kapitel 1 - Bushido Bad Tennstedt
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kapitel 1 - Bushido Bad Tennstedt
KARATE-DÔ KYÔHAN GICHIN FUNAKOSHI Der Text des Meisters Gichin Funakoshi VORWORT Ich fühle mich sehr geehrt, daß die Familie von Meister Funakoshi Gichin, durch den Ältesten Egami Shigeru und den Ältesten Hironishi Genshin, mich ausgewählt hat, dieses Buch zu übersetzen. Die Übersetzung dauerte zehn Jahre, aber die Dauer ist leider keine Garantie für die Genauigkeit meiner Arbeit. Es ist eher ein Spiegelbild vieler Unterbrechungen und vor allem der Unzulänglichkeit meiner Englischkenntnisse. Ich veröffentliche diese Übersetzung heute mit einigen Bedenken und mit der Warnung an den Leser, daß ich immer noch nicht in der Lage bin, weit zu lesen, ohne Redewendungen zu entdecken, die meiner Meinung nach klarer übersetzt werden könnten. Ich hoffe letztendlich, daß meine schlimmsten Fehler korrigiert wurden (im Buch: die vielen Krümmungen begradigt wurden). Meine Ziel war es, die Worte des Meisters so genau wie möglich wiederzugeben. Solch ein Versuch muß letztendlich, durch ständig auftretende Redewendungen, die Englische Sprache etwas verzerren. Eine freiere Übersetzung wäre möglich, aber ich denke es wäre eine Abweichung von den Worten des Meisters und würde vielleicht seine Gedanken verfälschen. Ich habe versucht, dieses Risiko so weit als möglich zu vermeiden, indem ich versuchte mich und meine Interpretationen nicht in diese Arbeit einfließen zu lassen. Ich sollte außerdem erwähnen, daß ich die absolute Genauigkeit meiner Übersetzung einiger Äußerungen, die Meister Funakoshi den chinesischen Klassikern entnommen hat, nicht garantieren kann. Ich bedauere, daß ich nicht in der Lage war alle in ihrer originalen Form gefunden zu haben; vielleicht habe ich irgendwann soviel Glück alle Quellen zu finden. 2Meister Funakoshi arbeitete an drei verschiedenen Versionen dieses Buches: Rentan Goshin Karate-jutsu und zwei Ausgaben von Karate-dô Kyôhan. Die zweite Ausgabe der letzteren konnte er nicht selbst beenden. Die drei Versionen ähneln sich, es gibt jedoch geringfügige Unterschiede. Dieses Werk ist an die erste Ausgabe des Karate-dô Kyôhan angelehnt, welche die kata beschreibt. Die meisten seiner Schüler werden einige Veränderungen zu den kata erkennen, wie sie sie lange Zeit geübt haben. Wo es möglich ist, sind diese Variationen mit einer Bemerkung des Übersetzers versehen. Diese Bemerkungen sollen darauf hinweisen, daß die gewohnten Bewegungen lange Zeit in der beschriebenen Art und Weise ausgeführt wurden. Ich möchte drei Personen danken, welche mit mir viele Stunden mit dem Text gekämpft haben:Harvard Itô, Don Ridgeway und Caylor Adkins. Meister Funakoshi hatte die Hoffnung, daß dieses Buch von späteren Schülern verbessert und weiterentwickelt wird. Dieser Gedanke steht für die Arbeit der Übersetzung. Ohshima Tsutomu Tokyo 26. April 1972 POSTHUME ANMERKUNGEN ZUR ZWEITEN AUSGABE Der Autor, Meister Funakoshi, schien sehr beunruhigt wegen der Neuausgabe dieses Buches. Dieses Gefühl wird in seinem Vorwort zu der zweiten Auflage offensichtlich. Mehr noch, er war offenbar besorgt darüber ob er die neue Ausgabe mit dem originalen Text oder mit einer modifizierten oder erweiterten Form veröffentlichen sollte. Es ist nun mehr als zwei Jahre her, daß die erste Ankündigung der zweiten Ausgabe in der Presse erschien und wir entschuldigen uns für diese Verzögerung. Der Meister ging heute vor einem Jahr von uns, ohne das neue Manuskript beendet zu haben. Er muß diesen Umstand sehr bedauert haben. Heute am ersten Jahrestag seines Todes, bieten wir seinem Geist das komplette Manuskript an, legen es auf den Altar und entzünden Weihrauch in seinem Andenken. Wir möchten außerdem das bevorstehende Erscheinen von weiteren Manuskripten, einschließlich „Kommentar zu dem Instruktor Lehrbuch„, „Karate-dô für Jungen und Mädchen„ und „Essay zum Karate-dô„, erwähnen. Shôtôkai Tokyo 26. April 1958 Am ersten Jahrestag des Todes des Meisters. VORWORT ZUR ZWEITEN AUFLAGE Zwanzig Jahre sind seit der Veröffentlichung der ersten Ausgabe von „Karatedô Kyôhan: Der originale Text„ vergangen. Ich erinnere mich an die Veröffentlichung meines ersten Buches, „Ryukyu Kempo„, im Jahr 1922 und die darauf folgende zweite Veröffentlichung, „Rentan Goshin Karate-jitsu„, welche mehrfach aufgelegt wurden. Die Ehre, die mir zuteil wurde, als der Kaiser und Mitglieder der Kaiserfamilie mein zweites Buch gelesen haben, war für mich Quelle großer Befriedigung und erfüllte mich mit Demut. Dann, nach mehr als zehn weiteren Jahren Training und Erfahrungen und etwa zwei Jahren Überarbeitung und Korrektur der unvollständigen Teile von Karate-jitsu, veröffentlichte ich „Karate-dô Kyôhan: Der originale Text„. Die Freude, die mich bei Erscheinen dieses Buches erfüllte, ist so gegenwärtig für mich, als wenn seine Veröffentlichung gestern stattgefunden hätte. Als Ergebnis der sozialen Unordnung, welche dem Zweiten Weltkrieg folgte, wurde die Karate Welt wie viele andere Dinge zerstreut. Völlig unabhängig von der Verschlechterung der Techniken während dieser Zeit, kann ich nicht leugnen, daß es Momente gab, in denen mir schmerzlich bewußt wurde, daß der geistige Zustand der Karate Welt, wie er sich in der Zeit, als ich begann Karate zu trainieren und bekannt zu machen, durchgesetzt hatte, fast nicht wiederzuerkennen war. Obwohl man einwenden könnte, daß solche Veränderungen nur das natürliche Ergebnis der Ausbreitung des Karate-dô sind, ist es nicht einzusehen, dieses eher mit Freude als mit Mißfallen zu betrachten. Mit Gefühlen von Freude und Reue beobachtete ich, welchen Kurs die Karate Welt eingeschlagen hat und versuchte mitzuhelfen ihr eine bessere Richtung zu geben, aber ich vermag nicht zu beurteilen welchen Einfluß ich jetzt auf den stark fließenden Kurs habe. Wie auch immer, mit einem Alter von fast neunzig Jahren ist es nicht meine Aufgabe, Spekulationen über die Zukunft aufzustellen. Viele Jahre habe ich über die Notwendigkeit der Veröffentlichung dieses Buches nachgedacht. Unlängst versuchte ich in mehreren Antiquariaten im Kanda Bezirk Tokyos eine Kopie der ersten Ausgabe zu finden und war erstaunt über die Seltenheit und den hohen Preis. Außerdem hatte ich mehrere Anfragen nach einer neuen Auflage seitens meiner Schüler und ich bin nun überzeugt, daß es unter denen, die danach suchen, eine Verwendung für dieses Buch gibt. Kurz bevor ich mit dem Schreiben des neuen Buches begann, war ich, im Vergleich zu früheren Gefühlen, erschrocken über die Tiefgründigkeit des Karate-dô, so daß ich manchmal zögerte und sich das Schreiben aus diesem Grund über die letzten drei Jahre hinzog. Trotzdem weiß ich die tiefgründigen Aspekte des Karate werden nicht auf dem heutigen Niveau bleiben, sie werden in der Zukunft nicht erhalten bleiben und mit dieser Erkenntnis und äußerster Demut stelle ich diese zweite Ausgabe zur Verfügung. Gegenüber all meinen Schülern und allen anderen, die ihre Zeit dem Karate opfern, möchte ich meiner Hoffnung Ausdruck verleihen, daß sie es als meinen ernsten Wunsch verstehen, diese Arbeit fortzusetzen; damit wird das Ziel der Arbeit erfüllt werden. Funakoshi Gichin Tokyo 13. Oktober 1956 EINFÜHRUNG KAPITEL 1 KARATE UND KARATE-DÔ WAS IST KARATE Auf Okinawa kam aus der Vergangenheit eine wunderbare und geheimnisvolle Kampfkunst zu uns. Man sagt, daß jemand, der ihre Techniken beherrscht, sich jederzeit verteidigen kann ohne Waffen anzuwenden und bemerkenswerte Leistungen vollbringen kann - wie zum Beispiel mehrere dicke Bretter mit der Faust zu zerschlagen oder die Deckentäfelung mit einem Tritt. Mit seiner shutô ("Schwert-Hand") kann er einen Bullen mit einem einzigen Schlag töten; er kann die Flanken eines Pferdes mit der offenen Hand aufschlitzen, einen grünen Bambusstiel mit seinen bloßen Händen zerdrücken oder weiche Steine mit der Hand aushöhlen. Einige sind der Meinung, jene Seiten dieser wunderbaren und geheimnisvollen Kampfkunst sei das Wesen des Karate-dô. Aber solche Leistungen sind nur ein kleiner Teil des Karate und sie sind etwa mit dem Strohschnitt-Test im Kendo [Japanisches Fechten] zu vergleichen und es ist falsch zu glauben, Karate wäre nicht mehr als das. In Wirklichkeit legt das wahre Karate-dô mehr Wert auf die geistige als auf die körperliche Entwicklung. Wahres Karate-dô ist : im täglichen Leben Geist und Körper in Demut zu trainieren und weiterzuentwickeln und sich in kritischen Zeiten völlig für die Gerechtigkeit aufzuopfern. KARA UND KARA E Karate-dô ist eine Kampfkunst, welche ihren Ursprung auf Okinawa hat. Obwohl sie in der Vergangenheit oftmals mit dem Chinesischen Boxen verwechselt verwendete. wurde, da man in der früheren Bezeichnung das Zeichen Letztendlich aber fand in den letzten tausend Jahren das Studium der Meister und Experten, durch welche sie gepflegt, perfektioniert und zu dieser einmaligen Kampfkunst gemacht wurde, die sie heute ist, auf Okinawa statt. Deshalb ist es keine Verfälschung der Tatsachen, sie als eine Kampfkunst Okinawas zu präsentieren. so lange Man könnte sich die Frage stellen, warum das Schriftzeichen verwendet wurde. Wie ich im Abschnitt “Die Entwicklung des Karate-dô” angeführt habe, glaube ich, daß zu jener Zeit der Einfluß der chinesischen Kultur auf Japan auf dem Höhepunkt war und viele Experten der Kampfkünste nach China reisten, um chinesisches Boxen zu trainieren. Mit ihren neuen Kenntnissen verbesserten sie die existierende Kampfkunst, welche Okinawa-te genannt wurde, entfernten die schlechten und fügten gute Dinge hinzu, was sie zu einer eleganten Kunst machte. Es ist vielleicht nur eine Spekulation, das sie einen geeigneten neuen Namen überlegten. Im damaligen für das Zeichen Japan waren viele Menschen von Allem aus dem Ausland beeindruckt und so ist es nicht schwer vorzustellen, welch großes Ansehen alles Chinesische _______________________________________________________ Die zwei Zeichen und E sind im japanischen gleichlautend. Das Erste, , bedeutet aber ausländisch und bezieht sich besonders auf das alte China, vor allem auf die Zeit der TangDynastie (618-907 u.Z.). Das zweite Symbol, E, wurde für das Wort Karate bekannt und ist heute sein einziger korrekter Sprachgebrauch. [Anmerkung des Übersetzers.] KARATE AND KARATE-DÔ 3 während dieser Periode auf Okinawa genoß. Noch in meiner Jugend war das Fehlen von einem kompletten Satz chinesischer Möbel und anderer Einrichtungsgegenstände ein ernstes Hindernis für den sozialen Einfluß jeder führenden Familie. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, ist der Grund für die offenbar nur die Anziehungskraft des Fremdartigen. Wahl des Zeichens Der Tradition folgend hat der Autor in der Vergangenheit weiterhin das Zeichen verwendet. Aufgrund der ständigen Verwechslung mit dem chinesischen Boxen und der Tatsache, daß die Kampfkünste Okinawas als japanische Kampfkünste angesehen werden können, ist es unpassend und vielleicht auch in dem Namen zu verwenden. Aus diesem etwas erniedrigend, weiterhin zu verwenden und es durch Grund, trotz vieler Proteste, haben wir aufgehört E ersetzt. DIE BEDEUTUNG VON KARA E Die erste Begriffsbestimmung von E deutet darauf hin, daß Karate eine Technik ist, welche es jemandem ermöglicht sich selbst mit bloßen Händen und Fäusten ohne Waffen zu verteidigen.² Zweitens, wie ein sauberer Spiegel ohne Verzerrungen reflektiert oder das ruhige Tal den Klang widerhallen läßt, muß jemand, der Karate lernen will, sich von Selbstsucht und dem Bösen trennen, weil er nur mit reinem Geist und Gewissen verstehen kann, was er aufnimmt. Das ist eine andere Bedeutung des Elements kara in Karate-dô. Weiterhin muß jemand, der Karate-dô lernen will, sich immer bemühen, innerlich bescheiden und äußerlich freundlich zu sein. Wenn er sich einmal entschlossen hat aufzustehen und für die Gerechtigkeit einzutreten, muß er den Mut haben und sagen: “Selbst wenn es zehn Millionen Gegner sind, ich gehe !” So ist er wie der grüne Bambusstiel : innen hohl (kara), gerade und mit Knoten, selbstlos, freundlich und ausgeglichen. Diese Bedeutung ist auch in dem Element kara von Karate-dô enthalten.³ Letztendlich ist die ursprünglich Form des Universums die Leere (kara) und so ist die Leere eine Form in sich. Es gibt viele verschiedene Kampfkünste wie Judo, Kendo, Sôjitsu (Speertechniken), Bôjitsu (Stocktechniken) und andere, aber ursprünglich haben alle diese Kampfkünste den selben Ursprung wie das Karate-dô. Es ist keine Übertreibung zu sagen, daß die ursprüngliche Bedeutung des Karate-dô eins mit den Grundlagen aller Kampfkünste ist. Form ist Leere und Leere ist Form in sich. Das kara im Karate-dô hat diese Bedeutung. DER WEG DER TECHNIKEN Die enorme Angriffs- und Verteidigungskraft des Karate-dô ist bekannt. Karatedô ist eine Kunst, welche jemanden befähigt, Angreifer mit einem Faustschlag oder einem Tritt zu besiegen, ohne Waffen. Der Wert dieser Kunst ist abhängig von demjenigen, der sie anwendet. __________________________________ 2. Der japanische Begriff für nackte Fäuste lautet E(kuken), und ist eine Kombination der Zeichen von E (kara) und von Faust. [Anmerkung des Übersetzers.] 3. In der japanischen Denkweise steht die Leere für Selbstlosigkeit; Geradheit, Gehorsam und Freundlichkeit; und die Schwierigkeiten Charakterstärke und Mäßigung. [Anmerkung des Übersetzers.] 4 EINFÜHRUNG Wird sie in guter Absicht angewendet, hat sie großen Wert; aber wenn sie mißbraucht wird, ist Karate nicht mehr als eine üble und schädliche Kunst. Einmal wollte die Polizeiverwaltung von Okinawa ihren Mitgliedern Karate vorstellen, aber in tiefer Besorgnis über die Gefährlichkeit dieser Kunst gab man diesen Plan auf. In einem anderen Beispiel schlugen die früheren Admirale Rokurô Yashiro und Norikazu Kanna vor, das Marine-Personal Karate lernen zu lassen, aber aus Angst vor der Anwendung in Schlägereien unter Seeleuten erregte dieser Vorschlag mißfallen. Die unüberlegte Anwendung der Kunst des Karate ist der Grund für die Besorgnis in der Öffentlichkeit und man kann die möglichen Gefahren nicht leugnen. Es wäre jedoch bedauerlich, wenn diese geheimnisvolle Kunst, auf die man mit Recht stolz sein kann, verfolgt und gemieden würde, nur weil sie einfach zu gefährlich ist. Die Ursache der Besorgnis sind vor allem falsche Auffassungen von Trainern niederen Charakters, welche gedankenlos das Hauptaugenmerk des Trainings mehr auf das Erlernen der Techniken als auf die geistigen Aspekte des Dô legen und das schlechte Benehmen und die schlechte Einstellung der Karate-Schüler, welche diese Kunst nur allein als eine Technik zum Kämpfen lernen. Es gibt extreme Fälle, in denen Schüler ermutigt wurden, ihr Karate in Schlägereien weiterzuentwickeln. Solche Ermahnungen wie : “Du kannst deine Techniken nie verbessern oder verfeinern ohne sie in einigen Kämpfen wirklich angewendet zu haben” oder “Wenn du nicht so-oderso schlagen kannst, solltest du das Karatetraining besser völlig aufgeben” schädigen den Ruf des Karate-dô. Solche Aussagen zeigen jedoch nur das mangelnde Verständnis derer, die überhaupt nichts von Karate-dô wissen. Richtig verstanden, gelehrt und praktiziert im wahren Geist des Karate-dô ist diese Kunst nicht nur das Gegenteil einer vorhandenen Gefahr, sondern sie ist in Wahrheit eine mit weinigen anderen zu vergleichende vollkommen edle Kampfkunst (Budô). Starke Medikamente sind gefährlich. Gift ist erschreckend. Dennoch gibt es heute niemanden in der Welt der Medizin, der für ein Verbot von Medikamenten eintritt. Die Gefahr starker Medikamente und Gifte ist abhängig von ihrer Anwendung, und wenn sie korrekt eingesetzt werden, können sie von großem Nutzen sein. Karate-dô, falsch eingesetzt, ist sicher gefährlich und bösartig. Aber aus dem selben Grund, aus dem Karate gefährlich ist, bringt es, richtig angewendet, auch Ergebnisse von großem Wert. In dem Moment, in dem ein Patient ein Rezept für ein starkes Medikament erhält, wird ihm dessen Wirkungsweise verständlich gemacht und ihm die richtige Anwendung aufgezeigt. Auf die gleiche Weise muß jemanden, der Karate-dô lernen wird, am Anfang die Bedeutung erklärt und die richtige Verwendung unterrichtet werden. Das korrekte Verständnis des Karate und seine richtige Verwendung ist Karate-dô. Jemand, der dieses dô wirklich trainiert und das Karate-dô tatsächlich verstanden hat, wird niemals leicht in einen Kampf verwickelt werden. Ein Angriff oder ein einzelner Tritt entscheidet über Leben oder Tod. Karate ist nur in solch seltenen Situationen richtig angewendet, in welchen man jemanden niederschlagen muß oder durch ihn selbst zu Boden gehen muß. Diese Situation erfährt ein normaler Mensch vielleicht einmal im Leben und deshalb kann es eine Möglichkeit geben, Karate-Techniken nur einmal oder gar nicht anzuwenden. Der Autor hat seinen Schülern immer gesagt, “Die Kunst macht nicht den Menschen, der Mensch macht die Kunst.” Schüler jeder Kunst, natürlich einschließlich des Karate-dô, dürfen niemals die Entwicklung von Geist und Körper vergessen. Im Karate-dô sollte das Ziel eines jeden die Verbesserung seiner Gesundheit oder das Training seines Körpers für eine effizientere Funktion sein. DER WEG 5 Er kann sich wünschen, die Kraft seiner Arme, Beine oder seines Körpers zu entwickeln oder zu Selbstbewußtsein und geistiger Standhaftigkeit zu gelangen. Natürlich könnte man sich wünschen Karate-dô zu lernen, um bescheiden zu werden. All diese Ziele haben etwas mit Selbst-Vervollkommnung zu tun. Im Gegensatz dazu macht jemand all diese Nutzen und Verdienste des Karate-dô in dem Moment zunichte, in dem er die Techniken mißbraucht und zum Beispiel so kämpft, daß er andere oder sich selbst gefährdet oder sich unehrenhaft verhält. Solch ein Mißbrauch, welcher aus oberflächlichen Verständnis erwächst, ist wie sich selbst besiegen. Durch den Menschen werden die Techniken zu einer Kunst. Ich muß es ernsthaft wiederholen : mißbrauche nie die Techniken des Karate. Das wahre Karate, das Karate-dô, ist innerlich bemüht, den Geist zu trainieren, um ein reines Gewissen zu entwickeln und jemanden zu befähigen, der Welt wahrhaftig gegenüberzustehen, während äußerlich die Stärke entwickelt wird, die ihn sogar wilde Tiere besiegen läßt. Der Geist und die Technik werden eins im wahren Karate. Die, die dem Karate-dô folgen, müssen der Höflichkeit die größte Bedeutung beimessen. Ohne Höflichkeit ist das Wesen des Karate-dô verloren. Höflichkeit muß nicht nur während des Karate-Trainings, sondern zu jeder Zeit des täglichen Lebens gezeigt werden. Der Schüler des Karate muß sich selbst zurückstellen um das Training zu empfangen. Man kann sagen, daß eine anmaßende oder eingebildete Person nicht geeignet ist, dem Karate-dô zu folgen. Der Schüler muß sich immer bewußt sein und empfänglich für die Kritik anderer, er muß sich ständig selbst beobachten und bereitwillig jeden Mangel an Kenntnissen eingestehen, das ist besser als vorzutäuschen etwas zu wissen, was er nicht weiß. Die, die dem Karate-dô folgen, dürfen niemals den bescheidenen Geist und das höfliche Benehmen aufgeben. Es sind Individuen mit begrenztem Horizont, welche mit ihren erworbenen geringen Fähigkeiten prahlen und sich mit den wenigen Kenntnissen kindisch aufführen, als wären sie Experten. Wegen der großen Zahl von falschen Kampfkünstlern auf der Welt tendiert die Öffentlichkeit dazu, den Kampfkünstler entweder zu ignorieren oder ihn als wild anzusehen. Deshalb sind viele ernsthafte Kampfkünstler in einer unangenehmen Lage. Die Schüler des Karate-dô sollten diese Punkte immer im Kopf behalten. Die, die dem Karate-dô folgen, werden Mut und Standhaftigkeit entwickeln. Diese Qualitäten haben nichts mit starken Aktionen oder mit der Entwicklung von starken Techniken an sich zu tun. Der Schwerpunkt liegt eher auf der Entwicklung des Geistes als auf der Entwicklung der Techniken. In der Zeit einer ernsten öffentlichen Krise muß man den Mut haben, wenn es um der Gerechtigkeit willen erforderlich ist, sich einer Millionen und einem Gegner gegenüberzustellen. Der beschämendste Charakterzug für einen Schüler des Karate-dô ist Unentschlossenheit. Vor vielen Jahren habe ich mein Leben demütig der Einführung anderer in das Karate-dô gewidmet. Im Laufe dieser vielen Jahre verkehrte ich mit aufeinanderfolgenden Generationen von treuen Karate-Enthusiasten. Glücklicherweise wurden meine Ansichten von ihnen verstanden und ihre tiefe Demut und Güte brachten ihnen die enthusiastische Unterstützung der Öffentlichkeit ein. Ich glaube, dieses gute Ergebnis ist ein Schatz, welchen wir gemeinsam durch unser Bemühen im Karate gefunden haben. Kurz gesagt sollten die, die nach Karate suchen, nicht einfach bei der Perfektion ihrer Techniken aufhören. Ich hoffe vielmehr, daß sie ihr Leben der Suche nach dem wahren Karate-dô widmen. Denn Karate-dô zu leben bedeutet das Leben an sich, öffentlich und privat. 6 EINFÜHRUNG DIE ENTWICKLUNG DES KARATE Vor etwa 1400 Jahren verließ Daruma (Bodhidharma), der Begründer des ZenBuddhismus, Westindien und drang in die Gebirgsketten des Himalaya vor, er überquerte Flüsse ohne Brücken durch die absolute Wildnis, um nach China zu reisen, wo er Vorträge über den Buddhismus halten wollte. Da die vorhandenen Straßen zwischen Indien und China wohl nicht gerade als gut zu bezeichnen waren, kann man sich die Größe Daruma's geistiger und körperlicher Stärke vorstellen - sie war so groß, daß er in der Lage war, mit diesem Mut den schwierigen, viele tausend Meilen weiten, Weg allein zu überwinden. In späteren Jahren, als er zum Shao-lin Tempel (Shôrin-ji) in die Hunan-Provinz in China gereist war, um dort den Buddhismus zu lehren, fielen eine vielzahl seiner Anhänger wegen der Härte seines Trainings um. Daraufhin legte Daruma eine Methode zur Weiterentwicklung von Geist und Körper fest, er sagte seinen Schülern, “Obwohl der Weg Buddhas für die Seele betet, sind Körper und Geist untrennbar verbunden. Wenn ich nun auf euch blicke, denke ich, daß ihr euer Training aufgrund eurer Erschöpfung nicht beenden könnt. Aus diesem Grund werde ich euch eine Methode zeigen, durch die ihr eure körperliche Stärke so weit entwickeln könnt, daß ihr in der Lage seid, die Essenz des Weges Buddhas zu erkennen.” Die Methode, die er beschrieb, ist im Ekkin Kyô (Ekkin "Sutra") enthalten. Mit ihr waren die Mönche in der Lage, ihre geistige und körperliche Stärke wiederzuerlangen und man sagt, daß diese Mönche aus dem Shao-lin Tempel wegen ihres Mutes und ihrer Standhaftigkeit in ganz China bekannt wurden. Später, als die Lehre dieser Methode, welche ursprünglich von Daruma vorgeschlagen wurde, sich auf viele andere Orte ausbreitete, erhielt sie den Namen ihres Ursprungs und wurde Shôrin-ji Kempo genannt. Es war diese Methode, die schließlich die Ryukyu-Inseln erreichte und sich in das Okinawa-te weiterentwickelte, den Vorläufer des heutigen Karate. Obwohl es keine dokumentierten Beweise gibt, solche Fragen zu klären wie den Zeitpunkt des Erscheinens oder welche originalen Organisationen existierten, glaubt man, daß Karate sehr früh nach Okinawa gekommen sein muß. Dieses Kempo wurde als einzigartige Kampfkunst Okinawas bekannt. Etwa vor fünfhundert Jahren, nachdem der berühmte Heldenkönig Shô Hashi die drei Reiche auf Okinawa vereinigt hatte, wurde eine nationale Polizei gegründet, unter der den Menschen jeglicher Besitz von Waffen verboten wurde. Etwa zweihundert Jahre später (nach dem japanischen Kalender im 14. Jahr von Keichô, entspricht 1609), als die Ryukyu unter die Lehnsherrschaft des japanischen Satsuma-Clans fielen, wurden auf den Inseln die Waffen von der Regierung beschlagnahmt. Durch dieses doppelte Verbot von Waffen erhielt die Entwicklung des Karate auf den Inseln, als Mittel der unbewaffneten Selbstverteidigung, vermutlich einen enormen Auftrieb und entwickelte sich dadurch zur okinawanischen Kampfkunst Karate, wie wir sie heute kennen. Es gibt keinen Zweifel daran, daß die vielen Experten, welche zwischen Okinawa und China hin und her reisten, stark dazu beitrugen, Karate auf sein jetziges Niveau zu führen. ENTWICKLUNG 7 Zum Beispiel wurde mündlich überliefert, daß vor etwa zweihundert Jahren ein gewisser Sakugawa aus Akata in Shuri nach China reiste, und dann, nachdem er Karate beherrschte, nach Okinawa zurückkehrte, um seiner Zeit als "Karate Sakugawa” bekannt zu werden. Wieder vor einhundertfünfzig Jahren kam, laut Shiodaira aus Shuri (festgehalten in Die Ôshima Aufzeichnung, von Tobe aus Tosa, Japan) ein chinesischer Experte namens Kû Shanku mit einigen seiner Schüler nach Okinawa und führte einen Stil des Kempo ein. Okinawanische Experten wie Sakiyama, Gushi und Tomoyori aus Naha studierten für eine bestimmte Zeit bei dem chinesischen Militärattachè Ason; Matsumura aus Shuri, Maesato und Kogusuku aus Kume bei dem Militärattachè Iwah; Shimabuku aus Uemonden und Higa, Senaha, Gushi, Nagahama, Aragaki, Hijaunna und Kuwae, alle aus Kunenboya, bei dem Militärattachè Waishinzan. Man sagt, daß ein Lehrer von Gusukuma, Kanagusuku, Matsumura, Oyatomari, Yamada, Nakazato, Yamazato und Toguchi, alle aus Tomari, ein Südchinese war, der an Okinawas Küste gestrandet war. Auf diese Weise erreichte Karate seine Feinheit und wurde zu dem gemacht, was es heute ist. Vor viel kürzerer Zeit wurde Meister Tomigusuku von Sakiyama trainiert und die Meister Azato und Itosu waren Schüler von Matsumura, genauso wie Gusukuma. Die Meister Azato und Itosu waren die Lehrer, welche den Verfasser unterrichteten und denen der Verfasser tiefen Dank schuldig ist. KATA Es gibt unendlich viele verschiedene Schulen und Stile im Karate. Wie in der Vergangenheit im Kendo und Judo, sind diese verschiedenen Schulen und Stile unter dem Namen der Besitzer der jeweiligen Dojô bekannt. In allen BudôKünsten, und nicht nur im Karate, unterscheiden sich die Interpretationen der Kunst durch die Schüler von den Interpretationen ihrer Lehrer. Außerdem braucht man wohl nicht zu erwähnen, daß Variationen im Ausdruck charakteristisch für jedes Individuum sind. Trotzdem, wenn die Kata zu klassifizieren sind, dann fallen sie eindeutig in die Shôrei-Ryû oder die Shôrin-Ryû. Die erstere betont hauptsächlich die Entwicklung von körperlicher Stärke und Muskelkraft und beeindruckt durch ihre kraftvolle Ausstrahlung. Im Gegensatz dazu ist das Shôrin-Ryû (Shôrin "Schule") sehr leicht und schnell, mit raschen Bewegungen nach vorn und hinten, welche sich mit dem schnellen Flug eines Falken vergleichen lassen. Unter anderen gehören die Tekki Kata, genauso wie Jutte, Hangetsu, Jion zur Shôrei-Ryû; während die Heian KATA und Bassai, Kwankû, Empi, Gankaku und andere mit dem Shôrin-Ryû verbunden sind. Es ist wirklich beeindruckend, einen groß gewachsenen und stark gebauten Mann eine Shôrei-Ryû Kata ausführen zu sehen, welche den Zuschauer durch die Vorführung purer schwingender Energie überwältigt. Wie dem auch sei, es scheint etwas an Schnelligkeit zu mangeln. Wiederum ist man tief beeinduckt, einen leicht gebauten Mann mit Bewegungen, so flink wie die eines Vogels im Flug, eine Shôrin-Ryû Kata ausführen zu sehen, mit Techniken von blendender Schnelligkeit, welche das elegante Ergebnis intensiven Trainings sind. Beide Stile vervollkommnen Geist und Körper und keiner ist besser als der andere. 