Vancouver-Bericht - Software and Systems Engineering

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Vancouver-Bericht - Software and Systems Engineering
Andreas Jojo Fleischmann
Leben am Rand der Welt
Vancouver, August 1999 - Mai 2000
1
Einleitung
Ein Jahr habe ich in Vancouver, Kanada, gelebt und studiert. In diesem Bericht möchte ich
meine Erfahrungen zusammenfassen und damit vor allem meinen Nachfolgern Informationen an die Hand geben, was in Vancouver auf sie zukommt. Dies ist kein allumfassender
Bericht, sondern vielmehr eine abrundende Ergänzung zu der Vielzahl bereits existierender
Dokumente 1.
1.1 Chronologie
Da ich in diesem Bericht nicht chronologisch vorgehe, sondern stattdessen den drei
Themenblöcken „Studieren“, „Leben“ und „Überleben“ folge, hier eine kurze Übersicht über die
Chronologie der Ereignisse:
01.10.1998 - 01.01.1999
01.01.1999 - 17.08.1999
17.08.1999 - 26.08.1999
26.08.1999 - 05.09.1999
07.09.1999 - 22.12.1999
22.12.1999 - 06.01.2000
06.01.2000 - 28.04.2000
28.04.2000 - 08.05.2000
1.2
Bewerbungszeit: Bewerbung zunächst um ein Stipendium des
DAAD, dann um einen Studienplatz an der Universität Vancouver.
Vorbereitungszeit: Regeln von Versicherungen, Englischtests,
Finanzplanung.
Ankunftszeit: Ankunft in Vancouver, Erledigen des Papierkrams,
Kennenlernen der ersten anderen internationalen Studenten
Orientierungszeit: Eine Woche Orientierung speziell zugeschnitten auf internationale Studenten.
Erster Term: Das Herbstsemester.
Weihnachtspause: Reise durch Kalifornien entlang der Westküste
(San Francisco, Santa Barbara, Los Angeles, San Diego).
Zweiter Term: Das Frühlingssemester.
Ausreisezeit: Die letzen zwei Wochen zwischen Semesterende und
Abreise.
Lesen überm Tellerrand
Inzwischen gibt es eine ganze Menge an verschiedenem Material über das Auslandsstudium in
Vancouver. Demzufolge ist dieser vorliegende Bericht kein allumfassender Rundumschlag,
sondern mehr eine Ergänzung zu den bereits vorhanden Unterlagen 2. Zum einen die Berichte
meiner Vorgänger und meiner Kollegen; ich weiß sicher von der Existenz folgender Berichte:
1
Siehe Abschnitt 1.2
Diese Unterlagen werden teilweise von Frau Wagner und ihrem Team ([email protected]),
teils von Professor Bibel und Thomas Stützle ([email protected]) gesammelt.
2
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Ingo Jankowski (1997/1998)
Dirk Breitbach (1998/1999)
Tim Wellhausen (1998/1999)
David Schäfer (1999/2000)
Michael Wufka (1999/2000)
Andreas Fleischmann (1999/2000)
Zum anderen gibt es mittlerweile eine recht umfangreiche Webseite 3, auf der wir Tips und Tricks
zur Bewerbung, den Vorbereitungen und zum Leben und Studieren in Vancouver gesammelt
haben. Zusätzlich haben Samson, Michael und ich viele Bilder von unserem Jahr in Kanada ins
Web gestellt. Sowohl meine Kollegen als auch ich haben während unseres Jahrs im Ausland
regelmäßig Berichte an die Heimat geschrieben, die chronologisch, detailliert, und sehr
authentisch sind:
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Dirk Breitbach (1998/1999) schrieb 2-3 Rundmails aus Vancouver
David Schäfer (1999/2000) schrieb 5 Rundmails aus Vancouver
Michael Wufka (1999/2000) schrieb 7 Rundmails aus Vancouver
Andreas Jojo Fleischmann (1999/2000) schrieb 11 Rundmails aus Vancouver
Michael Samson Stini (1999/2000) schrieb 9 Rundmails aus Victoria4
Und schließlich habe ich noch zusammen mit meinen Mitbewohnerinnen aus Fairview einen
kleinen Videofilm gedreht, der einen kleinen Einblick in das Leben im Studentendorf Fairview
gibt.5
2. Studieren
In diesem Abschnitt berichte ich rund ums Studium an der Universität von British
Columbia, insbesondere über das Klima am Fachbereich und die Kurse, die ich besucht
habe.
2.1
University of British Columbia
Im Großraum Vancouver gibt es drei Universitäten. Da ist zum einen natürlich die renommierte
University of British Columbia (UBC6) mit ihrem ehrwürdigen Campus auf einer Landzunge
direkt am Meer, an der Michael, David und ich studiert habe. Die zweite Universität in
Vancouver ist die Simon Fraser University (SFU) auf einem Berg am anderen Ende der Stadt, mit
schöner Aussicht über die Stadt. Die dritte Universität ist die University of Victoria (UVic)
drüben auf Vancouver Island, etwas kleiner und bescheidener als die beiden Universitäten auf
dem Festland; an dieser Uni hat Samson studiert7.
3
http://www.home.pages.de/~jojo/aleph.html
Samson studierte nicht weit von Vancouver entfernt an der UVic (University of Victoria), auf Vancouver
Island.
5
Hier eine Liste von ehemaligen und zukünftigen Auslandsstudenten: Ingo Jankowski (1997), Dirk
Breitbach, Tim Wellhausen (1998), Michael Wufka, David Schäfer, Michael Samson Stini, Andreas Jojo
Fleischmann (1999), Tam Huyn, Kai Juse, Tim Braun (2000).
6
http://www.ubc.ca
7
Der Reiz von Victoria ist, daß es dort möglich ist, auch ohne Stipendium vom DAAD zu studieren, da die
Studiengebühren dort nicht allzu hoch sind.
