Bataillonskaserne in Salzburg-Lehen
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Bataillonskaserne in Salzburg-Lehen
Das Christian Doppler Gymnasium, erbaut als k. u. k. InfanterieBataillonskaserne in Salzburg-Lehen Beiträge zur seiner Bau-, Kunst- und Militärgeschichte Dr. Erhard Koppensteiner, SMCA 1. Zum Kasernenwesen in Salzburg Das seit 1956 als Christian Doppler Gymnasium genützte Gebäude war ursprünglich eine Kaserne. Sie wurde zwischen 1897 und 1899 zur Unterbringung von einem der vier Bataillone eines Infanterie-Regimentes der kaiserlichen und königlichen Armee der Österreichisch-Ungarischen Monarchie von der Stadtgemeinde Salzburg unter Bürgermeister Gustav Zeller mit finanzieller Unterstützung des Landes Salzburg errichtet. Neben der Verbesserung der Unterbringung der Soldaten sah man damals auch die in weiterer Folge daraus erwachsenden wirtschaftlichen Vorteile, wie bei jeder Gemeinde, die in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg ein gleiches tat und z.B. Tourismus noch kein wesentlicher Faktor war. In der Stadt Salzburg gab es zu dieser Zeit weder die große Schwarzenberg-Kaserne (erb. 1951) noch die Rainerkaserne (Halleiner Landes-Straße 24, erb. 1938). Die damaligen Kasernen waren: die Franz Josef-Kaserne (Paris-Lodron-Straße, zuvor Loretto-Gasse, geplant ab 1845, fertiggestellt 1849, für ca. drei Kompanien Infanterie), die Hofstallkaserne (Hofstallgasse 1), deren ursprünglicher Hauptteil für 130 Pferde 1606/07 erbaut worden war, eine Aufstockung erfolgte 1859; dazu entstanden die Winterreitschule ab 1662, die Felsenreitschule 1693, eine weitere gedeckte Reithalle 1841. Bis über das 2. Drittel des 19. Jhs. war die Verwendung noch für Kavallerie, dann für Artillerie, zeitweilig, wie auch teils im Ersten Bundesheer vor 1938, auch gemischt. Heute befinden sich dort die Festspielhäuser, die Hohe StockKaserne, Teile der Festung Hohensalzburg, ab 20 1815-1883, dann bis 1918 nur Bekleidungsmagazin und Arrest, 1912-1914 jedoch wieder mit einer Kompanie der „Rainer“, 19341938 Kadettenausbildung. Zugleich hatte mit der 1891/92 erbauten Festungsbahn eine touristische Nutzung der Festung begonnen, die Nonntalerkaserne (Nonntaler Hauptstraße 56, 1582-1935), die Riedenburg-Kaserne (Moos-Straße 1-3), ursprünglich für Kavallerie geplant, dann jedoch für Artillerie, erb. 18881891, die Hellbrunner Landwehrkaserne (Hellbrunner-Straße 28), 1897/98 für ein Bataillon eines Landwehr Infanterie Regimentes, zuerst von Nr. 2, später Nr. 1, die Rochuskaserne (Rochusgasse 12), erb. 1636, Kaserne seit nach 1816, zuletzt für die Landwehr, bzw. zwei Batterien Artillerie (ab 1894) bis 1898, gehört seither zur Stieglbrauerei, die Klausenkaserne (Müllner-Hauptstraße 3), erb. 1712, zeitweilig für Spitalszwecke, Militär-Bauaufsicht, etc.) und verschiedene kleinere Gebäude wie das Garnisonsgericht mit Garnisonsarrest, errichtet 1912 (Ignaz-HarrerStr. 