Pferde auf der Landestierschau - Landwirtschaftskammer Schleswig

Transcription

Pferde auf der Landestierschau - Landwirtschaftskammer Schleswig
50
LANDPOST
A USBILDUNG UND B ERATUNG
15. SEPTEMBER 2007
Erfolgreiche Zuchtarbeit schafft internationalen Ruf
Pferde auf der Landestierschau
nys gezeigten Schaubilder wie die
Freiheitsdressuren von Karl-Heinrich
Wendell, Augustenhof, oder die schönen Mehrspänner von Jutta DüringRüder, Travenort, Karl-Eberhard
Struckmann, Gaarz und Karl-Heinz
Bumann, Gettorf, wiesen auf die Einsatzmöglichkeiten der kleinen Pferde
im Fahrsport hin.
1970 wurden erstmalig Reitponys
Die Landestierschauen entwickelAusbildung &
ausgestellt,
mit Vertretern der inzwiten sich zu einem züchterischen HöBeratung
schen fest etablierten britischen Reithepunkt, an dem sich die schleswigponyrassen und den daraus gezüchteholsteinischen Züchter aller Rassen
präsentieren wollten. Es gab lebhafte gend jedoch in Süd- und Ostholstein ten kleinen Turnierponys, den Deutschen Reitponys.
Debatten um das Ausstellungskontin- gezüchtet wurden.
Vielfältige Schaubilder mit den
gent für diese begehrte Schau, die
Springquadrillen von Ernst Först,
heute kaum noch nachvollziehbar
Gläserkoppel, Dressur- und Springsind. Die Landestierschau war das reprüfungen mit Kindern auf Reitponys,
gionale und überregionale Schaufensdazu rasante Fahrprüfungen mit entter für alle Landwirte, die die Pferde
sprechenden Wettbewerben im „Grozunächst noch als Arbeitspferde benößen Ring“ gehören bis heute zum
tigten. Der Wandel der PferdenutStandardprogramm einer Landestierzung von den Arbeitspferden zu
schau. Auch die Vorstellung der
Sport- und Freizeitpferden und der
Zuchtstuten auf der turnusmäßig auf
Rückgang der Pferdehaltung haben
der NORLA stattfindenden Verbandsauch auf der Tierschau Spuren hinterlassen. Die Kontingente sind kleiner Shetlandpony-Stutenfamilie von Jutta stutenschau gehört zum festen Programm des Pferdestammbuchs.
geworden und die Rassevielfalt hat Düring-Rüder (Norla 1968).
sich bei den Freizeitpferden deutlich
erhöht. Die Zahl der Daueraussteller
Mit dem steigenden Wohlstand und
Schleswiger Kaltblutpferde
ist gesunken, aber für Pferdefreunde dem Ruf nach Kinder- und Jugendist das Stutenchampionat der Warm- reitpferden erlebte der Verband um
Nach dem 2. Weltkrieg entwickelte
1970 seinen größten Wandel. Britische Reitponyrassen und die daraus sich der „Verband Schleswiger Pfermit „Veredler-Hengsten“ gezüchte- dezuchtvereine“ mit über 20.000 einten Deutschen Reitponys dominierten getragenen Zuchtstuten zum größten
bald die Szene und waren gemeinsam Pferdezuchtverband in Schleswigmit den Islandpferden und den Haf- Holstein. Daraus resultierte auch ein
zunächst großes Ausstellungskontinlingern die Stützen des Verbandes.
1977 schloss sich der Verband gent auf der Landestierschau. Doch
Schleswiger Pferdezuchtvereine dem die Mechanisierung der LandwirtLandesverband der Pony- und Klein- schaft führte dann im großen Tempo
pferdezüchter an und unter dem neu- zum Niedergang dieser bewährten
Shetlandpony-Fünferzug, Fahrer: Lei- en
Namen
„Pferdestammbuch tierischen Zugkraft. Zu Beginn der
mitz, Gest. Essberger (Norla 1954).
