Deutsch - Kulturverein Moldova
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Deutsch - Kulturverein Moldova
KONSTANTIN PAWLJUK WIR LERNEN UNS KENNEN Übersetzung aus dem russisch von Marina Raţuşneac Stilistische Bearbeitung von Dr. habil. Hans-Jürgen Audehm, Erhard Günther Berlin 2009 Dank und Anerkennung gebührt an alle die mit diesem Werk einen wesentlichen Beitrag zur Geschichte des Kulturaustausches zwischen deutschen und moldauischen Volk geleistet haben. 2 10-jähriges Bestehen des „Kulturvereins Moldova“ 1998 - 2008 „Durch Kunst – zur Völkerverständigung. Durch Völkerverständigung – zur europäischen Integration“ 3 Konstantin Pawljuk Vorsitzende des „Kulturvereins Moldova e.V.“ Liebe Freunde, Seit der Gründung des „Kulturverein Moldova e.V.“ im Jahre 1998, sind nunmehr 10 Jahre vergangen. Wir haben in dieser Zeit viel geleistet, aber dennoch zu wenig geschafft. Viel für die Existenz eines derartigen kulturellen und gesellschaftlichen Vereins und zu wenig für die Erfüllung und Durchsetzung aller Pläne, der wir uns satzungsgemäß in unser Programm verpflichtet haben. Der Name unser Institution „Kulturverein Moldova“ entstand nicht zufällig. Mit Beginn unserer Vereinstätigkeit, haben wir uns einer schweren und wie wir glaubten, ausführbaren Aufgabe gestellt, den bereits früher existieren deutsch-moldauischen Dialog im Kulturbereich wieder aufzunehmen, ihn fortzusetzen und in der Sache zu pflegen. In den vergangenen Jahren konnten wir gemeinsam viele interessante Projekte durchführen. Bei allen Veranstaltungen haben wir dem deutschen Publikum durch Moderation und Informationsgespräche Wissenswertes über Moldau, das Land und seine Menschen, sowie die moldauische Sitten und Bräuche mitgeteilt. Anderseits mit den Veranstaltungen in der Republik Moldau haben wir deutsche Sprache, Geschichte und Traditionen, anderen Kulturen ein wenig näher gebracht. Mit jeder erfolgreichen Veranstaltung gewannen wir an Sicherheit und steigerten das Vertrauen in uns selbst, aber auch gegenüber den Außenstehenden Beobachtern unserer Arbeit. Wir hoffen und wünschen, dass die maximale Realisierung unseres Mottos: „durch Kunst – zur Völkerverständigung, durch Völkerverständigung –zur europäischen Integration“, der Republik Moldau hilft, baldmöglichst einen gerechten Platz in der internationalen Gemeinschaft einzunehmen. 4 Mitglieder des „Kulturvereins Moldova e.V. Für uns als Mitglieder ist das Jubiläumsjahr des „Kulturvereins Moldova e.V.“ ein großes und überzeugendes Ereignis. Wir, die Menschen verschiedener Berue, Altersstufen und Charaktere, vereint durch eine gemeinschaftliche Sache, sind daher glücklich und zufrieden, dass die Mühen und Anstrengungen der vergangenen Jahre nicht umsonst waren. 10 Jahre Existenz des Vereins, das ist nicht nur eine Wertschätzung für die durchgeführten Arbeiten, sondern es ist gleichzeitig der Inbegriff, dass jeder von uns eine interessante Periode hatte, die dem Leben einen neuen Sinn gegeben hat. Dank der Gründung des „Kulturvereins Moldova e.V.“ haben wir jetzt ein besonderes Gefühl der Mitwirkung an den Veränderungen, die nicht nur in Deutschland sondern auch in Moldova ihre Spuren hinterlassen haben. Wir fühlen die Notwendigkeit, Hilfe und Unterstützung gegenüber dem moldauischen Volk zu leisten. Wir haben Vorurteile abgebaut und neue Freunde gefunden und wir möchten, dass diese Freundschaft niemals und durch nichts auf der Welt unterbrochen wird. 5 Wolfgang Thierse Vizepräsident des Deutschen Bundestags. «Was wissen die Berliner über das Leben in der Republik Moldova? Seit der „Kulturverein Moldova e.V.“ in Berlin tätig ist, bekommen sie einen Einblick in die Kultur eines Landes, über das man sonst wenig in der Zeitung erfährt. Welche Bereicherung in der friedlichen Begegnung mit dem vermeintlich Fremden liegt, lässt sich in der Arbeit des Vereins erkennen. Der Abbau gegenseitiger Vorurteile und die Förderung von Offenheit für andere Kulturen wird immer wichtiger in unserer ‚einen’ Welt, in der nicht nur ökonomisch alles mit allem verflochten ist. Um gemeinsame Probleme auch gemeinsam lösen zu können, ist die Verständigung über Grenzen hinweg unabdingbar. Beim 1. Bucher Herbstfest am 12. Oktober 2007 konnte ich mir selbst ein Bild von der Vielfalt und Lebendigkeit der moldauischen Kultur machen und nachvollziehen, warum die Konzerte des Vereins in Berlin Buch immer so gut besucht sind. Der Erfolg eines Kulturvereins bemisst sich aber nicht allein an der Zahl der Konzertbesucher. Ohne die Mitarbeit der ehrenamtlich tätigen Helfer, wäre die Vereinsarbeit nicht möglich. Dafür danke ich allen Beteiligten sehr! Zum zehnjährigen Jubiläum des Kulturverein Moldova e.V. gratuliere ich sehr herzlich! Ich wünsche den Mitgliedern und Freunden des Vereins alles Gute und weiterhin viel Erfolg! 6 Christa Prets Mitglied des Europäischen Parlaments. Brüssel, 7. April 2008 Grüssworte Kulturverein Moldova e.V. Die Initiative «Kulturverein Moldova e.V.» ist eine wunderbare Einrichtung, die es ermöglicht die moldauische Tradition zu pflegen und weiterzugeben. Trotz der Wahrung traditioneller Kultur, steht der Verein neuem gegenüber offen. Die Miteinbeziehung der Kinder, die schon in jüngsten Jahren erfolgt, ermöglicht, dass Jung und Alt voneinander lernen und Tradition von verschiedenen Blickwinkeln aus betrachtet werden kann. Dieser generationsübergreifende Ansatz und die Öffnung des Vereins auf europäischer Ebene zeichnen sich für mich, vor allem im Jahr des Interkulturellen Dialogs, besonders aus. Christa Prets Mitglied des Europäischen Parlaments. 7 Dr. Igor Corman Botschafter der Republik Moldau in der Bundesrepublik Deutschland. Sehr geehrter Herr Pawlujk, Im Namen aller Mitarbeiter der Botschaft der Republik Moldova in der Bundesrepublik Deutschland möchte ich Ihnen und alle Mitglieder herzlich zum 10jährigen Jubiläum des „Kulturvereins Moldova e.V.“ gratulieren. Da die Kultur der beste Botschafter in der ganzen Welt ist, kann ich mit Sicherheit sagen, dass die aufklärende Arbeit ihres Vereins zu der Propaganda des Kulturreichtums unseres Landes in Deutschland und zu der Unterstützung der jungen talentierten Musikanten des neuen europäischen Staates beigetragen hat. Wir persönlich bedanken uns bei Ihnen für die erfolgreiche Zusammenarbeit im Laufe dieser 10 Jahre im diplomatischen Auftrag in Berlin, der durch die Teilnahme des „Kulturvereins Moldova e.V.“ in den von der Botschaft durchgeführten verschiedenen kulturellen Veranstaltungen realisiert wurde. Das hohe professionelle Niveau der Konzertorganisation von den moldauischen Künstlern weckte reges Interesse bei den Anwesenden. In der moldauische Botschaft sind zahlreiche Gratulationen und Dankesbriefe von den hohen Gästen gekommen, die von der Botschaft eingeladen wurden. Ich möchte darauf hinweisen, dass die Aufführungen der Schauspieler des Puppentheaters in Chișinău „Licurici“, die Ausstellungen der moldauischen Malerei, die im Saal des Fonds von Friedrich Ebert stattfanden, Kulturprogramme, die im Rahmen der internationalen Konferenz unter dem Namen „Republik Moldova – 15 Jahre der Unabhängigkeit“ im Rathaus in Berlin durchgeführt wurden, der Nationaltag der Republik Moldova „Marţişor“ und vieles andere sehr inhaltsreich waren. Dem „Kulturverein Moldova e.V.“ und Herrn Pawljuk wünschen wir viel Erfolg und viele interessante Projekte. Mit freundlichen Grüssen Dr. Igor Corman. 8 Anton Heinzl Abgeordneter zum Österreichischen Nationalrat, Vizepräsident der Österreichisch-Moldauischen Freundschaftsgesellschaft. Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Unterstützer und Förderer des Kulturvereins Moldova! Die Verbesserung des Verständnisses unter den Nationen, Kulturen und Konfessionen, die Vertiefung der Völkerfreundschaft und die Mithilfe beim Aufbau einer friedlichen Gesellschaft sind einige der wichtigsten gesellschaftspolitischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Völkerverständigung und kultureller Austausch bedeuten nicht nur, den Anderen „kennen zu lernen“, sondern, was ich für viel wichtiger erachte, ihn auch „verstehen zu lernen“. Der „Kulturverein Moldova e.V.“ widmet sich all diesen wichtigen Anliegen und Aufgaben. Der Verein, in Zusammenarbeit mit der Österreichisch-Moldauischen Freundschaftsgesellschaft, erwirbt sich damit zweifelsohne große Verdienste um den Ausbau der Beziehungen zwischen unserem Land und der Republik Moldau. Bestes Beispiel dafür war die im März 2008 in Österreich durchgeführte Konzerttournee. Dabei hatten Interessierte aus drei Bundesländern die Möglichkeit die Kultur und Musik der Republik Moldau näher kennen zu lernen. Die dabei erfolgte Kooperation mit ihrem Verein und dessen Vorsitzenden, Herrn Dr. Konstantin Pawljuk, war auch für Österreich ein wichtiger Aspekt der bilateralen Beziehungen zwischen beiden Ländern. Ich darf mich als österreichischer Parlamentsabgeordneter und Vizepräsident der in Österreich ansässigen Freundschaftsgesellschaft mit der Republik Moldau für das Engagement und die Arbeit des Vereins sehr herzlich bedanken und darf allen Mitwirkenden auch für die Zukunft viel Erfolg für ihre Arbeit wünschen. Der „Kulturverein Moldova e.V.“ ist ein Partner im Netzwerk der europäischen Nationen und einer gewachsenen europäischen Friedengemeinschaft. Dafür gebührt Dank und Anerkennung! 9 Dr. Frank Rückert Leiter internationale Diplomatenausbildung des Auswärtigen Amtes, Berlin. Sehr geehrter Herr Pawljuk, Ich freue mich, dem Kulturverein Moldova e.V. für ein Jahrzehnt erfolgreicher Begegnungsarbeit im kulturellen und politischen Bereich, meine Glückwünsche auszusprechen. Er stellt eine für unsere Arbeit als Mittlerinstitution Deutscher Außenpolitik und Internationalen Diplomatenausbildung wichtige Anlaufstelle dar. Zahlreiche unserer aktuellen Kursteilnehmer und Ehemaligen sind Diplomaten der Republik Moldau. Wir freuen uns, unser kulturelles Rahmenprogramm in der Stadt Berlin durch den Hinweis auf die vielfältigen musikalischen und künstlerischen Angebote in Ihrer Institution abzurunden. Ich denke hierbei im Besonderen an die Konzerte moldauischer Künstler in klassischer und moldauischer Volksmusik vergangenen September oder an die musikalische Begleitung einer Vernissage in der hiesigen Friedrich-Ebert-Stiftung. Der Kulturverein Moldova e.V. stellt durch seine Arbeit somit eine große Bereicherung für unsere Arbeit und gleichzeitig auch für die Stadt Berlin dar. Für Ihre weitere Arbeit wünsche ich Ihnen weiterhin ganz viel Erfolg. 10 Mag. Kerstin Suchan Stadträtin, St.Valentin/Ös. Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Leser und Leserinnen und Freunde von Moldova! Zu aller erst möchte ich dem „Kulturverein Moldova e.V.“ ganz herzlich zum zehnjährigen Bestehen gratulieren. Ich bin erst heute aufgrund der Konzertreihe „Moldauisches Frühjahrskonzert“ in Österreich mit dem Kulturverein Moldova in Kontakt gekommen und war von der Präsentation der musikalischen Kunst, des kulturellen Lebens und der Informationen über das Land Moldova sehr begeistert. Dafür möchte ich dem Kulturverein Moldova recht herzlich danken, denn erst durch diese kulturellen Veranstaltungen können sich Menschen aus verschiedenen Ländern begegnen und sich gegenseitig kennen und verstehen lernen. Damit wird auch ein wesentlicher Beitrag zur Erhaltung des Friedens in Europa geleistet. Ich wünsche dem „Kulturverein Moldova e.V.“ alles Gute für die weitere Vereinstätigkeit und hoffe, dass die moldauische Kultur noch oft mit verschiedenen Veranstaltungen die Grenzen zu Österreich überschreiten wird, und wir auch in Österreich noch viel vom Kulturverein Moldova hören werden. Herzliche Grüße aus St.Valentin Mag. Kerstin Suchan Stadträtin, St.Valentin/Ös. 11 Konsul Bernd O. Ludwig Darmstädter Kulturgesellschaft Kranichstein. Herzliche Glückwünsche! Zu dem 10-jährigen Jubiläum des „Kulturvereins Moldova e.V.” möchte ich dem Vorstand und den Mitgliedern, auch im Namen unserer Mitglieder, unsere herzlichen Glückwünsche aussprechen. Seit vielen Jahren arbeiten beide Vereine sehr eng zusammen und wir danken dem Verein für die viele kulturellen Highlights, die wir auf Kranichstein durch Sie hatten. Die moldauischen Künstler, die wir in vielen Veranstaltungen erleben durften, haben uns immer mit ihrem hochwertigen künstlerischen Anspruch verwöhnt. Wir sind stolz und dankbar, dass der „Kulturverein Moldova e.V.” uns mit der Kultur eines Landes bekannt gemacht hat, auf die wir aus eigenen Stücken nie gekommen wären. Die Arbeit des „Kulturvereins Moldova e.V.” möchten wir hier in aller Deutlichkeit loben – der Vorsitzende, Herr Konstantin Pawljuk, ist ein Beispiel für aufopfernden Patriotismus und ein Vorbild für viele, die ihr Land repräsentieren. 12 Susanne McDowell Leiterin des Fachbereichs Sport und Kultur Stadt Celle. Sehr geehrter Herr Pawljuk, Wir schätzen den „Kulturverein Moldova e.V.“ als einen verlässlichen Partner, der uns im Laufe der langjährigen Zusammenarbeit immer wieder Künstlerinnen und Künstler von erstklassiger Qualität vermittelt hat. Die große Bandbreite und vielen Möglichkeiten, die der „Kulturverein Moldova e.V.“ für eine Zusammenarbeit anbietet, sind so umfangreich, dass wir leider aufgrund unserer hiesigen Möglichkeiten bisher nur einen kleinen Teil davon in Anspruch nehmen konnten – dies aber immer erfolgreich und zur Zufriedenheit aller Beteiligten. Wir hoffen und wünschen uns, die Zusammenarbeit in der Zukunft weiter ausbauen zu können, da es sich um ein lohnenswertes Vorhaben handelt, das allen Beteiligten mannigfaltige Einblicke in andere Kulturen und Denkweisen ermöglicht. Wir wünschen dem „Kulturverein Moldova e.V.“, seinem 1. Vorsitzenden Konstantin Pawljuk, den weiteren engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und allen Künstlerinnen und Künstlern, mit denen der Kulturverein zusammenarbeitet, für die nächsten Jahre eine gute Weiterentwicklung und weiterhin auch den über alle Maßen verdienten Erfolg. 13 Dr. Josef Korsten Bürgermeister der Stadt Radevormwald. Als Bürgermeister der Stadt Radevormwald möchte ich dem „Kulturverein Moldova e.V.“ herzlich zum 10-jährigen Bestehen gratulieren. Gerne denke ich an die Kulturausstellung und das Konzert mit Künstlern aus der Republik Moldau zurück, die der Verein in unserer Stadt organisiert hat. Das Publikum – darunter der Botschafter der Republik Moldau mit Gattin – war beeindruckt von der künstlerischen Vielfalt. Wir Radevormwalder erhielten einen interessanten Einblick in die Kultur eines uns bis dahin noch weitgehend unbekannten Landes. Ich wünsche dem „Kulturverein Moldova e.V.“, dass er auch im zweiten Jahrzehnt seines Wirkens die moldauische Kultur in unserem Lande erfolgreich präsentieren kann. 14 Dr. Ala Lipceanu Leiterin des Lehrstuhls für Deutsche Philologie der Staatlichen Pädagogischen Universität „Ion Creangă“. Liebe Mitglieder des „Kulturverein Moldova e.V.“ Die Vereinigung „Kulturverein Moldova e.V.“ erweist sich aufgrund der Art ihrer Entstehung und Arbeitsweise als Unikum der nationalen Spiritualität der Republik Moldova. Unter den aktuellen Bedingungen politischer, wirtschaftlicher und kultureller Integration ist das Aneignen von Fremdsprachen eine stringente Notwendigkeit. In diesem Kontext hilft die Vereinigung nicht nur in erheblichem Maße unseren Landesleuten, die deutsche Sprache intensiv zu lernen, sondern trägt ebenfalls dazu bei, die eigenen nationalen Werte innerhalb der moldauischen Diaspora in Deutschland zu pflegen. Seit zehn Jahren wird die Vereinigung „Kulturverein Moldova e.V.“ von Herrn Konstantin Pawljuk geleitet, ein guter Manager und sorgfältiger Pate der ganzen moldauischen Diaspora in Deutschland. Dabei ist Herr Pawljuk auch eine Persönlichkeit hohen intellektuellen Glanzes, die Gelehrsamkeit und einen weiten kulturellen Horizont aufweist. Es ist zu wenig, die vielen Veranstaltungen von Herrn Pawljuk zur Stärkung und Vertiefung der kulturellen Beziehungen zwischen Moldova und Deutschland in einer Beglückwünschung darzulegen. Diese umfassen Konferenzen, Symposien, Seminare, Themenabende, wie etwa die Annette von Droste-Hülshoff gewidmete Veranstaltung oder die Konferenz „Moldauisch-deutsche Beziehungen: Geschichte und Moderne“. Natürlich schließen die Tätigkeiten von Herrn Pawljuk von der Vereinigung „Kulturverein Moldova e.V.“ mit Großzügigkeit und gutem Willen vergebene Preise und Stipendien. Diese sowie weitere gemeinsam organisierte Aktivitäten tragen sichtlich zur Erhaltung und ständigen Entwicklung der moldauisch-deutschen Beziehungen, was auch die Studierenden im Prozess des Erlernens der deutschen Sprache motiviert und als repräsentative Visitenkarte des Lehrstuhls für Deutsche Philologie fungiert. Der Lehrstuhl für Deutsche Philologie, unter der Leitung von Frau Ala Lipceanu, benutzt diesen Anlass, um der Vereinigung „Kulturverein Moldova e.V.“ zu gratulieren und Erfolg zu wünschen bei der Verwirklichung neuer Kulturprojekte, sowie Produktivität und Innovativität. 15 Dr. habil. Hans-Jürgen Audehm Mitglied des Landesvorstandes der Volkssolidarität Mecklenburg-Vorpommern e. V. Herzlichen Glückwunsch zum zehnjährigen Bestehen Ungewöhnliche Freundschaften entstehen oft spontan und aus dem Zufall heraus. Als der Landesverband der Volkssolidarität Mecklenbur Vorpommern e.V. vor über drei Jahren den Plan fasste, alten, obdachlosen Menschen in der Republik Moldova solidarische Hilfe zu leisten, der erste große Sachtransport nach Cocier auf den Weg gebracht wurde und danach bis heute Gelder für den Bau eines Altersheims in Suslen gesammelt wurden, ahnte niemand, welche Fäden geknüpft würden. Unter den Spendern und Helfern waren auch Ehepaare aus Berlin, die mit dem „Kulturverein Moldova e. V.“ eng verbunden waren. Sie hatten über die Presse von unseren Aktivitäten erfahren. Von ihnen kam auch der Vorschlag, im September 2005 zum ersten Mal ein Abend mit jungen Künstlern aus Moldova in Schwerin zu organisieren. Dieses Konzert wurde ein Riesenerfolg, der einfach zur Wiederholung anregte. Seitdem entwickelte sich mit dem „Kulturverein Moldova e.V.“ und seinem engagierten Leiter Konstantin Pawljuk eine sehr freundschaftliche Zusammenarbeit. Das zweite Konzert 2006 fand in Schwerin und Güstrow statt. Es wurde ebenso bejubelt wie das erste. Mit Spannung erwarten wir – nun schon fast Tradition – das schon fest eingeplante dritte Galakonzert. Diese Abende sind ein Spiegelbild der großen Kultur eines kleinen, heute aufstrebenden souveränen Landes, das auf seine Talente stolz sein kann. Es ist gut, dass wir auf diesem Weg die Möglichkeit haben, deutsche Zuschauer damit bekannt zu machen. Wir sind über die heute festen Beziehungen mit dem „Kulturverein Moldova e. V.“ sehr glücklich und dankbar. Wir hoffen noch auf viele Jahre guter Zusammenarbeit. Wir gratulieren dem Verein zu seinem 10-jährigen Bestehen und wünschen alles Gute, Erfolg und Gesundheit in seinem unsere Völker verbindenden Wirken. 16 Pfarrer Dr. Volkmar Ortmann Evangelische Kirche Nidderau. Sehr geehrter Herr Pawljuk, Der „Kulturverein Moldova e.V.“ war bereits zweimal in unserer Kirchengemeinde zu Gast. Jedes Konzert der jungen Künstlerinnen und Künstler war ein Erlebnis, das beim Publikum noch lange Eindruck hinterlassen hat. Es wird Musik auf äußerst hohem Niveau und mit viel Abwechslung geboten. Darüber hinaus bieten die Konzerte Gelegenheit, einen Land Europas kennen zu lernen, dass wenig bekannt ist. Für das Publikum ist es daher ein doppelter Gewinn. Und die Arbeit des Kulturvereins leistet so einen wichtigen Beitrag zur Verständigung und zum Zusammenwachsen in Europa. Wir freuen uns auf das nächste Konzert des „Kulturvereins Moldova e.V.“ in unserer Gemeinde. Für die weitere Arbeit wünsche ich ihm alles Gute und Gottes Segen für segensreiches Wirken zugunsten der Musik und der Völkerverständigung. Mit freundlichen Grüßen Ihr Volkmar Ortmann. 17 Erich von Hanxleden 1. Vorsitzender Kulturring Altenstadt e. V. Wenn man in Altenstadt besser als anderswo weiß, dass Republik Moldau nichts mit der böhmischen Moldau zu tun hat, sondern ein kleines Land im Südosten Europas ist, eingezwängt zwischen Rumänien und der Ukraine nahe des Schwarzen Meeres, so ist das dem Konstantin Pawljuk zu verdanken. Aus Sorge um das reiche kulturelle Erbe seiner Heimat hat er ganz im Zeichen der Völkerverständigung vor zehn Jahren den „Kulturverein Moldova e. V.“ ins Leben gerufen um junge einheimische Künstler nach Deutschland zu holen. Hier treten sie u. a. in Berlin, Stuttgart und Hannover auf und eben auch in Altenstadt, wo sie bereits ein dankbares Stammpublikum haben. Und noch jeder Besucher dieser moldauischen Abende war nicht nur von den Musikern und Sängern begeistert, sondern ebenso von Konstantin Pawljuk, der sich als brillanter Conférencier entpuppt und seine Gäste mit Witz und Charme gekonnt durchs Programm führt. Wir denken jedenfalls gern an viele fröhliche Stunden im Altenstädter Kleinkunsttheater zurück, in denen uns ein kleines Stück Europa mit großer Tradition auf musikalische Weise näher gebracht wurde. Das 10jährige Jubiläum des „Kulturvereins Moldova e. V.“ ist für uns Anlass, seinem Vorsitzenden Konstantin Pawljuk und dem gesamten Vorstand für die gute Zusammenarbeit und die Vermittlung so vieler kultureller Kontakte ganz herzlich zu danken. Wir wünschen dem Verein und allen Aktiven auch in Zukunft viel Erfolg und freuen uns schon auf weitere Gäste aus der Republik Moldau. 18 Andreas Loesch Leiter gesamtstädtische, regionale und Internationale Kulturarbeit. Kulturamt, Bonn-Bad Godesberg. Sehr geehrter Herr Pawljuk, Ich habe Ihre kulturellen Angebote immer als seriös, qualitativ und interessant empfunden. Die Republik Moldau ist ein neuer Staat auf Landkarte Europas und noch nicht jedem Bürger in Deutschland bekannt und geläufig. Es ist dadurch sehr verdienstvoll, dass sich der „Kulturverein Moldova e.V.“ bemüht, die Kultur Moldaus einem größeren Publikum bekannt zu machen und ihr den ihr zugehörigen Platz im Reigen der Kulturen Europas zu verschaffen. Ich kann Sie also nur dazu ermuntern, so wie bisher weiter zu machen. 19 Carmen Müller Geschäftsführung Freizeitheim Stöcken Landeshauptstadt Hannover. Das Freizeitheim Stöcken in Hannover wünscht dem Kulturverein Moldova e.V. alles Gute zum 10-jährigen Jubiläum und bedankt sich für die sehr erfolgreiche Zusammenarbeit. Seit auch schon fast 10 Jahren organisiert Herr Konstantin Pawljuk für uns, als dezentrale Einrichtung der Landeshauptstadt Hannover, Gastspiele aus der Republik Moldova; mit jedem Besuch ist es ihm gelungen, hervorragende Künstlerinnen und Künstler auf unsere Bühne zu bringen. Wir sind begeistert von Kindertheater, Folkloregruppen oder Gastspielen der klassischen Musik. Wir hoffen, dass diese herzliche, schon fast traditionelle Zusammenarbeit auch in Zukunft möglich ist und freuen uns auf das nächste „Kultur-Geschenk“, das der Verein für uns aus der Republik Moldova mitbringt. Für das ganze Team des Freizeitheim Stöcken sagt vielen Dank Carmen Müller 20 Olga Gontscharova Generaldirektor Büro der unterethnischen Beziehungen der Republik Moldau. Die deutsche Gesellschaft unter dem Namen: „Kulturverein Moldova e.V.“ , ist einer der ältesten gesellschaftlichen Verbände, die von Vertretern der moldauischen Diaspora gegründet wurde. Für die Enthusiasten, die den Grundstein zu der Tätigkeit des Vereins gelegt haben, war die vornehmlichste Aufgabe, die Förderung des positiven Images der Republik Moldova im Ausland sowie die Stärkung der Beziehungen zu Deutschland und dem historischen Heimatland der Moldauer. Die wichtigsten Mittel zur Erreichung dieses Ziels, waren die Verbreitung der Kultur und die Kunst des moldauischen Volkes. Dank der Tätigkeit des „Kulturvereins Moldova e.V.“ konnten schon heute viele bekannte und berühmte moldauische Künstler, Musikanten und Maler in mehreren deutschen Städten ihr Können und Schaffen, national-kulturellen Gemeinguts, unter Beweis stellen, Legender dem Prinzip „Kunst kennt keine Grenzen“, trägt der „Kulturverein Moldova e.V.“ aktiv zur Völkerverständigung und zur Entwicklung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen dem deutschen und moldauischen Volk bei. Durch die Bande der erfolgreichen Zusammenarbeit ist der „Kulturverein Moldova e.V.“ mit dem Büro der interethnischen Beziehungen der Republik Moldova eng verbunden. „Mit Hochachtung erkennen wir die edle Mission der Mitglieder dieses Vereins und dessen Vorsitzenden Konstantin Pawljuk im Prozess um die Entwicklung des kulturellen Dialogs, der Vereinigung und Konsolidierung unserer in Deutschland lebenden Landsleute um die Idee der Bewahrung der moldauischen Eigenart an“. 21 Reinhard Christ, Besucher der Konzerte junger Künstler aus der Republik Moldova. ETWAS BESONDERES !!! … wir sind schon alle sehr gespannt, noch kommen Gäste angerannt, es wird eng im schönen Saal, groß ist die Besucherzahl, in den Reihen wird es leise, jeder harrt auf seine Weise. Konstantin kommt auf die Bühne, mittelgroß, er ist kein Hüne, berichtet uns das, was er weiß, vom Moldauer Kulturenkreis. Das Programm ist furios, man denkt: wie machen sie das bloß? Die Sängerin trägt Lieder vor, Instrumentales dringen ins Ohr, ein kleiner Wicht, ganz ohne Note, der flötet wie ein Götterbote, beim Panflötisten macht es nicht die Masse, trotz handicap- GANZ GROSSE KLASSE! Ob Geige, Flügel oder Okarina, Am Ende brandet Beifall auf, die Trachtentänzerin heißt sicher Nina, und Anerkennung gibt´s zuhauf, ob piano oder forte – eine Spende fällt uns leicht, BEGEISTERUNG, ganz ohne Worte. die Leistung: sie bleibt unerreicht! Wir wünschen uns, das ist doch klar, ´ne Neuauflage, nächstes Jahr! 22 «Zusammenkommen ist ein Beginn. Zusammenbleiben ist ein Fortschritt. Zusammenarbeiten ist ein Erfolg.» 23 EINFÜHRUNG Im Grunde genommen bin ich weit von den Gesprächen über das Existieren der höheren Gewalt, Klärung der Vorzeichensnatur, Aberglauben. Ich glaube nur an eigene Möglichkeiten, Kenntnisse, Bemühungen. Blickend aber in die Vergangenheit bin ich mehr davon überzeugt, das Leben des Menschen sei ein Kaleidoskop gesetzmäßiger Ereignisse, Situationen, Handeln, die in einem bestimmten Moment in ein deutliches Bild zusammengefaltet werden – sein Schicksal.“ (FRAGMENT AUS DEM INTERVIEW) Die Idee der Vereinsgründung entstand in Wächtersbach / Deutschland. Wer es nicht weiß, Deutschland ist unterteilt in 16 Bundesländer, Wächtersbach liegt im Bundesland Hessen. Es ist eine provinzielle Stadt, und liegt ca. 50 Kilometer von Frankfurt am Main entfernt. Der Ort bezaubert durch seine Ruhe und Idylle, denn er verfügt über nur wenig Industrieunternehmen. Hier gibt es so gut wie keine Fabriken und somit kaum hektisches Treiben. In dieser Stadt, mit den traditionellen Geranien auf den Balkonen, den stillen Gassen, mit seinen behaglichen Höfen und seiner landschaftlichen reizvollen Umgebungen, lebe ich seit 1983. Vielen sagt der Name „Wächtersbach“ nichts oder nur wenig, obwohl seine Entstehungsgeschichte ganz ungewöhnlich ist. Es ist so, dass alle Städte in Deutschland ihr eigenes Stadtwappen haben. Einige von ihnen zählen mehrere Jahrhunderte. Wächtersbach bekam sein neues Wappen vor wenigen Jahren. Erst 1982, anlässlich eines Festes des Bundeslandes Hessen, entschieden die Ortsbewohner, das ursprüngliche Wappen durch das von dem hiesigen Grafiker W. Malkemus überarbeitete Schild zu ersetzen. Wenn wir uns das Wappen anschauen, sehen wir einen Wächter am Rande eines fließenden Baches. Somit scheint alles richtig, denn das Wort „Wächtersbach“ besteht praktisch aus zwei Wörtern, nämlich „Wächter“ und „Bach“ Bei dem Entwurf des Wappens wurde nicht etwa der ursprüngliche Name des Ortes in Betracht gezogen, wo heute Wächtersbach liegt. Es stellte sich nämlich heraus, dass hier im 13. Jahrhundert eine kleine Ansiedlung bestand, die dem Fürstentum Wetterau gehörte. Die Angaben darüber sind in den Dokumenten im Archiv des Klosters Langenselbold, mit 24 der Jahreszahl 1236 datiert, zu finden. Hier wird der Ort als „Weichirsbach“ erwähnt, was eigentlich die Bedeutung trägt: „der in den See mündete Bach“. Der Name Wächtersbach wurde demzufolge in den späteren Jahren verändert. Soweit ich von meinen deutschen Bekannten weiß, haben die Ortsbewohner dieser Ungenauigkeit keine große Aufmerksamkeit geschenkt und demzufolge nie Zeit und Geld vergeuldet, um den ursprünglichen Namen wieder herzustellen. Die Wächtersbacher haben beschlossen, einige veränderten Buchstaben könnten dem Gedeihen ihrer Stadt nicht förderlich sein. Dafür braucht man etwas anderes – man muss viel arbeiten. Gehen wir wie die Deutschen vor, schenken den Kleinigkeiten keine Aufmerksamkeit, sondern machen einen kleinen Stadtrundgang durch Wächtersbach. Ich schlage vor zu beginnen, mit einer der wichtigsten Sehenswürdigkeit, dem altertümlichen Schloss, das einen kulturellen und historischen Stellenwert darstellt. Von dem Platz, an dem sich das Schloss befindet, öffnet sich dem Betrachter das wunderschöne Altstadtpanorama. Majestätisch und unzugänglich, als bewache es das Land um sich herum, steht das Schloss wie ein mittelalterlicher Ritter. Leider ist es nicht mehr in seiner ursprünglichen Ansicht erhalten, deswegen ist schwer zu sagen, zu welchem Architekturstil es gehört. Jeder Besitzer hat das Schloss nach seinem eigenen Geschmack und für seine Belange umgebaut. Erst 1458, als Wächtersbach an den Grafen von Ysenburg fiel, schien das Ende Jahrhunderte andauernder Querelen gekommen zu sein. Dieser Frieden glich einem Gespenste im Schlosse und war zum Bedauern der meisten Bewohner trügerisch. Für die Konflikte war es wie immer ein unwesentlicher Grund, der gar nicht beachtet werden sollte. Sie erinnern sich daran, Elena aus Troja hatte großes Aufsehen erregt, selbst das ganze Reich war ihretwegen zerfallen. Aber wie die Römer sagen „Gäbe es den Wunsch, den Grund gibt es immer“. Sie werden sich irren bei den Grafen von Ysenburg gab es solche wunderschöne Gründe wie Elena, nicht. Aber die Römer hatten wie immer Recht – gäbe es den Wunsch! So kam es zur neuen Auseinandersetzungen, als sich 1584 die Ysenburger der re25 formierten Lehre zuwandten. Als die lutherischen Pfarrer von der Kanzel herab dagegen wetterten, wurde ihnen kurzerhand ihr Gehalt gesperrt. Doch erst 1601 kam es zu radikalen Eingriffen, als alle Gotteshäuser von den katholisch-lutherischen Relikten “gesäubert“ wurden. Das kostbare Inventar wurde restlos zerstört. Noch in späterer Zeit hatte das Schloss diverse Besitzer. Ich werde nicht alle Geheimnisse lüften, sonst hätte „Ihr Stadtführer“, sollten Sie Wächtersbach einmal besuchen, nichts mehr zu erzählen. Deswegen schlage ich vor, die trübe Atmosphäre des Schlosses zu verlassen und an die frische Luft zu gehen, zumal das Wetter heute wunderschön ist. Der traurige Regen, der in Deutschland, laut der Wetterberichte, als gewöhnliche Erscheinung empfunden wird, hat aufgehört. Die Sonne scheint hell und wir können langsam durch den schönen und ungewöhnlichen Schlosspark spazieren gehen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde dieser Park größtenteils zerstört. An seiner Wiederherstellung waren die besten Gärtner Deutschlands beteiligt, ich würde eher sagen, sie haben ihn neu geschaffen. Hier hat man viele exotische Pflanzen gesammelt, wie – Ginko-, Tulpenbaum u. a. Dank der beständigen Arbeit der Gärtner wachsen und gedeihen auch heute noch 180-jährige Bäume. Ich möchte auch bemerken, dass die Parks in Deutschland betonte Merkmale innerstädtischer Landschaftskulturen sind. Es gibt auch viele Forstparks außerhalb der Stadt, die unterstützt durch die Forstbetriebe gepflegt werden. Manche Menschen bevorzugen hier das Wochenende zu verbringen, da sie sich gepflegte Erholungsorte ähnlich dem natürlichen Wald vorstellen. Ich hoffe, es ist Ihnen gelungen, die Pflanzen nicht nur zu sehen, sondern gleichzeitig den Duft in sich aufzunehmen. Auf keinen Fall aber sollten Sie die Pflanzen dieses Parks pflücken um sie etwas als ein Andenken mit nach Hause zu nehmen. Dieser Frevel würde Ihnen nicht nur teuer zu stehen kommen, sonder letztlich der Flora Quersus robur fastigiata, schaden. Die Strafe die Sie zahlen müssten, 180 Jahre alt wäre einerseits sehr hoch, andererseits, täte es ein Jeder, wer könnte sich noch an dieser wunderschönen Pracht erfreuen. Dafür gehen wir lieber wieder in die Altstadt zurück um uns an weiteren Sehenswürdigkeiten zu erfreuen. Hier erfahren Sie, dass die Gebäude, wie auch die Leute, ihre eigene Geschichte haben und sogar auch das Alter. Sie wurden auch geboren, werden alt…, aber nicht sterben. In diesem Gebäude aus dem Jahre 1495 hat sich das alte Rathaus angesiedelt 26 Heute beherbergt das Alte Rathaus das Heimatmuseum. Es zeigt vielfältige Gegenstände und Gerätschaften aus Landwirtschaft und Handwerk. Zahlreiche Fotos und Dokumente erlauben Einblicke in die Geschichte und das Leben in Stadt Wächtersbach. In einem Nebengebäude des ehemaligen Adelshofes Rumpenheim aus 1572 zeigt das Museum eine reichhaltige Ausstellung von Keramik-Exponaten aus über 170 Jahren. Gebrauchsgegenstände und reich verzierte Prunkgefäße aus verschiedenen Stilepochen wechseln sich ab mit Objekten aus einstigen Kunstabteilung des Werkes. Das Museum wird vom Heimat- und Geschichtsverein Wächtersbach e. V. betreut. Und dieses Gebäude wurde im Jahre 1731 errichtet. Es ist interessant, denn von Anfang an, bis heute befindet sich in diesem Haus eine Apotheke. Diese Apotheke unterstand am Anfang dem fürstlichen Adel und konnte dennoch von allen Schichten der Bevölkerung für die Gesundung genutzt werden. Diese Informationen bekam ich von Frau Brigitte Brinkmann, der heutigen Besitzerin. Sie hat die Apotheke von ihren Eltern Ilse und Günther Wetzel übernommen. Die Eltern übernahmen die Apotheke 1960 von ihren Vorgängern. In Deutschland finden Sie kein verwahrlostes Gebäude aber die Ausnahme bestätigt die Regel. Sogar die, die schon einige Jahrhunderte und mehr auf dem Buckel haben, sind in den sorgsamen Händen der Bürgerschaft. Sie werden gehegt und gepflegt, weil sie eine der tausend Seiten einer großen Chronik darstellen. Mit der deutschen Pedanterie werden in dieser Geschichte kleine, aber interessante Tatsachen widerspiegelt. Mir zum Beispiel gefiele diese… Der Bau der heutigen evangelischen Kirche dauerte ziemlich lange. Er begann 1354 und endete im Jahre 1702. Wahrscheinlich wollte der Architekt etwas Besonderes schaffen, deswegen wurde am Anfang nur die Marienkapelle gebaut. Der Glockenturm, der ja eigentlich bei einer Kirche den wichtigsten Bauteil darstellt und damit der kirchlichen 27 Ausstrahlung, natürlich auch für den Gottesdienst, sein Gesicht geben sollte, er wurde erst im Jahre 1514 gebaut, also, 200 Jahre später. Verständlich, dass der Entwurf späteren Generationen zu Gute kam. Von der designerischen Seite war man doch schon weit fortschrittlicher. Der Glockenturm hatte nach seiner Fertigstellung auch gleichzeitig die Funktion des Aussichtsturms übernommen. Es klingt seltsam, aber unter dem Kreuz der katholischen Kirche konnte der Bau während seiner Entstehungsgeschichte nicht vollendet werden. 1543 sind die Kirche und auch die Bürger von Wächtersbach von der katholischen in die protestantische Konfession übergetreten. Um 1702 verkündete das Geläut der Kirchenglocken nun endlich die Fertigstellung des Kirchenquerschiffes und gleichzeitig die Vollendung des Kirchenbaus. Nicht einmal ich hatte es geschafft diese Kirche zu Evangelische Kirche besuchen. Als ich diese Geschichte erfuhr, wollte ich mit eigenen Augen sehen, was für Besonderheiten und ungewöhnliches im Laufe von 4 Jahrhunderten entstanden ist. Ich sage Ihnen ganz ehrlich – die Bauherren der damaligen Zeit waren echte Künstler und sie haben mit Eifer gearbeitet. Nach den Qualitätsmerkmalen, betreffs guter Akustik einschließlich des Klangs der Orgel, ist diese Kirche keinem Dom unterlegen. Ich denke meine Erzählung würde nicht vollständig sein, würde ich Ihnen nicht über die Menschen dieser Stadt berichten. Es sind die Bürger die sich auf das Wochenende vorbereiten, denn heute ist Freitag! Den auswärtigen Besuchern, die schon mehrmals in Deutschland waren, ist das Wort „Wochenende“ bekannt oder auch als “Weekend“ bezeichnet. Ich habe mich sicher nicht geirrt, aber dieses Wort findet jetzt immer häufiger in diesem Lande Verwendung und das nicht nur bei den Englischsprechenden. Das Wort wurde zu einem internationalen Begriff der Menschen unterschiedlicher Nationalitäten. Ich glaube, es gibt keinen Menschen, der am Ufer eines Sees oder sogar eines Meeres säße, um sich mit seinen Freunden bei einem Glas Bier, über die Entstehungsdaten irgendwelcher Staaten zu unterhalten. Aber wenn es dann doch zu Diskussionen kommen sollte, wäre es gleich, ob man es bei einem Glas Bier oder einem Glas Wein versuchte zu klären. Man stelle sich daher die Frage: würde es sich lohnen an einem Wochenende über derartige Themen zu streiten. Es wäre viel besser sich nach einer schweren Arbeitswoche auf gute Laune auf ein frohes Wochenende einzustimmen, wie es hier zu Lande die Deutschen tun! „Erst die Arbeit – dann das Vergnügen“, so heißt es im Volksmund und das erklärt eher das Verhalten der Deutschen zur Arbeit und zur Freizeit. Sechs Worte, die es besser erklären, als ich es Ihnen gegenüber tun könnte. Sie gehen sehr behutsam mit ihrer Zeit und mit der Zeit der anderen um. In diesem Punkt sind sie übergenau. Ich denke es war, Ludwig XIV (Louis XIV, Louis le Grand; 1638 - 1715) der einst die Worte sprach: „Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige“. Die Deutschen sind mit der Etikettenregel und mit ihrem Handeln wie Könige. Das heißt, sie verspäten sich weder zu einem Termin, noch zu einer Party. Alles hat seine Zeit und die Zeit hat ihren Preis. Deswegen sind bei den Deut28 schen nicht nur die Stunden und Tage, sondern auch Sekunden bei der Wochenplanung sorgfältig geordnet. Während man es sich in anderen Ländern leisten kann, die Arbeitstage mit den freien Tagen zu tauschen um mitten in der Woche für sich ein Fest zu arrangieren, erinnert in Deutschland eher die zweite Hälfte des Freitags bereits an das Wochenende. Aber es ist nur das Präludium dazu, denn das „Wochenende“ ist seit Jahrhunderten ein geprägtes Ritual. Es wird nicht alles so schnell gemacht wie es scheint und die Deutschen beeilen sich auch nicht. Sie wissen Bescheid, geplant wird nach dem Kalender und aus einem Mittwoch kann nicht plötzlich ein Sonntag werden. Zuerst kommt die Vorbereitung. Wer vor hat ins Grüne zu fahren, muss zuerst den Kofferraum nach traditioneller Gewohnheit beladen: Fleisch zum Grillen, oder bereits Gebratenes. Möchten Sie etwas trinken? Wasser wird ihren Durst nicht stillen, das macht besser ein Bier. Wenn Sie aber zum Samstagsmarkt möchten, haben Sie dort eine Möglichkeit viele nötige aber in den meisten Fällen unnötige Dinge zu erwerben, auch tanzen und populäre Musik hören, die hier von den Stadtbürgern auf den Straßen und auf den improvisierten Bühnen vorgetragen werden. Ich erinnere mich daran, dass bei einem Fest moldauischen Musiker die ein Konzert gegeben haben… Aber darüber berichte ich ein bisschen später. Ich bin mit meinem Denken und Handeln schon wieder einige Schritte voraus und überschreite damit Reihenfolge. Dieses Land könnte nicht nur nach den wirtschaftlichen Kennziffern sondern auch im Bezug auf Ordnung und Genauigkeit auf dem ersten Platz stehen. Ohne Disziplin kann sich die Wirtschaft nicht entwickeln. Die Meinung anderer Völker, die Deutschen seien emotional zurückhaltende Menschen, ist teilweise richtig. Ich würde sagen, dies bezieht sich mehr auf die Arbeit, weil sie meinen, das sei die wichtigste Bedienung ihres Wohlstandes. Die Deutschen arbeiten ihr ganzes Leben lang gewissenhaft und wenn sie in den wohlverdienten Ruhestand treten, übergeben sie den Stab ihren Kindern, und die wiederum… Ohne diesen unendlichen Lauf des Lebens gäbe es kein deutsches Volk. Die Wissenschaftler behaupten, der Mensch könne kein Perpetuum mobile erschaffen. Wenn Sie einmal Deutschland besuchen, werden Sie sich davon überzeugen, dass es schon lange existiert. Dieser Staat kennt keine Rast und Ruh´ bei der Arbeit. Um sich davon zu überzeugen, muss man nicht unbedingt in der Hauptstadt oder in einer Großstadt leben. Fahren Sie besser in eine Kleinstadt mit den traditionellen Geranien auf den Balkonen und mit den gemütlichen Höfen. Kommen Sie nach Wächtersbach oder in eine andere Stadt, wo Sie die wunderschöne landschaftliche Umgebung genießen können, den berauschenden Duft smaragdenen Grases, die Blumen riechen und das Singen der paradiesischen Vögel hören können. Bei all dieser Pracht finden Sie die Bestätigung des deutschen Sprichwortes über die Arbeit: „Arbeit hat bittere Wurzel, aber süße Frucht“ (Sprichwort). Wenn die gleichwertige Mühe dem großen Wunsch beigefügt wird, kann ein Märchen zur Wirklichkeit werden. Der berühmte amerikanische Politiker, Diplomat und Wissenschaftler Benjamin Franklin (Benjamin Franklin, 1706 - 1790) hat einmal gesagt: „der materielle und der geistige Reichtum hängt von zwei Dingen ab – vom Fleiß und der Mäßigkeit“. Vergeuden Sie keine Zeit und kein Geld, benutzen Sie diese beiden Eigenschaften. Leider begreifen wir oft zu spät, dass manchmal unschätzbare Minuten von uns vergeuden werden – Klärung der persönlichen, gesellschaftlichen und staatlichen Verhältnis29 se. Oft vergessen wir darüber, alles in der Welt sei sehr schnell, und das Leben besonders. Wir sollten uns daran erinnern, unsere Vorbestimmung sei Wissen und Daseinsfreude. Oh! Wieder ließ ich mich von den hohen Themen hinreißen und habe nicht bemerkt, wie wir uns meinem Haus genähert haben. Moment, warten Sie einen Augenblick, ich muss noch meinen Schlüssel herausnehmen. Es gab Zeiten, da waren die Türen nie verschlossen, das aber ist leider Vergangenheit. Es gibt immer mehr „diejenigen“, die „ohne Einladung“ zu Ihnen kommen. Leider ist diese Sitte schon zur Unsitte geworden! Das bezieht sich nicht auf Sie, Sie sind die Künstler aus Republik Moldau (Moldova), die auf Einladung des „Kulturvereins Moldova e.V.“ gekommen sind. „Herzlich Willkommen in Deutschland“ mit diesen Worten haben die Mitglieder des „Kulturvereins Moldova e.V.“ die Gäste aus Moldova begrüßt. Sie, die Mitglieder, kennen meine Schwäche – Überraschungen machen – und nehmen daran immer teil. „Nach unserer Bekanntschaft, haben wir vergessen, was eigentlich Langweile ist!“ sagen meine Kollegen. Das ist schön zu hören, besonders wenn man weiß, dass man jemandem geholfen hat und ihn von der alltäglichen Routine, von seinen unendlichen Sorgen befreit hat und von seinen Träumen erfahren hat. Vielleicht von etwas Unwahrscheinlichem, dass es in der Welt nie mehr einen Rassen- und Nationalhass, keinen Zwist oder Krieg mehr geben wird und unser Trabant Erde der schönste Planet im Weltall wird. Manche denken, die Träume seien ein Weggehen von der Wirklichkeit. In diesem Fall stimme ich dem englischen Arzt, Dramatiker und Schriftsteller Somerset Maugham (William Somerset Maugham, 1874 - 1965) zu, der den Traum als Mittel für das Herannahen der Wirklichkeit betrachtet. Sie haben eine Wahl! Was liegt nahe am Herzen? Man sollte auch nicht vergessen, dass die Gäste nach dem Stadtrundgang Hunger bekommen haben und ich als gastfreundlicher Mensch bitte hereinzukommen, wo man bei Schaumbier klären kann, wann der eine oder andere Staat gegründet wurde. Da stellt sich auch gleich die Frage, lohnt es überhaupt, über ein derartiges Thema zu diskutieren, zumal der verlockend gute Geruch vom Grill mit den gebratenen Bratwürsten und dem Fleisch in der Luft liegt. Heute ist Freitag. Das Wochenende ist überall das Wochenende… Aber noch ausgeprägter in Deutschland! 30 WIE ES ZU DER ERSCHAFFUNG DES „KULTURVEREINS MOLDOVA“ KAM „Leider oder vielleicht zum Glück sind wir nicht in der Lage die Zeit zurück zu drehen, man kann nur versuchen, sie gedanklich „zurück zu spulen“ und in eine Reihe wichtigste Ereignisse zusammen zu fügen.“ (FRAGMENT AUS DEM INTERVIEW) Es ist erstaunlich, wie es Deutsche und Moldauer schaffen, mit Hilfe von Gesten und mit Fremdwörtern ein lebhaftes Gespräch zu führen und wie es dennoch gelingt Missverständnisse auf beiden Seiten erfolgreich zu überwinden. In diesem Fall erinnere ich mich an ein Wochenende vor 10 Jahren als ich mir ein paar Freunde zum Kaffee eingeladen hatte. Dieser Tag hat sich bei mir ins Gedächtnis eingeprägt, denn es war nicht nur Faschingszeit, sondern auch… Sie fragen was Fasching ist? Karneval! Wer denkt und sagt, die Faschingszeit wäre nur eine Vorführung der Masken, wie beim Maskenball, der hat keine Vorstellung über den Sinn dieser Festivität, die jährlich in den dafür prädestinierten Orten und Städten ausgetragen werden. Als Karneval, Fastnacht oder Fasching (auch fünfte Jahreszeit) bezeichnet man verschiedene Bräuche, um die Zeit vor dem Aschermittwoch in Ausgelassenheit, Fröhlichkeit und überschäumender Lebensfreude zu feiern. Diese Bräuche haben sich in den zahlreichen Karnevals-, Fastnachts- und Faschingshochburgen mit spezifischen Eigenarten entwickelt. Ihren Ursprung haben die Bräuche in einer christianisierten Form der heidnischen Winteraustreibung, wobei ein Bezug zur christlichen Fastenzeit entstand. Während die Braut mit ihrem schönen Kleid sich stolz den Verwandten oder Nachbarn zeigt, so präsentiert sich der Karnevalist in seinem Kostüm der Gesamtheit der am Straßenrand stehenden Bevölkerung. Die Menschen an diesen Orten zeichnen sich als geschickte Modeschöpfer aus. 31 Heißt es doch nach der gerade vollendeten Faschingszeit, schon wieder ein ausgefallenes Kostüm für die nächste Saison zu finden, um damit als Meister der Maskierung Ansehen zu gewinnen. Nicht allein die Menschen verkleiden sich zu dieser Zeit, nein, auch alles um sie herum findet ein verändertes Aussehen. Gleichzeitig veranstalten sie Umzüge mit geschmückten Fahrzeugen, die sich unter dem Jubel der am Straßenrand stehenden maskierten Narren durch die Straßen der Orte und Städte schlängeln. Die geschmückten Wagen ähneln fahrenden Marktständen auf denen teils auch das Handwerk, wie das Kunsthandwerk der einzelnen einheimischen Betriebe gezeigt wird. Ähnlich einer Ausstellung werden Erzeugnisse aus Holz, Stein und Glas, aber auch einzigartige Kunstwerke aus Obst, Gemüse und Früchten gezeigt. Da werden verschiedene Formen und Figuren aus gelben Kürbissen geschnitten, die sich dann in den unmöglichen Formen von Gesichtern und Fratzen widerspiegeln. Bewundernswert sind die Bilder, die sich als Blumenornamente, gefertigt aus roten Rüben, Radieschen, Äpfeln und anderen Früchten, darstellen. Es ist eine Parade der Ideen. Der menschlichen Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Die Begeisterung findet ihren Höhepunkt in der Darbietung traditioneller Märsche, Polkas und Walzers, die als musikalische Umrahmung den Festumzug begleiten. Nirgendwo anders kann man die Volkstümlichkeit in der Weise erleben, sehen und hören. Ich hoffe, der Lärm des Karnevals und Ihre Versetzung, nach meinen Erzählungen, in diese Jahreszeit hat sie nicht sehr ermüdet. Nun aber lassen Sie mich mit meiner Erzählung über den für mich denkwürdigen Tag vor 10 Jahren fortfahren. Die Gäste, die ich geladen hatte, verstanden sehr schnell, was mit der Einladung zu einer Tasse Kaffee gemeint war. Es war die Hausmusik, die sie in dieses Haus geführt hatte. Es war keines32 falls eine organisierte Einladung zum Auftritt darbietender Künstler, denn die Anwesenden waren selbst die Darsteller für das folgende Konzert, das sich in meinen vier Wänden abspielen sollte. In den deutschen Gesellschaftsschichten gibt es viele Berufsgruppen, wie Ärzte, Lehrer, Anwälte etc., deren berufliche Tätigkeit wenig mit der Musik zu tun hat, aber das Gehör und das Gefühl für die Musik und dem zufolge das spielen eines Instrumentes dennoch ausgeprägt ist. Im Rahmen des kommunikativen Zusammentreffens werden im engeren Kreis nicht nur Neuigkeiten des täglichen Lebens ausgetauscht, sondern man trifft sich auch um ein wenig miteinander zu musizieren. Zu den erschienenen Gästen des heutigen Tages gehörte auch Frau Brigitte Brinkmann. Sie ist Besitzerin der Hof Apotheke (Hausname). Neben den ihr sehr bekannten Rezepturen und Tinkturen, die sie ihrer Kundschaft verabreicht, spielt sie auf der Flöte ausgezeichnet seltene Werke eines alten Komponisten, der an dieser Stelle unbekannt bleiben möchte. Seine Stücke sind meiner Meinung nach hinreichend originell. Wie ein Glöckchen so rein klingt die weibliche Stimme im Duett mit der gespielten Flöte. Der Vokalpart wird von Diana Müller (geb. Remmel) gesungen, die ausnahmslos einen seltenen Tempra Koloratursopran hat. Jedes Mal wenn sie singt, denke ich, sie könnte eine große Karriere als Opernsängerin machen. Da dem aber nicht so ist, werden vielleicht ihre Kinder Katharina, Johannes und Christian einmal große, weltberühmte Musiker?! Und auch die Tochter von Frau Brigitte Brinkmann, Eva, wird heute ihr Debüt zum Besten geben. Eva hat es vorgezogen statt auf der Flöte zu spielen, wie die Frau Mama, sich mehr für das Klavier zu interessieren. Sie hat ein Fragment aus dem Musical „Fantom der Oper“ vorgetragen. Auch mein Sohn Alexander spielte ein Terzett aus der Oper „Die weiße Dame“ und „Kleine Sonatine“. Alles was wir benötigen, ist die seelische Stimmgabel, die uns zur musikalischen Harmonie inspiriert. Obwohl die anwesenden Musikanten noch nie in einem derartigen „Saal“ gespielt haben, ist es bewundernswert und zugleich bemerkenswert, wie unruhig die Solisten bei der musikalischen Vorführung sind, entspricht es doch dem menschlichen Tun Kritik in jeder Form zu verteilen. Sie drücken ihre Meinung aus, wie sie meinen die Darbietung zu empfinden. Teils als freundlich gemeinten Ratschlag, andererseits in Form eines Lobes. Natürlich wünscht sich jeder Künstler frei von negativen, dafür mehr an positiven Begutachtungen zu erfahRosa Rummel-Pawljuk, Rechtsanwalt Uli ren. Daher oder genau deswegen finden Brinkmann, seine Gattin Brigitte Brinkmann 33 unsere kleinen Konzerte in möglichst häuslicher Atmosphäre statt, wo kritische Bemerkungen eher einem familiären Charakter unterliegen. Als Kritiker stehen zur Verfügung: der Mann von Frau Brigitte Brinkmann, der Anwalt Uli Brinkmann, meine Frau Rosa Rummel-Pawljuk und auch der Mann von Diana Müller, der IT-Projektmanager Stephan Müller. „Sehr geehrte Damen und Herren!“ Ich wollte gerade mit der feierlichen Begrüßung meiner Gäste beginnen, da unterbricht mich das Läuten meines Telefons. Nach einem kurzen Gespräch, konnte ich die Begrüßung fortsetzten. „Ich möchte ihnen eine gute Nachricht mitteilen…“. Und genau hier, an dieser Stelle, es war wie in dem Theaterstück von Nikolai Gogol (1809 - 1852) „Der Revisor“, machte ich eine kleine Kunstpause, denn es kam mir in Erinnerung, dass eine der Szenen mit diesen Worten begann. Wer also mit der klassischen Literatur vertraut und möglichst noch Kenner dieses Stückes ist, dem werden die folgenden Worte sicher bekannt sein: „Zu uns kommt ein Revisor…“. An dieser Stelle musste ich mir ein verschmitztes Lächeln unterdrücken, wusste ich doch im Augenblick nicht, wie ich meinen Gästen den Anrufer vorstellen sollte. Als einen meiner alten Bekannten, als Kollegen von der Musikhochschule oder, oder… Aber wie sagt man doch so schön, alles braucht seine Zeit. Jetzt aber erwartet uns erst einmal der schon so lange versprochene Kaffee mit Kuchen. Zu der typischen Charakteristik Deutschlands, als dem Land des Bieres und der Würstchen, als da wären Frankfurter Würstchen, bayrische Weißwurst, Berliner Bockwurst, aber auch die weltweit bekannte Currywurst. Alle diese Köstlichkeiten haben neben dem Bier in diesem Lande ihren Platz gefunden. Über alle dem, sollten wir als eine gute Zutat zum Kaffee, Kuchen und Gebäck nicht vergessen. Ich bin zwar keine allzu große Naschkatze, aber den hier zu Lande angebotenen Croissant (fr. croissante), kann ich bedauerlicherweise nicht widerstehen. Ich habe nirgendwo der Gleichen gesehen. Ich glaube unsere direkten Nachbarn, die Franzosen, sie mögen mir bitte verzeihen und sollten auch nicht beleidigt sein wenn ich sage, dass dieses halbmondförmige, aus Blätterteig bestehende Gebäck, welches letztendlich auch noch auf der Zunge zergeht, keine Erfindung der Franzosen ist. Leider muss man ihnen diesen Anspruch aberkennen, haben sie doch dem Gebäck einzig und allein nur den Namen gegeben. Sie haben das Gebäck erst viel später in ihrem Lande eingeführt, nach dem dort ein Wiener Bäcker diese Teigware unter dem Namen Wiener Kipferl seiner Kundschaft angeboten hat. Somit also ist die Heimat des Croissants Österreich. Nun kann ich nur hoffen, dass auf Grund meiner schriftlichen Aussage kein internationaler Konflikt entsteht. Ich merke schon, sie werden ein wenig ungeduldig, möchten sie doch endlich wissen, welchen Gast ich ihnen bisher vorenthalten habe. Bitte haben sie noch ein wenig Geduld und Ihre Neugier wird in kürze befriedigt. Die Bäckereien in den ländlichen Regionen Deutschlands sind meistens im Familienbesitz, so dass Personal noch aus Familienan34 gehörigen besteht. Leider aber scheinen die Tage dieser privaten Unternehmen bereits gezählt zu sein, weil Großbäckereien den kleinen Landbäckereien das Leben schwer machen. Quantität steht vor Qualität. Um das aufrecht zu erhalten, versuchen die ortsansässigen Backstuben nach alten traditionellen Hausrezepten, die von Generation zu Generation weiter gegeben werden, insbesondere zu den Festtagen mit Besonderheiten an Backwaren, wie z. B. Weihnachtskuchen oder Baumkuchen etc. zu begeistern, in der Hoffnung darauf neue Kundschaft zu gewinnen, aber auch allein als Kampfansage ums eigene Überleben. In den Städten sind es oft noch die Cafés die ihre eigene Ware aber auch bereits „industriell“ gefertigte Kuchen und Torten anbieten. So ist es auch nicht verwunderlich, dass bei der Vielfalt der Angebote, der Kunde mit dem Problem fertig werden muss, für welchen Kuchen er sich entscheiden muss. Allein das Angebot neigt dazu, alles zu verzehren, was sicherlich der eigenen Gesundheit nicht dienlich ist oder vielleicht von allem einmal zu kosten und zu probieren. Ich erlaube mir Ihnen einen Hinweis zu geben. Moldau ist das Land des Weines. Es ist ein Nationalgetränk und wird dem Besucher gern angeboten .So wie in England gerne der Tee gereicht wird, trinkt man in Frankreich gern Cognac. In Deutschland lädt man seinen Besuch gern zum Kaffee ein. Aber halt, fast hätte ich Sie in die Irre geführt. Auch in Deutschland gibt es Regionen, da hat der Tee vor dem Kaffee Vorrang. Es ist die Region um Ostfriesland, im Norden der Republik. Doch kommen wir wieder zurück zu unserem Kaffee, der sich mit seinem Duft und seinem Aroma durch das ganze Haus verteilt. Allein das gelesene Wort, führt dazu, dass man den Geruch bereits in der Nase verspürt. Diesen Moment muss man einfach genießen um an nichts anderes zu denken, als an den guten Geschmack und die Freunde, mit denen man diesen Augenblick verbringt. Sie erinnern sich, dass ich Ihnen einen telefonisch angemeldeten Besuch angekündigt habe. Ich stelle Ihnen liebe Freunde Herrn Aurelian Danilă – einen alten Bekannten aus Moldova mit seiner Frau Elena vor. Herr Danilă und ich haben zusammen an der Musikhochschule in Chişinău studiert. Als er erfuhr, dass sich bei mir Musikliebhaber als Gäste versammelt haben, wollte auch er gern auf der Klarinette spielen um sich dabei an seine Jugend und an unsere gemeinsame Zeit zu erinnern. Ich musste feststellen, dass sich mein „wichtiger“ moldauischer Gast, als ein solcher wurde er in einer deutschen Gazette („Mitteilungsblatt“ der Bessarabiendeutschenvom vom 15. April, 1993) genannt, seit unserem letzten Treffen im Jahre 1993 kaum äußerlich verändert hat. Seine Person strahlte Ruhe und Gelassenheit aus. In seinen Bewegungen fand ich keine überstürzte Hast, seine förmliche Art, seine langsame Sprechweise, all das waren Vorzüge, die er für die Ausübung seines Amtes als Botschafter der Republik Moldau in der Bundesrepublik Deutschland, benötigte. Er wusste, dass eine hastige Redeweise und 35 ein spontanes, unbedachtes Antworten auf die ihm gestellten Fragen zu Diskussionen in diplomatischen Kreisen führen können. Ich habe ihnen mit meinen letzten Zeilen soviel über Aurel Danilă erzählt und hoffe, dass sie sich ein Bild des Menschen machen konnten, mit dem ich einen Teil meines Lebens gemeinsam gehen durfte. Sein Besuch in meinem Hause und natürlich an diesem Tage war selbstverständlich völlig inoffiziell und genau das inspirierte ihn seine Musikalität auszuspielen in dem er ein Werk des weltweit bekannten Komponisten Anton Dvorjak (Antonín Leopold Dvořák, 1841-1904), den Slawischen Tanz Op, 72, Nr. 2 zum Besten gab. Er gewann mit seinem Spiel, wie in der Jugend, die Aufmerksamkeit des anwesenden Publikums. Aurel hat mit einer hinreißenden Begeisterung über die in den letzten Jahren geschehenen Ereignisse in Moldau gesprochen, dass einer meiner Freunde ihm die Frage stellte: „Könnten wir vielleicht einen Kontakt zwischen Moldauer und Deutschen, oder gar einen Kulturaustausch zwischen den Ländern herstellen?“ Es war eine berechtigte Frage und natürlich wäre das im Prinzip möglich. Denn die 90er-Jahre haben im Zusammenhang mit dem Zerfall der Sowjetunion und der damit verbundenen Anerkennung Moldawiens, als souveräner Staat, die Grundlage derartiger Verbindungen gelegt. Es wurde in diesem Moment eine Idee geboren, die mich persönlich nicht mehr los ließ und sich in mir viele noch zu überdenkenden Fragen zu dieser Thematik aufwarfen. „Man müsste eine Organisation, sprich: einen Verein gründen. Einen Verein mit gemeinnützigen Strukturen. Wichtig dabei war die Frage nach der finanziellen Seite. Meine zur Aussage gebrachten Gedanken waren scheinbar aussagekräftig genug, um die Anwesenden zu überzeugen. Aurel Danilă, als Vertreter der Republik Moldau, versprach uns Hilfe und Unterstützung bei der Verwirklichung unserer Gedanken. Zu diesem Zeitpunkt hatte er allerdings seine Aussage nicht präzise interpretiert, somit war nicht ganz klar, handelte es sich nur um eine moralische Unterstützung oder… Als ich mich später von meinen Gästen verabschiedete, erinnerte ich mich an die Worte Alexander Sergejewitsch Fedico, der da sagte: „Mein Junge, vergessen Sie niemals, dass jedem Menschen bei der Geburt die künftige Neigung vom Schicksal vorausbestimmt wurde und es ist zwecklos davor zu „fliehen“. Das Schicksal holt Sie stets wieder ein und verlangt nach der Aufarbeitung der vergeudeten Zeit!“ Eines sagt uns dieser Spruch allerdings nicht. Er sagt uns nicht, dass das Leben teils ein erschütterndes und teils ein unvorhersehbares Etwas ist! Nie hätte ich vermutet, dass ich noch heute, nach so vielen Jahren, mit den folgenden Worten vor das Publikum treten werde: „Sehr geehrte Damen und Herren! Der Kulturverein Moldova ist froh Sie zu dem Konzert moldauischer Künstler begrüßen zu können!“ Dazu jedoch ein bisschen später, wir befinden uns erst einmal im Jahre 1998. Es beginnt der Prozess der Vereinsgründung. 36 DIE ENTSTEHUNG DES „KULTURVEREINS MOLDOVA e.V.” „Wenn ich eine Möglichkeit hätte, alles von Anfang an zu beginnen, würde ich denselben Weg noch einmal gehen, mit allen seinen Fehlern, Schwierigkeiten und Enttäuschungen. Dahinter steckt immer Sieg des Charakters, Willens und der Beharrlichkeit. Im Endeffekt bekommst du eine Belohnung, Vertrauen und Respekt der Menschen, ihren Glauben an dich. Das Wichtigste aber – zuverlässige und treue Freunde.“ (FRAGMENT AUS DEM INTERVIEW) Es kommt einer Kindesgeburt gleich – man erfährt und entdeckt für sich selbst stets neue, unbekannte und unerwartete. Dennoch darf man sagen, an die Probleme, wenn man damit umzugehen weiß, gewöhnt man sich sehr schnell. Denn ohne Schwierigkeiten kann die ganze Angelegenheit bald langweilig werden. Schnell ertappt man sich im Leben bei dem Gedanken, es könne einem an irgendetwas fehlen. Oft ist es die Atempause, die man sich gönnen möchte, aber Probleme dulden nun mal keinen Aufschub und kommen ohne Vorwarnung und im unpassenden Moment. Zum Glück wird die Aufregung, ausgelöst durch das Problem, zur zweiten Chance, die sich ein jeder vom Leben erhofft. Folglich erfährst du ein unerklärliches Gefühl der Freude wenn das, was sich dir als Problem in den Weg gestellt hat, zu einem gelungenen Ergebnis wird. Genau solche Gefühle hatten wir am 25. Juni 1998 – am Tage der Geburt unseres Vereines, dem «Kulturverein Moldova». Damit der eines Tages seinem Zweck erfolgreich und dienlich wird, mussten wir uns mit einem ungewöhnlichen aber zwangsläufigen Wortinstrumentarium auseinander setzen: Satzung (Statuten), Tagesordnung, Protokoll, Berichte, etc. Ohne die tatkräftige Hilfe und Unterstützung der Mitstreiter, die dem künftigen Verein die besten Assistenten waren, wäre diese gute Sache nicht zu meistern gewesen. Ihnen gebührt in diesem Werk die namentliche Anerkennung. Frau Susann Schirmer, Herr Dr. med. Herbert Schirmer, meine Gattin Frau Rosa Rummel-Pawljuk, Herr Thomas Knöss, Frau Irmgard Remmel, Frau Dr. med. Brigitte Kunz, Herr Klaus-Peter von Kintzel, sie waren die Mitglieder der ersten Stunde, meine Wenigkeit der Autor mit einbezogen. Genau diese Menschen waren es, die Dank ihrer Kenntnisse, ihrer Geduld und ihren Wünschen, wie Paten beiseite standen, um dem Geschöpf „Verein“ auf die Welt zu helfen um ihm auch gleichzeitig die ersten Schritte beibrachten. Diese Leute waren in einer noch viel schwierigeren Situation, im Vergleich zu jenen, die später ihre Plätze einnahmen und sie waren es auch, die die ersten Projekte lenkten, die ersten Kontakte knüpften und die ersten Auftritte begleiteten. Ich erinnere mich, es war die erste Sitzung, die wichtigste im Leben eines Vereins. Für die vollwertige Existenz und das künftige Bestehen eines Vereins war von größter Wichtigkeit, die Statuten, also die Lenkung des Vereins als Richtung weisendes Element zu erarbeiten. Was wäre denn ein Verein ohne einen Vorstand und ohne einen Vorsitzenden an seiner Spitze. Kurzerhand wurde die Wahl des Vorstandes eingeleitet und zu meinem Erstaunen, 37 ergriff Herr Dr. Herbert Schirmer das Wort und verkündete die Eigenschaften des Mannes, der diesem Verein künftig als erster Vorsitzender vorstehen sollte. Es sollte eine Persönlichkeit sein, mit den Eigenschaften wie Verantwortung, Kompetenz aber auch Geselligkeit und er sollte die Republik Moldau gut kennen. Es war der Moment, bei dem mir aus Verlegenheit und einem Funken Eitelkeit die Worte fehlten, denn alle Blicke waren in diesem Augenblick auf mich gerichtet. Trotz der Worte: „Herr Pawljuk, nehmen Sie die Wahl an?“, hat man mein Schweigen in diesem Kreis als Zustimmung empfunden und man hat mich einstimmig zum ersten Vorsitzendes des künftigen Vereins «Kulturverein Moldova e.V.» ernannt. Natürlich, das e.V. kam dann ein wenig später, nach dem es gesetzmäßig im Vereinsregister eingetragen wurde. Ehrlich gesagt, es fällt mir schwer den inneren Zustand zu beschreiben, der mich in dem Moment ergriffen hat. Es war alles drin! Freude, Zweifel und sogar Angst. Als ob ich körperlich die Last spürte der mir auferlegten Verantwortung. Ich werde auch nicht verheimlichen – es ist sehr angenehm, wenn man dir vertraut. Die erste Sitzung und gleichzeitige Vereinsgründung näherte sich dem Ende zu. Alle waren fröhlich gelaunt und die Diskussionen beendet. Die organisatorischen Fragen geklärt und alle verpflichtenden Aufgaben verteilt, insgesamt also ein gelungener Abend mit dem Ergebnis, dass alle Teilnehmer etwas der Nachwelt hinterlassen haben. Schon am 27. November 1998 war der Name «Kulturverein Moldova», rechtskräftig beim Landgericht Hanau eingetragen (Nummer des Vereins VR 3994) und damit im Vereinsregister registriert und durfte von nun an die Bezeichnung e.V. (eingetragener Verein) tragen. Was nun folgte, war eine Gratwanderung, der ich mich selbst untergeben musste. Die Motoren wurden angeworfen und hatten sich nunmehr im Sinne des Vereins zu drehen. Es war auch der „innere“ Motor, der mich vorantrieb, ohne Rasten und Ruhen, alle Kraft der kulturellen Aufgabe zu widmen nach dem Motto: „Es gibt viel zu tun, packen wir es an!“ Genau danach lebe ich. Denn wenn es heißt eine Veranstaltung zu organisieren, dann ist gewöhnlich die Zeit sehr kostbar. Denn es sind mit weilen zu viele Dinge um die man sich kümmern muss und erledigt werden müssen, damit das Projekt möglichst fehlerfrei über die Bühne läuft. Wo ist eigentlich der Anfang bei einer geplanten Veranstaltung? Holt man moldauische Künstler nach Deutschland, stellt sich die Frage, über die Veranstaltungsorte. Werden die Künstler zu den vereinbarten Terminen nach Deutschland kommen können? Hier ist einerseits die Diplomatie gefragt, um Einreisebewilligungen für die Künstler planmäßig zu erhalten. Die Räumlichkeiten für Auftritte sind zu organisieren, Einladungen sind zu verfassen um sie letztendlich zu verschicken. Als unruhiger Geist werde ich jeden mit Aufgaben beseelen, bis die Sache ordentlich steht und nur noch das Notwendigste mit den Teilnehmern vor der Veranstaltung zu besprechen ist. Später nach allen Eindrücken verspüre ich eine angenehme Müdigkeit. Dann entsteht, wie ich es nenne ein so genannter „Kinoeffekt“. Die Gedanken drehen sich wie in einem Film ab. Im Unterbewusstsein laufen die einzelnen Fragmente der Veranstaltung noch einmal in dem ich einige Abschnitte heraus schneide, andere, die nach meiner Meinung erfolgreich waren, werden in meinem Gedächtnis gespeichert um sie bei einem späteren Drehbuch wieder einzusetzen. Zum Beispiel wie dieser Gedanke, … STOP Aufnahme! Es war der 31. Januar 1999 – Präsentation des „Kulturvereins Moldova e.V.“. Ich schlage vor, dass wir uns das damalige Geschehen gemeinsam anschauen. 38 Das Bürgerhaus ist schlicht und ergreifend ein Kulturhaus. Wir haben es nicht zufällig gewählt, nein wir haben beschlossen, solange wir nicht über eine eigene passende Räumlichkeit verfügen, diesen Saal mit seiner angenehmen Einrichtung als offiziellen Erstaufführungsort in Betracht zu ziehen. Dieser Kulturkomplex war ausnahmslos passend für die Durchführung unserer Veranstaltung. Heute, um 18.00 Uhr wird die erste festliche Veranstaltung unsers Vereinslebens staatfinden. Es war der Moment, auf den der Vereinsvorstand mit voller Ungeduld gewartet hatte. Die Mitglieder konnten den Augenblick der Zeremonie nicht erwarten und haben sich schon lange vor dem Beginn der Veranstaltung eingefunden. Die ersten Anwesenden waren mein Stellvertreter Herr Dr. med Herbert Schirmer nebst seiner Gattin Susann. Ich möchte an dieser Stelle bemerken, dass Herr Dr. med. Herbert Schirmer seine Vereinsposition anfangs mit großer Zurückhaltung betrieben hat. Erst später hat er sich zusammen mit seiner Frau derart für diese Sache begeistern können, dass aus ihnen aktive Teilnehmer an den vom Verein organisierten Veranstaltungen wurden, sich gleichfalls aber auch zu eigenständigen Initiatoren entwickelten. Allmählich trafen auch die anderen Vereinsmitglieder ein um der ersten Veranstaltung des Vereins beizuwohnen. Natürlich man merkte auch ihnen die Aufregung an. Es war ein schönes Gefühl, erleben zu dürfen, dass sich neben den Wächtersbacher Bürgern auch die regionale Presse für unsere Vereinsarbeit interessierte. Nach dem alle zu erwartenden Gäste eingetroffen waren, lag nichts näher als mit der Veranstaltung zu beginnen. Es war wohl der unvergesslichste Augenblick in meinem Leben, als ich die folgenden einführenden Worte in Richtung Publikum sprechen durfte. „Liebe Freunde! Ich bin froh, sie so zahlreich zur Eröffnungsveranstaltung des „Kulturvereins Moldova e.V.“ begrüßen zu dürfen. Es berührt mich mit besonderem Stolz, ihnen als heutige Ehrengäste die politischen Vertreter der Republik Moldau, den Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland Herrn Aurelian Danilă und den Generalkonsul Herrn Nicolaie Buga vorstellen zu dürfen. Ich halte diesen Besuch für besonders wichtig, da die Ziele der Gründung des Vereins in der Wiederherstellung der kulturellen Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland und der sich entwickelnden souveränen Republik Moldau zu Grunde liegen. Die Kultur beider Völker vorzustellen, ist uns nicht nur eine große Ehre, sondern gehört zu den verantwortlichen Aufgaben, der wir uns mit der Gründung dieses Vereins beschlossen haben.” Die Menschen, die an diesem 39 Abend gekommen waren, um mit uns gemeinsam die freudige Feier zu erleben waren voller Ratschläge und Wünsche. Herr Dr. med. Herbert Schirmer hat im Interview gegenüber einer regionalen Zeitung zum Ausdruck gebracht, was bei ihm den ausschlaggebenden Anstoß zur Teilnahme an der Gründung des Vereins gegeben hat: „… für mich ist es etwas Neues. …es sei weniger ein Versuch, vielmehr eine Versuchung, die beiden Länder, ihre Menschen, einander näher zu bringen.“ 1 Welche Begegnung kann allein durch ein freundliches Gespräch gefestigt werden. Natürlich gehören ein paar weitere Dinge dazu, Musik, Tanz, Gemütlichkeit und nicht zu vergessen ein paar Gläser Wein... Ich denke die genaue Zahl sollte der Leser selbst eintragen, dies ist nicht Sache des Autors. Auf einem unserer folgenden Vereinsabende begannen wir uns mehr den Aufgaben anzunähern, für die wir den Verein gegründet haben. Es entbrannten heiße Diskussionen über die künftigen Projekte. Wie gestalten wir den Inhalt? Wer könnte uns helfen? Zu wem müssen wir Kontakte knüpfen? Wir begriffen schnell, dass uns allein die Pläne zur Realisierung künftiger Projekte nicht weiter helfen, sondern wir müssen uns laut zu Worte melden, sprich: „die Werbetrommel rühren!“ Wenn es uns gelingt, die Aufmerksamkeit und das Interesse verschiedener Institutionen zu wecken und sie als Sponsoren zu gewinnen. dann wäre das eine Sache, die die Arbeit unseres Vereines dienlich sein könnte. Auch sei den Privatpersonen unser Dank gewiss, die stets bereit waren und sind unsere Arbeit zu unterstützen. Aber, es musste einfach etwas Neues, etwas Originelles geschaffen werden, über das es galt nachzudenken. Diese Aussage war der Anstoß einer heftigen Diskussion, die zu erhitzten Reaktionen führte. Jede noch so schwierige Situation fördert manches Mal auch eine Lösung zu Tage. Um der angespannten Lage ein Ende zu bereiten, gab ich die folgenden Worte zum Besten. „Wir sollten die Hoffnung nicht verlieren und uns daran erinnern, dass alle mal angefangen haben und die hatten auch nicht gleich den großen Erfolg. Wie gesagt: Aller Anfang ist halt schwer!“ Plötzlich hatte ich einen blendenden Einfall. Durch meine Gedanken dreht sich immer wieder dieses Wort – KOCHKUNST! Natürlich, genau das ist es was wir brauchen. Versuchen wir einfach die kulinarischen und die musikalischen Meisterwerke mit einander zu verbinden. Als ich dann meine Gedanken in Worte fasste, wurde das Vorhaben mit großer Begeisterung aufgenommen. Selbstverständlich legte niemand einen Widerspruch 40 ein, womit die Idee eines neuen Projektes geboren wurde. „Kunst und Kulinarie“. Ich will nicht verheimlichen, dass auch unter den Vereinsmitgliedern wahrhafte Kenner kulinarischer Kochkünste waren. Insbesondere die Frauen haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Moldauer in die Geheimnisse der deutschen Küche einzuführen. Sie glauben nicht, dass sich Kulinarisches mit Musikalischem in Einklang bringen lässt? Ich denke schon, dass die Ohren und der Mund zu den „Gourmets“ gehören, wenn es um den guten Geschmack geht. Doch lassen Sie es die Aufgabe derjenigen sein, die sich damit beschäftigen werden, Musik und eine gute Kochkunst so zu gestalten, dass sie mit einander harmonieren. Ich bitte aber zu bedenken, Musik ist nicht gleich Musik und wenn wir sie hier der Kunst des guten Geschmacks in Verbindung bringen, dann muss das auch auf die Musik zu treffen. Ich denke, ich liege nicht falsch, wenn ich sage zu einer exzellenten Mahlzeit gehören ausschließlich musikalische Werke alter Meister und nicht die Nachahmungen moderner Komponisten. Ich meine schöne Musik, die auf sieben Noten aufbaut. Aber auf welche? Erinnern wir uns, dass die Welt der Mathematik aus 10 Zahlen besteht und wie viele geniale Entdeckungen sie beinhalten. Nun ziehen wir mal die Kochkunst in Betracht, was sie entsprechend ihrer Phantasie auf den Tisch bringen. Die Vorspeise, das Hauptgericht und die Nachspeise. Wie viele Zutaten sie benötigen und welche Möglichkeiten sie haben, den Geschmack zu spezifizieren, das ist die Exaktheit der ausgewogenen Kochkunst. Es ist wie bei der Musik! Je nachdem wie die Noten geschrieben wurden, wie der Dirigent den Takt führt, dementsprechend klingt die Musik. Hören sie beim Braten dem Fleisch in der Pfanne einmal genau zu. Sie werden erleben, wie es in der Pfanne singt, wenn der Garprozess beginnt. Demzufolge liegen doch Kochkunst und die Kunst zur Musik dicht beieinander. Wer einen guten Geschmack hat, liebt also beides, oder!? Merken Sie, wozu wir als Kulturverein fähig sind? Jetzt möchten Sie sicherlich Mitglied in unserem Verein werden. Dann sollten Sie sich beeilen, um baldmöglichst zu den Mitstreitern kulinarischer Erfindungen zu gehören. Bei der großen Anzahl der Rezepte, die die Mitglieder während der Diskussionsrunde aufgeschrieben haben, könnte man schon den ersten Band einer kulinarischen Kochbuchreihe herausgeben. Übrigens werde ich Ihnen dabei eine Episode des amerikanischen Präsidenten Bill Clinton (William Jefferson „Bill“ Clinton; *1946) zum Besten geben. Clinton hatte stets einen Traum verfolgt, den er allerdings erst nach seiner Präsidentschaft verwirklichen konnte. Er hat ein Buch herausgegeben, in dem er die kulinarischen Rezepte seiner Angehörigen, Freunde und Bekannte gesammelt hat. Sicherlich sind demzufolge auch Rezepte dabei, die er von seinen Reisen als Staatspräsident mitgebracht hatte. So wird die Kochkunst mit dem einen oder anderen vereint, also nicht nur mit der Musik, sondern wie in diesem Fall mit der Politik. Sie können sich natürlich selbst davon überzeugen, wie man diese „Gewürze“ richtig mischt und in Zusammenhang bringt, nämlich in dem Sie an unserem Projekt mitwirken. Damit das was wir tun nicht in Gewohnheiten ausartet werden wir uns immer neuen Fragen stellen müssen. Unser Mitgliederbestand zählt Menschen jeden Alters mit unterschiedlichen Charakteren und Temperamenten. Jeder hat seine eigene Meinung und hat das Recht die Ideen und Vorschläge einzubringen. Unterschiedliche Auffassungen und Aufregungen bei den Sitzungen gab es immer und wird es immer geben. Wichtig ist, dass wir am Ende zu einem einheitlichen Ergebnis kommen. 41 Aber niemals sind wir wegen einer Meinungsverschiedenheit auseinander gegangen. Anfangs hatten wir alle keine Erfahrungen mit dem Vereinsleben, aber wir haben mit der Zeit gelernt, dass Verein nicht nur ein Hobby oder eine Vergnügungsstätte ist, sondern ein Freundeskreis den die Zeit und die Arbeit zusammen schweißt. Mitläufer, die meinen einen persönlichen Nutzen durch die Mitgliedschaft zu haben und sich nur unterhalten lassen möchten, finden in unseren Reihen keinen Platz. Denjenigen aber die geblieben sind, dem Verein standhaft die Treue gehalten haben und denen die sich vor nunmehr 10 Jahren entschieden haben dem Kulturverein Moldova beizutreten, gilt hier und heute der ehrenvolle Dank. Wir sind stolz, dass unsere Mitglieder ihre Kraft für den guten Zweck zur Verfügung stellen. Wie sagte schon Henri Dunant (1828 - 1910), der Gründer des Roten Kreuzes als er die Zeilen des Gedichtes von Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) interpretierte: „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!“. Genau das wollen auch wir tun für die Menschen, sogar für ein ganzes Volk, sofern es in unseren Kräften liegt. Dennoch möchte ich bemerken, dass nicht alles ohne finanzielle Unterstützung zu verwirklichen ist. Ich erinnere mich an den weltbekannten Sänger Ivan Schaljapin (Фёдор Иванович Шаляпин 1873 - 1938), der sagte: „Kostenlos singen nur die Vögel!“. Doch eines dürfen wir dabei nicht vergessen. Sollten wir einst den Höhepunkt in unserem Leben erreicht haben, wenn es uns unumstritten Gut geht, dann sollten wir die Hand des Menschen ergreifen, der sie uns Hilfe suchend entgegenstreckt. Während der Pause einer unserer Sitzungsabende hatte ich etwas Muße und beobachtete meinen Stellvertreter Herbert Schirmer. „Konstantin“, sagte er und hob den Kopf in meine Richtung. „Die Pause könnte schon zu Ende sein, auf uns warten noch eine ganze Reihe ungeklärter Fragen!