Eine Information des Deutschen Verbands der Riechstoff

Transcription

Eine Information des Deutschen Verbands der Riechstoff
Duft
welten
Eine Information des Deutschen Verbands der Riechstoff-Hersteller e.V.
 vorwort
Atmen Sie tief ein. Was riechen Sie? Ist es der würzige
Duft der Tasse Kaffee, die auf Ihrem Schreibtisch steht? Der
erste Hauch des Frühlings, der durch das Fenster hineinweht?
Das Parfüm Ihres Gegenübers? Oder schlicht der ganz einmalige
Duft Ihres Zuhauses, der Ihnen Geborgenheit schenkt?
Und jetzt stellen Sie sich eine Welt ohne Duft vor. Ohne
dieses „Frisch gewaschen“-Gefühl, wenn Sie Ihre Wäsche auf
die Leine hängen. Ohne den typischen Geruch der Nordsee.
Ohne Blütenduft. Ohne die beruhigenden ätherischen Öle
eines heißen Bades oder den euphorisierenden Duft des ersten
eigenen Parfüms. Düfte bereichern das Leben auf einzigartige,
unverzichtbare Weise. Sie können uns glücklich machen,
uns entspannen oder beleben. Sie können Erinnerungen wecken
und unsere Anziehungskraft erhöhen.
Als Deutscher Verband der Riechstoff-Hersteller e.V. (DVRH)
beschäftigen wir uns Tag für Tag mit der faszinierenden Welt
der Düfte. Wir vertreten die Interessen der Riechstoffbranche
und stehen allen Interessenten als Ansprechpartner zum Thema
VOM RAUCH ZUM DUFT Eine kurze Geschichte der Parfümerie
Seite 04
DIE SPRACHE DES DUFTES Kleines Lexikon der Riechstoffe
Seite 06
Vom Sinn des riechens Wie die Nase unser Verhalten steuert
Seite 10
MUSIK FÜR DIE NASE Der Parfümeur und sein Werk
Seite 14
LUXUSPARFÜMS UND FRISCHE WÄSCHE Die Anwendungsgebiete von Riechstoffen
Seite 20
VERTRAUEN SCHAFFEN Sicherheit für den Verbraucher
Seite 22
FLÜCHTIGE DÜFTE, STABILES GESCHÄFT Die Riechstoffindustrie als Wirtschaftsfaktor
Seite 24
Duft zur Verfügung.
Mit dieser Broschüre liefern wir Ihnen einen Einblick in
die vielfältige Welt der Düfte. Wir reisen mit Ihnen zu den
Anfängen der Parfümerie, erklären Ihnen die (Fach-)Sprache
des Duftes, erforschen den Geruchssinn, stellen Ihnen die
Arbeit des Parfümeurs und die vielfältigen Anwendungsgebiete
von Riechstoffen vor und informieren über rechtliche Grundlagen und Wirtschaftszahlen.
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre und anregende
Dufterlebnisse!
 geschichte
Eine kurze Geschichte
der Parfümerie
Grasse zu großer Bekanntheit. Die ortsansässigen Handschuhmacher
nutzten die edlen Duftwässer, um ihr gegerbtes Leder zu parfümieren.
1614 wurde für sie durch königliche Patenturkunde der Titel „Maître
Gantier Parfumeur“ eingeführt. Zu den berühmtesten Kundinnen der
französischen Dufthändler gehörte im 18. Jahrhundert Madame de
Pompadour, die Mätresse des französischen Königs Ludwig XV. Pro Jahr
soll sie eine halbe Million Francs für Duftwässer und wohlriechende
Salben ausgegeben haben, um sich dessen Gunst zu erhalten.
VOM RAUCH
ZUM DUFT
Geruchseindrücke faszinieren die
Menschen seit dem Altertum. Sie
sind fest verbunden mit religiösen
oder mythischen Ritualen und haben
seit jeher eine besondere Bedeutung
im sozialen Leben und der Kultur.
Ursprünglich nur Göttern und Herrschern vorbehalten, sind die schönen
Düfte heute Teil unseres Alltags.
Uralter Mythos:
Rituale für Götter und Schönheit
Die ersten Wohlgerüche schufen Menschen durch das Abbrennen von
Räucherwerk. Unser heute verwendetes Wort Parfüm leitet sich vom
lateinischen „per fumum“ ab, was „durch Rauch“ bedeutet. Ursprünglich
diente das Verbrennen von Pflanzen und Hölzern jedoch nicht dem
eigenen Wohlbefinden, sondern der Huldigung der Götter. Schon vor
5.000 Jahren verbrannten die Ägypter duftende Blumen, Kräuter und
Harze zu Ehren des Sonnengottes Re. Auch die Babylonier und Römer
schickten ihre Gebete in Begleitung von duftendem Räucherwerk
gen Himmel. Die Menschen glaubten, ihre Wünsche würden mit
04
Oben:
Madame
Pompadour
Rechts:
Caterina de’
Medici
Bis ins frühe 19. Jahrhundert bestanden Parfüms aus rein natürlichen
Inhaltsstoffen. Hauptsächlich wurden pflanzliche Auszüge sowie tierische
Produkte wie Moschus, Ambra oder Zibet verwendet. Eines der ersten
modernen Parfüms, „L’ Eau de Lubin“, wurde 1798 in Paris kreiert. Es
enthielt Auszüge von Zitrus, Tonka, Tuberose, Benzoe und Vanille.
dem wohlriechenden Rauch die Götter schneller erreichen, zugleich
versetzten die berauschenden Schwaden sie in religiöse Ekstase. Neben
Räucheringredienzien spielten bei den Ägyptern auch duftende Salben
eine Rolle. Kleopatra soll diese genutzt haben, um ihre verführerische
Wirkung zu erhöhen. Auch die reichen Griechen und Römer badeten in
duftendem Wasser und verteilten kostbare Öle und Salben auf ihrer Haut.
Der Chemie sei Dank:
die Anfänge der Parfümerie in Deutschland
Im Gegensatz zur französischen Parfümerie, deren Rohstoffe unter
optimalen klimatischen Bedingungen gedeihen konnten, verdankt die
deutsche Riechstoffindustrie ihr Entstehen vor allem der chemischen
Forschung. Als Wiege der Riechstoffindustrie gilt die 1829 in Leipzig
gegründete Firma Spahn & Büttner, später unter dem Namen Schimmel
& Co. bekannt. Sie beschäftigte sich hauptsächlich mit dem Handel
von Arzneidrogen. Die wissenschaftlichen Entwicklungen der Firma
bildeten die Grundlage für Technologien, die noch heute in der Industrie
verwendet werden. Schriften wie „Die ätherischen Öle“, veröffentlicht
von den Doktoren Gildemeister und Hoffmann (1899), und „Theorie der
Gewinnung und Trennung der ätherischen Öle durch Destillation“ von Dr.
