Mescheder Geschichtssteine

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Mescheder Geschichtssteine
MESCHEDE HOCHSAUERLAND
Die Mescheder
Geschichtssteine
1. Mescheder Geschichtsstein
Pfarrkirche St. Walburga
Kaiser-Otto-Platz Meschede
Auf den Grundmauern eines vorromanischen Baus
steht die ehemalige
Stiftskirche St. Walburga, die seit 1787
Pfarrkirche ist.
Entstanden um 900
auf Initiative der Grafen von Werl wurde
sie Mittelpunkt eines
adeligen Damenstiftes. Der Turm (und
damit die erste gemauerte Kirche) ist nachweislich aus den Jahren 897 bis 913. Nach
einem Brand im 12. Jahrhundert entstand die
jetzige Apsis mit der erhöhten Choranlage.
Zwischen 1620 und 1664 wurde auf den
karolingischen Grundmauern die heutige Hallenkirche im gotisierenden Stil errichtet.
Die Sandsteinfiguren des Mescheder Bildhauers Johannes Meyer aus dem Jahre 1664, die
früher außen an der Kirche befestigt waren,
wurden 1981 nach innen geholt, um sie vor
Zersetzung zu schützen. An den alten Plätzen
stehen wetterfeste Kopien der alten Figuren.
In den Jahren 1965 und 1981 erbrachten die
archäologischen Untersuchungen anlässlich
von Kirchrenovierungen überraschende Entdeckungen: Man fand die Choranlage der
vorromanischen Kirche, die seitdem unter dem
heutigen Hochchor zugänglich ist. Außerdem
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Kirchenführung nach Anmeldung:
Pfarramt St. Walburga, Tel. 0291/1820
wurden über hundert Tongefäße in Boden und
den Wänden der Orgelempore aus karolingischer Zeit gefunden, die vermutlich der Verbesserung der Akustik im Kirchenraum dienen
sollten. Der römische Baumeister Vitruv hat
hierzu eine Theorie beschrieben. Hergestellt
wurden diese Gefäße in einer Töpferei bei
Brühl (Pingsdorfer Keramik).
Aus karolingischer Zeit stammt auch die Krypta mit ihrem einzigartigen Kultgrab, das als
Ort der Reliquienverehrung am Mescheder
Marktplatz bereits in früher Zeit ein großer
Anziehungspunkt war.
Die Krypta ist frei zugänglich, man kann von
hier aus einen Blick in die Ausgrabungen werfen.
Mehrere Seitenkapellen der Kirche sind heute
nicht mehr vorhanden, ihre Umrisse wurden
im Außenpflaster dargestellt.
Im Jahr 1965 wurde wegen des Mangels an
Plätzen die Kirche durch den Anbau der Emhildiskapelle erweitert, die als selbständiger
Baukörper neben dem Altbau errichtet wurde.
2. Mescheder Geschichtsstein
Der älteste Markt im Sauerland
Kaiser-Otto-Platz Meschede
Im Jahre 958 übertrug Kaiser Otto I.
dem Mescheder Stift St. Walburgis
die Einnahmen von Zoll und Fleischmarkt in „Messcede“.
Der alte dreieckige Marktplatz lag im
Treffpunkt von bedeutenden Fernwegen.
Unmittelbar benachbart war dem
Marktgeschehen die in jener Zeit
bedeutungsvolle Reliquienverehrung. So war
das in der unmittelbaren Nachbarschaft des
Marktes gelegene einzigartige Kultgrab in
der karolingischen Krypta ein zusätzlicher
Anziehungspunkt.
Der Erzbischof von Köln befahl im Jahre
1168 Pilgertreffen für das Umland am Tag
der Kirchweih von Maria Magdalena (22.
Juli). Aus dem Spätmittelalter sind vier jährliche Markttermine überliefert. Das Ziel der
Pilgertreffen - das Kultgrab - wurde erst vor
wenigen Jahren in der Krypta der Kirche entdeckt - unversehrt, aber leer. Heute ist dort ein
kunstvoll gestalteter Schrein mit Reliquien der
hl. Walburga aufgestellt.
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Die Ringkrypta in der Kirche ist frei
zugänglich.
Direkt am historischen Platz stand
das „Haus am Markt beim Münster“, das die Freiheit Meschede im
Jahr 1581 erwarb und als Rathaus
nutzte. Bei den Bombenangriffen im
2. Weltkrieg wurde es im Jahr 1945
zerstört. Ein neues Rathaus entstand
1959 an anderer Stelle.
Von 1819 bis 1985 dominierte die
Kreuzung der Hauptverkehrsstraßen (B 7 und
B 55) das Leben auf dem Platz. Erst durch die
Stadtkernsanierung wurde 1985 die traditionelle Nutzung als Kultur- und Marktzentrum,
als Treffpunkt in der Stadtmitte wiederhergestellt.
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3. Mescheder Geschichtsstein
Der Stiftsplatz
Brunnen „Kleines Welttheater“
König
Konrad
gewährte im Jahre 913 dem Stiftsbezirk von St.
Walburga Immunität und gab so
dem Kanonissenstift einen eigenen geschützten
Rechtsbereich.
Mitten in diesem Bezirk lag
der
Stiftsplatz,
der dem Stift
und der Freiheit
Meschede
als
Kirchhof (Friedhof)
diente.
Umgeben war der
rechteckige Platz
von seit dem 14.
Jahrhundert nachweisbaren Kirch-
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hofspeichern. Die heutige
Bebauung entspricht in ihrer
Anordnung der damaligen
Gebäudeanordnung.
Im Jahr 1991 wurde auf
dem Platz ein Brunnen aufgestellt, der Einblick in verschiedene Epochen der Mescheder Geschichte gibt.
Der Bildhauer Werner Klenk
schuf diesen Brunnen mit
dem Namen „Kleines Welttheater“. Fünf aufsteigende
Tafeln zeigen Bilder des
kirchlichen Lebens, der Wirtschaft und aus
Geschichte und Leben in Meschede.
