stadtgewässer - Frankfurt.de
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STADTGEWÄSSER Flüsse, Bäche, Altarme entdecken Einleitung Die Geschichte von Frankfurt am Main ist eng mit seinen Fließgewässern verbunden. Keramikfunde aus der Jungsteinzeit um 5000 v. Chr. sind erste Zeugnisse für eine Besiedlung der Main- und Niddaniederungen um Frankfurt. Eine Furt in der Nähe des Fahrtors an der Alten Brücke gab der Stadt den Namen Francono Furth. Erstmals schriftlich erwähnt wird dieser Name in einer Urkunde, die Karl der Große im Jahr 794 unterzeichnete. Seit Frankfurt 1866 preußisch wurde, ergänzt der grosse Fluss offiziell den Namen der Stadt „Frankfurt am Main“. Nicht nur der Main und die Nidda prägen das Stadtbild. Eine Vielzahl von kleineren Fließgewässern geben insbesondere den Stadtteilen einen besonderen Charakter. Zwar können in der vorliegenden Broschüre nicht alle Gewässer beschrieben werden, aber die Vielfalt der ausgewählten Flüsse, Bäche und Altarme ist erstaunlich. Manchmal ist die ursprüngliche Lage der Bäche so verändert, dass das bestehende Kartenmaterial nicht immer deren tatsächlichen Verlauf zeigt. Auffällig ist auch, dass die Namensgebung der Gewässer zahlreiche Eigenheiten aufweist: Mal wechselt der Name eines Gewässers innerhalb der Stadt (z. B. Riedgraben / Entengraben); mal wird er mehrfach verwendet (Lachegraben in Eschersheim und Lachegraben in Griesheim). Aber auch an der Stadtgrenze wechseln einige Gewässer ihren Namen. Manche Bäche sind nicht nur „von der Landkarte“, sondern auch tatsächlich verschwunden (z.B. Braubach, Rohrbach, Marbach und Elkenbach). Lediglich Straßenbezeichnungen erinnern noch an deren ehemaligen Verlauf. Bachpaten – wie Vereine und Privatpersonen – leisten vorbildliche Dienste bei der Pflege einzelner Gewässer. Die fachgerechte Gewässerunterhaltung einschließlich des naturnahen Umbaus der Bäche und Altarme ist eine Aufgabe der Stadtentwässerung Frankfurt am Main, der auch für die aktive und umfassende Mitarbeit an dieser Broschüre besonderer Dank gebührt. Vielfältige Aufgaben im Rahmen des Gewässerschutzes werden vom Umweltamt der Stadt Frankfurt am Main wahrgenommen. Exemplarisch zu nennen sind die Wasserschau an Fließgewässern, der Schutz der Gewässerqualität sowie Maßnahmen zur Abwehr von Gefahren für das Gewässer. Viele Erfahrungen und Daten, die wir hierbei gesammelt haben, wollen wir Ihnen mit dieser Broschüre vorstellen. Um die Stadtgewässer zu erhalten und ihre Qualität zu sichern und zu fördern, bedürfen sie Ihrer besonderen Aufmerksamkeit. Was Sie an Flüssen, Bächen und Altarmen Besonderes erwartet, ist für die einzelnen Gewässer beschrieben. Zusätzlich werden Freizeittipps gegeben und Ausflugsziele genannt. Die beigefügte Karte soll Ihnen einen Überblick zur Lage der Gewässer im Stadtgebiet geben und Sie bei Ihren Entdeckungsreisen in Frankfurt am Main begleiten. Main bei Höchst Gewässerübersicht Zeichenerklärung und Abkürzungen Lage im GrünGürtel Frankfurt am Main Nächster Parkplatz C U-Bahn B S-Bahn E Straßenbahn Q Bus Behindertengeeigneter Parkplatz für Selbstfahrerinnen und Selbstfahrer Bedingt behindertengeeigneter Parkplatz für Selbstfahrerinnen und Selbstfahrer: Beim Ein- und Aussteigen oder wegen fehlender Bordsteinabsenkung ist mit Gefährdungen zu rechnen Behindertenfreundlicher Zugang (ebenerdig, höchstens eine Stufe): Wege sind auch für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer ohne Begleitung geeignet Behindertengerechter Zugang (mehrere Stufen): Wege sind für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer mit Begleitung geeignet Wege zum oder am Gewässer sind für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer nicht geeignet WC Behindertentoilette m ü NN Meter über Normalnull Freizeittipp 3 Inhalt Seite Seite Gewässergüte – was bedeutet das? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Historie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 Bonames . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 Praunheim, Hausen und Rödelheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 Griesheim, Sossenheim und Nied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 Umweltschutz Gewässerkunde Wo lebt was am und im Gewässer? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Definitionen Technische Bauwerke an Frankfurts Fließgewässern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Main Der Fluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Altarme Nidda I - III FREIZEITTIPP 8 Vogelkundliche Wanderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 Nördliche Niddazuflüsse Erlenbach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 Eschbach und Mühlgraben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 FREIZEITTIPP 1 Gerbermühle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 2 Licht- und Luftbad Niederrad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 3 Staustufe Griesheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 4 Mainfähre Höchst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Östliche Mainzuflüsse Riedgraben und Entengraben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Enkheimer Mühlbach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Seckbacher Mühlbach / Draisborngraben. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Südöstliche Mainzuflüsse Goldbach und die Gräben im Oberräder Feld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Königsbach / Luderbach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 FREIZEITTIPP 9 Rund um den Mühlgraben. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 Nördliche Niddazuflüsse Brunnengraben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 Kalbach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 Oberwiesengraben mit Lachegraben. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 Rohrborngraben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 Urselbach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 FREIZEITTIPP 10 Mühlenwanderung von der Untermühle nach Oberursel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 Südliche Niddazuflüsse Südwestliche Mainzuflüsse Schwarzbach. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Lachegraben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Kelster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Steinbach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 Wooggraben und Ochsengraben. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 Westerbach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Dottenfeldgraben / Laufgraben. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 Sulzbach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 FREIZEITTIPP 5 Lehrpfade um die Schwanheimer Wiesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Rheinzufluss Hengstbach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 Westliche Mainzuflüsse Liederbach. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Lachgraben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Welschgraben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 Nidda Der Fluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 FREIZEITTIPP 6 Petrihaus und Brentanopark . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 7 Floßfahren auf der Nidda . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Nidda 38 Wege über die Nidda . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 4 Nidder-/Niddazuflüsse Feldbach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 Eselsborngraben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 Angeln und Fischen in Frankfurt Aus dem Fluss auf den Tisch. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 Hochwasser Ursachen, Gefahren und Konsequenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 Impressum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 Karte im Maßstab 1:30.000. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Altarm der Nidda Umweltschutz Gewässergüte – was bedeutet das? Fragen wie „kann man im Main baden?“ oder „wie gut geht es dem Bach in unserem Stadtteil?“ werden oft gestellt. So verständlich diese Fragen sind, so schwierig ist es, eine allgemein gültige Antwort zu finden. Zahlreiche Verfahren wurden im Laufe der letzten Jahrzehnte entwickelt, die eine Bewertung der Gewässer unter verschiedenen Fragestellungen ermöglichen sollen. Hierbei kann die Ermittlung der Lebewesen im Gewässer Auskunft über die biologische Gewässergüte geben. Chemische und physikalische Untersuchungen führen zu einer Einstufung der Belastungssituation. Daneben geben Kartierungen der Struktur, z.B. die Gestaltung des Gewässerbettes und des Ufers, einen Hinweis auf den Zustand des Gewässers. Insbesondere bei einer Wassernutzung sind auch hygienische Anforderungen zu beachten. All diese Untersuchungen dienen zur Einschätzung der Selbstreinigungskräfte eines Gewässers, zur Gewässerüberwachung und als Qualitätskontrolle. Sie bilden die Grundlage für die Umsetzung von Schutz- und Pflegemaßnahmen am Gewässer. Biologische Gewässergüte Die biologische Gewässergüte kann mit Hilfe des sogenannten Saprobiensystems bewertet werden. Hierbei werden Untersuchungen hinsichtlich der Vorkommen der im Gewässer lebenden Tierarten durchgeführt, da diese gegen organische Verunreinigungen unterschiedlich widerstandsfähig sind und eine typische Wasserqualität beanspruchen. Je nach Empfindlichkeit oder Toleranz werden Wassertiere als sogenannte Leitorganismen bestimmt. Diese biologischen Gewässeruntersuchungen können Verunreinigungen anzeigen, die möglicherweise schon Stunden, Tage oder sogar Monate zurückliegen. Physikalische und chemische Qualitätsuntersuchungen Die Qualität der Fließgewässer lässt sich auch durch physikalische Eigenschaften, wie zum Beispiel den pH-Wert und die Temperatur oder durch chemische Inhaltsstoffe bestimmen. Zur Bewertung der chemisch-physikalischen Wasserqualität wurde der Chemische Index entwickelt, der anhand ausgesuchter Parameter ermittelt wird. Die untersuchten Parameter richten sich nach der Nutzung des Wassers bzw. den eingeleiteten