Die Metal Szene ist mit Sicherheit ohne den maßgeb

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Die Metal Szene ist mit Sicherheit ohne den maßgeb
METAL
Die Metal Szene ist mit Sicherheit ohne den maßgeblichen Einfluss der Rock Musik und entsprechender Alben von (beispielsweise) den Bands, die ich bereits in
meinem Vorwor t zum Rock Genre nannte, undenkbar,
soviel dürfte als felsenfeste Tatsache stehen.
Aus Hard- und Progressive/ Psychedelic Rock entwickelten sich stets här ter- und facettenreicher werdende Stile, wie sie die New Wave Of British Heavy Metal
aus der Unterschicht England`s in den '70er- und '80er
Jahren zu Tage förder te. Von "Metal" als Genre Bezeichnung sprach man meines Wissens nach aber erst mit
Beginn der '80er Jahre. Viele Subgrenes erblühten im
wilden Dschungel des Metal weltweit. Die Brücken aus
Gitarrensaiten, die weltweit Fans vereint und Herkunft,
Hautfarbe oder auch Religion vergessen macht, ist mit
Sicherheit einzigar tig. Metal ist authentisch und zeitlos,
verbindet Generationen, bewahr t und erhält Erinnerungen - ja man könnte pathetischerweise sogar sagen,
dass der Metal das Ehrlichste und Intelligenteste ist, das
je von Menschen für Menschen gab.
Bei mir persönlich kam der Metal quasi einschlagar tig
parallel mit der Begeisterung für Punk Musik auf. Zuerst waren es die liebevoll mit Band-Schriftzügen bemalten Jeansjacken der Älteren in meiner Schule, die mir
irgendwie gefielen, mir aber oft nicht schnörkelig genug
waren, eben, weil ich es rein optisch erst einmal eher
Punk-gemäß mochte.
Ein älterer Junge, namens Ingmar Cz., der damals mit
in dem Mehrfamilienhaus wohnte, in dem ich aufwuchs,
war es letztlich der mich bezüglich Metal sehr stark beeinflusste, nachdem ich bereits irgendwann einmal AC/
DC`s "Highway To Hell" LP (damals als AMIGA Pressung) aus der städtischen Bibliothek geliehen hatte und
ich Feuer sofor t gefangen hatte (was ca. 1.986/ '87 gewesen sein muß).
Ingmar infizier te etwa zeitgleich meinen älteren Bruder
mit Metal, aus dessen Zimmer ich dann den genialen
Schrei am Anfang von Manowar`s Song "Blood Of My
Enemies" vom '84er Album "Hail To England" hör te.
Es dauer te nicht lange bis meine Liebe zum Metal eine
Eigendynamik entwickelte. Wegweisend waren sicher
auch Songs wie "Paradise City" (* von Guns N´ Roses
vom Album "Appetite for Destruction"; 1.987), was das
erste Metal Album in den deutschen Char ts war, das
ich in den Radiochar ts wahrnahm. Gefolgt vom (in gleichem Jahr erschienem) "Keeper of the Seven Keys I +
II" Album von Helloween. "Dr. Stein" war der Song, der
mich für Wochen, ja sogar Monate stahlsaitenglühend
fesselte. Und nebst vieler Einzelsongs liefen viele Metallica Alben im Kassettenrecorder, die ergattern konnte.
Ob "Ride The Lightning", "Master Of Puppets" oder auch
"...And Justice For All" - es war wie der musikalische Goldguß, der sich über`s Gehör seinen direkten Weg in Herz
und Seele bahnte. Unausweichlich und das für immer,
ähnlich wie meine (damals noch schlecht selbstgestochenen) ersten Tattoos.
Mit dem Fall der Mauer 1.989 öffneten sich mir dann
auch die Pfor ten zu den paradiesischen Welten in den
Musikabteilungen der Supermärkte und gut sor tier ter
Plattenläden. Oft trampte ich, nur um in neue Platten
reinzuhören zu können um die 20 km weit. Und nachdem anfangs noch Alben wie Alice Cooper`s "Trash",
Judas Priest`s "Painkiller" oder Metallica`s "Black Album"
für regelrechte Hör-Orgasmen gesorgt hatten, folgte
ich dem tendenziell schneller- und extremer werdenden
Lauf des Metal. Meine Begeisterung für Thrash Metal,
Death Metal und Crossover
nahm seine Bahnen und
war für viele Jahre mein einziges Interessengebiet nebst
Punk, Grunge und Hardcore. Fachmagazine wie
das Rock Hard, Kerrang!
oder auch Metal Hammer
wurden zur Pflichtlektüre
und waren wichtiges Fundament, ja regelrecht der
Nährstoff für den Hunger
auf mehr.
Natürlich möchte ich auch
noch ein paar Bandnamen
nennen, die mich auf meinem Weg durch die Zeiten
begleitet haben (abgesehen von bereits genannten
Bands): Atrocity, Cannibal
Corpse (*damals noch mit
Chris Barnes als Frontmann), Bathory (R.I.P.),
Tiamat (*allerdings nur bis
zum "Wildhoney" Album),
Cradle of Filth, Sepultura,
Napalm Death, Death,
Morbid Angel, Anthrax, Sodom, Pyogenesis, Kreator,
Slayer, Venom, Warlock/
Doro, Holy Moses, Destruction, Tankard, Obituary,
Nirvana, Suicidal Tendencies, Ministry, Fear Factory,
Coal Chamber, Penitence/
P.O.S.P., Soulfly, Pantera,
Soundgarden, Rage Against
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The Machine, Ozzy Osbourne, Saxon, Paradise Lost,
Cryptopsy, Kittie, Haemorrhage, Cripper, Arroganz,
Rude Revelation und viele, viele mehr.
Alles in allem bin ich vom Leben reich beschenkt worden
mit all´ den wahnsinnig vielen, musikalischen Meilensteinen der End-'70, '80er und der '90er. Umso mehr freue
mich einige Leute auch im Rahmen dieses Buches ein
wenig besser verstehen und kennengelernt zu haben.
Doch macht Euch am Besten Euer eigenes Bild. Für mich
gilt der Fakt, daß meine Leidenschaft, gerade für Metal
im Allgemeinen, niemals erlöschen wird!
In diesem Sinne Bang- and Read On Fellas!
Danny B Helm.
NEIL TURBIN
(ex-ANTHRAX/DEATHRIDERS)
„Screamin‘ my ass off!!!!“
Den eingeschworenen Die Hard Old School Metal Fans wird der Name Neil Turbin
im Zusammenhang mit dem ANTHRAX Debüt- Album "Fistful of Metal" natürlich
etwas sagen. Unbestreitbar und zweifelsfrei ist dieses Album ein Teil der Musikgeschichte in Sachen Thrash Metal und der sogenannten (American) "Big Four".