“ „Ja, natürlich, fangen wir an“, gab ich als Antwort zurück. Bevor wir mit der Vereinsgeschichte fortfahren, möchte ich das Logo unseres Vereins vorstellen und gleichzeitig ein paar Dankesworte dem Menschen widmen, der unserem Verein dieses Logo erschaffen und geschenkt hat. Sein Name ist Ansgar Spratte, ein junger Mann um die 30, der künstlerisch sehr begabt ist. Er ist, wie man wahrlich sehen kann, ein Meister seines Faches und versteht es, die ihm anvertrauten Gedanken, sinnvoll umzusetzen. Neben dem Schriftzug des Vereinsnamens sehen wir stellvertretend für das moldauische Volk ein Paar in angedeuteter Nationaltracht. Zum Wappen ist folgendes zu sagen. 42 Die drei Farben Blau, Gelb und Rot symbolisieren die Farben der Staatsflagge der Republik Moldau. Der Stierkopf, die Sterne, der Halbmond und die Rosen, sind die grundlegenden Elemente des Fürstentums Moldau aus dem 14 Jahrhundert. Durch die Wiedergabe des heraldischen Aufbaus wird die kulturelle Lebensform angezeigt, die das Land Jahrhunderte lang überstanden hat. Also, gehen wir weiter. Punkt 1 – Da wir in Moldova keine amtliche Person kannten, beschlossen wir zuerst den Kontakt zum Bürgermeister der Hauptstadt Chişinău Herr Serafim Urechean aufzunehmen. Wir hofften, er könne uns Empfehlungen geben, an wen wir uns wenden könnten. Punkt 2 – Suche nach einem Veranstaltungsort. Es war der Wunsch aller anwesenden Mitglieder, dass die erste Veranstaltung in guter und angenehmer Erinnerung bleibt, was soviel heißen sollte, der Ort dieses Ereignisses muss in unmittelbarer Nähe des Gründungsstandortes stattfinden. Diesem Wunsch konnte und durfte ich nicht widerstehen und mir fiel dabei kein geringerer als mein guter Bekannter Herr Konsul Bernd O. Ludwig ein. Ich konfrontierte ihn mit der Bitte sich der moldauischen Gäste anzunehmen. Seine Antwort lies nicht lange auf sich warten. Er war damit einverstanden die Veranstaltung im Jagdschloss Kranichstein bei Darmstadt zu arrangieren. Die Liste der uns zu Grunde liegenden Fragen und Aufgaben wurde kürzer und kürzer, nachdem wir die entsprechenden Antworten und Lösungen erarbeitet hatten. Klar war, dass diese Aufgaben nicht ausschließlich bei den Sitzungen geklärt werden konnten, denn dafür drängte die Zeit zu sehr. Demzufolge konnten wir beschließen, ein Projekt gegen Ende November durchzuführen. Eine Schwierigkeit bereitete uns die Zahl einzuladender Delegationen. Es hing maßgeblich davon ab, welchen Teil unserer Projekte wir in Deutschland unterbreiten wollten. Malerei, Musik, Zirkus, Puppentheater, Oper… Einige Fragen mussten zwangsläufig offen bleiben, denn diese waren nur nach Rücksprache mit den entsprechenden Stellen in der Republik Moldau zu klären. Die Frage, wer da hinfährt, muss ich wohl nicht ausdrücklich zu Papier bringen. Auf diese Fahrt hat man mich sorgfältig vorbereitet. Die Route durch Moldau und durch die Hauptstadt Chişinău wurde präzise vorbereitet, da ich für den Verein die notwendigen Informationen über die Kultur des Landes sammeln musste. Dabei sollte ich gleichzeitig noch verschiedene Kulturveranstaltungen, Ausstellungen, Kunstmuseen und das Konservatorium besuchen. Wie Sie wohl richtig verstanden haben, mein Aufenthaltsprogramm war sehr inhaltsreich und ebenso wie meine Koffer mit den Entwürfen der gemeinsamen Projekte und Ideen voll gepackt. Nach vielen Jahren kehrte ich nun zurück ins Land meiner Väter. 43 DAS EINRICHTEN DES KULTURELLEN KONTAKTES MIT MOLOVA „Man kann dieses Phänomen gar nicht erklären – Rückkehr ins Heimatland. Unabhängig davon, wie lange man hier nicht mehr war, uns zieht das Land an, in dem wir geboren sind.“ (FRAGMENT AUS DEM INTERVIEW) „... Der Check- in für den Flug Frankfurt am Main - Chişinău ist abgeschlossen. Wir bitten die Fluggäste… usw.“ So oder so ähnlich tönt es aus der Lautsprecheranlage der Wartehalle. Es ist 6 Uhr 45 Minuten. Ich steige in mein Auto ein, lege vorschriftsmäßig den Gurt an und werfe den Motor an. Und das Flugzeug? Nein, nein, das war nur ein Gag, obwohl es sicherlich schneller und sicherer gewesen wäre. Wir begeben uns auf eine sicherlich interessante Route durch vier Länder Deutschland, Österreich, Ungarn, Rumänien, Moldova. Vier Staaten, 2000 Kilometer trennen mich von dem Ort, an dem ich geboren wurde, meine Kindheit und die wohl schönste Zeit meines Lebens, die Jugend verbracht habe. Mit 18 Jahren habe ich die Welt mit weit geöffneten Augen gesehen. Jeder Tag voller Erwartung auf etwas Neues, Unbekanntes und ich dachte, so naiv wie ich war, dass vor mir noch viel Zeit ist... Damals schien die Sonne heller zu leuchten, die Mädchen waren schön, und das Brot, das noch im Ofen gefertigt wurde, schmeckte am besten, wenn die Mutter es selbst gebacken hatte. Ich weiß nicht, was ich eigentlich erwartet habe, nach 20 Jahren meiner Rückkehr. Am liebsten wollte ich, dass die Sonne noch heller scheinen würde als sie es damals tat... Die Republik Moldova. Natürlich wissen die Deutschen längst, dass dieses Land heutzutage ein souveräner Staat ist und das dieses Land seine ganz besonderen Reize hat. Es wäre töricht, würde man als dort Geborener anders über seine Heimat reden. In diesem Staat leben und arbeiten Menschen aus ursprünglich verschiedenen Nationen: Moldauer, Ukrainer, Russen, Polen, Deutsche, Gagauzen, Armenier, Juden, Bulgaren, Weißrussen. Nicht umsonst spricht man von diesem Land, das es sich um einen Vielvölkerstaat handelt. In vielen europäischen Ländern und insbesondere den Balkanländern, trinkt man nicht nur bei besonderen Anlässen sondern fast schon als „Nahrungsergänzungsmittel“ einen guten Wein, und genau dadurch ist das Land Moldau bekannt geworden. Leider fehlt dem einen oder dem anderen dieses Wissen. Was aber gehört zu einem guten Wein? Natürlich, Musik und Tanz. Und genau davon verstehen die Menschen aus Moldau etwas. Bei gedehnten, herzlichen „Balladen“, „Doina“ spielen und singen sie Ihnen die Geschichte dieses Landes und mit ihren hinreißenden, temperamentvollen Tänzen „Joc“, „Sîrba“, „Hora“ demonstrieren sie die Sitten und Bräuche der moldauischen Regionen. So verschieden wie die Menschen sind, so unterschiedlich zeigt sich die Landschaft. 44 Der Süden bewirtet Sie mit der Sanftheit schöner Weintrauben, mit den Früchten der Obstplantagen und der ausgiebigen Ernte von Sonnenblumen, Mais und Weizen. Die schweigenden Wälder des Nordens, „Codru“ wie in der Landessprache der Wald genannt wird, dagegen erzählen die Legenden über die Volkshelden – „Haiduci“ Briceni, Edineţ, Rişcani..., bis zu Chişinău bleibt uns nur noch 170 Kilometer und nichts wird mich davon abhalten in meiner Heimatstadt Beltz (Bălţi) einen Stopp einzulegen. Ich weiß, dass mein Cousin Mischa (Michail Jernovoi) mit Recht beleidigt wäre, wenn ich mit Künstlern nicht bei ihm einkehren würde, um in seiner „Taverna“ die heiße „Zama“ zu probieren. Zama ist eine moldauische Hühnersuppe mit selbst gemachten Nudeln… und er hat sie selber zubereitet und gekocht, genau wie das für den Wintervorrat eingelegte Gemüse. Wenn Sie seinen Keller sehen würden, Sie würden meinen, Sie wären in einem Ausstellungsraum. Hier glänzen stolz die Gläser mit dem Eingemachten, verschiedene Behälter mit eingelegtem Obst und Gemüse, wie Wassermelonen, Kohl, Gurken, Äpfel, etc., teils säuerlich eingelegt nach eigenen und überlieferten Hausrezepten und natürlich nicht zu vergessen die Fässer mit den Weinen, rot und weiß. Mischa ist nicht nur ein guter Kenner der nationalen moldauischen Küche, sondern er weiß auch viel über die Geschichte des Landes und er erzählt den Gästen, in dem er den Tisch deckt, einiges über die Stadt in der er lebt, über die Stadt Beltz. 45 „... Erste chronologische Aufzeichnungen der örtlichen Ansiedlung führen zurück bis in die Anfänge des 15. Jahrhunderts. 1421, zu Zeiten des moldauischen Landesherren Alexandru cel Bun (Alexandru cel Bun, † 3. Januar 1432 - …?), gehörte das Gebiet zum Besitz der Fürstin Masovetskaia – der Schwester des litauischen Fürsten Vladislav. Die Ansiedlung wurde oft von den Tataren angegriffen, sie raubten, verwüsteten und brannten die Häuser nieder. Ende des 15. Jahrhunderts haben die Tataren unter ihrem Anführer dem Khan MerliGerrem die Siedlung oftmals angegriffen und letztendlich vollkommen ausgeraubt und dem Erdboden gleich gemacht. Weitere Angaben, bis hin zum 18. Jahrhundert, sind bedauerlicherweise nicht erhalten geblieben. „Jetzt möchte ich mich an eine interessante Tatsache erinnern“, sagt Mischa lächelnd. In der Zeit des russischen Feldzugs um 1711, als Beltz ein wichtiger Stützpunkt zur Versorgung der russischen Truppen war, blieben hier viele Versorgungsreserven zurück. Als die Tataren das erfuhren, haben sie diese Siedlung erneut angegriffen, beraubt und verbrannt. Ja... man kann sagen, im Laufe von drei Jahrhunderten haben sich die Tataren nicht geändert. Aber 1766 konnten sie aus dieser Gegend verjagt werden und der Landesherr, Alexander Ghica (Alexandru II Ghica; 1795 - 1862), hat diese fruchtbaren Ländereien entlang des Flusses Reut dem Kloster in Iaşi und den Kaufmannsbrüdern Alexander, Konstantin und Iordachi Panaiti geschenkt. Seit dieser Zeit ist das Dorf Beltz als Landesgut im Besitz der Familie Panaiti. Sie haben seinerzeit den Aufbau des Ortes vorangetrieben und es Ende des 18. Jahrhunderts zu einem kleinen aber blühenden Handelszentrum gemacht. Trotzdem war es ein typisches Krähwinkel (ein Ort aus Matsch und Dreck), versunken im Straßenkot, der wegen des Regens nicht abtrocknen konnte. Nicht zufällig hat die Stadt den Namen „belţsi“ bekommen, was auch „Sumpf“ bedeutet. „Oh Gott, bitte rette uns vor diesem Regen. Die Straßen werden in einem einzigen Schlamm versinken. In Beltz jedenfalls wird er unerträglich. Seine Nässe führt dazu, dass alle nur noch dahin gleiten und sich an Stöcken halten müssen.“ Diese Wörter wurden um 1911 geschrieben, als man damit begann die Stadt zu pflastern. So kann man sich auch vorstellen, was auf den Straßen passierte, nachdem der russische Zar Alexander I (Alexander I. Pawlowitsch Romanow, 1777 - 1825), diesen Ort aufsuchte und ihm danach die Stadtrechte verlieh. Allmählich gelangen wir an die Kreuzung, welche die Reise- und Handelswege zu den größeren Orten Moldaus, wie Tschernovtsi (Cernauţi), Hotin, Soroca mit Chişinău, Benderi, Izmail verbindet. Der Handel bestand im Wesentlichen aus Vieh. Die Käufer kamen größtenteils aus Österreich. Die Warenausfuhr nach Österreich wickelte man über den Grenzübergang im Dorf Novoseliţa ab. Einmal pro Jahr wurde in Beltz der Jahrmarkt 46 abgehalten, bei dem sich Verkäufer und Käufer zum großen Viehhandel trafen. „Wahrscheinlich oder aber genau deswegen ist im alten Stadtwappen unseres Ortes der Kopf eines Pferdes, als Symbol des Gedeihens, dargestellt“, sagt Mischa zum Schluss. Nachdem er seine Geschichte über Land und Leute erzählt hatte, auf dem Tisch erschienen, wie im bekannten Märchen der Gebr. Grimm „Tischlein deck´ dich“, die herrlichsten Speisen. Es bedurfte keiner Überredungskunst und keiner konnte der Versuchung widerstehen, die kostbaren Fleischgerichte, wie „Mititei“ und „Cărneţei“ zu probieren. Es grenzte fast an Hexerei, wie schnell doch die reichhaltigen Portionen in den Mündern der Gäste verschwanden. Erst jetzt zeigte sich, dass der gastfreundliche Wirt seine Pflicht erfüllt hatte, einen Reisenden nicht ungesättigt gehen zu lassen. Mit den Worten auf eine glückliche Weiterreise hin zur Hauptstadt Chişinău, verabschiedete sich Mischa von uns. Waren Sie schon einmal in der Stadt Chişinău? Nein, dann denke ich es ist an der Zeit dies nachzuholen. „Nach der Befreiung Moldovas von der türkischen Fremdherrschaft, entwickelten sich die Städte sehr rasch, zu deren großen Zahl nach 1818 auch Chişinău gehörte“, so erzähle ich den mit mir angekommenen Deutschen. Das schnelle wachsen der Stadt erklärt vielleicht auch die Bauweise der man sich Anfang des 19. Jahrhundert bemächtigte. Spazierend durch die Hauptstadt, werden Sie bemerken, dass die Wohnviertel gradlinig verlaufen. Selbst wenn Sie zum ersten Mal in diese Stadt kommen, haben Sie keine Angst sich zu verlaufen. Für einen Fremden, ohne besonderen Orientierungssinn, ist es einfach, sich in dieser Stadt zu Recht zu finden, im Gegensatz zu anderen europäischen Städten mit ihrem Labyrinth an Straßen und Gassen. Nun endlich fahren wir über die Hauptstraße von Chişinău, der Straße mit dem bedeutsamen Namen des moldauischen Landesfürsten Stefan cel Mare (1433 - 1504), was übersetzt heißt, SteStefan cel Mare fan der Große. (1927, Architekt А. М. Plămădeală) 47 Ihm zu Ehre, erhielt die Straße diesen Namen. Er füllt viele Seiten im großen Geschichtsbuch dieses Landes und seiner Bewohner. 1457 bestieg Stefan den Thron des Fürstentums Moldau. 47 Jahre seiner Regentschaft hat er seine Heimat tapfer gegen seine Feinde und Besetzer verteidigt und sich kämpferisch für seine Befreiung, Unabhängigkeit und Wiedervereinigung eingesetzt. So auch die Aussage des bekannten russischen Historikers und Schriftstellers N. M. Karamsin (Nikolai Michailowitsch Karamsin, 1766 - 1826). Weiterhin schrieb er: „Für die damaligen Herrscher aus den umliegenden Ländern stand er als bewundernswerter Fürst da, dem es stets gelang mit wenig Mitteln große Tatsachen für sein Land zu schaffen.“ 2 Noch heute ehrt das moldauische Volk ihren Fürsten, in dem sie am Nationaldenkmal, zu Füßen des Monuments Blumen ablegen. In der rechten Hand hält Stefan cel Mare das in der Scheide steckende und mit der Spitze nach unten zeigende Schwert, als Symbol, Kriege zu vermeiden und den Zwist in Frieden regeln, ohne Blut zu vergießen. In der linken erhobenen Hand zeigt er der christlichen Welt das Kreuz als Zeichen gegen den gemeinsamen Feind, das Osmanische Reich. 3 Im Zentrum der Stadt finden wir viele Sehenswürdigkeiten, die bezogen auf ihre Denkmalgeschütze Baulichkeit einen historischen Wert darstellen. Als Beispiel, der Dom und der Siegesbogen. Der Dom zu Chişinău (1830 – 1836, Architekt A. I. Melnikov) Nach 1812 wurde der Stadt Chişinău, als damalige Hauptstadt von Bessarabien durch die zaristische Verwaltung die Stadtrechte verliehen. Dank dieser Privilegien erhielt die Stadt die Rechte zum Bau des Domes. Nach dem ein geeigneter Architekt für den Dombau gefunden war, der nach fast 5 jähriger Vorarbeit dem Stadtrat im Jahre 1817 sein Projekt vorgelegt hatte, wurden diese Pläne von der Obrigkeit abgelehnt. Erst im Jahre 1830 wurde der Grundstein zum Dombau gelegt, der nach sechsjähriger Bauzeit im Jahre 1836 abgeschlossen wurde. Vor dem Bild mit der Ansicht des Domes sehen wir den Triumphbogen, fertig gestellt im Jahre 1840. Der Architekt Luca Zauskevici, der Erbauer des Triumphbogens, hat sich bei seinen Entwürfen an die Vorgaben des Triumphbogens von Rom orientiert. Im Triumphbogen befindet sich eine Glocke mit einem Gewicht von 6,4 Tonnen, die 48 Triumphsbogen, erbaut im Jahre 1840. Restauriert im Jahre 1973 durch den Architekten S.M. Schoehet aus erbeuteten türkischen Kanonen gegossen wurde. Das Bauwerk hat eine Gesamthöhe von 13 Metern. Er gilt als Symbol des Sieges und zu „… ehren der russischen Armee über die kriegerische Auseinandersetzung mit dem osmanischen Imperium“ und deren Zerfall. 4 Nicht weit dieser Denkmale entfernt liegt ein weiteres wunderschönes Gebäude. Es wurde 1902 im Stil italienischer Renaissance mit gotischen Elementen nach den Entwürfen des Architekten Mitrofan A. Elladi unter Teilnahme des berühmten schweizerischen Architekten Alexander O. Bernardazzi (1831 -1907) Der Zweite Weltkrieg ging auch an diesem Gebäude nicht spurlos vorbei und hat leider große Schäden hinterlassenen. Unter der Leitung des Architekten R. Kurz konnte das Bauwerk im Jahre 1951 in seinen ursprünglichen Zustand restauriert werden. In früheren Jahren residierte hier die Regierung der Stadt Chişinău. Heute befindet sich in dem Haus das Rathaus. Rathaus von Chişinău (1902) Übrigens in den Jahren nach 1877 wurden die Geschicke der Stadt Chişinău von dem 49 Deutschen Karl-Ferdinand Alexander Schmidt geführt. Zur Zeit seiner 26-jährigen Regentschaft (1877 - 1904) als Bürgermeister hat er sich sehr stark für die wirtschaft-liche und kulturelle Entwicklung dieser Stadt eingesetzt, was ihn zu einer, sagen wir mal, historischen Persönlichkeit machte. In der Zeit, in der sich die deutschen Gäste einen Überblick über die Stadt und ihre Baudenkmäler verschafften, nahm ich Kontakt auf zu dem Mann, der die heutigen Geschicke dieser Stadt lenkt. Bereits in den ersten Minuten unserer Bekanntschaft hatte der Bürgermeister in mir den Eindruck erweckt, als wäre er ein Mensch, dessen Worte man vertrauen kann und deren Versprechen in Erfüllung gehen dürften. Nach den traditionellen Worten der Begrüßung kamen wir sehr schnell zum eigentlichen Thema meines Besuches und ich höre noch heute die Worte, als er mir sagte: „Herr Pawljuk, verzweifeln Sie nicht, die moldauische Seite versucht alles mögliche zu machen, damit ihr Projekt zu einem gemeinsamen Erfolg wird.“ Schnell waren die Pläne geschmiedet und die notwendigen Bedingungen, die die deutsche Seite zu erfüllen hatte waren unter Dach und Fach verstaut. Die Kosten der Unterbringung und Verpflegung, die geforderte medizinische Versicherung im Krankheitsfall, ebenso wie die Transport- und Reisekosten wurden seitens unserer Organisation, dem Kulturverein Moldova e.V. übernommen. «Vă doresc succes!» oder auf deutsch «Viel Erfolg!», hat uns der Herr Bürgermeister bei seiner Verabschiedung gewünscht. Ich muss ehrlich gestehen, dass mich das Gespräch in große Hoffnung versetzte und mir das Gefühl der Sicherheit über das Gelingen unseres Vorhabens gab. Als ich nach dem Besuch wieder draußen war, wusste ich es wieder. Es war wie in meiner Jugendzeit, alle Mädchen waren hübsch, oder sogar hübscher als je zuvor und sogar das Brot, was ich aß, schmeckte ebenso wie früher bei Mutter. Nach einiger Zeit, nach dem die Gespräche auch in der Druckerei Erfolg gezeigt hatten, fühlte ich, wie sich in mir der Appetit regte endlich das zu tun was ich immer gern tun wollte. Konzertprogramme bilden, Bearbeitungen zu schreiben und Proben durchzuführen und letztendlich wieder auf der Bühne zu stehen. 50 VORBEREITUNG DES ERSTEN VERANSTALTUNG „Glücklich ein Land, in dem ein solches Volk wohnt, und Glücklich ein Volk, das solche Lieder hat.“ (ROMAIN ROLLAND) Nun also war es an der Zeit, eine Auswahl an talentierten Künstlern zu suchen und wo genau könnte man diese wohl finden. Ich habe mich entschieden, den Ort aufzusuchen, der mir noch aus alten Zeiten bekannt war. Es war das heutige „Akademie für Musik, Theater und bildende Kunst“ oder wie es zu meiner Studentenzeit hieß, „Staatsinstitut der Kunst“. Ein leises Lächeln stieg in mir auf, die Erinnerung an meine eigene Studien- und Studentenzeit kehrte in mir zurück. Wie nannten wir doch gleich den Weg zu diesen heiligen Hallen zu damaliger Zeit? Es war „der Aufstieg!“. Nein, denken Sie jetzt nicht, dass diese Bezeichnung sinnbildlich in einer ernsten Beziehung zum erhofften Erfolg des Unterrichts stand. Allein der Weg vom Studentenwohnheim im Zentrum der Stadt geht einfach nur stätig bergauf, was dazu führte, die erforderlichen Kräfte für fünf Studiumsjahre gerecht zu verteilen und daher den täglichen Weg zum musikalischen Olymp in angemessenen aber nicht übereilten Schritten zu erobern. Machen Sie mit mir ein wenig moldauischen Geschichtsunterricht und lassen Sie mich Ihnen noch ein wenig über die Kulturschätze der reichen Stadt erzählen. Beginnen wir am Fuße des Stadtparks. In den Archivunterlagen sind einige bemerkenswerte Tatsachen hinterlegt. Es steht geschrieben, dass dieser Park seine Geburtsstunde im Jahre 1818 der Frau des ersten Stadthalters A. N. Bahmetjev zu verdanken hat. Sie hat vorgeschlagen, „… in Chişinău einen für die Öffentlichkeit zugänglichen Garten zu errichten.“ 5 In früheren Jahren hatte man den Namen des Parks, zur Erinnerung an den in Bessarabien sesshaft gewesenen russischen Dichter Alexander Sergeevich Puschkin (1799 - 1837), umbenannt. „Hier, mit der Leier der Nordwüste erfüllend, irrte ich umher…“ – diese Zeilen aus seinem Gedicht „Zum Ovidiu“ (К Овидию) sind im Sockel der Büste, die im Zentrum des Parks steht, eingemeißelt. 51 Wir befinden uns im Stadtpark, auf der Allee der Klassiker der moldauischer Literatur. Hier wurden oftmals die Unterrichtsstunden abgehalten, die in den, durch das Rektorat aufgestellten und genehmigten Stundenplänen, nicht enthalten waren. Im Schatten der hundertjährigen Bäume wurden von den Studenten die Werke von Mihai Eminescu (1850 - 1889), Ion Creanga (1839 - 1889), Dimitrie Cantemir (1673 - 1723), Gherghe Asachi (1788 - 1869), Vasile Alexandri (1821 - 1890), Constantin Stamati (1786 1869), Alexandru Donici (1806 - 1865), Aleco Russo (1819 - 1859), B. P. Haşdeu (1836 - 1907) vorgetragen. Ein Stück weiter finden wir, zentral gelegen, den Springbrunnen des Parks. „Die Gedanken sind frei…“, so steht´s geschrieben in einem deutschen Lied aus dem 13. Jahrhundert und ebenso frei waren meine Gedanken, wenn ich zurückblickend auf meine Studienjahre hier im Park an diesem Brunnen saß. Das ständige Murmeln der Wasserfontänen, das Singen der Vögel im leichten Wind und dazu die lauen sommerlichen Winde, das alles setzte meine Gedanken über die bevorstehende Prüfungszeit in ein anderes Licht und ließ mich eher an die langerwarteten Ferien denken. Doch genug der Träume, die Stadt birgt noch viele Sehenswürdigkeiten. Unter anderem den Tempel der Kunst. Dieses Konservatorium hat schon Zeiten durchlebt, in denen man mit dem Namen nicht so recht etwas anfangen konnte. Ich erinnere mich daran, wie ich mit dem Fagott und dem Saxophon von einer Klasse in die andere gelaufen bin, um die Seminarthemen für Musik zu schaffen und darüber hinaus die Thematik über den Marxismus-Leninismus nicht zu versäumen. Wie steht doch in großen Lettern über dem Eingang: „Staatliches Konservatorium von G. Musicescu“. Ich möchte betonen, dass sich diese Institution mit heutigem Namen „Akademie für Musik, Theater und bildende Kunst“ über seinen eigentlichen Status noch nicht so recht entscheiden konnte, ein Konservatorium, ein Institut für Kunst oder gar wieder eine Musikakademie zu werden. Als ich 1999, nach langjähriger Abwesenheit aus der Heimat, erstmals wieder in dieses Haus eingetreten bin, konnte ich mit einem Glücksgefühl feststellen, es hatte sich in all den Jahren nichts Wesentliches verändert. Es war wie früher. Unter der Zentraltreppe, saßen und standen lernende Studenten mit ihren Instrumenten. Aber nicht etwa weil die Räumlichkeiten im Hause nicht ausreichend zur Verfügung standen, sondern um aus Klarinette, Akkordeon, Geige, Kontrabass im Kreise der Musizierenden, die zu einander passenden Töne aus den Instrumenten hervor zu locken. Nicht immer passte alles auf Anhieb zu einander, aber daran gewöhnt man sich sehr schnell und nimmt es als angehender Musiker nicht etwa als selbstverständlich hin. Übung macht den Meister und, es kann nur besser werden. Mutig, in der Harmonie der Klangfülle die mich umgab, durchquerte ich das Tonchaos der „Korridorinterpreten”, das wie die tosenden Wellen des Meeres auf mich einströmten. 52 Haus der Fürstin Vjazemskaja, das Gebäude unterhält derzeit die Musikakademie Schnellen Schrittes erreichte ich den zweiten Stock, wo sich neben dem kleinen Saal eine Gruppe von Studierenden unterhielt. Temperamentvoll gestikulierend besprachen sie die sinngemäße Zusammenfassung eines Textes, so jedenfalls habe ich es aus der Debatte vermutet. Doch was für ein Wunder, denn als ich näher kam, erkannte ich im Kreis der kokett lächelnden jungen Damen, die imposante Figur eines jungen Mannes. Nach meiner Einschätzung verkörperte er sinnbildlich die Figur eines heldenhaften Liebhabers. Als er mich sah, hielt er in seiner Erzählung inne, woraus ich entnahm, dass sein Konspekt in Richtung eines pikanten Witzes gelaufen ist, der für meine Ohren nicht unbedingt bestimmt war. Wie nicht anders zu erwarten, sprachen mich nach der Begrüßung die jungen Leute an, wen ich wohl suche und ob man mir behilflich sein könnte. War es die Neugier oder ehrenvolle Hilfsbereitschaft, die aus den plappernden Mündern zu mir herüber schallte. Beides sollte man gelten lassen. Als dennoch die samtige Klangfarbe aus der Stimme des jungen Mannes mein Ohr erreichte, sprach ich ihn ohne Umschweife an. „Sagen Sie, junger Mann, Sie sind doch der Vokalist in dieser Runde“. Durch sein breites Lächeln erhielt ich die Antwort auf meine Frage, die er gleichfalls damit beantwortete, dass er aus der Klasse des verdienten Künstlers Mihail Ivanovitsch Muntean käme. Der Liebhaber der jungen Damen hat sich schnell von ihnen verabschiedet, die Ihrerseits in verschiedene Richtungen ihrer Wege gingen. So habe ich den ersten Teilnehmer unseres Projektes, den Studenten Mitodii Bujor für einen Auftritt in Deutschland gefunden. Nach dem er bei einem gemeinsamen Gespräch von dem Ziel meines Besuches erfahren hatte, stimmte Mitodii ohne jegliches Zögern zu. Nicht jeden Tag wiederfährt einem Studierenden dieses Glück, im Land von Bach, Beethoven und Schumann sein können unter Beweis zu stellen. Midu, so lautet sein Name abgekürzt, versicherte mir, dass es mit der Suche nach einem geeigneten Konzertmeister kein Problem geben werde. Er arbeitet bereits seit geraumer Zeit mit einer ausgezeichneten und an dieser Schule studierenden Pianistin, namens Tatjana Ştiuca, zusammen. Also, was blieb uns weiter, als einander die Hände zu drücken und meinerseits zu bemerken: „Es war sehr angenehm, Sie kennen gelernt zu haben und ich freue mich schon heute auf unsere nächste Zusammenkunft“. 53 Frohen Herzens ging ich durch das Haus, genießerisch der Klänge von Akkordeon, Geige, Rohrflöte und Kontrabass lauschend und noch einmal ging mein Blick in die Runde, feststellend, dass sich in all´ den Jahren, zum Glück, nichts verändert hat. Aber lassen Sie mich Ihnen noch ein wenig mehr von dieser Stadt und seinen imposanten Bauwerken erzählen. Jede Metropole hat irgendwo ihre Besonderheiten und jede Metropole hat auch ihre schönen und weniger schönen Seiten. Das Leben dieser Stadt spiegelt sich in erster Linie in den großen Straßen, in den Hauptstraßen und den Zugangsstraßen zur City wieder. Hier stehen die Prunkbauten vergangener Jahrzehnte. An eben so einem schönen Gebäude kommen wir auf dem Weg durch die Stadt vorbei. Dazu darf ich behaupten und ich denke Sie stimmen mir zu, es ist unmöglich an dieser Hausfassade vorbei zu gehen ohne ihre beeindruckende Ausstrahlung zu übersehen. Haus von Herz (1903), heute Kunstmuseum von Moldova Es ist das Haus der Familie Herz, die hier um 1903 ihren privaten Wohnsitz hatte. Erbaut wurde dieser Besitz um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Restauriert und modernisiert im Wiener Barockstil mit seiner reich verzierten, dekorativen Fassade, seinen Basreliefs und den reichhaltigen Stuckverzierungen, zieht es unweigerlich die Blicke des Betrachters auf sich. In der Architektur dieses Bauwerkes erkennt man zweifellos die Verbindung und Nachahmung zu öffentlichen Bauten und Schlossfassaden. In der heutigen Zeit beherbergt dieses Haus, wie könnte es wohl anders sein, dass Kunstmuseum von Moldova. Ich glaube an diesem Tag, an dem ich am Museum vorbei ging, es muss wohl ein Glückstag für mich gewesen sein. Am Eingang prangte das Plakat mit dem Hinweis, dass heute die Eröffnung zur Gemäldeausstellung über die moderne, darstellende Kunst moldauischer Künstler stattfindet. Darunter waren die Namen wie, Dr. Eleonora BrigaldaBarbas, Ecaterina Ajder, Simion Zamşa. Das könnte bedeuten, dass ich die Kunstschaffenden persönlich kennen lernen würde. Aus dem, den Besucher angebotenen Prospekt, habe ich entnehmen können, dass diese Maler ihre Exponate nicht nur in Moldova, sondern auch mit bestimmter Regelmäßigkeit im Ausland ausstellen. Diese Künstler nehmen häufig an nationalen und internationalen Expositionen in Russland, Frankreich, Deutschland, Venezuela, Kanada, Spanien und Rumänien teil. Mehrfach wurden ihren Arbeiten mit Auszeichnungen und hohen Preisen geehrt. 54 „Im Schaffen, so erklärte Dr. Eleonora Brigalda-Barbas den Anwesenden, versuche ich stets, die mich bewegende Thematik der uns umgebenden Wirklichkeit zu zeigen und zu der ich die Beziehung durch die eigene Wahrnehmung, Weltanschauung, bis hin zur Vorführung meiner inneren Welt durchlebe. Dies kann sich im Kunststil des Stilllebens, in der Pastoralzeichnung und sogar in der Darstellung des bäuerlichen Häuschens widerzuspiegeln. Aufmerksam alle Arbeiten betrachtend, erkannte ich wie erfolgreich letztendlich diese Ausstellung für die Künstler war, die bei richtiger Betrachtungsweise, bezogen auf den besonderen Zeichenstil und die gezeigten Ideen, ein einheitliches Ensemble bildeten. Im inneren meiner Seele, stets das Projekt unseDr. Eleonora Brigalda – Barbas. rer Organisation im Hinterkopf, wusste ich, dass ich mit den hier gewonnenen Informationen, das moldauische Kulturprogramm, welches wir für Deutschland ins Auge gefasst hatten um ein weiteres Kunstprojekt erweitern konnte. So also habe ich meine Gedanken und Ideen an die Kunstschaffenden weiter gegeben, die es nicht nur mit Begeisterung, sondern auch mit entsprechendem Eifer aufgenommen haben. Daher war es auch nicht verwunderlich, dass einer der Künstler auf der Stelle eine Etüde zum Thema „moldauische Künste“, mit dem Kohlestift zu Papier brachte. Nebeneinander symbolisierten auf dem Blatt, der Pinsel des Malers und die Mütze des Kochs, die „Kunst und die Kulinarie“. Meine Vermutung bestätigte sich umso mehr, dass mir in diesem Moment klar wurde, dass mit leerem Magen keinesfalls ein Kunstwerk entstehen konnte. Die Bezeichnung „Genuss“, bezieht sich also nicht nur auf die bildende Kunst (Malerei oder Musik), sondern auch auf die kulinarischen Speisen. Beide liegen somit dicht beieinander. Alles was sich mir in Chişinău zeigte und mir zu Ohren kam, sei es durch das Fernsehen, durch den Rundfunk oder anderer Medien, durch Werbeschilder oder Plakate, jede noch so kleine Information, die ich von Bekannten in Erfahrung bringen konnte, sog ich auf wie ein Schwamm. Ich nutzte jede Gelegenheit, mich über das Kulturleben dieses Landes zu Informieren. In der Nationaloper, in den Konzertsälen, ebenso wie in den Schauspielhäusern dieser Stadt wie „Luceafarul“, „Eminescu“, „A.P. Tschehov“ bin ich Gast gewesen um mir alles anzuschauen und anzuhören. Trotz der sich abzeichnenden, beunruhigenden, weltlichen Probleme, hat sich auch dieses Land einer wesentlichen Veränderung unterzogen und dennoch ist, dank der menschlichen Wurzeln die Volkskunst und Volkstradition erhalten geblieben. Nichts anderes als das gerade endende Folklorefestival, lieferte den Beweis des Bestehens moldauischer Kultur. Unter dem anhaltenden Jubel und Applaus der Zuschauer verkündete der Moderator am Schluss des Konzertes noch einmal die Namen der einzelnen Gruppen aus verschiedenen Orten und Städte des Landes. Darunter waren: das ethnische Ensemble „Оpincuţa“, aus der Stadt Rezina, die moldauische „Evantai-Gruppe“ kam aus der Stadt Cahul. Der Ort Comrat wurde vertreten durch das Vokaltrio „Oglan“. Aus der Stadt Taraclia war erschienen, die Tanzgruppe „Slincev.“ 55 Wie doch die Zeit verrann. Erst der Blick auf meine Uhr sagte mir, dass die Veranstaltung bereits mehr als zwei Stunden andauerte. Es war ein Abend, auf dem moldauische, bulgarische und gagausiche Lieder erklangen. Nationale Musik vom Norden bis hin zum Süden des Landes und immer wieder wurden die Bräuche, Trachten und Traditionen des Landes zur Schau gestellt. Es war ein Vergnügen, die Auftritte, nicht nur die der professionellen Gruppen, sondern auch die der Laiengruppen in Augenschein zu nehmen und ihr künstlerisches Können zu beobachten. Noch einmal rief der Moderator das Ensemble der Volksmusikgruppe aus Chişinău, unter der Leitung von Ion Talambuţa auf die Bühne. Seine Stimme wurde übertönt durch den stürmischen Applaus des Publikums. Immer und immer wieder, hörte man die Rufe: „Bravo! Da capo!“ und „Ja-ja-ja-ja“. Die Reaktion des Publikums ist mehr als jedes zu erwartende Lob, denn wie heißt es so schön, „der beste Lohn den sich Künstler erhoffen können, ist der Applaus des Publikums!“, man wird zwar nicht satt davon aber für den Moment ist es das Beste was einem Künstler widerfahren kann. Die Volkskunst, egal aus welcher Richtung man sie betrachtet, ist der größte Schatz eines Volkes und das Herz des Landes ist das Volk, das in ihm lebt. Mit diesen oder ähnlichen Worten sprach Ion Talambuţa in einem Interview mit dem nationalen moldauischen Fernsehen. Nichts ist wichtiger als die Kultur seines Landes zu pflegen und für die nachfolgenden Generationen zu bewahren. Ich denke, Sie werden mir zustimmen, wenn ein weiterer Dialog dazu nicht notwendig ist. Mein Aufenthalt in Moldova ging langsam aber sicher dem Ende zu und ich glaube, ich durfte mit den Ergebnissen meiner Reise zufrieden sein. Mehr als eine Handvoll ergab die quantitative und qualitative Zusammensetzung der Menschen, die ich als, zu einem Teil, künstlerische Delegation nach Deutschland holte. Aber zählen Sie selbst: 1. Tatjana Ştiuca. 2. Mitodii Bujor. 3. Svetlana Gheorghiu. 4. Simion Baranovshi. 5. Radu Talambuţă. 6. Ion Talambuţă. 7. Ecaterina Ajder. 8. Dr. Eleonora Brigalda-Barbas. 9. Simion Zamşa. 10. Ion Bolocan. Nicht zu vergessen, die Korrespondenten und Journalisten. 11. Witalij Pahomov. 12. Rodica Creţu. 13. Violetta Epureanu und die Dame, der unmittelbare Beziehung zum Nachtisch hat, die Köchin Nadejda Buguci. Ich denke Sie werden nicht dem Aberglauben verfallen, wie ich es seinerzeit tat. Zahl 13, war es eine Glücks- oder Unglückszahl? Zumindest brachte ich es mit dem Schicksal der „Titanic“ in Verbindung, die auf Ihrer Jungfernfahrt in der Nacht vom 14. auf den 15. April 1912 mit einem Eisberg kollidierte. Den Untergang dieses Schiffes bezeichnet man als die größte Katastrophe in der Seefahrt. Ich hoffte immer wieder, dass uns mit unserem Vorhaben nicht ein ähnliches Schicksal beschert wird, weil unsere Organisation mit der Durchführung der vor uns liegenden Veranstaltungen so unerfahren war, wie möglicherweise die Besatzung dieses Schiffes. Wir könnten ebenso untergehen, wir könnten aber auch den sicheren Hafen erreichen. Alles, aber auch alles, lag allein in den Händen der Mannschaft, die uns durch die Veranstaltungen führte. Wenn ich an diese Zeit, meiner Reise nach Moldau und dem daraus resultierenden Ergebnis zurück denke, möge man mir verzeihen, wenn ich die Menschen, die damals mit mir nach Deutschland reisen durften, als Entdecker einer ihnen fremden Welt bezeichne. Auf der Karte der Partnerschaft entstand eine neue Insel des Vertrauens, auf der sich erstmalig die Kulturkreise Moldau und Deutschland trafen. Gegenseitiger Respekt und eine sich unter dem Namen „Kulturverein Moldau e.V.“ aufbauende Freundschaft hat gehol56 fen, dass zu vollbringen, was wir heute, nach 10järiger Tätigkeit noch immer praktizieren, nämlich die Kulturen beider Länder zu etablieren und zu fördern. Wenn es uns gelingt, das Schiff „Kulturverein Moldau e.V.“ mit den Kulturschaffenden in den richtigen Wind zu stellen, könnte man beruhigt die Anker lichten und der Mannschaft eine gute Briese wünschen. Wenn dieses Schiff nicht untergeht, und uns von heutiger Sicht gute Fahrt und Erfolg beschieden werden, können wir mit ruhigen Gewissen weiterplanen. Auf dem Programm stand schon die Rückreise über 2000 km durch mehrere Staaten, von Moldova über Ukraine, Polen bis nach Deutschland, das zu meiner zweiten Heimat geworden ist. Mit dem Namen Deutschland verbinde ich gern, und mit Recht, drei musterhafte Worte, die dem Land und seinem Volk den blühenden Aufschwung beschieden haben, als da wären die Begriffe: Arbeit, Disziplin und Ordnung. Dieses Land, mit seinen Jahrhunderte alten Prinzipien, mit seiner festgelegten, charakteristischen Lebensweise, beherbergt heute Menschen verschiedener Nationalitäten, unterschiedlicher Mentalitäten und Hautfarben. Dass ein Zusammenleben möglich ist, beweist, dass die Menschen sich einander näher kommen und der Weg vom Herzen zum Herzen nicht in Kilometern zu messen ist. Nach meiner Rückkehr aus Moldova, dachte ich oft daran, wie kompliziert und steinig der Weg des gegenseitigen Verstehens werden wird. Zwei unterschiedliche Nationen mit einer jeweils eigenen Denkweise, die aber dennoch nichts anderes von einander erwarten, als in Frieden und Freundschaft miteinander zu leben. Der Weg dort hin ist in keinem bekannten Nachschlagewerk zu finden. Dieser Weg ist nur über die Herzen zu finden und den Wegweiser der Vernunft trägt ein jeder in sich selbst. Es hängt allein von uns Menschen ab, ob wir schaffen oder zerstören wollen. Natürlich ist es leicht, alles bis in den Grund zu zerstören, aber…, dazu meine ich, wird sich jeder Mensch selbst die Antwort geben müssen. Auf meinem Weg durch die verschiedenen Länder, vorbei an den vielen Geschehnissen, habe ich eines besonders schätzen gelernt: das Flehen der unsichtbaren Hände, die, als möchten sie um Hilfe bitten und gleichfalls sagen wollen: „Hei, du Mensch, der du da als Geschöpf der Natur auf diesem Planeten lebst, dem das Denken vorbehalten wurde, dir wurden die Fähigkeiten und die Qualifikationen gegeben, sich mit allen Menschen dieser Welt zu verstehen und egal welcher Nationalität und Hautfarbe entsprechend der dir verliehenen Vernunft wie Brüder miteinander zu leben. Also beherzige den Wunsch deines Schöpfers und sieh in jedem menschlichen Geschöpf dich selbst wieder.“ Der Tag der Ankunft der moldauischen Delegation war gekommen und zusammen mit mehreren Mitgliedern erwarteten wir sehnlichst, aber geduldig, auf den Bus. Schon bei der Verabschiedung der Künstler in Chişinău hatte ich die große Hoffnung, dass ihnen auf der Reise nach Deutschland das Glück und ein Quantum Erfolg von großem Nutzen sein werden. Doch all´ dies war weit gefehlt. Stellen Sie sich vor, Sie planen eine Reise in ein fernes Land. Sie gehen in ein Reisebüro, buchen eine Reise zu einem bestimmten Punkt. Der höfliche Mensch in diesem Reisebüro stellt Ihnen die Reise zusammen, er sagt Ihnen von welchem Punkt zu welchen Punkt Sie gegebenenfalls mit dem Bus gefahren werden, also mit Sicherheit von einer bestimmten Haltestelle zu einem vorgenannten Ziel. Alles klar? Dann also kann Ihre Reise losgehen! 57 Nun buchen wir mal eine Reise von Chişinău nach Deutschland bis zu einem vorgenannten Reiseziel. Mit dem bereits erteilten Visum der Deutschen Botschaft in Chişinău gehen Sie also zu einem Reiseveranstalter, der die Lizenz zur Führung eines Linienbusses Chişinău –Frankfurt am Main besitzt. Ihren Reisepreis haben Sie bezahlt und das große Szenarium Ihrer Reise kann beginnen. Bereits nach den ersten ca. 20 km der gefahrenen Strecke, beginnt der Rauch aus dem Motorraum aufzusteigen. Nun hat das nichts mit der Papstwahl in Rom zu tun, sondern das hängt mit der schlechten Wartung dieser Fahrzeuge zusammen. Diese sollen nämlich Geld verdienen und keine Kosten bereiten. Gleichfalls fragt man sich, wie ist es möglich, dass für eine 26-stündige Fahrt in den Sommermonaten nur ein defekter Kühlschrank zur Verfügung steht, die Klimaanlage nur schriftlich vorhanden ist. Kurz gesagt, die mitgeführten Lebensmittel für die lange Fahrt sind eher in Ihrem Magen als in Ihrer Tasche vor dem Verderben gesichert. Es ist eine Fahrt wie in einem billigen Horrorfilm und wenn es der Zufall will, haben Sie das große Glück an der ukrainischen Grenze, das Morgen- und das Abendrot zu erleben. Denn genau so lange kann Ihr Aufenthalt an dieser Grenze dauern. Nun endlich können Sie die Fahrt in Richtung Frankfurt am Main fortsetzen. Nur Ihren Bestimmungsbahnhof werden Sie mit diesem Reiseunternehmen nicht erreichen. Irgendwo auf der Autobahn, aber Gott sei Dank schon in Deutschland, wird Sie der Fahrer bitten, den Bus zu verlassen, weil es einfach leichter ist, Sie hier abzusetzen anstatt ein vorgegebenes Ziel anzufahren. Nach diesen Worten der Anreisenden überzeugen sich die Deutschen endgültig davon, dass Moldova ein noch ungenügend erforschtes Land ist und die Moldauer ein wirklich geheimnisvolles Volk mit dem chronischen Zug zu extremen Situationen und Abenteuern zu neigen. Es wird angenommen, dass unter den europäischen Völkern das deutsche Volk alles ganz genau betrachtet. Die Abweichung von der Norm um 0,5 cm nach links oder nach rechts schafft schon bereits erheblichen Stress und unzumutbare Verwirrung! Die Fahrer sind einfach verpflichtet, streng nach Plan zu fahren. Am 1. März sollen die Blumen blühen, selbst wenn der Schnee noch nicht getaut ist. Und sie blühen wirklich. Denn laut Kalender ist nun mal Frühling. Und da kann und darf es einfach nicht anders sein! Kabarettistisch gesehen, würde man sagen: „Das kann nur von oben befohlen werden“! Vieles aber hat sich im Laufe der Jahre verändert und die Deutschen zeigen sich nicht mehr so erschrocken, wenn die Musiker über ihre farbenfrohen Reiseeindrücke berichten. Um die Nachweise zu erbringen, dass sie wirklich Künstler sind, singen sie den Zollbeamten einige Lieder vor und bei der deutschen Botschaft wird bei Abgabe der Dokumente zum Beispiel gefragt wo die Note „G“ zu finden sei. Immerhin, so glaube ich, haben wir mit der ersten nach Deutschland gekommenen Gruppe und dem Projekt „Kunst und Kulinarie“ einen eigentümlichen Start vollbracht. Er ist in der Erinnerung der Mitglieder, auf deren Wunsch dieses Objekt zurück zu führen ist, und in den Annalen, wie in diesem Buch nachweislich niedergeschrieben und nachlesbar ist. Ich versichere Ihnen, als Autor und Verfasser dieses Werkes könnte ich Ihnen von vielen wahren Begebenheiten berichten, die teils so verworren sind, dass man an ihrer Glaubwürdigkeit zweifeln könnte. Wir hatten es uns zur mathematischen Aufgabe gemacht, drei Gruppen mit jeweils 6 Personen von Chişinău nach Frankfurt am Main reisen zu lassen, 58 wobei wir dies nicht als besonderes Spiel betrachteten, sondern eine Verhältnisrechnung aufstellen wollten, wie wir unsere Kasse am günstigsten entlasten können. Demzufolge setzten wir den drei Gruppen folgende Bedingungen: Die erste Gruppe begann ihre Anreise mit dem Linienbus, die zweite Gruppe mit der Bahn und die dritte Gruppe sollte mit einem Kleinbus anreisen. Lassen wir die finanzielle Frage außer Acht und konzentrieren uns einfach auf die zeitliche Reisetätigkeit. Welche Gruppe meinen Sie hat wohl als erste ihr Ziel erreicht? Natürlich, Sie haben des Rätsels Lösung längst parat. Doch lesen Sie erst einmal wie die wahre Geschichte ihren Verlauf nahm und wie sie letztendlich endete. Nach dem was ich Ihnen bereits über die Reisen mit dem Linienbus erzählt habe, ist es fraglich, ob die Gruppe zu einem gesetzten Termin ihr Ziel erreichen würde. Doch sie haben es geschafft. Der Wille, als Kollektiv gemeinsam mit den anderen Reiseteilnehmern das Ziel zu erreichen, war so groß, dass sie alle Anstrengungen auf sich genommen haben. Trotz der Zwangsübernachtung auf dem Busbahnhof, haben sie sich bis an den Bestimmungsort Frankfurt am Main durchgeschlagen. Die zweite Gruppe hatte es doch wesentlich schwerer. Da es keine durchgehende Zugverbindung zwischen Chişinău und Frankfurt am Main gibt, endete ihre Fahrt erst einmal an der rumänisch-ungarischen Grenze. Hier besorgte man sich einen Kleintransporter und setze damit die Reise gen Deutschland fort. Natürlich war bei dem Fahrer ein besonderer Stolz zu verspüren. Er hatte das Vergnügen diese Delegation zu fahren und holte vermutlich alles aus dem Fahrzeug heraus, was nach den Straßenverhältnissen und natürlich gesetzlich erlaubt war. An eines hatte man allerdings nicht gedacht. Überpünktliches Erscheinen an der österreichischen Grenze kann, wie in diesem Fall, zu einer ungewollten Zwangspause führen. Das Schengener Abkommen ist da rigoros und lässt keine Ausnahmen zu. Was soviel heißen soll, die Leute waren zu schnell, denn die Einreise in die Europäische Union gestattete die Einreise erst für den darauf folgenden Tag. So jedenfalls stand es im Pass geschrieben. Mit einer erstaunlichen Ruhe und Besonnenheit hat man sich an einem ruhigen und klaren österreichischen See ein Plätzchen gesucht um die Zeit bis zum nächsten Tag abwartend dort zu verbringen. Soviel also zur zweiten Gruppe, die zu guter letzt ebenfalls ihr Ziel Frankfurt am Main erreicht hatte. Bleibt also noch die dritte Gruppe über die zu berichten wäre. Sie erinnern sich? Diese Gruppe reiste direkt mit dem Kleinbus an. Dem Fahrer dieser Gruppe, dem es gelungen ist, die schwierige Etappe bis nach Österreich zu bestehen, ist es tatsächlich gelungen, sich in einem Land zu verfahren, dessen richtungsweisende Beschilderungen ein Verfahren nicht zulassen. Aber auch dieser Gruppe, die sich in Österreich jetzt sehr gut auskennen mag, ist es gelungen das Endziel zu erreichen. Nun, erinnern Sie sich noch an die anfangs gestellte Frage, welche Gruppe als Erste eintraf? Ohne eine minuziöse Zeitangabe abzulegen, darf ich allen drei Gruppen nachträglich noch mein Lob aussprechen. Sie sind allesamt pünktlich am selben Tag in Frankfurt am Main eingetroffen. Sehen Sie, dass ist moldauische Pünktlichkeit. Wie sagt man in Deutschland zu dieser gelungenen Aktion: „Ende gut – alles gut!“ Wie eine brütende Henne zählte ich meine Küken und stellte fest, sie waren alle vollzählig beisammen. Glauben Sie mir, bei dieser Geschichte ist mir dann doch zum Schluss ein Stein vom Herzen gefallen. 59 DURCHFÜHRUNG DES ERSTEN PROJEKTS IN DEUTSCHLAND „Ich möchte mein Haus oder meine Fenster nicht einzäunen oder zunageln. Ich möchte das der Kulturgeist verschiedener Völker nach Möglichkeit frei weht“ (RABINDRANATH TAGORE) Darmstadt. Jagdschloss Kranichstein Copyright Stiftung Hessischer Jägerhof Aus dem Festsaal des Jagdschlosses klingen die Töne von Flöte, Geige, Klarinette sowie Klänge der moldauischen Folkloreinstrumente Panflöte und Cimbal (Hackbrett) herüber. Es läuft eines der Konzerte der Künstler aus der Republik Moldau. Das Publikum kam teilweise mehrmals zu den Veranstaltungen um die Konzerte der Schüler des Musiklyzeums „C. Porumbescu“, den Studenten der Musikakademie „G. Musicescu“, sowie den Solisten der Nationalen Oper zu erleben. Erinnern Sie sich, wie Sie in 2007 Irina Sciogoleva, Natalja Moskovchuk, Natalja Fastova, Olga Boiko gratulierten. Sehr richtig. Es war das Projekt „Drei Sopranistinnen und… eine Geigerin“. In 2006 applaudierten Sie Oxana Lavric, Alexandr Marinescu, Angela Ţurcan, Sergei Varsan, Aliona Triboi, Anna Ivanitscaia, Dmitri Grabovschi, Svetlana Ionica. Es war der 22. November 1999 und es war das erste Projekt, veranstaltet vom „Kulturverein Moldova e.V.“. Ich denke es war für unsere Vereinsgeschichte nicht nur ein bedeutendes Ereignis, sondern es war auch ein aufregendes Gefühl, unsere Gesellschaft der Öffentlichkeit in einem besonderen Rahmen vorzustellen und bekannt zu machen. Nur noch wenige Minuten trennten uns bis zum offiziellen Beginn der Veranstaltung zur Eröffnung der moldauischen Kulturtage in Deutschland. Bei uns als Mitglieder stellte sich die Frage, wie wird der erste Eindruck unseres Vereines sein. Haben wir alles richtig gemacht und 60 wie werden die Darbietungen der moldauischen Künstler vom Publikum angenommen. Die Fernsehkameras nahmen geräuschlos die ankommenden Gäste im Schloss auf. Unter den Gästen sind die Angehörigen und Mitarbeiter des diplomatischen Corps der Republik Moldau in der Bundesrepublik Deutschland. Anwesend waren der Generalkonsul des moldauischen Konsulats in Frankfurt am Main Herr Nicolae Buga mit seinem Mitarbeiter Herrn Dumitru Socolan, der 1. Sekretär der Botschaft der Republik Moldova in Deutschland Herr Dr. Igor Corman und die Ehefrau des Botschafters von Moldova in Deutschland Frau Elena Danilă. Nachdem die erschienen Gäste ihre Plätze eingenommen hatten, trat der Haus-Herr des Jagdschlosses Herr Konsul Bernd O. Ludwig, ans Mikrofon um die Gäste in seinem Hause zu begrüßen. „Sehr geehrte Damen und Herren!“, mit diesen Worten begann er seine Ansprache an die anwesenden Gäste. „ Es ist allgemein bekannt, dass der Wunsch nach einem offenen Gespräch, stets von zwei Parteien erbeten werden sollte, die gewillt sind, sich damit einem gemeinsamen Gedankenaustausch zu stellen. Mit dem heutigen Tag und dieser Veranstaltung in diesem Hause wollen wir den Grundstein für künftigen kulturellen Treffen legen. Dank der Organisation, dem „Kulturverein Moldova e.V.“ und auch durch die Unterstützung der Stadtverwaltung der Stadt Chişinău, ist es heute möglich geworden, dem Publikum das Können moldauischer Kunstschaffender – Musiker, Maler, näher zu bringen. Ich denke, dass mit dem heutigen Tag gleichfalls die Wiedergeburt „kultureller Kontakte zwischen der Republik Moldau und der Bundesrepublik Deutschland gefeiert werden kann“. 6 Nach den begrüßungsvollen Worten des Hausherren bereitet sich nunmehr der stellvertretende Bürgermeister der Stadt Chişinău Herr Ion Paladi vor, das Wort an die anwesenden Gäste zu ergreifen. In seiner Ausführung hatte er nicht nur das Land Moldau und unser Projekt vorgestellt, sondern, einem Vortrag ähnelnd, wies er auch auf ein sehr interessantes Thema „Brot und Schauspiel“ hin. In üblicherweise hat er gleichfalls über Moldova und seine politische Lage in der heutigen Weltgeschichte berichtet, ebenso verwies er auf die kulturellen Zentren dieses Landes. Nach kurzer Zeit eroberte er sich die Sympathien der Zuhörer, indem er in einer halbstündigen Ausführung über traditionelle, kulinarische moldauische Gerichte sprach. Jedermann wurde spätestens hier bekannt, dass der Redner sich nicht nur in der bürgerlichen, sondern auch in der politischen Küche sehr gut auskannte. Das Wichtigste ist, so betonte er, „man darf nie den Gar-Prozess verpassen aber dennoch die Suppe stets am Kochen halten“! Ganz besonders ist auf die Zutaten zu achten, denn selbst ein Spezialist ist nicht in der Lage, ein Gericht zu retten, wenn es denn versalzen ist. Dies betrifft ausnahmslos die heimische, wie auch die politische Küche. Am Schluss seiner rednerischen Ausführungen hat Herr Paladi im Namen der moldauischen Delegation, der jahrhundertealten Tradition folgend, alle Interessierten eingeladen, die moldauischen Weine zu probieren. Vă rugăm... cinstiţi! „Bitte,… lassen Sie es sich schmecken!“ Zurückkehrend zu den Worten – Brot und Schauspiel! Lassen Sie mich Ihnen ein paar Worte zu dem zweiten Begriff erläutern. „Das Schauspiel“, so genannt nach dem Werk des Bildhauers Ion Bolocan. Ich habe bereits von ihm berichtet, als ich bei einer Ausstellung im moldauischen Kunstmuseum die Maler Dr. Eleonora Brigalda-Barbas, Ecaterina Ajder und deren Künstlerkollegen Simion Zamşa kennen lernte. Herr Bolocans Arbeiten wurden 61 gleichfalls zu dieser Zeit im Museum ausgestellt. Er selbst konnte der Vernissage nicht beiwohnen, weil er zu dieser Zeit in einer anderen Stadt eine Ausstellung präsentierte. Dennoch war ich sehr erstaunt, wie die Deutschen sich mit großem Interesse die Bilder der moldauischen Künstler bei der hier stattfindenden Ausstellung ansahen. Herr Ludwig, Herr Pawljuk! Nehmen Sie unsere aufrichtigen Gratulationen und Glückwünsche zu Ihrer Veranstaltung und deren Erfolg entgegen. So und in ähnlicher Weise hörten wir an diesem Abend immer und immer wieder die dankbaren Worte der Gäste, die sich anschickten uns zu verlassen. Warum bitte wollen Sie schon gehen? Die Feier fängt nach moldauischen Traditionen doch jetzt erst richtig an. So fielen stets die Worte aus, die wir unseren Gästen entgegen brachten. Nach den Verabschiedungen einiger Gäste mussten wir zurückkehren in den Kreis der Gebliebenen, denn man hatte uns zum Tanz gerufen. „Unu, doi, trei – nu staţi pe loc! Hai, poftim cu toţi la joc! Să întindem hora mare. Azi e zi de sărbătoare!“ „Eins, zwei, drei – kommen Sie in den Kreis, du Freund bleib nicht auf der Stelle stehen“. So klangen die Worte zu uns und den noch gebliebenen Gästen herüber. Wir tanzten die „Hora mare!“, einen der vielen stimmungsvollen und traditionellen Kreis- oder Gruppentänze, zu dem die Musiker Simion Baranovschi, Radu Talambuţa, Ion Talambuţa aufforderten, sich von den Plätzen zu erheben und am Tanz teilzunehmen. Keiner der Gäste war in der Lage, sich den Klängen der Instrumente zu widersetzen und es hielt niemanden auf den Plätzen. Wer die Deutschen beobachten konnte, wie sie sich nach den Volkstänzen wie „Sîrba“, „Hora“ und „Joc“ tänzerisch bewegten, kann mit Fug und Recht behaupten, dass sie sich keinesfalls ungeschickt oder gar gehemmt gezeigt haben. Nach dieser ungewohnten Anstrengung durfte man sich erst einmal wieder setzen und kräftig durchatmen. Apropos „kräftig“. Nach diesem Vergnügen war es an der Zeit, sich im Restaurant des Schlosses an den liebevoll dekorierten Platten mit seinem kulinarischen Gerichten zu laben. Zusammen mit den deutschen Kollegen hat die Köchin Nadejda Buguci die besten Speisen nach häuslichen Rezepten zusammen gestellt. Wie zum Beispiel: „Gefüllte Paprika“, „Ravioli mit Käse“, „Auberginen mit Käse“. „Guten Appetit! Poftă bună!“ wünscht den Gästen Nadejda. „Schmeckt gut! Prima!“ so hörte man immer wieder die lobenden Worte der Deutschen. „Worin aber liegt das Geheimnis eines derartigen guten Geschmacks?“, wollte man wissen. „Nichts kompliziertes“, war die Antwort, die Nadejda den Gästen gab. Zuerst ergänzen wir die Speisen mit dem Wohlwollen des moldauischen Volkes, dann fügen wir etwas von der Schärfe unseres Temperamentes dazu und runden es mit der Liebe der Moldauer zu ihrem Land ab, mit dem Ergebnis, dass Sie diese Geschmacksrichtung ausschließlich und nur in moldauischen Speisen wieder finden. So und nicht anders hat Nadejda die Zusammensetzung moldauischer Gerichte erklärt und sie fügte hinzu, dass man beispielsweise „Kohlrouladen“ – „sărmale“ unbedingt gemeinsam mit guten Freunden zubereiten muss, 62 weil dadurch die Feierlichkeiten, wie Hochzeiten, Geburtstage, etc., zu den frohesten und glücklichsten Stunden werden würden. Nicht zu vergessen wäre noch der zu den Speisen gebotene Wein. Er hat, wie könnte es in Moldau anders sein, seinen Ursprung im Anbau des hauseigenen Weingartens. Dem ist seitens des Autors nichts mehr hinzuzufügen. Die Festlichkeit des Abend lässt das kommende Ende erahnen, denn nochmals ergreift der Konsul Bern O. Ludwig das Wort und wendet sich damit an die noch verblieben Gäste. „Ich bin davon überzeugt, dass dieses erste Treffen einen angenehmen Eindruck bei allen Beteiligten hinterlassen hat. Ich hege gleichfalls die Hoffnung, dass wir, insbesondere aber der „Kulturverein Moldova e.V.“ mit dieser Veranstaltung den richtigen Weg eingeschlagen haben und den Grundstein zu einer verantwortungsvollen freundschaftlichen Beziehung zwischen unseren Republiken Deutschland und Moldau gelegt haben. Ich bin sicher, dass der heutige Tag als Beginn zum Austausch weiterer kultureller und künstlerischer Veranstaltungen in die Annalen des Vereins und unserer Region eingeht. Nach diesen Worten lud er die Gäste zu einer Führung durch das Schloss ein. Von dem, was der Schlossherr auf seinem Rundgang zu berichten hatte, erstellte die Journalistin des moldauischen Kanals „ORT1“ Elena Pahomova, einen Film für das moldauische Fernsehen. Der textliche Inhalt hatte folgende Fassung: „… die letzte russische Kaiserin stammt aus Darmstadt. Dieses Schloss findet auch häufiger im Tagebuch des russischen Monarchen, des Zaren Nikolai des II. (1868 - 1917) seine Erwähnung. So zählte das Schloss auch zum Landsitz des Landgrafen Georg I. (1547 - 1596). Im Jahr 1917 begann Großherzog Ernst Ludwig von Hessen die jagdhistorische Sammlung seines Hauses im Schloss Kranichstein zusammenzuziehen, um sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Während sich die umfangreiche Trophäensammlung und einiges Mobiliar bereits zuvor in Kranichstein befanden, kam neben dem großen Bestand jagdliche Bilder noch die wertvolle Kollektion von Waffen und Jagdgeräten hinzu. Die Unterbringung des Museums in Kranichstein ist somit vollkommen logisch. War dieses Landhaus doch ein Paradies für Jäger. Seinerzeit wurde dieser Ort durch die Jagd mit Jagdhunden berühmt und es war nur für die Aristokratie und dem privilegierten Adel vorbehalten. 63 Zum Ende des vorigen Jahrhunderts wurde das Gebäude etwas baufällig. Dank der finanziellen, staatlichen Unterstützung, bei dem eine Summe mit sechs Nullen vor dem Komma bereitgestellt wurde, war es denn möglich, das Haus im alten Glanz wieder erstehen zu lassen. Seine ganze Schönheit wurde in historischer Echtheit wiedergegeben. Die Fenster, die nach heutigem Stand etwas schief erscheinen mögen, beweisen einen Teil damaligen Baustils. Heute unterhält das Haus ein Hotel mit internationaler Anerkennung. Die Hotelführung hat sogar seine eigene Philosophie. Sie besteht darin, dass es nicht nur die Gastronomie und die Übernachtung angeboten wird, sondern sich mehr und mehr zu einer kulturelle Oase entwickelt, in der man sich unter anderem sehr gut erholen kann. Aufgrund ständig angebotener Konzerte, Theateraufführungen oder Skulpturen und den Bilderausstellungen hilft sich das Schloss der Jäger zu einer gewissen Attraktivität“. Aber dennoch ist es an der Zeit, sich von der Pracht des Hauses und seines gastfreundlichen Hausherren zu verabschieden um sich einer weiteren Herausforderung in einer nicht weniger schönen Stadt zuzuwenden. Frankfurt am Main. Hotel «Maingau». Im Saal für besondere Feierlichkeiten läuft das Konzert klassischer Musik. Als Erste tritt die Pianistin, die eine Studentin des Konservatoriums ist, Tatjana Ştiuca, auf. Sie eröffnet das Konzert mit „Doina“ – des moldauischen Komponisten Vladimir Zagorschi. Spielerisch gleiten Tatjanas Finger über die schwarz-weißen Tasten. Sie spielt das Werk mit einem künstlerischen Feingefühl vollkommen auswendig. Wer ihr bei solch einem Stück zuhört, denkt augenblicklich daran, dass hier gerade ein neues musikalisches Werk entsteht. Das Stück mit dem Namen „Doina“ einige eigenartige und Tatjana Ştiuca ungewöhnliche improvisierte Charakteren beinhaltet und mit zu den schönsten moldauischen Folkloremelodien gehört, die dieses Land zu bieten hat. Schon in der Buchbeschreibung über das Land Moldova „Descriptio Moldaviae“ konnte der Gelehrte, Philosoph und Fürst Dimitrie Cantemir (1673 - 1723) erstmals über das Wort „Doina“ berichten. 7 Ja, Tatjana ist es gelungen, mit ihrem rührenden Auftritt, die Zuhörer zu begeistern. Wie sagte der moldauische Klassiker und Literat Vasile Alexandri (1821 - 1890) über „Doina“, es ist „... das Lied des Grams, der Liebe und der Trauer“. 8 Am Ende ihres Auftrittes wurde ihre Darbietung mit einem begeisterten Applaus geehrt, der von Zwischenrufen, wie „Bravo!” begleitet wurde“. 9 In einem Interview mit meinem Gesprächspartner deutete ich an, dass numehr ein 64 weiteres musikalisches Talent sein Können Preis geben wird. Metodii Bujor, dessen Größe, wie seine äußere Erscheinung, seine Gestik und insbesondere seine starke, ausgeprägte Stimme an den wohl berühmteste Bassisten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Fjodor Iwanowitsch Schaljapin (1873 - 1938) erinnert, der als die bedeutendste Figur der damaligen OpernMetodie Bujor welt galt. „Erkennen Sie die Stücke?“ wollte ich von meinem Gesprächspartner wissen. „Ei uhnem, Ei uhnem…“ und „Siehst du die Schwalben fliegen weg…“, oder die Romanze von Robert Schumann (1810 - 1856), „Du meine Seele, du mein Schmerz…“. Nach der gebotenen Glanznummer, der „Arie von Konceak“, aus der Oper des russischen Komponisten M. Borodin (Alexander Borodin, (1833 - 1887), „Der Fürst Igor“, erntete er wieder und immer wieder die Rufe, wie „da capo“ und „Bravo“. 10 Bedenkt man, dass dieser junge Mann noch ein Jahr seiner musikalischen Ausbildung vor sich hat und sich bereits heute eine große Sängerkarriere abzeichnet, dann merkt man, was dieses kleine Land an Talente aufzuweisen hat. Neben einer moldauischen Romanze und Franz Schuberts (1797 - 1828) „An die Musik” begeisterte er sein Publikum unter der hervorragenden Begleitung der Pianistin T. Ştiuca, in dem er noch vier russische Lieder sang, womit es den Zuhörern im Saal in punkto Intonationssicherheit, Stimmfärbung und seinem scheinbar mühelosem Fortissimo, fast den Atem verschlagen hat. Der begeisterte Beifall kam demzufolge nicht von ungefähr. Wie die deutschen Zeitungen mitteilten, die moldauischen, deutschen, russischen und ukrainischen Romanzen sind durch seine Interpretation „… zu einer echten Sensation geworden“! 11 Nach diesem Auftritt war es für mich an der Zeit, auf die Bühne zu treten. Denn diese Künstler benötigten für ihre Auftritte und ihre Vortragkunst kein Mikrofon. Alles was zu hören und zusehen war, war Live. Mit den abschließenden folkloristischen Themen „die Phantasie für die Geige“ verabschiedete Swetlana Gheorghiu das Publikum. Im Restaurant des Hotels unterhielten zu dieser Zeit die Volksmusikanten unter Ion Talambuţa, Radu Talambuţa und Simion Baranovschi in ihrer Nationaltracht die Gäste. Ich glaube auch in diesem Fall ist es uns gelungen, den Ion Talambuța, Radu Talambuța, Simion Baranovschi in den Beweis zu erbringen, dass „Kunst und Kulinaria“ nahe bei einander nationalen Anzügen mit den Mitarbeitern des Restaurants 65 liegen und demnach unter dem Oberbegriff Kunst ihren Platz finden. Es war und ist eine große Kunst, durch ein gutes Mahl den Gaumen und durch gute Musik, das Ohr zu beflügeln. Nicht nur vor dem Konzert, nein auch danach ist bei den Künstlern stets eine gewisse Aufregung zu spüren. So musste ich schon darauf achten, dass ein jeder seine Noten, den Anzug und die Schuhe einpackte. Dem „großen“ Midu flogen natürlich die Mädchenherzen zu und eine jede wollte die Adresse mit ihm tauschen. Dennoch war es an der Zeit, sich zu beeilen. Die Nacht war kurz und der morgige Tag versprach neue Auftritte in anderen Städten. Überall, ob in Wächtersbach, Schlierbach, Altenstadt, in Freigericht und in Hannover, Celle wo immer auch die Künstler auftraten, verliefen die Konzerte auf hohem professionellen Niveau. So jedenfalls beurteilte es die Presse, ebenso wie über die Vielfalt des gebotenen Programms, mit den Musikgattungen Oper, Operette, Musical und der Volksmusik. Den Schluss dieser Veranstaltung bildete der Dank des Publikums an die Künstler. Applaus ist eine der dankbarsten Anerkennung, persönliche Gratulationen und die Blumen. Aber nicht zu vergessen, ist die dankbare Verneigung der Künstler gegenüber ihrem Publikum. Unter der Email-Adresse unserer Organisation, [email protected], trafen weitere Glückwünsche an die Künstler ein. Selbst der Bürgermeister der Stadt Chişinău hat es sich nicht nehmen lassen in einem Brief die Arbeit unseres Vereins in lobenswerte Worte zu kleiden. Seine Zeilen haben ausschnittsweise folgenden Inhalt, „…die ähnlichen kulturellen Projekte auch im Weiteren zum gegenseitigen Verständnis und der geistigen Bereicherung der moldauischen und deutschen Völker begünstigen“.12 «Auf Wiedersehen», verabschieden sich die Moldauer. „Bis bald!” antworten die Deutschen. Nach den Umarmungen folgen wie gewöhnlich die Wünsche auf einen guten Weg. 66 «LICURICI» LERNT DAS DEUTSCHE PUBLIKUM KENNEN „Die Haupttätigkeit unserer Organisation liegt in der Aufklärungsarbeit der Jugend, da sie die Zukunft des Landes und die Haupttriebkraft nicht nur des ökonomischen, sozialen, politischen Staates, sondern auch die des geistigen Blühens sind.“ (AUS DEM PROGRAMM) Straßen, Wege, Gänge. Es sind nicht die ausgezeichneten und einwandfreien Autobahnen, die einem das Gefühl geben als würde man dahin fliegen und es scheint als ob auch die Wege zu den staatlichen Institutionen, den Departments, Ministerien und Ämtern alles von selbst in die richtigen Bahnen lenken. Jedoch sieht alles ganz anders drinnen aus, wenn man über die Teppiche oder Balatumbahnen schreiten und dann vor den Bürotüren der Amtsleiter oder deren Vertreter stehen. Mit Stolz darf ich bemerken, dass ich in all den Jahren meiner Berufung zum ersten Vorsitzenden des „Kulturvereins Moldova e.V.“ wenige Probleme mit den Ämtern und deren Amtspersonen hatte. Vielleicht liegt es ja daran, dass sich unsere Organisation bislang ohne finanzielle Unterstützung aus öffentlichen Mittel behelfen konnte. Meine einzige Bitte an die Behörden bestand darin, sich guten Willens zu zeigen, wenn es darum ging, ihnen meine Wünsche und Gedanken „über die Tendenz und die Perspektiven des kulturellen Austausches zwischen Moldau und Deutschland“ zu unterbreiten, um sie von unserer Arbeit und unseren Aufgaben zu überzeugen. Kaum hatten die ersten Begegnungen und Konzerte moldauischer Künstler ihr Ende genommen, war auch ich schon wieder auf dem Weg nach Moldau. Die Reise nach Chişinău bewältigte ich wie im Flug und ich nahm dabei den Weg durch das „Tor zur Stadt“, das ein jeder Reisende passieren muss, wenn er seine Anreise über den Flughafen in der Hauptstadt Chişinău plant. Aber, ich bin meinem Grundsatz treu geblieben und bin mit dem PKW nach Moldau und die Stadt Chişinău angereist. Mein Weg führte mich direkt in die Straße mit Namen 31. August, Nr. 121. Die Adresse ist Einheimischen besser bekannt unter dem liebevollen Namen „Licurici“ – „Der Leuchtkäfer“ oder „das australische Licht“. Es ist der Name des Puppentheaters. Es glänzt so hell, weil es von strahlenden Augen und dem glücklichen Lächeln seiner Zuschauer beleuchtet wird. Vor 60 Jahren wurde das Theater gegründet. Es hat gute aber auch weniger gute Zeiten gesehen. Eines hat sich allerdings in all den Jahren nicht verändert, nämlich seine Nähe zum Publikum. Stets schauten die Puppen in gespannte, aufgeregte, aber auch fröhliche und lachende kleine Gesichter. Es war, ist und wird immer das Theater für Kinder aber auch für die Erwachsenen, die das innere Kind in sich behalten konnten. Die Bilder an den Wänden im Foyer zeigen nicht nur die Geschichte des Theaters sondern vermitteln auch einen Überblick der Personen, durch die die Puppen über all die Jahre zum Leben erweckt wurden. Im Saal findet gerade die Generalprobe zur Premiere eines neuen Stückes statt. 67 „Ärgern sie nicht die Kinder, sondern helfen sie den Eltern!“ so tönen die Worte aus der Kulisse. Schon Morgen werden die Puppen mit ihren Künstlern auf der Bühne stehen, um mit dem neuen Programm den Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder zu helfen. Der Direktor Herr Titus Shukow (Titus Jucov) bat mich in sein Büro, wo wir, wie ich meine, ein sehr interessantes Gespräch über den Sinn der Theateraufführungen führten. „Die Erziehung“, sagte ich, “also auch was den Reifungsprozess beinhaltet, ist eine der kompliziertesten Phasen im Lebensablauf unserer Kinder und kann, wenn wir irgendwelche Arten von Störungen nicht frühzeitig erkennen, zu einem irreversiblen Schaden, mit ernsten Folgen für die geistige, psychische und moralische Entwicklung des Kindes führen“. „Ich bin mit ihren Ausführungen einer Meinung und möchte diese aus meiner Sicht gern unterstützen“, sagte mir der Theaterdirektor bei unserem Gespräch. Dem hatte ich folgende Anmerkungen entgegen zu setzen: „Unsere Organisation hat sich die unterschiedlichsten Aufgaben und Ziele gesetzt. Zu einer der schwergewichtigsten Aufgaben gehört die ästhetische Bildung der heranwachsenden Generation, denn auf diesem Gebiet sind die zurzeit größten staatsübergreifenden Probleme zu suchen, mit denen wir uns auseinander setzen müssen.“ „Herr Pawljuk, es wäre also sehr gut, für sie eine Pressekonferenz mit den Vertretern der moldauischen Kultur zu organisieren“. Diese Konferenz fand im Mai 1999 im Theater “Licurici“ statt. An der Diskussion haben sich Schriftsteller, Journalisten, Musiker und Lehrer beteiligt, die durchweg der Auffassung waren, dass man nur dann über eine vollwertige Erziehung des Kindes sprechen kann, wenn es neben allen anderen Dingen lernt, das Schöne zu schätzen. In meiner Rede habe ich betont, dass jeder Mensch in der Lage ist, die verschiedensten Kunstarten zu verstehen, man muss ihm nur die Möglichkeit geben, jede von ihnen kennen zu lernen. In diesem Zusammenhang habe ich den deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche (Friedrich W. Nietzsche, 1844 - 1900) zitiert, der da sagte: „Die Stimme der Schönheit klingt immer leise und dringt nur in die feinfühligsten Ohren durch“, und damit sie erhört wird“, habe ich fortgesetzt, „muss dem Kind hierbei geholfen werden.“ „Herr Pawljuk, wer anders, wenn nicht sie, könnte besser mit den Künstlern dieses Theaters zurecht kommen, deren vornehmliche Aufgabe, wie auch die ihre, darin besteht, auf spielerische Art und Weise das Feingefühl der Kinder zu wecken, um sie damit auf den richtigen Lebenspfad zu lenken. Aber lassen Sie uns ein wenig bei den Proben der Künstler zuschauen.“ 68 „… Zusammen sind wir stark. Nur wenn wir uns vereinen, können wir Gutes tun und miteinander in Frieden leben!“ Mit diesem Dialog endete das Theaterstück! „Jungs, macht doch mal eine Pause, ich bin sicher, dass die Vorstellung, nach der von Boris Dubosarschi geschriebenen Musik, zu einem großen Erfolg werden wird“, so rief der Theaterdirektor Herr Shukow den jungen Künstlern auf der Bühne zu. Ich möchte euch den ersten Vorsitzenden der kulturellen deutschen Vereinigung, des „Kulturvereins Moldova e.V.“, Herrn Konstantin Pawljuk vorstellen.“ Was mir nicht so sehr an Künstlern gefällt ist die förmliche Anrede. So bat ich die Anwesenden, mich der Einfachheit halber, mit dem Vornamen anzureden. Und damit machte mich Herr Shukow auch gleich mit den Künstlern des Theaters „Licurici“, Genadii Bojarchin, Irina Savelieva und Svetlana Radu bekannt. Während des letzten Weltkrieges war es Marshall G. K. Shukow (1896 - 1974), der die Stadt Berlin am 2. Mai 1945 eingenommen hatte. Wenn es im September des Jahres 1999 auch nicht der gleiche Shukov war, so war es doch dieser Namensvetter, der sich anschickte, noch einmal unter diesem Namenskommando eine kleine Heerschar, sprich Künstler, nach Deutschland zu führen. Er wollte mit den Künstlern, die in seinem Gefolge standen, die Herzen der Menschen gewinnen. Er wollte sie mit seinen künstlerischen Darbietungen davon überzeugen, dass sich die Zeit und die Menschen in beiden Ländern gewandelt haben. In der moldauischen Presse geschrieben, würden sich diese Zeilen wie folgt anhören: „der General“ Shukow zusammen mit seinem Kommando hat sich begeben, Deutschland noch einmal zu „besiegen“. Wir hoffen, dass derartige kulturelle Expansion zum Prozess der Integration beitragen wird.“ 13 Die Theatergruppe, mit ihrem Direktor an der Spitze war einige Male an der Grenze ihres schöpferischen Könnens angekommen und dennoch versichere ich Ihnen, wie zufrieden ich mit den Darbietungen, die diese Gruppe leistete bin. Ich kann nur jedem Leser empfehlen, dieses Theater in Chişinău zu besuchen, vielleicht bringen die Künstler ja gerade dieses ungewöhnliche Stück, mit dem Namen „Die zauberhaften Spiele“, dass sie auch hier in Deutschland zum Besten gaben. 69 Mit großer Freude und Bewunderung schaue ich mir immer wieder gern die Vorführungen der jungen Puppenspieler Genadii, Irina und Svetlana an. Es ist ein Vergnügen zu sehen, wie sie mit ihrem schauspielerischen Können die Puppen führen und wie durch einen Seelenwandel in diese kleinen Stoffkörper eindringen. Wenn man, wie ich die anfänglichen Proben anschauen konnte, bei der Generalprobe dabei sein durfte und letztendlich das komplette Programm erleben darf, wie sie ihr Stück lässig und entspannt ihrem gestrengen Publikum darbieten, der wird spätestens hier erleben können, mit welchem Geschick und Einfühlungsvermögen sie die kleinen Zuschauer begeistern. Ich werde nie die Blicke der Kinder vergessen, in deren fröhliche und dennoch gespannte Augen ich sehen durfte. So haben die Kinder mit gemacht Den Künstlern dieses Puppentheaters ist es tatsächlich gelungen, trotz des im gebrochenen Deutsch gesprochenen Textes, die Kinderherzen zu gewinnen und sie in die Träume einer zauberhaften Welt zu versetzen. Und so haben die Eltern mit gemacht Ich denke, es ist uns als Verein gelungen, allein mit dieser Künstlergruppe, die in der Zeit vom 16. bis 29. September 1999 zu Gast in mehreren deutschen Städten war, nicht nur die Herzen der Kinder, sondern auch die Gemüter der vielen erwachsenen Zuschauer in den Bann der Theaterkunst zu ziehen. Jedenfalls haben es die immer wieder gern hörbaren Begeisterungsstürme bewiesen. Am Ende einer jeden Veranstaltung ertönten die wunderbaren Worte der Künstler an das Publikum: „Zusammen sind wir stark“! Wenn es gelänge, die Welt mit diesen vier Worten zu verändern, hätten wir gemeinsam das Größte erreicht, wozu die Menschen jemals in der Lage sein werden. Bei einem der vielen Auftritte sprach der Referent der Stadt Altenstadt, Herr Erich 70 von Hanxleden in seiner einführenden Rede vor den Gästen im Jugendzetrum „Ta-Ku-Zak“ den jungen Künstlern sein besonderes Lob aus. Diese jungen Menschen vom Theater „Licurici“ aus Chişinău, der Hauptstadt der Republik Moldau, sind nicht nur die geborenen Schauspieler, die ihre Seele im Spiel an die Puppen weiter geben, sie sind obendrein noch wahre Sprachkünstler. Ihre Dialoge bei der Darbietung werden in deutscher Sprache geführt, obwohl sie diese Sprache nicht direkt beherrschen. Das gesamte Programm wurde von ihnen auswendig gelernt, wozu die folgenden Worte wie, „Danke schön“, „bitte“ und „sehr gut“, ebenfalls zum erlernten Repertoire gehörten wie die erlernten Rollen. Man höre und staune, ja sogar eine kleine Unterhaltung konnten sie nach wenigen Tagen ihres Aufenthaltes in Deutschland bereits führen. Besonders neugieren Gästen konnten sie selbst über ihr Land berichten und erzählen. Somit war es auch nicht ungewöhnlich, dass die kleinen wie die großen Gäste ihre Künstler, ob Puppe oder Mensch, etwas näher kennenlernen konnten. Hinter der Bühne gab es dazu genügend Gelegenheit und die eine oder andere Frage wurde dann sogar in deutscher Sprache beantwortet. Über all´ diese wunderbaren Erfahrungen haben die Gazetten in ihren Ausgaben wie folgt berichtet: „... Von Anfang an haben die Künstler die sprachliche Barriere glänzend überwunden, mit der auffallenden Leichtigkeit sind in die Rollen der Puppentiere eingegangen… und haben sie belebt.“ 14 Mit scheinbarer Leichtigkeit schlüpften sie in die Rolle des Hasen „Griesgram“, des Eichhörnchens und des Bären. Die Tierpuppen wirkten gerade deshalb so lebendig, weil sie alle mit einem ausdrucksstarken Charakter ausgestatten waren, sie unterschieden sich in ihren Bewegungen und Lauten. Die Kinder „… im Glauben zu lassen Hase und Bär führen tatsächlich eine Konversation… … es war schon eine beeindruckende Leistung.“15 Es sind gerade zwei Jahre vergangen, dass uns von der Kulturabteilung der Stadt Altenstadt im Jahre 2001 angeboten wurde, das neue Programm des Puppentheaters in ihrer kulturellen Vorführungsreihe aufzunehmen. Bereits im September waren wir erneut zu Gast im Jugendzentrum „Ta-Ku-Zak“, wo die moldauischen Künstler Gennadii Bojarkin, Swetlana Radu und Irina Saweljewa ihr neuestes Stück „Doktor Dolittle“ zum Besten gaben. Die ersten Geschichten über Doktor Johann Dolittle, der in dem ausgedachten engli71 schen Städchen Puddleby-on-the-Marsh zur Zeit von Königin Viktoria lebte und die Sprache der Tiere erlernte, schrieb Hugh Lofting (1886 - 1947) als illustrierte Briefe aus den Schützengräben in Flandern des Ersten Weltkrieges an seine Kinder. Wer jemals diese Geschichte als Buch gelesen, als Schauspiel oder wie in unserem Fall als Puppentheater erlebt hat, ist in der Lage die Sprache der Tiere zu verstehen und selbstverständlich auch zu sprechen. Fragen Sie doch einmal einen Hundebesitzer, er wird Ihnen immer sagen, dass sein Hund ihn versteht und wenn der seinen Herrn mit treuen Augen ansieht ist die Kommunikation eindeutig und klar. Ebenso haben es die Gäste bei der Aufführung erlebt. Zum Schluss konnten alle, ob Klein oder Groß die Sprache des Hasen, des Wolfes, des Affen und des Käfers verstehen. Als ich einmal diese Frage an unser Publikum stellte, erhielt ich außer einem einstimmigen „JA“ auch noch das herzhafte Lachen als Beigabe zum Applaus. Wie beim letzen Besuch der Künstlergruppe, ging auch in diesem Jahr die Tournee durch viele deutsche Städte: Berlin, Frankfurt am Main, Köln, Wächtersbach, Altenstadt und Bad Soden-Salmünster. Wo auch immer das Theater spielte, die Presse berichtete wie folgt: „... Die Vorstellungen waren so spannend, dass keiner gleichgültig bleiben konnte. … Die Kinder und die Erzieherinnen waren begeistert von dem lebhaften und eindrucksvollen Puppentheater, in das alle mit einbezogen wurden.