Handbuch der heimischen Räucherpflanzen
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Handbuch der heimischen Räucherpflanzen
Renate Kauderer Handbuch der heimischen Räucherpflanzen Räucherduft und Rituale zum Wohlfühlen und Krafttanken 2 INHALTSVERZEICHNIS Impressum I Räuchern: Tradition und Inspiration Ursprung und Tradition des Räucherns Riechen, der archaische Sinn Die Signatur als Schlüssel zum Wesen der Pflanze Die Planetenkräfte Duft, die Sprache der Pflanzen Duft als Brücke zum Unbewussten II Räucherpraxis im modernen Alltag Handhabung und Utensilien Räucherduft für Körper und Seele Störfelder im Wohnbereich neutralisieren Wohlfühlenergie statt „dicke Luft“ Krankenzimmer klären und desinfizieren Die Aura reinigen 3 Schnelle Hilfe im Alltag Essensgerüche neutralisieren Plagegeister aus dem Insektenreich vertreiben Energie aufbauen Konzentrieren und fokussieren Selbstvertrauen und Willensstärke fördern Im Alltag innehalten Zentrieren – nach innen lauschen – Balance finden Entspannen Meditation Erholsamer Schlaf und schöne Träume Gut schlafen und erfrischt aufwachen Träume als Boten des Unbewussten Veränderungen und Neubeginn Schwierige Zeiten Prozesse abschließen und loslassen Neubeginn 4 Duftgenuss für die Sinne Erotik und Sinnlichkeit Das Wohlbefinden steigern III Die Energie der Jahreskreisfeste zelebrieren IV Pflanzenporträts A – Z V Praktische Arbeit mit Räucherpflanzen Sammeln und Trocknen Aufbereitung der Räucherpflanzen Räuchermischungen herstellen Quellenverzeichnis Autorin Weitere Titel 5 6 I Räuchern: Tradition und Inspiration Ursprung und Tradition des Räucherns A m Anfang war das Feuer. So muss unsere Geschichte beginnen, denn es braucht ein Feuer, um den Zauber des Räucherns zu ermöglichen. Die ältesten Feuerstellen kennen wir aus Fundorten in Afrika. Sie sind etwa 1,5 Millionen Jahre alt. Diese ersten Feuerstellen, die unsere Vorfahren sorgfältig hüteten, entstanden als Geschenk der Götter. Das kosmische Feuer kam in Form von Blitzen aus der Welt der himmlischen, unfassbaren Mächte auf die Erde. Als die Menschen vor rund 400.000 Jahren lernten, mit Steinen Funken zu schlagen und damit gezielt Feuer zu machen, wurde ein neues Kapitel im Werdegang der Menschheit aufgeschlagen. Feuer war ein mächtiger Verbündeter im Kampf ums Überleben. Es versorgte die frühen Menschen mit Wärme, ermöglichte das Kochen der Nahrung und bot Schutz vor wilden Tieren. Die Zusammenkunft um ein Feuer wurde zum Zentrum der Kommunikation. Aus diesen Anfängen in den Nebeln der Zeit weiß unser Unbewusstes heute noch, dass Feuer gleichbedeutend mit Leben ist. 7 Mit dem aufsteigenden Rauch, der sich aus dem Verglimmen (nicht Verbrennen) der Harze, Hölzer, Wurzeln und Blätter ergab, schickten unsere Vorfahren Gebete und Wünsche zu den Göttern. Zu dieser sakralen Bedeutung des Räucherns gesellte sich auch bald ein medizinischer Aspekt. Irgendwann lehrte die praktische Erfahrung, dass bestimmte Pflanzen, die geräuchert wurden, nicht nur eigene Düfte verströmten, sondern auch unterschiedlichen Zwecken dienten. Von Rheuma schmerzende Gliedmaßen erfuhren im Wacholderrauch Linderung, Fichtenharz milderte Husten. Bestimmte verglimmende Substanzen beflügelten die Stimmung und wieder andere ermöglichten Visionen. Bald entstanden Rituale, die von Medizinfrauen und -männern gepflegt wurden. Um die Feuer in den Höhlen wurden Dufterlebnisse in Verbindung