Mescheder Geschichtssteine
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Mescheder Geschichtssteine
MESCHEDE HOCHSAUERLAND Die Mescheder Geschichtssteine 1. Mescheder Geschichtsstein Pfarrkirche St. Walburga Kaiser-Otto-Platz Meschede Auf den Grundmauern eines vorromanischen Baus steht die ehemalige Stiftskirche St. Walburga, die seit 1787 Pfarrkirche ist. Entstanden um 900 auf Initiative der Grafen von Werl wurde sie Mittelpunkt eines adeligen Damenstiftes. Der Turm (und damit die erste gemauerte Kirche) ist nachweislich aus den Jahren 897 bis 913. Nach einem Brand im 12. Jahrhundert entstand die jetzige Apsis mit der erhöhten Choranlage. Zwischen 1620 und 1664 wurde auf den karolingischen Grundmauern die heutige Hallenkirche im gotisierenden Stil errichtet. Die Sandsteinfiguren des Mescheder Bildhauers Johannes Meyer aus dem Jahre 1664, die früher außen an der Kirche befestigt waren, wurden 1981 nach innen geholt, um sie vor Zersetzung zu schützen. An den alten Plätzen stehen wetterfeste Kopien der alten Figuren. In den Jahren 1965 und 1981 erbrachten die archäologischen Untersuchungen anlässlich von Kirchrenovierungen überraschende Entdeckungen: Man fand die Choranlage der vorromanischen Kirche, die seitdem unter dem heutigen Hochchor zugänglich ist. Außerdem 2 3 Kirchenführung nach Anmeldung: Pfarramt St. Walburga, Tel. 0291/1820 wurden über hundert Tongefäße in Boden und den Wänden der Orgelempore aus karolingischer Zeit gefunden, die vermutlich der Verbesserung der Akustik im Kirchenraum dienen sollten. Der römische Baumeister Vitruv hat hierzu eine Theorie beschrieben. Hergestellt wurden diese Gefäße in einer Töpferei bei Brühl (Pingsdorfer Keramik). Aus karolingischer Zeit stammt auch die Krypta mit ihrem einzigartigen Kultgrab, das als Ort der Reliquienverehrung am Mescheder Marktplatz bereits in früher Zeit ein großer Anziehungspunkt war. Die Krypta ist frei zugänglich, man kann von hier aus einen Blick in die Ausgrabungen werfen. Mehrere Seitenkapellen der Kirche sind heute nicht mehr vorhanden, ihre Umrisse wurden im Außenpflaster dargestellt. Im Jahr 1965 wurde wegen des Mangels an Plätzen die Kirche durch den Anbau der Emhildiskapelle erweitert, die als selbständiger Baukörper neben dem Altbau errichtet wurde. 2. Mescheder Geschichtsstein Der älteste Markt im Sauerland Kaiser-Otto-Platz Meschede Im Jahre 958 übertrug Kaiser Otto I. dem Mescheder Stift St. Walburgis die Einnahmen von Zoll und Fleischmarkt in „Messcede“. Der alte dreieckige Marktplatz lag im Treffpunkt von bedeutenden Fernwegen. Unmittelbar benachbart war dem Marktgeschehen die in jener Zeit bedeutungsvolle Reliquienverehrung. So war das in der unmittelbaren Nachbarschaft des Marktes gelegene einzigartige Kultgrab in der karolingischen Krypta ein zusätzlicher Anziehungspunkt. Der Erzbischof von Köln befahl im Jahre 1168 Pilgertreffen für das Umland am Tag der Kirchweih von Maria Magdalena (22. Juli). Aus dem Spätmittelalter sind vier jährliche Markttermine überliefert. Das Ziel der Pilgertreffen - das Kultgrab - wurde erst vor wenigen Jahren in der Krypta der Kirche entdeckt - unversehrt, aber leer. Heute ist dort ein kunstvoll gestalteter Schrein mit Reliquien der hl. Walburga aufgestellt. 4 5 Die Ringkrypta in der Kirche ist frei zugänglich. Direkt am historischen Platz stand das „Haus am Markt beim Münster“, das die Freiheit Meschede im Jahr 1581 erwarb und als Rathaus nutzte. Bei den Bombenangriffen im 2. Weltkrieg wurde es im Jahr 1945 zerstört. Ein neues Rathaus entstand 1959 an anderer Stelle. Von 1819 bis 1985 dominierte die Kreuzung der Hauptverkehrsstraßen (B 7 und B 55) das Leben auf dem Platz. Erst durch die Stadtkernsanierung wurde 1985 die traditionelle Nutzung als Kultur- und Marktzentrum, als Treffpunkt in der Stadtmitte wiederhergestellt. 6 3. Mescheder Geschichtsstein Der Stiftsplatz Brunnen „Kleines Welttheater“ König Konrad gewährte im Jahre 913 dem Stiftsbezirk von St. Walburga Immunität und gab so dem Kanonissenstift einen eigenen geschützten Rechtsbereich. Mitten in diesem Bezirk lag der Stiftsplatz, der dem Stift und der Freiheit Meschede als Kirchhof (Friedhof) diente. Umgeben war der rechteckige Platz von seit dem 14. Jahrhundert nachweisbaren Kirch- 7 hofspeichern. Die heutige Bebauung entspricht in ihrer Anordnung der damaligen Gebäudeanordnung. Im Jahr 1991 wurde auf dem Platz ein Brunnen aufgestellt, der Einblick in verschiedene Epochen der Mescheder Geschichte gibt. Der Bildhauer Werner Klenk schuf diesen Brunnen mit dem Namen „Kleines Welttheater“. Fünf aufsteigende Tafeln zeigen Bilder des kirchlichen Lebens, der Wirtschaft und aus Geschichte und