7), bzw. kleinere Kommando- bzw. Verwaltungs-Bequartierungen, wie z.B. MilitärVerpflegsamt und Militärbäckerei (hinter der Neutor-Pferdeschwemme), ferner die Militärschwimmschule Leopoldskron (1829-1890, danach bis 1938 auch für Zivil) und das Militärspital (Kajetanerplatz 1, bis 1925). Der Vollständigkeit halber sei noch auf zwei Altsalzburger Kasernen verwiesen: die Alte Türnitz (Fleischmarkt- oder Grieskaserne, 1641-1862/63 am heutigen Ferdinand-Hanusch-Platz) und die Neue Türnitz (Mirabell-Kaserne, heute ca. Ecke Rainerstraße / HubertSattler-Gasse bis über die Andrä-Schule hinaus, 1695/97, nach dem großen Stadtbrand 1818 im Jahr 1823 abgerissen). 2. Baugeschichte und Raumaufteilung der Lehener Kaserne Die Kasernengebäude wurden aufgrund zahlreicher Gemeinderatsbeschlüsse ab 1895 in den Jahren 1896/97 von der Stadtgemeinde Salzburg als Bauherrr durch das Stadtbauamt von dessen Leiter, Baurat Ing. Hans Müller, er war zugleich Vorstand des Technischen Clubs, geplant und vom Salzburger Baumeister Jacob Ceconi (1857-1922) auf der Parzelle 3377/1, Konskr. Nr. 51 Lehen, in den Jahren 1897 bis 1899 gemäß dem Einquartierungsgesetz von 1879 errichtet. Das zuständige 14. Corps-Kommando hatte anfangs ein Pavillonsystem vorgeschlagen, es setzte sich jedoch schließlich das System eines einzelnen Hauptgebäudes mit zwei Nebengebäuden durch. Das Kasernenareal mit Adresse Franz-JosefKai 41 liegt zwischen der Christian-DopplerStraße, dem Salzachufer bis zur Lehener Brücke (damals Erzherzog Ludwig Viktor-Brücke), der Ignaz-Harrer-Straße und der NikolausLenau-Straße. Die Baulichkeiten sind bzw. waren: 1. Das Hauptgebäude (100 m Länge, 29 m Tiefe in den Seitenflügeln, Firsthöhe 22,77 m, Mittelrisalit 19,3 x 20 m, insgesamt 1.854 m2) mit westseitigem großen Hof. 2. Das Wohngebäude für acht verheiratete Unteroffiziere an der NW-Ecke des Areals, längsrechteckig mit leichten Eckrisaliten, im Inneren mit Kellergeschoß, Hochparterre, 1. OG und Dachboden (18 x 11,35 m, 289 m2), sowie nördlich davon 3. ein Pferdestall-Gebäude der 1. Kategorie für 18 Pferde mit einem Dachgeschoß, wovon die Giebel mit durchbrochen gearbeiteten Zimmermannsarbeiten geschmückt vorgesehen waren (21,16 x 10,58 m, 224 m2). Dazwischen lagen eine kleine Hoffläche und ein angrenzend geplanter kleiner Turnplatz (140 m2). Im ersten Plan vom September 1896 war ein reservierter Platz für ein Stabsgebäude vorgesehen, welches aber nicht realisiert wurde, stattdessen wurde das Stallgebäude geschaffen. Wohngebäude und Stallgebäude existieren heute nicht mehr. Die Belagstärke war für ein Bataillon vorgesehen, welches von einem Stabsoffizier befehligt wurde, und bestand aus 3 bis 4 Kompa- Situation – K. u. K. Inf. Bataillons Kaserne in Lehen, Maßstab 1: 500, Archiv der Stadt Salzburg, Plansammlung, InvNr. 0818/4, Blatt 1. nien mit räumlich reservierten Plätzen für Reservisten, wobei die Gesamtzahl der unterzubringenden Soldaten über 400 betragen sollte. In mehrjährigen, unterschiedlich langen Intervallen pflegten die Regimenter bzw. Bataillone stets ihren Garnisonsort zu wechseln, was sie manchmal gerne taten, manchmal jedoch nicht. Auch in Salzburg war es so, ich komme darauf zurück. Die Anordnung und Bestimmung der einzelnen Räumlichkeiten war bei diesen schon modern anmutenden Kasernenneubauten aufgrund eines logischen Funktionsablaufes auf standardisierte Module abgestimmt. Wie sah also damals (anfangs) die Raumnutzung aus? Die Beschreibung erfolgt nun