8 EINFÜHRUNG Beide haben ihre Schwächen und Stärken und die, die Karate trainieren, sollten sich dieser Punkte bewußt sein und sie entsprechend studieren. Zusätzlich zu diesen Kata habe ich, als Ergebnis aus jahrelangen Forschungen zum allgemeinen Problem, zwei Kata Formen entwickelt, die Taikyoku no Kata für Anfänger und die Ten no Kata, welche als Partnerform (Kumite) angewendet wird. Ich empfehle, diese Kata fleißig zu üben. Wenn man all die verschiedenen Kata betrachtet, ist ihre Anzahl sehr groß. Wie dem auch sei, der Zweck, eine Kata zu lernen, ist nicht nur sie gelernt zu haben, sondern sich selbst zu mäßigen und zu disziplinieren; es ist nicht notwendig, eine wahllos große Anzahl von ihnen zu lernen. Es sollte ausreichen, sich mit den folgenden neunzehn Kata vertraut zu machen und dann ausschließlich diese zu trainieren. Von den Shôrin-Ryû Kata sollte der Anfänger zuerst die Taikyoku Shodan, Taikyoku Nidan und die Taikyoku Sandan erlernen und danach die Heian Shodan, Heian Nidan, Heian Sandan, Heian Yodan, Heian Godan, Bassai, Kwankû, Empi und Gankaku. Das sind insgesamt zwölf. Von den Shôrei-Ryû Kata sollte man die Tekki Shodan, Tekki Nidan, Tekki Sandan, Jutte, Hangetsu und Jion erlernen. Einschließlich der Ten no Kata als Kumite Formen, erhält man damit meiner Meinung nach die beste Anwendung und Darstellung der verschiedenen guten Punkte der vielen Kata. Die vielen anderen Formen werden deshalb hier nicht behandelt. DIE ÖFFENTLICHE BEKANNTMACHUNG DES KARATE Das Training des Karate wurde auf Okinawa unter äußerster Geheimhaltung durchgeführt, von niemanden wurde diese Kunst in der Öffentlichkeit gelehrt oder trainiert, wie es heute der Fall ist. Aus diesem Grund gibt es fast keine Bücher oder Niederschriften über das Karate. Es war natürlich undenkbar, daß Karate in öffentlichen Vorführungen gezeigt würde. Mit dem Beginn der MeijiPeriode [1868-1912] wurden das Bildungssystem und die Wehrpflicht eingeführt, und bei der körperlichen Untersuchung der Einberufenen und der Schüler waren die jungen Männer, welche Karate trainierten, auf den ersten Blick zu erkennen und sie beeindruckten die Untersuchungsärzte mit ihrer ausgeglichenen Körperentwicklung und deutlich sichtbaren Muskelentwicklung. Dann, einige Zeit später, schlug der Beauftragte für öffentliche Schulen, Shintarô Ogawa, in einem Bericht an das Bildungsministerium mit Nachdruck vor, Karate in den Sportunterricht der normalen Schulen und der ersten öffentlichen Hochschule der Präfektur Okinawa als Teil der Ausbildung aufzunehmen. Diese Forderung wurde akzeptiert und im Jahre 1902 wurde Karate in diesen Schulen eingeführt. Ich erinnere mich, daß es das erste mal war, daß Karate der allgemeinen Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Kurz nach dem Russisch-Japanischen Krieg, im Jahre 1906, überzeugte der Autor einige seiner Freunde eine Gruppe zu bilden und öffentliche Demonstrationen durchzuführen, und wir tourten gemeinsam durch Okinawa. Das war so ziemlich das erste mal, daß Karate-Demonstrationen in der Öffentlichkeit gezeigt wurden. Zur Eröffnung des neuen Präfektur-Gebäudes, zu der viele nationale prominente Persönlichkeiten eingeladen waren, wurde der Autor gebeten, eine Gruppe von fünf herausragenden Meistern des Karate ÖFFENTLICHE BEKANNTMACHUNG 9 anzuführen in einer Demonstration dieser einzigartigen Kampfkunst. Bei einer anderen Gelegenheit wurde ich von der medizinischen Vereinigung eingeladen, um Karate als Mittel der körperlichen Entwicklung zu demonstrieren und zu erläutern. Ich erinnere mich auch an eine Demonstration vor den Schülern der Mittelschule von Naha, welche später selbst Karate zu einem Turnturnier der Stadt vorführten, und an den warmen Applaus der Stadtbevölkerung. In den Jahren 1914 und 1915 veranstaltete eine Gruppe mit Mabuni, Motobu, Kyan, Gusukuma, Ôgusuku, Tokumura, Ishikawa, Yahiku und mir selbst, sowie vielen anderen Freunden, viele Demonstrationen, ausgehend von Naha und Shuri als Zentren und von dort in der ganzen Umgebung. Die Popularisierung des Karate durch Vorträge und Demonstrationen, so daß Karate vor allem unter der Bevölkerung Okinawas bekannt wurde, ist den unaufhörlichen Bemühungen dieser Gruppe zu verdanken, Entweder 1916 oder 1917 wurde der Autor, in Fortsetzung seiner Förderung eines besseren Verständnisses des Karate, als Repräsentant der Präfektur Okinawa in die Butoku-den in Kyoto, was zu dieser Zeit das offizielle Zentrum aller Kampfkünste war, eingeladen, um eine Karate-Demonstration zu zeigen. Nach meinem Wissen war dies das erste mal, daß Karate, welches so lange geheim gehalten worden war, außerhalb Okinawas gezeigt wurde. Am 6. März 1921 stattete der Kaiser Japans, der zu dieser Zeit der Kronprinz war, auf dem Weg zu einer Europareise Okinawa einen Besuch ab. Aus diesem Anlaß wurde Karate ausgewählt, um in der großen Halle der Festung Shuri vor dem Kronprinzen gezeigt zu werden, und ich nahm demütig die große Ehre und Verantwortung auf mich, die Demonstration des Karate durch eine ausgewählte Gruppe von Hochschul- und Universitätsstudenten anzuführen. Es war erfreulich, später zu hören, daß der Kronprinz, nach seinen Eindrücken von Okinawa befragt, erwähnte, daß er von der herrlichen Landschaft, den Drachengräben des magischen Brunnens in der Festung Shuri und der geheimnisvollen Eleganz des Karate besonders beeinduckt war. Im Früjahr 1922 veranstaltete das Bildungsministerium die erste nationale Sportausstellung in Tokyo, und ich wurde von der Abteilung des Bildungswesens der Präfektur Okinawa gebeten, zu diesem Anlaß eine KarateAusstellung zu arrangieren, die dort gezeigt werden sollte. Ich nahm die Aufgabe an und gab mir die größte Mühe bei der Erstellung von drei großen Rollen mit der Geschichte des Karate und Illustrationen seiner Kata und Techniken. Ich reiste als Repräsentant mit den Rollen nach Tokyo zur Ausstellung. Ich hoffte, nach dem Ende der Sportausstellung nach Okinawa zurückzukehren, aber ich wurde von verschiedenen Gruppen, wie der ShôFamilie (Nachkommen des letzten Königs von Okinawa, Shô Tai), dem Kodokan, der Militärakademie, der Anwaltsvereinigung, der Gesellschaft für Forschung in körperlicher Hochschulausbildung und mehr als zehn anderen Vereinigungen und Organisationen, gedrängt, in Tokyo zu bleiben und ein genaueres Bild des Karate zu vermitteln. Obwohl ich mich dieser Aufgabe nicht für würdig hielt, glaubte ich, daß es im Interesse des Karate war, deshalb unternahm ich viele Reisen durch das Land, um Vorträge zu halten und Demonstrationen durchzuführen, in dem Bemühen, diese Kunst bekannter zu machen. Zu dieser Zeit bat mich eines Tages Meister Hôan Kosugi, “Wenn sie nach Okinawa zurückkehren, werden wir aus Mangel an Instruktionen Probleme bei der Durchführung des Trainings haben; könnten sie vielleicht einige schriftliche Erläuterungen zurücklassen, welche uns diesen Weg [Dô] erklären ?" 10 EINFÜHRUNG Ich war tief bewegt durch diese Bitte, und nachdem ich schon oft überlegt hatte, einige Punkte des Karate niederzuschreiben, begann ich dann, meine Abende dem Schreiben eines Buches zu widmen, welches letztendlich im November 1922 unter dem Titel Ryukyu Kempo: Karate erschien. Dieses kleine Buch war die erste veröffentlichte Arbeit zu dem Thema Karate. Dadurch wurde Karate, welches im Geheimen vermittelt wurde, der Welt eröffnet. Im folgenden Jahr wurden die Druckplatten des Buches durch das große Kanto-Erdbeben 1923 zerstört, was mich dazu brachte, eine überarbeitete Ausgabe mit dem Titel Rentan Goshin Karate-Jitsu [Stärkung der Willenskraft und Selbstverteidigung durch Karate-Techniken] zu veröffentlichen. Diese Ausgabe wurde vom Kaiser persönlich gelesen, was nicht nur für mich, sondern vor allem für das Karate-Dô selbst eine große Ehre war. In einem anderen Fall, Ende des Jahres 1924, gab ich eine Demonstration in der Jichi-Halle (Halle der "Selbstverwaltung") in Ueno, Tokyo, und qualifizierte mich für den Tokyo-Einladungspreis-Wettbewerb für Sportler. Am 20. März 1928 gab ich auf Einladung der kaiserlichen Haushaltsverwaltung in der Sainei-Kan-Halle innerhalb des Palastes eine Demonstration mit fünfzehn Schülern. Über die Jahre verstärkte sich mein Enthusiasmus für das Erläutern, Demonstrieren und Umherreisen, so daß ich zu beschäftigt war, um nach Okinawa zurückzukehren. Mit der Nachfrage nach Privatunterricht im Meiseijiku [einem Dôjô] und ständigen Karate-Einführungen an Universitäten und in Firmen verging die Zeit bis zum heutigen Tag. Die Universitäten, mit denen ich zusammenarbeitete, waren die Keio, Waseda, Shôdai {4}, Takushoku, Chuo, Gakushu-in, Hosei und andere. Außer an den Universitäten gab es zusätzlich noch andere bedeutende Gruppen, so in den Kaufhäusern des MatsuzakayaBezirks, dem Kaufhaus des Tokyu-Bezirks und bei der Eisenbahngesellschaft. Andere Universitäten trainierten auch ernsthaft Karate, wie die Meiji, Nihon und Tokyo; und man könnte allein in Tokyo zehn Dôjô aufzählen [1930], welche Karate-Training anbieten. Heute kann ich fast überall in Japan von KarateTraining sprechen hören. Mittlerweile wurde Karate auch in fernen Orten im Ausland bekannt gemacht. Wenn ich zurückblicke auf die letzten vierzig Jahre zu den Tagen, in denen ich mit meinen Freunden begann, das Karate erstmals vorzustellen, ist es wirklich schwierig für mich, die breite Akzeptanz des Karate heutzutage zu begreifen. Es kommt mir vor, als wäre es eine andere Zeit gewesen. DIE INHALTE DES KARATE ALS KÖRPERLICHES TRAINING Die Natur des Karate bringt es mit sich, daß sich der Körper in alle Richtungen bewegen muß, im Gegsatz dazu werden zum Beispiel beim Rudern vor allem die Arme und beim Springen vor allem die Beine belastet. Es gibt keine Veranlassung dafür, sich Sorgen um eine einseitige Körperentwicklung im Karate zu machen, die Tatsache der gleichmäßigen Entwicklung kann als einer der Vorteile des Karate angesehen werden. In den meisten Fällen benötigt man nur eine oder zwei Minuten um eine Kata zu beenden. ________________________ 4. Shôdai (Tokyo Shôka Daigaku) ist heite die Hitotsubashi Universität. [Anmerkung des Übersetzers.] DIE INHALTE DES KARATE 11 Wenn jemand immer weiter trainiert, werden die Bewegungen schneller und das Training als Ganzes wird intensiver, so daß man in einer relativ kurzen Zeit ausreichend Übung hat. Dies ist eine Idealform des Trainings für viele Menschen heute, welche sich beklagen, daß sie gern üben möchten, jedoch keine Zeit dazu haben. Der geringe Zeitaufwand, der dafür vonnöten ist, ist der zweite große Vorteil. Fast keine andere Form von Training, sei es Judo, Kendo, Bogenschießen, Schwimmen oder Reiten, kann so einfach wie Karate, zu jeder Zeit und an jedem Ort, durchgeführt werden. Man benötigt keine bestimmte Umgebung, Ausrüstung, nicht einmal ein Partner ist nötig, es kann im Garten, im Wohnzimmer, im Flur geübt werden, also zu jeder Zeit an jedem Ort, wo man gerade das Verlangen danach verspürt. Das ist der dritte bedeutende Vorteil des Karate. Normalerweise ist das Training für Männer nicht für Frauen geeignet, und daß für Frauen ist vielleicht nicht ausreichend für Männer; das für Menschen, die sich von einer Krankheit erholen, ist nicht genug für Gesunde, und das Training für gesunde, junge Menschen, ist für Ältere und kleine Kinder zu anstrengend. Karate kann trotzdem von den körperlich Schwächeren, den Frauen, Kindern und den älteren Menschen trainiert werden. Mit anderen Worten, wenn jeder Einzelne die Übungen an seine eigene Leistungsfähigkeit anpaßt, und wenn jede Übung nicht länger als eine oder zwei Minuten dauert, besteht keine Gefahr für Überanstrengung oder körperliche Erschöpfung. Vielmehr entwickelt sich der Körper weiter, die Techniken werden besser, die Bewegungen werden natürlich kraftvoller, so daß die Übungen auch einen jungen, gesunden Mann, in den besten Jahren ausreichend belasten werden. Die Übungsintensität steigt natürlich mit den Trainingsfortschritten, was ich als vierten Vorteil ansehen würde. Die Tatsache, daß Karate allein, als auch in Gruppen trainiert werden kann, ist ein einzigartiges Merkmal. Wenn man mit der Einstellung trainiert, nur die Techniken in praktischer Anwendung zu erlernen, sind die einzelnen Handoder Fußbewegungen und die vielen Variationen in den verschiedenen KataAbschnitten eine Herausforderung. Während man sich an ihrem Studium erfreut und sie vertieft, erfährt man den Nutzen beinahe ohne es zu bemerken. Der Wert des Karate als körperliches Training kann anhand wissenschaftlicher Tests einfach nachgewiesen werden, und nach einem Jahr Training oder weniger, kann man an sich selbst enorme Verbesserungen seiner Verfassung im Vergleich zu der Zeit vor dem Karate-Training erkennen. Meine hochgeschätzten Lehrer, die letzten Meister Shishu (in japanisch, Itosu) und Azato, waren in ihrer Kindheit beide sehr schwach, aber nachdem sie begannen Karate zu trainieren, um ihre Gesundheit zu verbessern, entwickelten sie sich so stark, daß sie in ihrem Alter andere Leute zu sein schienen und sie wurden zu unserer Zeit berühmt als alte Meister. Meister Shishu erreichte das ehrwürdige Alter von 85 Jahren und Azato wurde 80 Jahre alt. Meister Azatos Lehrer, Meister Matsumura, lebte über 90 Jahre. Andere zeitgenössische Karate Experten, wie die Meister Yamaguchi, Aragake, Chibana, Nakazato, Yahiku, Tokashiki, Sakihara und Chinen, wurden alle über 80 Jahre alt. Diese Beispiele sind ein Nachweis für die außergewöhnliche Bedeutung des Karate als überlegene Methode zur Erhaltung der Gesundheit. 12 EINFÜHRUNG ALS SELBSTVERTEIDIGUNG Fast alle Lebewesen haben irgendwelche Mechanismen zur Selbstverteidigung, wo diese Entwicklung unvollständig geblieben ist, werden die Schwächeren zerstört und kommen in dem erbarmungslosen Kampf um das Überleben um. Die Fänge von Tigern und Löwen, die Krallen von Adlern und Falken, der giftige Stachel von Bienen und Skorpionen und die Dornen von Rosen und Bengalischen Quitten: sind das nicht alles Einrichtungen zur Verteidigung? Aber wenn die niederen Säugetiere, die Vögel, Insekten und Pflanzen eine solche Spezialisierung vorweisen, sollte nicht der Mensch, als Krone der Schöpfung, genauso vorbereitet sein? Eine angemessene Grundlage für die Antwort auf diese Frage wird in der Aussage gegeben: Wir sollten nie die Absicht haben anderen Schaden zuzufügen, aber wir müssen versuchen einen Schaden zu vermeiden. Um sich selbst zu verteidigen, muß man einen Weg finden, dem Schwachen die Kraft zu geben, sich selbst gegen stärkere Angreifer schützen zu können. Die Stärke des Karate wurde zu dieser Zeit wegen ihrer Effektivität bei dem Zerbrechen von Brettern und Steinen ohne Hilfsmittel bekannt, und es ist keine Übertreibung zu behaupten, daß ein in dieser Form der Selbstverteidigung gut trainierter Mann seinen gesamten Körper als Waffe für beeindruckend effektive Angriffsenergie ansehen kann. Obwohl Karate auch Wurftechniken beinhaltet, verläßt man sich prinzipiell auf Schlag-, Tritt- und Stoßtechniken. Diese Bewegungen sind schneller und können von einem untrainierten Auge übersehen werden. Block-AngriffKombinationen werden gleichzeitig ausgeführt, und schwächere Individuen, Frauen oder Jungen, haben genügend Kraft einen stärkeren Gegner mit ihnen zu kontrollieren. Kurz gesagt, unter den Vorteilen des Karate als Selbstverteidigung sind: es werden keine Waffen benötigt, Alte oder Kranke oder Frauen können es anwenden, man kann sich auch mit wenig natürlicher Kraft effektiv selbst verteidigen. Die Kombination dieser Punkte macht Karate zu einer Form der Selbstverteidigung ohne Gleichen. ALS GEISTIGES TRAINING Bei denen, die sein Wesen begriffen haben, unterscheidet sich Karate in der Pflege des Charakters des Mutes, der Höflichkeit, der Integrität, der Humanität und der Selbstkontrolle in nichts von den anderen Kampfkünsten. Die meisten Kampfkünste, wenn ihr Training von Anfang an hart ist, sind nicht für Personen mit einer schwachen Konstitution, einem schlechten Körperbau oder mit schwachen Charakter geeignet, und diese Schüler, sagt man, verlieren ihren Kampfgeist und hören schon bald mit dem Training auf. Außerdem ist es bei so einem Schüler wegen seiner körperlichen Schwäche möglich, daß er sich selbst durch gewissenhaftes Training soweit überanstrengt, daß er sich verletzt und krank wird, weil sein Körper nicht mit seinem Willen Schritt halten kann, und solch frühes Scheitern kommt oft vor. Aus diesem Grund gaben viele körperlich schwache Menschen die Hoffnung auf, Kampfkünste zu trainieren, auch wenn solch ein Training und seine Entwicklung von Kampfgeist und einem harten, festen Körper von besonderer Bedeutung für die körperliche oder geistige Schwäche des Einzelnen gewesen wäre. Deshalb ist es in diesem Zusammenhang sehr wichtig zu erwähnen, daß Karate von Jungen und Alten, Männern und Frauen gleichermaßen ausgeübt werden kann. Es ist kein besonderer Trainingsort, keine Ausrüstung oder ein Gegner nötig, um ein so DIE INHALTE DES KARATE 13 vielseitiges Training zu ermöglichen, daß die körperlich und geistig Schwächeren ihren Körper und Geist so gleichmäßig und natürlich entwickeln, daß sie die eigenen großen Fortschritte selbst fast nicht bemerken. Diese Vielseitigkeit des Trainings macht außerdem große Fortschritte bei der geistigen Entwicklung möglich. Wenn das Training einer Kampfkunst nach einem halben oder einem Jahr unterbrochen wird, kann man kaum mehr erwarten, als ein geringes Maß an geistigem Training erreicht zu haben. Es braucht letztendlich zehn oder zwanzig Jahre, wenn möglich ein Leben lang Hingabe zu dem Studium dieser Kunst, die Einsicht in diese Kunst, die Meisterschaft ihrer Techniken, die Vertiefung der Tugenden wie Mut, Höflichkeit, Integrität, Menschlichkeit und Selbstkontrolle wird für sie ein inneres Licht, welches ihr tägliches Handeln bestimmt. In Hinsicht auf seine Anpassungsfähigkeit bei der Weiterführung des Trainings, betrachte ich Karate unter den vielen Kampfkünsten als die am besten geeignete für die Erfüllung der Notwendigkeit eines geistigen Trainings. 14 EINFÜHRUNG KAPITEL 2 GRUNDLEGENDE ELEMENTE DIE HAND DIE FAUST Es ist mit das Wichtigste im Karate zu wissen, wie eine richtige Faust gemacht wird, es ist notwendig, dies völlig zu verstehen, bevor man etwas anderes macht. Das Ballen der Faust kann als drei-Schritte Prozeß dargestellt werden. Im ersten Schritt werden die mittleren Gelenke der Finger eingeknickt, als zweites wird die Hand am Fingeransatz zusammengerollt und als drittes wird der Daumen so plaziert, daß seine Innenseite eng an den ersten beiden Fingern anliegt. Bild 6 zeigt die Vorderansicht der Faust; die Fläche, die von Zeige- und Mittelfinger geformt wird, soll parallel und flach sein. Der Kontakt bei Schlägen sollte gleichzeitig mit den Gelenken und den Knöcheln von Zeige- und Mittelfinger erfolgen, wie es die vier Punkte auf Bild 6 zeigen. Diese Art der Faust wird Normal-Faust (seiken) genannt. Obwohl es anfangs schwierig erscheinen mag eine richtige Faust zu machen, werden diese Schwierigkeiten mit etwas Übung verschwinden. Das ist die gebräuchlichste Fausthaltung für Fauststoß (tsuki) Angriffe. Wie auch immer, abhängig von der Situation, kann man auch den Faustrücken (uraken) für den Angriff zum Gesicht des Gegner verwenden; oder kombiniert die Handkante und die Seite des kleinen Fingers (tettsui), wie in Bild 8 gezeigt, gegen das Gesicht, den Ellenbogen oder andere Teile des Körpers einsetzen. Die Faust wird durch regelmäßiges makiwara (strohbedeckter Pfahl) Training gestärkt. Die Kraft und Macht der Faust, wie sie beim Brechen von Brettern und Ziegeln gezeigt wird, sind Ansporn für ein gewissenhaftes Training am makiwara. Beim Training, wenn man mit der rechten Faust auf den makiwara DIE HAND 17 schlägt, stelle man sich in eine solche Distanz, daß die voll ausgefahrene Faust das makiwara gerade berührt. Dann ziehe man die Faust zurück und spanne sie an der Hüfte mit den Fingern nach oben. Der linke Fuß sollte vorn stehen und der linke Arm sollte nach vorn unten gerichtet sein, so daß die Faust etwa sechs oder sieben inch über dem Knie im linken Abwärtsblock (gedan barai), der später beschrieben wird, steht. Während des Angriffs dreht sich die rechte Faust so weit, daß der Handrücken im Augenblick des Kontakts nach oben kommt; die linke Faust wird dabei mit umgekehrter Drehung zur Hüfte zurückgezogen, wodurch die Finger nach oben zeigen; und der Unterbauch spannt sich mit dem plötzlichen Ausatmen, “uhmm!” (Das Training für diesen Angriff, den gegenseitigen Fauststoß (gyaku-zuki) wird auf Seite 30 beschrieben.) Genauso trainiere man mit der linken Faust, auch führe man die beschriebenen Techniken gelegentlich als Angriff aus der natürlichen Stellung (hachiji) aus. Zu Anfang stoße man nicht zu stark oder zu oft, aber trainiere leicht morgens und abends. Nach und nach beginne man mehr Kraft einzusetzen und die Anzahl der Angriffe zu erhöhen, wobei man sich an das Training gewöhnt und die Techniken durch regelmäßiges tägliches Training verbessert. Über einen Zeitraum von sechs Monaten erhöhe man die Anzahl der Techniken auf einhundert mit der rechten und zweihundert mit der linken Hand (für Linkshänder umgekehrt). Das Üben sollte sehr vorsichtig erfolgen, ohne in jugendlichem Enthusiasmus ein Brett zu zerschlagen, oder ohne Plan oder mit zu viel Kraft. Zuviel Training kann nicht nur die Knöchel verletzen, manchmal für immer, sondern auch Ursache für Krankheiten innerer Organe sein. Das Ziel ist, Vertrauen in seine Faust zu entwickeln und den Zusammenhang zwischen Faust und Hüfte zu erkennen. Ein-Finger Faust (Ippon-ken). In den beiden Formen der Ein-Finger Faust steht das Fingergelenk, entweder des Zeige- oder des Mittelfingers, wie in den Bildern 9 und 10 gezeigt, vor. Beide Formen setzen voraus, daß die Seite des Daumens fest gegen den Zeigefinger gedrückt wird. Diese Art der Faust wird vorrangig gegen das Gesicht eingesetzt, wobei mit den auf den Bildern mit Punkten gekennzeichneten Stellen getroffen wird. Flache Faust (Hiraken). Wie in Bild 11 gezeigt, werden die vier Finger so zusammen gehalten und gebeugt, daß sie eine flache Faust bilden, der Daumen wird dabei gekrümmt und fest gegen den Zeigefinger gepreßt. Diese Art der Faust wird vor allem gegen das Gesicht eingesetzt, wobei der Gegner mit den auf dem Bild mit Punkten markierten Stellen getroffen wird. SPEER HAND (NUKITE) Es gibt drei Möglichkeiten, die Finger zu einer Speer-Hand zu formen. Vier-Finger Stoß (Shihonzuki). Der gebräuchlichste ist der shihonzuki, wie er in den Bildern 12 und 13 gezeigt wird; die vier Finger werden fest zusammen gehalten und der Daumen gebeugt und fest an seinem Platz gehalten. Die Rückseite der offenen Hand ist nicht flach, die Knöchel sind leicht gebeugt und ragen etwas hervor. Der Vier-Finger Stoß wird vor allem für Angriffe auf den 18 GRUNDLEGENDE ELEMENTE Solar plexus des Gegners verwendet und kann, bei entsprechendem Training, effektiver als die Faust sein. Zwei-Finger Stoß (Nihonzuki). Der Ring- und der kleine Finger sind geschlossen und der Daumen ist gebeugt und liegt fest auf dem Ringfinger, wie in Bild 14 gezeigt. Er wird ausschließlich für Angriffe in die Augen des Gegners genutzt. Ein-Finger Stoß (Ipponzuki). Wie man in Bild 16 sieht, ist der Ein-Finger Stoß dem Vier-Finger Stoß sehr ähnlich, mit dem Unterschied, daß nur der Zeigefinger gestreckt wird. Man könnte meinen, es gibt eine Trainingsmethode, die Fingerspitzen für die Speerhand abzuhärten, die daraus besteht, in Behälter mit Reis, und später nach und nach in Behälter mit Bohnen, Sand oder Kieselsteinen zu stoßen. Wie dem auch sei, es gibt keinen Grund für ein ausgedehntes Training. SCHWERT HAND (SHUTÔ) Die Bezeichnung shutô deutet darauf hin, daß die Hand als Schwert gebraucht wird. Wie bei der Speer-Hand werden die vier Finger gerade gestreckt und der Daumen wird gebeugt, jedoch nur so stark, daß er nicht zu weit in die Handfläche hineinreicht. Die Handkante, wie in Bild 12 und 13 deutlich gezeigt, wird dazu genutzt, den Gegner an der Schläfe, zwischen den Augen, an den Halsseiten in der Gegend der Halsschlagader oder an anderen Vitalpunkten an den Armen, Beinen usw. anzugreifen. Abhängig von dem angegriffenen Punkt, kann diese Technik auch effektiver als die Faust sein. STELLUNGEN Es gibt sieben Stellungen (tachikata). Das sind die geschlossene Fuß(heisoku-dachi), natürliche- (hachiji-dachi), Vorwärts- (zenkutsu-dachi), Rückwärts- (kôkutsu-dachi), Katzenfuß- (nekoashi-dachi), Reiter- (kiba-dachi) und T- (chôji-dachi[1]) Stellung. ______________________________ [1] In der letzten Ausgabe wurde der T (chôji-dachi) weggelassen und der unbewegliche Stand (fudô-dachi) hinzugefügt. Diese Übersetzung erläutert die unbewegliche Stellung anstatt der T. [Anmerkung des Übersetzers.] STELLUNGEN 19 Geschlossene-Füße Stellung (Heisoku-dachi). Wie in Bild 18 gezeigt, dieser Stand ist gleich wie bei Achtung, nur daß die Zehen zusammen sind. Natürliche Stellung (Hachiji-dachi). Dies ist die Stellung zur Entspannung, die Füße stehen auseinander und die Zehen sind nach außen gedreht. Vorwärtsstellung (Zenkutsu-dachi). Wie in Bild 20 gezeigt, steht man mit einem Fuß vorn, wobei das Knie gebeugt ist. Man soll das Gefühl haben, den vorderen Fuß zurückzuziehen und den hinteren Fuß nach vorn zu ziehen. Der Abstand zwischen beiden Füßen sollte etwa drei Fuß betragen, kann aber entsprechend der Körperhöhe variieren. Rückwärtsstellung (Kôkutsu-dachi). Diese Stellung ist das Gegenstück zur Vorwärtsstellung (zenkutsu-dachi), das Knie des hinteren Beines ist gebeugt und das Gewicht ist auf das hintere Bein verlagert. Dabei soll man das Gefühl haben, den vorderen Fuß zum hinteren Fuß zurückzuziehen. Der Abstand zwischen den Füßen beträgt etwa 2,5 Fuß, mit Abweichungen entsprechend der Körpergröße. Die Linien beider Füße sollten in etwa ein L bilden, wenn sie sich schneiden. Katzenfußstellung (Nekoashi-dachi). Diese Stellung erhielt ihren Namen wegen der Ähnlichkeit mit der Haltung einer Katze, bevor sie sich auf ihr Opfer stürzt. Das hintere Bein ist gebeugt und trägt das gesamte Körpergewicht, wobei die Zehen des vorderen Fußes leicht auf dem Boden ruhen. Diese Stellung ermöglicht schnelle Steppbewegungen vorwärts und rückwärts und eignet sich auch für Fußtechniken. Reiterstellung (Kiba-dachi). Diese Stellung ähnelt auf den ersten Blick der natürlichen Stellung (hachiji-dachi). Drehe beim Einnehmen der Stellung zuerst die Füße mit den Zehen nach innen, beuge die Knie und senke den Unterleib nach vorn ab. Dann senke die Hüften, halte den Rumpf aufrecht, und beginne mit der Anspannung zuerst bei den Oberschenkeln, wie beim Reiten, dann entlang der Außenseiten der Füße, spanne die Beine so, als versuche man, die Kraft von ihren Außenseiten in den Raum zwischen ihnen zu konzentrieren; drehe die Fersen einwärts, bis die Füße parallel sind. Erzeuge eine große Spannung im Unterbauch. Das ist eine sehr stabile Stellung, und jemand der sie beherrscht, fürchtet sich nicht davor (zum Beispiel), weggefegt zu werden, wenn er bei einem Taifun allein auf einem Dach steht und eine Tür festhält. Unbewegliche Stellung (Fudô-dachi). Diese Stellung wird aus dem zenkutsudachi durch leichtes Beugen des hinteren Beines und durch Drehung der Hüfte in eine hanmi Position eingenommen (dabei wird der Rumpf aus der vollständigen Vorwärtsrichtung abgedreht). HANDTECHNIKEN HANDANGRIFFE Handtechniken (tewaza) unterteilen sich in Handangriffe (tsuki-te) und Handblöcke (uke-te). Handangriffe beinhalten die normale Faust (seiken), die Speerhand (nukite), die Schwerthand (shutô), den Ellenbogen (empi), die Einfinger-Faust (ippon-ken), den Faustrücken (uraken) und die flache Faust (hiraken). Hand- und Armblöcke beinhalten den Schaufelblock (sukui-uke), den Hakenblock (kake-te), den zurückziehenden Block (hiki-te) und den fegenden Block (harai-te). Handangriffe (tsuki-te) ist ein Überbegriff, welcher verwendet wird, um verschiedene Techniken zu beschreiben. Die normale Faust (Seiken). Zusätzlich zu ihrer Anwendung bei Angriffen, kann seiken außerdem noch dazu genutzt werden, den Angriff eines Gegners abzulenken oder zu blocken. Die Wahl des Körperteils des Gegners, welcher als Angriffsziel dienen soll, hängt von der Angriffsposition des Gegners ab. Im Buch werden die Angriffe allgemein als auf die obere, die mittlere oder die untere Stufe des Körpers gerichtet, eingeteilt. Die Speerhand (Nukite). Die Anzahl der Finger ermöglicht Ein-, Zwei- und Vierfinger Angriffe. Die Speerhand wird gegen Vitalpunkte des Gegners eingesetzt. (Siehe Seite 237.) Die Schwerthand (Shutô). Die Hand und der Arm werden dazu verwendet, die Faust des Angreifers nach unten zu schlagen und Vitalpunkte im Gesicht, am Kopf, an Händen, Armen oder Beinen des Gegners anzugreifen. Wenn jemand diese Technik beherrscht, kann sie manchmal effektiver als die Faust sein. (Siehe Seite 19.) Der Ellenbogen (Empi). Der Ellenbogen wird für Schläge auf den solar plexus, die Seiten, das Kinn, Arme und Beine verwendet. Wenn man in dieser Technik geübt ist, können sich Frauen und Kinder sehr effektiv selbst schützen. Siehe Bilder 27-29. Einfinger Faust (Ippon-ken). Der Zeige- oder Mittelfinger ist so gebeugt, daß er vor dem Rest der Faust hervorsteht, um einen Schlagpunkt zu bilden. Die Einfinger Faust wird für Angriffe auf die Schläfe, den Punkt auf dem Oberkiefer direkt unter der Nase, zwischen den Augen usw. verwendet. (Siehe Seite 18.) Der Faustrücken (Uraken). Der Rücken der Faust wird vorrangig gegen das Gesicht des Gegners eingesetzt. (Siehe Seite 17, Bild 7.) Hand- und Armblöcke (uke-te) beinhalten eine Vielzahl von Techniken, um angreifende Fäuste oder Füße zu blocken oder abzulenken. Man unterscheidet Blöcke auf oberer, mittlerer und unterer Stufe und zusätzlich für jede Stufe eine Handtechniken 21 innere und äußere Variante. Außer den bereits erwähnten gibt es noch eine enorme Anzahl verschiedener Techniken. Das prinzipielle Ziel aller Blöcke ist es, den Gegner in eine ungünstige Position zu bringen. Handblöcke Schaufelblock (Sukui-uke). Dieser Block wird sowohl gegen Faust- als auch gegen Fußangriffe eingesetzt und besteht aus einer schaufelnden Bewegung, um zu blocken und zu ziehen oder zu blocken und zu fangen, wobei die offene Hand oder die Faust verwendet wird. Die Technik bringt den Gegner aus dem Gleichgewicht und macht ihn nach der Abwehr des Faust- oder Fußangriffs uneffektiv. Hakenblock (Kake-te). Diese Technik dient dem Blocken eines Faustangriffs des Gegners. Sie wird bei der zehnten Bewegung der kata Tekki Shodan ausgeführt, wobei der linke Arm einen Hakenblock (kake-te) auf mittlerer Stufe (chûdan) ausführt und der rechte Arm gleichzeitig eine Hakenblock zur unteren Stufe (gedan kake-te) ausführt. Es ist möglich die Fähigkeiten eines Gegners einzuschätzen, indem man seinen Faustangriff mit einem Hakenblock (kake-te) abwehrt und sich dann entsprechend auf ihn einstellt. Zurückziehender Block (Hiki-te). Diese Technik ist eine Variation des Hakenblockes. Die angreifende Faust des Gegners blockend, ergreift man seine Faust und attackiert während man ihn zu sich heranzieht. Sein Gleichgewicht ist gebrochen, die Effektivität seines Angriffs geht verloren und die des Gegenangriffs wird verbessert. Eine ziehende Bewegung in Verbindung mit einer Drehung, ist wesentlich wirkungsvoller als eine gerade Zugbewegung (Bild 34). Fegender Block (Harai-te). Diese Art von Handblock reinigt den Bereich zwischen Verteidiger und Angreifer von angreifenden Fäusten und Füßen. Im Gegensatz zum Hakenblock, wird diese Technik mit dem Gefühl ausgeführt, den Angriff aus der Richtung zu schlagen. Siehe Bild 35. Klammerblock (Kakae-te). Diese Technik verbindet das Ergreifen des angreifenden Armes des Gegners mit dem Heranziehen und Festhalten unter dem eigenen Arm und dem Angriff, während der Gegner aus dem Gleichgewicht und neutralisiert ist. Siehe Bilder 36 und 37. Öffnender Block (Kakiwake). Die vierzehnte Bewegung der kata Heian Yodan ist ein öffnender Block. Wird man z.B. mit beiden Händen am Jackenaufschlag ergriffen oder von einem Gegner mit beiden Fäusten angegriffen, bricht man den Griff oder blockt den Angriff durch ein kraftvolles Auseinanderdrücken der Handgelenke im Raum zwischen den Armen des Angreifers, dem man normalerweise einen tretenden oder stoßenden Gegenangriff folgen läßt (Bilder 38, 39). Schlagender Block (Uchi-te). Der schlagende Block wird sowohl im Angriff als auch in der Verteidigung verwendet. Er wird im Angriff gegen Vitalpunkte mit der Schwerthand (shutô) oder mit der Einfinger-Faust (ippon-ken) geschlagen, oder, alternativ dazu, mit der Schwerthand (shutô) oder dem Handgelenk angewendet, um eine angreifende Faust oder einen Fuß aus der Richtung zu lenken. Einmal von einer gut trainierten Person getroffen, die in der Lage ist einem Gegner die Knochen zu brechen, verliert der Angreifer schnell die Lust an einem Kampf. FUSSTECHNIKEN Keine andere Kampfkunst hat die Fußtechniken (ashiwaza) zu einer so hohen Qualität entwickelt, wie sie im Karate zu finden ist. Tatsächlich sind die Fußtechniken eine große Stärke des Karate, weshalb es viele verschiedene Arten gibt. Die folgenden sind die am meisten verwendeten Fußtechniken : Vorwärtstritt (mae-geri), Seitwärtstritt (yoko-geri), einschließlich dem seitwärts schnappenden- (keage) und dem seitwärts stoßenden Tritt (kekomi), Rückwärtstritt (ushiro-geri), Halbkreistritt (mawashi-geri), Mondsicheltritt (mikazuki-geri), Stampftritt (fumikomi), Kniestoß (hiza-tsuchi), Sprungtritt (tobigeri), Doppeltritt (nidan-geri), zurückkehrende Welle (nami-gaeshi) und andere. Vorwärtstritt (Mae-geri). Anfänger sollten damit beginnen, die Vorwärtsstellung (zenkutsu-dachi) einzunehmen. Verlagere das Gewicht auf den vorderen Fuß, tritt so, daß der hintere Fuß dem Weg, wie er in den Bildern 44 bis 47 gezeigt wird, folgt. Die Trefferfläche ist der Fußballen. Die Ziele sind die Vitalpunkte des Gegners, einschließlich der Schienbeine, der Leiste, des Magens und der Brust. Nach ausreichendem Training sollte der Tritt aus der natürlichen Stellung ausgeführt werden. Seitwärtstritt (Yoko-geri). Wie schon erwähnt, gibt es zwei Varianten². Den _____________________________ 2. Ursprünglich war der geschnappte Seitwärtstritt ein Tritt zur unteren Stufe. [Anmerkung des Übersetzers.] geschnappten Seitwärtstritt (keage) sollte der Anfänger aus der Reiterstellung (kiba-dachi) ausführen. Wie in den Bildern 48 und 49 dargestellt, tritt man mit der Fußaußenkante aufwärts gegen das Kinn oder den angreifenden Arm des Gegners. Bei dem gestoßenen Seitwärtstritt (kekomi) nimmt man die Reiterstellung (kiba-dachi) ein und tritt, mit der Fußaußenkante oder der Hacke, auf den Bauch oder die Brust des Gegners, wie es in den Bildern 50 bis 52 gezeigt wird. Rückwärtstritt (Ushiro-geri). Wenn man von einem Gegner von hinten ergriffen wird, tritt man mit der Hacke sofort nach oben und hinten. Die Ziele dieses Tritts sind die Hoden oder die Schienbeine. Wenn der Gegner zurückweicht, senke den Körper und führe einen geschnappten oder gestoßenen Tritt, den Prinzipien des Seitwärtstrittes folgend, nach hinten aus. Siehe Bilder 53 und 54. Halbkreistritt (Mawashi-geri). Weiche dem gegnerischen Angriff seitwärts aus, drehe die Hüfte in einer Kreisbewegung, so daß die Zehen, der Ballen oder der Fußspann im rechten Winkel zum Körper des Gegners auftreffen. Das Prinzip des Tritts entspricht dem Vorwärtstritt, wobei der Unterschied in der Körperhaltung zu beachten ist. Die korrekte Position ist die, in den Bildern 55 und 56, sowie 57 bis 59 gezeigte. Mondsicheltritt (Mikazuki-geri). Dieser Tritt ist in fast jeder Hinsicht gleich dem Halbkreistritt. Der Unterschied ist, daß die Bewegung des Fußes in einem flacheren Bogen, gleich der Sichel eines Neumondes, von welchem der Tritt seinen Namen erhielt, erfolgt, und daß die Trefferfläche die Fußsohle ist. Jemand, der den Halbkreistritt beherrscht, kann den Mondsicheltritt ohne Schwierigkeit ausführen. Die Angriffspunkte sind die Brust, der Magen und die Hoden. Siehe Bilder 57-60. Stampftritt (Fumikomi). Tritt mit der Außenkante des Fußes (Fußschwert) mit so großer Kraft zu, als wolltest du den Körper oder das Bein des Gegners durchschneiden. Diese Bewegung ist eine Variante des gestoßenen Seitwärtsfußtrittes (kekomi) und wird angewendet gegen das Knie, den Oberschenkel oder beim Hineingleiten zum Brechen der Stellung des Gegners. Siehe Bilder 61 und 62. Kniestoß (Hiza-tsuchi). Tritt beim Ringen mit einem Gegner mit dem Knie in die Hoden oder ziehe seinen Kopf nach unten und tritt mit dem Knie in sein Gesicht. Sprungtritt (Tobi-geri). Nachdem man dem Angriff des Gegners durch einen Sprung in die Luft oder zur Seite ausgewichen ist, greift man sein Gesicht oder seinen Nacken mit einem gestoßenen Seitwärtstritt an. Doppeltritt (Nidan-geri). Das ist eine andere Form des Sprungtritts. Spring mit einem Schritt in die Luft und tritt auf den Magen oder die Hoden des Gegners mit dem einen Fuß und dann mit dem anderen (dem Sprungfuß) in das Gesicht. Das Treten mit beiden Füßen, während man in der Luft ist, ist charakteristisch für diese Technik. Der Tritt einer fähigen Person wird sehr hoch, ein Experte kann über den Kopf des Gegners springen und eine Position hinter ihm einnehmen. In verschiedenen Varianten werden ein gestoßener Seitwärtstritt oder ein Halbkreistritt als zweiter Tritt in der Luft ausgeführt. Siehe Bilder 67 und 68. Zurückkehrende Welle (Nami-gaeshi). Dieser Tritt ist die dreizehnte Bewegung in der kata Tekki Shodan. Diese Technik wird angewendet, um z.B. einen gegnerischen Tritt zu den Hoden zu blocken, wenn die Arme nicht eingesetzt werden können. Die Fußsohle wird dazu verwendet, den gegnerischen Tritt abzulenken, und man kann die Bewegung gleich weiterführen und als Gegenangriff zu den Hoden oder den inneren Oberschenkeln treten. Siehe Bilder 69 und 70. 26 Grundlegende Elemente Kapitel 3 Training der Grundlagen KAPITEL 3 GRUNDLAGENTRAINING Bevor man die kata übt muß man gut lernen, wie man stehen und treten muß. Um sich in der kata frei bewegen zu können, muß man die in den kata am häufigsten vorkommenden Techniken und Stellungen als Teil des normalen Grundlagentrainings (kihon) trainieren. Man kann sagen, das Geheimnis eines schnellen Fortschritts liegt in der gleichmäßigen Betonung der drei Bereiche des Trainings : Grundlagentraining (kihon), Formen (kata) und Kampfübungen (kumite). Folgendes sollte als Teil des Grundlagentrainings geübt werden : für Handangriffe trainiere Angriffe aus der Reiterstellung (kiba-dachi) genauso wie den gegenseitigen Fauststoß (gyaku-zuki) und den Vorwärtsfauststoß (oi-zuki); für die Tritte übe den Vorwärtsfußtritt (mae-geri), den Seitwärtsfußtritt (yokogeri), den seitwärts aufsteigenden Tritt (keage), den seitwärts gestoßenen Tritt (kekomi), den Halbkreisfußtritt (mawashi-geri) und den Doppeltritt (nidan-geri); für Handblöcke auch den Block nach unten (gedan-barai), den Schwerthandblock auf der mittleren Stufe (chûdan shutô-uke), den aufsteigenden Block zur oberen Stufe (jôdan age-uke) usw.1. Es gibt natürlich keinen Grund, zusätzlich nicht auch andere Techniken aus den Kata zu üben. Die Tritte wurden bereits im Abschnitt Fußtechniken behandelt und ich möchte sie nicht noch einmal beschreiben, abgesehen davon möchte ich jedoch noch einmal auf die Bedeutung des Trainings beider Seiten, der rechten und der linken, ohne eine Seite der anderen vorzuziehen, hinweisen. Zu diesem Zweck sollte man, wenn man an einem Platz übt, der dies zuläßt, abwechselnd Serien mit der rechten und der linken Seite üben, während man sich auf dem Übungsplatz vorarbeitet. Angriffe aus der Reiterstellung (Kiba-Dachi). Wie in Bild 1 und 2 zu sehen, nimmt man die Reiterstellung ein (wenn man in der Gruppe trainiert auf das Kommando „Bereitschaft für Fauststöße“), zieht eine Faust zur Hüfte an einen Punkt oberhalb des Hüftknochens mit den ________________________________ 1. Meister Funakoshi erwähnte die Unterarmblöcke (ude uke oder uchiuke) oder den Hammerblock (uchikomi oder tettsui) nicht als Teil des Grundlagentrainings, obwohl sie oft in Kata auftauchen. [Anmerkung des Übersetzers] Grundlagentraining 29 Fingern nach oben und streckt die andere Faust gerade nach vorn aus und zentriert sie mit dem nach oben gedrehten Faustrücken und hält sie auf einer Höhe mit dem Handgelenk. Ohne die Reiterstellung zu verändern greift man abwechselnd mit der rechten und linken Faust an. Man wiederholt diese Übung, so daß die Faust immer einen Punkt vorn in der Mitte vor dem Körper angreift. Es ist zu bemerken, daß der Ellenbogen des angreifenden Armes nicht über die Schulterbreite hinaus schwingen sollte. Um dies abzusichern, führt man den Faustangriff von einer gespannten Position an der Taille so aus, daß der Arm an der Seite des Rumpfes schleift. In der gespannten Haltung zeigt die Faust immer nach oben (mit den Fingern nach oben) und wird im Vorwärtsangriff so gedreht, daß die Finger im Moment des Auftreffens nach unten zeigen. Abwärtsblock oder Block auf der unteren Stufe (Gedan Barai). Obwohl dies eine Blocktechnik ist, erleichtert es die Besprechung zur Vorstellung dieses untere Stufe- oder Abwärtsblockes, diesen in dieser Reihenfolge zu studieren. Stehe zuerst in der Vorwärtsstellung mit dem linken Fuß vorn und dem linken Arm so gestreckt, daß die Faust mit den Fingern nach unten etwa sechs inches über dem Knie steht. Genauso ist die rechte Faust vorn, wenn man mit dem rechten Fuß vorn steht. Der Rumpf befindet sich in einer nach rechts halb abgedrehten Position (hanmi); daß heißt, die Hüften sind auf der vertikalen Achse um etwa 35° von der Front abgedreht. Der Rumpf sollte weder nach vorn noch nach hinten gelehnt werden, was ein wichtiger Punkt zur Beachtung für alle Stellungen ist. Das Üben besteht aus wiederholtem Blocken, wobei man sich bei jedem Block entweder vorwärts oder rückwärts bewegt. In jedem Fall, ob man den rechten Fuß vorwärts oder den linken rückwärts bewegt, führt man die gespannte rechte Faust diagonal von der Taille aufwärts zur linken Schulter und schwingt sie dann nach unten in einen Block, welcher synchron mit der Beinbewegung ausgeführt wird. Die linke Faust wird zur gleichen Zeit an die Taille oberhalb der Hüfte in eine gespannte Position zurückgezogen, wobei die Finger nach oben zeigen. Wie in Bild 3 und 4 gezeigt wird, dient der Abwärtsblock zum Wegblocken eines frontalen Angriffes durch einen Gegner, und mit diesem Gedanken sollte der Block auch geübt werden. Übe beide Seiten in dieser Weise, abwechselnd die eine Seite mit der anderen. Gegenseitiger Fauststoß (Gyaku-zuki). Die Ausgangsstellung (yôi) für diese Technik ist die Abwärtsblock Position. Der Angriff wird mit einem Schnappen der Hüften aus der halb abgedrehten Position (hanmi) in eine vollständig nach vorn gerichtete Position ausgeführt, wobei die gespannte rechte Faust in einer mit der Hüftdrehung synchronen Bewegung nach vorn gestoßen wird, wie in Bild 5 bis 7 zu sehen ist. Während des Angriffs wird die Faust so gedreht, daß sie sich in der Endstellung in der Mitte vor 30 Grundlagentraining dem Körper mit den Fingern nach unten befindet. Gleichzeitig wird die linke Faust, welche sich sechs oder sieben inches über dem linken Knie befand, gedreht und zurückgezogen um an der Taille mit den Fingern nach oben angespannt zu werden. Die Technik wird gegenseitiger Fauststoß genannt, weil der vordere Fuß und die angreifende Faust auf entgegengesetzten Seiten sind. Beim Üben einer vorrückenden Serie von rechten und linken Angriffen führt man nach jedem gegenseitigen Fauststoß mit dem hinteren Fuß einen vollständigen Schritt nach vorn aus, läßt die vordere Faust auf einen Punkt etwa sechs oder sieben inches über dem Knie fallen und setzt das Üben wie beschrieben mit der anderen Faust fort. Bei einer Serie im Rückwärtsgehen führt man nach Beendigung jedes gegenseitigen Fauststoßes mit dem vorderen Bein einen ganzen Schritt nach hinten aus. Vorwärtsfauststoß (Oi-zuki). Genauso wie für den gegenseitigen Fauststoß, ist die Abwärtsblock Position ist die Bereitschaftsstellung für diese Technik. Die wichtigsten Punkte dieser Technik gleichen denen des gegenseitigen Fauststoßes. Die Hüften werden aus einer halb abgedrehten Position in eine vollständig nach vorn gerichtete Position geschnappt, während die gespannte Faust nach vorn gestoßen wird und mit derselben Seite ein Schritt nach vorn ausgeführt wird. Dies ist in Bild 10 zu sehen, in einem Angriff mit der rechten Faust, der rechte Fuß geht vorwärts. Diese Technik dient dazu einen Gegner unter Druck zu setzen und ihn aggressiv anzugreifen. Beide, der gegenseitige Fauststoß und der gleichseitige Fauststoß, sollten mit dem Gefühl ausgeführt werden, daß der Angriff eher mit der Hüfte und dem Unterbauch als mit Armen und Beinen ausgeführt wird. Schwerthandblock auf mittlerer Stufe (Chûdan shutô-uke). Wie in Bild 11 zu sehen, nimmt man auf das Kommando Achtung (yôi) die Rückwärtsstellung (kôkutsu) ein. Mit dem rechten Fuß vorn, führt man die rechte Schwerthand zu einem Punkt über der linken Schulter und schwingt sie mit einer leichten Abwärtsbewegung auf die gegenüberliegende rechte Seite, um einen Angriff eines Gegners von vorn abzulenken. Der Block wird mit dem Ellenbogen über dem rechten Bein gestoppt, wobei der Arm im rechten Winkel gebeugt und leicht nach innen zum Körper geneigt ist. An diesem Punkt sollten der Rumpf aufrecht und die Augen, die blockende Hand und der vordere Fuß auf den Gegner gerichtet sein. Die Hüften sind in einer halb abgedrehten Position und beim Üben von fortlaufenden Serien rechter und linker Blöcke in Vorwärts- oder Rückwärtsbewegung, sollte der Körper so bewegt werden, als wenn man geschickt Angriffe von vorn pariert. Aufsteigender Block auf oberer Stufe (Jôdan age-uke). Die Bereitschaftsstellung entspricht der des Abwärtsblockes. Der gestreckte Arm über dem vorderen Bein wird in einer konkaven Bewegung nach innen und oben bewegt und dann mit schrägem Unterarm nach oben gestoßen, um einen Schlag zum Gesicht abzuwehren. Nach dem Block sollte man genauso mit dem anderen Arm abwehren, wobei man gleichzeitig einen Schritt nach vorn oder hinten ausführt; der aufsteigende (blockende) Arm und der dabei zurückgezogene Arm sollten sich vor dem Gesicht kreuzen. Diese kreuzende Bewegung ist als Technik zum Ergreifen des angreifenden Armes eines Gegners mit der Hand des vorhergehenden Grundlagentraining 31 Blockes zu verstehen, wobei der angreifende Arm abwärts gezogen und gleichzeitig angegriffen wird durch kräftiges von unten hochreißen des anderen eigenen Armes in die gekreuzte Position. Im Karate erhält man keinen Vorteil daraus, daß man zum Angreifer wird. Es ist wichtig, daß jede erste Bewegung die einer Abwehr eines Angriffes ist, auch wenn beim Üben diese defensive Handlung den Charakter eines Angriffes hat. Das ist ein Prinzip, welches man durch fleißiges üben der Blocktechniken erkennt. 32 Grundlagentraining Kapitel 4 Die KATA KAPITEL 4 DIE KATA DIE NAMEN DER KATA Wie ich bereits erwähnte (seite 9) werden gewöhnlich folgende 19 kata (Formen) gelehrt: Taikyoku Shodan, Nidan und Sandan als Formen für Anfänger; Heian Shodan, Nidan, Sandan, Yodan und Godan, Bassai, Kwankû, Empi und Gankaku, alle aus der Shôrin Schule; Jutte, Hangetsu, Jion, Tekki Shodan, Nidan und Sandan, alle aus der Shôrei Schule; und Ten no Kata, als Kumite Form. Die Namen der kata wurden mündlich überliefert. Früher gebräuchliche Namen waren Pinan, Seishan, Naifanchi, Wanshu, Chinto usw. viele von ihnen haben mehrere Bedeutungen, was zu Fehlern in der Vermittlung führte. Seit Karate eine japanische Kampfkunst ist, gibt es keinen einleuchtenden Grund, diese fremden und in mancher Hinsicht uneindeutigen Namen der chinesischen Originale nur wegen ihrer früheren Verwendung beizubehalten. Deshalb habe ich die Namen geändert, bei denen ich in Anbetracht der Interpretation der kata in der Beschreibung durch die alten Meister und meinen eigenen Studien, der Ansicht war, daß sie unpassend wären. TAIKYOKU (ERSTE SACHE) Das sind in Wirklichkeit drei kata, bezeichnet als Shodan, Nidan und Sandan. Diese Form ist die einfachste kata mit welcher die Anfänger beginnen sollten, da sie Blöcke und Angriffe beinhaltet, die sehr hilfreich für das Training der Grundtechniken sind. Diese kata und die Ten no Kata, welche später beschrieben wird, sind das Ergebnis meiner vielen Jahre der Forschung in der Kunst des karate. Wenn sie regelmäßig trainiert werden, ergibt sich daraus eine gleichmäßige Entwicklung des Körpers und bei Gesundheit die Fähigkeit einer korrekten Körperhaltung. Desweiteren wird der Schüler, welcher Fertigkeiten bei der Ausführung der Grundtechniken besitzt und die Essenz der Taikyoku Kata versteht, die wirkliche Bedeutung der Maxime „Im karate gibt es keinen Vorteil durch den ersten Angriff.