Als Deutz noch Deutz war
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Als Deutz noch Deutz war
Technik Landwirtschaftliches Wochenblatt Als Deutz noch Deutz war 5 Mit dem fünften Teil endet unsere kleine Deutz-Serie. In ihr haben wir die wichtigsten Deutz-Schlepper-Typen zwischen 1950 und 1967 vorgestellt. Den Abschluss bildet der D50. punkthydraulik Deutz-TransfermatikSystem mit einer Hubkraft von 1650 kg zum Einbau. Auch an der Karosserie nahmen die Ingenieure einige Veränderungen vor. Die Instrumente beispielsweise wanderten mehr in das Sichtfeld des Fahrers. Statt wie bisher an der Stirnseite der Tankverkleidung, prangte eine echte Instrumententafel mit Traktormeter, Motortemperaturanzeige, Anlassschalter, Glühwächter und Blinkgeber einschließlich Signalhornknopf usw. auf der Motorhaube direkt unter dem Lenkrad. Mit dieser Anordnung der Instrumente war auch der D40 L ausgestattet. Diese Einrichtung wurde später unverändert in die 05er-Serie übernommen. Wie am D40.1 hatte sich der Tandembeifahrersitz nicht bewährt und verschwand auch am D50.1. Mit Einführung der Motorenbaureihe 812 im Jahr 1964 bekam auch der D50.1 S den neuen Motor F4L 812. Die Leistung von 52 PS blieb unverändert. Um die Motorvibration des 4-Zylinders zu mindern wies das Lenkrad nun elastische Federspeichen auf. Auch die Fußbleche wurden auf Gummi gelagert, das sollte den Fahrer entlasten. Ansonsten glich er seinem Vorgängermodell und sollte dann fast unverändert in die 05er-Serie 1965 übergehen. Deutz stellt die 05er-Serie vor Zwischen 1962 Und 1964 hatter der D50.1 S einen auf 52 PS gesteigerten 712er-Motor. Motorzapfwelle und Doppelkupplung gehörten zur Serienausstattung. Foto: Fahr A nfang der 60er-Jahre entsprach der mittlerweile auf 50 PS Motorleistung gesteigerte Deutz F3L 514 nicht mehr den Ansprüchen an einen modernen Schlepper. Da half auch nicht, dass das Aussehen der Motorhaube der 514er-Baureihe der DSerie angeglichen wurde. Die Landwirte verlangten mehr Komfort, weniger Gewicht und auch ein zeitgemäßes Blechkleid. So stellte Deutz 1960 – zwei Jahre nach Einführung der D-Serie – den D50 vor. Im Aussehen glich er dem D40.1 S mit der großen Hinterradbereifung 11–36 bzw. 13–30. Auch das Getriebe war gleich. Der D50 war der erste Schlepper mit der 4-Zylinder-Version des 712er-Motors. Selbstverständlich konnte er auf Wunsch mit der Dreipunkthydraulik Deutz-Transferrer ausgestattet werden und hatte dann das Dreipunktgestänge der Kategorie II. Der D50 wurde wahlweise in den Ausführungen Getriebezapfwelle oder Motorzapfwelle plus Doppelkupplung geliefert. Von außen unterscheiden, um welche Variante es sich jeweils handelte, konnte man allerdings nicht. Denn die Variante mit der besseren Zapfwellenausführung wurde nicht wie bei Deutz damals üblich mit dem roten „S“ gekennzeichnet. Modellpflege Der D5505 war wegen seiner Zugkraft und Zapfwellenleistung vielfach auf Ackerbaubetrieben und bei Lohnunternehmen zu Hause. 