Grünabfall- und Schnittholzholzverwertung in Schleswig
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Grünabfall- und Schnittholzholzverwertung in Schleswig
Grünabfall- und Schnittholzholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten Untersucht in den Kreisen Nordfriesland, Rendsburg-Eckernförde, und Segeberg, im Auftrag des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein. März 2011 BWS Unternehmensberatung Umweltschutz Dipl.-Ing. Broder Schütt Klinkerstraße 54 25436 Moorrege [email protected] -2- Inhaltsverzeichnis Seite Zusammenfassung 1. Aufgabenstellung und Projektziel 6 1.1 Einleitung 6 1.2 Aufgabenstellung 7 1.3 Vorgehensweise 7 2. Grünabfallaufkommen 7 2.1 Statistisch erfassbare Mengen 7 2.2 Definition Grünabfall 8 3 Rechtliche Rahmenbedingungen 9 3.1 Bioabfallverordnung (BioAbfV) 9 3.2 Düngemittelverordnung (DüMV) 9 3.3 Gesetz für den Vorrang erneuerbarer Energien (EEG) 9 4. Eigenschaften von Grünabfall 10 4.1 Stoffliche Eigenschaften 10 4.2 Volumen- und Gewichtsangaben 11 5. Basisdaten der Kreise Nordfriesland, Segeberg und Rendsburg-Eckernförde 13 5.1 Kreis Nordfriesland 13 5.2 Kreis Rendsburg-Eckernförde 14 5.3 Kreis Segeberg 14 6. Grünabfall Anfallorte und Mengen 15 6.1 Allgemeines zu Anfallorten und spezifischen Mengen 15 6.2 Situation in Schleswig-Holstein 16 6.2.2 Gemeindliche Plätze 17 6.2.3 Gewerbliche Grünabfallerzeuger 18 6.2.4 Reet 20 6.2.5 Friedhofsabfälle 21 6.2.6 Naturschutzflächen 22 6.2.7 Grünabfälle aus der Straßenunterhaltung 24 6.2.7.1 Grasschnitt 24 6.2.7.2 Gehölzschnitt 27 6.2.7.3 Bankettschälgut 29 Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten -37. Knick- und Baumpflege 30 8. Entsorgungswege und Mengenpotentiale 34 9. Verwertungsstrukturen 36 9.1 Kompostierung 36 9.2 Fermentierung 37 9.3 Hackschnitzelverbrennungsanlagen 38 10. CO2-Einsparpotenziale 39 10.1 Grünabfall, stoffliche Verwertung 39 10.2 Grünabfall, energetische Verwertung 40 10.3 Hackschnitzel 42 11. Szenarien 42 12. Fazit und Handlungsempfehlungen 43 13 Tabellen 14 Abbildungen 15 Literatur 16 Abkürzungen Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten -4Zusammenfassung Ziel der Studie ist die Ermittlung der in Schleswig-Holstein anfallenden Grünabfälle und die Bewertung der stofflich und energetisch nutzbaren Mengenpotenziale im Hinblick auf Klimaschutzaspekte. Exemplarisch wird das Grünabfallaufkommen in den drei Kreisen Rendsburg-Eckernförde, Nordfriesland und Segeberg erhoben und soweit möglich auf Landesebene hochgerechnet. Grünabfälle umfassen herkunftsspezifisch ein weites Spektrum unterschiedlicher Materialien. Im Rahmen dieser Studie werden • Grünabfälle aus getrennter Sammlung • Friedhofsabfälle • Mahd aus Naturschutzflächen • Grünabfall aus der Straßenunterhaltung • Gehölzschnitt • Knick- und Baumpflege • Reet im Hinblick auf die erfassbaren Mengenpotenziale und die bestehenden Entsorgungsstrukturen sowie das CO2 - Einsparpotenzial bewertet. Zur Ermittlung der anfallenden Mengen werden u.a. die statistischen Erhebungen des LLUR verwendet. Diese decken jedoch nur einen Teilbereich der Grünabfälle, die in immissionsschutzrechtlich genehmigten Anlagen > 3000 Mg/a erfasst werden, ab. Die weiteren Grünabfallpotenziale, die Gegenstand dieser Studie sind, sind über Abfragen und Recherchen ermittelt worden. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass in Schleswig-Holstein die insgesamt verwerteten Grünabfallmengen bei 59 kg Frischmasse Grünabfall pro Einwohner und Jahr (Kg FM/E*a) liegen. Damit liegt SH über dem ermittelten Durchschnittswert des Bundesgebietes von 54 kg/E*a. Die größte Menge an Grünabfall wird bei den nach BImSchG genehmigten Sammelplätzen bzw. Anlagen erfasst. Dieses Aufkommen liegt auf der Grundlage der Auswertungen aus 2009 landesweit bei 167.745 Mg FM/a. Ein erhebliches Mengenpotenzial fällt auch im Bereich des Grasschnitts von Straßenrändern an. Dieses beträgt landesweit rd. 123.000 Mg FM/a. Berücksichtigt wird hier ausschließlich der Grasschnitt, der bei Bundes-, Land-, Kreis- und Gemeindestraßen anfällt. Der Grasschnitt, der zusätzlich noch an Autobahnen anfällt, liegt lt. Studie landesweit bei 9.333 Mg FM/a. Dieses Potenzial wird wegen der Schadstoffproblematik jedoch nicht weiter berücksichtigt. Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten -5Im Bereich der Straßenränder wird neben dem Grasschnitt auch das Gehölzschnittpotenzial betrachtet. Gehölzschnitt von Straßenrändern weist im Vergleich zu dem von Waldgebieten oder Knicks eine schlechtere Qualität und geringere Menge auf, da der Anteil dünnerer Äste höher ist. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass das technisch nutzbare Gehölzschnittpotenzial landesweit an Autobahnen bei 2.046 Mg FM/a und bei BundesLandes- und Kreisstraßen bei 19.062 Mg FM/a liegt. Gehölzschnitt fällt auch bei der Knick- und Baumpflege an. Um hier ein realistisches Mengenpotenzial ermitteln zu können, wird die Gesamtlänge der Knicks in SchleswigHolstein unter Berücksichtigung der qualitativen Ausprägung des Gehölzbewuchses betrachtet. Die Gesamtlänge der Knicks beträgt 68.2811 km; Knicks die sich entlang von Straßen befinden, wurden bereits bei der Ermittlung des Gehölzschnittpotenzials von Straßenrändern zugrundegelegt und werden hier nicht mehr berücksichtigt. Danach ergibt sich eine Knicklänge von 55.849 km. Rund ein Drittel davon weist gar keinen oder nur einen lückenhaft ausgeprägten Gehölzbewuchs auf. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass bei der Beerntung der Knicks in SchleswigHolstein unter Berücksichtigung eines Beerntungsintervalls von 12 Jahren und 15 m3 FM Hackschnitzel pro 100 Meter Knick, insgesamt rd. 488.679 m3 FM/a Hackschnitzel in Schleswig-Holstein anfallen. Auf den Naturschutzflächen des Landes Schleswig-Holstein wird ein Anteil von ca. 4.000 bis 10.000 ha als Grünlandmähflächen genutzt, der ein erhebliches verwertbares Grünabfallpotenzial darstellt, welches durch die zukünftige Flächenentwicklung auf Naturschutzflächen noch gesteigert werden könnte. Dieses Potenzial bedarf aber noch eingehender Bewertung, um belastbare Aussagen im Hinblick auf die energetisch nutzbaren Anteile treffen zu können. Die Grünabfallmengen von Naturschutzflächen werden deshalb bei den Potenzialermittlungen vorerst nicht berücksichtigt. Bei den gewerblichen Grünabfallerzeugern, Baumschulen, Garten- und Landschaftsgärtnern, Gartencentern und Friedhofsabfällen wurden die anfallenden Mengen und deren Entsorgungswege über Fragebögen ermittelt. Im Kreis Nordfriesland wurden auch die Reetdachdecker hierzu angeschrieben. Die Auswertung dieses Grünabfallpotenzials wurde kreisspezifisch vorgenommen, da eine Hochrechnung auf Landesebene wegen der regionaltypischen Struktur nicht sinnvoll ist. 1 Ermittelter Wert aus Luftbildinterpretation auf der Basis der CIR-Invekos - Befliegung 2004 Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten -6Als Ergebnis lässt sich feststellen, dass der Grünabfall im Bereich der Baumschulen zu 68% und bei den Garten- und Landschaftsgärtnern zu 46% im eigenen Betrieb zur Kompostherstellung verwertet wird. In den Gartencentern sind die anfallenden Grünabfälle sehr gering und werden deshalb nicht weiter betrachtet. Für die Friedhofsabfälle wird ein durchschnittliches Grünabfallaufkommen in Höhe von 0,0352 m3 FM/E*a ermittelt. Es wird davon ausgegangen, dass max. 50% der Friedhofsabfälle auf den Friedhöfen selbst verwertet werden. Der andere Teil wird gemeindlichen Sammelplätzen oder Kompostanlagen zugeführt und ist in deren Mengenangaben enthalten. Im Kreis Nordfriesland wird das Reetaufkommen mit insgesamt 4.380 m3 FM/a angegeben. Davon werden rd. 3.580 m3 FM (85%) externen Anlagen zur Verwertung zugeführt. Anhand von fünf verschiedenen Szenarien (Kompostierung sämtlicher Grünabfallmengen (Szenario I), Kompostierung der Grünabfallmengen zuzüglich Grasschnitt (Szenario II), Kompostierung der Grünabfallmengen und energetische Nutzung der holzigen und krautigen Fraktion (Szenario III), energetische Nutzung der krautigen Fraktion sowie des Grasschnitts (Szenario IV), energetische Verwertung der Hackschnitzel aus Knick- und Straßengehölzpflege (Szenario V) werden schließlich CO2-Einsparpotenziale berechnet. Danach liegt das größte CO2-Einsparpotenzial bei der kombinierten stofflichen und energetischen Verwertung der verschiedenen Grünabfallfraktionen. Abschließend werden in der Studie Handlungsvorschläge für eine optimierte Grünabfallverwertung unter Berücksichtigung der Treibhausgasminderung gegeben. 1. Aufgabenstellung und Projektziel 1.1 Einleitung Biomasse kann als erneuerbare Energie einen wesentlichen Beitrag zur Energieversorgung leisten. In diesem Zusammenhang kommt der Optimierung der Bio- und Grünabfallbehandlung eine zunehmende Bedeutung zu. Während das energetisch nutzbare Potenzial der Bioabfälle in Schleswig-Holstein im Rahmen einer Studie in 2010 analysiert wurde, liegen keine vergleichbaren Informationen über das nutzbare Grünabfallpotenzial im Land vor. Im Rahmen dieser Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten -7Studie sollen dieses Potenzial und die vorhandenen Entsorgungsstrukturen analysiert und im Hinblick auf den Klimaschutz bewertet werden. 1.2 Aufgabenstellung Grünabfälle umfassen ein breites Spektrum herkunftsspezifischer unterschiedlicher Stoffe. Welche Art und welche Menge von Grünabfällen in Schleswig-Holstein anfallen und welche Erfassungs- und Entsorgungsstrukturen bestehen, sollen im Rahmen dieser Studie am Beispiel von drei Kreisen (Nordfriesland, Segeberg, Rendsburg-Eckernförde) untersucht werden. Ziel der Studie soll sein, das Potenzial der nutzbaren Grünabfälle zu ermitteln und eine Einschätzung vorzunehmen, welche Grünabfälle stofflich und/oder energetisch genutzt werden können. Abschließend soll die anteilige Treibhausgasminderung (CO2), die mit der Grünabfallverwertung erzielt werden kann, analysiert und bewertet werden. 1.3 Vorgehensweise Zur Ermittlung der erforderlichen Daten über das Grünabfallaufkommen und die bestehenden Entsorgungsstrukturen in SH, wurden Daten des LLUR über die erfassten Garten- und Parkabfällen aus 2009 verwendet. Zur weiteren Recherche von Grünabfallmengen, die keiner behördlichen Berichtspflicht unterliegen und z.B. über private Lohnunternehmen erfasst und gesammelt werden, sind Fragebögen versendet und ausgewertet worden. Das gesamte Spektrum der Grünabfälle wird zunächst in drei ausgewählten Kreisen ermittelt, da eine landesweite Bestandsaufnahme aufgrund der regional sehr unterschiedlichen Struktur im Rahmen dieser Studie nicht leistbar wäre. Gleichwohl werden für relevante Grünabfallmengen Aussagen über das landesweit anfallende Potenzial getroffen. 