“ zu würdigen wissen. Aus diesem Grund habe ich ihnen den Namen Taikyoku gegeben. HEIAN (FRIEDVOLLER GEIST) Dies sind fünf Formen mit einer Vielzahl verschiedener Techniken und fast allen Grundstellungen. Wenn man diese fünf Formen gemeistert hat, kann man sich sicher sein, sich in den meisten Situationen ausreichend selbst verteidigen zu können. Die Bedeutung des Namens ist in diesem Zusammenhang zu sehen. Es ist zu erwähnen, daß die Formen, die hier als Shodan (erste) und Nidan (zweite) bezeichnet werden, in Hinsicht auf ihre traditionelle Reihenfolge verdreht sind. Der Autor hat diesen Tausch unter Berücksichtigung der verschiedenen schwierigen Punkte und zur Vereinfachung der Vermittlung vorgenommen. Die Namen der KATA 35 BASSAI (EINE FESTUNG ERSTÜRMEN) Diese Form beinhaltet wiederholte Wechsel der blockenden Arme, Bewegungen die das Gefühl des Wechselns von einer nachteiligen Position in eine vorteilhafte verkörpern, die ein Gefühl vermitteln für den gleichen Willen, wie er nötig ist, um in eine feindliche Festung einzudringen. KWANKÛ (IN DEN HIMMEL SCHAUEN) Der Name dieser kata wurde ursprünglich von dem chinesischen Militärattaché Kû Shanku hergeleitet, welcher sie eingeführt hatte. Ich habe den Namen in Anlehnung an die erste Bewegung in der kata verändert, bei der man seine Hände hebt und in den Himmel aufschaut. EMPI (FLIEGENDE SCHWALBE) Die charakteristische Bewegung dieser kata ist ein Angriff zur oberen Stufe, gefolgt von einem Ergreifen und Heranziehen des Gegners, wobei man gleichzeitig hineinspringt und erneut angreift. Die Bewegungen ähneln in ihrem Auf und Ab und Vorschnellen dem Flug einer Schwalbe. GANKAKU (KRANICH AUF DEM FELSEN) Charakteristisch für diese Form ist die einbeinige Stellung, die mehrfach vorkommt, welche dem herrlichen Bild eines auf einem Felsen stehenden Kranichs ähnelt, der gerade abwärts auf ein Opfer schlagen will. JUTTE (ZEHN HÄNDE) Die übrigen Formen gehören zur Shôrei Schule und die Bewegungen sind viel kraftvoller im Vergleich zu denen der Shôrin Schule, aber die Stellung ist sehr gewagt. Sie gewährleisten ein gutes körperliches Training, sie sind jedoch schwierig für Anfänger. Der Name Jutte bedeutet, daß jemand der diese kata gemeistert hat so wirkungsvoll wie zehn Männer ist. HANGETSU (HALBMOND) In den Vorwärtsbewegungen dieser kata ist typisch, das die Hände und Füße Halbkreise beschreiben, wovon der Name abgeleitet wurde. TEKKI (EIN PFERD REITEN) Der Name weist auf das kennzeichnende Merkmal dieser kata hin, die Reiterstellung (kiba-dachi). In dieser sind die Beine in einer starken gespreizten Position, wie auf einem Pferderücken, und die Spannung liegt an den Außenkanten der Fußsohlen, mit dem Gefühl, die Stärke in Richtung der Mitte zu konzentrieren. JION Das ist der originale Name und das Schriftzeichen kommt seit uralten Zeiten oft in der chinesischen Literatur vor. Der Jion-ji ist ein berühmter alter buddhistischer Tempel in dem es einen berühmten buddhistischen Heiligen Namens Jion gibt. Der Name deutet darauf hin, daß diese kata 36 Die KATA von jemanden eingeführt wurde, der mit dem Jion Tempel verbunden war, wie das Shôrin-ji Kempo seinen Namen von der Verbindung mit dem Shôrin Tempel erhielt. TEN NO KATA (KATA DES UNIVERSUMS) Diese Kata wurde mit den Taikyoku Kata vor über zehn Jahren von dem Autor eingeführt. Sie besteht aus zwei sich ergänzenden Teilen, der Vorderseite (omote) oder Teil 1 und die Rückseite (ura) oder Teil 2, und diese Form wurde entsprechend als Kumite Form entwickelt. Die Vorderseite (omote) wird im Einzeltraining verwendet und die Rückseite (ura) im Training mit einem Gegner im Kampf (kumite). Ich hoffe der Schüler wird sie studieren und üben bis sie wirklich ein Teil von ihm wird. TRAININGSHINWEISE FOLGEN DER UNGEDULD Erwarte beim Training keine guten Ergebnisse in kurzer Zeit. Karate kann man das ganze Leben lang trainieren, am günstigsten beginnt man während der Grundschulzeit (obwohl es keine Altersbegrenzung für das Anfangen gibt). Beim Studium eines jeden Gebietes ist der Fortschritt bei planlosem Training klein, besonders in einer Kampfkunst wie karate ist ein ständiges, unaufhörliches Training notwendig. Viele Menschen trainieren karate anfangs leidenschaftlich, aber sie verlieren ihren Enthusiasmus noch vor dem Ende des ersten Jahres. Natürlich kann der Fortschritt durch solch ein gelegentliches Training nur sehr klein sein, und tatsächlich besteht die Gefahr der Verletzung des Körpers, wenn man hart trainiert bevor der Körper darauf vorbereitet wurde. Durch ein Training, dessen besonderer Zweck die körperliche Entwicklung ist, kann es zu dauerhaften Schädigungen des Körpers kommen. Aus diesem Grund sollte man systematisch trainieren, ohne ungeduldig zu werden und sich selbst zu überanstrengen und sich nach und nach entwickeln, mit stetiger Erhöhung, mit wachsender Kraft und Anzahl der Übungen. TRAININGSMÜDIGKEIT Viele Menschen werden nach einem halben bis einem Jahr des Trainings müde. Dieser Zustand der Müdigkeit, welcher normal ist und sich nicht nur auf das Studium des Karate beschränkt, ist sehr kritisch und ob ein Schüler erfolgreich sein oder scheitern wird ist abhängig von seiner Einstellung in dieser Periode. Ist man sich dieses Zustands der Trägheit einmal bewußt, muß man seine Bemühungen verdoppeln und diese Periode durch geistig motivierte Bemühung überwinden. Wenn man es sich erlaubt sich selbst zu entmutigen und an diesem Punkt aufhört, verliert man den gesamten vorher erarbeiteten Erfolg. Ein Schüler, der in einen solchen Zustand der Müdigkeit verfällt zeigt, daß er zu diesem Zeitpunkt karate noch nicht verstanden hat und es noch nicht zu würdigen weiß. Wenn er karate aufgibt, nachdem er es nur oberflächlich verstanden hat, kann es daher richtig sein ihm zu sagen, daß sein geringes Wissen eine gefährlich Sache war. Einst begannst du mit karate wegen dem Nutzen, den du daraus ziehen wolltest, ich hoffe aber, daß du weiter trainierst bis du es völlig verstanden hast. Die häufigsten Gründe, die zu diesem Zustand der Müdigkeit führen, sind Trainingsrückstände (gegenüber anderen Schülern, die zur gleichen Zeit oder später mit dem Training begannen) aufgrund von Krankheit oder Verletzungen, der Unfähigkeit die Arme und Beine so zu nutzen wie man Trainingshinweise 37 es wünscht (als Ergebnis zu geringer Trainingszeit) oder der Mangel an einem geeigneten Partner der einen ermutigt oder sich im Training zum Vergleich bereit findet. Normalerweise sind es diese Gründe, die einen Schüler lustlos werden und sein Interesse und Enthusiasmus verlieren lassen, er verliert sein Selbstbewußtsein, wenn er vor anderen eine Kata zeigen soll und versteckt sich hinter Entschuldigungen wie: „Ich bin nicht wirklich für das karate geeignet,“ und letztendlich hört er völlig auf. Es sei gesagt, der beste Weg zum Fortschritt ist sich an einen Zeitplan von regelmäßigem täglichen Training zu halten, weiter zu trainieren auch wenn man hinter einigen anderen zurückbleibt (weil man mit der Zeit auf jeden Fall zu ihnen aufschließt), sich bewußt hohe Ziele zu stecken und stetig weiter zu trainieren ohne etwas zu überstürzen oder ungeduldig zu werden. Um das Interesse und den Enthusiasmus für das karate zu erhalten, sollte man versuchen, einen tiefen Einblick in das Karate zu erlangen durch die richtige Beurteilung der Kata-Ausführung der anderen, durch Anhören anderer Gesichtspunkte über karate, durch Bücher lesen, und besonders durch möglichst häufige Teilnahme an Karate Demonstrationen, genauso wie durch das Üben am makiwara oder anderem Trainingsgerät. Wenn ein Schüler immer und immer wieder über das Karate nachdenkt, ist er in der Lage, dieser Lustlosigkeit zu entgehen. EINZELTRAINING Es ist ein einmaliges Merkmal des karate, daß man es allein und zu jeder Zeit und an jedem Ort üben kann. Soweit es möglich ist, sollte man leichte, zwanglose Kleidung tragen, vergleichbar der bei den normalen täglichen Aktivitäten. Eine Fläche von etwa neun mal zwölf Fuß, die nach einigem Training auf neun mal sechs Fuß verringert werden kann, ist ausreichend. Bis man den Ablauf der kata erlernt hat, sollte man sich eher auf diesen konzentrieren als auf die Ausführung mit viel Kraft. Nachdem man die Grundstruktur der kata verstanden hat, sollte man nach und nach mit mehr Kraft üben. Hat man schließlich den Ablauf vollständig erlernt und ein Gefühl für die kata entwickelt, sollte man beginnen die nächste kata zu studieren. GRUPPENTRAINING Obwohl das Einzeltraining im karate sehr interessant sein kann, macht auch das Gruppentraining Spaß. Wie in anderen Übungsformen entsteht eine gute typische Atmosphäre beim Training unter Anleitung eines Gruppenleiters einer Schule, eines Klubs oder anderer Organisationen. WIE MAN DIE KATA ERLERNT In der Vergangenheit rechnete man damit, daß drei Jahre nötig wären um eine einzige kata zu erlernen und es war üblich, daß selbst ein Meister mit beträchtlichen Fähigkeiten nur drei oder höchstens fünf kata beherrschte. Kurz, man war der Meinung, daß ein oberflächliches Verständnis vieler kata wenig Nutzen bringt. Das Ziel des Trainings spiegelte sich in dem Gebot mit den Worten, „Auch wenn die Türöffnung nur klein ist, gehe tief hinein.“ 1. Ich selbst studierte die drei Tekki Formen zehn Jahre lang. Wie auch immer, jede Form hat ihre besonderen Vorzüge und man muß eine große Anzahl von Formen kennen, um diese alle zu nutzen, daher sollte man gut die Praxis überdenken, nur wenige Formen tiefer zu erforschen. ________________________________________ 1. Diese Erläuterung deutet darauf hin, daß jemand seine geistiges und körperliches Wesen durch längeres und intensiveres Studium und Training weiterentwickelt. [Anmerkung des Übersetzers.] 38 Die KATA Während die Menschen in früheren Zeiten ein schmales Gebiet tief ergründeten, studieren die Menschen heute breitgefächert und nicht so tief. Es ist keine gute Idee, dem einen oder dem anderen Weg zu folgen; es ist besser den Mittelweg zu wählen. Aus diesem Grund habe ich die Methode entwickelt, die Schüler zur nächsten weiterzuführen, sobald sie eine Form gut beherrschen, bis zur fünften Heian Form oder der dritten Tekki Form, und sie dann für ein auffrischendes Training wieder bei der Ersten beginnen zu lassen. Wenn eine Form einmal erlernt wurde, muß sie ständig wiederholt werden, um bei Gefahr angewendet werden zu können, nur die Kenntnis des Ablaufs ist im Karate ohne Nutzen. BESONDERE STÄRKEN UND SCHWÄCHEN So, wie jeder eine bevorzugte Form hat und auch Formen, in welchen er Schwächen besitzt, haben einige besonders starke Faustangriffe oder Schwerthand Techniken, andere wiederum besonders schnelle Fußtechniken oder besondere Fähigkeiten bei der Ausführung von Sprungtechniken. Es ist wünschenswert, daß jeder Schüler seine bevorzugte Technik trainiert und sie bis zur Perfektion vervollkommnet, aber er muß zur gleichen Zeit vermeiden, die Techniken, die er weniger mag, auf Kosten seiner Lieblingstechniken zu vernachlässigen. Zum Beispiel gibt es beim blocken eines Faustangriffes Situationen, wo man mit der Hand blocken sollte und andere wo ein Fußblock angebracht ist; und genauso gibt es bei den Handblöcken selbst verschiedene Situationen, welche einen ablenkenden, einen fallenden, einen schaufelnden, einen hineinziehenden oder zur Seite schlagenden Block erfordern. Deshalb muß man all die verschiedenen Blöcke kennen und ihre jeweilige Anwendung verstehen, so daß man in der Lage ist, für jede Position, jede Stellung und jeden Angriff seines Gegners den richtigen Block einzusetzen. Natürlich gibt es einige Schüler, die der Meinung sind, „Mein bevorzugter Block ist der Block nach unten und es ist nicht erforderlich für mich, einen anderen zu lernen,“ sie sind wirklich oberflächlich in ihren Überlegungen, da es offensichtlich ist, daß der Block nach unten seine Vorteile besitzt, wie alle anderen Blöcke allerdings auch. Man muß deshalb die Schwächen und Stärken erkennen lernen, um sie miteinander vergleichen und studieren zu können. Wenn der Lehrer unfähig ist, ist es für den Schüler relativ leicht, im Kampftraining in diese schlechte Gewohnheit zu verfallen. Aus diesem Grund empfehle ich, das kata Üben zu betonen und das Kampftraining nur sekundär einzuordnen. TRAININGSDAUER Unter Beachtung der Länge der persönlichen Trainingsdauer, ist eine Dauer von zehn Minuten für die meisten Menschen ausreichend. Nachdem man entspreche Fertigkeiten und Erfahrungen besitzt, kann man in Abhängigkeit von der körperlichen Stärke ein Stunde oder länger trainieren. Mann sollte darauf achten, daß übertrieben lange Trainings, bedingt durch jugendlichen Eifer, zu vermeiden sind. Idealerweise sollte man soweit es möglich ist, sein Training auf den Morgen, den Nachmittag und den Abend aufteilen. Die Technik existiert für die Menschen. Letztendlich ist das karate Training ein Bemühen auf dem Weg zur Selbstvervollkommnung, so daß es die Krönung der Torheit wäre, durch unüberlegtes Training seiner Gesundheit zu schaden oder krank zu werden. Man sollte deshalb daran denken, daß es besser ist regelmäßig für kurze Zeit zu trainieren, als lange und unregelmäßig. In diesem Zusammenhang sollte man sich erinnern, daß es nur eine oder zwei Trainingshinweise 39 Minuten braucht, um eine Kata zu laufen und man sollte darüber nachdenken vor dem Frühstück, nach dem Mittag und dem Abendessen oder während der Pausen an seinem Schreibtisch, zu jeder Zeit und an jedem Ort zu üben. DREI GRUNDSÄTZLICHE PUNKTE Drei Punkte sollte man während des karate Übens immer im Kopf behalten: (1) leichter und starker Krafteinsatz, (2) Entspannung und Spannung des Körpers und (3) schnelle und langsame Bewegungen in den Techniken. Obwohl es einige gibt, die in ihrem karate Training übermäßig viel Kraft oder wahllos schnelle Bewegungen zeigen, ist großer Krafteinsatz kein Zeichen von schnellem Lernen, und Kraft in ununterbrochenen, schnellen Bewegungen kein Zeichen von Können. Während man eine kata ausführt, sollte man lernen, starke Techniken zu zeigen wo sie gefragt sind, schnelle wenn es notwendig ist und die Geschwindigkeit zu verringern wenn es angebracht ist, und nicht anders. Die wichtigsten Faktoren, denen der richtige Einsatz von Kraft und Geschwindigkeit zugrunde liegen, sind die drei oben angeführten. Um in einer vorgegebenen kata wirklich den richtigen Krafteinsatz, Entspannung und Spannung des Körpers, schnelle und langsame Ausführung der Techniken zu meistern, ist es nötig, daß man die einzelnen Besonderheiten der kata und die Bedeutung der einzelnen Techniken in ihr völlig verstanden hat. Erst wenn man die Bedeutung dieser drei Hauptpunkte tief verinnerlicht hat, kann man kata korrekt auszuführen. ERLERNEN NEUER FORMEN Da es sehr schwierig ist eine ganze Form in einer Trainingseinheit zu erlernen, ist es besser für jemanden, der eine neue Form lehrt oder lernt, diese auf mehrere Einheiten zu verteilen. Wenn man es zum Beispiel auf drei Trainings verteilt, kann man die erste Hälfte in der ersten, die zweite Hälfte in der zweiten und die gesamte Form als Ganzes in der dritten Einheit durchnehmen. Sobald man den Ablauf beherrscht, sollte man beginnen, die jeweiligen Stellungen und Haltungen zu verbessern, die Bedeutung jeder Bewegung zu verstehen und sich auf die Umsetzung der drei Punkte konzentrieren, leichter und starker Krafteinsatz, Entspannung und Spannung des Körpers und schnelle und langsame Bewegungen in den Techniken der kata. Fortschreitend auf diesem Weg sollte man Interesse entwickeln und für ein natürliches Erlernen der Formen sorgen. VERARBEITUNG DES TRAININGSINHALTES Immer wenn man etwas erlernen möchte, beginnt man normalerweise mit den einfacheren Aufgaben und arbeitet sich zu den schwierigeren vor, daß heißt man beginnt mit dem Simplen und versucht das Komplexe zu erreichen. Das ist natürlich auch auf karate anzuwenden, welches systematisch erlernt werden sollte. Es ist war, daß früher viele Meister ihren Schülern zuerst ihre bevorzugte Form gelehrt haben. Wahrscheinlich ist dies darauf zurückzuführen, daß sie nur etwa drei Formen beherrschten; somit fehlte dem Üben teilweise die Systematik, was die Schüler eventuell verwirren konnte. Diese Punkte im Geist, legte der Autor bei der Gestaltung dieses Buches großen Wert auf die Systematik und erarbeitete dieses Buch mit den Erfahrungen der letzten fünfzig Jahre seines Lebens. Aus diesem Grund ist er der Meinung, daß dieses Buch eine gute Anleitung für Anfänger im karate sein kann. 40 Die KATA BEWEGUNGSLINIEN Das Muster, welches bei der Ausführung einer bestimmten kata auf dem Boden beschrieben wird, nennt sich Bewegungslinie (embu sen). Die Bewegungslinien aller kata lassen sich grob in die fünf Typen unterscheiden, welche unten dargestellt sind. Diese fünf Muster stimmen annähernd, und Abweichungen davon sind das Ergebnis der Umsetzung der persönlichen Formen. Wenn man eine bestimmte kata ausführen möchte, sollte man zuerst die Bewegungslinie beachten und dementsprechend seine Anfangsposition einnehmen. Zum Beispiel bei Formen, deren Bewegungslinie eine Linie ist, braucht man Platz zu den Seiten, wie in den Tekki Formen, oder vorn und hinten, wie in der Gankaku. Insbesondere bei der Vorführung einer kata bei einer Demonstration könnte es peinlich werden, wenn man diesen Punkt nicht genau beachtet hat. „Was auch immer geht muß wiederkommen“: im karate muß der Anfang und das Ende einer kata auf einen Punkt zusammenfallen, wenn dabei ein Fehler auftritt, ist das ein Zeichen dafür, daß ein falscher Schritt ausgeführt wurde oder das durch ungleichmäßig lange Stellungen die Abweichung von der korrekten Position zustande kam. Da es im karate in Wirklichkeit auf die Stabilität der Hüften ankommt und nicht nur auf die Benutzung der Arme, die Schrittlänge und Positionen der Füße, muß mit besonderer Gründlichkeit trainiert werden. Was auch immer geht wird zurückkehren: es ist in Ordnung, sich die Aufnahme dieser Regel zu erleichtern, wenn man sich vorstellt, daß sich jede Figur einer kata mit der Position des dazugehörigen Schrittes auf der Bewegungslinie befindet und man muß sich im Training strikt an diese Bewegungsdiagramme halten. Bewegungslinien 41 Die KATA Bevor die Formen vorgestellt werden, werde ich die verschiedenen Zeichen erklären, die an den Abbildungen angebracht wurden. Die Abbildungen zeigen die Stellungen und Bewegungen der kata in ihrer Reihenfolge und sie sind für jede kata durchnummeriert. Zusätzliche Zeichen sind in der oberen linken Ecke einiger Bilder angebracht und sollen Zweifel im Detail beseitigen. Ein Kreis in der oberen linken Ecke bedeutet, daß sich die gewohnte Ausführung von der in der ersten Ausgabe beschriebenen unterscheidet. Abgestimmt mit den Abbildungen sind die entsprechenden Fußstellungen im Verhältnis zur Bewegungslinie skizziert. Die fettgedruckten Zahlen unter den Skizzen der Fußarbeit beziehen sich auf die Zählzeit der beschriebenen kata. Ein voll ausgemalter Fußabdruck in der Skizze beschreibt die Fußstellung in dem Moment, der in der Abbildung der Form dargestellt wurde, während ein nur umrissener Fußabdruck die Fußstellung in der vorhergehenden Stellung bezeichnet. In den Fällen, wo ein Teil des Fußes nicht den Boden berührt, ist dieser Teil weiß. Eine gestrichelte Linie beschreibt den Weg der Fußbewegung. Obwohl es wirklich sehr schwer ist, eine kata gut zu lernen, glaube ich, daß ein Schüler, der genügend Zutrauen hat, durch Selbststudium ein hohes Niveau im karate erreichen kann, wenn er fleißig nach den Erklärungen und Abbildungen in diesem Buch übt. TAIKYOKU SHODAN, NIDAN und SANDAN Es gibt drei Taikyoku Formen (nummeriert mit den Ordnungszahlen, Shodan, Nidan und Sandan). Taikyoku Shodan ist eine grundlegende Form, die aus zei Armtechniken besteht, dem ablenkenden Block in der unteren Stufe (gedan barai) und dem Vorwärtsangriff zur mittleren Stufe (chùdan oi-zuki), und einer Stellung, der Vorwärtsstellung (zenkutsu-dachi). Weil sie so einfach ist, ist die kata von Anfänger leicht zu lenen. Trotzdem, wie ihr Name verdeutlicht,² hat diese Form einen sehr tiefsinnigen Charakter und ist eine von denen, zu denen ein Experte zurückkehrt und sie auswählt als die beste Trainingskata, wenn er die Kunst des karate gemeistert hat. Wer in der Lage ist, die Taikyoku Formen gekonnt auszuführen, kann die anderen kata relativ leicht verstehen. Aus diesem Grund sollte die Taikyoku Form prinzipiell als die höchste Form betrachtet werden. Tatsächlich ist die Taikyoku Kata der Grundtyp einer karate kata, einer Zusammenstellung aus Abwärtsblock und Vorwärtsfauststoß zur mittleren Stufe (Grundtechniken in jedem Training), der Vorwärtsstellung, den typischen Körperbewegungen des karate und einer festgelegten Bewegungslinie. Die Bewegungslinie der Taikyoku Shodan gehört zur Gruppe I. Die kata besteht aus vierundzwanzig Bewegungen und der Anfangs- (yòi) und yame-Stellung. Anfänger benötigen 40 Sekunden für die ganze Form, während ein fortgeschrittener Schüler dafür nur fünf oder sechs Sekunden benötigen sollte. _____________________________ 2. Taikyoku ist ein philosophischer Begriff, der den Makrokosmos bezeichnet vor seiner Unterscheidung in Himmel und Erde: folglich das Chaos oder die Leere. [Anmerkung des Übersetzers] 42 Die KATA Es lohnt sich darauf hinzuweisen, daß die I-Gruppe die grundlegendste Bewegungslinie ist, von der die anderen hergeleitet sind. Yòi. Es ist angemessen, sich vor und nach der Ausführung der kata zu verbeugen. Im Anschluß an die Verbeugung werden die Fäuste zwei Zoll vor den Oberschenkeln gehalten, die Finger zeigen zu den Schenkeln. Die Augen sind direkt nach vorn gerichtet, das Kinn einwärts, die Schultern leicht gesenkt in einer natürlichen Haltung; der gesenkte Unterleib ist leicht vorgedrückt, die Füße sind gerade ohne in den Knien zu sperren, der rechte Fuß ist einen halben Schritt vom linken entfernt, und die Zehen zeigen leicht nach außen in einem V (natürliche Stellung). Die yòi³ Stellung ist Bestandteil jeder kata, und das Niveau der Fähigkeit von jemanden kann man klar an dieser Stellung erkennen. Man muß sich deshalb mit einer sehr ernsthaften Einstellung dieser Stellung zuwenden. _______________________________ 3. Das Wort yòi bedeutet „bereit.“ Der Begriff yame am Ende der kata beinhaltet eine Auswirkung der Bereitschaft. Weil „bereit zu ende“ ein unhandlicher Ausdruck ist, werde ich in Zukunft die japanischen Begriffe yòi und yame nutzen zur Bestimmung der Bereitschaftsstellungen am Beginn und Ende der kata. [Anmerkung des Übersetzers.] TAIKYOKU SHODAN, NIDAN UND SANDAN 43 Yame. Auf dem rechten Fuß entgegen dem Uhrzeigersinn drehen, um den linken Fuß zu seiner Startposition auf der linken Seite der Linie 1 abzusetzen. Dies ist langsam und ruhig auszuführen, und es ist sehr wichtig, daß man während der yame Bewegung nicht in seiner Wachsamkeit nachläßt. Bis der Abschnitt beherrscht wird, führe man die Bewegungen der Form leicht und korrekt aus, danach setze man Kraft in die Bewegungen.Es ist vielmehr wichtig, daß die Form wiederholt geübt wird, so daß man jede Bewegung unbewußt korrekt ausführt. Die vorhergehende Beschreibung weisen auf die Taikyoku Shodan hin. Die folgenden Änderungen dieser Anweisungen ergeben Taikyoku Nidan und Sandan : Die Ausführung der Taikyoku Nidan ist gleich der der Shodan, außer das in Nidan alle Stöße zur obere Stufe sind anstelle der Angriffe zur mittleren Stufe. In Taikyoku Sandan werden die Blöcke nach unten entlang der Linien 1 und 3 in Taikyoku Shodan ersetzt mit Armblöcken (ude uke) in mittlerer Stufe, die in Rückwärtsstellung (kòkutsu) ausgeführt werden, und die Teile der drei aufeinander folgenden Vorwärtsangriffe zur mittleren Stufe entlang der Linie 2 werden zu Angriffen zur oberen Stufe, die übrigen Bewegungen sind gleich der Taikyoku Shodan. Die Taikyoku Formen bestehen aus Elementen mit Blocks gefolgt von einem TAIKYOKU SHODAN, NIDAN UND SANDAN 47 einzelnen Vorwärtsangriff entlang der Linien 1 und 3, oder Blocks gefolgt von drei aufeinander folgenden Vorwärtsangriffen entlang der Linie 2, jede Form hat insgesamt zwanzig Bewegungen. Wenn man diese zwanzig Bewegungen korrekt und ohne stocken ausführen kann, muß man diese Block-AngriffKombinationen üben, bis man sie in einer einzigen kontinuierlichen Bewegung von Atmung und Körperbewegung ausführen kann. Durch dieses Üben wird man die drei Hauptpunkte des karate verstehen, schwacher und starker Krafteinsatz, Entspannung und Spannung des Körpers und schnelle und langsame Techniken. Bei alledem übe man die kata ernsthaft und stelle sich die Gegner um einen herum wirklich vor, dadurch erreicht man das Verständnis in das Konzept das alle Bewegungen, die den Körper in die verschiedenen Richtungen bewegen, einen höheren Sinn haben und zu einer übersinnlichen Bewegung führen die im Geist verinnerlicht ist, Waffe und Körper ist eine Einheit. Im Zusammenhang damit wird man die Aussage verstehen, „Es gibt kein sente [ersten Angriff] im karate,“ den Zustand der vollständigen Passivität. Begründet auf diese Eigenschaften erhielten diese Formen den Namen Taikyoku. Auf die detaillierte Übersetzung der kata Abläufe wird an dieser Stelle verzichtet, da diese allgemein bekannt sind bzw. in der hier beschriebenen Art heute auch nicht mehr ausgeführt werden. Lediglich einige wichtige bunkai Verweise des Autors sollen hier wiedergegeben werden. HEIAN SHODAN Diese Form hat einundzwanzig Bewegungen, die in etwa einer Minute vollendet werden. Die Bewegungslinie gehört zur I Gruppe. Technik 4 – tettsui-uchi : Befreiung des Handgelenkes aus dem Griff des Gegners nach dem rechten Block und Angriff zu seinem Gesicht oder Unterarm. Technik 7 – shutò-age-uke : Als der Gegner bemerkt, daß sein Angriff zur unteren Stufe abgewehrt ist, setzt er seinen Angriff mit der rechten Faust zum Gesicht fort; dieser Angriff wird hier mit dem linken Handgelenk geblockt. Technik 8 (bis 10) – age-uke : Nach der Abwehr des gegnerischen rechten Faustangriffes mit der linken Hand greift die linke Hand das rechte Handgelenk des Gegners und dreht dieses nach außen, um den gegnerischen rechten Ellenbogen mit dem aufsteigenden rechten Unterarm zu brechen. Technik 19 (bis 22) – shutò-uke : Diese Bewegung ist ein Block mit dem Handgelenk gegen einen Angriff. Anschließend, eine Lücke erkennend, greift die Blockhand das Handgelenk des Gegners und zieht es nach innen, man greift seinen solar plexus mit der anderen Hand mit einer Speerhand (nukite) an. HEIAN NIDAN Zuerst war diese Form die Heian Shodan. Sie hat sechsundzwanzig Bewegungen und wird in einer Minute vollendet. Die Anmerkungen in der Beschreibung der Heian Shodan bezüglich der Zählung, der Verbeugung und des yòi treffen hier genauso zu. Die Bewegungslinie gehört zur I Gruppe, wie bei der Heian Shodan. Technik 1 (und 4) – jodan-haiwan-uke : Mit dieser Bewegung blockt man mit dem linken Handgelenk einen Angriff zum Gesicht von der linken Seite und schützt den Kopf mit der rechten Faust. Technik 7 und 8 – jodan-uraken-uchi / yoko-geri-keage : Gleichzeitiger Angriff zum Gesicht des Gegners mit rechtem Faustrückenschlag (uraken) und zur Leiste oder Brust mit der rechten Fußaußenkante (sokutò). Technik 12 – shihon-nukite : Während ein Angriff des Gegners mit der linken Handfläche nach unten abgelenkt und gezogen wird, macht man einen Speerhand-Angriff (nukite) zum solar plexus. Technik 17 (und 20) – uchi-uke : Abwehr eines gegnerischen Angriffs zum Brustkasten mit einer Hakenabwehr mit dem rechten Handgelenk. Technik 18 (und 21) – mae-geri : Das Handgelenk des Gegners greifen und zu seinem Ellenbogen treten. Techniken shuto-uke und age-uke – Anwendung entsprechend Heian Shodan. HEIAN SANDAN Diese Form hat insgesamt dreiundzwanzig Bewegungen, welche in einer Minute vollendet werden. Die Bemerkungen bezüglich der Kommandos, Verbeugung usw. sind die gleichen wie bei Heian Shodan. Die Bewegungslinie gehört zur T Gruppe. Technik 1 – uchi-uke : Zweck ist die Abwehr eines Angriffs von links zu den linken Rippen. Technik 2 – kosa-uke : Der Angreifer, dessen erster Angriff in Bewegung 1 abgewehrt wurde, greift nun mit seiner linken Faust und linken Fuß an. Diese zwei Angriffe werden hier geblockt. Technik 3 – kosa-uke : Der Angreifer greift jetzt mit der anderen Faust und Fuß an. Die rechte Faust wird mit dem linken Arm und der rechte Fußangriff mit dem rechten Arm abgewehrt. Die Bewegungen 2 und 3 sind Abwehren gegen kombinierte Faust- und Fußangriffe und dient dem Wechsel von einer nachteiligen in eine vorteilige Position. In der Praxis ist dabei die niedrigere Vorwärtsstellung der hier geübten vorzuziehen. Technik 8 – shihon-nukite : Die linke Handfläche drückt den rechten Faustangriff eines Gegners zum Brustkasten herunter und zieht an seinem Handgelenk, während die rechte Vier-Finger-Speerhand den Gegenangriff zum solar plexus ausführt. Technik 9 – tettsui-uchi : Der Gegner hat den Speerhandstoß von Technik 8 abgewehrt, das Handgelenk gegriffen und dreht es nach links. Man drehe sich nach links, so daß das Handgelenk auf dem Rücken ist, und greife mit dem Eisenhammerschlag zur Seite des Gegners an. Technik 10 – oi-tsuki : Der Gegner ist aus Überraschung nach hinten gefallen, man nutzt den Vorteil und greift mit einer Abschlußtechnik zu seinem