“ 15 Diese Tournee war für die Gruppe, außer ihren Auftritten auch von einer besonderen Bedeutung geprägt. Auf Einladung des Kulturamtes der Stadt Bottrop und deren stellvertretender Leiter Herrn Gerd Heinemann, konnte das moldauische Puppentheater an den 6. Internationalen Bottroper Figurentheatertagen 2001 teilnehmen. Genadii Bojarkin, Swetlana Radu und Irina Saweljewa mussten sich mit den Theatertruppen aus vielen europäischen Ländern messen. Darunter die teilnehmenden Staaten wie Deutschland, Frankreich, Schweiz und der Russischen Föderation. Natürlich wurde auch hier das Stück „Doctor Dolittle“ vorgetragen. In ihren hellen Anzügen, der modernen rhythmischen Musikalität und der erfolgreichen Theaterszenerie, haben sie der Jury eine unvergessliche Vorstellung geboten. Für das prächtige Spiel wurden die moldauischen Künstler mit der wohl höchsten ehrenvollen Belohnung bedacht, nämlich die beste Auszeichnung die sich Künstler auf der Bühne von ihrem Publikum erhoffen, die Zuschauersympathie. Es gäbe noch so vieles über diese Gruppe und ihre Auftritte zu berichten, so dass es sich lohnen würde allein darüber ein Buch zu schreiben. Hier möchte ich noch kurz über zwei Episoden berichten, die tief in meinem Erinnerungsvermögen schlummern und von denen ich unbedingt erzählen muss. Es war eine ganz besondere Freude, erleben zu können, wie sich nicht nur die kleineren Zuschauerkinder über die Aufführungen freuten, sondern wie es selbst die zur Sparte der Jugendlichen zählenden Zuschauer einer Grundschule in der Stadt Birstein von den Stühlen riss, als sie erfuhren, dass sie als Dank ihres Applauses eine Theaterpuppen zum Geschenk erhielten. Oder, wie warm und herzlich war der Empfang bei den Pfarrkindern der evangelischen Kirche in Bad Soden Salmünster. Überaschend für die Gruppe war es, den Schuss einer Spielpistole, die laut Drehbuch vorgesehen war, zum Einsatz bringen durfte. Wie bei jeder Veranstaltung gab es auch hier einen Anfang und zwangsläufig auch ein Ende. Uns als „Kulturverein Moldova e.V.“ konnte nichts Besseres wiederfahren, als zu erleben, dass unsere Gedanken zur Völkerverständigung mit diesem Projekt „Puppenthe72 ater aus der Republik Moldau“ einen wertvollen Beitrag leisten konnten. Der Beifall des Publikums, Ihr freundliches Lächeln und die stets ausgelassene und frohe Stimmung sind nicht nur für die Künstler sondern auch für uns Beweis gut vorbereiteter Arbeit. Abschiedsabend In diesem Sinne verabschieden wir das Puppentheater “Licurici“ für diese Saison und wünschen ihnen für die Zukunft stets ein gut gefülltes Theater bis zu einem erneuten Wiedersehen. 73 DIE ERÖFFNUNG DER VERTRETUNG DES „KULTURVEREIN MOLDOVA e.V.” IN BERLIN „Politische Landschaften wechseln sich oft, Regierungsmannschaften kommen und gehen, aber das Volk bleibt immer. Alles was wir gemacht haben ist gewidmet den Menschen die für die Geschichte und Kultur des deutschen und moldauischen Volkes Interesse und Sympathie haben.“ (FRAGMENT AUS DEM INTERVIEW) “Hallo Freunde, wir fahren jetzt Berlin an, die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland!“ Mit diesen Worten holte ich die in meinen Bus sitzenden Mitreisenden aus ihren möglicherweise süßen Träumen heraus. Ich versuchte ihnen mein Wissen über diese Stadt kund zu tun und erzählte ihnen, was mir selbst über diese Stadt bekannt ist. “In dieser Metropole leben rd. 3,4 Mio. Menschen und nach deren Bevölkerungsdichte, belegt diese Stadt den zweiten Platz in der Europäischen Union. Aus der Geschichte sollte ihnen bekannt sein, dass diese Stadt einst 29 Jahre durch eine Mauer getrennt wurde. Der westliche Teil der Stadt befand sich, umgeben von der Mauer, in einer so genannten Insellage, wodurch die Reisemöglichkeiten in umständlicher Weise eingeschränkt waren. Aber heute, nach dem Fall der Mauer und der damit verbundenen Wiedervereinigung des Landes, kann ein Jeder wieder ungehindert durch das Brandenburger Tor, dem weltweit bekannten Wahrzeichen dieser Stadt gehen. Brandenburger Tor 74 In östlicher Richtung, geographisch gesehen, erstreckt sich die Straße mit dem schönen Namen Unter den Linden. Natürlich kommt der Name nicht von ungefähr. Die Straße trägt ihren Namen aufgrund ihrer Bepflanzung. Rechts und links der Fahrstraßen, wie auch auf der Mittelpromenade wurden einst Linden angepflanzt. Boulevard Unten den Linden In den 20-iger Jahren gehörte sie, neben dem Ku-Damm (Kurfürstendamm) zur Flaniermeile des gehobenen Bürgertums. Neben Karl Millöcker (1842 - 1899) und Paul Linke (1844 - 1917) haben noch einige andere Komponisten und Textdichter dieser Stadt ihre schönsten Lieder gewidmet. Neben dem bekannten Lied, „Der Berliner liebt Musike, die Musik liegt ihm im Blut…“, so hat auch die Prachtstraße ihr eigenes Musikstück mit dem Titel, „Untern Linden, untern Linden, jeehn spaziern die Mägdelein, wenn die Lust hast anzubinden, dann marschiere hinterdrein…“ Eines der wohl bekanntesten Musikinstrumente dieser Stadt, ist der altbeliebte Leierkasten. Auserkorene Leierkastenmänner hört und sieht man noch heute an sehenswerten Punkten dieser Stadt. Es ist schon einer besonderen Würdigung zuzuordnen, dass die politische Führung der ehemaligen DDR (Deutsche Demokratische Republik) die wundervollen alten Bauten dieser Stadt, die an eine andere Zeitepoche erinnern, nicht hat entfernen lassen. Auf der Museumsinsel, mit dem Pergamonmuseum, in dem sich die Geschichte der Menschheit bis ins dritte Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung zurückverfolgen lässt. Die Die Neue Wache seit 1960 diente das restaurierte Gebäude der DDR als „Mahnmal für die Opfer des Faschismus und Militarismus“, in dessen Raummitte eine Ewige Flamme brannte. 1969 wurden die sterblichen Überreste eines unbekannten Soldaten und eines unbekannten KZHäftlings beigesetzt, umgeben von Erde aus Schlachtfeldern des Zweiten Weltkriegs und aus Konzentrationslagern, ab 1993 zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland, die National Galerie oder auch das Historische Deutsche Museum. Einst führte das Haus den Namen „Zeughaus“. Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620 - 1688) verfügte im Jahre 1667 das an diesem Ort ein Zeughaus errichtet werde. Der Pariser Hof- und Stararchitekt Francois Blondel (1618 - 1686) erhielt den Auftrag zur Fertigung eines Entwurfes, der 1685 eingereicht und Jahre später wegen fehlender finanzieller Mittel umgesetzt wurde. Am 28. Mai 75 1695 ließ Kurfürst Friedrich der III (1657 - 1713), der spätere König Friedrich I den Grundstein des Bauwerkes, das sich in unmittelbarer Nähe der Berliner Befestigungsanlagen befand, legen. Der Bau dauerte bis zu seiner Vollendung im Jahre 1729 ganze 35 Jahre. Der Grund für die lange Bauzeit ist auf die damals fehlenden Mittel zurückzuführen. Historische Deutsche Museum Das Deutsche Historische Museum wurde anlässlich der 750-Jahr-Feier der Stadt Berlin am 28. Oktober des Jahres 1987 im Reichstagsgebäude im damaligen West-Berlin gegründet. Bereits kurz nach seiner Gründung begann das DHM mit dem Aufbau der Sammlung über die deutsche Geschichte. Im Dezember 1994 eröffnete eine Dauerausstellung „Bilder und Zeugnisse der deutschen Geschichte“. Gleichfalls ist es nicht nur das geschichtsträchtige Symbol der Deutschen, sondern es gibt Auskunft über die gesamte europäische Geschichte. Weitere Prunkbauten, die nach der Wiedervereinigung in altem Glanz erstrahlen, sind auf der gegenüberliegenden Seite das Kronprinzenpalais und die Deutsche Oper. Hierbei handelt es sich um eines der weltweit bekanntesten Opernhäuser. Der Architekt Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699 1753) begann im Juli 1741 im Auftrag Friedrichs II (1712 - 1786) mit dem Bau der Königlichen Hofoper. Noch Monate vor der Fertigstellung des Gebäudes 1743 wurde das Opernhaus am 7. Dezember 1742 mit Carl Heinrich Grauns (1701 - 1759) „Cleopatra e Cesare“ eröffnet. Das Haus war das erste königliche Theatergebäude und das erste freistehende Opernhaus Deutschlands sowie damals das größte Europas. Sicher würde sich der eine oder andere moldauische Opernsänger wünschen einmal in seinem Leben an diesem Haus sein Bestes unter Beweis stellen zu können. Bevor wir allerdings ein Stück weiter in Richtung Brandenburger Tor gehen, wenden wir den Blick noch einmal in östliche Richtung, sprich gen Fernsehturm. 76 Auf der linken Seite in Blickrichtung erhebt sich die große Kuppel des Berliner Doms. Er wurde auf Befehl Kaiser Wilhelm des II. (Wilhelm II., Friedrich Wilhelm Viktor Albert von Preußen; 1859 - 1941), in der Zeit von 1894 bis zum 1905 als Beweis der Dankbarkeit für die Gründung des deutschen Reiches erbaut. Sein Architekt war Julius Carl Raschdorf Berliner Dom (1823 - 1914). In den Katakomben ruhen die Gebeine hoher deutscher Fürsten, Kaiser und Könige, deren Gemahlinnen und Kinder. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich einst das Stadtschloss, in dem sich die Winterresidenz deutscher Kurfürsten von Brandenburg, der preußischen Könige und der Kaiser befand. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Reste des halbzerstörten Schlosses abgetragen und der Platz blieb lange Zeit unbebaut. Während der Zeit des DDR hat deren damalige Regierung verfügt, an dieser Stelle den Palast der Republik zu errichten. Im Herbst 1973 wurden die notwendigen Arbeiten begonnen, die am 23. April 1976 feierlich beendet wurden. Der Palast der Republik war der Ort der Sitzung der Volkskammer. Gleichzeitig wurde das Gebäude für die verschiedensten Kulturveranstaltungen genutzt. Nach der Wiedervereinigung konnte sich der damalige Senat von Berlin nicht entscheiden, wie er mit dem Arial Palast der Republik umgehen sollte. Es war einerseits ein Politikum, andererseits eine Preisfrage. Die Kosten, die diese Immobilie leerstehend aufwies, waren immens. Der Abriss dieses Hauses stand immer wieder auf dem Plan, konnte aber auf Grund fehlenAbriss von Palast der Republik der finanzieller Mittel nicht in 77 Angriff genommen werden. Noch dazu lag der Gedanke in der Luft, das Stadtschloss in alter Form wieder zu errichten. Seit dem singen die Berliner gern das populäre Lied, dass in vielen Punkten zu dieser Stadt passt, „Wer soll das bezahlen…!“ Letztendlich hat der Senat im Jahre 1995 entschieden, das Gebäude abzutragen. Das Portal IV des 1950 gesprengten Stadtschlosses am Schlossplatz 1 (bis 1994 MarxEngels-Platz) schmückt noch heute den Eingangsbereich des ehemaligen Staatsratsgebäudes der DDR. In wenigen Jahren, voraussichtlich im Jahre 2009, wird allerdings auch der Rest des Palastes der Republik der Vergangenheit und somit der Geschichte angehören. Zwei Gebäude die ebenfalls unsere Aufmerksamkeit auf sich lenken sollten, sind die Humboldt-Universität, an der selbstverständlich auch moldauische Studenten studieren. Humboldt-Universität Die Universität wurde am 16. August 1809 auf Initiative des liberalen preußischen Bildungsreformer und Sprachwissenschaftler Wilhelm von Humboldt (1767 - 1835) gegründet und nahm 1810 als „ Alma Mater Berolinensis“ ihren Betrieb auf. Mit 256 Studenten und 52 Lehrenden begann im Jahr 1810 das erste Semester an der neu gegründeten Berliner Universität. Die Fächer wurden in die Fakultäten Jura, Medizin, Philosophie und Theologie gegliedert. Die Naturwissenschaften waren damals Teil der Philosophischen Fakultät. Erster Rektor war der Jurist Theodor Schmalz (1760 - 1831). Bei Gründung der Universität Berlin wurde er dort zum Ordinarius der Juristischen Fakultät und erstem Rektor der neuen Hochschule ernannt. Dieses Amt begleidete er bis 1811. Von 1828 bis 1946 führte die Berliner Universität den Namen Friedrich-WilhelmsUniversität zu Ehren des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III (1770 - 1840). Erst im Jahr 1949 entschied man sich für den bis heute gültigen Namen. Seit 1994 verfügt die Humboldt-Universität über elf Fakultäten und mehrere interdisziplinäre Zentren und Zentralinstitute. Mit über 300 Liegenschaften in Berlin und Brandenburg zählt sie zu den bedeutendsten Standortfaktoren der Region. Im Wintersemester 2004/2005 waren 40.828 Studierende an der Humboldt-Universität einschließlich Charité eingeschrieben. Lassen Sie mich an dieser Stelle noch über ein paar markante Punkte dieser Stadt berichten. Der Fernsehturm am Alexanderplatz, 1964 wurde durch den Staatsratsvorsitzenden der DDR Walter Ulbricht (1893 - 1973) entschieden, den Turm am Alexanderplatz bauen zu lassen. In der alten Mitte von Berlin entstand hier ein weit sichtbares, repräsentatives 78 Bauwerk für den sozialistischen Teil Deutschlands. Nach nur 53 Monaten Bauzeit wurde der Berliner Fernsehturm fertiggestellt und am 3. Oktober 1969 in Betrieb genommen. Der Turm hat eine Gesamthöhe einschließlich der Antennenanlage von 368 m. In 203 m Höhe gibt es eine Aussichtsetage und weitere 4 Meter höher, auf 207 m befindet sich ein drehbares Telecafé. Zwei Schnellaufzüge befördern die Kabinen, in der 15 Personen Platz finden, mit einer Beschleunigung von 1.70 m/s^2 in ca. 38 Sekunden bis zur Aussichtsplattform Die Weltzeituhr, genannt Urania, ist ein neuzeitliches Wahrzeichen. Die auf einer Säule ruhende kreisförmige Uhr beinhaltet die 24 Zeitzonen der Welt. In einer Aluminiumverkleidung, die sich über und unter der Stundenanzeige befindet, sind die Namen markanter Städte der Welt eingraviert. Das Gebilde, das das Areal überspannt, entspricht der Nachbildung unseres Sonnensystems mit den um die Sonne kreisenden Planeten. Der Potsdamer Platz, einst einer der beliebtesten Plätze in Europa und während des zweiten Weltkrieges in Schutt und Asche gelegt, lag nach Kriegsende im sogenannten Dreiländereck. Der zwischen den sowjetischen, britischen und amerikanischen Sektoren gelegene Platz hatte für viele Jahre das Interesse zahlungswilliger Investoren verloren. Mit dem Fall der Berliner Mauer änderte sich das sehr schnell. Der Potsdamer Platz sollte wieder das werden, was er einst war – Mittelpunkt im Herzen dieser Stadt. Investoren waren schnell gefunden. Auf dem riesigen Gelände entstand eine moderne Metropole. Das Areal beherbergt viele Geschäfte, Appartements, Büros, sowie die europäische Zentrale der Fa. Sony. Das Sony Center und der „BahnTower“, der Sitz der Dachgesellschaft der Deutschen Bahn in Berlin, wurde von dem deutschstämmige US-Amerikaner Helmut Jahn (*4. Januar 1940 in Nürnberg) gestaltet. Das Filmmuseum Berlin mit der deutschen Kinemathek, Cafés und Restaurants. Das Daimler Haus, die Potsdamer Platz Arkaden, das Musicaltheater und das Spielkasino am Marlene-Dietrich-Platz, sind neben Hotels und Kinos, die Bauwerke, die dort nach der Wiedervereinigung entstanden sind. Wenn Sie mehr über diese expandierende Stadt erfahren möchten, dann empfehle ich Ihnen eine Reise dort hin zu machen. Und um noch eins drauf zulegen, sollten Sie nicht versäumen den Kulturverein Moldova e.V., in Berlin-Buch zu besuchen. Meine mitreisenden Künstler, denen ich gerade diese Stadt zeigen konnte, sind mir bereits auf dem Weg zu unserem Quartier wieder eingeschlafen. Dabei wollte ich ihnen gern noch etwas von der meist besuchten Stadt dieses Kontinents zeigen und erzählen. Auf dem Weg von der City nach Buch durchqueren wir den Bezirk Prenzlauer Berg. Menschen unterschiedlichster Nationalitäten haben hier ihre neue Heimat gefunden. Wenn ich Ihnen gerade etwas über das Altertum, aber auch über die Moderne erzählen konnte, so finden Sie hier in diesem Stadtteil die unterschiedlichsten Epochen. Hier haben sich Architekten der letzten 100 Jahre ihre Denkmäler setzen können. Stile: von Retro – bis zum Modern. 79 Berlin ist neben seinem ökonomischen und politischen Zentrum des Landes auch ein wie ich meine kultureller Standort, dem wir uns als Organisation nicht verschließen dürfen. Hier leben und arbeiten derart viele Nationalitäten, so dass wir glauben, gerade an diesem Ort ein großes Potenzial interessierter Menschen zu finden, die wir ansprechen und für unsere Aufgabe begeistern können. Demzufolge wollen und müssen wir uns aus dem Rahmen regionaler Grenzen herausheben um außerhalb unseres Gründungsortes eine Zentrale eröffnen, die uns hoffen lässt, über die Grenzen des Bundeslandes Hessen auch in Berlin und Brandenburg, wie in weiteren Bundesländern bekannt zu werden. In dieser Stadt befindet sich aber auch die Landesvertretung der Republik Moldau mit ihrer Botschaft, mit deren Unterstützung bereits die eine oder andere Veranstaltung erfolgreich war. Ohne jede falsche Bescheidenheit darf ich sagen, dass, Dank der aktiven Arbeit aller Mitglieder der Gesellschaft und den erfolgreichen Auftritten moldauischer Künstler es uns in der kurzen Zeit, sprich: von 1999 bis zum Jahr 2002, gelungen ist, das positive Image des „Kulturvereins Moldova e. V.” aufzuwerten. Es wurden Kontakte zu den verschiedensten Organisationen, aber auch Privatpersonen geknüpft, die den Wunsch hatten, mit uns zusammenzuarbeiten. Somit führe ich Sie nunmehr in den Bezirk am Rande der Stadt Berlin in dem der Verein künftig ein ehrenwertes Domizil erhalten wird. Ich denke, allein das Bild beeindruckt schon sehr. Der ungewöhnliche architektonische Stil dieses dreigeschossigen Gebäudes ist mit einem mittelalterlichen Schloss vergleichbar. Es bietet äußerlich, wie auch innerlich den Parametern, für die Durchführung thematischer Diskussionen, Konzerte und Empfänge mit Gästen und gleichgesinnten Partnern. In den Dokumenten zur Grundbucheintragung aus dem Jahre 1890 fand ich so manche interessante Eintragungen, von denen ich an anderer Stelle berichten möchte. Nach den vorgenommenen Renovierungsarbeiten wurden gerade im Parterre die Räume für die Nutzung von Veranstaltungen hergerichtet. Darunter befindet sich ein Raum, der dem Vorbild moldauischer Wohnkultur eingerichtet ist und die sogenannte „Casa mare“ darstellt und auf deutsch gleichbedeutend als die „Gute Stube“ bezeichnet wird. Diese gute Stube wird in Moldau als ein besonderer Raum betrachtet, der ausschließlich für Besonderhei80 ten genutzt wird, sprich: Feierlichkeiten der Familie oder besondere Besuche. Mit diesem Zimmer wurde eine Art Museum geschaffen, in dem die traditionellen Besonderheiten der folkloristischen Ausstrahlung und das kulturelle Erbe über Generationen hinaus veranschaulicht werden soll. „Casa mare“ ist nicht nur ein formales Sammeln heimischer Exponate, nationaler Kostüme und Volksinstrumente, sondern auch eine Popularisierung der Geschichte der Moldauer in Deutschland. Die Entstehung dieser Begegnungsstätte wurde in der moldauischen Presse mit den folgenden Zeilen bemerkenswert erwähnt: „... Dank den Bemühungen der Mitglieder des „Kulturvereins Moldova e. V.”, in Berlin wurde eine „Casa mare“ eröffnet. Die Deutschen bekamen die Möglichkeit, die Traditionen und die Bräuche der Moldauer kennen zu lernen.“ 16 Moldauische Künstler in den Nationaltrachten In all den Jahren in denen ich diesem „Kulturverein Moldova e.V.“ als Vorsitzender diene, habe ich eines erfahren müssen, nämlich dass sich die Deutschen zum Teil mehr für die moldauische Kultur, für die Traditionen, aber mehr noch für die Menschen in diesem Land interessieren, als es vielleicht die Moldauer selbst tun. Es klingt Paradox, aber lesen Sie selbst die wahre Geschichte der Familie Helga und Erhard Günther aus Berlin, die vor kurzem in den verdienten Ruhestand gegangen sind. Erhard Günther wusste vor unserer ersten Begegnung bereits einiges über dieses Land zu berichten und seine Erzählung möchte ich Ihnen nicht vorenthalten. „Es war Anfang der 90-iger Jahre, um genau zu sagen, im Jahre 1992. Die Republik Moldau befasste sich zwangsläufig und aufgrund der Tatsache, dass sie nunmehr eine freie und unabhängige Republik wird, mit dem Gedanken der Einführung von Reisepässen für moldauische Bürger und Diplomaten. Mit diesem Auftrag wurde eine erfahrene Druckerei in Deutschland und damit in Berlin beauftragt. Es war einer der ersten Auslandsaufträge, 81 mit dem diese Druckerei konfrontiert wurde. Erhard Günther war zu dieser Zeit Sachbearbeiter für derart gelagerte Arbeiten und unterbreitete seinem Vorgesetzten im September 1992 den Vorschlag, „… es müsse nunmehr Jemand nach Moldau fliegen, um den dortigen Behörden die ersten Korrekturabzüge vorzulegen und noch offene Fragen zu besprechen!“. „Herr Günther, das ist ein guter Vorschlag, bitte fahren sie dort hin!“ Ja und damit hat alles angefangen. Die Liebe zu diesem Land und zu den Menschen, die doch eigentlich ganz anders waren als wir. Stets hatten wir nur das sowjetische Feindbild vor Augen und auf einmal sind da Menschen, von denen man mit einem Bruderkuss begrüßt wird. Diese Erfahrungen zu machen, war eines der schönsten Erlebnisse meines Lebens. Oft erzählte Helga und Erhard Günther ich meiner Frau davon, bis es eines Tages soweit war. Unsere Druckerei erhielt den Auftrag Postwertzeichen für die moldauische Post zu drucken. Die Mitarbeiter in den Chefetagen der moldauischen Post, einschließlich des Postministers, waren nicht nur Kunden unseres Hauses in Berlin, nein, sie wurden auch zu persönlichen Freunden, was sich niemals als Vor- oder Nachteil auf die geschäftlichen Beziehungen auswirkte. Bei einer geschäftlichen Verhandlung in Deutschland im Jahr 1995 traf mich dann das große Erstaunen. Mir wurde die Frage gestellt, „Was macht ihre Frau in der nächsten Woche?“ Keine Frage, sie ist berufstätig und muss arbeiten! „Bitte rufen sie ihre Frau an, sie fliegt in der nächsten Woche auf Einladung des Postministers mit nach Chişinău!“ Dieses freudige Ereignis hat uns zu noch größeren Freunden gemacht als wir es schon waren. Mit Musik und in nationaler Tracht und nie zu vergessen die großen Blumensträuße, so wurden wir empfangen. Man fuhr mit uns bis hoch in den Norden der Republik, in die Region Briceni, zum Dorf Larga. Eine Schule durften wir besuchen und es lag sicherlich im Rahmen der Planung dieser kurzen Reise, denn man führte uns die Kinder einer ersten Klasse vor. Gut gekleidete Knaben und Mädchen mit großen weißen Schleifen im Haar empfingen uns in der Schule. Es war peinlich mit leeren Händen vor den Kindern mit diesen erwartungsvollen Augen zu stehen. Eine Packung Mamba als Kaubonbon, war alles was Helga Günther in der Tasche hatte und es reichte genau aus um jedem Kind einen Bonbon zu reichen. Wieder zu Hause in Deutschland angekommen, wussten wir allerdings was zu tun war. Wir gingen betteln und konnten eine Mark nach der anderen sammeln. Noch zu Weihnachten desselben Jahres haben wir die erste Sendung Lebensmittel und Süßigkeiten an diese Schule geschickt. Diese Aufgabe gehörte sechs Jahre zu unserem sozialen Engagement in Richtung „unsere Liebe zu Moldau, zu diesem Land und zu den Menschen!“. Eines der vorletzten Präsente an diese Klasse war ein Keyboard der Firma Yamaha, dass wir im Jahre 2001 noch persönlich der Schule übergeben konnten und ein Jahr später eine Digitalkamera. Warum sich allerdings die nunmehr schon groß gewordenen Schüler und Schülerinnen, aber auch die Lehrerschaft, sowie die Schulleitung bei uns nicht mehr gemeldet haben, 82 wird uns immer ein Rätsel bleiben. Dennoch hat sich an den Freundschaften nach Moldau, an die Liebe zu diesem Land und deren Kultur nie etwas verändert. Das, so meinen wir, zeugt auch von unserem uneingeschränkten Interesse zum „Kulturverein Moldova e.V.“ und seinem ersten Vorsitzenden Konstantin Pawljuk.“ Ich denke, ich habe Ihnen nicht zu viel erzählt oder sollte ich lieber sagen erzählen lassen. Es ist eine beachtliche Geschichte, wie sich Menschen deutscher Nationalität um das Wohlergehen der Kinder in einem fremden Land mit Lust und Liebe und einer sozialen Einstellung engagieren. Ich möchte es einfach mal so formulieren, dass ich sage, Helga und Erhard Günther sind mit ihrer wirklich aufrichtigen Beziehung zu Moldau, zu ihren Menschen, aber auch ihrer Geschichte und Kultur ein würdiges Beispiel das sich manche Menschen aus diesem Land zu Herzen nehmen sollten. Und nun, nach der kleinen Abweichung, werden wir die begonnene Erzählung über die moldauische „Casa mare“, auf deutsch „die gute Stube“ fortsetzen. Die hier gezeigten Requisiten moldauischer Einrichtungsgegenstände dienen ausschließlich dazu, erzieherische Informationen an die aus Moldau zugereisten oder in Deutschland geborenen Kinder, deren Wurzeln in Moldau liegen, zu vermitteln. Es ist für uns, die wir bereits seit vielen Jahren in diesem Land leben, eine besondere Verpflichtung, auf die Geschichte, die Kultur und auf die Bräuche der Eltern und deren Vorfahren aufmerksam zu machen. Ich denke, dass die aus Moldau stammende Cristina Goretzko (geb. Eremia) den einen oder anderen Besucher während unserer Veranstaltungen im Haus in Buch überzeugen konnte. Cristina die in Deutschland lebt, studiert und arbeitet, findet trotz ihrer Beschäftigung immer wieder Zeit, den Gästen über ihr Land zu erzählen. So mancher Gast, der bereits des Öfteren bei uns war, der weiß, dass Cristina gern das eine oder andere Volkslied aus der Heimat vorträgt, noch dazu, wenn ich sie darum bitte. „Ich habe die moldauischen Lieder nicht gelernt, ich habe sie mir einfach gemerkt“, sagt sie den Gästen. „Bereits als Kind lauschte ich dem Gesang meiner Großmutter und lernte dabei die Lieder ohne jede Mühe auswendig. Zusammen mit ihr bereitete ich die nationalen Gerichte vor und wir stickten gemeinsam die Muster für die nationalen Kostüme. Und an der Pädagogischen Universität von „I. Creangă“ aus Chişinău, an der ich studierte, habe ich immer mit dem größten Vergnügen an den verschiedenen Festivals der Volksmusik teilgenommen und dabei gelernt, einige moldauische Tänze richtig und korrekt zu tanzen. In welchem Land ich auch mein Leben verleben werde, es wird mir stets eine Verpflichtung bleiben, niemals meine Herkunft zu vergessen um damit immer und immer wieder zu zeigen, woher ich komme. Allein das gebietet mir mein Nationalstolz.“ Sascha Goretzko, ihr deutscher Ehemann, unterstützt seine Frau bei den auf sie zukommenden Diskussionen, weil er meint, dass „… die existierenden Probleme der geistigen und gesellschaftlichen Verbindungen der heutigen Generationen besonders aktuell sind, da in den letzten Jahren, laut der Statistik, die Zahl der Familien, bei denen die Eltern verschiedener Kulturen angehören, gestiegen sind. Leider jedoch, wird bei der Erziehung der Kinder sehr oft ein sehr wichtiger Punkt – die Heranführung an die Traditionen, Bräuche beider Nationen sowie ihre Achtung seitens der Mutter oder des Vaters – vernachlässigt. „Auch ich bin jetzt ein bisschen Moldauer, sagt er lächelnd, „schon deshalb, weil ich mit einer Moldauerin verheiratet bin.“ Sascha ist nicht nur Ehemann, sondern auch einer der „Schüler“ von Cristina und er besucht gehorsam ihren Sprachunterricht. Jedenfalls, wenn Cristina ihm sein Lieblingsgericht „plăcinte“ serviert, dann spricht Sascha nicht nur 83 das „Mulţumesc – Dankeschön“, nein er singt es ihr vor. Nachdem ich erneut vom Thema abgewichen bin, will ich noch etwas über das Zimmer „Casa mare“ berichten, bevor wir uns den weiteren Zimmern zuwenden. Ich möchte erwähnen, das es für viele Menschen eine angenehme und unerwartete Überraschung war, diesen Raum in seinen heimatlichen Ambiente zu sehen. Als wir uns mit dem Gedanken befassten, diesen Raum zu schaffen, haben wir nach vielen Bildern, Dokumenten und Beschreibungen gesucht, um dem Besucher diesen traditionsbewussten Raum so originalgetreu wie nur möglich vorzustellen. Zu diesem Zweck habe ich bei meinen Moldaureisen einige Dörfer im Norden des Landes aufgesucht und ich war sehr glücklich über die Menschen, die auf unser Vorhaben hier in Berlin, mit einer derartigen Lebendigkeit reagierten und sehr dazu beigetragen haben, diesen Raum zu gestalten. Alle in unserem Museumszimmer vorgestellten Gegenstände wurden im Wesentlichen in Moldau gesammelt. Da ist zum Beispiel ein prächtiger handgefertigter Teppich, der von den besten Meisterinnen für Webkunst des Dorfes Balan (Heute Malinovskoe), Rayon Rişcani, gewebt wurde. Auch der Waschtrog aus Holz, in welchem einst der Brotteig geknetet wurde, die Handtücher mit den traditionellen Ornamenten dieser Gegend, ebenso wie die ausgestellten Weinkrüge, stammen standesgemäß aus Moldau. 84 Ein besonderes und für uns aus materieller Sicht gesehenes, teures Geschenk, ist das Porträt von Stefan cel Mare (Stefan der Große, 1433 1504). Gefertigt von dem verdienten moldauischen Maler Simion Zamşa. Wenn man vom Flur aus das Zimmer betritt, so hängt das Bildnis in der rechten Ecke des Raumes, dort wo bei den gläubigen Moldauern gewöhnlich die Ikone hängt. Die Frage nach dem Grund, weshalb wir statt der Ikone das Bild des Fürsten angebracht haben, ist damit zu erklären, dass es sich bei Stefan cel Mare um einen ehemaligen moldauischen Herrscher handelt, der aufgrund der Heiligsprechung durch die orthodoxe Kirche zu einem nationalen Symbol im Staate geworden ist und dessen Großtaten und Verdienste am Volk zu einer derartigen Hochachtung und Verehrung führte, dass er dem aufstellen oder aufhängen von Ikonen gleichzustellen ist. Wir haben kein Recht, uns zu entfremden oder uns der Vergangenheit zu entledigen, egal wie sie auch immer war. Man sollte sich stets daran erinnern, dass: „Wer seine Vergangenheit nicht achtet, ist keiner Zukunft wert“. 17 Und gerade, weil sich ein Teil der abendlichen Veranstaltung, neben der Musik auch mit der folkloristischen Ausstattung der Künstler befasst, werden diese ihre Darbietungen in der Landestracht vorführen. Die Gazette konnte später darüber wie folgt berichten: „… der Folklore gehörte der zweite Teil des Abends. Alle Künstler waren hier erneut zu hören und vor allem waren sie in ihren wunderhübschen, bestickten Trachten zu bewundern“. 18 Eine interessante Information an den Leser soll die Beschreibung der nationalen Kleidung sein. Viele bäuerliche Familien lebten davon, was ihnen das zu bewirtschaftende Land bot. Dies betraf in ihrer Lebensweise auch die Kleidung die am Hof getragen wurde. Das 85 verbreitete Material, das auf den speziell dafür ausgewiesenen Grundstücken angebaut und gezüchtet wurde, war Hanf. Danach kam die Wolle und seltener der Flachs. Schon früh wurde den Mädchen die Kunst des Spinnens gelehrt, ebenso wie das Weben, Nähen und das Sticken. So sollten sie zusammen mit der Mutter nicht nur die eigene Mitgift, sondern auch die Geschenke an den Bräutigam und deren Verwandten vorbereiten. So war es Brauch und Sitte. Eine Besonderheit der ausgestellten Exemplare ist natürlich auch die von den Moldauern getragene Kleidung. Wie bei vielen anderen kulturverbundenen Völkern zeichnet sich auch in diesem Land die Kleidung durch ihre historischen Traditionen, den klimatischen Bedingungen entsprechend der Region und deren wirtschaftlichen Nutzungsgrad aus. Das Kostüm prägt sich nach den völkerkundlichen Forschungen als Besonderheit aus, insbesondere was den Schnitt und den Schmuck angeht. Ein weibliches Kostüm hatte folgendermaßen auszusehen. Da war als erstes das Hemd oder die Bluse. Weiß und mit Ornamenten bestickt, „ie“. Dann das Utensil, das zum Rock gehört: „catrinţă“. Um sich besser mit den Gepflogenheiten moldauischer Kleidung im Folklorestil auszukennen sind einige Details zu beachten. Als erstes sollten sie wissen, dass das „catrinţă“ nicht als gewöhnlicher, genähter Rock zu betrachten ist, sondern, dass es sich in erster Linie um ein breites um die Taille gewickeltes Leinentuch handelt. Aber auch hier sind besondere Nuancen zu beachten. Wenn ein Bursche dieses „catrinţă“ bei dem Mädchen seiner möglichen Wahl richtig betrachtete, so konnte er sofort erkennen, ob es noch frei war oder sogar schon verheiratet. Den feinen Unterschied sah man daran, wenn der senkrechte Rand des Tuches auf der rechten Seite auflag, so bestanden für den Herrn der Schöpfung noch einigermaßen gute Aussichten, bei der Dame des Herzens zu landen. War es aber nach links gelegt…, nun dann standen die Chancen auf Null. Ein weiterer Höhepunkt war die Tatsache, dass dieses „catrinţă“ weder über Knöpfe noch andere Verschlüsse verfügte, also auch keinen Reißverschluss. Es wurde, vielleicht der Einfachheit halber, mit einem Gürtel gebunden. Als Kopfschmuck trugen die Mädchen oder Frauen einen „neframă“, eine Art Schleier oder das „basma“, das Kopftuch. Das die Farbigkeit der Damenbekleidung vielfältiger als die der Männer war, steht wohl außer Frage. Dennoch wurde die Herrenkleidung geprägt durch das Tragen des langen weißen Hemdes und der engen weißen Hose – „izmene“ oder „iţari“ –, sowie den farbigen breiten Gürtel, bezeichnet als „brîu“. Als krönender Abschluss, entsprechend der kälteren Jahreszeit trug der Mann genauso wie Frau dazu die Weste (peptar), den Kaftan ohne Kragen (suman) und den Wollmantel mit der Kapuze (manta cu glugă). Ich denke, dass Sie jetzt mit dem Autor des Artikels „Kunst als Mittel der Integration“, geschrieben in der deutschen Zeitung „Gelnhäuser Neue Zeitung“ einverstanden sind, wenn er begeistert bemerkt, dass „die farbenreichen moldauischen nationalen Kostüme, besonders weibliche, die Informationen des Zuschauers über den Reichtum und die Mannigfaltigkeit der mol86 dauischen Folklore ergänzen. Insbesondere die Folklore mit ihren eindrucksvollen bunten Trachten und der einschmeichelnden Panflötenmusik rufen in Deutschland immer wieder Begeisterung hervor.“ 19 ALIONA TRIBOI NATALIŢA BOTNARI Natürlich werden die Künstler aus Moldau in ihren landestypischen Kostümen auftreten und dazu die Volksmusik aus ihrer Heimat vortragen, doch vorher möchte ich Sie noch über eine Besonderheit, insbesondere, der ländlichen Küche informieren. Ein ganz besonderer und wie ich denke schöner Brauch ist es, den Gästen, auch wenn sie nur kurz vorbeikommen, eine Spezialität des Landes, das sogenannte „mămăliga“ anzubieten. Wenn Sie mal nach Moldau reisen, werden Sie an „mămăliga“ in der einheimischen Küche nicht vorbei kommen. Diese Speise wird zubereitet aus den Zutaten: Maismehl, Salz, Wasser. Bezogen auf den deutschen Raum, könnte man auch sagen, „was für den Deutschen die Kartoffel oder in den bayrischen Gegenden der Knödel ist, ist für den Moldauer der zuvor beschriebene „mămăliga“. 87 Ohne Frage wird Ihnen Ihr Gastgeber mit dem Wein aus der hauseigenen Kellerei, das Nationalgetränk der Moldauer, kredenzen. Nach alten Regeln der Weinbereitung soll er in Eichenfässern gekeltert und aufbewahrt werden. Dann allerdings empfiehlt der Spezialist und so wäre es zu wünschen, den Wein zum Tisch nur im irdenen Krug zu servieren. „Ulcior – der Krug“, so heißt er auf Moldauisch, behält lange Zeit alle Qualitäten des Weines nach dem Abziehen, vorausgesetzt, er übersteht eine gewisse Zeit auf dem Tisch bzw. im Krug. „Noroc!“ – „Auf Ihr Wohl!“ wünscht Ihnen der Wirt. Als Nicht-Moldauer sollten Sie an dieser Stelle allerdings ein besonderes Augenmerk auf Ihren Gastgeber richten. Er wird als erster ein Glas seines kühlen, herben und köstlichen Weines trinken und dabei voller Vergnügen und Verzückung die Augen schließen, um Ihnen damit anzudeuten, wie hervorragend der Wein aus seinem Keller, gegenüber dem seines Nachbarn ist, bei dem Sie gerade gestern zu Gast waren. Sein Wein ist selbstverständlich nicht mit dem seines Nachbarn zu vergleichen. Der Anstand gebührt, dass man ihn in diesem Glauben lässt. Wenn Ihnen nach dem Spruch des Gastgebers, „Mulţi ani!“ – „Viele Jahre!“ und „Noroc!“, das Wort angeboten wird, antworten Sie niemals wie im deutschen mit Prost, es bedeutet im moldauischen „dumm“. Dennoch möchte ich nochmals auf das Nationalgericht „mă-mă-li-ga“ zurück kommen. Auch wenn es nur aus den zuvor bereits genannten drei Komponenten besteht, ist es dennoch nicht so einfach zuzubereiten. Nichts dergleichen! Damit es wenigstens essbar wird, ich sage nicht, dass es schmecken muss, muss man schon eine angemessene Regelsammlung studieren. Aus welchem Brunnen ist das Wasser zu nehmen, in welchem Dorf ist das Maismehl zu kaufen, wie heißt der Meister, der die gusseisernen Töpfe herstellt. Wie, Sie wollen wissen, wofür ist ein gusseiserner Topf notwendig? Wollen Sie „mămăliga“ etwa im Kochtopf vorbereiten? Welch nationaler Frevel! Mămăliga darf nur in dieser Topf-Form zubereitet werden, denn er soll nicht flüssig wie der Brei, sondern fest wie ein Teig sein. Nur in dieser Form kann man ihn schneiden. Die Frage nach dem Besteck erübrigt sich. Es ist auch keinesfalls nötig, ein eigenes 88 mitzubringen. Beobachten Sie aufmerksam, womit der Wirt „mămăliga“ schneidet – ganz einfach mit einem normalen Bindfaden und nicht etwa mit dem Messer. Und nun verspeisen Sie, wie bereits die alten Römer, dieses Gericht mit den Fingern. Nehmen Sie ein Stückchen vom „mămăliga“ und tunken es abwechselnd auf Ihrem Teller in „brînză“ – ein Salzlakenkäse, der in seiner ursprünglichen Bedeutung ein drucklos ausgemelkter Schafskäse ist, der in Salzlake gereift wurde und einen recht intensiven Geschmack hat, „mujdei“ – die Knoblauchsoße, „jumeri“ – der geschmolzene Speck, „scrob“ – die geschlagenen und gebratenen Eier. Noch vieles, vieles mehr könnte ich Ihnen von der moldauischen Küche und den Spezialitäten berichten, nur ich denke, die vielen Bezeichnungen in moldauischer Sprache würden Sie mit der Zeit verwirren. Ich schlage vor, wir erfreuen uns gemeinsam an dem populären Volkstanz „pereniţa“, getanzt nach den Klängen der Künstlergruppe. Als notwendiges Utensil benötigen wir dazu ein „băsmăluţa“. Oh, ich merke schon, ich berichte bereits wieder in Rätseln. Doch in diesem Fall macht das Garnichts, den ein bisschen möchte ich Sie noch im ungewissen lassen, was das neue Wort anbelangt. Aber mit der Zeit, wenn Sie sich dann die einzelnen Worte gemerkt haben, werden Sie die Sprache perfekt beherrschen. Eines darf ich Ihnen allerdings verraten, vergessen Sie nicht ein gewöhnliches Taschentuch mitzubringen. Später werden Sie verstehen, wozu es von Nutzen sein wird. Aber jetzt möchte ich Sie nunmehr in ein weiteres Zimmer einladen. An den Wänden sehen Sie Bilder moldauischer Maler und es gibt in diesem Zimmer auch ein Klavier, welches den Eindruck verleiht, dass auf Grund der Bestuhlung in diesem Raum auch kleine Konzerte vorgetragen werden. Wenn es buchmäßig und leserisch möglich wäre, würde ich sagen, nehmen Sie Platz und sehen und lauschen Sie den Klängen der nun folgenden musikalischen Darbietung moldauischer Künstler. Jetzt werden die am heutigen 24. September 2002 anwesenden Musiker aus Moldova, Sorin Rusu, Anna Dabija und Oxana Lavric, „bei der Eröffnung der Zentrale des Kulturvereins Moldova ein Konzert geben. Seit fünf Jahren gibt es den bundesweit aktiven Kulturverein. Durch den Umzug in die Hauptstadt erhofft er sich einen größeren Zulauf und eine besseren Austausch zwischen deutscher und moldauischer Kultur.“ 20 Also, fangen wir an. „Wir wollten dieses freudige Ereignis nicht nur mit Bekannten und Freunden, sondern auch mit denen teilen, die vor kurzem ihren ständigen Wohnsitz von Moldau nach Deutschland verlegt haben. Wie Sie bemerkt haben, trägt unsere Vertretung keinen Bürocharakter. Bei ihrer Ausstattung dachten wir insbesondere daran, dass sich ein jeder, der zu uns kommt, als Mitglied einer Familie fühlte, in der es weder rassistische noch nationale Unterschiede gibt. Hier werden die Rechte und die Kultur jeden Volkes respektiert“! So jedenfalls habe ich es am Anfang der Eröffnungsfeier versucht den Anwesenden zu erklären. In meinen Ausführungen habe ich gleichzeitig betont, dass der Name unsererseits nicht zufällig gewählt wurde. Ich erlebe es immer wieder, dass mich Menschen in Deutschland auf den Namen Moldova (moldauische Sprachform) oder Moldau (deutsche Sprachform) unwissend ansprechen. Wo bitte liegt dieses Land? Ich versichere Ihnen, es wird der Tag kommen, an dem die Republik Moldau, ein sicherlich kleines Territorium mit einer Größe von nur 33,37 Tsd. qkm, als ein unabhängi89 ger, europäischer Staat aus dem Gedankengut der Menschen nicht mehr wegzudenken ist. Es besitzt auch keine Bodenschätze, wie Erdöl oder Gold, aber es verfügt dennoch über einen unschätzbaren Reichtum. Es ist die talentvolle, starke, gesunde junge Generation, die nicht nur die alten Traditionen pflegt und aufrecht erhält, sondern die Zukunft dieses Landes prägen wird. „Trandafir de la Moldova, ti-as iubi, da nu stiu vorbă“ – „Rose aus Moldova, ich würde dich lieben doch ich finde keine Worte”, sang das moldauische Volkslied die Interpretin Anna Dabija. Mit einem fröhlichen „Hej!”, bei dem Stück „Sanie cu zurgălăi” - „Schlitten mit Tamburin”, haben alle Gäste begeistert mitgesungen. „Hop, hopp, hopp”, so schallte es aus den Reihen, während des Auftritts der Geigerin Oxana Lavric. Die Zuschauer hätten den Rhythmus des funkelnden Csárdás von Vittorio Monti (1868 - 1922) am liebsten nicht nur mit den Händen geklatscht, sondern auch noch mit den Absätzen der Schuhe an ihren Füßen mit geklopft. Die Melodien moldauischer, rumänischer, ungarischer, deutscher, polnischer, italienischer, russischer Komponisten wechselten an diesem Abend zwischen Instrument und Stimme, vom sangesvollen Interpreten, über die musizierenden Künstler bis hin zum Publikum. So gesehen zogen die Melodien ihren musikalischen Reigen von Chişinău nach Wien, aus Budapest nach Berlin, aus Krakau nach Rom ungehindert über alle Grenzen hinweg. Nun verstehen Sie, wenn es sprichwörtlich heißt, „Musik kennt keine Grenzen!“. Die Musik von W. A. Mozart (1756 - 1791), J. S. Bach (1685 - 1750), P. I. Tschaikowski (1840 - 1893), C. Porumbescu (1853 - 1883), Eugen Coca (1893 - 1954), L. van Beethoven (1770 -1827), die Gemälde von El Greco (1541 - 1614), D. Velaskes (1599 - 1660), M.E. Repin (1844 - 1930), M.Z. Shagal (1887 - 1985), P. R. Picasso (1881 - 1973), die literarischen Werke von L. N. Tolstoi (1828 - 1910), M. H. Stendhal (Marie-Henri Beyle; 1783 - 1842), U. Shakespeare (1564 - 1616), Honore de Balzac (1799 - 1850), F. von Schiller (1759 - 1805). Ihre hinterlassenen Kunst-Werke wurden zum weltweiten Besitz, weil sie die Gefühle, die Wünsche und die Gedanken der Menschen verschiedener Nationalitäten, Konfession, Völker, Länder äußern und wiederspiegeln. Mit diesen Worten habe ich meine Konversation zum Ende gebracht. 90 „Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten….“ „Unsere Gedanken sind frei. Es ist wirklich so“, so jedenfalls behaupteten alle Teilnehmer dieser Feierlichkeit. „Kann ich Ihnen in irgendeiner Form helfen?“, sprach ich die sich mir nach der Veranstaltung nähernden Gäste, namens Regina und Manfred Schütt an. „Ja gewiss! Als wir von der Existenz dieser kulturellen Einrichtung hier in Buch erfuhren, haben wir uns spontan entschlossen, ihrer Organisation unser Akkordeon zu überlassen. Einerseits möchten wir es dem „Kulturverein Moldova e.V.“ zum Geschenk machen, aber dabei auch gleichzeitig als eine Stafette betrachten, die von der älteren zur jüngeren Generation wechselt.“ Mit den Worten „wir wünschen uns nichts mehr, als das Diejenigen, die dieses Instrument künftig spielen werden, genauso viel Freude daran haben werden, wie wir es einst hatten“ ergänzte Frau Regina Schütt die wörtlichen Ausführungen ihres Mannes. Bei der Beschreibung des Veranstaltungsablaufes fällt mir ein, dass ich mich erinnere, dass mich stets Menschen unterschiedlicher gesellschaftlicher Schichten ansprechen, die von dem was wir als Verein in diesem Lande tun und vollbringen, vollauf begeistert sind. „Wir möchten Ihnen auch ein paar Wörter sagen“, wenden sich bei einer der vielen Veranstaltungen hier in Berlin Renate und Manfred Seifert an mich. „Bis jetzt wussten wir über Moldova nicht viel“, sagen sie „und jetzt, nach den wunderbaren Eindrücken, die wir bei den Auftritten der Künstler und ihrer moldauischen Volksmusik erfahren durften, haben wir uns spontan entschieden, in die Gesellschaft einzutreten, um mit unserer Teilnahme die Kunst dieses Volkes zu unterstützen“. 21 Nach diesem netten Gespräch war es an der Zeit die Gäste in den Garten zu führen und sie zu bitten, unter dem aufgestellten Pavillon Platz zu nehmen. Es war an der Zeit nach den musikalischen Köstlichkeiten an das leibliche Wohl bei einer kleinen Grillparty zu denken. 91 MOLDOVA ZU GAST IN BRITZ „… Die vorrangigste Aufgabe unserer Gesellschaft ist die Förderung des gegenseitigen Verständnisses zwischen unseren Völkern. Dank dem kulturellen Austausch streben wir an, auf die Kulturen verschiedener Völker zuzugehen. Wir sind davon überzeugt, dass es uns gemeinsam gelingen wird, die Kultur des moldauischen und des deutschen Volkes nicht nur zu bewahren, sondern auch im beiderseitigen Einvernehmen geistig zu bereichern.“ (Leitgedanke) „Liebe Mitglieder des Britzer Bürgervereins, willkommen in Buch“, mit diesen Worten begrüßte ich die Freunde. „Treten Sie ein und fühlen Sie sich wie zu Hause!“ „Guten Tag“. „ Bună ziua “, grüßen einander die Moldauer und die Deutschen. „Sehr geehrte Damen und Herren! Ich darf bemerken, dass in der Biografie unseres „Kulturvereins Moldova e.V.“ noch eine bedeutungsvolle Tatsache erschienen ist“, sagte ich den Anwesenden. „Heute empfangen wir bei uns den „Bürgerverein Berlin Britz e.V. 1890“. Beim Anblick der anwesenden Mitglieder ihrer Organisation, möchte ich erwähnen, dass in Anbetracht der hier erschienen Altersstruktur, ihr Verein beMitglieder des Bürgerverein Berlin-Britz e.V. 1890. reits das hundertjährige Jubiläum gefeiert hat“, wende ich mich an den Vorsitzenden Herrn Gero Striek. „Sie haben völlig recht“, antwortet er. In den alten Archivdokumenten unseres Vereins, die zum Glück während so vieler Jahre nicht verloren gegangen sind, gibt es eine Aufzeichnung, die diese Tatsache bestätigt. Ich kann sie aus dem Gedächtnis verlesen: „… am 15. November 1890, in dem kleinem Restaurant „Engelchen“ hat die erste Versammlung stattgefunden. Dort wurde die Entscheidung über die Gründung des „Bürgervereins Berlin Britz e.V. 1890“ einstimmig getroffen.“ Jetzt, da alle anwesend sind, können wir, glaube ich, mit der Diskussion an der frischen Luft beginnen. „Sie interessieren sich wie sie läuft? Natürlich wie üblich. Also, fangen wir mit der thematischen Erörterung an“, beginne ich traditionell. „Ich möchte auch keine Enttäuschungen aufkommen lassen, denn ich werde keine Tagesordnung wie bei einer Versammlung verlesen.“ „Wenn nicht so, wie dann? Wie soll man es beginnen, Menschen bestimmte Dinge des Lebens erklärbar zu machen“, erklärte Herr Ernst-Heino Schäfer. „Ich denke, wir sollten 92 begreifen, dass wir unsere Kenntnisse über ferne uns unbekannte Gebiete und Länder nur über die uns überbrachten Informationen, bezogen auf deren Kultur und Geschichte und oder aber auch deren wirtschaftliches Gefüge, erlernen müssen. Ich denke, dass der Umgang „das Kennenlernen“ mit anderen Völkern viel ausgeprägter sein sollte. Zum Beispiel, habe ich heute nicht nur mit großer Aufmerksamkeit den Erzählungen vom Herrn Pawljuk gelauscht, wie er über die wichtigsten historischen Momente, die in Moldova geschahen, berichtete, sondern ich habe auch, zu meinem Erstaunen, einige für mich nützliche Informationen aus der nationalen moldauischen Küche erfahren dürfen. Kurz gesagt, ich kann sogar einige Namen moldauische Weine aussprechen: Ka-ber-ne, Fet-jas-ka, Negru de Purcari“. Spricht, die Weinsorten silbenbetonend aus und erntet das fröhliche Lachen der Künstler und der weiteren Gäste. „Was bitte gibt es da zu Lachen, habe ich mich vielleicht in meiner Aufzählung vertan?“ „Nein, keinesfalls. Sie sollten unser Lachen auch nicht falsch verstehen“, beruhigen sie ihn. „Wir haben uns einfach daran erinnert, wie wir die Wörter – Radeberger, Bölkstoff, Holsten zum ersten Mal ausgesprochen haben“. „Oh! Sie kennen sich im Bier gut aus“, bemerkten die Deutschen. „Ja-a-a“, zitiert Herr Hans Lopian vielsagend. „Selbstverständlich wäre es ein Frevel, nein es wäre sogar unmöglich, sich in Deutschland aufzuhalten und des Deutschen liebstes Getränk, das Bier oder sagen wir den Gerstensaft, auch genannt das flüssige Brot, nicht verkostet zu haben. Obwohl wir keine Trinkernation sind, so gehört doch das Bier zum „Nahrungsergänzungsmittel“, eben wie der Wein bei den Moldauern“. „Das stimmt“, ergänzt Frau Dr. Brigitta Kunz-Bauer. „In fast jeder deutschen Stadt wird eine eigene Sorte gebraut.“ Ein erstauntes Raunen ging durch die Künstlerreihen. „Außerdem, in großen Städten können es sogar mehrere Sorten sein. In Berlin gibt es beispielsweise das Berliner Kindl, das Schultheis, in Hamburg, wie Sie schon erwähnten, das Holsten, in Bremen Becks-Bier. Sagen Sie Pilsner? Nein, hierbei handelt es sich nicht um eine besondere Sorte, sondern die Art des Bierbrauens. Es hat im frühen Mittelalter seinen Weg aus der tschechischen Stadt Pilsens nach Deutschland genommen, dessen Städtenamen und deren Technologie der Biersorte ihre Bezeichnung gab. Sagen Sie, waren Sie eigentlich schon in einer Kneipe. Es lohnt sich dorthin zu gehen, weil die deutsche Bierstube nicht nur der Raum ist, wo das Bier verkauft und getrunken wird. Zur Kneipe passt mehr die Bezeichnung „der Club“. Hierher geht man um sich zu unterhalten, die letzten Neuheiten zu erfahren, das Fußballspiel im Fernsehen anzuschauen oder sich einfach zu entspannen“. Und wie es bei den Deutschen so üblich ist, erhebt Herr Rolf Werner vor dem Trinken das Bierglas und wünscht allen seinen Tischnachbarn ein „Prost!“ und „Gesundheit!“. „Gern würde ich diese ungewöhnliche und sehr hinreißende Diskussion fortsetzen“, sagt Herr Gero Striek bei einer Pause. „Ihr Vortrag, passt genau in das vor uns liegende Programm. Als wir kurz darauf die Durchführung der gemeinsamen Veranstaltung besprachen, hatten wir entschieden, dass die beste Möglichkeit einander näher zu kommen und sich kennen zu lernen, der Gedankenaustausch bei einem gegenseitigen Besuchsprogramm wäre. So entstand das Projekt „Moldova zu Gast in Britz“.“ 93 „Wann genau kam es zu diesem Projekt?“ „Welche Themenbereiche wurden besprochen?“ Mit diesen und vielen anderen Fragen wurde Herr Gero Striek von den neugierigen Künstlern gebeten, ein Kommentar abzugeben. „Erzählen Sie uns etwas über diese Zeit!“ „Gern und mit Vergnügen will ich das tun!“ Und er berichtet über die vielen angenehmen Eindrücke, die dieser 20. September 2003 bei allen Beteiligten hinterlassen hat. Damals wie heute unterhielten sich die Teilnehmer des Treffens am „runden Tisch“ über viele, auch von den Organisatoren, nicht eingeplante Themen. „Herr Pawljuk, sie teilen mir bitte noch die Namen der moldauischen Delegation mit“, bat mich Herr Striek. Damit diese der Allgemeinheit bekannt werden mögen, will ich sie auch an dieser Stelle, hoffentlich lückenlos nennen. Als da waren, der Minister für Bildung der Republik Moldova Herr Benjuc, der Rektor der ULIM (Freie Internationale Universität von Moldova) Herr Galben, der Rektor der Staatsuniversität aus Chişinău Herr G. Rusnac. Seitens der Musiker: die Geigerin Silvia Ambros, der Klarinettist Igor Tofan, die Sängerin der Volkslieder Marina Filipovici, der Mann am Cymbal Cornel Moraru. Im Weiteren, die Malerinnen Dr. Eleonora Brigalda-Barbas, Ekaterina Ajder, Simion Zamşa. Und, natürlich, das moldauische Fernsehen, vertreten durch den Produzenten Herrn Witalij Pahomov. Ich denke mal, einigen von Ihnen wird der gute Mann sicherlich bekannt sein. Denn wo er „auftritt“, ist die rd. 10 Kilogramm schwere Videokamera nicht weit entfernt. Er ist Kameramann und Produzent für das Fernsehen des 1. Kanals ORT Moldova und seine Berichterstattung bezieht sich oftmals auf das Wirken moldauischer Künstler im Ausland. Dennoch ist er bei keiner der Sendungen, die er produziert hat, zu sehen. Das gesamte Videomaterial, über das der „Kulturverein Moldova e.V.“ verfügt, haben wir seiner mühevollen und schweren Arbeit zu verdanken, für die man obendrein physisch auch noch gut vorbereitet sein muss. Ich will hoffen, dass er diese, im wahrsten Sinne des Wortes, gute Arbeit des Operators auch in Zukunft mit viel Freude und Vergnügen machen wird. Übrigens, und das ist nur Insidern bekannt, ist Witalij in der Vergangenheit Meister im Wasserball gewesen. Die Konversation zwischen Witalij Pahomov und Gero Striek führt auf Grund der Sprachbarriere zu einigen Problemen bei der Frage und Antwortstellung, so dass seitens des Herrn Striek meine Hilfe bei der Übersetzung von Nöten ist. „Konstantin! Wir brauchen ihre Hilfe. Herr Pahomov benötigt ein paar Informationen für die Textfassung zu den Videoaufnahmen“. 94 Diese Thematik führte zu einem Dreiergespräch folgenden Inhalts. Das Kulturamt des Bezirkes Berlin-Neukölln hat auf Geheiß des amtierenden Bezirksbürgermeisters Herrn Heinz Buschkowsky der Genehmigung zu Nutzung der Veranstaltungsfläche auf dem Territorium des heutigen Britzer Schlosses zugestimmt, nachdem er von den Ideen der Vorsitzenden der Vereine „Bürgerverein Berlin Britz e. V.“ und dem „Kulturverein Moldova e.V.“, die Kulturen beider Völker durch eine Veranstaltung auf dem Britzer Gutshof und den angrenzenden Gebäuden, den Besuchern näher zu bringen. Es stellt sich darüberhinaus die Frage, ob es wohl sinnvoll ist, diese Form der kulturellen Annäherung und Völkerverständigung zu einer standartmäßigen Einrichtung werden zu lassen. Die Richtigkeit und die persönliche Meinung durch den ersten Vorsitzenden des „Kulturvereins Moldova e.V.“ stehen dabei außer Frage. Wenn nicht durch diese Art von Veranstaltungen, wie sonst ist es möglich die Lebensweisen unterschiedlicher Kulturen einander näher zu bringen und begreifbar zu machen. Fakt ist der grenzenlose Aufbau, Verständnis zu erzielen, Vertrauen aufzubauen um letztendlich darauf freundschaftliche Verbindungen zu knüpfen. Allein uns Menschen unterliegt es Beziehungen auf- und auszubauen. Feindselige Gedanken grauer Vorzeit gehören nicht mehr ins Tagesgeschäft unseres täglichen Lebens. Kulturen kann und darf man nicht verwischen. Man muss sie pflegen und man soll sie anderen zeigen. Nur so ist auch der Begriff „Integration“ zu verstehen. Von einander und miteinander lernen. Wenn wir lernen miteinander die aufrichtigen Beziehungen zu pflegen und Sorgen uneigennützig zu teilen, großzügig zu werden, dann können wir es schaffen, Verständnis, Vertrauen sowie die Freundschaft gegenüber anders denkenden Völkern, Ländern und Staaten aufzubauen und zu erhalten. „Sie haben Recht, Herr Pawljuk, unterstützte mich der Architekt Herr R. Kranke aus Berlin/Buch. „Ich möchte mich meinerseits an alle Anwesenden wenden um zu bemerken, dass es mir sehr angenehm war, aber auch gleichzeitig peinlich ist, einzugestehen, dass nämlich Sie, die Moldauer, durch die Darbietung ihrer schönen Volksmelodien, uns den deutschen Nachbarn an den „runden“ Tisch „gezwungen“ haben, um uns die Möglichkeit dieser kommunikativen Gespräche zu gewähren. Dafür möchte ich mich in aller Namen bedanken!“ „Aber ich bitte Sie, dafür sind Sie doch zu uns zu Besuch gekommen, setze ich fort. „Auch die moldauische Delegation hat sich entschieden, die Einladung zu einem Gegenbesuch beim „Bürgerverein Berlin Britz e. V. 1890“ anzunehmen“. „Wie wurden Sie in Britz empfangen?“ fragten unruhig die Jungs der moldauischen Künstlergruppe. „Ich erzähle gleich, sagt Witalij Pahomov bereitwillig. „Die deutschen Künstler haben für uns eine musikalische Überraschung vorbereitet, mit der das Konzert begann. Aber das ungewöhnlichste war, dass ein Teil des Programms nicht nur drinnen, in einer für die Veranstaltung hergerichteten Scheune, sondern im Weiteren auch unter freiem Himmel, im Gutshof statt fand. Auf der improvisierten Bühne die Vokalgruppe… Wie hieß sie gleich?“ „Gospel-Chor „Fraggels“ unter Leitung von Stephanie Spratte“, sage ich ihm vor. „Danke schön, ein herzliches Dankeschön!“ Mir fehlten ein wenig die Worte, denn das was hier auf der provisorischen Bühne der einstigen Stallung des Britzer Gutshofes vollzogen wurde, war doch keinesfalls mit den jungen Leuten des Gospel-Chores die „frag95 gel singer“ abgesprochen. Sie, die Gruppe, die mit ihrem Auftritt den Auftakt der Veranstaltung, „Moldova zu Gast in Britz“ gaben, hatten ihrerseits eine wunderbare Überraschung vorbereitet. Während sie ihr Begrüßungslied vortrugen, drehte sich ein Sänger nach dem anderen herum und zeigte dem Publikum die Rückansicht ihrer Statur. Damit war natürlich keine Demütigung an das Publikum gemeint. Nein, ein jeder der Sängerinnen und Sänger hatte auf dem Rücken des T-Shirts einen Buchstaben angebracht. So konnte man, nachdem der letzte Sänger sich von der Rückfront zeigte, die folgenden Buchstaben lesen. „M – O – L – D – O – V – A“. Die anwesenden Menschen waren von dieser Aktion sichtlich begeistert. Zum Schluss wurden sie alle durch den Chor aufgefordert, dass Wort, Buchstabe für Buchstabe und anschließend als komplettes Wort nachzusprechen. Es hat sich ziemlich hinreißend angehört. Den Beifall, den die Gruppe dafür erhielt, bezog sich selbstverständlich auf die Gesamtdarbietung.“ „Weiter soll es nun im Programm gehen und glauben Sie mir verehrte Gäste, es ist mir bekannt geworden, dass die nun folgenden Künstler der Republik Moldau nicht mit leeren Händen gekommen sind“, wandte sich bei ihrer Ansage Frau Brigitte Lopian, Schatzmeisterin des Kulturvereins Moldova, an die Gäste. „Ich möchte daran erinnern, wie und mit welchem Interesse die deutschen Gäste, hier bei dieser Veranstaltung, reagiert haben. Besonders haben die musikalischen Aufführungen der „ungarischen Tänze“ gefallen und nicht zu vergessen das prächtige Spiel auf den Volksinstrumenten. Igor Tofan, Cornel Moraru, Silvia Ambros haben diese originelle Komposition des Werkes von J. Brahms (1833 - 1897) für die Geige, Hackbrett, Klarinette bearbeitet und dafür den stürmischen Beifall vollkommen verdient. Neben dem musikalischen Programm, das wie bereits erwähnt auch auf dem Gutshof vorgetragen wurde, gab es auch eine vielversprechende Ausstellung von Bildern moldauischer Kunstschaffender. 96 Teile dieser Bilderausstellung können die Besucher auch in den Räumen des „Kulturvereins Moldova e.V.“ in Berlin-Buch wieder finden. Ich glaube im Sinne aller Beteiligten zu sprechen, wenn ich betone, dass es eine gute Erfahrung und eine gelungene Veranstaltung im deutsch-moldauischen Kulturaustausch war.“ „Ähnliche Worte hatte auch Herr Heinz Buschkowsky bei einem Interview von sich gegeben“, sagte Witalij Pahomov, weiter sagte er: „Im Grunde genommen, haben wir bereits einige derartiger kultureller Veranstaltungen mit anderen Organisationen in diesem Bezirk durchführen können. Was allerdings ihr Land hier und heute vorgestellt hat, war für uns alle sehr beeindruckend. Britz wartet auf Moldova und wird sie als Freunde wieder gern willkommen heißen!“ „Ich denke, dass man unsere Diskusionen und freundschaftlichen Gespräche, die wir gemeinsam bis in die späten Abendstunden geführt haben, mit schönen Worten abschließen: „ Es ist uns heute gelungen, zwei Länder geistig und kulturell einander näher zu bringen, dafür danke ich uns allen.“ 97 DIE BEKANNTSCHAFT MIT DEN KÜNSTLERN DER MOLDAUISCHEN NATIONALEN OPER „Künstler sind Menschen mit einem eigenen Geschmack, die einer besonderen Kaste gehören und somit ihre eigenen Heiligen haben“ (GEORGE BERNARD SHAW) Wieder einmal bin ich zum Aufbruch bereit, um meine Reise nach Moldau anzutreten. Sie erinnern sich noch an meine letzte Reisebeschreibung, als wir das Puppentheater besucht haben. Diesmal möchte ich ein Operntheater besuchen und Sie dürfen bei diesem Besuch gern dabei sein. Wenn ich meine Reise antrete, habe ich nicht viel Gepäck dabei. Es ist stets das Notwendigste, wobei der Konzertanzug und die dazu gehörige Fliege im Reisegepäck niemals fehlen. Er hängt für besondere Fälle, ordentlich verpackt, hinter meinem Sitz. Schon des Öfteren waren wir, wenn wir an der Grenze ankamen, den ungewöhnlichen Fragestellungen der Zollbeamten ausgesetzt, die sich scheinbar in ihrer Feiertagslaune oder Wochenendruhe gestört fühlten. Vielleicht ist ja an diesem Tag gerade der „Tag des Zollbeamten“ und wir sollten ihnen ein Konzert geben. Das kann man auch als einen Scherz betrachten, aber… Aber glauben Sie mir, wenn ich die, wie eine seifige Blase, vom Bewusstsein eigene Macht und die Überheblichkeit aufgeblasener Menschen sehe, so komme ich sofort zu der traurigen Schlussfolgerung, dass sie eine ziemlich komplizierte, unverständliche Lebenseinstellung haben. Ich fange dann schon an, wie die Deutschen zu denken und zu handeln, in dem ich die Worte: „Ich kann sie nicht verstehen!“ in den Raum stelle. Warum können sich die Menschen, besonders dann, wenn es ihnen gut oder besser als den Mitmenschen geht, nicht einfach erinnern, wer oder was sie in der Vergangenheit waren und was sie hatten, eher noch was sie nicht hatten. Warum schaltet sich in deren Bewusstsein immer wieder das Programm der hochtrabenden Überschätzung des eigenen Egos ein? Und wenn wir schon dabei sind, dann halte ich eben diese Abfertigung für das größte Theaterstück. Ich werde selbst zum Schauspieler, bleibt mir bei deren Regieführung doch keine andere Wahl, als in einer Nebenrolle meinen Platz zu finden. Dank solcher „Umgestaltungen“ habe ich verstanden, dass das System des Theaterreformer Konstantin Sergejewitsch Stanislawski/Alexejew (1863 - 1938) noch immer sehr aktuell ist. Am Anfang seiner Laufbahn vertrat er die Ansicht, dass sich ein Schauspieler aufgrund eigener Erfahrungen und Gefühle („emotionales Gedächtnis“) weitgehend mit seiner Rolle identifizieren sollte. Nachdem er selbst mit diesem Anspruch gescheitert war, führte er die „Methode der physischen Handlungen“ ein, durch die ein innerliches Erleben im Wege äußerer Aktionen ermöglicht werden sollte… Übrigens wollen wir prüfen, wie der Motor arbeitet? Alles ist in Ordnung?! Dann können wir weiter fahren. Nachdem der Vorhang zu diesem Akt gefallen ist, wenden wir uns dem vor uns liegendem neuen Projekt zu. Einige der Solisten der moldauischen Nationalen Oper haben bereits wiederholt an Veranstaltungen des „Kulturvereisn Moldova e.V.“ in Deutschland teilgenommen. 98 Ich muss ehrlich gestehen, dass die diesmal auf mich zukommende Bekanntschaft mit neuen Erfahrungen verbunden war. Da passiert es dann schon, dass man mit der Frage an mich heran tritt: „Sagen sie Konstantin, wie ist es mit dem Essen in Deutschland?“ War es eine berechtigte Frage oder wie hatte ich sie zu verstehen. Im Augenblick der Fragestellung, war ich sichtlich entmutigt, denn ich hatte Zweifel, die Frage richtig zu deuten und zu verstehen, was dazu führte, dass ich ein paar unzusammenhängende Worte in meinen nicht vorhandenen Bart murmelte. „Verzeihen Sie, aber ich glaube Ihre Frage nicht richtig verstanden zu haben. Ich gehe davon aus, dass sie irgendwelche Bedenken bezüglich der Verpflegung in Deutschland haben. Wenn dem so ist, darf ich sie beruhigen, denn ihre bevorstehende Reise nach Deutschland beinhaltet alle Kosten, wie Unterbringung und Verpflegung, sowie ihre Reisekosten, ebenso wie ihre Versicherung für die Reisedauer. Die anfallenden Kosten werden selbstverständlich von unserer Organisation getragen. Ich hoffe, ich konnte sie beruhigen und ihre möglichen Ängste sind damit ausgestanden“. Später, nachdem sich der Sturm der Emotionen etwas gelegt hatte und ich die Situation, in der sich die moldauischen Künstler befanden, erkannt hatte, ist mir bewusst geworden, dass ich mich schon zu lange im Ausland befinde. Ich hatte die Grenze zwischen diesem Leben hier und jenem, was ich führen darf einfach verkannt. Für uns hier in Deutschland gehört es zur Normalität, dass wir auf längerer Fahrt an einem Imbiss anhalten, um uns ein wenig von der Fahrt zu erholen und sofern notwendig etwas zu essen. Die Realität in Moldau sieht leider noch anders aus. Wenn die Künstler auf Fahrt gehen, weißt das Gepäck oftmals „überzähliges Pfund“ aus. Die Taschen voll gesteckt mit Essen und Trinken, unnötige oder doch nötige Utensilien machen das Ganze für uns unvorstellbar. Auch wenn der moldauische Solist der Nationalen Oper oder der Philharmonie ohne dieses vorgenannte Gut auf die Reise geht, würde er so schnell kein Restaurant aufsuchen, wenn auch sein Status es von ihm erwartet. Das Geld was er dort ausgeben müsste, spart er sich lieber für die notwendige Ausbildung seiner Kinder. Die auch für Künstler notwendige Zeit des Ausspannens, also eines Urlaubs wird aufgehoben und der Gedanke eines Urlaubs auf der Insel mit dem romantischen Namen „Tahiti“ überhaupt nicht ins gedankliche Kalkül fällt, weil diese Menschen genau wissen, dass es sich um nichterfüllbare Träume handelt. Leider leidet nicht selten auch die Gesundheit darunter. 99 Heute tun die Menschen in Moldau alles, um ihr Leben und das ihrer Kinder zu verbessern. Aber der Tag wird kommen, an dem auch Moldauer derartige romantische Orte dieser Welt bereisen werden. Wann allerdings wird heute noch niemand voraussagen können. An diese Stelle darf ich Ihnen beiläufig die großen Worte des irischen Dramatiker, Politiker, Satiriker und Musikkritiker, der 1925 den Nobelpreis für Literatur erhielt, George Bernard Shaw (1856 - 1950) näher bringen. Er sagte in einem seiner Werke „Künstler sind Menschen mit einem eigenen Geschmack, die einer besonderen Kaste gehören und somit ihre eigenen Heiligen haben.“ Wo aber, frage ich Sie, sind all die „Heiligen“, die Sponsoren, die Philanthropen und Mäzene geblieben. Haben sie beispielsweise die moldauischen Künstler vergessen oder haben sie sich ihrer entsagt. Bevor es mit Künstlern aus der Republik Moldau wieder auf die große Reise gen Deutschland geht, muss ich mir erneut der ungewissen und ängstlichen oder besorgten Fragen der jungen Leute stellen: „Sagen sie Konstantin, wie ist es mit dem Essen in Deutschland?“ Ich nehme den jungen Menschen diese Fragen keinesfalls übel. Sie leben in einer anderen für unsere Verhältnisse noch fremden Welt. Sie haben die große Chance, ihre Künste und ihr Können einem Publikum in einem anderen Kulturraum darzubieten. Also erkläre ich ihnen vor der Abreise aus Moldau nochmals, dass sie sich keine Sorgen machen brauchen. Ihre Reise nach Deutschland, einschließlich Unterkunft und Verpflegung kostet sie keinen Bani. Alle anfallenden Kosten werden selbstverständlich von unserer Organisation getragen. Die großen weltweit bekannten Komponisten sind ohne Frage auch bei den jungen moldauischen Künstlern bekannt. Ihre Werke, ihre Kompositionen werden weltweit gelert und erlernt. Also ist es nicht verwunderlich, dass der Flötist Alexander Marinescu die erstaunte Frage an mich richtet: „Konstantin, das ist jetzt kein Scherz ihrerseits. Ich kann es kaum glauben, das wir ein Gastspiel in dem Hause geben werden, wo Robert Schumann (Robert Schumann, 1810 - 1856) einst gelebt und gewirkt hat“. „Wenn es denn ein Witz gewesen wäre, so hätte ich mich selbst gern darüber amüsiert. Nein, es ist bitterer Ernst und sie sollten dennoch sich darüber freuen. Denn das was ihnen heute wiederfährt ist für sie und für uns alle ein Glückstreffer. An diesem Ort aufzutreten, zu musizieren und zu singen, ist schon eine besondere Auszeichnung für einen Künstler.“ Das neue Projekt, das wir dieses Mal angehen, unterscheidet sich von den bisherigen Vorgehensweisen darin, dass wir das Deutsche Publikum bei unseren Konzerten in das Reich der klassischen Musik einführen und auf breite Palette künstlerischer Ausbildung aufmerksam machen werden – Arien und Opernmelodien. Für diesen Zweck hatten wir gut vorgesorgt und im Rahmen des Programms die Sängerin des National Opernhauses Angela Ţurcan und den Sänger Sergej Varsan als Solisten auserwählt. „Klassik aus der Republik Moldau“. Unter diesem Aspekt haben wir die Veranstaltung in Deutschland gestellt. Wir wollten erreichen, dass die jungen, professionellen Musiker erkennen, dass es allein von ihren Auftritten abhängt, ob ein Konzert von Erfolg gekrönt ist und wie interessiert das Publikum reagiert. Was aber von besonderer Wichtigkeit für 100 den darbietenden Künstler ist, ist seine eigene Reaktion und der Umgang mit seinem Publikum. Der Lohn eines Künstlers ist nicht allein die Gage, sie richtet sich nach Erfolg oder Nichterfolg. Der Lohn ist in erster Linie der „Arm voller Beifall“. Von dem allein kann man nicht Leben, aber entscheidet irgendwann im weiteren Künstlerleben über wohlergehen oder blanke Armut. Bitte glauben sie mir, es müsste mit dem Teufel zugehen, hätte auch ich meine Bühnenauftritte stets fehlerfrei vollbracht. Mit jeder Veranstaltung lernen wir alle dazu und Bühnenerfahrung ist dabei sehr wichtig. Die richtige korrekte Ausbildung zum Vortragskünstler erhalten sie nur auf der Bühne. Aber seien sie gewiss, diese Lehre werden sie niemals beenden. Wenn ich an meine Lehrer zurück denke, so erinnere ich mit immer wieder der Worte. „Zum Künstler muss man geboren sein!“ Die Bühne schreibt ihre eigenen Gesetze und ich bin sicher, auch sie werden sie erlernen, spätestens dann, wenn die Bühne und ihr Publikum SIE fest im Griff haben. Jetzt aber werden wir das Repertoire besprechen um bei der Durchführung des Konzertes ein gutes Gesicht zu zeigen und das Ganze in Form einer Show ablaufen zu lassen. Wir oder besser gesagt sie wollen doch ihr Publikum nicht enttäuschen, sondern gut unterhalten. Sie sollten sich dennoch keine Sorgen machen, dass sie auf der Bühne einen Cancan hinlegen sollen oder die Manie von Ella Fitzgerald (Ella Fitzgerald, 1917 - 1996) nachahmen sollen. Es bedarf auf der Bühne einer gewissen Improvisation, wie sie ihren Körper passend zur eigenen Person und vorgeführten Darbietung bewegen. Ihr Körper soll weich und elastisch wirken und das Publikum muss den Eindruck gewinnen, dass sie ihren Auftritt regelrecht durchleben, sich mit dem Stück identifizieren. Denken sie an die Sprachbarriere, die sie mit ihrer Mimik überwinden müssen. Die Menschen, die ihnen zuhören und zuschauen, müssen allein an ihren Bewegungen erkennen, was sie ihnen mit der Vorführung ihrer Musik und Gestik sagen möchten. Ebenso wichtig ist es, in erster Linie das musikalische Niveau des Publikums zu berücksichtigen. Als Moderator eines Konzertes kann ich nicht vor das Publikum treten und trocken erklären, was sie jetzt gerade vortragen werden. Nicht alle Menschen, die zu einem Konzert gekommen sind, haben sich vorher mit der angebotenen Thematik auseinander gesetzt. Sie wissen daher nicht, warum dieses Stück so und nicht anders heißt, für welches Instrument es geschrieben wurde. Ich halte es für notwendig, dass man solche Momente präzisieren muss, da es in der musikalischen Literatur eine große Zahl der Transkriptionen zu diesem oder jenem Thema, der Vertonung für verschiedene Instrumente gibt, die, ich würde sagen, zum Schlager im Repertoire der Darsteller werden. Außerdem, diese Werke „leben sich“ in der neuen Deutung so fest „ein“, dass sich alle mit der Zeit dafür halten, gerade für dieses Instrument geschrieben worden zu sein. Übrigens so verriet mir der Panflötenspieler, Simion Baranovschi: „Gibt es keine klassischen Werke, die ausschließlich für die Panflöte komponiert sind. Bei den Darbietungen dieses Instrumentes bedient man sich gern der geschriebenen und angepassten Stücke für Geige, Klavier oder gar die des Flötenrepertoires“. „Ja, es stimmt, bestätigte ein Schüler der 9. Klasse am musikalischen Lyzeums von „S. Rahmaninov“ Marinescu. „Ich kenne diese Versionen und es gibt davon viele erfolgreiche Varianten. Zum Beispiel, hätte ich gern im Konzert das wirkungsvolle Stück des armenischen Komponisten Aram Hachaturjan (1903 - 1978) „Säbelntanz“ vorgetragen. Ich glaube, dass heute solche „lebendige“ Popularisierung der klassischen Musik notwendig wurden, weil viele dieser Stücke leider als Klingel-Töne ihren Einsatz in den Mobiltelefonen finden.“ 101 „Jetzt werden wir das Programm unserer Aufführungen besprechen. Diesmal wollte ich neben den Werken aus dem Operngenre auch Arien aus Operetten ins Konzert einschließen. Ich glaube, wenn man sich an die Größe einer Opernszenerie erinnert und dann auf einer kleinen, oftmals provisorischen Bühnen wieder findet, visuelle wie auch psychologische Unannehmlichkeiten auf sie einwirken werden, die sie aber, und da bin ich mir sicher, vollends meistern werden. Ihre Bühnen finden sie bei den Konzerten in Seniorenheimen, Schulen, Kirchen und Kindergärten. Jede davon hat ihr eigenes Profil.“ „Angela, aus ihren Erzählungen habe ich erfahren, dass sie mit ihrem Opernensemble zu Gast in England waren, um dort eine Tournee zu geben. Es war eine ziemlich schwierige Zeit. Dagegen wird unsere Reise nach Deutschland eher einem Urlaub als einer Arbeit ähneln.“ Obwohl ich meine Aussage nur als kleinen Vergleich betrachten möchte. Wenn unsere Bekanntschaft, die wir miteinander haben durften auch in einer ungewöhnlichen Form verlaufen ist, so haben sie doch in einer kurzen Abhandlung vieles über den „Kulturverein Moldova e.V.“ und die Arbeit unserer Mitglieder erfahren können. Im Gegenzug hatte ich die Möglichkeit, viel Interessantes aus dem für mich unbekannten und geheimnisvollen Leben der Oper erfahren zu können. Nun hoffe ich, dass wir uns bald wieder sehen werden, wobei sie sich inzwischen auf die Reise nach Deutschland vorbereiten sollten. Sind Sie nicht müde geworden, mit mir zu fahren? Ich sehe, dass Sie schläfrig sind. Können Sie nicht einschlafen? Ich habe etwas ausgedacht! Da der Weg lang bevorsteht, biete ich an, um sie erträglicher zu machen, ein interessantes Quiz durchzuführen. Übrigens, es ist eine ausgezeichnete Art aufgemuntert zu werden. Ungefähr in 6 Stunden werden wir im westlichen Deutschland sein. Hier, in einer der Städte, werden die moldauischen Künstler auftreten. Und die Frage ist ganz einfach – in welcher? Natürlich werde ich Ihnen die richtenden Informationen geben. Diese Stadt befindet sich im Süden des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Seit 1949 bis zum 1990 war sie Hauptstadt und Sitz die Regierung der Bundesrepublik Deutschland. Warten Sie, beeilen Sie sich mit der Antwort nicht. Lassen Sie mich zu Ende sprechen. In 2006 wurde in dieser Stadt der „UN – Campus“ eröffnet, in dem sich 13 Vertretungen der Organisation der Vereinigten Nationen befinden. Außerdem gibt es hier die Vertretungen der großen deutschen und internationalen Gesellschaften, der Radiosender „Deutsche Welle“. Ja, Sie haben gewonnen, weil sie richtig geantwortet haben. Natürlich ist es Bonn. Und versuchen Sie zu erraten wie alt diese Stadt ist? Haben Sie Angst, sich zu irren? 2000! Unser Quiz ist zu Ende gegangen, ohne anzufangen. Dann werde ich Ihnen traditionsgemäß erzählen, was das Wappen von Bonn symbolisiert. In seiner oberen Hälfte auf dem silbernen Hintergrund ist das Kreuz gezeichnet. Um Ihnen weiter zu erklären, was es bedeutet, erzähle ich eine historische Tatsache.Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts lebten in Bonn die kölnischen Fürsten, deshalb symbolisiert das Kreuz den territorialen und politischen Bund 102 zwischen Bonn und Köln. Auf dem unteren Teil des Wappens, auf dem roten Hintergrund, sehen Sie den goldenen Löwen, der von sich das Symbol der Rechtspflege verkörpert. Hat Ihnen das Quiz gefallen und wollen Sie mir die Frage jetzt stellen? Ich habe nichts dagegen. Bitte.“„Wer von den deutschen Komponisten ist in Bonn geboren worden und hat dort gelebt?“ Hier ist auch die Antwort. Schauen Sie her, was auf dieser Tabelle geschrieben ist: „Hier wurde in 1770 Ludwig van Beethoven geboren“. Wir fahren die Brücke über den Fluss Rhein und Sie können zusammen mit uns das Haus, in dem der andere nicht weniger bekannte Komponist gelebt hat, besuchen und anschauen. „Das Klavier, auf dem Robert Schumann spielte! So was! Es sind sogar die handgeschriebenen Notenoriginale seiner Werke erhalten! Konstantin“, wenden sich die Künstler an mich, „wir können nicht zu uns kommen. Nein, nicht von der Reise. Davon, was wir sehen!“ „Natürlich wurde dieses Haus restauriert und teilweise geändert, berichtet der Vertreter der Kulturabteilung Herr Robert Schmechel. „Zum Beispiel, dieses Zimmer ist die Bibliothek, in der jeder nach dem Katalog die ihm interessierenden Ausgaben nicht nur der Werke von Schumann sondern auch anderer Komponisten bestellen kann. Ihre Kartothek ist ziemlich vielfältig. Selbstverständlich darf man auf dem Instrument, an dem der Komponist arbeitete nicht spielen, da Sie verstehen, dass diese Reliquie unschätzbar ist. Aber dieses Klavier, das wir speziell mitbrachten und im folgenden Saal stellten, spielten viele Musiker mit dem weltweiten Namen. Sie können ihre Wünsche in diesem Buch für die Ehrengäste durchlesen. Und jetzt ist es Zeit zu beginnen“. „Damen und Herren“, wendet sich Frau Katrin Reinhold zu den Anwesenden. „Ich bin froh Ihnen unsere Gäste vorstellen zu können: die Künstler aus der Republik Moldova und der Vorsitzende der Kulturorganisation „Кulturverein Moldova e. V.