geschoßweise jeweils vom Ende des stadtseitigen Flügels im Südwesten und geht über die Längsseite bis zum nordseitigen Flügel. Es fällt auf, dass der hofseitig gelegene Gang in einer Linie die gesamte Gebäudelänge nur bis zum Beginn der Querflügel durchmisst. Der sich dort in Fortsetzung bildende Raum hat jeweils eine bestimmte Funktion und vermittelt zugleich den Zugang in die meist zwei Säle der Eckflügel, aber auch in den (die) salzachseitigen Eckräume. Souterrain: großer zweiteiliger Speise- und Turnsaal. Der in Fortsetzung des Ganges abgesonderte Raum fungiert für die Menageausgabe. Salzachseitig: Viktualienmagazin, Mannschaftsküche für 400 Mann, Raum 21 ohne Bestimmung, Krautkeller, drei Holzkeller, drei Einzelarreste, Mannschaftsschanklokal mit Schank und Speis, Stiegenhaus, Marketenderküche, ein kleines UnteroffiziersGastlokal, zwei Marketender-Wohnzimmer, Getränke- und Viktualiendepot für den Marketender, daneben dessen Holzlager, sowie eines extra für die Reservistenküche, Reservistenküche, der Eckraum für die ErsatzReserve. Die Gangfortsetzung fungiert als Waschraum für den gleichen Personenkreis, dann folgen hofseitig ein Aus- und Ankleideraum, dahinter ein Heizraum, dann „Doucheraum und Waschküche“, der Raum straßenseitig ist einteilig und wiederum für die Personen der Ersatzreserve. Alle Fenster im Untergeschoß, wie auch bei den 4 Mannschaftsarresten im Hochparterre, sind mit Schmiedeeisengittern versehen. Im Mittelrisalit befindet sich beiderseits der Stiege jeweils ein weiterer Raum ohne Bestimmungsangabe. Hochparterre: 2 große Räume mit je zwei Unteroffizieren (UO) und 20 Mann (M), Waschraum (WR), die anschließenden Räume mit jeweils folgendem Belag: 1 UO und 19 M, 1 UO und 14 M, 5 M, 1 UO, dann drei Einzelarreste, ein Gemeinarrest, Mannschaftswachzimmer, Stiege, Vorraum mit UO-Arrest, Offiziers-Inspektionszimmer, 2 Professionisten-Werkstätten, 1 UO, 5 M, 1 UO und 14 M, 1 UO und 19 M, Waschraum, 2x 2 UO mit je 20 M. Plan der Straßenfassade, August 1899, Maßstab 1: 100, Archiv der Stadt Salzburg, Plansammlung, InvNr. 018/4, Blatt 12. Plan der Hoffassade, August 1899, Maßstab 1: 100, Archiv der Stadt Salzburg, Plansammlung, InvNr. 018/4, Blatt 13. 22 1. Stock: 2x 2 UO mit je 20 M, WR, 1 UO/19 M, 1 UO/14 M, 5 M, Professionisten-Werkstätte, 4 Zugsführer (UO), Marschzimmer, Vorraum mit Wärterraum, zwei Kadettenzimmer, Professionisten-Werkstätte, 4 Zugsführer (UO), 1 UO, 5 M, 1 UO/14 M, 1 UO/19 M, WR, 2x 2 UO/je 20 M. 2. Stock: 2x 1 UO mit je 19 M, WR, MusikProbezimmer, 5 UO, 1 UO, Küche, 1 UO, Hornist und Stabsführer, Professionisten-Werkstatt, Ersatzraum, Raum ohne Bezeichung, Reserveraum, 3 Räume für die Ersatz-Reserve (ErsRes), Eckraum für die ErsRes, WR, ErsRes, ErsRes. Im Hochparterre, bzw. 1. und 2. Stock gibt es dann das hofseiteige Stiegenhaus mit den Seitenräumen ohne Bezeichnung. 