Neil Turbin ist eine Ikone des Metal und denkt noch lange nicht daran sich in Rente
schicken zu lassen. Aktuell tourt er mit seiner aktuellen Band DEATHRIDERS
durch die Welt und arbeitet hart am Debüt-Album mit seiner Band DEATHRIDERS. Was Neil für Erinnerungen an die Zeit mit ANTHRAX hat, was er in der
Zeit nach ANTHRAX tat und was der nicht nur stimmlich große Mann mit der
Stahlfaust aktuell tut, könnt Ihr in folgendem Gespräch mit ihm erfahren.
Hallo Neil, Herzlich willkommen im
Buch SCENE MADE - Vol. I. Bevor
wir uns in die Unmengen an Aktivitäten von dir stürzen, laß´ uns zuerst einmal zurück zu deinen Wurzeln gehen. Wo- und unter welchen
Gegebenheiten bist du aufgewachsen?
Ich wurde in Brooklyn, N.Y. geboren
und wuchs in Queens, N.Y. auf. Als Kind
lebte ich in Kew Gardens Hills in Queens
und später, während meiner Teenagerjahre, in Bayside, NY. (* NY = New
York, USA)
Welche Musik hat dich als Kind
geprägt und begleitet? Gibt es bestimmte Bands/ Songs, die untrennbar in einem Atemzug mit deiner
Kindheit zu nennen sind?
Von Beginn an, als ich noch sehr jung
war, war ich schon von verschiedener
Musik- und den Melodien faszinier t. Eine meiner Großmütter war eine Koloratursopran- Opernsängerin, bei
der den ganzen Tag klassische Musik im Radio lief. Meine andere Großmutter war musikalisch auch sehr aktiv
und spielte Klavier, meistens Broadway Musicalsongs
und klassische Standardstücke. Ich denke das hat auch
meinen Onkel Larry Blank beeinflusst, da er für 3 Tony
Awards (* US-amerikanischer Theater- und Musicalpreis)
nominier t war und Arrangements für den „The Producers“ schrieb.
Bei meinem Vater lief das Radio auch sehr viel und meine
Eltern besaßen auch viele Alben. Ich hör te eine Menge
Rock Musik. Mir haben dabei die schwereren und düsteren Seiten ebenso gefallen wie die melodischen. Ich
hör te: FREE, Bad Company, Montrose, AC/DC, Black
Sabbath, Rainbow, Blizzard of Oz, Deep Purple, Led
Zeppelin, Boston, Kansas, Foreigner, Yes, Rush, Frank Marino and Mahogany Rush, Van Halen, Lynyrd Skynyrd,
Atlanta Rhythm Section, KISS, Aerosmith, Cream, Jimi
Hendrix, The Who, The Doors, Thin Lizzy, Judas Priest,
Motorhead, Saxon, Riot, Gary Moore, Krokus, Early Def
Leppard, Joe Perry Project, Whitford St. Holmes, Ted Nugent, Twisted Sister, Queen, Pink Floyd, Sammy Hagar
zusammen mit The Beatles, The Rolling Stones, The New
Barbarians, David Bowie, Tom Waits, The Eagles, Jethro Tull, Elton John, Stanley Clarke, George Duke, Stevie
Wonder, Jackson Five, James Brown, Little Richard, Tina
Turner, Ramones, Sex Pistols, The Dead Boys, MC5, The
Clash, The Police, Starz, Wayne County & The Electric
Chairs, Neon Leon, Walter Lure, Johnny Thunders and
The Hear tbreakers, Niki Buzz and The Bullets mit Vendetta, Son, klassische Rhythm-, Blues- und Soul Music,
Motown Records Company, genauso wie Pop Musik aus
dem Radio solche wie die von der Steve Miller Band, Boz
Scaggs, Climax Blues Band, Wings, Manfred Mann Ear th
Band, Ram Jam, Mountain, Sweet, The Inmates, Pilot, etc.
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Es gibt viele Lieder, die in meinem Kopf
tief verwurzelt sind. Hier sind nur einige:
“The Boys Are Back in Town” (* Thin Lizzy), “Jailbreak” (* AC/DC), “TNT” (* AC/
DC), “Problem Child” (* High Voltage)
, “Whole Lotta Rosie” (*AC/DC) “Live
Wire” (* AC/DC), “Dir ty Deeds Done
Dir t Cheap”(* AC/DC), “Crosstown Traffic” (* Jimi Hendrix), “Foxy Lady” (* Jimi
Hendrix), “Purple Haze” (* Jimi Hendrix),
“Remember” (* Jimi Hendrix), “If Six Was
Nine” (* Jimi Hendrix), “Hey Joe” (*Jimi
Hendrix), “All Along The Watchtower”
(* Jimi Hendrix), “Sunshine of Your Mind”
(* Cream), “White Room” (Cream), “All
Right Now” (* Free), “Catch A Train”
(* Scorpions), “Mr. Big” (* Free), “I’ll Be
Creepin´” (* Free), “Aqualung” (* Jethro
Tull), “Highway Star“ (* Deep Purple),
“Burn” (* Deep Purple), “Woman From
Tokyo“ (* Deep Purple), “Long Live Rock
and Roll” (* Rainbow), “Man On the Silver Mountain” (* Rainbow), “War Pigs”
(* Black Sabbath), “The Wizard” (* Black
Sabbath), “Fairies Wear Boots” (* Black Sabbath), “Get
the Lead Out” (* Aerosmith), “Adams Apple”(* Aerosmith), “Dream On” (* Nazareth), “Black Dog” (* Led
Zeppelin), “Gimme Shelter” (* The Rolling Stones), “Miss
You” (* The Rolling Stones), “Shattered” (* The Rolling
Stones), “Brown Sugar” (* The Rolling Stones), “Bitch”
(* The Rolling Stones), “Dead Flowers” (* The Rolling
Stones), “Sympathy For the Devil” (* The Rolling Stones),
“Tumblin Dice”(* The Rolling Stones), “Yesterday” (* The
Beatles), “Helter Skelter” (* The Beatles), “Sgt. Pepper
Lonely Hear ts Club Band” (* The Beatles), “Let it be” (*
The Beatles), “Bell Bottom Blues” (* Eric Clapton), “Layla” (* Eric Clapton), “Rock`n Roll All Nite” (* Kiss), “Dr.
