lafp magazin lafp magazin - Polizei NRW

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lafp magazin lafp magazin - Polizei NRW
4. Ausgabe - Das Jahr 2013 im Rückblick -
LAFP
MAGAZIN
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Die Bachelor-Ausbildung
im LAFP NRW
„L'Afrique appelle": Mali,
neue Wege im Dezernat für
Auslandsverwendungen
Ethik: Die Qualität
der operativen Polizeiarbeit
Stabsarbeit:
Auf Kreuzfahrt mit
der Abteilung 1
polizei.nrw.de/lafp
Hinweis:
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Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten
der Polizei Nordrhein-Westfalen
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Victor Ocansey und Mareike Niehoff
Im Sundern 1, 59739 Selm
Zentralabteilung, Dezernat 2, Sachgebiet 2.3
Telefon: 02592 68-6230 oder -6231
CN-Pol: 07-481-6230 oder -6231
Telefax: 02592 68-6239
Funktionspostfach: [email protected]
Internet: www.polizei.nrw.de
LAFP MAGAZIN
INHALTSVERZEICHNIS
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10 Jahre Behördenleiter:
Der DirLAFP NRW Dieter Schmidt
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Wir im LAFP NRW dafür stehen wir, unser Leitbild
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Das bundesweit größte Polizeiausbildungsdezernat stellt sich vor
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Back to the Roots: Qualifizierung von
Lehrenden in der Ausbildung
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Hoher Besuch aus Ghana:
Eure Exzellenz Paul King Aryene15
L’Afrique appelle: Mali, neue Wege im
Dezernat für Auslandsverwendungen
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The Mission starts here:
Erste deutsch-belgische Kooperation
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DASA: Landesweite Öffentlichkeitsarbeit
selbstverständlich dabei
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Fit für die Polizei
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Neukonzipierte Führungsfortbildung läuft
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End of Mission: Einblicke in andere Welten
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Die Qualität der operativen Polizeiarbeitmehr als das Ergebnis von Wissen, Fertigkeiten
und verfügbaren Ressourcen
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Ethik: Menschenbilder
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Gegen das Vergessen ...
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Bauliche Gestaltung(en):
Veränderungen im LAFP NRW
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You are welcome- von leuchtenden
Kinderaugen bis zu guten Herzen
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Intrapol NRW: Herausforderung
Wissensmanagement39
Polizeisport: Beratung und Unterstützung
der Polizeibehörden des Landes
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Deutsch-Niederländischer Expertenaustausch
im Bereich Einsatztraining
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Spürnasen aus ganz Deutschland
trainieren beim LAFP NRW
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Stabsarbeit: Auf Kreuzfahrt
mit der Abteilung 1
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LAK-NRW - Tagung im LAFP NRW in Selm
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CSI NRW - „Multi-Media-Crowdsourcing“
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Polizei NRW:
Ein Tag mit uns (und dem LAFP NRW)
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Gipfel gegen Rassismus
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Zentrale Auskunft für Rechtsfragen in der Fortbildung
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Drogen im Straßenverkehr
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Ladungssicherung62
Twinning Zagreb
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Pedelecs und mehr: Einsatzbegleitende
Kommunikation bei Verstößen von
Fußgängern/Fahrradfahrern67
Digitalfunk im LAFP NRW
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Ladungssicherung Selm
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Verkehrsüberwachung:
Proof Video Data System (ProViDa)
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Rettungssimulator74
Bibliothek(en)75
LAFP NRW-Fahrzeugmanagement
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Deutsche Polizeimeisterschaften Volleyball
im LAFP NRW in Selm
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The spirit of Selm: Europol im LAFP NRW
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Pilotprojekt Transferevaluation
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LAFP MAGAZIN
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
wir freuen uns, dass Sie unser neues LAFP-Magazin
in den Händen halten!
In dem 2007 errichteten Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei Nordrhein-Westfalen bilden wir mit diesem informatorischen
Jahresmagazin einen Teil unserer Themen und Leistungen ab.
Wir möchten Ihr Interesse auf ausgewählte Schwerpunkte des Jahres 2013 lenken
und Ihnen einen kleinen Einblick in unsere Aufgaben geben.
So erfahren Sie zum Beispiel mehr über die vielschichtige polizeiliche Fortbildung
und die Ausbildung bei der Polizei in Nordrhein-Westfalen. Sie können sich aber
auch gerne in diesem LAFP-Magazin unter anderem über die Themen Integration,
Personalwerbung sowie aktuelle Auslandsverwendungen informieren.
Ob Ihnen die Ausgabe gefällt und/oder ob Sie Anregungen zur Verbesserung haben,
können nur Sie beantworten.
Insofern nehmen wir Hinweise gerne unter [email protected]
entgegen.
Ihre Redaktion
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LAFP MAGAZIN
Direktor LAFP NRW Dieter Schmidt:
10 Jahre Behördenleiter und kein bisschen müde
Als er vor 10 Jahren, am 01.02.2003, die Liegenschaft der damaligen Direktion für Ausbildung in
Selm betrat, ahnte er damals noch nicht, dass er zukünftig Teil so vieler struktureller Veränderungen sein würde.
Gleich drei Behörden durfte er verantwortlich leiten, ohne dafür sein Büro im 1. Obergeschoss des
Gebäudes 11 am Selmer Standort wechseln zu müssen. So machte die Direktion für Ausbildung
in Selm, welche er seinerzeit übernahm, lediglich den Anfang eines umfangreichen behördlichen
Entwicklungsprozesses.
Im September 2003 wurden acht Polizeieinrichtungen infolge von landesweiten Zentralisierungen
zum Institut für Aus- und Fortbildung der Polizei NRW (IAF NRW). Wichtige Synergieeffekte
wurden damals erkannt und Arbeitsprozesse so noch effizienter gestaltet.
Aber damit noch nicht genug: Im Juli 2007 wurde das Landesamt für Ausbildung, Fortbildung
und Personalangelegenheiten der Polizei NRW (LAFP NRW) mit über 1.300 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern errichtet und trat an die Stelle des vorherigen IAF NRW. Mit dieser Errichtung
veränderte sich der Aufgabenzuschnitt erneut maßgeblich. Die Personalangelegenheiten der
Polizei NRW zählten fortan zu den Aufgaben des LAFP NRW. Die neu geschaffene Polizeibehörde,
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LAFP MAGAZIN
mit zusätzlichen Aufgaben der Dienst- und Fachaufsicht über die Kreispolizeibehörden des Landes,
wurde darüber hinaus, neben dem LKA NRW und dem LZPD NRW, zu einer der drei Landesoberbehörden der Polizei NRW.
Die Einführung des Bachelor-Studienganges im Jahre 2008 und die einhergehenden Anpassungen
der Einstellungszahlen im gleichen Jahr zunächst auf 1.100 (von vorher 500) und im Jahre 2011
auf 1.400 Studierende stellten in den vergangenen Jahren zweifelsohne eine der sehr großen Herausforderungen dar.
Der Ständige Vertreter des Direktors des LAFP NRW und Leiter der Abteilung 5, Herr Leitender
Kriminaldirektor Helmut Wälter, ließ es sich nicht nehmen, am 01. Februar 2013 zum Jubiläum
des „Chefs“, im Namen aller Abteilungsleitungen zur 10-jährigen Amtszeit des Behördenleiters zu
gratulieren und die besten Wünsche an den Behördenleiter Dieter Schmidt zu übermitteln.
Den herzlichen Glückwünschen
schloss sich die gesamte Belegschaft
von nah und fern überaus gerne an.
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LAFP MAGAZIN
Unser Leitbild
Wir sind eine in der Fläche verankerte Landesoberbehörde der Polizei NRW mit einem
breitgefächerten Aus- und Fortbildungsangebot und aufsichtsführenden und -unterstützenden
Aufgaben sowie weiteren Dienstleistungen.
Das Leitbild ist Ausdruck unserer Identität und Grundhaltung und beschreibt den Anspruch an unsere Rolle und unsere Aufgabenwahrnehmung. Es trägt zu unserem Selbstverständnis als professioneller sowie qualitäts- und kundenorientierter Dienstleister bei und bildet die Grundlage unserer
Zusammenarbeit. Unseren Partnern und Kunden dient es als Orientierung.
Direktor LAFP NRW Dieter Schmidt
Wir wollen
- unseren Bildungsauftrag durch eine moderne, praxisbezogene, erwachsenengerechte und zukunftsorientierte Aus- und Fortbildung nachhaltig erfüllen,
- die sonstigen, uns übertragenen Aufgaben auch im Binnenverhältnis kompetent,
verantwortungsbewusst und in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit allen Beteiligten wahrnehmen
und dadurch unseren Beitrag zu einer bürgerorientierten, professionellen und rechtsstaatlichen
Polizeiarbeit leisten.
