Ruffino Bella Notte – ein paar Stunden Toskana mit Chianti Classico

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Ruffino Bella Notte – ein paar Stunden Toskana mit Chianti Classico
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Ruffino Bella Notte – ein paar Stunden
Toskana mit Chianti Classico & pappa al
pomodoro
23 Jun ’13
In München verstehen wir uns ja gerne als die nördlichste Stadt Italiens. Das stimmt
natürlich. Und nicht nur am zweiten Wiesn-Wochenende, auch sobald ein einzelner
Sonnenstrahl die Frauentürme küsst. Da werden Brigarden von Terrassen-Stühlen
aufgestellt, alle sind draußen und es ist einfach schön. Sommer in der Stadt eben, so wie wir
(Münchner) das mögen. Weil wir dann uns dann ein bisschen italienisch sein dürfen, auch zu
Hause, wenn wir gerade nicht am Gardasee rumlungern. Aber die Toskana – das ist nochmal
was anderes, leider.. wir haben hier keine Pinienhaine und auch nicht dieses Licht und auch
keine Weingüter und keinen Brunello. Das ist über alle Maßen schade, aber man will ja auch
1 http://www.culinarypixel.de/ruffino‐toskana‐weine‐bella‐notte 23.06.2013 noch Urlaubsziele haben. Umso schöner, einen Abend in der Toskana zu verbringen, mitten in
München, in Haidhausen genauer gesagt. Das liegt ja auch immerhin schon mal südlich der
Innenstadt. Das Weingut Ruffino hat einen wunderbaren Abend in Holger Strombergs kounge
ausgerichtet, der so schön war, dass wir zwischendurch doch glatt vergessen konnten, dass
unter uns kein toskanischer Hügel mit einem Weinberg drauf ist, sondern ein paar Meter
weiter die Isar fließt.
Ruffino Weine - Bella Notte
Anlass des Abends war die Vorstellung eines neuen Weins des Traditionsweinguts Ruffino,
und zwar in der Bastflasche. Genau die Flasche, zu der wir mittlerweile so negative
Assotiationen haben. Billiger Lambrusco, untrinkbare rote Brühe mit Touri-Charme. So war
das nicht immer, im Gegenteil. Die “Fiasco”, wie die Bastflasche eigentlich heißt (was ihrem
Negativ-Image der letzten Jahre vermutlich nicht direkt zuträglich war), geht mit ihrer
Geschichte bis in die Renaissance zurück.
Ruffino Chianti Superiore
Die bauchige Form war inspiriert von den Wasserflaschen der Ritter, die so ihren Durst
stillten – und mit ihrem charakteristischen Aussehen hat die runde Flasche mit
Bastverkleidung es auf viele Kunstwerke großer Maler geschafft. Ruffino selbst hat schon ab
der Gründung des Weinguts 1877 auf die Bast- (oder Korb-)Flasche gesetzt und darin
weltweit den Chianti als Symbol italienischer (Wein)Kultur eingeführt.
2 http://www.culinarypixel.de/ruffino‐toskana‐weine‐bella‐notte 23.06.2013 Warum nun aber zurück zu alten Mustern? Ruffino ist, den Eindruck konnte ich letzten
Freitag gewinnen, ein Betrieb, wo Tradition und italienische Geschichte offenbar gelebt wird,
und auch viel Wert auf dem Erhalt – und der Vermittlung – dieser Werte liegt. Was ja nicht
unbedingt auf der Hand liegt, bedenkt man, dass Ruffino durchaus ein sehr bekannter (und
auch großer) Betrieb ist. Sinn für Tradition und Lebensart zeigen nicht nur die Weine (zu
denen ich im Einzelnen später komme) – es war auch sehr schön, und finde ich bezeichnend,
dass das Team des Weinguts für uns gekocht hat. Und nicht nur gekocht, sondern mit
leuchtenden Augen von der extra aus der Heimat mitgebrachten Salami, vom so gut zum
Wein harmonierenden Käse und von den selbst gebackenen “Burger”-Semmeln geschwärmt
hat. Das ist Leidenschaft, die vorhanden ist oder eben nicht – und nichts, was mit noch
so viel Marketingdenke ersetzbar wäre.