Auf dem drehbaren Außenring stellen fünf
Gruppen die verschiedenen Stationen des
menschlichen Lebens von der Jugend bis zum
Alter dar.
4. Mescheder Geschichtsstein
Die Klausenkapelle
Kapelle St. Michael auf dem Klausenberg
Um das Jahr
1150 wurde auf
dem Keppelsberg
(heute: Klausenberg) eine Kaerrichtet,
pelle
an die im 13.
Jahrhundert eine
Klause angegliedert wurde, von
Klausnerinnen
(Beginen) bewohnt. So zog um 1430 Kuneke
Yesvogel dort ein, der sich noch zwei Frauen
anschlossen. In der Folgezeit kamen Klausnerinnen von weit her, um hier zu wohnen; zeitweise wohnten sieben bis acht Schwestern in
der Klause.
Durch den Ritter Freseken aus Neheim wurde
das Klausengebäude 1448 erneuert. Im 15.
Jahrhundert schlossen sich die Bewohnerinnen dem
Orden der
Dominikanerinnen
an. Im Jahr
1486 verlegten sie
aber ihren
Sitz in das
neue Kloster Galiläa,
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Die Kapelle ist erreichbar über den
Berghauser Weg und den Klausenweg
das damalige Gut Hückelheim.
Nach wechselvollen Zeiten wurde die Kapelle
im Jahr 1640 renoviert.
Danach wohnten bis zur
Säkularisation im Jahr
1810 dort verschiedene
Klausner. Im Jahr 1819
ging die Kapelle in den
Privatbesitz des Grafen
von Westphalen über, der
auf dem Gelände 1937
einen Familienfriedhof errichtete.
Auch weiterhin wurde
die Kapelle überwiegend von Klausnern bewohnt, von 1943 bis 1956 allerdings wohnten Schwestern der Hiltruper Herz-Jesu-Missionare dort.
In der Kapelle steht ein kostbarer spätgotischer Schnitzaltar (von etwa 1490) aus dem
Kloster Galiläa, wo er dreihundert Jahre bis
zur Auflösung des Klosters gestanden hatte;
Eher zufällig wurde er 1877 in ziemlich desolatem Zustand wieder aufgefunden, aufwändig restauriert und in der Michaelskapelle
aufgestellt.
Zur Kapelle hin führt von der Stadt der Klausenweg mit vierzehn Kreuzwegstationen (Mosaike aus dem Jahr 1955).
5. Mescheder Geschichtsstein
Bürgerzentrum Alte Synagoge
Am 15. August 1879 wurde in der Mescheder
Kampstraße die neue Synagoge eingeweiht.
Vom Hause Berghoff in der Gutenbergstraße,
wo sich der bisherige Gebetsraum befand,
ging man in festlichem
Zug zur Kampstraße,
wo in einem Festgottesdienst Oberrabbiner
Dr. Horwitz aus Krefeld
die Ansprache zur Eröffnung hielt.
Am nächsten Tag fand
vormittags ein Festgottesdienst statt, und
abends war die Öffentlichkeit zum Festball im
Hotel Gerken eingeladen. Dies zeigt, wie
verwurzelt die jüdische
Gemeinde in Meschede
war. Die Mescheder Zeitung verwies anlässlich
der Grundsteinlegung
1878 darauf, welche
Herausforderung solch
ein Bauprojekt für die
kleine Gemeinde bedeutete.
In der Pogromnacht
1938 wurde die Syn-
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Kampstraße
agoge beschädigt und die Innenausstattung
der Synagoge zerstört; infolge des 2. Weltkrieges kam es zu
weiteren Schäden.
In
der
Nachkriegszeit dienten
die Reste einem
Handwerker
als
Werkstatt,
bis
nach einjähriger
Bauzeit 1999 die
Alte Synagoge als
Bürgerzentrum eingeweiht wurde.
So weit wie möglich
wurde alte Bausubstanz einbezogen,
insbesondere die
Frontseite der alten
Synagoge wurde
restauriert.
Heute finden dort
in der Regie des
Vereins
„Bürgerzentrum Alte Synagoge Meschede“
Vorträge, Ausstellungen und Konzerte statt.
6. Mescheder Geschichtsstein
Abtei Königsmünster
Benediktinerabtei
Im Jahr 1928 kamen Benediktinermönche
aus St. Ottilien
in Bayern, um
in Meschede ein
neues Kloster zu
gründen. Zu den
Hauptaufgaben
in
Meschede
zählte die Übernahme der Rektoratsschule,
neben der auch
das erste vorläufige Klostergebäude stand.
Das junge Priorat gab sich 1932 den Namen
„Königsmünster“.
Der erste Flügel
des
Neubaus
auf dem Dünkonnte
nefeld
1934 bezogen
werden.
Der
weitere Ausbau
verzögerte sich
zunächst,
um
dann in der Zeit
des Nationalsozialismus ganz
zum
Erliegen
zu kommen. Die
Schule musste
aufgegeben
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Klosterberg
werden, 1941
wurden
die
Mönche
aus
dem
Kloster
vertrieben. Direkt nach dem
Krieg kehrten
sie wieder zurück, erhielten
Kloster
und
Schule zurück
und begannen
mit dem Wiederaufbau ihrer
Arbeit.
Nachdem im Jahr 1956 das Kloster zur Abtei
erhoben wurde, begann man mit den Planungen für die imposante Abteikirche, die 1964
eingeweiht werden konnte.
Die starken Besucherströme und die vielen
Kurs- und Exerzitienteilnehmer erforderten
den Bau eines Gästehauses, das 1981 als „Oase“
eingeweiht wurde.
Nach dem Bau der Handwerksgebäude und anderer Erweiterungen wurde
im Jahr 2001 das Haus der
Stille als weiteres besonderes Angebot für Gäste eingeweiht.