Stoffen. Gewässerverunreinigung Gewässerhygiene Die Untersuchung der hygienischen Gewässerqualität ist von der Gewässernutzung abhängig. Besonders bei der Nutzung als Trinkwasser und als Badegewässer sowie zur Bewässerung von Gemüse- und Salatfeldern sind bakteriologisch-hygienische Untersuchungen notwendig und werden regelmäßig vorgenommen. Im Mittelpunkt stehen gesundheitsschädliche Wirkungen, die von einer Reihe von Organismen ausgehen können. An erster Stelle sind hierbei im Darm lebende Bakterien und Parasiten zu nennen, die durch tierische und menschliche Ausscheidungen in die Gewässer gelangen können. Künstliche Uferbefestigung 8 Umweltschutz Gewässerkunde Wo lebt was am und im Gewässer? Strukturgüte Ein intaktes Fließgewässer ist mehr als ein Gerinne mit sauberem Wasser. Häufig macht es der Aus- oder Umbau eines Gewässers den Tieren und Pflanzen trotz guter Wasserqualität unmöglich, sich dort (wieder) anzusiedeln oder zu leben. Viele Tiere und Pflanzen benötigen neben einer bestimmten Wasserqualität spezielle Gewässerstrukturen. Einige Fischarten können auf kiesigem Gewässergrund, andere nur an Wasserpflanzen laichen. Manche Insektenlarven benötigen Stillwasserzonen zur Entwicklung, während andere starke Strömungen verlangen. Diese mosaikartige Strukturvielfalt ist in naturbelassenen Fließgewässern gegeben. Durch Begradigung, Betonierung des Bachbettes, Ausbaggern, Aufstauen und vieles mehr wurde und wird teilweise immer noch den Gewässern die naturnahe Strukturvielfalt und somit auch der Lebensraum für viele Wasserorganismen genommen. Für die Gewässerstrukturgüte wurde ein Bewertungsschema entwickelt, mit dem z.B. die Ausbildung der Sohle, des Ufers und das Gewässerumfeld in 100 m- Abschnitten erhoben und bewertet werden. Gewässeruntersuchungen in Frankfurt am Main In Frankfurt am Main wird die physikalisch-chemische Qualität von Nidda und Main jeweils an einem Messpunkt im Ortsteil Nied in der Nähe der Wörthspitze von der Hessischen Landesanstalt für Umwelt und Geologie (HLUG) untersucht. Hierbei werden einige physikalische Parameter kontinuierlich gemessen. In mehrjährigen Abständen (z.B. 1994 und 1999/2000) bestimmt die HLUG in 10 Main und Nidda die biologische Gewässergüte. Auf Frankfurter Stadtgebiet wurden beide Flüsse 1975 noch als „kritisch belastet“ bewertet. Heute sind sie „mäßig belastet“ und haben damit eine höhere Gewässergüte erreicht. Die Ergebnisse können im Internet (http://www.hlug.de/ medien/wasser) eingesehen werden. Die Gewässerstrukturgüte wurde in 1996/97 durch das Land Hessen an nahezu allen Fließgewässern kartiert und im Internet (http://www.mulf.hessen.de/umwelt/ wasser) veröffentlicht. Die hygienische Überwachung der Gewässer in Frankfurt am Main wurde von dem Stadtgesundheitsamt in mehrmonatlichen Abständen vorgenommen und die Ergebnisse in Berichten veröffentlicht. Ausblick Die beschriebenen Verfahren sind nicht direkt miteinander vergleichbar. Zusammen betrachtet ergeben sie wichtige Hinweise auf die Qualität eines Gewässers und gezielte Maßnahmen zu deren Verbesserung. Die Europäische Kommission beabsichtigt mit der Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie die Methoden europaweit zu vereinheitlichen und als Standard zur Sicherung bzw. Erreichung eines zumindest guten ökologischen Zustandes aller Gewässer umzusetzen. Damit soll auch eine länder- und grenzübergreifende Betrachtung der Flussgebiete ermöglicht werden. Es bleibt zu hoffen, dass die damit angestrebte stetige Verbesserung der Gewässergüte z.B. das unbeschwerte Baden in den Flüssen wieder zulässt. Bachforelle Fließgewässer prägen die Landschaft und sie werden von der Landschaft geprägt. Ebenso unterschiedlich wie das Erscheinungsbild des Gewässers sind auch die Lebensbedingungen für die im, auf und am Gewässer lebende Pflanzen- und Tierwelt. Vereinfacht lassen sich bei Fließgewässern fünf verschiedene Abschnitte beschreiben, in denen typische Lebensbedingungen herrschen und charakteristische Lebensgemeinschaften vorkommen. Der Quellbereich Viele Fließgewässer entspringen im Hoch- oder Mittelgebirge. Das aus dem Boden oder Felsspalten tretende Wasser ist kalt, klar und sauerstoffreich. Es ist aber andererseits nährstoffarm, so dass dort nur wenige Tierarten vorkommen. Diese müssen zudem durch eine besonders angepasste Körperform wie Abflachung oder die Ausbildung von Haftorganen der oft reißenden Strömung widerstehen können. Im Quellbereich 11 Gewässerkunde finden sich z. B. Eintagsfliegenlarven, Strudelwürmer, große Steinfliegenlarven oder die Larve der Lidmücke, die Saugnäpfe entwickelt hat. Aufgrund der wenigen Nährstoffe können in diesem Gewässerabschnitt nur wenige Wasserpflanzen überleben. Auf Frankfurter Stadtgebiet sind weder Berg- noch Mittelgebirgsregionen anzutreffen. Dennoch gibt es auch in Frankfurt zahlreiche Quellen und Quellbereiche – wie z. B. am Berger Hang –, die zum Teil typische Tier- und Pflanzenarten beherbergen. Der Oberlauf Im weiteren Bachverlauf nehmen Gefälle und Strömung ab; das Bachbett besteht aus Kies und