4
Fleischmann - Vancouverbericht, Seite 3
2.1
Department of Computer Science
Strukturen
Am Fachbereich Informatik gibt es zwei Klassen von Studenten: Zum einen Undergrads (etwa
vergleichbar mit Vordiplomsstudenten), die auf einen Abschluß als Bachelor studieren. Graduate
Students sind die älteren Studenten, die nach dem Bachelor noch einen Master (vergleichbar mit
unserem Diplom) oder einen Phd (vergleichbar mit einer Promotion) machen. Da der Bachelor
ein berufsqualifizierender Abschluß ist, verlassen die meisten Studierenden mit ihrem Bachelor
die Uni und suchen sich einen Job. So kommt es, daß am Fachbereich mehr als 500 Undergrads
und nur etwa 40 Graduate Students sind.
Wir Austauschstudenten werden glücklicherweise als Graduate Students eingestuft und haben
somit teil an allen deren Annehmlichkeiten.
Ressourcen am Fachbereich
Das Leben als Graduate Student ist sehr angenehm. Das fängt damit an, daß man automatisch ein
Büro zugewiesen bekommt, daß man sich mit zwei Kollegen teilt. Man hat im wesentlichen
ungehinderten Zugriff auf alle wichtigen Ressourcen; das sind Drucker, Scanner und Kopierer
ebenso wie Schlüssel zu allen Seminarräumen, zum Fachbereichssekretariat, zur Bibliothek und
zum Vorratslager des Fachbereichs (Transparentfolien, farbiges Papier), desweiteren gibt es auf
jedem Stockwerk einen Rechnerraum nur für Grads, mit einer Vielzahl von Unix, WindowsNT
und Macintosh Rechnern. Da man außerdem einen Schlüssel für das Gebäude hat, kann man zu
jeder Tages- und Nachtzeit ins Gebäude, um zu arbeiten, zu surfen oder in der Lounge fern zu
sehen.
Ach ja, die Lounge des Fachbereichs. Dort gibt es Kaffee, Tee und Milch, einen Kühlschrank und
zwei Mikrowellen, Zeitungen, etliche gemütliche Sitzplätze mit (bei schönem Wetter) Aussicht
aufs Meer und Vancouver Island. Und einen Fernseher mit Videogerät. Desweiteren hat der
Fachbereich noch einen eigenen Fahrradkeller, sowie eine Dusche.
Leben und Atmosphäre am Fachbereich
Bedingt durch die recht überschaubare Zahl von Graduate Students und Professoren, herrscht am
Fachbereich eine relaxte, familiäre Atmosphäre. Jeder ist freundlich und hilfsbereit, jeder duzt
sich. Einmal wöchentlich schalten die Systembetreuer die Computer für Wartungsarbeiten aus
und zu dieser Zeit treffen sich Grad Students und Professoren zum "Grad Tea" in der Lounge, es
gibt Kaffee, Tee und kostenlosen Kuchen oder Kekse.
Desweiteren ist man sportlich aktiv. So hat das Computer Science Department zwei Teams zum
uniweiten Longboatrennen aufgeboten und ein Team gewann in seiner Klasse, und auch beim
Vancouver Sun Run (einem 10km Rennen durch Vancouver mit über 40000 Teilnehmern) hat das
Team der Informatiker den ersten Platz in seiner Klasse gewonnen.
Und schließlich gibt es noch die Parties. Da gibt es zum einen das "Männerhaus", sechs
Informatikstudenten die zusammen in einem Haus außerhalb des Campus wohnen und für ihre
Parties berühmt sind. Zum anderen gibt es das "Frauenhaus", in dem Partykönigin Bettina mit
einigen anderen Frauen wohnt, und die ebenfalls grandiose Parties schmeißen.
Fleischmann - Vancouverbericht, Seite 4
2.2
Besuchte Kurse
Die offiziellen Beschreibungen der Kursen sowie die einzelnen Kurswebseiten mit Links und
Kursmaterial gibt es auf den Webseiten des Department of Computer Science 8.
Künstliche Intelligenz I
Kursnummer: CPSC 503
Semester: Herbst 1999
Professor: Alan Mackworth
Outline: Einführung in Künstliche Intelligenz anhand von Prolog
Form: Vorlesung, Hausarbeiten, Klausur
Der Kurs war leider weniger eine Einführung in Künstliche Intelligenz (KI), sondern mehr ein
Programmierkurs in Prolog, der mit KI eher wenig zu tun hatte. Ich hätte mir eine mehr überlegte
und konzertierte Annäherung an die KI gewünscht, so aber stürzten wir uns in pures
Programmieren, wobei schnell der Zusammenhang zur KI völlig verloren ging. Immerhin habe
ich in diesem Kurs viel über Prolog und auch ein wenig über KI gelernt.
Im Kontrast zu den langweiligen Vorlesungen standen die Assignments (Hausarbeiten), die
anspruchsvoll und zeitaufwendig waren. Die Abschlußprüfung bestand fast ausschließlich aus
entweder Auswendiglern- oder Programmieraufgaben.
Der Kursleiter, Alan Mackworth, war kompetent und eigentlich ziemlich nett. Er merkte auch
selbst, daß er seinen Kurs nicht besonders spannend gestaltete und versuchte gegen Ende immer
mehr, ihn mit Humor aufzupeppen. Fragen gegenüber war er sehr aufgeschlossen, seine
Antworten waren prompt und freundlich.
Software-Engineering III
Kursnummer: CPSC 410
Semester: Herbst 1999
Professorin: Gail Murphy
Outline: Fortgeschrittene Konzepte in Software-Engineering
Form: Vorlesung, Team-Projekt
Diese Vorlesung konzentrierte sich auf die Aspekte Software-Architektur und formale Methoden
und war größtenteils ziemlich interessant, wenn ich auch oft, durch meine Software-Engineering
Erfahrungen von zuhause, in Gedanken abschweifte und meinen eigenen Ideen nachhing.