“, dem ich das Wort übergebe“. „Guten Abend sehr geehrtes Publikum. Heute, in diesem Haus, wo Robert Schumann gelebt und gearbeitet hat, wird die Musik wieder ertönen und deshalb werde ich mich an die Worte des Komponisten erinnern. In einer seiner theoretischen Arbeit „Über die Musik und die Musiker“ schrieb Schumann, dass: „Die Musik äußert die am meisten geheimen Gefühle des Menschen“. Selbstverständlich werden Sie im Programm des Konzertes nicht nur die Werke von Giuseppe Verdi (1813 – 1901), Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791), Giacomo Puccini (1858 - 1924), Johann Sebastian Bach (1685 - 1750), und, natürlich, von Robert Schumann hören. Wie mir die Künstler gestanden haben, obwohl sie in vielen deutschen Städten auf verschiedenen Bühnen schon auftraten, ruft dieser Ort, wo der Komponist in den letzten Jahren seines Lebens Unterkunft gefunden hat, bei ihnen besondere Emotionen hervor. Ich bezweifle nicht, dass dieser Tag ein unvergessliches Ereignis in ihrer schöpferischen Biografie hervorrufen wird.“ „Klassik aus der Republik Moldau“ – so heißt das neue Projekt, das unsere Organisation ab 20. März durchführt. Es wird bis zum 4. April dauern und wird Ihnen heute vorgestellt. Herr Schmechel, kommen Sie bitte zu mir. Bevor ich die Interpreten den Zuschauern 103 vorstelle, erlauben Sie mir im Namen aller Mitglieder vom „Кulturverein Moldova e. V.“ und der Künstler, der Kulturabteilung der Stadt Bonn als Zeichen der Dankbarkeit und zur Erinnerung an dieses Treffen unser bescheidenes Geschenk darzubringen. Den kleinen Teppich, der aus Moldova stammt. Aber das ist noch nicht alles. Auf alle wartet noch die Überraschung. Und jetzt, wie es im Theater zu sagen üblich ist: „Vorhang hoch!“ «Sehr geehrtes Publikum! Bevor ich die Szene der ersten Vollzieher herbeirufe, möchte ich Ihnen einen komischen Fall erzählen. Der weltbekannte russische Klavierspieler Anton Rubinstein (1829 - 1894) trat in London auf. Alle Karten bis auf das letzte Konzert waren ausverkauft. Unerwartet kam zu ihm die Verehrerin seines Talentes und sagte: „Maestro! Ich wollte unbedingt Ihr Spiel hören, aber leider gibt es keine freien Plätze mehr im Saal.“ „Wieso?“, hat er sich verwundert gefragt. „Noch gibt es eine freie Stelle – am Klavier!“ „Die Stelle an unserem Klavier ist noch frei, aber nicht mehr lange. Ich lade jetzt die Pianistin Svetlana Ionica ein diesen Platz zu belegen! Im Konzert wird sie die Etüde von F. Liszt (Franz Liszt, 1811 - 1886) – «Die Eingebung» erfühlen. Ich hoffe das die Tiefe und Aufrichtigkeit der Gefühle ihrer Interpretation Sie, meine Damen und Herren, zur schöpferischen Wahrnehmung unseres Programms begeistern wird...“ „Und jetzt, nach den mächtigen Arpeggio werde ich Ihnen über das am meisten unvorsätzliche und launische Instrument – die menschliche Stimme – erzählen. SVETLANA IONICA Während unseres Konzertes werden wir über einen sehr komplizierten für die Aufführung Genre – Oper reden. Die menschliche Stimme. Ich hätte sie als unvorhersehbares und launisches „Instrument“ benannt. Zum Beispiel, wenn Sie die Geige, das Cello, die Klarinette stimmen, nachregeln und sogar im Falle des Bruches reparieren können, so befindet sich der Opernsänger vollständig in der Macht der Stimme, ich hätte gesagt, seines Zustandes. Sie – die Stimme, stellt sich heraus, kann gerade da schlafen, wenn Sie auftreten müsste, nicht antworten und es kommt vor, dass man sie manchmal in Schwung bringen muss. Die Oper kann man nicht, wie es auf einer Konzertbühne hauptsächlich gemacht wird, unter „Minus“, das heißt das Phonogramm zu verwenden, singen. Auch die Sänger, die mit mir angekommen sind, brauchen es nicht. „Ihre starken Stimmen, wie in der Presse bemerkt war, „sind in der entfernsten Ecke des Saals gut hörbar“. Ich bin sicher, dass die Menschen, die in der letzten Reihe sitzen, das Gehör während des Auftrittes der Solistin der moldauische Nationalen Oper Angela Ţurcan nicht anstrengen brauchen. „Оh, mio babbino caro”, wird in ihrer Aufführung durch den Saal die gedehnte Melodie der Arie von Lauretta aus der Oper von Giacomo Puccini (1858 - 1924) „Gianni Schicchi“ verbreitet. „Numi pieta”. Ich bitte, zu verschonen, ruft sie zusammen mit Aida zu den Göttern in der Arie aus der Oper vom Giuseppe Verdi (1813 - 1901) „Aida“ an. „Del mio sofrir”. „Haben Sie mit mir Mitleid“, als ob ausatment, kraftlos vom Kummer, am Ende „des Gebets“ die letzten Noten ihrer Heldin. Die Stille? Der Saal erstarrte… 104 „Bravo!“, explodiert das Publikum vom Beifall. Ja-a-a… Nach solchen Applausen wird es nicht einfach, die anwachsende Dynamik des Konzertes festzuhalten und bei den Zuschauern für den nachfolgenden Künstler das Interesse zu erwecken. Was ist zu tun? Werden Sie mir nicht vorsagen? Und wenn man ihn so vorstellt: „Es gibt keine Oper, in der laut dem Sujet, nicht alle Frauen sich in ihn verlieben würden – Leonora aus dem «Troubadour“, Gilde aus „Rigoletto“, Santuta aus „der Dorfehre“. Die Bässe und die Baritone beneiden ihn, weil für dieses Timbre von den Komponisten die schönsten Arien geschrieben sind. Calef aus „Turandot“, Cavaradossi aus „der Trauer“, Lenschii aus „Jewgenij Onegin“. Ich hoffe, Sie haben verstanden, dass jetzt vor Ihnen der Tenor auftreten wird. Sergej Varsan, rufe ich den Sänger heraus. „In der Ruhestunde zu zweit mit dir werden wir spazieren gehen“, verspricht er der in der ersten Reihe sitzenden Dame, „die Serenade“ von F. Schubert (Franz Schubert, 1797 - 1828) singend. „ Mit langem Weg, ja…“, lädt er breit, auf russisch die Hände streckend, die Frauen ein, mit ihm auf der Drei mit Schellen unter den Klang der Siebenstreichgitarre zu fahren. Während seines Auftrittes verfolgt Sergej von der 2 Meter langen Höhe aufmerksam, dass jede von ihnen die gerade ihr adressiertes bezauberndes Lächeln zeigt, den schmelzenden Blick bekommt. Er überzeugt leicht das schöne Geschlecht davon, dass er nur für Sie, die Verehrerin, diese Wörter singt: „Be my love!“ „ Du bist mein Glück“, macht Sergej sein Geständnis im Namen des amerikanischen Komponisten N. Brodsky (Nicolaus Brodszky, 1905 - 1958). Also. Was zu erwarten war. Am lautesten klatschen natürlich die Frauen: „Bravo! Da capo!“. Ich sehe nach Ihrem vergeistigten Blick, dass Sie es auch geschafft haben, sich von dem Reiz des Tenors beeinflussen zu lassen. Aber Achtung! In der Oper sind sie wieder laut dem Sujet sehr unbeständig! Aber, wenn Sie darauf keine Aufmerksamkeit lenken, so werden wir dann die Liebesthematik fortsetzen und aus der Oper in die Operette übergehen. Ich will bemerken, dass bei den Opernsängern, wie ich es im Laufe des Umganges mit ihnen erkannt habe, einige, ich hätte gesagt, voreingenommene Beziehungen zum leichten Genre existieren. Sie sind verbunden, wie die Mehrheit von ihnen meint, in erster Linie damit, dass sich die Manier der Aufführung der Operette von der akademischen Vokalschule unterscheidet. Und deshalb wirkt sich die Behandlung von den Opernsängern zu diesem Genre, wie sie sagen, auf die Qualität der Stimme negativ aus. Es verschwindet ihre „Stütze“ und sie wird leicht. Deshalb, wenn sie Solisten geworden sind, nehmen sie keine Arien aus der Operette ins Konzertrepertoire auf. Natürlich, jeder ist berechtigt, an der eigenen Meinungen und den Überzeugungen festzuhalten. Und wir werden nicht versuchen, sie vom Gegenteil zu überzeugen, aber werden wir besser zuhören, wie Danilo, genauer gesagt unser Tenor, überzeugt Hanna, selbstverständlich Angela darin, dass: „…Lippen schweigen flüstern Geigen … Hab dich lieb!“ „Die Geige flüstert leise: „Ich liebe dich!“. Ganz richtig. Es ist die Operette von Franz Legar (Franz Lehár, 1870 - 1948) „Die lustige Witwe“. Übrigens habe ich nicht gehört, dass die Sänger etwas in der Manier des Gesanges geändert haben. Vielleicht haben Sie bemerkt? „… Er sagt klar s-ist wahr s-ist wahr du hast mich lieb!“ „Und der Blick deiner Augen sagt mir klar: „Ich liebe dich!“ Nein. Es hat sich nichts geändert. Wie sang bis jetzt der Tenor über die Liebe, so versucht er nach wie vor, seine Geliebte zu zwingen, an dieses große Gefühl zu glauben. 105 Ach, Theater, Theater, Theater… das Spiel, den Wechsel der Dekorationen, die betrogenen Helden, und zusammen mit ihnen auch die Hoffnungen. Ich erinnere mich, wie Sergej auf dem Weg nach Deutschland allen die Aussprüche, die Aphorismen der bekannten Musiker verlas, sowie die lustigen Fälle, die mit ihnen geschahen, erzählte. Na, also. Ein Schauspieler, ehrlich gesagt, ich weiß jetzt nicht bei wem, erfahren Sie es von Sergej, wurde gefragt: „Wie gelingt es Ihnen, in vielen Vorstellungen, die nach dem Charakter der Helden so unterschiedlich sind, zu spielen und sich so schnell von einer Rolle auf eine andere umzustellen?“ Worauf er geantwortet hat: „Die Sache ist, dass ich keinen großen Unterschied zwischen dem Theater und dem alltäglichen Leben sehe...“. „Konstantin! Trete ich nach dem Fragment aus der Operette von Emmerich Kalman (Emmerich Kalman, 1882 - 1953) „Das Land des Lächelns“ auf?“ fragt mich der herankommende Flötist. „Ja. Aber nur nachdem ich dich vorstelle“. „Und jetzt, wie ich Ihnen versprach, sehr geehrtes Publikum, gibt es im Konzert eine Überraschung. Dieser Interpret ist nur 16 Jahre alt. Aber er steht durch sein virtuoses Spiel auf der Flöte den angesehenen Musikern in nichts nach. Offen gestanden, ich weiß nicht, wie ich ihn vorstellen soll. „Das Wunderkind“ kann man schon nicht nennen, und warum sollte man „der Wunderknabe“ nicht zu sagen? Ich hoffe, dass er es mir nicht sehr übel nehmen wird? Alexander Marinescu!“ stelle ich den letzten Interpreten vor. Wirklich dieser Jugendliche ist ein Wunder! „Scherzo“ von I. S. Bach (J. S. Bach, 1685 - 1750) oder „den Scherz“, scherzte er in Wirklichkeit, auf dem Instrument von einer technisch komplizierten Passage zu einer anderen spielend hinüberlaufend. Und im „Säbeltanz“ von Aram Chatchaturjan (1903 - 1978) aus dem Ballett „Spartakus“ hat Alexander ohne besondere Schwierigkeiten mit den Fingern die rhythmischen Figuren ausgetanzt. Nicht umsonst schrieb man in der deutschen Presse über ihn: „... Star des Abends war der sechzehnjährige Querflötist Alexander Marinescu, der durch sein virtuoses Spiel das Publikum begeistert hat!“ 22 Das war’s. Die abschließende Nummer ist verhallt. Es gelang das Programm des Konzertes nach der stürmischen Reaktion der Zuschauer, wie ich gern sage, in „die Schnur“ aufzubauen. Das heißt ohne lange Pausen zwischen den Stücken mit der dynamischen Steigerung und der Kulmination. Das Publikum soll nicht lange warten. Sie erinnern sich doch, dass wir Sie zur „Show“ einluden! Eine Minute bitte, es scheint, es gibt eine Verzögerung. Man darf sich nicht kurz ablenken lassen. „Was ist los? Die Zuschauer rufen alle auf „da capo“ aus“, wende ich mich an die Künstler. „Sergej, Alexander, Angela …“ „Ich gehe nicht hinaus und werde nicht mehr singen!“ „Sergej und Alexander“, wende ich mich an die Jungs. „Sie werden zu zweit auftreten, und später … Entschuldigen Sie bitte diese Verzögerung, aber, wie ich aus der Erfahrung des Umganges mit den Solisten der Oper verstanden habe, gilt das Theater als das der faszinierenden Künste aller Arten, weil Sie gleichzeitig zwei Vorstellungen – auf der Szene und hinter den Kulissen sehen können. Aber jetzt geht es nicht darum. Zu uns kommt Herr Robert Schmechel. „Sehr geehrter Herr Pawljuk, unsere Gäste aus Moldova, Damen und Herren! Das Konzert, das heute von der kulturellen Organisation „Кulturverein Moldova e. V. in diesem 106 Hausmuseum vorgestellt wurde, denke ich, wird in ständiger Erinnerung, nicht nur für die moldauischen Künstler, sondern auch für uns bleiben, weil, wie Robert Schumann gesagt hat: „in die Tiefe des menschlichen Herzens durchzuschauen ist eine Bestimmung des wahren Künstlers“. Sie haben es geschafft. Und, als Geleitwort werde ich ihnen die Wörter des Komponisten, die von ihm in seinem Buch „Die Alltags- und Lebensregeln für die Musiker“ aufgezeichnet sind, zitieren: „Unermüdlich vervollkommnen Sie Ihre Kunst, und das Übrige wird von sich aus kommen!“ Und jetzt, jeder von Ihnen kann sich im Buch für die Ehrengäste einschreiben“, Herr Schmechel bittet ihm nachzugehen. „Mit Dankbarkeit und herzlichen Grüßen den Mitarbeitern des Hausmuseums von R. Schumann und dem Vorgesetzten der kulturellen Abteilung der Stadt Bonn Herrn Andreas Lösch“ Der Vorsitzende der Kulturgesellschaft „Кulturverein Moldova e. V.“ Konstantin Pawljuk „Alles Gute und Danke für alles!“ Sergej Varsanov, Angela Turcan, Svetlana Ionica, Alexander Marinescu 28. März 2004. Unsere Vorstellung ist zu Ende gegangen. Wie es im Theater angebracht ist, sollen wir den Vorhang schließen. Aber in Bonn blieb er für die Künstler aus Moldova geöffnet. In 2005 sind in dieser Stadt schon andere Musiker aufgetreten. … Da kommen auch die Zuschauer. Das Publikum und die Künstler aus der Republik Moldau begrüsst der Bezirksvorsteher des Stadtbezirks Hardtberg Gerhard Lorth, MdL. Also, der Vorhang ist gehoben, es ist die Zeit anzufangen… 107 KINDER SIND UNSERE ZUKUNFT „…Wir sehen die Sachen viel zu pragmatisch, streben nach dem materiellen und nicht nach dem seelischen Komfort. Wir verlieren das, was uns aus der ausweglosen Lage - die Empfindung der Kindheit - rauszugehen hilft, von der die umgebende Wirklichkeit leuchtender wird!“ (aus einem Interview) „Herr Pawlju-u-uk! Hören Sie mich? Sie sind, wie mir scheint, ein wenig abwesend, wahrscheinlich sind Sie wieder einmal mit Ihren Gedanken bei dem kommenden Konzert?“ „Ja Simi, entschuldige. Du hast völlig recht. Wie immer denke ich an viele Dinge gleichzeitig.“ „Und wie geht das?“, fragt er mich ironisch. „Jedenfalls besser, als bei dir“, antworte ich im gleichen Ton. „Zum Beispiel gestern, als du das Konzertstück von Mozart spieltest, dachtest du bei keiner Note an die zu spielenden Passagen, sondern warst mit deinen Gedanken schon bei deinen neuen Rollschuhen. Na, habe ich Recht?“, fragte ich ihn mit herausfordernder Stimme. Aber dieser kleine Knabe ist so gewieft und gewitzt, dass man ihm für seine Ausreden nicht mal böse sein kann. „Herr Pawljuk, bitte. Don’t worry, be happy, nun seien Sie mal nicht so ernst!“ verteidigte er sich mehrsprachig wie ein Beschuldigter vor seinem Richter. „Ja, ich habe mich ein wenig geirrt. Wem passiert das nicht“, rechtfertigte sich Simi. „Was? Bist du etwa zwischenzeitlich schon ein Star geworden?“, ließ ich nicht locker. „Auch vor dir war ich bereits mit jungen Musikern auf Reisen, die meinten „ Stars“ zu sein.“ „Und was ist mit ihnen geschehen?“, interessierte er sich vorsichtig. „Ich hab keine Lust darüber zu reden, weil ich mich immer noch erinnere, wie sich die Solistin der Nationalen Oper weigerte, das Werk nach einem Publikumswunsch, in dem Haus, in dem Schumann lebte und wirkte, nochmals zu singen!“ „Nein! Das kann nicht sein!“ reagierte Simi mit kindlicher Naivität. „Und das, nachdem das Publikum sie dort so warm empfangen hatte!“ setzte ich mit etwas lauter werdender Stimme fort. „Sie wäre zu müde, um nach 10 Minuten auf der Bühne stehend nochmals zu singen! Und ein weiterer sogenannter „Star“ zwang mich mehr oder weniger dazu, ihn auf Grund seiner Starallüren, nach der Hälfte der Tournee in den Linienbus zu setzen und nach Chişinău zurückzuschicken. Auch du Simi darfst immer auf die Möglichkeit zurückgreifen deine Launen zu zeigen, aber bitte, dann bei euch zu Hause.“ „Hier, in Deutschland, das heißt, während des Aufenthaltes in diesem Land, sind wir alle gleich. Wir bilden zusammen ein Kollektiv und unterstützen einander nach Kräften, und wir alle sollten uns bemühen, keine Konflikte zu schaffen“, setzte ich meine Rede mit leicht gereizter Stimme fort. „Ja-a-a. Es fällt mir schwer, wie ein Erwachsener zu denken und zu handeln!“, schloss 108 das Kind, meine Worte wohl verstanden zu haben. „Ich werde mich bemühen, Sie nicht mehr abzulenken, sonst verpassen Sie am Ende noch die nächste Kurve“, trat Simi ab. „Und am besten wäre es, Sie würden sich wieder beruhigen“, schlug er mir mit seiner kindlichen aber dennoch besorgten Stimme vor. Leichter gesagt als getan – so einfach geht das mit dem Beruhigen nicht. Sie dürfen mir glauben, wie oft ich mir in Gesprächen mit Freunden und Bekannten anhören muss, was für ein leichtes und sorgenfreies Leben ich doch angeblich hätte. Die Bühne, die Blumen, den Beifall – es muss doch das reine Vergnügen sein, so zu Leben! Dann entsteht in mir der riesige Wunsch, denen, die auf mich neidisch sind, nicht die „reine“ Bühnenvariante, sprich die Vorstellung der Künstler, die Ansage der vorzutragenden Werke, sondern ihnen einmal die gesamte Vorbereitung eines Konzertes, die Organisation hinter den Kulissen, zu zeigen. „Warum steht nicht mein Name auf dem Werbeplakat?“ empört sich einer der „Stars“. „Ich bin immerhin schon eine Aspirantin und nicht irgend eine Studentin und daher fordere ich für mich eine entsprechende Behandlung!“, bezeichnet sich eine Andere anspruchsvoll. „Sie haben die Stimmen falsch verteilt. Ich habe sie gezählt und bei mir sind es zu viele hohe Noten!“, höre ich von der launenhaften „Koloratur“. Was, Sie verstehen das nicht? Tut Ihnen bereits der Kopf weh wegen so vieler Fragen, Ansprüche und Forderungen? Ich würde Jene bitten, die an meinen Worten zweifeln, einmal bei derartigen Proben dabei zu sein. Wissen Sie, in den 10 Jahren meiner Tätigkeit als Vorsitzender des „Kulturvereins Moldova e.V.“ und der damit gleichzeitig verbundenen Aufgabe der Organisierung kultureller Veranstaltungen außerhalb der Republik Moldau, habe ich lernen und erfahren müssen, dass die kollektive Arbeit in der und mit der Gruppe, dem menschlichen Körper sehr ähnlich ist, der auch eine Seele besitzt. Der, der die Gruppe führt und leitet, der die emotionale Stabilität und das seelische Gleichgewicht der Künstler in seinen Händen hält, allein von ihm und von seinem Geschick hängt es ab, eine gute Arbeitsstimmung zu schaffen. Wenn ich also die Konzertgruppe zusammenstelle, so mache ich mir weniger Sorgen um die nicht immer komfortablen Reisebedingungen, als vielmehr um die positiven Beziehungen die sich in der Gruppe bilden werden. Es ist für mich eine Verpflichtung mich auf die unterschiedlichen Charakteren der Teilnehmer unserer Projekte einzustellen. Es ist für mich stets eine neue Herausforderung, darauf zu achten, wie sich die jungen Künstler mit der neuen, für sie doch fremden Welt auseinander setzen. Nun könnten Sie als Leser sagen, dass man die Psychoprophylaxe (systematische psychologische Vorbereitung auf bevorstehende Ereignisse) nur an Kindern und/oder Heranwachsenden durchführen muss, weil sie auf Grund ihres Alters noch nicht im Stande sind die Situation reif zu beurteilen. Ich bin nicht sicher, dass Sie Recht haben. Man könnte sich nunmehr gemeinsam der entsprechenden Literatur zuwenden, die ich in dieser Zeit gelesen habe – medizinische Nachschlagewerke, Lehrbücher der Psychologie, Wörterbücher die zu dieser Thematik Auskunft geben. Beispielsweise erinnere ich mich gelesen zu haben, dass Menschen mit feinfühligen seelischen Veranlagungen öfter zu Depression neigen und in bestimmten Situationen gefühlsmäßig überempfindlich reagieren können. Zu einer solchen Gruppe gehören auch Menschen in kreativen und 109 schöpferischen Berufen. Ärzte tun das lapidar mit den Worten, „das ist ein Fall für uns!“ ab. Ich habe nicht zufällig die Künstlergruppe mit dem menschlichen Körper verglichen. Der kann auch krank werden. „Unsere Besetzung spielt am meisten!“ „Ohne uns kann kein Konzert stattfinden“, erklären die Musiker von der Folkloregruppe. Merken Sie, es zeigt sich schon ein, von den Symptomen der „Starkrankheit“ ein Gefühl von Unersetzlichkeit. Sie, diese jungen Nachwuchskünstler, verstehen noch nicht, dass die „Sterne“, die am künstlerischen Horizont aufflammen aber ebenso schnell wieder erlöschen können. Solchen “Kranken“ musste ich begegnen, weil es in jeder Gruppe „Infizierte“ gibt. Mit ihnen ist es besonders schwer zu arbeiten, da es gegen diesen Virus keinen Impfstoff gibt. Man kann von denen alles erwarten, z.B. schlechte Laune, Verweigerung auf die Bühne zu gehen und weiteres überlasse ich der Phantasie des Lesers. In solchen Fällen ist hier, wie die Ärzte sagen, „die Medizin machtlos“. So bedauerlich es für den einen oder anderen Künstler auch sein mag, ich habe für mich entschieden, damit sich diese, wie ich glaube „übertragbare Infektion“ auf die übrigen Künstler nicht ansteckend ausbreitet, verwende ich eine sehr wirksame Behandlung. Ich isoliere „die Kranken“, die somit nur an einer Veranstaltungsreise teilnehmen können, nämlich an der Ersten, die aber dann gleichzeitig die Letzte in meiner Gruppe war. Und noch eines möchte ich in diesem Zusammenhang mehrmals wiederholen und weise die Gäste bei den Konzerten darauf hin und insbesondere die nach Deutschland eingeladenen Künstler, dass der „Kulturverein Moldova e.V.“ kein Unternehmen ist, das sich an den Auftritten der moldauischen Künstlergruppen bereichert. Die Anerkennung, Sympathie und die Dankbarkeit durch das Publikum, dass ist die Währung die weltweit ohne Kursverlust an die Künstler gezahlt wird. Die symbolische Konto-Nummer, die unser Verein dafür eröffnet hat, zeichnen wir mit der Jahreszahl 1998 ab. Es ist das Jahr der Gründung des „Kulturvereins Moldova e.V.“ und es ist das Jahr, in dem wir mit den Projekten „Kunst und Kultur aus der Republik Moldau“ begannen. „Herr Pawlju-u-u-u-k!“ „Was ist Simi?“ „Sie sind schon wieder in Gedanken versunken! An welchem Problem arbeiten Sie jetzt wieder?“ „Wie üblich – an „die Erwachsenen“, gab ich ihm zu verstehen! „Zum Beispiel?“, folterte er mich. „Simi! Lass mich in Ruhe!“ versuchte ich ihn mit ernster Stimme zu ermahnen. Aber Sie wissen ja, dass Simi sich so schnell nicht einschüchtern lässt. „Herr Pawljuk, bitte, don’t worry, be happy und seien Sie nicht immer so ernst!“ gibt er in seiner kindlichen Scheinheiligkeit als Antwort. Lächelnd, musste ich mir eingestehen, dass man Jugendlichen gar nicht böse sein kann und darf. Sie alle, ob Simi, Nicoletta, Jacob, Nicu oder wie sie in all den Jahren auch hießen, sie alle waren und sind doch unsere Kinder und überall gleich. Wo auch immer sie leben, ob in Moldova, Deutschland, Frankreich, Italien, England. Wir sind verpflichtet deren Probleme gemeinsam zu lösen, weil wir Erwachsene überall gleich sind … sei es nun 110 Spanien, Griechenland, Lettland, Deutschland… „Nicu! „Ni-i-i-cu! Hör auf, Cătălin zu necken und steh ruhig auf der Stelle!“, mahnte ich ihn zur Ordnung. „Ich werde nicht als Kind sehen, für deine Streiche wirst du dich wie ein Erwachsener verantworten. Es ist mit dir manchmal wie in einem Kindergarten!“, sagte ich ihm. Obwohl, gerade als „Kindergarten“ habe ich einst die Gruppe der „kleinen moldauischen Künstler“ bezeichnet, als da waren Tamara Kostriţchi, Jacob Rotari, Nicoletta Chetreanu, Nicu Kostea, um nur einige zu nennen. Natürlich kann und will ich keinen Namen vergessen zu nennen. Es handelt sich dabei um den kleinsten Künstler in unserer Gruppe, der wörtlich gesehen, stets einen Ehrenplatz einnehmen durfte und musste. Vorne in der ersten Reihe und möglichst noch höher stehend als alle anderen Künstler, nämlich auf dem Stuhl. Sein Name ist Simion Gronic. Während des Konzerts in Schwerin im Jahre 2006, musste ich ihn auf einen Stuhl stellen, damit die Zuschauer in den letzten Reihen nicht von ihren Plätzen aufstehen mussten, um ihn nicht nur zu hören, sondern ihn auch zu Simion Gronic sehen. Der Raum in dem Gebäude aus dem 17. Jahrhundert, in dem wir durch die Organisation der „Volkssolidarität Mecklenburg-Vorpommern“ empfangen wurden und wo eben dieses Konzert stattfand, hatte keine Bühne. Die Architektur des 4-stöckigen Gebäudes gleicht einem mittelalterlichen Interieur, wobei der Saal in dem immer wieder Konzerte abgehalten werden, einen nur bedingt restaurierten Raum eines Schlosses repräsentiert. Dennoch hat sich die Musikschule Schwerin hier fest etabliert. Entgegen den üblichen Lehranstalten unterliegen weder Lehrer und besonders weder die Schüler dem „Zwang“ der Konzertbesuche. Insbesondere dem „Kulturverein Moldova e.V.“ war es vergönnt, an diesem Ort bereits mehrere Konzerte moldauischer Künstler geben zu dürfen. Doch bei alledem was ich Ihnen über den Bau, über diese Lehranstalt und unsere bisherigen Konzerte berichtet habe, habe ich doch glatt den Punkt vergessen, an dem ich über Simi berichtet habe. Er steht immer noch auf dem Stuhl und wartet auf seinen nächsten Einsatz. In dem im mittelalterlichen Baustil gehaltenen Saal mit dem hohen Deckengewölbe, mit dem von Säulen getragenen Holzbalkon und den verspielten Modellfenstern, wird eine gehobene und vornehm wirkende pompöse und beonders feierliche Stimmung erzeugt, die von Simi vorgetragene „Polka“ des Komponisten G. Filipovschi besonders wirkungsvoll erscheinen lässt. „Konstantin, bitte bringen Sie zum nächsten Konzert unbedingt den Simi wieder mit. Noch haben nicht alle diesen kleinen Künstler bewundern und hören können, wie er professionell nach und nach auf fünf Instrumenten, „die Rohrpfeife, die Okarina, die Tilinka 111 (Die traditionelle Tilinka wird aus der Rinde der Weide hergestellt. Das Blasinstrument kann nur im Frühjahr, wenn die Weide noch voller Feuchtigkeit ist und die Rinde sich leicht vom Holz trennen lässt gewonnen werden. Die Tilinka ist dann nur für ein paar Tage spielbar), das Kawal (flötenähnliches Blasinstrument) und auf der Doppel-Rohrpfeife, seine moldauischen Volksweisen spielt. Er allein ersetzt bereits ein echtes „Orchester“, betont inständig Herr Dr. Hans-Jürgen Audehm, Mitglied im Landesvorstand der „Volkssolidarität Mecklenburg-Vorpommer“ in Schwerin. „Herr Konstantin!“ „Ja, Simi“. „Nein, nicht Simi, es war Nicoletta“, erklärt fröhlich kichernd „das Orchesterkind“, wie er manchmal unter uns genannt wird. „Entschuldige, Nicoletta. Nimm es mir bitte nicht übel, weil…“ „Ich weiß“, sagte Sie. Sie haben viel zu tun“, schließt sie traurig. Ja. Nicoletta kann man nur auf Grund ihres Alters als Kind bezeichnen. Auch wenn sie noch 10 Jahre alt ist, urteilt und handelt sie längst nicht mehr so kindlich. „Was wolltest du mich fragen?“ fragte ich teilnahmsvoll. „Ich wollte Sie fragen, ob Sie mir erlauben, nach der Probe mit den Jungs in ein Geschäft zu gehen. Ich habe schon für fast alle ein Geschenk gekauft, nur für meinen Bruder Nikita konnte ich noch keines findet.“ Ich lächelte ungewollt, mich erinnernd, wie sehr sie sich als ältere Schwester um ihn sorgte. „Mama, was macht Nikita?“ fragt Nikoletta ihre Mutter unruhig. Mit dieser Frage hat ihr Gespräch mit den Eltern immer angefangen. Wir mussten schon freundschaftlich lachen, wenn ihr Telefon klingelte. „Was macht Nikita?“ fragten wir Nicoletta einstimmig. Simi, Nicoletta, Jacob, Nicu, Tamara sind „kleine Künstler“, mit denen ich mit Freude und großem Vergnügen gearbeitet habe. Wenn ich auf die gute Zusammenarbeit verweise, dann deshalb, weil sie in ihrem Wesen stets gleich geblieben sind. Wir, die Erwachsenen vergessen zu oft und zu schnell, dass wir ja doch mit Kindern unterwegs sind. Ich muss an dieser Stelle auch einmal meine Bewunderung für diese jungen Künstler aussprechen. Denn es ist lobenswert zu erwähnen, wie tapfer sie sich auf den Reisen gehalten haben, mit welcher Disziplin sie ihr Können an das Publikum weiter gegeben haben. Denn selbst für einen Erwachsenen ist es doch eine physische und moralische Belastung die diese jungen Menschen, trotz der ständig wechselnden Auftrittsorte, von Stadt zu Stadt, mit den immer wieder auftretenden Sprachschwierigkeiten, der weiten Entfernung von der Heimat stets gut wegsteckten. Niemals haben sie sich unzufrieden, nach den teils längeren Bühnenauftritten, müde oder überfordert gezeigt. Aber auch auf der Reise, waren Regeln gesetzt, die ihnen ihre Lehrer mitgegeben haben. Zum Beispiel Tagesplan bei dem Jacob. „Täglich um 7:00 Uhr, Jacob, hast du auf der Flöte zu üben“, gab ihm sein Lehrer in seinem Stundenplan mit auf den Weg. „Wann stehst du denn auf?“ fragte ich ihn mit Erstaunen. „Schaffst du es denn zwischendurch auch noch auszuschlafen?“ „Wissen Sie, Herr Pawljuk“ erwiderte er und begann zu erzählen. „Als ich meine erste Ausbildungsstunde auf der Rohrpfeife bei Ion Negura erhielt und einige Töne hervorbrachte, versuchte ich meinen Lehrer davon zu überzeugen, dass ich trotz der falschen 112 Töne nicht allzu viel üben müsste. Mein Lehrer hat mir dann allerdings unmissverständlich klar gemacht, dass, wenn ich beabsichtige ein guter Musiker zu werden, für mich ein Tag nicht 24 Stunden, sondern 25 Stunden haben müsse. 24 Stunden um die Flöte zu beherrschen und sie zu spielen und die verbleibende 25-igste Stunde, die ich für den geruhsamen Schlaf benötigen würde. Es sind weise Worte, die ihm sein Lehrer, Ion Negura neben dem Erlernen der Technik und der Fähigkeiten das Instrument Ion Negură zu spielen, mit auf den Weg gab. Nutzen wir aber heute einmal die eine Stunde, um seinen Lehrer zu besuchen. Über die Uferstraße geht es bergauf, bis wir zum Eingang eines Gebäudes kommen an dem in unübersehbarer Schrift zu lesen steht: „Republikanisches Musikalisches LyzeumsInternat C. Poumbescu“, das noch dazu das einzige in der Republik Moldau ist. Treten Sie ein mit mir in eine Musikwelt. Von überall her erklingen Instrumente. Akkordeon, Kontrabass, Geige und Saxophon, um nur einige im Augenblick heraushörbare zu nennen. Ich habe Ihnen von einem ähnlichen Ereignis erzählt, vielleicht erinnern Sie sich ja noch. Das Gespräch mit den jungen Musikern auf dem Gang des Konservatoriums. In dieser Anstalt werden die jungen musikbegabten Kinder und Jugendliche an die Musik und an die einzelnen Instrumente herangeführt, unter denen sich bereits die ersten „kleinen Künstler“ befinden. Im zweiten Stock des Hauses, im Zimmer Nr. 29 befindet sich das Büro von Herrn Negura. Leider haben wir uns nicht verabredet und es ist daher fraglich, ob er überhaupt im Hause ist. „Herr Negura!“ so höre ich die Schüler aber auch die Lehrer lachend sagen, „es kann sein, dass er heute in Polen ist, morgen vielleicht in Rumänien, wenn nicht sogar am Nordpol!“. Trotz des Lachens, war es nicht einmal ein Witz, nein, es war tatsächlich Ernst gemeint. Herr Negura ist ein gefragter Mann, wenn nicht sogar eine Kapazität auf dem Gebiet der Musik. Aber nicht nur er, auch seine beiden Söhne Stefan und Ion sind gelernte 113 Musiker. Beide haben bereits am internationalen Musikfestival teilgenommen. Wie sagt ein altes Sprichwort: – der Apfel, nein in diesem Fall, die Äpfel fallen nicht weit vom Stamm! In der Hoffnung ihn ja doch noch zu treffen, versuche ich mich in einem Raum bei einem Rohrpfeife spielenden Schüler zu erkundigen, wo er sich wohl aufhalten möge. „Bună ziua – Guten Tag“, wende ich mich an ihn auf moldauisch. „Spune-mi te rog, profesorul tău, domnul Negura, este in Chişinău – Sag mir bitte, ist dein Professor, Herr Negura in Chişinau?“ Gleich hoffe ich zu erfahren, wo sein Lehrer ist. „Da. Dar acum dumnealui este plecat la conservator, la examene. Apoi are imprimari la televiziune si deseara pleacă la concert – Ja, zurzeit ist er im Konservatorium, wo er Prüfungen abnimmt. Danach hat er eine Sendung im Fernsehen und heute Abend geht er zu einem Konzert.“ „Da tu ce faci aici in coridor - Und was machst du hier im Korridor?“ fragte ich ihn weiter. „Eu muncesc, adică – exercez la fluer, fiindcă domnul profesor va reveni la liceu peste două ore şi innainte de concert o să facă lectie cu mine – Ich arbeite, d.h. ich übe auf der Rohrpfeife. Herr Professor kommt in zwei Stunden wieder und will mir vor dem Konzert noch eine Stunde geben“ gab er mir zu verstehen. Jetzt ist alles klar. Wir könnten noch heute mit Herrn Negura sprechen, da er ins Lyzeum zurückkehren wird. Das Kind wiederholt auf der Rohrpfeife, die von seinem Lehrer aufgegebene Hausarbeit. „Da cum este numele tău – Wie ist dein Name?“ „Costache Pawel“, stellte er sich stolz vor. Ein interessanter Name, den man sich unbedingt merken sollte. Mag sein, dass vor mir der zweite Louis Armstrong (Louis Armstrong, 1901 - 1971) stand. „О-о-о! Dar eu mă numesc Konstantin Pawljuk! Suntem aproape tizi – O-o-o! Ich heiße Konstantin Pawljuk! Wir sind fast Namensbrüder! Weißt du. Ich bin über unsere Bekanntschaft sehr froh. Ich bin auch Musiker von Beruf und wünsche herzlichst, dass du, Costache Pawel, auf deinen Namen stolz sein kannst! Iţi mulţumesc, şi spor la muncă,“ zum Schluss unseres Gespräches wünschte ich ihm noch viel Erfolg. Doch wir wollen ihn nicht länger bei seinen Übungen stören und besser geduldig auf Herrn Negura warten. Wie der Schüler gesagt hat, soll er ja nochmals zurück kommen. Wie waren noch gleich die Worte des Jungen: „eu muncesc“ übersetzt: „Ich arbeite“. „Ich arbeite!“ Hört sich irgendwie komisch an. Diese Worte aus dem Munde eines Kindes. Obwohl die Berufe von Musiker, Maler, Artisten kreativ sind, sind sie mit vielen alltäglichen Übungen verbunden. Nicht umsonst sagt man: „Wenn du Talent hast, so wirst du es durch Fleiß verbessern – wenn du kein Talent hast, so wird dein Fleiß diese Lücke ersetzten!“ „Konstantin! Was für ein schönes Leben haben Sie! Die Blumen, den Beifall, die Bühne. Reines Vergnügen!“ Sicher wird irgendwann jemand auch dem zukünftigen Künstler diese Worte sagen, der jetzt hier lernt. Aber seien Sie auf ihn nicht neidisch. Weil … „Talent wächst nicht auf Bäumen. Man kann es auch nicht wie eine Frucht, zu jeder Zeit einfach ernten“, lehrt uns die Geschichte. Liebe Eltern, verstehen Sie mich nicht falsch, aber wenn Ihr Kind es nicht lernt die grundlegenden Regeln, das Beherrschen des Instrumentes sowie alle musikalischen Disziplinen – das Solfeggio, die Harmonie, die Musikgeschichte und dazu die allgemein bildenden Fächern, so wird es nie ein Musiker „der großen Szene“ werden. 114 Wenn Sie mir und meinen Äußerungen keinen Glauben schenken, fragen Sie die Lehrer an dieser Schule, sofern Sie mal in Chişinău sein sollten. Ich glaube, sie würden Ihnen meine Aussage bestätigen. Ich bin überzeugt dass beispielsweise der moldauische Klarinettenlehrer Simion Duja, Ion Cuciuc, der Trompeter, Vasile Ciubuc als Klavier-, Akkordeon- und Zimbellehrer, einschließlich der Direktorin und Geigenlehrerin Galina Buinovschi meine Worte bestätigen würden. Ihre Zöglinge sind die Preisträger zahlreicher nationaler und internationaler Wettbewerbe. „Hallo, Herr Pawljuk, bitte kommen sie zu uns. Stehen sie nicht so abseits“, rief mich der Rohrpfeife- und Panflötenlehrer Ion Negura. „Können Sie bejahen, dass die jungen Musiker, die ihre Organisation der „Kulturverein Moldova e.V.“ auf Einladung für die Kulturprogramme nach Deutschland holt, um sie dort auftreten zu lassen, hauptsächlich Schüler unseres Lyzeums sind“. „Natürlich kann ich das. Dorin Buldumea, Vladimir Duminica, Virgiliu Catîrău, Dorin Gramma, Cătălin Vutcariov, Valentina Russu, Jacob Rotari sind junge Künstler, die aus diesem Hause kommen. Habe ich noch jemanden vergessen? Ja richtig, da sind noch die Kinder Nicoletta Chetreanu, Nicu Kostea und Simi Gronic, die auch mitfahren durften.“ „Übrigens Frau Costache, kommen Sie mit mir in die Klasse und sehen Sie, was ihr Kind macht“, ruft Negura. „Bună ziua, Costache. Cite ore te-ai ocupat astăzi la fluer – Guten Tag Costache. Wie viel Stunden hast du heute auf der Rohrpfeife gelernt?“ mit einem leicht strengen Tonfall interessiert es ihn, wie viele Stunden sich der Schüler mit dem Instrument beschäftigte. „Eu nu m-am uitat la ceas, dar am învăţat totul. Domnul Konstantin a văzut că nu am iesit din clasa – Ich habe nicht auf die Uhr grschaut, aber ich denke, ich habe alles gelernt. Herr Konstantin hat es gesehen und mich üben gehört“, wendet sich „der kleine Künstler“ hilfesuchend an mich. „Er war wirklich die ganze Zeit in der Klasse und spielte auf seiner Rohrpfeife“, bestätige ich die Worte meines neuen Bekannten. „Atunci, acum esti liber şi poţi să te duci cu părinţii la distracţie – Dann bekommst du jetzt frei für den Rest des Tages“, erklärte er der Mutter. Doch eines sollte man sich als Regel bei einem Musiker merken. Sowohl das Instrument als auch die Musik – beide werden niemals FREI haben, nicht mal in den Ferien!” „La revedere si numai bine – Auf Wiedersehen und Alles Gute!“ wünscht uns zum Abschied Herr Negura und gibt uns noch ein paar Worte mit auf den Weg. „Manchmal muss man auch für begabte Schüler „kämpfen“, sagte er lächelnd zu mir. „Was ich nicht wusste, dass der Junge Russisch spricht“ „Ja, er ist von einer russischen Schule zu uns gekommen, aber Sie wissen – Kinder lernen Sprachen schnell. Für die Eltern lag der Glaube darin, dass, wenn ihr Kind von Natur her überaus musikalisch begabt ist, so werden die Konzerte, die Blumen, der Beifall für ihn und in einer entsprechenden Erwartungshaltung auch für sie ein angenehmes Vergnügen sein. Aber was nicht ist, kann ja noch werden – er ist ja noch Anfänger. Und jetzt, Herr Pawljuk, bitte ich sie, mich zu entschuldigen. Man muss schon wieder weiter, und es ist wie man sagt ein Hamsterrad. Heute Abend noch das Konzert und morgen ist ein neuer Tag und alles fängt wieder von vorne an. Erst das Üben, dann die Proben, die Konzerte, der Beifall, die Blumen… Sie wissen doch selbst, was für ein Vergnügen das ist! 115 Ich verabschiede mich von Ihnen nicht, weil ich davon überzeugt bin, dass wir uns noch treffen werden“. „La revedere si numai bine – Auf Wiedersehen und alles Gute“, mit diesen Worten verabschiedete ich mich von Herrn Negura, als wir gemeinsam dem Ausgang zusteuerten. Na! Wie fühlen Sie sich, wenn gleichzeitig Akkordeon, Kontrabass und Saxofon ertönen? Haben Sie sich an die Töne gewöhnt? Ich bin froh, dass Sie das heute auch erfahren haben, dass es ohne solche Konstellation keine „kleinen Künstlern“ gibt. Nicu Costea Nicoleta Chetreanu Iacob Rotari „O, wie gern würde ich jetzt Fußball spielen oder gar Rollschuh´ laufen!“, rief plötzlich Simi aus. „Hast du gerade etwas gesagt oder kam es mir vor?“ fragte ich den kleinen Künstler, wobei ich versuchte den Tonfall des Lehrers zu imitieren. „Welche Rollschuhe, welchen Fußball! Simi, hast du vergessen, dass die Musik keine Freizeit erlaubt! Sag mir bitte, wofür hast du die Trompete mit nach Deutschland genommen? Um diese durch Europa zu fahren?“ stellte ich interessiert meine Frage. „Na, und? Meine Trompete muss sich auch mal ein bisschen erholen. Sie hat noch nie Ferien gehabt!“ findet Simi als triftiges Argument. „Welche FERIEN!“ erregte ich mich und sprang auf der Stelle auf. „Herr Pawljuk, bitte. Don’t worry, be happy und seien Sie nicht so ernst!“ schreit Simi vor mir fortlaufend. Lange konnte ich meinen Ernst allerdings nicht verbergen und musste daher über die freche Antwort herzhaft lachen. Kann man ihnen ihre Worte übel nehmen? Sie alle, ob Simi, Nicoletta, Jacob, Nicu oder wie sie in all den Jahren auch hießen, sie alle waren und sind doch unsere Kinder und überall gleich. Wo auch immer sie leben, ob in Moldova, Deutschland, Frankreich, Italien. Wir sind verpflichtet deren Probleme gemeinsam zu lösen, weil, wir Erwachsene … sind überall gleich, in Spanien, Griechenland, Lettland, Deutschland… 116 MOLDOVA ZU GAST IN RADEVORMWALD „Freundschaft – ist das wichtigste im Leben, weil keine sich ein Leben ohne Freunde wünschen will, wenn er auch alle andere Günste des Lebens hat.“ (ARISTOTELES) „Prüfen Sie nach, ob Sie nichts vergessen haben – die Noten, die Schuhe, die Anzüge. In 5 Minuten fahren wir los“, benachrichtige ich die Musiker. „Schauen Sie mal! Der Zirkus ist angekommen!“, erklärt plötzlich Nicu, froh darüber im Briefkasten die Werbung der Vorstellungen zu sehen. „Ich würde gern hingehen!“, sagt er träumerisch. „Sind alle im Bus? Los“, erkläre ich die Abfahrt. „Der Weg aus Berlin nach Radevormwald steht lange bevor. Nach Möglichkeit versuchen Sie, einzuschlafen. Es ist erst 6 Uhr morgens“. „Nicu! Es geht dich auch an“. „Ich bin ausgeschlafen. Später? Gut? Und jetzt erzählen Sie mir besser etwas“, bittet er. „Also, gut. Dann plaudern wir wie üblich ein wenig, Künstler“, biete ich ihm friedvoll an. „Sie machen wieder Spaß mit mir – Künstler“, empört sich das Kind. „Nimm es mir nicht übel. Ich habe irgendwo gelesen, dass der Künstler nicht nur ein Beruf, sondern auch ein Seelenzustand ist. Nicht jeder kann ein Künstler sein“. „Leiser! Lasst uns schlafen!“ hat sich jemand im Salon empört. „Schweigen wir ein bisschen und reden später weiter“, sage ich mit einer verschwörenden Stimme. „Richtig. Machen wir keinen Stress“, stimmt er zu. „Stress, Stress, Stress“, wiederhole ich mich mehrmals. Seltsam. Für mich ist es ein gewöhnliches deutsches Wort. Als ob darin nichts Eigenartiges wäre. Aber aus irgendeinem Grunde bereitete den Jungs aus Moldova es ein riesiges Vergnügen dieses Wort zu sprechen. Sie haben es mehrmals am Tag gehört oder einfach wiederholt. Aber, was interessant ist, sie sagten es immer mit verschiedenen Bedeutungen. Bald mit Ironie, manchmal bald mit Sarkasmus und manchmal mit Mitgefühl. Und häufig, ich hätte gesagt ständig, trug dieses Wort einen bestimmten Sinn und sogar Charakter. Zum Beispiel, wenn ich vor dem Kon-zert sie abholen kam (es kam vor, dass wir in verschiedenen Hotels wohnten), so befand sich jedes Mal jemand in der Halle im Auftrag der Übrigen auf „der Beobachtungsstelle“. Sobald er mich erblickte, gab er schnell den anderen das Kommando: „Achtung! Stress ist angekommen!“ Das bedeutete – „Alle schnell nach unten, wir verspäten uns!“ Ich bereue. Auf alle Fälle, damit keiner sich entspannte und schneller die Schuhe, die Kosmetiktasche, die Hosen sammelte, die Noten nicht vergaß, gab ich ein wichtiges Ansehen und ich verwandelte mich sogar in ein brummendes, murmelndes und meckerndes Wesen. Um mich „unschädlich zu machen“, machten mir die Künstler ein ergreifendes Kompliment: „Die Präzision der schweizerischen Uhr steht der Pünktlichkeit von Herrn Pawljuk in nichts nach“. 117 „Leiser, Herr Konstantin! Lachen Sie nicht, sonst ärgert sich gleich jemand wieder“, warnt mich Cătălin. „Es schläft niemand“, melden sich die Übrigen. „Es ist gut. Also, solange noch Zeit ist, werde ich Ihnen noch ein wenig über die Stadt erzählen, in der mein sehr guter Bekannte wohnt, mehr noch, ein Freund. Er heißt Rudolf Heinz oder, wie er von Freunden genannt wird, Rolfi.“ „Und wie haben Sie sich kennen gelernt?“ interessieren sich die Jungs. „Wartet, macht keinen Stress. Alles der Reihe nach“. Also, Radevormwald. In den historischen Dokumenten ist die erste Information über diese Stadt in 1050 erschienen. In ihnen wird sie aber nicht als Radevormwald sondern Rotha erwähnt. Ein Charakteristikum dieser Stadt ist, dass Sie kein Gebäude finden, das den architektonischen Wert vorstellt. Leider, sind sie nicht erhalten geblieben. Sie werden sagen, dass es merkwürdig ist, wissend wie sorgsam sich das deutsche Volk zu seiner Vergangenheit verhält. Aber dafür gibt es einen wichtigen Grund – die städtischen Brände. Obwohl in den Archivaufzeichnungen nicht erklärt wird, weswegen sie entstanden, waren sie aber nach allem eine ziemlich häufige Erscheinung. Aber das, wie durch ein Wunder nach dem letzten Brand in 1802, heilgebliebene Gartenhäuschen kann als eine architektonische und historische Sehenswürdigkeit von Radevormwald bezeichnet werden. Es wurde 1772 erbaut. Ich will bemerken, dass nach so vielen Jahren und sogar Jahrhunderten, es an Eleganz nichts verloren hat, wie es dem Stil, in dem es erbaut wurde – der Rokokostil – gerecht wird. Ich werde nicht behaupten, weil ich keine entsprechenden Informationen gefunden habe, aber ich vermute, dass sicher früher dieses Häuschen den prächtigen Garten von jemand verzierte. Aber auch jetzt befindet es sich an keiner schlechten Stelle – in der Umgebung verschiedener exotischer und seltener Pflanzen des städtischen Parks mit dem französischen, also mit romantischen Namen Châteaubriant. Ja, richtig. In Frankreich gibt es eine solche Stadt, die Partnerstadt von Radevormwald ist. Wir werden bald dort sein, aber es ist noch Zeit, Ihnen zu erzählen, dass die Bekanntschaft mit Rolfi ganz zufällig war. Ich erinnere, dass er der Leiter der kulturellen Gesellschaft „Hera-Kultur e. V.“ ist. Dank dem Zusammentreffen nicht ganz gewöhnli118 cher Umstände, begann zwischen uns die Freundschaft und zusammen mit ihr auch die Zusammenarbeit beider Organisationen. Aber, wo unser erstes Gespräch stattfand, würde ich nicht als passender bzw. angenehmer Zeitvertreib nennen – das Krankenhaus. Aber, wenn wir miteinander über die Kunst sprechen, warum sollten wir die musikalische Terminologie nicht auszunutzen. Umso mehr, dass sie, zum vorliegenden Thema bestmöglich passt. Ich werde mit dem Präludium beginnen. Und zwar – wieder vom kleinen Exkurs in der Geschichte, aber schon eines anderen Staates. In den 70-er Jahren, in der ehemaligen Großmacht Sowjetunion, hatte die akademische vokaltänzerische Gruppe „Rustavi“ unter Leitung von Anzor Erkomaischwili eine riesige Popularität. Einverstanden, sein Name wie auch der Gruppenname sind spezifisch. „Rustavi“ ist ein georgisches Wort, also gehörte das Kollektiv einer der 15. Republiken, die die Union der Sowjetischen Sozialistischen Republiken bildeten. Abgekürzt – die UdSSR. Sogar nach ihrem Verfall in den 90-er Jahren existierte die Gruppe dennoch weiter. Welche Beziehung hat unser Konzert zu all dem? Unmittelbare. Weil auf Einladung der Organisation von Rolf Heinz „Rustavi“ mehrfache Gastspiele nach Deutschland kamen. Es gelang mir, die Auftritte dieses Kollektiven anzuschauen und ich gestehe Ihnen ein, dass ich von der begeisterten Reaktion des deutschen Publikums nicht verwundert war. Die eigenartige mit der markanten Bühnenausstattung originelle Demonstration der nationalen Anzüge, Bräuche, Ritualien unter Schallen des Orchesters der Volksmusik. Aber nicht nur das hat die Zuschauer entzückt. Die Sache ist, dass sich die Tanzmanier der georgischen Tänze von anderen durch eine Besonderheit unterscheidet, ich hätte gesagt, gerade die Kultur dieses Volkes eigen. Praktisch wie die Männer als auch die Frauen eher nicht tanzen, aber schreiten, weil die tänzerischen Figuren auf den Zehen stehen. Bei den Frauen ist es nicht so offenbar sichtbar, da sie in Kleidern immer auftreten, deren Länge bis zum Fußboden gehen, was dem traditionellen Stil des Volksgewandes entspricht. Und die Männer, die vor ihnen auf den Zehenspitzen mit den temperamentvoll hinausgeworfenen Händen stehen, hätte ich mit dem Vogel verglichen. Nicht mit irgendwelchem, sondern mit dem Adler. Ich denke, dass sein Stolz und die Unbeugsamkeit in dem Blick und den Bewegungen dem ambitionierten Charakter des georgischen Volkes entsprechen. Übrigens können Sie selbst später versuchen, auf Zehenspitzen zu stehen oder zu gehen. Und jetzt… das Präludium ist zu Ende, und ich komme zum Hauptteil der Erzählung. Wie man sagt, selbst das Schicksal hat zwei notwendige Bedingungen für das Entstehen des ebenjenen Falls, den ich oben erwähnt habe, geschafft. 1.Sich zu passender Zeit und 2. an der richtigen Stelle zu finden. Und zwar, in Düsseldorf, in der Sitzung des Delphischen Rates habe ich den Leiter der Gruppe „Rustavi“ Anzor Erkomaischwili kennen gelernt. Im Gespräch hat er erwähnt, dass er den, sagen wir so, Bewunderer des Talentes der Künstler des Kollektives Rudolf Heinz besuchen wollte, der sich im Krankenhaus befand. Ich habe freundlich angeboten, ihn zu fahren. Unterwegs hat Anzor gesagt, dass wenn ich nicht den ordinären Menschen, in irgendwelchem Maß auch den Künstler kennenlernen will, so kann ich ins Krankenzimmer mitgehen. Wie sieht er aus? Gewöhnlich, wie auch die anderen. Von mittlerer Größe, ein wenig massiv. Aber Sie erkennen ihn sofort an den glänzenden Augen, der lustigen Stimme, der Energie und dem Optimismus, die in ihm stürmen. 119 Ach, ja. Noch einen Moment. Ich will Ihre Aufmerksamkeit darauf lenken, dass, wenn Sie selbst nach Radevormwald kommen und Ihre Bekanntschaft mit der Stadt nur auf den Besuch des Gartenhäuschens beschränken werden, über welches ich Ihnen früher soviel erzählte, glauben Sie, dass Sie umsonst gekommen sind. Einfach ohne mit Rolfi zu sprechen, werden Sie keine volle Vorstellung über diese Stadt haben. Es ist noch besser, ihn bei der Arbeit sehen, d.h. wie er befehligt, nur dann... „Da ist er. Wir haben ihn erkannt“, freuen sich die Jungs, auf den Mann zeigend, der auf der gegenüberliegenden Straße steht. „Konstantin! Ich bin hier. Wende. Du bist in die falsche Richtung gefahren“, schreit er. Jetzt können Sie sagen, dass das Programm Ihres Aufenthaltes in Radevormwald, wie es schon klar wurde, inhaltsvoll wird. Kurz – warten Sie auf die Überraschungen!“ „Bringen Sie bitte den Künstlern noch Saft. Diesen Stuhl stellen Sie bitte hier. Die Vase mit den Blumen nehmen Sie hier weg“, gibt Rolfi den Arbeitern des Restaurants „wertvolle Hinweise“. Jetzt befindet er sich in einer der seinen Rollenfächer – des Leiters. „Und jetzt wollte ich mich an alle Anwesenden wenden. Ich sehe, dass die moldauischen Gäste mit großem Appetit mit einigen von uns angebotenen Volumenaufgaben erster Etappe unserer Bekanntschaft zurechtgekommen sind. Jetzt haben wir uns anschaulich darin überzeugt, dass den Prozess des gegenseitigen Verständnisses zwischen uns der feste, grundlegende Anfang angebracht ist. Ich sage es Ihnen, wie der Bauarbeiter. Übersetze bitte Konstantin“. „Herr Rolf Heinz“, mit der ernsten Stimme erkläre ich, „dankt den moldauischen Künstlern aufrichtig dafür, dass die Suppe, das Fleisch, die Salate, der Nachtisch mit großem Appetit aufgegessen waren...“ „Konstant - i – in“, lang gezogen sagt Rolfi. „Du bist schlau. Über die Suppe und den Nachtisch sagte ich nichts. Ehrlich gesagt, wundere ich mich umsonst. Du wie auch ich mögen Spaß machen. Obwohl es nicht überflüssig ist zu sagen, dass diese Suppe und das Fleischragout speziell für Sie vorbereitet sind, da sie ein traditionelles Essen dieser Region sind. Übrigens, Sie werden in diesen drei Tagen nicht eine Platte aus der deutschen nationalen Küche kosten. Doch, jede beliebige Bekanntschaft fängt mit dem freundschaftlichen Gespräch an dem gut gedeckten Tisch an. Konstantin. Ich denke, dass die Jungs mich ohne Übersetzung verstanden haben. Wie gesagt wird: „Der Künstler den Künstler sieht und versteht von weitem“. „Ja! Wir haben Sie sofort erkannt!“, bestätigen die Musiker begeistert. „Zu dem von mir verbal geschaffenen „Porträt“ von Herrn Heinz“, trete ich ins Gespräch, „habe ich vergessen, einen bedeutenden Strich zu ergänzen, ohne den er unvollendet bleibt. Obwohl Rolf, der von Beruf Steinmetz ist und mit dem ziemlich groben und sehr festen Material, dem Stein, lebenslang zu tun hatte, ist er mit der Seele ein Künstler!“ „Konstantin“, klingt seine zufriedene Stimme. „Jetzt hast du es richtig gesagt. Ich habe sogar ohne Übersetzung verstanden, dass es um mich geht. Genauer gesagt darum, dass ich die Kunst sehr mag! Und weil wir schon darüber gesprochen haben, so will ich Erni Huckenbeck bitten, unseren Gästen aus Moldova kleine Souvenirs zur Erinnerung 120 darzubringen. Bitte“. Jetzt ist Rolf in seinem Rollenfach – des Künstlers! „Auf diesen Miniaturen, die aus Keramik gemacht sind“, sagt Frau Huckenbeck, „ist Radevormwald dargestellt. Sie wissen schon, dass wegen der Brände sehr viele Häuser verbrannt sind, die vielen Generationen die Geschichte unserer Stadt erzählen könnten. Aber zum Glück sind in den Archivdokumenten einige Zeichnungen erhalten geblieben, nach denen die Maler das musterhafte Bild von Radevormwald der vorigen Jahrhunderte reproduziert haben. Jetzt hat jeder von Ihnen eine kleine Nostalgie-Fotografie. Auf diesem Teller in der Schwarz-Weiß-Variante ist ein bestimmtes Haus oder die Straße unserer Stadt eingeprägt. Sie sind aber in einer anderen Technik – nicht im photographischen, sondern im bildenden gemacht. Alle gesammelt bekommen Sie eine echte Sammlung der seltenen „Bilder“. Und eigentlich ist es noch ein Anlass sich zu unterhalten und gegenseitig zu besuchen“. „Danke schön, Herr Rolf, vielen Dank Frau Erni“, danken die Musiker. „Bitte schön“, antworten die Deutschen. „Übrigens, wenn wir das Thema der bildenden Kunst berührt haben, so schlage ich vor, zur folgenden Etappe überzugehen. Konstantin! Lass sich die Jungs vor dem Konzert erholen, und wir müssen uns den Saal anschauen, in dem die Bilder der moldauischen Maler ausgestellt sein werden. Wie wir eingeplant haben, so werden „Die Tage der moldauischen Kultur in Radevormwald“ mit der Eröffnung der Ausstellung anfangen. Unsere Organisation hat den Botschafter der Republik Moldau Dr. Igor Corman und seine Ehefrau eingeladen. Natürlich werden auch die offiziellen Personen der Stadt anwesend sein. Bitte, noch eine Minute der Aufmerksamkeit“, wendet sich Rolfi an alle mit der Kommandostimme. „Die Mitteilung betrifft die Gäste aus Moldova! Morgen, nach dem Frühstück, werden wir einen Ausflug machen. Auf dem Weg nach Radevormwald haben Sie schon bemerkt, dass die Landschaft dieses Teiles Deutschlands sehr malerisch ist. Obwohl, da stimmen Sie zu, dass das ganze Land an sich schön ist. Aber dort, wo wir hinfahren werden, scheint alles ringsumher aus unbestimmten Gründen ungewöhnlich. Es überkommt einem das Gefühl, als sei das Gras viel zu hell und weich, die Bäche würden lauter rauschen als gewöhnlic, und die Farbe des Himmels sei viel satter“, beschreibt er die bevorstehende Fahrt kunstvoll. Ja-a-a. Rolfi stellt immer in lebhaften Farben alles dar und versteht Eindruck zu machen. Jetzt ist er ein Dichter. Aber er kann vom Himmel auf die Erde schnell herunterkommen. Deshalb braucht man sich nicht zu entspannen. „Fertig. Die lyrische Abweichung ist zu Ende. Es ist spät“, wieder geht Herr Heinz auf den geschäftlichen Ton über, „und wir haben noch viel zu tun.“ Na, ja. Ich habe Sie gewarnt, dass wir in drei Tage lernen, „auf den Zehen zu gehen“. „Witalij, mach bitte zuerst die Nahaufnahme der Einzelbilder und der Namen der Maler. Du kannst von hier aus aufnehmen. Von dieser Seite sieht man die Aufschrift deutlicher. Also, Eleonora Brigalda-Barbas „Das Still Leben“ und „Die Landlandschaft“, dann Ecaterina Ajder „Das Triptychon“ und „Der Morgen im Dorf“, Simion Zamşa „Das Schloss“ und „Der Mondweg“. Stellst du bitte die Kamera auf dieser Stelle fest? Du hast 121 Recht. Durch diese Tür werden die Eingeladenen reingehen. Weiter kommst du ohne mich zurecht. Du weißt schon was man machen soll. Das Konzert wird heute klein sein. Es wird nur der Panflötenspieler Iulian Puşca begleitet vom Klavier auftreten. Vergiss bitte nicht, bei Herr Dr. Körsten Interview zu nehmen. Nein, ich bin nicht nervös! Wie kommst du darauf? Ich weiß, dass alles in Ordnung gehen wird. Gut, ich gehe weg, um dich in Ruhe zu lassen.“ Ich kann dies erklären. Jetzt ist 2005. Wie viel Kraft, Energie, Nerven und Ge-sundheit waren all die Jahre schon notwendig. Zum Beispiel in einer Minute, im Bruchteil einer Sekunde, kann alles durch eine nicht gut durchdachte Organisation der Veranstaltung, durch nicht rechtzeitig vorbereitetes musikalisches Material, einen ungünstigen Auftritt des Künstlers zunichte gemacht werden. Ich denke, dass diese Bestimmung zu meinem Stil – nomadisch – überhaupt nicht passt. Die Umzüge aus einem Land ins andere, aus dem Konzertsaal in die Schulklasse. Es ist nichts für mich, auf einer Stelle zu stehen. Ist es nicht für Sie interessant, wenn man jedes Mal aus dem Fenster verschiedene Landschaften und nicht eine und dieselbe sieht? Sie fragen, wofür brauche ich das? Was? Der Wechsel der Landschaft? A-a-a... Die Vergeudung der Nerven. Ich denke, dass die Arbeit im „Кulturverein Moldova e. V.“ ebenso wie die Verantwortung, eine große psychologische und physische Belastung einer Masse der positiven Emotionen ergibt. Gerade ebenso. Weil, die großen oder kleinen Belastungen die ständigen Begleiter des Nomadenstils sind. Und dann, der Umgang mit verschiedenen Menschen, die neuen Treffen, die Teilnahme an irgendwelchen Ereignissen, sind diese denn kein ausgezeichneter Anreiz zum Leben?! Ich denke, dass er in jedem Alter notwendig ist. Warten Sie. Man muss die Landschaft wechseln. Nein – nicht hinter dem Fenster. Entschuldigen Sie. „Witalij! Wollen wir „Die Landlandschaft“ von Dr. Brigalda-Barbas an dieser Wand umhängen.“ „Was haben Sie gesagt? Jetzt habe ich Sie an Ihren Freund Rolfi erinnert? Verstanden. Ich kommandiere auch. Und da kommt er vorbei. Neben ihm ist der Bürgermeister von Radevormwald Herr Dr. Josef Körsten und der Botschafter der Republik Moldau in Deutschland Dr. Igor Corman. Das bedeutet, es ist Zeit zu beginnen. „Sehr geehrte Damen und Herren!“, wendet sich Herr Dr. Körsten an die Anwesenden. „Vom 25. bis 28. September werden in unserer Stadt „Die Tage der moldauischen Kultur“ verlaufen. Die Republik Moldau ist ein unabhängiger Staat, der vor kurzem auf der politischen Karte Europas erschien. Heute haben wir uns versammelt, ich hätte gesagt, haben uns hier getroffen, um durch die Kunst der Maler, deren Arbeiten in diesem Saal ausgestellt sind, und später das Schaffen der zu uns kommenden Künstler, zum Verständnis der Hauptsache zu kommen. Die Kultur jeden von uns bildet sich in erster Linie aus dem Wunsch einander zu erkennen, und eigene Vorstellung über die Welt nur mit Territorium, Bräuchen, Traditionen eines Staates nicht zu beschränken, heraus. Über die Achtung zu sich selbst, zum Land zu sprechen, können wir nur in dem Fall, wenn wir uns mit der gehörigen Aufmerksamkeit zu den Menschen anderer Nationalitäten verhalten, wir uns bemühen ihre Weise des Denkens zu übernehmen und nicht zu verschmähen. Nämlich aus diesen Faktoren bildet sich die Gegenseitigkeit, dank der alle Völker im Frieden leben 122 und schaffen können. Und jetzt gebe ich das Wort dem Botschafter der Republik Moldau Herrn Dr. Corman. Bitte.“ „Ich möchte den Gedanken von Herrn Dr. Körsten fortsetzen und sagen, dass es häufig so ist, damit ein Mensch seinen Platz in der Gesellschaft findet, braucht er manchmal ein ganzes Leben, umso mehr einen Staat. Aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass der friedliche Charakter unseres Volkes, sein Fleiß, der Wunsch und die Fähigkeit mit den Vertretern anderer Nationalitäten einmütig zu leben, Moldova in der nahen Zukunft helfen werden, nicht nur die Anerkennung, sondern auch die feste Freundschaft der europäischen Nachbarn zu bekommen. Ich meine, dass die Hauptmission meine Kollegin erfüllt, die zu allen Zeiten der Botschafter der Welt, des gegenseitigen Verständnisses, des Vertrauens zwischen den Menschen war und ist – die Kultur! In diesem Zusammenhang will ich dem Vorsitzenden der kulturellen Organisation Radevormwald „Hera-Kultur e.V.“ Herrn Rolf Heinz für die Einladung und die Unterstützung, sowie Herrn Konstantin Pawljuk danken. Man muss betonen, dass die Botschaft der Republik Moldau mit seiner kulturellen Gesellschaft „Кulturverein Moldova e. V.“ wessen Vorsitzender er ist, schon binnen einiger Jahre erfolgreich zusammenarbeitet. Ich bitte Sie, zum Mikrofon heranzukommen“. „Sehr geehrte Gäste! Ich werde kurz sein, weil der Moment ist, wenn mit Ihnen Ihre Majestät – die Musik sprechen wird! Wie der deutsche Komponist Carl-Maria von Weber (1786 - 1826) gesagt hat – „Die Kunst kennt keine Grenzen“. 23 Nämlich diese Worte wurden zum Motto unserer Organisation. So heißt auch das erste gemeinsame Projekt vom „Кulturverein Moldova e. V.“ und „Hera-Kultur“, dessen Programm Sie im Konzert der Künstler aus Moldova anschauen und hören können. Und jetzt möchte ich einen von ihnen den jungen talentvollen Musiker, Simion Gronic, einladen. Meine Mission ist damit erledigt, weil Sie die bekannten Werke der amerikanischen, deutschen, italienischen, russischen Komponisten mühelos erkennen werden. Und auch wenn Sie irgendwelche von ihnen nicht erkennen, so werden Sie keinen Übersetzer brauchen. Die Sprache der Musik ist allen Völkern klar.“ „Alle Achtung! Die Überraschung des Morgens!“ ächzen die Jungs begeistert. „Ihr werdet die Geschenke später anschauen, weil, wie ich versprochen habe, wir nach dem Frühstück eine Exkursion machen“, sagt Rolfi mit befehlendem Ton. „Und jetzt, wie ich Ihnen versprach – fahren wir auf die Exkursion“, lädt Rolf uns ein. Wirklich, wie er uns erzählte, das Gras ist seidenweich, die Türkisfarbe des Himmels ist ungewöhnlich gesättigt, und das Rauschen des Baches brach nicht, sondern ergänzte die Idylle der ländlichen Landschaft. Ich sagte Ihnen schon früher etwas über die Landschaft. Sind Sie jetzt damit einverstanden, dass man es ab und zu tauschen muss? Obwohl am Abend uns das Konzert bevorstand, sind wir von solchem entzückenden Spaziergang nicht ermüdet und haben im Gegenteil die Kräfte verdoppelt! „Das traditionelle Essen der hiesigen Bewohner“, erklärt Rolf allen an dem zum Mittagessen bedeckten langen Tisch laut. „Das ist kein Pfannkuchen und kein Puffer, obwohl sie auch ziemlich häufig gegessen werden. Von allen Teigwaren wird der Vorzug hauptsächlich den Waffeln gegeben. Sie werden anstelle der Suppe, der ersten Platte serviert. Zu 123 den Waffeln sind unbedingt die verschiedensten Soßen – aus den Beeren, den Früchten, sauer, süß gelegt. Danach, a, da kommen sie schon, werden die Würste, die Käse, die Salate gegessen. Viele haben eine kleine Nebenwirtschaft hier. So ist diese Produktion der häuslichen Herstellung. Ich empfehle – ist sehr lecker!“ „Herr Heinz, vielen Dank für die weitere Überraschung“, danken alle. „Es war sehr prima! Wir haben viel Neues erfahren und gesehen“. „Noch eine Überraschung! Da sind die Mitglieder unserer Organisation gekommen, euch die Stimmung vor der Vorstellung zu heben“, erklärt Rolfi zufrieden. „Mit den Geschenken! Wir wünschen euch Erfolg, und treffen uns später“, sagt er, aus der Maschine aussteigend. Aber hier ist die herzliche Gastfreundschaft der Bewohner von Radevormwald nicht zu Ende. Die Intendantin der Ballettschule Frau Marie di Lena zusammen mit den Zöglingen Veronika Bronzel, Katharina Scheler, Kendra Biesel, Jacqueline Laux, Maike Ritter, Maike Schäfer, Nina Baumann, Julia Ritter, Marcus Bomski, Adriano Sanzo, Antonio Carnivale hat eine sehr wirkungsvolle Nummer zur Musik des russischen Komponisten Anton Rubinstein (1829 - 1894) vorbereitet. Wissend, dass seine Vorfahren in Moldova geboren worden sind, hat sie entschieden, dass die Aufführung seiner Werke im Konzert, in irgendwelchem Maß, mit der musikalischen Geschichte dieses Landes verbunden ist. Jetzt ist die Reihe der moldauischen Künstler, die Gastgeber zu verwundern. „Es ist unmöglich, sich an den überfüllten Saal, den Schreien „Bravo“, „da capo“, an dem von der Begeisterung aufstehenden Publikum zu gewöhnen“, dachte ich während des Auftrittes der Geigerin Simona Gronik, ihres Bruders Simi, des Solisten der Nationalen Oper Nikolai Bantea, Svetlana Ionica, Iulian Puşca. Wissen Sie, das ist wahrscheinlich die einzige „Landschaft“ im schöpferischen Leben des Künstlers, die er von der Bühne ständig sehen wollte, und niemals einverstanden wäre sie zu tauschen. An diesem Abend hat jeder von ihnen dem Publikum die musikalische Überraschung dargebracht: „Das Menuett“ von Johann Sebastian Bach (1685 - 1750), „Die Polka“ von Ciprian Porumbescu (1853 - 1883), „Chora“ von Grigoraş Dinicu (1889 - 1949), „Der Karneval“ von Gaetano Pugnani (1731 - 1798), „Der Ungarischen Tanz“ von Johannes Brahms (1833 - 1897), die populären moldauischen, italienischen, deutschen Melodien. Hören Sie das Trampeln der Füße? Wundern Sie sich nicht. So äußert das Publikum die Begeisterung nach der Aufführung von „Ciocirlia“. „Zugabe! Zugabe! Bravo, da capo!“ lässt der Saal die Künstler nicht gehen. „Spielen Sie noch einmal?“ frage ich sie. Darauf führt Iulian Puşca die Panflöte schweigend zu den Lippen und auf dem Instrument werden die Nachtigalltriller dem Gesang 124 verschiedener Vögel wieder imitiert. Als ob die Eule aufgepufft hat, der Kuckuck ruft? Simona ahmt auf der Geige das Brüllen der Kuh, das Klopfen des Spechtes, das Gurren der Taube nach, und Simi spielt auf dem Rohrpfeifer das Hirtenlied. „Die Lerche“ – so wird der Titel dieses Stückes übersetzt, das jetzt in Ihrer Einbildung das Bild des Landlebens zeichnet. Sie haben Recht. Sie kann man auch in Moldova, Italien, der Schweiz sehen. Erinnern Sie sich, heute früh haben wir sie hier, in Deutschland genossen. „Kein schöner Land in dieser Zeit als hier das unsre weit und breit“ 24 „Wie schön ist unsere Erde…“, singen alle Teilnehmer des Konzertes das deutsche Volkslied zusammen mit dem Publikum am Schluss... Warten Sie, den Bus mit den Anzügen, den Noten, den Schuhen zu beladen. Wir sind zum Empfang eingeladen, den die kulturelle Gesellschaft „Hera-Kultur“ zu unserer Ehre gibt. Das Klirren der Weingläser, Sekt, Toaste – „Ich will im Namen aller hier im Saale dem Menschen sehr danken, der, selbst ahnungslos, wie ein echter Meister vom Klumpen des Unbekannten, der zwischen Moldova und Deutschland liegt, noch ein riesiges Stück abgeschnitten hat“, sage ich und wende mich Rolf zu. „Jenes unnützliches, was im Verkehr von zwei Seiten immer stört – ist das Misstrauen. Herr Heinz kann auf seine Arbeit recht stolz sein, weil sie vom ganzen Herz gemacht ist. Umso mehr – mit der Seele eines Künstlers!“ „Konstantin. Du hast es erraten. Ich habe etwas vorbereitet. Zur Erinnerung an unser Treffen und gemeinsam durchgeführte Veranstaltung möchte ich den moldauischen Künstlern und der Gesellschaft „Кulturverein Moldova e.V.“ die Souvenirs schenken. Auf dieser Marmorplatte sind die Namen beider Organisationen geprägt. Lass sie unsere Freundschaft und die Zusammenarbeit symbolisieren“, hat Rolf feierlich abgeschlossen, die Platte mir auf den Hals hängend. „Ah! Ich habe vergessen, dich zu warnen, dass sie schwer ist“, hat er mitfühlend gesagt, mir helfend aufzustehen. Rolfi, Rolfi… Dichter, Künstler, Leiter, Bildhauer. „Konstantin! Ich bin hier. Wende. Du hast vergessen, die Morgenzeitungen mitzunehmen. Drinnen gibt es der Artikel über euch, schreit er lustig. Es ist interessant, was die Presse der Stadt Radevormwald geschrieben hat. 25 „Konstanti-i-in!“, höre ich seine Stimme wieder. Bin ich wirklich in die falsche Richtung gefahren. Nein, in die richtige. Ich schaue in den Rückschauspiegel und sehe, wie Rolfi mit dem großen weißen Tuch schwingt. „Gute Reise! Guten Weg!“ wünscht er uns hinterher. Was kann man mit ihm machen. Mit einem Wort – der Künstler. 125 „Und du Nicu nimmst mir übel, wenn ich dich so nenne“. „Nicht mehr. Jetzt ist mir alles klar, sagt er versöhnend. „Also, erhole dich“. „Ich will nicht. Vielleicht – reden wir, wie üblich. Der Rückweg ist doch so-o-o lang?“ „Also, gut“, stimme ich zu. „Sag mir… entschuldige, das Telefon klingelt. „Hallo! Ja, Rolf. Ich höre dir zu. Danke. Ich bin froh, dass es dir gefallen hat. Gut. Ich werde bereit sein“. Unermüdlicher Rolfi. Er hat schon einen neuen Plan. Er will die Idee des Projektes „die Kunst kennt keine Grenzen“ erweitern und hat mich benachrichtigt, dass auf mich eine Überraschung wieder wartet. Und darin, dass sie wird, kann man sich nicht bezweifeln. Wenn Herr Heinz etwas verspricht, so erfüllt er unbedingt. In 2006 unter der Parole „Kunst baut Brücken“ hat die Organisation „Hera-Kultur“ nach Radevormwald die Musiker aus 5 Ländern der Welt: Deutschland, der Republik Moldova, der Russischen Föderation, Korea und Israel eingeladen. Es ist selbstverständlich, dass die Gesellschaft „Кulturverein Moldova e. V.“ an diesem Forum auch teilnahm. Moldova stellte der Schüler des musikalischen Lyzeums von „C. Porumbescu“ Virgiliu Catîrău vor. Nämlich mit seinem Auftritt fing das Konzert an, genauer gesagt mit unserem. Wie lief alles? Fahren Sie zu Rolfi. Er wird Ihnen alles erzählen. 126 DER MOLDAUISCHE ZIRKUS „Allem kann man widerstehen - außer der Güte“ (Jean-Jacques Rousseau) „Sag, Nicu. Warst du wirklich niemals im Zirkus?“ „Nein. Ich habe den Zirkus nur im Fernsehen gesehen“, antwortet er traurig. „Und mein Kind auch“, sagt Irina Sciogoleva. „Und meins“, sagt auch Witalij Pahomov. „Ich war auch niemals“, sagt Nicoletta. „Das bedeutet, dass Sie nicht wissen, dass Der Z i r k u s eine merkwürdige Reise durch Zeit und Raum ist. Der Z i r k u s a r t i s t – sind tägliche stundenlange Proben, die sich mit den unvergesslichen Vorstellungen auf der Manege unter den Sternen der Kuppel beenden. Entschuldige, ich habe vergessen, dass Der m o l d a u i s c h e Z i r k u s ein bedrückendes Gebäude ist, dessen Reparaur von der Zeit nicht beschränkt ist. Der m o l d a u i s c h e Z i r k u s a r t i s t ist ein unendliches Wandern auf der Suche nach der ständigen Unterkunft.“ Wenn in Chişinău auf dem Platz farbenreiche, vielfarbige Wagen erschienen, bedeutete das nur eines – der ZIRKUS IST GEKOMMEN! Das waren die Künstler aus Russland, der Ukraine und sogar die ausländischen Zirkustruppen. Sowohl auf die Kinder, als auch auf die Erwachsenen tat das aufgeschlagene Zelt seine bezaubernde Wirkung. Man wollte schnell reingehen und in seine zauberhafte Welt geraten. Wenn sie einmal darin gewesen sind, wurden sie zu seinem Gefangenen auf lebenslang. Es verwirrte sie von den Netzen der Phantasie, der Einbildung, des Traumes. Wahrscheinlich gibt es keinen Menschen in der Welt, der einmal die Jongleure, die fliegenden Akrobaten unter der Kuppel, den Dresseur der Tiger, die lustigen Clowns, Zauberkünstler gesehen hat, und sich nicht vorstellte an ihrer Stelle zu sein. Wer von uns nicht träumte, in solchem „Häuschen“ auf den Rädern durch die Welt zu wandern. Zu wandern... Heute sind die Künstler des moldauischen Zirkus genügend gewandert und wollen heimkehren – in ihren Zirkus! Eher aus der Neugierde, als ein bestimmtes Ziel verfolgend, habe ich vorbeifahrend beschlossen, ins Gebäude rein zugehen und zu erfahren, ob die Vorstellungen noch laufen. Aber ich wurde enttäuscht, trotz der Arbeitszeit, die Tür war geschlossen. Kein Werbeplakat zu sehen, da habe ich verstanden, dass der Eingang in die Zauberhafte Welt dicht zugeschlagen ist. Offenbar war ich so betrübt und das wurde auf meinem Gesicht widergespiegelt, dass der vorbeigehende Mann stehen geblieben ist und teilnahmsvoll gefragt hat: „Sind Sie von etwas verstimmt?“ Und, als ob er es erraten hat, sagte er traurig: „Ich habe verstanden – Sie wurden nicht hineingelassen. Und wir wurden hinausgeworfen“. 127 Als ob er erschrocken wäre, dass er sich keinem mehr äußern könne, erzählte der Fremde atemlos weiter, dass er „keinen Platz zum Wohnen hat“. Zuerst habe ich ihn für einen psychisch nicht ganz gesunden Menschen gehalten. Aber, als ich gehört habe, mit welcher Intonation er spricht, habe ich verstanden, dass ihm ein großes Unglück passiert war. „Es wird angenommen, dass der Zirkuskünstler eine perspektivlose nachteilige (besonders heute) Beschäftigung ist“, hat er gesagt. „Aber der Zirkus ist mein Leben, das mir weggenommen wurde“. Besonnen hat er sich entschuldigt und sich vorgestellt: „Der Clown, Ion Stinca“. Erfahrend darüber, dass ich gerade Beziehung zur Kultur habe, hat er sich aufrichtig gefreut – er wurde nicht vom zufälligen Passanten angehört. „…Wir haben niemanden, dem wir unseren Schmerz erzählen können, weil jedes Mal, wenn wir zu den verantwortlichen Leitern der Zirkuskunst kommen, stoßen wir, die Zirkusartisten, an den zufälligen „Passanten“, die an unseren Problemen vorüberrennen“, hat der Künstler mit Bitternis gesagt. Unser Gespräch wurde daraufhin nicht abgeschlossen. Später, wie ich erfahren habe, träumte Ion zum Zirkuskünstler zu werden. Ungeachtet der Unwille der Eltern und obwohl er es drei Male nicht geschafft hatte, hat Ion dank seiner großen Liebe zur Artistik danach gestrebt, dass er studiert, und hat die 4 jährige Staatsschule für Kleinkunst und Artistik von „Karandasch“ aus Moskau erfolgreich abgeschlossen. „Das Wichtigste im Leben ist eigene Arbeit zu mögen und, den Beruf wählend, muss man dem Herz lauschen“. Wir haben uns mehrmals getroffen, und jedes Mal hat Ion mir „die Geheimnisse“ der Zauberhaften Welt des Zirkus geöffnet. Leider ist es schon seit langem kein Geheimnis für alle, dass die moldauischen Künstler selbst suchen und die Arbeitsverträge abschließen. Viele von ihnen sind nicht nur weltweit auseinander geworfen, sondern sind auch für immer im Ausland geblieben. Zum Beispiel: D. G. Velenciuc lebt in Kanada, Leonid Vieru mit der Ehefrau (die Luftturner, der Rahmen) – in England, Ala Ilescu (die Jongleurin) – in Kanada, I. Cogan – in Amerika, Aleхei Mititelu (die heftigen Räder) – in der Ukraine, Mihail Grăjdeanu – in Irreland, Nadejda Dascal (die Luftflüge) arbeitet im berühmten amerikanischen Zirkus „Ringling“, Anatolii Sandu (die Stangen) – in Amerika, Natalia Madan (die Äquilibristik) – in Frankreich, Irina Cuzimenco (die Jongleurin) arbeitet im Zirkus von Nikulin in Moskau, Igor Stinca (das Schleuderbrett) – in Japan. „... Also, die Künstler des Nationalen Zirkus reisen durch die Welt auf der Suche nach Szenen herum. Während die sie einstellende Organisation den Status schon getauscht hat und jetzt zum Zentrum der Zirkuskultur und der Kunst wurde, in dem es nur zwei ergebene Zirkusartisten im Stellenplan – Nikolaj G. Rusu, der Generaldirektor, und Ion GeorgeSebastian Schvidkij, der Intendant übrig blieben.“ 26 128 Es wird gesagt, dass „wenn wir haben – schätzen nicht, aber wenn verlieren - weinen“. Aber ausgehend von der heutigen Situation haben wenige von „den Übergeordneten“ bemerkt, dass diese Menschen Moldova verlassen haben und kaum weinen sie nach ihnen. Ion Stinca wurde die Arbeit im Ausland mehrmals auch angeboten. Er war auf den Gastspielen in der Mongolei, Polen, Tschechien, Rumänien, Deutschland, England, China. Aber Ion hat gesagt: „Wenn alle wegfahren und aufgeben, so wird sich unsere Moldova in einen großen „Market“ verwandeln, und auf der Stelle des Zirkusgebäudes wird das nächste Hochhaus mit den Tiefgaragen aufgebaut. Wir fingen an, „modern“ zu denken – g l o b a l. Jetzt ist alles bei uns s u p e r, m e g a, OK, das heißt ALLES IST IN VOLLER ORDNUNG! Aber was für ОК ist es, wenn der begeisterte Glanz in Augen der Kindern nur dann erscheint, wenn sie das Schaufenster mit neuen Laser-TV und nicht die Auftritte der dressierten Tiere sehen, mechanische Kraft der Roboter und nicht der Menschen bewundern. Viele von ihnen wissen sogar nicht, was ein Zirkus ist!“ Wirklich, nur einige von uns erinnern sich an die Freude, die sie bei der Eröffnung des Moldauischen Zirkus – noch während seiner ersten Vorstellung – empfunden haben. Wenige wissen jetzt davon, dass in den 70er Jahren von der moldauischen Regierung die Entscheidung über den Bau des stationären Zirkus getroffen wurde und die besten Künstler, die in den selbsttätigen Gruppen bei den Kulturhäusern in den Bezirken Delacau, Grigoriopol, Taul, Donduşeni sowie im Chişinauer Kulturhaus „Bauarbeiter“ gearbeitet haben, zu speziellen Vorbereitungslehrgängen nach Moskau geschickt wurden. Wenige wissen davon, dass in Moldova einst ein gutes professionelles Zirkuskollektiv war und Arbeit im moldauischen Zirkus zu bekommen, nicht einfach war. Einst wurde dieses Gebäude mit allen Schikanen der modernen Technik gemäß den modernen Forderungen aufgebaut. Der Zuschauersaal, der mit der modernen technischen Zirkusapparatur ausgestattet ist, hat die Arena 13 Meter im Durchmesser, 1.900 Sitzplätze, die als Amphitheater gelegen sind, die Rundfunk-, Kino-, akustische-, Licht- und andere Anlagesysteme. Für die Proben gibt es die spezielle Manege. Die Kuppel ist zerlegbar und montierbar. Um den Bühnenteil befinden sich die Promenadenfoyers, die Sommerveranden, die im Halbkreis das Gebäude umringen. Es waren die Zimmer für die Künstler und das Bedienungspersonal, die speziellen Räume für die Tiere vorgesehen und es gab sogar die Tierheilstelle. Aus 70 stationären Zirkussen, die in der ehemaligen UdSSR funktionsfähig waren, stellte nur der Chişinauer den architektonischen Wert vor. Dieser Komplex war wirklich eigenartig. Für die Information – fast in allen europäischen Ländern arbeiten die Zirkustruppen im Wanderzirkus und vom stationären Raum können sie nur träumen. Jetzt, in Moldova, wie der moldauische Korrespondent schreibt „... diejenige, die zu Hause die Befehle 129 eingehen lassen, enteignen jenes kleines Eigentum, das im Zirkus noch blieb.