groben Sanden. Immer noch ist das Wasser klar und kalt. Wegen der guten Wasserqualität und Sauerstoffversorgung wird dieser Gewässerbereich von Forellen und Äschen bevorzugt und auch als Forellenregion bezeichnet. Auch hier werden viele „strömungsliebende“ Organismen wie Strudelwürmer oder Larven von Eintags-, Stein- und Köcherfliegen angetroffen. Steine im Bach sind von einem dunkelgrünen Belag aus Moosen und Algen überzogen. Die Ufer sind gesäumt von Weiden, Erlen und Eschen, die oft bis zum Unterlauf anzutreffen sind. Für einige Taunusbäche, die in die Nidda münden, lässt sich außerhalb des Frankfurter Stadtgebiets die typische Ausprägung eines Gewässeroberlaufs feststellen. Der Mittellauf Im Bereich des Mittellaufs weist das Gelände eine geringere Neigung auf. Durch die geringere Fließgeschwindigkeit hat das Wasser nicht mehr die ero- 12 sive Kraft, d. h., es schiebt nicht mehr so viel Geröll und Sand talwärts, wie dies in steileren Lagen der Fall ist. Im Gewässer bilden sich Schleifen und Nebenarme durch schnell und langsam fließende Abschnitte. Das Wasser kann sich durch die geringere Fließgeschwindigkeit auch stärker erwärmen als im Oberlauf, und der Nährstoffgehalt ist durch Einträge aus den größer werdenden Einzugsgebieten höher. Leitfisch ist hier die Barbe. In Stillwasserbereichen wird Falllaub von Wasserorganismen verwertet; dort kommen Bachflohkrebse, Schnecken, schwimmende und kriechende Eintagsfliegenlarven, Stein- und Köcherfliegenlarven vor. Strömungsberuhigte Nebenarme sind Lebensraum für Libellen und viele Amphibien. Steine können stark mit einem Algenteppich, dem so genannten Aufwuchs überzogen sein, der Lebensraum für eine Vielzahl von mikroskopisch kleinen Lebewesen bietet. Bei den naturnahen Bächen auf Frankfurter Stadtgebiet sind typische Merkmale eines Mittellaufs zu beobachten. Der Unterlauf Hier wird das Gefälle noch geringer, so dass das Gewässer an Breite gewinnt. Die noch mitgeführte Sand- und Schlammfracht wird in Bereichen mit geringerer Fließgeschwindigkeit abgesetzt. Leitfisch ist hier die Brachse, die trübes Wasser und schlammigen Grund bevorzugt. Das Wasser erwärmt sich im Sommer oft über 20°C und weist dadurch dann niedrige Sauerstoffgehalte auf. Im Uferbereich können grabende Eintagsfliegen siedeln; hinzu kommen Organismen, die tolerant gegenüber einem geringeren Sauerstoffgehalt im Wasser sind, wie Köcherfliegenlarve Egel, Schlammröhrenwürmer und Zuckmückenlarven. Im naturnahen Zustand finden sich auch im Unterlauf Auwälder mit ihrer typischen Vegetation, die z.B. im Bereich des Niedwaldes als Relikt noch vorhanden ist. Im Frankfurter Stadtgebiet sind vor allem der Main und die Nidda in ihrem Unterlauf zu betrachten. Die Mündung Nidda und Main nehmen die Zuflüsse der Frankfurter Bäche und Gräben auf. Ausgeprägte Mündungsbereiche mit einem ausgebildeten Flussdelta sind hier jedoch nicht mehr zu finden. Der Mündungsbereich der Nidda bei Höchst und Nied wird bei Hochwasser besonders vom Main beeinflusst, der die Nidda zurückstaut. Eingeschleppte Tier- und Pflanzenarten Neben der natürlichen Ausbreitung von Tieren und Pflanzen, die mitunter viele tausend Jahre dauerte, sind es vom Menschen bewusst eingebürgerte oder unbeabsichtigt eingeschleppte Tier- und Pflanzenarten (Neobiota), die oft Anlass zur Besorgnis geben. Diese „neuen Arten“ kommen oft aus weit entfernten Regionen und verdrängen heimische Tiere und Pflanzen, wenn sie Konkurrenzvorteile haben oder einfach ihre natürlichen Feinde im Herkunftsland zurückgeblieben sind. An den Ufern vieler Bäche machen sich eingeschleppte Pflanzenarten (Neophyten) wie Indisches Springkraut, Staudenknöterich oder die Herkulesstaude breit und verdrängen die heimische Ufervegetation. Auch in den Fließgewässern selbst verdrängen zum Teil über das europaweite Kanalsystem (Rhein-Main-Donau-Kanal) eingewanderte Tiere, wie zum Beispiel die Zährte oder der Weißflossengründling, sowie durch den Menschen ausgesetzte oder eingeschleppte Tierarten die heimische Fauna. Neozoen in Fließgewässern sind beispielsweise der Ochsenfrosch, die Rotwangenschildkröte, Sonnenbarscharten oder der Tigerflohkrebs, um nur einige zu nennen. 13 Definitionen Technische Bauwerke an Frankfurts Fließgewässern Fließende Gewässer waren schon immer für die Ansiedlung der Menschen von zentraler Bedeutung. Der Mensch hat sie sich durch eine Vielfalt technischer Bauwerke nutzbar gemacht und ihr natürliches Erscheinungsbild dadurch oft grundlegend verändert. Einige auch für die Frankfurter Gewässer relevanten wasserbaulichen Einrichtungen werden im Folgenden vorgestellt: Gewässerausbau Wehre und Staustufen Wehre sind Absperrbauwerke innerhalb eines Flusslaufs und stauen Gewässer auf. Es entsteht ein Niveauunterschied zwischen Oberwasser (oberhalb des Wehres) und Unterwasser (unterhalb des Wehres), der für verschiedene Zwecke genutzt werden kann: z.B. zur Versorgung oberhalb des Wehres abzweigender Kanäle für Bewässerungen, zur 14 Schiffbarmachung oder zur Energiegewinnung durch Mühlen oder Kraftwerke. Die