Leben in Meschede. Auf dem drehbaren Außenring stellen fünf Gruppen die verschiedenen Stationen des menschlichen Lebens von der Jugend bis zum Alter dar. 4. Mescheder Geschichtsstein Die Klausenkapelle Kapelle St. Michael auf dem Klausenberg Um das Jahr 1150 wurde auf dem Keppelsberg (heute: Klausenberg) eine Kaerrichtet, pelle an die im 13. Jahrhundert eine Klause angegliedert wurde, von Klausnerinnen (Beginen) bewohnt. So zog um 1430 Kuneke Yesvogel dort ein, der sich noch zwei Frauen anschlossen. In der Folgezeit kamen Klausnerinnen von weit her, um hier zu wohnen; zeitweise wohnten sieben bis acht Schwestern in der Klause. Durch den Ritter Freseken aus Neheim wurde das Klausengebäude 1448 erneuert. Im 15. Jahrhundert schlossen sich die Bewohnerinnen dem Orden der Dominikanerinnen an. Im Jahr 1486 verlegten sie aber ihren Sitz in das neue Kloster Galiläa, 8 9 Die Kapelle ist erreichbar über den Berghauser Weg und den Klausenweg das damalige Gut Hückelheim. Nach wechselvollen Zeiten wurde die Kapelle im Jahr 1640 renoviert. Danach wohnten bis zur Säkularisation im Jahr 1810 dort verschiedene Klausner. Im Jahr 1819 ging die Kapelle in den Privatbesitz des Grafen von Westphalen über, der auf dem Gelände 1937 einen Familienfriedhof errichtete. Auch weiterhin wurde die Kapelle überwiegend von Klausnern bewohnt, von 1943 bis 1956 allerdings wohnten Schwestern der Hiltruper Herz-Jesu-Missionare dort. In der Kapelle steht ein kostbarer spätgotischer Schnitzaltar (von etwa 1490) aus dem Kloster Galiläa, wo er dreihundert Jahre bis zur Auflösung des Klosters gestanden hatte; Eher zufällig wurde er 1877 in ziemlich desolatem Zustand wieder aufgefunden, aufwändig restauriert und in der Michaelskapelle aufgestellt. Zur Kapelle hin führt von der Stadt der Klausenweg mit vierzehn Kreuzwegstationen (Mosaike aus dem Jahr 1955). 5. Mescheder Geschichtsstein Bürgerzentrum Alte Synagoge Am 15. August 1879 wurde in der Mescheder Kampstraße die neue Synagoge eingeweiht. Vom Hause Berghoff in der Gutenbergstraße, wo sich der bisherige Gebetsraum befand, ging man in festlichem Zug zur Kampstraße, wo in einem Festgottesdienst Oberrabbiner Dr. Horwitz aus Krefeld die Ansprache zur Eröffnung hielt. Am nächsten Tag fand vormittags ein Festgottesdienst statt, und abends war die Öffentlichkeit zum Festball im Hotel Gerken eingeladen. Dies zeigt, wie verwurzelt die jüdische Gemeinde in Meschede war. Die Mescheder Zeitung verwies anlässlich der Grundsteinlegung 1878 darauf, welche Herausforderung solch ein Bauprojekt für die kleine Gemeinde bedeutete. In der Pogromnacht 1938 wurde die Syn- 10 11 Kampstraße agoge beschädigt und die Innenausstattung der Synagoge zerstört; infolge des 2. Weltkrieges kam es zu weiteren Schäden. In der Nachkriegszeit dienten die Reste einem Handwerker als Werkstatt, bis nach einjähriger Bauzeit 1999 die Alte Synagoge als Bürgerzentrum eingeweiht wurde. So weit wie möglich wurde alte Bausubstanz einbezogen, insbesondere die Frontseite der alten Synagoge wurde restauriert. Heute finden dort in der Regie des Vereins „Bürgerzentrum Alte Synagoge Meschede“ Vorträge, Ausstellungen und Konzerte statt. 6. Mescheder Geschichtsstein Abtei Königsmünster Benediktinerabtei Im Jahr 1928 kamen Benediktinermönche aus St. Ottilien in Bayern, um in Meschede ein neues Kloster zu gründen. Zu den Hauptaufgaben in Meschede zählte die Übernahme der Rektoratsschule, neben der auch das erste vorläufige Klostergebäude stand. Das junge Priorat gab sich 1932 den Namen „Königsmünster“. Der erste Flügel des Neubaus auf dem Dünkonnte nefeld 1934 bezogen werden. Der weitere Ausbau verzögerte sich zunächst, um dann in der Zeit des Nationalsozialismus ganz zum Erliegen zu kommen. Die Schule musste aufgegeben 12 13 Klosterberg werden, 1941 wurden die Mönche aus dem Kloster vertrieben. Direkt nach dem Krieg kehrten sie wieder zurück, erhielten Kloster und Schule zurück und begannen mit dem Wiederaufbau ihrer Arbeit. Nachdem im Jahr 1956 das Kloster zur Abtei erhoben wurde, begann man mit den Planungen für die imposante Abteikirche, die 1964 eingeweiht werden konnte. Die starken Besucherströme und die vielen Kurs- und Exerzitienteilnehmer erforderten den Bau eines Gästehauses, das 1981 als „Oase“ eingeweiht wurde. Nach dem Bau der Handwerksgebäude und anderer Erweiterungen wurde im Jahr 2001 das Haus der Stille als weiteres besonderes Angebot für Gäste eingeweiht. Haus der Stille 7. Mescheder Geschichtsstein Die Hünenburg Fliehburg aus der Zeit Karls des Großen Auf einer kleinen Bergkuppe, 70 m über der Ruhr, wurde zur Zeit Karls des Großen oder sogar noch früher eine Fliehburg errichtet, bestehend