Carl von Rechenberg (1908) dienten als Grundlage für die Herstellung und
Nutzung dieser Produkte. Weitere Riechstoffunternehmen entstanden in
Hamburg, Holzminden und München.
Luxus à la Paris:
Frankreich als Wiege der modernen Parfümerie
Caterina de’ Medici brachte im 16. Jahrhundert die Kunst der Parfümerie
an den französischen Hof. Sie verhalf auch der südfranzösischen Stadt
Eine neue Welt:
synthetische Duftstoffe
Die chemische Synthese von Riechstoffen gilt als Meilenstein der
modernen Parfümerie. Im Jahr 1834 wurde erstmalig Zimtaldehyd
aus Zimtrindenöl isoliert. 1875 gelang es den deutschen Chemikern
Ferdinand Tiemann und Wilhelm Haarmann erstmalig, Vanillin durch
einen Oxidationsprozess aus Coniferin, das im Saft von Nadelhölzern
vorkommt, herzustellen. Es folgte die Synthese von Cumarin, das für
den Heugeruch beim Trocknen von Gras verantwortlich ist. Schon bald
entdeckte die Parfümerie die neuen kreativen Möglichkeiten, die sich
durch die chemische Industrie erschlossen.
Als Revolution der Duftgeschichte gilt das Parfüm „Jicky“ von Guerlain
(1889), der erste Duft mit synthetisch erzeugter Vanille. Jicky ahmte
nicht mehr einen natürlichen Duft nach, sondern schuf ein „Gefühl im
Flakon“ (Paul Guerlain); es wirkte erotisch, magisch und verwirrend.
Weitere Parfüms, die synthetische Bestandteile enthielten, waren
„Fougère Royale“ von Houbigant (1882), „La Rose Jaqueminot“ von Coty
(1904), „Après L’ Ondée“ von Guerlain (1906) und „Quelques Fleurs“ von
Houbigant (1912).
Riechstoffe für alle:
die Ära der Massendüfte
Mit der Möglichkeit, Riechstoffe synthetisch in großem Maßstab
herzustellen, begann eine neue Ära der Parfümerie. Riechstoffe standen
nun sowohl in qualitativer als auch quantitativer Hinsicht ausreichend
zur Verfügung. Das starke Wachstum des Konsumgütermarktes in den
1950er und 1960er Jahren führte auch zu einer starken Expansion der
Riechstoffindustrie.
Klassisches
Verfahren der
Parfümherstellung:
Destillation
ätherischer Öle
05
Duft
= althochdeutsch
Dunst, Nebel, Tau.
 lexikon
Kleines Lexikon der Riechstoffe
DI E SPRACHE DES DUFTES
Woraus besteht eigentlich ein Riechstoff?
Was ist ein Parfümöl? Dieses kleine Lexikon erläutert
einige der grundlegenden Begrifflichkeiten der Branche.
06
Riechstoffe
Chemisch gesehen sind Riechstoffe kleine, flüchtige Moleküle, die aus
den Elementen Kohlenstoff, Wasserstoff oder Sauerstoff, manchmal
auch Stickstoff oder Schwefel zusammengesetzt sind. Ihre gemeinsame
Eigenschaft besteht darin, dass sie bei normaler Umgebungstemperatur
verdampfen und dass sie in diesem gasförmigen Zustand in den Riechzellen
der menschlichen Nase ein Signal auslösen können. Riechstoffe werden
durch physikalische Verfahren aus natürlichen Rohstoffen gewonnen
oder durch chemische Synthese hergestellt. Zu den natürlichen
Riechstoffen zählen beispielsweise ätherische Öle, Extrakte oder Harze.
Das Repertoire der Riechstoffindustrie umfasst über 3.000 Substanzen,
die in unterschiedlichen Mengen in den Parfümrezepturen eingesetzt
werden. Das Wort Duftstoff wird oft synonym zu Riechstoff verwendet.
Für den Laien ist das Wort Duft (aus dem Althochdeutschen: Dunst,
Nebel) positiv besetzt, Duftstoffe umfassen jedoch alle vom Menschen
riechbaren Stoffe. Deshalb werden auch unangenehm riechende Stoffe in
der Parfümbranche als Duftstoffe bezeichnet.
parfümöl
Ein Parfümöl ist eine Riechstoffkomposition, das heißt eine konzentrierte
Mischung verschiedener natürlicher und synthetischer Riechstoffe. Eine
solche Mischung besteht in der Regel aus 30 bis 80 Einzelstoffen, manche
Kompositionen beinhalten sogar bis zu 150 Komponenten. Parfümöle
werden kosmetischen Produkten, Haar- und Hautpflegeprodukten sowie
Reinigungs- und Waschmitteln zugesetzt, um ihnen einen angenehmen
Duft zu verleihen.
07
 lexikon
Ein Tag ohne Dufterlebnisse
ist ein verlorener Tag
Altägyptisches Sprichwort
Parfüm
Ein Parfüm ist ein Gemisch aus einem Parfümöl sowie Alkohol und
Wasser. Abhängig vom Anteil des Parfümöls verwendet man im
Allgemeinen folgende Bezeichnungen:
•
•
•
•
Eau de Cologne (EdC): 3-5 %
Eau de Toilette (EdT): 4-8 %, in den Varianten Extreme und Intense bis zu 10 %.
Eau de Parfum (EdP): 8-15 %
Parfum oder Extrait: 15-30 %
naturstoffe
Riechstoffe natürlichen Ursprungs können aus nahezu allen
Pflanzenteilen gewonnen werden: aus Blüten, Blättern, Früchten,
Holz oder Wurzeln. Sie können aus einer Vielzahl von sekundären
Pflanzeninhaltsstoffen aufgebaut sein, manchmal aus über 50
analysierbaren Einzelsubstanzen. Diese Substanzen können in der Natur
vielfältige Zwecke erfüllen, zum Beispiel Schädlinge fernhalten oder
Insekten zur Bestäubung anlocken. Durch Wasserdampfdestillation,
trockene Destillation, durch mechanische Prozesse („Expression“,
insbesondere bei Zitrusfrüchten) oder durch physikalisch-chemische
Prozesse (Extraktion) können diese Substanzen als ätherische Öle
(Destillation, Expression) oder als sogenannte „Concretes“ bzw.