Love” (* Kiss), “Detroit Rock City” (* Kiss), “Back in your
arms” (* Rod Stewart), “Maybe I’m Amazed” (*Paul
McCartney), “Ground Control to Major Tom” (* David
Bowie), “Ziggy Stardust” (* David Bowie), “Suffragette
City” (* David Bowie), “Blinded By the Light” (* Manfred
WILLI
(HEAVY DUTY)
„Lange Haare ja - aber gepflegt müssen sie sein!“
Den sympathischen Willi, Inhaber der Dresdner Metalkneipe HEAVY DUTY, kennt
zumindest jeder Metal Fan aus dem Dresdner Raum, aber auch darüber hinaus brachte
es der Vollblut-Metalhead bereits auf szeneinterne Bekanntheit. Willi hatte einst
(zusammen mit "dem Langen") den Mut neben dem regulären Hauptjob(!) eine MetalBar zu eröffnen, um den regionalen Metal Fans und auch willkommenen Besuchern
Dresden`s eine Anlaufstelle für stahlbesaitete Musik zu bieten. Zudem fördert das im
Volksmund genannte "HD"-Gespann auch junge Bands, mittels eigen-veranstalteter
Konzerte. Wieder einmal nahm ich an der fiktiven 12 (Metal)-Jüngertafel Platz, um
mit Willi über seine Erfahrungen, seinen Weg- und den Metal im Allgemeinen zu
sprechen, das Ergebnis ist folgendes Interview...
Hallo Willi, Herzlich Willkommen
im Buch SCENE MADE - Vol. I. Stell´
dich doch bitte zuerst einmal den
Lesern vor, so daß die Leser zumindest erst einmal zum Einstieg grob
wissen, wer du bist.
seinen Kumpels praktizier t. Eines Tages,
als ich eher aus der Schule kam, habe
ich (verbotenerweise) die Kiste angeschmissen und da habe ich 4 Titel von
AC/DC`s „Back in Black“ Album gehör t.
Die haben mich dermaßen faszinier t,
daß ich sie immer wieder zurückgespult
habe. Natürlich habe ich darüber die
Zeit vergessen, dann kam mein Bruder
heim, dann gab`s aua. Das war so um
1981 rum. Als Nächstes folgten dann
Iron Maiden, Judas Priest, Saxon, Motörhead. Die guten alten ‚'80er sozusagen.
Und dann natürlich Metallica, Slayer,
Venom usw.
Ich bin 1,75 m groß, ich wiege um die
55 kg, Konfektionsgröße M, Schuhgröße
42, Sternzeichen Widder, habe (noch)
aschblondes Haar, bin Brillenträger, sowie kein Antialkoholiker und kein Nichtraucher. Wahres Alter: 41, gefühltes
Alter: 25, seit 20 Jahren liier t, 1 Sohn.
Alles andere hast du ja bereits in der
Einleitung gesagt.
Mit welcher subkulturellen Szene
kamst du als Teenager zuerst in Berührung? Und kannst du die damalige „Szene“ ein wenig beschreiben,
zum Beispiel wie die Leute damals
so drauf waren, aussahen etc.?!
Erzähle doch bitte mal wie- und unter welchen Umständen du aufgewachsen bist?
Ich bin 1969 als dritter Sohn einer bis
dahin noch intakten Familie, im Bezirk
Dresden, geboren worden. Meine beiden älteren Brüder sollen wohl nicht gerade Waisenknaben gewesen sein. Demzufolge habe ich auch viel von
ihnen gelernt. Sicherlich nicht nur Dummheiten, aber
überwiegend wohl schon. Meine erste Zigarette, eine
„Roth-Händle“ ohne Filter, die wir irgendwelchen Wessi- Touristen abspenstig gemacht hatten, die genoß ich
im zar ten Alter von 7 Jahren. Dies´ geschah im Beisein
meiner Brüder und natürlich haben sie sich kaputt gelacht, als ich kurz danach über geraume Zeit meinen
Darm entleer te. Was mich allerdings nicht davon abhielt,
es abermals zu probieren. Mit dem Alkohol muß es wohl
auch um diese Zeit gewesen sein, daß ich meine ersten
Erfahrungen gemacht habe. 1977 zogen wir dann aus der
ländlichen Idylle in die Großstadt Dresden und mein Vater verließ die „Band“. So schrumpfte das Quintett auf
ein Quar tett und meine Mutter, als einziges weibliches
„Bandmitglied“, hatte da auch nicht unbedingt die besten
Kar ten. Rückblickend denke ich aber, sie war über das
gesamte Set hin die „Schlagzeugerin“ und hat die ganze
Zeit über den Takt angegeben. Nicht umsonst hat sie ihre
3 „Gitarristen“ zum erfolgreichen Schulabschluß geführ t.
Danach hatte ich das Glück, eine in der DDR begehr te
Berufsausbildung mit Abitur zu absolvieren. Das heißt,
ich habe innerhalb von 3 Jahren mein Abi gemacht und
gleichzeitig den Beruf des Werkzeugmachers erlernt. Somit wäre das Thema Schulbildung wohl auch gleich geklär t.
Hat es in deiner Kindheit bestimmte Bands/ Songs
gegeben, die dich auf gewisse Weise (vor-)geprägt
haben? Wie sieht`s diesbezüglich zum Beispiel mit
sogenanntem „Ost-Rock“ aus?
Einer meiner älteren Brüder hatte sich, nicht ganz legal
zu dieser Zeit, ein Spulentonband Tesla B 101 aus Tschechland (* ČSSR) besorgt und regen Überspielbetrieb mit
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Eine erste ernsthafte Berührung war
wohl die Zeit des NDW (Neue Deutsche Welle). Zu dieser Zeit hatte ich gerade Jugendweihe und wollte natürlich besonders schick aussehen. Also Schere in die Hand
und erst mal vorm Spiegel versucht, die ultimative NDW
Frisur hinzubekommen. Hat natürlich nicht geklappt. Mein
Kopf sah aus wie ein Vogelnest. Egal, Geschenke gab`s
trotzdem. Dann kam eigentlich schon der knallhar te Umschwung zum Hard Rock und dann natürlich zum Metal.
Die heutige Jugend kann sich das zwar sicher
kaum vorstellen, aber erzähl´ doch bitte mal welchen Stellenwert zum Beispiel Zeitschriften wie die
BRAVO oder auch POP ROCKY für Jugendliche in
der DDR hatten... oder auch Trips ins benachbarte
Tschechien oder auch Polen, Ungarn etc.?!
Diese Zeitschriften wurden im Originalzustand bei bis
zu 100,– Ostmark (*DDR-Mark) gehandelt. Ein einzel-
Mann`s Earth Band), “Black Betty” (* James „Iron Head“
Baker; erschien in dieser Erstversion bereits 1.933; wurde
durch das Cover von Tom Jones aber auch sehr populär),
„Mississippi Queen“ (*Mountain), “Big Old Jet Airliner” (*
Steve Miller Band), “Jungle Love” (* Steve Miller Band),
“Cat Scratch Fever” (* Ted Nugent), “Free For All” (* Ted
Nugent), “Behind Blue Eyes” (* The Who; wurde später
unter anderem auch von Limp Bizkit gecovert), “Won’t
Get Fooled Again” (* The Who), “Shakin´ All Over” (*
The Lords), “Pinball Wizard” (* The Who), “Coliseum
Rock” (* Starz), “Last Night I Wrote a Letter” (* Starz),
“Cherry Baby” (* Neil Diamond), “Subway Terror” (*
Starz), “I Pulled the Plug” (* Starz), “L.A. Woman” (* The
Doors), „Roadhouse Blues” (* The Doors), “People Are
Strange” (* The Doors), “Shoot `Em Down” (* Twisted
Sister), “Beat On The Brat” (* The Ramones), “Sheena
Is A Punk Rocker“ (* The Ramones), „Sonic Reducer”
(Dead Boys), “I’ve Got the Fire” (* Montrose), “Black
Train” (* Montrose), “Rock The Nation” (* Montrose),
“Space Station #5”(* Montrose), “Rock Candy” Rock
Candy. Ich kann diese Frage nicht noch eine Woche länger beantwor ten…
(* "Koloratursopran" ist ein Begriff aus der klassischen
Musik und bezieht sich auf die Sopranstimme mit Koloratur-Fähigkeit, das heißt einer besonderen "Beweglichkeit
vor allem im hohen, stimmlichen Register", also die Fähigkeit sehr hohe Töne zu treffen)
(* "The Producers" ist ein Spielfilm aus dem Jahr 2.005.