aus einer inneren Burg und einer um sie herum geführten Vorburg, mit Wällen, Mauern und verschiedene Toranlagen. Einschließlich der Vorburg beträgt die Länge der Anlage in Nord-SüdRichtung 240 m, in West-Ost-Richtung 115 m. Auch wenn das Bild, das sich heute dem Besucher bietet, nur wenig an den ursprünglichen Zustand erinnert, gehört die Hünenburg zu den am besten erhaltenen Burganlagen aus jener Zeit im südlichen Westfalen. Die Burg wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach geändert - im 19. Jahrhundert schließlich wurde auf ihrem Gelände sogar eine Gartenwirtschaft mit Getränkekeller, Kegelbahn, Schießstand und Obstgarten betrie- 14 15 Hünenburgstraße ben, wodurch sich erhebliche Veränderungen ergaben. Die bei Ausgrabungen gefundenen Mörtelmauern und die deutlich ausgeprägten Kammertore sprechen für eine Zuordnung der ursprünglichen Anlage zu den Karolingischottonischen Burgen des 8. bis frühen 10. Jahrhunderts. Ihre Bedeutung bekam sie durch ihre Lage an wichtigen Fernstraßen: von Südwesten der „Kriegerweg“ von Oedingen über Rüthen nach Paderborn, von Meschede aus die Straße nach Soest und die Verbindung zum oberen Hönnetal. Die Burg war weniger zum ständigen Aufenthalt gedacht, vielmehr als Zufluchtsort bei feindlichen Einfällen für Mensch und Vieh, insbesondere für das im Tal liegende Stift. Als Erbauer wird ein gräfliches Geschlecht angenommen, deren Grafschaft den Lochtropgau, das obere Sauerland umfasste. Sie nannten sich aufgrund ihres großen Besitzes im altwestfälischen Raum „Grafen von Westfalen“ und übersiedelten später nach Werl. Die Linie dieser Grafen von Werl bzw. Arnsberg erlosch 1371. 8. Mescheder Geschichtsstein Die Magdalenenkapelle Frühere Kapelle neben der Walburga-Kirche Über Jahrhunderte stand im Garten neben der Pfarrkirche im Klosterviereck des Mescheder Stiftes die Magdalenenkapelle. Als erste Äbtissin des Stiftes wurde 1209 die Dame Emhildis genannt. Für sie diente die Magdalenenkapelle von 1630 bis 1812 als Grablege. Ihr Sarkophag trug eine Inschrift aus dem Jahr 1603 „Herrin aus der Sippe der fränkischen Könige“. Nach der Säkularisation wurde das Grabmal zerschlagen. In den Folgejahren wurde die Kapelle als Back- und Waschhaus genutzt. Erst im Jahr 1920 wurde sie abgerissen. 16 17 9. Mescheder Geschichtsstein Mescheder Straßenordnung Dokument aus dem Jahre 1830 Wie die Lebensverhältnisse und die Wohnsituation in der Stadt Meschede noch im 19. Jahrhundert waren und welchen Wandlungsprozess sie bis heute durchlaufen hat, belegt ein Auszug aus der Straßenordnung jener Zeit, die in manchen Punkten auch heute noch aktuell ist... Auszüge belegen dies: § 4 Die Düngerstätten müssen, soweit es noch nicht geschehen, hinter die Häuser verlegt (...) und so eingerichtet werden, dass die Mistjauche nicht nach der Straße fließt. Auch der Abfluss aus Abtritten darf so wenig nach einer Straße, als durch die Seitengossen stattfinden. § 5 Aus den Fenstern und sonstigen Öffnungen der Häuser und Nebengebäude ist es ebenso verboten, Flüssigkeiten und Unrat auf die Straßen, Bürgersteige und öffentlichen Plätze zu schütten, Nachtgeschirre auszuleeren usw. § 6 Das Besudeln der Straßen und öffentlichen Plätze mit Menschenkot ist untersagt. [...] Die Eltern sind in dieser Beziehung für ihre Kinder verantwortlich... § 7 Das Reinigen der Abtritte darf nur in der Nacht...vorgenommen werden, und muss, wenn solches von der Straße her bewerkstelligt oder der Kot über die Straße geschafft wird bei einer auszuhängenden Laterne geschehen. Ferner muss der Kot, wenn derselbe aus der Stadt geschafft wird, in völlig geschlossenen Gefäßen transportiert, sofort vergraben oder in verschlossene Mistgruben gebracht und die Straße sogleich sorgfältig gereinigt werden. Den Kot und die ausgeleerten Flüssigkeiten durch Straßenrinnen abziehen zu lassen, ist unter allen Umständen verboten. § 8 Da durch das Treiben der Kühe, Schweine und Ziegen die 18 9. Mescheder Geschichtsstein Straßenordnung von 1830 § 14 § 15 § 16 § 21 § 41 § 48 § 49 Straßen sehr verunreinigt werden, so dürfen die Hirten mit dem Vieh auf den Hauptstraßen nicht anhalten... Alles Waschen und Wäschespülen an den öffentlichen Brunnen und ebenso das Trocknen der Wäsche an denselben, desgleichen das Sonnen und Ausklopfen der Betten auf öffentlichen Straßen ist verboten. Krepiertes Vieh darf nicht auf die Straße oder in den Fluss geworfen werden.. Das hiernach verbotene Werfen mit altem Geschirr und mit Scherben an den sogenannten Polter-Abenden auf der Straße und öffentlichen Plätzen zieht übrigens als grober ruhestörender Unfug nach Befinden der Umstände Verhaftung nach sich. Niemand darf mit seinem