2. Grünabfallaufkommen 2.1 Statistisch erfassbare Mengen Als kommunale Grünabfälle werden diejenigen Pflanzenabfälle bezeichnet, die den öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern (örE) von den privaten Haushalten, Gewerbebetrieben oder der öffentlichen Hand zur Verwertung übergeben werden und deren Sammlung somit nicht über die Biotonne erfolgt. Diese Grünabfälle werden im Rahmen der jährlichen Siedlungsabfallbilanz erfasst. Dieser Mengenstrom stellt jedoch Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten -8nur einen Teil der insgesamt anfallenden Grünabfälle dar. Der überwiegende Anteil des Grünabfallaufkommens stammt aus Angaben immissionsschutzrechtlich genehmigter Anlagen mit einer Kapazität von > 3000 Mg/a. In Schleswig-Holstein wurden in 2009 rd.167.745 Mg FM Grünabfall aus getrennter Sammlung erfasst. Neben den v.g. erfassten Grünabfallmengen gibt es jedoch weitere Grünabfälle, die über privat organisierte Entsorgungsstrukturen erfasst und verwertet werden. Über dieses Grünabfallpotenzial und dessen Entsorgungswege liegen für Schleswig-Holstein jedoch keine Informationen vor. Des Weiteren gibt es Grünabfälle, die bisher nicht erfasst und/oder nur in sehr geringem Umfang verwertet werden, wie z. B. das Straßenbegleitgrün. Vor diesem Hintergrund soll das anfallende Grünabfallaufkommen in SH differenziert erfasst und bewertet werden. Hierbei handelt es sich um: • Grünabfälle aus getrennter Sammlung • Friedhofsabfälle • Mahd aus Naturschutzflächen • Grünabfall aus der Straßenunterhaltung • Gehölzschnitt • Knick- und Baumpflege • Reet 2.2 Definition Grünabfall Grünabfälle sind über separate Sammelsysteme (Hol- und Bringsysteme) erfasste Gartenabfälle und Strauchschnitt (ohne Vermischung mit nassen Küchenabfällen). Abfallschlüssel 20 02 01, „biologisch abbaubare Abfälle“. Gemäß geltender Bioabfallverordnung (BioAbfV) gehören zu diesen biologisch abbaubaren Abfällen: • Garten- und Parkabfälle, • Landschaftspflegeabfälle, • Gehölzrodungsrückstände, • pflanzliche Bestandteile des Treibsels. Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten -9- 3 Rechtliche Rahmenbedingungen Bei der Grünabfallverwertung kommen verschiedene rechtliche Regelungen zum Tragen. 3.1 Bioabfallverordnung (BioAbfV) Die rechtlichen Rahmenbedingungen für die stoffliche Nutzung von Grünabfällen sind durch die BioAbfV bestimmt. Der Anhang 1 der BioAbfV enthält spezifische Ausführungen und Hinweise für Abfälle, die als Grünabfall eingestuft werden. Diese Materialien (Grünabfall) dürfen auch als Bestandteil eines Gemisches auf Dauergrünland aufgebracht werden. 3.2 Düngemittelverordnung (DüMV) Das Inverkehrbringen der organischen Düngemittel (Kompost, Gärrest) ist durch die DüMV geregelt. Hier sind die Grünabfälle in der Liste 7.2.1, als zulässige Ausgangstoffe gelistet. 3.3 Gesetz für den Vorrang erneuerbarer Energien (EEG) Bezüglich der energetischen Verwertung kommt das EEG, Gesetz für den Vorrang erneuerbarer Energien, vom 25.10.2008, zum Tragen. Hier ist unter § 27 Abs. 4 Nr. 2 im Verbund mit Anlage 2 geregelt, dass Pflanzen und Pflanzenbestandteile, die im Rahmen der Landschaftspflege anfallen unter das EEG fallen und somit NawaRo-bonusfähig sind. Was unter Landschaftspflegematerial zu verstehen ist, wurde durch die Clearingstelle EEG in einer Empfehlung (CS 2008/48) definiert. Hier heißt es: „Pflanzen oder Pflanzenbestandteile fallen dann im Rahmen der Landschaftspflege an, wenn sie bei Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung eines bestimmten Zustands der Natur und Landschaft anfallen. Der Begriff des Landschaftspflegematerials ist aktivitätsbezogen und weit auszulegen; er umfasst auch Materialien aus forst- und landwirtschaftlicher sowie gartenbaulicher Tätigkeit, sofern diese vorrangig der Landschaftspflege dienen. Für ein „Anfallen“ im Rahmen der Landschaftspflege spricht eine widerlegliche Vermutung, wenn Schnitt- und Mahdgut auf folgenden Flächen anfällt: • gesetzlich geschützte Biotope, Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 10 • besonders geschützte Natur- und Landschaftsteile, • Vertragsnaturschutzflächen, Flächen aus Agrarumwelt- oder vergleichbaren Förderprogrammen, • Flächen, auf denen die Bewirtschaftungsauflagen der o. a. Programme freiwillig eingehalten werden sowie • Flächen, auf denen vegetationstechnische Pflegemaßnahmen durchgeführt, werden, einschließlich u. a. des hierbei anfallenden Straßenbegleitgrüns/-holzes, kommunalen Grasschnitts, Grünschnitts aus der privaten und öffentlichen Gartenund Parkpflege sowie von Golf- und Sportplätzen und von Randstreifen von Gewässern.“ Über den NawaRo-Bonus hinaus kann auch noch der sog. Landschaftspflegebonus in Anspruch genommen werden, wenn die Frischmasse der eingesetzten Landschaftspflegematerialien mehr als 50 % der zur Stromerzeugung eingesetzten Stoffe ausmachen. 4. Eigenschaften von Grünabfall 4.1 stoffliche Eigenschaften Grünabfälle weisen ein breites Spektrum unterschiedlicher stofflicher Eigenschaften auf. Die Verwertungseigenschaften wie Wassergehalt, Gehalt an organischer und mineralischer Substanz oder das Energiepotenzial unterscheiden sich je nach Jahreszeit und den spezifischen Rahmenbedingungen vor Ort erheblich. Im Herbst ist der Anfall von Laub und Gartenabfall naturgemäß hoch, während im Winter der Baumund Strauchschnitt einen höheren Anteil ausmacht. In den privaten Haushalten sind insbesondere im Frühjahr und Herbst die anfallenden Mengen höher. Grünabfall kann generell in „krautig“ und „holzig“ unterschieden werden. Untersuchungen haben ergeben, das der Anteil des Grünabfalls mit eher krautigen Bestandteilen bei 20 – 40 Vol. % liegt. Der Anteil mit eher holzigen Bestandteilen liegt bei 60 – 80 Vol. %. Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 11 - Abbildung 1: Grünabfallgemisch 4.2 Volumen- und Gewichtsangaben Messungen der Volumengewichte und weiterer Parameter (EdDE 11) haben deutliche jahreszeitlich bedingte Differenzen von Grünabfall ergeben. Diese liegen zwischen 300 und 530 kg/m³ FM, abhängig vom Wassergehalt und vom holzigen Anteil. Die meisten Mengenangaben in dieser Studie sind in Kubikmeter (m³) angegeben. Sofern eine Umrechnung auf die Masse notwendig ist, werden folgende Materialdichten angesetzt: • Grünabfallgemisch, unzerkleinert 400 kg/m³ FM • Friedhofsabfall, zerkleinert 600 kg/m³ FM • Straßengrün 800 kg/m³ FM • Hackschnitzel (frisch) 350 kg/m³ FM Angaben über Trockenmassegehalte (TM) von Grünabfall variieren in einem weiten Bereich. Sie reichen von 10 – 20 % bei frischem Grasschnitt und bis zu 60 – 80 % bei schon länger gelagertem Baum- und Strauchschnitt. Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 12 Für die nachfolgenden Berechnungen wird von einem durchschnittlichem Trockenmassegehalt des Grünabfallgemisches von 50 % ausgegangen und für Grasschnitt (Straßengrün) von 15 %. Die Gehalte an organischer Trockenmasse (OTM) werden genau so wie die der TM stark von den unterschiedlichen Fraktionen des Grünabfalls beeinflusst. Eine erhebliche Rolle spielt hier der Anteil der Bodenbestandteile im Grünabfall. Während die OTM in pflanzlichen Bestandteilen üblicherweise zwischen 90 – 98 Gew. % OTM (d. TM) liegt, liegen Grünabfallgemische auch schon mal bei nur 40 – 50 Gew. % OTM (d. TM). Bei so niedrigen OTM Gehalten ist aber ein erheblicher mineralischer Anteil zu vermuten. Für die energetische Nutzung von Grünabfällen sind der Brennwert (Ho) und der Heizwert (Hu) interessant. Diese variieren in Abhängigkeit von den genannten Parametern in einem sehr weiten Rahmen. Nimmt man ein typisches Grünabfallgemisch, so weist dieser einen Brennwert (Ho der TM) zwischen 8 bis 19 MJ/kg auf. Der Heizwert (Hu) hingegen liegt, in Abhängigkeit des teilweise sehr hohen Wassergehaltes, bei Werten im Bereich zwischen 1 und 13 MJ/kg. Abbildung 2: Grünabfallgemisch mit hohem Holzanteil Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 13 - Abbildung 3: Grünabfallgemisch mit hohem mineralischen Anteil 5. Basisdaten der betrachteten Kreise Nordfriesland, Rendsburg-Eckernförde und Segeberg Anhand der Kreise Nordfriesland, Rendsburg-Eckernförde und Segeberg soll das unterschiedliche Spektrum des Grünabfallaufkommens ermittelt und darauf aufbauend Aussagen über das landesweite Aufkommen getroffen werden. 5.1 Kreis Nordfriesland Fläche: 2.048,61 km² Einwohner: 165.707 (31. März 2010) Bevölkerungsdichte: 81 Einwohner je km² Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 14 - Abbildung 4: Lage des Kreises Nordfriesland in Schleswig-Holstein 5.2 Kreis Rendsburg-Eckernförde Fläche: 2.185,93 km² Einwohner: 270.542 (31. März 2010) Bevölkerungsdichte: 124 Einwohner je km² Abbildung 5: Lage des Kreises Rendsburg-Eckernförde in Schleswig-Holstein 5.3 Kreis Segeberg Fläche: 1.344,39 km² Einwohner: 258.140 (31. März 2010) Bevölkerungsdichte: 192 Einwohner je km² Abbildung 6: Lage des Kreises Segeberg in Schleswig-Holstein Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 15 - 6. Grünabfall Anfallorte und Mengen 6.1 Allgemeines zu Anfallorten und spezifischen Mengen Typische Bereiche in denen Grünabfälle anfallen sind neben den privaten Haushaltungen: • Gartenbaubetriebe • Gärtnereien • Baumschulen • Gartencenter • Gewächshausanlagen • Garten- und Parkanlagen • Friedhöfe • Naturschutzflächen • Straßenbanketten Im Wesentlichen wird Grünabfall über drei Entsorgungswege verwertet: • Biotonne • Eigenkompostierung • Abgabe an Entsorgungsanlagen oder gemeindliche Sammelplätze Über die Biotonne wird ein großer Teil der in privaten Haushaltungen anfallenden Grünabfälle entsorgt. Gewerbliche Grünabfallerzeuger verwerten den erzeugten Kompost überwiegend im eigenen Betrieb (Eigenkompostierung). Gemäß Statistischem Bundesamt (SBA 2007) beträgt die biologisch abbaubare Masse an Garten- und Parkabfällen in den Jahren von 2002 bis 2005 in der Bundesrepublik im Schnitt 4 Mio Mg jährlich. Diese Angabe bezieht sich allerdings nur auf die Garten- und Parkabfälle, die in immissionsschutzrechtlich genehmigten Anlagen (> 3.000 Mg/a) erfasst werden. Mengen die kleineren Anlagen zugeführt werden, oder komplett andere Entsorgungswege gehen, sind in dieser Statistik nicht enthalten. Die spezifische Grünabfallmenge beträgt danach im Bundesdurchschnitt 46 kg FM/E*a. Das Aufkommen in den neuen Bundesländern liegt bei 17 kg FM/E*a und in den alten Bundesländern bei 54 kg FM/E*a. Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 16 6.2 Situation in Schleswig-Holstein Den statistischen Erhebungen des LLUR zur Folge lag das Aufkommen an kompostierbaren Garten- und Parkabfällen aus getrennter Sammlung in 2009 landesweit bei 167.745 Mg FM/a. Das entspricht einer spezifischen Erfassungsmenge von 59 kg FM/E*a und liegt damit über dem Bundesdurchschnitt von 54 kg FM/E*a.Das spezifische Grünabfallaufkommen ist in Tabelle 1 dargestellt. Kreis S-H NF RD SE NF Einwohner (gerundet) 2.820.000 160.000 270.000 258.000 160.000 Grünabfallaufkommen gesamt spezifisch 2009 2009 Mg FM/a kg FM/E*a 167.745 59 1.960 12 17.867 66 56.284 218 9.630* 60 Tabelle 1: spezifisches Grünabfallaufkommen der zu untersuchenden Kreise * errechnet 9.630 Mg FM/a Im Kreis Segeberg liegt die Erfassungsmenge mit 218 kg FM/E*a weit über dem Durchschnitt. Dies hängt ursächlich mit der Randlage zu Hamburg zusammen, weil erhebliche Mengen aus Hamburg zu Anlagen im Kreis Segeberg geliefert werden. Für den Kreis Nordfriesland gilt die Besonderheit, dass hier mehrere private Entsorger tätig sind, die Grünabfälle sammeln und verwerten. Diese Mengen unterliegen aber keiner Nachweispflicht und werden deshalb nicht in der Abfallstatistik des LLUR erfasst. Deshalb beträgt das Grünabfallaufkommen nach den statistischen Angaben nur 1.960 Mg FM/a, was einer Erfassungsmenge von 12 kg FM/E*a entspricht. Das tatsächliche Grünabfallaufkommen dürfte jedoch deutlich höher liegen. Deshalb wird im Zuge dieser Studie eine Abschätzung der Grünabfallmenge für den Kreis Nordfriesland vorgenommen. Danach wurde ein Grünabfallaufkommen in 2009 von ca. 9.630 Mg FM ermittelt, was einer Erfassungsmenge von 60 kg FM/E*a entspricht. Im weiteren Verlauf der Studie wird mit diesen Werten gerechnet. Für den Kreis Rendsburg-Eckernförde wurden 4 private Entsorger angegeben, die Grünabfall verwerten, allerdings ohne relevante Mengenangaben. Aus dem Kreis Segeberg wurden darüber keine Informationen mitgeteilt. Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 17 6.2.2 Gemeindliche Plätze Um einen Überblick über die Erfassung der Grünabfälle in den einzelnen Städten und Gemeinden zu erhalten, wurden folgende Fragen im Rahmen der Fragebogenaktion gestellt: 1. Gibt es einen gemeindlichen Grünabfallsammelplatz? 2. Wenn ja, welche Mengen werden pro Jahr gesammelt und wie werden diese verwertet? 3. Werden Brauchtumsfeuer veranstaltet und wird hierfür Grünabfall verwendet? Die Auswertung der eingegangenen Fragebögen ist in Tabelle 2 dargestellt. NF Anzahl Gemeinden Sammelplätze Mengen m³ FM/a Brauchtumsfeuer RD 133 165 54 10 4.630 nicht relevant 17 6 SE 95 9 3.800 14 Tabelle 2: Gemeindliche Sammelplätze Deutlich wird, dass die Anzahl der im Kreis Nordfriesland vorhandenen gemeindlichen Sammelplätze erheblich höher ist als in den anderen Kreisen. Dieser Fakt korreliert mit den Daten der Tabelle 1, aus denen hervorgeht, dass im Kreisgebiet nur wenige nach BImSchG genehmigte Grünabfallplätze (Kompostplätze) vorhanden sind. Insgesamt haben 35 der angegebenen 54 gemeindlichen Sammelplätze keine Angaben über die jährlich erfassten Grünabfälle gemacht. Die größte Menge der auf den Sammelplätzen angelieferten Materialien wird geschreddert und kompostiert. Anschließend werden das Schreddergut und der Kompost durch die Gemeinden bzw. die Bürger verwertet. Ein Teil wird auch bei Brauchtumsfeuern verbrannt, wobei hierfür, insbesondere im Kreis Nordfriesland, separate Weihnachtsbaumsammelaktionen durchgeführt werden. Die Angaben über die verbrannten Mengen schwanken zwischen 10 und 150 m³ pro Feuer. Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 18 - Abbildung 7: Haufwerk für Biikebrennen 6.2.3 Gewerbliche Grünabfallerzeuger Um einen Überblick über die Grünabfallmengen bei gewerblich tätigen Grünabfallerzeugern zu erhalten, wurden Baumschulen, Garten- und Landschaftsgärtnern ,Gartencenter und im Kreis Nordfriesland auch Reetdachdecker angeschrieben. Von 124 angeschriebenen Betrieben antworteten 38, was einem Rücklauf von 31 % entspricht. In Tabelle 3 ist das Ergebnis der Fragebogenrücklaufs dargestellt. Kreis NF RD SE Baumschulen GaLa Bauer Gartencenter Reetdachdecker angeschr. Rücklauf angeschr. Rücklauf angeschr. Rücklauf angeschr. Rücklauf 9 4 8 3 10 3 16 6 24 6 12 4 5 3 27 7 9 2 4 0 Tabelle 3: Gewerbliche Grünabfallerzeuger, Fragebogenrücklauf Aus den Antworten der angeschriebenen Betriebe ergeben sich folgende Mengen und Verwertungswege, die in Tabelle 4 dargestellt sind: Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 19 - Gesamtaufkommen Verw. intern, Kompostierung Verw. extern in Verwertungsan. Verw. in Verbrennungsanlagen Entsorgung durch Brauchtumsfeuer Baumschulen GaLa Bauer Gartencenter Reetdachdecker m³ FM/a m³ FM/a m³ FM/a m³ FM/a 4.215 6.610 37 4.380 2.825 68% 2.015 46% 0 0% 0 0% 990 23% 2.395 54% 37 100% 3.580 85% 400 9% 2.200 50% 0 0% 0 0% 800 19% Tabelle 4: Auswertung der Fragebögen der gewerblichen Grünabfallerzeuger Es zeigt sich, dass insbesondere bei den Baumschulen die Verwertung zu 68 % im eigenen Betrieb erfolgt, in der Regel durch Kompostierung. Bei den Garten- und Landschaftsgärtnern werden lediglich 46 % im eigenen Betrieb zwecks Kompostherstellung verwertet. Die Grünabfallmassen, die in Gartenzentren anfallen, sind gering und bedürfen keiner gesonderten Bewertung. Im Übrigen muss davon ausgegangen werden, dass die in Verwertungsanlagen abgegeben Mengen in der Gesamtbilanz für die Verwertungsanlagen in Tabelle 1 oder 2 enthalten sind, sofern sie nicht in Landkreisen verbracht wurden, die nicht Gegenstand dieser Untersuchung sind. Da der Rücklauf von den angeschriebenen Betrieben bei nur 31 % liegt, lässt sich daraus sicher keine abschließende Darstellung über die gesamt anfallende Menge bei gewerblichen Grünabfallabfallerzeugern abbilden. In Tabelle 5 sind die nach Kreisen aufgegliederten intern verwerteten Grünabfallmengen bzw. die aus dem Grünabfall heraus gezogenen Mengen dargestellt, die für Verbrennungsanlagen aufbereitet wurden: Verwertung intern, Kompostierung Verwertung in Verbrennungsanlagen NF m³ FM/a 4.005 0 RD m³ FM/a 1.855 800 SE m³ FM/a 980 1.800 Tabelle 5: interne Verwertung von Grünabfall bei gewerblichen Grünabfallerzeugern Es ist davon auszugehen, dass bei der durchgeführten Umfrage nur ein Teil der tatsächlich in den Betrieben selbst verwerteten Menge erfasst wurde. Schätzt man, dass diese bei 50 % der tatsächlich erzeugten und in den Betrieben selbst verwerteten Grünabfallmenge liegt, dann ist die tatsächlich in Baumschulen und bei Garten- und Landschaftsgärtnern im eigenen Betrieb verwertete (kompostierte) Grünabfallmenge doppelt so hoch (s. Tabelle 6). Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 20 - Verwertung intern, Kompostierung Verwertung in Verbrennungsanlagen NF m³ FM/a 8.010 0 RD m³ FM/a 3.710 1.600 SE m³ FM/a 1.960 3.600 Tabelle 6: geschätzte interne Verwertung von Grünabfall bei gewerblichen Grünabfallerzeugern 6.2.4 Reet Reet wird im Rahmen dieser Studie ausschließlich im Kreis Nordfriesland betrachtet, da nur hier nennenswerte Mengen anfallen. Reet fällt als Abfall an, wenn mit Reet gedeckte Häuser neu gedeckt oder abgerissen werden. Das Abfallreet wird von den Reetdachdeckern in der Regel zu Bunden gepresst und bei den Entsorgern angeliefert. Lose angeliefertes Abfallreet ist eher die Ausnahme. Reetdachdecker entsorgen die gesamten Mengen in Verwertungsanlagen, abzüglich der Anteile, die bei Brauchtumsfeuern verbrannt werden. Im Kreis Nordfriesland wird das Reet überwiegend mit dem sonstigen Grünabfall zerkleinert und anschließend kompostiert. Die Kompostierung des durch das Schreddern gefaserten Reets ist gängige Praxis. Probleme treten auf, wenn im Reetabfall Bindedraht enthalten ist, mit dem das Reet auf den Dächern fixiert wird. Dieser ist aus Edelstahl und lässt sich nicht durch Magnetabscheider separieren. Deshalb muss nach der Kompostierung mit relativ großem technischen Aufwand im Vorwege der Zerkleinerung gesiebt werden. Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 21 - Abbildung 8: Grünabfallgemisch mit Reet, gepresst in Bunden Die thermische Nutzung von Reet in Verbrennungsanlagen wird bisher nicht umgesetzt. Heizkraftwerke nehmen Reet nicht an und Lieferungen mit Bau- und Abbruchholz, die mit Reet verunreinigt sind, werden von den Kraftwerken in der Regel zurückgewiesen. Begründet wird dies mit dem hohen Chlorgehalt des Reets. Chlor reagiert im Rauchgas mit Natrium und Kalium zu Chloriden, die stark aggressiv sind und den Stahl der Kessel und Rohre angreifen, besonders bei hohen Temperaturen. Auch die Asche kann zu Problemen führen, da der Erweichungspunkt im Vergleich zu anderen Brennstoffen relativ niedrig liegt, bei 800 – 850 °C. Die Asche kann dann „klebrig“ werden, was ebenfalls zu Problemen in den Kesseln führt. 6.2.5 Friedhofsabfälle Um einen Überblick über die Friedhofsabfälle zu erhalten, wurden in allen drei Kreisen die Kirchenkreisverwaltungen angeschrieben. Es wurde um Abschätzung der anfallenden Friedhofsabfälle gebeten. Da jedoch keine Informationen zur Verfügung gestellt werden konnten, wurden die Mengen überschlägig ermittelt. Hierzu wurden vorliegende Mengenangaben über Friedhofsabfälle von zwei Friedhöfen, mit Einzugsbereichen von ca. 22.000 und 15.300 Einwohnern herangezogen. Von diesen Friedhöfen wurden die jeweiligen Mengen der Friedhofsabfälle der letzten 10 Jahre gemittelt und ins Verhältnis zu den im Einzugsbereich lebenden Einwohnern gesetzt. Die Berechnung ergab fast deckungs-gleiche Werte. Diese liegen bei 0,0365 bzw. Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 22 0,0341 m³ FM/E*a (Kubikmeter Frischmasse pro Einwohner und Jahr); gemittelt ergibt das einen Wert von 0,0353 m³ FM/E*a. Bezogen auf die Einwohner der einzelnen Kreise lassen sich damit folgende Mengen, die in Tabelle 7 dargestellt sind, errechnen: Einwohner m³ FM/ E*a 50% NF 160.000 5.643 2.821 RD 270.000 9.522 4.761 SE 258.000 9.099 4.549 Tabelle 7: Friedhofsabfälle Über den Anteil der auf den einzelnen Friedhöfen selbst durch Kompostierung verwerteten Mengen, und der an Verwertungsanlagen abgegebenen Mengen, liegen keine Informationen vor. Es ist aber davon auszugehen, dass der überwiegende Teil an gemeindliche Grünabfallsammelplätze oder an Kompostplätze angeliefert wird und diese Mengen in den Mengenangaben der Grünabfall- und Kompostplätze enthalten sind. Aufgrund dieser Annahme wird davon ausgegangen werden, dass max. 50 % der Friedhofsabfälle auf den Friedhöfen selbst verwertet werden. Abbildung 9: Sammelplatz für Friedhofsabfall Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 23 6.2.6 Naturschutzflächen In Schleswig-Holstein waren bis zum Jahr 2004 insgesamt 46.500 ha als Naturschutzgebiete ausgewiesen. Das entspricht einem Flächenanteil von 2,95 % des Landes. Daneben erfüllen weitere Gebiete und Objekte Schutz- und Ausgleichsfunktionen. Diese Flächen sind im Land sehr unterschiedlich verteilt und nach Kriterien der Zuständigkeit, des Eigentums und des Naturschutzcharakters Definiert: • Fauna-Flora-Habitat-Gebiete (FFH) (teilweise Sicherung als Naturschutzgebiet) • EU-Vogelschutzgebiete (teilweise Sicherung als Naturschutzgebiet) • Flächen der Stiftung Naturschutz • Förderflächen Stiftung Naturschutz • Ökologisch bedeutsame Liegenschaften • Eigentumsflächen sonstiger Stiftungen • Eigentumsflächen von Vereinen und Verbänden • Flächen mit vertraglichen Vereinbarungen • Geschützte Landschaftsbestandteile • Gesetzlich geschützte Biotope (z. B. Knicks, siehe Punkt 6) • Vertragsnaturschutz • Teilbereiche von Landschaftsschutzgebieten • Kompensationsflächen für Eingriffe in Natur und Landschaft Landesweit werden rund 309 ha als Pflegemaßnahmen in Schutzgebieten gemäht. Das Heu wird u.a. an Pferdehalter als Futter abgegeben. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass die Wiedervernässung von Niederungsflächen (aus u. a. Emissionsschutzgründen oder FFH-Entwicklungszielen) zu einer Aufgabe bisher angewandter Nutzungsformen (Mahd zur Heugewinnung oder Beweidung) führen könnte. Vernässungen über ein bestimmtes Maß hinaus führen zu einer Beeinträchtigung der maschinellen Nutzungsfähigkeit und auch der Beweidungsfähigkeit. Sollen wiedervernässte Niederungen weiterhin offen gehalten werden (z.B. aus Gründen des Wiesenvogelschutzes oder des floristischen Artenschutzes), sind angepasste Pflegekonzepte gefordert. Der energetischen Verwertung von Aufwuchs aus Niederungsflächen könnte zukünftig eine bedeutsame Rolle zukommen, da sie sowohl die Flächenentwicklung nicht beeinträchtigt Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 24 (Wiedervernässung wird zugelassen, Landschaft wird offen gehalten), als auch der für die Pflege verantwortlichen Einrichtung einen Deckungsbeitrag sichern könnte. Alleine im Stiftungsland werden 17.000 ha Grünlandflächen naturschutzfachlich optimiert gepflegt, davon rund 4.000 ha als reine Mäh- bzw. als Mähweidefläche. Im Vertragsnaturschutz werden ca. 18.000 ha extensiv als Grünland genutzt, abhängig von Vertragsmuster und –variante auch als Mähflächen. Nicht mit eingerechnet sind Naturschutzflächen des Landes (z.B. Naturschutzköge) oder sonstiger Naturschutzträger. Insgesamt kann von einem erheblichen Grünabfallpotenzial ausgegangen werden, welches derzeit nicht quantifiziert werden kann. Die Stiftung Naturschutz hat in 2010 in Kooperation mit dem NABU und durch Förderung des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) ein Erprobungs- und Entwicklungsprojekt (Vorstudie) zu diesem Thema gestartet. Ergebnisse stehen allerdings noch aus. 6.2.7 Grünabfälle aus der Straßenunterhaltung Bei Grünabfällen aus der Straßenunterhaltung wird laut Bundesanstalt für Straßenwesen in Bankettenschälgut (BSG) und Straßenbegleitgrün (SBG) unterschieden. Darüber hinaus wird Straßenbegleitgrün noch weiter nach Grasschnitt und Gehölzschnitt differenziert. 6.2.7.1 Grasschnitt Grasschnitt fällt bei der Pflege der Rasenflächen im gesamten Verkehrsraum an. Dabei wird unterschieden nach Intensivflächen und Extensivflächen. Intensiv zu pflegende Flächen werden mehrmals jährlich gemäht und beinhalten folgende Bereiche: • unbefestigte Seitenstreifen • Mittel- und Trennstreifen • Sichtflächen • Mulden und Gräben zur Entwässerung • Rastanlagen Als Extensivflächen werden alle anderen Flächen bezeichnet, auf denen jährlich durchschnittlich einmal gemäht wird: • Seitenstreifen Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 25 • Böschungen • Anschlussstellen Die durchschnittlich im gesamten Bundesgebiet zu pflegenden Grasflächen betragen bei Straßenmeistereien (SM) 169 ha, bei Autobahnmeistereien (AM) 113 ha und bei kombinierten Straßenmeistereien/Autobahnmeistereien (SM/AM) 166 ha. Bezogen auf die durchschnittlichen Streckenlängen bedeutet dies 0,62 ha/km für SM, 1,79 ha/km für AM und 0,75 ha/km für kombinierte Meistereien. Zu beachten ist, dass die SM und AM für Bundes-, Landes- und Kreisstraßen zuständig sind, nicht aber für Gemeindestraßen und Wege. Die Grasschnittmenge pro Kilometer Strecke ist abhängig von den zu pflegenden Flächen, der Pflegeintensität und dem Aufwuchs. Durchschnittlich wird von 10,25 Mg FM/ha pro Jahr Aufwuchs ausgegangen. Die Bundesanstalt für Straßenwesen errechnet daraus dann für SM Grasschnittmengen pro Jahr von 6,2 bis 6,3 Mg FM/km und für AM zwischen 16,5 bis 24,7 Mg FM/km. Um den Grasschnitt nutzbar machen zu können, müsste dieser geerntet, transportiert, gelagert und/oder konserviert werden. Dabei fallen Ernteverluste von bis zu 15 % an. Abbildung 10: Grasschnitt, Verbleib auf den Straßenrand Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 26 - Die Längen und die Ausbauzustände der Bundesfern-, Landes- und Kreisstraßen in Schleswig-Holstein sind in der Straßeninformationsbank Schleswig-Holstein (SH-SIB) erfasst. Darin wird zwischen der Gesamtlänge der entsprechenden Straßen und der Unterhaltungslänge (Länge die außerhalb der Ortschaften liegt) unterschieden. Für die Längen der Gemeindestraßen gibt es keine verwertbaren Daten. Literaturwerte gehen allerdings davon aus, dass die Gemeindestraßen 50 – 70 % der Gesamtlängen des Straßennetzes ausmachen. In Tabelle 8 sind die jeweiligen Unterhaltungslängen der Straßen angegeben. S-H Bundesautobahnen Bundesstraßen Landesstraßen Kreisstraßen gesamt 533 1.528 3.565 3.867 9.493 Gemeindestraßen* ges. Straßennetz 14.240 23.733 Unterhaltungslänge in km NF RD 0 91 161 186 595 418 562 500 1.318 1.195 1.977 3.295 SE 1.793 2.988 73 133 256 425 887 1.331 2.218 * gerechnet als 60 % der gesamten Straßennetze Tabelle 8: Unterhaltungslängen der Straßen Zur Ermittlung des Mengenpotenzials von Grasschnitt wurden die durchschnittlichen Erträge für Grassschnitt von 6,25 Mg FM/km*a für Bundes-, Landes-, und Kreisstraßen sowie mit 20,6 Mg FM/km*a für Autobahnen, abzüglich 15 % Ernteverluste zu Grunde gelegt. Dadurch ergeben sich die in Tabelle 9 dargestellten maximalen bzw. unter Berücksichtigung der Ernteverluste ermittelten technischen Mengenpotenziale: S-H NF RD SE Autobahnen km 533 0 91 73 maximales Potenzial technisches Potenzial Bund-, Land-, Bund-, Land-, Bund-, Land-, Kreisstraßen Autobahnen Kreisstraßen Autobahnen Kreisstraßen km Mg FM/a Mg FM/a Mg FM/a Mg FM/a 8.960 10.980 56.000 9.333 47.600 1.318 0 8.238 0 7.002 1.104 1.875 6.900 1.593 5.865 814 1.504 5.088 1.278 4.324 Tabelle 9: Mengenpotenzial von Grasschnitt Für die Grasschnitterträge von Gemeindestraßen sind keine Daten vorhanden, so dass bei der Berechnung in Tabelle 10 davon ausgegangen wird, dass mindestens der Ertrag erzielt werden kann, wie bei Bundes-, Landes-, und Kreisstraßen. Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 27 - S-H NF RD SE Gemeindestraßen km 14.240 1.977 1.793 1.331 maximales technisches Potenzial Potenzial Mg FM/a Mg FM/a 88.997 75.647 12.356 10.503 11.203 9.523 8.316 7.068 Tabelle 10: Grasschnitt von Gemeindestraßen Bezüglich der tatsächlich geborgenen Grasschnittmengen, wurde von allen angeschriebenen Straßenmeistereien in den betreffenden Kreisen angegeben, dass keine Grasschnittmengen für den Zweck der stofflichen oder energetischen Verwertung geerntet werden. 6.2.7.2 Gehölzschnitt Gehölzschnitt umfasst sämtliches Material von Strauch- und Baumbeständen, das bei Pflegemaßnahmen an Straßen anfällt. Die Gehölzflächen befinden sich insbesondere an den Straßenrändern, aber auch auf Mittelstreifen und Auffahrten. Die Pflegemaßnahmen sollen in längeren Zeitabständen erfolgen. Diese liegen, je nach Lage der Gehölzflächen, zwischen einem halben Jahr und zehn Jahren. Gehölzschnitt von Straßenrändern ist im Vergleich zu dem von Waldgebieten oder Knicks durch schlechtere Qualität und Menge gekennzeichnet, was durch den hohen Anteil eher dünnerer Äste begründet ist. Die durchschnittliche jährliche Aufwuchsmenge von Gehölzen an den Straßen beträgt ca. 5 Mg FM/ha (Verkehrstechnik, Heft V 150). Weiter ist angegeben, dass die Pflegeflächen für SM zwischen 0,2 und 0,4 ha/km und für AM zwischen 0,6 und 0,8 ha/km liegen. Danach ergibt sich dann ein jährliches Potenzial von 1 bis 2 Mg FM/km*a für SM und für AM von 3 bis 4 Mg FM/km*a. Ernteverluste werden hier in Höhe von 7,5 % angegeben. In der gleichen Quelle werden explizit für Schleswig-Holstein mit Bezug auf eine Umfrage zum Gras- und Gehölzschnittaufkommen von Straßenmeistereien, (Institut für Energetik und Umwelt GmbH, Leipzig 2005, intern) Werte aufgeführt, die deutlich über dem durchschnittlichen maximalen technischen Potenzial für die Bundesrepublik liegen. Hier werden die abtransportierten Gehölzschnittmengen aus Schleswig-Holstein für SM mit 2,3 Mg FM/km*a und für AM mit 4,15 Mg FM/km*a angegeben. Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 28 Begründet werden diese Zahlen damit, dass es in Schleswig-Holstein die charakteristischen Knicks gibt. Danach liegt das Mengenpotenzial für Gehölzschnitt aus den Bereichen der SM um gut 50 % und bei den AM um 20 % höher als im Bundesdurchschnitt. Abbildung 11: Gehölzschnitt an Straßen Rechnet man konservativ mit den durchschnittlichen für das Bundesgebiet geltenden Mengen, ergibt sich für die drei zu betrachtenden Kreise das in Tabelle 11 dargestellte Potenzial: S-H NF RD SE Autobahnen km 533 0 91 73 maximales Potenzial technisches Potenzial Bund-, Land-, Bund-, Land-, Bund-, Land-, Kreisstraßen Autobahnen Kreisstraßen Autobahnen Kreisstraßen km Mg FM/a Mg FM/a Mg FM/a Mg FM/a 8.960 1.866 13.440 1.726 12.432 1.318 0 1.977 0 1.829 1.104 319 1.656 295 1.532 814 256 1.221 236 1.129 Tabelle 11: Gehölzschnittpotenzial, bezogen auf das Bundesgebiet Für die Gemeindestraßen wird angenommen, dass diese der klassischen Knickpflege unterzogen werden und nicht den für die Bundes-, Landes-, und Kreisstraßen typischen Pflegemaßnahmen. Diese werden somit nicht an dieser Stelle aufgeführt, sondern unter Punkt 6. Legt man für die Mengenberechnung die tatsächlich für Schleswig-Holstein ermittelten Zahlen von 2,3 Mg FM/km*a für SM und 4,15 Mg FM/km*a für AM zu Grunde, ergibt sich ein, gegenüber dem Bundesdurchschnitt, um über 45 % höheres Potenzial, das in Tabelle 12 dargestellt ist. Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 29 - S-H NF RD SE Autobahnen km 533 0 91 73 maximales Potenzial technisches Potenzial Bund.-,Land.-, Bund.-,Land.-, Bund.-,Land.