Das Musical basiert auf der gleichnamigen Theaterproduktion von 2.001, die erfolgreich auf dem New Yorker
Broadway- und in London aufgeführt wurde.)
Wenn ich nicht ganz falsch liege, so schätze ich, daß
du die Wurzeln des Rock`n‘Roll bzw. die des späteren Hard Rock, aus dem der Heavy Metal hervorging, schon recht gut mitbekommen hast?! Ich
denke da an einige Bands, die du bereits nanntest,
wie zum Beispiel: THE BEATLES, THE ROLLING
STONES oder auch THE STOOGES, THE DOORS,
JIMI HENDRIX und Andere...
Ja, sie hatten einen großen Einfluss auf mich, zusammen
mit der New York City Punk Szene und all´ den großartigen Bands, die davon ein Teil waren. Ich arbeitete bei
„Max`s Kansas City“ als Lemmy (* Motörhead) und Phil
Lynott (* Thin Lizzy Gitarrist/ Bassist; er starb 1.986) dor t
abhingen und ich glaube sogar Madonna hat in derselben Woche dor t gespielt?!
The Newrace (* Neil`s erste Band) haben gespielt, da
wir auf demselben Flyer standen. Ich habe auch die Starz
im „Great Gildersleeves“ (* ein New Yorker Club) spielen sehen und sogar die Hellcats im „Trax“ mit Richie
Havens und Steven Tyler (* Aerosmith Sänger), als er
damals Krach mit seiner Frau hatte. Ich habe auch Bands
wie Red Aler t und 212 mit Richie Scarlett im „Great Gildersleeves“ gesehen. Twisted Sister habe ich im „Hammerheads“ gesehen mit Cintron. Und auch die Beggars
Opera habe ich schon gesehen. Genauso auch Zebra,
Steeplechase, Rat Race Choir habe ich gesehen. Es gibt
viele großar tige Erinnerungen, wie The Ramones 1977
im „Statler Hilton“ in der ersten Reihe gesehen zu haben,
sowie auch 1979 im „Lincoln Plaza“. Ich war ein Mitglied
der originalen New York City Punk Szene.
Als wir zusammen in derselben Klasse im „Freshman
Jahr“ der Highschool waren, stand Scott Ian (* Anthrax
Gitarrist) sehr auf Cheap Trick, KISS, The Who, Pat Benatar, Cheap Trick und Pink Floyd. Das war die Zeit, als ich
so richtig in der Punk Szene von New York City war, aber
gleichzeitig auch Van Halen`s „I“ & „II“ und Jimi Hendrix,
Black Sabbath und Judas Priest liebte. Das war noch vor
Iron Maiden und den später auf kommenden Metallica,
die ich dann zwar schätzte, aber nie durch eine ähnliche
Phase ging wie die anderen Jungs. Ich war allerdings be-
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geister t von meinem ersten Konzer tbesuch bei KISS im
„Madison Square Garden“ 1978, wobei die Aufnahmen
zum KISS Album „Alive II“ gemacht wurden. Und während der „Blizzard of Ozz“- (* Ozzy Osbourne) Tournee
mit Randy Rhoads, der vom obersten Punkt des „Nassau Coloseums“ sprang. Und Ronnie James Dio (R.I.P.),
während der Live Aufnahmen von „Black and Blue“
(* erschienen als Video und später auch auf DVD) im
„Nassau Coloseum“, Freddie Mercury (* R.I.P., Queen)
im Madison`s Square Garden und AC/DC`s „Back in
Black“ Tourkonzer t im „The New York Palladium“. Das
waren einige der besten Konzer te, die ich jemals sah. Von
großer Bedeutung war auch die Judas Priest „Point Of
Entry“- Tour im „The Pier“ in New York, wo sie beim letzten Konzer t der Tour ihre Gür tel und Lederjacken in die
Menge warfen. Stell´ dir vor so etwas damals zu erleben.
Wow! Unvergesslicher Shit! Selbst Jeff Beck im Palladium
mit der Tour zum Album „There and Back“. Ich liebte
Heavy Metal, Progressive Rock und Punk Rock - cooler
Avantgarde- Shit.
(* Starz, eine Hard Rock Band aus New Jersey, USA;
gründeten sich 1.975)
(* Richie Havens ist ein amerikanischer Folk Sänger; er
spielte unter anderem 1.969 beim weltberühmten amerikanischen Woodstock Festival)
(* Richie Scarlett hat unter anderem schon mit Ace Frehley, ex- Kiss, und Sebastian Bach, ex- Skid Row, zusammen gearbeitet)
(* als das „Freshman Jahr“ bezeichnet man das erste Jahr an
der High School, quasi „Frischfleisch an der High School“)
(* Jeff Beck war von 1.965-1.966 bei den Yardbirds und
gründete danach die Jeff Beck Group)
Soweit ich weiß, spielst du auch Gitarre. Hast du
bereits als Kind begonnen Gitarre zu lernen?
Ja, ich habe als Kind Gitarrenunterricht genommen, aber
ich habe eigentlich nichts gelernt, weil die Gitarrenlehrerin große Titten hatte und ich war mehr an denen
interessier t, als ich 12 oder 13 Jahre war. Ich habe dann
über die Jahre Gitarre gespielt, hauptsächlich, weil es
Spaß gemacht hat und ich großen Enthusiasmus und
viel Leidenschaft dafür entwickelte. Ich liebte damals die
großar tigen Tonabnehmer der Les Paul über den Marshall Verstärker. Heute mag ich mehr die Les Paul in
Kombination mit einem Diezel- oder ENGL Verstärker.
Ich schreibe immer neue Songs und nehme sie als Demos
auf. Ich liebe es Gitarre zu spielen.