Fuhrwerk, Schiebkarren, Handwagen, mit Zug-, Lad-, Rind- oder Mastvieh oder zu Pferde von dem gewöhnlichen Fahrwege abweichen, und die für die Fußgänger bestimmten Seitenwege (Bürgersteige) berühren. Ebenso ist das Reiten oder Fahren auf dem Marktplatz untersagt. Alle von der Straße, von öffentlichen Plätzen oder von den benachbarten Wohnungen sichtbaren Abtritte müssen mit gedeckter Röhre und in geschlossene Senkgruben so münden, dass der Unrat nicht sichtbar ist. Die Brückengeländer, Promenadenhecken und andere öffentliche Anlagen dürfen nicht zum Trocknen der Wäsche, der Häute usw. und nicht zum Ausklopfen der Betten benutzt werden. Pöbelhaftes Gezänk oder gar Schlägereien, alles ungebührliche Lärmen, Rufen oder Singen auf öffentlichen Straßen, Plätzen und Spaziergängen, insbesondere in 19 9. Mescheder Geschichtsstein Straßenordnung von 1830 § 50 § 53 § 59 § 63 § 64 § 68 der Nähe von Kirchen, sowie alles ruhestörende unsittliche Betragen überhaupt ist zur Tages- wie zur Abend- und Nachtzeit untersagt und zieht außer der Bestrafung unter Umständen augenblickliche Verhaftung nach sich... Das Wasserabschlagen an den Kirchen und auf den an den Straßen gelegenen Treppen der Wirtshäuser resp. vor den Wirtshäusern ist verboten. Wer in betrunkenem Zustande auf der Straße erscheint, wird nach Umständen bis zur Nüchternheit zur polizeilichen Haft gebracht. Niemand darf auf den Straßen, Promenaden oder anderen öffentlichen Plätzen schneller als im kurzen Trabe reiten oder fahren. (An unübersichtlichen Stellen darf nur im Schritt gefahren oder geritten werden.) - Beim öffentlichen Ausrufe durch den städtischen Diener ist jeder, mit Ausnahme der Königlichen Posten, solange der Ausruf währt, mit seinem Pferd und Fuhrwerke anzuhalten verpflichtet. Niemand darf an der Straße oder auf öffentlichen Plätzen Leinwand, Tuch oder dergleichen aufhängen oder rohe Häute hinlegen, wodurch Pferde scheu werden können. Spiegel dürfen nicht unverhüllt über die Straße getragen, noch dergestalt angebracht werden, dass die davon abprallenden Sonnenstrahlen Pferde scheu machen... Kleine Kinder und blinde Personen dürfen nicht ohne Aufsicht auf die Straße gelassen werden... 10. Mescheder Geschichtsstein Die Eisenbahn Der Bau der Ruhrtalbahn und der Mescheder Bahnhof Am 10 Juli 1856 trafen sich in Arnsberg Persönlichkeiten aus Landkreisen, Gemeinden, Industrie und Wirtschaft und gründeten einen Ausschuss, der sich um die Förderung des Baus der Ruhrtalbahn kümmern sollte. Doch erst 1865 fasste die Märkische Eisenbahngesellschaft den Beschluss, die Strecke zu bauen und durch das Diemeltal weiter nach Warburg zu führen - zum Anschluss an die Kasseler Bahn. Im Frühjahr 1870 war der Streckenbau bis Meschede gekommen - wobei die beiden Tunnel bei Glösingen und Freienohl besondere Schwierigkeiten bereiteten. Durch den Krieg wurden die Bauarbeiten verzögert, so dass erst am 15. Juli 1871 die erste Lokomotive bis Meschede fahren konnte. Nach Abnahme der Strecke wur- 20 21 de am 18. Dezember 1871 die Bahnlinie feierlich eröffnet - mit Flaggenschmuck, Musik und einem großen Fest. Die Lokomotive, die die Festgäste nach Meschede brachte, trug vorn das Mescheder Stadtwappen. Mit Nachdruck wurde der weitere Ausbau bis Warburg betrieben. Kurz darauf musste man feststellen, dass die Freienohler Brunnen durch die Tunnelbauten nicht mehr genügend Wasser hatten - Anlass für den Bau der zentralen Freien1907 ohler Wasserversorgung. Der Mescheder Bahnhof wurde erst wesentlich später gebaut. Im Zweiten Weltkrieg war die Ruhrtalbahn 1953 des öfteren Ziel von Luftangriffen, auch das Bahnhofsgebäude wurde zerstört. Nach einigen Jahren mit provisorischen Baracken wurde 1955 der neue Mescheder Bahnhof eingeweiht. 1955 11. Mescheder Geschichtsstein Elektrischer Strom in Meschede Der Bau der Ruhrtalbahn und der Mescheder Bahnhof Gegen Ende des 19. Jahrhunderts nutzten einige Betriebe im Raum Meschede erstmals elektrischen Strom, den sie selbst erzeugten: Fa. Eickhoff in Heinrichsthal, Fa. Busch in Bestwig u. in Meschede die Schuhleistenfabrik Lex, später der Mühlenbesitzer Geiecke. Nach längeren Verhandlungen kam es schließLeistenfabrik Lex lich 1904 zwischen dem Fabrikanten Julius Lex und der Stadt Meschede zum Abschluss eines Gesellschaftsvertrages für eine Elektrizitätswerk Meschede GmbH. Unterhalb der neu errichteten Hennetalsperre wurde das Kraftwerk erbaut. So war immer genügend Wasserkraft vorhanden. Zwei Wasserturbinen mit je 120 kW erzeugten zunächst Gleichstrom, mit dem am 9. Oktober 1904 die Beleuchtung für die Einweihungsfeier des Kriegerdenkmals in der JuliE-Werk Freienohl 1916 22 23 usruh betrieben wurde. In der