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Daher ist uns wichtig,
- als lernende Organisation aktiv und vorausschauend neue Aufgaben anzunehmen und erforderliche Veränderungen zu gestalten; unsere Kompetenzen ständig weiter zu
entwickeln;
-nationale und internationale, polizeilich relevante Entwicklungen zu beobachten
und sie in unsere Arbeit einzubeziehen;
-kontinuierlich und systematisch Strukturen, Arbeits- und Lernprozesse sowie die hohe Qualität
unserer Arbeit im Hinblick auf unsere Aufgaben und Ziele zu überprüfen und zu verbessern;
- definierte Standards einzuhalten;
- die uns übertragenen Befugnisse verantwortungsvoll zu gebrauchen;
- mit den bereitgestellten Ressourcen verantwortungsbewusst und wirtschaftlich umzugehen;
-unsere Aufgaben in der erwarteten Güte und zur Zufriedenheit unserer Kunden zu erledigen.
Deshalb arbeiten wir
auf der Basis gegenseitigen Vertrauens, gegenseitiger Wertschätzung, Menschlichkeit,
Aufrichtigkeit, Verlässlichkeit, Verantwortung und Gleichberechtigung
-kooperativ und als Team im Bewusstsein unserer Verantwortung für das Ganze zusammen
und sorgen für
- ein leistungsförderndes und attraktives Umfeld unter Berücksichtigung der Vereinbarkeit
von Beruf und Familie sowie
-die Einbeziehung von Gesundheitsaspekten, der Arbeitssicherheit und des Umweltschutzes.
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LAFP MAGAZIN
Wir im LAFP NRW ...
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LAFP MAGAZIN
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LAFP MAGAZIN
Ausbildung im LAFP NRW:
Wurzeln formen für die Kolleginnen und Kollegen
der Zukunft
Auf Basis der Erkenntnisse und Evaluationsergebnisse der Einstellungsjahrgänge 2008 bis 2011
wurde der Bachelor-Studiengang im Fachbereich Polizeivollzugsdienst für den Einstellungsjahrgang 2012 überarbeitet und einer Neugestaltung unterzogen. Die nunmehr vorliegende Gliederung
in eine Abfolge von der Vermittlung theoretischer Inhalte an der Fachhochschule für öffentliche
Verwaltung NRW, der Festigung in Trainingsmodulen am LAFP NRW sowie der Sicherung des
Erlernten in Praxismodulen in den Polizeibehörden des Landes Nordrhein-Westfalen garantiert
eine wirklichkeitsnahe Ausbildung.
Zum Absolvieren der Praxismodule werden die Studierenden, jeweils nach Einzugsgebiet der
jeweiligen Einstellungsbehörde, entweder dem Dezernat 14 in Selm, dem Dezernat 24 in Brühl
oder dem Dezernat 44 in Schloß Holte-Stukenbrock zugewiesen. Als bundesweit größter
polizeilicher Bildungsstandort soll das Dezernat 14 beispielhaft und stellvertretend für die beiden
anderen Ausbildungsdezernate 24 und 44 einen Einblick in die Trainingsmodule bieten.
Mit der Erhöhung der Einstellungszahlen von 1400 auf 1500 im Jahr 2014 werden gut 750 Polizeikommissaranwärterinnen und Polizeikommissaranwärter die Liegenschaft Selm des LAFP NRW
bevölkern und hier ihre Trainingsmodule absolvieren. In 56 Kursen mit bis zu 14 Studierenden
werden die handlungs- und verhaltensorientiert ausgerichteten Trainings in den polizeilichen Kernaufgabenbereichen „Gefahrenabwehr und Einsatzbewältigung“, „Kriminalitätsbekämpfung“ sowie
„Verkehrssicherheitsarbeit“ zur Vorbereitung auf die Praxis absolviert. Hierbei stehen den Studierenden über 160 Lehrende in der Ausbildung als Lernpartner zur Seite, die die Kurse in Teams von
zwei Personen fast durchgängig begleiten.
Die kursverantwortlichen Lehrenden sind vergleichbar mit Klassenlehrerinnen und Klassenlehrern
an öffentlichen Schulen und haben neben dem polizeilichen Bildungsauftrag auch die Funktion des
Ansprechpartners und Vermittlers von Werten und ethischen Grundlagen der Polizeiarbeit. Damit
sind sie wesentlich für die polizeiliche Sozialisation verantwortlich. Für die realitätsnahe Durchführung der Trainings kann neben dem Einsatz der am LAFP NRW tätigen Lehrenden auf einen großen Personalpool von nebenamtlich tätigen Rollenspielerinnen und Rollenspielern zurückgegriffen
werden. Hierbei handelt es sich um Polizeivollzugsbeamtinnen und Polizeivollzugsbeamte anderer
Polizeibehörden, die die Übungssachverhalte, beispielsweise „hilflose Person“ oder „Ordnungsstörung“ bis hin zu Amoklagen und Geiselnahmen, kompetent darstellen.
Im Aufgabenbereich „Kriminalitätsbekämpfung“ befassen sich die Studierenden anfangs mit eher
alltäglichen Sachverhalten, wie der Spurensicherung bei Einbruchs- und Körperverletzungsdelikten, bis sie sich später mit gravierenden Fällen der sexuellen Gewalt oder der politisch motivierten
Kriminalität auseinandersetzen müssen.
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LAFP MAGAZIN
Ebenso Sachverhalte in den Trainings der Verkehrssicherheitsarbeit, nämlich die Ahndung von Verkehrsverstößen, aber auch die Arbeit in einer „besonderen Aufbauorganisation“ (BAO) zur Bewältigung von Unfällen mit großen Schadensausmaßen, gilt es professionell zu bewältigen.
Das Ziel der beim LAFP NRW durchgeführten Trainings ist jedoch nicht nur die Vermittlung von
theoretischem Wissen. Vielmehr soll den Studierenden hier beigebracht werden, wie sie möglichst
jede vorstellbare Situation des dienstlichen Lebens aus taktischer und polizeirechtlicher Sicht
zu klassifizieren und zu bewerten haben. Denn nur auf den hieraus gewonnenen Erkenntnissen
lassen sich anschließend polizeiliche Maßnahmen stützen, welche sich an den allgemeingültigen
Grundsätzen rechtsstaatlicher, professioneller und bürgerorientierter Polizeiarbeit messen lassen
müssen.
Grundlage für polizeilich richtiges Vorgehen sind auch die „handwerklichen“ Fertigkeiten, die in
insgesamt zehn spezifischen berufspraktischen Trainings erlernt werden. Schießen/Nichtschießen,
Eingrifftechniken und der Umgang mit dem ausziehbaren Einsatzmehrzweckstock (EMS-A) sind
anspruchsvolle Techniken, die die Studierenden am Ende der Ausbildung beherrschen müssen.
Mangelhafte Kenntnisse und Fähigkeiten gerade in diesen Bereichen könnten im Einsatz schwerwiegende Folgen haben.
Zur Bewältigung dieser anspruchsvollen Aufgabe wurde das Ausbildungsdezernat 14 in einem
Modellversuch neu organisiert und weist aktuell folgende Organisationsstruktur auf:
Die Durchführung und feininhaltliche Ausgestaltung der Ausbildungseinheiten wird durch zehn Modulgruppenleiterinnen und Modulgruppenleiter, unter Leitung einer Beamtin des höheren Dienstes
verantwortlich wahrgenommen. Die fachliche Koordination sowie die Qualitätssicherung und sämtliche Querschnittsaufgaben obliegen dem Dezernatsleiter.
Die Aufgabe, wöchentlich rund 2.200 Trainingseinheiten so zu planen, dass ein reibungsloser
Dienstbetrieb möglich ist, wird durch die Sachrate „Planung und Koordination“ gewährleistet.
Dass ein solcher planerischer Aufwand nicht mehr händisch an einer großen Tafel gestaltet werden
kann, versteht sich von selbst. Hier wird deshalb eine professionelle Stundenplansoftware aus dem
Schulbereich eingesetzt. Der konkrete Personaleinsatz wird sodann anhand dieser Vorplanung von
den Modulgruppenleitungen vorgenommen.
Behördenleitungsbesuche sind im Ausbildungsdezernat herzlich willkommen
Für interessierte Behördenleitungen im Einzugsgebiet Selm besteht jederzeit die Möglichkeit, an
Informationsveranstaltungen des Dezernats 14 teilzunehmen. Gleiches gilt selbstverständlich für
die anderen Ausbildungdezernate des LAFP NRW. Neben einer theoretischen Vorstellung steht
hierbei ein Einblick in das Trainingsgeschehen im Mittelpunkt.
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LAFP MAGAZIN
Thomas Dauk
Modulgruppenleiter (MGL)
im Ausbildungsdezernat
Er ist mit 9 weiteren
MGLinnen/MGL
für über 160 Lehrende
in der Selmer Ausbildung
verantwortlich.