Was war deine erste Gitarre für ein Model? Und
besitzt du sie noch?
nes Poster aus so einer Zeitschrift brachte es auf bis zu
40,-DDR-Mark. Kleine Ar tikel aus diesen Zeitungen wurden abfotografier t, vergrößer t und als schwarz/ weißFoto wieder verkauft. Meine Oma brachte mir anno 1984
sogar die allererste Ausgabe des Metal Hammer aus
dem Westen (* BRD) mit. Wenn ich damals bereits gewußt hätte, was das mal für eine Rarität wird, hätte ich
das Ding nicht ausgeschlachtet.
Konnten deiner Meinung nach DDR Zeitschriften,
wie zum Beispiel „Neues Leben“ oder auch „Melodie & Rhythmus“, mit den westlichen Jugendzeitschriften mithalten? (* als kleine Anmerkung für die,
die nicht in der DDR aufgewachsen sind: DDR Zeitschriften unterlagen, genauso wie Bands aus der DDR,
einer Staatszensur, was Themen etc. betraf.)
„Lobo der Wolf“, das war wohl die ultimative Story seinerzeit. Es ging um einen Motorrad- Rocker aus der BRD,
an dem natürlich kein gutes Haar gelassen wurde. Und
das war gut so. Denn endlich hatte man ein Vorbild. Der
Typ war abgebildet auf seiner Chopper mit nietendurchtränkter Lederjacke und natürlich einer Ledermütze àla
Rob Halford (* Judas Priest Sänger). Und Tatsache hat
man sich das Zeug besorgt. Die Quellen lasse ich mal
lieber unerwähnt. Vielleicht gibt es noch den einen oder
anderen Eisenbahner/ Lokführer, der das mit der Verjährung nicht so genau nimmt?!
Die beiden genannten Zeitschriften waren nicht ganz so
meine Lektüre, da dor t recht selten etwas über Metal zu
lesen war. Erinnern kann ich mich auf jeden Fall an einen
Ar tikel über Judas Priest und einen anderen Ar tikel über
Kiss. Es könnte sogar sein, daß ich die noch besitze. Die
spiegeln natürlich erstklassig die damalige Staatszensur
wieder, zumal Kiss mit der Ostband Reform verglichen
wurde und Kiss bei diesem Vergleich nicht gut wegkamen.
Ich kann mich allerdings nicht daran erinnern, daß Reform
jemals vor 100000 Zuschauern gespielt haben. Damit ist
wohl die Frage auch geklär t, ob diese Zeitschriften mithalten konnten.
(* der Begriff „Chopper“ war ab Ende der 1.940er Jahre
eine gängige, aus Kalifornien stammende, Bezeichnung
für Motorräder -meist Marke Harley Davidson-. „Top
Chop“ bedeutet soviel wie „(ab)hacken“, was darauf zurückgeht, daß Dinge abmontier t wurden, die manchem
Besitzer überflüssig erschienen.)
Nahezu essentiell wichtig waren Sendeformate
wie „Tendenz Hard bis Heavy“ des DDR- Radiosenders DT64. Man nahm selbst bei schlechtestem
Sendeempfang auf Kassette auf. Heutzutage gibt
es Metal quasi im Überfluss an jeder Ecke. Zu wel-
chem Resultat kommst du für dich, wenn du das
Damals mit dem Heute vergleichst?
Das Aufnehmen und Anhören einer Kassette oder das
Abspielen einer LP hatte- und hat nach- wie vor seinen
eigenen Charme. Liebhaber werden sicherlich das analoge Medium nicht verlassen, zumal der geneigte Zuhörer
ja dem optimalen Klanggenuß frönen kann. In unserer
jetzigen, schnelllebigen Zeit ist das digitale Medium natürlich up to date und man will es auch nicht mehr missen.
Für mich, da wir in der Kneipe ja mittlerweile auch auf
Computer umgestellt haben, ist die Sache von unschätzbarem Wer t geworden. Datentransfer via USB-Stick innerhalb von Sekunden. Das ist zwar auf der einen Seite
nicht schlecht, da man viel Zeit spar t, aber auf der anderen Seite geht es sicherlich zu Lasten des Spirits. Wenn
ich daran denke was man früher für einen Kult darum
gemacht hat und welche technischen Voraussetzungen
notwendig waren, wie man diese Probleme gemeister t
hat und trotzdem nur eine drittklassige Aufnahme hatte,
komme ich immer wieder gern ins Schmunzeln.
40-50 Alben trägt man heute am Schlüsselbund mit sich
herum. Wenn du das vor 20 Jahren Jemandem prophezeit
hättest, wärest du wahrscheinlich in der geschlossenen
Abteilung der Psychiatrie gelandet!
Wie reagierten deine Eltern damals auf die länger
werdenden Haare und deine Nähe zur Metal Szene? Man muß hier gerade für die Jüngeren, unter
den Lesern dazu sagen, daß die Organe der DDRRegierung, sprich Stasi, Polizei, ABV (* = AbschnittsBeVollmächtigter; eine Ar t Bezirkssheriff) etc. dem
Staate nicht gerade wohlgesonnene Szenen wie
Metal, Rock, Punk etc. stets einen äußerst schwierigen Stand hatten. Oft wurden aus reiner Schikane Personenkontrollen, oftmals auch direkt auf der
Polizeiwache, was in vielen Fällen mit Prügel- und
auch Direktinhaftierung einherging, durchgeführt.
Ich hatte ja anfangs erläuter t, daß meine Eltern bereits
geschieden waren, als ich anfing, dem Metal zu frönen.
Meiner Mutter war es eigentlich relativ rille welche Musik
ich höre. Allerdings hatte ich ein Poster von Rose Tattoo
an meine Wand gepinnt und damit war meine Mutter
nicht einverstanden. „Alles Knastis...!“ oder so ähnlich
hat sie sich ausgedrückt. Zum Thema länger werdende
Haare gab es wohl den ultimativen Spruch aller Eltern:
„Lange Haare ja - aber gepflegt müssen sie sein!“ So lief
das auch bei mir.
Der ABV in meinem Distrikt war eigentlich ganz umgänglich. Im eigenen Revier macht man ja auch keine
Dummheiten. Wenn wir auf Konzer te gefahren sind, sah
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die Sache schon etwas anders aus. Da kann ich mich
noch an so manche Saalschlacht erinnern, was in den
meisten Fällen eine Verhaftung mit kurzzeitiger Inhaftierung nach sich zog.
Mit der Stasi habe ich es niemals direkt zu tun bekommen,
obwohl ich inzwischen weiß, daß einige aus unserer Metal
Clique auch für die „Firma“ gearbeitet haben.
Wie hast du den Fall der Mauer- und die Zeit um
den Mauerfall 1.989 dann erlebt?
Ich war zu der Zeit bei der NVA (Nationale Volksarmee)
und konnte alles nur über die öffentlichen Medien verfolgen. Es herrschte zu diesem Zeitpunkt eine absolute Urlaubs- und Ausgangssperre, so daß ich 17 Wochen nicht
zu Hause war. Mein erster Urlaub war dann Silvester
1989. So schnell es ging, bin ich mit dem Zug nach WestBerlin gefahren, um mir noch mein Begrüßungsgeld abzuholen, ich war aber erst nach 18:00 Uhr da und damit
war es verwirkt. Schade, das hätte ich garantier t alles in
Vinyl umgesetzt.
