Sound im Raum2007

Transcription

Sound im Raum2007
Sound im Raum
2007
Sensorchester
Das Stück Sensorchester
basiert ausschliesslich auf
Sounds, die mit Fotozellen
hergestellt werden. Ich habe
in einer ersten Phase mit
verschiedenen Bildern experimentiert, die ich auf die
Sensoren projiziert habe.
So entstanden verschiedene
Klangfarben und Rhythmen. Diese Sounds habe ich
aufgenommen, arrangiert
und bearbeitet. So entstand
ein Stück, welches als Basic
Track für die Live-Interpretation dient. Wiedergegeben
wird dieser Basic Track von
verschieden Chassis, dem
«Orchester». Hinzu kommen
drei «Solisten», welche direkt
den Sound von den an der
Wand angebrachten Fotozellen wiedergeben. Gesteuert
werden die Solisten einerseits durch projizierte Bilder,
andererseits durch mein Einwirken am Mischpult. Die
Projektion gibt dem Publikum eine Blickrichtung vor,
diese unterstütze ich mit
meiner Konzertaufstellung
der Lautsprecher. Das Ziel ist
ein ironischer Umgang mit
meinen Soundquellen in der
Aufführungssituation.
Michèle Ettlin,
Animation, 7. Semester
5'30''
Vestibul
Woher kommen die Klänge?
Wohin gehen sie? Zu Beginn
gibt es eine klare Setzung aus
welchen Lautsprechern sie
kommen, doch diese wird immer mehr durchbrochen. Die
Tonquellen sind nicht mehr
zuortbar, im Gegenteil, sie
sollen verstören. Ein stetiger
Wechsel zwischen hinten
und vorne, links und rechts
versetzt die Zuhörenden in
einen schwindelerregenden
Zustand.
Zudem wir das Stück analog
live gesampelt und über ein
grosses Megaphone in den
Raum zurückgeführt, was zu
zusätzlich irritiert.
Vestibulopathie: med. Ausfall
des Gleichgewichtsorgans ->
Schwindelgefühl.
Kaspar Flückiger,
Animation, 3. Semester
4'28''
ORGAN
8'08'
Meinem Raumkonzept liegt einerseits die
Beschaffenheit der Orgel als Ausgangsinstrument, andererseits die Ansprüche meiner
Komposition an den Raum zugrunde. Was
man auf den ersten Blick von der Kirchenorgel wahrnimmt, ist deren Prospekt, das heißt
die vordersten Pfeifen, die das visuelle Erscheinungsbild der Orgel ausmachen. Dahinter verborgen, befindet sich der eigentliche
Pfeifensatz, nach Registern geordnet – wie
ein Chor.
Für meine Lautsprecherinstallation übernehme ich dies als Muster: Ihre Anordnung
ergibt das abstrahierte Bild eines Orgelprospekts: Lautsprecher und Chassis werden in
einer konkaven Linie nach innen gerichtet,
angeordnet. Ein Lautsprecher bzw. ein Chassis wird zu einer Prospektpfeife, hinter der
jedoch ein um etliches größeres Klangspektrum verborgen liegt. Es handelt sich also um
eine optische und akustische Übersetzung der
Orgel auf meine Lautsprecherinstallation – und
dies gleich in zweifacher Ausgabe.
Lautsprecheranordnung Ansicht
Meinem ursprünglichen Anspruch zufolge,
mein Stück aus zwei sich neben- und gegeneinander laufenden, gleichwohl eigenständigen Kompositionen zusammenzusetzen,
lasse ich zwei solche Lautsprecherorgeln einander gegenübertreten. Bei der vorliegenden
Aufnahme handelt es sich um eine mögliche
«Urkomposition». Dieses Stück ist dreiteilig
und beschreibt akustisch drei filmische Szenen, die allerdings erst aus der musikalischen
Komposition heraus entstehen. Die Orgel
selber wird darin zur lebendigen Schauspielerin und beweist ihr unerschöpfliches Klangpotenzial auf ganz unerwartete Weise.
Julia Imhoof, Animation, 3. Semester
Lautsprecheranordnung Aufsicht
Kritische Masse
«Kritische Masse» bezeichnet in
der Kernphysik die Mindestmasse eines aus einem spaltbaren
Nuklid bestehenden Objektes,
ab der die effektive Neutronenproduktion eine Kettenreaktion
der Kernspaltung aufrechterhalten kann.
Das Instrumentarium dieses
Musikstückes besteht beinahe ausschliesslich aus mit
verschiedenen Werkzeugen
(Schlagzeugstöcke, Gummihammer etc.) geschlagenen
IN
MART
Klangkörpern (Schlagzeug,
Geländer, Rohre etc.). Wenige
Teile davon entstammen aus
aufgezeichneten Improvisationen (nicht bloss einzelne
Anschläge), um welche herum
sich einzelne Stücke (Samples)
zu einem Ganzen verdichten.