Haus der Stille
7. Mescheder Geschichtsstein
Die Hünenburg
Fliehburg aus der Zeit Karls des Großen
Auf einer kleinen
Bergkuppe, 70 m
über der Ruhr, wurde zur Zeit Karls des
Großen oder sogar
noch früher eine
Fliehburg errichtet,
bestehend aus einer
inneren Burg und einer um sie herum geführten Vorburg, mit
Wällen, Mauern und
verschiedene Toranlagen. Einschließlich
der Vorburg beträgt
die Länge der Anlage in Nord-SüdRichtung 240 m, in
West-Ost-Richtung
115 m.
Auch wenn das Bild,
das sich heute dem
Besucher bietet, nur wenig an den ursprünglichen Zustand erinnert, gehört die Hünenburg
zu den am besten erhaltenen Burganlagen
aus jener Zeit im südlichen Westfalen.
Die Burg wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach geändert - im 19. Jahrhundert
schließlich wurde auf ihrem Gelände sogar
eine Gartenwirtschaft mit Getränkekeller, Kegelbahn, Schießstand und Obstgarten betrie-
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Hünenburgstraße
ben, wodurch sich erhebliche Veränderungen
ergaben.
Die bei Ausgrabungen gefundenen Mörtelmauern und die deutlich ausgeprägten Kammertore sprechen für eine Zuordnung der
ursprünglichen Anlage zu den Karolingischottonischen Burgen des 8. bis frühen 10. Jahrhunderts. Ihre Bedeutung bekam sie durch
ihre Lage an wichtigen Fernstraßen: von Südwesten der „Kriegerweg“ von Oedingen über
Rüthen nach Paderborn, von Meschede aus
die Straße nach Soest und die Verbindung
zum oberen Hönnetal.
Die Burg war weniger zum ständigen Aufenthalt gedacht, vielmehr als
Zufluchtsort bei feindlichen
Einfällen für Mensch und
Vieh, insbesondere für das
im Tal liegende Stift.
Als Erbauer wird ein gräfliches Geschlecht angenommen, deren Grafschaft den
Lochtropgau, das obere Sauerland umfasste. Sie nannten
sich aufgrund ihres großen
Besitzes im altwestfälischen
Raum „Grafen von Westfalen“ und übersiedelten später nach Werl. Die Linie dieser Grafen von Werl bzw.
Arnsberg erlosch 1371.
8. Mescheder Geschichtsstein
Die Magdalenenkapelle
Frühere Kapelle neben der Walburga-Kirche
Über Jahrhunderte stand im Garten neben
der Pfarrkirche im Klosterviereck des Mescheder Stiftes die Magdalenenkapelle.
Als erste Äbtissin des Stiftes wurde 1209 die
Dame Emhildis genannt. Für sie diente die
Magdalenenkapelle von 1630 bis 1812 als
Grablege. Ihr Sarkophag trug eine Inschrift
aus dem Jahr 1603 „Herrin aus der Sippe der
fränkischen Könige“.
Nach der Säkularisation wurde das Grabmal
zerschlagen. In den Folgejahren wurde die
Kapelle als Back- und Waschhaus genutzt.
Erst im Jahr 1920 wurde sie abgerissen.
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9. Mescheder Geschichtsstein
Mescheder Straßenordnung
Dokument aus dem Jahre 1830
Wie die Lebensverhältnisse und die Wohnsituation in der Stadt Meschede noch im 19.
Jahrhundert waren und welchen Wandlungsprozess sie bis heute durchlaufen hat, belegt
ein Auszug aus der Straßenordnung jener
Zeit, die in manchen Punkten auch heute noch
aktuell ist... Auszüge belegen dies:
§ 4 Die Düngerstätten müssen, soweit es noch nicht geschehen, hinter die Häuser verlegt (...) und so eingerichtet
werden, dass die Mistjauche nicht nach der Straße fließt.
Auch der Abfluss aus Abtritten darf so wenig nach einer
Straße, als durch die Seitengossen stattfinden.
§ 5 Aus den Fenstern und sonstigen Öffnungen der Häuser
und Nebengebäude ist es ebenso verboten, Flüssigkeiten
und Unrat auf die Straßen, Bürgersteige und öffentlichen
Plätze zu schütten, Nachtgeschirre auszuleeren usw.
§ 6 Das Besudeln der Straßen und öffentlichen Plätze mit
Menschenkot ist untersagt. [...] Die Eltern sind in dieser
Beziehung für ihre Kinder verantwortlich...
§ 7 Das Reinigen der Abtritte darf nur in der Nacht...vorgenommen werden, und muss, wenn solches von der Straße
her bewerkstelligt oder der Kot über die Straße geschafft
wird bei einer auszuhängenden Laterne geschehen. Ferner muss der Kot, wenn derselbe aus der Stadt geschafft
wird, in völlig geschlossenen Gefäßen transportiert, sofort
vergraben oder in verschlossene Mistgruben gebracht und
die Straße sogleich sorgfältig gereinigt werden. Den Kot
und die ausgeleerten Flüssigkeiten durch Straßenrinnen
abziehen zu lassen, ist unter allen Umständen verboten.
§ 8 Da durch das Treiben der Kühe, Schweine und Ziegen die
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9. Mescheder Geschichtsstein
Straßenordnung von 1830
§ 14
§ 15
§ 16
§ 21
§ 41
§ 48
§ 49
Straßen sehr verunreinigt werden, so dürfen die Hirten
mit dem Vieh auf den Hauptstraßen nicht anhalten...
Alles Waschen und Wäschespülen an den öffentlichen
Brunnen und ebenso das Trocknen der Wäsche an
denselben, desgleichen das Sonnen und Ausklopfen
der Betten auf öffentlichen Straßen ist verboten.
Krepiertes Vieh darf nicht auf die Straße oder in den
Fluss geworfen werden..
Das hiernach verbotene Werfen mit altem Geschirr
und mit Scherben an den sogenannten Polter-Abenden
auf der Straße und öffentlichen Plätzen zieht übrigens
als grober ruhestörender Unfug nach Befinden der
Umstände Verhaftung nach sich.