Die Ausbildungsstandorte
des LAFP NRW
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LAFP MAGAZIN
Lehrende im Ausbildungsdezernat
Studierende
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LAFP MAGAZIN
Auswahl und Qualifizierung der Lehrenden
in der polizeilichen Ausbildung
Die polizeiliche Ausbildung wird durchgeführt von Profis für zukünftige Profis. Für die Lehrenden
in der Ausbildung beim Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der
Polizei NRW ist deswegen ein aktuelles und reichhaltiges Erfahrungswissen im praktischen Polizeidienst zwingende Voraussetzung. Um die Aktualität und die Praxisnähe in der Ausbildung ständig
gewährleisten zu können, ist diese Tätigkeit für die eingesetzten Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten grundsätzlich auf vier Jahre beschränkt. Daraus folgt jährlich wiederkehrend ein großer
Bedarf an neuen Lehrenden. Um diesen decken zu können, schreibt das LAFP NRW regelmäßig
polizeiintern entsprechende Stellen für den Einsatz als Lehrender in der Ausbildung aus.
Nach Eingang und formaler Prüfung der Bewerbungen werden Auswahlverfahren durchgeführt. Diese bestehen aus einer Unterrichtssituation mit einer fachlichen Einführung und
einer gemeinsamen Bearbeitung zu einem
Thema aus dem praktischen Polizeidienst. Daran anschließend werden zwei bis drei Fachfragen gestellt. Die Vorgehensweise und das
Verhalten der Bewerberinnen und Bewerber
werden dabei von einer Auswahlkommission
(u. a. Vertreter der zuständigen Abteilungsund Dezernatsleitung, Personaldezernat,
Gleichstellung und Pädagogen) bewertet.
Im Rahmen des Verfahrens wird unter dem
Gesichtspunkt der Anforderungen an moderne
Erwachsenenbildung, insbesondere auf die
pädagogische (Grund-) Eignung, die fachliche
Leistung sowie eine erkennbare Werteorientierung der Bewerberinnen und Bewerber geachtet. Am
Ende aller Auswahlverfahren erstellen die Kommissionen im Wege der Bestenauslese einen Besetzungsvorschlag und legen diesen der Behördenleitung zur Entscheidung vor.
Zum 01.09. eines jeden Jahres treten die ausgewählten Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten
ihren Dienst beim LAFP NRW an. Vor ihrem ersten Einsatz durchlaufen sie noch umfangreiche
und zeitintensive Qualifizierungsmaßnahmen. Hierzu zählen insbesondere die vierwöchige didaktische und pädagogische Qualifizierung
sowie intensive fachliche Qualifizierungen in
themenbezogenen Inhalten von Gefahrenabwehr/Einsatz, Verkehrssicherheitsarbeit und
Kriminalitätskontrolle sowie in den berufspraktischen Trainingsfächern über einen Zeitraum
von annähernd drei weiteren Monaten.
Alle Qualifizierungsmaßnahmen zielen darauf
ab, die „neuen“ Lehrenden auf ihren Einsatz
als Lehrende im Teamteaching bestmöglich
vorzubereiten. Um die neuen Kolleginnen und
Kollegen auf ihre Aufgabe als Lehrende in der
Ausbildung vorzubereiten und sie mit „Handwerkszeug“ zu rüsten, durchlaufen diese in
der Regel von Oktober bis Dezember, unter
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LAFP MAGAZIN
der Federführung des Teildezernates 11.1 mit Unterstützung des Dezernates 12 sowie erfahrener
Lehrenden aus der Ausbildung im LAFP NRW, ihre umfassende Qualifizierung. Gemäß dem Motto
„Profis trainieren Profis für die Praxis“ qualifizieren die Lehrtrainer die „neuen“ Lehrenden der Ausbildung in folgenden Bereichen
-
Nichtschießen/Schießen
Eingriffstechniken
Taktisches Vorgehen bei der Durchsuchung von Objekten und Amoklagen
Einschreiten mit dem Einsatzmehrzweckstock-Ausziehbar auch im Rahmen
der kollektiven Gewalt.
Ausgewählte Lehrende in der Ausbildung werden darüber hinaus mit speziellem Fachwissen
zusätzlich zu Multiplikatoren fortgebildet, um auch später im laufenden Ausbildungsbetrieb ihren
Kolleginnen und Kollegen bei Fragen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
So steht am Ende eines jeden „lehrreichen“, vierten Quartals fest: Der Januar und die Studierenden können kommen!
Wussten Sie schon,
... dass die Fortbildungsstelle Einsatztraining im Jahr 2013 insgesamt 490 Polizeibeamte
für ihre Aufgabe als Lehrende in der Ausbildung fortgebildet hat?
Anzahl der Trainertage: 454
Anzahl der angebotenen Lehrgänge: 46
Hoher Besuch aus Ghana:
Rund 5.200 Kilometer Luftlinie liegen zwischen
Ghana und Selm
Ganz so weit hatte es der ghanaische Botschafter in Berlin,
Eure Exzellenz Paul King Aryene, nicht.
Im September besuchte er den Hauptsitz des
LAFP NRW in Selm, um einerseits die Landesoberbehörde kennenzulernen und andererseits mit der International Police Association,
kurz IPA, in den Dialog zu treten. Die IPA steht
seit geraumer Zeit mit der Polizei in Ghana
in Kontakt. Diesem Kontakt liegen konkrete
ghanaische Bestrebungen zugrunde, die sich
mit der Errichtung einer eigenen IPA-Sektion in
Ghana beschäftigen. Der hochrangige Botschafter, der im Jahr 2014 dauerhaft nach Ghana
zurückkehrt, will sich zukünftig dafür einsetzen,
bei der ghanaischen Polizei den IPA-Gedanken
zu verbreiten und eine IPA-Sektion zu gründen.
Herr Konrad Bröker ist als amtierender Vorsitzender der IPA-Verbindungsstelle Bork und „GhanaFan“ am möglichen Errichtungsprozess seitens der IPA Deutschland nicht unerheblich beteiligt und
möchte die ghanaische Polizei bei diesem Projekt nachhaltig unterstützen.
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LAFP MAGAZIN
Ebenso erging es Frau Silvia Müller, stellvertretende Vorsitzende des karitativen Vereins „African Angel“ aus Düsseldorf. Die IPA-Verbindungsstelle Bork pflegt seit langer Zeit hervorragende
Kontakte zu Frau Müller und Frau Harriet Bruce-Annan aus Ghana, Gründerin und Vorsitzende
der Organisation „African Angel“. Die IPA Bork hilft sehr ambitioniert „African Angel“ mit Geld- und
Sachspenden, was natürlich auch dem angereisten Botschafter bekannt war.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass Nordrhein-Westfalen Besuch aus Ghana erhält, denn seit dem
05. November 2007 besteht zwischen dem Land NRW und der westafrikanischen Republik Ghana
eine Partnerschaft. Mit dieser Partnerschaft sind verschiedene Förder- und Austauschsprogramme
und vor allem ehrenamtliches Engagement verbunden.
Der Direktor des LAFP NRW, Herr Dieter Schmidt, ließ es sich selbstverständlich nicht nehmen,
den 2-tägigen Diplomatenbesuch persönlich zu begrüßen und ihm einen umfassenden Einblick in
die Struktur und vielschichtigen Aufgaben der Polizei in Nordrhein-Westfalen zu geben. Es schloss
sich ein interessanter Austausch an, bei dem es unter anderem um ghanaische und deutsche Polizeiführungskräfte ging.
„L’Afrique appelle“: Mali, neue Wege im
Dezernat für Auslandsverwendungen
Die Arbeit deutscher Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten in internationalen Polizeimissionen
genießt hohe internationale Anerkennung. Das liegt zum einen an der fundierten Ausbildung der
deutschen Beamtinnen und Beamten und zum anderen an der zielgerichteten Vorbereitung durch
die drei deutschen Ausbildungsinstitute: Die Bundespolizeiakademie in Lübeck, die Akademie der
Polizei Baden-Württemberg in Wertheim und das Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW (LAFP NRW) am Standort Brühl.
Das LAFP NRW ist als erstes Institut europaweit sowohl von der Europäischen Union als auch von
den Vereinten Nationen zertifiziert worden. Zu dieser Vorbereitung zählt auch die Heranführung an
die sprachlichen Herausforderungen, die im Ausland auf die Beamtinnen und Beamten warten.
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LAFP MAGAZIN
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Bisher stellte gerade für deutsche Missionsteilnehmerinnen und Missionsteilnehmer ausschließlich
die englische Sprache die Kommunikation in internationalen Friedensmissionen sicher.
Da der afrikanische Kontinent jedoch
als Einsatzgebiet für internationale
Friedensmissionen einen immer größeren Stellenwert bekommt und in vielen
Ländern Afrikas Französisch die Verwaltungs- oder Amtssprache ist, rückt
nun die französische Sprache mehr und
mehr in den Fokus der sprachlichen
Vorbereitung auf internationale Polizeimissionen.
Im November 2013 sind die ersten Beamtinnen und Beamten zu der von den
Vereinten Nationen jüngst ins Leben gerufenen, Mission MINUSMA nach Mali
aufgebrochen, um dort internationale
Friedensarbeit zu leisten.
Von dem insgesamt sechs Personen
umfassenden deutschen Kontingent
stellt Nordrhein Westfalen fünf
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LAFP MAGAZIN
Beamtinnen und Beamte für die Mission Mali. Im November wurden die Kolleginnen und Kollegen
von dem Minister für Inneres und Kommunales, Ralf Jäger, und dem Inspekteur der Polizei Nordrhein Westfalen, Dieter Wehe, in Düsseldorf offiziell verabschiedet.
