho
g
gamma
s
sigma
d
delta
t
tau
e
epsilon
u
upsilon
z
zeta
ph
phi
langes e
eta
kh
khi
th
theta
ps
psi
i
iota
langes o
omega
k
kappa
p
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t
u / ou
v
y
2
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f
x
j
q
+
S (sch)
schai
l
lambda
m
mu
n
nu
ks
ksi
o
omicron
f
fai
h
hore(h)
tS (tsch)
djandja
ki
kyima
ti
ti
Zusatzzeichen
Die Koptischen Buchstaben:
Übung:
Lies die folgenden koptischen Wörter und überlege anhand des Hieroglyphenkatalogs und
deiner Arbeitsblätter zu den Hieroglyphen, was sie bedeuten beziehungsweise von welchen
­
hieroglyphischen Wörtern sie abstammen könnten. Wie übersetzt man außerdem die vom altägpytischen bis ins Ägyptisch-Arabische verwendeten Wörter in der zweiten Tabelle?
Koptisch
Deutsch
Koptisch
son
khme
rh
ouw¥b
Altägyptisch
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Lautwert
Koptisch
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aHaw
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moou
+ / ti
axe
Deutsch
Deutsch
aCÜ
aCÜ
aCÜ
öbCÜ
Ägyptisch-Arabisch
öbCÜ
aCÜ (Hocharabisch: öbCÜ)
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öbCÜ
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aCÜ
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F. Tawfik, DEO / J. Sigl, DAIK 2013
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Schrift und Sprache der alten Ägypter
Arbeitsblatt 4 – Lösungen
Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________
Das Koptische
Das Koptische ist die letzte Stufe der altägyptischen Sprache. Es entstand etwa 200 n. Chr.
und wurde bis ungefähr 1000 n. Chr. als Amtssprache neben dem Griechischen verwendet. Im
Gegensatz zu früheren Sprachstufen werden im Koptischen keine Hieroglyphen mehr geschrieben, sondern griechische Buchstaben sowie sechs Zusatzzeichen. Der Wortschatz besteht aus
altägyptischen sowie aus dem Griechischen übernommenen Wörtern. Einige der altägyptischen
Wörter wurden nach der islamischen Eroberung im Jahr 642 n. Chr. auch in das Ägyptisch-Arabische übernommen.
Buchstabe
Lautwert
Name
Buchstabe
Lautwert
Name
a
b
g
d
e
z
h
c
i / ei
k
l
m
n
3
o
a
alpha
p
pi
b
beta
r
rho
g
gamma
s
sigma
d
delta
t
tau
e
epsilon
u
upsilon
z
zeta
ph
phi
langes e
eta
kh
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theta
ps
psi
i
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langes o
omega
k
kappa
p
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¥
f
x
j
q
+
S (sch)
schai
l
lambda
m
mu
n
nu
ks
ksi
o
omicron
f
fai
h
hore(h)
tS (tsch)
djandja
ki
kyima
ti
ti
Zusatzzeichen
Die Koptischen Buchstaben:
Übung:
Lies die folgenden koptischen Wörter und überlege anhand des Hieroglyphenkatalogs und
deiner Arbeitsblätter zu den Hieroglyphen, was sie bedeuten beziehungsweise von welchen
­
hieroglyphischen Wörtern sie abstammen könnten. Wie übersetzt man außerdem die vom altägpytischen bis ins Ägyptisch-Arabische verwendeten Wörter in der zweiten Tabelle?
Koptisch
Deutsch
Koptisch
Deutsch
son
khme
Bruder
Ägypten
rh
ouw¥b
Sonne aCÜ
AntwortaCÜ
Altägyptisch
Lautwert
Koptisch
Deutsch
wHA.t
mw
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aHaw
ouwx
moou
Oase
Wasser
geben
Lebenszeit
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F. Tawfik, DEO / J. Sigl, DAIK 2013
+ / ti
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Ägyptisch-Arabisch
öbCÜ
aCÜ (Hocharabisch: öbCÜ)
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öbCÜ
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Schrift und Sprache der alten Ägypter
Wissensquiz
Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________
Wissensquiz
11.Was ist der Fachausdruck für Hieroglyphen,
1. Wie hieß der Entschlüssler der Hieroglyphenschrift
die ein Wort in eine Kategorie einordnen (z.B.