Niemand darf mit seinem Fuhrwerk, Schiebkarren,
Handwagen, mit Zug-, Lad-, Rind- oder Mastvieh
oder zu Pferde von dem gewöhnlichen Fahrwege
abweichen, und die für die Fußgänger bestimmten
Seitenwege (Bürgersteige) berühren. Ebenso ist das
Reiten oder Fahren auf dem Marktplatz untersagt.
Alle von der Straße, von öffentlichen Plätzen oder
von den benachbarten Wohnungen sichtbaren Abtritte
müssen mit gedeckter Röhre und in geschlossene Senkgruben so münden, dass der Unrat nicht sichtbar ist.
Die Brückengeländer, Promenadenhecken und andere
öffentliche Anlagen dürfen nicht zum Trocknen der
Wäsche, der Häute usw. und nicht zum Ausklopfen
der Betten benutzt werden.
Pöbelhaftes Gezänk oder gar Schlägereien, alles ungebührliche Lärmen, Rufen oder Singen auf öffentlichen
Straßen, Plätzen und Spaziergängen, insbesondere in
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9. Mescheder Geschichtsstein
Straßenordnung von 1830
§ 50
§ 53
§ 59
§ 63
§ 64
§ 68
der Nähe von Kirchen, sowie alles ruhestörende unsittliche Betragen überhaupt ist zur Tages- wie zur
Abend- und Nachtzeit untersagt und zieht außer der
Bestrafung unter Umständen augenblickliche Verhaftung nach sich...
Das Wasserabschlagen an den Kirchen und auf den an
den Straßen gelegenen Treppen der Wirtshäuser resp.
vor den Wirtshäusern ist verboten.
Wer in betrunkenem Zustande auf der Straße erscheint, wird nach Umständen bis zur Nüchternheit
zur polizeilichen Haft gebracht.
Niemand darf auf den Straßen, Promenaden oder
anderen öffentlichen Plätzen schneller als im kurzen
Trabe reiten oder fahren. (An unübersichtlichen Stellen darf nur im Schritt gefahren oder geritten werden.)
- Beim öffentlichen Ausrufe durch den städtischen
Diener ist jeder, mit Ausnahme der Königlichen Posten, solange der Ausruf währt, mit seinem Pferd und
Fuhrwerke anzuhalten verpflichtet.
Niemand darf an der Straße oder auf öffentlichen
Plätzen Leinwand, Tuch oder dergleichen aufhängen
oder rohe Häute hinlegen, wodurch Pferde scheu werden können.
Spiegel dürfen nicht unverhüllt über die Straße getragen, noch dergestalt angebracht werden, dass die
davon abprallenden Sonnenstrahlen Pferde scheu machen...
Kleine Kinder und blinde Personen dürfen nicht ohne
Aufsicht auf die Straße gelassen werden...
10. Mescheder Geschichtsstein
Die Eisenbahn
Der Bau der Ruhrtalbahn und der Mescheder Bahnhof
Am 10 Juli 1856 trafen sich in Arnsberg
Persönlichkeiten aus Landkreisen, Gemeinden, Industrie und Wirtschaft und
gründeten einen Ausschuss, der sich
um die Förderung des Baus der
Ruhrtalbahn kümmern sollte.
Doch erst 1865 fasste die
Märkische Eisenbahngesellschaft den Beschluss, die
Strecke zu bauen und durch
das Diemeltal weiter nach
Warburg zu führen - zum
Anschluss an die Kasseler
Bahn.
Im Frühjahr 1870 war der
Streckenbau bis Meschede
gekommen - wobei die beiden Tunnel bei Glösingen und
Freienohl besondere Schwierigkeiten bereiteten. Durch den
Krieg wurden die Bauarbeiten verzögert, so dass
erst am 15.
Juli
1871
die erste Lokomotive bis
Meschede
fahren konnte.
Nach
Abnahme der
Strecke wur-
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de am 18. Dezember 1871 die Bahnlinie
feierlich eröffnet - mit Flaggenschmuck, Musik
und einem großen Fest. Die Lokomotive, die
die Festgäste nach Meschede brachte, trug
vorn das Mescheder Stadtwappen. Mit Nachdruck wurde der weitere Ausbau bis Warburg
betrieben.
Kurz darauf musste
man feststellen, dass
die Freienohler Brunnen durch die Tunnelbauten nicht mehr genügend Wasser hatten
- Anlass für den Bau
der zentralen Freien1907
ohler Wasserversorgung.
Der Mescheder Bahnhof wurde erst wesentlich später gebaut.
Im Zweiten Weltkrieg
war die Ruhrtalbahn
1953
des öfteren Ziel von
Luftangriffen,
auch
das Bahnhofsgebäude
wurde zerstört.
Nach einigen Jahren
mit provisorischen Baracken wurde 1955
der neue Mescheder
Bahnhof eingeweiht.
1955
11. Mescheder Geschichtsstein
Elektrischer Strom in Meschede
Der Bau der Ruhrtalbahn und der Mescheder Bahnhof
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts nutzten
einige Betriebe im Raum Meschede erstmals
elektrischen Strom, den sie selbst erzeugten:
Fa. Eickhoff in
Heinrichsthal,
Fa. Busch in
Bestwig u. in
Meschede die
Schuhleistenfabrik Lex, später
der Mühlenbesitzer Geiecke.
Nach längeren
Verhandlungen
kam es schließLeistenfabrik Lex
lich 1904 zwischen dem Fabrikanten Julius Lex und der Stadt Meschede
zum Abschluss eines Gesellschaftsvertrages
für eine Elektrizitätswerk Meschede GmbH.
Unterhalb der neu errichteten Hennetalsperre
wurde das Kraftwerk erbaut. So war immer
genügend Wasserkraft
vorhanden. Zwei Wasserturbinen mit je 120
kW erzeugten zunächst
Gleichstrom, mit dem
am 9. Oktober 1904 die
Beleuchtung für die Einweihungsfeier des Kriegerdenkmals in der JuliE-Werk Freienohl 1916
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usruh betrieben wurde.