mit medizinischen Erfahrungen praktiziert und im Wissensschatz der Menschen verankert. Gebete und Bitten wurden mit verschiedenartigen Duftkreationen übermittelt. Das Wissen um die Wirkung und den Einsatz der Räucherstoffe bedeutete Ansehen und Macht. Über die Jahrtausende hinweg war Räuchern in allen Hochkulturen ein fester Bestandteil des täglichen Lebens und der religiösen Praktiken. Unsere Vorfahren wussten um die feinstofflichen Kräfte der Pflanzen und um die Unterstützung, die sie aus dem Pflanzenreich erhielten. Es wurde zu allen festlichen Anlässen geräuchert und in jedes der Jahreskreisfeste waren Räucherrituale eingebunden. Haus und Hof wurden mit dem Rauch verglimmender Kräuterbüschel geschützt, die man zu besonderen Tagen achtsam und mit großem Respekt vor dem Pflanzengeist des jeweiligen Krautes sammelte. Die tiefe Verbundenheit mit der Natur machte unsere Ahnen offen für die Begegnung mit 8 der feinstofflichen Wesenheit der Pflanzen. Die Hilfe eben jenes Pflanzengeistes erbat man, wenn es um die Vertreibung von Krankheitsdämonen oder den Schutz vor destruktiven Kräften ging. Im Zuge der Christianisierung wurden diese „heidnischen“ Bräuche in das Kirchenjahr integriert. Während Räucherrituale für religiöse, meditative, reinigende und medizinische Belange in vielen Kulturen bis heute ohne Unterbrechung selbstverständlich ausgeübt werden, war das Räuchern in unserem Kulturraum bis vor wenigen Jahren auf den kirchlichen Gebrauch beschränkt. Bei vielen Menschen löst der Begriff „Räuchern“ unmittelbare Erinnerungen an Kirchenweihrauch aus, die oftmals mit einer instinktiven Abwehrhaltung verbunden sind. In einer Atmosphäre von Sünde/Strafe, Leiden/Buße und strengen, liturgischen Abläufen hat der intensive Duft von Kirchenweihrauch bei vielen einen starken Eindruck hinterlassen und negative Gefühle fixiert. Im Brauchtum sind die Räucherrituale rund um die Rauhnächte noch als Schutz für Wohnbereiche und Ställe erhalten. Oft wird Räuchern aber auch nur mit der Haltbarmachung von Fleisch oder Fisch verbunden. Beinahe wäre die archaische Kunst des spirituellen Räucherns verloren gegangen. Während die Verwendung ätherischer Öle in den letzten Jahren steigende Beachtung fand, befindet sich die alte Kunst des Räucherns noch in einer langsamen Wiederentdeckungsphase. Der Wunsch nach Verbundenheit mit der Natur, nach dem Einklang mit dem Rhythmus der uns umgebenden feinstofflichen Welt, bringt uns wieder in die Nähe der Kräfte aus dem Pflanzenreich. 9 Beim Verräuchern erfahren wir die transformative Kraft des Feuers unmittelbar. Im Feuer wird Altes zerstört, um Raum für Wandlung, für Neues, zu schaffen. Beim Verglimmen des Pflanzenkörpers wird der Duft im aufsteigenden Rauch freigesetzt. In dieser Essenz birgt die Pflanze ihre feinstoffliche Kraft, ihre Wesenheit, die sie uns mitteilt. Über diesen Duft und die Botschaft, die wir erfahren, kann die Pflanze im besten Sinne ausgleichend und regulativ für uns wirken. Beim Räuchern erleben wir die Wesenheit der Pflanze auf besonders starke und eindrucksvolle Weise. Wir erfahren die mystische, archaische Verbindung von Mensch und Pflanze sehr wirkungsstark. Für uns moderne Menschen ist Zeit etwas, das man nicht einfach hat, sondern etwas, womit der Tag in überschaubare Leistungseinheiten zerschnitten wird. Wenn man sich dabei selber kaum noch spürt, bringt ein Räucherritual heilsame