solar plexus an. Technik 12 (15, 18) – fumi-komi : Aufstampfen und dadurch den gegnerischen Oberschenkel brechen, gleichzeitig mit dem Ellenbogen zu seinem solar plexus angreifen. In einer realen Situation wäre es ungeschickt, beide Fäuste an der Hüfte zu halten. Man würde z.B. den Faustangriff des Gegners blocken, dann sein Handgelenk greifen und ziehen und seinen Brustkorb mit dem Ellenbogen des anderen Armes angreifen. Abschließend schlägt man einen Faustrückenschlag zum Punkt zwischen Nase und Oberlippe (philtrum). Technik 13 (16, 19) – tate-uraken-uchi : Angriff mit Faustrückenschlag zum Punkt zwischen Nase und Oberlippe. Technik 22 und 23 – chudan-empi-uchi / jodan-kagi-tsuki : Zweck der Bewegung ist es, einer Körperumklammerung von hinten zu entkommen. Man senke die Hüften und gleichzeitig greife man mit einer Faust zum Gesicht und mit dem anderen Ellenbogen zur Körperseite an. Yori-ashi besteht aus Anspannung des linken Fußes, zum Beispiel, und abdrücken mit diesem um mit beiden Füßen nach rechts zu gleiten, so daß man seine Position verschiebt. Wie die Bewegungen 22 und 23 gibt es viele Beispiele in den verschiedenen kata, in denen eine Technik erst zu einer Seite und dann zur anderen ausgeführt wird. Man muß immer daran denken, daß der Zweck dessen nicht nur der Erhalt des Gleichgewichts der Bewegungen ist, sondern die Entwicklung der Spontanität der Bewegung, nach links und rechts, nach vorn und hinten, den in einer kritischenh Situation ist eine angemessene Verteidigungsreaktion erforderlich. HEIAN YODAN Diese Form besteht vollständig aus siebenundzwanzig Bewegungen, welche in einer Minute vollendet werden. Die Bewegungslinie gehört zur Plus-Minus Gruppe. Technik 1 (und 2) – jodan-haiwan-uke : Diese Technik entspricht der in Heian Nidan, nur daß die Hände geöffnet sind. Auch die Bedeutung ist die gleiche : abwehren und greifen des Handgelenkes des Gegners und vorbereiten ihn nach innen zu ziehen und mit der anderen Schwerthand zu seinem philtrum (Punkt zwischen Nase und Oberlippe) oder seiner Halsseite anzugreifen. Technik 3 – gedan-juji-uke : Blocken eines gegnerischen Fußangriffes zur Leistengegend, indem man die Fäuste vor das Schienbein des Gegners stößt. Technik 5 und 6 (bzw. 8 und 9) – yoko-geri / uraken-uchi : Spiegelseitige Bewegungsausführung der Technik 8 aus Heian Nidan. Gleichzeitiger Angriff zum Gesicht des Gegners mit Faustrückenschlag (uraken) und zur Leiste oder Brust mit der Fußaußenkante (sokutò). Technik 7 (und 10) – mawashi-empi : Den Trittfuß zum Gegner absetzen, seinen Arm greifen und einwärts ziehen und ihn mit dem Ellenbogen angreifen. Technik 12 – mae-geri : Den Arm des Gegners halten und einwärts ziehen und seinen Angriffsarm mit dem Fußtritt brechen. Technik 14 (und 18) – kakiwake-uke : Die Bedeutung hier liegt im brechen eines Doppelfaustangriffes (morote-zuki), indem man die Angriffsarme mit den Handgelenken zu den beiden Seiten drückt. Technik 25 – hiza-geri : In das Gesicht des Gegners drücken, seinen Kopf greifen und ihn kräftig nach unten zum Knie ziehen. HEIAN GODAN Diese Form hat fünfundzwanzig Bewegungen, welche in einer Minute vollendet werden. Die Bewegungslinie gehört zur T Gruppe. Technik 1 und 2 (bzw. 4 und 5) – uchi-uke / gyaku-tsuki : Den gegnerischen Faustangriff von links mit dem linken Unterarm (uchi-uke) abwehren und sofort sein Handgelenk greifen und zu seinem Brustkasten stoßen. Technik 8 – gedan-juji-uke : Dies ist die gleiche Bewegung wie die Bewegung 3 in Heian Yodan. Dies ist die Stellung zur Abwehr eines gegnerischen Trittes zur unteren Stufe. Technik 9 – jodan-juji-uke : Das Gefühl hierbei ist, nachdem der Angriff zur unteren Stufe abgewehrt wurde, bemerkt man den Angriff des Gegners zur oberen Stufe, stoße den zweiten Angriff ohne die kleinste Pause zwischen den Blocks beiseite. Die Fähigkeit, die Verteidigung frei auf die jeweilige Situation anzupassen ist eine besondere Eigenschaft des karate. Der Ausspruch „sich dem Gegner anpassen“ kommt daher. Technik 10 – haishu-otoshi-uke : Diese Bewegung lenkt einen Angriff nach unten, den der Gegner dem Kreuzblock nach oben unmittelbar folgen läßt. Technik 14 – haishu-uke : Die Bedeutung hier ist das Ablenken (einhaken) eines gegnerischen Angriffs zur mittleren Stufe mit dem linken Handgelenk. Technik 15 – mikazuki-geri : Die Bedeutung hier ist das Greifen des gegnerischen rechten Handgelenks mit der linken Hand, ihn einwärts zu ziehen und zu seinem Brustkasten zu treten. Technik 16 – mawashi-empi-uchi : Die Bedeutung ist hier ein Angriff auf den Gegner mit dem rechten Ellenbogen, während man ihn mit der linken Hand einwärts zieht. Technik 17 – morote-uchi-uke : Die Bedeutung dieser Bewegung ist die Abwehr eines Angriffs zur mittleren Stufe von der rechten Seite, während man den ersten Gegner in Bewegung 16 mit dem rechten Ellenbogen angreift. BASSAI Diese kata hat insgesamt zweiundvierzig Bewegungen., welche in ca. einer Minute vollendet werden. Die Bewegungslinie gehört zur T Gruppe. yòi – Position : Die Bedeutung dieser Position liegt im Schutz der Genitalien. Technik 2 und 3 – uchi-uke / gyaku-uchi-uke : Die Bedeutung dieser Bewegungen liegt im Blocken eines gegnerischen rechten Faustangriffs mit dem linken Unterarmblock, unmittelbar gefolgt von einem Umwechsel der Blockarme und damit einem Wechsel von einer unvorteilhaften Position (der Abwehrende ist besonders einem Angriff des Gegners mit dessen linker Faust oder linken Fuß ausgesetzt) zu einer vorteilhaften (man ist relativ geschützt vor Angriffen des Gegners mit seiner linken Seite). Diese Bewegungsform ist eine Charakteristik dieser kata und kommt häufig ihn ihr vor. Technik 4 – gyaku-soto-uke : Nach der Abwehr eines Angriffs von hinten in der vorhergehenden Bewegung, greift jetzt ein Gegner aus der vorderen Richtung an und wird mit der linken Faust zur Seite geblockt, während der Verteidiger ihm das Gesicht zudreht. Technik 9 – tate-shuto-uke : Der Gedanke hierbei ist die Abwehr eines gegnerischen Angriffs von vorn mit einem Schlagblock mit der linken Hand von innen zur linken Seite. Technik 10 – choku-tsuki : Die Bedeutung hier ist, man greift das gegnerische Handgelenk oder seinen Arm und zieht ihn, während man ihn angreift. Technik 11 – uchi-uke : Dies ist ein Block gegen einen Angriff zum Brustkorb. Behalte die Augen immer auf denen des Gegners. Technik 12 – choku-tsuki : Immer wenn, wie in diesem Fall, die Hand zur Hüfte zurückgezogen wird, soll man das Gefühl haben den Gegner zu greifen und ihn heranzuziehen. Technik 19 – fumi-kiri : Der Bewegung 18 folgend, in welcher man die Hand des Gegners erfaßt hatte, wird jetzt der rechte Fuß angehoben um in kraftvoll nach unten abzusetzen auf den Oberschenkel des Gegners. Technik 22 – morote-age-uke : Die Bedeutung der Haltung beider Fäuste über dem Kopf ist, mit beiden Handgelenken einen gegnerischen beidhändigen Angriff zur oberen Stufe abzuwehren. Technik 23 – morote-hasami-tettsui-uchi : Die Bedeutung liegt in der beidhändigen Abwehr eines beidhändigen Angriffs des Gegners, dann nach vorn setzen und seine zwei Seiten mit Hammerfaustschlägen angreifen. Technik 24 – oi-tsuki : Die Bedeutung liegt hier in der Verfolgung des aus Überraschung vor dem vorhergehenden Angriff nach hinten gefallenen Gegners und der sofortigen Ausführung eines abschließenden Schlages. Technik 29 – gedan-barai : Die Bedeutung hier ist ein Block zur unteren Stufe mit der einen Faust und der Schutz des solar plexus Region mit der anderen Faust. Technik 33 – 37 – yama-tsuki : Diese Bewegungen sind sich dreimal wiederholende Bewegungen (links– rechts–links). Solche Abschnitte kommen in verschiedenen kata vor, in diesem Fall der wiederholten Technik wird geübt, wenn die Haare vom Gegner festgehalten werden; während man dem Gegner fest anschaut und ohne sich anzustrengen, den Kopf von der Position, zu welcher er gezogen wird, wegzubewegen, greift man gleichzeitig mit beiden Fäusten zu seinem philtrum (Punkt zwischen Nase und Oberlippe) und zu seinem Unterleib an. Dies ist ein Beispiel für die Taktik „Schneide in sein Fleisch weil er deine Haut schneidet“ (d.h., macht er einen Schnitt in die Haut füge ihm einen Schnitt in den Muskel zu). Technik 38 und 39 – sukui-uke : Diese Technik dient dem aufnehmen (schaufeln) und sofortigen abwerfen eines gegnerischen Fußes. KWANKÙ Diese kata besteht aus fünfundsechzig Bewegungen, die in etwa zwei Minuten ausgeführt werden. Die Bewegungslinie gehört zur plus-minus Gruppe. yòi – Position : Diese Position der Hände ähnelt sehr stark den Etiketten der ogasawara Schule. Technik 2 – shuto-uchi in die Handfläche : Erste Bedeutung : Demonstrieren, daß man unbewaffnet ist. Zweite Bedeutung : Schutz der Leistengegend. Diese Art der Doppelbedeutung ist grundlegend und beinhaltet bei den Beschreibungen „Zwei sind eins, eins ist zwei,“ abgeleitet aus dem yin-yang Symbol. Technik 5 – tate-shuto-uke : Die Bedeutung der Bewegung ist, daß die rechte Hand einen Arm des Gegners einwärts zieht und die linke Hand einen Angriff des Gegners von innen her blockt. Technik 7, 8 und 9 – uchi-uke / choku-tsuki : Dies sind die gleichen Bewegungen wie die Techniken 11, 12 und 13 in Bassai. Technik 10 bis 15 – yoko-geri-keage / uraken-uchi, shuto-uke : Diese Techniken sind gleich den Bewegungen in Heian Nidan. Technik 16, 17 – shuto-age-uke / gyaku-jodan-shuto-uchi, mae-geri : Die Bedeutung der 16. und 17. Bewegung ist die gleiche wie bei der 11. und 12. Bewegung von Heian Yodan. Technik 27 bis 31 – yoko-geri-keage / uraken-uchi, mawashi-empi-uchi : Diese Bewegungen sind die gleichen wie in Heian Yodan, vergleiche dort Technik 32 bis 35 – shuto-uke : Diese Bewegungen sind identisch mit den Bewegungen 13 bis 16 aus Heian Nidan. Technik 38 – vorgleiten mit tate-uraken-uchi : Die linke Hand nach vorn strecken als wolle man etwas greifen, und sie dann zur linken Hüfte zurückziehen. Es ist die gleiche Sprungtechnik wie in Heian Yodan erläutert. Technik 43 – abgeduckt am Boden : Diese Stellung ist eine Eigenheit der Kwankù, sie wird in einer Patt-Situation angewandt, in welcher jeder der Gegner sein Potential offensichtlich erschöpft hat. Jetzt plötzlich läßt der eine seinen Körper zu Boden fallen um den Gegner zu erschrecken und damit einen Angriff vorzubereiten. Kwankù ist eine der längsten Formen im karate und sie ist so unterschiedlich in ihren technischen Möglichkeiten das sie allgemein bekannt ist als die Kampfform gegen acht Feinde. Viele spüren, daß, wenn sie diese Form beherrschen, sie in der Lage sind, sich selbst gegen mehrere Gegner als nur einem zu verteidigen, nicht nur in solchen Fällen, in denen der Angriff von zwei oder dreien im gleichen Augenblick kommt, vielmehr auch dann, wenn alle gleichzeitig angreifen. TEKKI SHODAN Diese kata besteht aus neunundzwanzig Bewegungen und wird in einer Minute vollendet. Die Bewegungslinie ist eine gerade Linie. yòi – Position : Die geöffneten Hände beinhalten natürlich die zweite Bedeutung, daß man keine Waffen hat. Zusammen mit der ersten Bedeutung, dem Schutz der Genitalien, sollten die Hände etwas vom Körper weggehalten werden. Technik 1 – kosa-dachi : Diese Bewegung ist eine Vorbereitung zur Verteidigung gegen einen Gegner von rechts. Technik 2 (und 20) – haishu-uke in kiba-dachi : Die grundlegende Stellung der Tekki Formen wurde im Detail im Abschnitt der Stellungen im Kapitel 2 erläutert, Hinweise und genaues Studium der Erläuterungen erfolgte dort. Diese Stellung ist der Schwerpunkt in dieser Form und muß mit besonderer Sorgfalt geübt werden. Die Bedeutung der aktuellen Bewegung ist das Einhaken und Blocken eines Angriffs von rechts mit dem rechten Handgelenk. Technik 5 (und 23) – gedan-barai : Diese Bewegung ist in jeder Hinsicht gleich dem ersten Block in Heian Shodan, mit Ausnahme dem Wechsel der Stellung zur Reiterstellung. Technik 6 (und 24) – kagi-zuki : Diese Position des rechten Armes bedeutet einen Schutz des solar plexus. ... ... (die mizu-nagare oder „fließendes Wasser“ Position). Technik 7 (und 25) – kosa-dachi : Zu dieser Bewegung sei angemerkt, daß sie eine Vorbereitung zur Verteidigung gegen einen Gegner von links darstellt, sie wird mit gesenkten Hüften ausgeführt. Technik 10 (und 28) – gedan-barai / jodan-nagashi-uke : Die Bedeutung dieser Bewegung ist die Verteidigung gleichzeitigen Angriff mit einer Faust und einem Fuß. gegen einen Technik 9 bis 11 (und 27 bis 29) : Die Bewegungen 9 bis 11 sind Techniken, welche typisch in der Reiterstellung ausgeführt werden und fleißiges Üben erfordern, wegen ihrer beträchtlichen Schwierigkeit. Obwohl sie zur Erleichterung der Erklärung einzeln betrachtet werden, werden sie natürlich in einer einzigen Bewegung ausgeführt. Die Bedeutung der Bewegung 11 das herunterziehen der angreifenden Faust des Gegners in Richtung Körper mit der rechten Hand und der Gegenangriff zum Oberkiefer mit dem linken Faustrücken. Daher muß die linke Faust ihre Bewegung direkt vor dem Gesicht beenden. Technik 13 (und 31) – nami-ashi : Der Zweck dieser Bewegung ist die Abwehr eines gegnerischen Trittangriffs. Nachdem man sie gut gelernt hat, sollte man die Bewegungen 13 und 14 als eine einzige, ununterbrochene Bewegung ausführen. Technik 14 (und 32) – absetzen und haiwan-uke : Die Bedeutung dieser Technik ist das Herunterstoßen des Fußes auf das Bein des Gegners, während man seinen Faustangriff mit dem linken Handgelenk abwehrt. Technik 15 (und 33) – Blickwendung : Der Zweck dieser Bewegung ist die Vorbereitung auf einen Angriff, den man von rechts fühlt. Technik 16 und 17 (und 34 und 35) – nami-ashi / soto-uke : Der Zweck dieser Bewegung ist, mit dem rechten Fuß den Tritt eines Gegners beiseite zu schlagen und ohne Unterbrechnung gleichzeitig sein Standbein anzugreifen und seinen Angriff zur mittleren Stufe abzuwehren. Technik 18 (und 36) – Blickwendung, koshi-gamae : Diese Bewegung, mit der Kopfdrehung nach links, ist eine Vorbereitung auf einen Gegner, den man von links spürt, während man mit Block und Angriff nach rechts beschäftigt ist. Technik 19 (und 37) – morote-zuki : Dies ist eine Art eines Doppelhandangriffs (morote-zuki). Die linke Faust blockt einen Angriff von links nach außen und greift die mittlere Stufe des Gegners an, während die rechte Faust entweder den Oberkörper schützt oder selbst angreift. In der Praxis wird der Körper mehr nach links gedreht, so daß die rechte Faust den Oberkörper des Gegners angreifen kann. Obwohl diese kata zur leichteren Beschreibung in siebenunddreißig Bewegungen zergliedert wurde, sind bestimmte Gruppen, wie neun bis elf, dreizehn und vierzehn, sechzehn und siebzehn, siebenundzwanzig bis neunundzwanzig, einunddreißig und zweiunddreißig, vierunddreißig und fünfunddreißig, geeignet, über eine Ausführung als eine einzige Bewegung nachzudenken, so daß sie tatsächlich aus neunundzwanzig Bewegungen besteht. TEKKI NIDAN In dieser Form sind sechsundzwanzig Bewegungen, die in einer Minute ausgeführt werden. Die Bewegungslinie ist eine gerade Linie, wie in Tekki Shodan. yòi – Position : Diese ist identisch mit der yòi Stellung in Heian Shodan. Technik 1 – Kamae : Diese Position, mit dem Brustschutz, ist eine Bereitschaft gegen einen Gegner von rechts. Technik 2 (und 6) – haiwan-uke / kagi-tsuki : Die Bedeutung dieser Bewegung ist ein Block von innen mit dem rechten Handgelenk gegen einen Angriff von rechts und Schutz der Brust mit der linken Faust. Technik 3 (und7) – sukui-uke : Die Bedeutung dieser Bewegung ist das Blocken eines Angriffs, denn man von vorn kommen spürt, während man weiterhin nach rechts schaut zur Sicherung gegen den Gegner aus dieser Richtung. Technik 4 (und 8) – gedan-nagashi-uke : Diese Bewegung lenkt einen Angriff zur mittleren Stufe von rechts ab mit einem Block mit dem rechten Handgelenk. Technik 11 und 12 (und 21 und 22) – hiza-geri / mawashi-empi-uchi : Obwohl die Bewegungen 11 und 12 als zwei Bewegungen vorgestellt wurden, sollten sie als eine einzige Bewegung ausgeführt werden. Die Bedeutung ist der gleichzeitige Angriff zum Bein des Gegners mit dem rechten Fuß und zu seinem solar plexus mit dem rechten Ellenbogen. Technik 13 (und 23) – tsukami-uke : Die Bedeutung hier ist das Greifen des gegnerischen Handgelenks, wenn er von rechts angreift. Technik 14 (und 24) – kagi-tsuki : Die Bedeutung hier, nachdem man den angreifenden Arm des Gegners gegriffen hat, und während man diesen dreht, schlägt man in seine rechte Hüfte. Technik 17 und 18 ( und 27 und 28) – gedan-barai / nagashi-uke, uraken-uchi : Die Bewegungen 17 und 18 werden als eine Bewegung ausgeführt. Die Bewegung ist gleich den Bewegungen 27, 28 und 29 in Tekki Shodan. TEKKI SANDAN Diese Form besteht aus sechsunddreißig Bewegungen und wird in einer Minute ausgeführt. Die Bewegungslinie ist eine gerade Linie, wie in Tekki Shodan und Nidan. yòi – Position : Diese ist die gleiche wie die yòi Stellung in Heian Shodan. Technik 2 und 3 – gedan-barai / uchi-uke, soto-uke / kamae : Der Gegner, dessen Angriffe zur unteren und mittleren Stufe in Bewegung 2 geblockt wurden, zieht seine Fäuste zurück und greift sofort wieder mit einer Doppelhandtechnik an. Seine linke Faust wird mit der linken Hand nach unten geblockt und seine rechter Arm wird mit dem rechten Handgelenk abgelenkt. Technik 4 (und 21) – jodan-nagashi-uke : Als der Gegner feststellt, daß seine linke Faust beiseite gelenkt wurde und seine rechte Faust zur Seite gedrückt, zieht er seine linke Faust zurück und greift entschlossen und unnachgiebig noch einmal an; dieser Angriff wird hier abgewehrt, das gegnerische linke Handgelenk wird durch das rechte Handgelenk weggedrückt. Technik 5 (und 22) – uraken-uchi : Das Ziel ist der Punkt zwischen Nase und Oberlippe beim Gegner. Nachdem man dies gut gelernt hat, sollten die Bewegungen 3 bis 5 (bzw. 20 bis 22) als eine ununterbrochene schnelle Einheit ausgeführt werden. Technik 10 (und 27) – gedan-nagashi-uke : Diese Bewegung dient der Abwehr eines Angriffs zur mittleren Stufe von der rechten Seite. Technik 11 (und 28) – gedan-nagashi-uke : Ein Gegner tritt zur offenen rechten Seite des Körpers und wird geblockt, indem man sein Bein mit der schmalen Seite des rechten Handgelenks weg schlägt. Technik 16 – uraken-uchi : Ein Faustrückenangriff zum Punkt zwischen Nase und Oberlippe des Gegners. Technik 20 – soto-uke / Kamae : Die Bedeutung liegt hier darin, mit dem linken Handgelenk einen gegnerischen Angriffs zur mittleren Stufen beiseite zu schlagen. Technik 31 – tsukami-uke : Als wenn man den gegnerischen Faustangriff fängt. Entspricht Technik 13 aus Tekki Nidan. Technik 32 – kagi-Tsuki : Entspricht Technik 24 aus Tekki Shodan. HANGETSU Diese kata besteht aus einundvierzig Bewegungen und man braucht etwa eine Minute zu ihrer Ausführung. Die Bewegungslinie ist ein Kreuz. yòi – Position : Diese ist die gleiche wie die yòi Stellung in Heian Shodan. Technik 1, 3 und 5 – hangetsu-dachi mit uchi-uke : Diese Form kommt aus der Shòrei Schule, welche besonders das Training und die Entwicklung des Körpers betont. Diese Bewegungen werden langsam ausgeführt und zeigen die Anwendung der Kraft an den kritischen Punkten jeder Technik. Dieser Fakt sollte während der Ausführung der ganzen Form ständig beachtet werden, besonders in der Art des Krafteinsatzes und der Muskelspannung der Beine. Technik 9 – yama-uke : Diese Figur erinnert an das Schriftzeichen für Gebirge (V). Die Brust ist geöffnet. Diese Haltung wird wegen der Stellung der Arme Berghaltung (yamagamae) genannt. Es ist ein oberer Stufe Block mit beiden Armen. Technik 12 – tsukami-uke : Die Bedeutung dieser Bewegung ist zuerst den gegnerischen Angriff zur mittleren Stufe zu blocken, dann die Hand zu drehen, das Handgelenk des Gegners zu greifen und ihn einwärts zu ziehen. Technik 20 – yori-ashi / uchi-uke : In Hinsicht auf die Gleittechnik vergleiche die Erklärungen zu Abbildung 50 (Technik 23) bei Heian Sandan. Technik 26 (und 32und 38) – kiba-dachi mit tate-uraken-uchi : Das Gefühl sollte so sein, als greife man eine Hand des Gegners mit dem linken Faustrücken an. Technik 27 (und 33) – kosa-dachi : Ein Gegner hat das linke Handgelenk mit seiner rechten Hand gegriffen um es zu sich heran zu ziehen, man geht näher heran um die Distanz zu verkürzen. Technik 28 ( und 34) – mae-geri / soto-uke : Man tritt zum rechten Arm des Gegners, mache sich frei und ziehe seine linke Faust zurück. Technik 29, 30 (und 35, 36) – chudan-ni-ren-tsuki : Hat man die linke Faust mit einem linken Tritt zu seinem rechten Arm aus dem gegnerischen Griff befreit, läßt man unmittelbar einen links-rechts-Mehrfachstoß (renzuki) folgen. Technik 39 – mikatsuki-geri : Hingewiesen sei auf die Beschreibung dieses Trittes bei Bewegung 15 in Heian Godan und 28 in Bassai. Die Bedeutung hier ist den Gegner während der Beendigung der Bewegung 38 zu greifen und ihn dann einwärts zu ziehen und mit dem rechten Fuß zu seinem Brustkasten zu treten. JUTTE Dies sind vierundzwanzig Bewegungen, die ihn einer Minute vollendet werden; die Bewegungslinie ist ein Kreuz, d.h., die gleiche wie bei Hangetsu. Technik 1 – tekubi-osae-uke : In dieser Bewegung wird das Handgelenk des Gegners durch den Block mit dem rechten Handgelenk nach unten abgelenkt. Die Endposition ist gleich der, die in Abbildung 55 (Technik 31) für Empi zu sehen ist, außer das bei der jetzigen Form die linke Faust zur linken Hüfte gezogen wird. Die flache Hand, wie sie für die rechte Hand beschrieben ist, ist charakteristisch für diese kata, und sie kommt in jeder Bewegung von der 1. bis zur 7. vor, weshalb sie sorgfältig geübt werden sollte. Technik 2 – taisho-kosa-uke : Zwei Blöcke für die mittlere Stufe. Die Bedeutung der Bewegung der rechten Hand ist das unten halten eines gegnerischen Handgelenks. Solche Bewegungen wie die Techniken eins bis drei sind Angriffe gegen Ellenbogen oder Handgelenke des Gegners und danach schlägt man ihm in die Seite, während man ihn mit der Rückseite der Hand runter zieht oder mit dem Handballen hoch zieht. Technik 4 – taisho-uke : Block zur mittleren Stufe mit dem rechten Handgelenk, die Hand presst in der flachen Fausthaltung. Technik 5 – taisho-uke : Dem Block gegen einen Angriff von der rechten Seite in Bewegung 4 folgt in Bewegung 5 ein Block gegen einen Angriff von vorn, bei welchen man einen Schritt in den Gegner hinein geht und den Angriff mit der rechten Handfläche beiseite schlägt. Diese Technik wird dreimal ausgeführt in den Bewegungen 5 bis 7. Technik 8 – jodan-juji-uke : Nachdem man einen Angriff geblockt hat, der gerade vorwärts auf der Linie 2 ausgeführt wurde, blockt man jetzt mit gekreuzten Fäusten einen Angriff zur oberen Stufe von der linken Seite. Die Beine sind zum Schutz der Genitalien in einer gekreuzten Stellung, wie sie schon in Heian Godan vorkommt. Technik 9 – ryo-gedan-barai : Die Bedeutung dieser Technik sind gleichzeitige Abwehren nach beiden Seiten zur Abwehr von Faust- oder Fußangriffen zu den Körperseiten. Technik 10 – yama-uke : Diese Stellung wird Berghaltung (yamagamae) genannt, weil sie durch die Haltung des Kopfes in der Mitte und der beiden Fäuste an den Seiten Ähnlichkeit mit dem Schriftzeichen für Gebirge (yama, V) hat, sie kann auch mit geöffneten Händen ausgeführt werden, wie zum Beispiel in Hangetsu. Die Bedeutung dieser Bewegung ist, beide Fäuste kräftig gegen einen Gegner einzusetzen, der von vorn einen Doppelhandangriff ausführt. Technik 11 – fumi-komi / yama-uke : Der Zweck hier ist das Blocken eines gegnerischen Angriffes zur oberen Stufe durch beiseite schlagen mit der linken Faust, während man gleichzeitig mit dem linken Fuß auf seinen Fußspann stampft (fumikomi). Technik 15 – tsukami-uke : Die rechte Hand ist so platziert, als wenn sie etwas von vorn greifen würde. Die Stellung ist gleich der Abbildung 16 aus Tekki Nidan (Technik 13), mit Ausnahme dessen, daß die Stellung in der jetzigen kata die Vorwärtsstellung ist, im Unterschied zur Reiterstellung. Technik 16 – te-kaeshi (Handwechsel) : Die Bedeutung ist das Unterbrechen eines Angriffs mit einem Stock beim Start. Technik 17 und 18 – vorgehen mit Knie hochreißen und Hände vorstoßen : Die Bedeutung dieser Bewegung ist, mit dem linken Fuß in den Gegner hinein zu gehen auf die sokei Region des Gegners (Bereich, wo der Oberschenkel den Unterleib trifft), während man den Stock kräftig vorstößt, der von ihm gehalten wird. Technik 19 und 20 – manji-gamae : Diese Stellung ist die gleiche wie die letzte Bewegung in Heian Godan und Bewegung 19 in Kwankù. Technik 21 – age-uke : Dies ist die gleiche Stellung wie in Abbildung 17 von Heian Shodan (Technik 9). Erläuterungen siehe dort. EMPI Dies sind siebenunddreißig Bewegungen, welche in etwa einer Minute vollendet werden. Die Bewegungslinie ist ein T. Technik 1 – gedan-barai : Die Bedeutung dieser Bewegung ist das tretende Bein eines Gegners mit dem rechten Arm nach rechts zu schaufeln, in mit der linken Hand festzuhalten und ihn zu werfen. Technik 3 – gedan-barai : Dies ist die gleiche Bewegung wie die dritte Bewegung in Heian Shodan. Technik 6 (und 10 und 26) – age-tsuki : Die Bewegung der rechten Faust hat den Sinn eines Angriffs zum Kinn von der Unterseite. Technik 7 (und 11 und 27) – gedan-tsuki / kosa-dachi : Gleichzeitig mit dem wieder zusammenpressen der rechten Faust zieht man sie in Richtung der linken Schulter, als wenn man einen Gegner gegriffen hat und einwärts zieht, und führt einen Angriff zur unteren Stufe mit der linken Faust aus. Das Ziel des Angriffs der linken Faust ist der Unterleib. Technik 8 (und 12 und 28) – gedan-barai : Um einen Gegner zu zwingen, den Griff um den linken Unterarm zu lösen, zieht man hier die gegnerische Hand mit der rechten Hand weg oder greift den oberen oder unteren Teil des Handgelenks mit einem rechten Eisenhammerschlag oder dem Handgelenk an. Technik 9 (und 13 und 29) – gedan-barai : Die Endstellung entspricht der Bewegung 1 in Heian Shodan. Technik 16 – tate-shuto-uke : ... als wenn den Ärmel eines kimono hoch rafft ... Damit blockt man gegen die Innenseite eines gegnerischen Angriffs zur mittleren Stufe, während man den rechten Unterarm über den linken zur rechten Hüfte zurück bringt. Vergleiche Bewegung 5 in Kwankù. Technik 19 – gedan-barai : Diese Bewegung ist gleich der Bewegung 1 in Heian Shodan. Technik 30 – taisho-uke : Einen Block zur mittleren Stufe hochdrücken. Technik 31 bis 33 – taisho-kosa-uke : Die Bewegungen 31 – 33 sind eine dreifache Ausführung einer Technik. Wie früher schon darauf hingewiesen, wird die zweite Bewegung in einer solchen Serie leicht ausgeführt und die dritte mit ganzer Kraft. Technik 36 – Sprung : Spring rückwärts auf beiden Füßen. Die Bedeutung hier ist das Blocken eines gegnerischen Angriffs zur oberen Stufe mit der linken Hand und die rechte Hand schiebt man zwischen seine Oberschenkel (Technik 35), dann hebt man ihn hoch und wirft ihn mit dem Körper zur Rückseite. Bei der Landung müssen beide Füße im selben Moment den Boden berühren. GANKAKU Dies sind zweiundvierzig Bewegungen, die in etwa einer Minute vollendet werden. Die Bewegungslinie ist eine gerade Linie. yòi – Position : Diese ist die gleiche wie die yòi Stellung in Heian Shodan. Technik 2 und 3 – osae-uke : Vergleiche Bewegungen 10 und 11 in Heian Godan. Technik 5 – gedan-barai : Die Bedeutung dieser Bewegung ist ein Block gegen einen Trittangriff zum Gesäß von hinten. Technik 15 – manji-gamae : Die Endposition entspricht Abbildung 43 bei Heian Godan (Technik 21). Technik 18 . gedan-juji-uke : Konzentriere die Augen auf die des Gegners. Führe einen Scherenblock gegen einen Fußangriff des Gegners aus. Technik 22 – hiji-ate : Die Augen sind immer noch auf die des Gegners fixiert. Technik 25 – manji-gamae / sagi-ashi-dachi : Der Name dieser kata, Gankaku (Kranich auf einem Felsen), ist von dieser einfüßigen Stellung hergeleitet, welche der des Kranichs ähnelt. Technik 26 – koshi-gamae : Man halte den Augenkontakt zu ihm aufrecht. Technik 27 – yoko-geri-keage / uraken-uchi : Das Ziel des Faustangriffs ist der Oberkiefer des Gegners, das des linken Seitwärtstrittes sein Unterleib. Technik 29 – manji-gamae / sagi-ashi-dachi : Starre in die Augen des Gegners. Technik 37 – tsukami-uke : ... als greife man etwas (vergleiche Bewegung 13 in Tekki Nidan). JION Dies sind siebenundvierzig Bewegungen, die ungefähr in einer und einer halben Minute vollendet werden. Die Bewegungslinie ist ein I. yòi – Position : Die Stellung hier ist die gleiche wie bei Jutte. Technik 2 – kakiwake-uke : Es sei angemerkt, daß bei der öffnenden Block Bewegung beide Hände als Fäuste (wie hier) oder als Schwerthände geformt sein können, mit den Handflächen jeweils nach vorn zeigend oder zum Körper. In allen vier Möglichkeiten sollte beachtet werden, daß die Hände etwa schulterbreit voneinander entfernt gehalten werden. Die Techniken 2 bis 11 (kakiwake-uke / mae-geri / sanbon-tsuki) haben eine gewisse Ähnlichkeit mit den ununterbrochenen Angriffen in Heian Yodan. Technik 12, 14 und 16 – age-uke : Dieser Block entspricht dem in Heian Shodan. Diese Bewegung wiederspiegelt also die der Heian Form, das Kreuzen der Arme und die reißende Bewegung der Fäuste. Technik 19, 21 – kagi-tsuki : Vergleiche die gleiche Bewegung in Tekki Shodan. Technik 31 – gedan-juji-uke : ... mit den Handgelenken gegen einen Tritt zur unteren Stufe zu blocken. Technik 32 – ryo-gedan-gamae : In dieser Bewegung wurde der Trittfuß des Gegners mit einer der beiden Hände, der rechten oder der linken, gegriffen und wird zur Seite gezogen. Techniken 31, 32, 33 und 34 : Es sei angemerkt, daß die vorangegangenen drei Bewegungen zusammengestellt wurden zu einer genialen Kombination von Techniken, welche die untere, mittlere und obere Stufe einbeziehen, welche eine Reihe von sehr interessanten Möglichkeiten erlauben. Wer karate studieren möchte, muß solche Punkte in den kata suchen und an ihrer Würdigung arbeiten. Technik 37 – uraken-uchi : Angriff zum Punkt zwischen Nase und Oberlippe (philtrum) des Gegners. Vergleiche Figur 34 in Tekki Shodan (Technik 29). Technik 43 – otoshi-uke : Stampfe mit dem rechten Fuß kräftig auf, gleichzeitig schlage mit dem rechten Hammerblock den gegnerischen Angriff zur oberen Stufe nach unten. Technik 46, 47 – chudan-tsuki : Die Bedeutung dieser Bewegungen ist, daß man einen Faustangriff von der Seite greift und einwärts zieht, während man zur gleichen Zeit die Seite des Gegners auf einem Punkt unter der Achselhöhle angreift. Solche Formen wie Empi, Gankaku und die vorgestellte Jion sind ausgezeichnete Formen, durch die sich immer mehr Verständnis einstellt, je länger man sie übt. TEN NO KATA OMOTE Die Ten no Kata stellt eine Einführungskata für Partnerübungen dar und ist somit eine Kata für das Selbsttraining von Kampfübungen. Man muß sich immer einen Angreifer vorstellen und diese Form fleißig üben. Diese Form besteht aus drei Teilen : 1. Die Teile A bis D, die aus den grundlegenden Stößen bestehen. 2. Die Teile E bis G, die Kombinationen von Blöcken in mittlerer Stufe und einem Stoß enthalten. 3. Die Teile H bis J, die Kombinationen von Blöcken in oberer Stufe und einem Stoß enthalten. Die grundlegenden Fauststöße bestehen zum einem aus dem Vorstoßen und Drehen der Faust und zum anderen aus Angriffen zur Mitte oder nach oben. Die Stellungen können der natürliche Stand, die Vorwärtsstellung, die Rückwärtsstellung und die unbewegliche Stellung sein. Die Kombination von Block in mittlerer Stufe und einem Fauststoß ist nützlich zur Abwehr eines Angreifers, der zur mittleren Stufe angreift. Es wird mit einem Stoß gekontert. Diese Kombination kommt in den Teilen dreimal vor. Entsprechend ist die Kombination von Aufwärtsblock und Stoß. Sie ist nützlich zur Abwehr eines Angreifers, der zur oberen Stufe angreift. Es wird mit einem Stoß gekontert. Diese Kombination ist dreimal in der Form enthalten. Beim Üben der Block-Stoß-Kombinationen sollten Block und Stoß zuerst als einzelne Bewegungen geübt werden., so wie es auf den Fotos zu sehen ist. Das Prinzip der Kombinationen besteht aber in einer Bewegung. Nachdem die Bewegung erlernt wurde, sollte sie als Ganzes ausgeführt werden. Bei allen Faust- oder Speerhandangriffen sollte der Moment des Brennpunktes (Kimete, Genauigkeit, entscheidender Stoß) von einem kräftigen Kiai begleitet sein. Zu jeder Zeit stelle Dir einen wirklichen Angreifer vor und führe die Form mit voller Kraft aus. Halte Deine Augen fest auf den vorgestellten Angreifer gerichtet und halte Deinen Geist wachsam und bereit. A. Vorwärtsangriff zur mittleren Stufe. Yoi. Einnehmen der natürlichen Stellung, wie es in Abbildung 1 zu sehen ist. Reguliere und sammle die Kraft im Unterbauch und stehe ruhig. Sei bereit, auf jede Sache zu reagieren. 1. Führe einen rechten mittleren Vorwärtsstoß aus. Die Faust kann zu Beginn zur Hüfte zurückgezogen werden, bevor sie nach vorn stößt. Es sollte aber klar sein, daß, nachdem die Technik erlernt wurde, der Stoß aus der YoiPosition der Faust gestartet werden sollte. Der Stoß wird in der Vorwärtsstellung ausgeführt. 2. Zurückgehen zur Yoi-Position. Diese Bewegung ist langsam auszuführen. 3. Führe einen linken mittleren Vorwärtsfauststoß aus (siehe Abbildung 3). 4. Zurückgehen zur Yoi-Position. B. 1. 2. 3. 4. C. 1. 2. 3. 4. D. Vorwärtsstoß zur oberen Stufe. Diese Bewegung ist die gleiche wie in A1, außer das der Angriff ein Angriff nach oben ist. Diese Bewegung ist entsprechend der von A2. Diese Bewegung ist ähnlich der von B1, außer das jetzt die linke Faust statt der rechten die Bewegung ausführt, wie in Abbildung 5 zu sehen ist. Diese Bewegung ist entsprechend der von A4. Entgegengesetzter Stoß zur mittleren Stufe. Führe einen rechten entgegengesetzten Stoß aus, wie in Abbildung 6 zu sehen ist. Während Du mit dem linken Fuß vorwärts gehst, stoße die rechte Faust zu einem entgegengesetzten Stoß. Zurückgehen zur Yoi-Position. Führe einen linken mittleren entgegengesetzten Stoß aus. Zurückgehen zur Yoi-Position. Entgegengesetzter Stoß zur oberen Stufe. Diese Serie ist gleich zur Serie-C, außer das die Angriffe zur oberen Stufe ausgeführt werden (siehe Abbildungen 8 und 9). E. 1. 2. 3. 4. 6. F. G. 1. Block nach unten, Angriff zur mittleren Stufe. Von dieser Serie an (bis zur Serie J) sind immer sechs Bewegungen zu zeigen, obwohl in der Anwendung eine Block-Angriff-Kombination als eine einzige Bewegung ausgeführt wird und sich die Bewegungen pro Serie dadurch auf vier Bewegungen reduzieren. Man setze den rechten Fuß einen Schritt zurück und nehme eine linke unbewegliche Stellung ein, gleichzeitig führt man einen linken Block nach unten aus, wie in Abbildung 10 zu sehen ist. Man stelle sich einen Angriff zum Unterleib oder zum Solarplexus vor, der mit einem Abwärtsblock mit der linken Faust abgewehrt wird. Man führe einen entgegengesetzten Stoß zur mittleren Stufe aus, wie es in Abbildung 11 zu sehen ist; in der praktischen Übung sollen 1und 2 als eine Bewegung ausgeführt werden. Man gehe zurück zur yòi Position. und 5. Diese sind das Spiegelbild der Bewegungen 1 und 2, unter Berücksichtigung der Gegebenheiten. Man gehe zurück zur yòi Position. Unterarmblock in mittlerer Stufe, entgegengesetzter Stoß zur mittleren Stufe. Die Reihenfolge ist gleich zu der in E beschriebenen, außer das statt des Blockes nach unten ein Unterarmblock zur mittleren Stufe ausgeführt wird, wie man es auf den Abbildungen 14 und 16 sieht. Schwerthandblock in mittlerer Stufe, Speerhandstoß in mittlerer Stufe. Man setze den rechten Fuß zurück und nehme eine linke Rückwärtsstellung ein und führe einen Schwerthandblock zur mittleren Stufe aus, wie in Abbildung 18 zu sehen ist. 2. Man greife mit einem rechten Speerhandstoß an, wie in Abbildung 19 zu sehen ist, es lohnt sich, dem Wechsel von der Rückwärtsstellung zur unbeweglichen Stellung besondere Aufmerksamkeit zu widmen. 3. Man gehe zurück zur yòi Position. 4. und 5. Diese sind das Spiegelbild der Bewegungen 1 und 2, unter Berücksichtigung der Gegebenheiten. 6. Man gehe zurück zur yòi Position. In den Serien H bis J sind die Bewegungen 4 bis 6 analog den Bewegungen wie sie in diesem Abschnitt erläutert wurden, weshalb sie in der weiteren Beschreibung weggelassen werden. H. 1. 2. 3. 4. I. 1. 2. 3. J. 1. 2. 3. Hochklappender Block mit der Schwerthand in der oberen Stufe (shutòbarai), Angriff zur oberen Stufe. Man setze den rechten Fuß zurück und führe einen linken Schwerthandblock zur oberen Stufe aus, wie in Abbildung 22 zu sehen ist. Die Absicht besteht hier darin, einen Angriff des Gegners zur oberen Stufe wegzublocken. Man führe einen rechten entgegengesetzten Stoß zur oberen Stufe aus, wie in Abbildung 23 zu sehen ist. Man gehe zurück zur yòi Position. bis 6. Beachte die Bemerkungen in Sektion G hinsichtlich dieser Bewegungen. Aufwärtsblock zur oberen Stufe, entgegengesetzter Stoß zur mittleren Stufe. Man führe einen linken Aufwärtsblock zur oberen Stufe aus, wie in Abbildung 26 zu sehen ist. Die Absicht besteht hier darin, unter den obere Stufe Angriff des Gegners auszuweichen und diesen wegzublocken. Man führe einen rechten entgegengesetzten Stoß zur mittleren Stufe aus. Man gehe zurück zur yòi Position. Eisenhammerblock zur oberen Stufe (uchikomi), Angriff zur mittleren Stufe. Man setze den rechten Fuß einen Schritt zurück in eine unbewegliche Stellung während man mit der linken Faust einen Eisenhammerblock ausführt, wie in Abbildung 30 zu sehen ist (d.h. man hebe die linke Faust hoch über den Kopf, schlage sie dann in einer halbkreisförmigen Bewegung abwärts). Die Bedeutung liegt hier in der Abwehr des gegnerischen Angriffs zur oberen Stufe durch Drehung des Körpers in eine schräge Stellung, während der Angriff wegblockt wird. Man führe einen rechten entgegengesetzten Stoß zur mittleren Stufe aus. Man gehe zurück zur yòi Position. KAPITEL 5 Abgesprochene Kämpfe BEDEUTUNG DES KÄMPFENS Der Kampf (kumite) ist eine Übungsform, die dazu dient, die Angriffs- und Verteidigungstechniken, welche in den kata geübt wurden, unter realistischeren Bedingungen anzuwenden, wobei durch vorherige Absprache ein Partner den offensiven und der andere den defensiven Part übernimmt. Es ist für einen motivierten jungen Mann vielleicht schwierig, den Zweck der kata zu erkennen, so daß er es interessant findet sich im Kampf zu üben, sobald er einige Fertigkeiten in den kata erlangt und wenn er einen geeigneten Partner und einen passenden Platz gefunden hat. Man sollte jedoch betonen, daß der Kampf ohne die kata und die Übung der kata nicht existieren kann, und natürlich dürfen sich keine verderbenden Einflüsse aus den Kampfübungen auf die kata auswirken. Wenn jemand sich zu sehr für Kampfübungen begeistert, besteht die Gefahr, daß sich seine kata verschlechtern. Letzten Endes sollte karate in erster Linie auf der kata aufbauen und das Kämpfen sollte als eine unterstützende Methode angesehen werden. Es wurde lange Zeit gesagt, es gäbe keine erste Hand (sente) im Karate 1. und ob man kata oder kumite übt, die vordere Faust dient der Verteidigung und die Faust, die hinten gehalten wird, dient dem Angriff. Konsequent folgt dem Blocken eines gegnerischen Angriffs mit der vorderen Faust unmittelbar (ohne die geringste Verzögerung) das Zerstören den Gegners mit der hinteren Faust. Wenn in diesem Moment auch nur die geringste Verzögerung in der Bewegung auftritt, wird man unvermeidlich in die mißliche Lage gebracht die defensive Rolle beizubehalten. Das japanische Sprichwort go no sen o toru bedeutet einfach „Verteidigung ist gleich Angriff.“ Dies sollte einem das Verhältnis zwischen Verteidigung und Angriff klarmachen. Es gibt jedoch Zeiten, abhängig von dem Moment oder entsprechend veränderter Situationen, da die defensive zur offensiven Hand wird. Das wird „hente“ („Wechsel der Hände“) genannt, und oftmals ist diese Variante effektiver als die orthodoxe Auslegung. Die effektive Anwendung dieser Technik zeigt den technischen Stand von jemandem. Die vordere Hand in Verteidigungshaltung und die hintere Hand in Angriffsposition haben folgende verschiedene Gegensätze in sich: vordere (defensive) Hand tote Hand (shi-te) weibliche Hand (me-te) yang Hand (yô no te) normale Hand (sei no te) hintere (offensive) Hand lebende Hand (katsu-te) männliche Hand (o-te) yin Hand (in no te) nicht normale Hand (ki no te) Unsere Älteren haben gesagt, daß „die Essenz des Kampfes zwischen sei und ki [oder dem Normalen und dem Unnormalen] liegt und ohne die ____________________________________ 1. Die Bedeutung ist, daß sich im Karate kein Vorteil für den ergibt, der den ersten Angriff ausführt. [Anmerkung des Übersetzers] Bedeutung der Kämpfens 211 Fähigkeit zu erlangen, von sei in ki und ki in sei zu wechseln, wie kann man da einen Sieg erringen?“ Und genauso „Wie yin und yang keinen Anfang haben und Bewegung und Bewegungslosigkeit nicht auftreten, wer kann gewinnen als der, der den Dô [Weg] kennt?“, so liegt die Essenz des Karate wahrhaftig zwischen ki und sei oder in (yin) und yô (yang), diejenigen, welche Karate studieren, sollten gründlich über diese Worte nachsinnen. Eine Technik, die als eine der geheimen Techniken des Karate bezeichnet wurde, ist der Dreieck Sprung (sankaku tobi). Diese Technik wird genutzt um aus kritischen Leben-oder-Tod Situationen, wie im Kampf am Rande einer hohen Klippe, zu entkommen und plötzlich die Positionen zu tauschen, indem man im Dreieck springt und die Offensive übernimmt. Es ist nicht so, wie es gewöhnlich und fälschlicherweise auf den Straßen geschildert wird, daß man irgendwie springt. Man lernt diese Technik durch langes Training. Es gibt die Ten no Kata Ura, dreifach Absprache (sambon-gumite), einfach Absprache (ippon-gumite) als grundlegende Kampfübungen und ohne Absprache (jiyù kumite) zum Üben des Kämpfens. Grundlegende Kampfübungen TEN NO KATA URA Ten no Kata Ura ist die erste Übungsform, bei der ein Gegner beteiligt ist. Bis zu diesem Punkt stellte man sich im Training den Gegner nur vor, aber durch die Beteiligung eines echten Gegners entsteht eine gewisse Gefahr und gleichzeitig ist mehr Ernsthaftigkeit erforderlich. Diese zusätzliche Belastung macht es extrem wichtig, eine korrekte Position aufrecht zu erhalten und die Faust einen Zoll vor dem Vitalpunkt zu stoppen. Zu Beginn der Übung stehen sich beide Teilnehmer in entsprechender Distanz zwischen sich gegenüber, wobei man nicht vergessen darf, sich vor dem Gegner mit bescheidenem Geist zu verbeugen. Dies wird auch am Ende der Übung ausgeführt. Die sechs Abschnitte dieses ura Teiles der Ten no Kata bestehen aus den Abschnitten E bis J des omote Teils der kata, welcher so zusammen gestellt wurde, daß er mit zwei Leuten zusammen ausgeführt werden kann. Beim Üben sollten die Partner vereinbaren, abwechselnd den Teil des Angreifers und des Verteidigers zu übernehmen. Sowohl Angreifer als auch Verteidiger, sollten ausreichend Spannung in den Unterbauch (tanden) legen und genau in dem Moment, wo die Technik angewandt wird, einen kiai ausstoßen. Beim Üben sollten sich Angreifer und Verteidiger mit Ernsthaftigkeit darum bemühen, ihr Bestes zu geben. Man sollte mit dem Vorsatz trainieren, daß Block und Angriff in einer Bewegung ausgeführt werden. Die Distanz, die zwischen den Gegnern eingehalten werden muß, ist genau zu studieren. Dreifach Abgesprochener Kampf (SAMBON-GUMITE) Wie bei Ten no Kata bereits erwähnt, verbeugen sich die Gegner voreinander, nachdem sie eine Position in entsprechendem Abstand voneinander eingenommen haben. Danach geht der Angreifer auf das Kommando yoi mit seinem rechten Fuß einen Schritt zurück und nimmt die Abwärtsblockposition ein, während der Verteidiger in der natürlichen Stellung bleibt, wie es in Abbildung 3 zu sehen ist. Dann führt der Angreifer, mit der Vorstellung dem Gegner keine Möglichkeit zu geben seinen Angriff zu blocken, einen Stoß nach vorn aus, gleichzeitig ist es für den Verteidiger wichtig, vorbereitet zu sein, um auf jeden Angriff reagieren zu können; die Aufmerksamkeit sollte nicht durch Rücksichtnahme auf die korrekte Form abgelenkt werden. Auf die aufeinanderfolgenden Zählzeiten eins, zwei und drei führt der Angreifer seine Stöße zur oberen, mittleren oder unteren Stufe aus, je nach dem, wie es vor der Übung vereinbart wurde. Der Verteidiger geht zurück, führt Blöcke aus wie den aufsteigenden Block auf obere Stufe, den Abwärtsblock usw., und gleichzeitig mit dem letzten Block nach der dritten Zählzeit greift er einen der Vitalpunkte des Gegners an, wie das Philtrum, den solar plexus usw. als entscheidenden Schlag. Auf das Kommando „Yame“ oder „Naore“ zieht der Angreifer seinen vorderen Fuß zurück und der Verteidiger nimmt seinen hinteren Fuß nach vorn, so daß sich beide wieder in der natürlichen Stellung gegenüber stehen, und bis das Kommando „Yasume“ („Ausruhen“) gegeben wird, dürfen die Gegner weder ihre Augen noch ihre Glieder unnötig bewegen. Das wird als „zurückhaltender Geist“ bezeichnet, daß heißt, man soll seine Wachsamkeit behalten (in der Literatur „verbleibender Geist“, oder zanshin). Die dreifach Absprache wird als Serie von drei wechselnden Bewegungen ausgeführt: rechts, links, rechts mit der einen Seite und dann mit der anderen. Danach wird der Verteidiger zum Angreifer und umgekehrt, übe wiederholend. Der Anfänger trainiert die Angriffs- und Abwehrtechniken auf die Zählzeiten ein, zwei und drei; in dieser Zeit ist es wichtig darauf zu achten, daß die korrekte Stellung der Hüften und der Beine und des gesamten Körpers beibehalten wird, aber mit schrittweiser Verbesserung beginnt man oikomi zu trainieren. Mit anderen Worten, anstatt die Zählzeiten eins, zwei und drei einzuhalten, führt der Angreifer seine Stoßserie schnell aus, um die Initiative zu behalten, während der Verteidiger seinerseits versucht die Initiative an sich zu reißen. Der Angreifer trainiert so, daß er dem Verteidiger überwältigt und ihm keine Chance einer Erholung gibt; genauso muß der Verteidiger üben seinen Körper so zu kontrollieren, daß er vor den Angriffen ausweichen kann und für sich die geheime Kunst entdecken, wie er dem Tod um Haaresbreite entkommt. Einfach Abgesprochener Kampf (IPPON-GUMITE) Nachdem man sich voreinander verbeugt hat, gehen die Gegner schnell auseinander und nehmen eine Stellung in entsprechender Distanz ein, wie es in Abbildung 3 zu sehen ist; der Angreifer kontrolliert seinen Atemrhythmus und seine Distanz und greift den Gegner in einem Bereich an, der vor dem Kampf festgelegt wurde. Es kann ein Angriff zur oberen, mittleren oder unteren Stufe oder ein Fußangriff sein. (Trittechniken wurden im einzelnen im Kapitel 2 erklärt) Der Verteidiger bewegt sich nach vorn, hinten oder zu einer Seite, macht einen Block und führt schnell eine entscheidende Technik aus. Währenddessen sollte der Angreifer mit Methoden experimentieren, wie er die entscheidende Technik des Verteidigers unwirksam machen und mit einer entscheidenden Technik seinerseits antworten kann. Anders als in der dreifach Absprache wird die entscheidende Technik bereits nach einem Angriff ausgeführt. Die genaue Einhaltung der geeigneten Distanz (ma) ist dabei außerordentlich wichtig. KAMPF MIT TRITTEN Trittechniken sind eine Besonderheit des Karate, sie werden jedoch nicht so oft wie Handtechniken angewendet. Weiterhin sollte man nicht vergessen, daß man sich Moment des Trittes, während man auf einem Bein steht, in einer unvorteilhaften Position befindet, so daß Tritte immer mit diesem Gedanken im Geist geübt werden sollten. Fußtritte gegen Fauststöße (tsuki). Wenn der Gegner mit einem rechten Fauststoß zur oberen Stufe angreift, wird dieser Angriff mit einem aufsteigenden Block auf oberer Stufe abgewehrt, gefolgt von einem Vorwärtsfußtritt mit dem rechten Fuß in die Leistengegend des Gegners. Natürlich kann genauso der linke Fuß für diesen Angriff eingesetzt werden. In Abhängigkeit von der Distanz zum Gegner kann man zum Tritt vor oder zurück gleiten. Vergleiche Abbildung 1. Wenn der Gegner mit einem rechten Fauststoß zur mittleren Stufe angreift, gleite man in eine Stellung schräg zum Gegner und greife diesen mit einem Halbkreisfußtritt zur Leistengegend oder zum solar plexus an. Vergleiche Abbildung 2. Wenn der Gegner mit einem rechten Fauststoß zur oberen Stufe angreift, trete man mit einem gestoßenem Seitwärtstritt (yoko geri) in die Seite des Gegners, dieser Angriff wird gleichzeitig mit dem Beginn des gegnerischen Angriffes ausgeführt. Vergleiche Abbildung 3. Wenn der Gegner mit einem rechten Fauststoß zur oberen Stufe angreift, senke man den Körper ein wenig und führe einen geschnappten Seitwärtsfußtritt mit dem rechten Fuß in die Achselhöhle des Gegners aus (waki kage, ein Vitalpunkt). Vergleiche Abbildung 4. Blocktechniken gegen Tritte. Wenn der Gegner mit einem Vorwärtsfußtritt mit dem rechten Fuß angreift, nehme man eine schräge Stellung auf seiner rechten Seite ein und blocke den Tritt mit der linken Faust, greife das Gesicht des Gegners oder seinen solar plexus mit der rechten Faust an. Vergleiche Abbildungen 5 und 6. Wenn der Gegner mit einem gestoßenem Seitwärtsfußtritt mit dem rechten Fuß zu Brust oder solar plexus angreift, nehme man eine schräge Stellung ein und trete mit einem Vorwärtsfußtritt mit dem rechten Fuß zu den Hoden des Gegners. Vergleiche Abbildungen 7 und 8. Wenn der Gegner mit einem geschnappten Seitwärtsfußtritt (yoko-geri keage) angreift, dabei in den Angriff hinein springt und mit seinem rechten Fuß tritt, nehme man eine schräge Stellung ein und gleichzeitig schlage man einen linken Fauststoß oder Vorwärtsfußtritt mit dem rechten Fuß zu den Hoden des Gegners. Vergleiche Abbildungen 7 und 8. Wenn der Gegner mit einem Halbkreisfußtritt (mawashigeri) mit dem rechten Fuß zur Seite angreift, zu Brust oder solar plexus, gehe man einen halben Schritt in eine schräge Stellung zurück, weiche dem Tritt aus, nutze den Vorteil schnell aus um heran zu gehen und die Seite des Gegners mit einem linken Fauststoß anzugreifen. Vergleiche Abbildung 9. Oder spring mit dem Beginn des gegnerischen Trittes und greife den solar plexus des Gegners mit einem rechten Fauststoß an. Vergleiche Abbildung 10. Die oben stehenden Erklärungen betreffen nur die Grundlagen der Kampfübungen, man sollte diese ausprobieren und andere Kampftechniken üben und dadurch eine Anzahl unterschiedlicher Formen von Angriffen und Blöcken üben. 220 ABGESPROCHENE KÄMPFE FREIKAMPF Bisher wurden vor dem Üben zwischen Angreifer und Verteidiger wichtige Festlegungen abgesprochen, so die Art des Angriffes, die auf einen Faustangriff zur oberen, mittleren oder unteren Stufe und Fußangriffe begrenzt war. Im Freikampf (jiyû kumite) dagegen gibt es keine vorgegebenen Regeln wer Angreifer oder Verteidiger ist und genauso kann man frei angreifen, es gibt jedoch eine Vereinbarung: die Angriffe werden kurz vor den Vitalpunkten gestoppt, wobei nur ein geringer Abstand bleibt. Ohne langes und ständig wiederholendes Training kann man den Gegner leicht unbeabsichtigt verletzen, so daß man sich immer wieder daran erinnern muß, mit seinen Fähigkeiten zur Kontrolle seines Angriffes sehr vorsichtig zu sein, bevor man sich zum Freikampf entschließt. Anfänger sollten es auf jeden Fall unterlassen, sich unachtsam im Freikampf zu üben. Wenn jemand die richtige Distanz und die Gelegenheit gefunden hat, so daß die entscheidende Technik ausgeführt werden kann, ist kein stoßen oder greifen mehr erlaubt, da in einem echten Zweikampf dieser dann beendet wäre. Oft sieht man Kämpfe, die an Hahnenkämpfe erinnern, diejenigen, die an solchen Kämpfen teilnehmen gehören zu denen, die wirklich nichts davon verstehen, was ein nicht abgesprochener Kampf ist; sie werden niemals auch nur annähernd das hohe Niveau eines Angriffs erkennen, der niemals den Vitalpunkt verfehlt und der die Essenz der karate Technik darstellt. Es ist zu hoffen, daß der Abschnitt der Trainingsmethoden genau studiert und verstanden wird. Weiterhin ist der Zweikampf bis zum Ippon-gumite ein Prozeß des Erlernens von Defensiv- und Offensivtechniken, im Freikampf jedoch wurden die Einschränkungen der Aktionen aufgehoben und man kann es mit Duellen in anderen Kampfkünsten vergleichen, wo alle möglichen Defensiv- und Offensivtechniken genutzt werden können. Es ist wichtig dies im Geist zu behalten und das besondere Mysterium, das dem Freikampf innewohnt, zu verstehen. IAI Einen Kampf, bei dessen Beginn sich Angreifer und Verteidiger gegenüber sitzen, nennt man iai. Es ist nur eine Anwendung der Grundtechniken, wie sie in den anderen Formen beschrieben wurden. Deshalb sollten die erlernten Grundund Kampfformen einzeln studiert und angewendet werden. Wenn die Kampfübungen unterteilt werden sollten, könnte man sie in zwei Situationen trennen: in Angriffe von vorn und von hinten. Diese könnten weiterhin in Angriffe unterteilt werden, bei denen ein Handgelenk ergriffen wird, beide Handgelenke ergriffen werden, Würgen usw., wobei man in der Lage sein muß, jedem Angriff mit einer Unzahl verschiedener Gegenangriffe zu antworten.