Toskanische Köstlichkeiten
Ich habe in erster Linie die Rotweine verkostet. Schön, dass an diesem Abend wirklich Zeit
dazu war – und das nicht zwischen Tür und Angel von statten gehen musste. Es war Zeit,
zwischendurch über die Besonderheiten der Weine zu sinieren, die ein oder andere Anekdote
drum herum zu hören – und was ich sehr spannend fand – die ein oder andere Köstlichkeit zu
den Weinen zu kombinieren. Zu schmecken welcher Wein und warum und im Verlgeich
besser oder vielleicht auch weniger zur Salami, zum Käse oder zur pappa al pomodoro passt
war nicht nur interessant, sondern für mich auch sehr lehrreich.
3 http://www.culinarypixel.de/ruffino‐toskana‐weine‐bella‐notte 23.06.2013 weiße Schokolade - Blauschimmelkäse – Oliven
Ganz nach der Tradition des Gutes und der Region findet sich im Portfolio von Ruffino zu
einem großen Teil der Chianti in verschiedenen Qualitätsstufen. Gemeinsam haben sie – und
auch das ist auf die Weinkultur in Italien rückführbar – dass sie alle sehr schöne
Speisebegleiter sind. Gemeinsame, ausgedehnte Dinner, sind in Italien fester Bestandteil des
gesellschaftlichen und familiären Lebens – was es auch bei uns sehr viel mehr sein sollte
finde ich. Auch der Wein gehörte da schon immer dazu, was auch die bewusste Ausrichtung
der Weine als Essensbegleiter erklärt. Spricht natürlich unbedingt und trotzdem nichts
dagegen, einen Top-Chianti auch nach dem und ohne Essen im Glas zu haben.
Der erste Chianti aus unserer Verkostungsreihe ist zugleich der günstigste und eigentlich ein
perfekter “für jeden Tag zum Essen” Wein. Dem entspricht sein Preisniveau ebenso wie seine
relative Unkompliziertheit – was durchaus nichts Negatives ist. Er ist zum Beispiel perfekt
zur unprätentiosen Pasta oder Pizza.
Ruffino Riserva Ducale Chianti Classico
Eine Stufe “höher” ordnet sich der neue Chianti in der neuen Bastflasche ein. Er ist ein
Chianti Superiore mit 70% Sangiovese Anteil und der Qualitätsunterschied zum ersten
4 http://www.culinarypixel.de/ruffino‐toskana‐weine‐bella‐notte 23.06.2013 Chianti wird gleich deutlich, kommt er eine Spur kräftiger und auch komplexer daher. Einem
kleinen Anteil Syrah verdankt er seine angenehm runde Ausgewogenheit. Mich erinnert in der
Nase deutlich an dunkle Kirsche ohne aufdringlich fruchtig zu sein. Francesco empfiehlt mir
dazu ein Stück von der extra importieren würzigen Salami und die perfekte Ergänzung zum
Essen wird so einmal mehr deutlich. Es ist als würde die Speise den Chianti regelrecht
aufschließen – noch eindrucksvoller geschieht dies mit den noch folgenden, komplexeren
Weinen.
Die Riserva Ducale hat ihren Namen auch aus der Geschichte, nämlich von einem Herzog,
der sich nur die besten Weine der Umgebung zusammentragen lies. Hier sind wir jetzt schon
beim Chianti Classico und damit bei 80% Sangiovese, außerdem Merlot und Cabernet
Sauvignon. Sehr fein, auch zum Essen – hierzu habe ich die pappa al pomodoro probiert, die
urtoskanische Tomaten-Brot-Suppe mit Olivenöl. Die fruchtige, leicht bittere Note geht schön
zusammen mit dem durchaus kantigen aber trotzdem balancierten Chianti.