Aber nicht nur in Mali ist die Kompetenz deutscher Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten
gefragt. Bereits seit 2003 beteiligt sich Deutschland bei der Mission der Vereinten Nationen in
Liberia (UNMIL - United Nations Mission in Liberia). Dazu kamen 2005 der Einsatz der UNMIS
(heute UNMISS - United Nations Mission in South Sudan - nach Gründung des Staates Südsudan
im Jahr 2011) und 2008 der Einsatz der UNAMID (United Nations African Union Hybrid Mission in
Darfur) in Darfur, Sudan.
Auch die Europäische Union plant eine neue Mission in Afrika, bei der sich deutsche Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte beteiligen werden.
Nachdem die EU bereits in anderen afrikanischen Staaten wie im Niger (EUCAP Sahel Niger –
European Capacity Building Sahel Niger) oder der demokratischen Republik Kongo (EUPOL RD
Kongo – European Police Mission RD Kongo) Missionen ohne deutsche Beteiligung ins Leben
gerufen hat, beschloss das Bundeskabinett, bis zu 20 Beamtinnen und Beamten der Bundespolizei und Länderpolizeien zur EUBAM Libyen (European Integrated Border Management Assistance Mission in Libyen) zu entsenden.
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LAFP MAGAZIN
„The Mission starts here“:
Erste deutsch-belgische Kooperation beim
Dezernat für Auslandsverwendungen
Im Oktober 2013 kamen in Brüssel und Brühl die Teilnehmer des ersten deutsch-belgischen bilateralen Basistrainings für internationale Polizeimissionen zusammen, um sich gemeinsam auf ihre
zukünftige Aufgabe im Ausland vorzubereiten. Das Dezernat für Auslandsverwendungen des Landesamtes für Aus- und Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW (LAFP NRW)
bildet seit 2007 belgische Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte für internationale Polizeimissionen
aus. Da die belgische Polizei nicht über eigene Fortbildungskapazitäten verfügt, hat das LAFP
NRW im Rahmen eines Kooperationsabkommens in seinem Basistraining bisher rund 50 belgische
Beamtinnen und Beamte im BZ Brühl auf eine polizeiliche Auslandsmission vorbereitet. Zusätzlich
wurde im Sommer 2013 erstmalig ein belgischer Polizeibeamter durch das LAFP NRW als Trainer
für internationale Polizeimissionen qualifiziert.
Die international stärkere Ausrichtung des LAFP NRW
und Zertifizierung des Basistrainings durch die Vereinten Nationen und der Europäischen Union führten zu
dem Vorhaben, ein bilaterales Basistraining in Brüssel
und Brühl in Kooperation mit der belgischen Polizei
und dem LAFP NRW durchzuführen.
So wurde das zweiwöchige Basistraining in der ersten
Woche in der belgischen Hauptstadt Brüssel und in
der zweiten Woche im Bildungszentrum Brühl durchgeführt. Für das LAFP NRW standen bei diesem
Vorhaben verschiedene Ziele im Vordergrund.
Zum einen sollte mit diesem Seminar die internationale Ausrichtung der Behörde weiter vorangetrieben, ein
positiver Beitrag zum internationalen Renommee des
LAFP NRW geleistet sowie die nationale Vorreiterrolle
unterstrichen werden. Zum anderen wurde durch die
Teilnahme der belgischen Trainerinnen und Trainer
und Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten die Gestal-
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LAFP MAGAZIN
tung einer internationalen Atmosphäre angestrebt,
die die deutschen Teilnehmer bereits im Basisseminar bewusst erleben sollten.
Im abschließenden Evaluationsgespräch waren
sich alle Verantwortlichen und Teilnehmerinnen
sowie Teilnehmer gleichermaßen einig: Die erste
deutsch-belgische Kooperation im Bereich des
Basistrainings war ein Erfolg und für alle ein großer
Gewinn: „Der internationale Mix an Teilnehmerinnen und Teilnehmern lässt die Mission bereits hier
beginnen“, so der Tenor aller Beteiligten.
Auch Polizeidirektor Achim Raupach zog ein positives Fazit: „Dieses bilaterale Training hat alle von
uns gesteckten Ziele erreicht. Vor allem vermittelt
das Seminar durch die internationalen Lehrenden
allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Training
in den verschiedenen Ländern eine mehrdimensionale Perspektive auf den zukünftigen Auslandseinsatz. Das ist im Hinblick auf die zukünftige Verwendung ein unschätzbarer Gewinn“, so der Leiter
des Dezernates für Auslandsverwendungen und er fügt hinzu: „Das Seminar soll im Jahr 2014
wiederholt werden, eine Ausweitung auf die Niederlande ist ebenfalls geplant.“
Wussten Sie schon,
... dass im Dezernat für Auslandsverwendungen seit 1995 bereits fast 12.000 Beamtinnen und
Beamte auf ihre Aufgabe im Ausland vor- und nachbereitet wurden, darunter über 350 Kolleginnen
und Kollegen aus den Niederlanden, Belgien, Finnland, Luxemburg, Japan, Schweden und der
Schweiz?
„Die Profis“: Keine spektakuläre Krimiserie,
sondern eine Sonderausstellung der DASA
für riskante Berufe
Die landesweite Öffentlichkeitsarbeit des LAFP NRW war selbstverständlich beteiligt und nutzte
die Chance, unzählige junge Menschen für den spannenden Polizeiberuf zu interessieren.
Was verbirgt sich hinter der DASA? Die DASA mit Sitz in Dortmund ist Deutschlands größte
Arbeitswelt-Ausstellung und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin angegliedert.
Was beabsichtigt die DASA? Jedem Besucher sollen durch eigenes Erleben, Experimentieren und
Mitmachen die Arbeitssicherheit und der Arbeitsschutz näher gebracht werden. Gleichzeitig bietet
sie unterschiedlichen Unternehmen eine Plattform, sich zu präsentieren.
Dargestellt werden Menschen in Risikoberufen. Ihr Einsatz ist hoch, sie geben alles und riskieren
ihre Gesundheit, vielleicht sogar ihr Leben, aber sie wissen genau, was sie tun, denn sie sind „Die
Profis“. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Berufs-Profis mit dem stetigen Begleiter „Risiko“ umgehen. Die Schlüsselworte sind Ausbildung, Technik und Organisation. Welche erfolgreichen Beispiele gibt es? Und was folgt daraus für unseren Berufsalltag und unsere Hobbys?
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LAFP MAGAZIN
Um die
Sonderausstellung für
die Besucher spannend zu
gestalten, werden verschiedene Erlebniswelten, wie zum Beispiel der Beruf des Formel 1Fahrers, des Astronauten, des Forstwirts und des Gerüstbauers,
präsentiert. Der Polizeiberuf als einziger „Blaulichtberuf“ rundet dieses breitgefächerte Spektrum
ab. Mit außergewöhnlichen, zum Teil interaktiven Objekten und einem raffinierten Ausstellungsdesign zeigt die DASA Arbeitswelt Ausstellung Strategien auf, um das Risiko der alltäglichen Einsätze
mit Weitsicht und Besonnenheit im Griff zu haben.
Die Polizei präsentiert sich mit Ausstellungsstücken aus dem Streifendienst, wie einem aufgerüsteten Funkstreifenwagen der neuesten Generation sowie mit verschiedenen Führungs- und Einsatzmitteln, wie beispielsweise einer Handfessel, dem Reizstoffsprühgerät als Übungsmodell, Anhaltestäben und der Außendienstuniform. Mit Hilfe des Landesamtes für Zentrale Polizeiliche Dienste
NRW wurde eine Pistole Walther P 99 DAO zu einer Dekorationswaffe umgebaut, um diese Besucherinnen und Besuchern zugänglich machen zu können. Des weiteren besteht die Möglichkeit, die
Unterziehschutzweste oder die Überziehschutzweste auszuprobieren.
Neben Objekten zum Anfassen und Experimentieren werden auch kurze Filmbeiträge gezeigt.
Zur Produktion einer dieser Filmbeiträge besuchte ein Kamerateam im Auftrag der DASA das Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW. Ein Lehrender
aus dem Bereich der Ausbildung wurde zu riskanten Situationen und persönlichen Erfahrungen in
seinem Berufsleben interviewt. Sequenzen eines Trainings zum Thema Anhalten von Fahrzeugen
und die Waffenhandhabung während eines Schießtrainings wurden mit der Kamera eingefangen.
Ein Besuch lohnt sich! Nähere Informationen zur Sonderausstellung erhalten
Sie hier: http://www.dasa-dortmund.de/sonder-ausstellungen/die-profis/
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LAFP MAGAZIN
Fit für die Polizei!
„Fit für die Polizei?“ ist sowohl zentrale Frage im Auswahlverfahren für den Direkteinstieg in den
gehobenen Polizeivollzugsdienst als auch Ziel der sportlichen Ausbildung im Bachelorstudiengang.