² _________________________________________ 2. Diese Erklärungen und Vorführungen wurden durch den Übersetzer als Ergänzung des originalen Textes hinzugefügt. IAI 223 A1. Verteidiger und Angreifer sitzen sich gegenüber. Sie verbeugen sich. 2. Der Angreifer bewegt sein rechtes Bein in Richtung des Verteidigers und greift mit der rechten Hand dessen linkes Handgelenk, siehe Abb.3. 3. Der Verteidiger dreht sich zu seiner linken Seite, mit der Drehung der Hüften und des Körpers gleitet sein linkes Knie zurück, er bricht das Gleichgewicht des Angreifers. Gleichzeitig zieht der Verteidiger seinen rechten Arm zu seiner linken Schulter. 4. Der Verteidiger schlägt mit einer rechten Schwerthand zur rechten Schläfe oder zum Nacken. B1. Aus der sitzenden Position setzt der Angreifer das rechte Bein vor, greift das rechte Handgelenk des Verteidigers mit der linken Hand und den rechten Arm mit der rechten Hand. 2. Der Verteidiger dreht sein rechtes Handgelenk im Uhrzeigersinn über die beiden Arme des Angreifers und hebt sein rechtes Knie, er bricht das Gleichgewicht des Angreifers. 3. Der Verteidiger läßt sofort einen linken Faustangriff zum Gesicht des Angreifers folgen. Vergleiche Abbildung 6. C1. Aus dem Sitzen setzt der Angreifer sein rechtes Bein in Richtung des Verteidigers und führt einen rechten Vorwärtsstoß zum Gesicht aus. 2. Der Verteidiger blockt den Stoß mit einem rechten Aufwärtsblock. 3. Der Verteidiger erfaßt das rechte Handgelenk des Angreifers mit seiner rechten Hand und zieht den Arm zu seiner eigenen rechten Hüfte, gleichzeitig mit einer Drehung auf dem rechten Knie und Wegschieben des linken Beines. Vergleiche Abbildung 8. 4. Der Verteidiger stößt mit der linken Faust in die rechte Körperseite des Angreifers. D1. Aus dem Sitzen setzt der Angreifer sein rechtes Bein vor und führt einen rechten Vorwärtsstoß zum Gesicht aus, wie bei C1. vergl.Abb.9. 2. Der Verteidiger blockt den Stoß mit einem rechten Aufwärtsblock. 3. Der Verteidiger erfaßt das rechte Handgelenk des Angreifers mit der linken Hand und zieht den Arm zu seiner eigenen linken Hüfte, gleichzeitig mit einer Drehung und Wegschieben des rechten Beines. 4. Der Verteidiger läßt sofort einen rechten Faustangriff zum Gesicht des Angreifers folgen. E1. Der Angreifer umklammert den sitzenden Verteidiger von hinten über den Armen, wie es in Abbildung 11 zu sehen ist. 2. Durch Hochreißen des rechten Armes und des rechten Beines sprengt der Verteidiger den Griff des Angreifers und schlägt seinen linken Ellenbogen zum solar plexus des Angreifers. 3. Der Verteidiger läßt einen linken Schwerthandangriff zur Leiste des Angreifers folgen. F1. Aus dem Sitzen bewegt der Angreifer sein rechtes Bein in Richtung Verteidiger und führt einen rechten Vorwärtsstoß zum Gesicht aus. 2. Der Verteidiger weicht dem Stoß aus, indem er auf seine linke Seite fällt, seinen Oberkörper mit den Handflächen am Boden abstützt und einen Halbkreisfußtritt zum solar plexus tritt. vergl. Abb.14. G1. Aus dem Sitzen bewegt der Angreifer sein rechtes Bein in Richtung Verteidiger und führt einen rechten Vorwärtsstoß zum Gesicht aus. 2. Der Verteidiger entkommt dem Stoß, indem er rückwärts fallend auf die linke Körperseite gleitet, seinen Oberkörper mit beiden Handflächen am Boden abstützt und einen gestoßenen Seitwärtsfußtritt zur mittleren Stufe tritt. Vergleiche Abbildung 15. WURFTECHNIKEN Im Vergleich zu den weichen Techniken des jujitsu, kann man sagen, daß die des Karate hart sind, aber Härte schließt Weichheit und Weichheit Härte ein. Mit anderen Worten, man benötigt Weichheit um hart zu werden und Härte ist notwendig um weich zu werden, Weichheit und Härte sind eins. Im Karate sind Schlag-, Stoß- und Trittechniken nicht die einzigen Methoden; Wurftechniken (nagewaza) und Gelenkhebel gehören ebenfalls dazu. Abhängig von der Stärke und den Fähigkeiten des Gegners ist es nicht immer nötig starke Techniken, wie Schläge, Stöße oder Tritte anzuwenden, sondern entsprechend der Situation kann man auch weichere Techniken einsetzen, wie Würfe, und in dieser Vielseitigkeit liegt ein unsäglicher Reiz. Ob Wurf- oder Hebeltechniken, es gibt wie in der Beschreibung des Kampfes und des iai unzählige Techniken, das wichtigste dabei ist jedoch, sich auf den Gegner einzustellen, so daß die Anwendung der Techniken dem Ermessen des Auswählenden unterliegt. Man muß immer daran denken, daß die Essenz des Karate in einem einzigen Schlag oder Tritt liegt und wenn man niemals von einem Gegner festgehalten wurde oder mit ihm gerungen hat, muß man sehr vorsichtig sein, um nicht besiegt zu werden, während man versucht einen Gegner zu werfen oder einen Hebel anzusetzen. Zu den Wurftechniken gehören byôbudaoshi, komanage, kubiwa, katawaguruma, tsubamegaeshi, yaridama, taniotoshi, udewa, sakatsuchi und andere.³ All diese Techniken sollten in Zusammenhang mit den Grundkata studiert werden. _________________________________________ 3. Diese Erklärungen und Vorführungen wurden durch den Übersetzer als Ergänzung des originalen Textes hinzugefügt. WURFTECHNIKEN227 Byôbudaoshi (Einen faltbaren Wandschirm umwerfen) 1. Der Gegner greift die obere Stufe aus der Abwärtsblock-Stellung an. 2. Man blocke mit der geöffneten linken Hand, während man das rechte Bein zurücksetzt. 3. Gleichzeitig mit dem Setzen des rechten Beines hinter das rechte Bein des Gegners greife man mit einem rechten Handballen das Kinn des Gegners an und fege das Bein des Gegners. Komanage (Drehender Wipfel) 1. Der Gegner greift die obere Stufe aus der Abwärtsblock-Stellung an. 2. Gleichzeitig mit dem Zurücksetzen des linken Beines blocke man den gegnerischen Angriff mit dem rechten Handgelenk. Vergleiche Abbildung 4. 3. Man erfasse das rechte Handgelenk des Gegners während die linke Hand in seine Achselhöhle platziert wird, gleichzeitig gehe man mit dem linken Fuß nach vorn. 4. Man drücke den gegnerischen Arm abwärts und zu seiner rechten Seite während man sich auf dem linken Fuß nach rechts dreht. Kubiwa (Den Hals umfassen) 1. Der Gegner greift die obere Stufe aus der Abwärtsblock-Stellung an. 2. Man setze den linken Fuß zurück und blocke den gegnerischen Angriff zur oberen Stufe mit dem rechten Handgelenk, ziehe den gegnerischen Arm abwärts und nach rechts. 3. Man gleite mit dem rechten Fuß nach vorn und greife gleichzeitig das Kinn des Gegners an, wie es in Abbildung 8 zu sehen ist. 4. Während der rechte Fuß weiter nach vorn gleitet umfasse man den gegnerischen Hals mit dem rechten Arm. Man drücke den Kopf und den Oberkörper des Gegners nach hinten und werfe den Gegner zu Boden. Katawaguruma (Halbes Rad) 1. Der Gegner greift die obere Stufe aus der Abwärtsblock-Stellung an. 2. Man blocke den Angriff des Gegners durch Herunterziehen mit dem rechten Handgelenk, während man das linke Bein zurücksetzt. 3. Man gleite mit dem rechten Bein nach vorn, auf die Innenseite des rechten Beines des Gegners, während man mit dem rechten Arm den Hals des Gegners umgreift und die linke Hand von innen hinter dem gegnerischen rechten Oberschenkel platziert. 4. Man hebe das rechte Bein des Gegners hoch und ziehe seinen Hals zur eigenen rechten Seite herüber, hebe ihn an und werfe ihn. Vergleiche Abbildung 12. Tsubamegaeshi (V-Kurve der Schwalbe) 1. Der Gegner greift die obere Stufe aus der Abwärtsblock-Stellung an. 2. Man setze das linke Bein zurück während man einen Scherenblock zur oberen Stufe ausführt. 3. Man erfasse das rechte Handgelenk des Gegners mit der linke Hand und ziehe ihn vorwärts, während man sein Gesicht mit einem rechten Faustrückenschlag angreift, wie es in Abbildung 14 zu sehen ist. 4. Man erfasse den Ellenbogen des Gegners mit der rechten Hand, drehe sich entgegen dem Uhrzeigersinn auf dem rechten Bein, senke den Körper und knie sich auf das linke Knie und ziehe am Arm des Gegners bis dieser geworfen ist. Yaridama (Einen Ball aufspießen) 1. Der Gegner greift die obere Stufe aus der Abwärtsblock-Stellung an. 2. Man setze das rechte Bein nach vorn, während man den gegnerischen Angriff zur oberen Stufe mit der linken Hand blockt und die rechte Hand im Schritt des Gegners platziert. 3. Man ziehe den rechten Arm des Gegners vorwärts während man ihn anhebt und wirft. Taniotoshi (Auf eine Klippe stoßen) 1. Der Gegner greift die obere Stufe aus der Abwärtsblock-Stellung an. 2. Man setze das linke Bein zurück, gleichzeitig blocke man den Angriff des Gegners mit der linken Hand und stoße mit der rechten Faust zu seinem solar plexus. 3. Man gehe mit dem rechten Bein am rechten Bein des Gegners vorbei während man seinen Oberarm mit dem rechten Arm erfaßt. Vergleiche Abbildung 20. 4. Man werfe den Gegner mit einer Bewegung der Hüften nieder. Udewa (Mit dem Arm umfassen) 1. Der Gegner greift mit einem Zweihandangriff an. 2. Man setze das linke Bein zurück und führe einen beidhändigen aufsteigenden Block zur oberen Stufe aus. Vergleiche Abbildung 23. 3. Man gleite mit dem rechten Fuß nach vorn und führe einen beidhändigen Hammerfaustschlag in die Seiten des Gegners aus. 4. Man gleite tiefer und hebe den Gegner aus. Sakatsuchi (Nach unten drehend hämmern) 1. Der Gegner greift mit einem rechten Vorwärtsfauststoß zur oberen Stufe an. 2. Man setze das linke Bein zurück während man mit dem rechten Arm einen aufsteigenden Block zur oberen Stufe ausführt. 3. Man gleite mit der rechten Schulter unter die Achselhöhle des Gegners während man mit dem rechten Bein nach vorn gleitet, lasse die Hüften fallen und platziere die linke Hand hinter dem linken Oberschenkel des Gegners, wie es in Abbildung 27 zu sehen ist. 4. Hebe den Gegner an, kippe ihn um und treibe seinen Kopf in den Boden. WAFFEN UND KARATE-DÔ Im karate wurden die bloßen Hände und Füße von Beginn an als Klingen angesehen und man sollte auch mit diesem Gedanken üben, daß sie schneiden, wenn sie treffen, deshalb gibt es keinen Grund besonders vorsichtig zu sein, wenn man mit einer Waffe konfrontiert wird, aber man sollte trotzdem erwähnen, daß die Distanz und Körperbewegung sich der Art der Waffe, die der Gegner verwendet, angepaßt werden müssen. Wenn man ausreichende Fähigkeiten durch das Üben erlangt hat, sollten ein Schwert, ein Dolch, ein Stock usw. beim Üben verwendet werden, um Techniken gegen diese Waffen zu erlernen und sich mental darauf einzustellen. Andererseits beginnt man natürlich die Bereitschaft zum Einsatz der Füße, Ellenbogen und der freien Hand zu verlieren, wenn man eine Waffe benutzt. Sollte ein Gegner die Waffe neutralisieren, kann man schwächer als ein unbewaffneter Mann werden. Wenn man einmal mit einer Waffe konfrontiert wird, sind ein Mantel und die Schuhe von Nutzen und auch ein Taschentuch oder ein Blatt Papier können abhängig von ihrer Anwendung zu effektiven Verteidigungswaffen werden. Als andere Verteidigungsmöglichkeiten kann man dem Gegner ins Gesicht spucken, einen kiai ausstoßen, auf seinen Fuß treten oder mit den Händen klatschen, um den Gegner abzulenken. Merke dir deshalb diese Methoden, denn man kann damit einen Gegner mit einer Waffe leicht kontrollieren. SELBSTVERTEIDIGUNG FÜR FRAUEN Frauenselbstverteidigung vermittelt irgendwie das Gefühl von Härte und Männlichkeit und unglücklicherweise führt das zu dem Mißverständnis in der Öffentlichkeit, daß das Üben von karate zu Ungraziösität führen würde, was nicht immer der Fall ist. Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper ist ein Sprichwort, das nicht nur für Männer, sondern auch für Frauen gilt. Dieses Sprichwort kann so verändert werden, „Ein gesundes Kind in einer gesunden Mutter.“ Es wird eindeutiger, wenn man sagt, daß die Frauenselbstverteidigung Körperkultur und Gymnastik mit beinhaltet, und nicht nur Selbstverteidigung. Gesundheit beschränkt sich nicht nur auf einen gesunden Körper, sondern muß mit einem gesunden Geist kombiniert werden. Weiter kann man der Meinung sein, daß das Ziel des karate die Entfaltung des Geistes der Demut oder Bescheidenheit ist. Es sollte niemals Einwände gegen ein Training für die Entfaltung eines gesunden Geistes, eines gesunden Körpers und eines sanften Gemüts geben, was zur gleichen Zeit dem Erlernen der Selbstverteidigung dient. Dieser Abschnitt sollte mit den oben erwähnten Gedanken im Kopf durchgelesen werden. ZIELE Das Ziel der Kampfkünste war schon immer, sich selbst zu verteidigen und nicht andere anzugreifen, und für die Selbstverteidigung der Frauen gilt dies besonders. Wenn eine körperlich zarte Frau dem mit körperlicher WAFFEN UND KARATE-DÒ 233 Gewalt ausgeführten Angriff eines Rohlings gegenübersteht, ist es nahezu unmöglich, sich selbst zu verteidigen. Wie bereits erwähnt, wenn man angegriffen wird, ist es möglich der Gefahr leicht zu entkommen, wenn man Kenntnisse in der Selbstverteidigung besitzt; deshalb sollten die Grundlagen der Selbstverteidigung jederzeit anwendungsbereit sein. Die vergleichsweise schwache Frau muß bei ihrem Selbstschutz die Kraft des Gegners durch ihre Geschwindigkeit und besonders durch ihre genauen Angriffe auf die Vitalpunkte ausgleichen. Um dies zu erreichen, muß man regelmäßig üben; ansonsten zögert man in einer Notsituation oder wird überrascht und vergrößert damit die Gefahr, anstatt sie zu vermeiden. Man sollte zuerst Formen und Grundtechniken üben und wenn man besser geworden ist, schließlich mit dem Kampftraining beginnen, man stelle sich Situationen vor, in die Frauen meist verwickelt werden und übe diese so oft, daß die Frauen in gefährlichen Situationen ohne Schaden davonkommen. Das Training ist auch eine sehr gute Art der Gesundheitsübung und kann zur umfassenden körperlichen Schönheit der Frauen beitragen, die dazu neigen, ein sitzendes Leben zu führen. GEHEIME PRINZIPIEN Primitive Taktiken sind Ursache für ernste Verletzungen (nur ein wenig zu lernen, ist gefährlich) ist ein Sprichwort, welches oft benutzt wird und genauso kann manch einer mit geringen Kenntnissen in den Kampfkünsten unvorsichtig werden und verursacht unglücklicherweise Verletzungen mit lebenslangen Auswirkungen, so daß man sich ständig daran erinnern sollte, vorsichtig zu sein. Das geheime Prinzip der Kampfkünste ist nicht den Angreifer zu besiegen, sondern einer Begegnung auszuweichen, bevor sie stattfindet. Ein Objekt eines Angriffes zu werden ist ein Zeichen dafür, daß es eine Lücke in jemandes Deckung gab und es ist wichtig, jederzeit auf der Hut zu sein. Man sollte es so weit wie möglich vermeiden, nachts allein spazieren zu gehen, und wenn es nicht anders geht, dann sollte man einen Umweg machen, um gefährliche Gegenden zu meiden. Wenn man trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen durch einen unglücklichen Zufall von Rowdys angegriffen werden sollte, ist es besser, wegzulaufen. So weit wie möglich wegzulaufen und Schutz in einem Haus zu suchen oder nach Hilfe zu rufen, sind die besten Formen der Selbstverteidigung. Oftmals suchen Frauen aus Schüchternheit nicht den Schutz in fremden Häusern oder ersuchen jemanden um Hilfe, auch wenn die Gefahr besteht, körperlichen Schaden zu nehmen. In solchen Situationen zurückhaltend zu sein bedeutet, den Angreifer noch zu unterstützen. Wenn es keinen anderen Ausweg mehr gibt oder man gefangen wurde bevor die Möglichkeit zur Flucht bestand, erst dann sollte man sich dazu entschließen, Techniken der Selbstverteidigung anzuwenden. Selbst in diesen Situationen sollte man niemals die Absicht eines Angriffs zeigen, sondern den Angreifer unvorsichtig werden lassen. In diesem Moment sollte man angreifen, seine ganze Kraft auf den Schlag auf einen Vitalpunkt konzentrieren, und dann diesen Überraschungsmoment nutzen um zu fliehen und Schutz oder Hilfe zu suchen. Am wichtigsten ist es, ständig wachsam zu sein ohne aufzufallen und in einer solchen Situation von Anfang an geistesgegenwärtig zu handeln, bis die Situation unter Kontrolle ist. Wenn man den einen Schlag gegen den Angreifer ausführt, kann man nicht genug hervorheben, die gesamte Kraft einzusetzen und besonderen Wert auf die genaue Ausführung zu legen. Sollte dieser eine Schlag unwirksam sein, wird der Angreifer noch gewalttätiger werden, ein Punkt, den man nicht vergessen sollte. Die Bedeutung dessen, die gesamte Kraft 234 ABGESPROCHENE KÄMPFE einzusetzen und sein Herz und seine Seele in den einen Versuch zu legen wurde schon hervorgehoben, aber es ist genauso wichtig, dies nur zu tun, nachdem man zu dem rationalen Schluß gekommen ist, daß es keinen anderen Ausweg mehr gibt. TRAININGSMETHODEN Die Methoden des Übens der Selbstverteidigung sollten gemäß Kapitel 4, Teil 2 „Trainingshinweise“, und hinsichtlich der Tritt- und Stoßtechniken gemäß Kapitel 2, „Grundlegende Elemente“, studiert werden. Während des Übens sollte man sich verschiedene Situationen vorstellen, besonders Kampf, iai und Ausweichtechniken (tori-te). Der Angreifer kann die Handgelenke, die Kleidung, den Nacken oder andere Körperteile ergreifen und man muß diesem Versuch des Greifens entkommen und sofort einen Gegenangriffe folgen lassen. Der Punkt, den man sich ins Gedächtnis zurückrufen sollte, ist die Schnelligkeit des Gegenangriffs, welcher beinahe gleichzeitig mit der Befreiung aus dem Griff des Angreifers ausgeführt wird. Die Techniken zur Befreiung und für den Gegenangriff sollten zuerst einzeln analysiert und geübt werden, man sollte jedoch Schritt für Schritt den Punkt erreichen, wo Block und Angriff gleichzeitig ausgeführt werden können. Befreiungstechniken können gegen greifende Angriffe von vorn, von der Seiten und von hinten angewendet werden. Angriffe von vorn schließen solche Techniken wie das Ergreifen eines oder beider Handgelenke, des Kragens, der Haare oder Umklammerungen usw. ein, Angriffe von der Seite wie das Ergreifen des Handgelenks oder des Genicks, genauso sind die Angriffe von hinten ähnlich, wie das Ergreifen des Handgelenks, des Kragens oder Umklammerungen usw. Es kann Situationen geben, wo mehrere Angreifer von beiden Seiten oder von vorn und von hinten angreifen. Denke über solche Situationen nach, überlege immer und übe gegen solche Angriffe. SELBSTVERTEIDIGUNG FÜR FRAUEN 235 VITALPUNKTE DES MENSCHLICHEN KÖRPERS KAPITEL 6 ERKLÄRUNG Für jemanden, der Karate-dô trainiert, ist es vorteilhaft, etwas über die Vitalpunkte (jintai kyûsho) des Körpers zu wissen. Wenn zum Beispiel das Gesicht mit der selben Kraft erst an irgendeinem Punkt und dann an einem Vitalpunkt getroffen wird, ist ein deutlicher Unterschied in der Schlagwirkung zu erkennen. Mit anderen Worten, Vitalpunkte sind genau festgelegte Punkte am Körper, an denen ein Schlag vergleichbare Wirkung zeigt. Vitalpunkte sind lebenswichtige Punkte und die Mehrzahl dieser Körperpunkte werden bei der moxa-Kräuterverbrennung angewendet [im Orient], und sind Vitalpunkte, die seit Ewigkeiten bekannt sind. Mit anderen Worten, alle Punkte des Körpers, wo den Nerven ein Schock gegeben werden kann, können als Vitalpunkte bezeichnet werden. Allgemein wird gesagt, daß die seit Ewigkeiten bekannten Vitalpunkte des karate und jûdô und die Punkte des moxa dieselben sind, obgleich die Punkte des moxa, die sich an schwierig anzugreifenden Stellen befinden oder relativ uneffektiv sind, nicht zu den Vitalpunkten des karate oder jûdô zu zählen sind. Da die Ziele des moxa und die des karate oder jûdô unterschiedlich sind, ist die Existenz von Unterschieden nur natürlich. Es gibt somit auch verschiedene Vitalpunkte im karate, die im moxa oder jûdô nicht zu den Vitalpunkten zählen. Ein Fingerstoß in die Augen, ein Tritt unter das Kinn des Gegners oder ein Schlag mit der Faust auf den unteren Teil des Kinns (oft im Boxen angewendet) sind einige gute Beispiele für Vitalpunkte, die im karate, aber nicht im moxa oder jûdô genutzt werden. Der folgende Abschnitt, welcher die Vitalpunkte im Einzelnen beschreibt, ist in „Todesursachen“ und „Ursachen für Bewußtseinsverlust“ unterteilt. Es gibt jedoch bis jetzt keine klare Trennlinie in der Klassifizierung. Man sollte die Vitalpunkte am besten nach der Wirkung eines mit ausreichender Kraft ausgeführten Angriffs unterscheiden, bei dem entweder der Tod oder bei vergleichbaren Angriff nur Bewußtlosigkeit eintritt; tatsächlich ruft ein Angriff auf einen Punkt mit eventueller Todesfolge, wie der solar plexus, nur Bewußtlosigkeit oder nicht einmal das hervor, wenn der Angriff nicht mit ausreichender Kraft ausgeführt wurde. Genauso können Bereiche, wie die Brust oder der Bauch, die nicht als Tod verursachend gelten, wenn sie durch eine gut trainierte Faust getroffen werden, den Tod durch innere Verletzungen hervorrufen. Kurz gesagt ist ein Vitalpunkt nur ein Punkt, an dem ein Schlag verhältnismäßig wirksam ist. Die Wirksamkeit eines Schlages ist nicht nur von der Kraft des Schlages selbst abhängig, die Wirksamkeit ist auch abhängig von der derzeitigen Verfassung der Person, die getroffen wird und ob sie gut trainiert ist. ERKLÄRUNG 239 Wenn jemand gut trainiert ist, ist er in der Lage einem Angriff standzuhalten, der normalerweise zum Tode führen könnte. Man denke an die trainierte Brust eines Ringers. Auf eine starke Brust, welche sich durch ständiges Training entwickelt hat, wird der Schlag eines Amateurs keine Wirkung haben. Mein Lehrer, Meister Itosu, hatte einen Körper, der mit einem gußeisernen Rumpf vergleichbar war. Es gab viele Gelegenheiten auf Feiern, wo jeder etwas getrunken hatte und einige der jüngeren Mitglieder den Lehrer schlagen wollten, aber der Meister lächelte und nippte an seinem Wein, ohne ein Zeichen, daß er die Schläge auch nur wahrnimmt. Der menschliche Körper kann sich durch Training zu einem solch starken Körper, wie dem des Meisters Itosu entwickeln, so daß die, die karate trainieren, zusammen mit dem Training der Arme und Beine für starke Angriffe, durch unablässiges Training auch steinerne oder stählerne Körper entwickeln sollten. DIE VITALEN PUNKTE Die gebräuchlichsten Namen für die Vitalpunkte wurden auch hier verwendet und die Punkte, die noch keinen Namen hatten, wurden zur besseren Verständlichkeit mit Namen versehen. Da keine Tests zur Klassifizierung in tödliche und Bewußtlosigkeit verursachende Punkte durchgeführt werden können, wurden das Wissen, aus Aufzeichnungen und mündlicher Überlieferung, als Grundlage verwendet. Die folgende Klassifizierung ist als gesicherter als alle bisher veröffentlichten anzusehen. (Die Zahlen in den Klammern stimmen mit denen in den Abbildungen 1 und 2 auf Seite 238 überein.) VORDERSEITE: KOPF UND GESICHT Scheitelnaht (tendò): Linie, an welcher der vordere Knochen und die seitlichen Knochen zusammentreffen. Todesursache ist eine schwere Gewalteinwirkung auf das Gehirn und eine Unterbrechung der Schädelnerven. (1) Stirnfontanelle (tentò): Gebiet am Kopf zwischen der Stirn und der Scheitelnaht, das bei einem neugeborenem Säugling noch nicht zusammengewachsen ist und die Pulsationen des Gehirns erkennen läßt. Todesursache ist Gehirnerschütterung und Gewalteinwirkung auf die Schädelnerven. (2) Schläfe (kasumi): Insbesondere die Naht zwischen Wangenknochen und Stirnknochen. Bewußtlosigkeit resultiert aus einer Gewalteinwirkung auf die Schädelnerven, was einen Verlust der sensorischen und motorischen Funktionen bewirkt. (3) Augengegend (seidon): Oberer und unterer Teil der Augenhöhle. Verlust des Bewußtseins kommt von einer Gewalteinwirkung auf das Gehirn, was zum Verlust der Nervenkontrolle führt. (4) Augapfel (gansei): Verlust des Bewußtseins wird durch eine schwere Gewalteinwirkung auf das Gehirn verursacht, die zu einer Unterbrechung der Schädelnerven und zum Verlust der sensorischen und motorischen Funktionen führt. (5) Nasenwurzel (uto): Der Punkt an der Wurzel der Nase zwischen den Augen. Bewußtlosigkeit resultiert aus einer schweren Gewalteinwirkung auf das Gehirn, die zu einer Unterbrechung der Schädelnerven und zum Verlust der sensorischen und motorischen Funktionen führt. (6) 240 DIE VITALEN PUNKTE Kieferknochennaht (jinchù): Zusammentreffen des rechten und linken Oberkieferknochens unter der Nase. Bewußtlosigkeit kommt von einer Gewalteinwirkung auf die Schädelnerven und dem Verlust der sensorischen und motorischen Funktionen. (7) Unterkiefermitte (gekon): Ungefähr einen halben Zoll unter der Unterlippe. Bewußtlosigkeit resultiert aus der Gewalteinwirkung auf die Schädelnerven und dem Verlust der sensorischen und motorischen Funktionen. (8) Kieferwurzel (mikazuki): Untere Kante des Unterkiefers; auch die Knochenverbindung unter und vor den Ohren. Bewußtlosigkeit kommt von einer Erschütterung des Gehirns und dem Verlust der Nervenkoordination. (9) (Dies ist ein Vitaler Punkt im karate, obwohl er in einigen Schulen des judo nicht als solcher angesehen wird.) Ein Schlag auf gleich welchen der Vitalpunkte im Gesicht verursacht eine Gewalteinwirkung auf die Schädelnerven, was zum Verlust der Nervenkoordination und des Bewußtseins führt und einen Gefäßschock bewirkt. Es gibt 12 Schädelnerven, die sensorische, motorische oder kombinierte Funktionen besitzen, dies sind in Reihenfolge : der Riechnerv, Sehnerv, Oculomotorius, Trochlearis, Drillingsnerv, Abducens, Gesichtsnerv, Hör- und Gleichgewichtsnerv, Zungenbein-Rachennerv, Vagusnerv, Akzessorius und Unterzungennerv. VORDERSEITE: MITTLERER BEREICH Halsseite (matsukaze): Die Länge des Sternocleidomastoideus [seitlicher Halsmuskel von unter dem Ohr bis zum Schlüsselbein, Kopfdrehmuskel]. Bewußtlosigkeit wird verursacht durch Gewalteinwirkung auf die Halsschlagader und den pneumogastrischen Nerv, was zu einem Schock und zum Verlust der sensorischen und motorischen Funktionen führt. (10) Graben über dem Schlüsselbein (murasame): Auf jeder Seite des Halses der vordere Teil der Kehle, gerade über dem Schlüsselbein, am Beginn des seitlichen Kopfdrehmuskels. Bewußtlosigkeit kommt von Gewalteinwirkung auf die Arterie unter dem Schlüsselbein und den Unterzungennerv, was einen Schock und den Verlust der motorischen Funktionen verursacht. (11) Kerbe über dem Brustbein (hichù): Einbuchtung auf der Oberfläche des Halses zum Bauch hin zwischen dem Brustbeinknochen und dem Kehlkopf. Blockieren der Luftröhre führt zum Verlust des Bewußtseins(12) Brustwinkel (tanchù): Gerade unterhalb des Zusammentreffens von Brustbein und Handgriff [oberster Abschnitt des Brustbeins, nahezu runder Knochen]. Verlust des Bewußtseins kommt von einer Gewalteinwirkung auf das Herz, die Bronchien, den Oberkörper versorgende Schlagadern und die Lungenarterie, was zu Störungen des Atemsystems und zu Schock führt. (13) Schwertfortsatz (kyòsen): Unterer Abschnitt des Brustbeins. Verlust des Bewußtseins kommt von schwerer Gewalteinwirkung auf Leber, Magen und Herz, die zu einem Schock und zu Störungen des Nervensystems führt, was den Verlust der motorischen Funktionen nach sich zieht. (14) Solarplexus (suigetsu): Mulde gerade unterhalb des Brustbeins. Bewußtlosigkeit kommt von Gewalteinwirkung auf Magen und Leber, was die angrenzenden Regionen darüber und darunter schädigt. Dies hat seinerseits wieder Auswirkungen auf die Nerven und führt somit zum Funktionsverlust der inneren Organe. (15) Punkt ca. einen Zoll unter dem Nabel (myòjò, tanden): Verlust des Bewußtseins wird verursacht durch Gewalteinwirkung auf den Dünndarm DIE VITALEN PUNKTE 241 und die Blase sowie auf die großen Blutgefäße und Nerven im Bauch, was zu Schock und zum Verlust der motorischen Funktion führt. (16) Gebiet unter den Achselhöhlen (kyòei): Vierter Rippenzwischenraum. Bewußtlosigkeit kommt von einer schweren Gewalteinwirkung auf die Lungen und die damit verbundenen Nerven, was zu einem Verlust der Lungenfunktion führt, zum Atemstopp und zu Kreislaufversagen. (17) Gebiet unter den Brustwarzen (ganka): Zwischen den fünften und sechsten Rippen auf jeder Seite. Ursachen für Bewußtlosigkeit sind ähnlich wie beim vorigen Punkt, d.h. Verlust der Lungenfunktion, Atemstopp und Kreislaufversagen. (18) Bauch, hypochondrisches Gebiet (denkò): Siebter Rippenzwischenraum. Die Ursache für den Verlust des Bewußtseins ist für die linke und die rechte Seite unterschiedlich. Auf der rechten Seite ist es die schwere Gewalteinwirkung auf die Leber, die zu einem Verlust der mit der Leber und Lungen verbundenen Nervenfunktionen führt. Auf der linken Seite liegt es an einer schweren Gewalteinwirkung auf Magen und Milz mit Auswirkungen auf Herz und Lungen, was zu einem Verlust der mit Herz und Lungen verbundenen Nervenfunktionen führt. (19) Bauch, Lendengegend (inazuma): Elfter Rippenzwischenraum. Die Ursachen für den Verlust des Bewußtseins unterscheiden sich von der linken zur rechten Seite und sind nahezu dieselben wie bei der hypochondrischen Gegend. (20) Angriffe auf die Vitalpunkte, die in der Brust- und Bauchgegend liegen, führen in erster Linie zu einer Verletzung der inneren Organe mit negativen Auswirkungen auf das Rückenmark und das sympathische Nervensystem. Dies wiederum zieht die Gehirnnerven in Mitleidenschaft und führt zu Bewußtlosigkeit durch Schock und durch den Verlust der sensorischen und motorischen Funktionen und durch das folgende Aussetzen der Atmung. Es ist hier zu bemerken, daß Angriffe auf Vitalpunkte am Kopf zwar auch zum Verlust der sensorischen und motorischen Funktionen, aber nicht immer auch zum Aussetzen der Atmung führen. Innenseite des Handgelenks (uchi shakutaku): Zwischen dem radialen Handbeugemuskel und den Beugemuskeln der Finger. Ein Angriff auf diesen Punkt führt zu Gewalteinwirkung auf den darunterliegenden Nerv und die Schlagader. Dies bewirkt eine ungewöhnliche Art von Schmerz, der die Brustund Halsregion in Mitleidenschaft zieht und einen Verlust der motorischen Funktionen und des Bewußtseins nach sich zieht. (21) Handrücken (shukò): Insbesondere die Punkte zwischen Daumen und Zeigefinger sowie zwischen Mittel- und Ringfinger. Verlust des Bewußtseins kommt von einem Schock auf den mittleren Armnerv, was zu einem ungewöhnlichen Schmerz in der Brust- und Halsgegend führt, der den Verlust der motorischen Funktionen nach sich zieht. Ein ähnliches Ergebnis ist zu erwarten, wenn man auf irgendeinen Knochen des Handrückens schlägt. (22) VORDERSEITE: UNTERER BEREICH Leistengegend (yakò): Innere Gegend am Ansatz des Oberschenkels; Teil der Muskulatur der Schambeinknochen. Bewußtseinsverlust entsteht durch die Gewalteinwirkung auf die darunterliegende Schlagader und den Nerv [Oberschenkelnerv] sowie auf den inneren Schenkelnerv. Dies verursacht einen ungewöhnlichen Schmerz in der Hüfte und im Bauch, der zu Verlust der motorischen Funktionen führt. (23) Oberschenkel weiter unten, seitlich (fukuto): Mittlerer Teil des seitlichen Vastusmuskels. Ursache für den Verlust des Bewußtseins ist ein Krampf des Muskels im Oberschenkel, der zu Schmerzen im Unterbauch und dem Versagen der motorischen Funktionen des Beines führt. (24) innerer Knöchel (naike, uchikurubushi, uchikurobushi): Der Punkt gerade 242 DIE VITALEN PUNKTE unterhalb der Verdickung des Schienbeines. Obwohl dieser Begriff gewöhnlich den untersten Teil des Schienbeinknochens bezeichnet, d.h. die innere Oberfläche des Fußknöchels, ist mit uchikurobushi als Angriffspunkt ein Punkt auf der inneren Oberfläche des Sprungbeinknochens gerade unterhalb des Knöchels gemeint. Ursache für den Verlust des Bewußtseins ist Gewalteinwirkung auf die Schienbeinschlagader, was eine ungewöhnliche Art von Schmerz in der Hüftgegend verursacht, die zu einem Verlust der motorischen Funktionen führt. (25) Fußrist (kòri): Der mittlere Teil auf der oberen Seite des Fußes. Der Angriffspunkt liegt von der Mitte aus etwas nach innen zwischen den Sehnen der großen Zehe und der zweiten Zehe. Ursache für die Bewußtlosigkeit ist Gewalteinwirkung auf den Nerv in der inneren Fußsohle, die Schienbeinschlagader und den tiefen Wadenbeinnerv, was zu einem ungewöhnlichen Schmerz im Bein, der Hüfte und im Bauch führt, der den Verlust der motorischen Funktionen verursacht. (26) seitliche Fußoberfläche (sòin, kusagakure): Gerade unterhalb des Ansatzes des vierten und fünften Zwischenknochenmuskels. Die Gründe für den Verlust des Bewußtseins sind gleichen wie im letzten Punkt. (27) Mitte des Wadenbeines (kòkotsu, mukòzune): Ein Angriff zu diesem Punkt führt zu einer Verletzung des Wadenbeinnervs, was schwere Schmerzen und den Verlust der aufrechten Haltung nach sich zieht. (28) Hoden (kinteki): Ursache für den Verlust des Bewußtseins ist schwere Gewalteinwirkung auf die Nerven und Arterien der Hoden und der Leisten, wodurch die Hoden sich heben und damit den Verlust der motorischen Funktionen und die Unfähigkeit zu atmen verursachen. (29) RÜCKSEITE: OBERER BEREICH Ausbuchtung hinter dem Ohr (dokko): Zwischen dem Warzenfortsatz [hinter der Ohrmuschel] und dem Unterkiefer. Bewußtlosigkeit kommt von Gewalteinwirkung auf die Schädelnerven und das Rückenmark, was zum Verlust der sensorischen und motorischen Funktionen führt. (30) Nacken (keichù): Dritter Halswirbelzwischenraum. Bewußtlosigkeit kommt von schwerer Gewalteinwirkung auf das Großhirn, die Schädelnerven und das Rückenmark, was zum Verlust der sensorischen und motorischen Funktionen führt. (31) RÜCKSEITE: MITTLERER BEREICH Mittlere Schulterblattkante (hayauchi): In der Höhe des dritten Rippenzwischenraums. Bewußtlosigkeit kommt von einer schweren Gewalteinwirkung auf die Lungen und das Rückenmark, was zu Atemschwierigkeiten führt und zu Störungen des Blutkreislaufs in Verbindung mit dem Verlust der motorischen Funktionen. (32) Raum zwischen dem fünften und sechsten Brustwirbel (kassatsu): Bewußtlosigkeit kommt von Gewalteinwirkung auf Rückenmark, Aorta, Herz und Lungen, was zu Verlust der sensorischen und motorischen Funktionen führt und ein Aussetzen der Atmung nach sich zieht. (33) Lendengegend (ushiro denkò): Die jeweils linken und rechten Seiten des neunten und elften Brustwirbels. Die beiden Seiten des neunten Brustwirbels werden allgemein als shakkatsu denkò bezeichnet, und es heißt, daß man durch Pressen dieser beiden Punkte mit den Daumen einen Krampf beseitigen kann. Die beiden Seiten des elften Brustwirbels jedoch sind effektivere Punkte für einen Angriff. Ursache für den Verlust des Bewußtseins ist schwere Gewalteinwirkung auf die Nieren und die damit verbundenen Nerven und Blutgefäße, was dann zum Schock und Verlust der motorischen Funktionen führt. (34) DIE VITALEN PUNKTE 243 Steißbein (bitei): Ursache für Bewußtlosigkeit ist Gewalteinwirkung auf das gesamte Rückenmark. Dies führt zu einem Schock auf das Gehirn und zum Verlust der sensorischen und motorischen Funktionen. (35) Oberarm, rückwärtige Oberfläche (wanjun): Mittlerer Teil zwischen Bizeps und Trizeps. Bewußtlosigkeit kommt von einer Gewalteinwirkung auf den Ellennerv, den mittleren Armnerv und die Blutgefäße des Oberarms, was zu einer ungewöhnlichen Art von Schmerz in Brust und Hals sowie zum Verlust der motorischen Funktionen führt. (36) Seitliche Oberfläche des Ellenbogens (chùkitsu, hijizume): Bewußtlosigkeit kommt von Gewalteinwirkung auf den Ellennerv, was einen ungewöhnlichen Schmerz in Brust und Hals verursacht und mit dem Verlust der motorischen Funktionen einhergeht. (37) Rückseite des Handgelenks (sotoshakutaku): Raum zwischen den Enden von Elle und Speiche. Ursache für Bewußtlosigkeit ist Gewalteinwirkung auf den mittleren Armnerv und Verlust der motorischen Funktionen. (38) RÜCKSEITE: UNTERER BEREICH Gesäßfalte (ushiro inazuma): Auf der hinteren Seite der mittlere Teil am Ansatz des Oberschenkels, gerade unterhalb des Gesäßes. Ursache für den Verlust des Bewußtseins ist Gewalteinwirkung auf den Ischiasnerv, was zu einem ungewöhnlichen Schmerz in der Bauch- und Hüftgegend führt und den Verlust der motorischen Funktionen nach sich zieht. (39) Unterer Teil des Schollenmuskels (kusanagi): Ursache für den Verlust des Bewußtseins ist Gewalteinwirkung auf die Schienbeinschlagader und den Schienbeinnerv, was zu einem ungewöhnlichen Schmerz in der Bauch- und Hüftgegend und zum Verlust der motorischen Funktionen führt. (40) 244 DIE VITALEN PUNKTE KAPITEL 7 GRUNDSÄTZE FÜR DIE SCHÜLER KAPITEL 7 GRUNDSÄTZE FÜR DIE SCHÜLER Das Wort „bu“ in budô (Kampfkunst) wird mit dem chinesischen Schriftzeichen für „Stopp“ geschrieben, welches zwei gekreuzte Hellebarden, mit der Bedeutung Auseinandersetzungen zu stoppen, zeigt. Da Karate budô ist, sollte über diese Bedeutung nachgedacht und die Fäuste nicht achtlos benutzt werden. Jugend ist Gerechtigkeit und Energie. Die Energie wird durch bu (Kampfkünste) entfaltet und sie fließt manchmal in gute und manchmal in schlechte Taten. Wenn man dem Karate-dô richtig folgt, wird der Charakter verbessert und man verteidigt die Gerechtigkeit, wenn es jedoch in böser Absicht angewendet wird, verdirbt es die Gesellschaft und die Menschlichkeit. Gewalt wird als letztes Mittel angewendet, wenn Menschlichkeit und Gerechtigkeit sich nicht durchsetzen können, aber wenn die Faust einfach ohne Rücksicht benutzt wird, verliert derjenige den Respekt der anderen und wird schäbig behandelt, während er für die barbarische Tat getadelt wird. Zu jeder Zeit wird die temperamentvolle Jugend in den besten Jahren zu unbesonnenem Reden und Handeln neigen, so daß Umsicht von wesentlicher Bedeutung ist. Man muß Würde ohne Wildheit besitzen. Die Kampfkünste müssen einen zu dieser Größe führen. Man wird nicht rücksichtslos handeln mit der Absicht und zu dem Zweck jemanden in Schwierigkeiten zu bringen. Meister und Heilige mögen als Einfaltspinsel erscheinen. Diejenigen, die überheblich sind, erklären der Welt, daß sie angehende Gelehrte oder Kampfkünstler sind. Stillstand ist zu bedauern; diejenigen die denken, daß sie alles gelernt hätten und eingebildete Aufschneider werden, ihre eigenen Verdienste proklamieren nachdem sie die Bewegungen einiger kata gelernt und etwas Geschicklichkeit in ihren Bewegungen erlangt haben, können nicht als ernsthafte Schüler der Kampfkünste angesehen werden. Man sagt, daß ein Wurm, der einen Zoll lang ist, eine Seele von einem halben Zoll hat; wenn man seine Fähigkeiten im Karate erweitert, muß man sorgfältiger auf seine Reden achten. Weiter heißt es, je höher der Baum, desto stärker der Wind, aber widersteht die Weide nicht auch dem Wind? Genauso muß ein Schüler des Karate-dô gutes Benehmen und Bescheidenheit als höchste Tugend ansehen. Mengzi [Mencius; bedeutender Vertreter des Konfuzianismus, 4.Jh.v.u.Z.] sagte: „Wenn der Himmel einem Mann ein wichtiges Amt übertragen will, wird er zu diesem Zweck zuerst sein Herz verbittern, ihn seine Knochen und Sehnen anstrengen lassen, seinen Körper Hunger leiden lassen, ihm Not und Armut geben und seine Unternehmungen stören. Auf diesen Weg wird er seinen Willen fördern, seine Natur stärken und das befähigt ihn dazu Dinge zu vollbringen, zu denen er sonst nicht in der Lage gewesen wäre.“ Wenn die eigene Selbsteinschätzung falsch ist, egal wie gering der Gegner sein mag, werde ich dann nicht ängstlich sein? Wenn die eigene Selbsteinschätzung richtig ist, werde ich auch gegen tausend oder zehntausend Männer gehen. Ein Gentleman sollte immer sanft und niemals drohend sein; nah, doch sich niemals anbieten; töten, doch nie erniedrigen; kein Zeichen von GRUNDSÄTZE FÜR DIE SCHÜLER 247 Anstößigkeit ist in seiner Wohnung zu finden; seine Nahrung ist niemals schwer; selbst ein kleiner Fehler wird korrigiert, es gibt jedoch keine Anschuldigung. Das ist die Stärke des Willens. Ein Gentleman muß tolerant und willensstark sein. Die Verantwortung ist groß und der Weg ist lang. Erfülle wohlwollend dein Leben lang deine Pflicht. Das ist sicher eine wichtige Mission. Es ist eine Lebensaufgabe, wirklich eine lange Reise. Wenn ein einfacher Mann verspottet wird, wird er sein Schwert ziehen und im Kampf sein Leben riskieren, aber er wird deshalb nicht als mutiger Mann bezeichnet. Ein wirklich großer Mann läßt sich weder stören, wenn er plötzlich mit einem unerwarteten Ereignis oder einer Krise konfrontiert wird, noch ist er zornig, wenn er sich unverschuldet in solchen Situationen befindet, und deshalb ist sein Herz groß und sein Ziel hoch. Acht wichtige Regeln des karate: Der Geist ist eins mit Himmel und Erde. Der Biorhythmus des Körpers gleicht dem von Sonne und Mond. Das Gesetz schließt Strenge und Nachsicht ein. Handle entsprechend der Zeit und den Veränderungen. Die Techniken passieren wenn die Leere gefunden ist. Das Ma [Zwischenraum] benötigt Vorstoß und Rückzug, Trennung und Vereinigung. Die Augen übersehen nicht die geringste Veränderung. Die Ohren hören in alle Richtungen. Deshalb sage ich: Erkenne den Feind und erkenne dich; in hundert Schlachten wirst du nicht in Gefahr sein. Wenn du den Feind ignorierst, aber dich selbst erkennst, sind deine Chancen zu gewinnen oder zu verlieren gleich. Wenn du sowohl deinen Feind, als auch dich selbst ignorierst, wirst du sicher in jeder Schlacht in Gefahr sein. In hundert Schlachten hundert Siege zu erringen ist nicht die höchste Fähigkeit. Den Feind ohne Kampf zu unterwerfen ist die höchste Kunst. Wenn Raubvögel angreifen, stürzen sie hinab, ohne ihre Flügel auszubreiten. Wenn Raubtiere angreifen wollen, schleichen sie sich mit angelegten Ohren an. Genauso erscheint ein Weiser immer etwas teilnahmslos bevor er handelt. Lin Hung-nien sagt, ein Stein ohne Wasser darin ist hart. Ein natürlicher Magnet ohne Wasser in sich ist dicht. Wenn ein Körper innen hart und außen undurchlässig ist, wie kann er jemals durchdrungen werden? Wenn etwas eine Öffnung hat, kann es gefüllt werden. Wenn etwas einen Hohlraum von einem Zoll hat, wird dieser Hohlraum mit einem Zoll Wasser gefüllt werden. 248 GRUNDSÄTZE FÜR DIE SCHÜLER Ich war nicht in der Lage, die ursprüngliche Herkunft des oben stehenden kambun [chinesische Gedichtform] herauszufinden. Viele Experten, die ich gesprochen habe, glauben, daß es so, wie es hier steht, nicht vollständig oder nicht richtig ist. Aus diesem Grund habe ich es vorgezogen, hier nicht meine persönliche Auslegung dieses Abschnittes darzulegen und mich damit der Gefahr der falschen Übersetzung auszusetzen. Deshalb habe ich diese chinesischen Sätze nicht übersetzt. [Anmerkung des Übersetzers] GRUNDSÄTZE FÜR DIE SCHÜLER 249 Von Andreas Knörnschild wurden folgende Teile davon übersetzt. Alle anderen Punkte konnte er nicht vollständig übersetzen Einleitung zu den alten Regeln (nicht vollständig) ? Diese Regeln müssen oft wiederholt werden. ? Der Geist muß frei sein am Morgen. ? Das Blut muß mittags ruhig durch die Adern fließen um diese Regeln zu verstehen. ? Diese Regeln sollten über Generationen erhalten bleiben. ? Sie nutzen nur, wenn sie richtig angewendet werden, wenn sie mißbraucht werden, schaden sie. ? Jemand, der das Tor durchschreitet muß seinen Geist schulen. ? Diese Regeln sind einfach und doch kompliziert, das ist das Besondere daran. ? Der Grund aufzustehen und diesen Weg zu beschreiten ist, seine Begabung und seine Geschicklichkeit zu verbessern und seine Persönlichkeit zu vervollkommnen. ? Jemand, der diese Regeln vernachlässigt, wird es sicher schwerer haben. ? Gewöhnlich siegt in einem Kampf gleich starker Gegner die Vernunft. ? Der Kampf ist kein Spiel. ? Wenn die Leere gefunden ist, nutze diese Regeln. ? Es ist schlecht nur oberflächlich zu studieren, die Stärke einer Person ist davon abhängig, ob sie beim durchschreiten des Tores auf alles (oben, unten, rechts, links) achtet. ? Wenn die Leere gefunden ist, wird man stark sein. ? Wenn diese Regel falsch angewendet wird, führt sie nur bergab. ? Bewege dich oben wie ein frei fliegender Schmetterling, nach unten geschickt, als wenn du einen Fisch im Wasser fangen willst, und du wirst die Kraft eines Tigers besitzen. ? Hart, weich, die Leere ist alles. ? Härte führt zu einem weichen Ganzen. ? Weichheit führt zu einem harten Ganzen. ? Legt man die Härte ab, kommt die Weichheit zu Vorschein. Erläuterung der Regeln: ? Will man nach Osten angreifen, muß man erst nach Westen schlagen. ? Will man den Himmel angreifen, muß man erst seine Stützen zerbrechen. ? Gebrauche den Körper nie in der falschen Haltung. Im Buch „KEMPO Die Kunst des Kampfes“, von A.Dolin, auf Seite 348-350 steht, daß diese anonyme klassische Abhandlung in altchinesischer Sprache als historisches Dokument dem Buch Funakoshis beigelegt war. Dieses Traktat, welches zur Hälfte in Prosa und zur Hälfte in Reimform geschrieben ist, stammt aus der Feder eines Traditionsträgers des shaolinschen Kempo. Das genaue Entstehungsjahr ist unbekannt. Derartige Instruktionen in Form des Makimono gab es in allen großen Karate-Schulen. „Diese Kunst soll man nur zum Wohle der Menschen anwenden und niemals, um ihnen Schaden zuzufügen. Nur derjenige, der mit seiner Seele die menschliche Natur versteht, kann der Lehre teilhaftig werden. Diese Kunst untergliedert sich in eine leichte (oberflächliche) und in eine schwere (tiefgehende). Deshalb muß man, um die wahre Meisterschaft in vielen Formen zu erlangen, sie stets gleichzeitig in ihrem Zusammenhang mit der Lehre festigen. Wenn man hier unachtsam ist, wird man viele Schwierigkeiten haben, denn die unachtsamen Schüler verdienen es, daß man mit ihnen wie mit Verbrechern umgeht, die unschuldige Menschen verprügelt haben, solche muß man in Ketten legen.“ „Bedenke, der Kampf ist kein Spiel mit einem Spielzeug! Sobald du die Leere siehst (in der Verteidigung des Gegners), stoße in sie hinein. Sobald du siehst, daß der Gegner zurückweicht, setze ihm nach! Wichtig ist es, immer richtig zu berechnen. Sei stets darum besorgt, die (geistige) Berührung (mit dem Gegner) nicht zu verlieren! Solche, die zufällig zusehen, machen sich lustig über meine kleinkarierte Kunst, daß ich immer wieder nach oben blicke und nach unten, nach rechts und nach links, und dabei die Bewegung (des Gegners) betrachte. Doch genau dies ist die (echte) Kunst des Nahkampfes. Den Regeln zufolge muß man (als Antwort auf einen Angriff des Gegners) plötzlich einen Gegenangriff starten. Hat die Gegenattacke ihr Ziel erreicht, so muß man den zurückweichenden Gegner hartnäckig verfolgen. Sobald der Gegner sich öffnet, schlag auf ihn ein. Versetze ihm einen Schlag, weiche zurück und nähere dich dann von neuem. Die Regel besagt, daß man sich dem Gegner abwechselnd nähern und von ihm zurückweichen soll. Oben müssen die Bewegungen (der Arme) an zwei flatternde Schmetterlinge erinnern; unten (mit den Beinen) muß man wie ein geschickter Fischer handeln, der einen Fisch an der Angel hat. Kräftig und ungestüm wie ein Tiger und ein Wolf; ungestüm wie ein wilder Tiger, so müssen wir uns im Zweikampf verhalten. Sehr wichtig ist es, die Mittel zum Ansetzen der Kraft zu begreifen, (das Gesetz) der Kombination von Härte und Sanftheit, so wie die Wirklichkeit es erfordert. Das Harte geht über in das Sanfte, das Sanfte geht über in das Harte. Wo das Harte gebrochen wird, tritt das Sanfte zutage. Der Körper schwankt von einer Seite zur anderen, die Füße (sie ändern rasch ihre Stellung) treten von einem Ort auf den anderen und tragen dabei den Körper – und so kannst du in tausend Tore eindringen. Doch die Gesetze des Angreifens und des Zurückweichens kann man nicht mit den üblichen Sinnen begreifen. Willst du von Osten angreifen, dann versetz zuerst einen Schlag von Westen, Willst du zu einem entscheidenden Angriff übergehen, dann mußt du den Widerstand des Gegners brechen. Willst du den Gegner von vorn packen, dann sei darauf gefaßt, seinem Yin zu begegnen. Denn er wird versuchen, sich zu befreien. Er kann dir einen Antwortschlag mit dem Bein versetzen. Wehre dich, nachdem du deine Hand `flach` gemacht hast, schlage gegen sein Knie. Beim Schlag mit dem Bein mußt du bemüht sein, einen `Haken`auszuführen (Beinstellen). Wenn man dich aber am Bein gepackt hat, laß dich rückwärts fallen. Doch dann beim Zusammenwirken der Arme und Beine darf nicht der geringste Durchblick existieren. Willst du mit dem Bein von vorn schlagen, dann tue erst so, als ob du vom Rücken angreifen willst. Sobald der Gegner zu Boden gestürzt ist, stürz dich auf ihn, gib`s ihm, und der Sieg ist dein. Willst du den Gegner (mit dem Arm) angreifen, dann agiere zuerst mit dem rechten Knie. Nähert er sich mit seinem `chinesischen Apfel` (Adamsapfel), dann stoß deine Finger in den `Kampferbaum`(die Trachea). Hat er dich an den Haaren gepackt und zieht, befreie dich mit Hilfe der Nägel. Willst du den Gegner vom Rücken her angreifen, nutze die Kraft des Harten und Sanften. Hat er dich auf den Boden geworfen, dann tritt ihn in seinen `Stolz` (die Genitalien). Willst du einen Gegner umbringen, dann stoße ihm den Finger in die Gurgel. Willst du ihm mit einem Bein einen Schlag versetzen, versetz ihm zuerst mit dem Arm einen Stoß. Hat der Gegner dich auf dem Boden im Griff (Schwitzkasten), befreie dich mit Hilfe des Knies. Ist der Gegner kräftig gebaut und hoch an Wuchs, dann greif ihn in der Körpermitte an (Brust, Bauch). Wenn er dich an der Kehle gepackt hat, (befreie dich) mit einem kräftigen Armhieb. Hat er dich an den Haaren gepackt und versucht, dir den Kopf umzudrehen, dann versetz ihm einen kräftigen geraden Faustschlag. Hat der Gegner dich von hinten gepackt, dann schlage kräftig mit dem Kopf nach hinten. Hat der Gegner dich fest von vorn umklammert, dann benutze die Knie (für einen Schlagt in die Genitalien). Führt der Gegner mit den Beinen einen hohen Schlag aus, dann mußt du dich ducken und hinter seinen Rücken gelangen. Will er einen Schlag mit dem Bein in mittlerer Höhe anbringen, dann ist die beste Methode, sich fallen zu lassen. Hat er dich unten (an den Beinen) gepackt, wirst du vergeblich versuchen stehenzubleiben (du mußt dich weich fallen lassen). Bewege dich vorwärts, laß den Gegner nicht nah heran, und gib ihm keine Chance, dich mit dem Bein zu erwischen.“ ANHANG WIE MAN EINEN MAKIWARA BAUT STEHENDE MAKIWARA Im Karate-dò wird das makiwara (Strohgepolsteter Schlagpfosten) hauptsächlich genutzt, um die Fäuste und Füße zu entwickeln. Es ist wichtig, die beständige Entwicklung der Fäuste und Füße durch das Üben am makiwara gleichzeitig mit der Verbesserung der Techniken durch das Üben der kata und der Kampfübungen (kumite) durchzuführen. Das makiwara ist aus Reisstroh gefertigt, welches zuerst mit einer Schnur in eine Form von ungefähr fünfzehn und ein halben Zoll in der Breite und zwei und einen halben bis vier Zoll Dicke gebündelt wurde, und danach fest mit einem Strohseil umbunden, wie es in der Zeichnung unten zu sehen ist. Das Strohseil sollte so dick wie möglich sein, und es sollte mit einem Holzhammer flach und weich gemacht werden. Der Pfosten sollte etwa sieben Fuß in der Länge und vier und einen halben Zoll im Durchmesser sein; und etwa neununddreißig Zoll in die Erde versenkt werden, so daß etwa fünfundvierzig Zoll oberhalb des Bodens verbleiben. Die Länge oberhalb des Bodens wird natürlich unterschiedlich sein, entsprechend der Körperhöhe des Übenden. Zur Vorbeugung vor Verrottung des im Boden befindlichen Teils, kann man es leicht ankohlen oder mit Teer behandeln. Der über der Erde befindliche Teil des Pfostens ist schräg geschnitten, so daß der obere Teil etwa einen halben Zoll dünner ist. Dies trägt zur Flexibilität bei und beugt Verletzungen der Faustknöchel bei Fauststößen vor. Das makiwara sollte leicht unter dem oberen Ende am Pfosten befestigt werden, so wie es in der Zeichnung auf der vorhergehenden Seite zu sehen ist. Ist kein Raum für ein makiwara vorhanden, kann man ihn an der Veranda anbringen, so daß man es dort benutzen kann. Das für das makiwara verwendete Stroh ist anfällig für Feuchtigkeit. Deshalb schütze man es vor Regen, eine Hülle aus Holz oder Metall, ähnlich der Zeichnung auf der vorhergehenden Seite, kann als Haube dienen. HÄNGENDE MAKIWARA Hängende makiwara (wie in der Zeichnung auf der vorhergehenden Seite zu sehen) bestehen aus einem Bündel Stroh, welches auf etwa sechsundzwanzig Zoll Länge zugeschnitten wurde und mit Hanfseil zu einem Bündel von ungefähr dreizehn Zoll im Durchmesser zusammengebunden wurde; denn Strohseil geht überall kaputt, wenn man es bei einem makiwara von ungefähr fünfundzwanzig Pfund Gesamtgewicht verwendet. Es sollte ähnlich den makiwara Zielen sein, wie sie beim japanischen Bogenschießen (kyùdò) verwendet werden. Diese makiwara hängen an Hanfseilen, welche nahe beider Enden des Bündels befestigt wurden, etwa in Brusthöhe, und es wird zum Üben für Stoß- und Trittechniken genutzt. Diese Art des Übens ist nicht begrenzt auf die besondere Art eines hängenden makiwara. Makiwara sind eine einfache Möglichkeit, weil sie billig und einfach herzustellen sind; dies kann jeder mit etwas Einfallsreichtum tun, ohne viel Aufwand, und mit leicht zu beschaffenden und geeignetem Material.