„Absolues“ (Extraktion) aus den Pflanzenteilen herausgelöst werden.
Einige Harze aus gewissen Pflanzen werden aber auch als solche,
das heißt ohne weitere Verarbeitung, in der Parfümkomposition
08
eingesetzt (zum Beispiel Weihrauch und Myrrhe). Diese Naturstoffe
besitzen einen intensiven Duft, der dem der Ursprungspflanze oft
sehr ähnlich ist. Ein Teil der gewonnenen Naturstoffe wird als Baustein
für Duftkompositionen, als Rohmaterial für die Gewinnung weiterer
Riechstoffe und für Medikamente verwendet. Der andere Teil wird in
der Lebensmittelindustrie zur Aromatisierung eingesetzt. Extrakte aus
Rohstoffen tierischen Ursprungs spielen aufgrund von moralischen
und ethischen Grundsätzen inzwischen keinerlei (Moschus) oder eine
mengenmäßig lediglich untergeordnete Rolle (zum Beispiel Sekret
des Bibers, Ambra des Pottwals), da sie durch synthetisch erzeugte
Riechstoffe ersetzt werden.
Weitere Informationen zur Herstellung von ätherischen Ölen finden Sie
auf der Website des DVRH unter:
www.riechstoffverband.de/fakten-rs/etherische_oele/
Chemisch synthetisierte Riechstoffe
Groben Schätzungen zufolge decken die natürlichen Rohstoffe
weniger als ein Drittel des weltweiten Bedarfs an Riechstoffen.
Die Gründe hierfür liegen unter anderem in dem zunehmenden
Verbrauch von Parfümölen in allen Lebensbereichen und in der
Verknappung von Rohstoffen, zum Beispiel durch Missernten oder
klimatische Schwankungen. Vor allem aufgrund ihrer besseren
Verfügbarkeit erhalten synthetische Riechstoffe eine immer
größere Bedeutung. Früher war die Synthese von Riechstoffen
auf die Reproduktion natürlicher Duftkomponenten begrenzt.
Dazu wurde die chemische Struktur eines einzelnen Riechstoffs
analysiert und „nachgebaut“. Heute werden mittels chemischer
Synthese auch neue, in der Natur nicht existierende Duftbausteine
geschaffen, die den Parfümeuren einen völlig neuen, kreativen
Spielraum eröffnen.
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 geruchssinn
Wie die Nase unser Verhalten steuert
VOM SINN DES RIECHENS
Täglich nehmen wir Gerüche auf, die unsere Psyche und unseren Körper in
vielfältiger Weise beeinflussen. Der Geruchssinn liefert Informationen
über unsere Umwelt, warnt vor Gefahr und beeinflusst, wen wir sympathisch
finden. Düfte können Erinnerungen auslösen, uns stimulieren und beruhigen
– oder einfach glücklich machen.
Im Dienst der Evolution: der älteste Sinn
Entwicklungsgeschichtlich ist der Geruchssinn einer der ältesten
Sinne. Lange bevor Lebewesen sehen und hören konnten, nahmen
sie Geruchssignale wahr, denn mittels chemischer Signale werden
Botschaften vermittelt, die das Überleben und Fortpflanzen sichern. In
unserem zivilisierten Leben mit seinen zahlreichen visuellen, akustischen
und haptischen Reizen messen wir dem Geruchssinn mittlerweile nur
noch eine geringe Bedeutung bei.
Duftende Signale: von der Nase ins Gehirn
Sobald die Duftmoleküle eines Geruchs unsere Nase erreichen,
gelangen sie über die Nasenhöhle zum sogenannten Riechepithel, der
Riechschleimhaut, die sich im Dach der oberen Nasenschleimhaut
befindet. Auf der drei bis fünf Quadratzentimeter großen Fläche
befinden sich 20 bis 30 Millionen Riechzellen, die sich alle 40 Tage
erneuern. Jede einzelne dieser Zellen ist mit Sinneshaaren, den
Cilien, ausgestattet. An diesen Sinneshaaren sitzen Duftrezeptoren.
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 geruchssinn
Duftmoleküle
Durch das Andocken an einen Rezeptor löst der Riechstoff einen
elektrischen Impuls aus. Im Inneren der Zelle wird dieser elektrische
Reiz verstärkt und läuft über lange Fortsätze der Riechzellen direkt in
den Riechkolben, einen der ältesten Teile des Gehirns. Der Riechkolben
besteht aus kleinen, kugelförmigen Zellansammlungen, den Glomeruli.
Ist der Reiz stark genug, schicken die Glomeruli den Reiz weiter an
das Riechhirn. Hier wird der Nervenreiz sortiert, gebündelt und an
verschiedene Bereiche unseres Gehirns weiterverteilt.
MaSSgeschneiderte Moleküle:
das Schlüssel-Schloss-Prinzip
So wie ein Schlüssel nur in ein bestimmtes Schloss passt, passt auch
jedes Duftmolekül nur zu ganz bestimmten Duftrezeptoren. Ob eine
Riechzelle ein Molekül akzeptiert, wird von seiner Form und seiner
elektrischen Ladung bestimmt. Damit wir einen bestimmten Geruch
überhaupt wahrnehmen können, müssen ausreichend viele Riechstoffe
des gleichen Typs an den Duftrezeptoren andocken. Erst dann wird das
entsprechende Signal an das Gehirn weitergeleitet.
Duft und Gefühl: das limbische System
Die Duftinformation wird ohne Umwege direkt in das limbische
System geleitet, das eine wichtige Rolle bei der Steuerung emotionaler
Reaktionen spielt. Das limbische System ist der Ort der Gefühle,
Affekte und Triebe: Hier werden Angst, Lust, Spannung, Freude oder
Ekel erzeugt. Ist ein Duftreiz intensiv genug, gelangt er über den
Thalamus im Zwischenhirn bis in die Hirnrinde und so ins Bewusstsein.
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Duftrezeptoren
Riechzellen
Glomeruli
Das Bewusstsein kann den Duft wiedererkennen und benennen. Wie
wir Düfte bewerten, hängt von individuellen Vorlieben, aber auch von
unserer Prägung durch die Umwelt und unser soziales Umfeld ab. Schon
im Mutterleib beginnt das ungeborene Kind, Düfte wahrzunehmen und
einzuordnen.