Nidda im Frankfurter Stadtgebiet verfügt über 6 Wehre in Eschersheim, Praunheim, Hausen, Rödelheim, Sossenheim und Höchst. Im Main bilden Wehre in Kombination mit den Schleusen die Staustufen Offenbach und Griesheim (siehe Freizeittipp 3). Deiche Deiche sind künstlich errichtete Erddämme längs eines Gewässers. Sie riegeln Teile des natürlichen Überschwemmungsgebietes von der anschließenden Bebauung ab und schützen somit das Hinterland vor Hochwasser. Deiche werden bei Normalwasser in der Regel nicht vom Gewässer benetzt, sondern nur bei Hochwasser. Man unterscheidet höhere Winterdeiche und flachere Sommerdeiche. Auch Frankfurt verfügt im Bereich der Kläranlage Sindlingen über einen Winterdeich am Main und über weitere Deiche an Kalbach, Sulzbach und Nidda. . Fischtreppen Wehre und Staustufen versperren Wanderfischen, die zur Fortpflanzung stromaufwärts zu ihren angestammten Laich- gebieten im Gewässeroberlauf zurückkehren müssen, den Weg. Eine Lösungsmöglichkeit besteht im Bau von Fischtreppen. Bislang sind diese jedoch nur darauf getestet worden, ob die Fische körperlich in der Lage sind, die Stufen zu überspringen. Jüngste Studien in Frankfurt und Würzburg ergaben, dass Fischtreppen meist an Stellen angebracht wurden, wo sie kaum ein Fisch findet. Die meisten Fische sind nämlich dort unterwegs, wo die Strömung am stärksten ist, und zwar vor den Schleuseneingängen oder den Turbinen der Wasserkraftwerke. Sie können dann von den Turbinen angesaugt und durch die Schaufeln regelrecht in Stücke gerissen werden. Funktionierende Treppen, die die Fische problemlos finden und überspringen können, sind bislang noch selten. 15 Definitionen Binnenschifffahrt Wassernutzung Häfen Natürliche oder künstliche geschützte Uferbereiche für die Schifffahrt, die meist durch ein System von Anlegestellen und Hafenmauern / Molen gebildet werden, nennt man Häfen. Es werden nach deren Lage Binnenhäfen (Flusshäfen, Kanalhäfen, Binnenseehäfen) und Seehäfen unterschieden. In Frankfurt am Main gibt es 6 Flusshäfen: Oberhafen, Osthafen, Westhafen, Gutleuthafen sowie die Werkshäfen im Industriepark Höchst und in Fechenheim. Wassermühlen Wassermühlen sind durch Wasser angetriebene Maschinen, mit denen beispielsweise Getreide zu Mehl oder Ölsaaten zu Öl gemahlen werden. Sie werden durch Wasserräder angetrieben, die die Bewegungsenergie des Wassers in mechanische Arbeit umwandeln. In Frankfurt gab es zahlreiche Wassermühlen, von denen heute überwiegend nur noch die Namen übrig geblieben sind (siehe Freizeittipps 1 und 10). Schleusen Schiffsschleusen, wie an den Staustufen Offenbach und Griesheim (Freizeittipp 3), ermöglichen Schiffen Höhenunterschiede in Wasserstraßen zu überwinden und die Stauwehre zu umfahren. Sie bestehen aus einem großen Becken im Fluss, das auf beiden Seiten mit Toren verschlossen werden kann. Durch Füllung bzw. Entleerung des Beckens steigt oder sinkt der Wasserspiegel, wodurch das Schiff gehoben oder abgesenkt wird. Hierzu sind bei Fließgewässern keine Pumpen nötig, sondern das Wasser fließt beim Heben aus dem höher gelegenen Gewässerabschnitt in die Schleusenkammer und beim Senken aus der Schleusenkammer in den tiefer gelegenen Gewässerabschnitt. Fähren Die einzige Fähre in Frankfurt am Main passiert als Personenfähre im Linienverkehr den Main zwischen Schwanheim und Höchst (siehe Freizeittipp 4). Brauchwasser Je nach gewünschter Brauchwasserqualität für die Nutzung muss das geförderte oder gespeicherte Flusswasser aufbereitet werden. Dabei werden Verfahren wie Absetzen (Sedimentation) von Schmutzteilchen, Filtern z. B. durch natürlich anstehenden Boden (Sand, Kies) oder Desinfektion durch ultraviolette Strahlung, Ozon oder Chlorung angewendet. In Frankfurt am Main wird durch Industrie- und Gewerbebetriebe Brauchwasser für Kühlzwecke und in der Produktion verwendet. Uferfiltrat Städte und Siedlungsgebiete in Flussnähe gewinnen ihr Trinkwasser vielfach aus Uferfiltrat. Das heißt, das Flusswasser wird durch ufernahe Pumpwerke durch Flusssohle und Flussufer hindurch gefördert. Im Frankfurter Stadtgebiet wird z.B. an der Staustufe Griesheim Uferfiltrat zusammen mit Grundwasser gefördert. Als Filter dient hier der im Untergrund vorhandene Sand und Kies. An diese natürliche Filtration schließen sich, je nach Qualität des geförderten Filtrates noch weitere Wasseraufbereitungsschritte an. Binnenschifffahrt 16 Main Der Fluss Lage Der Main entsteht durch die Vereinigung der beiden Quellzuflüsse, dem Weißen und dem Roten Main, bei Kulmbach in Bayern. Nach insgesamt 541 km Fließstrecke mündet er bei Mainz-Kastel in den Rhein. Das Frankfurter Stadtgebiet durchquert er von Fechenheim bis Sindlingen auf einer Gesamtlänge von rund 27 km. Charakter und Entwicklung Bereits während der Steinzeit siedelten Menschen entlang des Mains, zum Beispiel auf der Halbinsel des Osthafens oder auf dem Domhügel. Um 500 n. Chr. entstanden im Bereich des Dom- und Karmeliterhügels erste fränkische Siedlungen, weil die Lage aufgrund der hier vorhandenen Furt verkehrsgünstig war. Der Wasserspiegel des Mains war an dieser Stelle damals so niedrig, dass er bequem zu Fuß durchwatet werden konnte. Insgesamt gab es auf dem heutigen Stadtgebiet 11 Furten, die eine Durchquerung des Maines ermöglichten. 