Erlösung. Räuchern braucht Zeit und schafft Raum in der Zeit, befreit sie sozusagen aus ihrem engen, konkreten Rahmen, um uns Spielraum für Entfaltung zu geben. Die Wirkung setzt unmittelbar und wohltuend ein. 10 Riechen, der archaische Sinn V on all unseren Sinnen verbindet uns der Geruchssinn am stärksten mit den Urformen des Lebens. Diese allerersten Lebensformen existierten in einem Urmeer, in dem undurchdringliche Dunkelheit und Stille herrschten. Einzig über den Geruchssinn war es möglich, sich zu orientieren,Nahrungzufinden,Feindezuerkennenodereinenmöglichen Sexualpartner zu orten. Daher war der Geruchssinn nicht nur der erste unserer Sinne, sondern auch der Beginn des Denkens, denn unser komplexes Gehirn hat sich aus dem Riechhirn entwickelt. Im Laufe der Evolution verließen viele Arten das Meer, um sich auf dem Land in mannigfaltiger Weise weiter zu entwickeln. Die Herausforderungen des neuen Lebensraumes verliehen dem Seh- und Gehörsinn zunehmende Bedeutung, während der Geruchssinn in den Hintergrund trat. Die Urmenschen hatten überaus feine Nasen, mit deren Hilfe sie Gefahren witterten, Nahrung aufspürten und sich in ihrem Lebensraum zurechtfanden. Wer überleben wollte, musste einen „guten Riecher“ haben. Die stete Reizüberflutung, verursacht durch Unmengen von synthetischen Düften, hat uns 11 moderne Menschen vollends abstumpfen lassen. Allerdings lebt der Urmensch immer noch in uns und erwacht, wenn es um die Partnerwahl geht. Wenn wir jemanden „nicht riechen können“, so kommt er als Partner für uns auch nicht infrage. Instinktiv wählt unsere Nase denjenigen aus, dessen Immunsystem am stärksten von unserem eigenen abweicht. Auf diese Weise vererben wir unseren Nachkommen eine Vielzahl an genetischen Informationen. Beim Riechen nehmen wir mit jedem Atemzug unzählige Duftinformationen aus der Umwelt auf. Über die Riechschleimhaut mit ihren rund 10 Millionen Riechzellen und den Riechkolben gelangen diese Informationen in das limbische System und den Hypothalamus, der das vegetative Nervensystem steuert. Das limbische System ist der Sitz von Gefühlen, Instinkten, Trieben, Kreativität, Verdauung und Sexualität. Auch unsere Erinnerungsspeicher liegen in diesem Gehirnteil. Kommt die Duftinformation dort an, so werden damit augenblicklich Gefühle, Instinkte und Erinnerungen ausgelöst, ohne dass der wertende Intellekt die Möglichkeit hat, zu zensurieren. Düfte lösen kraftvolle Bilder aus und katapultieren uns sozusagen durch Raum und Zeit. Der Geruch von Apfelstrudel kann uns blitzschnell in Omas gemütliche Küche versetzen und das Gefühl der Geborgenheit vermitteln. Der Duft von Sommer verbindet uns mit der Zeit der ersten Liebe. Der Geruch von Desinfektionsmitteln lässt uns mit Schaudern an einen Krankenhausaufenthalt denken. Mit Düften steigen Bilder und Emotionen aus dem tiefen Brunnen des Unbewussten auf. Und doch sind Gerüche flüchtig, sie verschwinden rasch, wir nehmen sie nach kurzer Zeit nicht 12 mehr wahr. Sie sind so flüchtig, dass man sie kaum in Worte fassen kann. Dufteindrücke werden meist in vergleichender Weise beschrieben oder dem Geschmackssinn zugeordnet. Etwas riecht süß, nach „faulem Fisch“ oder nach „Sonne und Meer“. Wie sehr der Geruchssinn uns leitet, merken wir erst, wenn wir ihn – ausgelöst etwa durch eine Krankheit – verlieren. Über unseren Geruchssinn und die olfaktorischen Informationen (Duftinformationen), auf