Folgezeit wurden die Installationen für die Stadtbeleuchtung gelegt. „Elektrischer Straßenbeleuchtung erfreut sich unsere Stadt seit gestern, der längsten elektr. Backröhre Nacht des Jahres. Bogenlampen spenden uns Tageshelle bei finsterer Nacht, was allgemein freudig begrüßt wird“ stand in der Mescheder Zeitung. Auch der Anschluss einzelner Handwerksbetriebe folgte. Im Jahr 1913 zeigte sich, dass die vorhandenen Anlagen trotz einiger Erweiterungen nicht mehr ausreichten. Dem Landrat von Mallinckrodt gelang es 1914, die vorhandenen Elektrizitätswerke im Kreis Meschede zusammenzuschließen und so eine bessere Versorgung zu gewährleisten. Bis 1926 stieg der Stromverbrauch im Kreis von 40.000 kW (1903) auf 6 Mill. kW und erreichte 26% der Haushalte. Um den steigenden Ansprüchen gerecht zu werden, schloss der Landkreis 1928 seine Stromversorgung den Vereinigten Elektrizitätswerken Westfalen (VEW) an, die dem weiter zunehmenden Verbrauch gerecht werden konnten - insbesondere mit Strom aus Kohlekraftwerken. 12. Mescheder Geschichtsstein Historische Burgen Burg Eversberg - Burg Wallenstein - „Schiedliche Borg“ Beredter Zeuge der Entstehung der über 750 Jahre alten Stadt Eversberg ist die Eversberger Burgruine oberhalb des Schlossberges. Der Überlieferung nach Eversberg um 1577 erbaute hier Graf Eberhard von Arnsberg in der Zeit von 1093-1124 zunächst eine feste Burg mit zwei Ringmauern. Damals war Eversberg ein bewaldeter Bergkegel, der von dem Grafen von Arnsberg allein zur Jagd benutzt wurde und daher wohl von einem Wildeber seinen Namen erhielt. Im Jahre 1235 wurde Eversberg zum größten Teil durch eine Feuersbrunst zerstört, aber schon bald wieder aufgebaut. Als Graf Gottfried III. von Arnsberg 24 25 Besitzer der Burg wurde, war die Grafschaft Arnsberg ringsum eingeschlossen von den Besitzungen des Erzbischofs von Köln. Dieser errichtete an verschiedenen Stellen befestigte Plätze und engte das Arnsberger Gebiet immer mehr ein. Graf Gottfried sah sich daher gezwungen, seine Grafschaft durch starke Städte zu schütSiegel von 1348 zen. Er gründete im Jahre 1242 Eversberg und verlieh der neu gegründeten Stadt das Lippische Stadtrecht. Durch den Bau dieser Burg schützten die Arnsberger Grafen ihr Besitztum nach Osten. In der Burg wohnte ständig ein „ Burgmann“, der auch die Abgaben für den Grafen einzog. Auf alten Stichen kann man erkennen, dass zu der Burg noch 3 Türme mit hohen Gebäuden gehörten. Von der ehemaligen Burg - gelegen auf einem Bergkegel (453 m über NN) hoch über Eversberg - ist nur noch ein kleiner Steinturm vorhanden, der zu einem Aussichtsturm ausgebaut wurde. Über eine hölzerne Freitreppe gelangt man auf eine Plattform, die zu einem weitreichenden Blick in das Land der Tausend Berge einlädt. Eine Bronzetafel zeigt dem Be- 26 sucher die Sehenswürdigkeiten mit Höhenangabe in der umliegenden Landschaft. Burg to Waldenstein Auf einem steilen Felskegel über dem Wennetal in Wallen errichteten die Grafen von Arnsberg vor 1368 die „Burg to Waldenstein““ als Verwaltungssitz. Allerdings: Bereits 1386 musste Graf Johann von Nassau die Raubritter von Hake zu Waldenstein mit 40 Bewaffneten zur Einhaltung des Landfriedens zwingen. Da das Plündern nicht aufhörte, ließ der Erzbischof von Köln die Burg Wallenstein zu Beginn des 14. Jahrhunderts zerstören. Schiedliche Borg Die „Schiedliche Borg“ lag als Wallburg auf dem steil aus dem Ruhrtal aufsteigenden Berg Küppel in Freienohl. Ein ovaler Innenraum mit einer Größe von 7,7 Hektar wurde von einem Stein-Erde-Wall mit vorgelagertem Graben geschützt. Das Osttor wurde durch zwei weitere Abschnittswälle gesichert. Zur Datierung des vorgeschichtlichen Baus liegen keine Funde vor; aufgrund der Konstruktion wird sie in die Eisenzeit datiert. 27 13. Mescheder Geschichtsstein Die Burg Grevenstein Überreste der alten Stadtfestung Auf einer Bergkuppe zwischen Arpe und Enscheider Bach errichteten die Grafen von Arnsberg im Jahre 1324 die Stadtfestung Grevenstein. Auf dem höchsten Punkt stand die Burg mit Bergfried und Nebengebäuden. Bereits 1514 wird berichtet, dass das Schloss Grevenstein verfallen ist. Nach dem Verkauf der Grafschaft an den Erzbischof und Kurfürsten von Köln hatte Grevenstein seine Bedeutung als Grenzfeste verloren. Erhalten geblieben sind der Burgmannshof der Familie von Schlade, der von 19861991 liebevoll restauriert wurde, und ein Turm, der heute Turm der Grevensteiner Pfarrkirche ist. 14. Mescheder Geschichtsstein Klocken Kapelle Meschede und „Die Türken vor Wien“ Am früheren Mescheder Marktplatz stand über Jahrhunderte das Haus Klocke, 1670 übernommen vom damaligen BürgerHeinrich meister Hengesbach, der den Hausnamen