Ruffino Riserva Ducale Oro Chianti Classico 2001
Die Riserva Ducale Oro 2008 ist – wie der Name schon vermuten lässt, die vergoldete
Version der Riserva Ducale und hat mit insgesamt 36 Monaten (davon 2 Jahre im Holz)
einiges an Zeit gehabt, Aroma auszubilden und Komplexität zu entfalten. Das schmeckt man
auch – der Unterschied zu den zuvor probierten Weinen ist deutlich. Francesco nennt den
“Oro” die “formula uno” aus ihrem Hause und das ist nachvollziehbar. Natürlich hat der Wein
Potential für Jahre zu lagern – wie schön er sich entwickeln wird lässt die Riserva Ducale
Oro 2001, die wir ebenfalls kosten, vermuten. Sieben Jahre älter hat sie schon ein wenig von
ihren noch recht spitzen Kanten verloren, die betörenden Aromen von dunklen und auch
getrockneten Früchten sind schon deutlicher. Trotzdem sind Säure und Tannine noch stark
präsent und greifen mit offenen Armen um würzigen Peccorino und leicht scharfe PaprikaSalami.
Die Verkostung der verschiedenen Chianti-Qualitätsstufen fand ich wahnsinnig interessant –
zumal ich kein ausgewiesener Experte italienischer Rotweine bin. Sogar noch
aufschlussreicher fand ich vielleicht den Vergleich mit zwei weiteren Weine aus dem gleichen
Haus.
5 http://www.culinarypixel.de/ruffino‐toskana‐weine‐bella‐notte 23.06.2013 Tenuta Greppone Mazzi Brunello die Montalcino 2007
Zum einen der Greppone Mazzi Brunello di Montalcino. Mit 100% Sangiovese präsentiert
sich da ein für mich sehr geradliniger Wein im Glas und ich rieche und schmecke das, was
ich mir unter “Eleganz” beim Wein vorstelle. Kraft und Ausgewogenheit, subtile Frucht
und perfekt balancierte Säure auf einer Linie und doch irgendwie rund ohne aufgeplustert zu
sein. Schlicht und pur und doch komplex. Wow.
Zum anderen – und das war für mich der interessanteste Kontrast des Abend, der Ruffino
Modus. Hochdekoriert mit diversen Weinpreisen und, um das vorweg zu nehmen, ohne
Zweifel ein fantastischer Wein. Schon die dichte Farbe und betörende Frucht in der Nase
unterscheiden ihn deutlich von den Chianti, vom Brunello sowieso. Der Modus bietet ein
perfektes Zusammenspiel zwischen Eleganz, Struktur und fast schon weicher Rundheit. Diese
“pleasing” runde Ausgewogenheit hat er sicherlich seinem 25%igen Merlot-Anteil zu
verdanken, der Rest setzt sich wiederum aus 25% Cabernet und 50% Sangiovese zusammen,
gereift ist der Modus ein Jahr im neuen Barrique. Nach der Verkostung aller anderen,
ziemlich traditionellen Weine des Hauses wird sofort klar – der Modus ist nicht unbedingt
Toskana-typisch. Damit einher geht vielleicht, dass der Modus am allermeisten von allen
verkosteten Weinen ein “Solo-Wein” sein kann. Er “braucht” nicht unbedingt eine Speise als
Begleitung – was nicht heißt, dass er keine Bereicherung zum tollen Essen wäre.
Mein Herz (und Gaumen) haben – und Geschmack ist ja zum Glück (!) etwas unstreitbar
persönliches – mehr für die Riserva Ducale Oro geschlagen. Vielleicht gerade wegen der
ausgeprägteren Ecken und Kanten.
6 http://www.culinarypixel.de/ruffino‐toskana‐weine‐bella‐notte 23.06.2013 Ruffino Modus 2010
Alles in allem ein sehr schöner und genussreicher Abend voller (neuer) Erkenntnisse.
Sicherlich werde ich in Zukunft auch den Chianti des Öfteren mal als Essensbegleiter in
Erwägung ziehen – und auch nicht nur als Essensbegleiter.
7 http://www.culinarypixel.de/ruffino‐toskana‐weine‐bella‐notte 23.06.2013 Kategorie: wein & drinks, Wein Partys & Events. In Kurzform: Brunello, Chianti, Event,
Modus, München, Rotwein, Ruffino, Toskana, Wein. kommentieren
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