24 1962 wurde der D50 gründlich überarbeitet und erhielt die Typenbezeichnung D50.1 S. Äußerlich waren die neueren D50er unter anderem am roten „S“ als Teil der Typenbezeichnung zu erkennen. Der 46-PS-Motor des D50 brachte das von Deutz gebaute Getriebe – es stammte noch aus dem F2L 514/54 – an seine Leistungsgrenze. Das ZF-Getriebe A 216 mit acht Vor- und vier Rückwärtsgängen schaffte Abhilfe. Die Motorleistung konnte auf 52 PS angehoben werden. Motorzapfwelle und Doppelkupplung gehörten jetzt zum Serienumfang. Ein weiterer Vorteil des neuen Getriebes: Mit 540 und 1000 U/Min. standen zwei Zapfwellengeschwindigkeiten zur Verfügung. Besonders dem zunehmenden Einsatz von Anbaufeldhäckslern wurde damit Rechnung getragen, denn sie benötigten eine hohe Zapfwellendrehzahl. Eine weitere mit dem Einbau des ZF-Getriebes verbundene Verbesserung war die Möglichkeit, Hinterradreifen der Dimension 16,9–30 zu verwenden. Sie verliehen dem Schlepper eine enorme Zugkraft. Gleichzeitig kam die Drei- Die Markteinführung der Baureihe 05 bedeutet sowohl für die D-Serie als auch für den letzten Schlepper aus der 514er-Baureihe, den F4L 514/7, das Ende. Die 05er-Serie umfasste sieben Modelle von 22 bis 75 PS. Das von Deutz schon immer bei den Motoren angewandte Baukastensystem wurde jetzt auch auf die Karosserieteile ausgeweitet. Was nicht nur der Lagerhaltung entgegenkam, sondern auch die Produktionskosten senkte. Besonders die Schleppertypen D2505 bis D5005 hatten viele Gleichteile, wie etwa Vorderachse, Blechteile, Kotflügel, Tank usw. Davon profitierten jeweils die kleineren Schlepper, die auf Kleinbetrieben zum Teil noch als Alleinschlepper eingesetzt Die Doppelkupplung Dass Motor- und Zapfwellenkupplung getrennt voneinander betätigt werden können, ist heute selbstverständlich. Durch die individuelle Betätigung der beiden Kupplungen wird es möglch, den Schlepper anzuhalten und dabei das Zapfwellengerät weiterlaufen zu lassen. Wichtig beispielsweise beim Betrieb von Ballenpressen oder früher bei gezogenen Mähdreschern. Mit der Motorzapfwelle und der Doppelkupplung bot Deutz seinen Kunden eine solche Technik seit 1953 an. Dabei wird die Verbindung zwischen Motor und Getriebe mittels einer Doppelkupplung hergestellt. Die Betätigung erfolgt über ein zweistufiges Fußpedal. Wird es bis zum ersten fühlbaren Widerstand durchgetreten, so bleibt der Schlepper stehen, da die Verbindung zwischen Motor und Getriebe gelöst ist. Das Zapfwellengerät läuft jedoch weiter. Wird das Pedal nach dem Entriegeln einer mittels der linken Fußhacke bedienten Sperrklinke ganz durchgetreten, bleibt auch die Zapfwelle stehen. Kritiker bemängelten den langen Kupplungsweg. Spaßvögel meinten: Tritt man bei einem Deutz die Doppelkupplung, muss der Fahrer vom Trecker absteigen. 21 / 2007 Technik Landwirtschaftliches Wochenblatt Technische Daten D50 Motor: F4L 712 Bohrung und Hub: 95/120 Hubraum: 3400 cm3 Nenndrehzahl: 2100 U/Min. Leistung: 46 PS Getriebe: Deutz Gebaut von 1960 bis 1962 D50.1 S Motor: F4L 712 Bohrung und Hub: 95/120 Hubraum: 3400 cm3 Nenndrehzahl: 2300 U/Min. Leistung: 52 PS Getriebe: ZF A216 Gebaut von 1962 bis 1963 Besonders für den Betrieb von gezogenen Mähdreschern war die Deutz-Doppelkupplung unerlässlich. Foto: Claas wurden, weil sie die Baugruppen der größeren übernahmen. Ihnen kam das höhere Eigengewicht, eine stärkere Hydraulik und die serienmäßige Motorzapfwelle mit Doppelkupplung (ab D3005) zugute. Umgekehrt war es bei den größeren Traktoren. Da sollte das Gewicht von 50 kg/PS nicht überschritten werden, vor allem wenn sie auch zu Bestell- oder Pflegearbeiten eingesetzt werden sollten. Denn schwerer machen