In der Folgezeit wurden
die Installationen für die
Stadtbeleuchtung
gelegt. „Elektrischer Straßenbeleuchtung erfreut
sich unsere Stadt seit
gestern, der längsten
elektr. Backröhre
Nacht des Jahres. Bogenlampen spenden uns Tageshelle bei finsterer Nacht, was allgemein freudig begrüßt
wird“ stand in der Mescheder Zeitung. Auch
der Anschluss einzelner Handwerksbetriebe
folgte.
Im Jahr 1913 zeigte sich, dass die vorhandenen Anlagen trotz einiger Erweiterungen
nicht mehr ausreichten. Dem Landrat von
Mallinckrodt gelang es 1914, die vorhandenen Elektrizitätswerke im Kreis Meschede
zusammenzuschließen und so eine bessere
Versorgung zu gewährleisten. Bis 1926 stieg
der Stromverbrauch im Kreis von 40.000 kW
(1903) auf 6 Mill. kW und erreichte 26% der
Haushalte.
Um den steigenden Ansprüchen gerecht zu
werden, schloss der Landkreis 1928 seine
Stromversorgung den Vereinigten Elektrizitätswerken Westfalen (VEW) an, die dem weiter
zunehmenden Verbrauch gerecht werden
konnten - insbesondere mit Strom aus Kohlekraftwerken.
12. Mescheder Geschichtsstein
Historische Burgen
Burg Eversberg - Burg Wallenstein - „Schiedliche Borg“
Beredter Zeuge der
Entstehung der über
750 Jahre alten Stadt
Eversberg
ist
die
Eversberger
Burgruine oberhalb des
Schlossberges.
Der Überlieferung nach
Eversberg um 1577
erbaute hier Graf Eberhard von Arnsberg in
der Zeit von 1093-1124 zunächst eine feste
Burg mit zwei Ringmauern. Damals war Eversberg ein bewaldeter Bergkegel, der von dem
Grafen von Arnsberg allein zur Jagd benutzt
wurde und daher wohl von einem Wildeber
seinen Namen erhielt.
Im
Jahre
1235 wurde
Eversberg
zum größten
Teil durch eine
Feuersbrunst
zerstört, aber
schon
bald
wieder aufgebaut.
Als
Graf
Gottfried III.
von Arnsberg
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Besitzer der Burg wurde, war die
Grafschaft Arnsberg ringsum
eingeschlossen von den Besitzungen des Erzbischofs von
Köln. Dieser errichtete an verschiedenen Stellen befestigte
Plätze und engte das Arnsberger Gebiet immer mehr ein.
Graf Gottfried sah sich daher
gezwungen, seine Grafschaft
durch starke Städte zu schütSiegel von 1348
zen. Er gründete im Jahre
1242 Eversberg und verlieh der neu gegründeten Stadt das Lippische Stadtrecht. Durch
den Bau dieser Burg schützten die Arnsberger
Grafen ihr Besitztum nach Osten.
In der Burg wohnte ständig ein „ Burgmann“,
der auch die Abgaben für den Grafen einzog. Auf alten Stichen kann man erkennen,
dass zu der Burg noch 3 Türme mit hohen
Gebäuden gehörten.
Von der ehemaligen Burg - gelegen auf einem Bergkegel (453 m über NN) hoch über
Eversberg - ist nur noch ein kleiner Steinturm
vorhanden, der zu einem Aussichtsturm ausgebaut wurde. Über eine hölzerne Freitreppe
gelangt man auf eine Plattform, die zu einem
weitreichenden Blick in das Land der Tausend
Berge einlädt. Eine Bronzetafel zeigt dem Be-
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sucher die Sehenswürdigkeiten mit Höhenangabe in der umliegenden Landschaft.
Burg to Waldenstein
Auf einem steilen Felskegel über dem Wennetal in Wallen errichteten die Grafen von
Arnsberg vor 1368 die „Burg to Waldenstein““ als Verwaltungssitz. Allerdings: Bereits
1386 musste Graf Johann von Nassau die
Raubritter von Hake zu Waldenstein mit 40
Bewaffneten zur Einhaltung des Landfriedens
zwingen. Da das Plündern nicht aufhörte, ließ
der Erzbischof von Köln die Burg Wallenstein
zu Beginn des 14. Jahrhunderts zerstören.
Schiedliche Borg
Die „Schiedliche Borg“ lag als Wallburg auf
dem steil aus dem Ruhrtal aufsteigenden Berg
Küppel in Freienohl. Ein ovaler Innenraum mit
einer Größe von 7,7 Hektar wurde von einem Stein-Erde-Wall mit vorgelagertem Graben geschützt. Das Osttor wurde durch zwei
weitere Abschnittswälle gesichert.
Zur Datierung des vorgeschichtlichen Baus liegen keine Funde vor; aufgrund der Konstruktion wird sie in die Eisenzeit datiert.
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13. Mescheder Geschichtsstein
Die Burg Grevenstein
Überreste der alten Stadtfestung
Auf einer Bergkuppe
zwischen
Arpe
und Enscheider
Bach errichteten die Grafen
von Arnsberg
im Jahre 1324
die
Stadtfestung Grevenstein.
Auf dem höchsten Punkt stand
die Burg mit Bergfried und Nebengebäuden.
Bereits 1514 wird berichtet, dass das Schloss
Grevenstein verfallen ist. Nach dem Verkauf
der Grafschaft an den Erzbischof und Kurfürsten von Köln hatte Grevenstein seine Bedeutung als Grenzfeste verloren.
Erhalten geblieben sind der
Burgmannshof
der
Familie
von Schlade,
der von 19861991
liebevoll restauriert
wurde,
und
ein Turm, der
heute Turm der
Grevensteiner
Pfarrkirche ist.
14. Mescheder Geschichtsstein
Klocken Kapelle
Meschede und „Die Türken vor Wien“
Am früheren Mescheder Marktplatz
stand über Jahrhunderte das Haus
Klocke,
1670
übernommen vom
damaligen BürgerHeinrich
meister
Hengesbach, der
den
Hausnamen
Meschede ca. 1830
Klocke weiter führte. Später war dies
das Hotel Böhmer (Lindentheater).