Programmatische Bedeutung
im eigentlichen Sinn darf dem
Titel «kritische Masse» sehr
wohl beigemessen werden;
denkt man beispielsweise an
dynamisch-rhythmische Energieentfaltung.
Snare Drum
mit LS Chassis
Der Wunschgedanke, bei der
Aufführung eines Schlagwerkensembles als Perkussionist
mitwirken zu können, zeichnet sich in der Rauminstallation ab. Die einzelnen
Lautsprecher repräsentieren
mehr oder weniger autonome Klangquellen bzw. Instrumentalisten, während ich
als «Mitmusiker» vier Cymbals (Becken) nach eigenem
Ermessen bediene.
Zudem wird eine mit einem
Lautsprecher
präparierte
Snaredrum wie von Geisterhand gespielt. Eine gleichermassen wichtige Situation
nimmt mein Mitmusiker
Timothy Studer ein, welcher
live eine elektrische Sirene
nach vorgegebener Partitur
bespielt.
Im Grossen und Ganzen
handelt es sich bei meiner
Arbeit um ein absolutes Musikstück.
KR
Kevin Graber, Video,
3. Semester
MART
IN
SUB
„Rest Sektion“
elektrische Sirene
4 Cymbals
K
KR
KRK
K
Cymbal Sektion
Drum Sektion
MIX
3'34''
KRK
Electronic Joy
Das Projekt beinhaltet Geräusche diverser elektronischer, interaktiver und
mechanischer Spielzeuge wie
Tamagotchis, Furbys und
Aquapets. Die Komposition
wurde in Partien aufgeteilt,
mit unterschiedlicher Rhythmik. Vier Protagonisten reden miteinander. Daher wird
in der Installation das Augenmerk auf die Stühle in der
Mitte gerichtet, auf denen
die Unterhaltung stattfindet.
Die Bedeutung der ursprünglichen Geräusche wurde entfremdet und in einen neuen
Kontext gebracht.
Franziska Meyer,
Animation, 7. Semester
2'33''
What's up?
Klingen klingen? Malen Saiten? Sterben
Töne? Bebt der Atem? Schneiden Pinsel?
Folgen Stoppeln? Schweben Klänge?
Laute Saiten reiben leise klingen kratzen
ferne Saiten klingen – und dann? What’s
going on? What’s up?
2'12''
Von der Mitte aus zu hören: Umgeben von
vier Aktivboxen, zwei Stereospuren lauschen,
im zweiten Teil des Stückes kommen von
oben (vier kleine Chassis) wie auch von einem
äusseren Kreis am Boden (vier Passivboxen)
die fernen Violinklänge her. Erst der Schlussakkord lässt alle Lautsprecher gleichzeitig
erklingen.
Salome Landa, Kunst & Vermittlung,
3. Semester
skyline
In diesem Projektmodul habe
ich versucht mit möglichst
reduzierten Mitteln, meine
Idee zum Thema Kontrolle
und deren Verlust umzusetzen. Es war mir wichtig, dass
jedes verwendete Element,
sei es technischer, inhaltlicher oder visueller Natur,
als Teil des Ganzen eine klare
Funktion übernimmt.
Die Lautsprecher mutieren
zu Wolkenkratzern. Jedes
Lautsprecherpaar wird wie
Bauklötze aufeinander getürmt. Sie sind in einem vorwiegend rechtwinkligen Raster lose im Raum verstreut.
5'00''
Der Klang scheint von allen
Seiten auf einmal zu kommen. Erst aus der Nähe können die einzelnen Quellen lokalisiert werden. Jeder Turm
entspricht einem Kanal.
Jeder Kanal wird mit einem
ihm eigenen Alltagsgeräusch
versehen. Das Mischpult bekommt die Funktion einer
Fernsteuerung, von wo aus
mit den verschiedenen Kanälen gespielt werden kann.
Marie-Eve Jetzer,
Kunst & Vermittlung,
Wartet auf den Master of
Arts in Fine Arts
Warnung: Das Hören
dieses Stückes erfolgt auf
eigenes Risiko. Keine Kopfhörer verwenden, da es die
Ohren beschädigen könnte!
A tte n t i o n : Listening to
this track at your own risk.
Do not use headphones! You
may damage your ears.