Schleswig-Holstein/Hamburg“ ergab NORLA am Ende der 50-er Jahre war
sich die Chance, auch größere Rassen das zentrale Thema der Kaltblutzucht
blutpferde ein Höhepunkt und die wie Friesen, Pintos oder Knabstrup- der Einsatz der beiden französischen
Landesstutenschau das züchterische per und andere aufzunehmen. Auf den Hengste, dem Bretonen „Hasta BreEvent für die Pony- und Kleinpferde- Landestierschauen wurde dieser ton“ und dem Boulonnais „Faust Boulonnais“. Aber auch dieser Versuch eiWechsel auch nach außen deutlich.
züchter.
Die anfangs noch mit Shetland-Po- ner Modernisierung des stark jütisch
geprägten Schleswigers herbeizufühPferdestammbuch Schleswigren, schlug fehl, da die weitere MoHolstein/Hamburg e. V.
torisierung nicht aufzuhalten war.
Das beeinträchtigte jedoch nicht
Die wohl größte Veränderung erdie Freude an der Tierausstellung,
lebte der gleich nach dem Kriege geverbunden mit markanten Schaubilgründete „Landesverband der Ponydern wie der Stutenkoppel mit fünf
und Kleinpferdezüchter Schleswigbis sechs Stuten in der Reihe und dem
Holstein/Hamburg e. V.“
von Jürgen Isenberg und Adolf Vogt
Die bis etwa 1965 vorherrschende
trainierten und vorgestellten ViererZuchtrichtung waren neben dem Norzug.
weger Fjordpferd als staatlich geför- Welsh-Cob-Stute PENYC, CAITLING,
Die Teilnahme an der Landestierdertes Wirtschaftspferd die Shetland- Sieger bei der Verbandsstutenschau schau war für viele junge Züchter mit
Ponys, die im ganzen Land, überwie- (Norla 2005).
ihren Helfern ein besonderes ErlebDie erste Landestierschau fand 1954
auf dem Freigelände unterhalb der
Hochbrücke in Rendsburg statt. 50
Schleswiger, 30 Holsteiner, 20 Rheinisch Deutsche Kaltblutpferde, 10
Fjordpferde und 10 Shetlandponies
stellten sich zum züchterischen
Wettbewerb.
nis. Die Unterbringung in der DeulaSchule und die Landjugendtreffen boten zahlreiche Gelegenheiten des
Kennenlernens, die manchmal sogar
zur Eheschließung führten.
Nach dem Anschluss des „Verbandes Schleswiger Pferdezuchtvereine“
an den „Landesverband der Ponyund Kleinpferdezüchter“ wurden mit
dem Schleswiger Pferd neue Schwerpunkte gesetzt. Unvergessen ist der
Erntewagen mit Bäuerinnen in Eiderstedter Tracht besetzt oder die Vorstellung der Schleswiger in der Forstarbeit. Die Schleswiger Züchter ließen sich immer etwas Neues einfallen. Erinnert sei hier an den Feuerwehrwagen, an die Schleswiger unter
dem Reiter oder die Vorführung der
nostalgischen Feldwirtschaft.
Durch diese Aktivitäten wurde das
Überleben und die weitere Zucht des
Kaltblutpferdes wirksam unterstützt,
da auf der NORLA stets ein großes
Publikum erreicht werden konnte.
Schleswiger Kaltblut – Hengstnachzucht
auf der Norla 1999, Bes.: Thomas Isenberg.
Anglo-Araber
In den nördlichen Kreisen Schleswig-Holsteins hatte sich in den 70-er
Jahren eine leistungsfähige AngloAraber-Zucht entwickelt. Ausgehend
vom Gestüt Nordland - Manfred Hansen in Großenwiehe - war es vor allem
Christian Thoroe, Ahrenviöl, der mit
einer soliden Stutengrundlage sehr
zum Fortschritt dieser Zucht beitrug.
Die Anglo-Araber aus dem Norden
hatten bald in Deutschland einen guten Ruf erworben, der auch auf internationalen Schauen bewiesen werden
konnte.
Auf der Landestierschau war daher
nach der Umgestaltung ab 1984 am
Schwerpunkttag „Pferdezucht“ stets
eine Kollektion ausgewählter Stuten
vertreten, die besonders durch ihre
Eleganz und ihr Gangvermögen positiv auffielen und damit für die Zucht
werben konnten.
