J.-P. Gibrat
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J.-P. Gibrat
Schlüsselepisoden der französischen Geschichte im Comic 1. Æ Sklavenhandel 18. Jahrhundert François Bourgeon , les passagers du vent 2. Frankreich zur Zeit der deutschen Besatzung Æ Jean-Pierre Gibrat le sursis , le vol du corbeau vorgestellt von Jochen Brandt und Christina Matthes François Bourgeon Les Passagers du Vent Aufbau 1. Biographie 2. Les Passagers du Vent 3. Erzählstil und Bedeutung Bourgeons 4. Persönliches Fazit 1. Biographie • geboren 1945 in Paris • ließt als Jugendlicher Spirou und Tintin, ist aber kein ausgesprochener BD-Fan • Studium an der École des Métiers d’Art de Paris • Abschluss als Glasmaler • Gibt den Beruf 1971 ob der geringen Auftragslage auf 1.1. Lehrjahre – Bourgeon l‘apprenti « C'est en cherchant un autre travail que j'ai commencé à faire de la BD. C 'est vraiment le fruit du hasard ! Une amie travaillant à Bayard-Presse m'a proposé, à la dernière minute, un travail pour lequel ils manquaient d'illustrateurs » • Bekommt zunächst Aufträge für kleinere Illustrationen im Jugendmagazin „Lisette et Nade“ • 1972 erscheint sein erstes BD „L’ennemi vient de la mer“, 14 Planches, stellt auch hier schon Bezug zum Meer her • 70er Jahre: Arbeit als freier Künstler, zahlreich kleine Aufträge für Jugendmagazine: Fripounet, Djin, Pif, Gadget ⇒ « Disons qu'il s'agissait de travaux alimentaires » • Von 1976 bis 1980 erste Serie : Brunelle et Colin , mit Szenarist Robert Génin Inhalt: historisch, spielt im Mittelalter Abenteuer eines jungen Knechtes und einer jungen, munteren, ungestümen und streitsüchtigen Prinzessin ⇒ starke Frauen 1.2. Der Durchbruch: Bourgeon – le passager • 1979 erster Band von Les Passagers du Vent La fille sous la Dunette • Erscheint zunächst im Magazin Circus vom jungen Verleger Jaques Glénat • Dann als Album verlegt • Von vornherein auf 5 Bände festgelegt, keine weiteren Fortsetzung • Letzter Band erscheint 1984 • Bourgeon verzichtet auf Szenarist „Ich fand niemanden, von dem ich ausreichend überzeugt gewesen wäre […] aus reiner Verzweiflung habe ich mich dann selbst an die Arbeit gemacht. Und das war gut so!“ « je me suis rendu compte que ce qui m’intéressait le plus dans la BD, c’était de raconter une histoire » • 1980 Prix Angoulême für den ersten Band • insgesamt über 1 Million verkaufter Bände • 1994 von Castermann noch mal editiert 1.3. Bourgeon – le Compagnon • Lässt sich nicht auf eine Serie beschränken: • Les Compagnons du Crépuscule • 3 Bände von 1983 – 1989 • Erschienen bei (À Suivre) • Historischer Kontext: Hundertjährigen Krieg • Abenteuer von Anicet und Mariotte, begleitet von einem Magier und einem Troubadour ⇒ starke Frauen • Zeigt ungeschönt die Grausamkeit des Hundertjährigen Krieges • Bourgeon verzichtet auch hier auf einen Szenarist • schreibt in archaischem Französisch ⇒Realismus 1.4. Bourgeon – le visionnaire • 1993 beginnt 3. Serie • Wandlung: nach BDs in historischem Kontext jetzt Science Fiction: • Le Cycle de Cyann • Zusammenarbeit mit Claude Lacroix (u.a. Yann le migrateur) • Bisher 4 Bände 1993,1997, 2005, 2007 • Auch hier weibliche Protagonistin 2. Les Passagers du Vent 2.1. Inhalt • Spielt im 18. Jahrhundert • fantastische und tragische Geschichte der jungen Heldin Isa und ihren Begleiter Hoel, Mary und John • Flucht an Bord eines Sklavenhändlers • Kommt nach Afrika an die Sklavenküste • Am Ende Saint Domingue • Isa allein aber glücklich Isa • Charakter: – Aufbegehrend, resolut – nicht als Theoretikerin (gegen Sklavenhandel z.B.), sondern