Nachdem ich das Software-Engineering-Projekt zuhause bei Henhapl überstanden habe, fiel mir
das Projekt hier ziemlich einfach. Ohne große Anstrengungen hat unser Team Bestwerte erzielt.
Was mir an den Vorlesungen gefiel, war daß Gail sehr locker und praxisnah war und sich bemüht
hat, auch trockenen Stoff wie Verifikation und formale Methoden interessant und spannend zu
machen.
8
http://www.cs.ubc.ca
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Human-Computer-Interaction
Kursnummer: CPSC 544
Semester: Herbst 1999
ProfessorInnen: Kelly Booth (UBC), Kori Impken (SFU)
Outline: Alles über die Gestaltung von guten Benutzeroberflächen
Form: Readings, Diskussion, Übungen, Hausarbeiten, Projekt, Präsentationen
Der Kurs war in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich: an ihn nahmen Studenten von der UBC und
der SFU teil, er fand größtenteils außerhalb des Campus statt und wurde gehalten von zwei
Professoren, Kelly von UBC und Kori von SFU. Der Kurs hat mir am meisten Spaß gemacht und
war immer das Highlight der Woche. Außergewöhnlich war allerdings auch der Arbeitsaufwand:
neben Tonnen von Material, das wir jede Woche lesen mußten (allerdings waren die Readings
größtenteils sehr lesenswert), gab es ein Project, zwei große Assignments, eine Diskussionsgruppe und vier Paper, die man schreiben mußte. Größtenteils war das in Teamarbeit zu erledigen, und gleichzeitig, so daß man sich ständig von einem Teamtreffen zum nächsten hangelte.
Dennoch empfehle ich den Kurs jederzeit weiter; so wie der Kurs gestaltet war, entsprach er
zudem am ehesten meinem Ideal eines Gradkurses: wir Studenten waren in hohen Maße eingebunden in die Gestaltung der Treffen, und es gab eine Menge von interessanten Diskussionen und
Präsentationen.
Die Atmosphäre des Kurses war einzigartig, wahrscheinlich war es die außergewöhnliche Mischung der Teilnehmer: es waren Informatik-, BWL- und Kineäseologiestudentinnen. Und auch
die beiden Kursleiter waren ziemlich verschieden: Kelly, der am liebsten sich selbst reden hört,
und Kori, die ein wenig strenger ist und versucht, die Struktur des Kurs einzuhalten.
Social Impact of Computers
Kursnummer: CPSC 530b
Semester: Frühling 2000
Professor: Richard Rosenberg
Outline: Gesellschaftliche Auswirkungen von Computern
Form: Readings, Präsentationen, Discussion, Essays
In diesem Kurs diskutierten wir über soziale Auswirkungen von Computern, insbesondere über
Themen wie Copyright, Privacy, Berufsethik und Online-Communities. Neben etlichen
Kurzvorträgen schrieb ich zwei Papers in diesem Kurs: ein Essay setzt sich kritisch mit dem
Einsatz von Computerprogrammen als Lehrerersatz an Schulen auseinander, ein anderer
thematisiert den Einfluß von Online-Communities auf unser Verständnis von Identität und
Realität.
Professor Richard Rosenberg wurde nicht müde, jede Woche von neuem von Radiointerviews,
Zeitungsartikeln und Fernsehtalkshows zu berichten, an denen er teilnahm oder zitiert wurde.
Ansonsten war der Kurs ziemlich interessant, und die Heterogenität der Teilnehmer (Informatik,
Engineering, Journalistik und Jura) war sehr aufregend.
Fleischmann - Vancouverbericht, Seite 6
Intelligent Tutoring Systems
Kursnummer: CPSC 532b
Semester: Frühling 2000
Professorin: Cristina Conati
Outline: Intelligente Lernprogramme und Hilfesysteme
Form: Readings, Diskussion, Projekt
Sowohl den Kurs als auch die Professorin Cristina Conati konnte eigentlich nicht ausstehen. Als
Pädagoge stehe ich dem Versuch, Lehrer durch Computerprogramme zu ersetzen, eher kritisch
gegenüber, in diesem Kurs allerdings wurde (verständlicherweise) dies nicht thematisiert, statt
dessen ging es um Aspekte der Implementierung solcher Systeme.
Für jeden Unterrichtsblock gab es umfangreich Readings, so daß ich alleine für diesen Kurs bis
zu 200 Seiten wöchentlich lesen mußte, zu jedem Paper mußte vor dem Unterrichtsblock ein
kurzes Statement an Cristina geschickt werden, und da wir nur fünf Leute in dem Kurs waren,
mußte ich jede zweite Woche einen Kurzvortrag über eines der Paper halten.
Cristina war didaktisch und methodisch ziemlich schlecht, die Unterrichtsstunden waren schlecht
vorbereitet, ihre Erwartungen an das Projekt waren überzogen, zudem war sie sehr inflexibel im
Umgang mit unseren Erwartungen. Dennoch habe ich in diesem Kurs ziemlich viel gelernt.
Software-Engineering IV
Kursnummer: CPSC 507
Semester: Frühling 1999
Professorin: Gail Murphy
Outline: Forschungsgebiete in Software-Engineering
Form: Vorlesung, Readings, Discussion, Project, Präsentationen, Gastvorträge
Der Software-Engineering Kurs von Gail Murphy erwies sich als noch interessanter als erwartet.
Besonders spannend war die Tour entlang der Forschungsfront für neue Entwicklungsmethodologien. Nachdem die Branche so langsam die Einschränkungen des objekt-orientierten
Programmierens entdeckt, drängen gleich mehrere neue Paradigmen nach vorne; wir setzten uns
mit zwei prominenten Vertretern auseinander, subject-orientierten und aspekt-orientierten
Programmieren.
Zu jedem Unterrichtsblock gab es ein bis zwei Readings, zu einigen gab es kurze Standpunkte zu
schreiben; im Unterrichtsblock unterhielt sich dann Gail mit uns über die Papers. Ein Teil der
Stunden wurden von uns Studierenden selbst gestaltet. David und ich hielten diese Stunde
gemeinsam und präsentierten Antipatterns und automatisches Refactoring. Das abschließende
Projekt war interessant und nicht so anstrengend, wie ich anfangs befürchtet hatte.