die er unterschwellig pausenlos reagiert, sind wir mit dem gesamten komplexen Kommunikationssystem unserer Umgebung verbunden. Pflanzen schicken Duftbotschaften aus, um sich mit anderen Lebensformen auszutauschen. Mit lockenden Düften werden willige Bestäubungspartner herbeigerufen, andere Duftkompositionen signalisieren den Feinden der Pflanzenschädlinge, dass reiche Beute, zum Beispiel Blattläuse, auf sie wartet. Ein Gutteil des Soziallebens innerhalb von Tierverbänden läuft über den Austausch von Duftbotschaften ab. Über den natürlichen, ständigen Geruchstransit sind wir eingebunden in die Gefühle und die Sprache der Erde mit all ihren Lebensformen. Darüber hinaus erhalten wir über Gerüche Zugang zu den ältesten Schichten unserer Entwicklungsgeschichte, zu unserer Urform, die in den Tiefen des Unbewussten dämmert. Bei synthetischen Düften fehlt der olfaktorische Informationsaustausch, denn hinter diesen Essenzen steht keine Lebensform als „Absender“. Die Überflutung mit diesen künstlichen Duftformen löst den Menschen aus der Verbundenheit mit dem lebendigen Ganzen, isoliert ihn geradezu. Ohne die bunte Vielfalt der Düfte und ihrer Botschaften geht die Lebensfreude verloren und macht 13 Harze zu verglimmen beginnen. Danach können Sie das Stövchen noch eine Zeit lang an einer zentralen Stelle stehen lassen. Binnen kurzer Zeit werden Sie Kräuterduft anstelle von Essensgeruch im Raum haben. Plagegeister aus dem Insektenreich vertreiben Kaum ist der ersehnte Sommer da, werden wir mit Quälgeistern wie Motten und Gelsen konfrontiert. Diese lästigen Zeitgenossen im Haus lassen sich mithilfe von Lebensbaum, Lavendel, Rainfarn, Wacholder, Waldmeister und Eberraute vertreiben. Um das Grillvergnügen im Garten ungestört genießen zu können, lassen Sie diese Kräuter auf Ihrem Räucherstövchen verglimmen und fügen eventuell noch Kampfer und Nelken dazu. 38 Energie aufbauen Überarbeitung und geistige Erschöpfung I n vielen östlichen Kulturen sind aktivierende Morgenräucherungen ein fester Bestandteil der Räuchertradition. Unser Alltag lässt uns vermutlich für diesen morgendlichen Energieschub kaum Zeit. In Phasen der Übermüdung, wenn wir uns erschöpft und ausgelaugt fühlen, ist eine „Energieräuche39 rung“ aber ein wahrer Segen. Revitalisierende Räucherpflanzen helfen durch die hektische Vorweihnachtszeit oder anstrengende Berufsphasen und stärken nach kräftezehrenden Krankheiten. Sie regen den Energiefluss an und erfrischen den Geist. Mithilfe dieser Kräuter fühlen Sie sich bald wieder fit und energiegeladen. Manche dieser Räucherdüfte wecken die Erinnerung an Sommertage und das sommerliche Lebensgefühl. Das hilft Ihnen zusätzlich dabei, Ihren Alltag schwungvoll in Angriff zu nehmen. Anregende Räucherpflanzen sind: Alant, Apfelminze, Eberraute, Ehrenpreis, Eisenkraut, Fichtenharz, Immergrün, Kalmus, Kiefernharz, Lavendel, Raute, Rosmarin, Salbei, Sonnenhut, Wacholder, Weidenrinde und Wermut. Konzentrieren und fokussieren Eine permanente Reizüberflutung und die mediale „Dauerberieselung“ machen es vielen Menschen schwer, Aufgaben konzentriert und zügig zu erledigen. Mitunter wird es zum Kraftakt, die mannigfaltigen Informationen zu verarbeiten und daneben auch noch geistig kreative Arbeit zu leisten. Ruhelos schwirren die Gedanken in alle Richtungen, statt im Jetzt einer Aufgabe gewidmet zu sein. Als Folge dieser geistigen Überlastung