3. Architektonische Würdigung des ursprünglichen Bauzustandes Das langgestrecke 4-geschoßige, verputze und gefärbelte Hauptgebäude mit symmetrischen Eckflügeln und etwas in der Tiefe zurückgenommem hofseitigen Mittelteil (Stiegenhaus), sowie behutsam gestalteten Dachzonen zeigt ein ausgewogen ruhiges, spätgründerzeitliches, äußeres Erscheinungsbild in neo-renaissancehaft-barocken Zügen. Zugleich stellt die Anlage ein Hauptelement der damaligen städtebaulichen Stadterweiterung salzachabwärts dar. Die Feingliederung der Fassaden wird durch eine steinerne RustikaQuaderung im Sockel, eine zurückgenommene Bänderung im Erdgeschoß, die senkrecht und teilweise auch waagrecht gekuppelten Fensterungen, sowie eine reichhaltig gestufte Gesimsbildung bestimmt. Im Mittelrisalit wird das zahnschnittartige Motiv unter den Dachgesimsen zu pilasterartigen Zwischengliedern einer nur dort befindlichen Blendarkadenreihe im Stil des romantischen Historismus mit romanisch-renaissancemäßigen Zügen erweitert. Die dem durchgehenden Längsdach vorgesetzten Mansardwalmdächer der Seitenrisalite geben mit den Fensterpaaren und den seitlich im 2. u. 3. Obergeschoß nun ohne Stufung (jedoch im Hochparterre) bis nach oben gezogenen seitlichen Verputz-Quaderungen dem Gebäude an dieser Stelle ein zart ange- deutetes ecktürmchenartiges Aussehen. Der um ein Geschoß höhere Mittelrisalit mit der übergiebelnden Dachform und den davor angebrachten skulpturalen Kriegstrophäen im barocken Stil mit Brustpanzer und Helm der Mannesrüstung, Fahnen, Hellebarden, Säbel, Kanonen, Trommel etc. und der darunter befindlichen Die neu erbaute Kaserne mit einer Baumreihe am linksseitigen Brückenkopf Schrift: „K. u. K. INFANTERIE-KASERder am 28. August 1902 eröffneten Lehener Brücke. Links hinten das NE“ kann sowohl als eigenständig Unteroffizierswohnhaus, davor das für Leopoldine, Antonia und Marie Schrey das ebenfalls vom Salzburger Architekten und Stadtbaumeister Jacob angeordnetes Turmmotiv gesehen werCeconi 1897 geplante und 1898 errichtete Wohnhaus auf Nr. 39. Darin den, als auch als harmonisch rhythmibefand sich von Anfang an auch das Gasthaus „Zur Eisenbahnbrücke“, Foto sierende Klammer des Gesamten. des Ateliers Würthle & Sohn, Salzburg, ca. 1902 (SMCA, Foto Nr. 18355). Die 27 Fensterachsen der Längsseite bestehen aus jeweils 4 bzw. 5 Fenstern, in sind die mittleren Fenster jeweils höher angeden Eckrisaliten jeweils paarweise gekuppelt. setzt, das Portal ist schlichter, die EckquadeDiese werden mit ihren Einfassungen in rungen im 1. und 2. OG sind glatten Lisenen Putztechnik durch Gesimse, Zwischenflächen, gewichen, es gibt auch keinen SkulpturenKeilsteine und Eckauskragungen phantasieschmuck. Ein nicht unwesentliches optisches voll variiert. Sie bilden in den beiden oberen Element des sorgfältig durchdachten und stiGeschoßen, bzw. in einer zusätzlichen Anzahl listisch reichen und ganzheitlich-architektoniim Mittelrisalit in ihrer Anordnung und Art mit schen Kunstwollens jeder Architektur älterer der glatten Wandfläche einen schönen KonZeiten war neben der eigentlichen Fassadietrast zu den zwei unteren Geschoßen und berung und organischen Dachbehandlung die werkstelligen dadurch in der langgestreckten Gestaltung der Holzfenster. Auch hier wurde Gebäudemasse ein optisches Spiel des Auseinst durch eine zarte Sprossenteilung der gleichs in die Höhe. Über den zwei jeweils zwei, jeweils dreiteiligen, Flügel mit den darügekuppelten Fensterachsen der Eckrisalite ist ber befindlichen einteiligen, die