“ 27 Obwohl in Moldova wenige Künstler des Zirkus blieben, habe ich nach der Rückkehr nach Deutschland den Mitgliedern unserer Gesellschaft angeboten, die Vorstellungen der moldauischen Künstler zu organisieren. Es wurde ein neues Projekt „Zirkus auf die Bühne“ ausgearbeitet. In 2000 sind in vielen Städten Deutschlands die farbenreichen vielfarbigen Plakate mit der Darstellung der Gruppe der Clowns, der Akrobaten unter Leitung meines neuen bekannten Ion Stinca erschienen. Das bedeutete nur eines – der moldauische ZIRKUS IST ANGEKOMMEN! Dumitru Grosu, Marin Chiru, Ion Stinca Zusammen mit den Kollegen, Dumitru Grosu, Мarin Chiru, Ala Iliescu und Marina Evdochimov am Anfang der Vorstellungen, ob es in der Schule, dem Kindergarten oder im Altersheim war, öffnete Ion jedem Zuschauer, wie auch mir einst, das größte „Geheimnis“ des Zirkuskünstlers – das Gute zu machen! Wie in der deutschen Presse bemerkt wurde: „… nicht nur die Kinder ins Erstaunen gerieten waren, sondern auch die Erwachsenen honorierten die Artisten mit stürmischem Beifall.“ 28 Seine „… Zugabe-Rufe waren hörbarer Beweis für die Qualität der Darbietungen“. 29 Am Ende der Tournee hat Ion Stinca im Interview einer der deutschen Zeitungen gesagt, dass: „Eine sehr interessante und wissenswerte für die Zirkusartisten aus Moldova Veranstaltung sei die, die von der kulturellen Abteilung der Stadt Altenstadt in Zusammenhang mit der Eröffnung des Sportkomplexes in Oberau durchgeführt wird. Während der drei Tage, vom 22. bis 24. September nahmen wir zusammen mit den deutschen Künstlern am kulturellen Programm teil. Aber die bedeutendste aller Vorstellungen nicht nur für mich auch für meine Kollegen war die wohltätige Vorstellung, die auf Initiative der Gesellschaft „Kulturverein Moldova e. V.“ am 4. Oktober für die leidende von den Krebserkrankungen Kinder organisiert ist. Solches ist es unmöglich, zu vergessen! Als ich ihre glücklichen Gesichter gesehen habe, habe verstanden, dass ich nicht umsonst lebe!“ Wirklich, „... Die Benefiz – Vorstellung, die die moldauischen Zirkusartisten zu Gunsten des Krankenhauses „Benediktusquelle“ in Ortenberg-Selters gegeben haben, war unvergesslich“. 30 130 Dieses Programm war auch in der Stadt Birstein im Kulturhaus für die geborenen mit den physischen Defekten Menschen gezeigt. Ich war der Moderator aller Programme und sah, dass sie ihnen, den moldauischen Zirkusartisten, sofort glaubten. Und das bedeutet für den Künstler viel. Sie haben die Anerkennung des deutschen Publikums gefunden. Ich müsste den Zuschauern den Sinn jeder Nummer lange nicht erklären. Weil diese Menschen in den lustigen Kostümen, mit hell schminkenden Gesichter sowohl die Kinder, als auch die Erwachsenen in die Zauberhafte Welt des Zirkus sofort rein gelassen haben. Per aspera ad astra – Über raue Pfade gelangt man zu den Sternen. Sie, die Künstler, gehen durch die qualvolle Arbeit, die mit Lebensrisiko verbunden ist – zu den Sternen unter der Kuppel. Für einige geht der Weg häufig zu früh zu Ende, manchmal tragisch. Aber niemand ist berechtigt, von ihm abzubiegen, da es beim Weg unter dem Namen „Dynastie“ kein Ende gibt. Allem kann man widerstehen, außer der Güte. Ich hätte ergänzt – der Kraft der Güte, die alle Künstler des Zirkus haben, unbedeutend von welchem – deutschen, französischen, italienischen. Sie verwenden sie in jeder Vorstellung. Die moldauischen Künstler hoffen sehr, dass dieser Kraft diejenige nicht widerstehen können, von denen abhängt, die Türen in die Zauberhafte Welt wieder zu öffnen. Sie glauben daran fest, dass: Der moldauische Zirkusartist durch die Welt auf der Suche nach der ständigen Unterkunft nicht mehr herumgondeln und bald heimkehren wird – In den moldauischen Zirkus, auf dessen Manege unter den Sternen der Kuppel die unvergesslichen Vorstellungen laufen werden! „Leider, können wir in den Zirkus nicht gehen, weil für morgen die Durchführung des musikalischen Schulunterrichts eingeplant ist, und danach fahren wir nach Schwerin. Aber wenn wir zurückkehren, so werden wir in Berlin einige freie Tage haben und ich werde dafür sorgen, die Bären anzuschauen. Einverstanden?“. „Hurra-a-a-a-a!“, ertönt der Siegesausruf augenblicklich. „Beeilt Euch nicht, Euch zu freuen. Sie sind nicht lebendig und umso mehr nicht dressiert. Aber ich versichere, dass Ihr solche noch nicht gesehen haben!“ 131 UNSERE AKTIVITÄTEN IN DEUTSCHEN SCHULEN „In der Arbeit mit der Jugend muss in den deutschen, als auch in den moldauischen Schulen, die Hauptaufmerksamkeit der aufklärerischen Tätigkeit geschenkt werden. Sie besteht in der Bekanntschaft der Schüler mit der Geschichte des Heimatlands, seiner Kultur, sowie in der Eingliederung der heranwachsenden Generationen zu den musikalischen und geistigen Traditionen anderer Völker“. (AUS DEM PROGRAMM VON „Кulturverein Moldova e.V.“) …7 Uhr morgens. Aus der Vertretung vom „Кulturverein Moldova e. V.“ gehen die Menschen einer nach dem anderen hinaus. Unter ihnen sind sowohl die Erwachsenen als auch die Kinder. Ihre Gesichter sind gespannt. Sie gehen schweigend vor das Tor und begeben sich zu dem vor dem Haus stehenden Kleinbus. Ohne ein Wort zu sagen steigen sie ein und schließen die Tür. Kurz danach sagt jemand mit sehr ernster Stimme dem vorne sitzenden Herrn: „Unsere Gruppe ist mit 6 Personen komplett und wir können losfahren“. Es erweckte den Eindruck als ob wir zu einem Militärmanöver und nicht zur Musikstunde in einer der Berliner Gesamtschulen fahren. Ich will erklären, dass bei den moldauischen Künstlern, die an den Veranstaltungen des „Кulturvereins Moldova e. V.“ mehrfach teilgenommen hatten, das Publikum eine „Kodebezeichnung“ bekommen hat. Und zwar: Wenn das Konzert im Altersheim stattfinden wird, bedeutet es, dass das Publikum als „ruhiges“ bezeichnet wird, in der Botschaft „besonderes“, und vor den Auftritten in der Schule wird von mir gesagt: „Alle müssen bereit sein!“, das heißt, sich im Zustand der „Kampfbereitschaft“ zu befinden. Gleich klingt die Pausenklingel… „A-a-a-a-a-a!“ Sofort erschallen im Korridor die fröhlichen Kinderschreie. „Drückt Euch an die Wand, weil Ihr von der „Kavallerie“ der Jugendlichen, die aus dem zweiten Stockwerk runter rennen, umgestoßen werden könnt. Seid ihr jetzt damit einverstanden, dass in diesem Fall die Nutzung der Militär-Terminologie sehr gelegen ist?“ „Ja-a-a-a… Sie haben Recht. Man soll aufmerksam sein!“ sagt Simi erstaunt. „Ich dachte, dass nur die moldauischen Schüler laut sind. Ich bin sicher, Herr Pawljuk, dass wir mit denen eine gemeinsame Sprache finden“, erklärt Simi verständnisvoll. „Und jetzt Spaß beiseite“, sagte ich kategorisch, als die Stundenklingel erschallte. „Alle sollen sich auf die Arbeit einstellen. Es ist die Zeit, zum „Angriff“ überzugehen. Eh,… in den Musikunterricht zu gehen“, sagte ich den Musikern, indem wir die Klasse betraten. Wie ist diese Idee zur Durchführung ähnlicher Veranstaltungen entstanden? Wir haben den gesamten Ablauf unseres Programms in den Schulen genau abgestimmt. Es wird eine kurze Information über das Land Moldova, deren Lage, dessen ethnische Zusammenstellung der Bevölkerung, sowie der Erläuterung des Landeswappens gegeben. Auf Initiative der Deutschlehrerin Frau Gerlinde Dübel, entstand diese Idee der Zusammenarbeit mit der Berliner Schule „Am Sandhaus“. Nach einer Veranstaltung kam sie 132 zu mir und sagte: „Herr Pawljuk. Von ganzem Herzen möchte ich Ihnen und den Musikern für den schönen Abend und interessant bereichernden Unterricht danken. Eine große Bedeutung für mich ist, wie der Lehrstoff dargebracht wird. Zwar ist es kein Geheimnis, dass nicht jeder Lehrer diese Fähigkeiten besitzt. Ich will bemerken, dass ich heute mit Vergnügen Ihre „Vorlesung“ angehört habe und bei mir ist nicht der Wunsch entstanden, vom Unterricht wegzulaufen. Um so mehr, dass Ihr Referat musikalisch untermalt war. Ich war beeindruckt wie Sie die Geschichte über Moldova, ihrer Kultur, miteinander verflochten hatten, und da mit die optimale Variante der Vorlesung und des Konzertes optimiert haben. Wie ist es Ihnen gelungen?“ „Als ich in Moldova Student des Institutes für Kunst war, wurde vom dortigen Kulturministerium ein spezielles Programm zur Erhöhung des kulturellen Niveaus der Bevölkerung entwickelt. Die große Aufmerksamkeit wurde den Menschen, die in den Dörfern wohnten, gewidmet. Es ist für niemanden ein Geheimnis, dass die Bevölkerung damals, sowie heute, keine Möglichkeit fand, ein Theater oder ein Konzert zu besuchen. Deshalb wurde in der Praxis die sogenannte Lectoriumreihe eingeführt. Worin bestand ihr Sinn? Zum Beispiel, eine Gruppe der Studenten des Konservatoriums, Musiker der Philharmonie oder des Opernhauses begaben sich in die Dörfer und gaben in den dortigen Kulturhäusern die Vorlesungs-Konzerte. Die professionellen Musiker führten verschiedene Werke aus dem klassischen oder modernen Repertoire nicht nur auf, sondern erzählten auch über den Komponisten und dessen Schaffenswerke. Es wurde dazu früher gesagt „Wir tragen die Kultur in die Massen“. Es war auch für uns selbst immer interessant an solchen Veranstaltungen teilzunehmen und sie durchzuführen und Erfahrungen für eine gute Konzertpraxis zu sammeln. „Herr Pawljuk, haben Sie vielleicht die Möglichkeit mit Ihren Künstlern in unserer Schule aufzutreten und auch die Lectoriumreihe anzubieten? Sie sind einverstanden? Prima! Vielen Dank.“ Kurze Zeit nach unserem Gespräch fand ein erstes Treffen mit den Schülern statt. Der Unterricht, den ich gab, unterschied sich nicht wesentlich von einem gewöhnlichen Konzert. Es bestand aus einem klassischen und volkstümlichen Werk. Natürlich bekamen die Schüler in diese Schulstunde die gekürzten Informationen über die Musikinstrumente und deren Künstler. In diesen 45 Minuten ist es nicht möglich, den ganzen Umfang des Konzertprogramms zu erfassen, aber das notwendige Minimum der Information kann man jedenfalls ausreichend vermitteln. Schon die Tatsache, dass die Schüler ein für sie noch unbekanntes europäisches Land auf diese Art und Weise näher kennenlernen können ist ein großes Plus für ihre Bildung. Ich denke, dass die Schüler diese vorhandene Möglichkeit gerne in Anspruch nehmen. Sie denken, dass die Schüler der 1. Klasse mich nicht verstehen? Sie irren sich! Wenn Sie wünschen, können Sie in der Stunde anwesend sein. Bitte, kommen Sie und setzen sich in die zweite Schulbank neben jenem rothaarigen Jungen. Er wird mir später helfen. Wie? Sie werden es noch später sehen. Ich schildere jetzt den Ablauf einer Schulstunde: „Guten Morgen!“ begrüße ich die Kinder. „Mo-o-orgen“, antworten sie disharmonisch. „Seid ihr noch nicht aufgewacht oder habt ihr schon viel gelernt und es sind keine Kräfte mehr vorhanden?“ Ich interessiere mich für den Grund ihres müden Zustandes. 133 Meine ungewöhnliche Frage belebt sie und die Schüler begrüßen zum zweiten Mal viel munterer. „Sehr gut“ lobe ich sie. „Und jetzt will ich euch etwas über Moldova, dem Land mit der jahrhundertealten Geschichte erzählen.“ Es scheint gelungen, „den Gegner“ zu gewinnen… Ich wollte sagen, den Kontakt mit dem unvorsätzlichen Verhalten meiner Zuhörerschaft zu finden. Wenn Sie schon mal vor Kindern aufgetreten sind, wissen Sie, dass es sehr schwierig ist ihre Aufmerksamkeit zu erwecken und ihr Interesse festzuhalten. Deshalb wende ich in diesem Fall an, dass es sogar ein Spielelement gibt. Zum Beispiel, ich stelle die thematische Frage und jemand von den Schülern beantwortet sie, natürlich nach Wunsch. Ja. Es erinnert an ein Quiz: die Frage – die Antwort. Solche Weise hilft die Aufmerksamkeit der Schüler besser zu konzentrieren und die Informationen schneller zu behalten. Erinnern Sie sich, als wir auf dem Weg nach Bonn eine Art des improvisierten Quiz hatten? Natürlich wählte ich für die Schüler die unkomplizierten Aufgaben aus, damit sie mit ihnen leicht zurechtkommen und, wie wird gesagt, mit seinen Kenntnissen vor den Mitschülern „glänzen“ konnten. Beginnen wir das Spiel? „Wer von euch kann die Farben der deutschen Fahne nennen?“ wende ich mich an die Klasse. „O-o-o-o... Wie viele gehobene Hände! Das bedeutet, dass ihr gut eure Aufgaben macht. Bravo!“ Aber wen soll ich fragen? Sagen Sie es mir nicht vor. Ich sehe, wie Ihr rothaariger Nachbar vor Ungeduld auf dem Stuhl hin und her rutscht. Ich habe ihn sofort bemerkt, weil, wenn ich die Klasse betrete, versuche ich aus meinen Zuhörern die potentiellen unruhigen Kinder zu wählen. Und damit sie die anderen nicht stören, muss man sie rechtzeitig miteinbeziehen. Also. Die Auswahl ist gemacht – ich werde den Jungen bitten, zu mir zukommen. Ich brauche es nicht nochmal zu wiederholen. Die ganze Zeit hat er darauf nur gewartet. Auf der Stelle aufspringend, den Stuhl umwerfend und das vorne sitzende Mädchen am Haar noch schnell gezogen, stellt er sich glücklich neben mich. „Wie heißt du?“ frage ich ihn, „Erick!“ sagt er laut, damit ihn alle hören. „Weißt Du die Antwort, Erick?“ Er nickt mit dem Kopf bestätigend. „Ich werde die Frage noch einmal wiederholen, und beeile Dich nicht und denke nach. Welche Farben hat die deutsche Fahne?“ „Schwarz, rot, gelb!“ sagt er in einem Atemzug. „Und die moldauische Fahne hat auch rot und gelb“ sage ich weiter, nur statt der schwarzen Farbe hat die moldauische Fahne blau. Dafür, dass Du richtig geantwortet hast, Erick, erhältst Du von mir das Buch über Moldova. Daraus erfährst Du viel Interessantes über dieses Land. Und jetzt kannst Du zur Schulbank zurück gehen“. Mit den vor Freude glänzenden Augen kehrt er zum Platz zurück. Jetzt brauche ich mir keine Sorgen mehr zu machen. Er wird bis zum Ende der Unterrichtsstunde ruhig sitzen bleiben und aufmerksam zuhören. Kinder sind eben Kinder. Sie können gleichgültig, in stetiger Bewegung, aktiv, lustig, passiv, teilnahmslos und traurig sein. Sie sind überall gleich, ob sie in Deutschland oder in Moldova leben. Und wir, die Erwachsenen sollen ihre Probleme gemeinsam lösen, weil das Leben uns jeden Tag, jede Stunde, Minute und sogar Sekunde die neuen Bedingungen diktieren, die wir berücksichtigen müssen. 134 Stimmen sie zu, dass wir die technischen fast mit der kosmischen Geschwindigkeit erscheinenden Neuheiten, die Eröffnungen auf dem Wissenschaftsgebiet nicht ignorieren können, um mit der Zeit Schritt zu halten? Wir sollen einige Worte der Sprache des 21. Jahrhunderts – z.B. wie der Dealer, das Image, die Innovation, der Sponsor – wenn nicht sprechen, so zumindest verstehen. Leider wurden sie nach und nach unserer Heimatsprache einverleibt. Aus unbestimmten Gründen unterhalten wir uns schon nicht, wie es früher hieß, sondern k o m m u n i z i e r e n, wie es heute aktuell ist, sich auszudrücken. Heute wird es als selbstverständlich angenommen, die „Webseite“ zu besuchen. Man muss nicht mehr aus dem Haus gehen, sondern man kann virtuell neue Bekanntschaften schließen. Sogar durch den Louvre „spazieren gehen“, alle Weltwunder sehen. Alles ist möglich. Ja, natürlich ist es b e q u e m! Wenn man mit Hilfe der Technik in wenigen Minuten aus dem Internet die notwendigen Informationen herunterladen kann, dadurch sind wir bequem geworden. Früher holten wir uns in der Bibliothek oder Buchhandlung ein Buch. Aber heute kommunizieren wir mit den Knöpfen der Computer, die uns begleiten. Ich kann mir vorstellen, dass die folgenden Generationen bald aufhören werden, die umgebende Welt mit den Gefühlen wahrzunehmen. Alles Obengenannte führte mich zu meiner Antwort auf die Frage die mir Journalisten häufig stellen: „Was ist das Ziel der Durchführung in den Schulen der Musikveranstaltungen?“ „Neben der Bekanntschaft der Kinder mit der Geschichte und Kultur eines anderen Landes will ich mit ihnen und den Jugendlichen das Problem der ästhetischen Erziehung gemeinsam lösen. Sie fragen, was hat der kulturelle Austausch, mit dem sich unsere Gesellschaft beschäftigt, damit zu tun? Es ist nicht so fern, wie es scheint. Die Vorstellungen des Puppentheaters, die Zirkusprogramme, die Gemäldeausstellungen, die Auftritte der Musiker – das alles bringt die unmittelbare schöne Wirklichkeit und nicht virtuelle Unterhaltung. Natürlich meine ich das, dass jeder von uns mit dem Gefühl – die Ästhetik empfindet. Nämlich mit diesem Wort haben die altgriechischen Philosophen unsere inneren Empfindungen genannt. Übrigens, über die Musik sprechend, möchte ich betonen, dass musikalische Ästhetik für die komplizierteste aller Arten der Künste gehalten wird, da der Prozess des Studiums aus mehreren Etappen besteht. Sie haben natürlich nicht vergessen, dass wir uns jetzt noch in der Schule befinden und es um die Kinder geht. Deshalb soll die Aneignung der musikalischen Ästhetik in diesem Fall, sagen wir, von vorne anfangen. Man muss dem Kind beibringen, die Schönheit der Melodie zu fühlen. Während des Abhörens des Werkes ist es wichtig, nicht nur ihm zu helfen, die Töne der Musikinstrumente zu unterscheiden, sondern auch dessen Inhalte zu verstehen. Alle diese Momente erzeugen bei den Kindern im Endeffekt das Bedürfnis der guten Musik. Ich bin überzeugt, dass Sie, wie auch mich, der Lärm eines knirschenden Kopfhörers des vorbeigehenden Jugendlichen, ins Befremden bringt. Sie werden zustimmen dass es schwierig ist, dieses als musikalische Töne zu erkennen. Es ist jetzt die Zeit, von der Vorlesung zum Konzert überzugehen, obwohl es unmöglich ist, sie zu teilen, weil ich nach der Aufführung des nächsten Werkes die Schüler mit den neuen Informationen wieder bekannt mache. Zum Beispiel, bevor Sorin Rusu auf 135 dem Hackbrett das Stück des russischen Komponisten Rimski-Korsakow (1844 - 1908) „Hummelflug“ spielt, erzähle ich darüber, dass: „… dieses Streich- Schlaginstrument in den östlichen Ländern seit alten Zeiten bekannt ist. Heute wird dieses alte Instrument von den moldauischen, ungarischen, rumänischen Volksgruppen verwendet. Das Hackbrett wird in Europa seit dem IX. Jahrhundert und in den moldauischen Volksorchestern seit Ende des ХIХ. Jahrhunderts eingesetzt. Früher entlockten die Musiker den kleinen Zimbeln den Ton, wie sie dort genannt werden, mittels zwei Hämmerchen. Dieses Musikinstrument wurde mit Hilfe eines Riemens an den Hals gehängt oder auf einen kleinen Tisch gelegt. Heute bestehen die Zimbeln aus einem trapezförmigen Holzkasten (Resonator), der auf vier Füße steht. Auf dem Kasten sind 35 Saiten aufgezogen, die in vier Oktaven gestimmt sind. Er ist auch mit zwei Dämpfern – Pedalen ausgestattet und für die Konzerterfüllung bestimmt“. 31 Und jetzt werden Sie hören wie sie klingt. Ja, ich werde ergänzen, dass Sorin sie mit Hilfe der beiden Hämmerchen – „ciocanasi“, die aus Holz gemacht sind, spielen wird. Sie sehen auch, dass sie an den Spitzen mit weichem weißem Stoff gebunden sind. Das wird dafür gemacht, damit der Ton beim Schlag an die Saiten weich und angenehmer ist. Z-z-z-z-z… erklang der Zimbel bei den ersten Berührungen des Musikers bevor das Instrument anfing zu summen. „Die Hummel fliegt, die Hummel fliegt“, schrien die Kinder lustig, mit den Händen herumfuchtelnd, als ob sie versuchten, das vorgestellte Insekt zu fangen. Wirklich, wenn die Hämmerchen zu den hohen Noten aufflogen und einige Zeit im oberen Register spielten, entstand der Eindruck dass auf der Stelle eine Hummel fliegt. Wenn die Hämmerchen nach unten geführt werden klingt es auf den dicksten Basssaiten dumpf – die Hummel ist unzufrieden. Sorin spielt noch einige steigende Passagen und… die Hummel „fliegt fort“. Dieses Stück rief die stürmische Begeisterung bei den Kindern immer herbei. Auch die anwesenden Lehrer waren begeistert. Nach dem Auftritt der Musiker trat Stille ein, und danach erschallte stürmischer Beifall und laute „Bravo-o-o-Rufe!“ Nach dem Konzert wollten auch viele Kinder versuchen, auf der Zimbel „zu fliegen“. Natürlich, die Erwachsenen sind sowohl in Deutschland als auch in Moldova überall gleich. Nach unserer Vorstellung konnten Sie auch zusammen mit den Musikern etwas auf deren Instrumente „spielen“. „Jetzt, Kinder“, setze ich fort, die Panflöte in der Hand haltend, „erfahrt ihr, dass diese Flöte von Pan, wie mir Mihaela vorgesagt hat, aus Holz, Schilf oder Bambus geschnitzt wird. Das ist ein altes Blasinstrument. Die Rohre, hier sind es mehr als 20 Stück, haben verschiedene Größen und daher auch Tonhöhen. Von der unteren Seite sind sie mit einer bogenförmigen Holzstütze geschlossen. Der Ton wird mittels des Einblasens der Luft in die obere Öffnung erzeugt. In 136 Moldova heißt die Panflöte „Nai“, die „uns ungefähr vom XVII. Jahrhundert bekannt ist. Damals bestand sie aus 7 – 8 Rohren“ 32 „Aber Kinder, sagt mir bitte, welchem Instrument ist die Panflöte noch ähnlich? „Richtig, der Orgel. Wer hat als erster geantwortet? Christian! Dann komm bitte zu mir um den Preis zu holen. Michaela auch. Ich habe nicht vergessen, dass du mich an den Namen der Panflöte erinnert hast. Jetzt zeige ich euch einige Postkarten mit Bildern aus Moldova. Außerdem habe ich eine CD mit moldauischer Volksmusik mitgebracht. Ihr könnt sie hören, wenn ihr alle Hausaufgaben gemacht habt. Haben wir uns verstanden? Und jetzt nehmt ihr eure Plätze wieder ein und wir werden „Ave Maria“ von J. S. Bach in der Bearbeitung des französischen Komponisten Gounod hören. Dieses Werk hat einen religiösen Charakter und wird deshalb während des Gottesdienstes auf der Orgel häufig gespielt. Jetzt wird „Ave Maria“ auf der Panflöte gespielt. Sie wird für euch vom dem Studenten Viaceslav Zmeu des moldauischen Konservatoriums gespielt. Ist das nicht toll, wie jeder Ton mit der Schönheit des Schalls aus den Röhren gezaubert wird? Schauen Sie, mit welchem begeisterten Gesichtsausdruck die Schüler der Panflöte zuhören. Laut der Legende hat die Panflöte den Zorn des griechischen Gottes Zeus gebändigt. Die Panflöte, wie auch das Hackbrett werden hauptsächlich von den moldauischen Volksorchestern, „Taraf“ genannt, gespielt. Dank den spezifischen Tönen beider Musikinstrumente, können sie sowohl als begleitende als auch solo Instrumente eingesetzt werden. Es werden darauf nicht nur Volksmusik, sondern auch klassische Musikstücke interpretiert. Im Repertoire von Viaceslav und Sorin gibt es die Werke von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791), Rudolfo Luigi Boccherini (1743 - 1805), Franz Peter Schubert (1797 - 1828), Franz Joseph Haydn (1732 - 1809). Eigentlich sind sie von den Komponisten für Geige, Flöte, oder Klavier geschrieben worden. Ihre jetzt zu hörende Bearbeitung wurde speziell für Zimbel und Panflöte umkomponiert. Also, wir haben mit euch einige Namen und die Einrichtung einiger Instrumente kennengelernt. Jetzt möchte ich, dass ihr hört, wie eine menschliche Stimme klingen kann. „Sagt, wer kann von euch singen?“ Viele Hände erheben sich. Dann schlage ich euch folgendes vor: Gleich kommt die Sängerin Anna Dabija und singt euch ein Lied vor. Wer denkt, dass er so gut singen kann 137 wie Anna, der kann an unserem Konzertprogramm teilnehmen. Seid ihr einverstanden? Gut, jetzt wird die Sängerin die Volksmelodie – „Doina“ singen. An Anmerkung der Presse „... Die Schönheit ihrer natürlichen Stimme hat eine bezaubernde Wirkung. Die Volkslieder, die in ihrem Heimatdorf Raspopeni, Rayon Orhei gesungen werden, können die Trauer vertreiben und in Stimmung bringen. Anna Dabija wurde vom deutschen Publikum warm empfangen.“ 33 „...Die Sängerin Ana Dabija beherrsche die Kunst des fast orientalisch anmutenden Ziergesangs, und sie unterstreicht den Gehalt der einzelnen Lieder durch grazile, tänzerische Bewegungen” 34 Nach ihrem Auftritt stelle ich den Kindern die folgende Frage: „Wer von euch möchte bei den Konzerten anstelle Anna singen?“ Sie lachen, und ich erkläre, dass die Sängerin am Konservatorium Gesang studiert. „Mit welchem Instrument kann man die menschliche Stimme nachahmen?“ Frage ich die Kinder. „Die Geige, die Geige, die Geige“, rufen sie, sich bemühend, einander zu überschreien. „Leiser, leiser“, beruhige ich sie. „Ich sehe, dass es alle wissen. Ich bin überzeugt, dass ihr dieses Instrument mehrmals gehört und gesehen habt. Aber ich möchte eure Aufmerksamkeit darauf lenken, dass die Geige nicht nur in den Sinfonieorchestern, sondern auch bei Volksmusikstücken einen führenden Platz belegt. Jetzt werden wir zusammen über die moldauische Volksmusik reden. Natürlich könnt ihr wieder versuchen, auf den Instrumenten zu spielen von denen ich euch einiges erzählen werde. Aber vorher sage ich euch, dass: „…ein Musikinstrument nur dann für „ein Volksinstrument“ gehalten werden kann, wenn es in den Volkssitten, Bräuchen lebt und für die Erfüllung der Volksmusik verwendet wird. Die Hauptsache ist, dass das Volksmusikinstrument ein Werkzeug der Volksmusik ist.“ 35 Ich habe jetzt noch einen Musiker der vor euch noch nicht aufgetreten ist. Übrigens, ihr seid gleichaltrig. Er ist auch 10 Jahre alt. Er kann sogar fünf Volksinstrumente spielen. Laut rufe ich Simi Gronic zu uns herein!“ Dazu möchte ich sagen, dass Simi ein kleiner, unscheinbarer Junge ist. Wenn er aber auf die Bühne kommt, ruft er das Entzücken bei den Mädchen und den Neid der Jungen herbei. Keiner der Zuschauer kann mit einem solchem reichen Arsenal, das aus Rohrpfeife, doppelten Rohrpfeife, Okarina, Tilinka besteht, prahlen. Und wenn er irgendein Stück spielt, so entwaffnet er durch sein prachtvolles Spiel die, wie es zuerst scheint, nicht steuerbaren Schüler. Sowohl die Jungen, als auch die Mädchen sind immer bereit, nach seinem Auftritt die Niederlage anzuerkennen. Man muss den Moment ausnutzen, solange sie noch ruhig sitzen, ihnen erzählen, woraus diese „ungewöhnlichen“ Instrumente gemacht sind. „Schaut Kinder. Tilinka, Kaval, Rohrpfeife, doppelte Rohrpfeife werden aus Holz 138 gemacht. Und Okarina aus Ton. Ihr sieht, dass auf allen Instrumenten die Löcher durchgebohrt sind. Einige Instrumente haben mehr, andere weniger. Aber auf allen wird der Ton auf gleicher Weise, mit Hilfe der Luft hineingeblasen. Simi, nehme bitte die Rohrpfeife und zeige allen, wie es gemacht wird. Er bläst die Luft durch die Hauptöffnung, die durchgehend ist. Die Löcher mit den Fingern abwechselnd bedeckend tauscht Simi die Höhe des Tons. Danke schön. In der Pause zeigst du den Wünschenden deine Technik noch einmal. Bis zum Klingelton blieb uns ein wenig Zeit übrig und wir schafften es sogar, zusammen mit den Schülern einen moldauischen Volkstanz zu tanzen. Ich denke, dass die Kinder so was noch nie während des Unterrichts gemacht haben: Ich bitte alle Musiker, zu mir zu kommen. Zuerst wird die Sängerin Georgeta Burlacu euch zeigen, wie in den moldauischen Dörfern getanzt wird. Der moldauische Fürst D. Cantemir definierte die moldauische Tänze so: „... Der Charakter der Tänze bei den Moldauern ist ganz anders, als bei anderen Völkern.“ 36 Schaut aufmerksam zu, damit ihr alle Bewegungen später wiederholen könnt, weil der Tanz „Hora“, den ihr zusammen mit der Sängerin Georgeta tanzen werdet, einige komplizierte Bewegungen hat. Der Name des Tanzes stammt vom Griechischewort „Horos“ und bedeutet der kollektive Tanz mit dem Gesang. Deshalb habe ich nicht zufällig Georgeta gebeten aufzutreten, weil „Hora“ gleichzeitig gesungen und getanzt wird. „Bildet einen Kreis, nehmt euch an die Hände und bewegt euch mit taktfesten Schritt von rechts nach links“, erklärt die Sängerin den Schülern. „Und jetzt versuchen wir mit Musik“ schlägt sie vor. Sie fängt an zu singen und mit „…ihre tiefe, kräftige Stimme, Bewegung und ausdrucksvolle Mimik schmückten den Auftritt“. 37 Den Kindern machte es sehr viel Freude daran teilnehmen zu dürfen. Es waren nur glückliche Kindergesichter zu sehen. Jetzt werden von den Musikern die Schlussakkorde gespielt und ich muss den Kindern sagen, dass die Stunde schon zu Ende ist. Ich wünsche allen gut zu lernen, den Lehrern zuzuhören und empfehle nur die besten Noten nach Hause zu bringen. 139 „Danke“, antworten sie, lachend. „Kinder, ich möchte unseren Gästen aus Moldova und Herrn Pawljuk für diesen schönen Unterricht danken“, sagt unsere Lehrerin Frau Dübel. Wir hoffen, dass die Künstler zu uns nicht zum letzten Mal gekommen sind. Ich lade euch herzlich ein“, wendet sie sich an uns, „zusammen mit den Kindern das Schulfrühstück einzunehmen. Immerhin seid ihr heute früh aufgestanden, und ich denke, dass ihr bestimmt Hunger habt“. Während unsere Künstler am Tisch mit den deutschen Kindern frühstücken, schaue ich das Interview mit dem Direktor der Schule „Am Sandhaus“ Herrn Herrmann, welches er dem Journalisten des moldauischen Kanals ORT 1 Moldova Witalij Pahomov gegeben hat. „…Die Notwendigkeit der weiteren Durchführung ähnlicher Kulturveranstaltungen ist offensichtlich. Die Erweiterung und die weitere Stärkung der kulturellen Beziehungen zwischen Moldova und Deutschland werden den Völkern dieser Länder helfen, die von der Vergangenheit anfallenden Stereotype in den Beziehungen abzuschaffen. Ich denke, dass die Bildung ähnlicher aktiven Kulturorganisationen, die als Vermittler der Schaffungsideen, der Freundschaft des gegenseitigen Verständnisses und Friedens sein können, heute aktuell ist“. Gleich erklingt der Stundenklingel. „A-a-a-a-a-a!“ ertönen im Korridor die Kinderschreie. „Drücken Sie sich an die Wand“, warne ich den zu mir herankommenden Herrn. „Macht nichts, reagiert er ruhig. Ich bin in der Schule ein häufiger Gast und weiß, dass man aufmerksam sein muss. Ich suche aber gerade Sie, Herr Paw ljuk. Ich heiße Siegfried Endruweit, bin Journalist bei der Zeitung „Bucher Bote“. „Ich erinnere mich. Sie waren doch in der Klasse“ bemerke ich. „Ja. Und nicht nur in dieser Schulstunde, sondern auch bei den Konzerten der moldauischen Künstler, wo Sie als Moderator fungierten. Ich möchte Sie informieren, dass ich darüber geschrieben habe, wie Sie „…mit pädagogischen Herangehen und ganz nebenbei Informationen über die Republik Moldova berichtet haben“. 38 Ich bin mit meinem Kollegen von der Zeitung „Gelnhäuser Tagesblatt“ einer Meinung, dass die moldauischen Volksinstrumente als „ungewöhnlich“ bezeichnet wurden. 39 „Für uns Deutsche sind nicht nur ihre äußerliche Form, sondern auch die Töne ungewöhnlich.“ „ Das sieht man daran, mit welcher Neugierde nach jedem Konzert sich darüber bei den Künstler erkundigt wird“ bestätige ich. „Ich vermute, dass Sie ein sehr beschäftigter Mensch sind, aber wenn Sie ein wenig freie Zeit haben, rufen Sie mich bitte unbedingt an. Aus Ihren Erzählungen habe ich entnommen das der „Кulturverein Moldova e. V.“ schon einige Veranstaltungen auch in moldauischen Gymnasien durchgeführt hat. Es ist interessant zu erfahren wie diese 140 verlaufen sind. Ich würde mich gerne mit Ihnen treffen und einige Fragen zum Thema Schule erörtern. „Da sind die Künstler gekommen. Ich möchte Sie nicht weiter aufhalten. Bis bald“ verabschiedet sich Herr Endruweit, jedem die Hand drückend. „Habt ihr alles mitgenommen? Nichts vergessen?“ stelle ich meine Grundfrage. «Wenn alles in Ordnung ist, fahren wir los. Halt, Moment mal, ist etwas passiert?“ frage ich erstaunt die Schüler, die zu unserem Bus rennen. „Unterschreiben Sie bitte diese Postkarte. Und mir diese Zeichnung. Darf man noch einmal das Hackbrett ansehen?“ bitten die Kinder. Es ist nichts zu machen. Sie verstehen doch – Kinder sind eben Kinder. Daher sind wir deren Wünschen nachgekommen. „Na also. Habt ihr allen die Autogramme gegeben?“ wende ich mich an die Künstler. „Ich gratuliere euch, weil ihr überall die schwierige Aufgabe erfolgreich gemeistert habt: hier in der Berliner Schule „Am Sandhaus“, in der Schule in Bad Orb, in der Grundschule der Stadt Wächtersbach/Aufenau, in der Waldorfschule Benefeld, im Ulrich von HuttenGymnazium in Schlüchtern. Außerdem hat der Musiklehrer Herr Ulrich Mayer von der Kopernikusschule in Freigericht im Interview gesagt, dass „...Für die Schülerinnen und Schüler hatte das lebendige Treffen mit der moldauischen Musik auch eine andere Bedeutung. Wenn dieses Konzert zur Entwicklung des Interesses für Osteuropa und insbesondere für die Republik Moldova beitrug, so war das eine wichtige Ergänzung zum speziellen Programm der Europa-Schule, die die Kopernikusschule in Freigericht ist.” 40 Und jetzt, wie ich versprochen habe, fahren wir die Berliner Bären anschauen. „Herr Endruweit“ rufe ich, dem im Hof der Schule stehenden Journalisten zu. „Gut, dass Sie noch hier geblieben sind. Falls Sie Zeit haben, schließen Sie sich uns doch einfach an damit wir die Sie interessierenden Themen noch heute besprechen können. Außerdem bitte ich Sie die Führung zu den Berliner Bären zu übernehmen.“ „Ich bin einverstanden. Umso mehr, dass dieses Projekt von Eva und Klaus Gerlitz, die Schöpfer der Berliner Bären, in der deutschen Presse detailliert beleuchtet wurde. Es sind insgesamt 138 Bären, entsprechend der Zahl der Staaten, die von der Organisation der Vereinigten Nationen anerkannt sind. Sie werden sehen, dass die Bären nicht in der einer Reihe, sondern im Kreis stehen. Der Kreis symbolisiert die Einheit und ruft zur Liebe, Freundschaft und Völkerverständigung auf. Die Initiatoren dieser Idee, Eva und Klaus, haben folgenden Satz zum Motto des Projektes gewählt: „Wenn unsere Völker sich näher kennenlernen, wird zwischen ihnen das Vertrauen entstehen und sie können im Frieden miteinander leben“. Die Besonderheit der Bären besteht darin, dass jeder von ihnen von einem Maler jenes Landes gezeichnet wurde, das er vertritt. An dieser Aktion beteiligte sich der in Europa bekannte moldauische Karikaturist Valerij Kurtu. Er lebt seit 1994 in Berlin und ist Mitglied der Europäischen Föderation der Karikaturisten. Mittlerweile sind wir in der Allee „Unter den Linden“, wo „unsere Tiere wohnen“, angekommen. Auf den Bären sind verschiedene komische Vorfälle dargestellt, die in der Geschichte dieser Länder in den letzten 20 Jahren vorgefallen sind. Ich kann mir vorstellen, dass sie den moldauischen Bär schnell erkennen werden. Er ist in der Farbe Grün gehalten, – die Farbe der Wälder und der Felder. Außerdem sind die Weltkarte und traditionelle Volksmotive aufgemalt. 141 Das Ziel des Projektes war diese originellen Figuren nicht nur zu bauen und zu zeigen. Nach ihrer Weltreise durch Europa, Kanada, Amerika und Australien sind sie hier in Berlin heimisch geworden. Kinder, stellt euch neben dem Bären der euch am meisten gefällt. Ich werde euch fotografieren. Oxana Lavric Ana Dabija Vielleicht wird dieses Bild mit der Zeit zu einer Rarität werden, weil viele von diesen Tieren in die Schweiz, England, Italien umgesiedelt werden. Die Tiere werden deshalb hier in Berlin weniger, weil diese von privaten und staatlichen Institutionen dieser Länder gekauft werden. „Konstantin“ wendet sich Helga Günther an mich. „Wenn Sie und die Kinder sich beeilen, können wir unser „Kulturprogramm“ fortsetzen und gerade hier beim Reichstag ein improvisiertes Picknick organisieren“. „Jetzt, nach dem wir uns erfolgreich zu einem gemütlichen Picknick niedergelassen haben“ sagt Herr Endruweit, „kann ich Ihnen die Fragen stellen“. 142 UNSERE AKTIVITÄTEN IN MOLDAUISCHEN SCHULEN „Die Erziehung ist der Einfluss auf dessen Herzen, die wir erziehen“. (LEW TOLSTOJ) „Also, wie schon gesagt, bin ich ziemlich oft in den Schulen. Ich weiß nicht, wie das zu erklären ist, aber ich arbeite immer mit dem größten Vergnügen an den Reportagen über Kinder und die Heranwachsenden. Um ehrlich zu sein, wenn ich mich mit ihnen unterhalte, bemühe ich mich, dass sie mich nicht nur wie einen Journalisten, das heißt den Menschen, der gekommen ist um seine Arbeit zu erledigen, sondern auch wie einen Freund, sogar in irgendwelchem Maß wie einen Elternteil wahrnehmen. Weil sie alle unsere Kinder sind. Zum Beispiel, ist es für mich immer wieder interessant zu wissen, wofür sie sich begeistern, welche Hobbys sie haben, was sie im Leben beunruhigt. Die neue Generation hat, natürlich, verschiedene Meinungen. Deshalb bitte ich Sie, darüber zu erzählen, wie Ihre, wie Sie sie nennen, Vorlesungen mit den Schülern in Moldova verlaufen sind. Herr Endruweit, ich hoffe, dass ich Sie nicht sehr wundern, wenn ich ihnen sage, dass in dem konkreten Fall nicht ich, sondern die Schüler die Stunden führen werden. Außerdem, werden zu diesem Unterricht nicht nur die Schüler und die Lehrer des Lyzeums, in dem es durchgeführt wird, sondern auch ihre Freunde und Bekannte eingeladen. Die Unterstützungsgruppe sozusagen. Die Sache ist die, dass diese Treffen in etwas anderer Form verlaufen werden als an den deutschen Schulen. Obwohl das Quiz, die musikalischen Nummern genauso wie seine Hauptelemente bestehen bleiben kommt noch etwas dazu – der Wettbewerb. Und das beinhaltet, wie Sie verstehen, einen Wettkampf. Er wird, wie es in einem solchen Fall üblich ist, nach allen Regeln durchgeführt. Es werden zwei Mannschaften aus ungefähr 12 bis 15 Schülern gebildet. Warum nehmen nicht mehr Mannschaften teil? Ja, weil es sogar in den Sälen, wo die Wettbewerber auftraten und die geräumig erschienen, keine ausreichenden Plätze für alle Fans gab. Viele standen oder saßen zu zweit auf einem Stuhl. Wenn ich mich jetzt erinnere und Ihnen erzähle, wie diese Veranstaltungen verliefen, so stelle ich mir sie so deutlich vor, als ob es vor kurzem wäre, und nicht am 27. Mai 2000 als unser erstes so genanntes Schulprojekt stattfand. 143 Und wahrscheinlich ist es der allgemeinen Hochstimmung des Publikums, der Teilnehmer und ihren Reaktionen zu zuschreiben, die das Geschehende in meiner Vorstellung mit einem Fußballspiel assoziieren kann. Sogar, die damals in der Jury da gewesenen, die Leiterin des Lehrstuhls für Deutsche Sprache und Literatur der Pädagogischen Universität „Ion Creanga“ Frau Dr. Ala Lipceanu, das Mitglied des „Kulturvereins Moldova e. V.“, der Lehrer Peter Bauer und der Ehrengast, die Botschafterin Deutschlands in der Republik Moldova Frau Irene Kohlhaas, haben es bedauert, dass sie während der Erörterung der Ergebnisse des Wettbewerbes, in der ersten Reihe saßen und die im Saal ungewöhnlichen Freudenausbrüche und die geschehenden Handlungen nicht parallel beobachten konnten. Die kommenden, wie ich sie nenne, „Fans“ beider Mannschaften haben sich zur Veranstaltung genauso wie seine Teilnehmer gut vorbereitet. Um den, auf die Fragen antwortenden Mitschüler ein wenig Mut einzuflößen, wurden die handgemachten Plakate, auf denen mit riesigen Buchstaben Wörter der Unterstützung geschrieben waren, ausgestellt. Offenbar hat diese Geste der Solidarität dem Operator, der diese Reportage aufnahm, so gefallen, dass, als ich die Videoaufzeichnung später durchsah, die Großaufgenommenen Spruchbänder lesen konnte: „DIE SCHULE Nr. 4 – WIRD GEWINNEN!“ „DIE SCHÜLER DES DEUTSCH-RUMÄNISCHEN LYZEUMS „MIHAI KOGALNICEANU“ – BRAVO!“. Ja, Herr Endruweit. Aus diesen Mittelschulen wurden nämlich die am meisten belesenen Schüler gewählt. Und jetzt werden wir über die Hauptsache – die Thematik des Wettbewerbes sprechen. Ich will Ihnen erklären, dass, als von den Mitgliedern unserer Organisation dieses Projekt vorbereitet wurde, war seine Richtung – das Land Deutschland – sofort bestimmt. Was war darunter gemeint? Wir wollten, dass die Schüler, die Information, die mit der Geschichte und der Kultur des deutschen Volkes verbunden sind, studieren und sich an seinen geistigen Werten anschließen. Es wurde auch erwartet, dass die Teilnehmer des Wettbewerbes selbständig das vorbereitete Material auszuwählen und zu erzählen hatten. Deshalb habe ich am Anfang unseres Gespräches betont, dass die Schüler den Unterricht selbst durchführten. Ich denke, dass sie sich für diese Idee auch begeisterten, weil sie ziemlich originelle Lösungen für die, den ihnen angebotenen Aufgaben, gefunden haben. Um so mehr, dass das Thema genügend umfangreich war: „Friedrich von Schiller und sein Werk“. Einige haben die literarische Tätigkeit des Dichters gewählt, andere sind auf seine philosophischen Blicke eingegangen. Und jemand hat in seinem Auftritt die Beziehung von Schiller zur Musik eröffnet, auf welche er, wie bekannt ist, großen ästhetischen Wert legte. Ich erwartete nicht, dass es so interessant sein würde. Viele Gedichte von Friedrich von Schiller (1759 - 1805) wurden nicht nur deklamiert, sondern waren von dem Hinter144 grunde der musikalischen Begleitung inszeniert. Sogar im Gegenteil – hat sich ein sehr eigenartiger Dialog zwischen Musik und Poesie ergeben. Ja, Herr Endruweit, es hat sich etwas Neues ergeben – das Quiz, den Wettbewerb, das Konzert. Man muss solche, wie Sie früher schon sagten, ungewöhnliche Namen aussuchen. Hier sind Sie, die Journalisten – die Spezialisten. Übrigens, wenn Sie wünschen, mache ich Sie bei Gelegenheit mit den Kollegen aus Moldova bekannt. Ich denke, dass Sie das haben, worüber wir mit ihnen gesprochen haben, weil sie bei allen Veranstaltungen, die von unserer Organisation durchgeführt wurden, sowohl in Deutschland als auch in Moldova dabei waren. In unserer Vertretung gibt es das Album mit ihren Bildern, die ich Ihnen unbedingt zeigen will. Und jetzt, denke ich, muss man über den angenehmsten Teil des Wettbewerbes – über die Belohnung, berichten. Wahrscheinlich war die Erklärung der Siegernamen, der einzige Moment während des ganzen Wettbewerbes, wo im Saal für einige Minuten Stille herrschte. Alle Lehrer, Gäste und Teilnehmer warteten mit angehaltenem Atem auf das Resultat. Wie ich in der Schlussrede gesagt hatte: „…es war nicht leicht für die Jurymitgliedern, die Ehrenplätze festzulegen. Alle Teilnehmer haben sich gewissenhaft, was nicht unwesentlich ist, den Aufgaben angenommen. Deshalb will ich im Namen aller Jurymitglieder allen Teilnehmern zum Erfolg gratulieren und ich denke, dass jene Arbeit, die ihr gemacht habt auch eure Kenntnisse mit interessanten Informationen aus der Kultur eines anderen Staates – Deutschlands – ergänzt hat. Aber immerhin – ein Wettbewerb ist ein Wettbewerb. Und er sollte auch Sieger hervorbringen. Aber, bevor sie ernannt werden, möchte ich eure Aufmerksamkeit darauf lenken, dass die Mannschaft, die die meisten Punkte hat, am folgenden Projekt der Organisation „Кulturverein Moldova e. V.“ teilnehmen wird. Also… Der erste Platz, die Ehrenurkunde und die Geldprämie in Höhe von 300,00 Deutschen Mark werden der Schülerin der 7. Klasse des rumänisch-deutschen Lyzeums „M. Kogilniceanu“ Anna Corlasovschi für die Deklamation des Gedichtes „Der Handschuh“ verliehen. Der zweite Platz, die Urkunde und die Geldprämie in Höhe von 200,00 Deutschen Mark werden dem Schüler der 9. Klasse Andrei Zapanovici für das Gedicht „Der Taucher“ überreicht. Den dritten Platz, die Urkunde und eine Geldprämie in Höhe von 100,00 Deutschen Mark bekommt die Schülerin des russischen Lyzeums Nr. 4 Anastasia Culicenco für das Gedicht „Fräulein Semelen“. Natürlich kommen Sie darauf, Herr Endruweit, dass jede meiner Erklärungen von der stürmischen Reaktion der Unterstützungsgruppe begleitet wurde. Die Kinder äußerten ihre Freude nicht nur durch den Beifall, das Skandieren des Siegernamens, die Schreie „Bravo!“, sondern auch durch das rhythmische Händeklatschen wurde jede Überreichung der Belohnung unterstützt. 145 Solch eine Begeisterung wurde auch dadurch erklärt, dass viele Jurymitglieder ein gutes Niveau der Deutschkenntnisse der Schüler bemerkt haben. In diesem Zusammenhang hat Herr Peter Bauer der Direktion und den Lehrern beider Lyzeen für die schöne Organisation des Wettbewerbes und die Vorbereitung der Schüler gedankt. Er hat sogar das Bedauern anlässlich dessen geäußert, dass es: „…jetzt in Deutschland wenige Schüler gibt, die aus dem Gedächtnis zumindest ein Gedicht von Friedrich Schiller vorlesen könnten“. Diese Veranstaltung wurde nicht nur vom Nationalen Fernsehen, ORT-1 Moldova Kanal, sondern auch von der Presse weit erleuchtet. 41 Wenn es Ihnen interessant ist, Herr Endruweit, zeige ich Ihnen bei unserem nächsten Treffen diese Artikel.“ „Ich bin neugierig zu erfahren, wie die moldauischen Kollegen arbeiten. Ich biete Folgendes an: Wenn meine Reportage über den Auftritt der Künstler in den deutschen Schulen fertig sein wird, bringe ich in die Vertretung eine Kopie mit und dort sehe ich mir mit Vergnügen das bei Ihnen gesammelte Videomaterial an. Abgemacht? Und jetzt, wenn es uns die Zeit erlaubt, möchte ich unser Gespräch fortsetzen. Ich sehe, dass sich die Gäste aus Moldova nicht langweilen, und Sie können, wenn Sie natürlich nicht müde sind, weitererzählen“. „Wissen Sie, von solchen Veranstaltungen wird man selten müde, und wenn es auch passiert, so kann man die Müdigkeit in diesem Fall sogar angenehm nennen. Wenn man im Gespräch, besonders mit jungen Leuten, die Erscheinung der Wissbegier, ein waches Interesses bemerkt, den lebendigen und nicht erlöschenden Blick sieht, dann bekommt man selbst Lust, eigene Erfahrung mitzuteilen und notwendige Ratschläge zu geben. So war es, zum Beispiel, auf dem Treffen mit den Studenten der Pädagogischen Universität aus Chişinău „Ion Creanga“. Er hat einige Tage nach dem Wettbewerb, über welchen ich Ihnen schon erzählte, stattgefunden. Dort habe ich die Direktorin des Deutschinstituts Frau Ala Lipceanu kennen gelernt. Sie hat uns, mich und Herrn Bauer, zu diesem Treffen mit den Studenten eingeladen. Die Hauptaufmerksamkeit wurde den Problemen, die sowohl in moldauischer als auch in deutscher Pädagogik vorhanden sind, gewidmet. Einige von diesen Problemen, wie Sie wissen, Herr Endruweit, kann man als gemeinsames bezeichnen – die ästhetische und musikalische Erziehung der Kinder. Aus diesem Anlass ist Herr Bauer aufgetreten. Er ist auf die Einführung der anderen Methoden des Unterrichtens in einigen deutschen Schulen eingegangen, und hat zum Beispiel eine von ihnen aufgeführt – die Waldorfschule. „Übrigens, Herr Pawljuk. Ich müsste über sie eine Reportage auf Ansuchen von den Lehrern aus anderen Schulen machen. Ich wusste früher wenig über sie, deshalb habe ich die Geschichte ihrer Bildung gelesen. Soviel ich weiß, wurde sie nach dem Ersten Weltkrieg, 1919, in Stuttgart gegründet. Damals hatte sich der Besitzer der Zigarettenfabrik “Waldorf-Astoria“, Herr Emil Molt (1876 - 1936), mit der Bitte an den damals bekannten Pädagogen Rudolf Steiner (1861 - 1925) gewendet, für die Kinder der Arbeiter eine Schule zu organisieren. Man muss bemerken, dass sich der Direktor der Fabrik nicht gerad zufällig an ihn gewendet hat, da Rudolf Steiner der Autor der neuen Erziehungsmethoden war, die 1907 von ihm dargelegt wurden“. „Ja. Den zukünftigen Lehrern war es auch nützlich sie kennen zu lernen, umso mehr, dass Herr Bauer über sie vieles erzählen konnte, weil er einst Lehrer an der Waldorfschule war. Soviel ich mich erinnere, sagte er darüber, dass der Hauptpunkt im System der Ausbildung, das Studium der Geistesfächer ist. 146 Es ist interessant, dass die Grundlage der Pädagogik von Steiner die von ihm entwickelte Anthroposophie war. Aus dem Griechischen wird dieses Wort wie Anthropos – der Mensch und sophie – die Weisheit übersetzt. Im Ganzen wird ihre Bedeutung als geistige Wahrnehmung der Wirklichkeit bezeichnet. Darin ist sein Hauptprinzip erschlossen, das sich auf die Parallelentwicklung von „Denken“, „Fühlen“, „Wollen“ stützt. Auf den ersten Blick, Herr Endruweit, schien es mir, dass sein System der Ausbildung ziemlich kompliziert für das Verständnis ist, aber als ich begann ihn zu verstehen, so hielte ich es ziemlich spannend. Es stellt sich heraus, dass es kein Benoten der Schüler für ihre Kenntnisse gab. Und nur am Ende des Schuljahres bekam jeder die schriftliche Charakteristik über die Leistung. Dieses Treffen war Rudolf Steiner ziemlich interessant und hat zum eigenartigen Stoß für die weitere Zusammenarbeit mit der Fakultät der Deutschen Sprache und Literatur der Pädagogischen Universität von „I. Creanga“ gereicht. Auf Initiative unserer Gesellschaft, hat am 1. Juni 2001 noch eine gemeinsame Veranstaltung stattgefunden. Jährlich wird auf diesem Lehrstuhl, im Rahmen, der sogenannten „Deutschen Woche” oder „Tage der Deutschen Sprache und Kultur“ zwischen den Studenten des Pädagogischen Institutes ein Wettbewerb auf bestes Vorlesen von Gedichten der deutschen Dichterin Annette von Droste-Hülshof (1797 - 1848) durchgeführt. Dank dem, dass ich daran teilnahm, d. h. ein Jurymitglied war, habe ich im Vorlesen der Studenten die volle Version ihrer bekannten Balladen (Der Knabe im Moor), der Novellen (Die Judenbuche), sowie den Zyklus der Gedichten (Das geistliche Jahr), an dem sie mehr als 20 Jahre arbeitete, zum ersten Mal gehört. Es war üblich ihn autobiographisch zu halten, weil darin ihre Beziehung zur Epoche, in der sie lebte, besonders anschaulich gezeigt ist. Also, der erste Platz wurde Juri Elena Daghi verliehen, die zweite Prämie hat Ljudmila Zabulica und die dritte – Aliona Dosca bekommen. Im Anschluss hat der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Moldova Dr. Zickerick den Teilnehmern zum Erfolg gratuliert und hat sie aus diesem Anlass zum Furchet eingeladen. Ich möchte noch über eine Veranstaltung berichten, die an der Pädagogischen Universität ab dem 11. bis zu dem 14. Oktober 2005 verlief. Auf dem Vorschlag vom „Kulturverein Moldova e. V.” war das Seminar zum Thema „Deutsch-moldauische musikalische Beziehungen, Vergangenheit und Gegenwart” organisiert. Diesmal hatten die moldauischen Studenten eine Gruppe der deutschen Studenten aus der „Freie 147 Universität Berlin“ zu Besuch, die zusammen mit ihrem Leiter Dr. Johannes Schlootz anreisten. Herr Endruweit, ich habe mich bei einem Gedanken ertappt, dass wenn ich weitere Projekte aufzähle, sich eine Art Retrospektive der Veranstaltungen ergibt, die von unserer Organisation durchgeführt werden. Wird es Sie nicht verwirren, wenn ich nicht auf jeder von ihnen detailliert stehen bleibe?“ „Nein. Ein solcher Stil der Erzählung passt mir vollkommen, da, wenn alles zu ausführlich beschrieben ist, viel Zeit vergeht, die Sie nicht haben. Sie sagten, dass Sie morgen mit den Künstlern zum Konzert nach Schwerin fahren? Alle müssen sich noch vorbereiten und erholen“. „Dann, wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich in diesem beschleunigten Tempo fortsetzen und zu dem, an den Schulen durchgeführten Veranstaltungen, zurückkehren. Am 17. Oktober 2003 ist der Wettbewerb zwischen dem deutsch-rumänischem Lyzeum von „Mihai Kogalniceanu” und dem Lyzeum „Matei Basarab” verlaufen. Das Thema waren die Märchen der Gebrüder Grimm (Jacob Grimm; 1785 - 1863, Wilhelm Grimm; 1786 - 1859). An der Vorbereitung dieses Projektes und seiner Realisierung nahm der Direktor des Museums „Bruder Grimm-Museum Kassel“, Herr Dr. Bernhard Lauer teil. Das Museum hatte den moldauischen Schüler ein vielfältiges und informatives Material – Bilder, Broschüre und Bücher übergeben. Und im folgenden Jahr, 2004, wurde das Quiz zum Thema „Deutschland – kennst du dieses Land?“ durchgeführt. Ich kann behaupten, dass die moldauischen Schüler ziemlich viel über Deutschland wissen und befriedigend Deutsch beherrschen. Dies hat auch der anwesende Attaché der Kultur der deutschen Botschaft in Moldova, Frau Vera Weiskämper bemerkt: „...Ich war von den guten Kenntnissen der Schüler über mein Land, sein Volk und die Kultur angenehm überrascht. Die Durchführung von ähnlichen Veranstaltungen trägt zum Erscheinen des Interesses und zum Studium der deutschen Sprache ohne Zweifel bei“. 42 „Sagen Sie Herr Endruweit, waren Sie auf den musikalischen Wettbewerben? Nein? Dann erzähle ich Ihnen noch über eine Veranstaltung, die in Chişinău stattgefunden hat. Aber darin wetteiferten nicht die Mannschaften, sondern die Einzelteilnehmer. Ich meine die Musiker, die verschiedene Musikinstrumente spielten. 148 Dieser Wettbewerb trägt den Namen des moldauischen Komponisten Eugen Coca (1893 - 1954) und wird jährlich vom Republikanischen Musiklyzeum „C. Porumbescu“ mit der Unterstützung des Ministeriums für Kultur und Tourismus der Republik Moldova durchgeführt. Ich wurde auf den XIII. Internationalen Wettbewerb eingeladen, der am 22. – 27. Juni 2007 verlief. Meine Anwesenheit war nicht zufällig, da viele Schüler des Musiklyzeums von „C. Porumbescu“ an den Projekten unserer Organisation mehrfach teilnahmen und auf einer der Sitzungen der Gesellschaft wurde entschieden, die jungen Talente zu unterstützen. Dafür haben wir aus dem Fond unserer Organisation die Ehrenurkunden zugeteilt. Auf dem Galakonzert wurden sie den Preisträgern zusammen mit den Geldprämien überreicht. Das ist wohl alles. Obwohl, ich möchte mich in diesem Zusammenhang über den musikalischen Wettbewerb, der 2002 von unserer Gesellschaft in Chisinau organisiert wurde, erinnern. Zwar wurde er nicht in der Schule durchgeführt und seine Teilnehmer waren die Vokal-Instrumentalgruppen mit, ich hätte gesagt, mit exotischen Namen, die bei weitem nicht moldauisch klangen: „G. Life“, „Mailstrom“, „Heavy Side“, „Heavy Sindvici“, „Utopia“, „Select X“, „Saliapin“, „Chişinău”, „Cair”, „Ex+NN”, „Edict”, „Bitch Club”, „Parc”. Diese Veranstaltung erinnerte eher an das Festival, das während des ganzen Wettbewerbes, die Melodien verschiedener Richtungen und Stile tönten. Diesmal haben wir uns entschieden, sowohl die Form als auch den Inhalt zu ändern. Laut den Bedingungen sollte jede Gruppe, außer dem obligatorischen Programm, die moldauische Folkloremelodie im Pop-Rock-Stil, sowie die moderne Bearbeitung des deutschen Volksliedes, auf der Originalsprache singend, vorstellen. Ich kann sagen, dass sich das Festival sehr hervorragend ergeben hat und ich hoffe, es ist allen seinen Teilnehmern im Gedächtnis geblieben. „Wie ich während unseres Gespräches bemerkt habe, Herr Pawljuk, haben Sie mit Freude und sogar mit Optimismus über die, von Ihnen, durchgeführten Veranstaltungen erzählt. Es scheint, dass Ihnen alles leicht und ohne irgendwelche Probleme gelingt. Stießen Sie, während den Vorbereitungen, nicht auch auf Schwierigkeiten zumindest in einem Ihrer Projekte?“ „Natürlich gab es Probleme und werden noch welche kommen! Aber ich, wie auch meine Kollegen, verstehen das sehr gut. Wenn wir außerdem nur beginnen, die nächste Veranstaltung vorzubereiten, stellen wir uns auf das Entstehen der vermuteten Schwierigkeiten ein, und auf das kommende gute Ergebnis. Aber, wie Sie richtig bemerkt haben, darf man den Optimismus nicht verlieren, und man muss versuchen, sich an folgende Regel festzuhalten: „Wenn Sie den Erfolg haben wollen, so sollen Sie so aussehen, als ob Sie ihn schon hätten“. Übrigens, diese Wörter sind von dem englischen Schriftsteller Thomas Moore (1779 - 1852). Sie können sich sie merken. Es wird, wie Sie mir sicher zustimmen werden, Ihnen kaum interessant sein anzuhören, wie die Vorbereitungsarbeit durchgeführt wird. Das sind, wie man sagt, unsere 149 Probleme, die wir selbst lösen müssen, wenn wir uns an die Arbeit machen. Wissen Sie, das bereitet mir ein großes moralisches Vergnügen, wenn man nach allen Schwierigkeiten sieht, mit welcher Freude das Publikum auf das geschehende Ereignis reagiert. So war es bei diesem Festival, wenn im Saal die typische Atmosphäre der deutschen „Fasching“ entstanden ist. „... Eine angenehme Überraschung des Abends wurde der Karneval. Wie jeder weiß, ist er für die Deutschen ein echter Feier, an dem alle – groß und klein – teilnehmen“. 43 „Chişinău, Hallo!“, „Deutschland, Hallo!”, „Moldova, Hallo!” begrüßten einander die Künstler und die Zuschauer. Und die moldauische Gruppe „Select-X” zusammen mit den deutschen Sängern Mike Knopp und Horst Zenkert, die die Ehrengäste des Festivals waren, haben den Marsch-Polka „Polonaise von Blankenese” aufgeführt. Wie die moldauische Presse schrieb: „Die Chişinauer hatten die Möglichkeit, im Rhythmus der allgemeinen Heiterkeit zu tanzen, in der sich die Emotionen aller Anwesenden auf diesem Ereignis gezeigt wurden“. 43 Und der zusammen mit uns ankommende deutsche Korrespondent Herr Hans-Joachim Eichenauer, der die Zeitung „Gelnhäuser Tageblatt“ vertritt, sah wie „...die Freude der Artisten in den Saal übergeben wurde und alle Anwesende in den Rhythmus der deutschen Polka eingegangen sind“. 44 150 Jetzt stellen Sie sich eine andere Variante vor. Ich betrete die Bühne und vor dem Anfang des Abschlusskonzertes, wenn sich die Zuschauer in der Erwartung des Feiertages befinden, sage ich, dass das Kulturministerium Moldovas die übernommenen Verpflichtungen bezüglich der Durchführung dieses gemeinsamen Projektes nicht eingelöst hat. Erstens, der Saal wurde nicht gewährt und deshalb mussten wir uns an die deutsche Botschaft wenden, die die notwendige Finanzhilfe bereitgestellt hat. Zweitens, das von uns geschickte Noten- und Audiomaterial haben die Arbeiter des Ministeriums zur aller größten Verwunderung verloren. Mit allgemeinen Kräften ist es innerhalb von drei Tage den deutschen und moldauischen Musikern gelungen, das Programm des Galakonzertes vorzubereiten, das am nächsten Tag nach dem Wettbewerb stattgefunden hat. Das komplizierteste für die Musiker der Gruppe Select-X waren die deutschen Karnevalmelodien. Eigentlich ist das nicht weiter verwunderlich – wenn man den deutschen Musiker bitten würde, die moldauischen Volksmelodien mit die für sie charakteristischen rhythmischer Zeichnung zu spielen, so würde auch er auf bestimmte Schwierigkeiten in ihrer Ausführung stoßen. Aber alles ist günstig zu Ende gegangen. Mike Knopp, Horst Zenkert und die moldauischen Musiker haben ein unvergessliches Konzert des Pop- und Rockmusik Genre gegeben. Sie haben die bekanntesten Schlager gespielt und wurden vom Publikum warm empfangen. Ich will daran erinnern, dass es nicht nur ein Festival, sondern auch ein Wettbewerb war. Natürlich gab es auch Sieger. Auf der Verleihungszeremonien ist der stellvertretende Minister der Kultur Herr Sergiu Cuciuc mit dem Begrüßungswort aufgetreten, und unsere Organisation hat den Preisträger, „Select-X” (Chişinău), „G. Life” (Bălţi), „Cair”(CiadîrLunga) die Geldprämien und die Ehrenurkunde überreicht. Ich denke, Herr Endruweit, dass wir unser Gespräch hier beenden werden, da wir fahren müssen“. „Dann bis zum nächsten Mal Herr Pawljuk. Ich wünsche allen eine gute Fahrt und weitere erfolgreiche Konzerte. 151 HUMANITÄRE HILFE „Die Handlungen sagen über die Menschen mehr aus, als deren Wörter, weil, Handlungen lauter redegewandter klingen als Wörter. Es wird immer mehr Schwätzer geben als nötig“ (ALI APSHERON) „Na? Haben die Bären euch nicht sehr erschreckt?“ frage ich die Kinder mit scherzhaften Ton. „Danke für die Exkursion. Die Bekanntschaft mit den Tieren war sehr angenehm“, antworten die Künstler lustig. „Wissen Sie, Konstantin, wendet sich Witalij Pahomov an mich. „Sie haben Recht, wenn Sie sagen, dass wir nach Deutschland fahren, nicht um zu arbeiten, sondern um sich zu erholen. Ich gestehe ein, dass ich immer mit Ungeduld auf diesen, wie Sie es nennen, Urlaub warte. In dieser Zeit, praktisch innerhalb einer Woche unseres Aufenthaltes hier haben wir uns nicht nur entspannt, sondern haben auch viel Neues erfahren. Und die Kinder hatten echte Ferien. Wenn ich beobachtete, mit welcher Begeisterung sie die Bären betrachteten, so sah ich inwiefern sie glücklich waren. Und in jenem Moment habe ich daran gedacht, dass es irgendwo Kinder gibt, die solcher Freude entbehrend sind und sie kaum irgendwann haben werden. Vor der Abreise habe ich das Videomaterial über eines der Chişinauer Kinderheime angeschaut, das vom Reporter unseres Fernsehens, ОРТ-1 Moldova gemacht wurde. Es haben mich die Wörter eines Teenagers stark erschüttert: „Ich habe nie meine Eltern gesehen. Die fremden Leute haben sie mir ersetzt, diejenigen, die hier arbeiten. Aber ich weiß, dass ich die herzliche Wärme und Liebe, die sie mir gegeben haben, in der Seele bewahren und meinen Kindern abgeben werde“. „Ja, Witalij. Leider, die Erwachsenen vergessen häufig, dass die Kindheit kein Kinderspiel ist. Du als der Arbeiter des Fernsehens bist sehr gut darüber informiert, dass in letzter Zeit die Zahl der verwahrlosten Kinder und der Waisen immer größer wird, und die Aufmerksamkeit und Sorge um sie gibt es immer weniger. Deshalb haben sich die Mitglieder unserer Organisation entschieden, in Deutschland eine Sammelaktion zugunsten der moldauischen Kinder unter der Losung „Die Kindheit ist kein Kinderspiel“ durchzuführen. Es wurden 2600 DM gesammelt, für welche wir die Geschenke gekauft haben, ebenso haben wir das Honorar den Künstlern der Puppentheater – „Guguţa“ und „Licurici“ bezahlt. Weißt du, ich kann den Ausdruck der frohen Kindergesichter und der glänzenden Augen vor Glück niemals vergessen. Es war für uns die größte Dankbarkeit. Die von der Leitung der Internatsschulen, Kinderheime, in den wir waren, erhaltenen Briefe rufen bei mir immer die besonderen Emotionen hervor, weil die in ihnen ausgesprochenen Wörter von ganzem Herzen sind. „... Die Schüler des Internatgymnasiums der Stadt Orhei und die Lehrer danken Ihnen für die große Seele, die Sie den Kindern während dieses für uns unvergesslichen Treffens gezeigt haben... Sie haben geholfen, in den Kindern die tiefen Gefühle zu wecken, haben geholfen, die Schwierigkeiten zu vergessen und haben gezwungen, sich zu freuen...“45 152 „... das Kollektiv unserer Schule spricht Ihnen und Ihrer Gesellschaft seinen aufrichtigen Dank in der Sache der geistigen Erziehung unserer Kinder aus...“ 461 „... das Kollektiv der Internatgrundschule Nr. 23 erweist sich Ihnen und Ihrer Gesellschaft für die Sorge um die unglücklichen Kinder erkenntlich…“ 47 „... die Kinder und die Lehrer des Internatgymnasiums aus Straşeni danken Ihnen für die wunderschönen Momente, die Sie uns geschenkt haben.“ 48 „... die Pretura des zentralen Sektors der Stadt Chişinău dankt Ihnen für die Hilfe und Unterstützungen, die den Waisenkindern dieses Bezirkes geleistet sind... Die Mitglieder der deutschen Kulturorganisation haben ihnen die unvergesslichen Momente der Freude geschenkt…“ 49 „... Das Ministerium für Bildung der Republik Moldova dankt aufrichtig den Artisten des Puppentheaters „Licurici“ und dem Sponsoren der deutschen Gesellschaft „Kulturverein Moldova e.V.“, die die Kulturveranstaltungen für die Waisen und verwahrlosten Kindern organisierten…“ 50 „Ich bin einverstanden, Konstantin. Diese Worte sind wirklich von ganzem Herzen. Die Aufrichtigkeit ist in ihnen nicht formal“. „Du hast Recht. Manchmal zeigen nämlich fremde Menschen mehr Sorgen, als die Verwandten. Darin habe ich mich überzeugt, wenn ich im Internat für die Kinder mit den angeborenen körperlichen Gebrechen war. Es befindet sich unweit von Chişinău, im Dorf Peresecino, Rayon Orhei. Wie mir seine Direktorin Frau Varvara Cucuruzeanu gesagt hat, dass dieses Haus für viele Kinder zu einem echten Heim geworden ist.“ „Wir haben es „Centrul de zi” genannt, d. h. „das Zentrum“, in dem die große Aufmerksamkeit nicht nur den Invaliden gewidmet wird, sondern auch den Kindern aus den ungünstigen oder minderbegüterten Familien. Natürlich, die Haupthilfe leisten uns verschiedene ausländische Firmen, die Privatpersonen. Dank ihnen konnten wir dieses Gebäude in Ordnung bringen, die notwendige Technik erwerben, d.h. die Bedingungen zu schaffen, die unsere Kinder benötigen. Trotzdem, dass viele von ihnen nach der geistigen Entwicklung von den Altersgenossen zurückbleiben, haben wir uns entschieden, eines der Zimmer als Spielsaal zuzuweisen. Wie Sie sehen, er ist ziemlich geräumig. Ich will betonen, dass im Arbeitsplan unseres Zentrums auch das speziell entwickelte Bildungsprogramm ist. Hier werden sogar die Musikstunden gemacht. Dazu haben wir das Klavier erworben, haben gutes Video- und Audiomaterial gesammelt. Wir feiern in diesem Saal mit den Kindern auch alle Feiertage. Nach Möglichkeit organisieren wir die theatralisierten Vorstellungen, an denen sie mit Vergnügen teilnehmen. Und jetzt, zum Neuen Jahr werden sie auch eine Tanne und den Weihnachtsmann haben“. „Dann hoffe ich, dass die Geschenke, die durch den „Kulturverein Moldova e. V.“ die deutsche Spielzeugfirma „WADER QUALITY TOYS“ übergeben hat, sehr gelegen kommen. „... Die Vertreterin der Firma Carina Hartmann hat 10 große Kartons gewählt, die für die Kinderheime der Republik Moldova vorbestimmt sind“. 51 153 Neujahrfeiern in «Centrul de zi». 2007 Sie sehen mich mit einigem Misstrauen an. Bezweifeln Sie nicht, das ist keine einmalige Produktion. Manfred Wader, Inhaber der Unternehmen, das höchste Ansprüche an die Qualität, Funktionalität und das Design der Produkte stellt. Dabei steht der Aspekt Sicherheit stets im Vordergrund. Entsprechende Zertifikate von Vorlieferanten, deren Produkte zur Produktion des Kunststoffspielzeugs benötigt werden sowie die Zusammenarbeit mit unabhängigen Prüfinstituten unterstreichen die Unbedenklichkeit der am Standort Deutschland hergestellten Produkte. Ich bin überzeugt, dass sie Ihre Kinder noch lange erfreuen werden. Von unserer Organisation möchten wir dem ganzen Kollektiv „Centrul de zi” die angenehme Überraschung darbringen. Die Artisten des Puppentheaters „Guguta“ zeigen euch die Vorstellung. Ich wollte Sie noch etwas fragen. Soviel ich verstanden habe, ist dieses Zentrum keine Institution des geschlossenen Typs“. „Ganz richtig. Es war zu einem bestimmten Ziel gegründet, die schwer behinderten Kinder nicht zu isolieren, im Gegenteil ihnen die Möglichkeit des Unterhaltens mit den physisch normalen Kindern zu gewähren. Wir bemühen uns, die Aufmerksamkeit auch auf Kinder aus mittellosen Familien zu lenken. Sie kommen häufig hierher. Unsere Erzieher machen mit ihnen Aufgaben, legen sie dem Werk bei. Wir bemühen uns sie für etwas zu begeistern. Und jetzt will ich Ihnen etwas zeigen. Kommen Sie bitte in dieses Zimmer“. „Ja, ich denke nicht, dass es noch so etwas irgendwo gibt! Das ist doch eine Handwebmaschine!“ „Und die Teppiche, die Sie hier sehen, sind auch nicht in der Fabrik gemacht. Sie sind von den Kindern unseres Dorfes gewoben. Und es bildet sie ihre Meisterin „die Volksmeisterin“ Liuba Buzu aus. Sie können mit ihrer Schülerin reden“. „Ich sehe, dass diese Erzeugnisse im Volksstil erfüllt sind,“ wende ich mich an das bei der Webmaschine sitzende Mädchen. „Auf ihnen ist das typisch moldauische Ornament dargestellt. Sag bitte, wie gelingt es dir es so genau zu erfüllen?“ „Darin hilft mir Frau Liuba. Bei ihr sind die Zeichnungen erhalten geblieben, nach denen noch ihre Urgroßmutter arbeitete. Zusammen mit ihnen hat sie ihr auch die Meisterschaft übergeben. Zusammen mit Frau Luiba haben wir den Zirkel der Teppichausfertigung gegründet und hier, nach den Schulstunden, fangen andere Unterrichte an. Nicht nur 154 die Technik des Spinnens erklärt und zeigt sie, sondern erzählt auch über die vergessenen Traditionen und Bräuche unseres Volkes. Und da ist sie gekommen“. In der Mitte des Bildes Frau Liuba Buzu „Wie mir die Direktorin, Frau Cucuruzeanu gesagt hat, sind Sie aus Deutschland angekommen. Deshalb möchte ich, dass Sie nach diesem Land aus Moldova die herzliche Wärme, die riesige Dankbarkeit und die Liebe aller Kinder unseres Hauses mitbringen. Wir übergeben Ihnen sie zusammen mit dieser „traista“. In den alten Zeiten nannten die Moldauer so die Reisetasche. Dass sie an die Zeit erinnert, die mit uns im „Centrul de zi” verbracht wurde. „Danke schön, dieses Geschenk gebe ich ins Museum unserer Gesellschaft – „Casa mare“. „Herr Pawljuk“, wendet sich die Direktorin an mich. Ich arbeite hier schon viele Jahre und in dieser Zeit habe ich verstanden, dass sich der Mensch an alles gewöhnen kann, aber nur nicht an Kindertränen. Zum Glück weinen bei uns die Kinder vor Freude. Ich habe mich auch davon überzeugt, dass die Hauptsache im Leben nicht nur aufrichtiges Verständnis ist und ich möchte den Mitgliedern der Gesellschaft und Ihren Freunden aus Deutschland noch einmal dafür danken, dass Sie sich von denjenigen, die man häufig mit Mitleid ansieht und die man unglücklich nennt – unsere Kinder – nicht abgewendet haben“. „Ja, Sie haben Recht. Weil es sowohl in Moldova als auch in Deutschland Kinder gibt, die unsere Sorge, Aufmerksamkeit und Unterstützung benötigen. In diesem Zusammenhang entwickelt unsere Organisation ein neues Projekt, das mit der Durchführung der ähnlichen Veranstaltungen in den deutschen Kinderheimen verbunden ist“. „Von ganzem Herzen wünschen wir Euch allen viel Erfolg und sind immer froh, Euch bei uns im „Centrul de zi” zu sehen, die Menschen, die über die Wohltat nicht reden sondern sie verwirklichen“. 155 „Hallo, spreche ich mit der Organisation „Clipa sederală“? Sie werden aus Deutschland angerufen. Die Gesellschaft „Kulturverein Moldova e. V.“ möchte an der Wohltätigkeitsaktion zugunsten für die moldauischen Kinder „Caravanul de Crăciun“ teilnehmen. Sagen Sie bitte, wann und wo werden Sie sie durchführen? Eine Minute, bitte, ich schreibe es mir auf. Am 25. Dezember 2006, das Dorf Caufa. Ich bringe die Geschenke von den deutschen Kindern mit. Mit mir werden auch die Artisten des Puppentheaters „Guguţa“ mit der Vorstellung „Der Kater Leopold“ mitkommen.“ „Hallo, ja Rolf. Ich höre. Das Johanniter-Krankenhaus aus Radeformwald übergibt nach Moldova „... zwei Ultraschallgeräte sowie die Medikamente für die Menschen, die an Diabetes und an Herz-Kreislauferkrankung leiden? 52 Gut, nachdem ich die notwendigen Informationen für ihre Sendung sammeln werde, rufe ich dich noch einmal an“. „Frau Corina Hartmann? Pawljuk am Apparat. Ich werde am 20. Mai in Moldova sein und dann kann ich ins Kinderheim das Spielzeug der Firma „WADER QUALITY TOYS“ bringen. Wie viele Kartons übergeben Sie? Zehn. Ich danke Ihnen und machen Sie sich keine Sorgen, sie passen in unseren Bus rein. 156 „Entschuldige, Witalij. Ich muss mit dir einige Details im Zusammenhang mit der humanitären Hilfe besprechen. Und später setzen wir unser Gespräch fort“. „Konstantin. Ich habe den ungewöhnlichen Namen – „Johanniter-Krankenhaus” gehört. Habe ich das richtig verstanden?“ „Ja. „Johanniter” ist der Ritterliche Orden St. Johannis vom Spital zu Jerusalem, der die älteste religiöse Organisation ist. Aus den Archivquellen ist bekannt, dass zwischen 1048 und 1071 die Kaufmänner aus der Stadt Amalfi für die armen und kranken Pilger in Jerusalem ein Krankenhaus aufgebaut hatten, dass die Laienbruderschaft verwaltete. Der erste Gründer und der Verwalter der Laienbruderschaft St. Johannis war der Meister Gerhard, Gründer der Fraternitas St. Johannis. Ungeachtet der Eroberung von Jerusalem anno domini 1099 durch die Kreuzritter, funktionierte das Krankenhaus dennoch weiter und es gewann eine solche große Bedeutung, dass im Jahre 1113 der Papst Paschalis der II (eigent- lich Raniero di Bieda, * Bleda di Santa Sofia, Forlì; † 21. Januar 1118 in Rom) das Gesetze erließ, die ihr ver- schiedene Privilegien gewährte. Unter dem Franzosen Raimund de Puy (1120 - 1160) wurde die Reorganisation der Krankenhausgemeinde bearbeitet, in dem die drei Abteilungen – kirchliche, militärische und geisteswissenschaftliche miteinander arbeiteten. Ab 1538 wurde sie protestantisch. Zurzeit zählt der Orden St. Johannis alleine in Deutschland 1.400.000 Mitglieder auf. Die Haupttätigkeit dieser Organisation im Laufe von mehr als 900 Jahre ist die Leistung der humanitären Hilfe, sowie die Verwaltung der Altersheime und Krankenhäuser. Eines von ihnen befindet sich, wie Du verstanden hast, in Radevormwald. Entschuldige, es klingelt wieder. „Hallo, Rolf. Die Ultraschallgeräte sind in das Kardiologische Institut nach Chişinău gesendet worden. Die Geräte wurden dem Direktor, Herrn Popovici übergeben und ich hatte den Wunsch geäußert „... dass diese humanitäre Hilfe auch der unvermögenden Bevölkerung zugänglich wird“.53 Neulich hat mich Herr Popovici angerufen und bestätigt, dass die medizinischen Direktor des Kardiologieinstitutes Herr M. Popovici, KulturataAnlagen gut funktionieren, che der deutschen Botschaft in Moldova Herr A. Di Leonardo, und hatte sich bei der Leitung Frau R. Rummel-Pawljuk, Herr K. Pawljuk 157 des Johanniter-Krankenhauses bedankt. „Ja, Rolf? Hast du das Interview, das mit Herrn Popovici geführt worden ist, durchgeschaut wo „... der Mangel der qualitativen, medizinischen Apparatur im Land besonders empfunden wird. Deshalb, um sich untersuchen zu lassen, sind die Menschen gezwungen, in die Hauptstadt zu fahren, und in langen Warteschlangen zu warten, bis sie dran sind“.54 Hat die Leitung des „Johanniter-Krankenhauses“ in diesem Zusammenhang entschieden, noch ein Ultraschallgerät zu gewähren? 55 Natürlich, in Moldova wird eins mehr nicht überflüssig werden und ich hoffe, dass die Moldauer dem Direktor Herrn Stefensen ein schönes Dankeschön überbringen werden. 56 „So, bis dann“. P. Stefensen Also, was wolltest du mich fragen, Witalij? „Wann hat Ihre Organisation begonnen, die humanitäre Hilfe Moldova zu leisten?“ „Die erste Sammelaktion der Medikamente war Anfang 1999 für den „Fond der Bühnenveteranen der Republik Moldova“ („Fondul veteranilor scenei din Republika Moldova”) veranstaltet. Der Kontakt mit dieser Organisation hat zufällig begonnen. Als ich damals in Chişinău war, habe ich Alexander Sergeevici Fedico getroffen, der der Stellvertretende Vorsitzende dieser Organisation war. Als er über die Gründung unserer Gesellschaft erfuhr, wendete er sich an uns mit der Bitte, den Veteranen der Bühne alle mögliche ärztliche Hilfe zu erweisen. Wir haben die Medikamente für 10.000 DM gesammelt, die der Botschaft der Republik Moldova in Berlin für sie übergeben waren. 57 Später, im Mai 2000, haben wir die humanitäre Hilfe dem Fond der Bühnenveteranen der Bühne für 20.000 DM noch einmal geschickt. 58 Natürlich war es allen Mitgliedern unserer Gesellschaft angenehm zu lesen, dass „... der Rat des „Fonds der Bühnenveteranen der Republik Moldova“ Ihnen die tiefste Anerkennung und Dankbarkeit ausrichtet und den Menschen für die uneigennützige geleistete Hilfe (durch Geld und Medikamente), die von der Bühne die Ideale des Humanismus und der Sittlichkeit lebenslang propagierten,... Es gelang Ihnen für uns einen echten Feiertag voll von Licht und Liebe zu schaffen. Die Breite Ihrer Seele ist grenzenlos und unschätzbar“. 59 Seit 1999 übergaben wir außer Medikamenten im Laufe einiger Jahre dem Fond der Veteranen der Bühne 1.000 Deutscher Mark jährlich. Zu welchem Ziel wurden sie bereitgestellt? Berücksichtigend, dass diese Organisation die Arbeiter der Kunst vereinigt, habe ich ihnen angeboten, nach Möglichkeit die Unterrichte mit den Kindern in den Kinderheimen zu leiten. Leider hat unsere Idee bei den Veteranen kein Interesse herbeigerufen, deshalb wurde die Finanzunterstützung seitens „Kulturverein Moldova e. V.“ eingestellt“. „Einverstanden, obwohl leite eine ähnliche Hilfe, die in Anbetracht der ungünstigen materiellen Lage der Menschen im fortgeschrittenem Alter, wirklich notwendig ist“, bestätigt Witalij. „Wie viele von ihnen, die für das Wohl des Staates dienten, blieben gegen Ende ihres 158 Lebens mit nichts“, bemerkte Irina. „Viele sind sogar nach der Rente gezwungen weiter zu arbeiten, weil sie von der Hand in den Mund leben. Die ehemaligen V e r d i e n t e und V o l k s-Künstler, Musiker, Maler, wie es sich herausstellte, haben heute keine Erholung, sondern neue Titel – wie Nachtwächter, Zigarettenverkäufer im Kiosk oder Hausmeister!“ „Ja, Irina. Eins gehörten sie zur „Boheme“. Wenn man nachdenkt, so hat dieses Wort vielleicht nicht zufällig so eine starke Grundlage – „Bog – Gott“. Die ehemaligen Künstler, Musiker, Maler – die Veteranen der Bühne – sind daran nicht schuld, dass sie heute bei weitem keine bohemienharte Lebensweise führen. Ihr Gott, das Vaterland, hat sich einfach von ihnen abgekehrt!“ „Wissen Sie, Konstantin. Ich erinnere mich sehr häufig an unser erstes Konzert in dem deutschen Altersheim. Es war in Gelnhausen/Meerholz. Vielleicht bin ich zu sentimental, aber beim Anblick jener schönen Verhältnisse, in denen hier die älteren Leute leben, traten sogar mir die Tränen in die Augen. Ja, in unseren Altersheimen sieht man keinen solchen Komfort – die Bibliothek, den Konzertsaal, die gemütlichen Zimmer. Wie uns die Verwalterin der „Residenz Kursana“ Frau Neumann-Hauf erzählte, sind viele davon mit den Möbel eingerichtet, die von den Bewohnern aus dem Eigenheim gespendet wurden: „... es ist wichtig, dass der bejahrte Mensch, der sich bei uns befindet, keine psychologische Abhängigkeit von den gewohnheitsmäßigen für ihn frühen Bedingungen empfindet. „Um ihre Seelenruhe beizubehalten“, sagte Herr Michael Dietrich vom Sozialdienst Betreutes Wohnen (Senioreneinrichtung H.+E. Budge-Stiftung), „wird von unserer Verwaltung für die Bewohnern auch ein kulturelles Programm entwickelt.“ Diese älteren Leute applaudieren im Stehen und rufen „Bravo!