stellen sich Konzentrationsmängel, Stress, Schlafstörungen und 40 Unruhe ein. Dieser Kontrolle durch die Außenwelt kann man einen Moment des Innehaltens entgegensetzen. Duftende Kräuter und inspirierende Stille erlauben es dem erschöpften Geist, zur Ruhe zu kommen und das Wesentliche zu erfassen. Die verglimmenden Kräuter und Harze setzen Duftimpulse frei, die den Geist gleichermaßen erfrischen und wach werden lassen. Sie stärken die Konzentrationsfähigkeit und ermöglichen es Ihnen, Ihre Gedanken zu fokussieren und zielgerichtet bei einer Aufgabe zu bleiben. Mit einem Räucherritual gehen Sie für einige Zeit auf Abstand zu Ihrem fordernden Alltagsleben und öffnen sich für Ihren Energiefluss. Folgende Räucherpflanzen unterstützen die Konzentration: Apfelminze, Eberraute, Eisenkraut, Kalmus, Lavendel, Rosmarin, Thuje und Ysop. 41 Frühlings-Tagundnachtgleiche / Alban Eilir, Ostara 21. März Nun sind die Lichtkräfte wieder soweit erstarkt, dass sie mit der Dunkelheit im Gleichgewicht sind. In diese Zeit fällt das Osterfest, dessen Name mit der germanischen Frühlingsgöttin Ostara verbunden ist. Unsere Ahnen verbrannten aus Weidenzweigen gemachte Winterriesen, um die kalte Jahreszeit endgültig zu verabschieden und den Frühling gebührend zu empfangen. Die christlichen Osterfeuer erinnern noch an diesen Brauch. Die Energie zu diesem Zeitpunkt spiegelt die Balance der Kräfte, das Gleichgewicht von Licht und Dunkelheit, wider. Die Energie der Vegetation ist auf Wachstum ausgerichtet und signalisiert 70 uns, dass es Zeit ist, nach der Winterträgheit aktiv zu werden. So wie der Same die Idee der Pflanze in die Realität umsetzt, indem er sich zu entwickeln beginnt, ist es für uns an der Zeit, zu handeln, um Pläne in die Tat umzusetzen. Spüren Sie dem Gleichgewicht der Kräfte in sich selbst in einem Ritual nach: o Wählen Sie aus den am Ende des Kapitels angeführten Pflanzen einige aus, um die Energie dieses Jahreskreisfestes zu spüren. o Setzen Sie sich an einen ungestörten Platz und beginnen Sie, die vorbereiteten Kräuter auf dem Sieb zu verglimmen. o Schließen Sie die Augen und atmen Sie den Duft tief ein und aus. Was ist in Ihnen selbst nicht im Gleichgewicht? Ist die Stimme des Herzens stark genug, um gegen die vor dergründige Verstandesweisheit bestehen zu können? Wovon könnten Sie mehr in Ihrem Leben gebrauchen, um sich wohlzufühlen, und was wäre abzuschließen und loszu lassen? Die Energie in der Natur unterstützt Sie zu diesem Zeitpunkt dabei, Schieflagen auszugleichen und ins Gleich gewicht zu kommen. Dieses Ritual lässt sich auch wunder bar in der Natur zelebrieren. Für dieses Ritual eignen sich folgende Räucherpflanzen: Apfelminze, Baldrianwurzel, Birkenrinde, Dost, Gänseblümchen, Gundelrebe, Holunder, Koriander, Lebensbaum, Melisse, Muskatellersalbei, Propolis, Rainfarn, Raute, Rosmarin, Schafgarbe, Sonnenhut, Wacholder, Waldmeister und Weidenrinde. 