3
Leben
Neben dem Studieren gibt es noch zwei wichtige Aspekte: Rund ums Überleben in
Vancouver (im nächsten Kapitel) und, in diesem Kapitel, wie man sich die Zeit in
Vancouver lebenswert und angenehm macht.
Fleischmann - Vancouverbericht, Seite 7
3.1
Freunde
Darmstädter Studienkollegen
Es hat sich irgendwie ergeben, daß wir alle vier im selben Flug nach Kanada flogen und obwohl
schnell jeder von uns ein anderes Leben lebte (David im Studentenhaus nahe dem Campus,
Michael zur Untermiete in einem völlig anderen Stadtviertel, und ich selbst in meiner WG auf
dem Campus) hingen wir oft zusammen. In jedem Semester war jeder mit jedem zusammen in
mindestens einem Kurs, wir trafen uns auch immer wieder mal zum Mittagessen oder gingen
gemeinsam ins Kino. Es klingt banal, aber gemeinsam fällt vieles leichter, und es ist ungemein
praktisch, wenn man sich zu dritt gegenseitig an Deadlines erinnert, oder bei Problemen
nachfragen kann.
International House
Gerade zum Beginn des Jahres war das International House lange Zeit mein erster und wichtigster
Anlaufpunkt. Schon bald nach meiner Ankunft schloß ich mich vielen Veranstaltungen dort an:
Tagesausflüge zum Fischerdorf Stevenson und in den Lighthouse Park, Touren durchs Museum.
Schnell lernte ich eine Menge von Internationals kennen und als das vom International House
organisierte Wochenende in Whistler ausverkauft war, kannten wir uns schon so gut, daß wir
einfach auf eigene Faust einen Alternativtrip organisieren konnten. Während in den ersten
Wochen die Gruppe der internationalen Studieren mit weniger als vierzig Leuten noch relativ
überschaubar war, wuchs sie in der offiziellen Orientierungswoche zu über fünfhundert Personen
an, und nach und nach bildeten sich private Freundeskreise und das International House als
Institution wurde immer weniger wichtiger.
Wohngemeinschaft
Im Studentendorf Fairview teilte ich mir eine Wohnung mit Grace (aus Taiwan), Caroline (aus
Frankreich) und Arem (aus Korea). Es ist erstaunlich, wie schnell man zusammenwächst und sich
aneinander gewöhnt. Wenn man ein Jahr gemeinsam in einer Wohnung lebt, lernt man sich sehr
intensiv kennen - sowohl die Stärken als auch die Schwächen der jeweils anderen, wird aber auch
seine eigenen Macken aufmerksam gemacht. Arem war ein wenig sonderbar und zog sich fast die
ganze Zeit in sein Zimmer zurück, aber Grace und Caroline und ich wurden bald sowas wie eine
Familie.
Studienkollegen
Ich bin mein Jahr in Kanada mit dem Vorsatz angetreten, mich nicht ganz soviel außerhalb des
Studiums zu engagieren. Da ich auf die Filmsoc nicht verzichten wollte, beschloß ich, mich
weniger am Fachbereich zu engagieren und hielt mich da auch weitgehend raus.
Mit meinen Studienkollegen am Fachbereich hatte ich also relativ wenig zu tun, nichtsdestotrotz
lernt man doch über das eine Jahr den einen oder anderen kennen und schätzen, zum Beispiel
Andrea und Kasia, die im Büro nebenan saßen und mit denen ich in beiden Terms an
gemeinsamen Projekten arbeitete. Zum Beispiel Brian, der auch an beiden Software-Engineering
Kursen teilnahm. Zusammenfassend kann man durchaus sagen, daß es einem am Fachbereich
sehr leicht gemacht wird, mit den Studienkollegen in Kontakt zu kommen, es gibt zahlreiche
Gelegenheiten sportlicher, kultureller und fachlicher Natur, sowie Parties.
Filmsoc
Fleischmann - Vancouverbericht, Seite 8
Die Filmsoc ist einer der unzähligen Studentenclubs an der Uni und da ich schon im studentischen Filmkreis Darmstadt aktiv war, schloß ich mich dem Filmclub9 an. An fünf Abenden in der
Woche führt die Filmsoc je zwei Filme vor, ich war fast immer dabei, und schnell lernte ich die
Filmsoc’ler kennen, ebenso wie Teile unseres Stammpublikums und bald war unser Kinosaal
mein zweites Zuhause. Schnell wurde es Tradition, daß Sonntags ein festes Team arbeitet: Ava
als Vorführerin (sie führt die Filme vor und wählte die Musik aus), Bruno als Floormanager (er
trug die ganze Verantwortung), ich als Türsteher (Karten abreißen und Leute rausschmeißen),
Robyn macht Kasse (Tickets verkaufen) und Tintin Popcorn (Popcorn machen, Getränke und
Süßigkeiten verkaufen). Die Filmsoc ist ein wenig aktiver, was offizielle Veranstaltungen angeht
(aber weniger aktiv, was private Unternehmungen betrifft): So veranstalteten wir einen Biergarten, es gab zwei große Banquettes für die Mitglieder, eine Posterparty und die Oscarnacht.
Immer wieder mal bekamen wir Freikarten für Premieren in den Kinos Downtowns und jeden
Sonntagabend trafen wir uns im Clubroom zum Simpsons schauen. Stolz bin ich drauf, daß ich
am Ende des Semesters von der Filmsoc einen Preis als "verdientestes Mitglied" bekam. Den
Wanderpokal konnte ich leider nicht mit nach Hause bringen.