Im Reich der Erinnerung: der Proust-Effekt
Frisch gewaschene Wäsche, selbst gebackene Kekse oder alte Holzdielen:
Gerüche wie diese können in Sekundenbruchteilen Erinnerungen
aufleben lassen, die wir scheinbar vergessen hatten. Denn während
eines Erlebnisses wird der Duft untrennbar mit den visuellen Eindrücken,
der Atmosphäre, Bewegungen, Musik oder Gesprächen verknüpft.
Forscher haben herausgefunden, dass Erinnerungen sehr viel stärker
im Gedächtnis verankert werden, wenn sie mit einem Duft verbunden
werden. Der französische Schriftsteller Marcel Proust beschrieb diesen
Erinnerungseffekt in seinem Roman „Auf der Suche nach der verlorenen
Zeit“: Der Geruch frisch gebackener Madeleines (ein muschelförmiges
Kleingebäck mit dem Geschmack von Rum und Zitrone) weckt im
Protagonisten plötzlich längst verloren geglaubte Kindheitserinnerungen.
Seither bezeichnet man dieses Phänomen als „Proust-Effekt“.
Ich kann Dich nicht riechen:
wie der Geruchssinn unsere Beziehungen beeinflusst
Die Liebe geht nicht nur durch den Magen, sondern auch durch die
Nase. Denn der individuelle Eigengeruch eines Menschen, der über
den Schweiß transportiert wird, entscheidet darüber, ob wir diesen
anziehend oder abstoßend finden. Forscher fanden heraus, dass
Frauen den Geruch von Männern bevorzugen, deren Immunsystem sich
genetisch am stärksten von ihrem unterscheidet. Evolutionsbiologisch
eine sinnvolle Sache, denn unterschiedliche Immunsysteme sorgen
für gesunden und leistungsfähigen Nachwuchs. Neueste Experimente
zeigen sogar, dass Frauen in Parfümerien gezielt Parfüms auswählen,
die das eigene immungenetische Signal verstärken. Uneinig ist
sich die Wissenschaft bislang über Pheromone, die im Tierreich als
Sexuallockstoffe der Fortpflanzung dienen. Tiere nehmen die an sich
geruchlosen Substanzen mit dem Vomeronasalorgan wahr. Ob dieses
beim Menschen funktioniert oder ob Menschen Pheromone auf andere
Weise wahrnehmen können, konnte noch nicht eindeutig geklärt werden.
Anosmie – Wenn Menschen
nicht riechen können
Als Anosmie bezeichnet man das vollständige Fehlen oder
den Verlust des Geruchssinns. Die Ursache kann zum
Beispiel eine Störung im Bereich der Hirnnerven, eine
Virusinfektion oder eine chronische Nebenhöhlenentzündung
sein. Die Unfähigkeit, Gerüche wahrzunehmen, wird von
Außenstehenden oft bagatellisiert. Es darf jedoch nicht
vergessen werden, dass der Geruchssinn überwiegend für
den Geschmack von Speisen und Getränken verantwortlich
ist. Über die Geschmacksknospen auf der Zunge kann
man nur die vier Grundrichtungen süß, sauer, salzig und
bitter wahrnehmen. Wer nicht schmecken kann, verliert oft
seine Lebensfreude; weitere Gefahren sind eine Fehl- oder
Unterernährung.
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 kreation
Der Parfümeur und sein Werk
MUSIK
FÜR DIE NASE
Noten, Töne und Akkorde: Hört man Parfümeure sprechen, gewinnt man den Eindruck,
Düfte seien ein kunstvolles Stück Musik. Nicht ohne Grund spricht man von einer
Parfümkomposition: Wie der Komponist seine Töne verbindet, so vereint auch der
Parfümeur eine Vielzahl von Riechstoffen zu einem einzigartigen Werk.
Parfümeure kreieren wahre Meisterwerke. Umso erstaunlicher ist
es, dass die Duft-Künstler in der Öffentlichkeit kaum bekannt sind.
Die meisten Parfümeure arbeiten quasi anonym für große Dufthäuser
oder Markenhersteller; ihre Düfte werden unter den Namen von
Modeschöpfern und Musikstars vermarktet oder finden Verwendung
in Haushalts- und Körperpflegeprodukten.
Dies sah zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch ganz anders aus. Unter
ihren eigenen Namen schufen Parfümeure wie Jacques Guerlain oder
François Coty exklusive Parfüms, mit denen sie den Grundstein für die
noch heute höchst renommierten Dufthäuser legten.
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Herz oder Kopf: die Parfümkomposition
Parfüms werden so kreiert, dass sie sich in drei Stufen entfalten. Die
sogenannte Duftpyramide bildet diese Abfolge eines Duftes ab. Die
Kopfnote (die Spitze der Duftpyramide; auch als Spitze oder Angeruch
bezeichnet) ist für den ersten Eindruck am wichtigsten und bestimmt
oft die Kaufentscheidung des Verbrauchers. Sie ist unmittelbar
nach dem Auftragen des Parfüms auf der Haut wahrzunehmen.
Die Herznote (oder Mittelnote) kommt zur Geltung, wenn sich die
Kopfnote verflüchtigt hat. Sie prägt den Charakter eines Duftes
und ist über einen längeren Zeitraum wahrnehmbar. Die Basisnote
(auch Fond oder Schlussnote), enthält langhaftende und schwere
 kreation
Duftbestandteile und bildet den letzten Teil des Duftablaufes. „Jicky“
war 1889 das erste Parfüm, das auf diese Weise geschaffen wurde
– seither folgen Parfümeure diesem Schema. Träger des Duftes ist
meist eine Mischung aus Alkohol (Ethanol) und destilliertem Wasser.
Das zugefügte Wasser verhindert ein zu schnelles Verdunsten auf der
warmen Haut.
Kopf
herz
Eine Klasse für sich: die Duftfamilien
Riechen ist einfach, doch über Duft zu sprechen kann schwierig sein.
Damit sich Fachleute und Verbraucher besser über Düfte verständigen
können, werden die wichtigsten Duftrichtungen verschiedenen Kategorien, den sogenannten Duftfamilien, zugeordnet.