Eine ausgeprägte körperliche Leistungsfähigkeit ist die Grundvoraussetzung professioneller Aufgabenwahrnehmung im Polizeidienst. Erhalt und Nachweis der körperlichen Fitness ziehen sich wie
ein roter Faden durch das gesamte polizeiliche Berufsleben. So ist regelmäßiges Training – auch
außerhalb des Dienstes – eine dauerhafte Verpflichtung für jede Polizeibeamtin und jeden Polizeibeamten. Bereits für ein erfolgreiches Bewerbungsverfahren sind das Deutsche Sportabzeichen
und das Deutsche Rettungsschwimmabzeichen jeweils in Bronze einzureichen, um die grundsätzliche körperliche Eignung für den Polizeidienst nachzuweisen.
Nach Einstellung in den Polizeidienst und dem 31wöchigen theoretischen Grundstudium an der
Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW beginnt die erste von vier Trainingsphasen in den
Ausbildungsdezernaten des LAFP NRW in Selm, Brühl und Schloß Holte-Stukenbrock. Das praktische Training allgemein und speziell das Sporttraining orientieren sich an den berufsspezifischen
körperlichen Anforderungen des Polizeidienstes, wie beispielsweise mehrstündige Einsätze mit
angelegter Körperschutzausstattung bei sportlichen Großveranstaltungen und Versammlungen mit
erhöhtem Konfliktpotenzial oder die Abwehr körperlicher Angriffe und die zwangsweise Durchsetzung polizeilicher Maßnahmen sowie die Verfolgung flüchtiger Personen.
Das Training der polizeispezifischen Komponenten Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Beweglichkeit
und Koordination erfolgt in den Ausbildungsmodulen Sport, Rettungsschwimmen, Eingriffstechniken und Einsatzausbildung. In 31 Trainingswochen, aufgeteilt auf drei Studienjahre, stehen für
diese Ausbildungsinhalte 269 Stunden zur Verfügung. Auf dem Trainingsplan der jungen Anwärterinnen und Anwärter finden sich sowohl Laufeinheiten, Zirkeltraining, Funktionsgymnastik und
Schwimmen als auch Ball- und Mannschaftsspiele und der Erwerb des Deutschen Sportabzeichens. Neben der angestrebten berufsspezifischen Fitness und der Fähigkeit, Menschen aus Wassergefahren zu retten, werden auch sportwissenschaftliche Kenntnisse vermittelt, um eigenverantwortlich gesundheits- und leistungsfördernd Sport treiben zu können und sich gesundheitsbewusst
zu ernähren.
Die persönliche Motivation zur sportlichen Betätigung gewinnt durch den demografischen Wandel in der Polizei und die stetige Zunahme sogenannter Zivilisationserkrankungen, hervorgerufen
durch steigende Belastungen im Beruf, zunehmenden Bewegungsmangel und geänderte Essgewohnheiten, immer mehr an Bedeutung. „Unsere Sportlehrerinnen und Sportlehrer haben nicht
nur einen Blick auf Stoppuhr, Maßband oder Anzahl von Wiederholungen, sondern ein besonderes
Augenmerk auf Einstellung und Motivation zur sportlichen Betätigung“ weiß Fachkoordinator Martin
Stroop zu berichten. „Ebenso wichtig wie Prüfungsleistungen während des Studiums sind uns
nachhaltige, positive Wirkungen auf das zukünftige sportliche Verhalten unserer Studierenden“.
23
LAFP MAGAZIN
Die Aktivierung der Studierenden durch Einbeziehung
in die Trainingsvorbereitung,
Beteiligung an der Trainingsgestaltung und regelmäßige
Rückmeldemöglichkeiten sind
Bestandteile einer zeitgemäßen und erwachsenengerechten Sportausbildung in der
Polizei NRW.
Methodenverständnis bei den
Studierenden und die sichere
Anwendung verschiedener
Trainingsmethoden sind Voraussetzung für diese umfassende Form der Beteiligung.
Für das Training außerhalb
des Dienstes erhalten die
Studierenden individuelle
Trainingsberatungen durch ihre
Lehrenden. „Unsere Bildungszentren sind mit modernen
Trainingsstätten wie Sport- und
Schwimmhallen, vielseitig
eingerichteten Fitnessräumen,
Sportplätzen und Leichtathletikeinrichtungen ausgestattet.
Nach gemeinsamer Anstrengung und etlichen Trainingsstunden erfolgt die Überprüfung der körperlichen Leistungsfähigkeit an Land und im Wasser. Nur in wenigen Ausnahmefällen wird das sportliche Ziel trotz mehrmaliger Abnahmeangebote nicht erreicht. Die Fortsetzung des Studiums ist in
diesen Fällen ausgeschlossen. In einem Zwölf-Minuten-Lauf, einem polizeispezifischen Hindernisparcours und zwei Schwimm-/Rettungsübungen wird die körperliche Fitness der Studierenden
überprüft.
Die sportlichen Ansprüche der Polizei NRW entsprechen den durchschnittlichen Anforderungen
an Kommissaranwärterinnen und Kommissaranwärter bundesweit und liegen im Vergleich zum
Deutschen Sportabzeichen im Ausdauerlauf zwischen den Leistungsebenen Silber und Gold. Die
Nachweise sind innerhalb der ersten beiden Studienjahre zu erbringen.
Trotz geforderter individueller Leistungsfähigkeit steht im Training stets die Gruppenleistung und
förderliches Teamverhalten im Fokus. So wird die Leistungsüberprüfung im Hindernisparcours
lautstark durch die Kommilitoninnen und Kommilitonen unterstützt und jeder Zieleinlauf mit Applaus
belohnt.
Nach der Ausbildung tragen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte in erster Linie persönlich
Verantwortung für ihre körperliche Fitness und haben diese jährlich durch das Deutsche Sportabzeichen oder polizeispezifische Leistungsnachweise zu belegen. Bei eingeschränkter körperlicher
Leistungsfähigkeit erhalten sie die Möglichkeit zur Teilnahme an Förderprogrammen und einer
Trainingsberatung.
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LAFP MAGAZIN
Neukonzipierte Führungsfortbildung
(FüFo) läuft ...
Nachdem im Jahr 2012 der Startschuss erfolgte, nahm die neue Führungsfortbildung (FüFo) beim
LAFP NRW in Selm im Jahr 2013 „Fahrt auf“. Insgesamt 217 junge Führungskräfte aus verschiedenen Kreispolizeibehörden und Landesoberbehörden besuchten im letzten Jahr die Führungsfortbildung I und II.
Zur Erinnerung:
Führungsfortbildung I : Sie gilt für Führungskräfte, die den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit
(FüFo I)
nicht in der Personalführung, sondern in der fachlichen
Aufgabenwahrnehmung haben. Die Teilnahme ist freiwillig.
Führungsfortbildung II: Sie gilt für Führungskräfte, die eine Funktion (A11-A13) mit
(FüFo II)
Personalverantwortung ausüben und besondere Aufgaben
der Personalführung (z.B. Beurteilungen, Mitarbeitergespräche) haben. Die Teilnahme ist verpflichtend.
Die Führungsfortbildung verfolgt das Ziel, Führungskräfte bei der Wahrnehmung ihrer verantwortungsvollen Aufgabe zu stärken. Folgende Kompetenzen sollen dabei gefördert werden:
-
Persönliche Kompetenz
Soziale Kompetenz
Methodische Kompetenz
Aufgabenbezogene (operative) Kompetenz
Einzelne Themenbausteine (Module) bilden den Inhalt der Führungsfortbildung. Die FüFo I dauert
30 Tage. Die FüFo II umfasst insgesamt 40 Tage, einschließlich einer 10-tägigen Hospitation bei
einer erfahrenen Führungskraft. Selbstreflektion, Gruppenarbeiten, Rollenspiele und Planbesprechungen prägen den Ablauf der Führungsfortbildung. Auch Vollübungen, wie Geiselnahmen und
Bedrohungslagen, werden unter praxisorientierten Bedingungen trainiert, wobei der Führungsaspekt in jedem Training im Vordergrund steht. Abschließend werden intensive Feedbackgespräche
unter der Leitung der Trainerinnen/Trainer der FüFo durchgeführt.
Nach ca. einem Jahr kommen die Teilnehmenden erneut im LAFP NRW zusammen. Im Rahmen
des sogenannten Transfersicherungstages reflektieren sie in einem moderierten Austausch,
welche Erfahrungen sie mit den vermittelten Inhalten im Führungsalltag gemacht haben.
25
LAFP MAGAZIN
Insgesamt unterstreichen die positiven Rückmeldungen der Teilnehmenden, dass auch die neukonzipierte Führungsfortbildung äußerst praxisorientiert durchgeführt wird und ihnen viele „Werkzeuge“
an die Hand gibt, die erfolgreich im Führungsalltag eingesetzt werden können. Der Anfang des
Jahres eingeleitete Evaluierungsprozess zur weiteren Verbesserung der Führungsfortbildung läuft
derzeit auf „Hochtouren“. Nach den gemachten Erfahrungen zeichnet sich ab, dass einige Bereiche
der Führungsfortbildung noch optimiert werden können. Es gilt daher, die notwendigen Verbesserungen umzusetzen, damit die Führungsfortbildung weiterhin einen wichtigen Baustein zur Stärkung der Führungskräfte der Polizei NRW darstellt. Um den Aufgaben auch in Zukunft gerecht zu
werden, ist es erforderlich, weiter zu evaluieren und entsprechende Anpassungen vorzunehmen.