selbstverin größenmäßiger wie optischer Reduktion je ständlich eine Profilierung aufwiesen, ein weiein Dachbodenfenster im Walmdach der cher Übergang zwischen Innen und Außen als Eckrisalite eingefügt, die ebenso unaufdringorganischer Bestandteil des Ganzen erzielt, lich sind, wie die einfachen Fenster in der dritvergleichbar mit einem beseelten Auge mit ten Geschossebene des Mittelrisalites. Wimpern. Eine geschwungen eingefasste Freitreppe Leider haben rationalisierende Sanierungsabführt zum renaissanceartigen Hauptportal, sichten seit vor ca. 40 Jahren das baukünstleeiner monumentalen Pilasterrahmung über risch wertvolle Fassadenbild durch rohe VerSockel mit aufgelegten waagrechten Buckeleinfachungen misshandelt. Es gibt bis auf das quaderungen, Gesimsen und Sprenggiebel. Souterrain keine Fensterumrahmungen, LiseDort ist ein zweiflügeliges, kassetiert und pronen, Quaderungen etc. mehr. Auch die Fensfiliert getischlertes Eichenholztor mit Glas und ter aus jüngerer Zeit sind nicht mehr aus Holz ornamentalem Schmiedeisengittern situiert. und auch unprofiliert. Somit wird das BlockEin Gitter befindet sich auch im Bogenfeld, hafte, sowie Glatte allzusehr betont und das hier zusätzlich mit dem Stadtwappen, darüGebäude strahlt heute eine fast strenge Härte ber las man auf einer Steintafel: „ERBAUT aus. VON DER STADTGEMEINDE SALZBURG“. „Te saxa loquuntur“, wie am Neutor zu lesen Die Seitenteile und besonders die hofseitige ist, könnte man nun aussprechen. Wie vielFassadierung folgen im wesentlichen der Vorvermögend „spricht“ die ursprüngliche Fassaderseite. Der Mittelrisalit besitzt nun nur vier de der ehemaligen Kaserne, immerhin wohl Fensterachsen, aufgrund des Stiegenlaufes auch noch im architektonischen Jetztzustand 23 – und wie betreten „stumm“ ist ihr zeitgenössisches Gegenüber im noch städtebaulichzentrumsnahem Bereich. Ein Blick auf das heutige Vis-a-vis des neu gefertigten Fernheizwerkes lässt diametrale Gedanken um eine fehlende gestaltende menschliche Phantasie aufkommen, bloß Zweckform und Rohmaterial pur, als ob man psychische Solidarität zum Tschernobyl-Betonsarkophag zwecks verzweifelter Abschirmung der tödlichen Radioaktivität nach der Reaktorkatastrophe vor Augen hätte ...? 4. Garnisonsgericht und Schießplatz in Nachbarschaft Das Gebäude des Salzburger Garnisonsgerichtes, es stand unter der Leitung eines rechtskundigen Hauptmann-Auditors, ferner Oberleutnant-Auditors und wurde als solches erst 1912 errichtet und zwar außerhalb des Areals an der Ecke von Ignaz-Harrer-Straße und Nikolaus-Lenau-Straße. In diesem Gebäude gab es auch Wohnungen und ein Gefängnis. Bauten befanden sich zwischen Ufer und der sich etwas schräg erweiternden Begrenzungslinie in Fortsetzung der Nikolaus-Lenau-Straße. Der in Ausschnitt wiedergegebene Stadtplan aus der Zeit um 1900 zeigt die Situation in einer weitgehend unverbauten landwirtschaftlichen Gegend. Wir erkennen das Gaswerk, den Lehener Bahnhof, auf der andern Flußseite die Trabrennbahn, das Schlachthaus und das Villenviertel um den Bahnhof mit dem Grand Hotel de l’Europe (mit 200 Zimmern nach dem Umbau 1911). Dies alles mutet heute reichlich verwunderlich an. 5. Die Soldaten Seit der