Damendüfte
Blumig: Etwa die Hälfte aller Markendüfte lassen sich in diese
Duftfamilie einordnen. Der Charakter blumiger Düfte wird von
Blütenessenzen bestimmt. Typische Noten sind Veilchen, Jasmin,
Rose, Maiglöckchen, Flieder oder Tuberose. Wenn dem Duft herbfrische Noten von Blättern und Gräsern zugesetzt werden, spricht
man von einem blumig-grünen Duft. Werden Frühblüher wie Hyazinthe
oder Maiglöckchen mit Zitrusnoten und frischen Kräutern kombiniert,
entsteht ein blumig-frischer Duft.
Orientalisch: Orientalische Düfte sind von den warmen, sinnlichen
Noten der arabischen Welt inspiriert. Sie vermitteln einen Eindruck
von Schwere und Süße. Beliebte Komponenten sind Patchouli und
Vanille, animalische Riechstoffe sowie Gewürze wie Muskat, Nelke
oder Zimt.
Ein Duft muss die besten Augenblicke
des Lebens wieder wachrufen.
Karl Lagerfeld
Floriental: Diese Duftrichtung hat besonders in den letzten Jahren an
Bedeutung gewonnen. Sie umfasst Düfte, die sowohl blumige als auch
orientalische Komponenten enthalten.
Fruchtig: Diese Parfüms werden von fruchtigen Noten wie Pfirsich,
Apfel, Ananas oder roten Früchten dominiert, die gerne mit Blütennoten
basis
KLASSISCHE DUFTPYRAMIDE
kombiniert werden. Sie haben eine natürlich süßliche, warme Note;
leichtere fruchtige Düfte sind besonders im Sommer populär.
Zitrus: Zitrusparfüms zeichnen sich durch spritzige Noten von
Zitrusfrüchten wie Bergamotte, Zitrone, Limette, Mandarine,
Süßorange oder Grapefruit aus. Häufig werden auch aus dem
Bitterorangenbaum gewonnene Komponenten wie Orangenblüte
(Neroli) oder Petit Grain beigefügt. Zitrusnoten werden häufig mit
blumigen Noten oder Chypre-Akkorden kombiniert.
Chypre: Der berühmte Parfümeur François Coty entwickelte 1917
auf der Grundlage einer zypriotischen Flechtenart und weiterer
mediterraner Pflanzen eine völlig neue Duftkomposition. Der Name
dieses Parfüms, „Chypre“, dient heute als Sammelbegriff für Parfüms,
deren Charakter durch eine frische, zitrische Kopfnote, Labdanum und
Patchouli bestimmt wird. Viele warme, erogene, sinnliche Parfüms
gehören zur Familie der Chyprenoten.
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 kreation
Herrendüfte
Fougère: Der Begriff Fougère geht auf das 1882 vom Dufthaus
Houbigant kreierte Parfüm „Fougère Royale“ zurück. Der Duft
mit den Hauptnoten Lavendel, Eichenmoos und dem damals neu
entdeckten Riechstoff Cumarin war ursprünglich ein Damenduft, der
Fougère-Akkord entwickelte sich jedoch bald zu einem Hauptvertreter
der maskulinen Duftrichtungen. Fougèredüfte werden durch das
Zusammenspiel von Lavendel in der Kopfnote und Eichenmoos im
Fond charakterisiert und meist als wasserartig, holzig oder sogar
blumig bezeichnet. Auch wenn der Name dies nahelegt, ist Farn (frz.
fougère) nicht in dem Duft enthalten.
Holzig: Holzige Herrenparfüms sind warm, trocken und elegant. Meist
werden sie durch opulentere Noten wie Sandelholz und Patchouli
dominiert. Zeder und Vetiver verleihen ihnen den trockenen Charakter.
Diese maskulinen Akkorde werden häufig mit einem Hauch Zitrus oder
einer aromatischen Note angereichert.
Orientalisch: Die orientalischen Herrendüfte sind oft edlen, schweren
und süßen Damenparfüms nachempfunden. Den Schwerpunkt der
Duftkompositionen bilden meist sinnliche Hölzer und Harze, exotische
Gewürze wie Vanille und Zimt, tierische Noten sowie Akzente von
Tabak oder Leder. Etwas frischer werden orientalische Herrenparfüms
durch zitrische oder aromatische Facetten.
Zitrus: Zitrus-Herrenparfüms haben einen frischen, leichten Duft und
setzen sich vorwiegend aus Zitrusnoten wie Bergamotte, Limette,
Grapefruit oder Orange zusammen. Den maskulinen Charakter
erhalten sie durch aromatische und würzige Komponenten.
Aromatisch: Aromatische Düfte werden häufig aus Salbei, Rosmarin,
Kreuzkümmel, Lavendel und anderen würzigen und nach Gras
duftenden Pflanzen komponiert. Oft werden sie mit Zitrusnoten oder
Gewürzen ergänzt.
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Vom Briefing zum Flakon: ein Duft entsteht
Nach dem Briefing – der Aufgabenstellung des Kunden – entsteht die
Zusammensetzung einer Duftkomposition zunächst ausschließlich im
Kopf des Parfümeurs. Anschließend notiert er die Duftkomponenten,
häufig unter Verwendung spezieller Software. Nach seiner Anweisung
werden die Bestandteile anschließend exakt abgewogen und
zusammengemischt. Allein oder gemeinsam mit Kollegen aus anderen
Bereichen, zum Beispiel den sogenannten Evaluatoren, riecht der
Parfümeur seine Kreationen ab und verändert sie so lange, bis sie den
Anforderungen des Briefings genügen. In größeren Unternehmen kann
eine Duftentwicklung bis zu drei Jahre dauern. Von den Entwicklungen
eines Parfümeurs kommen gerade einmal zwischen drei bis fünf
Prozent auf den Markt.
Ich werde Parfümeur:
der Weg zum Traumberuf
Weltweit gibt es nur rund 2.000 Parfümeure
und Parfümeurinnen; vielen gilt der Beruf als
Traumberuf. Eine geregelte Ausbildung zum
Parfümeur besteht in Deutschland nicht. Große Kosmetik- und Dufthersteller bilden ihre
Parfümeure meist selbst aus, um den eigenen
Bedarf zu decken. Auch der Weg über eine
Ausbildung zum Chemielaboranten kann in
die Riechstoffindustrie führen. In Frankreich
können sich junge Parfümeure an unterschiedlichen Instituten wie dem Institut Supérieur
International du Parfum, de la Cosmétique et
de l´Aromatique alimentaire (ISIPCA) in Versailles ausbilden lassen, um anschließend Kontakt zur Riechstoffindustrie zu knüpfen.
 anwendung
Die Anwendungsgebiete von Riechstoffen
LUXUSPARFÜMS UND
FRISCHE WÄSCHE
Das bekannteste Einsatzgebiet von Riechstoffen ist die Markenparfümerie. Doch
auch in Hautcremes, Weichspülern, Bodenreinigern und vielen anderen Produkten haben
sie sich unentbehrlich gemacht. Für die Verbraucher ist der Duft eines Produktes
ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal, das häufig über den Kauf entscheidet.