Faktenbox: FüFo 2013
217 TN (Teilnehmerinnen/Teilnehmer - 43 Frauen, 174 Männer)
178 FüFo I TN
39 FüFo II TN
162 TN Direktion GE
48 TN Direktion K
7 TN Direktion V
Ältester Teilnehmer 56 Jahre
Jüngster Teilnehmer 30 Jahre
End of Mission: Einblicke in andere Welten
Für wenige Tage Missionsluft schnuppern - mit diesem Gedanken sind die Ratsbewerberinnen
und Ratsbewerber sowie die Direkteinsteigerinnen und Direkteinsteiger in den höheren Polizeivollzugsdienst des Einstellungsjahrgangs 2012 im April 2013 in Teilgruppen in das Kosovo und nach
Georgien gereist.
Beide Reisegruppen absolvierten jeweils ein eng gestaffeltes Programm. So traf die Kosovo-Delegation unter Begleitung von Vertretern des deutschen Kontingents unter anderen den Ständigen
Vertreter des deutschen Botschafters Herrn Kiesler, den Kommandeur der KFOR-Truppen, Generalmajor Halbauer und Frau Joelle Vachter als Deputy Head of Misson der Rechtsstaatlichkeitsmission im Kosovo (EULEX). Die aktuellen Spannungen im Norden des Kosovo konnten insbesondere an der symbolträchtigen Brücke in Mitrovica nachvollzogen werden, wo eine aufgeschüttete
Straßenblockade (Road Block) die Stadt teilt.
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LAFP MAGAZIN
In Georgien begleitete der Leiter des deutschen Kontingents in der EUMM (European Union
Monitoring Mission in Georgia), Herr Polizeihauptkommissar Joachim Riegger, die Delegation
durch das Programm.
Hier traf die Delegation den Head of Operations der EUMM, Herrn
Trott, und besuchte das Field Office Mtskheta unter der Leitung von
Herrn Whatley. Der Aufenthalt an der Administrative Boundary Line
(Verwaltungslinie) zu Südossetien machte die Konfliktsituation greifbar.
Herr Oberstleutnant i.G. Fricke, Militärattachè der deutschen Botschaft, erläuterte anschaulich den grundlegenden Konflikt zwischen
Georgien und Russland. Der Besuch eines IDP Camps (Binnenflüchtlingscamp) hinterließ intensive Eindrücke von den Lebenswirklichkeiten vor Ort.
In zahlreichen Gesprächen und Besichtigungen gewannen die Teilnehmenden vielfältige Eindrücke. Die Begegnungen mit verschiedenen
deutschen Polizeibeamten aus den Missionen boten die Möglichkeit zu
erfahren, wie es ist, in einer Mission zu arbeiten und zu leben.
„Auch wenn es einige Tage in Anspruch nehmen wird, die gewonnenen Eindrücke zu ordnen, so
steht jetzt schon fest, dass die engagierten Kolleginnen und Kollegen einen wertvollen Beitrag vor
Ort leisten“, so der einhellige Tenor der Teilnehmenden.
Wussten Sie schon,
... dass die Altersstruktur der Polizei NRW insgesamt auch Auswirkungen auf die Entwicklung
der Ratsausbildung hat?
Daher befinden sich zurzeit
-
36 Ratsbewerberinnen und Ratsbewerber im ersten Jahr der Förderphase
30 Ratsbewerberinnen und Ratsbewerber im zweiten Jahr der Förderphase
29 Ratsbewerberinnen und Ratsbewerber im ersten Studienjahr
14 Ratsbewerberinnen und Ratsbewerber im zweiten Studienjahr
Parallel dazu befinden sich
- 5 Direkteinsteigerinnen und Direkteinsteiger im ersten Jahr und
- 5 Direkteinsteigerinnen und Direkteinsteiger im zweiten Jahr der Einführungsphase
für den Direkteinstieg in den höheren Polizeivollzugsdienst
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LAFP MAGAZIN
LAFP NRW:
Jubiläum 40 Jahre Spezialeinheiten
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LAFP MAGAZIN
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LAFP MAGAZIN
Die Qualität der operativen Polizeiarbeit:
Mehr als das Ergebnis von Wissen,
Fertigkeiten und verfügbaren Ressourcen wegweisende Ethikprojekte im LAFP NRW
Mit der räumlichen und konzeptionellen Erstellung des „Grenzgangs“ im November des Jahres
2010 hat das LAFP NRW ein völlig neues Format der Auseinandersetzung mit berufsethischen
Fragestellungen polizeilicher Alltagsarbeit in der Polizei des Landes Nordrhein-Westfalen etabliert.
Entwickelt wurde dieser „Grenzgang“ nicht zuletzt aus dem Bewusstsein heraus, dass es neben
allem theoretischem Wissen und mannigfachen fachpraktischen Fertigkeiten weitere bedeutsame
Bestimmungsfaktoren für erfolgreiche -bürgerorientierte professionelle und rechtsstaatliche- Polizeiarbeit gibt, die insbesondere auch über eine klar werteorientierte, berufsethische Grundeinstellung der polizeilichen Akteure bestimmt wird.
Gleichzeitig ist der „Grenzgang“ unter anderem eine räumliche Konkretisierung des Eingeständnisses, dass es im Bereich der polizeilichen Aus- und Fortbildung, für die das LAFP NRW maßgeblich
Verantwortung trägt, kaum noch „Räume“ für eine systemisch gesicherte Auseinandersetzung mit
berufsethischen Fragestellungen gab. Sie nahmen zusehends eine nur mehr randständige Position
ein.
Mit der Entscheidung zur Erstellung des „Grenzgangs“ unterstrich das LAFP NRW seine Entschlossenheit, sich als zentraler, polizeilicher Bildungsdienstleister seines Bildungsauftrags umfassend
und ganzheitlich anzunehmen. Das Ergebnis präsentiert sich nun auf rund 300 Quadratmetern im
Gebäude 15 in Selm. Hier wurden, nach Identifikation der Aufgabenfelder durch Befragung, vier
Themenräume installiert, die sich mit den besonderen Herausforderungen des Polizeivollzugsdienstes aus berufsethischer Sicht beschäftigen.
Als besonders herausfordernd und belastend wurden durch die befragten Polizeivollzugsbeamtinnen und Polizeivollzugsbeamten folgende Felder hervorgehoben:
-
Umgang mit Randgruppen der Gesellschaft
Polizei und Gewalt
Polizei in Extremsituationen
Umgang mit Sterbenden und Toten
Die Ausstattung der Themenräume besteht aus speziellen Exponaten, Bildern, Texten, Filmsequenzen und Interviews, die jeweils einen direkten Bezug zu den belastenden Aspekten der jeweiligen
polizeilichen Aufgabe gewährleisten und dabei insbesondere eine berufethische Reflexion begünstigen.
30
LAFP MAGAZIN
Der „Grenzgang“ stellt in diesem Kontext in vielfacher Hinsicht ein völlig neues Format dar. Es setzt
sich bewusst ab von der klassischen Seminar- oder Unterrichtsform „Lehrender - Teilnehmer - Lehrgegenstand“ und realisiert im Gegensatz dazu ein besuchergesteuertes Konzept der Auseinandersetzung mit dem eigenen polizeilichen Handeln in thematisch ausgewählten Situationen polizeilicher Grenzerfahrung. Diese wird regelmäßig initiiert über mediale Impulsgeber, wenn gewünscht
auch in einem moderierten Besuchskontext. Es erschließt dabei variable Zugänge zur individuellen
Auseinandersetzung mit berufsfeldspezifischen Problemlagen über affektive und kognitive Kanäle. Diese münden gegebenenfalls in einem Diskurs über berufsethische Fragestellungen, die
sich unmittelbar aus realitätsnahen, polizeilichen Erfahrungswelten
ergeben.
Drei Jahre nach seiner Eröffnung kann festgehalten werden, dass
sich der „Grenzgang“ zu einem Modell mit inzwischen auch bundesweit allerbester Reputation entwickelt hat. Davon zeugen die
vielen polizeilichen und nicht-polizeilichen Besuchergruppen aus
allen Teilen der Republik und die vielen lobenden Einträge in dem
im „Grenzgang“ ausliegenden Gästebuch. Als Konsequenz der
erfolgreichen Umsetzung in der Liegenschaft Selm wurden Verantwortungsträger in allen Bildungszentren (BZ) des LAFP NRW - BZ
„Erich Klausener“ in Schloß Holte-Stukenbrock, BZ „Carl Severing“
in Münster, BZ Neuss und BZ Brühl - beauftragt, für ihren Standort
jeweils eigene, spannende Ethikprojekte zu entwickeln, die kein
„Abziehbild“ des „Grenzgangs“, sondern mit eigenen inhaltlichen
Schwerpunktsetzungen ebenfalls neue berufsethisch orientierte
Formate darstellen sollen.