Eröffnung 1899 war fast ausschließlich ein Bataillon des Infanterie-Regimentes „Erzherzog Rainer“ Nr. 59 hier bequartiert, zuvor „Großherzog von Baden“ genannt, ab 1852 „Erzherzog Rainer“. (Ehzg. Rainer, geb. 1827, gest. 1913, u.a. Reichsrats- und Ministerpräsident, dann Militär und Förderer der Wissenschaften, u.a. Präsident der Wiener Weltausstellung 1873, Protektor des Österr. Museums für angewandte Kunst, Kurator und Ehrenmitglied der Österr. Akad. der Wissenschften. etc.) Die 59er trugen dunkelblaue Röcke mit orangen Aufschlägen und gelben Knöpfen, die Umgangssprache der Mannschaft war 1914 zu 97 Prozent deutsch, 3 Prozent verschieden. Unteroffizier war man ab Korporal, die Ränge darüber waren Zugsführer und Feldwebel, später Stabsfeldwebel und Offiziersstellvertreter. Offiziere wohnten früher generell so gut wie nie in Kasernen, sondern privat. Das 1682 gegründete Regiment existierte 236 Jahre, bis 1918, und Ausschnitt aus: Kerber’s Neuester Stadtplan von Salzburg, Salzburg zw. 1899-1902. (SMCA, Landkarten und Plansammlung, Inv.Nr. SL 124_1-2) garnisonierte erstmals 1817 in Salzburg. Dann ca. 1825-1831, 1871-1880, 1888-1901, 1908-1912 jeweils Jenseits der Ignaz-Harrer-Straße, entlang des mit Stab und Masse seiner 16 Kompanien in Ufers salzachabwärts, lag bis 1909 die k. u. k. Salzburg als Hauptgarnisonsort, dazwischen Militär Schießstätte der Salzburger Garnison, und 1912 bis 1914 (1918) meist nur mit die dann nach Glanegg verlegt wurde. Die einem Bataillon. Ansonsten befand sich auch Bezeichnung Schiesstattstraße erinnert heudas 4. Kaiserjägerregiment (ein Drittel italiete noch daran. Vier, wohl aus Holz errichtete 24 nisch Sprechende) 1901–1908 in der Salzburger Garnison, aber nicht in Lehen. Als Kaiser Franz Josef I. (1830-1916, reg. 1848-1916) vom 14. bis 17. Juli 1901 während der „Kaisertage“ wieder in Salzburg war (Besuch des Städt. Kindergartens in der Schrannengasse, Enthüllung des ElisabethDenkmals etc.) begann er seine militärischen Inspektionen in dieser neuen Lehener Kaserne. Auf Wunsch des Erzherzog-Thronfolgers Franz Ferdinand (1863– 1914), der in Blühnbach das Jagdschloß besaß, sollten beim zumeist nur deutschsprachigen Militär in Salzburg aber auch Angehörige einer anderen Sprache des multinationalen und multikulturellen Reiches den (ab 1908) zweijährigen Wehrdienst ableisten, so wie das längst in den anderen Kronländern üblich war. So wurden anstelle der „Rainer“ (es verblieb nur das 4. Bataillon) der Regimentsstab und drei Bataillone des Böhmischen Infanterie-Regimentes Nr. 75 aus Neuhaus/Jindrichuv Hradec (lichtblaue Aufschläge, weisse Knöpfe, 79 Prozent tschechische Umgangssprache, 20 Prozent deutsche, 1 Prozent verschiedene) mit März 1912 hierher transferiert, wobei ein Bataillon auch in die Lehener Kaserne kam, die anderen zwei in die Franz Josef-Kaserne, bzw. HofstallKaserne und Nonntalerkaserne, die „Rainer“ in die Hellbrunner-Straße, bzw. auf die Festung. Die Salzburger sollen sehr unverständig erstaunt gewesen sein über die in und außer Dienst gesungenen tschechischen Volkslieder der Soldaten, wie mehrfach überliefert wurde. 