International Christian Fellowship
Durch einen Hinweis von meinem Vorgänger Dirk ermutigt, nahm ich fast zufällig an dem
Thanksgiving Camp der International Christian Fellowship teil. Das fand in Blockhütten in der
unberührten Natur weit außerhalb von Vancouver auf einer kleinen Küsteninsel, Thetis Island,
statt. Auf diesem Camp waren über hundert verschiedenste Leute, internationale Studenten und
kanadische Familien, fünfjährige Kinder und sechzigjährige Pensionäre, Christen, Moslems und
Juden, Iraner, Chinesen, Neuseeländer, Deutsche und Kanadier. Rund um die gemeinsamen
Mahlzeiten spannte sich ein entsprechend vielfältiges Programm, aus dem man auswählen konnte,
zum Beispiel Kanufahren, Bogenschießen, Wandern, Malen, Lesen, Klettern, Origami, Kreatives
Schreiben, Theater, Naturspaziergänge, Radfahren, Fußball, Volleyball, Boccia. Das gemeinsam
Abendprogramm bot neben dem tradionellen Truthahn-Essen auch Tanzen, Diskussionsabende
und "Cultural Exchange" (Leute stellten sich und ihr Land vor; wir Deutschen spielten das Lied
von der Lorelei nach, die Chinesen sangen chinesische Lieder, japanischer Schwertkampf,
iranischer Tanz und so weiter).
Auf diesem Camp lernte ich eine Menge netter Leute kennen, zu denen der Kontakt auch nach
dem Camp nicht mehr abriß. Es gab ein Nachtreffen zum Camp mit internationalem Potluck,
Diashow und Musik. Wir trafen uns oft zum gemeinsamen Frühstücken, einmal wöchentlich zum
Fußballspielen, zum Wandern, zum Kajakfahren, für Kinobesuche, Abendessen, Parties oder
Broomball.
Heimatfront
Mit war es sehr wichtig, den Kontakt zu den alten Freunden zuhause in Deutschland nicht zu
verlieren. Bewährt hat sich da eine Tradition, die mein Vorgänger Dirk begonnen hat: In
unregelmäßigen Abständen Rundmails an die Freunde zuhause zu schicken, mit einer Mischung
aus Erlebnis- und Studienbericht und persönlichen Eindrücken. Meine Freunde zuhause
revanchierten sich mit ähnlichen Berichten aus der Heimat. Ich würde mich sehr freuen, wenn
diese Tradition auch bei unseren Nachfolgern weiterlebt.
3.2
9
Entertainment und Entspannung
http://www.ams.ubc.ca/social/clubs/filmsoc/
Fleischmann - Vancouverbericht, Seite 9
Eine aktuelle Übersicht über Veranstaltungen im Großraum Vancouver erhält man durch die
kostenlose Zeitschrift Georgia Straight und über die Webseite von MyBC.com.
Film und Kino
Da ist zunächst die Filmsoc, die auf dem Campus im "Norm" Theatre ihre Filme vorführen.
Mittwochs und Donnerstags entweder Klassiker oder Independents, Freitags bis Sonntags dann
zumeist etwa zwei Monate alte Blockbusters. Jede Abend gibt es zwei Shows, eine um 7 und eine
um 9:30, der Eintritt pro Show beträgt $3 (wenn man sich eine 10er-Karte kauft, nur $2). Im
Studentendorf Fairview gab es immer wieder mal Videoabende, zu denen es auch kostenlos Cola,
Chips und Pizza gab. In der Filmsoc trafen wir uns regelmäßig Sonntags, um die Simpsons zu
schauen. In der Filmsoc kann man auch immer wieder mal Freikarten für Kinopremieren
bekommen (und mit ein bißchen Glück bekommt man bei diesen Veranstaltungen auch noch TShirts geschenkt).
Ansonsten sind nahe zur Uni das Varsity (10th) und Hollywood Kino, beide liegen direkt an
Bushaltestellen der Linie 10. Ansonsten fährt man Downtown zur Granville Street Ecke Robson
Street, wo Cinema Odeonplex und Famous Players ist, zusammen hat man dort eine Auswahl von
etwa 10 Filmen. Schaut man sich Filme vor 19 Uhr an, kostet der Eintritt sogar nur $5, ansonsten
um die $10. Wer bereit ist, 10 Minuten weiterzulaufen, geht zu den Tinseltown Kinos (Pender
Street Ecke Beatty), ein Multiplexkino mit superbequemen Sitzen und die erste Show (meist
gegen 14 Uhr) ist mit $4 unschlagbar billig. Dienstags kann man im Van East Kino (Commercial
Drive, nahe East Broadway) einen Film in netter Atmosphäre für nur $2.50 sehen.
Theater und Oper
Die Studententheater auf dem Campus bieten überraschend verschiedene Stücke, die sehr
professionell sind. Ich bedauere sehr, daß ich erst so spät zu ihren Theaterstücken gefunden habe.
Zu den Aufführungen der studentischen Improvisationsgruppe "Improv of the Gods" kam ich
hingegen immer, die ließ ich nie ausfallen; zum einen weil ich einige der Schauspieler kannte, vor
allem aber weil ich so eine Form des Theaters noch nie zuvor gesehen hatte und ziemlich
begeistert war. Downtown war ich nur in einer Oper im Queen Elizabeth Theater (für Studenten
gibt es verbilligte "Rush Tickets"); besonders gefiel mir dabei, daß man vor der eigentlichen Oper
einer kleinen Ansprache zuhören konnte, in der auf unterhaltsame Weise über das Stück und den
Autor geplaudert wurde. Ziemlich oft war ich im Playhouse (direkt beim Queen Elizabeth
Theater), das durchwegs ziemlich gute und frische kanadische Stücke zeigte zu fairen Studentenpreisen.
Sport
Ich selbst traf mich wöchentlich mit einigen Freunden auf dem Bolzplatz an Trimble Street zum
Fußballspielen; das hat mir ziemlich gut getan. Dreimal wöchentlich bin ich morgens ins Aquatic
Center10, erst ins Fitneß Studio, dann ein paar Runden Schwimmen. Wir alle drei machten in
Kanada mehr Sport als zuhause: David fuhr täglich mit dem Rad zur Uni und spielte Badminton,
Michael begann, regelmäßig zu joggen. Dazu kamen die sportliche Wettkämpfe, an denen der
Fachbereich teilnahm (der SUN Marathon und das Longboat Rennen), sowie etliche Wanderungen und Touren in die Umgebung.