konnte man den Schlepper mit Zusatzgewichten immer. Alle Schlepper der 05er-Serie verfügten über Motoren der Baureihe 812. Eine wirkliche Verbesserung war der Massenausgleich bei den 4-Zylindern. Er sollte die Laufruhe des Motors deutlich erhöhen. Neu war bei den 2-Zylinder-Motoren dieser Baureihe, dass sie jetzt über ein Axialkühlluftgebläse und nicht mehr wie vorher über ein Radialgebläse verfügten. Mit Ausnahme des D5505 und des D8005 lagen die Leistungssprünge von Typ zu Typ zwischen 5 und 7 PS. Dadurch konnten die Landwirte ihren Deutz individuell nach den jeweiligen Leistungsbedürfnissen ordern. Zwischen dem D5505 (52 PS) und dem D8005 (75 PS) klaffte allerdings eine gewaltige Leistungslücke, die noch bis 1965 vom F4L 514/7 (60/65 PS) abgedeckt wurde. Der schon in der D-Serie erfolgreiche D50.1 S setzte seinen Siegeszug nun als D5505 fort. Er war auf Ackerbaubetrieben und bei landwirtschaftlichen Lohnunternehmen wegen seiner enormen Zugkraft, Zapfwellenleistung und großen Hubkraft in der Hydraulik sehr begehrt. Sein überdimensioniertes ZF-Getriebe und der luftgekühlte 4-Zylinder-Motor machten ihn unverwüstlich. Er wurde 1967 durch den D6005 abgelöst. Deutz reagierte damit auf die steigende Nachfrage nach Traktoren mit Allradantrieb und einem feiner abgestuften Getriebe. Mit dem D6005 war erstmals ein Deutz-Schlepper der 4Zylinder-Klasse auf Wunsch mit Allradantrieb lieferbar. Gleichzeitig bot das Deutz-Getriebe TW55 neun Vor- und drei Rückwärtsgänge. Als Antrieb kam der Motor F4L 812, allerdings als Direkteinspritzer mit 58 PS, zum Einbau. Die optionale Allradachse wurde vom Getriebehersteller ZF geliefert. D50.1 S/D 5505 Motor: F4L 812 Bohrung und Hub: 95/120 Hubraum: 3400 cm3 Nenndrehzahl: 2300 U/Min. Leistung: 52 PS Getriebe: ZF A216 Gebaut von 1964 bis 1966 dass die Konzernleitung rund 30 Jahre später einmal beschließen würde, den Schlepperbau aufzugeben und das 1996 die letzten DeutzTraktoren die Köllner Werkshallen verlassen würden, so wäre das sicher unvorstellbar gewesen. Doch sie tat es. 1995 wurde die KHD Agrartechnik GmbH, Köln, an die italienische SameGruppe verkauft und heute laufen DeutzSchlepper in Lauingen an der Donau vom Band. Wilfried Raap Mit Deutz in die Zukunft? Die Allradtraktoren der Baureihe 05 fuhren mit ZFAllradachsen. Foto: Dr. Schiffer (2) 21 / 2007 Den allradgetriebenen Sechszylinder-Traktoren Schlüter S 900 V und Hanomag Robust 900 wollte Deutz mit dem neuen D9005 entgegentreten. Er löste den D8005 bei Erscheinen ab. Kernstücke des Schleppers waren der Motor F6L 812 mit 85 PS Direkteinspritzung und das ZF-Getriebe T330. Selbstverständlich konnte der D9005 auch mit Allrad bestellt werden. Trotz der beiden neuen Schleppertypen D6005 (58 PS) und D9005 (85 PS) blieb die Leistungsklasse zwischen 65 und 70 PS weiterhin offen. Diese Lücke konnte erst im Februar 1968 mit der Einführung der 06er-Serie und den neuen Motoren der 912er-Baureihe geschlossen werden. Luftgekühlte Deutzschlepper waren wegen ihrer Leistungsfähigkeit, Zuverlässigkeit, soliden Bauweise, einfachen Bedienung und Wartung in In- und Ausland hoch angesehen. Selbst ein gebrauchter Deutz wurde hoch gehandelt und war sehr begehrt. Seit Jahren auf der Erfolgsleiter ganz oben und ein Ende noch lange nicht abzusehen. Hätte damals jemand prophezeit, 25