Ein Sohn dieser Familie Hengesbach fiel im
von Türken belagerten Wien 1683 in einen
unterirdischen Gang, den die Osmanen gegraben hatten. Sie wollten diesen Stollen mit
Pulver füllen und so Wiens Wallmauer in die
Luft jagen.
Türkenbelagerung von Wien 1683
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In seiner Not rief der Eingebrochene die 14
Nothelfer zu seiner Rettung an - und es gelang ihm, sich zu befreien. Er meldete den
unterirdischen Gang dem Stadtkommandanten von Wien, Graf Sterhemberg. Als „Retter
von Wien“ erhielt er für seine Entdeckung ein
namhaftes Geldgeschenk.
Zurück in der Heimat errichtete Hengesbach
(gen. Klocke) aus Dankbarkeit unter dem Krähenberg eine „Kapelle zu den 14 Nothelfern“.
Im Volksmund hieß sie „Klocken Kapelle“ und
bestand 222 Jahre. Die Kapelle unter sechs
großen Linden war über viele Jahre die dritte Station der Mescheder Fronleichnamsprozession, bis im Jahr 1871 wegen der neuen
Eisenbahn der Weg zu gefährlich wurde und
eine andere Streckenführung gesucht wurde.
Die Kapelle an der Landstraße nach Galiläa wurde 1906 abgerissen, da
sie dem Bau der neuen
Lagerstraße im Wege
stand. Die 14 Figuren
der Nothelfer wurden
zunächst in die Kapelle
in Berghausen gebracht,
sie befinden sich jetzt in
der Schatzkammer der
Pfarrkirche St. Walburga.
15. Mescheder Geschichtsstein
Der Hitda-Kodex
Evangeliar des Stiftes Meschede aus ottonischer Zeit
Patronin des Mescheder Stifts ist
mindestens seit etwa
950 die Hl. Walburga.
weltberühmte
Der
Hitda-Kodex
aus
dem
Mescheder
Kloster (entstanden
um 1020) zeigt auf
dem Stiftungsbild,
wie die Äbtissin Hitda dieses Evangeliar
an die Hl. Walburga
als Patronin des Stiftes überreicht.
Diese Hitda war
wohl nicht Äbtissin
Dedication (Schenkung)
des Mescheder Klosters. Vielmehr ist das Evangeliar einzig erhaltenes Teil einer umfangreichen Schenkung aus
ottonischer Zeit (im Buch genau beschrieben),
die man der Äbtissin Ida von St. Maria im
Capitol zu Köln zuschreiben muss. Deren
Mutter Mathilde war eine Schwester von Kaiser Otto III. - sie entstammt also der höchsten
kaiserlichen Familie, zu deren Tradition die
Förderung von Kirchbau und Kirchenkunst
gehörte. Umfangreiche Stiftungen gehen auf
diese ottonische Förderung zurück - das Fort-
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leben über den Tod hinaus in Erinnerung, der
„Memoria“, war in jener Zeit von großer Bedeutung und mit ein Grund für diese Schenkungspraxis.
Der Codex mit den vier Evangelien und den
zahlreichen Bildtafeln war noch Ende des 18.
Jahrhunderts in Meschede, wurde dann aber
in der Abtei Wedinghausen in Arnsberg gelagert. Von dort wurde er - wie viele andere
Schätze - in der Säkularisation von den Hessen entführt und nach Darmstadt gebracht,
wo er in der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek als „Handschrift 1640“ aufbewahrt wird.
Hochzeit zu Kana
Sturm auf dem See
16. Mescheder Geschichtsstein
Der Kulturkampf
Reichskanzler Bismarcks Kampf gegen die Kirchen
Reichskanzler Otto von
Bismarck befürchtete eine
Entwicklung, in der die
katholischen Mächte zu
einer innen- und außenBedrohung
politischen
für den überlieferten monarchischen Staat werden
könnten.
Das neue Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes, das neugegründete „Zentrum“ als weltanschauliche Massenpartei, dazu die Sozialdemokraten stellten seiner Ansicht nach eine
Gefahr für das preußische Staatswesen dar.
So kam es zu den „Kampfgesetzen“ ab Mai
1873, die die kirchlichen Rechte stark einschränkten. Unter anderem wurde die Einstellung von Geistlichen von einer staatlichen
Prüfung und Genehmigung abhängig gemacht und der Kirchenaustritt durch Erklärung
vor einer weltlichen Behörde ermöglicht; die
kirchlichen Orden wurden abgeschafft, das
weltliche Melderecht eingeführt. Das Vermögen „erledigter“ kirchlicher Stellen sollte in
die staatliche Verwaltung übergehen.
In kurzer Zeit verwaisten die sauerländischen
Kirchengemeinden, da die Pfarrstellen nicht
wieder besetzt wurden: Altastenberg, Silbach, Grönebach, Deifeld, Assinghausen,
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Bigge, Velmede, Eversberg, Meschede.
Als der Eversberger Pfarrer starb, durfte sein
Vikar die Amtshandlungen nicht weiterführen,
ja, er durfte den Pfarrer nicht einmal kirchlich
beerdigen.
Dem Hauskaplan Kotthoff von Schloss Laer
wurde in einem Gerichtsverfahren vorgeworfen, 1000 mal unbefugt geistliche Amtshandlungen durchgeführt zu haben (obwohl der
bereits seit 1872 im Amt war).
In Meschede starb 1874 Dechant Peters, die
Stelle wurde nicht wieder besetzt. Kaplan Fischer durfte die Amtsgeschäfte nicht übernehmen, obwohl er seit Jahren in Meschede war.
Er durfte die kirchlichen Bücher nicht weiter
führen, durfte nicht taufen, nicht beerdigen,
keine Hochzeiten abhalten. Die Akten wurden
beschlagnahmt und nach Arnsberg gebracht.
Nach großem Streit wurde Fischer schließlich
der Stadt verwiesen.