(* die NVA; Nationale Volksarmee; war die Armee der DDR)
An was denkst du spontan zurück, wenn du dich
an die '80er erinnerst?
An den ersten Sex natürlich. Nicht daß dies´ meinen Weg
geprägt hätte, aber interessant war es allemal. Und dann
waren da die Konzer te zu denen man eigentlich jedes
Wochenende fuhr. Autos hatten wir zu diesem Zeitpunkt
logischerweise nicht, aber es gab immer einen Reisedienstleiter, der sich erkundigen mußte, wie man am
Effizientesten von Dresden zum Veranstaltungsor t kam.
Und was am Wichtigsten war: wann- und wie kam man
auch wieder zurück. Stellenweise versagten diese Personen auch, so daß man gezwungen war, die halbe Nacht
auf einem wildfremden Bahnhof zu campieren bei meist
recht unangenehmen Temperaturen. Aber es hat uns
nicht umgebracht und trotzdem ist man am kommenden Wochenende erneut losgezogen. Die Bands, zu denen man damals fuhr, hießen MCB, Biest, Desaster Area,
Blackout, Pent, Titan, Pharao - um nur einige zu nennen.
Getroffen wurde sich meist gegen 14:00 Uhr am Hauptbahnhof und dann ging es los in Richtung Chemnitz,
Lichtenstein, Neupetershain, Ostritz, Röderau, Ruhland,
Freiberg, Pirna usw. Unser Äußeres unterschied sich
bestimmt nicht von dem unserer westlichen Nachbarn:
Lederjacke, Lederhose (soweit vorhanden), ansonsten
Thrasher Jeans, knöchelhohe Turnschuhe aus Polen oder
Tschechien, Pyramidennietengür tel aus eigener Fer tigung,
Patronengür tel ohne Munition aus NVA Beständen und
natürlich das Heiligste: die Kutte!
Ich habe sie zerschmetter t. Es war eine billige Akustikgitarre mit Nylon- Saiten. Das hat sich damals sehr gut
angefühlt. Ich glaube, ich habe The Who und Jimi Hendrix einmal zu oft angesehen und hab´ mich wohl etwas
zu sehr mitreißen lassen?! Meine zweite Gitarre war eine
elektrische second hand Gibson Explorer und jetzt habe
ich viele Gibson`s. Einige meiner Favoriten sind Gibson
Les Paul Custom Shop John Sykes und die Gary Moore
Signature Modelle.
Auch wenn du es bereits angedeutet hast: Mit welcher subkulturellen Szene kamst du als erstes in
Berührung?
Ich würde sagen, das war die New York Underground
Punk Szene in „Max’s Kansas City“ und die der Clubs
„CBGB’s“ und „Great Gildersleeves“ im East Village in
New York City (* USA).
Hast du vor ANTHRAX bereits in anderen Bands
gespielt?
Meine erste Band war The Newrace, da war ich 15 Jahre,
aber ich habe bereits mit 14 Jahren schon gesungen und
war bei ein paar Auditions. Ich war 3 Jahre bei den The
Newrace und wir spielten überall in New York City und in
den Stadtbezirken. Wir nahmen 2 Demos auf, die ich bis
Heute habe. Ich erinnere mich, daß ich vor The Newrace
eine Audition für eine Hard Rock Coverband hatte, in
der Larry Rudolph (der Manager von Britney Spears) der
Drummer war. Er hatte genug Know-How und wurde,
glaube ich, Anwalt. Er war in einer meiner Klassen in der
Bayside High School, N.Y., während meinem FreshmanJahr. Er war ein richtig talentier ter Drummer. Seine Band
spielte Thin Lizzy- und Montrose Cover. Da war ich noch
nicht so weit, aber es hat mich definitiv beeinflusst und
mir geholfen zu wachsen. (* Auditions kann man mit
„vorsingen/ vorspielen“ bei Bands übersetzen.)
Wann- und wo hattest du deinen allerersten Live
Auftritt? Beschreibe doch bitte mal die damaligen
Rahmenbedingungen?
CBGB’s, Ecke Bowery-3rd. Avenue in Lower Manhattan.
Obdachlose, die Einkaufswagen vor sich herschoben und
auf dem Fußweg herumlagen. Es gab immer welche, die
versuchten dir die Autoscheiben sauberzumachen und
einige wollten die Windschutzscheibe auf Hochglanz polieren, um dann um Geld zu bitten. Zumindest hatten wir
mehr Publikum, als bei meinem ersten Gig mit Anthrax.
Soweit ich weiß, kamst du 1.982 zu ANTHRAX.
Wie genau lief dein Einstieg bei ANTHRAX ab?
Ich bin im Sommer 1982 eingestiegen, nach etlichem Hin
und Her, nachdem wir Kontakt durch die Musiker- Kleinanzeigen vom „Good Times“ Magazin hatten. Scott Ian
hatte mich zuerst kontaktier t, da ich nach der Auflösung
von The Newrace eine Kleinanzeige aufgegeben hatte.
Ich war aber bereits seit 1 Monat oder so in einer anderen Band - AMRA. Scott Ian hatte keine aktuelle Ausgabe des „Good Times“ Magazin`s. Nach 1 ½ Monaten
rief ich ihn nochmal zurück, da die Dinge mit AMRA nicht
richtig funktionier ten. Ich spielte meinen ersten Gig mit
ihnen (*Anthrax) im frühen September 1982 im „Great
Gildersleeves“, nachdem ich im August 1982 bei ihnen
eingestiegen war, was mir weniger als 2 Wochen Zeit
zum Proben ließ. Ich hatte vorher bereits in dem Club mit
The Newrace gespielt.
In einem älteren Interview hast du mir von einigen Trinkgelagen mit den Jungs von METALLICA
erzählt, die in deine ANTHRAX Zeit fielen. Selbst
Cliff Burton (* R.I.P.; Bassist von METALLICA) hast du
noch kennengelernt. Ich nehme an, daß du somit
auch den damals jungen Dave Mustaine (* METALLICA Gründungsmitglied; danach gründete er die Band
MEGADEATH) noch kennengelernt hast?! Laß´ mich
raten, mit den damals ebenfalls noch jungen SLAYER hast du sicher auch rumgehangen, richtig?
Ich habe die Jungs von Slayer nie kennengelernt, aber
2.010 spielte ich 3 Shows mit Dave Lombardo`s Band
Philm und hinter der Bühne haben wir 2 Minuten miteinander gesprochen, dann mußte er weiter. Cliff Bur ton
(R.I.P.) war der coolste Typ bei Metallica und er war auch
derjenige, mit dem ich mich am Meisten verbunden gefühlt habe. Er war der bodenständigste Typ und brachte
eine einzigar tige Brillanz in den Sound von Metallica - irgendwie ein Lynyrd Skynyrd-Heavy Metal-Hippie-Ding.