71 86 IV Pflanzenporträts A-Z Alant Apfelminze Baldrian Beifuß Beinwell Birke Dost Eberraute Ehrenpreis Eibe Eiche Eisenkraut Engelwurz Fichte Frauenmantel Gänseblümchenl Goldrute Gundelrebe Haselnuss Heiligenkraut 89 91 93 96 99 102 104 106 108 110 112 115 118 120 122 124 126 128 130 133 Holunder Hopfen Immergrün Iris Jasmin Johanniskraut Kalmus Kamille Katzenminze Kiefer Königskerze Koriander Labkraut Lavendel Lebensbaum – Thuja Linde Mariendistel Mädesüß Meisterwurz Melisse 135 138 140 142 145 147 149 152 154 157 159 161 163 165 167 169 172 174 177 179 87 Mistel 181 Schafgarbe205 Muskatellersalbei184 Sonnenhut 207 Pfingstrose 186 Stechpalme 209 Propolis 189Wacholder212 Quendel 191 Waldmeister215 Rainfarn 193Wegwarte 218 Raute 196Weide 220 Rose 198Weißdorn 222 Rosmarin 201Wermut 225 Salbei 203Ysop 227 88 Alant Inula helenium Synonyme: Darmwurz, Donnerwurzel, Edelwurz, Elfenampfer, Fadenwurzel, Gottesauge, Odinskopf, Schlangenwurzel, Sonnenwurz, Wodanskraut Sonne im Herzen Alant ist eine der ältesten europäischen Heilpflanzen, die von keltischen Stämmen auf ihren Wanderzügen von Innerasien nach Europa gebracht wurden. In der imposanten Pflanze mit dem stattlichen Wuchs drückt der Planetenkönig Jupiter sein majestätisches Wesen aus. Bietet man so einem königlichen Pflanzengast einen Platz im Garten an, so muss daher natürlich auch für ausreichend Raum gesorgt werden. Die Überlieferung berichtet, der Alant sei aus den Tränen der schönen Helena entstanden, als sie um ihren Geliebten Paris weinte. Vermutlich half er ihr auch mit seiner Sonnenkraft, ihre Traurigkeit zu überwinden. Als Heilpflanze wurde Alant bei Er89 krankungen der Lunge, der Atemwege, und in der Frauenheilkunde eingesetzt. Die strahlenden, sonnenförmigen Blüten auf den verzweigten Stängeln ziehen das Elfenvolk in seine Nähe. Der Glaube an die Lichtkraft der „Sonnenwurz“ ist im einfachen Volk seit Jahrhunderten verankert. Weit in die keltische und slawische Kultur zurückreichend wurde die Alantwurzel in der dunklen Jahreszeit geräuchert, um mit ihrer Sonnenkraft Traurigkeit und Melancholie zu vertreiben. Mit dem warmen, freundlichen Duft begrüßte man zur Wintersonnenwende das Wiedererwachen der Lichtkräfte. In rituellen Räucherungen war der Lichtbringer eine starke Schutzkraft gegen „Verzauberung“ und die Mächte der Finsternis. Die Völker des Nordens, die der Herrschaft des dunklen Winters lange ausgesetzt waren, zolltendiesemPflanzengeistbesonderenRespekt.Sieverbanden ihn mit ihrem Gott Odin (südgermanisch Wodan), dem zauberkundigen Urschamanen Alteuropas, und gaben dem Alant die Namen Odinskopf und Wodanskraut. Räucherung: Alantwurzel duftet in der Verräucherung warm, weich und heimelig. Der Duft erfüllt uns mit Lichtenergie, die sowohl trübe Stimmungen und Stress heilsam ausgleicht, als auch Kraft und Selbstwertgefühl aktiviert. Räucherungen zu den Sonnenwenden sollten unbedingt Alant enthalten. Sammeltipps: AlantisthauptsächlichinGärtenzufinden,woerallerdingsgenügend Platz braucht. Die Wurzel wird in der Ruhephase, im Oktober, ausgegraben. 90 Apfelminze Mentha Suaveolens Synonyme: Rundblättrige Minze, Wohlriechende Minze Aktiv sein Die griechische Nymphe Mentha war die Namensgeberin für alle Minzearten. Sie war die Geliebte des Gottes Hades. Um sie vor der Wut seiner Frau Persephone in Sicherheit zu bringen, verwandelte er Mentha in eine Minze. Unter den vielen Minzearten sticht die Apfelminze durch ihren geringen Mentholgehalt heraus. Pflanzt man sie im Garten an ein feuchtes Plätzchen mit ausreichendem Nährstoffgehalt, wird sie sich gern und rasch ausbreiten. Jeder, der verschiedene Minzesorten kultivieren möchte, wird feststellen, wie gerne sich die Arten zu neuen Varianten kreuzen. Die Ausdauer 91 Aufbereitung der Räucherpflanzen Die Aufbereitung der gesammelten Kräuterschätze für das Verräuchern verbindet Sie noch einmal ganz intensiv mit dem