10
Zu bestimmten Tageszeiten können Studenten dort kostenlos Schwimmen, Fitneß Studio und in die
Sauna.
Fleischmann - Vancouverbericht, Seite 10
Sonstiges
Zum Klavier und Billiard spielen kann man in die Beanery gehen, die im Studentendorf Beanery
liegt. Ansonsten ist ein Besuch bei dem Café Death by Choclate (Broadway Ecke Granville
Street) ein Muß, denn dort gibt es die besten Schokoladenkreationen der Stadt.
3.3
Ausflüge
Stadt Touren
Granville Island und Science World: Auf Granville Island gibt es einen großen Public Market
und etliche Touristenläden, einen kleinen Park mit Teich, Gänsen und Kinderspielplatz, die
schwimmenden Häuser und eine Kunstschule mit Ausstellung. Von Granville Island kann man
mit einem kleinen Wasserbus rüber nach Science World fahren. Science World ist ein Museum
zum Anfassen, inklusive 3D-Kino und IMAX.
Campus, japanischer Garten, first Nation's house of learning, Beach: Ein Spaziergang über
den Campus kann bei Fairview beginnen, zum Beispiel mit einem Kaffee in der Beanery, dann
rüber zum Forestry Gebäude (auf jeden Fall reingehen und die Innenarchitektur bewundern) und
Computerscience Gebäude, dann die Main Mall hoch und nach rechts zum Bookstore und dann
über den Busloop in die SUB11. Von dort aus zurück rüber zur Main Mall und weiter nach Norden
zu dem Platz zwischen den beiden Bibliotheken. Dann weiter nach Norden bis zum Rosengarten,
von dort aus hat man eine schöne Aussicht aufs Meer. Rechts sieht man den Rundbau des Chan
Theaters. Statt dessen aber links die Straße runter zum International House und nochmal nach
links und nach Süden weiter bis zum Asienhaus und dem japanischen Garten. Von dort aus ist's
nicht mehr weit zum Strand, Wreck Beach (wenn's warm ist und Leute nackt rumlaufen, sollte
man seinen Fotoapparat lieber nicht rausholen). Von dort aus kann man bei gutem Wetter
Vancouver Island sehen. Wenn man Lust hat, kann man den Strand nach Nordosten folgen, man
läuft dann um die Landzunge, bis vor einem Stanleypark und die Skyline von Vancouver
Downtown auftaucht.
Trimblestreet und English Bay: Am besten steigt man bei der B99 Haltestelle Sasaamat aus und
läuft dann die Sasaamat runter zum Meer. Der Weg führt durch mein Lieblingsviertel mit vielen
kleinen Häuschen und toller Aussicht auf die Skyline von Downtown.
Robson Street und Stanleypark: Die Robsonstreet ist die Einkaufsstraße von Vancouver, es gibt
dort unzählige Läden und Cafés. Man kann die Straße entlangbummeln nach Westen, bis man
zum Stanleypark kommt (wenn man nicht ganz so weit laufen mag, kann man auf dem Weg auch
in den Bus5 einsteigen). Beim Stanley Park am besten rechts die Küste entlanglaufen, man
kommt dann an den Totem Pfählen vorbei; wenn man am Kinderstrand nach links in den Park
hineingeht, kommt man beim Aquarium vorbei, sieht Pfaue, Seelöwen und Belugas.
Granville Street, Harbour Tower, Canada Place und Gastown: Wenn man bei der
Bushaltestelle Granville/Robson aussteigt und weiter nach unten marschiert, kommt man an
diversen Geschäften und Kinos vorbei. Unten am Wasser ist Canada Place mit dem berühmten
11
Student Union Building (SUB). Eine Art riesiges Studentenhaus, das vom AStA betrieben wird, mit
Geschäften, Kneipen, Seminarräumen, Computers, Spielhalle, Post, Reisebüro und Clubräumen der
einzelnen Studentenclubs.
Fleischmann - Vancouverbericht, Seite 11
Schiffsähnlichen Kongreßzentrum und dem IMAX Kino. In der Nähe dort ist auch der Harbour
Tower; von dort aus hat man eine wunderschöne Aussicht über ganz Vancouver. Und in
derselben Ecke ist auch das Touristenviertel Gastown, mit vielen Souvenierläden und diversen
weiteren Attraktionen, zum Beispiel der berühmten Steam Clock.
Library und Chinatown: Die Public Library von Vancouver ist ein sehr interessantes Gebäude
und absolut einen Besuch wert. Wenn man von dort aus an der Skytrain Haltestelle nach
Chinatown läuft, hat man einen schönen Spaziergang und kommt ziemlich genau am chinesischen
Garten am Eingang von Chinatown heraus.
Queen Elizabeth Park und Bloedel Conservatory: Mit dem 25er Bus kann man vom Campus
bis fast direkt zum Queen Elizabeth Park fahren. Von diesem wunderschönen Park hat man
außerdem eine schöne Sicht über Vancouver, und das Bloedel Conservatory ist ein exotisches
Gewächshaus.
Seebus und Grouse Mountain: Vom Canada Place aus mit dem Seebus rüber nach Nordvancouver und dann mit dem Bus weiter bis zur Endhaltestelle. Dann mit der Seilbahn hoch nach
Grouse Mountain, dem Hausberg von Vancouver. Von dort aus hat man eine tolle Aussicht auf
Vancouver und die Rocky Mountains. Im Winter kann man dort Skifahren, Snowboarden - oder
mit dem Schneeschuhen wandern. Im Sommer gibt es dort Shows und Wanderwege.