feinfühlig mit gesundem Menschenverstand, von Fall zu Fall entscheidend – ist sich über ihre Unfähigkeit die Welt zu verändern bewusst – gehört mit ihrer Persönlichkeit eher ins 20 Jahrhundert « On ne fait jamais que raconter l'histoire d'êtres humains qui quelque part nous ressemble » • Bourgeon erkennt sich in der Person der Isa wieder 2.2. Historischer Kontext • Sklavenhandel im 18. Jhd. • Route Isas beschreibt Antlantischen Dreieckshandel Sklavenschiff Bourgeon 3. Erzählstil und Bedeutung Bourgeons 3.1 Realismus • Lange Vorbereitungszeit • Recherchearbeit • Detailzeichnungen und Modelle vorab • Körper nie geschönt oder idealisiert • Grausamkeit und Gewalt wird realistisch aber nicht verherrlichend dargestellt Fort Schiff Grausamkeit Detailzeichnung für Schußtechnik Umsetzung 3.2. Bilddramaturgie • B. stilprägend, vor ihm: Seitenaufteilung überwiegend klassisch und konventionell ⇒ lineare Folge der Panels • B. wechselt Größe je nach erzählerischer Absicht ⇒ Effekte der Filmkunst Dramatik 3.3. Epischer Comic- Roman • Etablierte neues Genre des epischen Romans mit historischem Kontext ⇒ Wichtig für Etablierung des Erwachsenencomics in Deutschland • Ende von vorneherein festgelegt ⇒keine Endlosfortsetzungen oder abgeschlossen Episoden OHNE Entwicklung der Charaktere Entwicklung der Personen 3.4. Weibliche Protagonisten • B. vertritt modernes Frauenbild ⇒Starke Frauen ⇒ mit ungezwungener Sexualität 4. Persönliches Fazit • B. gelingt es durch ausgeprägte Recherchen und mittels unkonventioneller Bildkomposition ein authentisches und lebhaftes Bild der Vergangenheit zu entwerfen, und dem Leser so Geschichte näher bringen! • Interessant hierbei ist, dass die Charaktereigenschaften der Protagonisten allesamt anachronistisch sind und in ihrem Handel eher in unsere Zeit gehörten. ENDE Jean-Pierre Gibrat Le Sursis Le vol du corbeau Biographie: • geboren am 17. April 1954 in Paris • stammt aus einer gewöhnlichen Familie • hervorragend in Geschichte • studiert Philosophie und Kunst von 1973 bis 1977 • wendet sich dann den Comics zu • • • • 1977 veröffentlicht er seine Zeichnungen in versch. Magazinen, u.a. im Pilote. 1978 beginnt er für den Szenarist Berroyer zu zeichnen 1982 zeichnet er „la Parisienne“ und „Goudard“ später Zusammenarbeit mit dem Autor François Leroi. Gibrat wird bekannter durch die bande dessinée érotique: „Pinocchia”. Endgültiger Durchbruch bleibt noch aus. • 1997 legt er seinen ersten eigenen Comic vor, gleichzeitig Szenarist und Zeichner. Entstehung einer planche 1. zuerst mit Bleistift, gestützt auf den Text - vergrößert/ verkleinert per Fotokopie 2. malt die Umrisse mit schwarzer Tinte 3. mit Acrylfarben, zeichnet er direkt auf die planche, bis zu 30 Mal an einer Stelle, um Lichteffekt zu erreichen • Bilder sehen teilweise aus wie Fotos • er verwendet Farben im Stil der damaligen Zeit um realistischen Bezug darzustellen • nicht mehr als 2 Farbtöne pro planche • Personen scheinen zu leben, viele verschiedene Gesichtsausdrücke deutliche Trennung der Innen-/Außendialoge, sowie der Innen-/Außenperspektive • Dialog/ Gedankengänge Durch vorgeblichen Tod ist Julien nicht mehr Mitglied der Gemeinschaft. Æ Entwicklung einer Distanz Gibrat reflektiert dies auch in der Erzählhaltung: Protagonist u. Leser werden zum Voyeur Auf manchen Seiten fällt der Text geringfügig aus, da Bildsprache eindeutig genug ist. Le sursis (1997, 1999) (Der Aufschub) • besteht aus 2 Bänden • totaler Erfolg, übertrifft alle Erwartungen • erhält viele Preise, u.a. den Max und Moritz Preis (2000), als