Die Aufgabe, diese unterschiedlichen Ethikprojekte untereinander inhaltlich und fachlich zu
koordinieren, wurde dem ebenfalls noch zu gründenden und dem Dezernat 33 anzugliedernden „Zentrum für ethische Bildung und Seelsorge in der Polizei NRW“ am Standort Selm des
LAFP NRW übertragen. Die Initiative zur Gründung dieses Zentrums ging vom LAFP NRW aus
und stellt ein konkretes Ergebnis der vielen offiziellen Feierlichkeiten des Jahres 2012 dar, in denen
Staat und Kirche in Nordrhein-Westfalen in ganz unterschiedlichen öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen die 50jährige Wiederkehr der Staatsverträge zur Sicherstellung der Polizeiseelsorge und
des berufsethischen Unterrichts in der Polizei begingen.
Diese Jubiläumsfeierlichkeiten gaben zum einen Anlass zurückzuschauen auf eine über 50 Jahre
hinweg bewährte Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirche in Fragen des berufsethischen Unterrichts und warfen gleichzeitig die Frage auf, wie diese bewährte Kooperation fortentwickelt und
zukunftsfest gemacht werden kann. Im Ergebnis verständigten sich Vertreter der katholischen und
evangelischen Kirche in Nordrhein-Westfalen, des Ministeriums für Inneres und Kommunales NRW
und des LAFP NRW in einem orientierenden Spitzengespräch darauf, gemeinsam die Gründung
des „Zentrums für ethische Bildung und Seelsorge in der Polizei NRW“ anzugehen.
Dieses Zentrum soll eine von allen Partnern getragene Tätigkeit an der Schnittstelle zwischen der
operativen Polizeiarbeit und der polizeilichen Fortbildung aufnehmen. Dabei soll es auch als wissenschaftlich unterstützter Dienstleister Angebote für all diejenigen zu entwickeln, die als Lehrende
in der polizeilichen Fortbildung berufsethische Themen zu bearbeiten haben oder als Seelsorger im
Rahmen der Fortbildung, vornehmlich aber im Bereich der operativen Polizeiarbeit wichtige seelsorgerische Beratungs- und Unterstützungsangebote sicherzustellen haben. Alle mit der Entwicklung des Zentrums Beauftragten sind bemüht, die Voraussetzungen in baulicher, organisatorischer
und insbesondere konzeptioneller Hinsicht zu schaffen, um das Zentrum noch bis Ende des Jahres
2014 seiner Bestimmung übergeben zu können. Bis dahin werden sich sicher auch die Konturen
der übrigen Ethikprojekte im LAFP NRW weiter geschärft haben.
31
LAFP MAGAZIN
In Planung: EthikschulungsRAUM
im Bildungszentrum Brühl des LAFP NRW
Mein Menschenbild ist selbstverständlICH!?
Diese Kernfrage beschäftigt seit Ende Oktober 2012 die Arbeitsgruppe „Ethikschulungsräume“
mit dem Leittitel „MenschenBILDer“.
Der Direktor des LAFP NRW, Dieter Schmidt, beauftragte die Dezernate 13 (Abteilung 1) und 24
(Abteilung 2) mit der Konzeptionserstellung „Ethische Schulungsräume“ im Bildungszentrum (BZ)
Brühl. Sowohl die Inhalte der polizeilichen Auslandsmissionen als auch die Themen der Aus- und
Fortbildung sollten im Schwerpunkt Berücksichtigung finden.
Polizei kann kreativ!
In der Folgezeit tauschten die Mitglieder des Gremiums parallel zu ihren eigentlichen Kernaufgaben Gedanken und Ideen aus, die sukzessiv Formen eines Konzeptionsentwurfes annahmen.
Die bemerkenswerte Mischung aus individuellen Fähigkeiten und Ideenreichtum der polizeilichen
Akteure, mit Unterstützung externer Berater der Polizeiseelsorge und der Fachhochschule für
öffentliche Verwaltung Köln, bot dabei ein enormes Potenzial an kreativen inhaltlichen und gestalterischen Ansätzen.
Weniger Lehr-, mehr Erfahrungs-Raum
Der Schwerpunkt der Konzeption liegt in der Vermittlung eines ethischen Selbstbildes. Dabei wird
die Reflektion des eigenen „Ichs“ und des individuellen Menschenbildes in den Mittelpunkt gestellt.
Es findet eine Analyse der persönlichen Einstellung zur Verschiedenartigkeit der Menschen statt.
Unterschiedliche kulturelle, emotionale oder situationsbedingte Umstände werden mit allen Sinnen
erfahrbar gemacht. Im Folgenden wird ein Perspektivwechsel provoziert.
Hierbei wird durch das aktive Hineinversetzen in einen anderen Menschen die Möglichkeit zur
Entwicklung des Verständnisses für den Anderen eröffnet.
32
LAFP MAGAZIN
Dieses Wissen versetzt Studierende sowie Missionsteilnehmerinnen und -teilnehmer in die Lage,
künftig polizeiliches Handeln differenzierter analysieren, bewerten und optimieren zu können.
Interaktive Elemente, fließend und thematisch aufeinander aufbauend gestaltet, begleiten den
Besucher/die Besucherin beim chronologischen Abgehen der Stationen des „Erlebnispfades“.
Interdisziplinäre Umsetzung
Im Juli 2013 stellte die Arbeitsgruppe den erarbeiteten Konzeptionsentwurf dem Behördenleiter
vor. Räumlich sollen die ethischen Schulungsräume im Gebäude 6 (ehemalige Kleiderkammer)
im BZ Brühl abgebildet werden.
Um die erwarteten Reaktionen bei Besucherinnen und Besuchern zu erzielen und somit der
Grundidee gerecht zu werden, ist es für die architektonische und gestalterische Umsetzung des
Vorhabens unumgänglich, professionelle Unterstützung einzuholen.
Aus den umliegenden in Frage kommenden Hochschulen fiel letztlich die Wahl auf die Alanus
Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter bei Bonn. Die Konzeptionsergebnisse der Arbeitsgruppe stießen beim dortigen Verantwortlichen des Lehrstuhls für Architektur, Prof. Willem-Jan
Beeren, auf großes Interesse.
Nach Abschluss eines Kooperationsvertrages ist ein gemeinsamer einwöchiger Workshop in
Brühl geplant. Dort sollen Studierende der Alanus Hochschule aus den Bereichen Architektur,
Kunst, Bildhauerei und Pädagogik gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Gestaltungsentwürfe erarbeiten, die Grundlage für die fortschreitende Realisierung des berufethischen Erfahrungsraumes
„MenschenBILDer“ sein sollen.
33
LAFP MAGAZIN
Gegen das Vergessen:
Studierende stellen sich der Geschichte …
Stalag-Projektgruppe in Stukenbrock
aktiv seit 2012
Am Fuße des Teutoburger Waldes, inmitten der Senne, nahe der Emsquellen liegt das Bildungszentrum Erich Klausener. Wer durch das Tor zur Liegenschaft fährt, ist sich nicht immer der wechselvollen
Geschichte dieses Geländes bewusst.
Wer mit offenen Augen die Borker Allee entlanggeht, dem werden nicht nur die zahlreichen Birken und
die Heidelandschaft auffallen, sondern auch eine Kirche, die „steinerne Laus“ und ein Denkmal, welches langsam im Boden versinkt. Wir, einige Lehrende, die ihren Dienst in Stukenbrock aufnahmen,
stellten uns die Frage nach der Bedeutung dieser ungewöhnlichen Zeugnisse einer vergangenen Zeit
auf einem Polizeigelände.
Die Antworten, die wir fanden, führten uns
dazu, eine Projektgruppe zu gründen mit
dem Ziel, die Geschichte des Ortes sichtbarer zu machen. Wir wollen dazu beizutragen,
dass alle, die auf diesem Gelände tätig sind,
insbesondere unsere Studierenden, die
geschichtliche Vergangenheit dieses Ortes
kennenlernen und sich mit ihr auseinandersetzen. Das Denkmal erinnert an das Kriegsgefangenenlager (STALAG) für vorrangig
sowjetische Kriegsgefangene. Nach Angaben
von Mitgefangenen sollen 65.000 von ihnen
hier den Tod gefunden haben. Bislang sind
11.000 namentlich identifiziert. Die Laus am
Giebel der ehemaligen Werkstatt wurde von
Kriegsgefangenen geschaffen und erinnert
an die Tortur der Entlausung.
Nach dem Krieg wurde das Gelände bis 1947 als Internierungslager für deutsche Kriegsgefangene
und Kriegsverbrecher genutzt. Seit 1948 dienten die alten Gebäude des Stammlagers als Unterkunft
für Flüchtlinge und Vertriebene. Das „ Sozialwerk Stukenbrock“ war ihnen eine Brücke zur neuen Heimat. Neben der Kirche bot es eine Krankenstation, einen Kindergarten, eine Speiseküche, Läden, ein
Kino und einen Friseursalon.