Zementgarten
Die Audioinstallation «Der Zementgarten»
ist eine Umsetzung des gleichnamigen Romans von Ian McEvan. In einem dunkeln
Raum steht ein beleuchtetes Wohnzimmermöbel. Daraus ertönt das Hörstück über vier
Geschwister, deren Entwicklung nach dem
Tod der Eltern ins Wanken gerät. Um die
Familie zusammenzuhalten, wird der Tod
verschwiegen, die Leichen im Keller einbetoniert. Die älteste Schwester übernimmt mit
dem zweitältesten Bruder die Funktion der
6'30''
Eltern. Die Rollen vermischen sich, Mutter,
Vater, Bruder, Schwester oder Liebhaber und
Ehepaar sind zum Schluss nicht mehr klar definierbare Zustände.
Melodica Samples, Sinustöne, Fieldrecordings, gesprochene Dialoge sowie computergenerierte Stimmen bilden die akustischen
Grundlagen des Hörstücks.
Simone Dubler, Kunst & Vermittlung,
5. Semester
Solo
Für die Installation wurden
drei verschiedene Boxenpaare verwendet, die für bestimmte Frequenzbereiche
geeignet sind. Das Stück ist
in drei Frequenzbereiche
aufgeteilt, um es optimal im
Raum zu verteilen.
Rebecca Stofer,
Kunst & Vermittlung,
5. Semester
Mischpult
M
R
K
KR
Jedes Instrument hat seinen
eigenen Klang. Kennt man
das Instrument oder spielt
es gar selber, ist einem der
Klang wohl vertraut.
Ich wollte mit meinem EBass ein Stück komponieren,
das nur aus Klangmaterial
dieses einzigen Instrumentes besteht, was jedoch nicht
sofort hörbar sein sollte. Ich
möchte den Zuhörer mit
meinem Stück überraschen,
er soll ein neues Klangbild
des Basses erhalten.
4'05''
KR
K
L
R
R
T. Chassis
L
T. Chassis
R
KR
KR
K
K
L
L
M
M = Martin Boxe
KRK Boxen
T. Chassis = Tiwitter Chassis
R= Rechtes Signal
L= Linkes Signal
Die Metzgerei
Die Metzgerei ist ein rein musikalisches Theaterstück, das wie ein klassisches Drama, in
fünf Akten aufgebaut ist. Den fünf Schauspielern des Stücks wird jeweils ein Geräusch
und eine Audiospur zugeordnet. Als Soundquelle dienen Baustellengeräusche.
Die Umsetzung im Raum erfolgt mit fünf
KRK Boxen und 14 Chassis. Die KRK’s, welche jeweils einer Audiospur zugeordnet sind,
werden im hinteren Teil des Raumes jeweils
leicht versetzt angeordnet. Es wird hier eine
Bühnensituation simuliert. Der Betrachter
gewinnt eine frontale Ansicht auf die «Bühne», sobald er den Raum betritt.
2'26''
Die Chassis dienen als Verlängerungsarme
der KRK Boxen. Um mehr Raum und Bewegung auf der «Bühne» zu schaffen, wird jede
Audiospur mit drei bzw. zwei Chassis ausgestattet. So wird jeweils eine Audiospur über
eine KRK und über die jeweiligen Chassis
verteilt werden. Die Chassis stellen unter anderem auch die Verbindung /Beziehung zwischen den «Schauspielern» dar.
Daniela Schmidlin, Kunst & Vermittlung,
5. Semester
Zeitgeist
Komposition
Die Komposition beginnt im 18. Jh. mit
meiner Interpretation der «Grande Sonate
Pathétique» von Ludwig van Beethoven. Der
Beginn einer Zeitreise. Abrupt wird man
durch einen schleppenden und düsteren Hip
Hop Beat in die Gegenwart katapultiert. Dieser monotone Rhythmus wird schleichend
zersetzt, reduziert. Ein neuer Raum öffnet
sich: roboterartige, maschinelle Klänge bilden einen Puls, der wiederum gebrochen
wird und man bei der entfremdeten «Sonate
Pathétique» landet.
Bis auf die romantischen Klänge Beethovens besteht das Stück aus Irritation. Es
ist eine dekonstruktivistische Arbeit. Ich
hinterfrage die populäre Musik der jeweiligen Epochen und blicke am Ende in eine
musikalische Zukunft.
4'45''
Klanginstallation
Wie das Stück, ist auch die Rauminstallation
in drei Teile gegliedert. Zu Beginn sitzt man
wie in Grossmutters Stube auf dem Sofa und
hört Beethoven über eine klassische Stereo
Situation. Um dem ersten Bruch genug
Drive zu geben, dröhnt dieser einem über
eine Soundwall von links und rechts in das
Gehör. Der Pop-Teil öffnet den Raum durch
vier übers Kreuz angeordnete Lautsprecher.
Das Sofa, auf welchem man zu Beginn mit
Beethoven harmonierte, vibriert nun zum
dreckigen Hip Hop Sound dank der Unterstützung des Subwoofers. Beim letzten Teil
kommen die sechs ums Sofa angeordneten
Chassis voll zur Geltung. Durch sie wird eine
besondere Atmosphäre geschaffen, die ich als
Highlight der Arbeit bezeichne.