Flüssigkeit)?
mit Nachnamen?
2. Wie heißt die ‚Druckschrift‘ der alten Ägypter?
12.Wie hießen die an die ägyptischen Tempel
3. Als was bezeichnet man das Haus der ägyptischen
angeschlossenen Forschungseinrichtungen
(Plural)?
Götter?
4. Wie heißt das Papier der alten Ägypter?
13.Nenne den Namen des Helden einer altägyptischen Geschichte, die oft als Schülerübung
diente!
5. Was ist der Fachausdruck für eine beschriftete Tonscherbe (Singular)?
14.Wie hieß das erste Schulbuch der alten
6. Wie nennt sich die Schreibschrift der alten Ägypter?
Ägypter?
7. Wie heißt die letzte Stufe der altägyptischen
15.Wo wurde der Stein gefunden, der die Ent-
8. Was war im 1. Jahrtausend v. und n. Chr. die offizielle
16.Mit welchem Schreibgerät schrieben die alten
9. Wie hieß der König, der Neuägyptisch in der Schrift
17.Wie hieß der altägyptischen Gott der Wissen-
10.Wie heißt der Ort, an dem die ältesten beschrifteten
18.Was wurde in altägyptischen Texten rot
Sprache?
schlüsselung der Hieroglyphen ermöglichte?
Amtssprache im Mittelmeerraum?
eingeführt hat?
Ägypter?
schaft und der Schrift?
Objekte aus dem alten Ägypten gefunden wurden?
markiert?
­
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__ __ __ __ __ __ __ __ __ ! (aus der Lebenslehre des Cheti, ca. 1800 v. Chr.)
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H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013
Schrift und Sprache der alten Ägypter
Wissensquiz – Lösungen
Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________
Wissensquiz
11.Was ist der Fachausdruck für Hieroglyphen,
1. Wie hieß der Entschlüssler der Hieroglyphenschrift
die ein Wort in eine Kategorie einordnen (z.B.
Flüssigkeit)?
mit Nachnamen?
2. Wie heißt die ‚Druckschrift‘ der alten Ägypter?
12.Wie hießen die an die ägyptischen Tempel
3. Als was bezeichnet man das Haus der ägyptischen
angeschlossenen Forschungseinrichtungen
(Plural)?
Götter?
4. Wie heißt das Papier der alten Ägypter?
13.Nenne den Namen des Helden einer altägyptischen Geschichte, die oft als Schülerübung
diente!
5. Was ist der Fachausdruck für eine beschriftete Tonscherbe (Singular)?
14.Wie hieß das erste Schulbuch der alten
6. Wie nennt sich die Schreibschrift der alten Ägypter?
Ägypter?
7. Wie heißt die letzte Stufe der altägyptischen
15.Wo wurde der Stein gefunden, der die Ent-
8. Was war im 1. Jahrtausend v. und n. Chr. die offizielle
16.Mit welchem Schreibgerät schrieben die alten
9. Wie hieß der König, der Neuägyptisch in der Schrift
17.Wie hieß der altägyptischen Gott der Wissen-
10.Wie heißt der Ort, an dem die ältesten beschrifteten
18.Was wurde in altägyptischen Texten rot
Sprache?
schlüsselung der Hieroglyphen ermöglichte?
Amtssprache im Mittelmeerraum?
Ägypter?
eingeführt hat?
schaft und der Schrift?
Objekte aus dem alten Ägypten gefunden wurden?
markiert?