Ich erinnere mich nicht nur an ihn als einen fantastischen
Bassisten, sondern auch als einen sehr lustigen und cleveren Typen. Wir konnten uns aber nicht ständig betrinken und ausflippen, weil wir meistens irgendwo abhingen,
Shows spielten oder alle total pleite waren. Die reichen
Kids bei Anthrax waren diejenigen, die ein paar Bier mitbrachten und die Mitfahrgelegenheiten boten und das ist
im Grunde auch, was sie taten, um sich bei Metallica beliebt zu machen. Dave Mustaine hat im „Paramount Theater“ (* am 8. April 1.983) in Staten Island versucht mir
meine Lederweste zu klauen. Ich habe dann dafür gesorgt, daß er sie zurückgibt. Falls ich mal ein Buch schreibe, mußt du die ganze Geschichte lesen. Ich habe nicht
mehr mit ihm gesprochen, seit er Metallica verlassen hat.
(* Dave Lombardo ist Gründungsmitglied und Drummer
von Slayer)
Doch kommen wir nun zu den musikalischen Fakten. 1.984 kam das ANTHRAX Debütalbum „Fistful
of Metal“ heraus. Songs wie „Metal Thrashing Mad“
oder auch „Soldiers of Metal“ sind bekannte Klassiker des Albums, die du, wie ein Großteil der Songs
auf „Fistful of Metal“, mindestens mitgeschrieben
hast. Es gibt ja die offene Vermutung, daß der Begriff „Thrash Metal“ also somit unter deiner Mitwirkung entstanden ist?! Kannst du etwas dazu sagen?
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Ich habe an allen Stücken mitgeschrieben, außer dem Alice Cooper Song (* „I’m Eighteen“) und dem instrumentalen „Howling Furies“. Die frühen Originale von Scott
Ian und Danny (* Dan Lilker; bis 1.984 Rhythmusgitarrist
bei Anthrax) waren schon ziemlich cool, ein bisschen wie
Iron Maiden manchmal, aber eben zu nah dran und ein
wenig zu unausgegoren (*im Sinne von unfertig). Zuerst
habe ich ihre Songs gesungen. Und das sind auch die
frühen Demos. Da ich schon bei meiner vorhergehenden Band Sänger und Songwriter war, schien es für mich
wie eine natürliche Entwicklung, die Gesangs- Melodien
und Texte mit beizusteuern. Das Endergebnis war dann:
„Soldiers Of Metal“, „Metal Thrashing Mad“, „Deathrider“, „Armed and Dangerous“, „Gung Ho“, etc. Ja, der
Ausdruck “Thrash Metal“ wurde in der Ausgabe vom
„Kerrang!“ Magazin festgelegt, in der Exciters „Violence
and Force“ das erste Mal von Malcolm Dome reviewed
wurde, der gern mit Wor ten spielte und „Metal Thrashing Mad“ zu “Of the Thrashing Metal Genre” umdrehte
und dann machte Xavier Russell die Review von „Fistful
Of Metal“. Es war in dieser Ausgabe, daß mein Song und
Songtitel “Metal Thrashing Mad” den Name „Thrash
Metal“ inspirier te. In diesem Fall gibt es einen dokumentier ten Beweis für den Fakt.
(* das Kerrang! Magazin; gegründet 1.981; ist eines der
herausragendsten, englischen Musik-Fachmagazine der
NWOBHM Zeit.)
Wie reagierten deine Eltern (ggf. Geschwister) auf
deinen Weg mit ANTHRAX? Gab es da kleineoder größere Konflikte, weil du zum Beispiel lange
Haare hattest und diese Art Musik machtest?
Ich habe eine Schwester, die meine Musik immer unterstützt hat. Meine Familie hat nicht verstanden, weshalb
ich für Anthrax sang und keinen einzigen Cent bekam,
während ich in der Band war, und auch am Merchandise kein Stück beteiligt wurde. Es war eindeutig wegen
der Gier, der Manipulation und wahrem Egoismus der
Plattenfirma, des Managements und anderer Beteiligter.
Deshalb begann meine Familie zu hinterfragen, was ich
da eigentlich tue. Es war ein Job, der ganze 2 Jahre lang
lief, ohne einen einzigen Gehaltsscheck während dieser
Zeit zu bekommen. Ich mache ihnen keinen Vorwurf, daß
sie deshalb angepisst waren. Sie haben mich viele Male
gewarnt, mit was für „slimeballs“ ich es da zu tun hatte.
(* „slimeballs“ kann man als „Widerlinge“ übersetzen.)
Welche Erinnerungen hast du an die " US Attack
Tour '84" zusammen mit METALLICA und RAVEN?
Ich erinnere mich, daß ich damals dachte, daß wir bei der
letzten Show der Tour tierisch gerockt haben, die auch
gleichzeitig meine letzte Show mit ihnen (*Anthrax) war.
Die Typen von Raven, John- und Mark Gallagher waren
immer sehr cool zu mir. Sie waren netter zu mir, als irgendeiner der Anthrax Typen. Die Jungs von Anthrax
waren extrem neidisch auf mich, weil ich mehr Aufmerk-
Diese war je nach Geschmack gestaltet. Bei mir waren
es Motörhead und Venom, die auf dem Rücken meiner
Kutte prangten. Gemalt wurde es natürlich selbst in mühevoller Kleinarbeit. Dazu wurde der Schriftzug der entsprechenden Band mittels Pergamentpapier vom Plattencover abgenommen, dann per Blaupause auf ein Stück
Sperrholz über tragen, dann mit der Laubsäge ausgesägt
und mit einer Feinfeile nachbearbeitet. Somit hatte man
eine Schablone, mit der man beliebig viele Kutten verzieren konnte. Da schwarze Textilmalfarbe in der DDR
natürlich zu Mangelware zählte, wurde dafür schwarze
Tusche verwendet. Weiße Textilmalfarbe zur Umrandung
gab es komischerweise immer. Bloß gut.
Soweit ich mitbekam, bist du offenbar auch gelernter „Veranstaltungstechniker“? Hast du das
noch zu DDR Zeiten gelernt oder war das eher
der sogenannte „zweite Bildungsweg“ nach der
deutsch-deutschen Wiedervereinigung?
Das ist so nicht ganz richtig. Den Beruf des Veranstaltungstechnikers habe ich nicht per Berufsabschluß gelernt, sondern erst ab 1997 via learning by doing. Diesen Beruf gibt es als Ausbildungsberuf ja auch erst seit
ein paar Jahren. Und die dor t heranwachsenden jungen
Fachkräfte verdrängen nach und nach die Ungelernten
vom Markt. Von daher arbeite ich auch nur noch ganz
selten in diesem Job.