beste deutschsprachige Comic Publikation Import → würdigt die Arbeit herausragender Künstler → richtet Aufmerksamkeit auf junge Nachwuchstalente Bezieht sich auf die Geschichte: Frankreich zur Zeit der deutschen Besatzung im 2. WK Thema: Juni 44, Geschichte spielt in Cambeyrac, kleines Dorf, in dem der Krieg noch nicht zu spüren ist. Gibrat zeigt den 2.WK ohne Schlachtszenen und rückt stattdessen die Gefühle und Schicksale von Menschen hinter der Front in den Vordergrund • Julien: - soll als Zwangsarbeiter nach D deportiert werden - Flucht gelingt ihm - verliebt sich in die junge Cécile - beobachtet die Eskalation zwischen Miliz und der Résistance • Cécile: - arbeitet in der Bar des Dorfes, verpflegt Julien -zieht wegen den Unruhen nach Paris Gibrat fügt, trotz des ernsten Themas, noch eine kleine Portion Humor bei: Jamilou: der „Dorftrottel“, der gerne schon morgens anfängt zu trinken! Es gibt 2 Gruppen in der Dorfbevölkerung : Æ collaborateur, kooperieren mit den Besatzern Æ résistance, Widerstandsgruppen, welche geheime Waffenschmuggel betreiben Æ daneben: einzelne Sympathisanten des Kommunismus Julien verlässt ebenfalls Cambeyrou wegen der steigenden Unruhen Æ mit gefälschten Papieren flüchtet er nach Paris Æ erreicht die Stadt jedoch nie Æ 2002 erscheint „le vol du corbeau“ - kann als Fortsetzung von „le sursis“ gesehen werden - aber auch als selbständige Geschichte Le vol du corbeau (2002,2005) ( Von Dieben und Denunzianten) • bestätigt den 1. Erfolg • 2006 bekommt er den „prix du meilleur Dessin au festival D´Angoulême” → festival international de la BD Hier auch wieder mit geschichtlichem Hintergrund: Das besetzte Paris Hauptorte: Kanalschiff / Kanal St. Martin Inhalt: eine junge Französin, Mitglied einer Widerstandsgruppe, wurde aufgrund einer Denunziation verhaftet. Kurz darauf wird in der gleichen Zelle ein Dieb eingesperrt. •sie fliehen gemeinsam über die Dächer von Paris •verstecken sich auf einem Kanalschiff, das von den Deutschen beschlagnahmt wird. Die Lage an Bord spitzt sich zu. Zwischen den beiden Hauptpersonen entwickelt sich eine Liebesgeschichte. Hauptpersonen: • Jeanne: die Schwester von Cécile • François: Kleindieb • Paris: Gibrat zeichnet die Stadt mit größter Präzision, s.d. man sie schon fast als die dritte Hauptperson bezeichnen kann. Er malt Paris um sich selbst einen Gefallen zu tun. Wollte schon immer Bilder von Paris zeichnen. am häufigsten: • die Dächer von Paris • le canal St. Martin • die Welt der Kanalschiffe • Die überraschende Präsenz eines deutschen Soldaten kompliziert die Lage auf dem Kanalschiff. Sinn für Humor bleibt erhalten: • René und seine Frau Huguette übernehmen die Rolle von Jamilou Æ beschimpfen den deutschen Soldaten auf Französisch Æ streiten sich ständig Gibrat übertrifft sich selbst mit dem Szenario, bis zur letzten Seite wird Spannung aufrecht erhalten. man spricht auch von roman graphique bei Gibrats Werken: „histoire se situant entre le roman et la bande dessinée“ Æ Autoren, die mit so großem Erfolg zeichnen u. schreiben, sind eher selten! Fazit Leser hatten hohe Ansprüche an Gibrat, vor allem an die weibliche Rolle im Comic. Æ Gut gelöst, indem er Jeanne als die Schwester von Cécile gewählt hat. Æ graphisch gesehen, wusste man schon von seinen damaligen Comics, dass er zeichnen kann. Er sucht das Besondere nicht jenseits von Zeit und Raum, sondern sucht es im Geschichtlichen. Mit den 2 Bänden beweist er, dass er zu den größten Comicautoren u. Zeichnern der Gegenwart gehört! Æ Nächster Comic: wieder die gleiche Zeit Ende