-, Kreisstraßen Autobahnen Kreisstraßen Autobahnen Kreisstraßen km Mg FM/a Mg FM/a Mg FM/a Mg FM/a 8.960 2.212 20.608 2.046 19.062 1.318 0 3.031 0 2.804 1.104 378 2.539 349 2.349 814 303 1.872 280 1.732 Tabelle 12: Gehölzschnittpotenzial in Schleswig-Holstein 6.2.7.3 Bankettschälgut Banketten müssen in regelmäßigen Abständen bis zu einer Tiefe von 5-10 cm abgefräst werden, da diese sich durch Pflanzenwuchs, Streugut, Erdmaterial u. ä. erhöhen, wodurch verhindert wird, dass das Regenwasser frei ablaufen kann. Dieses abgetragene Material wird als Bankettenschälgut bezeichnet. Nach Angaben der Straßenbauverwaltung fallen bundesweit jährlich zwischen 1,64 Mio. und 2,27 Mio. m³ Bankettschälgut an. Auf das gesamte Straßennetz des Bundesgebietes (231.400 km) bezogen errechnet sich daraus eine durchschnittliche Menge von 8,4 m³/km pro Jahr. Für Schleswig-Holstein ergeben sich daraus die in Tabelle 13 dargestellten Werte. S-H NF RD SE Bund-, Land-, Kreisstraßen km 8.960 1.318 1.104 814 Schälgut Potenzial m³/a 75.264 11.071 9.274 6.838 Tabelle 13: Bankettenschälgut Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 30 - Abbildung 12: Bankettenschälgut Bankettschälgut muss nach den Maßgaben der Straßenbauverwaltung unter Berücksichtigung der Anforderungen des Umweltschutzes entsorgt werden und soll in dieser Studie nicht weiter betrachtet werden. 7. Knick- und Baumpflege Die Knicks in Schleswig-Holstein unterliegen dem gesetzlichen Biotopschutz nach § 30 des Bundesnaturschutzgesetzes in Verbindung mit § 21 des Landesnaturschutzgesetzes. Knicks werden nach der Biotopverordnung des Landes Schleswig-Holstein wie folgt definiert: • An aktuellen oder ehemaligen Grenzen landwirtschaftlicher Nutzflächen oder • zur Kompensation von Eingriffen in Natur und Landschaft angelegte und • mit vorwiegend heimischen Gehölzen, Gras- oder Krautfluren bewachsene Wälle mit oder ohne Überhälter. • Knicks sind auch angelegte Wälle ohne Gehölze und ein- oder mehrreihige Gehölzstreifen zu ebener Erde. Gesetzliche Vorschriften zur Pflege der Knicks bestehen nicht. In der Biotopverordnung des Landes (GVOBl. S-H. 2009, S. 48) sind jedoch die zulässigen Pflege- und Bewirtschaftungsmaßnahmen für Knicks aufgeführt. Zulässig ist demnach das traditionelle Knicken etwa alle 10 bis 15 Jahre in der Zeit vom 1. Oktober bis 14. März Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 31 bei Erhalt der Überhälter und Entfernen des Schnittgutes vom Knickwall. Einzelne Überhälter dürfen im Zuge des traditionellen Knickens gefällt werden, soweit in dem auf den Stock gesetzten Knickabschnitt im Abstand von 40 – 80 m als Überhälter geeignete, heimische und standortgerechte Bäume mit sicherem Stand vorhanden sind. Zulässig ist ferner das Einkürzen oder Aufputzen der Knickgehölze bis zum Knickwallfuß, aber nicht über diesen nach innen hinaus sowie bei ebenerdigen Pflanzungen ferner das Einkürzen oder Aufputzen unter Beachtung eines Mindestabstandes von einem Meter vom Wurzelhals. Knicks kommen überall in Schleswig-Holstein vor, haben im Landesinneren ihren Verbreitungsschwerpunkt und das geringste Vorkommen in der Marsch und auf den Nordseeinseln. Die Gesamtlänge der Knicks in Schleswig–Holstein wurde 2004 auf Basis einer Befliegung (MLUR 2005) erfasst2. Daraus ergeben sich folgende Knicklängen: • Schleswig–Holstein, gesamt • Kreis Nordfriesland • Kreis Rendsburg-Eckernförde • Kreis Segeberg 68.281 km 5.747 km 11.523 km 7.243 km Abbildung 13: Knicklandschaft in Schleswig-Holstein 2 Anmerkung: Eine regelmäßige Erhebung der Knicknetzlänge erfolgt landesseits nicht. Auf der Grundlage von CIR-Luftbildauswertungen liegen Daten für das Jahr 2004 vor. Die Erhebung des gesetzlich geschützten Biotopes „Knick“ wurde dabei mit den Erfassungsergebnissen der Landschaftselemente „Hecken oder Knicks“ des Landwirtschaftlichen Flächenkatasters abgeglichen. Die aufgeführten Daten sind Näherungswerte und geben insofern nicht die exakte Länge des Knicknetzes wieder. Eine landesweite qualitative Erfassung der Knicks liegt derzeit nicht vor. Bei der ermittelten Gesamtlänge der Knicks ist zu bedenken, dass schätzungsweise etwa ein Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 32 Drittel nur einen lückenhaften oder überhaupt keinen Gehölzbewuchs aufweist bzw. dieser aus niedrig bleibenden Sträuchern (z.B. Teebuschknicks der Vorgeest) besteht, so dass der nutzbare Teil der o. g. Knicklängen entsprechend geringer ist. Der Anteil gehölzfreier bzw. lückiger Knicks nimmt generell von Ost nach West zu. Die Gesamtlänge der mittels Befliegung ermittelten Knicks umfasst auch die Gehölze/Knicks, die sich entlang der Bundes-, Landes- und Kreisstraßen befinden. Da diese unter Kapitel 6.2.7 berechnet wurden, sind sie hier in Abzug zu bringen. Daraus ergeben sich die für die Berechnung zu Grunde zu legenden Knicklängen von: • Schleswig–Holstein, gesamt • Kreis Nordfriesland 3.918 km • Kreis Rendsburg-Eckernförde 9.991 km • Kreis Segeberg 6.114 km 55.849 km Bei der Beerntung der Knicks (alle 12 Jahre) fallen durchschnittlich 10 m³ Hackschnitzel auf 100 m Knick an. Die Schleswiger Stadtwerke geben in einer Potenzialuntersuchung zur Sicherung von Hackschnitzel aus der Knickpflege für ein Holzheizwerk, einen Wert von 0,2 m³ Hackschnitzel pro lfd. m Knick an. Umgerechnet wären das 20 m³ Hackschnitzel auf 100 m Knick, bei einem angenommen Beerntungsturnus von 12 Jahren. Nach Angaben der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein ist mit Mengen von 10 – 20 m³ FM Hackschnitzel pro 100 lfd. m Knick zu rechnen. Weitere Ansätze gehen von 0,5 m³ FM Hackschnitzel pro lfd. Meter Knick alle 15 Jahre aus. Auf 100 m Knick wären das immerhin 50 m³ FM Hackschnitzel, wobei dieser Wert sehr hoch erscheint. Bezogen auf die zu untersuchenden Kreise wird ein Wert von 15 m³ FM/a zur Ermittlung der Mengenpotenziale angenommen. Diese sind in Tabelle 14 dargestellt. Kreis S-H NF RD SE Knicklänge in km oh, Bewuchs Beerntung Pauschalalle wert 12 Jahre gesamt für S-H nutzbar km 55.849 30% 39.094 3.258 3.918 30% 2.743 229 9.991 30% 6.994 583 6.114 30% 4.280 357 Hackschnitzel pro 100 lfd. m in m³ FM min max real 10 50 15 m³ FM/a m³ FM/a m³ FM/a 325.786 1.628.929 488.679 22.855 114.275 34.283 58.281 291.404 87.421 35.665 178.325 53.498 Tabelle 14: Hackschnitzelpotenzial aus der Knickpflege Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 33 - Abbildung 14: Knick mit Hühnengrab Es wird davon ausgegangen, dass ca. 30% der Knicks ohne bzw. mit lückigem Gehölzbewuchs bewachsen sind und durch ständiges seitliches Beschneiden in ihrem Aufwuchs behindert werden. Würde ein flächendeckend optimaler Bewuchs erreicht werden können, ergäbe sich ein noch deutlich größeres Potenzial. Für den Fall, dass die gesamte Knicklänge durchgehend optimal bewachsen und eine durchgehend optimale Bewirtschaftung gewährleistet wäre, könnte eine deutlich höhere Hackschnitzelmenge geerntet werden. Exemplarisch soll in der nachfolgenden Tabelle 15 mit einem Ertrag von 30 m³ FM/ 100 lfd. m auf die gesamte Knicklänge gerechnet werden. In diesem, sicher nicht realisierbaren Fall ergäbe das Potenzial an Hackschnitzel aus der Knickpflege folgende Werte: Kreis S-H NF RD SE Knicklänge gesamt km 55.849 3.918 9.991 6.114 Hackschn. Beerntung pro 100 lfd. m alle in m³ FM 12 Jahre 30 km m³ FM/a 4.654 1.396.225 327 97.950 833 249.775 510 152.850 Tabelle 15: maximales Hackschnitzelpotenzial bei optimaler Bewirtschaftung Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 34 - Zum Zweck der Datenermittlung der tatsächlich geernteten Hackschnitzel aus der Knickpflege wurden in den zu untersuchenden Kreisen, die Lohnbetriebe angeschrieben, die laut Landesverband der Lohnunternehmer in Land- und Forstwirtschaft Knickpflege betreiben. In Tabelle 16 ist die Anzahl der angeschriebenen Lohnunternehmer aufgeführt. Kreis NF RD SE Gesamt Lohnunternehmer angeschr. Rücklauf 19 4 20 5 9 2 48 11 Tabelle 16: Lohnunternehmer Von 48 angeschriebenen Betrieben haben 11 geantwortet, was einem Rücklauf von 23 % entspricht. Die Auswertung der Fragebögen der Lohnbetriebe ergab keine Daten, aus denen ein interpretierbares Bild über die in den einzelnen Kreisen geernteten Hackschnitzel aus der Knickpflege gewonnen werden konnte. Lediglich jeweils ein Lohnunternehmen pro Kreis gab an, relevante Mengen Hackschnitzel aus der Knick- und Baumpflege zu gewinnen und überwiegend in Hackschnitzelverbrennungsanlagen zu verwerten: • Kreis Nordfriesland 6.000 m³/a • Kreis Rendsburg-Eckernförde 5.600 m³/a • Kreis Segeberg 4.000 m³/a Vergleicht man diese Werte mit den in der Tabelle 14 dargestellten Zahlen, muss davon ausgegangen werden, dass bei der Befragung der Lohnbetriebe ein nur sehr unvollständiges Bild herausgekommen ist. Es ist davon auszugehen, dass aktuell deutlich größere Mengen aus der Knick- und Baumpflege geerntet und als Hackschnitzel verwertet werden als hier angegeben. Fest steht allerdings, dass nach wie vor ca. 50 % der Hackschnitzel aus SchleswigHolstein nach Dänemark zu dortigen Verbrennungsanlagen exportiert werden, wie auf Nachfrage durch den Landesverband der Lohnunternehmer Schleswig-Holstein bestätigt wurde. Begründet wird dies damit, dass teilweise langfristige Lieferverträge bestehen und die Konditionen der dänischen Abnehmer besser sind als die der Deutschen. Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 35 Über die tatsächlich in Schleswig–Holstein abgeernteten Knicklängen und die erzeugten Hackschnitzel gibt es keine verlässlichen Angaben. Auch ist es in der Praxis häufig so, dass Stammholz aus Knicks von privaten Nutzern im Zuge des „auf den Stock setzen“ herausgenommen und für die Verwertung im häuslichen Ofen eingesetzt wird. 8. Entsorgungswege und Mengenpotenziale Der größte Anteil der Grünabfälle wird auf immissionsschutzrechtlich genehmigten Grünabfallsammelplätzen erfasst. Der überwiegende Teil dieser Grünabfälle wird aufbereitet, kompostiert und als Kompost vermarktet, wobei die größte Menge in die Landwirtschaft geht. Teilweise wird durch Absiebung die holzreiche Fraktion separiert und in Verbrennungsanlagen thermisch genutzt. Vom Wege-Zweckverband der Gemeinden des Kreises Segeberg wurde angegeben, dass im Jahr 2008 rd. 870 Mg holzreiche Fraktion separiert und zur Verbrennungsanlage nach Brunsbüttel geliefert wurde; im Jahr 2009 waren es 2.600 Mg. Für den Kreis Nordfriesland wurden für das Jahr 2009 ca. 80 Mg. angegeben. Dabei gibt es keine Angaben über die Verwertungswege der Grünabfälle von gewerblichen Entsorgern. Für den Kreis Rendsburg-Eckernförde liegen über separierte holzreiche Fraktionen keine Informationen vor. Weitere aus dem Grünabfall separierte holzreiche Mengen wurden von gewerblichen Grünabfallerzeugern angegeben, die ebenfalls in Verbrennungsanlagen geliefert wurden (Tabelle 4). Die nachfolgende Tabelle 17 gibt, in etwa, den Ist-Stand der gesammelten Grünabfälle in den drei Kreisen wieder: Ist Stand NF RD SE Grünabfallaufkommen Tabelle m³ FM/a Mg FM/a m³ FM/a Mg FM/a m³ FM/a Mg FM/a auf BImSchG geneh. Plätzen* 1 24.075 9.630 44.668 17.867 140.710 56.284 auf gemeindlichen Plätze 2 4.630 1.852 nicht relevant 3.800 1.520 von gewerblichen Erzeueger** 6 8.010 3.204 3.710 1.484 1.960 784 von Friedhöfen*** 7 2.821 1.693 4.761 2.857 4.549 2.730 Gesamt 39.536 16.379 53.139 22.208 151.019 61.318 Tabelle 17: Grünabfallaufkommen, Ist-Stand * Für den Kreis Nordfriesland wurden die Mengen der BImSchG Anlagen und der privaten Entsorger zusammengefasst (siehe Tabelle 1). ** Die über die Fragebögen ermittelten Mengen wurden mit 2 multipliziert, (siehe Tabelle 6). *** Der errechnete Wert für die Friedhofsabfälle wurde halbiert, (siehe Tabelle 7). Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 36 Addiert man das Potenzial des Grasschnitts zum Grünabfall hinzu, kommt man auf folgende Mengen, die in Tabelle 18 dargestellt sind: Grünabfallaufkommen Gesamt für Kompostierung als Grasschnitt von Autobahnen Bundes-, Landes-, Kreisstraßen Gemeindestraßen Gesamt Grasschnitt NF RD SE Tabelle m³ FM/a Mg FM/a m³ FM/a Mg FM/a m³ FM/a Mg FM/a 17 39.536 16.379 53.139 22.208 151.019 61.318 9 9 10 Gesamt 0 5.602 8.402 14.004 0 7.002 10.503 17.505 1.275 4.692 7.618 13.585 1.593 5.865 9.523 16.981 1.023 3.460 5.655 10.137 1.278 4.324 7.068 12.671 53.540 33.884 66.723 39.189 161.156 73.989 Tabelle 18: Grünabfallaufkommen incl. Grasschnitt Über die tatsächlich geernteten Hackschnitzelmengen von Knicks und Straßengehölzen liegen keine Daten vor. Das Potenzial lässt sich allerdings auf Grund der vorhandenen Werte errechnen (siehe Punkt 6.2.7.2) Die holzreiche Fraktion aus dem Grünabfallgemisch (FM) wird mit 27,5 % angesetzt und ist in Tabelle 19 dargestellt. Hackschnitzel holzreiche Fraktion Gehölzschnitt von Autobahnen Bundes-, Landes-, Kreisstraßen mit straßenbegleitenden Knicks Knickpflege NF RD SE Tabelle m³ FM/a Mg FM/a m³ FM/a Mg FM/a m³ FM/a Mg FM/a 23 12.869 4.504 17.449 6.107 25.925 9.074 12 0 0 998 349 801 280 12 8.012 2.804 6.711 2.349 4.948 1.732 14 34.283 11.999 87.421 30.597 53.498 18.724 Tabelle 19: Hackschnitzel aus Grünabfall, von Knicks und Gehölzschnitt 9. Verwertungsstrukturen 9.1 Kompostierung Stoffliche Verwertung von Grünabfällen findet üblicherweise durch Kompostierung statt. Dabei durchläuft das Material nach der Anlieferung in der Regel folgende Verfahrensschritte: 1. Schreddern 2. Aufsetzen zu Mieten Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 37 3. Umsetzen der Mieten 4. Absieben 5. Konfektionieren und/oder Abtransport Der Großteil des hergestellten Kompostes wird landwirtschaftlich verwertet, findet aber auch im Garten- und Landschaftsbau, bei Gärtnereibetrieben und bei Hobbygärtnern zunehmend Abnehmer. Außerdem wird er bei entsprechender Qualität als Substratkompost zur Erdenherstellung eingesetzt. Der Grünabfallkompost steht dabei in Konkurrenz zum Bioabfallkompost. Seit August 2008 betreibt die Bioenergie Brunsbüttel Contracting GmbH & Co KG in Brunsbüttel ein Biomasseheizkraftwerk, in dem ausschließlich naturbelassene Hölzer verwertet werden. Auf einigen Grünabfallkompostplätzen ist daher ein Zwischenschritt eingeführt worden, bei dem durch Siebung die holzreiche Fraktion aus dem Grünabfall abgesiebt und der Verbrennung zugeführt wird. Erfahrungen zeigen, dass hier Mengen von 25 – 30 Gew. % erreicht werden. Abgesiebt wird entweder direkt nach dem Schreddern oder erst bei der Siebung des Kompostes. Die Trennschärfe ist im ersten Fall geringer, dafür ist die Masse größer. Für eine ordnungsgemäße Kompostierung ist ein ausreichendes Luft-Porenvolumen notwendig, das vom Anteil des Strukturmaterials im Kompost abhängt. Eine komplette Absiebung der holzreichen Fraktion schon beim Schreddern ist daher nicht ratsam, da ansonsten der Kompostierungsprozess nicht optimal abläuft. Der Bioabfall aus dem Kreis Nordfriesland wird in Kirchspiel Garding und auf Sylt verarbeitet. Der Bioabfall aus dem Kreis Rendsburg-Eckernförde in der Trockenvergärungsanlage in Borgstedt und der Bioabfall aus dem Kreis Segeberg in der Kompostierungsanlage in Neumünster. Die Anlagen in Borgstedt, Kirchspiel Garding und auf Sylt setzen Grünabfall als Strukturgut bei der Bioabfallbehandlung ein. Diese Mengen werden hier mit betrachtet, obwohl sie sich im Bioabfallkompost wieder finden und nicht im Grünabfallkompost. Die eingesetzten Mengen betragen: Kreis Nordfriesland, Anlage Kirchspiel Garding 400 Mg/a Kreis Nordfriesland, Anlage Sylt 200 Mg/a Kreis Rendsburg–Eckernförde, Anlage Borgstedt 1.200 Mg/a Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 38 9.2 Fermentierung Die Fermentierung bzw. die energetische Verwertung von Grünabfall als Gemisch, stößt sehr schnell an technische und/oder wirtschaftliche Grenzen. So wird z.B.aufbereiteter Grünabfall als Gemisch in Nassfermentationsanlagen gar nicht und in Trockenfermentationsanlagen nur in geringem Umfang eingesetzt. Die Verfahrensschritte sind bei der Trockenfermentierung und der Nassfermentierung unterschiedlich. Bei beiden Verfahren gleich ist die Anforderung, dass das Inputmaterial frei von Fremdstoffen sein muss und eine möglichst große Oberfläche als Angriffsfläche für die Mikroorganismen haben sollte. Für die Fermentierung im klassischen Nassfermenter muss das Einsatzmaterial dann so aufbereitet werden, dass es einen pumpfähigen Zustand erreicht und nicht zu Verstopfungen innerhalb der Anlage führt. Bei der Trockenfermentation wird das Substrat nicht gepumpt, sondern mittels Radlader mit Rückgut gemischt und in befahrbare Fermenter eingebracht. Eine Fliesfähigkeit ist hier nicht gewünscht. Trockenfermentationsanlagen arbeiten i. d. R. im Batchbetrieb, d. h. das in die jeweiligen Fermenter eingebrachte Substrat verbleibt dort über einen vorgegebenen Zeitraum, währenddessen das so genannte Perkolat über das Substrat gesprüht wird. Nach der vermeintlich, für die Biogaserzeugung optimalen Zeit, wird die Perkolation eingestellt und kurze Zeit später das fermentierte Substrat per Radlader aus dem Fermenter ausgetragen. In den betrachteten Kreisen gibt es 2 Trockenfermentationsanlagen, in denen Grünabfall mitvergoren wird. Dabei ist die Anlage in Borgstedt vordringlich eine Verwertungsanlage für Bioabfall. Eine weitere Trockenvergärungsanlage im Kreis Nordfriesland verwertet ca. 1.000 Mg Grünabfall zusätzlich zu anderen Abfällen. Hier wird das Grünabfallgemisch von Buschwerk befreit und unzerkleinert der Trockenfermentation zugeführt. Bei einer Aufenthaltzeit im Fermenter von 30 Tagen wird ein Gasertrag generiert, der zwischen 100 und 120 m³/Mg FM liegt Interessant für die energetische Verwertung in Biogasanlagen sind Grünabfälle, die sortenrein vorliegen, einen guten Gasertrag ergeben und die Verarbeitung in einer Anlage nicht zu technischen Problemen führt. Geeignete Grünabfälle können z.B. Pflanzen, Laub und Grasschnitt von Straßenrändern sein. Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 39 Die Eignung von Grasschnitt von Straßenrändern in einer Nassvergärungsanlage in Schleswig-Holstein ist derzeit Gegenstand von Untersuchungen. 9.3 Hackschnitzelverbrennungsanlagen Nach Angaben der Landwirtschaftskammer Schleswig–Holstein gibt es in den betrachteten Kreisen folgende Anzahl von Hackschnitzelverbrennungsanlagen: • Kreis Nordfriesland 5 • Kreis Rendsburg–Eckernförde 3 • Kreis Segeberg 3 Angaben über verbrannte Hackschnitzelmengen liegen nicht vor. Hackschnitzel-Heizwerke eignen sich dort am besten, wo über das ganze Jahr hindurch eine möglichst gleichbleibende Wärmegrundlast benötigt wird. Dieses können insbesondere Betriebe sein, in denen Trocknungsprozesse durchgeführt werden, aber auch Schlachthöfe, Molkereien u.a. Für die reine Beheizung von Wohnanlagen eignen sich Hackschnitzel-Heizwerke dann, wenn eine dichte Bebauung, möglichst mehrgeschossig, vorhanden ist, oder z. B. Schulen, Krankenhäuser und Bürogebäude mitversorgt werden können. Neben den größeren Hackschnitzelverbrennungsanlagen gibt es mittlerweile eine Anzahl von Holzverbrennungsanlagen in Wohnhäusern. Hier werden allerdings i.d.R. Holzpellets eingesetzt und nur zum geringen Teil Hackschnitzel. 10. CO2 Einsparpotenzial 10.1 Grünabfall, stoffliche Verwertung Für die Berechnung wird von einer überwiegenden Kompostierung der Grünabfälle ausgegangen. Die Kompostverwertung in der Landwirtschaft führt zu einer Humusanreicherung; wobei der hydratisierte Kohlenstoff durch bodenbiologische Prozesse anteilig zu langlebigen Kohlenstoff-Stickstoff-Komplexen umgewandelt wird. Für die Anwendung von Kompost in der Landwirtschaft wird davon ausgegangen, dass ca. 8 % des im Kompost gebundenen Kohlenstoffs langfristig als Humus gespeichert wird (Öko-Institut 2010). Durch Kompost substituierte Produkte können insbesondere mineralische Düngemittel oder Torf sein, also Produkte, die somit nicht mehr produziert werden müssen. Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 40 Springer (Energie und CO2) ermittelte ein Substitutionspotenzial von Komposten gegenüber Torf von: • Frischkompost 792 kg CO2-eq / Mg TM Kompost • Fertigkompost 684 kg CO2-eq / Mg TM Kompost Für die Substitution mineralischer Dünger ergeben sich folgende Potenziale: • Frischkompost 61,7 kg CO2-eq / Mg TM Kompost • Fertigkompost 52,6 kg CO2-eq / Mg TM Kompost Gemäß Bundesgütegemeinschaft Kompost (BGK) wurde Kompost in 2009 wie folgt verwertet: • Landwirtschaft 52,2 % • Landschaftsbau 11,3 % • Hobbygartenbau 9,9 % • Erwerbsgartenbau 3,4 % • Erdenwerk • Sonderkulturen 13,9 % 4,8 % Es ist davon auszugehen, dass Grünabfallkompost überwiegend in der Landwirtschaft und im Gartenbau Verwendung findet. Folgende Parameter sind für die Szenarien herangezogen worden: • Einsatz des gesamten Kompostes (50 % Frischkompost, 50 % Fertigkompost) in der Landwirtschaft und im Gartenbau als Torfersatz. Dabei soll das Nährstoffsubstitutionspotenzial hinzugezählt werden. • CO2 – Ersparnis von 795 kg CO2-eq /Mg TM Kompost • Rotteverlust Grünabfallgemisch = 30 Gew. %. (EdDE 11). • Der Rotteverlust Grasschnitt = 80 Gew. %. (EdDE 11). • TM-Gehalt Grünabfallgemisch = 50 % • TM-Gehalt Grasschnitt = 15 % • TM-Gehalt Kompost = 62 % Folgende in Tabelle 20 aufgeführten Kompostmengen können für die 3 Kreise zugrunde gelegt werden: Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 41 - Grünabfallaufkommen Grünabfallgemisch Rotteverlust Kompost Grasschnitt Rotteverlust Kompost NF RD SE Mg FM/a Mg TM/a Mg FM/a Mg TM/a Mg FM/a Mg TM/a 16.379 8.189 22.208 11.104 61.318 30.659 4.914 