Auch wenn nach 1880 die Regelungen allmählich gemildert wurden, so blieben viele
bis heute bestehen, so u. a. die staatl. Schulaufsicht, Zivilehe, Kirchenaustritt, Mitsprache
bei Besetzung von Pfarrstellen etc.
1880 durfte Kaplan Fischer wieder nach
Meschede zurückkehren, doch erst 1886,
nach über 12 Jahren, wurde mit Pfarrer Köster die Mescheder Stelle wieder besetzt.
17. Mescheder Geschichtsstein
Der Hl. Nepomuk
Wie die Reliquien von Prag nach Meschede kamen
Feierliches Glockengeläut und das Krachen
von Böllern verkündete am 18.4.1751, dass
in einem festlichen Zug Reliquien des Hl. Nepomuk aus Prag zur Pfarrkirche geleitet wurden. Wie kam es
dazu?
Jost Michael Hengesbach,
Jurist
aus dem Hause
Klocke (dem späteren Hotel Böhmer), gelangte als
Hofmeister
und
Jurist verschiedener böhmischer
Grafen und KavaHaus Klocke - Hotel Böhmer (bis 1967/68)
liere zu großem
Vermögen.
Er starb 1750 ohne Nachkommen in Prag. So
reiste sein Neffe Franz Michael Hengesbach
dorthin, um die Erbschaft zu übernehmen.
Er lernte den Prager Domprobst kennen, der
ihm für die Mescheder Stiftskirche Reliquien
des Hl. Nepomuk schenkte. Der versiegelte
und mit einem bischöflichen Echtheitszeugnis
versehene Schatz wurde nach Auftrag des
Schatzmeisters des Mescheder Stifts, J. C.
Schmitz aus Falkenhagen, kostbar in ein Reliquiar aus Gold und Silber gefasst (40 Reichs-
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Nepomuk-Standbild auf der Ruhrbrücke
Reliquiar in der Schatzkammer St. Walburga
Besichtigung nach Anmeldung im Pfarramt (0291/1820)
taler) und am 17. 4. 1751 von F. M.
Hengesbach schließlich nach Meschede
gebracht.
Der Kanonikus Bockskopf berichtet als
Augenzeuge über diesen Zug in seinen
hinterlassenen Schriften:
„Erstlich kamen die Schulkinder, zweitens
die Vikare und danach die Kanoniker, alle
mit angezündeten Wachslichtern, es folgten,
vom Stiftsdechant getragen, die Partikel des
hl. Johannes Nepomuk, dahinter der Richter,
der Magistrat und eine ungemein große Anzahl
anderer Leute beiderlei Geschlechts. Während der
Prozession um den Kirchhof wurden die Glocken
geläutet, dazu mit Böllern gefeuert. Nach dem
Eintritt in die Kirche sang man das Te
Deum, worauf die Partikel acht Tage
zur Verehrung auf dem Altare des
hl. Nepomuk öffentlich ausgestellt
wurden.“
Die Inschrift auf der Rückseite
„LINGVA ISTA ATTACTA ET DE
PVLVERE STRVCTA SEPVLCHRI
ET PARS WALBVRGIS SVNT
DATA COLLEGIO“ besagt, dass
die Nachbildung der Zunge und
ein Partikel aus dem Heiligengrab der Kollegiatskirche St.
Walburga übergeben wurden.
Dazu: „A. S. LEIDECKER fecit
Pragae 1750“
18. Mescheder Geschichtsstein
Die Ernestinische Stiftung
Das erste Mescheder Krankenhaus und spätere Altersheim
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begann man
in Westfalen, sich mit der Einrichtung von öffentlichen Krankenhäusern zu beschäftigen.
So kam es, dass der Mescheder Dechant
Ernst Böschen bei der Feier seines goldenen
Priesterjubiläums am 28.9.1848 gemeinsam
mit dem Paderborner Bischof Drepper eine
erhebliche Spende zur Errichtung einer Krankenanstalt machte. Zusätzlich vermachte Ernst
Böschen dem Krankenhaus später testamentarisch 500 Taler.
Die Spenden waren der Grundstock der nach
Böschen benannten „Ernestinischen Stiftung“,
entscheidend war aber, dass der Graf von
Westphalen ein Gebäude erwarb und es für
den Bau eines Krankenhauses schenkte - als
Dank für treue Dienste der Mescheder Bürger
bei der Revolution 1848. Auch später förderte er das Krankenhaus vielfältig.
Am 12.8.1854 wurde das Krankenhaus
eingeweiht,
nachdem man sich am
Vorabend mit einem
Fackelzug beim Grafen bedankt hatte.
Die Leitung der Anstalt
übernahmen
Barmherzigen
Kriegszerstörung der Ernest. Stiftung die
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Schwestern aus Münster.
Bereits 1856 wurde das Haus zu klein und
musste erweitert werden. 1884/1885 wurde nach Zukauf weiterer Häuser das Krankenhaus entscheidend erweitert. Acht Jahre
später konnte eine Hauskapelle eingerichtet
werden. 1912 wurde nach Osten ein modernes Isolierhaus angebaut.
Da das Krankenhaus an dieser Stelle nach
kurzer Zeit wieder an seine Grenzen kam,
konnte mit Hilfe der Barmherzigen Schwestern
aus Münster 1934 ein vollständig neues Krankenhaus gebaut werden. Die Ernestinische
Stiftung wurde jetzt als Altersheim genutzt.
Nach der Totalzerstörung im 2. Weltkrieg
bereits 1946 neu erbaut, musste die Stiftung
endgültig
bei der Neuplanung der
Innenstadtstraßen
1996 weichen.
Dafür wurde das Caritas-Seniorenheim St.
Elisabeth
1997 eingeErnestinische Stiftung vor 1996
weiht.
19. Mescheder Geschichtsstein
Der Hennetalsperre
Wasserreservoir, Sport- und Erholungszentrum
Von 1901 bis 1905 dauerte der Bau der
ersten Hennetalsperre, die der Sicherung der
Wasserversorgung des Ruhrgebietes diente.
Der weitere Zweck - die Stadt und das Ruhrtal
vor Überschwemmungen zu schützen - wurde
allerdings nicht erreicht.