6. Die Lehener Kaserne nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg Von August 1919 haben sich im Stadtarchiv Planoleaten erhalten, die eine Adaptierung des inzwischen leeren Gebäudes und eine Bestimmung als Invalidenheim dokumentieren. Eine diesbezügliche Benutzung erfolgte wahrscheinlich schon 1919, der Betrieb dort endete jedoch zu einem derzeit unbekannten Zeitpunkt im Jahre 1920. In Souterrain befanden sich der Speisesaal, ein Gipsraum, Depots und das Schanklokal etc. Im Hochparterre waren Werkstätten, Ansicht der Kaserne von der Erzherzog Ludwig-Viktor-, oder Lehener Brücke, Fotokarte der Firma Huttegger, Salzburg 1910 (SMCA, Foto Nr. 017827). Kanzleiräume der Organisation der Invaliden, zwei Krankenzimmer etc. vorgesehen. Im 1. und 2. Stock lagen Krankenzimmer, ein Badeund ein Untersuchungszimmer, ein Elektrisierungsraum und ein Lernzimmer. In Teilen des Dachbodens hatten Angestellte in fünf Räumen Platz. Der Kommandant war Oberstabsarzt Dr. med. Joachim Rold, wie in den Salzburger Amtskalendern für 1920 und 1921 (gedruckt 1919, bzw. 1920) zu lesen war. Die Neugestaltung des Heerwesens nach den Regelungen des Staatsvertrages von Saint Germain zwischen Österreich und den alliierten und assoziierten Mächten vom 10. September 1919 ersetzte die Volkswehr durch reguläres staatliches Militär mit Wehrgesetz vom 18. März 1920. Dadurch wurde das Gebäude wieder seiner ursprünglichen Bestimmung übergeben. Das Invalidenheim wurde übersiedelt und zwar in die staatlicherseits enteignete Privatvilla der Familie HabsburgToskana (1904 als Villa Kniep-Weinbründl gekauft, 1909-1911 als Schloss Hubertus umgebaut, Fürstallergasse 12-14, demoliert ca. 1965), wo es als „Staatliches Invalidenheim“, wahrscheinlich bis 1928, dem Jahr des Verkaufes, geführt wurde. Im benachbarten ehemaligen Garnisonsgericht entstanden Wohnungen für Gerichtsbeamte. Das Salzburger Alpenjäger-Bataillon Nr. 3 (als Nachfolger der „Rainer“), wurde noch im Jahr 1920 konstituiert, nach dem revolutionären Zwischenspiel von drei Salzburger VolkswehrBataillonen (1919-1920: Priesterhaus, FranzJosef-Kaserne, Klausenkaserne). Von den 25 nunmehrigen vier Kompanien des Bataillons befanden sich die 2. Kompanie (im 2. Stock) und die Maschinengewehr-Kompanie (Hochparterre) bis zum Endes des Österreichischen Staates 1938 in der Lehener Kaserne, die anderen zwei in der Franz Josef-Kaserne. Ferner war 1922 von der Hofstall-Kaserne die selbständige Technische Kompanie 2/6 nach Lehen übersiedelt, die bald darauf in PionierKompanie 2/6 umbenannt wurde (1. Stock). Deren Bataillonskommando befand sich in der Klausenkaserne, welches ab 1925 ebenfalls in Lehen lag (1. Stock). Für ab 1926 wird nach der Übergabe des Garnisonsspitales (Barmherzige Brüder) hier die BrigadeSanitätsanstalt Nr. 6, Filiale Salzburg, neu genannt (Hochparterre), sowie die Zeugstelle beim PiBaon 6. Ab 1928 wurde auch die bislang in der Klausen-Kaserne stationierte Militärmusik mit dem Kapellmeister anher transferiert (2. Stock) und eine Rechnungsstelle der Pioniere. 1932 wurde der Name auf Salzburger-Kärntner Pionierbataillon Nr. 6 (ursprünglich Sappeur-Bataillon Nr. 14) gewechselt. 