“ wegen der Hochachtung zu dem jungen moldauischen Musikern und der Bewunderung ihres Talentes aus „Aber man darf nicht vergessen, dass dieser Komfort, sowohl äußerlich als auch seelisch nicht nur helle, sondern auch seine eigenen Rückseiten hat. Ich bin überzeugt, dass viele der moldauischen Künstler, die im Berliner Altersheim „Paritätisches Seniorenwohnen am Rosengarten“ in der „Brandenburg Klinik Bernau bei Berlin“ auftraten bemerkt haben, wie während des Singens des deutschen Liedes die älteren Leute kaum die Tränen zurückhalten konnten. Es kann sein, dass dieser Zustand von den angenehmen Erinnerungen an das gewohnte Leben wachgerufen wurde, aber ich bin überzeugt, dass sie in solchen Momenten an jene glückliche Tage dachten, als sie nicht im „Heim“ lebten, sondern in ihrem Haus, das für sie eine echte Unterkunft war, im Kreis der Familie. Leider zeigen jetzt fremde Menschen mehr Fürsorge als die eigenen Verwandten. Viele sind gezwungen, sich in diesen Häusern zu befinden. Deshalb weinen sie häufig nicht nur aus Freude...“ 159 „Einverstanden, Konstantin. Leider haben Sie Recht. Die Alten sind wie Kinder. Sie bedürfen auch der Sorge, Aufmerksamkeit, Unterstützung“. „Entschuldige, Irina, ich muss mal telefonieren. Hallo, ich rufe aus Deutschland an. Die Gesellschaft „Kulturverein Moldova e. V.“ will an der wohltätigen Aktion teilnehmen. Wo und wann findet sie statt? ...“ 160 DIE REPUBLIK MOLDAU. 15 JAHRE UNABHÄNGIGKEIT „Die Kunst ist ein Friedenbotschafter und fordert dem Gegenverständnis zwischen Völkern“. (AUS DEM INTERVIEW) „Sind Sie gerade zurückgekommen und fahren wieder weg? Störe ich, Konstantin?“ interessiert sich Herr Endruweit. „Keine Sorge. Alles ist in Ordnung. Bitte, kommen Sie rein. Ich bin schon mit dem Reisegepäck fertig. Morgen fahre ich nach Chişinău zum 2. Kongress der Auswanderer aus Moldau. Gestern bin ich aus Schwerin gekommen. Dort gaben wir das Konzert, das der 15- jährigen Bildung der Republik Moldau gewidmet war.“ Ja, die Republik Moldau ist noch nicht alt, wie Sie schon feststellten – ein Adoleszenzalter. Aber ihr Recht auf die politische „Selbständigkeit“ wurde bedingungslos von der Weltgesellschaft bestätigt. Heute hat die Republik Moldau die Vertretungen in vielen Ländern. In einigen von ihnen waren die Künstler, mit denen Sie schon bekannt sind, nicht nur zu Besuch, sondern traten dort auch auf: In Berlin und Wien, in den Botschaften der Republik Moldau, im Generalkonsulat in Frankfurt am Main. Vor kurzem, am 12. Juni hat unsere Organisation auf Einladung des Botschafters der Republik Moldau in Schweden, Frau Natalja Hermann, an der Zeremonie der Eröffnung der Moldauischen Botschaft in Stockholm teilgenommen. Leider gab es weniger Künstler als gewöhnlich, aber es wurde genauso heiß applaudiert. In seiner Rede hat der Außenminister der Republik Moldova, Herr Dr. Stratan, betont : „… die Existenz eines Staates, als solches, meint nicht nur die Anerkennung von den anderen Länder seiner politischen und territorialen Unabhängigkeit, sowie die Äußerung von ihnen der Achtung vor der Geschichte, Sprache und Kultur seines Volkes.“ Übrigens, Herr Endruweit, die Jungs haben mich gebeten, Ihnen für den Artikel zu danken. Als sie ihn gelesen haben, haben sie sich nicht über ihre Familiennamen und Bilder, die in der Zeitung waren, gefreut, sondern darüber, dass „… die Meisterschaft der moldauischen Künstler zur Bildung der positiven Weise beiträgt...“ oder, wie Sie geschrieben haben, „… des Images der Republik Moldau“. Ich gestehe, dass es mir sehr wünschenswert wäre, dass die aufrichtigen Gefühle, die Sie zu ihrem Land empfinden, nicht flüchtig sind. Sie haben wahrscheinlich bemerkt, dass ich mich an die Künstler häufig wende, sagen wir so auf vertraute Weise – Jungs. Ich würde es nicht familiär nennen, sie sind einfach ziemlich jung – 10, 15, 18 Jahre alt. Aber eine solche Auswahl ist nicht zufällig, weil: „Von wem, wenn nicht von ihnen, ist der junge europäische Staat vorzustellen?!“ Ich denke, Herr Endruweit, dass diese Frage rhetorisch sein kann, d.h. man braucht die Antwort darauf nicht zu suchen. Also, wir sprechen mit Ihnen wieder über die moderne Generation, richtiger zu sagen, wir setzen das irgendwann angefangene Gespräch fort. Manchmal entstehen bei uns mit 161 den Jungs die improvisierten Diskussionen zu den verschiedensten Themen und es ist mir immer interessant, die Meinung von 18-Jährigen zu hören, weil: „Wer, wenn nicht sie, die Jugend, sollen die Zukunft des Landes schaffen?!“ „Es ist schwierig, diese Frage zu beantworten, obwohl ich überzeugt bin, dass jeder von uns sich diese Frage häufig stellt. Und nicht nur diese. Wie sich im Weiteren unser Staat entwickeln wird, wie sein Schicksal ist und was auf uns, die Jugend wartet?“ denkt Aliona Triboi. „Seitdem Moldova souverän wurde, sind 15 Jahre vergangen. Man kann sagen, dass wir mit ihr fast die Gleichaltrigen sind. Wir erleben mit ihr ihre erfolgreichen und schweren Momente, wir gehen den Weg des Entstehens, wir leben ein allgemeines Leben. Nur 15 Jahre. Wie in der Biografie eines Menschen, so auch in der Geschichte eines Staates, gilt diese Periode als komplizierteste und problematischste. Deshalb denke ich, dass ihre günstige Lösung von uns allen abhängt, weil: „Wer, wenn nicht wir, die Bürger der Republik Moldau, haben für sie die Verantwortung zu tragen?!“ „Wahrscheinlich, klingt es etwas pathetisch, aber ich meine, Konstantin, dass man über ihre Zukunft nur dann sprechen kann, wenn das ganze Volk den Wunsch hat, alles Mögliche für das Blühen des Landes zu machen“, unterstützt Aliona Dmitrii Grabovschi. „Ich möchte nicht pessimistisch scheinen, ich lasse mich aber in meinen Taten von den Worten eines der altgriechischen Philosophen häufig leiten: „Die Zukunft kommt niemals. Um uns ist immer die Gegenwart“. Ich denke, dass in diesen Worten die tiefe Weisheit liegt. Die Taten, die von uns heute begangen werden, ist unser Morgen, d.h. die Zukunft. Meine, meines Freundes, des Nachbarn und schließlich des Landes, in dem wir leben. Ich bin überzeugt, dass jeder von uns möchte, dass sie schön ist. Es sind schon 15 Jahre vergangen. Ein Viertel der durchschnittlichen Lebensdauer eines Menschen, aber nicht eines Staates. Aus diesen Zeitabschnitten bildet sich sein Ganzes, dessen Teil wir sind: Mein Freund, der Nachbar, ich. Er soll unteilbar sein, weil: „Wer, wenn nicht wir, das Volk, sollen seine Stütze sein?!“ In diesem Zusammenhang möchte ich mich an das Konzert erinnern, das hier in Deutschland am 14. September 2005 stattfand. Ja, ich habe mir das Datum gut gemerkt. Ich bin überzeugt, dass es auch die übrigen Teilnehmer nicht vergessen haben. An diesem Tag, in der Vertretung des Landes Baden-Württemberg, hat die Botschaft der Republik Moldova in Berlin den Empfang anlässlich der Feier des Tages der Unabhängigkeit unseres Staates organisiert. Bei diesem Ereignis waren über 200 Gästen anwesend, unter denen auch Herr Georg Bomgarden, der Staatssekretär des Außenministeriums Deutschlands, die Vertreter der Wirtschafts-, Landwirtschafts-, Innenministerien, der Dekan des Diplomatischen Korps, die Diplomaten vieler Länder, der Botschafter Deutschlands in Moldova Herr Lerke, die Geschäftsleute. Unsere Gäste waren die offiziellen Vertreter vieler Staaten. Ehrlich gesagt, auch heu162 te kann ich Ihnen den inneren Zustand, der mich während des Auftrittes ergriff, nicht beschreiben. Wahrscheinlich war noch mehr Aufregung als gewöhnlich da, mehr Verantwortung und noch mehr Hingabe, da wir auch offizielle Vertreter unseres Staates – der unabhängigen Republik Moldau, waren! Wenn am Anfang des Konzertes alle Anwesenden im Stehen Julian Puşca applaudierten, und am Ende des Programms allen Künstlern, so bin ich überzeugt, dass wir in diesem Moment das riesige Gefühl des Stolzes für unser schönes und wohltuendes Land, für das fleißige und freundliche Volk, empfunden haben. Der Beifall ist die Investition, in der alle nur gewinnen Wir alle : Moldauer Nikolai Bantea, Bulgare Sergei Varsan, Russin Irina Sciogoleva, Armenierin Elena Demirdjean, Pole Dmitrii Grabovschi, Ukrainerin Natalja Fastova … Vielleicht können meine Überlegungen für jemanden naiv erscheinen, aber ich denke, dass dann, wenn wir alle – Moldauer, Gagauzen, Ukrainer, Polen, Armenier, Russen – mit Stolz „MEINE MOLDOVA“ sagen werden, so sind alle Konflikte und Missverständnisse für immer gelöst, weil: „Wer, wenn nicht wir, die Vertreter verschiedener Völker, verpflichtet sind, die Einigkeit unseres Landes zu bewahren?!“ „Ich hätte gesagt – „UNSERE MOLDOVA“. Und, natürlich, wir sollen zusammen danach streben, dass das sonnige gastfreundliche moldauische Land blühen wird, ergänzt Nikolai Bantea. Strebten unsere Vorfahren nicht danach: nach Vereinigung, und folglich nach dem Blühen von Moldova? Ich bin zum Anfang unseres Gespräches nicht zufällig zurückgekehrt, weil ich meine, dass Sie, Konstantin, richtig gesagt haben: „... man sollte die Zukunft des Landes betrachten“. Ja, nämlich: Sollen! Obwohl wir tatsächlich in der Gegenwart leben, sind aber unsere Gedanken auf das Morgen gerichtet. Und wie das Morgen wird, hängt von uns ab, weil: „Wer, wenn nicht wir, die Nachkommen von Stefan dem Großen, Dimitrie Cantemir, sind die Fortsetzer ihrer Taten?“ Es ist wie mit einer Mutter, man kann immer nur mit einer verwandt sein. Und egal 163 wo wir uns befinden würden, und wie gut es dort wäre, aber unterbewusst werden wir uns immer Sorgen machen. Besonders, wenn es ihm schlecht geht, da sich in unserem persönlichen Fragebogen „der Geburtsort“ und „die Staatsangehörigkeit“ in verschiedenen Spalten immer befinden. Wenn man nachdenkt, so ist im Wort „Geburt“ die feste Basis – „das Geschlecht“ gelegt. In ihm sind unsere Wurzeln und die Kraft, da sie mit der Heimat fest verbunden sind. Das Geschlecht und die Heimat. Meiner Meinung nach sind das nicht nur einfache Begriffe, sondern auch die Verpflichtungen. Erst wenn sie in unserem Bewusstsein untrennbar sein werden, können wir von unseren Rechten sprechen. Sowohl als eine Persönlichkeit als auch der ganze Staat. Nur dann, wenn wir das Eigentumsrecht haben, sind wir uns bewusst, dass uns das ganze Land gehört, wir können – „MEIN STAAT“ sagen, weil: „Wer, wenn nicht wir, seine Herren, sollen für ihn sorgen?!“ „Leider, in letzter Zeit hört man immer öfter, dass die Heimat dort ist, wo es dir gut geht“, sagt Anna Ivanitscaia. „Ich will nicht bestreiten, dass bei jedem diese Behauptung verschiedene Assoziationen herbeiruft. Und sie hängen davon ab, was wir unter der Bestimmung „g u t“ meinen. Regen Sie sich nicht auf, ich werde nicht philosophieren, weil die Erklärung in der Antwort auf die einzige Frage in diesem Fall immer besteht: „Welche sind meine Bedürfnisse?“ Oder ist das die Errungenschaft der relativen materiellen Unabhängigkeit, oder die geistige Bereicherung? Ich denke, es ist nicht schwierig zu erraten, dass in den meisten Fällen diejenigen, die ins Ausland fahren möchten, die Unabhängigkeit wählen. Natürlich die materielle. Beim Treffen der Entscheidung, das Land zu verlassen, bewegt die Menschen nicht immer nur die Notwendigkeit der Verbesserung eigenen Wohlstands. Zum Beispiel war es 1990 so: wegen der politischen Ereignisse in Moldova waren viele, die sogar ihren größten Teil des Lebens dort verbracht haben, gezwungen, „den Wohnort“ zu wechseln. Es wird richtig gesagt: Die nationale Frage beginnt sie dann zu beunruhigen, wenn sie nicht im Stande sind, mit den entstehenden Schwierigkeiten zu Recht zu kommen. Aber, wie die Geschichte zeigt, ist sogar beim stärksten und entwickeltsten Staat dieses Problem seine verwundbare Stelle – Achillesferse. Es ist bekannt, dass das Land zur Zerstörung verurteilt ist, wenn man sie trifft, deshalb: „Wer, wenn nicht die Politiker, sind verpflichtet, das nicht zuzulassen?“ Malerin Ana Budarina 164 „Ja, während dieser Zeit sind in Moldova nicht wenige emigriert, aber die Auswanderung der Bevölkerung dauert noch an“, schließt Svetlana Ionica. „ Ihnen zu erklären, Konstantin, was ich meine, ist wahrscheinlich nicht nötig. Sie fahren oft nach Moldova und können selbst die politische und auch die ökonomische Situation analysieren. Nein. Die Kultur habe ich nicht vergessen. Über sie wird getrennt gesprochen, weil sie leider manchmal abseits bleiben muss. Vielleicht ist es deshalb für viele Menschen des schöpferischen Berufes „dort gut“. Einerseits verstehe ich sie und habe kein Recht, zu verurteilen. So ist die menschliche Natur. Wir wollen alles heute, jetzt, in dieser Minute haben. Heute haben wir die Möglichkeit mehr zu erfahren. Heute bewundern wir das schöne Leben dort. In dieser Minute finden wir in unseren Phantasien einen Platz dafür. Wir machen unsere Auswahl, weil wir nicht wissen wollen, was dort gut ist, während der Deutsche, der Österreicher, der Franzose, der Italiener, der Spanier in seiner Einbildung sich nicht nur während der 15 Jahre etwas vorstellte, sondern dieses schuf, dieses Märchen. Aber für sich. Weil dort sein Geschlecht, seine Heimat ist! Wir wollen uns vorübergehend mit den Schwierigkeiten hier nicht abfinden, aber sind ständig bereit, uns mit den Problemen dort abzufinden, wo, wie es uns scheint – es g u t ist. Dort gibt es die Probleme auch, und kaum erscheinen wir irgendwo, werden sie unsere persönlichen. Aber dort ist man verpflichtet, sie zu lösen, weil man nicht wieder wegfahren will. Alles ist verhältnismäßig, und die Probleme – besonders ihr Umfang und ihre Bedeutsamkeit, werden von unseren Bedürfnissen bestimmt. Es ist g u t, dass wir alles heute, jetzt, in dieser Minute wollen. Denn warum sollen wir diesen Wunsch nicht hier verwirklichen, wo man auch g u t sein kann?! Denn „Nicht für uns, die in diesem Land geboren wurden, soll Moldova die Heimat sein? „Sie werden sagen, dass unsere Probleme niemals vorübergehen werden? Es ist schwierig das zu behaupten“, sagt Witalij Pahomov, „weil jeder von uns hofft, dass sie in keine ständige Kategorie übergehen werden. Wir verstehen, dass solche Menschen, wie Dimitrie Cantemir, Stefan der Größte, nicht jedes Jahr und nicht jedes Jahrhundert geboren werden, diejenigen, die um die Unabhängigkeit des ganzen Volkes – materielle und geistige Unabhängigkeit – kämpfen würden, diejenigen, die nach der Bereicherung des ganzen Volkes – materieller und geistiger, streben würden. Wir verstehen das. Aber jedesmal glauben wir, dass diejenigen, die an ihre Stelle gekommen sind, unser Moldova blühend machen werden, weil: „Wer, wenn nicht diejenige, denen das ganze Volk vertraut, sind gerufen, die Unabhängigkeit und die Bereicherung zu verbinden? Materielle und geistige?!“ Und wir hoffen, dass es doch geschieht, vielleicht in den nächsten 15 Jahren. Es wird geschehen, weil unser Staat nicht nur offiziell in der Welt anerkennt wird, sondern auch die Geschichte, die Sprache, die Kultur des moldauischen Volkes erkannt werden. Während dieser Jahre sind verschiedene Informationen über Moldova auch in der ausländischen Presse, im Fernsehen, im Rundfunk erschienen. 165 Ich habe mich gerade erinnert, dass Sie, Konstantin, zusammen mit dem Botschafter von Moldova in Deutschland, Dr. Corman, an der Sendung über Moldova, die im Berliner Rundfunk „RBB – Radio Berlin Brandenburg“ gesendet wurde, teilgenommen haben.“ „Ja, Witalij. Es war 2004, am 2. September. Ihre Moderatorin, Sabine Porn, hat im Konferenzsaal des Hotels „Stuttgarter Hof“ in Berlin eine Diskussion zum Thema „Die Politik, die Wirtschaft, die Kultur der Republik Moldau“ organisiert. „Und, wie Sie sich erinnern, Konstantin, aus dem Deutschen kenne ich einige Wörter, aber an jenem Tag, als ich der Sendung zuhörte, habe ich richtig verstanden, dass unser „Moldau“ kein Name des Flusses in Tschechien ist, sondern ein unabhängiger euv. li. nach re.: Konstantin Pawljuk, Dr. Anneli Ute Gabanyi, ropäischer Staat.“ Sabine Porn, Dr. Igor Corman „Übrigens, Konstantin“, wendet sich Herr Endruweit an mich. „Sie sagten mir, dass ab 2004 Ihre Organisation anfing, an der Feier des Tages der Unabhängigkeit der Republik Moldova in Deutschland teilzunehmen.“ „Ganz richtig. Ich betone, dass seit dieser Zeit, d.h., als Dr. Corman das Amt des Botschafters übernahm, gerade unsere Zusammenarbeit mit der Botschaft von Moldova in Berlin begann. Ich hätte es als eine Allianz der Politik und Kultur genannt.“ „Jetzt bleibt noch, dass sich die Wirtschaft anschließt. Dann wird die Kultur nicht abseits, sondern da nebenan stehen. Die Politik, die Wirtschaft, die Kultur“, ergänzt Herr Endruweit. „Man möchte darauf hoffen. Ich habe nicht vor, Komplimente zu machen, aber schon die Tatsache, dass an diesem Tag die Republik Moldau in Deutschland auch die Arbeit der Kultur vorstellt, sagt darüber, dass der Gleichberechtigung der Politik und Kultur eine große Bedeutung beigemessen wird. Also, wir sprechen über 2004. Die Feier des Tages der Unabhängigkeit der Republik Moldau verläuft nicht nur in Berlin. Am 16. September fand im Saal des Hotels „Arabella Sheraton Kongress Hotel“ in Frankfurt am Main der offizielle Empfang, der vom Moldauischen Generalkonsulat geführt und von Herrn D. Socolan organisiert wurde, statt. Unsere Organisation hat auch dort ein kulturelles Programm vorbereitet. Jetzt sprechen wir über die Anerkennung des neuen Staates. Ich denke, dass es richtig ist, sich auch an 2005 zu erinnern. Auf Einladung der kulturellen Abteilung Lüdinghausen haben die moldauischen Künstler am Festival der Länder des Schwarzmeergebietes teil166 genommen. Wie bekannt ist, besteht es aus: Moldau, der Ukraine, Russland, Bulgarien, Georgien, der Türkei und Rumänien. Am 27. September sind in der Burg Vischering die Schüler des Moldauischen Musikalischen Lyzeums von C. Porumbescu und die Studenten der Musikakademie von G. Muzichescu mit dem Konzertprogramm, in das die klassischen Werke der moldauischen, westeuropäischen Komponisten sowie die folkloristische Melodien aufgenommen waren, aufgetreten. In der Lokalpresse gab es die Mitteilung: „...Die sehr gut vorbereiteten Studenten des moldauischen Konservatoriums haben die Brücke zwischen der nationalen Folklore und den klassischen Werken der moldauischen sowie bekannten westeuropäischen Komponisten geschaffen“. 60 Ich meine, dass das inhaltsvoll für den „Кulturverein Moldova e. V.“ auch das Jahr 2006 war. Wir haben 15 Konzerte organisiert und durchgeführt. Ja, das war genügend Belastung, sowohl psychische als auch physische. Aber, wie sie schon verstanden haben, waren für uns die Worte, die in der deutschen Presse standen, besonders wichtig: „…die moldauischen Musiker haben das deutsche Publikum durch die Erfüllung der klassischen Musik, der nationalen Folklore und das Tanzen entzückt. Der Auftritt von Simion Gronic auf den moldauischen Volksinstrumenten, der Geigerin und Sängerin Aliona Triboi, Pianistin Svetlana Ionica, der Sängerin der Volkslieder Tamara Costriţchi, dem Tanzpaar Anna Ivanitscaia und Dmitri Grabovschi, das virtuose Panflötenspiel von Iulian Puşca wurden von dem dauerhaften Beifall begleitet“. 61 Ich wollte einfach die besonders wichtigen Veranstaltungen aufzählen, an denen in diesem Jahr unsere Organisation teilnahm, aber wahrscheinlich wird es nicht möglich, einige von ihnen auszuzeichnen. Es handelt sich darum, dass sie alle mit einem bedeutenden Datum – mit dem 15jährigen Jubiläum der Republik Moldova verbunden waren, dem Geburtstag des Staates. Er gilt als Hauptereignis in seinem Leben, weil von diesem Moment an die Richtung seiner Entwicklung bestimmt wird. Das moldauische Volk hat am 27. August 1991 gewählt, als die ehemalige Moldauische Sowjetische Sozialistische Republik oder MSSR souverän wurde. Seitdem sind schon 15 Jahre vergangen. Natürlich ist es nicht viel für das Staat, das zum ersten Mal den demokratischen Weg der Entwicklung beschritten hat, aber auch nicht wenig für den Land mit der jahrhundertealten Geschichte, Tradition und Kultur. Moldova und zusammen mit ihrem Volk haben einen Zeitraum überwunden. Man kann sagen, dass nur 15 Jahre vergangen sind. Sie waren für die Republik kompliziert, da sich in dieser Periode der neue europäische Staat mit neuem Gedächtnis, neuer Weltanschauung, bildete. Das ist ein ziemlich komplizierter Prozess für das Land, in dem die Vertreter vieler ethnischer Minderheiten seit Ewigkeit leben. Es ist nicht merkwürdig, dass zwischen ihnen manchmal unterschiedliche Meinungen entstehen, die sich in komplizierte Wendepunkte verschärfen. Aber man kann die Lösung der Problemfragen immer finden. Ich denke, dass in diesem Fall jeder Bürger von Moldova, der mit allen Rechten des unabhängigen Staates ausgestattet ist, die Hauptpflicht ihm gegenüber „… die Erhaltung der Integrität der Republik Moldau…“ erfüllen wird. So wird sich dann eine der Aufgaben ihrer Außenpolitik, nämlich die Integration der Republik Moldau in Europa, nach und nach verwirklichen. 167 Die Bildung eines neuen Staates, das sind neue Probleme, neue Aufgaben, neue Fragen: „Wer hat den jungen europäischen Staat vorzustellen?!“ „Wer ist seine Stütze?!“ „Wer wird sich um ihn sorgen?“ „Wer soll die Zukunft des Landes schaffen?!“ „Wer muss dafür die Verantwortung tragen?!» „Wer ist verpflichtet, die Einheit des Landes zu bewahren?“ „Wer ist aufgefordert, seine Einteilung nicht zuzulassen?“ „Wer ist der Fortsetzer unserer Taten?“ „Wer soll ihr Blühen erreichen?“ „Für wen soll Moldova die Heimat sein?“ Diese Fragen wurden am 15. Mai von den Journalisten in Berlin dem Präsidenten der Republik Moldau, Herrn Vladimir Voronin, gestellt. In Zusammenhang mit seinem offiziellen Besuch in Deutschland wurde im Saal der Friedrich-Ebert-Stiftung die internationale Pressekonferenz organisiert. „Ja, ich erinnere mich, Konstantin. Der Vortrag von Herrn Voronin zum Thema „Republik Moldova auf dem Weg der europäischen Integration“ wurde von deutschen und auch von den moldauischen Fernsehkanälen sowie im Rundfunk gesendet. Auch in der Presse wurde dieses Ereignis beleuchtet.“ Übrigens war der Vortrag des Präsidenten der Republik Moldova der originellen Nummer der moldauischen Künstler zuvorgekommen. „Ganz richtig. Nach der Begrüßungsrede des Beraters des Staatsministers des Auswertigen Amtes, des Präsidenten der Südosteuropa-Gesellschaft, Herrn Gernot Erler, sind im Saal Aliona Triboi und Roman Cazac aufgetreten. Wir haben nachgedacht, dass das Erklingen von „Doina“ in Begleitung der Panflöte ein musikalisches „Wappen“ der moldauischen Kultur rechtlich werden kann. Außerdem waren im Foyer die Bilder der moldauischen Maler ausgestellt.“ „Also, die Kultur beginnt, in einer Reihe mit der Politik und der Wirtschaft zu erscheinen“, schließt Herr Endruweit ab. „Ja. Davon zeugt auch das Seminar, das in Berlin am 5. September zum Thema „Politische, ökonomische und kulturelle Entwicklung in der Republik Moldova“ stattfand. Die Veranstalter waren die Botschaft der Republik Moldau in Deutschland, die Deutsche Gesellschaft für Europakunde e.V. und die Südosteuropa-Gesellschaft. Daran haben Politiker und Experten der Republik Moldau teilgenommen und ihren Erfolg und ihre Perspektiven für die Zukunft betrachtet. Es wurden die Vorträge gehalten, die den erzielten Erfolg der Republik Moldau in diesen Jahren und ihre Perspektiven für die Zukunft beleuchteten. Natürlich, die besondere Aufmerksamkeit war den Aspekten der Innen- und Außenpolitik gewidmet. Sie fragen, Herr Endruweit: „Woher kenne ich solche ausführlichen Informationen?“ Bei diesem Seminar wurden nicht nur die aktuelle politische und wirtschaftliche Lage des Landes betrachtet, sondern es wurden auch einige Fragen aus dem Gebiet der Kultur berührt. Zum Thema des deutsch-moldauischen kulturellen Austauschs habe ich den Vortrag gelesen „Kulturaustausch zwischen der Republik Moldau und der Bundesrepublik Deutschland als Beitrag für die Integration in die europäische Familie“. 168 Nach dem Seminar im Berliner Rathaus hat der Empfang, organisiert von der Botschaft der Republik Moldova, stattgefunden, auf der unsere Organisation das kulturelle Programm vorgestellt hat. Die Politik, Wirtschaft, Kultur. Ausgezeichneter Titel für das folgende Projekt von „Кulturverein Moldova e. V.“ Finden Sie nicht? Obwohl, man kann sagen, dass unsere Organisation es schon verwirklicht hat. Am 12. September haben wir im Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin unter Unterstützung der Vertreterin der Regionalverwaltung Buch, Frau Hella Hennicke, die Veranstaltung unter dem Motto „15 Jahre Republik Moldau – Wissenschaft-Kunst-Humanität“ durchgeführt. Nach moldauischem Brauch wurden die Gäste mit einem moldauischen Glas Wein begrüßt. Unter ihnen waren Ralf Hillenberg, MdA, der Direktor des Institutes Leibniz, Dr. Walter Rosenthal, und wie man in solchen Fällen sagt, auch andere offizielle Personen. Ich will bemerken, dass viele der Gäste an jenem Abend die besondere Rolle der Kunst nicht nur in dem öffentlichen, sondern auch im politischen Leben des Staates betonten, und den Auftritt der moldauischen Künstler als den direkten Beweis dafür betrachteten. Ich denke, dass das Konzert, das wir in diesem Jahr in Österreich auf Antrag des Botschafters der Republik Moldova, Herrn Victor Postolachi, gegeben haben, mit dem in unserem Gespräch erscheinenden Motto „Politik, Wirtschaft, Kultur“ auch symbolisch stehen kann. Diese Veranstaltung fand in Wien, im Rumänischen Institut der Kultur, statt. Danach fragten mich die Künstler mehrmals: „Und warum eröffnet die moldauische Regierung in Europa nicht ein ähnliches Institut?“ Vielleicht wird die Antwort auf diese Frage schon bei der nächsten Pressekonferenz gegeben sein?!“ Vielleicht wird die Antwort auf diese Frage schon bei der nächsten Pressekonferenz gegeben sein?!“ 169 KONTAKT ZUM BÜRO INTERETHNISCHER BEZIHUNGEN Die Zukunft ist in der Gegenwart, aber die Zukunft ist auch in der Vergangenheit. Wenn sie schlecht ist, tragen wir dafür die Verantwortung (АNATOLE FRANCE) „Konstantin? Guten Tag! Endlich gelingt es mir, Sie ans Telefon zu bekommen. Es scheint mir, dass Sie in Chişinău genauso unerreichbar sind, wie in Deutschland. Ich hoffe, dass Sie diesmal für mich ein paar Minuten Zeit investieren können?“ fragt Violetta Epureanu am Telefon. „Ich weiß, dass Sie keine Zeit für private Gespräche haben, deswegen würde ich gerne mit Ihnen einen Termin ausmachen.“ „Violetta, ich bin froh, dass Sie angerufen haben. Aber Ihr Geschäftston macht mich neugierig. Wir kennen uns mittlerweile schon mehrere Jahre. Wie ich gehört habe, sind Sie befördert worden mit dem Angebot, ein Programm im moldauischen Fernsehen zu moderieren?“ „Sie sind ja genauestens informiert – wie wir Journalisten“ antwortet Violetta erstaunt. „Das kommt daher, wenn man mit den Korrespondenten der Massenmedien häufig zu tun hat. Es wird Ihnen bekannt sein, dass die Tätigkeit unseres Vereines durch einige Ihrer Kollegen durch Funk und Fernsehen der Öffentlichkeit präsentiert wird.“ „Ja-a-a-a Konstantin, dank meines Berufes bin ich auch immer im Bilde über die letzten Nachrichten. Zum Beispiel habe ich am 9. Juli erfahren, dass „… der Präsident der Republik Moldova einen Erlass über die Nominierung an Konstantin Pawljuk, Vorsitzenden der deutschen Kulturorganisation „Moldova“ unterzeichnet hat. 62 Und heute, am 26. August, hat S.E. Präsident Voronin Ihnen die Medaille „Meritul civic“ (Verdienste für das Vaterland) überreicht. Dazu gratuliere ich Ihnen ganz herzlich. Nein, nein. Sagen Sie nicht wieder wie üblich: „Ich habe nichts besonderes getan.“ 170 Wie in der moldauischen Presse bemerkt wurde „…die Entscheidung der moldauischen Regierung ist ein Ausdruck der Anerkennung für die besonderen Verdienste in der Entwicklung der Beziehungen auf dem Gebiet der Kultur zwischen moldauischem und deutschem Volk und der Beitrag zur Erhaltung der Volkstraditionen und der moralischen Werte.“ 63 Ich bin überzeugt, dass alle die mit Ihnen gearbeitet haben und natürlich auch die Mitglieder des „Кulturvereins Moldova e.V.“ damit einverstanden sein werden, dass nicht die Bescheidenheit gefragt ist. Ich bin auch überzeugt, dass diese Auszeichnung ein bedeutungsvolles Ereignis für Sie als Vereinsvorsitzender und für alle, die mit Ihnen die Freude der gemeinsamen Arbeit geteilt haben, ist.“ „Im Prinzip haben Sie Recht. Diese Auszeichnung ist eine Bewertung der riesigen Arbeit, die von uns allen in diesen Jahren geleistet wurde. Außerdem wäre die Existenz des „Кulturvereins Moldova e.V.“ ohne unsere gemeinsamen Bemühungen unmöglich gewesen. Deshalb habe ich heute in der Dankrede bemerkt, dass es gerecht wäre die Medaille „Meritul civic“ mit allen, die zum Wachstum des Interesses zur Geschichte, Kultur, Traditionen des moldauischen und deutschen Volkes auf jeder Weise beigetragen haben, zu teilen. Ich meine auch die großzügigen finanziellen Hilfen der deutschen Partner sowie das grenzenlose schöpferische Potential beide Länder. Ich glaube, man sollte erwähnen, dass die originellen Ideen nur eine Seite dieser Medaille darstellen. Und die Kehrseite… es ist nicht schwer zu erraten, ist die finanzielle. Nur mit Enthusiasmus, wie man sagt, wird man nicht weit kommen. Die Buchhaltung musste ich mir aneignen, da für die Vorbereitung der nächsten Projekte nicht nur mit den vermeintlichen Gewinnen der Veranstaltungen gerechnet werden konnte, sondern auch die Effektivität des Budgets unseres Vereines berücksichtigt werden musste. Der wichtigste Teil der Investitionen bilden jedoch der Optimismus, die Energie, die Inspiration und der Humor der Mitglieder. Ich möchte aber auf die Besonderheiten der Arbeit unserer Organisation nicht eingehen. Es soll einfach betont werden, dass der „Кulturverein Moldova e.V.“ den Menschen, die uns bei unseren Vorhaben geholfen haben, großen Dank ausspricht. Hier werden besonders unsere beiden Hauptsponsoren die „VR Bank Main-Kinzig eG“ und der Geschäftsmann Simion Rummel hervorgehoben. Sie sagen, dass die Organisation Glück hatte? Da bin mit Ihnen einverstanden. Sagen wir mal so, ich bin sehr glücklich, Menschen die zum Spenden bereit sind, gefunden zu haben. Die sich bewusst sind, dass auch eine finanzielle Unterstützung für die Kultur heute sehr wichtig ist. Deshalb waren wir froh und glücklich, Herrn Siegbert Remmel, Mitarbeiter der Bankverwaltung, kennenzulernen. Seine nahe Bekanntschaft mit dem „Кulturverein Moldova e.V.“ begann am 7. Februar 2000 in Wächtersbach. Mit seiner Unterstützung wurde die Gemäldeausstellung der moldauischen Maler – Simi171 on Zamşa, Dr. Eleonora Brigalda-Barbas, Ecaterina Ajder – möglich. Diese Bank sponsert schon seit Jahrzehnten viele kulturelle, sportliche und soziale Organisationen im Main-Kinzig- Kreis. Ich möchte gern ergänzen, dass man solcher Beziehung nicht verwundern braucht, da diese Bank schon seit Jahrzehnten mehr als Tausend kulturellen, sportlichen und sozialen Organisationen im Kreis Main-Kinzig sponsert. Ja, Sie haben es genau gemerkt. Gemeinsam kann man mehr erreichen. Gerade unter solcher Losung „Gemeinsam mehr erreichen“ führt die „VR Bank Main-Kinzig eG“ den regionalen Wettbewerb „die beste gemeinnützige Organisation“ jährlich durch. Letztes Jahr 2007 sowie dieses Jahr 2008 hat der „Kulturverein Moldovа e.V.“ die Klassifikation von „Silber“ mit einer Finanzhilfe bekommen. Nein, nein, Violetta. Man muss mir nicht wieder gratulieren. Wie Sie sich schon überzeugt haben, konnte man nicht alles selber machen. Es ist unser gemeinsames Ergebnis. Auch Ihre Hilfe, des jeden Mitgliedes unseres Vereines und aller, die an unseren Projekten teilnahmen. Und es waren nicht wenige.“ „Das ist wahr, Konstantin. Damals, 1999 haben sich die Teilnehmer des Projektes „Kultur und Kulinarie“ sehr angefreundet, besonders während der Stadtrundfahrt in Frankfurt am Main. Wie auch viele andere endete sie entzückend – mit einem Krug des deutschen Bieres. Und nicht nur mit einem...“, bestätigt die Journalistin lustig. „Stimmen Sie zu, dass solche Momente der Kommunikation etwas Besonderes ist und ausgezeichnet zusammenschweißt.“ „Ganz richtig. Alle haben ihre Arbeit erfüllt und sich gleichzeitig sehr gut erholt“. „Später lud unsere Organisation die Vertreter der Massenmedien nach Deutschland mehrmals ein. Doch gerade sie, die Mitarbeiter des Fernsehens, der Presse, des Radios tragen zur Bildung der öffentlichen Meinung bei. Übrigens kann ich mit Ihnen eine interessante Information teilen. Während der Renaissance, um einen Krieg rechtfertigen zu können, musste ein Prinz oder König zunächst einen „casus belli“ – Shakespeares „Heinrich V“ bat zum Beispiel seine Priester, einen rechtlichen Anspruch zu finden, auf Grund dessen er in Frankreich einfallen konnte. Danach wurden erst Geld und Soldaten beschafft. Schließlich war noch eine Legitimation nötig. Dafür wurden Gesandte nach Rom beordert – zur Erlangung des päpstlichen Segens. Der Gang nach Rom ist heute nicht mehr nötig. In unseren Tagen ist die öffentliche Meinung das Äquivalent zu einem päpstlichen Spruch. Heutige Massenmedien stehen für die Orte, an dem nicht nur politische Akteure, sondern auch die Kulturschaffenden um die Anerkennung der Öffentlichkeit kämpfen.“ 172 „Also, ich denke, dass die öffentliche Meinung über die Tätigkeit Ihrer Organisation sowohl in den Dankesbriefen, als auch in den Zeitungsartikeln, Fernsehreportagen, Meinungen des Publikums sehr klar geäußert wird. Und, natürlich, der höchste Wert des Erfolges des „Kulturvereins Moldovа e. V.“ ist die Medaille „Meritul civic“. „Noch einmal, Violetta, danke Ihnen für die gewährte Hilfe. Wenn wir jetzt über das Fernsehen sprechen, wollte ich auch Ihre Kollegen erwähnen, die mit unserer Organisation zusammen arbeiteten. Liudmila Barba und Eudochia Nicu, vom „TV Moldova-International“. Margarita Raducan, die Journalistin von „Euro TV-Chişinău“, die das Projekt „Moldova tanzt und singt“ erleuchtete. Dank ihrer interessanten und qualitativen Arbeit wurde das dokumentarische Archiv vom „Кulturverein Moldova e. V.“ ziemlich eindrucksvoll erweitert.“ „Aber vergessen Sie darüber nicht, Konstantin, dass nämlich wir mit Rodica Creţu Ihnen den Weg geebnet haben, richtiger gesagt die Verbindung Chişinău - Frankfurt am Main. Erinnern Sie sich, dass ich Sie mit Witalij Pahomov, man kann sagen, mit dem ständigen Operator der Organisation, bekannt gemacht habe. Es ist manchmal schade, dass man die Zeit nicht zurückdrehen kann“, seufzt Violetta. „Die Zeit lässt sich zwar nicht zurückdrehen, aber ich denke, dass es möglich sein wird. In diesem Jahr wird unsere Organisation 10 Jahre alt und das neue Projekt ist diesem Jubiläum gewidmet. Natürlich, wird zuerst in Deutschland gefeiert. Selbstverständlich werden an unseren Veranstaltungen auch die moldauischen Freunde teilnehmen. Und, wie Sie sicher wissen, wird es ohne Presse nicht gehen …“ „Entschuldigen, Sie wollen sagen, dass Sie sich entschieden haben, auch die Journalisten aus Moldova einzuladen?“ fragt Violetta unsicher. „Ja. Sie und Witalij. Ich denke, dass die anderen es nicht übel nehmen werden, da ihr beide die ersten Helfer des „Кulturvereins Moldova e. V.“ wart und bleibt.“ “Konstanti-i-i-i-n! Vielen Dank für den Vorschlag!“ ruft Violetta froh aus. „Dann bis bald in Deutschland. Dort werden wir vielleicht die Zeit finden einfach da zu sitzen und zu plaudern.“ „Nein, nein, nein. Ich weiß schon, was bei Ihnen „einfach zu sitzen“ bedeutet. Für Sie ist es mindestens die Ruhe und das Maximum an Bewegung. Und, natürlich, das Zeitdefizit. Deshalb biete ich an, gerade jetzt das Blitz-Interview durchzuführen“. „Ich habe nichts dagegen. Es ist mein Stil. Konkret und sachlich.“ „Dann beginnen wir. Meine Frage bezieht sich auf das Ereignis, das in Moldova im Herbst des vorigen Jahres geschah, dessen Teilnehmer Sie waren. Das ist der 2. Kongress der Auswanderer aus Moldova, die im Ausland leben“. 64 „Ja-a-a-a, Violetta. Das Thema, das Sie jetzt angesprochen haben, entspricht keiner Form eines Blitz-Interviews. In diesem Fall kann man mit zwei Worten nichts erklären. Aber wie ich nach Ihrer „Kampfeinstellung“ verstanden habe, schaffe ich es diesmal nicht das Gespräch zu verlegen. Gut, führen wir das Gespräch weiter. Umso mehr, dass ich neulich bei mir vorhandenes Material bezüglich dieser Frage durchsah. Leider, kann ich – aus Zeitmangel in diesem Jahr am 3. Kongress nicht teilnehmen. Deshalb bemühe ich mich darüber möglichst detailliert zu erzählen, was beim vergangenen Forum geschah. Ich denke, wenn man die Wichtigkeit der Probleme nach dem quantitativen Bestand betrachtet, so gibt diese Veranstaltung den Sinn des altertümlichen Roms. Richtiger sind zwei Bestimmungen. 173 Erstens: Das Forum ist eine Fläche, wo sich das öffentliche und politische Leben konzentriert. Zweitens: Das Forum ist eine repräsentative Massenversammlung oder der Kongress. Der Kongress wurde im Palast der Republik durchgeführt. Es kamen Vertreter der moldauischen Diaspora aus 16 Ländern. Das bestätigt die historische Bedeutsamkeit dieses Treffens. Bleiben Sie bitte eine Minute am Telefon. Ich will eine Broschüre holen. Hallo! Ich habe in der Hand ein Nachschlagewerk, das vom Büro der interethnischen Beziehungen zum 15-jährigen Jubiläum der Unabhängigkeit der Republik Moldova im Jahr 2006 herauskam. Es heißt „Diaspora moldovenească“ oder „Moldauische Diaspora“. So ist auch die Einleitung benannt. Darin werden einige Zahlen, Tatsachen und sogar Geografien angegeben, d. h. es sind die Länder, in denen die moldauischen Gesellschaften, Gemeinden, Landesmannschaften gegründet sind. Wie es hier ausgewiesen ist, „…es sind mehr als 40 gemeinnützige Organisationen in der Ukraine, Russland, Weißrussland, Aserbaidschan, Kasachstan, Kirgisien, Lettland, Litauen, Estland, Deutschland, Kanada, Portugal, Frankreich, Israel tätig…“ 65 Für mehr Glaubwürdigkeit und, um mich nicht zu irren, werde ich auf die Daten dieses Nachschlagewerks von Zeit zu Zeit verweisen. Übrigens habe ich Israel genannt, und zwar der Begriff „Diaspora“ hat unmittelbare Beziehung zum jüdischen Volk. Dieses Wort ist griechischer Herkunft, bedeutet aber „…die Gesamtheit der Juden, die von der Zeit der Babylonischen Gefangenschaft (das 6. Jahrhundert v. u. Z.), außer Palästina angesiedelt sind. Allmählich wurde der Begriff auch zu anderen ethnischen Gruppen, die in den neuen Ländern des Ansiedelns lebten, verwendet“. Nein, Violetta. Ich habe diese Informationen nicht in der „Moldauischen Diaspora“ sondern im „Enzyklopädischen Wörterbuch“ gefunden. Und ich suchte sie zweckgebunden, weil ich meine, dass man nur dann die Diskussion zu irgendeinem Thema beginnen kann, wenn man über den Gegenstand des Gespräches gut informiert ist und sein Wesen versteht. D. h., man hat darüber nicht gemeinsame Vorstellungen, sondern man weiß genau seinen Inhalt. Ist es nicht im Verständnis des Themas, der Sinn der Einberufung des Repräsentativkongresses gelegt? Meinen Sie nicht auch? Entschuldigung, Violetta. Es scheint, dass wir die Rollen getauscht haben – ich habe angefangen, die Fragen zu stellen. Meiner Meinung nach, gerade darum, dass die Fragen nicht entstehen, gibt es im Nachschlagewerk die Erklärung des Begriffes „der Auswanderer aus der Republik Moldova“ oder, wie wir früher sagten, „die ethnische Gruppe, die in den neuen Ländern des Ansiedelns lebt.“ „Wer sind sie?“ Ich verlese: „Die Auswanderer aus der Republik Moldova, die im Ausland leben, sind die Personen und ihre Erben anerkannt, die dadurch verbunden sind, dass sie vom Geschlecht, den Wurzeln und den Vorfahren aus ehemalig Bessarabien, Norden von Bukowina, Bezirk Herz und heutiger Republik Moldova stammen und ihrer Herkunft bewusst sind, doch in Folge verschiedener Umstände sich außerhalb der historischen Heimat befinden und dadurch zu Vertretern der moldauischen Diaspora wurden.“ 66 Uff! Ich habe mich angestrengt, es in einem Atemzug vorzulesen. Meiner Meinung nach ist es ein ziemlich großer Absatz. Die Sprachwissenschaftler hätten gesagt, dass das ein sehr komplizierter Satz ist. Ich hätte ihn in mehrere Teile geteilt. 174 Ich denke, dass man jetzt, wenn die Schlüsselglieder des gewählten Themas – Forum, Diaspora, Auswanderer gezeigt und erörtert sind, kann man auch den Disput, d. h. den Ausspruch der Meinungen beginnen. Aber ich habe einen Wunsch. Obwohl diese Veranstaltung einen politischen Charakter hat, möchte ich das Wort Meinung durch Eindruck ersetzen. Es gibt keinen großen Unterschied zwischen ihnen, da sowohl jenes, als auch anderes mit der subjektiven Einschätzung des Geschehenen verbunden ist. Aber einige Unterschiede gibt es doch: Gegründet auf der individuellen Wahrnehmung, meint der Eindruck die emotionale Beziehung zum Ereignis. Und darüber, dass die ankommenden mit mir zum 2. Kongress Deutsche hatten Sie schon erraten. Angefangen vom Zentralmarkt bis zum…“ „Warum habe Sie denen nicht gesagt das sie ins Geschäft „Nr.1“ oder „Grand Hall“, „Jambo“, „Suncity“ gehen können?“ „Aber die deutschen Gäste waren schon dort“ „ Herr Pawljuk, waren sie schon in „MallDova“?“ „MallDova“? Was ist das? Ein neuer Konzertsaal?“ „Nein, es ist ein neuer Supermarkt“ „A-a-a… Das ist noch ein, wie es in Moldova heißt, Elitesupermarkt. Machen Sie sich keine Sorgen. Sie waren auch dort gewesen. Wegen der Neugierde. Wie sagt man doch so schön: „Es ist besser, einmal selbst zu sehen, als hundert Male zu hören.“ „Übrigens. Ist der moldauische Zirkus noch nicht geöffnet? Schade. Aber ich glaube, dass das Bedienungspersonal der moldauischen „Firmengeschäfte“ zum lächeln zu bringen, schaffen sogar die lustigsten Clowns nicht.“ Aus meinen Erzählungen wussten die Deutschen von Moldova schon ziemlich viel. Trotzdem erschienen die unerwarteten Fragen und ich musste mehr oder weniger ausführliche Antworten geben. Aber sogar für mich, dem Menschen, der in Moldova geboren und aufgewachsen ist, waren meine Kenntnisse ungenügend. Zu ihrem Erstaunen gelang es mir nicht, die anscheinend elementarsten Sachen, zu erklären. Ich hätte gesagt, die Erscheinungen. Sie fragen: „Welche?“ Zum Beispiel finden die Deutschen überall bunt schimmernde Anzeigen sehr interessiert, wie: „EURORENOVIERUNG! NIEDRIGE PREISE! EUROPÄISCHE QUALITÄT!“, „DESIGN NACH EUROSTANDARD!“ „ Konstantin. Was bedeuten diese Anzeigen?“ fragten sie erstaunt. „Wie ist denn Eurostandard festzustellen?“ „Was ist die Eurorenovierung?“ Fragen, Fragen, über Fragen … Meine Phantasie reichte nur dafür, um das für sie geheimnisvolle Wort – die Eurorenovierung – aufzuschlüsseln. „Europäische Renovierung“, habe ich munter geantwortet, hoffend, dass darauf ihre Neugierde befriedigt sein wird. Aber ohne Verzug kam Folgendes: „Und wodurch unterscheidet er sich von Gewöhnliche Renovierung?“ Hier habe ich begriffen, dass, wenn ich nach Moldova kam, ich mir auch diese Fragen mehrmals stellte, und bis jetzt keine genaue Antwort finden konnte. Aber in diesem Moment habe ich versucht, ihnen solche Versionen darzubringen: „DESIGN NACH EUROSTAND175 ART!“, das ist so ein Design, das sich in Moldova noch nicht jeder leisten kann. Darauf haben sie mir sofort erwidert: „Warte, Konstantin. Hier gibt es irgendein Missverständnis! Schau dich um! Wieviel gebaute Hochhäuser, Villen! Sogar die Preise sind europäisch! Überall ist EURO, EURO, EURO geschrieben! Du hast dich in der Situation offenbar nicht zurechtgefunden. Wir glauben, dass das Land einen neuen Prozess läuft und natürlich soll es gerade mit der Reparatur des Eigenheims anfangen! Um EUROPÄISCH ZU LEBEN!“ „Ja, Violetta. Das ist richtig. All das sind die Phänomene der neuen Zeit, mit den für sie entsprechenden Attributen: Eurorenovierung, teure Autos, Elitegeschäfte …“ Wissen Sie, einer von den Deutschen hat sich an die Worte einer alten Frau erinnert, die vor einem dieser Elitegeschäfte bettelte: „Gebt mir bitte ein Almosen fürs Brot.“ Und in diesem Moment wechselte der Ausdruck ihrer Gesichter von Erstauntheit zur Verblüfftheit, weil sie nicht verstehen konnten nach welchem Kriterium das Niveau des Wohlstands des Staates festzustellen war. Es ist doch überall üblich es nach dem allgemeinen Zustand der älteren Menschen zu bemessen! Wahrscheinlich gehört ihre Zahlungsunfähigkeit auch zu den Phänomenen der neuen Zeit?! „Nein, Violetta. Ich bin ganz ruhig. Natürlich kann ich es nicht beantworten. Um so mehr, dass es keine Frage, sondern eine laut formulierte Überlegung war.“ „Warum darf man Vorgenanntes nicht als Meinung ansehen? Ich glaube, damit sich eine objektive Einschätzung bilden kann, braucht man Zeit. Und innerhalb von diesen drei Tagen der Durchführung des Kongresses oder sogar von einer zweiwöchigen Dauer, in der ich mich geschäftlich in Moldova aufhalte, hat man nicht die Zeit ein tieferes Erforschen der Gründe des Entstehens dieses oder jenes… Keines Ereignisses, sondern eines Phänomens! Deshalb werden wir uns mit den Eindrücken in Form des kurzfristigen Aufenthaltes beschränken. Abgemacht? Dann fahren wir weiter. Nein, nicht durch Europa. Durch Moldova. Obwohl, warum haben wir begonnen sie in letzter Zeit zu trennen?! Vielleicht wegen der vielseitigen Kontraste? Oder, weil der moldauische Staat noch nicht dem EUROSTANDARD entspricht?“ „Sie sagen, dass es in jedem Land Kontraste gibt? Das bestreite ich nicht. Sogar in den zivilisiertesten Ländern wimmelt es von Kontrasten. Aber ich denke, dass man dieses in diesem Fall anders sehen muss. Übrigens, Violetta, Sie waren in vielen europäischen Ländern und haben gesehen, dass, sowohl in Moldova als auch in Europa das Erscheinen des Kontrastes in jedem Bereich – sei es der wirtschaftliche, soziale oder geistige – ein Ergebnis, der im Staat geschehenden Veränderungen ist. Wie Sie aus der Philosophie wissen, läuft die Entwicklung der Geschichte spiralartig ab. Neue Windungen. Neue Phänomene. Das ist das Ergebnis des neuen EntwicklungsProzesses, wenn sich das Verhältnis zwischen unseren Möglichkeiten und der Wirklichkeit grundsätzlich verändert. Als Regel, und nicht zugunsten der Ersten gilt. Und je größer zwischen ihnen die Kluft oder der Kontrast ist, umso schwieriger ist es, im Rahmen des allgemeingültigen Standards die Situation zu registrieren und festzuhalten. Abgesehen vom Erreichen! Wissen Sie, ich hätte den Deutschen auf ihre Frage „Wie der Eurostandard festzustellen ist?“ so geantwortet: „Er soll sich nach der Abwesenheit der Kontraste nachweisen.“ 176 Einverstanden, dass ist der neue Weg unseres Landes... Warten Sie. Welche Strassen? Ich spreche von… A-a-a! Sie fragen welchen Eindruck die Deutschen vom Zustand der moldauischen Straßen bekommen haben? Also. Ich spreche von etwas ernstem und Sie lassen mich einfach nicht ausreden. Verstanden. Violetta, wollten Sie mich ein bisschen unterhalten. Oder von den traurigen Gedanken ablenken?“ „Ich habe gelernt, meinen Blickwinkel zu ändern, und versuche, einige nicht standardmäße Gegebenheiten ironisch zu sehen. Zum Beispiel, es ist schwierig nicht zu schmunzeln, wenn man sieht, wie die Deutschen betrübt von einer ergebnislosen Suche fragen: „Warum es auf der Karte von Moldau keine Bezeichnung EUROSTRASSEN gibt?“ Die Antwort auf diese Frage haben sie selbst während der Fahrten durch Moldova gefunden. Übrigens haben sie von den Ausflügen eine ganze Menge Vergnügen bekommen wie von einem Urlaub am Schwarzen Meer. Und das, obwohl Moldova, dank des ersten Sekretärs der kommunistischen Partei UdSSR Nikita Chruschtschow (1894 - 1971), schon lange keinen Zugang zum Schwarzen Meer hat! Das Land hat diesen im Ergebnis der neuen Geschichtswindung verloren. Jetzt grenzt die moldauische Republik an den Staat, dem es jetzt gehört – die Ukraine. Ja-a-a… Schade. In diesem Fall ist der Kontrast, zwischen den Möglichkeiten des moldauischen Staates und der ihm gewährten Wirklichkeit, gestiegen. Wissen Sie, Violetta, während unseres Gespräches habe ich mich bei dem Gedanken ertappt, dass diejenigen, die behaupten, dass das Leben in Moldova uninteressant, langweilig und das Niveau nicht europäisch ist, unrecht haben. „Es gibt keinen Ort, wohin man gehen kann, es gibt nichts besonderes zu erfahren, es gibt keine Attraktionen – „DIE IN EUROPA VERGESSENE REPUBLIK MOLDOVA!“ Hauptsächlich sprechen diejenigen Touristen so, die „eine Menge Eindrücke“ suchen. Sie sind aber gewöhnt, alles ihren eigenen Standard anzupassen. Warum versuchen sie nicht, den eigenen Rahmen ein wenig zu erweitern und Gegebenheiten anzunehmen. Nicht danach zu streben die fremden Gewohnheiten, dem Eigenen anzupassen, sondern im Bewusstsein den Platz für „…eigenartige, nicht den anderen ähnlichen, eigene Wege gehend, selbständig in seiner Entwicklung…“ zu finden. Soviel Bedeutungen hat das Wort „ei-gen-ar-tig“! Dieser Begriff bezieht sich sowohl auf den Menschen, als auch auf das Volk sowie den Staat. Leider haben sogar heute viele wegen ihrer Engstirnigkeit keinen Wunsch, sich nach denjenigen umzudrehen, welche ihrem Verständnis nicht ganz entsprechen. Häufig suchen wir in einem Fremden das Negative, anstatt die positiven Charakterzüge. Und deshalb distanzieren wir uns vom Unähnlichen, und bemühen uns nicht die Fremden näher kennen zu lernen. Jemand kann fragen: „Warum sollte man sich für andere Menschen, das Volk und dessen Staat, interessieren? Jeder hat seine eigene Geschichte, sein eigenes Territorium und seine eigenen Probleme.“ Ihr Kommentar, Violetta? Ich dachte schon, dass Sie so antworten – die Engstirnigkeit. Ja. Mit diesen Menschen, Volk, Staat kann man niemals eine Vereinbarung erzielen und auch keinen B-u-n-d bilden. Was ich meine? In der Sprache jedes Staates, sei es nun englisch, französisch, italienisch oder deutsch ist der Sinn des Wortes „Bund“ – „die enge Einigung“. 177 Ich denke, dass lange Zeit wollten viele auf der Karte von Europa Moldova nicht sehen und so wurde in deren Bewusstsein „EUROPA“ und „MOLDOVA“ zweigeteilt. Vielleicht haben Sie auch Recht, wenn Sie sagen, dass die Wendung in der Geschichte auch die neue Wendung im Bewusstsein voraussetzt. Und bis dahin wird für die Abenteuersuchenden Moldova „in Europa fast vergessen„ sein. Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass unter diesem Titel vom 29. April bis zum 1. Mai 2005 in Deutschland, in der Stadt Sonnenberg (Internationales Haus Sonnenberg) die internationale Konferenz verlief. An der Konferenz haben Studenten, Forscher und Vertreter der Massenmedien aus verschiedenen Ländern teilgenommen. Der Organisator dieser Veranstaltung war die deutsche „Gesellschaft zur Förderung internationaler Zusammenarbeit“, deren Vorsitzender Herr Fritz Eitel ist. Ich bin überzeugt, dass, dank der Besprechung solcher Themen, wie „Moldauische Geschichte und Kultur“, „Politische und nationale Konflikte in der ökonomisch schwach entwickelten Region“, „Rolle der Presse, Wissenschaft und Bildung in Moldova“ und andere, bald die Losung „Die Republik Moldau in Europa fast vergessen“ nicht mehr aktuell sein wird. Sowie auch die früher existierende Vorstellung über den neuen europäischen Staat. Ja, Violetta, auch unsere Organisation nahm an den durchgeführten Diskussionen teil. Wie Sie wissen steht in den Statuten vom „Кulturverein Moldova e. V.“ die Abhandlung über „Achtung der Eigenart“ des anderen Volkes. Gerade der Respekt anderer Menschen, Völker, Staaten zu beachten ist für jeden von uns selbstverständlich. Aber, bevor man den “Fremden“ verurteilt, muss man sich zuerst fragen: „Ob ich allen Vorstellungen der Allgemeinheit entspreche?“ D. h., wenn man andere kennenlernt, sollte man unbedingt verhindern des Anderen seine Mängel zu suchen. Wenn man Respekt von einem anderen Menschen fordert, soll man wissen, dass Respekt vor allem „begründet auf achtungsvolle Beziehung sowie der würdigen Anerkennung“ gezollt werden sollte. Nein, Violetta. Dieser Begriff ist nicht von mir entstanden. Man kann ihn in den englischen, deutschen, französischen, russischen und italienischen Wörterbüchern finden. Darüber habe ich bereits in zwei Vorträgen gesprochen, auf dem Kongress in Sonnenberg, die ich im Namen der Mitglieder vom „Кulturverein Moldova e. V.“ gehalten habe. 1. „Die Republik Moldau – ein europäischer Kulturraum mit enger Verbindung auch zum deutschen Sprachraum“. 2. „Armes Land – Reiche Kultur. Ihre Ausstrahlung auf das übrige Europa“. Ganz richtig. Sie haben sich nicht verhört. Ich habe die Meinung aller Mitglieder unserer Organisation geäußert. Wir, alle seine Mitglieder, stellen wirklich „…einen Kreis der Menschen, die mit den gemeinsamen Interessen, Meinungen, Zielen vereinigt sind …“, dar. „Konstantin. Ich denke, dass man diese Prinzipien, auf welche Ihre Organisation „Кulturverein Moldova e. V.“ gebaut wird, als eine Art der offiziellen „Erklärung“ vorstellen kann?!“ „Aber sagen Sie mir bitte, sind sie nicht identisch, d. h. ähnlich mit den Bestimmungen einer „Deklaration“ oder, wie Sie gesagt haben einer „Erklärung“, die „…durch allgemeine Ziele, Interessen, Meinungen der Menschen, Völker, Staaten vereinigt sind?“ Ich meine DIE GEMEINSCHAFT! Sowohl die Europäische, als auch die Weltgemeinschaft, weil: Wir alle seine Mitglieder sind! 178 Ihr Journalisten seid jedoch ein eigensinniges Volk. Es gelang Ihnen, mich von den Eindrücken abzulenken. Aber jetzt bin ich mit Ihnen einverstanden, da jeder neue Prozess auch unsere persönliche Beziehung zu den geschehenen Veränderungen in irgendeinem Staat und die Bildung bei ihnen der öffentlichen Meinung ist, weil wir die Mitglieder einer GEMEINSCHAFT sind! Und deshalb soll im Bewusstsein der nach Moldau kommenden Amerikaner, Engländer, Franzosen, Deutschen, Italiener, Polen auch ein Platz für das „…eigenartige, nicht den anderen ähnliche, den eigenen Weg gehenden, selbständigen in seiner Entwicklung…“ moldauischem Volk haben.“ „Ich bin völlig Ihrer Meinung, Konstantin. Ich möchte noch an eine Binsenwahrheit erinnern: „Andere respektierend, zeigen Sie auch den Respekt vor sich.“ Ich glaube, dass mit der Selbstachtung ihre Anerkennung seitens anderen, als Mensch, Volk, Staat beginnt.“ „Dann, Violetta, fangen wir mit Ihnen an. Sprechen Sie aus: „Die Republik Moldova ist auch eine europäische Region!“ Beeilen Sie sich nicht. Sagen Sie noch einmal. Ja, jetzt klingt es sicherer, weil Sie den Sinn des Gesagten begriffen haben.“ „Habe ich ein Wort vergessen?“ „Ja, Violeta. Das wichtigste – kul-tu-relle. Dieses Wort ist nämlich der Schlüssel zur gegenseitigen Verständigung zwischen den Engländern, Franzosen, Deutschen, Italienern, Polen, Moldauer. Wissen Sie, ich habe nachgedacht, dass man – um wichtige Grundbegriffe nicht zu vergessen – sollte man sie nicht nur aufschreiben, sondern auch wiederholen?! Vielleicht werden sie dann mit der Zeit zur Binsenwahrheit?! Jetzt schreiben Sie bitte, welche Voraussetzungen notwendig sind um „die Kultur“ erfolgreich zu entwickeln. In diesem Fall hätte ich die Meinung des amerikanischen Philosophen William James Durante (1885 - 1981) zitiert die Entwicklung der Kultur hängt in dem Staat von „ökonomischer Unabhängigkeit, politischer Stabilität, Bewahrung moralischen Traditionen und streben des Volkes zum Progress in der Wissenschaft und der Kunst...“ ab. Die Unabhängigkeit. Die Stabilität. Die Traditionen. Die Entwicklung. Gerade im Vorhandensein dieser Faktoren, wie er weiter schreibt, fängt die Kultur an. Wenn die Unordnung und die Unsicherheit zu Ende geht, werden dann die Wissbegier und der schöpferische Geist des Schaffens befreit, und es entsteht beim Menschen der natürliche Wunsch das Leben zu verstehen und zu bereichern.“ „Sie fragen, wie ist es mit dem Kontrast „das arme Land – die reiche Kultur?“ „Vio-let-a-a-a! Versuchen Sie in Ihrer Vorstellung ihren „Horizont zu erweitern “ und begreifen Sie, dass das Wohl nicht nur der Wohlstand, sondern auch der geistige Zustand des ganzen Volkes ist. Hier will ich die Äußerung des rumänischen Pädagogen G.G. Antonescu zitieren “Die Kunst einer Nation ist der Ausdruck ihres moralischen Zustandes“. 67 Und das moldauische Volk wird niemals arm, wenn es seine Eigenart behält! „Flueraş“, „Folklor“, „Joc“, „Mugurel“, „Lautarii“. Es sind keine neuen Supermärkte, sondern die Namen der Elitekollektive der Volksmusik und des Tanzes“, erklärte ich den deutschen Kollegen. „Und er, der Moldauische Staat, wird niemals geistig arm, so lange bis die Musik seines Volkes klingt“. „Violetta, haben Sie gesehen, wie die reiche moldauische Kultur das deutsche Volk beeindruckte.“ 179 „Ja-a-a. Das kann man sagen, Konstantin. Nach solchen Konzerten wird es schwierig, die Republik Moldau zu vergessen. In diesen Jahren haben viele Länder von der Republik Moldau erfahren und haben sich dem neuen, auch europäischen Staat zugewandt.“ „Aber... „... Das Phänomen der letzten Jahre ist die Massenflucht der Kulturschaffenden ins Ausland“. 68 Dieses Phänomen hat der Kultusminister von Moldova, Herr V. Madan, in seinem Bericht am 7. Oktober 2004 auf dem ersten Kongress der Auswanderer aus der Republik Moldova geschildert. Leider bezieht sich dieses Phänomen nicht nur auf die Kulturschaffenden. Auch andere suchen Möglichkeiten sei es zur Arbeit, zum Studium oder einfach aus dem Land auszuwandern. Ich werde einige Zahlen verlesen. Also, laut den Daten von 2006 leben in der Ukraine 258 Tsd. Moldauer, in Russland – mehr als 200 Tsd., in Kasachstan – 19,5 Tsd., in Weißrussland – 5 Tsd., in Lettland – ca. 6 Tsd., in Kirgisien – 1,5 Tsd., in Litauen – 1,5 Tsd., in Estland – 1,2 Tsd. 69 Ja, richtig. Diese Tausende sind eben die Zahl der Auswanderer aus der Republik Moldova, die in den osteuropäischen Ländern leben, aber auch nicht Wenige haben sich in den westeuropäischen Ländern niedergelassen. Beeindruckt? Eigentlich ist diese Information veraltet. Ich bin sicher dass im Nachschlagewerk des 3. Kongresses der moldauischen Diaspora die Zahlen anders sind.“ „Konstantin. Sie haben wieder mal Moldova von Europa abgetrennt. Eigentlich habe ich gerade folgendes überlegt. Wenn ich in Berlin, Madrid oder Paris bin, denke ich daran, dass nicht nur die ausländischen Wörter und Begriffe in unser Leben integriert werden, sondern auch einige Phänomene unseres Lebens für die Länder der Europa- oder Weltgemeinschaft neu werden. Man kann aber nichts machen. Bis Moldova... „ „Entschuldige, Violetta. Ich habe nicht vernommen, was Sie gerade gesagt haben. „Moldova – ein armes Land?“ Um ehrlich zu sein, jetzt habe ich keine Antwort dazu. Aber Schweigen ist keine Lösung. Besser versuchen wir erneut die Situation zu betrachten. Wie wir schon besprochen haben, ist jeder neue Prozess eine neue Wendung. Jetzt erinnern Sie sich bitte: „Alles hat seinen Anfang und … irgendwann kommt das Ende auch für die vorübergehenden Erscheinungen“, wenn wir nicht ständig „Moldova – ein armes Land“ wiederholen, sondern auch die Binsenwahrheit: „Moldau – eine reiche Kultur“ nicht vergessen. Der moldauische Staat wird nicht arm, so lange bis die Stimme seines Volkes klingt „... Smîntînică. Brînză de oae. Cine doreşte cea mai gustoasă brînză de la nordul Moldovei? Poftim, cumpăraţi!” – “... Sahne. Schafskäse. Wer möchte den besten Schafkäse vom Norden Moldovas? Bitte, kaufen sie es!“ 180 Kommen Sie. Kaufen Sie die leckersten Wassermelonen aus der Ukraine. „Die aserbaidschanischen Zitronen, Orangen, Mandarinen. Die reifsten und süßesten!“ „Kaufen Sie Handtücher aus Weißrussland. Qualitativ und schön!“ Hören Sie jetzt die Mehrstimmigkeit, Violetta? Unvergessliche Farbgebung! Moldova – das sind nicht nur Taschen, Taschen, Taschen... „Sie haben Recht, Konstantin. Beeindruckend! Das ist doch unser Zentralmarkt!“ „Richtig. Der Ort, der der Anmerkung würdig ist. Die örtliche Sehenswürdigkeit. So haben ihn die Deutschen genannt. Jetzt verstehen Sie, warum ich mich ursprünglich geweigert habe, eine Meinung zu äußern? Gerade deshalb. Nach Moldova kommen viele wegen…“. „Natürlich. Exotik. Viele kommen wegen den „ungewöhnlichen, seltsamen und wunderlichen Dingen“, die dieses Land zu bieten hat. Ich hätte gesagt Moldova wird geistig nicht arm, bis es die Mehrstimmigkeit ihres Volkes klingt.“ „Gerade so. Weil sie in ihrer Gesamtheit eine multinationale GESELLSCHAFT bilden“. „Ja. Eigentlich sind wir, die Menschen, Völker und Staaten der Teil eines Ganzen. Weil, die neue Windung eine gemeinsame Geschichte ist, der neue Prozess ein gemeinsames Leben hat, das neue Phänomen eine gemeinsame Moral beeinhaltet. „Und sogar, wenn wir tatsächlich uns von den anderem Menschen, Volk, Staat trennen können, ist es nahezu unmöglich den Prozess zu verwirklichen. Weil die neue Windung, der neue Prozess, das neue Phänomen, was irgendwo geschehen ist, ein Teil der gemeinsamen Geschichte, des gemeinsamen Lebens und der gemeinsamen Moral ist. „Violetta! Haben Sie schon wieder ein Wort gefunden… „Das Stichwort. Ich hätte es mit dem Begriff – Moral – genannt! Sie fragen: „Welche Prinzipien hat das Wort? Ich denke, dass sie bei jeden Windungen, Prozessen, Phänomen allgemein bleiben sollen. Gegenseitige Beachtung. Die Selbstachtung. Soweit ich sehen kann, diese Begriffe sind gesamteuropäisch und weltweit identisch und diese Prinzipien sollten allgemein bekannt sein! Also, Violetta. Scheint es Ihnen nicht, dass unser Gespräch unauffällig von privatem zum allgemeinem und von subjektivem zum objektiven übergegangen ist. Finden Sie 181 nicht die Wechselbeziehung zwischen diesen philosophischen Kategorien? Letztendlich kann doch das Leben nicht nur aus Eindrücken bestehen. Manchmal in den bestimmten, problematischen Situationen muss man auch die Meinung aussprechen, weil das Schweigen nicht immer die Lösung ist. Apropos. Ich denke, dass… Warten Sie, bitte. Welcher Schlüsselbund? Forum, Kongress, Kultur, Respekt. Ach! Sie meinen die Stichwörter! Dann, wenn wir über allgemeine Geschichte sprechen, so denke ich, dass passend wäre, den Peter der Große (1672 - 1725) in Erinnerung zu bringen. Der Zar wollte auch eine Lösung für den Russischen Staat finden. Und er tat alles Mögliche und Unmögliche um es zu verwirklichen. Dass das Land einen Zugang zu EUROPA bekommt! Aber… es gelang ihm nur „das Fenster“ nach Europa durchzubrechen. Ich denke, dass, wenn man in den Händen das Bündel der passenden „Schlüssel“ hat, kann man auch die Türen öffnen. D. h. rein treten, und nicht hineinklettern. Finden Sie nicht, dass es die zivilisierte Lösung ist?! Und, wenn wir jetzt vom Allgemeinen als von einer Ganzheit und als Teil des Gemeinsamen sprechen, so denke ich, dass man diese Situation maßgeblich gerade zur Moral der Gesellschaft in der wir leben, zählen muss. Leider, wir „grübeln“ häufig und suchen die Fehler in der Moral und Sittlichkeit jeden von uns und wir betrachten diesen Begriff niemals in der Breite. Ich bin überzeugt, dass viele vergessen haben und einige einfach nicht wissen, dass die Moral nicht nur „… eine der Form des individuellen, sondern auch allgemeinen Bewusstseins ist“. „Konstantin. Wollen Sie sagen, dass man manchmal in seinem Bewusstsein von der Frage: „Wer bin ich?“, zum allgemeinen Begreifen: „Wer sind wir?“ übergehen soll. Jetzt warten Sie mal. Ich habe mich in solcher Menge philosophischer Wörter, Kategorien, Begriffe verirrt. Es scheint mir, dass Sie versuchen das Thema zu wechseln um unser Gespräch schneller zu beenden.“ „Durchaus nicht, Violetta. Nämlich mit dieser Frage fängt die Philosophie jeden Volkes an. Ich hoffe aber, dass Sie „die goldene Regel“ schon gelernt haben – man soll zuerst die Fehler bei sich selbst suchen. Und nur dann, nach der Korrektur, dem anderen seine Fehler zeigen, wenn die entsprechende Situation es erfordert. Obwohl sogar in solchem Fall die Geste als unhöflich bezeichnet werden kann. Es wäre besser, sich auf einen Ratschlag zu beschränken. Warum? Ich möchte nicht einen Vorwurf bekommen, dass ich Nichthistoriker mir erlaube, eine Stellungnahme zu diesen aktuellen Problemen äußere. Übrigens, auf dem 2. Kongress der Auswanderer aus Moldova ist bei diesem Anlass ein kleiner Zwischenfall passiert. Als der Vorsitzende des moldauischen Vereines aus der Ukraine Anatol Fetescu mit dem Vorschlag der Betrachtung und der Erforschung der Geschichte von Moldova, als eines selbständigen Staates, kam, hat der Vertreter der moldauischen Delegation aus Griechenland aufgerufen: „Sie sind kein Historiker und haben kein Recht solche Vorschläge zu unterbreiten!“ Natürlich wird in jedem Gebiet die Meinung der Fachleute besonders geschätzt. Aber gleichzeitig soll jeder sich respektierende Mensch, unabhängig vom Beruf, die Geschichte des Staates wissen, in dem er geboren wurde. Ich betone noch einmal – ein sich respektierender Mensch. Auch wenn ich mich wiederhole, werde ich noch einmal sagen, dass die Selbstachtung auch der Respekt „…deines Geschlechtes, deiner Wurzeln, deiner Vorfahren …“ seitens 182 anderen ist. Es fängt an immer mit der Antwort auf die Frage an „Wovon die Moldauer abstammen?“ Als ich hörte wie die moldauische Jugend über die Geschichte Moldovas untereinander diskutieren, entstand bei mir der Eindruck, dass ich eine Wissenslücke habe. So schien es mir am Anfang. Aber, nachdem ich einige Archivdokumente aufmerksam studiert habe, hatte es sich herausgestellt, dass nicht ich, sondern die Jungs sich mit Selbstbildung beschäftigen müssen. Warum mit S e l b s t b i l d u n g? Weil ihr Wissen, das sie im Geschichtsunterricht im Lyzeum oder in den Hochschulen bekommen haben, den zuverlässigen Quellen nicht entsprechen. Es ist kaum zu glauben, dass die Autoren der slawistisch-moldauischen Chronik Azarii, Eremii, Makarii, Grigore Ureche, Ion Neculce, Nikolai Costin, beim Schaffen ihrer Werke, die Geschichte des Moldauischen Staates entstellen wollten. Man kann doch nicht diesen Chronisten zurufen, dass „… sie keine Historiker waren…“. Gerade solche Geschichtsschreiber haben das Recht, sich mit der wahren „Beschreibung von Moldova“ zu beschäftigen. Auch im Werk unter dem Titel „Descriptio Moldaviae“, das auf Bitten der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin der moldauische Fürst Dimitrie Cantemir (1673 - 1723) schrieb, liegt die erste ausführliche geographische, ethnographische, ökonomische Synopse Moldaus vor. Zur Entstehungszeit des Werkes fertigte Cantemir auch eine handschriftliche Karte Moldaus an, der ersten Landkarte dieser Region überhaupt. Sie enthielt geographische und administrativ-politische Informationen, wurde 1737 in den Niederlanden gedruckt und galt lange als Standartwerk. Warum ihre Meinung, als Fachkräfte, heute von manchen M-o-l-d-a-u-e-r-n nicht geschätzt wird? Wenn sie ungenügend kompetent sind, für die Klärung der Frage „Woher die menschliche Gattung des Moldaus stammt“, was auch der moldauischer Chronist Miron Costin noch im 17. Jahrhundert im gleichnamigen Werk betrachtete, warum sich nicht an die anderen gegenwärtige Historiker wenden? Zum Beispiel, zu den wissenschaftlichen Forschungen des deutschen Gelehrten Cornelius R. Zach, der schrieb, dass: „…es auch keinerlei Belege dafür gibt, dass die Moldau und die Walachei etwa im 17. Jahrhundert (oder früher) jemals als „ rumänische Länder“ bezeichnet worden wären.“ 70 Ich denke, dass keiner seine Meinung als vorgefasst nennen kann, weil er gegenüber Moldova eine neutrale Person ist, der für die Verdrehung oder Änderungen der historischen Tatsachen aus irgendwelchen ideologischen Gründen nicht interessiert ist. Deshalb denke ich, dass die vom Dr. Zach in diesem Gebiet geführten Forschungen genügend objektiv sind. Also handelt es sich um Moldova. Uns interessiert das bestimmte Ereignis. Und es geschah 1812. Was sagt dieses Datum aus? Richtig. Im Frieden von Bukarest bekam Russland die östliche Hälfte des Fürstentums Moldau zugesprochen. Als Russland 1812 das Land zwischen den Flüssen Pruth und Dnister mit einer Fläche von etwa 45.000 km² übernahm, dehnte es den ursprünglich nur für den Südteil geltenden Begriff Bessarabien auf das gesamte Gebiet aus. Das Zarenreich wollte eine neue bessarabische Identität stiften. So, wurden die Moldauer, die seit Jahrhunderten auf diesem Gebiet lebten über Nacht zu Bessarabiern. 183 Selbstverständlich, dass die Geschichte hier nicht stehen bleibt und seit 1812 in dieser Region viele historische Ereignisse geschehen sind. 1924 erschien der Name „Moldova“ wieder auf der Karte. Jetzt hieß sie die Moldauische Autonome Sowjetische Sozialistische Republik. MASSR. Ich erinnere mich noch an ein Datum, das die historische Periode von Bessarabien beendete. 1940. Die Wurzel „Moldova“, woher die Moldauer ihre Abstammung nehmen, wird wie vorher nicht geändert. Es bleibt auch bei der Gründung von MASSR. Die Moldauische Autonome Sowjetische Sozialistische Republik. Und jetzt, ohne Eile, sind wir mit Ihnen bewusst zum Anfang unseres Gespräches gekommen. Zu der nächsten Wendung, dem nächsten Prozess und den nächsten Phänomenen. Aber… „Alles hat seinen Anfang, alles hat sein Ende“. Nein, nein. Ich beeile mich nicht. Ich wollte einfach diese Worte neu formulieren und sagen, dass: „Jede Vollendung ist der Anfang von etwas Neuem“. 1991. Die Bildung der Republik Moldova als einen unabhängigen souvärenen Staat. Und nicht nur die Bildung, sondern auch ihre Anerkennung von der Weltgemeinschaft. Violetta. Konnten Sie alles aufschreiben? Dann könnte man Ihr Heft unter dem Titel „Die Binsenwahrheiten“ veröffentlichen. Obwohl die schon lange von den Fachkräften veröffentlicht ist. Deshalb ist merkwürdig, dass bis jetzt dieses Thema noch nicht abgeschlossen ist. Und wenn jemand die Stimme des moldauischen Volkes nicht hört, ich spreche schon gar nicht über die Mehrstimmigkeit, dann kann man mindestens die offensichtlichen Tatsachen beachten? Zum Beispiel, der Präsident Rumäniens, Traian Basescu, sprach während des offiziellen Besuches in der Republik Moldau in 2007, im gemeinsamen Kommunique mit dem Präsidenten der Republik Moldova Vladimir Voronin über zwei Völker. Moldauische und Rumänische: „… Der moldauische und der rumänische Präsident arbeiten für die Zufriedenstellung der Interessen beider Völker.“ 71 Ich bringe dieses Argument nicht nur den Opponenten, die in Moldova wohnen, sowie … „den Auswanderer, die im Ausland lebenden Moldauer…“ Ich habe das Nachschlagewerk des 2. Kongresses wieder geöffnet. Ja-a-a. Schon wieder der ziemlich große Absatz könnte man in einem Satz zusammenfassen! Seiner Kompliziertheit nach stelle ich fest, dass es ist nicht so einfach ist ein „Auswanderer aus Moldova“ zu sein. Aber versuchen wir diese Situation nicht noch mehr zu erschweren, sondern vorgeschriebene Bestimmungen zu vereinfachen. Also, „Als Auswanderer aus der Republik Moldova, die im Ausland lebenden Moldauer, werden die Personen und ihre Nachfolger anerkannt die dem Geschlecht, den Wurzeln und den gemeinsamen Vorfahren nach aus dem ehemaligen Bessarabien stammen ,dem Norden von Bukowina, aus dem Bezirk Hertz, aus der heutigen Republik Moldova und die ihrer Herkunft bewusst sind! Ich hätte dieses zusammenfügende Bindewort „und“ und damit folgende Aussage aus dem Text rausgenommen. Warum? Weil viele im Ausland lebende Personen aus der Republik Moldova mit den oben genannten Paragrafen vollständig einverstanden, aber sich nicht immer ihrer Herkunft bewusst sind. Zuerst hängt es von der Beziehung zu sich selbst und auch zur eigenen Heimat ab. Ja, genau. Die Selbstachtung… in diesem Fall ist das zusammenfügende Bindewort „und“ 184 notwendig. Einfacher gesagt, es ist die Achtung dich und deines Volkes seitens der anderen! Ich gestehe Ihnen ehrlich, dass jedes Mal wenn ich nach Moldova komme, ich mir viele Fragen stelle. Und damit sie weniger werden, wende ich mich an verschiedene informative Quellen. Wie Sie schon bemerkt haben, sind es die Wörterbücher, Nachschlagewerke, Enzyklopädien. Aber einige Fragen wiederholen sich öfter. Zum Beispiel, „Warum in den Bildungseinrichtungen des souveränen moldauischen Staates die Geschichte von Moldova nicht als ein selbstständige Fach gelehrt wird? Vielleicht haben manche Historiker Recht, die behaupten, dass die Periode der Existenz der Moldauer kurz gewesen sei, und die Geschichte des moldauischen Staates nicht genügend reich an Ereignissen ist?! Nein, Violetta. Ich habe richtig gesagt. Nicht gesättigt, sondern r e i c h! Weil vor allem in der Geschichte der ganzer Reichtum des Staates ist, welcher von einer Generation zur anderen übergeben wird. Sie sagen, dass es nicht prinzipiell ist? Aber die Frage besteht gerade in den Prinzipien. 1.Die Selbstachtung. 2. Die gegenseitige Achtung – ist die Basis für den Aufbau einer GESELLSCHAFT! Jede menschliche Natur ist eigenartig und, dass einer dem anderen nicht ähnlich ist. Wir können in etwas jemandem gleichen, aber insgesamt bleiben wir … Richtig, eine einzigartige Persönlichkeit. Weil in dieser Unähnlichkeit ist deine, meine und die des ganzen Volkes Individualität. Es fällt mir schwer zu verstehen, warum wir häufig streben, jemandem ähnlich zu sein? Weil mir meinen, deine oder unseres Volkes Individualität passt nicht? Aber mit Verlust unserer Eigenartigkeit verlieren wir die gegenseitige Achtung. Ich höre, dass Sie etwas blättern. Gibt es im Wörterbuch die Beschreibung? Aber die Redewendung „die Individualität zu finden“ gibt es nicht? Suchen Sie nicht umsonst, weil man „die Besonderheiten des Charakters“ nicht erwerben kann. Bei der Erklärung der Unabhängigkeit des moldauischen Volkes hat der Charakter gezeigt und die Besonderheiten seiner GESELLSCHAFT bestätigt und wurde dadurch von der Weltgesellschaft anerkannt! Wenn unser Volk nicht Achtungswert wäre, dann hätte die WELTGESELLSCHAFT dieses Geschehen nicht anerkannt! Fragen, Fragen, über Fragen … Ich habe den Eindruck, dass heute nicht Sie, sondern ich die Rolle des Journalisten übernommen habe, oder besser gesagt eines Anwaltes, weil… Ich verteidige... „... Meine historische Heimat …“. Sie wissen doch, leicht ist es zu beschuldigen, aber das bedeutet auch zu beleidigen. Es ist schwieriger zu verteidigen, weil man lieben muss. Besonders dann, wenn wir uns „… außerhalb ihren Grenzen befinden…“ Man sagt, dass man „die Heimat nicht auswählen kann“. Richtig. Sie empfängt uns bei der Geburt. Deshalb hat niemand das Recht, das eigene Land zu beschuldigen. Wir begehen die Fehler – ich, du, und die anderen … Das ganze Volk trägt dann die Verantwortung. Es wäre besser nicht zu beschuldigen, sondern die Missstände zusammen zu korrigieren! Wir sind auch verpflichtet „unsere Vorfahren“ zu verteidigen. Man sagt, dass in ihnen unsere Kraft liegt, weil mit der Geburt, sie uns die Selbstachtung gegeben 185 haben. Wir sind doch ihre Wurzeln – ich, du und die anderen … Denn das ganze Volk trägt für „unsere Vorfahren“ die Verantwortung. Es wäre besser nicht zu beschuldigen, sondern zusammen dem Land zu helfen? Es ist leicht zu beleidigen, das bedeutet auch zu beschuldigen. Es ist schwieriger zu lieben, weil man dann schützen muss… Mich, dich, noch jemanden. Nur dann bleiben wir immer uns selbst – die Auswanderer aus unserer menschlichen Gattung. Besonders dann, wenn wir uns „… außerhalb ihren Grenzen befinden…“. Unserer historischen Heimat … Ich frage Sie nicht, ob Sie mit mir einverstanden sind, weil…“ „Ich bin mit Ihnen, Konstantin, einverstanden.“ „Violeta-a-a! Ich bin aufrichtig froh, dass zum Abschluss unseres Gespräches unsere Meinungen in sehr wichtigen Fragen übereinstimmen. Und wieder Fragen, Fragen, über Fragen... Ich denke, dass man nicht immer in globalen Maßstäben alles sehen muss. Es war wahrscheinlich zu eilig, bei meinem Vorschlag von privaten zu allgemeinen über zu gehen, weil zuerst sollte man sich selber fragen – „Wer bin ich?“ Diese Frage wird noch einige Jahrhunderte die Völker beunruhigen, weil gerade darin die ganze Philosophie unseres Lebens besteht. Gerade dieses Personalpronomen „Ich“ ist „der Anfang der Anfänge“ der Geschichten vieler Staaten. Deines, meines und die anderen … Übrigens, in diesem Zusammenhang habe ich mich noch an eine hervorragende Persönlichkeit aus der Geschichte erinnert, die seinerzeit der Welt die keine Berufung zulassende Erklärung gemacht hat: „Der Staat bin ich!“ Ja-a-a … Ludovic der 14 (1638 - 1715). quälte sich der philosophischen Frage nicht, und lies keine Zweifel zu! Lachen Sie, Violetta? Jetzt wollte ich Sie von den traurigen Gedanken ablenken. Aber, wenn wir ernst die Frage „Wer sind wir?“ beantworten wollen, soll man zuerst ein Einverständnis mit sich selbst finden. Und zwischen klingender Mehrstimmigkeit versuchen, die eigene Stimme zu hören. Manchmal ist es sehr schwierig, weil die menschliche Natur ziemlich widersprüchlich ist. Obwohl wir behaupten dass die Ausführung bestimmter Taten hauptsächlich vom Bewusstsein geleitet wird, meine ich dass in irgendwelchem Maß wir uns irren. Oft befindet sich unser Bewusstsein nicht immer im Einvernehmen mit den Gefühlen. Deshalb geschieht in der Welt die nächste neue Windung, de neue Prozess, die neuen Phänomene. Aber in Anbetracht aller Emotionen soll das Bewusstsein in den bestimmten Situationen über den Gefühlen nicht überhand nehmen. Weil einige Erscheinungen fordern öfters vernünftige Einstellungen. Und in diesem Fall ist es ungenügend zu erklären: „Ich kann es nicht beweisen, aber ich fühle es so.