Meschede ca. 1830 Klocke weiter führte. Später war dies das Hotel Böhmer (Lindentheater). Ein Sohn dieser Familie Hengesbach fiel im von Türken belagerten Wien 1683 in einen unterirdischen Gang, den die Osmanen gegraben hatten. Sie wollten diesen Stollen mit Pulver füllen und so Wiens Wallmauer in die Luft jagen. Türkenbelagerung von Wien 1683 28 29 In seiner Not rief der Eingebrochene die 14 Nothelfer zu seiner Rettung an - und es gelang ihm, sich zu befreien. Er meldete den unterirdischen Gang dem Stadtkommandanten von Wien, Graf Sterhemberg. Als „Retter von Wien“ erhielt er für seine Entdeckung ein namhaftes Geldgeschenk. Zurück in der Heimat errichtete Hengesbach (gen. Klocke) aus Dankbarkeit unter dem Krähenberg eine „Kapelle zu den 14 Nothelfern“. Im Volksmund hieß sie „Klocken Kapelle“ und bestand 222 Jahre. Die Kapelle unter sechs großen Linden war über viele Jahre die dritte Station der Mescheder Fronleichnamsprozession, bis im Jahr 1871 wegen der neuen Eisenbahn der Weg zu gefährlich wurde und eine andere Streckenführung gesucht wurde. Die Kapelle an der Landstraße nach Galiläa wurde 1906 abgerissen, da sie dem Bau der neuen Lagerstraße im Wege stand. Die 14 Figuren der Nothelfer wurden zunächst in die Kapelle in Berghausen gebracht, sie befinden sich jetzt in der Schatzkammer der Pfarrkirche St. Walburga. 15. Mescheder Geschichtsstein Der Hitda-Kodex Evangeliar des Stiftes Meschede aus ottonischer Zeit Patronin des Mescheder Stifts ist mindestens seit etwa 950 die Hl. Walburga. weltberühmte Der Hitda-Kodex aus dem Mescheder Kloster (entstanden um 1020) zeigt auf dem Stiftungsbild, wie die Äbtissin Hitda dieses Evangeliar an die Hl. Walburga als Patronin des Stiftes überreicht. Diese Hitda war wohl nicht Äbtissin Dedication (Schenkung) des Mescheder Klosters. Vielmehr ist das Evangeliar einzig erhaltenes Teil einer umfangreichen Schenkung aus ottonischer Zeit (im Buch genau beschrieben), die man der Äbtissin Ida von St. Maria im Capitol zu Köln zuschreiben muss. Deren Mutter Mathilde war eine Schwester von Kaiser Otto III. - sie entstammt also der höchsten kaiserlichen Familie, zu deren Tradition die Förderung von Kirchbau und Kirchenkunst gehörte. Umfangreiche Stiftungen gehen auf diese ottonische Förderung zurück - das Fort- 30 31 leben über den Tod hinaus in Erinnerung, der „Memoria“, war in jener Zeit von großer Bedeutung und mit ein Grund für diese Schenkungspraxis. Der Codex mit den vier Evangelien und den zahlreichen Bildtafeln war noch Ende des 18. Jahrhunderts in Meschede, wurde dann aber in der Abtei Wedinghausen in Arnsberg gelagert. Von dort wurde er - wie viele andere Schätze - in der Säkularisation von den Hessen entführt und nach Darmstadt gebracht, wo er in der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek als „Handschrift 1640“ aufbewahrt wird. Hochzeit zu Kana Sturm auf dem See 16. Mescheder Geschichtsstein Der Kulturkampf Reichskanzler Bismarcks Kampf gegen die Kirchen Reichskanzler Otto von Bismarck befürchtete eine Entwicklung, in der die katholischen Mächte zu einer innen- und außenBedrohung politischen für den überlieferten monarchischen Staat werden könnten. Das neue Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes, das neugegründete „Zentrum“ als weltanschauliche Massenpartei, dazu die Sozialdemokraten stellten seiner Ansicht nach eine Gefahr für das preußische Staatswesen dar. So kam es zu den „Kampfgesetzen“ ab Mai 1873, die die kirchlichen Rechte stark einschränkten. Unter anderem wurde die Einstellung von Geistlichen von einer staatlichen Prüfung und Genehmigung abhängig gemacht und der Kirchenaustritt durch Erklärung vor einer weltlichen Behörde ermöglicht; die kirchlichen Orden wurden abgeschafft, das weltliche Melderecht eingeführt. Das Vermögen „erledigter“ kirchlicher Stellen sollte in die staatliche Verwaltung übergehen. In kurzer Zeit verwaisten die sauerländischen Kirchengemeinden, da die Pfarrstellen nicht wieder besetzt wurden: Altastenberg, Silbach, Grönebach, Deifeld, Assinghausen, 32 33 Bigge, Velmede, Eversberg, Meschede. Als der Eversberger Pfarrer starb, durfte sein Vikar die Amtshandlungen nicht weiterführen, ja, er durfte den Pfarrer nicht einmal kirchlich beerdigen. Dem Hauskaplan Kotthoff von Schloss Laer wurde in einem Gerichtsverfahren vorgeworfen, 1000 mal unbefugt geistliche Amtshandlungen durchgeführt zu haben (obwohl der bereits seit 1872 im Amt war). In Meschede starb 1874 Dechant Peters, die Stelle wurde nicht wieder besetzt. Kaplan Fischer durfte die Amtsgeschäfte nicht übernehmen, obwohl er seit Jahren in Meschede war. Er durfte die kirchlichen Bücher nicht weiter führen, durfte nicht taufen, nicht beerdigen, keine Hochzeiten abhalten. Die Akten wurden beschlagnahmt und nach Arnsberg gebracht. Nach großem Streit wurde Fischer schließlich der Stadt verwiesen. Auch wenn nach 1880 die Regelungen allmählich gemildert wurden, so blieben viele bis heute bestehen, so u. a. die staatl. Schulaufsicht, Zivilehe, Kirchenaustritt, Mitsprache bei Besetzung von Pfarrstellen etc. 1880 durfte Kaplan Fischer wieder nach Meschede zurückkehren, doch erst 1886, nach über 12 Jahren, wurde mit Pfarrer Köster die Mescheder Stelle wieder besetzt. 