Gelernt habe ich ursprünglich mal Werkzeugmacher.
Kurz nach der Wende habe ich dann mehrere Jahre als
Trockenbaumonteur gearbeitet. Danach habe ich noch
eine Ausbildung zum Karosseriebauer absolvier t. Meinen
Job als Gastronom tätige ich sozusagen ohne fundier te
Ausbildung. Was aber sicherlich nicht so tragisch ist, zumal das Gros der Kundschaft keinen gesteiger ten Wer t
auf fachmännische Bedienung und gehobene Gastronomie legt. Bei uns wird am Tresen bestellt und sofor t kassier t. Basta.
Laß´ uns nun ein kleinen Zeitsprung machen. Wie
kam es denn letztendlich zur Geburt eurer kultigen
Metalkneipe, dem „Heavy Duty“ in der Dresdner
Neustadt?
Das war Anfang 1999. Damals hießen die Initiatoren des
Ganzen noch Paul, Michi und Willi. Nach langem Hin- und
Herüberlegen war man sich schnell einig, daß noch eine
vier te Person nötig wäre. Alles aus der Tatsache heraus,
daß man die Kneipe lediglich als Hobby betrachtet und
nicht zum Bestreiten seines Lebensunterhaltes. In dieser
Phase stieß Frank („Langer“) zu uns, der die Idee einer
solchen Kneipe schon länger in sich trug.
Ein Konzept wurde erarbeitet, worin auch fixier t war,
daß die zu suchende Räumlichkeit auf jeden Fall die Möglichkeit von Live- Musik zulassen muß.
Ein glücklicher Zufall war es dann, der uns Anfang April
'99 einen Besichtigungstermin für die Louisenstr. 28 verschaffte. Einstimmig wurde beschlossen: „Das ist es!“ Ein
ca. 60 qm großer Raum mit Tresen im Erdgeschoß, dann
ein ca.10 m langer, abfallender Schlauch und zur Krönung
ein sich anschließender „Saal“ im Kellergeschoß mit dicken
Sandsteinmauern der ca. 80 qm groß ist.
Nun fragte man sich natürlich warum jemand eine so
ideale Location abstoßen will? Wo war hierbei der Haken? Die Antwor t war schnell gefunden. Die 3 vorherigen Betreiber, von denen 2 „etwas wärmer angehaucht
waren“, betrieben dor t eine Schwulen- Bar. Irgendwann
kriselte es dann und der „kühlere“ von den Dreien wollte
das Konzept for tsetzen. Allerdings wohl nicht mit großem
Erfolg. Deshalb ließ er dann wilde Techno Par tys folgen,
die aber aufgrund der unzureichenden Lärmdämmung
nicht gerade auf Verständnis der Hausbewohner stießen.
Er wurde kurzerhand rausgeklagt.
Und jetzt kamen wir also und wollten eine Metalkneipe
mit Live-Musik eröffnen. Nicht unbedingt das Non Plus
Ultra für eine Location mit einer solchen Vorgeschichte.
Aber wider Erwar tend zeigten sich die Hauseigentümer
verhandlungsbereit. Aufgrund fundier ter Kenntnisse im
Bereich Wärme- und Geräuschdämmung konnten wir die
Eigentümer davon überzeugen, diesen Par t fachmännisch
in Eigenleistung zu übernehmen.
Was jetzt folgte, waren Wochen und Monate voller Entbehrungen. Anfang Mai erhielten wir die Schlüssel und
Anfang Juli sollte eröffnet werden. Nicht ganz einfach für
4 Jungs, die tagsüber ihren Job, als Veranstaltungstechniker, ausüben und nach Feierabend eine Kneipe renovieren. Dies´ sah Michi genauso und stieg aus. Und nun
waren wir nur noch zu dritt. Das machte es nicht unbedingt einfacher. Jetzt kamen wir nicht mehr umhin, das
streng gehütete Geheimnis (was es bis dato war), einigen
Leuten zu offenbaren und sie um Mithilfe zu bitten. Ihnen
sei an dieser Stelle noch mal gedankt, da wir es ohne sie
niemals geschafft hätten.
Nach und nach entstand langsam das Flair, wie wir es
uns vorstellten und der Termin der Eröffnung rückte immer näher. Der Buschfunk war in dieser Zeit auch nicht
untätig und so waren bereits viele Leute mit Gerüchten überschüttet worden, was deren Neugier natürlich
enorm steiger te.
Dann endlich der Tag der Eröffnung. Der 02.07.1999. Ein
geschichtsträchtiger Tag. Etwa 300 Leute wollten nun
endlich wissen, wer- und was sich hinter dem Namen
„HEAVY DUTY“ verbirgt. Und nicht wenige waren mit
dem Erblickten zufrieden.
Die zwei Live-Bands Empire (R.I.P.) und Hammond Eggs
(R.I.P.) sorgten für die musikalische Abrundung dieses
Abends. Die Stimmung war super und es wurde eine ausgelassene Par ty bis in die frühen Morgenstunden.
Das war also geschafft. Jetzt hieß es in einen normalen
Kneipenbetrieb überzugehen. Auch nicht ganz einfach bei
3 Leuten, die denselben Beruf ausüben, in dem ja nicht
selten auch nachts und am Wochenende gearbeitet wird.
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Hier bedurfte es einer recht ausgeklügelten Koordination
und Organisation. Das Ganze funktionier te auch bis ca.
Oktober '99. Dann machte uns Paul die Offer te, daß er,
aufgrund von plötzlichen Veränderungen in seinem Leben, den Standor t Dresden verlassen müsse.
Glücklicherweise konnten wir dann im Juni 2000 unsere
Steffi fest bei uns einstellen. Sie unterstützte uns schon
vorher bei Engpässen in der Personalplanung und wir gewannen immer mehr das Gefühl, daß auch sie die Kneipe
„lebt“. Mittlerweile hat sie ihr Abi nachgeholt und arbeitet jetzt in einem Pflegeheim.
Resümierend kann man jetzt noch anfügen, daß wir (der
„Lange“- und ich) froh sind, trotz diverser Rückschläge,
nie den Gedanken gehegt zu haben, die Kneipe aufzugeben. Und daran hat unser Stammpublikum den größten
Verdienst.
Danke auch an alle Bands, die bisher bei uns gespielt haben- und noch spielen werden. Ihr macht die Abende zu
unvergesslichen Ereignissen!
Umreiße doch bitte mal welche Hürden, auch im
Vorfeld der Eröffnung (* das HD wurde 1.999 eröffnet), ihr so nehmen mußtet- und was euch antrieb
euer Ding durchzuziehen? Gerade auch vor dem
Hintergrund, daß ihr das HD in den ersten Jahren noch neben Hauptjob und Familie geschmissen
habt und somit unter einer permanenten Doppelbelastung standet…
Einen Teil davon habe ich ja bereits in der vorigen Frage
beantwor tet.