A USBILDUNG UND B ERATUNG
15. SEPTEMBER 2007
Trakehner Verband
Der Wiederbeginn der ostpreußischen Trakehner Pferdezucht war eng
mit Schleswig-Holstein verknüpft. Im
pferdefreundlichen Land zwischen
den Meeren gelang es den Repräsentanten der Trakehner Pferde, Freiherr von Schrötter und Dr. Fritz Schilke, bald an die alten Traditionen aus
dem Heimatland Ostpreußen zu erinnern und in wenigen Jahren mit ideeller und finanzieller Hilfe des
Landes, speziell im ostholsteinischen
KingArthurTSF v. Buddenbrock aus dem
Besitz des Gestütes Tasdorf unter der
Verbandsvorsitzenden Petra Wilm auf
Grand Prix Kurs.
Raum eine anerkannte Reitpferdezucht aufzubauen.
Es war daher selbstverständlich,
dass auf der Landestierschau auch eine Kollektion edler Stuten und
Hengste ausgestellt wurde. Unvergessen ist die Zusammenstellung nach
Farben, wie es in früherer Zeit im
Heimatzuchtgebiet üblich war. Die
Eleganz der Trakehner Pferde wurde
in vielen Schaubildern wie Dressurvorführungen oder Quadrillen auch in
historischen Kostümen demonstriert.
Die Erinnerung an die alte Heimat,
aber auch der nach vorn gerichtete
Blick auf die heutigen Anforderungen
der Sportpferdezucht waren das Ausstellungsziel und bewiesen, dass die
Trakehner ihren Platz innerhalb der
deutschen Pferdezucht behaupten
konnten.
Trabrennpferde
Die überaus erfolgreiche Traberzucht in Schleswig-Holstein konnte
1887
auf der Landestierschau stets zu Wort
kommen. Die vielen Züchter im Lande - so wie in Delingsdorf, Helenenhof
oder Reher - waren in der deutschen
Traberzucht ein Begriff. Hengste wie
„Epilog“ oder „Permit“ mit ihren
Rekordleistungen hatten zum guten
Ruf der Traber aus Schleswig-Holstein beigetragen, gestärkt durch die
Rennbahnen in Bahrenfeld, Farmsen
und im ländlichen Raum Elmshorn,
Heide oder Kiel.
Zur Landestierschau stellten die
Traber-Züchter stets eine kleine aber
leistungsfähige Kollektion bekannter
Stuten aus. Bei den täglichen Vorführungen im „Großen Ring“ wurden
Traber im Sulky gezeigt, die durch ihr
Tempo und ihre Trabtechnik viel Beifall ernteten.
In den 80-er Jahren wurden dann
mithilfe der modernen Technik Trabrennen auf verschiedenen Trabrennbahnen per Monitor gezeigt, sodass
der Zuschauer direkt Zeuge dieses rasanten Sports werden konnte.
Verband der Züchter des
Holsteiner Pferdes e. V.
Die Holsteiner Pferde sind seit
Jahrhunderten auf Leistung gezüchtet
und vielseitig einsetzbar. Die ersten
Aufzeichnungen über das Holsteiner
Pferd stammen aus dem Jahr 1285,
als es dem Kloster Uetersen gestattet
wurde, eine Stuterei einzurichten. Die
organisierte Zucht begann vor gut 120
Jahren mit der Gründung des Pferde-
Zu den Spitzenstuten der Landestierschau 1958 gehörte die Holsteiner Stute
OLYMPIA v. Marder a.d. Isolde v. Gabriel–Lorentin (St. 1907), Züchter und
Besitzer Otto Weber, Brande. Sie ist
Mutter der Landessiegerstute Victoria,
die 1964 in Rendsburg von GustavWeber
vorgestellt wurde.
Als erfolgreiche Schaustute über Holsteins Grenzen hinaus bekannt war ZINNIA v. Calypso I a.d. Liane v. Liguster–Sable Skinflint xx (St. 162), Züchter und Besitzer Richard Eggers, Rösthusen. 1989 wurde sie Landessiegerstute in Rendsburg.
zuchtvereins Kremper Marsch. Im
Laufe der Jahrhunderte wurde mit Unterstützung der öffentlichen Hand stets
eine gezielte Förderung der Pferdezucht in Holstein durchgeführt. Es kam
zu Höhepunkten, die schließlich zu Beginn des letzten Jahrhunderts zur
Zucht von eleganten Karrossiers führten und in den 30er Jahren auch zu
Spitzenpferden im Springsport überleiteten.