Düfte sollen einen für die Marke charakteristischen Geruchseindruck
vermitteln und die positiven Eigenschaften eines Produktes verstärken. Ein
gutes Beispiel ist Zitrusduft in Reinigern. Dieser steht oft für Frische und
Sauberkeit. Viele Riechstoffe werden auch eingesetzt, um den Eigengeruch
von anderen Inhalts- und Wirkstoffen zu überdecken, beispielsweise in
Waschmitteln.
Haushaltsreiniger und Textilpflege
Die sogenannten Haushaltsdüfte verleihen Textilpflegeprodukten
und Haushaltsreinigern ihren angenehmen, „reinen“ und frischen
Duft. Man findet sie in Weichspülern, Fein- und Vollwaschmitteln,
Waschmittelzusätzen, in der Sanitärpflege, in Geschirrspülmitteln oder
Oberflächenreinigern.
Einsatzgebiete für Duftstoffe sind:
Raumdüfte
Raumdüfte liegen seit einigen Jahren im Trend. Ihre Aufgabe ist es, ein
angenehmes Ambiente zu schaffen, in dem sich Bewohner und Gäste
wohlfühlen. Raumdüfte werden unter anderem in Form von Kerzen,
Duftspendern oder Sprays angeboten.
Feinparfümerie
Als Feinparfümerie bezeichnet man den Anwendungsbereich, den
die meisten Verbraucher mit dem Begriff Parfüm assoziieren. Zur
Feinparfümerie gehören exklusive Luxusparfüms ebenso wie Markendüfte
oder Duftwässer für den täglichen Gebrauch.
Körperpflege
In der Haut- und Körperpflege sollen Düfte ein Gefühl von Pflege und
ein positives Lebensgefühl vermitteln. Riechstoffe finden sich in Duschund Badeprodukten, Shampoos und Haartönungen, Hautcremes,
Rasurprodukten, Sonnenschutzprodukten oder Deodorants.
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Masking
Das Masking spielt vor allem in der Produktentwicklung eine wichtige
Rolle. Neben der Entwicklung von Wohlgerüchen gehört es zur Aufgabe
der Parfümeure, unangenehme Gerüche zu „maskieren“, das heißt, sie mit
bestimmten Riechstoffen zu überlagern oder zu neutralisieren. Masking
wird beispielsweise bei Dauerwellmitteln, Haarfarben, Haushaltsreinigern
und Waschmitteln eingesetzt.
Vom zarten Hauch zur intensiven Note:
Wie viel Duft steckt in welchem Produkt?
Der Anteil der Riechstoffe variiert je nach Produkt
erheblich und kann je nach Land und Hersteller von
den hier angegebenen Konzentrationen abweichen.
Produkt .............................. Konzentration in %
Parfüm ............................. 12–20 (oder höher)
Eau de Toilette ..................... 5–8 (oder höher)
Kölnisch Wasser/Colognes ...................... 2–5
Badezimmerreiniger ................................. ≤ 5
Bad- und Duschgele ............................. 0,5–4
Seife ................................................... 0,5–2
Luftverbesserer .................................... 0,5–2
Make-up, Lippenstift .................................... 1
Hautpflegeprodukte ........................... 0,3–0,5
Geschirrspülmittel .............................. 0,1–0,5
Haarspray .......................................... 0,1–0,3
 Wirtschaft
Sicherheit für den Verbraucher
VERTRAUEN
SCHAFFEN
Düfte berühren nicht nur die Seele, sondern auch den Körper und die Haut. Damit
jede Dufterfahrung eine positive bleibt, hat der Schutz der Verbrauchergesundheit oberste Priorität. Über die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben hinaus verschreibt sich die Branche mit einer breit angelegten Selbstkontrolle diesem Ziel.
Verbraucherschutz hat für die Riechstoffindustrie höchste Priorität.
Die Sicherheit und Verträglichkeit von Riechstoffkompositionen bei
ihrer Anwendung durch den Verbraucher (im Endprodukt) ist ein
elementarer Bestandteil in der heutigen Entwicklung von Düften. Die
Produktsicherheit beruht auf zwei starken Säulen, erstens den Regelungen
des Gesetzgebers und zweitens auf dem global anerkannten Programm
der freiwilligen Selbstkontrolle der Riechstoffindustrie durch ihren
Weltverband IFRA (International Fragrance Association, www.ifraorg.
org). Dies ermöglicht eine zielgerichtete, vorausschauende Betrachtung
und Berücksichtigung aktueller und zukünftiger Herausforderungen
möglicher Unverträglichkeiten.
Unverträglichkeiten gegen Riechstoffe
Unverträglichkeitsreaktionen gegenüber einem bestimmten parfümierten
Produkt können auf einer individuellen Empfindlichkeit des Konsumenten
gegenüber gewissen Riechstoffen beruhen. In den meisten Fällen handelt
es sich bei diesen Unverträglichkeiten um Hautreaktionen wie zum
Beispiel Reizungen (Irritationen) mit Juckreiz oder Rötung der Haut, die in
der Regel rasch abklingen. Diese Irritationen sind jedoch keine wirkliche
„Allergie“, auch wenn dieser Begriff häufig in diesem allgemeinen
Sinne verwendet wird. Eine Allergie wird durch eine nachhaltige
Reaktion des Immunsystems bestimmt. Hierbei hat das Individuum in
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seiner Immunreaktion eine sogenannte Sensibilisierung gegen gewisse
Riechstoffe ausgebildet, die bei weiterem Kontakt möglicherweise zu einer
tatsächlichen, länger anhaltenden allergischen Hautreaktion führen kann.
Gesetzliche Regelungen: Produkt-Kennzeichnungen
Die Regelungen des Gesetzgebers in Kosmetikverordnung und
Detergenzienverordnung (Wasch- und Reinigungsmittel) sehen eine
Kennzeichnung der Endverbrauchsprodukte vor, wenn diese gewisse als
Allergene gelistete Riechstoffe (derzeit insgesamt 26 - Stand 04/2013)
über einer sehr niedrigen Konzentrationsschwelle enthalten (0,001 %
bei auf der Haut verbleibenden Produkten und 0,01 % bei von der Haut
abgewaschenen/nicht auf der Haut verbleibenden Produkten). Anhand
dieser Produktkennzeichnung kann der betroffene sensibilisierte
Verbraucher erkennen, ob der potenziell allergene Riechstoff enthalten
ist, gegen den er vom Dermatologen als „sensibilisiert“ getestet und
entsprechend bestätigt wurde.