Pflanzenwesen. Ihre Freude über die Schönheit der Pflanze, Ihre Dankbarkeit für die üppige Ernte, Ihre Bewunderung für diebezauberndenBlüten–alldasfließtindenVerarbeitungsprozess mit ein und bereichert das energetische Potenzial Ihrer Räucherpflanzen.WennSiediegetrocknetenStängelundBlätter zerkleinern, werden Sie über den Duft, der Sie dabei einhüllt, unmittelbar mit dem Pflanzenwesen verbunden. All Ihr „Kopfwissen“ über diese Pflanze wird in diesem Moment um die Dimension der Herzenserfahrung erweitert. Auf diese Art vollziehen Sie den Schritt vom „Kräuterwissenden“ zum „Kräuterkundigen“. Wenn Sie das Material anschließend in Schraubgläsern aufbewahren, sollten Sie diese an einen dunklen Platz stellen, damit die Kräuter nicht ausbleichen. 232 Räuchermischungen herstellen Die Herstellung einer Räuchermischung ist ein kontemplatives, faszinierendes Ritual, das bereits auf die Freude der VerräucherungeinstimmtunddieVerbindungzurPflanzensphäreintensiviert. Um eine Mischung herzustellen, ist es notwendig, das Pflanzenmaterial zu zerkleinern und zu mörsern. Zunächst einmal sollten Sie sich darüber im Klaren sein, zu welchem Zweck Sie die Mischung herstellen möchten. Soll die Wirkung entspannend sein, Energie aufbauen oder möchten Sie damit eine atmosphärische Reinigung durchführen? In den Kapiteln zu den 233 verschiedenen Einsatzmöglichkeiten finden Sie Vorschläge zu denRäucherpflanzen,diedieunterschiedlichenThemenunterstützen.NachdemSieIhreWahlanKräuterngetroffenhaben, braucht Ihre Mischung als Verbindung und Duftverstärkung noch Harze. Als Faustregel für eine Mischung gilt folgendes Verhältnis: Etwa 3/4 Kräuter und 1/4 Harze. Die Auswahl an heimischen Harzen ist begrenzt. Während Kiefer- und Fichtenharz ausreichend vorhanden sind, wird es schwierig bis unmöglich sein, an Tannen- oder Lärchenharz zu gelangen. Tanne und Lärche werden in den Forstmonokulturen oft von der Fichte verdrängt, und sie produzieren auch weniger Harz als beispielsweise eine Kiefer. Propolis oder Bienenkittharz ist ebenfalls aufgrund der geringen Produktion eine Kostbarkeit. Es gibt jedoch exquisite exotische Harze, die sich gut mit heimischen Kräutern verbinden. Dazu gehören Weihrauch, der schon seit keltischer Zeit bei uns bekannt ist, sowie Myrrhe, Copal, Guggul und Sandarak. Lassen Sie sich bei der Menge der Kräuter von Ihrer Nase und Ihrem Herzen leiten. Ihrer Experimentierfreudigkeit sind keine Grenzen gesetzt. 234 Um alle Pflanzenteile optimal miteinander zu verbinden, wird das getrocknete und kleingeschnittene Material im Mörser weiterbehandelt. Mörsern ist ein Prozess, bei dem das Räuchermaterial noch einmal energetisch aufgeladen wird. Zudem werden Kräuter und Harze auf diese Weise miteinander verbunden und ihre ätherischen Öle so verteilt, dass die Verglimmung bestmöglich gewährleistet ist. Der Duft, der beim Zermahlen aus dem Mörser in Ihre Nase steigt, ist schon ein Genuss, bevor Sie zu räuchern beginnen. Die einzelnen Pflanzenwesenheiten machen sich dabei ganz unterschiedlich bemerkbar. Die anschließende Verräucherung der Mischung entführt Sie in eine Welt abseits des Alltags und hüllt Sie in eine ganz besondere, weihevolle, zauberhafte Stimmung. 