Diese spezielle Eigenschaft war in
den Jahren nach dem Krieg so begehrt, dass die prominenten Reiter
dieser Jahre fast ausnahmslos mit Holsteiner Springpferden in den Sport
gingen. Berühmtester Name aus dieser Zeit dürfte der bislang ungeschlagene 'Meteor' unter seinem Reiter
Fritz Thiedemann sein.
Die Umwandlung der Zucht zu einem modernen Sportpferd wurde in
Holstein mit dem englischen Vollblüter
durchgeführt.
Heute sind Holsteiner Leistungspferde in allen Sparten des Pferdesports zu finden, wobei viele von ihnen
bis in die Weltspitze vorgedrungen sind.
So sind für den Springsport zu nennen:
Livius, Orchidee, Lucky Luke, Lugana, Classic Touch, Corrado I, Lianos, Carthago, Calvaro, Cento und
heute Cöster, Coupe de Coeur und Cumano
Bau der Reit- und Fahrschule Elmshorn
Verband der Züchter des Holsteinischen Pferdes (Zusammenschluß von Marschund Geestverbänden)
1961
1971
Auflösung des LandgestütesTraventhal –> Beginn der Hengsthaltung desVerbandes
Entstehung der beidenVerbandsbereiche
● Abteilung Zucht, Kiel
● AbteilungVermarktung und Hengsthaltung, Elmshorn
Im Dressursport: Das bisher weltbeste Dressurpferd Granat, Montevideo, Corlandus, My Lord, Lucky Lord,
Silvano und Chacomo
In der Vielseitigkeit: Albrant, Madrigal, Contrast, Santiago, Ladad,
Fair Lady, Feine Dame, Brilliante sowie heute auch Marius.
Zentrale des Verbandes ist die Reitund Fahrschule mit verbandseigenem
Hengstdepot und der modernen Vermarktungsanlage für Holsteiner Leistungspferde in Elmshorn. Diese Anlage wurde kürzlich durch den Bau der
neuen Fritz-Thiedemann-Halle erweitert. Die Steuerung des Zuchtprogrammes erfolgt über das zweite
Standbein der Verbandsorganisation,
der Abteilung Zucht in Kiel.
Die Verbands- und Privathengsthaltung haben dazu beigetragen, den modernen Holsteiner zu formen. Hengste wie Ladykiller xx und Marlon xx
als Veredler und in neuerer Zeit Lord,
1993 stellte der Holsteiner Verband
Nachzuchtsammlungen
bestimmter
Hengste aus. Im Foto drei Töchter des
Hengstes Königspark xx, die als Siegergruppe die Schau verließen.
Landgraf I, Capitol I sowie der Anglo-Normänner Cor de la Bryére haben
die Zucht in den letzten Jahren im
Wesentlichen geformt und die sprichwörtliche Leistungsbereitschaft des
Holsteiner Pferdes gefestigt.
Im Verband der Züchter des Holsteiner Pferdes sind heute ca. 4.600
Mitglieder
zusammengeschlossen.
Die Stutenpopulation ist in den letzten Jahren aufgrund der sportlichen
Erfolge der Holsteiner Pferde und
der damit verbundenen Nachfragesteigerung auf 7.300 Zuchtstuten angestiegen.
Gerhard Gramann
Dr. Thomas Nissen
Verband der Züchter des
Holsteiner Pferdes e. V.
Tel.: 0431–3059960
Entwicklung des Holsteiner Verbandes
Verband der Pferdezuchtvereine in den Holsteinischen Elbmarschen
(Kremper und Haseldorfer Marsch)
1894
1935
LANDPOST
Anlässlich der NORLA 1989 wurde das
1.Stutenchampionat für 3- und 4-jährige
Stuten durchgeführt. Damals siegte AGNETA II v. Caribo a.d. Stella v.
Lord–Wildfeuer (St. 8736), Züchter
Hans Blöcker, Hoffeld, Besitzer Günter
Petersen, Finkhaushalligkoog.
Pferdestammbuch
Schleswig-Holstein/
Hamburg e. V.
Tel.: 0431–331776
Trakehner Verband
Tel.: 04321-90270
51