Timothy Studer, Video, 5. Semester
DAT
Petra Zumbach, Kunst & Vermittlung, 3. Semester
Anina Hug, Graphic Design, 7. Semester
Irmgard Walthert, Animation, 7. Semester
Manuela Maurer, Kunst & Vermittlung, 5. Semester
Dat's Declaration
DAT ist die Welt
Eine Improvisation als Dialog zwischen Mensch und Technik.
Die Arbeit vereint verschiedene Stationen der Verschiebung
in einer sich digitalisierenden Welt – zeigt die Entwicklung
der technischen Möglichkeiten. Flöte und Gesang stehen für
das Menschliche, das Analoge. Ein Sampling Instrument hat
sich die Stimme einverleibt und verzerrt sie digital. Der unkontrollierte Feedback-Sound eines Lautsprechers tritt als
Störfaktor auf, ist als kleine Insel einer andern Weltauffassung zu verstehen, er spielt die Technik gegen sich selbst aus.
Alle Instrumente werden live gespielt und sind dem Moment
unterworfen. Die Basis bildet eine fixe Einstellung eines
Tracks, der für den steten Fortschritt steht, mal hörbar, mal
stumm. Am Ende sind alle Instrumente in einem System vernetzt und sind über Lautsprecher hörbar.
Durch die räumliche Setzung entsteht ein Dschungel von
Mensch und Technik, von analogen und digitalen Quellen.
Der Zuschauer kann sich frei im Raum bewegen und sich an
den Standort stellen, der sein Interesse weckt.
6'00''
Swiss Step
My composition is made up from recordings
of my flatmates footstep sounds. With this
I have created a composition of beats and
rhythms, along with the added interest of
living in Lucerne. I have manipulated sounds
from the town clocks and the seagulls and
swans being fed in the lake. My aim was to
create rhythmic patterns with various stages
of manipulation, a sound piece that somehow
reflects my time as an exchange student in
Lucerne.
The way my layout has been designed with the
chassis in diagonals, moving outward from
the centre, is to make the sound resemble
sounds of feet on the ground, which then
move into the KRK speakers in each corner
when voices and more manipulated sounds
are introduced.
1'34''
The piece takes a new direction once the
sound reaches the old market speakers; these
recordings are of seagulls and town clocks.
The speakers are situated on the ground
behind the KRK’s facing the back corners to
enable the sound to reflect against the wall
and travel upwards to create a manipulated
atmospheric take on Lucerne.
Jennie Robertson, Video,
Exchange student, New Zealand
Sound im Raum Projektmodul vom 23.10 bis 07.12.2007
Thema dieses Moduls war das komplexe System von Klang
und Raum. Klangphänomene sind geprägt durch die physikalischen Bedingungen des Raumes, in dem sie auftreten.
Damit das Phänomen Klang hörbar wird, bedarf es bestimmter
Reproduktionsmethoden /-systeme wie Mono- oder Stereofonie, Mehrkanaltechnik / Surround. Der Raumklang kann ebenso
simuliert und so das Raumprofil völlig verändert werden.
Die im Kurs verwendeten Klänge aus verschiedensten Quellen
wurden aufgezeichnet, prozessiert und in eine musikalische
Form gebracht, anschliessend in den Raum zurückgebracht, d.h.
reproduziert mit Lautsprechern oder Lautsprecher Chassis.
In der ersten Phase setzten wir uns mit dem Phänomen der
Raumakustik auseinander; wir konzentrierten uns auf Aufnahmetechnik wie die Mikrofonie und die digitale Aufnahme. Ausserdem wurden hier Ansätze zu eigenen Projekten entwickelt.
Die zweite Phase enthielt Bearbeitungstechniken, das Mischpult als Musikinstrument, das Computerprogramm Logic
Audio als Porcessing Tool / Software Sampling, die Suche nach
Kompositionsformen. Das Projekt wurde teilweise in Teamarbeit entwickelt und in eine Endform gebracht.
Die dritte Phase war der Auseinandersetzung im und mit dem
Raum gewidmet, d.h. wir platzierten gezielt Lautsprecher,
Reproduktionsmedien; wir experimentierten mit der Form
der Audioinstallation und der Live Interpretation. Inputs und
Workshops widmeten sich der Analyse von räumlichen Konzepten in zeitgenössischen Kompositionen.
Franziska Lingg, Klangkünstlerin
Impressum
Konzept & Layout: Kaspar Flückiger
Fotos: Rebecca Stofer, Salome Landa, Petra Zumbach
Modulleiterin: Franziska Lingg
Gastdozentin/Gastdozent: Junghae Lee und Gary Berger