Weitere Kennzeichnungsvorschriften von sensibilisierenden chemischen
Stoffen, zum Beispiel durch Piktogramme (Gefahrensymbole) finden
sich in der sogenannten EU-CLP Verordnung, welche die Einstufung,
Kennzeichnung und Verpackung von chemischen Stoffen und Gemischen
regelt. Hierunter fallen die Riechstoffe selbst, die daraus gefertigten
Parfümöle, sowie Endverbrauchsprodukte wie Detergenzien oder
parfümierte Bedarfsgegenstände wie Lufterfrischer oder Duftkerzen,
nicht jedoch Kosmetika, welche in der Kosmetikverordnung separat
geregelt sind.
Sicherheit von Riechstoffen
Die Sicherheit von chemischen Stoffen generell, sowohl synthetischen
als auch natürlichen, wird in der EU übergreifend durch die REACHVerordnung (Registrierung, Evaluierung, Zulassung von chemischen
Stoffen) geregelt. Für eine Registrierung und gegebenenfalls Evaluierung
eines Stoffs durch den Stoffhersteller oder -importeur sind zahlreiche
Testdaten notwendig.
Die Riechstoffindustrie unterhält mithilfe ihres wissenschaftlichen
Instituts RIFM (Research Institute for Fragrance Materials) sowie des
Weltverbands IFRA ein eigenes Testprogramm sowie ein Programm
der freiwilligen Selbstregulierung. Im Rahmen dieses Programms
werden toxikologische Daten auch potenziell allergener Riechstoffe
ermittelt und auf deren Basis eine Sicherheitsbewertung unter der
Aufsicht eines Gremiums unabhängiger Experten durchgeführt. Je nach
Ergebnis der Sicherheitsbewertung kann ein Stoff auf Grundlage des
IFRA Code of Practice und der darin enthaltenen IFRA-Standards dann
gegebenenfalls limitiert oder auch verboten werden. Im Hinblick auf
potenzielle sensibilisierende Eigenschaften eines Stoffs ist das Ziel, eine
Sensibilisierung der Verbraucher bei vorgesehener Verwendung von
Endverbraucherprodukten und damit eine spätere allergische Reaktion
zu vermeiden.
Der IFRA Code of Practice und die IFRA-Standards sind für alle Mitglieder,
zu denen nahezu alle namhaften Parfümölproduzenten zählen, weltweit
verbindlich. Sie sind auf der Internetseite der IFRA veröffentlicht. So
können sich sowohl Verbraucher als auch Behörden jederzeit über die
Sicherheit von Riechstoffen informieren. Der IFRA Code of Practice und
die IFRA-Standards genießen auch außerhalb der Industrie weltweite
Anerkennung.
Der Deutsche Verband der Riechstoff-Hersteller e.V. (DVRH) ist Mitglied
der IFRA; der Verband unterwirft sich den Richtlinien und Regeln der IFRA.
 verbraucherschutz
Die Riechstoffindustrie als Wirtschaftsfaktor
FLÜCHTIGE DÜFTE,
STABILES GESCHÄFT
Die Entwicklung von Düften stellt höchste Anforderungen an die Kreativität.
Doch ein Gespür für Mode und Zeitgeist genügt nicht, wenn es um ein stabiles
und gesundes Wachstum der Riechstoffbranche geht. Mindestens genauso wichtig
sind langfristige Planung und Investitionen. Das Ergebnis: sichere Arbeitsplätze und mehr Vielfalt für den Verbraucher.
Die Riechstoffindustrie ist eine globale Industrie mit einem Umsatz
von rund 7,5 Milliarden Euro jährlich. Weltweit werden circa 3.000
Inhaltsstoffe von der Riechstoffindustrie für die Produktion von 60 bis
80.000 firmeneigenen Mischungen eingesetzt.
Europa stellt mit annähernd 37 % des globalen Verkaufs den größten
Markt dar. Es werden etwa 10 % des Gesamtumsatzes für Forschung
und Entwicklung aufgewendet. In Europa zählt die Branche circa 12.000
Beschäftigte in den Bereichen Produktion und Handel.
Die deutsche Riechstoffindustrie machte im Jahre 2011 einen Umsatz
von 351,2 Millionen Euro; pro Jahr wächst die Branche um etwa 2,5 %.
Ein Großteil der produzierten Duftkompositionen geht in Pflege- und
Haushaltsprodukte, diese machen circa 75 % des Marktanteils aus. Die
Branche beschäftigt in Deutschland ungefähr 2.500 Menschen.
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Der Duftexperte für Deutschland:
der Riechstoffverband
Die Interessen der Riechstoffbranche werden im Deutschen Verband der
Riechstoff-Hersteller e.V. (DVRH) gebündelt. Er berät seine Mitglieder in
fachlichen Fragen. Auch der Öffentlichkeit dient der DVRH als Anlaufstelle
für „Duftfragen“ aller Art. Der DVRH hat gegenwärtig 18 ordentliche und
acht fördernde Mitglieder, von denen die Mehrzahl Produktionsstätten in
der Bundesrepublik Deutschland unterhält. Seit 2002 ist der DVRH auch
mit einem Büro in Brüssel vertreten, um Gesetzgebungsverfahren auf
EU-Ebene direkt vor Ort verfolgen zu können. Mehr Informationen zum
DVRH finden Sie unter www.riechstoffverband.de.
Herausforderung und Chance: Das Thema Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit ist in den vergangenen Jahren zu einem unerlässlichen
Kriterium für die gesamte Riechstoffindustrie geworden – dies prägt
natürlich auch die Verbandsarbeit. Der langfristige Schutz und Erhalt von
Umwelt und Ressourcen, Produktionsprozesse, die so umweltschonend
und energiesparend wie möglich sind, Produktsicherheit und Sicherheit
am Arbeitsplatz: Nachhaltigkeit berührt mittlerweile praktisch alle
Aspekte des Arbeitsalltags in der Branche.