­
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H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013
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Schrift und Sprache der alten Ägypter
Bastelanleitung – Zeitstrahl zur ägyptischen Schrift und Sprache
Zeitstrahl zur ägyptischen Schrift und Sprache
1. Zeichne auf ein großes Blatt Papier (mindestens Din A3) entlang der langen Seite eine Linie mit ­Markierungen in
regelmäßigen Abständen für die Daten 3000 v. Chr., 2000 v. Chr., 1000 v. Chr., das Jahr 0 und 1000 n. Chr.
2. Die ägyptische Geschichte wird in folgende Abschnitte unterteilt:
Frühdynastische Zeit (ab ca. 2900 v. Chr.)
3. Zwischenzeit (ab ca. 1077 v. Chr.)
Altes Reich (ab ca. 2545 v. Chr.)
Spätzeit (ab ca. 723 v. Chr.)
1. Zwischenzeit (ab ca. 2120 v. Chr.)
Griechische Zeit (Ptolemäerzeit; ab 332 v. Chr.)
Mittleres Reich (ab ca. 1980 v. Chr.)
Frührömische Zeit (ab 30 v. Chr.)
2. Zwischenzeit (ab ca. 1760 v. Chr.)
Spätrömische Zeit (koptisch-christliche Zeit; ab
284/5 n. Chr.)
Neues Reich (ab ca. 1539 v. Chr.)
Islamisches Mittelalter (ab 642 n. Chr.)
Markiere diese Abschnitte auf deinem Zeitstrahl und beschrifte sie!
3. Unten findest du Angaben zum Anfang der Entwicklung, der tatsächlichen Gebrauchsphase und dem Ausklang
der verschiedenen ägyptischen Sprachstufen bis 1000 n. Chr. sowie Beispiele. Markiere die Zeiträume, in denen
jede der Sprachstufen verwendet wurde, in deinem Zeitstrahl mit Linien, schneide die Beispiele aus und klebe
sie dazu!
Sprachstufe
Entwicklung ab
Gebrauchszeitraum
Ausklang bis
Frühägyptisch
vor 3000 v. Chr.
Frühdynastische Zeit
Anfang des Alten Reichs
Altägyptisch
Frühdynastische Zeit Altes Reich – 1. Zwischenzeit
Anfang des Mittleren Reichs
Hieratisch
Frühdynastische Zeit Altes Reich – ca. 650 v. Chr.
Anfang der Ptolemäerzeit
Mittleres Reich – Spätzeit
Ptolemäisch
Mitte der Spätzeit
Ptolemäerzeit – frührömische Zeit
ca. 500 n. Chr.
Koptisch
ca. 200 n. Chr.
300 n. Chr. – 1000 n. Chr.
heute
Übersetzung: „Hat ein Vater das Gesicht seines Sohnes (je) vergessen?“
Hieratisch: Papyrus Westcar VII.3, Ägyptisches Museum, Berlin, P 3033
Übersetzung: „100 ds-Krüge Bier bis auf den heutigen Tag trinken“
Ptolemäisch: Säule 2 aus Esna, No. 206 §10
Früh­ägyptisch:
British ­Museum,
London, EA
32650
Übersetzung: „Da entstanden die Menschen
aus den Tränen seines Auges“
Koptisch: Apophtegmata Patrum no. 293b
tamio nan Noukoui nar¥in
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Übersetzung: „Bereite für uns ein kleines Linsen­
Übersetzung:
(gericht) zu!“
„der Königssiegler ­Hemaka“
Altägyptisch: Pyramidentext Spruch 272 aus der Pyramide
des Unas, Saqqara
ca. 500 n. Chr.
Übersetzung: „Stelle keinen armen Mann neben einen reichen
Mann“
ca. 650 v. Chr. – Anfang der spätrömischen Zeit
Demotisch: Lehre des Anchsheshonqi 23.22, British Museum,
London, BM 10508
Ende der Spätzeit
Mitte der 3.
­
Zwischenzeit
Übersetzung: „Wirst du nicht gegen mich vorgehen, so werde
ich nicht gegen dich sprechen.“
Ende Mittleres Reich ca. 1350 v. Chr. – ca. 1000 v. Chr.