17. Mescheder Geschichtsstein Der Hl. Nepomuk Wie die Reliquien von Prag nach Meschede kamen Feierliches Glockengeläut und das Krachen von Böllern verkündete am 18.4.1751, dass in einem festlichen Zug Reliquien des Hl. Nepomuk aus Prag zur Pfarrkirche geleitet wurden. Wie kam es dazu? Jost Michael Hengesbach, Jurist aus dem Hause Klocke (dem späteren Hotel Böhmer), gelangte als Hofmeister und Jurist verschiedener böhmischer Grafen und KavaHaus Klocke - Hotel Böhmer (bis 1967/68) liere zu großem Vermögen. Er starb 1750 ohne Nachkommen in Prag. So reiste sein Neffe Franz Michael Hengesbach dorthin, um die Erbschaft zu übernehmen. Er lernte den Prager Domprobst kennen, der ihm für die Mescheder Stiftskirche Reliquien des Hl. Nepomuk schenkte. Der versiegelte und mit einem bischöflichen Echtheitszeugnis versehene Schatz wurde nach Auftrag des Schatzmeisters des Mescheder Stifts, J. C. Schmitz aus Falkenhagen, kostbar in ein Reliquiar aus Gold und Silber gefasst (40 Reichs- 34 35 Nepomuk-Standbild auf der Ruhrbrücke Reliquiar in der Schatzkammer St. Walburga Besichtigung nach Anmeldung im Pfarramt (0291/1820) taler) und am 17. 4. 1751 von F. M. Hengesbach schließlich nach Meschede gebracht. Der Kanonikus Bockskopf berichtet als Augenzeuge über diesen Zug in seinen hinterlassenen Schriften: „Erstlich kamen die Schulkinder, zweitens die Vikare und danach die Kanoniker, alle mit angezündeten Wachslichtern, es folgten, vom Stiftsdechant getragen, die Partikel des hl. Johannes Nepomuk, dahinter der Richter, der Magistrat und eine ungemein große Anzahl anderer Leute beiderlei Geschlechts. Während der Prozession um den Kirchhof wurden die Glocken geläutet, dazu mit Böllern gefeuert. Nach dem Eintritt in die Kirche sang man das Te Deum, worauf die Partikel acht Tage zur Verehrung auf dem Altare des hl. Nepomuk öffentlich ausgestellt wurden.“ Die Inschrift auf der Rückseite „LINGVA ISTA ATTACTA ET DE PVLVERE STRVCTA SEPVLCHRI ET PARS WALBVRGIS SVNT DATA COLLEGIO“ besagt, dass die Nachbildung der Zunge und ein Partikel aus dem Heiligengrab der Kollegiatskirche St. Walburga übergeben wurden. Dazu: „A. S. LEIDECKER fecit Pragae 1750“ 18. Mescheder Geschichtsstein Die Ernestinische Stiftung Das erste Mescheder Krankenhaus und spätere Altersheim Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begann man in Westfalen, sich mit der Einrichtung von öffentlichen Krankenhäusern zu beschäftigen. So kam es, dass der Mescheder Dechant Ernst Böschen bei der Feier seines goldenen Priesterjubiläums am 28.9.1848 gemeinsam mit dem Paderborner Bischof Drepper eine erhebliche Spende zur Errichtung einer Krankenanstalt machte. Zusätzlich vermachte Ernst Böschen dem Krankenhaus später testamentarisch 500 Taler. Die Spenden waren der Grundstock der nach Böschen benannten „Ernestinischen Stiftung“, entscheidend war aber, dass der Graf von Westphalen ein Gebäude erwarb und es für den Bau eines Krankenhauses schenkte - als Dank für treue Dienste der Mescheder Bürger bei der Revolution 1848. Auch später förderte er das Krankenhaus vielfältig. Am 12.8.1854 wurde das Krankenhaus eingeweiht, nachdem man sich am Vorabend mit einem Fackelzug beim Grafen bedankt hatte. Die Leitung der Anstalt übernahmen Barmherzigen Kriegszerstörung der Ernest. Stiftung die 36 37 Schwestern aus Münster. Bereits 1856 wurde das Haus zu klein und musste erweitert werden. 1884/1885 wurde nach Zukauf weiterer Häuser das Krankenhaus entscheidend erweitert. Acht Jahre später konnte eine Hauskapelle eingerichtet werden. 1912 wurde nach Osten ein modernes Isolierhaus angebaut. Da das Krankenhaus an dieser Stelle nach kurzer Zeit wieder an seine Grenzen kam, konnte mit Hilfe der Barmherzigen Schwestern aus Münster 1934 ein vollständig neues Krankenhaus gebaut werden. Die Ernestinische Stiftung wurde jetzt als Altersheim genutzt. Nach der Totalzerstörung im 2. Weltkrieg bereits 1946 neu erbaut, musste die Stiftung endgültig bei der Neuplanung der Innenstadtstraßen 1996 weichen. Dafür wurde das Caritas-Seniorenheim St. Elisabeth 1997 eingeErnestinische Stiftung vor 1996 weiht. 