235 Quellenverzeichnis Botheroyd S. u. P.F.: Lexikon der keltischen Mythologie, Diederichs, München, 3. Aufl. 1995 Brauner, Franz A.: Steirisches Brauchtum im Jahrlauf, Leykam, Graz, 1996 De las Heras, Brigitta: Die Reise durch den Jahreskreis, Schirner, Darmstadt, 2011 Fischer-Rizzi, Susanne: Himmlische Düfte, AT, Aarau Schweiz, 2002 Fischer-Rizzi, Susanne: Medizin der Erde, AT, Baden und München, 4. Aufl. 2010 Gifford, Jane: Die Magie der Bäume, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co KG, Stuttgart, 2007 Golther, Wolfgang: Germanische Mythologie, matrixverlag GmbH, Wiesbaden, 4. 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Auflage 2009 Rohrecker, Georg: Druiden Wilde Frauen Andersweltfürsten, Pichler GmbH & Co KG, Wien, 2002 237 238 Scheffer, M.; Storl W-D: Die Seelenpflanzen des Edward Bach, Hugendubel, München, 2007 Scherf, Gertrud: Die geheimnisvolle Welt der Zauberpflanzen und Hexenkräuter, BLV Buchverlag GmbH & Co KG, München, 2007 Schönfelder I. u. P.: Der Kosmos Heilpflanzenführer, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co KG, Stuttgart, 2010 Spohn, M.; Aichele D.: Was blüht denn da, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co KG, Stuttgart, 2010 Storl, Wolf-Dieter: Mit Pflanzen verbunden, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co KG, Stuttgart, 2. Aufl. 2009 Storl, Wolf-Dieter: Von Heilkräutern und Pflanzengottheiten, Aurum in J. Kamphausen, Bielefeld, 2009 Strassmann, Renato: Baumheilkunde, Knaur, München, 2008 Urbanovsky, Claudia: Der Garten der Druiden, Ullstein, Berlin, 1. Aufl. 2010 Watson, Lyall: Der Duft der Verführung, Fischer, Frankfurt a. Main, 2003 Wolf, Helga M.: Österreichische Feste & Bräuche im Jahreskreis, Druck- u. Verlags GesmbH NP Buchverlag, St. Pölten-Wien-Linz, 2003 Worwood, Valerie A.: Liebesdüfte, Goldmann, München, 2. Aufl. 1993 York, Ute: Mondmagie und Liebeszauber, Knaur, München, 1998 Die Autorin Mag. phil. Renate Kauderer studierte Germanistik und Anglistik in Graz, wo sie heute auch lebt und als Autorin tätig ist. Vor über 30 Jahren kam sie über ein Projekt der Sprachforschung in der Steiermark mit der Kräutertradition und dem Heilkräuterwissen unserer Ahnen in Berührung. Weitere Nachforschungen über die „magischen Zauberpflanzen“ führten zu Ausbildungen über Aromatologie und Osmologie mit besonderem Fokus auf die prozessorientierte Duftarbeit. Aus der Freude an der Arbeit mit den Pflanzenwesen und aufgrund der Resonanz, die das Unbewusste auf die Duftbotschaften zeigt, haben sich Seminare für interessierte Menschen entwickelt. Der Brückenschlag zum Wesenhaften der Pflanzensphäre hat sich als inspirierende Erfahrung für viele Menschen erwiesen. Vor 20 Jahren haben Renate Kauderer und ihr Mann ein Haus in den Weinbergen des südlichen Burgenlands entdeckt. Es war Liebe auf den ersten Blick. In einem jahrelangen Prozess wurde ein Teil des Areals in einen Wohlfühlgarten gewandelt, in dem bereits vorhandene alte Bäume liebevoll integriert wurden. Die sanfte, heilende Energie dieses Platzes als Brücke zum Naturbewusstsein bildet den Rahmen für Seminare und Workshops. Informationen zu Büchern, Ausbildungslehrgängen, Seminaren und Workshops sind auf www.rauch-zeichen.at angeführt. Individuelle Beratungstermine erhalten Sie nach Vereinbarung. 239 Alle Produkte, die in diesem Buch angeführt sind, sowie eine Auswahl an sorgfältig und fachkundig erstellten Räuchermischungen zu verschiedenen Themenbereichen sind unter www.rauch-zeichen.at erhältlich. Mag. Renate Kauderer Hugo-Wolf-Gasse 10 8010 Graz Tel.: +43 664 5249700 E-Mail: info(at)rauch-zeichen.at 240