Demotisch
Mittelägyptisch: Sargtexte Spruch 323i-j nach British Museum,
London, E 30839
Neuägyptisch
Neuägyptisch: Hilferuf Ramses II. in der Qadeschschlacht, Karnaktempel §93
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ca. 500 n. Chr.
Übersetzung: „Unas ist der Erste des Gefolges“
Mittelägyptisch 1. Zwischenzeit
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H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013
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H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013
2120
1980
1760
1539
Neues Reich
1077
3. Zwischenzeit
2. Zwischenzeit
1. Zwischen- Mittleres
zeit
Reich
332
Sprachstufe der Zeit
284/5 n. Chr.
Spätrömische
Zeit
642
Islamisches
Mittelalter
1000 n. Chr.
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Übersetzung: „Bereite für uns ein kleines Linsen-(gericht) zu!“
tamio nan Noukoui nar¥in
Koptisch: Apophtegmata Patrum nach Zoega 1810, no. 293b
Übersetzung: „Da entstanden die Menschen aus den Tränen seines Auges“
Ptolemäisch: Säule 2 aus Esna, No. 206 §10 nach Sauneron 1968, 30
Übersetzung: „Stelle keinen armen Mann neben einen reichen Mann“
Demotisch: Lehre des Anchsheshonqi 23.22, British Museum, London, BM 10508
Übersetzung: „Hat ein Vater das Gesicht seines Sohnes (je) vergessen?“
Neuägyptisch: Hilferuf Ramses II. in der Qadeschschlacht, Karnaktempel §93 nach Kitchen 1979, 34
30
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Griechische Zeit Frührömische
Zeit
(Ptolemäerzeit)
Übersetzung: „Wirst du nicht gegen mich vorgehen, so werde ich nicht gegen dich sprechen.“
Entwicklung/Ausklang der ­
Sprachstufe
Kitchen, K.A., Ramesside Inscriptions II, Oxford 1979.
Sauneron, S., Esna III, Kairo 1968.
Zoega, G. Catalogus codicum Coptorum manuscriptorum
qui in museo Borgiano Velitris adservantur, Rom 1810.
723
Spätzeit
Mittelägyptisch: Sargtexte Spruch 323i-j nach British Museum, London, E 30839
Übersetzung: „100 ds-Krüge Bier bis auf den heutigen Tag trinken“
Hieratisch: Papyrus Westcar VII.3, Ägyptisches Museum, Berlin, P 3033
Übersetzung: „Unas ist der Erste des Gefolges“
Altägyptisch: Pyramidentext Spruch 272 aus der Pyramide des Unas, Saqqara
2545
Altes Reich
1000 v. Chr.
2000 v. Chr.
Zeitstrahl zur ägyptischen Schrift und Sprache
­
Übersetzung:
„der Königssiegler
­
Hemaka“
Früh­ägyptisch:
British
­
Museum,
London, EA
32650
ca. 2900 v. Chr.
Frühdynastische
Zeit
3000 v. Chr.
Schrift und Sprache der alten Ägypter
Zeitstrahl zur ägyptischen Schrift und Sprache – Lösung
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Schrift und Sprache der alten Ägypter
Bastelanleitung – Papyrus, Schreibbinse und Rohrfeder
Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________
Papyrus, Schreibbinse und Rohrfeder
Papyrus
Benötigte Materialien: ca. 1,50 m Papyrusstengel (Papyruspflanzen können im Pharaonic ­Village
in Giza oder auf Plantagen im Nildelta erworben werden); saugfähiges Papier (Löschblätter/
Haushaltspapier); Holzbretter; Dinge zum Beschweren/Blumenpresse bzw. Nudelholz.
Arbeitszeit: insgesamt ca. 45 Minuten bis Schritt 10; Vorversuche mit weniger Material empfohlen.