794 wird Frankfurt als „Francono Furth“ von Karl dem Großen erstmals urkundlich erwähnt. Frankfurt wurde im frühen Mittelalter ein wichtiger Handels- und Umschlagsplatz. Sein erster Hafen entstand im Bereich des Eisernen Stegs und der St. Leonhard-Kirche. Der Frankfurter Wein- und Holzmarkt wurde dort ebenso abgehalten wie der Fruchtmarkt auf dem Römerberg. Zum Transport von Menschen und Gütern wurden Schiffe und Flöße eingesetzt, die stromaufwärts von Menschen oder Pferden gezogen werden mussten (Treidelschifffahrt, Leinreiter). Von diesen flussbegleitenden Wegen zeugt heute noch der Leinpfad zum Beispiel in Fechenheim und in Schwanheim. Die eingesetzten Schiffe waren an das seichte Mainwasser angepasst und hatten deshalb nur geringen Tiefgang. Mit zunehmender Industrialisierung wurde der Main als Wasserstraße ausgebaut und als Vorfluter für Abwässer „benutzt“. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde als erste große bauliche Veränderung am Nordufer der sogenannte „Main-Quai“ gebaut, eine Ufermauer im Bereich der Innenstadt, die zum Anlegen der Schiff diente. Die Fahrrinne des Mains wurde ab 1846 durch Einengung der Flussbreite vertieft. Dadurch wird eine höhere Fließgeschwindigkeit in der Flussmitte erzielt. Im Zuge dieser Vertiefung wurde der im Main gelegene „Kaiserlay-Felsen“ im Bereich der heutigen Kaiserlei-Brücke gesprengt. Auch die ehemals vorhandenen 11 Furten wurden beseitigt. Mitte des 19. Jahrhunderts verdrängte die Dampfschifffahrt nach und nach die „veralteten“ Segelund Treidelschiffe. Im Jahr 1883 wurde nach langen Planungen begonnen, den Main mit Schleusen und Wehren auszubauen, um die Wassertiefe zu erhöhen. Schon seit dem Mittelalter existierte die Idee einer durchgängig schiffbaren Verbindung zwischen Rhein, Main und Donau, die aber erst im Jahr 1992 mit dem Rhein-Main-Donau-Kanal umgesetzt wurde. Main 19 Main Natur und Erholung 1886 wurde bei Kostheim die erste geregelte Staustrecke zwischen Frankfurt und der Mainmündung eingerichtet sowie der Westhafen als erster großer Mainhafen eröffnet. Nach dem Bau von damals 5 Staustufen im Stadtgebiet Frankfurts war der Main auch bei Niedrigwasser schiffbar. In der 35 m breit und 2,8 m tief ausgebaggerten Fahrrinne lag damals eine eiserne Kette, die von Mainz bis Aschaffenburg reichte. An dieser Kette zogen sich Kettenschleppdampfer mit einer Geschwindigkeit von 6 km pro Stunde mainaufwärts. Bis 1930 war der etwa 40 m lange Schleppdampfer in Betrieb. Er wurde „Maakuh“ genannt, weil sein Signalhorn dem Brüllen einer Kuh sehr ähnlich gewesen sein soll. Durch die Flussregulierung konnten in den 20er- und 30er-Jahren ein Strandbad auf dem Sachsenhäuser Ufer und, im Bereich des „Nizza" mit dem Mosler'schen Bad, die größte schwimmende Flussbadeanstalt Deutschlands betrieben werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg war durch das vergrößerte Schiffsaufkommen eine weitere Vertiefung und Verbreiterung der Fahrrinne nötig, die 1960-1961 vorgenommen wurde. Nebeneffekt dieser wasserbaulichen Maßnahmen war die Möglichkeit der Energiegewinnung in Laufwasserkraftwerken (z.B. Staustufe Griesheim, siehe Freizeittipp 3). Diese Ausbaumaßnahmen hatten und haben jedoch auch ökologische Nachteile. Der nachträgliche Einbau funktionierender Fischtreppen an den Stauwehren soll zumindest den Fischen wieder Gelegenheit geben, zu ihren Laichgebieten zurückzukehren und damit den gesamten Fluss ungehindert zu besiedeln. Der Main ist Bundeswasserstraße von Kilometer 0,00 (Mündung in Mainz) bis 387,69 (bei Bamberg) und ein Stück der transkontinentalen Wasserstraßenverbindung zwischen der Nordsee und dem Schwarzen Meer über den Rhein-Main-Donau Kanal. 20 Der Main ist in Frankfurt seit jeher ein Ort der Erholung, der schon im „Osterspaziergang“ in Goethes Faust beschrieben wurde. An beiden Mainseiten finden sich unzählige Sehenswürdigkeiten. Vor allem wegen des berühmten und einmaligen Museumsufers und insgesamt 13 Museen auf beiden Mainseiten genießt Frankfurt am Main den Ruf einer bedeutenden Kulturstadt. Jeden Samstag findet vormittags auf der Sachsenhäuser Seite ein großer Flohmarkt statt und Ende August strömen alljährlich rund 3 Millionen Besucher zum Museumsuferfest. Eine Fähre sowie 19 Brücken und Stege verbinden innerhalb des Frankfurter Stadtgebiets das linke mit dem rechten Mainufer. Historisch am bedeutendsten ist die „Alte Brücke“, die Jahrhunderte lang die Verbindung zwischen Norden und Süden ermöglichte. Der Main ist nicht nur Bundeswasserstraße, sondern steht jedermann für private Bootsausflüge zur Verfügung. So kann man sich zum Beispiel am Eisernen Steg Tretund Ruderboote mieten, um eine Bootsfahrt zu unternehmen. Am Eisernen Steg legen auch die Ausflugsschiffe ab, die vom Frühjahr bis zum Herbst Rundfahrten auf dem Main und bis zum Rhein anbieten. Darüber