“ Kehren wir uns zu Moldova zurück, und Sie werden verstehen, was ich damit meine. Zum Beispiel, es fällt mir schwer, die moldauischen Bürger zu verstehen, die in den 1960 - 1970 Jahren geboren sind, und behaupten, dass sie nach ihrer Herkunft „Bessarabier“ sind, und fühlen sich als Vertreter der „bessarabische Kultur“. Aber... Wenn wir berücksichtigen, dass Bessarabien 106 Jahre unter Verwaltung und Einfluss des zaristischen Russlands und nur ungefähr 22 Jahren unter Leitung des königlichen Rumäniens befand, dann frage ich mich, von welcher Kultur in diesem Fall gesprochen wird? Ich konnte meinen Urgroßvater Anton Gusak, der im Jahr 1886 geboren wurde, noch 186 verstehen, der mit dem Stolz sagte: „Ich bin ein Bessarabier“. Ja. Ich verstehe, dass er sich damals als Moldauer nicht fühlte, da er in sich alles buchstäblich eingesaugt hatte, was damals offiziell von den Behörden propagiert wurde. Offiziell wurde damals propagiert … Und heute wird in Moldova „…zur Erhaltung der moldauischen sprachlichen, kulturellen und ethnischen Eigenart…“ offiziell aufgerufen. Richtig. Ich habe wieder ein Zitat aus dem Nachschlagewerk des 2. Kongresses, als offensichtliche Tatsache angeführt. Es steht unter Nr.1 „… die Erhaltung der moldauischen sprachlichen Eigenart …“ Diese Wörter haben bei Anton Nicolaevici Gusak, 1916, Odessa, mit 30 machte mir die Assoziation mit der Feier der Sprache in der RepuMilitärdienst in der Zarenarmee blik Moldau – „Limba noastră – Unserer Sprache“ hervorgerufen. Es war lustig zu sehen, wie die Vertreter der moldauischen staatlichen Strukturen in den Gratulationsreden die Sprache nicht richtig benennen konnten. Aus irgendeinem Grunde wurde allgemein gesprochen: „Staatsprache“, „unsere Sprache“, „die Muttersprache“, „die Sprache unserer Vorfahren“, „die Sprache unserer Eltern“.... (limba de stat, limba noastră, limba natală, limba stremoșilor, limba părinților...). Bis die Schauspieler des Nationalen Theaters M. Eminescu mit der Darbietung den Politikern geholfen haben sie aus der Sackgasse zu führen. Sie zitierten in der Versform: „Wir werden unsere Sprache, unsere rumänische Sprache niemals vergessen“. (Nu să uite limba noastră, limba noastră cea română) Ehrlich gestanden, damals war ich erstaunt, weil in der Verfassung der Republik Moldau im 13. Paragraf steht: „die Staatssprache ist die moldauische Sprache.“ Vielleicht haben die offiziellen Vertreter des Staates und ein Teil der Bevölkerung auf diese Frage noch KEINE GEMEINSAME ANSICHT, oder ihre Meinungen sind verschieden? Dann wollen wir die Streitfragen nicht berühren. Am wenigsten möchte ich, dass jemand zu mir sagt: „Sie sind kein Bürger von Moldova und haben kein Recht, Ratschläge zu verteilen!“ Übrigens über die Ratschläge. In der Broschüre, die vom Büro der Interethnische Beziehungen rausgegeben wurde, auf der Seite 31 muss man etwas korrigieren. In dem Abschnitt „Die Ordnung des Koordinationsrates für Unterstützung der Auswanderer aus der Republik Moldova, die im Ausland leben“, in dem Absatz „die Hauptfunktionen“ steht folgendes: „...Organisation des Lernens der Rumänischen Sprache in der moldauische Diaspora zu fordern“. 72 Es steht geschrieben „der Rumänischen Sprache“. Wahrscheinlich ist es einfach ein Fehler und keine offizielle Aufforderung?! Aus der Geschichte ist bekannt, dass verschiedene Völker, um Ihre Identität zu erhalten und einen eigenen unabhängigen Staat zu gründen, kämpften und bereit waren ihr Leben dafür zu opfern. Und heute in der Republik Moldau gibt es Kräfte, die ihren politischen Status ändern wollen und sich bemühen einen souveränen Staat in eine Provinz des Nachbarlandes zu verwandeln. Ein Unikum! So was lässt sich schwer nachvollziehen! Violetta. Ich habe Sie wahrscheinlich enttäuscht. Ich denke, unser Gespräch ist sehr 187 emotional geworden und wir sind von unserem Thema „2. Kongress der Auswanderer aus der Republik Moldova, die im Ausland leben“ abgekommen. Also gut. Stellen Sie die Fragen“ „Wann und wie hat die Zusammenarbeit der deutschen Organisation mit dem Büro der interethnischen Beziehungen der Republik Moldova angefangen?“ „Ich hätte es als geschäftlichen Kontakt genannt, da unter der Zusammenarbeit eine gemeinsame Arbeit erwartet wird. Der Kontakt vom „Kulturverein Moldova e. V.“ mit dem Büro der interethnischen Beziehungen wurde in 2005 aufgenommen. Genauer gesagt, am 4. Juli. An diesem Tag ist eine E-Mail an unsere Organisation mit folgendem Inhalt angekommen: „Sehr geehrter Herr Pawljuk. Das Büro der interethnischen Beziehungen teilt Ihnen mit, dass Sie Mitglied des Koordinationsrates für Unterstützung der Auswanderer aus Moldova sind...“ 73 Auf den erhaltenen Informationen stand geschrieben: „… der Koordinationsrat gilt rechtlich als beratendes Organ. Er besteht aus verantwortlichen Personen, Vorsitzenden der ethnisch-kulturelleren und gemeinnützigen Organisationen… deren Statuten die Unterstützung der Auswanderer aus der Republik Moldova vorsehen…“ Für die Information. Der Koordinationsrat wurde noch in 2000 aufgrund der Verordnung des damaligen Präsidenten der Republik Moldau, Petru Lucinschi, gegründet. Ich lese vor: „…die Auswanderer aus der Republik Moldova haben Recht auf die Unterstützung seitens der Republik Moldova in der Verwirklichung ihrer bürgerlichen, politischen, sozialen, ökonomischen und kulturellen Rechte und in der Erhaltung ihrer ethnischen, kulturellen und religiösen Eigenständigkeit“. 74 Außerdem hat die moldauische Regierung „Die Verordnung über den Koordinationsrat“ genehmigt. In dieser Bestimmung wurde auch dem Büro der interethnischen Beziehungen vorgeschrieben die Kongresse, die Seminare, die Konferenzen mit der Teilnahme der Auswanderer aus Moldova zu organisieren. Ich kann bestätigen dass seitens unserer Organisation, diese Verordnung erfüllt wurde.“ „Konstantin, soweit ich informiert bin, wurde Ihre Organisation in Berlin von der Generaldirektorin des Büros der interethnischen Beziehungen Frau Olga Goncearova besucht?“ „Es war Anfangs 2006. Frau Goncearova hat sich mit den Mitgliedern vom „Кulturverein Moldova e. V.“ getroffen und sich mit der Struktur der Gesellschaft, und ihrer Eigenschaften bekannt gemacht.“ Der Kontakt wurde damals aufgenommen… Aber unsere Aktivitäten für „…der Popularisierung der Errungenschaften der moldauischen Kultur, die Bildung der attraktiven Erscheinung des moldauischen Staates…“ wurden in der Zusammenarbeit mit der Botschaft der Republik Moldova in Berlin durchgeführt. Wir haben uns bemüht, das moldauische Land vielseitig zu zeigen. Die große Aufmerksamkeit wurde sowohl seiner Geschichte, Kultur als auch einigen ökonomischen und politischen Fragen gewidmet. Wie ich früher sagte, sollten die Politik, Wirtschaft und Kultur unzertrennlich sein. Und es wurde von dem Botschafter der Republik Moldova, Herrn Dr. Corman, zusammen mit der „Kulturverein Moldova e.V.“ ein Arbeitsplan entwickelt. Zum Beispiel, im Programm, nennen wir es Treffabende, kann auch die Erzählung über die traditionelle moldauische Küche sowie das Referat über die Außenpolitik der Re188 publik Moldova durchgeführt werden, d. h. wir meinen, dass die Bekanntschaft mit dem Staat, über den bisher im Ausland wenige Informationen bestehen, vielseitig verlaufen soll“. „Bei dieser Angelegenheit kann man sagen, dass die Mitglieder des „Кulturvereins Moldova e. V.“ als freiwillige Mitarbeiter der moldauischen Botschaft tätig waren.“ „Jetzt, Konstantin, werde ich Ihnen etwas vorlesen. „Sie waren der bevollmächtigte Botschafter unseres Landes sogar dann, wenn es schien, dass Moldova von der politischen Karte Europas jeden Augenblick verschwinden wird. Sie haben vieles gemacht, damit im Ausland das positive Bild über unseren Staat entsteht. Ihre Initiative, Enthusiasmus und Reputation in jenen Ländern, in denen Sie jetzt leben und arbeiten, wurden zum Beweis des Vertrauens auch zu Ihrer Heimat, unserem Moldova“. 75 „Sie haben die Worte aus den „Aufruf zu den Landsleuten“ des Präsidenten der Republik Moldova, Herrn Voronin, von Jahre 2004 vorgelesen. Und woher haben Sie das Nachschlagewerk?“ „Wundern Sie sich nicht. Ich bin doch Journalistin. Und da wir unmittelbar über die Landsleute sprechen, möchte ich Sie fragen, inwiefern sie an der Arbeit Ihrer Organisation aktiv teilnehmen?“ „Warum schweigen Sie“. „Alles ist in Ordnung. Ich denke über Ihre Frage nach. Manchmal will ich den Begriff „die Landsleute“ mehr zu den Deutschen, als zu den Moldauern beziehen. Ich möchte für die Auswanderer, die in anderen Ländern leben, nicht sprechen, vielleicht sind sie wirklich einig. Meine Schlussfolgerungen gehören denen, die aus Moldova nach Deutschland ausgewandert sind. Ich denke, dass ihre Beziehung zu sich selbst und ihrer Heimat von einem der moldauischen Journalisten in der Zeitung „Moldova suverană“ objektiv wiedergespiegelt wurde: „Heute leben in Deutschland ungefähr acht Tausend Moldauer. Aber leider gibt es keine Diaspora, die sie vereinigt und geholfen hätte, einander kennen zu lernen. Jeder Einzelne baut sein Schicksal“. 76 Das wurde noch in Jahre 2002 geschrieben. Natürlich hat sich die Statistik geändert. Aber es hat sich nicht geändert… Richtig. Ihr Mentalität. Erinnern Sie sich, was wir festgestellt haben? Die Auswanderer blieben … mit sich selbst. Darüber habe ich auch in meinem Vortrag auf dem 2. Kongress referiert. Ich lese einige Auszüge bezüglich dieser Frage durch. Da ich den „Кulturverein Moldova e. V.“ vertreten habe, so wende ich mich natürlich im Namen aller Mitglieder der Organisation an sie. Zweifellos ist das eine allgemeine Meinung. „…Wir glauben, dass bei der Auswanderung in andere Länder, wir uns nicht nur auf die eigenen ethnischen Kreise beschränken sollen und uns dadurch nicht vom öffentlichen Leben des Landes, in dem wir leben, isolieren sollen. Außerdem sind wir verpflichtet, die Sprache jenes Volkes zu lernen, in dem wir leben, und bezüglich Integration die Initiative ergreifen. In den Bemühungen die Mentalität des anderen Volkes, ihre Bräuche, die Gewohnheiten zu verstehen, sollten wir den Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung suchen, sie mit unserer Geschichte und mit den besten Errungenschaften unserer Kultur bekannt machen, versuchen ihre Sympathie zu gewinnen, um dadurch unsere Integration in die Ge189 sellschaft zu erleichtern, mit der wir wunschgemäß unser Schicksal verbunden haben…“ Damit wollten wir sagen, dass die Erhaltung der eigenen nationalen Traditionen, der Kultur und die Muttersprache keine Isolierung oder die Absonderung vom Leben des anderen Volkes ist und damit können wir das Interesse zu unserem Land erwecken. Wie wir schon sagten, führt der gegenseitige Respekt zur Anerkennung in der GEMEINTSCHAFT. Aber … referiere ich aus meinem Vortrag weiter: „… Leider ist es unserer Organisation nicht gelungen die Auswanderer aus Moldova mit der Idee der Zusammenarbeit zu begeistern. Die Auswanderer aus Moldova, die verschiedenen ethnischen Gruppen zugehörig sind, haben aus verschiedenen Gründen keine ausreichenden Interessen für diese Initiative gezeigt. Die Gefühle des persönlichen Interesses vor der sozialen Verantwortung, die Abwesenheit des Verständnisses der Wichtigkeit der gegenseitigen Kontakte zwischen den Vertretern verschiedener ethnischer Gruppen, sowohl innerhalb der moldauischen Diaspora, als auch mit dem Volk unter denen sie leben, und das falsche Verständnis seiner Zugehörigkeit zur historischen Heimat, erschwerte die erfolgreiche Arbeit.“ Deshalb betone ich häufig, dass der große Verdienst in der Arbeit des „Кulturvereins Moldova e. V.“ meinen deutschen Kollegen gehört. Und, dass zum 2. Kongress nicht die Auswanderer aus Moldova, sondern in der Mehrzahl die Deutschen gekommen sind, bestätigt erneut das oben gesagte. „Konstantin, welche Meinung haben Ihre deutschen Kollegen anlässlich der Durchführung der Arbeit des 2. Kongresses gebildet?“ „Violetta. Ich möchte zum Anfang des Gespräches zurückkehren. Es ist besser, unser Gespräch mit den Eindrücken auch zu beenden. Weil der Kongress, das Forum, der Rat wird darum zusammengerufen, um bestimmte Fragen zu lösen. Bekanntlich sind sie häufig strittig. Und nicht immer entsteht eine gemeinsame Meinung. Aber dafür versammeln sich die Menschen um zu diskutieren und letztendlich zur Binsenwahrheit zu kommen. Ich werde ergänzen, dass die Republik Moldova in den Händen den einzigartigen „Schlüssel“ hat. Ich glaube, dass es mit seiner Hilfe möglich wäre die Streitfragen bald lösen. Ich spreche von der staatlichen Struktur – das Büro der interethnischen Beziehungen. Soweit ich informiert bin, gibt es in keinem Land der Europäischen Union eine ähnliche Organisation. Es bleibt mir nur übrig im Namen aller Mitglieder des „Кulturvereins Moldova e. V.“ der Republik Moldova viel Erfolg zu wünschen. Hier kann man unser Gespräch beenden? Es gelingt nicht immer, den Rahmen zu wahren. Unser Blitz-Interview hat sich ausgedehnt. Aber, es ist nicht die Form, sondern der Inhalt wichtig. Ich hoffe, dass unser Gespräch inhaltsreich geworden ist?! Sind Sie einverstanden, Violetta? Ihr Schweigen verstehe ich als Zustimmung. Ach! Warten Sie bitte eine Minute... bei „Euronews“ läuft jetzt eine interessante Reportage. Haben Sie auch den Fernseher 190 angeschaltet? Dann hören Sie worüber gesprochen wird: „... Neuerdings gibt es eine neue Erscheinung – „die EUROWAISEN“. „Euro-Waisen“ Daniela Cenușa Das sind die Kinder, dessen Eltern auf der Suche nach Arbeit in die Länder der Europäischen Union gefahren sind...“ Ich denke, dass wir demnächst unser Gespräch fortsetzen werden.“ Taschen, Taschen, über Taschen … Nein - nein. Wir befinden uns nicht auf dem Zentralmarkt. Haben Sie nicht genügend Eindrücke?! Entschuldigen Sie… Es wird aufgerufen. „… Die Ticketregistrierung für den Flug Chişinău - Frankfurt am Main wird beendet. Wir bitten die Passagiere zum Flugzeug.“ Alles richtig. 4 Stunden 45 Minuten. Es ist Zeit zu fliegen. Ja, Sie haben sich nicht verhört. Ich setze mich auf meinen Platz, unbedingt anschnalle. Die Motoren laufen. Moldova, Rumänien, Ungarn, Österreich. Wieder vier Staaten, 2000 Kilometer… Warum fahre ich mit dem Auto nicht? Nein. Ich habe meine Gewohnheit nicht geändert und wegen Zeitmangel eine Ausnahme gemacht. Ich werde fliegen. Denn in einigen Tagen wollen wir das Jubiläum un191 serer Organisation feiern. Bis dahin muss nochmal alles überprüft, telefoniert und allen geschrieben werden. So eine Feier ist doch mit viel Arbeit verbunden. „In Namen des Flugkapitäns begrüßen wir Sie an Bord unseres Flugzeuges und wünschen ihnen einen angenehmen Flug!“, holt mich die Stimme der Stewardess aus meinen Gedanken. In einigen Stunden werde ich schon in Deutschland sein. Aber bis noch die Möglichkeit gibt, kann man anschauen… nein. Nicht die Wolken. Es gibt jetzt keine Zeit zu Entspannung. Zwischenzeitlich werde ich einige dringende Sachen erledigen. Sie haben Recht. Die Aufgaben gehen niemals zu Ende. Zum Glück. Also, um die kostbaren Zeit nicht zu verlieren, schaue ich mir die Liste an, was man jetzt machen kann. Um keine „kostbare Zeit“ zu verlieren, schaue ich mir jetzt die abarbeitende Liste durch. „Kostbare Zeit“ kann auch „wertlos“ sein, da sie unerbittlich weiter läuft. Dass ich jetzt im Flugzeug und nicht im Auto sitze, verfliegt die Zeit mit riesiger Geschwindigkeit. Leider. Aber so ist das Leben. Manchmal ist sie seltsam, unerklärlich. Aber in allgemein, das Leben ist eine bemerkenswerte Sache! Weil sie jedem von uns die Chance gibt, zumindest ein Mal „aufzufliegen“. In ihm das Fliegen zu fühlen. Und von seiner Höhe, sich auf die Vergangenheit umzuschauen und das unveränderliche Gesetz zu öffnen. Das Gesetz der Erdanziehungskraft: „Egal wie hoch wir geflogen hätten, dreht sich alles im Leben um seine Hauptachse – die nahen Menschen, treuen Freunde, die Sache, der du ehrlich dienst. Und, wenn du es verstehst, so bedeutet, dass es dir gelang, im Leben das Unermessliche zu erfassen! „… in 30 Minuten landet unser Flugzeug im Flughafen Frankfurt am Main“. Wie schnell ist die Zeit geflogen! Was heißt – „ehe ich mich versah...!“ Erinnern Sie sich? „Egal wie hoch wir geflogen waren… Na, ja. Wie die Uhr zeigt, ist die Zeit gekommen, „sich vom Himmel auf die Erde zu begeben.“ Aber so ist das Leben. Manchmal ist es merkwürdig, unerklärlich. Aber im allgemein ist das Leben eine wunderbare Sache! 192 „MĂRŢIŞOR“ – EIN INTERNATIONALER FEIERTAG DES FRÜHLINGS „Marţişor – das ist ein internationaler musikalischer Frühlingsfeiertag, der das Schaffen verschiedener Völker vereint.“ (ALEXANDER FEDIKO) „... Eins, zwei, drei, eins, zwei, drei, eins, zwei, drei… „Wiener, seid froh Oho, wieso? Na so, blickt Euch nur um I bitt´ darum Ein Schimmer des Lichts Wir sehn noch nichts Ei, der Fasching ist da Ach so, na ja.“ „Fröhlicher, Freunde! Ihr habt zu langweilige Gesichter! Ist die Treppe zu steil? Noch ein bisschen mehr und ihr werdet da sein. Es sind nur 343 Stufen!“ ermutigt ein am Turmausgang stehender Mann die moldauischen Künstler. „Markus! Sei nicht so ironisch! Es fällt sehr leicht, abwärts zu zählen. Aber bei aller Liebe zur Musik von Strauß kommen wir im Tempo des Wiener Walzers nicht weiter. Dennoch ist es nicht die schlechteste Vorübung für ein Konzert“, meinen die schwer atmenden Jungs und Mädchen. „Hört auf zu murren. Sogar ich, ungeachtet meines Körperbaus, der nun wirklich nicht fürs Ballet geeignet ist, ohne mein Gewicht zu verraten, bin mehrmals nach oben gestiegen. Von dort, fast unter der Kuppel, kann man das Rattern der Räder der vor dem Schloss Belvedere fahrenden Kaiserkutsche hören und sich vorstellen, dass er sich jetzt zur Premiere des nächsten Meisterwerkes von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791) begibt. Ihr werdet auch sehen, wie der Komponist sein Haus in der Domgasse Nr.5 verlässt. Wie immer, singt er etwas vor sich hin. Die Arie der Königin der Nacht oder ein neu komponiertes Menuett. Mozart hat übrigens ca. 10 Jahre in Wien gelebt. Aber wenn ihr, wie ich auch, zu den Bewunderern von Josef Haydn (1732 - 1809) gehört, so hört ihr auf der gegenüberliegenden Seite des Turmes seine Sinfonie, die aus dem Schloss Schönbrunn herüber klingt. Wie Mozart trat er hier häufig auf. Ich will damit sagen, dass in keiner Stadt so viele hervorragende Musiker und Komponisten, wie Johann Strauß (1825 - 1899), Johannes Brahms (1833 - 1897), Ludwig van Beethoven (1770 - 1827), Arnold Schönberg (1874 - 1951) und andere gelebt und gearbeitet haben. Aus den Häusern, in denen sie geboren wurden, lebten und starben, sind heute Museen geworden. Von der westlichen Seite des Turmes aus ist die Staatsoper zu sehen. Übrigens ist Wien die einzigste Stadt der Welt, in der in zwei Opernhäusern gleichzeitig und täglich mehrere Monate im Jahr abwechselnd Oper, Operette und Ballette gezeigt werden. Ich 193 sehe, dass die Augen der Sopranistin Irina Sciogoleva vor Neugierde glänzen. „Ich denke, Markus, dass es ein natürlicher Wunsch für Menschen meines Berufes ist, in einem der besten Opernhäuser der Welt aufzutreten. Übrigens, in der Staatsoper arbeiten auch Kollegen aus Moldova, die Sopranistinnen – Tatiana Lisnik und Inna Losi“. „O-o-o-o... Das wusste ich nicht. Jetzt kommen Sie dran und dann kann Konstantin das Projekt des „Кulturvereins Moldova e. V.“ „Drei Sopranistinnen“ in Österreich wiederholen. Bis Sie über meine Idee nachdenken, will ich ergänzen, dass man die Opernstars nicht nur in den schönen Sälen der Theater genießen kann. Jeden Sommer versammeln sich Liebhaber der Oper auf dem Platz vor dem Rathaus. Hier werden auf der riesigen Filmleinwand Opernfilme vorgeführt“. „Der Name des Wiener Opernhauses, der Staatsoper, ist unter euch Musikern ein fester Begriff. Aber was haben Sie über das Burgtheater gehört? Natürlich nichts, wenn Sie so die Achseln zucken. Es ist das älteste Theater und gleichzeitig das bedeutendste. Es ist schon mehr als 220 Jahre alt. Aber ich wollte Ihre Aufmerksamkeit eigentlich auf Folgendes lenken. Irina, soweit ich verstanden habe, ist die Chişinauer Nationale Oper, in der Sie Solosängerin sind, von Subventionen des Staates abhängig? Ich stelle Ihnen diese Frage nicht zufällig. Wie bekannt ist, wird der Beruf des Schauspielers nicht immer und nicht überall hoch geschätzt. In diesem Theater bekamen die Künstler seit seiner Gründung 1776 nicht nur Honorar, das ihrer Arbeit entsprach... Es ist nämlich vom physischen als auch vom psychischen Aspekt her eine schwierige Arbeit, auf der Bühne zu stehen und den Menschen zu helfen, von den alltäglichen Problemen abzuschalten. Ab dem 18. Jahrhundert befand sich das Burgtheater in der Hand des Kaisers, und den Schauspielern, die Staatsdiener waren, wurde auch eine Rente gezahlt. So wurde der Staat ihr Vormund, d. h., der schenkte ihnen große Aufmerksamkeiten und kannte ihre Sorgen. Welche Rente bekommen denn Ihre Künstler heutzutage im Theater? Sie sehen weg. Dann werden wir nicht über das traurige Kapitel sprechen, um Ihnen nicht Ihren Aufenthalt in Wien zu verderben. „Ei Fasching ist da Ach so, na ja.“ Wien bedeutet Fasching! Kennen Sie die Bedeutung dieses Wortes? Natürlich – der Karneval! Und wie man sich hier amüsiert, werden Sie nach der Übersicht der jährlich in der Hauptstadt durchgeführten Ereignisse verstehen. Die Stadtbehörden haben für 2007– 2008 ungefähr 2.000 Veranstaltungen geplant. Die beliebtesten und favorisierten sind die Vorneujahrmärkte mit den Weihnachtspaziergängen. Und natürlich werden sie von M u s i k begleitet! Ohne Musik kein Wien. Und wenn Sie nach Österreich kommen, so denken Sie daran, dass das Leben hier nach eigenem Rhythmus verläuft, eins, zwei, drei, eins, zwei, drei, eins, zwei, drei... Es scheint, dass auch die Donau Walzer tanzt. „Wiener, seid froh Oho, wieso?“ 194 Erlauben Sie, Fräulein Nikoletta, Sie zum Tanz einzuladen. Wir befinden uns mit Ihnen auf dem Bonbonball. Oder möchten Sie zum Blumenball oder zum Kaffeesiederball gefahren zu werden? Irina wird natürlich zur Staatsoper gefahren, weil dort die Ballsaison mit dem eleganten Opernball eröffnet wird. Obwohl, Sie haben die Qual der Wahl. In dieser Saison werden in Wien ca. 300 Bälle stattfinden. Oh, die Kutschen sind schon da! Eins, zwei, drei, eins, zwei, drei, eins, zwei, drei... Ist Ihnen ein wenig schwindlig? Entschuldigen Sie, ich bin wohl allzu eifrig. Ach, ich habe mich daran erinnert, dass im Südturm eine Wendeltreppe errichtet wurde! Um ehrlich zu sein: ich habe ein bisschen geflunkert und habe verschwiegen, dass es im Nordturm einen Aufzug gibt. Ich hoffe, dass Sie nicht allzu sehr beleidigt sind. Ich wollte Ihnen einfach nur klar machen, dass Sie in den zwei Wochen Ihres Aufenthaltes in meinem Land lernen, nicht nur alle steilen Stufen unserer gemeinsamen Reiseroute zu überwinden, sondern auch, dass man nicht alles sehen kann, wenn man ständig von oben nach unten sieht. Die Höhe des Südturmes beträgt 136 Meter. Und in diesem Zusammenhang erzähle ich Ihnen noch eine interessante Tatsache, die mit der Geschichte dieser Kathedrale verbunden ist. Sie kennen den Namen schon – Hauskirche oder Stephansdom. Das ist einer der bekanntesten Kulturbauten in der Welt. Er wurde 1147 während der Regierung der Habsburger zu Ehren des heiligen Stephan gebaut und nach ihm benannt. Aber ich möchte Ihre Aufmerksamkeit nicht auf sein ehrbares Alter, sondern auf etwas anderes lenken. Ihre Beine signalisieren, dass der Turm ziemlich hoch ist. Während des Österreichisch-Ungarischen Imperiums war es verboten, Gebäude höher als die Kirchen zu bauen“. „Eine sehr angenehme Nachricht für uns“, seufzen die Künstler erleichtert. Wenn man während jeder Exkursion die Stufen der Kathedralen von Wien einplant, so können wir nur hoffen, dass es im nächsten Turm zumindest zwei Stufen weniger sind!“ „Also oh...“, murmelt Markus enttäuscht. Sie haben meine Geheimnisse sehr schnell gelüftet. Aber ich denke, dass es zwischen uns keine geben sollte, wenn wir einander kennen lernen wollen. 195 „Ich habe mit Ihnen vor, noch ein Fußtraining durchzuführen. Aber diesmal müssen wir unter die Erde gehen.“ „Markus! Was hast du denn nun schon wieder vor! Deine Überraschungen könnten unsere Gesundheit negativ beeinflussen! Schau dir Cătălin und Nicu an. Sie können bis jetzt immer noch nicht richtig durchatmen. Am Abend werden sie nicht irgendwo sondern in Wien auftreten! Und du hast wahrscheinlich vergessen, dass sie Blasinstrumente spielen! Unsere Pianistin ist nicht mehr im Stande, die Pedale des Klaviers zu treten, weil ihre Beine noch von der ungewohnten Belastung zittern. Und Witalij Pahomov wird eine Reportage mit „wackelnden“ Bildern produzieren. Irina Sciogoleva hat mit Schwindel zu kämpfen. Und...“ „Stopp, Stopp, Stopp“, winkt Markus mit den Händen ab. „Ich habe alles verstanden – ihr braucht eine Pause. Dann werden wir jetzt in ein sehr originelles Café gehen. Ich möchte Ihnen einen traditionellen Wiener Strudel und eine Tasse Cappuccino anbieten. Auf dem Weg dahin können wir uns am Denkmal von Mozart fotografieren lassen, außerdem zeige ich Ihnen, wo sich die Vertretung von OSCE, das Heimatkunde- und die Historischen Museen sowie das Museum der darstellenden Kunst befinden. Bevor wir jedoch dorthin fahren werden, sehen wir uns noch ganz kurz den östlichen Teil des Stephanshauses an“. „Das ist aber...“, rufen die Jungs begeistert aus. „Innerhalb der Kathedrale gibt es noch eine Kirche! Sie befindet sich unter der Erde!“ „Na? Ist die Überraschung gelungen?! Seid ihr beeindruckt?“ fragt Markus zufrieden. „Wie Sie sehen, werden hier Ausgrabungen durchgeführt und die Wiederaufbauarbeiten sind im vollen Gange. Wenn das Gebäude vollständig restauriert sein wird, lade ich Sie extra nach Österreich ein“. „Nein-nein! Danke. Bitte keine Stufen mehr. Wir erfahren über die Zahl etwas aus dem Nachschlagewerk. Und was, wenn der Architekt entschieden hat, sich selbst zu übertreffen?!“ „Apropos Architekten. Oder um präziser zu sein, über einen von ihnen, weil die Kathedrale des Heiligen Stefans von mehreren Meistern projektiert wurde. Es ist vollkommen klar, dass es damals keinen Fotoapparat gab, aber schöpferische Menschen sind, wie wir wissen, ziemlich ehrgeiziger Volk. So wie unser mährisch-österreichischer Baumeister und Bildhauer Anton Pilgram (1460 - 1515). Hier, ganz unten auf der Stützsäule, auf einer der Steinplatten, hat er ein Porträt eingemeißelt. Natürlich war diese seine Tat ziemlich ungehörig, er hätte dafür bestraft werden können. Wahrscheinlich wissen Sie aus der Geschichte, dass die Kirche es vielen Meistern verbot, ihren Namen in den Kathedralen an die große Glocke zu hängen. Aber wie Sie sehen, gab es auch Mutige, denen wir zu danken haben, dass wir heute die Möglichkeit haben zu sehen wie der Meister aussah. Anton hat eine sehr ausdrucksvolle Mimik. Finden Sie nicht? 196 Und jetzt, los! Im Walzertempo machen wir Bekanntschaft mit der Wiener Küche. „Nikoletta!“ „Ja, Markus“. „Wie ich sehe, du bist von allen die Standhafteste, läufst, hüpfst, als ob du tanzt. Übrigens, gestern in eurem ersten Konzert in Saint-Valentin war dein Auftritt ein toller Erfolg. Es stellte sich heraus, dass Du nicht nur eine Geigerin, eine Vokalistin und eine Tänzerin, sondern auch noch eine prächtige Erzählerin bist. Und jetzt, während wir in diesem gemütlichen Café sitzen, möchte ich dich um etwas bitten. Ahnst du es? Wiederhole bitte für mich die Legende über den Mărţişor. Wir werden hier eine kleine Probe durchführen. Fang an, ich höre aufmerksam zu.“ „Seit langer Zeit wächst in Moldova eine Blume von ungewöhnlicher Schönheit, mit weißen zarten Blütenblättern und brüchigem, Stiel. Sie erblüht immer am selben Tag – am 1. März und heißt ghiocel – Schneeglöckchen. Kaum kommen die ersten Sonnenstrahlen, kündet es die Ankunft des Frühlings mit. „Leute, freut euch! Der Winter geht weg!“ Eines Tages erfuhr eine böse Zauberin davon und entschied, den Frühling aufzuhalten, indem sie die Erde mit einer dicken Schneedecke bedeckte. Aber die Blume gab nicht auf und streckte sich weiter der Sonne entgegen. Als das die böse Zauberin sah, wollte sie die Blume bestrafen und pflanzte an die Stelle, wo sie wuchs, ein stachliges Gebüsch. Der Frühling sah es und stürzte zum Schneeglöckchen, um ihm beizustehen. Als es ihm aber die Hände entgegenstreckte, stach sie sich und einige Blutstropfen fielen auf ihre weißen Blätter. Und genau in diesem Moment, als der Frühling die Blume berührte, wurden die Schneewolken vertrieben und die Sonne kam hervor. „Freut euch, Leute!“ rief sie aus. „Der Frühling ist gekommen! Und seitdem ist es am 1. März in Moldova Tradition, sich gegenseitig mit Mărţişoren zu beschenken. Die roten und weißen Blätter der Blume symbolisieren die Ankunft des Frühlings“. „Danke, Nikoletta. Den Mărţişor, den du mir gestern geschenkt hast, werde ich für diesen Feiertag als Andenken aufbewahren. Es ist aber interessant zu wissen, wie der Mărţişor in Moldau begangen wird?“ „Markus, lass die Jungs in Ruhe ihren Cappuccino genießen. Ich erzähle dir währenddessen die Geschichte des Musikfestivals „Mărţişor“, das in der Hauptstadt der Republik, in Chişinău, jährlich durchgeführt wird. Der Initiator dieses Festivals war Alexander Sergheevich Fediko, der in den 60-ern die Abteilung für Künste des Kulturministeriums in Moldova leitete. Die Hauptidee des Festivals besteht darin, Menschen verschiedener Länder durch die Kunst zu vereinen. „Mărţişor“ ist so ein internationaler Feiertag, an dem Musiker aus der ganzen Welt teilnehmen. Er findet in Chişinău statt. An zehn Tagen, vom 1. bis zum 197 10. März empfängt die Hauptstadt Gäste aus vielen europäischen Ländern, auch aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Ich bin sehr froh, dass die Idee von A. S. Fediko bis jetzt lebendig ist, und ich fühle mich sogar in gewissem Maße als sein Nachfolger, weil ich schon zum dritten Mal unmittelbarer Teilnehmer dieses Festivals war. Zuerst in Moldova, dann in Deutschland und jetzt auch noch in Österreich. „Konstantin, erzähle bitte ein wenig ausführlicher darüber. Wir haben uns doch alle getroffen, damit wir mehr von einander erfahren.“ „Mit Vergnügen, Markus, weil der Frühling und das Erwachen der Natur eine Feier des Lebens sind. Das bedeutet Feiertag und gute Stimmung! Alexander Sergheevici Fediko Fangen wir mit Moldova an. 2004 hat unsere Gesellschaft eine Einladung des Kulturministeriums der Republik Moldau bekommen, am 38. Festival teilzunehmen. Natürlich sollte Deutschland ein professionelles Kollektiv vorstellen, deshalb setzte ich mich mit den Mitarbeitern der Abteilung „Musik II“ vom Goetheinstitut in Verbindung und bot an, nach ihrem Ermessen Musiker auszusuchen und vorzubereiten. So reisten der Posaunist K. Hemmasi, die Trompeter D. Negele und J.B Peter, der Waldhornspieler J. Kristof und der Tubist D. Hirte vom deutschen Blasquintett „Unglaublich“ zusammen mit mir nach Chișinău. Der „Mărţişor“ wird traditionell mit einem Gala-Konzert im Nationalpalast oder auch „Palatul Naţional“ eröffnet. Dort lernen sich die zum Festival kommenden Kollektive kennen. Natürlich treten nicht alle Künstler an diesem Tag auf, weil die Konzerte auf die ganze Periode des Festivals verteilt werden.“ „Welches Programm hatte der Mărţişor?“, fragt Markus. „Ich denke, dass es dem Geschmack des Publikums entsprach. Man kann sowohl Instrumentalmusik als auch Opern- und Konzertmusik hören. Natürlich werden für jedes Genre entsprechende Konzertplätze ausgewählt. Das können der große oder kleine Saal der Staatlichen Philharmonie, das Opernhaus, der Orgelsaal und der Nationalpalast sein. Ich glaube, dass ich alle aufgezählt habe. Ich möchte allerdings auf Nummer sicher gehen. Valentina? Habe ich nichts vergessen?“ „Ich glaube nicht. Soweit ich weiß, wurden keine neuen Paläste für die Künstler gebaut.“ „Sag, Konstantin, was hat das deutsche Quintett vorgestellt? Wie ich aus unserem Gespräch verstanden habe, ist es schwierig, das moldauische Publikum zu überraschen. Besonders jetzt, wo viele Musiker aus Moldova in Europa studieren und sogar einen ständigen Wohnsitz haben?! Ihrem Konzert in Saint Pölten nach zu urteilen, gibt es genügend Talente in der Republik. Sie haben uns sehr positiv überrascht und begeistert! Zum Schluss des Konzertes sagte der Vizepräsident der Gesellschaft der Österreichisch-Moldauischen Freundschaft, Herr Anton Heinzl: „Ich kann mit aller Gewissheit sagen, dass die Österreicher heute gehört haben, wie die musikalische Sprache eines an198 deren europäischen Völkers tönt – des moldauischen. Es war sehr interessant, sein eigentümliches Kolorit und die ungewöhnliche Melodik kennen zu lernen. Dank dem Auftritt der moldauischen Künstler haben die Österreicher einige nationale Besonderheiten dieses Landes kennen gelernt…“ „Ja, Markus. Wir haben uns davon überzeugt, dass die Österreicher die Kultur Moldovas mit besonderer Aufmerksamkeit aufnahmen“, bestätigt Cătălin. Erinnern Sie sich, was nach dem offiziellen Konzert in Saint Valentin war?“ „Eine improvisierte Fortsetzung. Ich erinnere mich sehr gut, weil ich daran als Interpret teilnahm. Es war ein nicht schlechtes moldauisch-österreichisches Vokalduett. Die beste Sopranistin der Chişinauer Nationaloper, Irina Sciogoleva, und der Bariton der Organisation „Österreichisch-Moldauische Freundschaftsgesellschaft“, sagte Markus zufrieden. „Vergessen Sie unseren österreichischen Freund, den Klavierspieler nicht, sowie…“ „Markus. Du wirst jetzt alle übermäßig loben“, stoppte ich ihn. „Meiner Meinung nach passt Du dich der künstlerischen Umgebung schnell an. Aber, wie ich feststelle, bleibt meine Bemerkung ohne Reaktion. Du bist, wie man sagt, auf den Geschmack gekommen.“ „Konstantin! Du ärgerst dich umsonst“, wirft mir Markus vorwurfsvoll vor. „Es handelt sich um ernste Sachen. Warum soll man sich verstecken? Damit eine ähnliche kulturelle Bekanntschaft Moldovas mit Österreich und umgekehrt von Österreich mit Moldova, unseren Organisationen, der „Österreichisch-Moldauischen Freundschaftsgesellschaft“ und des „Кulturvereins Moldova e. V.“ stattfinden konnte, wurde eine riesige Vorarbeit geleistet! Nur Uneingeweihte vertreten die Meinung, dass es vollkommen ausreiche, sich in Verbindung zu setzen und damit sei die Sache erledigt. Wie du nach 10-jähriger Erfahrung der Organisationsleitung weißt, ist alles nicht so einfach. Darüber äußerten sich auch der Botschafter der Republik Moldova in Österreich, Herr Victor Postolachi, und das Mitglied 199 des Europäischen Parlamentes, Christa Prets, sowie die Stadträtin von St. Valentin Mag. Kerstin Suchan. „Du kannst auch weiterhin so bescheiden tun, aber ich kann dir sagen, dass ich in St.Valentin österreichische Volkslieder in unserer inoffiziellen „session“ nicht schlecht gesungen habe. Ich glaube, dass es dieser Begriff ist, den die Musiker für die Treffen verwenden?“ „Gut, Markus. Du hast mich überzeugt“, stimme ich zu. „Wovon? Von meinem Gesang?“ lacht er. „Zweifellos!“ antwortete ich ihm im ironischen Ton. „Du hast völlig Recht, dass ich dir und auch vielen anderen Österreichern, die wir in diesen Tagen kennen gelernt haben, mit Freude nicht nur die Hilfe des Nachbarn anbieten werde, sondern auch freundschaftlich sagen kann: „Willkommen in Deutschland!“ „Du musst nicht übersetzen. Ich habe dich gut verstanden. Hast du etwa vergessen, dass ich auch Russisch, Französisch, Spanisch und Englisch spreche? Und ich habe es sogar geschafft, einige moldauische Wörter zu lernen. Konstantin, ärgere dich nicht. Ich rühme mich überhaupt nicht. Ich glaube einfach, dass man, wenn man mehrere Sprachen beherrscht, niemals einsam ist, und vor allem können mich mehr Leute verstehen – nicht nur mein Nachbar. Jetzt versuche ich, Ihnen das zu demonstrieren. „Bine ati venit in Austria, Valentina! Dobro poshalovat v Avstrjiu, Irina! Seid alle herzlich in Österreich willkommen!“ wendet sich Markus zu guter Letzt allen zu. „Danke! Multumesc! Spasibo!“ antworten die Künstler im Chor. „Ich bin froh, dass wir uns so schnell gegenseitig verstehen. Oder, wie Herr Heinzl in seiner Rede sagte: „… dank dem kulturellen Austausch, werden wir die Brücke des gegenseitigen Verständnisses zwischen unseren Ländern aufbauen…“ Apropos Brücke. Es steht uns noch bevor, über eine Brücke zu gehen, die sich an der Donau befindet. Danach will ich Ihnen noch einige Straßen und Plätze zeigen und später werden Sie etwas Ungewöhnliches sehen. Natürlich steht uns ein langer Weg bevor, aber man könnte mit der Straßenbahn fahren. Allerdings möchte ich, dass Sie die ganze majestätische Schönheit der Hauptstadt des Habsburger Imperiums sehen können.“ „Danke, Markus. Wir denken, dass unsere Beine das Riesenausmaß von Wien, sowohl in der Höhe als auch in der Breite, gespürt haben“, bemerken die Jungs. „Aber wir sind damit einverstanden. Die Luft und die ungewöhnliche Atmosphäre der Stadt verdienen das“, sagen die Künstler begeistert.“ „Dann lauft langsam, um sich an ihrer Geschichte satt zu sehen. Und schaut euch aufmerksam um, weil jedes Gebäude buchstäblich davon geprägt ist…“ „Markus. Wir riechen Cappuccino und heiße Schokolade“ erinnern ihn die Jungs. „Kein Problem. Ich werde mich nach Möglichkeit bemühen, das Versprechen einzuhalten. Außerdem ist es kein Problem, einen Ort in Wien zu finden, wo man einen leckeren Cappuccino zubereitet. Um so mehr, dass man nicht zu suchen braucht. Hier gibt es genug solcher Einrichtungen. Vielleicht ist es übertrieben, aber früher konnten die Wiener Cafés sowohl der Anzahl, als auch der Qualität nach mit den hiesigen Konzertsälen konkurrieren. Am Anfang des 19. Jahrhunderts schossen in Wien für die Musikliebhaber viele Konzertcafes wie Pilze aus dem Boden. Stellen Sie sich folgendes Bild vor. Sie kommen zum Beispiel an einem dieser Cafés vorbei. Bitte, kommen Sie rein. Also, treten Sie ein, um eine Tasse Kaffee zu trinken und mit Freunden über Neuheiten der Kultur zu disku200 tieren. Sie setzen sich an Ihren Lieblingstisch und rufen nach dem Kellner. Da kommt er schon. Nehmt das Menü mit den angebotenen Getränken und wählt aus, was euch gefällt. Gleichzeitig bitte ich euch, die ungewöhnliche Lage zu registrieren. Sie haben bemerkt, dass die Innenausstattung dieses Cafés nicht traditionell ist. Seine Einrichtung und die Möbel haben sich in 100 Jahren nicht verändert, damit man das Gefühl hat, dass man von einer Atmosphäre verschiedener Epochen der Kaiserstadt umgeben ist. In Wien kann Ihnen nicht nur die Architektur der Gebäude über ein vielfältiges und merkwürdiges Leben erzählen. Jede Ecke, jeder Straßenname, jede Gasse dieser denkwürdigen Stadt hat ihr eigenes Geheimnis“. „Markus. Du magst deine Stadt sehr, weil Du mit so viel Liebe über sie erzählst“, stellen die Jungs fest. „Sie haben Recht. Ich glaube nicht, dass man andere Gefühle für Wien entwickeln könnte und ich bin davon überzeugt, dass sich jeder Österreicher mit der Wien gebührenden Sorge und Aufmerksamkeit zu ihr verhält. Uns Österreichern bedeutet unser Land sehr viel! Können wir uns denn nicht im Superlativ über unsere Heimat äußern? Ungeachtet vieler Katastrophen, die Österreich erlebt hat, und des ehrbaren Alters des Landes, gelang es, das Land ausgezeichnet äußerlich zu erhalten. Sind unsere Damen mit mir einverstanden? Übrigens, ist das Wort „Wien“ im Russischen und im Moldauischen weiblich. Ich denke, dass sich Wien noch viele Jahrhunderte erlauben darf so zu kokettieren. Und wir, ihre Bewohner, werden ihr dabei helfen. Außerdem fühle ich, dass die Geschichte meines Landes auch ein Teil meiner Biografie beinhaltet. Meine Vorfahren kamen hier auf die Welt und lebten hier. Ich weiß natürlich nicht über alle Bescheid, aber sie sind meinem Österreich gut bekannt. Über sie habe ich auch etwas aus existierenden Aufzeichnungen erfahren.“ „Markus! Du singst so prima. Und wenn Du plötzlich der Nachfahre irgendeines bekannten Komponisten bist?“ erkundigen sich die Künstler schadenfroh. „Wenn Ihr ironisch werdet, dann werde ich nicht mehr für euch singen. Sprechen wir lieber über Komponisten. Ob es unter meinen Verwandten große Komponisten gab, ist schwierig zu sagen, aber ich weiß genau, dass jemand von euch jetzt auf einer womöglich historischen Stelle sitzt. Wir befinden uns doch im Konzertcafé. An diesem Tisch könnten Strauß oder Brahms sitzen. Vollkommen wahrscheinlich, dass auf dieser Bühne jemand von ihnen sogar gespielt hat. Zum Beispiel, Beethoven. Auf dem Weg von Österreich nach Deutschland spielte er Variationen zum Thema... „Konstantin! Ich erinnere daran, dass wir unser Frühlingsthema „Mărţişor“ noch nicht beendet haben“, fiel Markus plötzlich ein. „Wir sind bei den Auftritten des deutschen Blasquintetts stehen geblieben“, erinnere ich mich. „Ich vermute, dass Ihr in Eurem Repertoire keine deutschen Volkslieder hattet?“ interessierte sich lachend unser Freund. „Auch wenn es so wäre, glaube ich nicht, dass es eine ernsthafte Konkurrenz für dich wäre. Um so mehr, als diese Musiker aus der klassischen Richtung kamen. Am 2. März 2004 gaben sie ein Solokonzert im Kleinen Saal der Philharmonie von „S. Lunkevich“. Die deutschen Musiker haben dem moldauischen Publikum stilistisch ein vielfältiges Programm vorgestellt. Es wurden bekannte Werke sowohl europäische als auch russischer Komponisten gespielt: Achille-Claude Debussy (1862 - 1918), Dmitri Schostakowitsch 201 (1906 - 1975), Richard Strauß (1864 - 1949), Franz Liszt (1811 - 1886). Es gelang ihnen, die Zuschauer in ihren Bann zu ziehen. Sie haben mit Dakapo einer Jazz-Bearbeitung bekannter klassische Werke gedankt. Du weißt doch, dass nicht jeder Jazz in dieser Art und Weise bearbeiten kann, besonders die klassischen Variationen. Natürlich war es für die Musiker angenehm, dass sehr viele Zuhörer zum Konzert kamen. Den wahrhaften Musiker begeistert doch nichts so sehr, wie ein voller Saal und eine gehörige Portion Beifall. Ich bin davon überzeugt, dass das Interesse der Chişinauer nicht zufällig war. Obwohl viele moldauische Musiker in europäischen Konservatorien studieren, war es für sie interessant zu hören, wie andere Künstler Werke aus dem weltweiten Musikrepertoire interpretieren und auslegen. Du stimmst mir sicher zu, dass neue Informationen niemals überflüssig sind, im Gegenteil einer professionellen Entwicklung weiterhilft. Das Konzert bot noch etwas Erfreuliches. Im Saal waren auch viele Anfänger anwesend. Der Auftritt der deutschen Kollegen wird für sie sehr nützlich für die weitere Zukunft sein. Wer die Geselligkeit der moldauischen Jugend kennt, weiß, dass sie ebenso, wie nach dem Konzert inoffizielle „sessions“ veranstalten. Ein kultureller, kreativer und informativer Austausch hat stattgefunden. Mit diesem Programm fuhren wir noch in andere Städte, nach Belţi und Comrat. Über die Auftritte des deutschen Quintetts wurde in der moldauischen Presse berichtet. Die Chişinauer Zeitung „Moldo/va suverana“ berichtete detailliert über den glänzenden Auftritt der deutschen Musiker. Der Autor des Artikels war von dem Konzert in der Philharmonie offenbar sehr beeindruckt, weil die Rezension im Superlativ geschrieben wurde. „… eines der am meisten beachteten Ereignisse des internationalen Festivals „Mărţişor“ wurde der Auftritt des Blasquintetts aus Deutschland. Das Quintett nahm an der Eröffnung des Festivals teil, sowie ist hervorragend im Kleinen Saal der Nationalen Philharmonie aufgetreten… 77 202 Ich weiß nicht, ob in der Zeitung auch erwähnt wurde, dass wir das uns gezahlte Honorar für die Teilnahme am Festival in Höhe von 3000 moldawischen Leis (umgerechnet ungefähr 200 Euro) den Organisatoren von „Mărţişor“ übergeben haben, um es in Fonds eines Kinderheimes in Moldova einzusetzen. Markus, das Ziel der Arbeit des „Кulturvereins Moldova e. V.“ ist der kulturelle Austausch zwischen Moldova und den Ländern Westeuropas. Deshalb haben wir uns entschieden, eines der Projekte unserer Organisation unter dem Titel „Mărţişor in Deutschland“ durchzuführen. Und am 1. März in 2007 sind die moldauischen Musiker zur Eröffnung dieser musikalischen Veranstaltung in Deutschland aufgetreten. Sie fand in der Botschaft der Republik Moldova in Berlin statt. Das deutsche Publikum war von der Kunst und von den Künstler begeistert: vom Sopran Elena Demirgean, von dem Flötisten und Solisten auf Volksinstrumenten Iacob Rotari, von der Geigerin Mariana Rotaru und von der kleinsten talentierten Geigerin, Sängerin und Tänzerin Nicoletta Chetreanu. Die Künstler haben den Deutschen über ihre nationalen Traditionen in Moldova erzählt. Ich hoffe, dass Du auf dem nächsten Moldauisch-österreichischen „Mărţişor“ auch andere kleine und talentierte Musiker aus Moldova hören kannst“ sage ich. „Offenbar sind sie wirklich etwas Besonderes, wenn Du mit solcher Begeisterung über sie sprichst, Konstantin. Über alle Teilnehmer am „Mărţişor“ hat man positive Rezensionen gelesen. Alle konnten sich davon überzeugen, dass die Wärme des moldauischen Frühlings auch das österreichische Publikum erwärmt hat. Ja, Konstantin, die zu uns gekommenen Musiker sind temperamentvoll, musikalisch talentiert und künstlerisch gut ausgebildet. Es gelang ihnen, das Eis des Misstrauens der Österreicher zur Kultur eines anderen Volkes schmelzen zu lassen. Ich denke, dass das lebenslustige Wien nach solch einem informativen und gehaltvollen Konzert nicht nur eine Ballsaison im Winter, sondern auch bald im Frühling durchführen wird! Ich hoffe, dass dieser Frühlingsfeiertag, der in diesem Jahr auch nach Österreich gekommen ist, der Anfang einer dauerhaften Zusammenarbeit unserer Organisationen wird. Ich bin davon überzeugt, dass die von uns durchgeführten Veranstaltungen ein wichtiger Beitrag in der Entwicklung der kulturellen Beziehungen zwischen Österreich und Moldau sind. 203 Ihr seid etwas traurig geworden, Jungs. Oder hat euch der Cappuccino nicht geschmeckt? Was? Das B-e-s-t-e! Ich bin froh, dass Wien auch in dieser Hinsicht Euren Erwartungen gerecht wird. So, worauf warten wir noch? Auf zum Unerforschten! Es bleiben noch einige Plätze, Parks und Straßen übrig bis wir am Ziel sind. Ärgert euch nicht. Ich mache nur Spaß. Das Ungewöhnliche ist neben uns. Man muss nur um die Ecke biegen und dort werdet ihr sehen…“ „Das ist ja-a-a! So was haben wir uns wirklich nicht vorstellen können! Als ob wir in ein Märchenland geraten sind“, rufen alle begeistert aus. „Dieses Gebäude wird das Hundertwasserhaus genannt“. Das Haus wurde nach dem österreichischen Architekten Hundertwasser benannt. Das ist ein schöpferisches Pseudonym, weil sein richtiger Name Stowasser (1928 - 2000) lautet. Sein Vorname ist Friedrich. Wahrscheinlich gelang es Friedrich Hundertwasser gerade durch die erfolgreiche Kombination von einfachen und ungewöhnlichen Dingen eine weltweite Berühmtheit zu erlangen. Seit vorsichtig beim Gehen, keine Sorge. Im Fußboden ist nichts eingebaut und nichts Schreckliches wird von da herausspringen. Ich warne Sie nur, weil der Fußboden in diesem Haus sehr uneben ist. Wegen den Unebenheiten können Sie stolpern. Abends ist das Konzert und ich will nicht, dass Sie die Bühne hinkend betreten. Deshalb umgehen Sie die scharfen Ecken während der Besichtigung. Doch das ist nicht richtig. Gerade das Fehlen von Ecken oder scharfer Ecken oder überhaupt irgendwelcher Ecken ist eine eigentümliche Besonderheit seines Schaffens. Sehen Sie, jetzt habe ich über Friedrich geredet, als ob er auch ein Maler wäre. Diese 204 Behauptung ist allerdings nur teilweise richtig. Helle, kräftige Farben dominieren in all seinen Werken, die man als architektonische Meisterwerke bezeichnen kann. Wenn ich sie mir ansehe, dann sehe ich eher künstlerische Linien, keine Steinbauten. Sie sind so ausdrucksvoll und dynamisch. Sofort entsteht die Illusion von Bewegung. Ich kann keine genaue Bestimmung finden. Ich hätte gesagt, dank „der schwimmenden“ Konfiguration des Gebäudes. Schauen Sie. Erscheint es Ihnen nicht auch so, dass gebogene Linien sowohl von innen als auch von außen das Haus vom allgemeinen Hintergrund des statischen, monumentalen Baus abheben? Ich hätte mich nicht verwundert, wenn man mir gesagt hätte, dass sich bei ihm nicht nur das Dach, sondern sich auch das Fundament an der Seite befindet. Jungs! Warum lacht ihr? Habe ich etwas falsch gesagt? Gibt es im Russischen etwa nicht diesen Ausdruck: „das Dach auf der Seite?“ Er wird meistens dafür verwendet, was in Wirklichkeit nicht ganz den Sehgewohnheiten der Mehrheit entspricht. Aber wissen Sie, manchmal, wenn ich solche ungewöhnlichen Werke von Architekten und Maler sehe, denke ich daran, dass nicht ihnen, sondern dem Rest der Welt ihre ganze Pracht verwehrt bleibt, da sie für diese unverständlich bleibt. Zum Beispiel das Schaffen von Bach und Mozart. Damals hielt die Mehrheit der Menschen ihr Talent für eine Abweichung von der, in der Gesellschaft geltenden Norm. Später als ihre Genialität von dieser Mehrheit angenommen wurde, gelang es nicht jedem, innerlich bis zur Höhe ihres „Daches“ vorzudringen. Selbst wenn man sich auf Zehenspitzen stellen würde. Aber Sie machen sich immer noch über mich lustig“, sagt Markus beleidigt. „Wir lachen nicht über dich. Sieh dir Nicu an! Er hat sich auf Zehenspitzen gestellt!“ schrien die Jungs. „Hab´ verstanden. Offenbar versucht er, jemanden zu erreichen. Was hast Du dort gesehen, Nicu? Übrigens, er hat Recht. Wir nähern uns dem zentralen Tor des Stadtparks, in dem sich viele Denkmäler ungewöhnlicher, genialer und großer Menschen befinden. Dann werden wir nicht hinter Nicu zurückbleiben und versuchen, sie zu sehen. Wollen wir, dass ich hier ein Foto von Ihnen mache?! Ich denke, dass das ein originelles Bild werden wird. Aber stellen Sie sich nicht auf die Zehenspitzen, sondern springen Sie“, schlägt er vor. „Markus! Du bist wirklich wie ein Kind! Was werden die Leute von uns denken?“ empören sich die Künstler. „Sie werden denken, dass Sie vom allgemeinen Hintergrund abstechen. Schauen Sie sich noch einmal um! Haben Sie immer noch nicht gemerkt, dass Wien eine ungewöhnliche Stadt ist!“ ruft er aus. „Also, auf „drei“… „Bravo! Die Aufnahme hat geklappt…“ „Ausgezeichnet!“ ergänzen die Jungs begeistert. 205 „So soll es sein! Das ist im Stil meines Landes. Damit werden in einer harmonischen Art und Weise Einfaches und nicht Alltägliches miteinander kombiniert“, bemerkte Markus zufrieden. „Davon werden Sie sich noch einmal überzeugen können, wenn Sie das Gebäude sehen, in dem Sie heute Abend auftreten werden“, versprach er. „Es befindet sich im zentralen Teil der Stadt und Konstantin muss sehr vorsichtig sein“. „Nein-nein. Die Straße ist hier gerade. Sie ist sehr eng, und deshalb gibt es nicht genug Platz für die Wendemanöver und einen Parkplatz. Ich werde die Exkursion durch den Stadtpark nicht vergessen. Wir machen sie morgen, da man viel Zeit braucht. Für den Verkehr durch das alte Wien muss man zusätzliche Fahrkurse belegen. Aber Konstantin hat erfolgreich die Kurve geschafft, und jetzt kann man ohne Hektik in den Hof fahren. Das war´s. Wir sind angekommen. Kavaliere vorwärts, die Damen hinter her“, unterweist uns Markus. „Warte auf uns“, bitten ihn die Künstler. „Was für ein prächtiges Gebäude! Wir sind wieder in ein Märchen geraten!“ rufen alle erstaunt aus. „Ich bin froh, dass Sie die richtige Bezeichnung für mein Österreich – märchenhaftes Land – gewählt haben! Und jetzt müssen wir uns beeilen. Es werden viele Gäste kommen und wir werden, wie immer, das Treffen auf hohem Niveau durchführen“, bereitet uns Markus vor. „Die Architektur dieses Gebäudes, in dem sich früher die Bezirksstadtverwaltung befand, ist auch innen wunderschön. Also, beeilen Sie sich“, ruft er.“ „Jungs! Wiederholen wir die Reihenfolge Ihres Auftritts auf der Bühne“, wende ich mich an die Künstler. „Irina wird die Bühne nach der Rede des Botschafters aus Moldova, Herrn Postolachi, betreten. Sie wird die Legende über den „Mărţişor“ auf Deutsch vorlesen. Danach wird Markus einige Worte sagen. Nach ihm, vor dem klassischen Teil des Konzertes, werde ich dem Publikum über Moldova erzählen. Weiter wird das Konzert von Valentina eröffnet. Sie wird das Violinkonzert von Antonio Vivaldi (1678–1741) spielen, Nicu auf der Flöte – das Flötenkonzert von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791) und das „Neapolitanische Lied“ von Pjotr Tschaikowski (1840 - 1893), Cătălin – den „Venezianischen Karneval“ von Gaetano Pugnani (1731 - 1798), Irina wird die Arie Musette aus Oper „La Bohème” von Giacomo Puccini (1858 1924) singen. Danach verlasst ihr die Bühne für einen Moment um die Nationaltrachten anzuziehen. In dieser Zeit erzähle ich etwas über Moldova und bei den letzten Worten „jetzt werden Sie moldauische Folklore hören“ beginnt Irina laut und deutlich auf der Tobe zu klopfen. Daran muss man dich nicht erinnern, da das bei dir sowieso prima klappt. Hast du doch nicht umsonst auf dem Wettbewerb in Chişinău den Titel „Bestes Trommelweib des Bezirkes“ bekommen. Und jetzt werden wir Noten, Instrumente und die Kleidung überprüfen. Haben wir auch nichts in der Garderobe vergessen? Die Gäste betreten schon den Saal. Jetzt ist es nicht angebracht, vor dem Auftritt noch einmal hinauszugehen. 206 Achtung! Herr Postolachi beendet seine Rede“, warne ich die Mitwirkenden. „Achtung! Wir beginnen!“ „Guten Abend sehr geehrte Damen und Herren!“ begrüße ich die Anwesenden. „In diesem Jahr macht die deutsche Kulturorganisation „Кulturverein Moldova e. V.“, deren Vorsitzender ich bin, die Österreicher zum ersten Mal mit der Kultur der Republik Moldova bekannt. Die Verwirklichung unseres Projektes „Mărţişor“ in Österreich wurde dank der Hilfe und Unterstützung der Mitglieder der österreichischen Organisation „Österreichisch-Moldauische Freundschaftsgesellschaft„ möglich. In erster Linie möchte ich ihrem Vorsitzenden und unserem Freund Herrn Markus Strohmeier aufrichtig danken. Die ganze Zeit, die wir bei Ihnen sind, hat er uns ständig begleitet. Aus seinen Erzählungen haben wir viel Interessantes über das österreichische Land – seine Geschichte und sein Volk erfahren. Ich hoffe, dass unser Treffen nicht nur der Festigung der kulturellen Beziehungen zwischen drei Völkern, dem deutschen, moldauischen, österreichischen, sondern auch dem intensiven Austausch von Informationen über unsere Länder dienen wird. Das ist besonders aktuell, weil Vertreter einer neuen Generation des moldauischen Staates zu Ihnen gekommen sind. Ich denke, dass Sie mir zustimmen, dass man gerade ihr, der jungen Generation, umfangreiches Wissen auf allen Gebieten – in der Politik, Wirtschaft, Kultur vermitteln muss. Ich denke, dass es dieser Austausch von Informationen ist, der in diesen zwei Wochen in Österreich erfolgt ist, ihnen helfen wird, einen eigenen progressiven Staat aufzubauen! Und jetzt, bevor Sie einige musikalische Besonderheiten der moldauischen Kultur kennenlernen werden, möchte ich Ihnen über eine von ihnen erzählen. Die Musiker werden jetzt mit ihrem zweiten Teil des Konzertes – dem folkloristischen – beginnen. „Strigături“ oder „die Ausrufe“. Das sind die Vierzeiler mit satirischem oder humoristischem Inhalt. Häufig werden sie als Texteinfügung in der Instrumentalmelodie verwendet. Sie können an Festabenden, bei Volkstänzen oder zur Ernte gesungen werden. Ihre Thematik ist vielfältig. Also, Folklore aus der Republik Moldau!...“ „Eins, eins-zwei, eins-zwei. Eins, eins-zwei, eins-zwei“. 207 „Markus. Es ist kein Rhythmus des Wiener Walzers, sondern „strigaturi“. Schlage in die Tobe nicht zu Weich, sondern stark, damit sie in ganz Österreich hörbar ist. Nimm das Stäbchen und versuche noch einmal. Tа, tа-tа, tа-tа. Та, tа-tа, tа-tа. „Das ist schon besser“, muntern wir Markus auf. „Und jetzt versuche den Text zusammen im Rhythmus zu sagen. Du kannst ihn sogar rufen. Und … „Unde joacă moldovenii Acolo pământul jeme. Unde moldoveanu joacă, Acolo pământul crapă“. „Super!“ loben ihn alle. „Du tanzt ja sogar! Genau wie im Text: „Wo die Moldauer tanzen, dort schüttelt sich die Erde. „Konstantin!“ wenden sich die Musiker an mich. „Es ist an der Zeit, dass Ihre Organisation ein neues Projekt entwickelt? Raten Sie welches? „Die österreichische Organisation „Österreichisch-Moldauische Freundschaftsgesellschaft“ zu Besuch beim „Кulturverein Moldova e. V.“, schlagen die Künstler vor. „Unsererseits gibt es keine Probleme. Ich habe schon früher gesagt: „Willkommen in Deutschland! Komm allerdings lieber nach Moldau, aber als Teilnehmer des „Mărţişor“. Ich bin überzeugt, dass deine Interpretation österreichischer Volkslieder beim Festival Furore machen wird!“ empfehle ich Markus.“ „Von unserer Seite aus gibt es auch keine Probleme. Markus, bist du einverstanden? Dann beginnen wir sofort mit der Probe“, meinte Irina ernsthaft. „Ich bin bereit, mit dir zu üben“, erklärt sie. „Nei-ei-ein! Ich bin müde! Wir bräuchten eine Pause, um noch im Stadtpark spazieren zu gehen!“ bat Markus. „Hurra-a-a-a-a! Diesen Vorschlag von dir haben wir erwartet!“ rufen alle froh aus. „Ach, ihr, Schlauköpfe. Ich hatte sowieso versprochen, nach dem Konzert eine Stadtführung zu machen. Um so mehr, als euer gestriger Auftritt in der Stadtverwaltung ein großer Erfolg war. Wir werden es natürlich nicht schaffen, uns den ganzen Park anzuschauen, aber etwas Interessantes werdet Ihr doch sehen. Ich weiß, dass es unter euch Mozartverehrer gibt. Wir werden neben seinem Denkmal Fotos machen. Ich werde euch nicht mehr zwingen zu springen, weil das Genie dieses Komponisten unerreichbar ist. Aber ich hoffe, dass ihr einverstanden seid, neben dem Denkmal zu posieren. Ach, sogar mit Vergnügen? Und nicht nur als Erinnerung an Mozart. Ich bin überzeugt, dass es euer Wunsch ist, euren Freunden und Familienangehörigen dieses Foto zu zeigen. Warum? Gleich werdet Ihr es sehen. Eine ziemliche , nicht standardgerechte Lösung. Vielleicht passt der moderne Ausdruck „Design“ nicht ganz an diese Stelle, aber das vor dem Denkmal angelegte Beet sagt viel über das schöpferische Herangehen seiner Projektanten aus. 208 Die Idee, aus Blumen einen Violinschlüssel zu machen, hat nichts mit dem Schöpfer des Denkmals zu tun, wurde aber zu einem wesentlichen Teil dieses architektonischen Ensembles. Gehen wir weiter? Was ist mit Ihnen? Schon müde? Wir sind doch nur einige Stunden spazieren gegangen! Ach, Sie haben sich hingesetzt, um die Sie umgebenden Schönheiten und Sehenswürdigkeiten zu genießen. Ja, Sie haben Recht, wenn Sie sagen, dass man von Wien nicht müde werden kann. Durch Wien kann man sehr lange spazieren gehen und sehr viel erzählen. Hier schlägt der Lebenspuls meines Landes, weil Wien das Herz der österreichischen Erde ist. Und sogar dann, wenn Sie alles über mein Österreich sehen und erfahren haben, werden Sie immer hierher zurückkehren wollen. Es ist wirklich m ä r c h e n h a f t! Aber wollen wir uns nicht entspannen? Bis zu Ihrer Abreise sind es noch einige Tage und Sie werden es schaffen, noch das Schloss Schönbrunn und das Museums Quartier in den ehemaligen Hofstallungen zu besuchen. Seien Sie vorsichtig, dass Sie sich nicht zu sehr verausgaben! Ansonsten bleiben keine Kräfte für das letzte Konzert übrig! Das Publikum wird auf einmal sehr ernst, denn es werden Vertreter aus dem österreichischen Parlament erwartet“, warnt Markus alle. „Wir sollten jetzt in unseren Exkursionen eine kleine Pause machen. Nicht wegen des Mittagessens. Wir werden später essen. Ich schlage allen vor zu proben. Ich werde den Rhythmus schlagen, indem ich in die Hände klatsche. Und… Eins-zwei, eins-zwei, eins. Eins-zwei, eins-zwei, eins. „Învărteşte roată moarii Bade Vasile, Să fie ploaea, să fie pâne“ Laut Szenario wird dann meine abschließende Rede kommen. „Meine Damen und Herren!“ So werde ich mich an die Gäste wenden. „Im Namen aller und insbesondere unserer Organisation „Österreichisch-Moldauische Freundschaftsgesellschaft“ möchte ich mich bei unseren Freunden aus Moldova für das schöne, von ihnen dargebotene Konzertprogramm bedanken. Eine große Verantwortung in ihrer Vorbereitung und Organisation trug unser deutscher Partner des „Кulturvereins Moldova e. V.“. Ich sage Herrn Pawljuk für seine persönliche Teilnahme an allen in diesen zwei Wochen durchgeführten Veranstaltungen ein großes Dankeschön und hohe Anerkennung aus. Ich meine nicht nur seine Rolle als Vorsitzender der Kulturorganisation, sondern auch 209 als Moderator und als ein prächtiger Musiker und Kenner vieler Musikinstrumente. Ich glaube, dass dieser Moment eine wesentliche Bedeutung bei der Knüpfung kultureller Beziehungen zwischen Österreich, Moldau und Deutschland hat. Ich hoffe sehr, dass sie sich weiter entwickeln und immer stärker werden“. Als Andenken an unsere Organisation möchte ich unseren Freunden kleine Geschenke überreichen und ihnen sagen: „Willkommen in Österreich!“ „Eins, zwei, drei, eins, zwei, drei, eins, zwei, drei.... Lehnen Sie den Kopf zurück, halten Sie den Rücken gerade. Vergessen Sie nicht, dass sich in Wien alles im Walzertakt bewegt! Fröhlicher, Freunde! Sie machen mal wieder langweilige Gesichter! Ist die Treppe sehr steil? Noch ein bisschen mehr anstrengen, und Sie werden neben mir sein. Hier sind nur.... Obwohl, wie viele Stufen es sind, daran erinnere ich mich nicht, aber ich weiß, dass wir uns in einer Tiefe von 10 Meter befinden“. „Markus! Hast Du dir wieder etwas ausgedacht!“ „Hört auf zu murren. Es sind heute doch so viele interessante Ereignisse gewesen! Erstens, es ist der 8. März! Und zweitens hatten Sie das Abschlusskonzert. Deshalb wollte ich sowohl den Feiertag als auch Ihren Aufenthalt in Österreich mit einer ungewöhnlichen Exkursion feiern. Oben haben wir fast alles gesehen, deshalb habe ich gedacht, dass es Zeit ist, mit Ihnen unter die Erde zu gehen. Nein, wir gehen nicht zur U-Bahn, sondern ins Restaurant, richtiger – in einen Wiener Weinkeller. Ich möchte Sie mit Wien in der Tiefe bekannt machen. Aha! Diesmal hat meine Idee bei Ihnen einen Sturm der Begeisterung ausgelöst! Beeilen Sie sich nicht und steigen Sie nicht so schnell herunter! Dieses Restaurant ist viele Jahre alt und hat steile Stufen! Alle sind scheinbar unten glücklich angekommen. Leidet jemand von Ihnen an Klaustrophobie? Dann setzen Sie sich an die Tische. Ich möchte Ihnen erzählen, dass Wien nicht nur eine Stadt der Kaiser und großer Musiker, sondern auch der Feinschmecker ist. Um es später nicht zu vergessen, gebe ich Ihnen die Fotos vom gestrigen Konzert. 210 Alle sind auf dem Foto. Das ist ausgezeichnet! Also, wo bin ich stehen geblieben?“ wendet sich Markus an alle. „Bei deinem beliebtesten Thema: das Essen!“ sagen die Jungs vor. „Die Österreicher legen nicht nur auf die Geschichte des Landes, seine Kultur, sondern auch auf das Essen und die Getränke großen Wert. Ob es stimmt, davon konnten Sie sich überzeugen, als Sie durch Wien spazieren gegangen sind. Finden Sie nicht, dass die Restaurants, die Cafés, die Kaffeehäuser, die Imbissstuben, und Weinkellereien der Zahl nach mit den kulturellen und historischen Bauten der Hauptstadt konkurrieren können? Ihre originelle Ausstattung zieht Ihre Aufmerksamkeit genauso schnell auf sich, wie die Architektur eines beliebigen Theaters. Jedenfalls ist es schwierig, sowohl an einem auserlesenen Restaurant oder einem der Weinhöfe im bäuerlichen Stil vorbei zu gehen. Hören Sie die Geige? Musik ertönt in Wien überall, sogar hier in der Höhe... ups, entschuldigen Sie, in der Tieflage von 10 Metern. Es gelingt Ihnen nicht, davor zu fliehen, weil in Österreich jeder dieser Weinkeller eigene Musiker hat. Und hierher kommt man nicht nur zum Essen, sondern auch um Musik zu hören und sogar zu tanzen. Haben Sie das Tempo nicht vergessen? Eins, zwei, drei. Eins, zwei, drei. Eins, zwei, drei... Valentina fragt, warum sich das Restaurant an so einem seltsamen Ort befindet? Erstens ist es ein Weinkeller, muss also unter der Erde sein, und zweitens... Versuchen Sie, es selbst zu erraten. Ja-a-a-a Cătălin. Deine Vermutung bestätigt deinen Humor. Du meinst, dass oben kein Platz mehr für den Bau ähnlicher Einrichtungen vorhanden ist? Und was denkt Witalij? Du vermutest, dass dieses Restaurant aus dem Mittelalter stammt, als die Stadt zwei türkische Belagerungen ertragen musste, 1529 und 1683? Bist darauf gekommen, weil an der Wand noch Spuren von den Kanonenkugeln zu sehen sind? Gut, ich werde Sie nicht mehr quälen, sonst werden Sie sich später bei allem beklagen, dass Markus Sie gezwungen hat, nicht nur die Treppen hoch und runter zu laufen, sondern Sie auch hungern ließ. Bald wird unser Essen fertig sein, aber zuvor möchte ich noch auf einen Moment hinweisen. Ich hoffe, dass es mir wieder gelingt, Sie zu überraschen. Sie haben noch nicht genug von unserem Gespräch? Nein? Ich bin froh, dass kein Brummen als Antwort kommt. Wie ich sehe, hat das Glas Wein gewirkt – Sie sehen ruhig und zufrieden aus. Die Winzerei in Österreich ist genauso alt wie die Hauptstadt. Seit der Steinzeit befindet sich Wien hier und war schon von Menschen besiedelt. Wenn man die große Fläche sieht, die für Weinberge genutzt wurde, kann man behaupten, dass die Österreicher die Kunst der Weinerzeugung seit langem beherrschen. Den historischen, uns überlieferten Dokumenten nach lebten meine Vorfahren ziem211 lich lange. Wahrscheinlich propagierten sie noch zu jenen Zeiten eine gesunde Lebensweise. Und die neuen Kneipen, deren Zahl mit der Zeit schnell zunahm, zeugen beredt davon, dass der Mensch der Steinzeit nicht gar so steinig war, d. h., zwar fest im Charakter war, sich aber regelmäßig auch Entspannung gönnte. Wein brauchte eine entsprechende Kondition, dafür sorgte auch unser „Höhlenunternehmer“. Der Wein aus dem Jahr 1784 wird von Tauschware zu einem auf dem Markt gefragten. Über Gewinn werden wir nicht sprechen. Wie heißt es auf Russisch – „Nicht alle Vergnügen kann man mit dem Geld messen?“ Habe ich mich richtig ausgedrückt, Irina?! Ich weiß nicht, wie viel Euro es kostet, um in den Genuss des berühmten Cabernet Sauvignon zu kommen. Hier in Österreich wird diese Weinsorte im Sommer mit Mineralwasser serviert.“ „Das ist doch die Spitze! In Moldova gibt es auch solch einen Brauch “, rufen alle aus. „Sehen Sie. Wie es sich herausstellt, hat das freundschaftliche Gespräch uns geholfen, viele Berührungspunkte zu finden, d. h., die jahrelang zwischen unseren Völkern verborgenen Tendenzen an die Oberfläche zu ziehen“, schließt unser Freund ab. „Markus. Alle Reden sind schon gehalten, es ist Zeit, einander gute Wünsche auszusprechen. Das bringen wir Dir bei. Übrigens haben unsere Bekannten aus Deutschland sehr gut gelernt: „La multi ani!“ oder kürzer: „Noroc!“ zu sagen. Der Sinn beider Wünsche ist gleich. Wir wünschen viele Jahre Glück und Gesundheit! Welche Wörter können besser sein? Bist du einverstanden? Markus! Wir heben dieses Weinglas auf deine Gesundheit!“ sagen wir im Chor. „Vielen Dank. Ich werde es auch so kurz machen. „Prost!“ „Bleiben Sie gesund! Dann werden Sie auch glücklich sein“, wünscht Markus. „Ach, Nicu! Trinke nicht so viel Selterswasser. Wenn Du gestern einen ganzen Kasten geschenkt bekommen hast, bedeutet das nicht, dass Du ihn auf einmal auszutrinken musst. Nimm das mit nach Hause und biete es Deinen Freunden an. Du kannst über das Geschenk, wie Du willst, verfügen. Das nächste Mal wirst Du zwei Kästen bekommen“, verspricht Markus. Hören Sie, die Geige spielt einen Wiener Walzer? „... Eins, zwei, drei, eins, zwei, drei, eins, zwei, drei… Die Musiker kommen zu uns. Irina, beginn zu singen! Wir werden dich unterstützen! Maestro, bitte. Musik!“ bitten alle. „Wiener, seid froh Oho, wieso? Ei, Fasching ist da Ach so, na ja.“ „Jungs! Vergesst nicht, täglich den Rhythmus von Wien zu wiederholen – eins, zwei, drei, eins, zwei, drei…“, erinnert Markus, als er die Künstler verabschiedet. „Nächstes Mal werden wir dir eine Tobe schenken. Solange schlag den Rhythmus der „Strigături“ mit den Händen – eins-zwei, eins-zwei. eins“, erinnern ihn die Musiker. „Bis zum nächsten „Mărţişor“, Freunde!“ ruft Markus dem abfahrenden Bus nach. 212 ZUR ZUSAMMENARBEIT MIT DIPLOMATISCHEN MISSIONEN „Lieber Herr Pawljuk ... Schließlich macht es noch mehr Spaß sich tagtäglich mit der Politik eines fremden Landes zu beschäftigen, wenn man auch Kultur und Leute kennt“. 78 „ Konstantin! Morgen wartet eine kleine Überraschung auf Sie“, teilt mir der Botschafter der Republik Moldova in Deutschland Dr. Igor Corman per Telefon mit. „Ich hoffe, eine angenehme?, frage ich ungeduldig. „Ich bezweifle sehr, dass Ihre Ungeduld Ihnen zumindest für eine Stunde Ruhe geben wird. Ich will Ihnen ein Geheimnis verraten, obwohl es für Sie schon keine Überraschung sein wird. Wir werden ohne Überraschungen auskommen. Geschenke werden auf dem Jubiläum des „Кulturvereins Moldova e. V.“ ausgeteilt. So wie es unsere jahrelange gute Erfahrung ist, werden wir alles besprechen, uns beraten, und dann werden wir unsere Schlussfolgerungen ziehen.“ „Ich wollte Ihnen vorschlagen, für einen Moment die Rolle zu tauschen und in der morgigen Veranstaltung nicht als Moderator des kulturellen Programms, sondern als Gast aufzutreten. Ich denke, dass Sie es sich in den 10 Jahren erfolgreicher Arbeit Ihrer Organisation verdient haben, einen Ehrenplatz in der ersten Reihe einzunehmen.“ „Aber …“, versuche ich etwas zu sagen. „Sie brauchen sich wegen des Konzertes keine Sorgen zu machen. Ich bin davon überzeugt, dass Sie mit den Künstlern genug geprobt haben. Keiner wird etwas durcheinander bringen, weil das Programm auch gedruckt vorliegen wird und jeder Eingeladene es bekommt.“ „Gut. Und wie ich…“, versuche ich erfolgslos etwas zu klären. „Also, wir verstehen uns. Gerade das habe ich nicht bezweifelt. Es ist wirklich angenehm, wenn man sich gegenseitig vom ersten Wort an versteht. Wir arbeiten doch schon 213 so viele Jahre zusammen. Und die Hauptsache – ohne Überraschungen. Dann alles Gute und bis bald.“ „Jungs! Ich bitte euch um eure Aufmerksamkeit!“ wende ich mich an die Künstler. „Bevor wir anfangen zu üben, muss ich Sie über die in unserem Programm gemachten Veränderungen informieren. Sie betreffen den Ablauf des Konzertes. Das Repertoire bleibt wie sonst. Zwischen dem klassischen Teil und dem folkloristischen wird wie immer keine Pause gemacht…“ „ Was ist los?“ unterbrechen sie mich. Wir werden es nicht schaffen, die Trachten anzuziehen! „Hört mich bitte bis zum Ende an, ohne mich zu unterbrechen. Diesmal werde ich euren Auftritt auf der Bühne nicht ansagen…“ „Aber warum?“ fragen sie fassungslos. „Es ist doch immer für den Konzertbesucher interessant, nicht Information nur über den Musiker, sondern auch über das von ihm interpretierte Werk zu erfahren. Viele Leute kommen nicht zum Konzert, weil sie nicht wissen, was sie mit ihrer freien Zeit anfangen sollen, sondern sie kommen, um zuzuhören und um möglichst viel Nützliches für sich mitzunehmen. Und das besonders, weil wir soviel Neues für die Deutschen haben. Und wer wird ihnen denn etwas über Moldova und seine Volksinstrumente erzählen?“ wollen die Künstler wissen. „Wieso diese Ungeduld?“ errege ich mich. „Bleibt ruhig. Alles wird gut gehen. Jeder kriegt ein Programm, in dem drin steht, wer hinter wem auftritt.“ „Entschuldigen Sie, aber die Situation ist uns nicht ganz klar. Ihren Worten nach werden wir ohne Ankündigung auf die Bühne hinausgehen? Wie Sie so gern zu sagen pflegen „nur unter dem Klopfen der eigenen Absätze?“ wundern sich die Musiker. „ Ich bin davon überzeugt, dass der Auftritt wie immer mit stürmischem Beifall enden wird“, beruhige ich sie. „Wissen Sie, Konstantin. Natürlich gilt Europa zu Recht als Modekönigin aber es kommt vor, dass Neuerungen nicht immer erfolgreich sind“, erklärt mir Mariana. „Ähnliche Experimente wurden sogar bei uns in Moldova, durchgeführt. Aber sehr bald hat man sie abgelehnt. Soweit ich weiß, sind sie auch in anderen europäischen Ländern längst veraltet. Ich denke, dass der mit dem Zuschauer geführte Dialog, die Kommunikation mit ihm, immer Mode bleiben wird. Sagen Sie bitte, wo werden Sie sich während des Konzertes befinden?“ fragen alle neugierig. „ Im Saal“, erkläre ich feierlich. „ O-o-o …“ atmen die Jungs erleichtert aus. „Wahrscheinlich werden Sie zum ersten Mal in Ihrem Leben bei Ihren eigenen Veranstaltungen als Zuschauer auftreten. Man könnte auch sagen „Glückwunsch zu diesem Debüt!“, rufen sie froh. „Werdet nicht ironisch. Vom Saal aus werde ich jeden Ihren Fehler bemerken und dann…“ „Wissen wir doch schon. Nicu wird für alle die Gammas spielen. Dafür sollten die Kleinsten Verantwortlich sein“, rufen die Künstler lachend. „Alles klar, Jungs. Spaß bei Seite. Ihr habt euch erholt und jetzt proben wir den gesamten Ablauf. Also, wir… oder besser gesagt, euer Auftritt wird am Ende des offiziellen Teiles, nach der Rede des Botschafters der Republik Moldova, Herrn Dr. Corman, stattfinden. Merkt euch das! Alles soll, wie die Deutschen zu sagen pflegen, „ wie am Schnürchen laufen.“ Ohne Pause. Seid ihr alle bereit? Wir beginnen!“ 214 „Guten Abend sehr geehrte Damen und Herren! In diesem Jahr feiert der moldauische Staat 17 Jahre Unabhängigkeit. Dieser Feiertag wird nicht nur in Moldova traditionell gefeiert nein, auch in allen offiziellen Vertretungen der Republik Moldau, sowohl in Europa, als auch in der ganzen Welt begangen. Und heute wird hier in Berlin, von der Botschaft der Republik Moldau in Deutschland ein Empfang zum Tag der Unabhängigkeit des moldauischen Staates, gegeben. Ich bin froh, dass sich in diesem Saal unsere Freunde aus vielen Ländern versammelt haben. Es zeugt auch davon, dass in diesen Jahren das Interesse für unseren Staat nicht verloren gegangen ist, und die zwischen unseren Völkern normalisierten, freundschaftlichen Beziehungen stärker werden. Die sich entwickelnde Zusammenarbeit aufgrund des gegenseitigen Verständnisses…“ Als ich der Rede von Herrn Dr. Corman zuhöre, denke ich daran, dass das existierende gegenseitige Verständnis zwischen diesen zwei, nach Struktur grundverschiedenen Organisationen, der moldauischen Botschaft und dem „Кulturverein Moldova e. V.“, zur festen Grundlage für eine gemeinsame Arbeit wurde. Ich gestehe ein, dass für mich, als dem Vorsitzenden des „Кulturvereins Moldova e. V.“, eine solche Beziehung zwischen Vertretern des staatlichen Apparates zu einer öffentlichen kulturellen Organisation besonders wertvoll ist, wobei ich den kulturellen Aspekt besonders betonen will. Meine Gedanken drehen sich darum, dass das Verständnis seitens Herrn Dr. Cormans für ähnliche Organisationen und der von ihnen in diesem Tätigkeitsbereich durchgeführten Veranstaltungen höchst positiv ist. Leider wird der Kultur noch nicht immer und nicht von allen der Ehrenplatz in der ersten Reihe – neben der Politik und der Wirtschaft eingeräumt. Übrigens erwähnte er auch diesen Aspekt: „... Man darf die Bedeutung der Kunst zur Lösung verschiedener, zwischen den Staaten in Wirtschaft, Politik und Kultur entstehender Fragen nicht unterschätzen. Sie ist ein Botschafter für die Welt und trägt zum gegenseitigen Verständnis zwischen den Menschen bei. In diesem Zusammenhang will ich bemerken, dass in dieser Richtung, nicht nur von staatlichen Organisationen, sondern auch von gesellschaftlichen, eine große Arbeit geleistet wird. Ich will die Verdienste der deutschen Kulturgesellschaft „Кulturverein Moldova e. V.“ besonders hervorheben, die vom moldauischen Staat vor kurzem positiv bewertet wurden. Der Vorsitzende der deutschen Organisation Herrn Pawljuk wurde vom Präsidenten der Republik Moldau, Herr Voronin, mit der Medaille „Meritul civic“ ausgezeichnet.“ Die Worte von Herrn Dr. Corman waren für mich eine große Überraschung. Er setzte mich damit in Erstaunen, natürlich in ein angenehmes Erstaunen. Meinerseits möchte ich bemerken, dass es mehr als eine Zusammenarbeit mit der moldauischen Botschaft war, nicht irgendein banaler Geschäftskontakt, denn unsere Organisation arbeitet schon seit 2004 mit ihr zusammen. Seit dem 18. Februar, um genau zu sein. Ich werde dieses Datum nicht noch einmal mit meinen Aufzeichnungen vergleichen. Ich bin davon überzeugt, dass ich mich nicht geirrt habe. Wodurch habe ich mir diesen Tag gemerkt, warum konnte ich das richtige Datum nennen? Es war der Tag, an dem Herrn Dr. Corman das Beglaubigungsschreiben als Botschafter überreicht wurde. Damals fand in der moldauischen Botschaft ein Empfang statt, zu dem auch die Leitung des „Кulturvereins Moldova e. V.“ eingeladen wurde. Bekanntschaft beginnt mit gegenseitiger Aufmerksamkeit. Von der Qualität des ersten Gespräches hängt ihre Quantität ab. Wenn beide Seiten den Wunsch haben, den Dialog fortzusetzen, entsteht gemeinsame Arbeit. 