Die Herkunft natürlicher Rohstoffe und die Produktion synthetischer
Rohstoffe stehen besonders im Augenmerk der Industrie. Wichtige
natürliche Rohstoffe, zum Beispiel Moschus, wurden daher durch
synthetische Rohstoffe ersetzt, um aktiv zur Erhaltung bedrohter
Arten wie dem Moschushirschen beizutragen. Synthetische
Riechstoffe werden einer gründlichen Prüfung unterzogen, um
deren problemlose Verträglichkeit beim Menschen und in der Natur
sicherzustellen. Produktions- und Produktentwicklungsprozesse der
Riechstoffindustrie folgen immer häufiger den Leitlinien der „Grünen
Chemie“ und setzen dabei auf umweltschonende und innovative
Verfahren. Größere Mitgliedsunternehmen des Verbandes haben eigene
Nachhaltigkeitsstrategien entwickelt; über ihre Selbstverpflichtung zu
nachhaltigem Wirtschaften hinaus sind viele Unternehmen Förderer oder
Mitglieder globaler Initiativen wie der Global Reporting Initiative oder dem
Global Carbon Project.
Die Riechstoffindustrie wird heute durch ein nachhaltiges Handeln
geprägt. Globale Trends wie die wachsende Weltbevölkerung, die
Verknappung von Ressourcen oder die Sicherung von Ernährung und
Gesundheit bedeuten für unsere Mitglieder Herausforderung und Chance
zugleich. Nachhaltigkeit ist für die Mitglieder des Riechstoffverbandes
also keine Marketingmaßnahme. Sie ist die strategische Basis, um
langfristigen wirtschaftlichen Erfolg mit Umweltschutz sowie globaler
Verantwortung zu vereinen – und um ihr Unternehmen im Einklang mit
Natur und Mensch zukunftsfähig zu machen. Wir als Industrieverband
nehmen die Verantwortung für Mensch und Umwelt auch für künftige
Generationen ernst.
25
 schlusswort
Düfte gehören zum Leben, sie bereichern das Leben. Düfte sind
Schönheit, sie sind Natur, sie sind eine Kunst. Düfte bedeuten
aber auch Innovation, Industrie und Verantwortung. Genau diese
Verantwortung wahrzunehmen, hat sich der deutsche Verband der
Riechstoff-Hersteller zur Aufgabe gemacht.
Wir vereinen Unternehmen der Riechstoffbranche – deutsche und
internationale Unternehmen unterschiedlichster Größe. Wir vertreten ihre Interessen in der Öffentlichkeit, beim Verbraucher, in der Politik und gegenüber den Medien. Wir sorgen für
Transparenz, Information und Aufklärung rund um das spannende
und große Thema Riechstoffe.
Als Verband wissen wir, dass die Herstellung, Entwicklung und
der Vertrieb von Riechstoffen hohe Anforderungen an jedes einzelne Unternehmen stellt. Wirtschaftlichkeit und Sicherheit,
Nachhaltigkeit und Kreativität sind Herausforderungen, die unsere Branche dabei dauerhaft prägen.
Wir wissen auch, dass die Anforderungen an Unternehmen und
Produkte der Riechstoffbranche im Laufe der Zeit wachsen und
sich ständig wandeln. Als Verband begleiten wir diesen Wandel
mit unserer Fachkompetenz und bieten unseren Mitgliedern eine
Plattform für Informationen, für Erfahrungsaustausch und einen
fruchtbaren Dialog.
Diese Broschüre hat es gezeigt: Düfte sind allgegenwärtig,
völlig alltäglich – und dennoch etwas ganz Besonderes.
Düfte sind ein großes, ein bewegendes, ein emotionales Thema.
Wir vom Riechstoffverband leisten einen Beitrag dafür, dass
Düfte ihren Platz im Leben der Menschen, im Bewusstsein der
Öffentlichkeit und im ökonomischen Umfeld behalten.
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Quellenangaben
Aebi, Hugo (Hrsg.); Baumgartner, Erich: Kosmetika, Riechstoffe und Lebensmittelzusatzstoffe, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 1978. Can Başer, Hüsnü, K.; Buchbauer, Gerhard: Handbook of Essential Oils: Science,
Technology and Applications, CRC Press, 2009. CLP-Verordnung (EG) Nr. 1272/2008. Detergenzienverordnung (EG) Nr. 648/2004. Deutscher Verband der Riechstoff-Hersteller e.V.: www.riechstoffverband.de. Hatt,
Hanns; Dee Hatt, Regine: Das Maiglöckchen-Phänomen: alles über das Riechen und wie es unser Leben bestimmt, Piper Verlag, München, 2008. Hatt, Hanns; Sander, Klaus: Dem Rätsel des Riechens auf der Spur –
Grundlagen der Duftwahrnehmung (Tonträger), Supposé, Köln, 2006. Institut Supérieur International du Parfum, de la Cosmetique et de l`Aromatique alimentaire (ISIPCA): www.isipca.fr. International Fragrance Association:
www.ifraorg.org. Kosmetikverordnung (EG) Nr. 1223/2009. Mücke, Wolfgang; Lemmen, Christa: Duft und Geruch – Wirkungen und gesundheitliche Bedeutung von Geruchsstoffen, ecomed Medizin, Verlagsgruppe Hüthig
Jehle Rehm GmbH, 2010. Ohloff, Günther: Düfte – Signale der Gefühlswelt, Wiley-VCH Verlag, Weinheim, 2004. Pehle, Tobias; Jonas, Sylvia: Dumonts kleines Lexikon Parfüm: Herstellung, Marken, Verwendung, Dörfler Verlag,
Eggolsheim, 2008. REACH-Verordnung (EG) Nr. 1907/2006. Reinecke, Gisela; Pilatus, Claudia: Parfum – Lexikon der Düfte, Komet Verlag, Köln, 2006. Research Institute for Fragrance Materials: www.rifm.org. Schwedt,
Georg: Betörende Düfte, sinnliche Aromen, Wiley-VCH Verlag, Weinheim, 1. Auflage 2008. Storp, Ferdinand: Geruch & Gefühl: eine empirische Studie über den Einfluß von olfaktorischen Reizen auf Emotionen, Drom
Fragrances International, Baierbrunn, 1997. Websites von Mitgliedsfirmen (siehe Mitglieder unter www.riechstoffverband.de). www.ausliebezumduft.de. www.fragrantica.de. www.osmoz.com
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Deutscher Verband der Riechstoff-Hersteller e.V. (DVRH)
Neustädtische Kirchstraße 7A – D-10117 Berlin
www.riechstoffverband.de