Papyrusherstellung Schritt 1–3
Schritt 1: Papyrusstengel in ca. 15 cm lange Abschnitte schneiden (Länge kann je nach Art der
verfügbaren Presse variiert werden);
Schritt 2: Die grüne Außenschicht der Abschnitte mit einem Cutter/Teppichmesser vom weißen
Mark abschälen;
Schritt 3: Mark der Länge nach in ca. 1–2 mm dicke Streifen schneiden (benötigt werden ca. 30
solcher Streifen pro herzustellendem Papyrusblatt = ca. 10 Stengelabschnitte aus Schritt 1);
Schritt 4: Holzbrett/Pressenunterteil mit einer Schicht saugfähigem Papier bedecken (damit es
den ausgepressten Pflanzensaft der Papyrusstreifen aufsaugt);
Schritt 5: ca. 15 Papyrus-Streifen leicht überlappend (1mm) nebeneinander auf das Papier legen;
Schritt 6: Die anderen ca. 15 Streifen im rechten Winkel ­gedreht zur ersten Schicht und
ebenfalls leicht überlappend auflegen;
Schritt 7: Beide Lagen mit saugfähigem
Papier und weiterem Holzbrett/Pressendeckel
­
bedecken;
­
Schritt 8: Saft aus den Streifen pressen, indem
von oben auf die gesamte Anordnung kräftiger
Druck ausgeübt wird (am Anfang gelingt das
Pressen am besten, wenn eine Person sich
vorsichtig auf das Brett stellt);
Papyrusherstellung Schritt 4–6
(Anleitung in Anlehnung an eine vom Schulbiologiezentrum Hannover erstellte Arbeitshilfe)
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F. Tawfik, DEO / J. Sigl, DAIK 2013
Schrift und Sprache der alten Ägypter
Bastelanleitung – Papyrus, Schreibbinse und Rohrfeder
Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________
Schritt 9: Oberes Brett entfernen und mit
­
einer Rolle (z.B. Nudelholz) kräftigen Druck
auf das obere Löschblatt ausüben (bei
­
Verwendung einer ­Blumenpresse kann dieser Schritt übersprungen werden);
Schritt 10: In regelmäßigen Abständen das
durchfeuchtete Papier wechseln (der trocknende Pflanzensaft sorgt zwischen den Papyrusfasern für das Verkleben);
Papyrusherstellung Schritt 9–10
→ Wenn kaum noch Flüssigkeit das saugfähige Papier befeuchtet, kann das Papyrus-Blatt zum
Trocknen flach gelagert werden (in Blumenpresse oder unter Gewichten).
Papyrusblätter, die aus echtem Papyrus hergestellt wurden, erkennt man daran, dass man
­
gegen das Licht die zwei senkrecht zueinander stehenden Schichten deutlich sichtbar sind.
Die ­Beschriftung in Zeilen oder Spalten gelingt jeweils auf der Seite einfacher, auf der man der
­
Faserrichtung der einen oder anderen Schicht folgen kann.Papyrus kann gut gerollt, aber schlecht
geknickt werden!
Schreibbinse und Calamus/Rohrfeder
Benötigtes Material: getrockneter Binsenstengel/
getrocknetes, gesäubertes hohles Schilfrohr;
Arbeitszeit: Wenige Minuten;
Schreibbinse (oben): Stengel an einem Ende
gerade abschneiden, das andere durch Kauen
oder Hämmern etwas zerfasern J;
Calamus/Rohrfeder:
Schreibbinse
Calamus / Rohrfeder
1
2
Schritt 1: Mit Cutter/Teppichmesser in steilem
Winkel das eine Ende abschneiden;
Schritt 2: In die entstandene Spitze mittig einschneiden (erhöht Saugfähigkeit und verhindert
Verlaufen);
Schritt 3: Die Feder zu beiden Seiten verschmälern und die Spitze kantiger gestalten;
Schritt 4: Spitze von oben gerade oder schräg abschneiden (erhöht Schreibkontrolle).
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4
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F. Tawfik, DEO / J. Sigl, DAIK 2013
DEU
TSC
(Anleitung in Anlehnung an eine vom Schulbiologiezentrum Hannover erstellte Arbeitshilfe)
G á « ∏« ‚E’ G á «f
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