215 An jenem Abend habe ich bemerkt, dass der Botschafter Moldovas für jeden Eingeladenen die nötige Zeit für ein Gespräch fand. Während unserer Gespräche habe ich bemerkt, dass er ein breites kulturelles Wissen besitzt. Ich war besonders verwundert, als ich erfuhr, dass Herr Dr. Corman von Beruf Historiker ist. Er sagte: „…die Tätigkeit verpflichtet mich, sowohl sehr gut in der Politik, als auch in der Wirtschaft und in der Kultur zurechtzufinden“. Entsteht nach solchen Worten nicht der Wunsch zusammenzuarbeiten? Dass alles auf Gegenseitigkeit beruhte, davon zeugen viele Momente unseres Schaffens. Wie drückte sich das aus? Natürlich in der Fortsetzung unseres Dialoges. Und durch die unmittelbare Teilnahme Herrn Dr. Cormans an einigen Veranstaltungen unserer Organisation, die regelmäßigen Absprachen des kulturellen Programms, vom „Кulturverein Moldova e.V.“ vorbereitet, die in der moldauischen Botschaft durchgeführten. Wir besprachen alles und berieten uns, zogen die nötigen Schlussfolgerungen. Warum spreche ich so viel darüber? Nicht nur, weil ich froh bin und das Erreichte hoch schätze (was auch, wie ich denke, gegenseitig der Fall ist), sondern weil es angenehm ist, zu hören, dass all diese Jahre unserer Bemühung nicht umsonst waren. Wie Herr Dr. Corman zu sagen pflegt: „… die fruchtbare Arbeit der diplomatischen Missionen der Republik Moldau, sowie ihre Unterstützung verschiedener gesellschaftlicher Organisationen, deren Tätigkeit auf die positive Meinungsbildung über die Republik Moldau gerichtet ist, helfen uns bei der Lösung einer der Hauptaufgaben, die in der Außenpolitik des moldauischen Staates verankert sind – der europäischen Integration…“. Die Gäste haben die Worte des Botschafters mit starkem Beifall bedacht. Er galt auch ihm, dem Mitarbeiter der diplomatischen Mission. Und das ist nicht nur meine Meinung. Sie wurde auch von anderen ausgesprochen, von denen, mit denen Herr Dr. Corman, zusammenarbeiten durfte. Die, die im Gespräch mit ihm seine ganze Kompetenz auf allen Gebieten der Politik, Wirtschaft und Kultur gespürt haben. Übrigens, genauso sieht es auch der Herausgeber der deutschen Zeitschrift „Diplomatische Depesche“, Herr Hans-Peter Netzband. Aber zuerst ein Paar Worte über diese Zeitschrift. Wie es der Name sagt, ist der größte Teil der darin gedruckten Informationen mit der diplomatischen Sphäre verbunden. Die Redaktion der Zeitschrift macht z. B. den Leser mit Diplomaten, die in der Bundesrepublik Deutschland akkreditiert sind, periodisch bekannt. Die spezielle Rubrik „Botschafter des Monats“ war im August 2005 dem Botschafter der Republik Moldova in Deutschland, Dr. Igor Corman, gewidmet. Sie haben Recht. Man kann in der Tat applaudieren. Die offizielle Zeremonie fand in der Stadt Magdeburg, in einem der Säle für besondere Feiern statt. Zuerst trat der Redakteur der Zeitschrift, Herr Rainer Schubert auf. Er gratulierte dem moldauischen Botschafter und wünschte ihm weitere Erfolge auf diplomatischem Arbeitsgebiet. Nach ihm 216 erhielt Herr Netzband (Hans-Peter Netzband) das Wort und überreichte Herrn Dr. Corman die Auszeichnung der Zeitschrift – eine Kristallstatuette. In diesem Zusammenhang erinnere ich mich, dass unsere gemeinsame Arbeit nicht ohne Überraschungen verlief. Die Mitglieder des „Кulturvereins Moldova e. V.“ hatten sich wie üblich beraten und handelten weiter nach den ihnen schon bekannten Maximen. Sie trafen die Entscheidung, moldauische Musiker nach Deutschland einzuladen. Natürlich, wurde das musikalische Geschenk der Künstler nicht nur eine angenehme Überraschung für Herrn Dr. Corman, sondern auch für alle anderen Anwesenden. Warum bin ich so überzeugt davon? Lesen Sie, was in der Zeitschrift „Diplomatische Depesche“ geschrieben wurde: „... Mit undenkbarer Virtuosität, in atemberaubendem Tempo wurden die bekannten klassischen Werke und die moldauischen Folkloremelodien gespielt“. 79 Heute, zum ersten Mal im Saal sitzend, während der Durchführung der 17. Jahr-Feier „Des Tages der Unabhängigkeit der Republik Moldova“ in Deutschland, habe ich für mich eine neugierige Lebens-Formel aufgestellt. Und zwar. Die Zusammenarbeit wird der Summe zwei Größen – der allgemeinen Arbeit und der gegenseitigen Aufmerksamkeit – gleich. Natürlich wurde diese Schlussfolgerung nicht sofort gezogen, sondern nach vier Jahren mancher Besprechungen, Beratungen unserer Organisation und der moldauischen Botschaft, gemeinsamen Schaffens. Dazu gehören auch die Kulturprogramme, die dem 15. Jahrestag der Herstellung diplomatischer Beziehungen zwischen der BRD und der Republik Moldau, dem 15. Jahrestag der Gründung der Republik Moldova im Jahre 2006, dem „Mărţişor” und natürlich dem alljährlichen Feiertag zum Tag der Unabhängigkeit gewidmet waren. Sie fragen: „Worin besteht das Geheimnis des Erfolges dieser Veranstaltungen?“ „… Die Aufbewahrung und die Mehrung des geistigen Reichtums unseres Volkes wurde zum allgemeinen Ziel für jene, die am Aufblühen des moldauischen Staates – der Unabhängigkeit der Republik Moldova – interessiert ist!“ Mit diesen Worten beendete Herr Dr. Corman seine Rede. Der Beifall klingt nach, als danach die Künstler die Bühne betreten. Ich würde niemals nur Zuschauer sein können, der einfach ruhig auf seinem Platz sitzt und das Programm genießt. Ja, ich könnte kein Zuschauer sein, wenn es um unser Kulturprogramm geht. Ich kann einfach nicht auf dem Platz sitzen bleiben. Da geht mir vieles durch den Kopf, warum man auf die Bühne gehen sollte, warum und wie es zu Verzögerungen kommen kann. Künstler können sich manchmal ohne den Moderator nicht orientieren. Nein, nein. Ich rege mich umsonst auf. Alles ist in Ordnung. Da ist ja auch schon die erste Teilnehmerin des Konzertes, die Geigerin, Alexandra Konunova. Ihr Name ist dem deutschen Publikum sehr gut bekannt. Im Moment studiert sie in Deutschland und gastiert im In- als auch im Ausland. Eine ausgezeichnete Interpretation einer „Polonäse“ von Henryk Wieniawski (1835 - 1880) hat im Saal eine stürmische Reaktion herbeigerufen. Und ich denke, dass es nichts Neues mehr für Alexandra ist, die Szene unter stürmischem Beifall zu verlassen. Nach ihr tritt die Studentin der Chişinauer Musikakademie, die Sopranistin Mariana Bulicanu auf. Wie viele Anwesende im Saal meinten, wurde ihre wundervolle Interpretation der Arie der Violetta aus der Oper von Giuseppe Verdi (1813-1901) „La Traviata“ ein echtes Geschenk für die Zuschauer. Die Hauptüberraschung steht noch bevor. 217 Wer hat an diesem Auftritt teilgenommen? Ich werde es Ihnen verraten. Es sind der Panflötist Cătălin Vutkariov, die Geigerin Nicoletta Chetreanu und Nicu Kostea mit seinen fünf Volksinstrumenten. Sie debütierten schon früher in Deutschland und gelten als keine Neulinge in unseren Projekten. Ich rede von einer musikalischen Nummer, die von der Volksliedsängerin Rodica Buhna vorbereitet wurde. Die Nummer besteht aus zwei Volksmelodien. Aus der „Doina“, die sie unter eigener Begleitung auf der Koboz singt, und dem Lied mit tänzerischem Charakter „Câte doi“. Wie wird der Titel übersetzt? Eigentlich muss gar nicht übersetzt, sondern getanzt werden. Rodica lädt dazu ein! Hören Sie: „Câte doi, Câte doi Hai la hora noastră Hai baieți so facem roată Neamul sa traiască!” Um es doch etwas deutlicher zu machen, versuche ich den Text in etwa zu übersetzen: „Ein Schritt nach vorne, einen nach hinten, Wir tanzen die Hora. Und jetzt einen Schritt nach rechts,Wir bilden alle einen Kreis“. Das sind die Bewegungen in einer moldauischen Hora, wirklich interessant. Wird es Rodica gelingen, den Anwesenden unsere Überraschung nahe zu bringen? Wie das Publikum mitmachte? Sie werden sich sehr wundern, wenn Sie erfahren, dass vor kurzem die Gäste unserer Organisation, auch Diplomaten, die „Pereniţa“ getanzt haben. Ich möchte Ihnen sagen und zeigen, wie man tanzen muss! Aber… leider, kann ich es nicht sofort machen, da mein Ehrenplatz mich verpflichtet sitzen zu bleiben. Wie wird die „Pereniţa“ getanzt?“ Obwohl mich schon Diplomaten während ihres zweiten Besuches bei uns, in unserer Vertretung, danach gefragt hatten. Aber bis Sie die Bewegungen des Tanzes lernen, möchte ich daran erinnern, wie ich die Mitarbeiter des diplomatischen Corps kennen gelernt habe. Das war 2002. Ich wurde zu einem offiziellen Empfang eingeladen, der anlässlich des Abschlusses der 22. Vorbereitungslehrgänge für junge Diplomaten aus den osteuropäischen Ländern – „Ausbildungsstätte Treрtower Park“ – organisiert wurde. 1991 wurde Sie auf Initiative des damaligen Außenministers Deutschlands Herrn Hans-Dietrich Genscher gegründet. Auf dem Empfang habe ich ihren Leiter, Herrn Dr. Axel Gutmann kennen gelernt. Im Gespräch erzählte ich ihm über unsere Organisation. Im Namen der Mitglieder der Gesellschaft habe ich ihn eingeladen, unsere Vertretung in Buch zu besuchen. Herr Dr. Gutmann interessierte sich sehr für meinen Vorschlag und stimmte sofort zu. Er erklärte, dass dieser Besuch für alle informativ nützlich werden könnte, umso mehr, da für das nächste Jahr beabsichtigt war, in die Gruppe der Praktikanten auch Mitarbeiter des moldauischen Außenministeriums aufzunehmen. 218 „Gesagt – getan“. Am 13. Oktober 2003 empfingen wir die Gäste in Buch: Dr. Axel Gutmann, die Vorsitzende der deutschen Organisation „Art Dialog“ Frau Dr. Uta Miksche, den Mitarbeiter des deutschen Außenministeriums (Abteilung № 205), Herrn MarcOliver Urban, den 1. Sekretär der Botschaft der Republik Moldova in Berlin, Herrn Vitalii Părnău, und die Absolventen der 23. Vorbereitungslehrgänge. Das Treffen verlief, wie üblich, nach allen Regeln der Diplomatie. Zuerst war da der offizielle Teil. Wir haben die Gäste mit den Exponaten unseres Museums – „Casa mare“ – bekannt gemacht, über die Republik Moldova, ihre Geschichte, das Volk, die Traditionen erzählt und einen Videofilm gezeigt. Frau Dr. Uta Miksche hielt einen Vortrag zum Thema „Kunst in der Diplomatie“. Laut Protokoll, sind wir dann zum zweiten Teil des Treffens übergegangen, d.h., dass wir die Gäste in unseren Konzertsaal eingeladen haben. Hier warteten die moldauischen Künstler auf sie. Natürlich verlief das nicht ohne Überraschungen! Es ist schwierig zu sagen, was unseren Freunden mehr gefallen hat, das Konzert oder das Tanzprogramm. Aber ihren Aussagen nach haben wir es verstanden, sie sowohl mit dem einem, als auch mit dem anderen zu begeistern. Wenn Sie zu uns nach Buch kommen, werde ich Ihnen die Bilder von diesem Tag unbedingt zeigen. Und jetzt, nach den Diskussionen, dem Konzert, dem moldauischen Wein und dem deutschen Bier, bereiten Sie sich vor und merken Sie sich die Bewegungen des Tanzes. Sie glauben, dass es unmöglich ist? Aber Sie müssen weder Schritte nach rechts, noch nach links machen. Man muss die „Pereniţa“ nur mit dem Taschentuch wedeln! Dieser Tanz hat noch eine andere Bezeichnung: „Basmaluţa“, auf Deutsch „Das Taschentuch“. Schämen Sie sich nicht. Sie werden es schaffen, weil Melodie und Text eine Einheit bilden. Darin werden Ihre Bewegungen während des Tanzes detailliert erklärt. „Маestro! Musik!“ Eins, zwei. Eins, zwei, drei, vier. Moldauischer Tanz „Pelenita“ löste alle diplomatischen Probleme 219 „Wer Perenita tanzt, auf den wartet ein Kuss“. Ich sehe, dass Sie munter geworden sind. Kommen Sie in den Kreis, halten Sie die linke Hand auf Taille, und in der rechten Hand halten Sie das Taschentuch. Vergessen Sie nicht, es zu schwingen. Wiederholen wir noch einmal: „Cine joaca pereniţa I se saruta gurița. Und jetzt: Pune basmaluța jos Si sarut-o dragastos.” Legen Sie das Tuch auf den Fußboden und wählen Sie sich ein Partner. Küsst euch und… Ein Kuss reicht vollkommen aus, weil Sie das Tuch dem folgenden Teilnehmer übergeben müssen. Es wirkt alles sehr spielerisch aber typisch für Volkstänze, was in einigen Fällen scherzhaft wirkt. „Hat es Ihnen bei uns gefallen?“ habe ich am Ende des Abends den Leiter der Gruppe Dr. Axel Gutmann gefragt. Worauf er antwortete: „Ich dachte, dass es eine gewöhnliche Fahrt nach Buch wird, das Treffen war aber sehr informativ, interessant und lustig“. In einigen Tagen schickte er uns einen Brief, in dem er schrieb: „Lieber Herr Pawljuk … Ich schulde Ihnen auch noch herzlichen Dank für den schönen Abend, den der moldauische Kulturverein organisierte. Der Abend war ein voller Erfolg! … Der Vortrag von Frau Dr. Miksche war sehr interessant und unsere ganze Gruppe hat sich beim anschließenden, geselligen Beisammensein sehr gut unterhalten können. … Schön, dass der Kontakt zum Referat 601 des Auswärtigen Amtes auch gleich erfolgreich war. Ich finde, dass die Arbeit des Vereins eine Unterstützung verdient.“ 80 220 Das Treffen war in der Tat gelungen und unvergesslich, so dass wir am 17. Juni 2006 in Buch die Teilnehmer des 26. Vorbereitungskurses, dessen Leiter Dr. Frank Rückert war, empfangen haben. Unter den Gästen waren auch jene, die schon das letzte Mal da waren. Sie fragten ungeduldig: „Kommt auch noch die „Pereniţa“ dran?“ Natürlich! Und wir haben noch viele andere Überraschungen! Ich hörte wie Rodika die letzte Strophe sang. Das Konzertprogramm neigt sich dem Ende zu, und mit ihm auch der kulturelle Teil des Abends, der dem 17. Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung der Republik Moldau gewidmet war. Die Gäste standen auf und applaudierten den Künstlern. Das Publikum rief die ganze Zeit nach einer Zugabe. Und auch ich war sehr froh, dass unser gemeinsames Schaffen wieder erfolgreich war. „ Im Namen der moldauischen Botschaft und von mir persönlich möchte ich Ihnen für die hervorragende Arbeit, die sie heute geleistet haben, danken“, gratulierte uns Herr Dr. Corman nach dem Konzert, „und ich wünsche euch auch im Weiteren viel Erfolg. Und wir werden Morgen mit Ihnen alles besprechen, beraten und die üblichen, Konsequenzen ziehen“, wandte sich Herr Dr. Corman an mich. „Gut. Aber Morgen…“, versuchte ich, ihn zu erinnern. „Weiß ich schon. Morgen feiert Ihre Organisation das zehnjährige Jubiläum. Auf Sie wartet einen Überraschung!“ warnte er mich fröhlich. „Hoffentlich eine angenehme?“ fragte ich vorsichtig. „Machen Sie sich keine Sorgen. Ich verstehe, dass es nicht Ihre Sache ist, sich nur hinzusetzen“, lachte er. „Heute habe ich verstanden, dass die Rolle eines Zuschauers nichts für Sie ist. Ihr Ehrenplatz wird immer auf der Bühne sein. Alles Gute und bis morgen.“ Am nächsten Tag kam ein Brief vom Botschafter der Republik Moldova in Deutschland an: „Sehr geehrter Herr Pawljuk! ...ich bedanke mich bei Ihnen für Ihre erfolgreiche Tätigkeit in der Entwicklung der moldauisch-deutschen kulturellen Beziehungen ganz herzlich. Ich danke Ihnen und allen Mitgliedern der Gesellschaft „Kulturverein Moldova e.V.“ für die geleistete Arbeit in diesem Bereich“. 81 221 ZUR ZUSAMMENARBEIT MIT DER DEUTSCHEN ORGANISATION „VOLKSSOLIDARITÄT“ «Eine gute Idee zu haben ist eine Sache, einen Partner zu finden, der das Interesse zeigt und hilft, diese Idee umzusetzen – ist ein Erfolg» (AUS EINEM INTERVIEW) „Morgen fahren wir für einige Tage nach Schwerin. Wissen Sie, wo Schwerin liegt? Im Norden Deutschlands. Ich bin davon überzeugt, dass Sie sicher von Rostock gehört haben. Diese Stadt ist eine große Hafenstadt an der Ostsee. Bis Schwerin sind es nur 70 Kilometer. Ich kann Ihnen nicht genau sagen, ob unsere Schweriner Gastgeber einen Spaziergang am Meer oder ein Bad eingeplant haben, aber ich bin mir sicher, dass Ihre Bekanntschaft mit ihnen interessant wird. Besonders mit Herrn Dr. habil. Hans-Jürgen Audehm und Udo Jandausch. Sie können übrigens Herrn Dr. Audehm ihre Fragen persönlich stellen, da er sehr gut Russisch spricht. Er hat sieben Jahren in Russland gearbeitet. Ich vermute, dass er uns auch diesmal viel Interessantes über das Bundesland Mecklenburg - Vorpommern erzählen wird. Ich gebe Ihnen eine kurze Information über die Stadt, in die Sie zum ersten Mal fahren. Fangen wir mit dem Wappen von Schwerin an. Es wird 1255 zum ersten Mal erwähnt. Auf blauem Grund reitet Heinrich der Löwe in goldener Rüstung, in der rechten Hand hält er ein Banner und in der linken Hand das dreieckige Schild mit einem Löwen. Ich werde die Entwicklungsgeschichte von Schwerin nicht weiter erzählen. Aber falls es Sie interessiert, erfahren Sie es aus der Stadtführung, die Jürgen und Udo unbedingt mit Ihnen machen werden. Unser Konzert wird traditionell in der Aula der Volkshochschule „Ehm Welk“ stattfinden. Es ist ein im alten Stil erhaltener Saal mit einer hervorragenden Akustik und mit herrlichem Holzambiente. Es wird Ihnen bestimmt gefallen. Leider, sind die Zeiten der Ritter seit langem vorbei, aber der Charme der alten Zeiten lässt keinen Gast unberührt! Nicu! Vergiss nicht, alle Ausrüstungen ins Auto zu legen, d. h., ich meine deine Instrumente. Mädchen! Wedelt nicht so mit den Noten rum! Das sind keine Fächer adliger Damen. Ach, übrigens Mariana! Wo ist der Fächer für Deine Arie aus „La Traviata“? Bitte, bereitet alles im Voraus vor, damit sich keiner plötzlich nach dreihundert Kilometer erinnert, dass er etwas in Berlin gelassen hat... „Wie bitte, Jürgen! Ich höre dich so schlecht! Die Jungs repetieren! Nein, nein! Ich lasse keinen Künstler da! Mach dir keine Sorgen. Alle werden mitkommen. Hallo? Noch einmal bitte! Was hast Du gesagt? ...“ „Willkommen in Schwerin im Haus unserer Organisation „Volkssolidarität“, lädt uns der großgewachsene, kräftige Mann ein. „Ich möchte, dass Sie sich hier nicht nur als Gäste fühlen. In den 4 Jahren unserer Zusammenarbeit mit dem „Кulturverein Moldova e.V.“ und den Künstlern aus Moldova haben wir uns gut kennengelernt und angefreundet. 222 Deshalb, bitte, machen Sie es sich bequem und fühlen Sie sich wie zu Hause“. Wir stellen uns vor: der Panflötenspieler Cătălin Vutcariov, die Geigerin Nicoleta Chetreanu, die Opernsängerin Mariana Bulicanu, die Volksliedsängerin Rodica Buhna, der Blasinstrumentspieler Nicu Costea, die Pianistin Svetlana Ionica und die Journalistin Violeta Epureanu. „Sehr angenehm! Ich bin si-cher, dass Ihnen die Zeit hier im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern in angenehmer Erinnerung bleiben wird. Wahrscheinlich haben Ihre Freunde, die in den letzten Jahren bei uns waren, erzählt, dass sie auch auf „Quallenjagd“ waren? Wie und wo? In der Ostsee. Allerdings werden Sie diesmal keine Möglichkeit haben, darin zu baden. Sie fragen: „Wer von den Künstlern war denn so mutig?“ „Wir kamen damals mit dem Projekt „Musik aus der Republik Moldau“ zu Ihnen. Folglich waren es Iulian Puşca, Simona und Simion Gronic, Nicolai Bantea“, präzisiere ich. „Ja, genau. Ihr Sänger Nicolai Bantea hatte keine Angst vor einer Erkältung und sprang zusammen mit allen ins ziemlich kühle Wasser. Ich denke, dass diese Prozedur seine Stimme günstig beeinflusst und ihm mehr Selbstbewusstsein gegeben hat. Während des Konzerts trat Nicolai sehr frei und ungezwungen auf. Während der Aufführung konnte er sogar gleichzeitig singen und tanzen. Nein, nicht allein, sondern mit den Frauen aus dem Saal. Nein. Er sang nicht „Sole mio“ à la „Boogie-Woogie“. Obwohl Ihre Kollegen Anna Ivaniţscaia und Dmitrii Grabovschi im Projekt „Moldau tanzt und musiziert“ glänzend getanzt haben. Ihr Auftritt hat dem Publikum sehr gefallen. Ich weiß nicht einmal, was auf die Zuschauer mehr gewirkt hat – die glanzvollen Kostüme oder die komplizierte, tänzerische Choreografie?! Natürlich haben die Meeresluft, die auf den Wellen planschenden Möwen und die 223 Jachten die Stimmung inspiriert, neue originelle Ideen zu entwickeln. Ich bin auch sicher, dass Ihnen eben diese Inspiration beim Anblick des ungewöhnlich schönen Sees kommen wird, der Schwerin umgibt. Entschuldigen Sie bitte. Ich habe ganz vergessen, Ihnen zu sagen, dass Schwerin die Hauptstadt des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern ist. Den Rest erzähle ich Ihnen während des Spazierganges durch die Stadt, den wir am Nachmittag machen werden. Der Vorsitzende unserer Organisation ist auch schon gekommen. Bitte, machen Sie sich bekannt, Herr Dr. Hartmut Hoffmann. Und jetzt gebe ich ihm das Wort.“ „Liebe Freunde. Es ist uns eine große Freude, wieder Künstler aus der Republik Moldova bei uns empfangen zu dürfen. Wir sind sehr froh, dass Dank dem hergestellten Kontakt mit der Gesellschaft „Кulturverein Moldova e.V.“ solche Treffen zu einem traditionellen Ereignis im Leben unserer Organisationen wurden. Konstantin, haben Sie nicht vergessen, dass wir im folgenden Jahr ein Jubiläum feiern werden? 5 Jahre Zusammenarbeit! Auf uns wartet also eine Feier. Übrigens war die erste Veranstaltung, die von Ihrer Organisation in Schwerin durchgeführt worden ist, auch mit einem Jubiläumstag, dem 60. Jahrestag der Gründung der „Volkssolidarität“, verbunden. Das war im Jahr 2005. Damals haben Sie uns im Namen aller Mitgliedern Ihrer Organisation ein Erinnerungsgeschenk, einen Teppich mit dem Wappen der Republik Moldau überreicht. Jetzt befindet er sich in unserem Beratungssaal, wohin ich Sie nun alle herzlich einladen will. Setzen Sie sich und... greifen Sie zu! Wir bereiten uns auf Ihre Ankunft immer sorgfältig vor. Jeder von uns ist bemüht, Sie möglichst interessant und originell mit der Geschichte, den Traditionen und den Besonderheiten dieses Teiles Deutschlands bekannt zu machen. Jetzt werden Sie eine dieser Traditionen direkt „probieren“. Ich meine das Essen, das Ihnen serviert wird. Lassen Sie sich bitte nicht irritieren, beginnen Sie mit dem Essen, Frau Christine Jessel wird Ihre Stadtführerin sein. Sie ist verantwortlich für die „ kulinarische Reiseroute“, sowie die dazugehörige Werbung. Frau Jessel hat die Dekoration aus Gemüse und Früchten eigenhändig gezaubert“. „Vielen Dank, Herr Hoffman! Ich denke jedoch, es ist nicht notwendig, die Produkte 224 unserer Stadt weiter anzupreisen. Man kann fast sagen, dass deren ausgezeichnete Qualität seit den Zeiten der Mecklenburgischen Herzöge unverändert blieb“, bemerkt Frau Jessel lachend. „Wie aus der Geschichte bekannt ist, war der Herzog ein großer Kenner der lokalen Küche. Und es ist nicht verwunderlich, da sich die Gerichte dieser Region durch einen spezifischen Geschmack und durch Vielfalt auszeichnen. Davon können Sie sich selbst bald überzeugen können. So viel ich weiß, hat Jürgen Audehm im Rahmenkulturprogramm Ihres Aufenthaltes auch dieser Seite Zeit eingeräumt.“ „Ganz richtig, Frau Jessel. In diesem Zusammenhang möchte ich die Worte eines der Chronisten unseres Landes, Sebastian Münster (1489 - 1552) zitieren: „... Hier fließen Milch und Honig... auf den fruchtbaren Weiden wächst das grüne kräftige Gras..., und im Meer schwimmt viel Fisch...“. 82 Ungefähr so hat er dieses Land in seiner ersten Enzyklopädie „Cosmographey“ beschrieben, die er 1556 in Basel auf Deutsch geschrieben hat. Über die malerische Landschaft und die Naturschätze unseres Landes können Sie auch in den Werken unserer Heimatdichter lesen. Zum Beispiel hat der Theologe Gustav Adolf Reinhard Pompe (1831 - 1889) folgende Zeilen geschrieben: „Wenn in stiller Stunde Träume mich umwehn Bringen frohe Kunde Geister ungesehn Reden von dem Lande meiner Heimat mir Hellem Meersstrande dusterm Waldrevier…“ Ich denke, dass Sie die ganze Liebe des Dichters zu seinem Land auch ohne Übersetzung empfinden und sich ihre Schönheit vorstellen können. Und jetzt lade ich Sie zusammen mit meinem Helfer und Freund Udo ein, eine kurze Reise durch Mecklenburg zu machen. Ich hoffe sehr, dass Sie dafür nicht zu müde sind. Oder möchten Sie sich vor dem Auftritt erholen? “. „Wir werden zu Hause in Chişinău schlafen“, sagen alle einstimmig. „Dann lassen Sie Ihre Reiserucksäcke im Auto. Die Stadtführung machen wir ohne Gepäck“, sagt uns Udo. „Wir werden auf keine Berge klettern, denn hier gibt es keine. Aber einen kleinen Aufstieg muss man machen. Aber keine Sorge, denn es ist nur ein Aufzug. Und da bis zum Konzert wenig Zeit übrig bleibt, werden wir einen Teil Norddeutschlands, mit einem Blick von der Höhe des Fernsehturmes überschauen“, erklärt Udo“. „Weißt du, Konstantin, ich meine, dass die Mitglieder vom „Кulturverein Moldova e.V.“ eine ganz neue und originelle Variante bei der Lösung eines der wichtigsten Probleme – der seelischen Vereinigung von Menschen verschiedener Völker – gefunden haben. Übrigens, solches Herangehen entspricht auch dem Wesen unserer Organisation.“ „Darin bin ich mit dir vollständig solidarisch, Jürgen. Ich bin davon überzeugt, dass diese, mit mir nach Deutschland kommenden Künstler mich während dieser 10 Jahre immer unterstützt haben. Wenn sie nicht den Wunsch gehabt hätten, dieses Land kennen zu lernen und neue Menschen zu treffen, so hätten sie damals nicht zugestimmt, an unseren Veranstaltungen teilzunehmen. Ich beobachte immer wieder mit großer Freude, wie sie sich auf dies Veranstaltungen vorbereiten. Ich kann mich noch ganz genau erinnern, wie schwer es den Künstlern des Puppentheaters „Licurici“ fiel, den deutschen Text, der speziell für die Auftritte vorbereitet wurde, auswendig zu lernen. Ja, Jürgen. Niemand bat oder zwang sie, sich die Wörter der Sprache 225 zu merken, die sie niemals studiert hatten. Aber sie haben vorgeschlagen, die Rollen ohne Übersetzer zu spielen. Und sie haben es wunderbar gemeistert! Und wie ernst die Vokalisten das Singen deutscher Lieder nahmen. Sie wiederholten zusammen mit mir mehrere Male die Aussprache jeder Silbe. Du hast es selber gesehen, dass die Moldauer genau so wie die Deutschen mit großem Vergnügen gesungen haben. Mit einem Wort – „Volkssolidarität“! „Und jetzt, Konstantin, möchte ich den Künstlern ein wenig über die Tätigkeit unserer Organisation „Volkssolidarität“ erzählen. Zu Ihrer Kenntnis, wir leisten in der Republik Moldau schon seit Jahren humanitäre Hilfe. Hauptsächlich unterstützen wir die ärmsten Schichten der Bevölkerung, ältere, alleinstehende Leute. Und wir haben uns entschieden, jenen zu helfen, die im Altersheim leben. So hat unsere Organisation dem Altersheim im Dorf Cocier materielle Hilfe in Höhe von 80 000 Euro überbracht 2005 wurde dem Botschafter der Republik Moldova in Deutschland, Herrn Dr. Corman, ein Scheck in Höhe von 2.500 Euro für die Renovierung des Altersheimes im Dorf Suslen überreicht. Dieses Heim wurde mit unserer Hilfe neu geschaffen, bisher in einem Wertumfang von 28 000 Euro. Ich bin überzeugt, dass wir uns schon sehr bald mit Ihnen in Chişinău treffen werden. Und jetzt nähern wir uns schon dem Fernsehturm, wo man das Gefühl hat, dass Schwerin einem auf der Handfläche liegt. Ein prächtiges Panorama! Vor Ihnen befinden sich die sieben Seen, die von dichten Wäldern umgeben sind. Ja, die Seen sind ziemlich groß und deshalb entsteht der Eindruck, dass wir uns mit Ihnen auf einer Insel befinden. Übrigens, auf der seit Jahren nur ein Mensch lebt. Er ist der gesetzliche Besitzer. Und die Insel blieb auch während der DDR sein Privateigentum. Dieser Mann deckt sich selbst ein, d. h., er erzeugt die für ihn notwendigen Produkte, er kommuniziert mit der Außenwelt ziemlich selten. „Sagen Sie, kann man ihn mit dem Boot erreichen?“ „ Einem Eigenbrötler sollten wir uns besser nicht aufdrängen. Umso mehr, da uns morgen, in Güstrow, ein sehr interessanter und geselliger Mensch erwarten wird, der viel Humor besitzt. Er ist ein sehr bekannter Maler und Karikaturist in unserem Bundesland...“ „Ja-a-a, Mariana! Wirklich, ein sehr schönes Schloss. Es ähnelt jedoch mehr einer Burg als einem Schloss. Es scheint so klein von oben. Aber wenn Sie es allerdings aus der Nähe sehen, können Sie über seine riesigen Ausmaße nur staunen. In den Archivdokumenten ist es im 10. Jahrhundert erstmalig erwähnt.“ Dieses Schloss gehörte den Mecklenburgischen Herzögen und war ihre Residenz. Ich werde nicht tief in die der Geschichte eindringen, weil man sich in ihr schnell verirren kann. Deshalb will ich nur anmerken, dass dieser Grund und Boden immer ein „Zank226 apfel“ zwischen ihren Herrschern war. Man muss wissen, dass die Festung lange Zeit den Slawen gehörte. Hören Sie hin: „Schwerin“... „Swerin“. Eine tierreiche Gegend also! Viele Ortsnamen in dieser Region, aber auch Familiennamen haben die slawische Markierung „ow“ am Wortende, was charakteristisch für slawische Sprachen ist. Sie sind bis heute erhalten geblieben. Was befindet sich heute im Schloss? Hier arbeitet der Landtag des Landes MecklenburgVorpommern seit 1990, hier residieren alle im Landtag vertretenen Parteien, es gibt eine Gemäldegalerie, eine herrliche Schlosskirche, Restaurants, vor allem aber herrlich restaurierte herzogliche Gemächer und Zimmer. Das nächste Mal werden wir eine Exkursion durch die schönsten Zimmer unternehmen. Sie werden den Thronsaal mit dem Thron sehen, auf dem die Herzöge ihre Verordnungen mit einer herrischen Geste an die Höflinge weitergaben: „Mit der mir gegebenen Macht befehle ich allen, in den Bus zu steigen. Unsere edlen Damen warten mit dem Essen auf uns...“ Es ist Zeit, sich auf den Rückweg zu begeben. Wir werden in die Schule fahren, wo Sie am Abend auftreten werden. Und meine Kollegen, die Damen, können es kaum erwarten Sie zum Abendessen einzuladen. „Frau Jessel, wir sind fast da“. „Bitte kommen Sie und setzen Sie sich. Ja. Wieder an den Tisch. Wir sind in den fürsorglichen Händen der Mitglieder unserer Organisation gut aufgehoben. Die Frauen haben für Sie leckere Platten vorbereitet. Ich bin sicher, dass auch die Mecklenburgischen Herzöge auf diese wunderbare und vorzügliche Küche nicht verzichtet hätten. In dieser Region, zum Beispiel, steht u.a. Mett auf dem Hauptmenü. Schauen Sie mich nicht so erstaunt an. Hier wird es gerade so, ungekocht, gut gewürzt, mit Zwiebel und Ei zubereitet, gegessen. Die Auswahl ist groß, deshalb überlegen Sie nicht lange, was Sie essen wollen. Ich werde Sie für einige Zeit verlassen. Es muss überprüft werden, ob alles für den Auftritt fertig ist. Und in einigen Stunden sehen wir uns im Konzertsaal der Schule „Ehm Welk“. Ein Partner der Volkssolidarität bei der Organisation der Konzerte ist das Kultur- und Informationszentrum der Stadt Schwerin, das von Martina Krüger geleitet wird, die sich auch immer um das leibliche Wohl der Künstler aus der Republik Moldova kümmert. 227 „Zu-ga-be, Zu-ga-be, Zu-ga-be“, ruft das Publikum im Sprechchor. „Etwas Geduld noch“, beruhige ich die Zuschauer. „Bald wird Nicu Costea wieder vor Ihnen auftreten. Aber jetzt möchte ich ein paar Worte über das Werk sagen, das Cătălin Vutcariov zu Gehör bringen wird, obwohl ich sicher bin, dass Sie selbst erraten können, um welches Stück es sich handelt. „Mein Hut, der hat drei Ecken”, beginne ich. „Drei Ecken hat mein Hut”, setzt das Publikum fort. „Natürlich haben Sie den Text dieses Liedes leicht erkannt“, wende ich mich ans Publikum. „Diese Melodie ist in Deutschland so populär, dass sie während des Karnevals fast an jeder Ecke zu hören ist. Man könnte es sogar als zweite deutsche Volkshymne bezeichnen. Und wer sagt mir den Namen des Komponisten, der sie geschrieben hat?“ frage ich die Zuschauer. „Pugnani!“ schreit ein Mann aus dem Saal. „Ich gratuliere Ihnen! Sie haben richtig geantwortet. Und an Sie kann ich mich übrigens gut erinnern. Sie waren schon im letzten Jahr in unserem Konzert und hatten die richtige Antwort parat. Aber das spielt keine Rolle. Es freut uns, dass Sie noch einmal gekommen sind, um sich mit uns zu treffen. Das bedeutet, dass Ihnen der Auftritt der moldauischen Künstler gefallen hat. Sie sagten: „Besonders die Aufführung dieses Werkes?“ Ich habe im Programm „den Venezianischen Karneval“ des italienischen Komponisten Gaetano Pugnani (1731 - 1798), absichtlich beibehalten. Unsere Freunde aus Schwerin, die heute zum Konzert gekommen sind, haben uns auch gebeten, ihn zu wiederholen. Sie sind unser Publikum. Ich bin mir sicher, dass das Spiel des Panflötenspielers Cătălin Vutcariov Sie nicht enttäuschen wird. Und Sie mein Herr … laufen Sie nicht davon. Ich möchte Ihnen ein kleines Geschenk als Andenken an die heutige Bekanntschaft mit der Republik Moldau, ihrer Musik und der Kultur überreichen. Dieses schön illustrierte Buch über das moldauische Land und eine Flasche Rotwein. Natürlich erwarten wir Sie auch im nächsten Jahr zu unserem Konzert. Sie sind doch jetzt unser Freund geworden.“ 228 „Bra-vo, Bra-vo, Bra-vo!“ ruft das Publikum im Sprechchor. Wie ich schon sagte, man kann diese Melodie„Mein Hut, der hat drei Ecken” oder „Mein dreieckiger Hut“ besonders während der Faschingstage hören. An diesem Feiertag werden Kulturen vieler Völker – deutsch, österreichisch, italienisch – wieder vereint. Warum sollte das moldauische Volk nicht auch mit ihnen solidarisch sein? Ihrer begeisterten Reaktion nach, habe ich verstanden, dass meine Idee bei Ihnen Unterstützung und Wohlwollen gefunden hat. Dann schlage ich Ihnen jetzt vor, zusammen mit den Künstlern für den Karneval eine moldauische Volksmelodie zu lernen. Hören Sie Rodica Buhna aufmerksam zu und wiederholen Sie ihre Worte. „Bitte, Musik!“ wende ich mich an die Sänger. „Tropaiţi flăcai pe loc Să răsară busuioc „Schlagen Sie den Rhythmus an dieser Stelle mit. Wir tanzen die Hora zusammen“, übersetze ich dem Publikum den Sinn des Textes. Şi iar verde trei muscate, Diri, diri, diri, diri, diri da. La noi toba cum mai bate, Diri, diri, diri, diri, diri da.“ „Gelingt es Ihnen, „Diri, diri, diri, diri.....?“ schnell nachzusprechen? Probieren Sie es aus und lernen Sie die Worte zu Hause, vor dem Spiegel, auswendig. Nicht jeder Sänger der moldauischen Lieder kann es sofort deutlich aussprechen... Ich weiß nicht, wie diese verbale Wendung heißt, weil es sogar in der Folkloreliteratur keine spezielle Bezeichnung gibt. Aber dieses „Text - Ornament“ verleiht diesen Volksmelodien eine ganz spezifische Schönheit. Ich sehe, dass Cătălin seine Dame des Herzens gefunden hat. Er hat ein etwa fünfjähriges Mädchen auf den Arm genommen und singt ihm eine moldauische „Serenade“ vor: „Si cum cinta si vioara De - mi aprinde inimioara.“ „Das Geigen freut sein Herz“, übersetzt er ihr und noch drei anderen, kleinen, auf ihn zusteuernden Mädchen. Und sind Sie denn nicht mit Cătălin solidarisch? Dann unterstützen Sie die moldauischen Musiker. Natürlich! „Diri, diri, diri, diri, diri, da!“ „Zu-ga-be, Zu-ga-be!“ ruft das Publikum. „Liebe Freunde!“ wende ich mich an die Zuschauer. „Im Namen aller Teilnehmer dieses Kulturprojektes danke ich Ihnen für den herzlichen Empfang, der uns in Schwerin bereitet wurde. Besonders möchte ich allen Mitgliedern der Gesellschaft „Volkssolidarität“ danken. Ich denke, dass es in der Zeit mehrjähriger Zusammenarbeit und Freund229 schaft zwischen den beiden Organisationen, den Berlinern und den Schwerinern, schöne Erlebnisse gegeben hat. Der beste Beweis sind die positiven Äußerungen der Zuschauer, die wir nach den Treffen mit ihnen gehört haben, aber auch Kritiken und Berichte in der Presse und im Fernsehen. Zum Schluss möchte ich noch bemerken, dass Schwerin, wenn auch einer der kleinsten Hauptstädte aller Bundesländer, für uns eine der größten Städte in puncto Gastfreundschaft, Freundlichkeit und Solidarität bleiben wird! …“ „Hallo! Ich warte schon auf Sie!“ begrüßt uns ein fröhlicher, lächelnder Mann. „Erlauben Sie mir, Ihnen meinen Freund, den bekannten Karikaturisten Günther Endlich vorzustellen“, sagt Jürgen. „Wir sind schon 30 Jahre lang befreundet. Ich habe ihn gebeten, mit Ihnen eine Stadtführung durch Güstrow zu machen. In dieser Stadt ist leider kein Auftritt geplant. Aber ich denke, dass wir hier im nächsten Jahr ein Konzert organisieren werden. Aber heute hören Sie sich seine Sicht auf dieses idyllische und malerische Städtchen an. Ich bin mir sicher, dass es sehr informativ und interessant für Sie werden wird“. „Danke, Jürgen! Natürlich werde ich es in diesen wenigen Stunden, die wir zur Verfügung haben, nicht schaffen Ihnen alle Sehenswürdigkeiten meiner Stadt zu zeigen. Deshalb, wenn Sie wieder bei der „Volkssolidarität“ zu Gast sind, kommen Sie unbedingt bei mir vorbei. Wir werden unsere Bekanntschaft fortsetzen“, lädt der Maler uns alle ein. „Ich denke, dass wir eine solche Möglichkeit haben werden. Werden uns doch unsere moldauischen Freunde nicht im Stich lassen und an deinem 75. Geburtstag singen und tanzen?“ fragt uns Jürgen augenzwinkernd. „Dann herzlich willkommen bei mir in Güstrow!“ ruft Günther Endlich lachend! „Witalij! Mir scheint, es wäre sinnvoll, dieses Fragment noch einmal aufzunehmen“, wende ich mich an unseren Operator. „ Hörst du mich? Wo bist du? Wi-ta-li-i-j!“, rufe ich ihn laut. „Konstantin! Ich bin hier auf dem Hof. Ich bin im Moment beschäftigt“, antwortet er. „Alles klar! Du hast schon begonnen, dich auf das Jubiläum vorzubereiten. Und wo sind die anderen? Es ist niemand zu sehen und zu hören“, frage ich verwirrt. „Machen Sie sich keine Sorgen. Alle sind auf ihren Plätzen. Sie bereiten sich vor. Ich habe sogar ein Video davon aufgenommen. Sehen Sie!“ 230 „Ja-a-a. Vor dir kann man sich nicht verstecken. Es bleibt wenig Zeit bis zum Feiertag und wie immer haben wir viel zu tun. Bald werden die Gäste kommen, doch wir sind noch nicht ganz fertig, zum Beispiel mit der Korrektur des Videomaterials über Güstrow. Wollen wir es noch einmal durchsehen. Ja. Angefangen mit diesem Absatz. Mit der Erzählung über das Stadtwappen. Nein, zeige bitte besser das Bild... Wenn es möglich ist in Großaufnahme. So, super. Jetzt lege den Text auf. Bitte lauter. Es reicht – es reicht. Genug.“ „Und das ist für Sie“, sagt Herr Endlich fröhlich und übergibt jedem ein Blatt Papier. „Der Stier, den Sie in der Mitte meiner Zeichnung sehen, symbolisiert das Emblem von Güstrow. Er dominiert das Wappen der Stadt. Hier im Stadtwappen sehen Sie, dass für die farbige Gestaltung des Wappens zwei Farben – gelb und rot – verwendet werden. Oben befindet sich der schwarze Stierkopf, der mit einer Krone geschmückt ist. Schon an diesem Detail können wir erkennen, dass der Stier in diesem Fall eine Personifizierung der Kraft und des Einflusses der Herrscher darstellt. An den Seiten sind zwei rote Sterne eingezeichnet. Das Vorhandensein dieses Elementes signalisiert ihre edle Herkunft. Unten sind zwei gekreuzte Papststäbe dargestellt. Sie zeugen von dem engen Verständnis zwischen den Herrschern und den Klerikern der Kirche“. „Witalij. Halt bitte diese Aufnahme an. Und finde bitte das Bild mit dem Schloss Güstrow. Was hat uns Günther darüber erzählt...“ „...Natürlich werden Sie über das Aussehen des Schlosses nicht erstaunt sein. Sie haben schon in Deutschland mehr als genug gesehen“, wendet er sich an die moldauischen Freunde. „Und, obwohl sie sich äußerlich alle sehr ähneln, hat jedes Schloss und jede Burg seine eigene Geschichte und sogar Legende. In diesen Jahrhunderten haben sich Wahrheit und Fiktion so eng miteinander verflochten, dass es manchmal schwierig ist, die Glaubwürdigkeit dieses oder jenes Ereignisses festzustellen. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass Sie in diesem Schloss etwas Ungewöhnliches finden werden. Lasst uns auf die Terrasse gehen und von dort in den ersten Stock hinaufsteigen. Von hier aus kann man den Innenhof des Schlosses sehen. Vor vielen Jahrhunderten war in dem Innenhof ein wundervoller Park angelegt, der auch eine Legende hat: „... Einst hat sich ein Gärtner in ein schönes Mädchen verliebt und diese Liebe wurde erwidert. Zum Beweis seiner Liebe hat sich der Gärtner entschieden, einen wundervollen und in der Tat besonderen Garten anzulegen... Sehen Sie, um den Garten herum ist ein 231 Gebüsch gepflanzt“, unterbricht Günther seine Erzählung. „Ziemlich dicht, nicht wahr? Das ist aber eine optische Täuschung. Der Gärtner hat alles wie eine Höhle gebaut. So ist eine ungewöhnliche Galerie für die heimlichen Wiedersehen entstanden ... Und in der Mitte des Parks hat der junge Mann als Beweis seiner ewigen Liebe zu seiner Angebeteten hellrote Blumen in Form eines Herzen angepflanzt. Es war ihnen aber nicht bestimmt zusammen zu kommen. Ihr Vater, ein vornehmer Herr, erfuhr davon und befahl, die Tochter in einem der Türme einzuschließen und den Gärtner hart zu bestrafen. Seit langem gibt es keinen Gärtner mehr, aber wie Sie sehen, ist sein Traum bis heute lebendig geblieben. „Das Herz des jungen Mannes“ blüht jedes Jahr, dank der Liebe der Bedienten des Schlosses wieder auf.“ „Warum seufzen unsere Damen so innig? Sagen Sie, gibt es heute noch solche Ritter?“ „Und was ist mit uns?“ empören sich die Männer. „Witalij! Warum bist du nicht auf „dem Porträt“ der Ritter dabei? Klar. Du hast wie üblich fotografiert. Dann ergänze dieses Sujet mit einer allgemeinen Aufnahme. Mit dieser Fotografie werden wir die Erzählung über Güstrow beenden... Die nächste Reportage hast Du über Lohmen gemacht. Zuerst gibt es ein paar kurze Informationen über diesen Ort, und dann die Retrospektive einer der vier Veranstaltungen, die wir dort durchgeführt haben. Herr Dr. Hoffman hat uns übrigens gebeten das Konzert „Drei Sopranistinnen und eine Geigerin“ auf eine DVD für das Archiv von „Volkssolidarität“ zu brennen. Wie er uns gesagt hat: „Dieses Projekt hat allen sehr gefallen. Wir werden 232 mit Freude unsere Zusammenarbeit fortsetzen und hoffen, Sie im nächten Jahr wieder zu sehen. Und was hältst Du von der Idee, es zu wiederholen. Ich habe es vermutet, da die Begeisterung so groß war. In Gesellschaft von vier schönen Frauen ist es sowieso viel angenehmer zu arbeiten. Ich habe mich an etwas erinnert. 2006 haben unsere Organisation und der moldauische Filmregisseur Boris Konunov ein Projekt von internationaler Bedeutung „Donau – Fluss des interkulturellen Dialoges“ ausgearbeitet. Wir haben dem Direktor des moldauischen Büros der interethnischen Beziehungen, Frau Goncearova, eine gemeinsame Bearbeitung angeboten. Aber wie uns gesagt wurde, „liegt alles auf Eis.“ Zwar wurde das Projekt ins Programm von 2006 aufgenommen aber weiter ist die Sache leider nicht gediehen. Nein, Witalij. Ich bin überhaupt nicht beunruhigt, dass es jemand anders bemerkt. Du weißt doch, dass unsere „Brigantine“ unter dem Namen „Кulturverein Moldova e. V.“ immer ein günstiger Wind begleitet. Ja-a-a... Erinnerst Du dich daran, als während eines Spazierganges an den Seen Schwerins ein leichter Sturm aufkam. Aber die deutschmoldauische Mannschaft hat seinen Druck mutig ertragen. Ich bin überzeugt, dass man mit solchen Leuten ohne Angst und Zweifel weiter segeln kann. Such mir bitte dieses Foto heraus. Es ist sehr angenehm, zu sehen, wie alle lächeln. Ich denke, dass wir auch mit dem Sturm leicht zurechtkommen werden. Wie es sich zeigte, kann ein solches Wetter auch an der Donau vorkommen. Um ihn herum um genauer zu sein. Aber das ist eine Zukunftsfrage und wir werden nicht zu weit vorwärts schauen. Aber jetzt schauen wir die Reportage über Lohmen.“ „... Diese kleine Siedlung liegt 15. Kilometern südlich von Güstrow. Sie wird erstmals in Dokumenten des Jahres 1227 erwähnt. Das Dorf ist von malerischen 233 Seen umgeben und passt sich harmonisch der Landschaft an. Heute ist Lohmen ein Kurort mit Hotels, Erholungsheimen, Campingplatz und einem medizinischen Rehabilitationszentrum. Es liegt am Garder See, nicht weit vom Naturpark der Nossentiner Schwinzer Heide. Hier werden in idealer Umgebung psychisch und physisch Kranke wieder gesund gemacht. Wie uns ein Mitarbeiter der Klinik erklärte, kommt der kulturellen Betreuung im Rehabilitationszentrum „Reha-Klinik“ große Bedeutung zu.“ „Witalij. Ich glaube, dass du als nächstes die Passagen aus den Werken der moldauischen Künstler, die hier auftraten, einfügen solltest. Und jetzt gehen wir zum folgenden Sujet über. Es handelt sich um eine wundervolle Sammlung, die von Einwohnern der Region Mecklenburg-Vorpommern zusammen getragen wurde. Was macht diese Sammlung aus? In sieben Zimmern, die sich in den unteren Räumen des Hotels „Trend Hotel“ in Banzkow befinden, können Sie Exponate wie Bügeleisen, Nähmaschinen, Lampen, Küchengeschirr sehen, die in alten Zeiten von der einheimischen Bevölkerung genutzt wurden. Witalij, ich würde dieses Videomaterial auf jeden Fall erweitern, schon alleine aus dem Grund, weil man so was nicht überall zu sehen kriegt. Es wäre eine gute Idee, zu diesem Thema einige Fernsehsendungen zu machen. Ich glaube fest daran, dass diese Idee der Deutschen, auch moldauische Enthusiasten anregt, etwas Ähnliches zu schaffen. Was hat Jürgen damals gesagt? Finde bitte diese Episode. Da ist sie. „... Die Geschichte des Volkes befindet sich in seiner Vergangenheit. Und dieses Museum wird der Jugend helfen, zu erfahren, wie die Vorfahren unseres Volkes lebten…“. Diese Reportage, Witalij, wirst du später bearbeiten. Und jetzt wollen wir die Montage der nächsten Veranstaltung vorbereiten. Es folgt die Gemeinde Dobbertin, wo eine Fotoausstellung von Jürgen eröffnet wurde. 234 Sie hieß „Ansichten von Moldova“. Ich habe ihr den Titel „Fotoessay“ gegeben. Es scheint mir, dass all seine Arbeiten eine Art künstlerische Erzählung über das moldauische Land sind. Als ob er sich in jeder Aufnahme die hellsten und charakteristischsten Momente aus dem Leben verschiedener Menschen eingeprägt hat. Nach diesen eindrucksvollen Aufnahmen hat man das Gefühl, dass man ihre Gedanken lesen kann. Ist bei dir nicht auch so ein Eindruck entstanden? Schau dir die Bilder aufmerksam an. Ja-а-а. Diese Aufnahme wirkt sehr urwüchsig. Vergleiche sie mit dem vorherigen Bild. Dem Thema nach passen sie zueinander. Lass uns dem Foto folgenden Titel geben: „DIE JUNGE REPUBLIK MOLDAU SCHREITET TAPFER DURCH EUROPA!“ Ich denke, dass das sichere Auftreten unserer jungen Darsteller an jenem Abend die Anwesenden von der entschlossenen Absicht des neuen Staates überzeugt hat, das Leben zu ändern. Europa hat die moldauischen Künstler aktiv unterstützt. Alle klatschten den Rhythmus des Volksliedes einträchtig mit und schrien „Ho, Ho, Ho!“ Schalte bitte das Interview ein, das mit dem Mitarbeiter der moldauischen Botschaft in Berlin, Herrn Aurel Ciocoi, geführt wurde. Er hat es sofort nach dem Konzert gegeben. „... Das heutige Treffen in Dobbertin hat die Solidarität des deutschen und des moldauischen Volkes für ein gegenseitiges Verständnis noch einmal demonstriert. Deutschland und Moldau sind sich noch einen Schritt näher gekommen.“ Besonders beeindruckend ist, mit welcher Hingabe sich der Bürgermeister, Horst Tober, um seine Gemeinde kümmert. Kultur und Kunst sind ein fester Bestandteil des Gemeindelebens. „Witalij, haben wir das ganze Videomaterial durchgesehen? Ach, ja. Man muss die Datei „Freizeit“ noch einmal durcharbeiten. Hast du, wie es auch Jürgen entschieden hat, sie künstlerisch „ergänzt“? Diese Videoseite ist wirkt ziemlich eigenartig. Also, wenn wir uns nicht so erholt hätten, wären wir nicht in Potsdam gewesen und hätten nicht die Möglichkeit gehabt, das Spiel „des Hofmusikers“ der Prinzessin 235 Sissi zu hören. Wir hätten weder das prächtige Schloss Schönburg sehen noch auf einer alten Dampflokomotive spazieren fahren können. Wir hätten nicht die ungewöhnlichen Geschichten über das Schloss Ludwiglust hören, keine saftigen Würstchen essen können – vor allem aber hätten wir uns einander nicht kennen gelernt!“ „Sie haben nicht Recht, Konstantin! Ich habe Sie sofort erkannt als Sie die Bühne der Kunstschule „Ehm Welk“ betreten haben“, erklärt, der ins Zimmer eintretende Mann laut. „Das war im Jahr 2007, in Schwerin. Oder habe ich etwas Falsches gesagt?“ fragt er vorsichtig.“ „Jascha! Guten Tag, setz dich bitte hin. Wir sind immer froh, wenn du da bist. Du bist der erste Gast, richtiger gesagt, Freund, der zu unserem Jubiläum gekommen ist. Im Moment führen wir die letzten Vorbereitungen zum Feiertag durch. Wie immer fehlt es an Zeit. Man muss noch einmal alles überprüfen, kontrollieren, alle anrufen und Bescheid sagen, alle an die Termine zu erinnern. Du weißt ja von deiner Gemeindearbeit, wie das ist. Übrigens bist Du nicht zur Vertretung unserer Organisation gekommen. Dann komm ins „Casa mare“, und die moldauischen Künstler werden dir alles darüber erzählen. Jungs! Seid ihr bereit? Noch nicht? Entschuldige, solange sie beschäftigt sind, werden wir uns ein bisschen unterhalten. Wir beide haben doch viele Themen, worüber wir sprechen können. „Ja, Konstantin. Es ist nun schon ein Jahr vergangen, seitdem der „Кulturverein Moldova e. V.“ und die „Jüdische Gemeinde Schwerin“ einander kennen gelernt hatten. Die Mitglieder der jüdischen Gesellschaft baten mich, nicht nur die aufrichtigen Glückwünsche anlässlich des Jubiläums Ihrer Organisation, sowie ein riesiges Dankeschön für das wundervolle Konzert zu übermitteln, mit dem die Künstler aus Moldova bei uns aufgetreten sind. Wie Du weißt, bin ich in der Gemeinde für die kulturelle Arbeit verantwortlich. Nach Möglichkeit versuche ich, es so zu organisieren, dass diejenigen, die zu uns kommen, sich nicht vollständig von den einheimischen Dingen, isoliert fühlen. In erster Reihe steht die, 236 wie man zu sagen pflegt, lebendige menschliche Unterhaltung. Ich glaube, dass du bei dem vorjährigen Treffen verstanden hast, dass viele Anwesende im Saal aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland emigriert sind. Natürlich gelingt nicht allen die Anpassung an die neue und nicht ganz gewöhnliche Lebensweise. Hauptsächlich die älteren Menschen ertragen diese Übergangsperiode psychisch schwer. Die Jugend wird mental schneller mit den Veränderungen fertig. Deshalb war für sie der Auftritt der drei Opernsängerinnen meiner Meinung nach nicht nur eine Reise in die Welt der gewohnten Lieblingsmelodien, sondern auch eine Art geistiger Geschlossenheit. Erinnerst Du dich, mit welcher Begeisterung unser Publikum die Künstler empfangen hat? Dank dieser Kunst haben sie die Möglichkeit, sich zu unterhalten und einander besser kennen zu lernen. Richtig?“ „Ich bin mit dir vollkommen einverstanden, Jascha. Und ich finde, dass Du eine kolossale Arbeit leistest. Die Menschheit versucht, die globalen und die, im wahrsten Sinne des Wortes, kosmischen Probleme zu lösen, und damit verpassen wir einen solchen wichtigen Moment, wie den menschlichen Faktor. Vielleicht ist dieser Ausdruck aus der Mode gekommen und wurde altmodisch, aber es lässt sich nicht bestreiten, dass man, zu sehr nach Fortschritt strebend, den Menschen mit seinen Gefühlen allein lässt. Und wir bemerken nicht, dass wir uns langsam in seelenlose Roboter verändern. Allmählich werden wir es verlernen, Menschlichkeit zu zeigen“. „Leider, Konstantin, das ist die Realität der modernen Welt. Ich würde noch ergänzen, dass wir sehr bald nicht nur ein Defizit an Sauerstoff, sondern auch an seelischem Verständnis fühlen werden“. „Ja-a-a… Auf uns wartet eine ziemlich finstere Perspektive. Aber, ich denke, dass es noch zu früh ist, missmutig zu werden. Und jetzt möchte ich zusammen mit dir die Reportage über unsere Kulturveranstaltungen in Kirchen, anschauen. Was hältst Du davon?“ „Das kommt mir sogar gelegen, Konstantin. Unsere Gemeinde hat mit dem Bau einer Synagoge begonnen. Vielleicht werdet Ihr schon im nächsten Jahr dort ein Konzert geben. Ist es nicht interessant zu sehen, wie es in den deutschen Kirchen zugeht? Wird für diesen Fall ein spezielles Repertoire ausgewählt?“ interessiert sich Jascha. „Danach hat mich auch eine der moldauischen Sängerinnen, Rodica Buhna gefragt. Witalij hat unser Gespräch auf Video aufgenommen. Also: „… Konstantin. ich kann mir nur sehr schwer vorstellen, in den moldauischen orthodoxen Kirchen „Märsche“, „Polka“, „Walzer“ zu hören... „Und sogar die „Pereniţa“, ergänze ich. „In Deutschland haben Ihre Kollegen nicht nur gespielt, sondern auch zusammen mit den Kirchgängern getanzt. 237 „Bist Du nicht auch darüber verwundert? Obwohl ich früher auch nicht ahnen konnte, dass die Organisation die Möglichkeit bekommt, ihre Projekte in Kirchen zu verwirklichen. Profane und religiöse Musik unterscheiden sich doch sehr stark sowohl im Charakter, als auch in Form und Inhalt. Um so mehr, dass dieses oder jenes musikalische Genre nicht nur das Publikum, sondern auch einen entsprechenden Konzertplatz hat. Aber ich kann aus den Erfahrungen der in den Kirchen durchgeführten Konzerte bestätigen, dass das von uns vorgestellte Programm dankbare Zuhörer gefunden hat. Alle Konzerte verliefen wie immer mit großem Erfolg. Dabei übertreibe ich überhaupt nicht. Hier sind Zeitungen, in denen darüber geschrieben wurde. Hier der letzte Artikel. Vom 30. August 2007. Er wurde nach dem Konzert in der evangelischen Kirche in Sontra veröffentlicht. Und der Artikel fängt mit den begeisterten Worten an: „Das gibt es doch gar nicht! Einfach unglaublich! … die Performance war absolut professionell und für eine Kleinstadt wie Sontra ein künstlerischer Höhepunkt“. 83 Eine andere Zeitung, die „Gelnhäuser Neue Zeitung”, schrieb am 21. September 2005: „Die Sänger, die Instrumentalisten, die folkloristische Gruppe haben an diesem Abend ein musikalisches Geschenk für das Publikum dargebracht. Das Konzert war sehr eindrucksvoll und gleichzeitig war es eine gute Werbung für Moldova und das Volk, das mit solchem Gefühl die Musik versteht“. 84 Noch ein Ausschnitt aus einem Artikel der „ Kinzigtaler Nachrichten“: „... Mit einem Lächeln und mit bunt bestickten hellen Blusen, breiten Gürteln und schwarzen Schürzen und Hosen ihrer Landestracht stellten sie sich vor: die Künstler aus der Republik Moldau. Wichtiger als ihrer Tracht jedoch waren ihre Musikinstrumente: das Hackbrett oder Cymbal, Violine, Panflöte und die Sängerin.” 85 Das war am 4. September 2002. Das erste Konzert in der evangelischen Kirche in Wächtersbach hat 2000 stattgefunden. Ganz ehrlich, das Vorgespräch mit ihrem Pastor, Herrn Schilling, hatte mich aufgemuntert. Bis zu unserem Treffen war ich nicht überzeugt, ob die Thematik der von mir angebotenen Veranstaltung nicht doch seine Einwände hervorrufen würde. Aber die Vielfalt der musikalischen Stile, die mit unserem Programm vorgestellt wurde, hat Herrn Schilling überhaupt nicht gestört. Der Pastor erklärte, dass Menschen verschiedener Nationalitäten seinen Gottesdienst besuchen. In erster Linie beachtet er in seinen Predigten, dass das Hauptgebot für jeden nicht im Streben besteht, sich von der Gesellschaft abzusondern, einer Absonderung von der Gesellschaft nach rassenmäßiger, nationaler, kultureller Zugehörigkeit, sondern in der Schaffung einer Gemeinsamkeit, die wir erreichen können, indem Menschlichkeit sie zusammenführt. „Ich denke, dass die Unterhaltung der Kirchgänger unserer Kirche mit den Künstlern aus Moldova für beide Seiten einen notwendigen „seelischen Austausch“ bringen wird“, schloss Herr Schilling ab. Wirklich, Jascha, das Publikum hat sowohl „Ave Maria“ als auch die Opernarie aus „Aida“ sowie das moldauische Volkslied gleich gut aufgenommen. Und, wenn wir schon 238 den „seelischen Austausch“ angesprochen haben, so wurde es zu einer klaren Bestätigung des dir bekannten Projektes „Drei Sopranistinnen und... eine Geigerin“, an dem, zusammen mit den moldauischen Künstlern, das Mitglied unserer Organisation Diana Müller teilnahm. Sie ist ganz rechts auf diesem Foto zu sehen. Und, obwohl Diana keine professionelle Sängerin ist, standen die von ihr gesungenen Werke in ihrer Kompliziertheit dem Programm der Solistinnen der moldauischen Nationalen Oper in nichts nach. „… Dieses Konzert, unter dem Motto „Drei Sopranistinnen und … eine Geigerin“, schrieb die deutsche Presse, verging durch die Gesangs- und Musikvorträge wie in Flug. Die meisten Besucher hätten gern noch mehr Zeit damit verbracht, den Künstlern der Republik Moldau zuzuhören. Es folgte eine äußerst intensive Beifallsbekundung seitens des Publikums, wie man sie in der Evangelischen Kirche schon lange nicht mehr erlebt hat“.86 Ähnliche Rezensionen gab es auch nach unseren Auftritten in Bad Soden (Ev. Versöhnungskirche Kirche, Bad Soden Salmünster, Pfrin. Anette Reidt), in Nidderau (Ev. Kirche Nidderau, Pfarrer Dr. Volkmar Ortmann). In Kirbracht (Ev. Kirche Kirbracht, Pfrin. Ute Engel), in Sontra (Ev. Kirche Sontra Pfarrer Martin Schacht, Johannes Meier und Kantor Oliver Pleyer), in Wächtersbach (Ev. Kirche, Kantorin Lysann Kuchra) und in der Evangelische Kirche in Alt Schmargendorf Berlin.“ „Dann, Konstantin, möchte ich für sie die Lieder singen, die in meinem Heimatdorf gesungen werden“, schlägt Rodica Buhna vor. „Foae verde de secară... А-а-а-а...“, klingt die weiche Stimme der Sängerin in der Kirche. „Die Gedanken..., „ singen die Künstler zusammen mit den Kirchgängern. „Ich danke allen für dieses schönen Konzert“, sagt im Abschluss der Kantor der evangelischen Kirche in Sontra Herr Oliver Pleyer. Also, Jascha, glaube daran, dass unser Kulturprogramm 239 den religiösen Vorstellungen der Kirchgänger der „Jüdischen Gemeinde Schwerin“ entsprechen wird. Wie der Pastor der evangelischen Kirche in Sontra Herr Martin Schacht nach dem Konzert gesagt hat: „Der Auftritt der moldauischen Künstler wurde für uns ein Feiertag des seelischen Unterhaltung!“ „Witalij! Zeig bitte Jascha noch ein Sujet. Erinnerst du dich an das „Herbstfest“, an dem wir teilgenommen haben? Es wurde auf eine CD „Buch, 2007“ aufgezeichnet. Es war der erste Herbstfeiertag. Initiator und Organisator war Frau Hella Hennicke. Ihre Idee bestand gerade in der seelischen Geschlossenheit der Menschen. Und gerade das, was all das ausmacht, ist auf diesen Aufnahmen gut zu sehen. Sogar das kalte Wetter hat die Bewohner von Buch nicht von ihrem Wunsch abgebracht, zum Konzert zu kommen. Ungeachtet des Regens, haben sich im Konzertsaal, der im Hof eines Krankenhauses „aufgebaut wurde“ viele Zuschauer versammelt. Ja, Jascha. Wir haben für sie mit großem Vergnügen auf der Bühne unter freiem Himmel gesungen und getanzt. Ich will sagen, dass es dem gesamten musikalischen Kollektiv buchstäblich gelang, das Publikum mit seiner Herzlichkeit zu „erwärmen“. Schau an, mit welchem Übermut unsere „kleine Künstlerin“ auftritt. 240 Es ist wohl zu verständlich, warum die Zuschauer nicht gehen wollten. Der Feiertag ist sehr interessant geworden. Wie sein Moderator, Herr Jörg-Peter Malke, sagte: „Dieses Konzert ist in der Tat sehr interessant geworden“. Außer dem Kulturprogramm wurde auch eine Messe organisiert, auf der bekannte Firmen aus Deutschland, der Schweiz und Belgien ihre industrielle Produktion demonstrierten. Zusammengefasst sei gesagt, dass menschliche und die, wie wir es nennen, lebendige Unterhaltung zwischen den Menschen verschiedener Völker, Nationalitäten und Hautfarbe hilft, auf der Erde Menschlichkeit zwischen ihnen zu bewahren und zu festigen. „Die Künstler sind gekommen!“ rief ich laut. „Ah, und wer ist das? Unser neuer Freund?“ fragt Jascha, neugierig einen auf ihn zukommenden Teenager in Maske betrachtend. „Erschreck dich nicht. Wahrscheinlich haben die Musiker sich entschieden, auf dem Jubiläum in originellen Kostümen aufzutreten!“ antworte ich lachend. „Darf ich vorstellen – Iacob Rotari. Ein sehr guter Flötist, sowie Solist auf vielen moldauischen Volksinstrumenten.“ „Jungs, ich möchte euch mit dem Vertreter der jüdischen Gemeinde der Stadt Schwerin Jacob Petrachovic bekannt machen. Wie ich ihnen schon gesagt habe, werden wir in einigen Tagen wieder ein Konzert in dieser Stadt organisieren. Und jetzt zeigen Sie bitte Jascha das „Casa mare“. In dieser Zeit werden wir mit Witalij die Montage des verbleibenden Videomaterials beenden. 241 ABSCHLUSS Es verbleibt, eine Reportage darüber hinzuzufügen, wie das Jubiläum des „Kulturvereins Moldova e.V.“ in Moldowa selbst begangen wurde. Möchten Sie, dass ich Ihnen darüber etwas erzähle? Mit dem allergrößten Vergnügen, weil es allen, besonders mir, eine Freude war mitzuerleben, dass zu der Feier viele Gäste kamen. Wir, die Mitglieder der Gesellschaft, hatten uns entschieden, dieses Datum im Stil des „Кulturvereins Moldova e. V.“ zu feiern, d. h., dass an jenem Abend die Türen des Orgelsaals in Chișinău für alle Interessierten geöffnet waren! Natürlich habe ich mich aufrichtig darüber gefreut, dass sowohl der Name unserer Organisation als auch die der Künstler in der Republik gut bekannt sind. Eigentlich sollte es keine richtige Feierlichkeit als solche geben. Ich meine damit ein „traditionelles“ Szenarium mit festgelegten Schema F: d. h.: ein offizieller Teil, ein musikalischer Teil etc... Wie Sie wissen, haben wir seit dem ersten Projekt unserer Organisation immer wieder versucht, alle möglichen Klischees zu umgehen. Unsere Bemühungen konzentrierten sich darauf, die Veranstaltungen nicht wie alle anderen zu machen, sondern ihnen einen absolut anderen Schliff zu verleihen. Das war ganz besonders dann der Fall, wenn es Kultur in ihrer schönsten Form betraf: die Kunst. Ich kann behaupten, dass wir in den Jahren unserer Tätigkeit, durch das erste Jahrzehnt bestätigt, einiges an Erfahrung gesammelt haben. Und je vielfältiger die Tätigkeit, desto wirksamer die Ergebnisse. Bestätigung dafür sind nicht nur die Jubiläumsgala und die Konzerte, sondern auch das dokumentarische Material, das in diesen 10 Jahren zustande kam, ohne auch die Rezensionen in der Presse, die Reportagen im Fernsehen und diverse Interviews im Radio zu nennen. Es ist das erste Jubiläum des „Кulturvereins Moldova e. V.“! Heute sind auch diese Aufnahmen ins Archiv der Gesellschaft aufgenommen worden. Witalij, schalte bitte die Videoaufnahme an! Das sind sie! 242 Wahrscheinlich hätte ich die Feier, die wir in Chișinău zum Geburtstag der Organisation durchgeführt haben, auch Fasching nennen können, weil sie ein Karneval des Optimismus, der Inspiration und des Wunsches aller wurde und der Organisation half, den ersten Schritt zu machen. Ich würde sagen, dass wir mit diesem Konzert allen gedankt haben, die zur Geburt des „Кulturvereins Moldova e. V.“ beigetragen haben. An diesem Abend haben wir uns auch an alle die erinnert, die unser erstes Projekt realisiert haben. Wir haben auch diejenigen nicht vergessen, die den ersten Kontakt zwischen dem „Кulturverein Moldova e. V.“ und der Republik Moldova aufgenommen haben. „Zusammenkommen ist ein Beginn. Zusammenbleiben ist ein Fortschritt. Zusammenarbeiten ist ein Erfolg“. Diese Worte sind das Motto unserer Organisation, so habe ich es zum Abschluss des Programms gesagt. Und ich bin überzeugt, dass das heutige Treffen ein Anfang des neuen Dialogs werden wird. Das zwischen uns Erreichte und das gegenseitige Verständnis sind ein neuer Schritt nach vorn, die weitere Zusammenarbeit wird uns neue Erfolge bringen“. ... Abschließende Worte, abschließender Beifall! Ich glaube, dass wir mit dieser abschließenden Veranstaltung ein wichtiges Kapitel unsere Arbeit abgeschlossen haben... Und wir haben damit ein neues Jahrzehnt unseres „Кulturvereins Moldova e .V.“ eröffnet. Das Fest, das 1998 anfing – geht weiter! 243 ... Wege, Wege, Wege... Deutschland, Österreich, Polen, die Ukraine. Wieder vier Staaten... An ihnen vorbeifahrend, dachte ich darüber nach, dass es eine große Ehre aber auch gleichzeitig eine große Verantwortung wäre, die Jahrhunderte alte Kultur dieser zwei Völker– deutsch und moldauisch – auch dort vorzustellen. Es freut mich, dass die Tätigkeit des „Kulturvereins Moldova e. V.“ in den letzten 10 Jahren in den öffentlichen und offiziellen Kreisen Moldovas, Österreichs und Deutschlands eine positive Kritik gefunden hat, die unsere sinnvolle Arbeit sowie die Notwendigkeit der weiteren Existenz unseres Vereins bestätigt. ... Moldova, Rumänien, Ungarn, Österreich. Auf dem Weg denke ich darüber nach, vor dem Hintergrund der an Ereignissen so reichen Zeit, dass die Geschichte des kulturellen Austausches, die in diesem Buch beschrieben wird, sich wahrscheinlich bescheiden ausnimmt. Ich wage jedoch zu hoffen, dass auch diese Seiten ins allgemeine Panorama der Entwicklung der Wechselbeziehungen zwischen den Völkern eingeschrieben werden können. ... Und wieder 2000 Kilometer. Im Lauf des Bestehens des „Kulturvereisn Moldova e. V.“ kamen Tausende und Tausende dazu… Minuten, Stunden, Tage angestrengter, erfolgreicher Arbeit haben jene geleistet, die innerhalb dieser 10 Jahre das alles möglich gemacht haben, damit sich das deutsche, das österreichische und das moldauische Volk besser KENNENLERNEN KÖNNEN! 244 QUELLEN 1. Gelnhäuser Tageblatt, 04. Februar 1999, Seite 23. 2. Памятники архитектуры Молдавии /XIV – начало XX века/, Кишинев, «Тимпул», 1986 г., 85.101 П 15, стр. 239. 3. Памятники архитектуры Молдавии /XIV – начало XX века/, Кишинев, «Тимпул», 1986 г., 85.101 П 15, стр. 240. 4. Памятники архитектуры Молдавии /XIV – начало XX века/, Кишинев, «Тимпул», 1986 г., 85.101 П 15, стр. 103. 5. Памятники архитектуры Молдавии /XIV – начало XX века/, Кишинев, «Тимпул», 1986 г., 85.101 П 15, стр. 230. 6. Kranich -Telegraph, 26. November 1999. 7. Г.С. ЧАЙКОВЧКИЙ-МЕРЕШАНУ, «Молдавская музыкальная литература», Кишинев, 1987. стр. 5. 8. ВАСИЛЕ АЛЕКСАНДРИ, Опере алесе ын 4 вол. Вол. 4. – Кишинэу, 1959, паж. 447. 9. „Einige sehr beachtliche Talentproben”, газета „Main – Echo” от 27.11.1999. 10. „Einige sehr beachtliche Talentproben”, газета „Main – Echo” от 27.11.1999. 11. „Einige sehr beachtliche Talentproben”, газета „Main – Echo” от 27.11.1999. 12. Brief vom 16.02.2000, № 01-115/135. 13. Tineretul Moldovei, Nr. 32, 11 septembrie 1999. 14. Kreis Anzeige Wetteraukreis vom 28 September 1999, Seite 18. 15. „Kinzigtal Nachrichten“, «Bezauberndes Puppentheater», Samstag, 19. November, 2005. 16. „Moldova Suverană” miercuri, 18 septembrie 2002, pag. 4. 17. ALEXANDER VON HUMBOLDT. 18. Kreis-Anzeige, Mittwoch, den 20. сентября 2006 года. 19. «Gelnhäuser Neue Zeitung» vom Mittwoch, den 15. März 2006, Seite 37, («Kunst als Mittel der Integration». 20. Berliner Wochenblatt, Mittwoch, 28. August 2002. 21. «Bürger und Besucher Information», 4 Ausgabe 2006/07. 245 22. „Darmstädter Echo“, 05.04.2004. 23. „Aus der Heimat hinter den Blitzen rot“ Streiflichter zur Musikkultur in Ostmittel- und Südosteuropa, Seite 7, Herausgeber: Haus der Heimat des Landes Baden-Württember, ISBN 3921262-07-0. 24. немецкая песня «Kein schöner Land» композитора Герхарда Рабэ (Gerhard Rabe). 25. «Eine Brücke nach Moldawien» (rga, Montag, den 26. September, 2005), «Kunst kennt keine Grenzen», «In Europa zu Hause» (Bergische Morgenpost, Montag, den 26. September, 2005) 26. «Vocea Poporului», 7 ноября 2000 года. 27. «Vocea Poporului», 7 ноября 2000 года. 28. Kinzigtal Nachrichten № 225, Mittwoch, 27 September 2000. 29. GNZ, Seite 19, Samstag, 30. September 2000. (… Beifallsstürme der Kinder und laute „Zugabe-Zugabe-Rufe“ waren hörbarer Beweis für die Qualität der Darbietungen.) 30. Kreis-Anzeige, Mittwoch, 4. Oktober 2000. 31. ЖАН ВИЗИТИУ, «Молдавские народные музыкальные инструменты», стр. 261, изд. «Литература артистикэ», Кишинев, 1985. на стр. 196. 32. Г.С. ЧАЙКОВСКИЙ-МЕРЕШАНУ, Молдавская музыкальная литература, Кишинев, «Лумина», 1987 г., ББК85.313(2М)я72 Ч15, стр. 37. 33. «Moldova suverană», miercuri, 18 septembrie, 2002, pag. 4. 34. „Darmstädter Echo” 13.08.2002. 35. ЖАН ВИЗИТИУ, Молдавские народные музыкальные инструменты, стр. 261, изд. «Литература артистикэ», Кишинев, 1985, стр. 12. 36. Г.С. ЧАЙКОВСКИЙ-МЕРЕШАНУ, «Молдавская музыкальная литература», Кишинев, 1987. стр. 121. «стр. 31» 37. Kinzigtal Nachrichten, № 209, Freitag, 8. September 2000. 38. Bucher Bote, 8. September 2002. 39. Gelnhäuser Tagesblatt, «Auf ungewohnten Instrumenten», Freitag, 15. Sept. 2000, Seite 14 40. Main-Kinzig-Bote, «Osteuropäische Klänge mit Seele und Rhytmus», Mittwoch, 20. September 2000. 41. «Patria Tânără», № 35, Marţi, 3 octombrie 2000, pag. 11. 246 42. Democraţia, Marţi, 2 noiembrie 2004 pag. 14. 43. Moldova suverană, miercuri, 22 mai 2002, pag. 4. 44. Gelnhäuser Tageblatt, Samstag, 8. Juni 2002. 45. (Elevii gimnaziului-internat din Orhei, colectivul didactic Vă aduce sincere mulţumiri pentru bunătatea sufletului pe care o manifestaţi faţa de copii, pentru clipele interesante, miraculoase .... Aţi trezit emoţii adînci în sufletele copiilor, ne-aţi făcut să uităm de greu, să-ne bucurăm ...) Письмо без даты. 46. ( ... Vă aduc mulţumire profunde pentru aportul în educaţia spirituală a elevilor noştrii.) Письмо от 15.11.2001 за № 394. 47. (Şcoala primară-internat nr. 23 Vă aduce sincere mulţumiri pentru grija şi generozitatea pe care o manifestaţi faţa de copii dezavantajaţi ...) Письмо от 20.11.2001. 48. (Colectivul de copii al gimnaziului-internat din Straşeni, colectivul didactic Vă mulţumeşte pentru clipele minunate pe care ni le-aţi oferit ... Credem că timpul petrecut împreună cu Dvoastră va fi pentru noi o amintire foarte plăcută.) Письмо от 16.11.2001 за № 2188. 49. (Pretura sectorului Centru Vă aduce sincere mulţumiri pentru grija şi generozitatea pe care o manifestaţi faţa de copiii dezavantajaţi din sector... „Asociaţia de cultură Moldova cu sediul în Germania” a constituit pentru ei o adevărată surpriză, oferindu-le cîteva clipe de bucurie.) Письмо от 16.11.2001 за № 537/01-12. 50. (Ministerul Învăţămîntului aduce cele mai sincere mulţumiri actorilor teatrului „Licurici” şi sponsorului „Asociaţia de cultură Moldova cu sediul în Germania care au contribuit la desfăşurarea acţiuni teatrală pentru copiii orfani şi rămaşi fără îngrijirea părinţilor...) Письмо от 21.11.2001, за № 13-5-1139. 51. rga. Samstag, 12. Januar 2008, „Dankeschön Rader Ultraschall hilft nun in Moldau“. (… Sein Dank galt auch Carina Hartmann von der Spielzeugfirma Wader: Die nämlich hatte zehn große Kartons mit Kinderspielzeug mit auf die Reise geschickt.) 52. Heimatanzeige, 58. Jahrgang / Nr. 2275, Mittwoch, 16. Januar 2008, Seite 6 „Durchblick dank Rade“. 53. Heimatanzeige, 58. Jahrgang / Nr. 2275, Mittwoch, 16. Januar 2008, Seite 6 „Durchblick dank Rade“. 54. Bergische Morgenpost, Samstag, 12. Januar 2008, „Leuchtende Augen und kürzere Wege“. 54. rga. Samstag, 12. Januar 2008, „Dankeschön Rader Ultraschall hilft nun in Moldau“. 55. Bergische Morgenpost, Samstag, 12. Januar 2008, „Leuchtende Augen und kürzere Wege“. 56. (... Prin prezentul memoriu ţinem să-vă mulţumim din toate inima pentru angajamentul şi cordialitatea cu care v-aţi angajat în ajutorarea Serviciului Cardiologic reprezentat de IMSP Institutul de Cardiologie, atribuindu-ne un lot foarte valoros de tehnică medicală (ecograf Ultraschall Hewlett Packard – 1; ecograf ATL – 1), care funcţionează perfect şi ne sunt de 247 mare folos. ...) Письмо № 01 – 4/240, от 27.06.2008. 57. Протокол передачи от 25.04.1999. 58. Подтверждение – от 03.06.2000. 59. (... Vă exprimăm cea mai aleasă recunoţinţa şi Vă mulţumim din toată inima pentru ajutorul de binefacere (bănesc şi medicamente) acordate acestor oameni care au promovat de pe scenă idealuri umaniste, morale, sentimentul dragostei şi al compătimirii. ... Aţi reuşit să creaţi o adevărată sărbătoare, plină de lumină şi dragoste. Măreţia suflеtului Dumneavoastră este incontestabilă, este de nepreţuit.) письмо № 44 от 26 мaя 2000 года. 60. „Kunst und Völkerverständigung“, Westfälische Nachrichten, Samstag, den 24. September, 2005. 61. Bucher Bote, Aktuel, Oktober 2006. 62. MOLDPRES. Chisinau, 9 iulie, 2008. 63. MOLDPRES. Chisinau, 9 iulie, 2008. 64. MOLDOVA, Moldoveni din toate ţările, uniţi-vă!, 10/2008. 65. Biroul relaţii interetnice, «Diaspora moldovenească», Chişinău, 2006, pag. 3. 66. Biroul relaţii interetnice, «Diaspora moldovenească», Chişinău, 2006, pag. 31. 67. VASILE VASILE, Pagini nescrise din istoria pedagogiei si culturii româneşti, O istorie a învăţământului musical, Editura didactică şi pedagogică, R.A., Bucureşti, 1995, pag. 144. 68. Biroul relaţii interetnice, Первый конгресс выходцев из Республики Молдовы, проживающих за рубежом”, Кишинев, 2004, стр. 111. 69. Biroul relaţii interetnice, «Diaspora moldovenească», Chişinău, 2006, pag. 3. 70. CORNELIUS R. ZACH, Staat und Staatsträger in der Walachei und Moldau im 17. Jahrhundert, Hieronymus, Münchem, 1992, ISBN 3-928286-07-2, S. 4. 71. Cotidian, TV7, передача от 17.01.2007. 72. Biroul relaţii interetnice, «Diaspora moldovenească», Chişinău, 2006, pag. 31. 73. электронная почта (e-mail) от 4 июля 2005 г. 74. Biroul relaţii interetnice, «Diaspora moldovenească», Chişinău, 2006, pag. 5. 75. Biroul relaţii interetnice, «Diaspora moldovenească», Chişinău, 2006, pag. 1. 76. Moldova Suverană, № 174 *20122, miercuri, 18 septembrie 2002. 77. Moldova Suverană, vineri, 5 martie 2004, pag. 6. 248 78. Auswärtiges Amt, Brief v. 23. März 2006 Referat 205, Frau Tanja Hutt. 79. Diplomatische Depesche, August – 08, - 2005. 80. Brief vom Donnerstag, den 9. Dezember 2003. 81. Botschafter der Republik Moldau in Deutschland Dr. Igor Corman. Brief № 03 / 05.09.2008. 82. Die schönsten Landschaften in Deutschland, Mecklenburg-Vorpommern, Seite 7, ISBN 388189-337-7 83. «Gemeindebrief, September bis November 2007». 84. «Gelnhäuser Neue Zeitung» 21 September, 2005, Seite 20. 85. «Kinzigtal Nachrichten», 4. September 2002. 86. «Gelnhäuser Tageblatt» vom Freitag, den 31. August 2007, Seite 25. 249 INHALTSVERZEICHNIS EINFÜHRUNG......................................................................................................................................................... 24 WIE ES ZU DER ERSCHAFFUNG DES „KULTURVEREINS MOLDOVA“ KAM............................................ 31 DIE ENTSTEHUNG DES „KULTURVEREINS MOLDOVA e.V.”........................................................................ 37 DAS EINRICHTEN DES KULTURELLEN KONTAKTES MIT MOLDOVA....................................................... 44 VORBEREITUNG DES ERSTEN VERANSTALTUNG......................................................................................... 51 DURCHFÜHRUNG DES ERSTEN PROJEKTS IN DEUTSCHLAND................................................................. 60 «LICURICI» LERNT DAS DEUTSCHE PUBLIKUM KENNEN.......................................................................... 67 DIE ERÖFFNUNG DER VERTRETUNG DES „KULTURVEREIN MOLDOV A e.V.” IN BERLIN................. 74 MOLDOVA ZU GAST IN BRITZ............................................................................................................................ 92 DIE BEKANNTSCHAFT MIT DEN KÜNSTLERN DER MOLDAUISCHEN NATIONALEN OPER............... 98 KINDER SIND UNSERE ZUKUNFT.................................................................................................................... 108 MOLDOVA ZU GAST IN RADEVORMWALD................................................................................................... 117 DER MOLDAUISCHE ZIRKUS............................................................................................................................ 127 UNSERE AKTIVITÄTEN IN DEUTSCHEN SCHULEN..................................................................................... 132 UNSERE AKTIVITÄTEN IN MOLDAUISCHEN SCHULEN............................................................................. 143 HUMANITÄRE HILFE.......................................................................................................................................... 152 DIE REPUBLIK MOLDAU. 15 JAHRE UNABHÄNGIGKEIT........................................................................... 161 KONTAKT ZU DEPARTMENT INTERETHNISCHE BEZIHUNGEN............................................................... 170 „MĂRŢIŞOR“ – EIN INTERNATIONALER FEIERTAG DES FRÜHLINGS..................................................... 193 ZUR ZUSAMMENARBEIT MIT DIPLOMATISCHEN MISSIONEN................................................................ 213 ZUR ZUSAMMENARBEIT MIT DER DEUTSCHEN ORGANISATION „VOLKSSOLIDARITÄT“.............. 222 ABSCHLUSS.......................................................................................................................................................... 242 QUELLEN............................................................................................................................................................... 245 250 Konstantin Pawljuk WIR LERNEN UNS KENNEN Übersetzung aus dem russisch von Marina Raţuşneac Stilistische Verarbeitung: Dr. habil. Hans-Jürgen Audehm und Erhard Günther Elektronische Verarbeitung: Alexei Schumilin Alle Rechte, auch die der fotomechanischen und elektronischen Wiedergabe, vorbehalten. In dem Buch ist Fotomaterial vom Archiv «Stiftung Hessischer Jägerhof», «Landsmannschaft der Bessarabiendeutschen», «Kulturvereins Moldova e.V.» benutzt worden. Herausgeber «Kulturverein Moldova e.V.» und «АRTA-SOL» Ch.: Arta-Sol AO, 2009, Polygrafische Kombinat, Chişinău, Republik Moldau, 500 Ex. ISBN 978-9975-4035-2-8 Sie finden uns im Internet unter: www.moldova-kulturverein.de E-mail:kulturvereinmoldova @yahoo.de 251