19. Mescheder Geschichtsstein Der Hennetalsperre Wasserreservoir, Sport- und Erholungszentrum Von 1901 bis 1905 dauerte der Bau der ersten Hennetalsperre, die der Sicherung der Wasserversorgung des Ruhrgebietes diente. Der weitere Zweck - die Stadt und das Ruhrtal vor Überschwemmungen zu schützen - wurde allerdings nicht erreicht. Die erste Staumauer mit einer Kronenlänge von 370 m und einer Höhe von 38 m staute 11 Mio m3 Wasser. Der 85 ha großen Wasserfläche mussten das Dorf Hellern und die alte Pulvermühle weichen. Die SchuhleisDas Dorf Hellern versinkt (1905) tenfabrik Lex wurde vor die Staumauer verlegt. Aus ihr erwuchs 1904 das erste Mescheder Elektrizitätswerk. 2,5 Mio Goldmark hatte der Bau der Talsperre gekostet. Im Laufe der Jahre wurde ein immer größer werdender Wasserverlust festgestellt. Ursache war der durchlässige Boden unterhalb der Mauer. Daher wurde 1948/49 das Wasser abgelassen und ein Neubau geplant. In den Jahren 1952-1955 baute der Ruhrtalsperrenverein den neuen Staudamm - Höhe bis 60 m, Kronenlänge 376 m. Von weit her kamen die Arbeiter für diese Großbaustelle, allein 1,3 Mio m3 Material mussten für den Damm verbaut werden. 32 Mio DM sollte der 38 39 Bau Kosten. Das Fassungsvermögen wurde mehr als verdreifacht auf 38,4 Mio m3 bei einer Wasserfläche von 210 ha. Jetzt mussten auch die Dörfer Immenhausen, Mielinghausen und Enkhausen dem neuen See weichen und die Bundesstraße 55 umgelegt werden. Das Wasser für den See kommt nicht nur von der Henne, sondern durch Stollen auch aus mehreren anderen Tälern. Insgesamt 5.300 Arbeiter waren bei der Baumaßnahme im Einsatz, teils wohnten sie in einem Lager am Langeloh, dann auch in Schüren. Zum größten Teil handelte es sich um Flüchtlinge, die nach dem Krieg auf diese Weise Anspruch auf Arbeit und Umsiedlung erwarben. 30 Bagger und 50 schwere Lastwagen wurden gebraucht, die Schwertransporte gehörten mehrere Jahre zum Stadtbild. Mit dem Hennesee erhielt Meschede ein Erholungszentrum mit Campingplatz, Ferienhaussiedlung, Segel-, Ruder-, Tauchclubs, Sportanlagen und Wanderwegen. 20. Mescheder Geschichtsstein Wasserschloss Laer Bereits in einer Urkunde aus dem Jahre 1203, ausgestellt von der Mescheder Äbtissin Jutta, wird bezeugt, dass Heinrich von Lare als Kämmerer des Mescheder Stifts tätig war. Dies ist vermutlich die erste Erwähnung des Gutes Laer bei Meschede. ist Eindeutig aber eine Urkunde der Äbtissin Agnes von 1268, die bekundet, dass die Stifts-Cellerarin ( Ve r w a l t e r i n ) von Bernolfus von Lare in dem Dorf Güter für das Stift gekauft hat. Alter Kupferstich des Wasserschlosses Laer Es gab im Bemit historischem Fernmeldesignalturm reich Laer die Stiftsgüter Schultenhof mit zwei weiteren kleinen Höfen und Wulfes Hof. Zum Ende des 15. Jahrhunderts blieben die Besitzer von Wulfes Hof, die im heutigen Galilaea ihren Hauptsitz hatten, kinderlos. Danach folgte eine wechselhafte Besitzergeschichte, bis 1602 Heinrich von Westphalen zunächst den Wulfes Hof kaufte, 1610 auch den Schultenhof. 40 41 Das Wasserschloss liegt an der Straße nach Arnsberg, kurz hinter dem Ortsausgang; Besichtigung des Haupthauses ist nicht möglich Heinrich von Westphalen errichtete im Wesentlichen die Gebäude, wie man sie heute vorfindet: Im Jahr 1608 wurde das eigentliche Herrenhaus gebaut. Erst wesentlich später, nämlich 1669 kamen das Portal und die Haube des Portalturmes hinzu. Der weitere Ausbau der Anlage erfolgte 1764. Zur Anlage gehört eine schöne, kleine zugängliche Kapelle. Bis heute sind das Wasserund schloss das Gut Laer im Besitz der Familie von Westphalen. Standorte der Geschichtssteine Straßenangabe siehe Rückseite der Broschüre Standorte der Mescheder Geschichtssteine: 1. St. Walburga Stiftsplatz neben Kirchturm 2. Der älteste Markt Kaiser-Otto-Platz an Kirche 3. Stiftsplatz & Brunnen Stiftsplatz, am Brunnen 4. Klausenkapelle Haupteingang Rathaus 5. Alte Synagoge Pflanzbeet Winziger Platz 6. Abtei Königsmünster Vor der Post 7. Hünenburg Pflanzbeet vor Blumenhaus Hötte 8. Magdalenenkapelle Garten hinter St. Walburga 9. Mescheder Straßenordnung Fußgängerzone, Ruhrstraße 10. Eisenbahnbau Busbahnhof 11. Elektrischer Strom von-Stephan-Straße 12. Drei Burgen Ruhrplatz 13. Burgmannshof Grevenstein Schräg gegenüber Parkhaus 14. Klocken Kapelle Gegenüber dem Bahnhof 15. Hitda-Kodex Gutenbergstraße 16. Kulturkampf Eingang Schützenstraße 17. Nepomuk Südseite Ruhrbrücke 18. Ernestinische Stiftung Gegenüber Elisabethhaus 19. Hennetalsperre Kaiser-Otto-Platz, Brunnen 20. Schloss Laer Zeughausstraße 1 „Die Mescheder Geschichtssteine“ - ein Projekt von Stadtmarketing Meschede e.V: Herausgeber der Broschüre: Kulturamt der Stadt Meschede