hinaus kann der Main mit dem passenden Bootsführerschein auch mit einem Motorboot befahren werden. Entlang des Mains kann man dem ausgeschilderten Rad- und Fußweg folgen. Dieser verbindet linksseitig die Gerbermühle (Freizeittipp 1), das Museumsufer, das Licht- und Luftbad Niederrad (Freizeittipp 2), die Staustufe Griesheim (Freizeittipp 3) und die Mainfähre Höchst (Freizeittipp 4). Der Main bietet aber auch mit seinen Uferbereichen vielfältige Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Von besonderer Bedeutung sind der Fechenheimer Mainbogen, die Griesheimer Schleuseninsel und das Schwanheimer Unterfeld. Der Fechenheimer Mainbogen ist das größte zusammenhängende Auengebiet Frankfurts. Die künstliche Insel der Schleuse Griesheim ist aufgrund der bedeutsamen Brutvorkommen von Graureihern und Kormoranen als europäisches Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Das Schwanheimer Unterfeld stellt zusammen mit dem Naturschutzgebiet Schwanheimer Düne eine besondere Landschaftsform dar. Die ornithologische Bedeutung des Mains wird durch die jährliche Schwimmvogelzählung der Vogelkundlichen Beobachtungsstation Untermain e.V. bestätigt (http://home.t-online.de/home/eidam/). FREIZEITTIPP Gerbermühle Lage Deutschherrenufer 105 1 Eine lebhafte Vergangenheit besitzt die Gerbermühle, die sich am linken Mainufer im Ortsteil Oberrad befindet. Die ursprünglich zum heute nicht mehr existierenden Hofgut ’Wasserhof’ gehörende Wassermühle wurde zunächst zum Mahlen von Getreide genutzt. Im 17. Jahrhundert diente sie dann als Farb- und Schleifmühle. Kunigunde von Holzhausen verpachtete 1688 die Mühle an einen Gerber aus Lothringen, der hier bis 1723 seinem Beruf nachging. Nach dem Bau von neuen Nebengebäuden und der Wiedereinrichtung eines Mühlteiches wurde das Gebäude anschließend wieder als Getreidemühle in Betrieb gesetzt. Der Name Gerbermühle blieb jedoch erhalten. Bereits 1755 wurde dort eine Gastwirtschaft betrieben, bis der Bankier Johann Jakob von Willemer am 1. April 1785 das Anwesen pachtete. Er führte einige bauliche Veränderungen durch und nutzte die Gebäude als Sommersitz. Johann Wolfgang Goethe wohnte vom 12. August bis zum 18. September 1815 in der Gerbermühle. Der Dichter feierte am 28. August hier seinen 66. Geburtstag, „schöner als er es bisher erlebt hat“ und erlag dem Zauber der lebensfrohen und anmutigen Frau seines Gastgebers, Marianne von Willemer. Abends sang Marianne zur Gitarre und Goethe las Liebesgedichte vor. In die Literaturgeschichte ging die Gerbermühle durch die Romanze zwischen eben diesen beiden und durch die Gedichte des „Westöstlichen Divan“ ein. Nach dem Tod des Bankiers von Willemer wechselte die Mühle noch oft den Besitzer und verfiel dabei zunehmend. 1904 änderte sich die Situation. Der neue Pächter richtete ein Goethezimmer ein, wodurch die Gerbermühle zum beliebten Ausflugsziel wurde. Die Gerbermühle wurde im Zweiten Weltkrieg bis auf die Außenmauern zerstört und Anfang der 50er-Jahre mit geringen Mitteln wieder aufgebaut. Sie war lange Jahre ein beliebtes Ziel für Sonntagsausflüge. Neuere Planungen sehen eine geänderte Nutzung der zur Zeit geschlossenen Gerbermühle vor. Wenn man heute an der Gerbermühle den Blick flussabwärts schweifen lässt, präsentiert sich ein beeindruckendes Panorama der Skyline Frankfurts. E Anfahrt • Straßenbahn 15 und 16, Haltestelle „Buchrainstraße“ oder „Bleiweißstraße“ • Parkmöglichkeiten direkt an der Gerbermühle Barrierefreier Zugang FREIZEITTIPP 22 23 FREIZEITTIPP Licht- und Luftbad Niederrad Lage Niederräder Ufer 10 2 Das im Mai 2003 wiedereröffnete Licht- und Luftbad ist eine Oase für Klein und Groß. Die Halbinsel im Main ist ein Rest der ehemaligen Frankfurter Schleuse. Von der Innenstadt aus erreicht man die Halbinsel in 10 Minuten per Fahrrad. Vom Niederräder Ufer führt ein Weg über eine Brücke über die ehemalige Schleusenkammer. Bereits der Anblick der dort vertäuten und teilweise mit Gras und sogar mit Bäumen bewachsenen Boote lässt Urlaubsgefühle aufkommen. FREIZEITTIPP Die riesige Wiese auf der Maininsel bietet Platz für Kinder zum Austoben, aber auch für ein genüssliches Sonnenbad mit Blick auf die City. Der Spielplatz wurde 2003 neu aufgebaut. Er entstand in Gemeinschaftsarbeit des Vereins „Umweltlernen in Frankfurt am Main e.V.