Die erste Staumauer mit
einer Kronenlänge von
370 m und einer Höhe
von 38 m staute 11 Mio
m3 Wasser. Der 85 ha
großen
Wasserfläche
mussten das Dorf Hellern
und die alte Pulvermühle
weichen. Die SchuhleisDas Dorf Hellern versinkt (1905) tenfabrik Lex wurde vor
die Staumauer verlegt.
Aus ihr erwuchs 1904 das erste Mescheder
Elektrizitätswerk. 2,5 Mio Goldmark hatte der
Bau der Talsperre gekostet.
Im Laufe der Jahre wurde ein immer größer
werdender Wasserverlust festgestellt. Ursache
war der durchlässige Boden unterhalb der
Mauer. Daher wurde 1948/49 das Wasser
abgelassen und ein Neubau geplant.
In den Jahren 1952-1955 baute der Ruhrtalsperrenverein den neuen Staudamm - Höhe
bis 60 m, Kronenlänge 376 m. Von weit her
kamen die Arbeiter für diese Großbaustelle,
allein 1,3 Mio m3 Material mussten für den
Damm verbaut werden. 32 Mio DM sollte der
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Bau Kosten. Das Fassungsvermögen wurde
mehr als verdreifacht auf 38,4 Mio m3 bei
einer Wasserfläche von 210 ha. Jetzt mussten
auch die Dörfer Immenhausen, Mielinghausen und Enkhausen dem neuen See weichen
und die Bundesstraße 55 umgelegt werden.
Das Wasser für den See kommt nicht nur von
der Henne, sondern durch Stollen auch aus
mehreren anderen Tälern.
Insgesamt 5.300 Arbeiter waren bei der
Baumaßnahme im Einsatz, teils wohnten sie
in einem Lager am Langeloh, dann auch in
Schüren. Zum größten Teil handelte es sich
um Flüchtlinge, die nach dem Krieg auf diese
Weise Anspruch auf Arbeit und Umsiedlung
erwarben.
30 Bagger und 50
schwere
Lastwagen
wurden
gebraucht,
die Schwertransporte
gehörten mehrere Jahre zum Stadtbild.
Mit dem Hennesee
erhielt Meschede ein
Erholungszentrum mit
Campingplatz, Ferienhaussiedlung, Segel-, Ruder-, Tauchclubs, Sportanlagen
und Wanderwegen.
20. Mescheder Geschichtsstein
Wasserschloss Laer
Bereits in einer Urkunde aus dem Jahre 1203,
ausgestellt von der Mescheder Äbtissin Jutta,
wird bezeugt, dass Heinrich von Lare als Kämmerer des Mescheder Stifts tätig war. Dies ist
vermutlich die erste Erwähnung des Gutes Laer
bei Meschede.
ist
Eindeutig
aber eine Urkunde der Äbtissin Agnes von
1268, die bekundet, dass die
Stifts-Cellerarin
( Ve r w a l t e r i n )
von
Bernolfus
von Lare in dem
Dorf Güter für
das Stift gekauft
hat.
Alter Kupferstich des Wasserschlosses Laer Es gab im Bemit historischem Fernmeldesignalturm
reich Laer die
Stiftsgüter Schultenhof mit zwei weiteren kleinen Höfen und
Wulfes Hof.
Zum Ende des 15. Jahrhunderts blieben die
Besitzer von Wulfes Hof, die im heutigen Galilaea ihren Hauptsitz hatten, kinderlos. Danach
folgte eine wechselhafte Besitzergeschichte,
bis 1602 Heinrich von Westphalen zunächst
den Wulfes Hof kaufte, 1610 auch den Schultenhof.
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Das Wasserschloss liegt an der Straße
nach Arnsberg, kurz hinter dem Ortsausgang;
Besichtigung des Haupthauses ist nicht möglich
Heinrich von Westphalen
errichtete im Wesentlichen die Gebäude, wie
man sie heute vorfindet:
Im Jahr 1608 wurde das
eigentliche Herrenhaus
gebaut.
Erst wesentlich später,
nämlich 1669 kamen das
Portal und die Haube des
Portalturmes hinzu. Der
weitere Ausbau der Anlage erfolgte 1764.
Zur Anlage gehört eine
schöne, kleine
zugängliche
Kapelle.
Bis heute sind
das Wasserund
schloss
das Gut Laer
im Besitz der
Familie
von
Westphalen.
Standorte
der Geschichtssteine Straßenangabe siehe Rückseite der Broschüre
Standorte der Mescheder Geschichtssteine:
1. St. Walburga
Stiftsplatz neben Kirchturm
2. Der älteste Markt
Kaiser-Otto-Platz an Kirche
3. Stiftsplatz & Brunnen
Stiftsplatz, am Brunnen
4. Klausenkapelle
Haupteingang Rathaus
5. Alte Synagoge
Pflanzbeet Winziger Platz
6. Abtei Königsmünster
Vor der Post
7. Hünenburg
Pflanzbeet vor Blumenhaus Hötte
8. Magdalenenkapelle
Garten hinter St. Walburga
9. Mescheder Straßenordnung Fußgängerzone, Ruhrstraße
10. Eisenbahnbau
Busbahnhof
11. Elektrischer Strom
von-Stephan-Straße
12. Drei Burgen
Ruhrplatz
13. Burgmannshof Grevenstein Schräg gegenüber Parkhaus
14. Klocken Kapelle
Gegenüber dem Bahnhof
15. Hitda-Kodex
Gutenbergstraße
16. Kulturkampf
Eingang Schützenstraße
17. Nepomuk
Südseite Ruhrbrücke
18. Ernestinische Stiftung
Gegenüber Elisabethhaus
19. Hennetalsperre
Kaiser-Otto-Platz, Brunnen
20. Schloss Laer
Zeughausstraße 1
„Die Mescheder Geschichtssteine“ - ein Projekt von
Stadtmarketing Meschede e.V:
Herausgeber der Broschüre:
Kulturamt der Stadt Meschede