Touren in die Umgebung
Wasserflugzeug, Victoria, Fähre: Für $90 kann man mit dem Wasserflugzeug von Vancouver
nach Victoria fliegen. Der Flug dauert 35 Minuten.
Whistler: Etwa zwei Stunden nördlich von Vancouver. Im Sommer gut zum Wandern und Kanu
fahren, im Winter eines der größten und besten Skigebiete in Nordamerika.
Horshoe Bay: Der nördliche Ablegeplatz zu den Fähren nach Vancouver Island. Die Fahrt
dorthin dauert etwa eine Stunde und ist sehr schön.
Thetis Island, Pioneer Lodge: Mit den International Christian Fellowship fährt man zu diesen
beiden Orten. Thetis Island ist eine wunderschöne kleine Insel nordwestlich von Vancouver mit
viel Natur, die Pioneer Lodge ist nordöstlich von Vancouver in den Bergen.
4
Überleben
In diesem Kapitel geht es ums Überleben in Vancouver, also Tips zum Wohnen, zum Essen und
für die Finanzen.
4.1
Wohnen
Ich habe im Studentendorf Fairview Crescent gelebt; dort teilen sich vier bis sechs Studenten eine
Wohnung. Das Markenzeichen von Fairview ist, daß dort ältere (zu einem Großteil
internationale) Studenten relativ ruhig und selbständig leben. Ich habe das Flair dort sehr
genossen und bin sehr froh, daß ich einen Platz dort bekommen habe. Man hat ausreichend Platz,
die Zimmer sind hell und freundlich (die sehr gewöhnungsbedürftige Farbwahl ist der einzige
Nachteil), kann selbst Kochen oder in eines der nahen billigen Restaurants zum Essen gehen, es
ist ruhig genug zum Studieren und gibt doch genügend Angebote an Unternehmungen. Wenn
Fleischmann - Vancouverbericht, Seite 12
etwas kaputt geht oder man sich ausgesperrt hat, geht man zum Commons-Block, wo eine Art
Hausmeisterdienst sich rund um die Uhr und meist sehr prompt und professionell um alle
Probleme kümmert.
4.2
Finanzen
Kreditkarte
Ohne Kreditkarte geht es halt nicht. Ich habe sie zwar nicht sehr oft benutzt, wäre ohne sie aber
nicht ausgekommen. Ich hab sie bei größeren Einkäufen (zum Beispiel dem Laptop) benutzt,
ansonsten nur, um Geld auf mein kanadisches Konto zu transferieren.
Startkapital für die ersten Tage und fürs kanadische Konto
Ich hab mir etwa $2000 Startkapital (als Traveler Schecks) mitgebracht und damit bei der Bank of
Montreal ein Konto eröffnet. Bei der Kontoeröffnung bekommt man Schecks (braucht man zum
Beispiel für die Miete) und eine DebitCard (eine Kontokarte), mit der man normalerweise in allen
Geschäften bezahlt (vom Supermarkt bis zum Kino).
Sparsam Leben
Mit dem Stipendium vom DAAD kam ich gut über die Runden, wobei allerdings meine „Vergnügungsausgaben“ dank der Mitarbeit in der Filmsoc ziemlich niedrig waren (neben den
kostenlosen Kinofilmen, die wir selbst zeigten, gab es auch kostenlos Popcorn und Cola, oft
kostenlos Pizza, sowie kostenlose Filmpremieren downtown).
4.3
Essen
Kochen und bekocht werden
Im Studentenwohnheim Fairview hat jede Wohnung eine kleine Küche mit vier Herdplatten,
Ofen, großem Kühlschrank und Gefrierschrank, so daß man selbst kochen kann - für sich und die
restlichen Mitbewohner, oder die Mitbewohner kochen und man kann mitessen. So haben wir es
auch die meiste Zeit gemacht.
Frühstück im Studentendorf
Mitten in Fairview gibt es - ideal gerade zum Frühstücken - das kleine Café The Beanery, in der
es unter anderem die besten Fudge Bars und Lemon Cookies gibt. Dazu die aktuelle Tageszeitung, um das Frühstück perfekt zu machen.
Essen auf dem Campus
Auf dem Campus gibt es keine zentrale Mensa wie in Darmstadt, sondern stattdessen eine ganze
Menge von kleinen Cafeterien, alle weniger als 15 Minuten vom Informatikgebäude entfernt.
Billige Süßigkeiten und Getränke gibts bei den Informatikern im Imager Lab, billigen Tee und
Kaffee in der Lounge der Informatiker. Direkt beim Informatikgebäude ist The Barn, wo es
Sandwiches und leckere Burger gibt; ein bißchen weiter ist die Krankenhausmensa, in der es
gutes Essen zu anständigen Preisen gibt, dazu noch fast richtiges Mensa-Flair.
Fleischmann - Vancouverbericht, Seite 13
Im SUB Gebäude gibt es das Pendulum mit guter Musik, guten Aufläufen und Lasagne, die
Pazifik Spirit Mensa, wo man sich selbst Salate zusammenstellen kann, und eine Pizzaria. Abends
gibts im Pit Pub gutes Chili. Im Village gibt es zudem noch ein gutes billiges japanisches und
chinesisches Restaurant. Und ein MacDonalds.
Billig essen in der Stadt
Außerhalb des Campus war ich nicht oft essen. Wenn, dann downtown. Mein Klassiker ist die $1
Pizza bei den Kinos an Granville Street: supergut und billig - und ideale Lage. Bei der Public
Library ist das feine italienische Restaurant L'Arena, das normalerweise viel zu teuer für uns
Studenten ist; aber werktags von 12:00-13:30 gibt es dort für $7 ein richtig edles all-you-can-eat
Buffet. Noch besser aber weiter weg ist das all-you-can-eat Buffet zur Mittagszeit beim Buffet
King (East Broadway und Commercial Drive)
Billig und Kostenlos
Die billigsten Süßigkeiten (und kostenlose Getränke und Popcorn) bekommt man bei der Filmsoc,
wenn man dort mitarbeitet. Wenn man mithilft, Flyer zu verteilen, bekommt man Pizza umsonst,
ebenso bei allen Versammlungen der Filmsoc. Kostenlose Cookies gibts beim beim Grad Tea
(Dienstagnachmittags im Informatikgebäude), kostenlose Pizza gibts oft bei Veranstaltungen wie
Gastvorlesungen oder Werbevorträgen von Computerfirmen.