“ und der Frauenhof Schule in Niederrad. Die Werkstatt Frankfurt am Main e.V. (Servicebetriebe Telefon 069 / 95 04 85 21) betreibt auf der grünen Insel ein Cafe in Schiffsform. Auf dem Dach des „Schiffskörpers“ können Piratenflaggen gehisst und die auf dem Main vorbeifahrenden Last- und Personenschiffe beobachtet werden. Die 19 m lange und 5,50 m breite, preisgekrönte Pontonarchitektur sorgt für eine ansprechende Atmosphäre. Sie ist so mit dem Boden verankert, dass das Cafe bei Hochwasser zwar angehoben wird, aber nicht davonschwimmen kann. Auf einer Holzterrasse werden vom Frühjahr bis Herbst Speisen und Getränke gereicht. Es ist aber auch möglich, auf der Wiese die eigene Picknickdecke auszubreiten und Mitgebrachtes zu verzehren. Bei der Eröffnung des Licht- und Luftbades im Jahre 1900 konnten die Besucher, zumeist Arbeiterfamilien, noch unbesorgt im Main schwimmen. Zu diesem Zeitpunkt war die Maininsel auch als Strandbad großzügig ausgebaut. Bis 1938 war das Lichtund Luftbad das letzte öffentliche Bad, das für jüdische Bürgerinnen und Bürger in Frankfurt am Main zugänglich war. Eine Gedenktafel erinnert seit 1994 an die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung. Anfahrt E • Straßenbahnen 12/15/19/21, Haltestelle „Heinrich-Hoffmann-Str./Blutspendedienst“ • Parkmöglichkeiten am Niederräder Ufer Barrierefreier Zugang 24 WC 25 FREIZEITTIPP Staustufe Griesheim Lage An der Staustufe 3 3 Die Staustufe Griesheim ist nicht nur ein interessantes Bauwerk, sondern auch eine spannende Aussichtsplattform. Von hier aus lassen sich die auf der Griesheimer Schleuseninsel in einer Kolonie brütenden Graureiher beobachten. Auch den Kormoranen, die hier Dauergäste sind, kann mit etwas Glück und Geduld beim Fischen im Main zugeschaut werden. Neben der Naturbeobachtung ermöglicht der Standpunkt über der Schleusenkammer auch ungewohnte Blicke auf die passierenden Last- und Personenschiffe. Durchschnittlich 62 mal pro Tag wird die Schleuse von durchfahrenden Schiffen genutzt. Primärer Zweck der Staustufe Griesheim ist es, den Wasserstand auf dem Main für die Binnenschifffahrt zu erhalten und zu regulieren. 1932 eingeweiht, wird die Staustufe vom Wasser- und Schifffahrtsamt Aschaffenburg betrieben. Sie besteht aus einer Wehranlage, zwei Schleusen und einem Laufwasserkraftwerk. Die beiden Schleusenkammern haben eine Nutzlänge von je 344 m und eine Breite von 12 m. Bei einer Schleusenfüllung werden in der Nordschleuse 18.800 m3 Wasser bewegt. In der Südschleuse sind es sogar 23.700 m3. Die Höhendifferenz von ca. 4,5 m zwischen „Oberwasser“ und „Unterwasser“ wird mit der Schiffsschleusenanlage überwunden. Die Mainova AG bezieht aus dem Laufwasserkraftwerk an der Staustufe Griesheim Strom. Im Kraftwerk werden pro Jahr durchschnittlich 35 Millionen kWh elektrische Energie erzeugt. Für organisierte Führungen können Schülergruppen ab Klasse 4 und Erwachsene sich direkt an das Wasser- und Schifffahrtsamt Aschaffenburg wenden (Telefonnummer 06021 / 38 53 01, E-Mail [email protected]). Anfahrt Q • In Schwanheim: Bus 51, Haltestellen „Tannenkopfweg“ oder „Ruhestein“ • In Griesheim: Bus 54, Haltestelle „Staustufe Griesheim“ • In Schwanheim: In der Straße „An der Staustufe“ und in den Parkbuchten der Schwanheimer Uferstraße. • In Griesheim: Parkmöglichkeiten in der „Elektronstraße“. Barrierefreier Zugang 26 27 FREIZEITTIPP Mainfähre Höchst Lage Höchster Ufer: Batterie Schwanheimer Ufer: Höchster Weg 4 FREIZEITTIPP Die einzige Fähre im Frankfurter Stadtgebiet befördert ausschließlich Personen und Radfahrer zwischen Höchst und Schwanheim. Die Fahrt über den Main mit der neuen Fähre „Walter Kolb“ ist ein richtiges Vergnügen und die Historie der Fährverbindung nicht minder spannend. Die Geschichte der Höchster Fähre ist bis zurück ins Jahr 1623 dokumentiert. Der Fährmann Jost Ferg zahlte sieben Gulden an den Landgrafen von Hessen-Kassel für das Recht, in Höchst eine Fähre zu betreiben. Auch über die Preise der Überfahrt gibt es einige Überlieferungen: Einen Simmer Korn (Getreide), das sind 32 Liter, musste man entrichten, um während der gesamten Zeit der Heuernte über den Fluss gesetzt zu werden. Für Beamte und Hofdiener gab es eine Ermäßigung; für sie betrug der Fahrpreis nur drei Achtel Simmer Korn. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Fähre an einem Seil - genannt Gierseil – festgehalten. Durch Schrägstellung des Bootskörpers zur Fließrichtung des Mains wurde das Schiff ohne Motorkraft über den Main bewegt. Bis 1992 wurde an der heutigen Stelle eine Autofähre betrieben, die durch einen kleinen Dieselmotor mit 12 PS Leistung angetrieben wurde. Am Schwanheimer Ufer kann man unter Linden sitzend wunderbar das bunte Treiben auf dem Main beobachten und die Landschaft genießen. Der neue Rastplatz auf der Schwanheimer Mainseite wurde 1998 am Fähranleger eingerichet. Die in unmittelbarer Nähe stehende „Tillylinde“ erinnert an die historische Schlacht bei Höchst im Jahre 1622, als die siegreichen kaiserlichen Truppen unter Feldmarschall Tilly hier lagerten. Der Fähranleger Schwanheim ist auch ein guter Ausgangspunkt für einen Besuch des südlich angrenzenden Schwanheimer Unterfeldes, in dessen Herzen das landschaftlich besonders reizvolle Naturschutzgebiet „Schwanheimer Düne“ liegt. Unweit der Fähranlegestelle liegt am nördlichen Ufer des Mains die malerische Altstadt von Höchst mit den Fachwerkhäuschen rund um das mittelalterliche Schloss mit dem einladenden Schlossplatz sowie dem pittoresken Zollturm. Sehenswert ist auch die im Jahr 850 fertiggestellte Justinuskirche, das bedeutendste historische Bauwerk in Höchst. 28 Anfahrt Q • Busse 54/55/57, Haltestelle „Mainberg“ • In Höchst: Parkplätze an der Batterie • In Schwanheim: Parkmöglichkeiten am Höchster Weg Barrierefreier Zugang 29