1935 wurde das Salzburger Alpenjägerbataillon Nr. 3 in Salzburger Infanterieregiment Nr. 12 umbenannt, der Salzburger Teil des bisherigen Pionierbataillons wurde in Salzburger Pionierbataillon Nr. 8 umbenannt, alles in Zusammenhang mit Einführung der allgemeinen Wehrpflicht mit 1. 10. 1936, wo in Salzburg auch das 8. Brigadekommando aufgestellt wurde. Der ehemalige Garnisons-Schießplatz wurde 1920 zu einem Pionier-Übungsplatz in der „Lehener Au“ umgewandelt und 1932 dort zusätzlich der Garnisons-Sportplatz errichtet. 1936 erfolgte im Kasernenareal an der IgnazHarrer-Straße der Bau einer Kraftwagenhalle für zehn Automobile. Zirka 1930 erfolgte der Eintausch des Kasernenareals seitens der Stadt gegen das im Bundesbesitz befindliche Flughafenareal in Maxglan. Aus der Zeit der Übernahme der Kaserne durch die Deutsche Wehrmacht erwähne ich bloß, dass anstehende bauliche Adaptierungen durchgeführt und am Pionier-Übungsplatz Mannschaftsbaracken aufgestellt wurden, desgleichen solche während des Krieges im Kasernenhof. Da- 26 nach waren das zwischenzeitlich von Offizieren besiedelte Wohnhaus mit Kasernenkommando und der Pferdestall mit einem Brieftaubenschlag ziemlich zerstört, so dass diese Baulichkeiten abgetragen wurden. Während der Amerikanischen Besatzungszeit ab 1945 wurde die alte Kaserne kuzfristig als Flüchtlingsauffanglager benutzt. Die United States Forces Austria (USFA) hatte danach dort eigene Büros, wie solche für Flüchtlingshilfsoranisationen (IRO, UNRRA, UNHCR u.a.). Mit Abnahme des Hilfsbetriebes stellte die Salzburger Landesregierung 1954 ein Ansuchen an die USFA zur Rückgabe für Schulzwecke, doch wurde dies von General Arnold nicht genehmigt. Erst nach dem Abzug der Amerikaner und der Übergabe des Gebäudes an die Bundesgebäudeverwaltung II wurde es per Dekret vom 2. November 1955 dem Salzburger Landesschulrat für Schulzwecke überlassen. Nach einer Renovierung und Adaptierung wurde das Gebäude schließlich als Bundesgymnasium mit Beginn des neuen Schuljahres 1956/57 eröffnet. 7. Ausgewählte Quellen und Literatur Konvolut von Plänen und Oleaten (Lagepläne, Grundund Aufrisse, Schnitte und Details) aus Sept. 1896, April 1897 und August 1899, unterfertigt H. Müller (Stadtbauamt), Stadtarchiv Salzburg, Planarchiv, Inv. Nr. 0818/4 und 020/01. 5 Plan-Oleaten: Invalidenheim in der ehemaligen Infanterie-Kaserne in Lehen, August 1919, Stadtarchiv Salzurg, Planarchiv, Inv.Nr. 0818/2. Kerber’s Neuester Stadtplan von Salzburg, Salzburg zwischen 1899 und 1902 (SMCA, Landkarten-u. Plansammlung SL 124_1-2). Salzburgischer Geschäfts-, Volks- und Amts-Kalender, Salzburg 1900-1938. Alphons Frh. v. Wrede, Geschichte der K. u. K. Wehrmacht von 1618 bis zum Ende des 19. Jh., 5 Bände, hrsg. vom Kriegsarchiv, Wien 1898-1905, mit einem Nachtragsband 6, Wien 1988, hier bes. Bd. 1, S. 529537 (IR 59). o.V., Von der neuen Garnison, Salzburger Chronik, Nr. 289, 20. 12. 1911, S. 3. Otto H. Rainer, Salzburger Militärgeschichte (Österreichisches Bundesheer 1918-1938), in: Pionier, Zeitschrift des Pionierbataillon 3, 25. Jg., Salzburg 1988, S. 69-92, sowie 27. Jg., Salzburg 1990, S. 62-80 (Fotos). Salzburger Militärgeschichte, hrsg. vom Militärkommando Salzburg unter Oberst Schmied, Xeroxkopiertes Typoskript, o.J. (ca. 1989), speziell S. 37-40.