4.4
Tägliches Einkaufen
Bequem, vollständig und ein bißchen teuer: Das Village
Nur fünf Minuten zu Fuß vom Studentenwohnheim Fairview entfernt ist das Village. Dort gibt es
alles, was der bequemliche Student benötigt: Zwei kleine Supermärkte für Lebensmittel, eine
Drogerie, ein MacDonald’s, diverse kleine Restaurants (chinesisch, japanisch) zum Mittag- und
Abendessen und Cafés (zum Frühstücken), einen Friseur und einen Videoverleih. Für die
Bequemlichkeit allerdings muß man manchmal ein wenig mehr, manchmal fast doppelt soviel
bezahlen.
Der tägliche Studentenfreund: Safeway
Billiger ist die Supermarktkette Safeway. Mit dem Bus nur fünf Minuten von der Uni entfernt ist
der Safeway (10th und Sasamaat) die erste Adresse für Studenten; hier trifft man früher oder
später alle Studenten, die auf dem Campus leben. Mit der kostenlosen Safewaykarte gibt es
Rabatte und wenn man mit der ganzen WG einen Großeinkauf macht, kann man sich die
Einkäufe für $3 auch liefern lassen.
Sonstige alltägliche Einkaufsziele
Für Haushaltsartikel (Geschirr, Besteck, Putzlappen) sind kleine Ramschläden empfehlenswert,
zum Beispiel Dollar Surprise (West Broadway und MacDonald) or Loonie Toonie Land oder The
Mighty Bug. Deutsches Brot gibt es zum Beispiel bei der European Bakery (Broadway und
MacDonald), weitere (auch deutsche) Spezialitäten und frisches Gemüse gibt es auf dem Public
Market auf Granville Island.
Fleischmann - Vancouverbericht, Seite 14
Garagesales und Yardsales sind immer einen Besuch wert; wenn also einer in der Nähe ist,
einfach mal vorbeigehen und schauen, was es so gibt. Ich hab zum Beispiel bei einer solchen
Gelegenheit für drei Dollar eine Gitarre gekriegt.
4.5
Kleidung und Souvenirs
Glaubenskrieg um die beste Regenjacke
Da es in Vancouver nunmal häufig regnet, ist es genau die richtige Stadt zum Einkaufen von
wetterfester Kleidung. Der Glaubenskrieg um die besten Regenjacken dreht sich im wesentlichen
um zwei Geschäfte, die Mountain Equipment Coop (East Broadway, Ecke Main Street) und Taiga
Works (East Broadway, Ecke Yukon Street); für Mountain Equipment spricht, daß es das Original
ist, sympatisch demokratisch als Coop organisiert und ein cooles Logo hat; für Taiga spricht vor
allem, daß es dieselbe hohe Qualität zu deutlich billigeren Preisen gibt und demnach mehr
studentisches Flair denn high-end Professionalität verbreitet. Neben hochqualitativen
Regenjacken und Fleecewesten gibt es in beiden Läden auch Regenhosen, Regenhüte und
Gummistiefel.
Kleider und Schuhe
Roots (Robson Street und Metrotown) bietet Markenkleidung zu fairen Preisen und ist vor allem
wegen seiner kanadaspezifischen Motive auf den Pullovern, Sweatshirts und T-Shirts attraktiv.
Eine große Auswahl gibt es in dem Einkaufshaus Hudson Bay Company, und natürlich in der
Einkaufsstadt Metrotown, mein persönlicher Favorit zum Einkaufen.
Souvenirs
Souvenirs kauft man am besten in den unzähligen Geschäften in Gastown, dem Touristenviertel
vom Vancouver. Oder im Bookstore der Universität, wo es neben Büchern vor allem unzählige TShirts, Tassen und Schreibblöcke mit UBC Aufschrift gibt. Ein wenig billiger aber auch kleiner
ist Outpost im SUB Gebäude, der von Studenten betrieben wird.
4.6
Sonstiges
Friseur
Der Friseurladen Hair by Maria (Broadway und MacDonald) hat gleich mehrere Vorteile: Er liegt
direkt an einer B99 Haltestelle, beim Safeway und neben der europäischen Bäckerei, die auch
deutsches Schwarzbrot backt. Ein Haarschnitt für Studenten ist mit $12 billig genug und die
chinesische Friseuse ist ziemlich resolut und schneidet das Haar, wie sie es für richtig hält, meist
mit respektablem Ergebnis.
Gesundheit
Man kann sich kostenlos gegen Hepathitis-B impfen lassen; an der Westseite des
Universitätskrankenhauses ist die Abteilung für Studentenservices. Da eine solche Impfung in
Deutschland ganz schön viel Geld kostet, kann ich nur empfehlen, sich in Kanada impfen zu
lassen.
Reisebüro
Fleischmann - Vancouverbericht, Seite 15
In der SUB gibt es Travelcuts, das Reisebüro für Studenten. Dort kann man billige Flüge buchen,
zum Beispiel für die freien Tage über Weihnachten.
5
Dank
Ich hatte eine großartige Zeit in Kanada. Ohne die Mithilfe von vielen Menschen wäre mein
Auslandsaufenthalt in Vancouver nicht möglich oder deutlich unangenehmer ausgefallen. Ich
möchte zunächst Frau Wagner und Frau Laschewski danken, die das DAAD Stipendium
organisiert haben und bei allen Nachfragen und Problemen schnell und tatkräftig geholfen haben.
Ich möchte natürlich auch Professor Bibel und Thomas Stützle danken, die den Austausch mit der
Universität Vancouver ins Leben gerufen haben und betreuen.