6.662 18.395 11.465 7.108 15.545 9.638 42.922 26.612 17.505 14.004 3.501 2.626 2.171 16.981 13.585 3.396 2.547 2.106 12.671 10.137 2.534 1.901 1.571 Tabelle 20: Grünabfallaufkommen und Kompost 10.2 Grünabfall - energetische Verwertung Grünabfallgemische setzen sich überwiegend aus krautigen und holzigen Bestandteilen zusammen. Die angereicherte holzreiche Fraktion kann durch geeignete Klassierung rund 25 bis 30 % ausmachen und energetisch genutzt werden. Für die Vergärung eignen sich die krautigen Bestandteile wie Grasschnitt und Laub. Der Mengenanteil kann gem. Angaben des Öko-Institus (2010) 15 bis 20 % betragen. Siliertes Gras, mit einer entsprechenden Qualität, bringt bei der Vergärung in einer Nassfermentation einen Ertrag zwischen 140 – 170 m³ Biogas/Mg FM bei einem Methananteil von ca. 55 %. Separierte Materialien aus dem Grünabfall sowie Grasschnitt weisen nicht die gleiche Qualität auf wie Grassilage. Daher muss mit einer deutlich geringeren Gasausbeute gerechnet werden; die im Bereich von 100 m³ Biogas/Mg FM liegen dürfte. Das CO2 –Einsparpotenzial bei der Vergärung von Biomasse ist im Wesentlichen abhängig von dem Wärmenutzungsgrad, den Wirkungsgraden und dem Anlagenkonzept der jeweiligen Biogasanlage. In der Literatur werden Werte zwischen 355 und 943 kg CO2-eq /MWhel angegeben, wobei der erstgenannte Wert von einer denkbar schlechtesten Anlagenkonzeption ausgeht. Für die nachfolgenden Berechnungen soll ein Wert von 770 kg CO2-eq /MWhel angesetzt werden. Der Holzanteil kann durch Klassierung aus dem Grünabfallgemisch separiert und thermisch genutzt werden. Zu beachten ist, dass die Qualität dieses Materials nicht mit Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 42 Hackschnitzeln aus der Knick- oder Baumpflege vergleichbar ist. Ein Grund dafür ist der anhaftende Erdanteil. Springer (Energie und CO2) gibt für den aus dem Grünabfallgemisch separierten Holzanteil einen Heizwert von ca. 13 MJ/kg an. Das Öko-Institut geht sogar von 15 MJ/kg aus, allerdings nur bei vorgetrocknetem Material. Der Mittelwert der im Rahmen der EdDE Studie (EdDE 11) angegeben wird, liegt für Materialien mit Wassergehalten zwischen 15 und 27 % bei durchschnittlich 12 MJ/kg. Dabei werden CO2 –Einsparpotenziale von 800 bis 1.000 kg CO2/Mg FM erschlossen. Für die nachfolgenden Berechnungen der Szenarien wurden die nachfolgenden Annahmen getroffen: • Holzfraktion = 27,5 Gew. % • Krautige Fraktion = 17,5 Gew. % • CO2 -Einsparpotenzial Vergärung = 770 kg CO2-eq /MWhel • CO2 -Einsparpotenzial Holzverbrennung = 900 kg CO2-eq /Mg FM • Biogasertrag Grasschnitt = 100 m³/Mg FM - Methananteil 55 % • Wirkungsgrad BHKW = 38 %. 10.3 Hackschnitzel Für Hackschnitzel aus der Knickpflege werden in der Literatur Heizwerte zwischen 7,2 MJ/kg und 15,5 MJ/kg angegeben. Der Heizwert ist dabei von der Holzart und vom Wassergehalt abhängig, der zwischen 35 und 50 % betragen kann (Verkehrstechnik, Heft 150), so dass von einem durchschnittlichen Heizwert von 10 MJ/kg ausgegangen wird. Für aus dem Grünabfallgemisch separiertes holziges Material mit 35 Gew. % Wasser und einem Heizwert von 10 MJ/kg wird in der EdDE Studie eine CO2 -Ersparnis von 700 kg CO2/Mg FM angegeben. Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 43 - 11. Szenarien Anhand der nachfolgend genannten Szenarien werden die THG-Minderungspotenziale der stofflichen und/oder energetischen Nutzung dargestellt. Folgende Szenarien werden dafür zugrunde gelegt: I. Kompostierung sämtlicher Grünabfallmengen (BImSchG genehmigte Plätze), Gemeindeplätze, Grünabfälle privater Entsorger und Friedhofsabfälle. Dieses Szenario spiegelt den Ist-Stand bei der stofflichen Verwertung wieder. II. Kompostierung sämtlicher Grünabfallmengen: Wie I. zuzüglich Grasschnitt von Straßenrändern. III. Kompostierung sämtlicher Grünabfallmengen: wie I. abzüglich der für die energetischen Nutzung abgesiebten Holzfraktion und der für die Vergärung verwertbaren krautigen Fraktion. IV. Energetische Verwertung der unter III. separierten krautigen Fraktion und des Grasschnitts von Straßenrändern durch Vergärung. V. Energetische Verwertung der Hackschnitzel aus der Straßengehölzpflege, der Knickpflege und der Holzfraktion aus dem Grünabfallgemisch durch Verbrennung. Unter Berücksichtigung der unter Punkt 10 ermittelten Parameter lassen sich für diese 5 Szenarien die in den Tabellen 21 und 22 dargestellten CO2 – Ersparnispotenziale berechnen: Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 44 NF RD Mg TM/a 7.108 CO2-eq Ersparnis Mg/a 5.652 Grünabfall + Grasschnitt (Szenario II) 9.279 Restkompost (Szenario III) 3.910 Kompost aus Grünabfall (Szenario I) SE Mg TM/a 9.638 CO2-eq Ersparnis Mg/a 7.664 Mg TM/a 26.612 CO2-eq Ersparnis Mg/a 21.160 7.378 11.744 9.338 28.183 22.410 3.109 5.301 4.215 14.637 11.638 Tabelle 21: CO2 – Ersparnis bei der stofflichen Verwertung von Grünabfall NF Vergärung von krautige Fraktion + Grasschnitt (Szenario IV) Verbrennung von holzreiche Fraktion + Gehölzschnitt v. Sraßen + Knickhackschnitzel (Szenario V) Mg FM/a 20.371 RD CO2-eq Ersparnis Mg/a MWh/a el. 4.258 Mg FM/a 3.278 Mg/a 19.307 14.416 Mg FM/a 20.867 SE CO2-eq Ersparnis Mg/a MWh/a el. 4.361 Mg FM/a 39.053 3.358 Mg/a Mg FM/a 23.401 CO2-eq Ersparnis Mg/a MWh/a el. 4.891 Mg FM/a 28.559 3.766 Mg/a 37.318 Tabelle 22: CO2 – Ersparnis bei der energetischen Verwertung von Grünabfall 12. Fazit und Handlungsempfehlungen Die derzeit in den untersuchten Kreisen in Schleswig-Holstein erfassten und verwerteten Grünabfallmengen liegen alle über dem für das Bundesgebiet (westliche Länder) ermittelten Durchschnittswert von 54 kg FM/E*a. Auch der für Schleswig-Holstein errechnete Wert von 59 kg FM/E*a wird in allen untersuchten Kreisen überschritten, im Kreis Segeberg mit 218 kg FM/E*a sogar deutlich. Hier muss allerdings berücksichtigt werden, dass nicht unerhebliche Grünabfallmengen aus Hamburg in den Kreis zur Verwertung transportiert werden. Angaben zu Grünabfallmengen sind über die Mengenstatistik des LLUR möglich. Diese Daten enthalten jedoch keine Mengen, die auf kleineren Anlagen (< 3.000 Mg/a), gemeindlichen Plätzen, gewerblichen Eigenkompostierungen, Friedhöfen u. a. anfallen. Dieses Informationsdefizit zeigt sich insbesondere im Kreis Nordfriesland, wo die gemeldeten Mengenangaben sehr gering sind. Dafür gibt es hier aber die signifikant höchste Anzahl an gemeindlichen Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten 22.942 - 45 Sammelplätzen. Über die so erfassten Grünabfallmengen liegen jedoch zum überwiegenden Teil keine Angaben vor. Auch über die Menge von Friedhofsabfällen konnten keine Informationen ermittelt werden. Um trotzdem zu interpretierbaren Mengenpotenzialen zu kommen, wurden schlüssige Daten übernommen und dort wo keine exakten Daten vorlagen, plausible Hochrechnungen bzw. Schätzungen vorgenommen. Da z.B.nicht nachvollziehbar ist, über welche Wege Friedhofsabfälle, insbesondere von kleineren Friedhöfen, entsorgt werden, wurde in der Studie abgeschätzt, dass die Hälfte auf den Friedhöfen selbst verwertet wird und die andere Hälfte über die Grünabfallsammelplätze erfasst wird. Als problematisch erweisen sich die in der Literatur aufgeführten sehr unterschiedlichen Stoffdaten. Sowohl Angaben zu spezifischen Mengen, Materialzusammensetzungen und insbesondere Trockenmassegehalte weisen große Bandbreiten auf. Für die weiteren Berechnungen sind diese Materialparameter aber sehr wichtige Kenngrößen. Vor diesem Hintergrund wurden in der Studie sowohl Literaturangaben als auch plausible Durchschnittswerte für die Berechnungen zu Grunde gelegt. Während über die erfassten Grünabfallmengen plausible Angaben vorliegen, gestaltet sich eine Mengenabschätzung für andere Grünabfallfraktionen wie z.B. Grasschnitt von Straßenrändern und Knickholz, schwieriger. Da hier jedoch ein nicht unerhebliches Mengenpotenzial vermutet wird, werden im Rahmen dieser Studie praxisnahe Mengen ermittelt. Das Potenzial an Grasschnitt von den Straßenrändern liegt in den betrachteten Kreisen zwischen 12.000 und 17.000 Mg FM/a. Für Schleswig-Holstein insgesamt bei rd. 123.000 Mg FM/a. Trotz geringerer Qualität, gegenüber landwirtschaftlich geerntetem Gras, ist eine Biogasausbeute von ca. 100 m³/Mg FM zu erwarten. Bei mittlerweile ca. 320 Biogasanlagen in Schleswig-Holstein müsste der logistische Aufwand für den Transport des frischen Grasschnitts zu einer jeweils in der Nähe der Mahd befindlichen Anlage vertretbar sein. Aus praktischen Erwägungen heraus ist jedoch zu bedenken, dass nicht jeder Grasschnitt zu einer Biogasanlage gefahren werden kann. Sofern der Anteil an Fremdstoffen (Müll) und mineralischen Bestandteilen zu hoch ist, sollte wegen des hohen Aufbereitungsaufwandes die stoffliche Verwertung vorgezogen werden. Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 46 Die bisher vorliegenden praktischen Erfahrungen mit der Verwertung von Grasschnitt sind positiv. Es müssen jedoch noch weitere Untersuchungen durchgeführt werden, um belastbare Entscheidungsgrundlagen zu erarbeiten. Unter der Annahme dass dies gelingt, könnte der Grasschnitt einer Verwertung zugeführt werden, sofern ein intelligentes logistisches System zwischen den zuständigen Straßenmeistereien und den in der Region befindlichen Biogasanlagen aufgebaut werden könnte. Es bleibt festzustellen, dass das Potenzial an Grasschnitt von Straßenrändern derzeit nicht genutzt wird. Das Ernten dieses Materials ist technisch zwar schwierig, würde aber nicht unerhebliche Mengen erbringen, die sowohl stofflich wie auch energetisch verwertet werden können. Dementsprechend ist auch das CO2 –Einsparpotenzial (s. Tabellen 21 und 22). Zur Ermittlung des Holzpotenzials von Knicks und die damit verbundenen Ernteerträge in Schleswig-Holstein liegen unterschiedliche Zahlen vor. Über die tatsächlich geernteten Knickhackschnitzel pro Jahr gibt es derzeit aber keine Informationen. Auch in diesem Fall ist von einem erheblichen Einsparpotenzial auszugehen (s.Tabelle 22). Ein Großteil der in Schleswig-Holstein anfallenden Hackschnitzel werden zZt. ins Ausland exportiert und fallen somit aus der CO2 – Einsparbilanzierung Schleswig-Holsteins heraus. In Tabelle 15 wird das Potenzial an Hackschnitzeln aus der Knickpflege dargestellt, das theoretisch möglich wäre, wenn die in Schleswig-Holstein vorhandenen Knicks optimal bewachsen wären. Diese Menge ist mehr als doppelt so hoch wie das aktuell vorhandene Potenzial. Dieses Potenzial könnte allerdings nur erschlossen werden, wenn die Bepflanzung der Knicks optimiert und die Nutzung durch ein professionelles Knickmanagement erfolgen würde. Um die CO2-Einsparpotenziale für die unterschiedlichen Grünabfallfraktionen und Verwertungswege zu ermitteln, werden fünf verschiedene Szenarien von der Kompostierung bis zur energetischen Verwertung sowie der Kombination beider Verfahren betrachtet. Hierbei wird berücksichtigt, dass die thermische Verwertung des typischen Grünabfallgemisches nicht uneingeschränkt zielführend ist. Dies liegt an den zeitweise auftretenden sehr hohen Wassergehalten und den anhaftenden mineralischen Anteilen. Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 47 Vor diesem Hintergrund werden bei den Szenarien nur die tatsächlich klassierbaren Anteile des Grünabfallgemisches, die sich für eine energetische Verwertung eignen zu Grunde gelegt. In Tabelle 21 sind die CO2 -Ersparnisse angegeben, die erreicht werden, wenn der gesamte Grünabfall kompostiert und die erzeugte Kompostmenge landwirtschaftlich und gärtnerisch eingesetzt und damit die gleiche Menge an Torf substituiert wird. In Tabelle 22 werden zusätzlich noch die Vergärung des Grasschnitts und die Verbrennung der holzreichen Fraktion berücksichtigt. Unter der Voraussetzung, dass die holzreiche Fraktion aus dem Grünabfallgemisch thermisch verwertet und ein weiterer Anteil, gemeinsam mit dem Grünschnitt, vergärt wird (Szenario IV) ergibt sich, gegenüber der rein stofflichen Verwertung (Szenario II) des gesamten Materials, eine deutliche CO2 –Mehrersparnis (siehe Tabelle 23). Kompost, gesamt Szenario II CO2-eq Ersparnis NF RD Mg/a Mg/a 7.378 9.338 SE Mg/a 22.410 Restkompost * III 3.109 4.215 11.638 Energiefraktion ** IV 7.332 8.855 18.942 III + IV 10.441 13.070 30.580 3.063 29% 3.732 29% 8.170 27% Gesamt Mehrersparnis bei kombinierter stofflicher und energetischer Verwertung Tabelle 23: CO2–Mehrersparnis bei kombinierter stofflicher und energetischer Verwertung der Grünabfälle * Grünabfallkompost, reduziert um die Energiefraktion ** holzige und krautige Fraktion aus dem Grünabfall, die energetisch verwertet werden kann Die errechneten CO2 -Einsparpotenziale machen deutlich, dass es unter Klimaschutzgesichtspunkten sinnvoll ist, die holzreiche Fraktion aus dem Grünabfallgemisch zu separieren und thermisch zu verwerten sowie die geeigneten Fraktionen der Vergärung zuzuführen. Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 48 Vom Wege-Zweckverband der Gemeinden des Kreises Segeberg wurde in 2009 von den gesammelten Grünabfällen 2.600 Mg holzreiche Fraktion abgesiebt und thermisch verwertet. Um die gezielte Separierung und anschließende Verwertung bestmöglich durchführen zu können, ist bereits eine Differenzierung der angelieferten Grünabfälle auf den Sammelplätzen erforderlich. Jede nachträgliche Klassierung aus dem Grünabfallgemisch heraus ist mit zusätzlichem Energie- und Arbeitsaufwand und damit Kosten verbunden. Zusammenfassend werden folgende Handlungsempfehlungen zur Optimierung der Grünabfallverwertung in Schleswig-Holstein unter Berücksichtigung von Klimaschutzgesichtspunkten gegeben: • Die Grünabfallgemische sollten im Hinblick auf die energetisch nutzbaren Potenziale verstärkt aufbereitet und bereits an den Aufnahme- bzw. Sammelstellen separiert werden. Hierbei sollten holzreiche und die für die Vergärung geeigneten Fraktionen getrennt werden. • Der verbleibende Restgrünabfall sollte kompostiert und anschließend gezielt zur Bodenverbesserung eingesetzt werden. • Neben den bereits bekannten und erfassten Grünabfallmengen sollten zusätzliche Potenziale erschlossen werden. Geeigneter Grasschnitt von Straßenrändern stellt z.B. ein erhebliches Biomassepotenzial dar, das energetisch und stofflich genutzt werden könnte. Dies betrifft auch das Potenzial von Grünlandmähflächen, bei denen zunächst die verwertbaren Mengen quantifiziert werden müssten. • Die energetische Verwertung von Hackschnitzeln aus der Knickbewirtschaftung bietet erhebliche Optimierungsmöglichkeiten. Die erfassbaren Mengen könnten gesteigert und die Hackschnitzel anschließend der Verbrennung zugeführt werden. Dieses Ziel ist jedoch nur über ein professionelles regionales Knickmanagement zu erreichen. In einem ersten Schritt sollte ein Runder Tisch „Knickholzverwertung“ eingerichtet werden, um die Realisierungschancen zu bewerten. Ebenso könnte eine Machbarkeitsstudie zu dieser Thematik hilfreich sein. Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 49 13. Tabellen: Tabelle 1: spezifisches Grünabfallaufkommen der zu untersuchenden Kreise Tabelle 2: Gemeindliche Sammelplätze Tabelle 3: Gewerbliche Grünabfallerzeuger, Fragebogenrücklauf Tabelle 4 Auswertung der Fragebögen der gewerblichen Grünabfallerzeuger Tabelle 5: interne Verwertung von Grünabfall bei gewerblichen Grünabfallerzeugern Tabelle 6: geschätzte interne Verwertung von Grünabfall bei gewerblichen Grünabfallerzeugern Tabelle 7: Friedhofsabfälle Tabelle 8: Unterhaltungslängen der Straßen Tabelle 9: Mengenpotenzial von Grasschnitt Tabelle 10: Grasschnitterträge von Gemeindestraßen Tabelle 11: Gehölzschnittpotenzial, bezogen auf das Bundesgebiet Tabelle 12: Gehölzschnittaufkommen in Schleswig-Holstein Tabelle 13: Bankettenschälgut Tabelle 14: Hackschnitzelpotenzial aus der Knickpflege Tabelle 15: maximales Hackschnitzelpotenzial bei optimaler Bewirtschaftung Tabelle 16: Lohnunternehmer Tabelle 17: Grünabfallaufkommen, Ist-Stand Tabelle 18: Grünabfallaufkommen incl. Grasschnitt Tabelle 19: Hackschnitzel aus Grünabfall, von Knicks und Gehölzschnitt Tabelle 20: Grünabfallaufkommen und Kompost Tabelle 21: CO2–Ersparnis bei der stofflichen Verwertung von Grünabfall Tabelle 22: CO2–Ersparnis bei der energetischen Verwertung von Grünabfall Tabelle 23: CO2–Mehrersparnis bei kombinierter stofflicher und energetischer Verwertung der Grünabfälle Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 50 14 Abbildungen Abbildung 1: Grünabfallgemisch Abbildung 2: Grünabfallgemisch mit hohem Holzanteil Abbildung 3: Grünabfallgemisch mit hohem mineralischem Anteil Abbildung 4: Lage des Kreises Nordfriesland in Schleswig-Holstein Abbildung 5: Lage des Kreises Rendsburg-Eckernförde in Schleswig-Holstein Abbildung 6: Lage des Kreises Segeberg in Schleswig-Holstein Abbildung 7: Haufwerk für Biikebrennen Abbildung 8: Grünabfallgemisch mit Reet Abbildung 9: Sammelplatz für Friedhofsabfall Abbildung 10: Grasschnitt, Verbleib auf den Straßenrand Abbildung 11: Gehölzschnitt an Straßen Abbildung 12: Bankettenschälgut Abbildung 13: Knicklandschaft in Schleswig-Holstein Abbildung 14: Knick mit Hühnengrab Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 51 15 Literatur Abfallbilanz S-H 2008 Siedlungsabfälle, Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein AWK RD Abfallwirtschaftskonzept des Kreises Rendsburg-Eckernförde, Fortschreibung 2008 – 2012 AWK SE Abfallwirtschaftskonzept Kreis Segeberg 2007 – 2011 BImSchG Bundes-Immissionsschutzgesetz BioAbfV Bioabfallverordnung CS 2008/48 Empfehlung der Clearingstelle EEG zum Landschaftspflegebonus, 24.Sept. 2009 EdDE 11 Dokumentation, Grünabfälle besser kompostieren oder energetisch verwerten. Entsorgergemeinschaft der Deutschen Entsorgungswirtschaft Eggersglüss Knickholznutzung, heute und morgen. Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein Energie und CO2 Energie und CO2 - Bilanz der Kompostierung unter Einbezug des Substitutionspotenzials des Komposts. Dipl.-Ing. Christian Springer Fachverband Biogas Stellungnahme des Fachverbandes Biogas e.V. zur öffentlichen Anhörung des Bundestagsausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zum Thema „Landwirtschaft und Klimaschutz“ am 22. Februar 2010 Fricke, 2003 Die Getrenntsammlung und Verwertung von Bioabfällen, Bestandsaufnahme 2003. Die Zukunft der Getrenntsammlung von Bioabfällen, Schriftenreihe des ANS 44. Forum Nr. V – 3/2009 Treibhausgasemissionen der Energieproduktion aus Biogas, Nr. V – 3/2009, Zusammengestellt von der Arbeitsgruppe V (Betriebs- und volkswirtschaftliche Bewertung) im „Biogas Forum Bayern“ MLUR, 2009 Energetische Nutzung von Landschaftspflegematerial, Gespräch am 07.08.2009 im MLUR, Claudia Viße GVOBI Gesetz- und Verordnungsblatt S-H, 2009 Internetseite MLUR http://www.schleswigholstein.de/UmweltLandwirtschaft/DE/NaturschutzForstJagd/02_Sc hutzgebiete/04_NSFlaechen/03_Flaechentyp/02_NSG/ein_node.ht ml IE 2005 Umfrage zu Gras- und Gehölzschnittaufkommen, Institut für Energetik und Umwelt GmbH, Leipzig 2005 (intern) ISI 2005 Gutachten zur CO2- Minderung im Stromsektor durch den Einsatz erneuerbarer Energien, Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung Karlsruhe, Januar 2005 Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 52 MLUR 2005 Landschaftselemente-Kataster, MLUR 2005, Erfasste Knick/Feldheckenlängen im Rahmen der Luftbildauswertung auf Basis der CIR-Invekos-Befliegung 2004. M. Schmidt Gespräch der Ministerin mit dem Vorsitzenden des Bundesverbandes Bioenergie am 01.02.2010, zum Thema: Optimierung (hinsichtlich energetischer Verwendung) der Pflege und Nutzung von Knicks. Öko-Institut 2010 Klimaschutzpotenziale in der Abfallwirtschaft, am Beispiel von Siedlungsabfällen und Altholz, Januar 2010 Ralf Mette Energetische Verwertung von Landschaftspflegeholz am Beispiel der schleswig-holsteinischen Knicklandschaft, Kultur und Landschaft,80.Jahrgang (2005), Heft 9/10 SBA 2007 Nachhaltige Abfallwirtschaft in Deutschland, Ausgabe 2007, Statistisches Bundesamt. SH-SIB Länge und Ausbauzustand der Bundesfern-, Landes- und Kreisstraßen in Schleswig-Holstein, Stand 01.01.2010, Straßeninformationsbank Schleswig-Holstein Stellungnahme 2009 Stellungnahme zum Landschaftspflegematerial, Flintbek, 30.10.2009, Rita Jensen Verkehrstechnik, Heft V150 Energetische Verwertung von Grünabfällen aus dem Straßenbetriebsdienst, Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen, Verkehrstechnik Heft V150 Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten - 53 16 Abkürzungen AM BfN BHKW BImSchG BioAbfV BSG DüMV E. EEG FFH Gew. GaLA kWh Ho Hu lfd. NABU NawaRo NF Mg MJ MWh OTM RD SBG SE S–H SM THG TM Vol. Autobahnmeisterei Bundesamt für Naturschutz Blockheizkraftwerk Bundes-Immissionsschutzgesetz Bioabfallverordnung Bankettenschälgut Düngemittelverordnung Einwohner Gesetz für den Vorrang erneuerbarer Energien Fauna-Flora-Habitat Gewicht Garten- und Landschaftsgärtner Kilowattstunde oberer Heizwert (Brennwert) unterer Heizwert laufende Naturschutzbund Nachwachsende Rohstoffe Kreis Nordfriesland Megagram Megajoule Megawattstunde organische Trockenmasse Kreis Rendsburg - Eckernförde Straßenbegleitgrün Kreis Segeberg Schleswig-Holstein Straßenmeisterei Treibhausgas Trockenmasse Volumen Grünabfall- und Schnittholzverwertung in Schleswig-Holstein unter Klimaschutzaspekten