Die Projektgruppe, die sich aus Lehrenden und den Studierenden des jeweiligen Jahrgangs zusammensetzt, drehte einen Film und verfasste einen Informationsflyer. Es werden Führungen im alten
Arrestgebäude in Zusammenarbeit mit dem Historiker Oliver Nickel organisiert, dem Leiter der Dokumentationsstätte Stalag 326 Senne. Zu Anfang eines jeden ersten praktischen Studienabschnitts
findet eine Informationsveranstaltung in der Aula statt.
LAFP MAGAZIN
Denkmal zum Gedenken der verstorbenen
Kriegsgefangenen, SHS-Studierende in
der Dokumentationsstätte Stalag 326 Senne
So konnten bisher zahlreiche Studierende
für die aktive Mitarbeit in der Projektgruppe
gewonnen werden. Wir beabsichtigen eine
ansprechende Gestaltung des Geländes
um die noch sichtbaren Zeugnisse der Vergangenheit. Wir denken, dass wir so einen
wichtigen Schritt in unserem Engagement
gegen das Vergessen tun können.
Für Interessierte folgt hier ein Link des
Internetsauftritts der offiziellen Gedenkstätte
Stalag 326:
http://www.stalag326.de/
Bau- und Liegenschaftsmanagement
Als moderner und kundenorientierter Dienstleister passt das LAFP NRW seine Trainings- und Übungsstätten fortlaufend an die gestellten Bedarfe an. Neue Erkenntnisse in Bezug auf Übungsgestaltung
und Trainingsverfahren stellen häufig veränderte Anforderungen an vorhandene Räumlichkeiten.
Eine Herausforderung des Bau- und Liegenschaftsmanagements liegt in der Zusammenführung
der räumlichen Bedarfe und einer möglichst optimalen Verwirklichung dieser Erfordernisse innerhalb der zur Verfügung stehenden Infrastruktur. Hier ist eine enge Zusammenarbeit mit den eigenen
Bedarfsträgern einerseits (z. B. Vertretern der Aus- und Fortbildung) und mit den Vermietern (in der
Regel dem örtlich zuständigen Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen)
andererseits erforderlich.
Darüber hinaus umfasst ein zukunftsorientiertes Bau- und Liegenschaftsmanagement immer auch
die planerische Komponente: ausgehend von der Entwicklung der Rahmenbedingungen und räumlichen Anforderungen werden alle Liegenschaften des LAFP NRW für sich sowie im Gesamtkontext
konzeptionell fortentwickelt. Zukunftsweisende Planungen werden hausintern abgestimmt und in
Abstimmung mit dem Ministerium für Inneres und Kommunales NRW vorangetrieben.
Wie bunt das Bild der an die Infrastruktur gestellten Anforderungen ist, zeigt allein die weiträumige
Verteilung des LAFP NRW von der Senne bis zum Rheinland in Verbindung mit der unterschiedlichen
Aufgabenwahrnehmung innerhalb der einzelnen Liegenschaften: An den Standorten Selm, Brühl
und Schloß Holte-Stukenbrock werden künftige Polizistinnen und Polizisten ausgebildet. Gleichzeitig
werden hier Fortbildungsinhalte vermittelt. In den Bildungszentren Münster und Neuss werden ausschließlich Fortbildungsmaßnahmen angeboten.
Darüber hinaus finden an mehreren im Land NRW verteilten Liegenschaften spezifische Trainings in
ebenfalls durch das LAFP NRW betriebenen Trainingszentren statt. So werden z. B. Teile des ehemaligen Bundeswehrgeländes in Selm für Aus- und Fortbildungstrainings oder das Trainingszentrum
Everswinkel für Fahr- und Sicherheitstrainings genutzt.
35
LAFP MAGAZIN
Eine Vielzahl neuer Anforderungen an den verschiedenen Standorten bringt immer neue Anpassungserfordernisse mit sich. Auch im Jahr 2013 wurden einige wesentliche Um- bzw. Erweiterungsbaumaßnahmen umgesetzt oder in die Wege geleitet.
Selm
Am Standort Selm wurden in den Jahren 2011 und 2012 in Anpassung an die Erhöhung der jährlichen Einstellungszahlen sowie die Einführung des Bachelor-Studiengangs bereits umfangreiche
Um- und Neubaumaßnahmen umgesetzt. Dieses Maßnahmenpaket wurde im Jahr 2013 mit der
Fertigstellung einer sogenannten FX-Trainingsstätte abgeschlossen. Hierzu wurde auf dem direkt
angrenzenden Gelände des einstigen Bundeswehrdepots ein ehemaliges Verwaltungsgebäude
umgebaut, so dass nunmehr standardisierte Trainings insbesondere mit Blick auf Amok-Straftaten
unter realitätsnahen Bedingungen durchgeführt werden können.
Die kontinuierliche Erhöhung der Einstellungszahlen erfordert selbstverständlich auch den Einsatz
zusätzlicher Lehrender in der Ausbildung. Im Jahr 2013 wurde folglich mittels einiger größerer
Umbaumaßnahmen an mehreren Gebäuden die Unterbringung aller Lehrenden in der Ausbildung
sowie deren Modulgruppenleitern innerhalb eines Gebäudes ermöglicht. Das Ausbildungsdezernat
wurde in diesem Zuge im dazu umgebauten Nachbargebäude untergebracht. Somit wurden die
Bedingungen für eine enge Zusammenarbeit aller in der Ausbildung tätigen Mitarbeiter geschaffen.
Darüber hinaus wurden durch weitere bauliche Veränderungen
- eine nutzergerechte Zentralisierung der Lagerhaltung am Standort verwirklicht
- der Fahr- und Sicherheitsplatz am Standort saniert und durch Erstellung einer
Anfahrtsstrecke zur Beschleunigungsspur das Fahr- und Sicherheitstraining optimiert.
Bildungszentrum Brühl
Im Bildungszentrum Brühl wird derzeit eine 500 m² große FX-Trainingsstätte realisiert, die Fertigstellung dieser Trainingsstätte soll Ende des 1. Quartals 2015 erfolgen. Darüber hinaus erforderte
die weitere Erhöhung der Einstellungszahlen auf insgesamt 1500 Kommissarsanwärterinnen und
Kommissarsanwärter die Planung eines weiteren Multifunktionsgebäudes in Brühl, das ebenfalls
im 1. Quartal 2015 fertig gestellt sein wird.
Auch das Thema Umweltschutz wird im Bildungszentrum Brühl bewegt. So wurde im Jahr 2012
für das BZ Brühl ein Vertrag über ein neues Energiekonzept abgeschlossen. Zur Reduzierung des
Energieverbrauchs wurde durch den Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB NRW) in Abstimmung mit dem LAFP NRW ein neues Energiekonzept entwickelt. Die Energieversorgung wird
künftig über ein Blockheizkraftwerk erfolgen. Mit der Errichtung der Anlage, die eine Kohlendioxidreduktion von ca. 90% erreichen wird, wird im kommenden Jahr begonnen.
Bildungszentrum Schloß Holte-Stukenbrock
Das in der Senne liegende Bildungszentrum „Erich Klausener“ in Schloß Holte-Stukenbrock hat
im Dezember 2013 ein neu errichtetes Explosivstofflager in Betrieb genommen. Seitdem werden
dort die für die Ausbildung von Sprengstoffspürhunden erforderlichen Sprengstoffe eingelagert.
Im Rahmen der fortwährenden Liegenschaftsertüchtigung wurde zudem die Auslaufzone des Fahrund Sicherheitstrainingsplatzes in SHS an den aktuell geltenden Sicherheitsstandards ausgerichtet
und erneuert.
Liegenschaften dieser Größenordnung erfordern einen hohen Aufwand an Koordination, Planung
und baulicher Aktivität, um sie für die vielfältige Nutzung „fit“ zu halten. Neben größeren Vorhaben
werden daher an allen Standorten fortwährend kleinere bauliche Anpassungen und liegenschaftspflegende Maßnahmen durchgeführt.
Eine Fotocollage unserer Liegenschaften finden Sie auf den Seiten 86 und 87.
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LAFP MAGAZIN
Veranstaltungsmanagement im LAFP NRW:
Geschichten von guten Herzen und leuchtenden
Kinderaugen
Ein freundliches Lächeln bei der Ankunft, das Einchecken läuft rund, die Seminartechnik lässt
nichts zu wünschen übrig; all dies und noch eine Vielzahl weiterer Serviceangebote kennen Polizeibedienstete aus unserem Land, den anderen Bundesländern und auch Gäste aus aller Welt, die
schon einmal zu Gast beim LAFP NRW in Selm gewesen sind.
„Besuch der Grundschule Capelle“
Das Blau der T-Shirts passt bereits: Die Schüler der Grundschule Capelle waren sich nach
einem aufregenden Tag einig: „Wir werden Polizisten.“. Strahlende Gesichter und die leuchtenden Augen
bewiesen zudem, dass ein unvergessliches Erlebnis hinter den jungen Besuchern des LAFP NRW in Selm lag.
Die Gewährleistung eines reibungslosen Veranstaltungsablaufs, angefangen mit der Orientierung
auf dem Gelände des LAFP NRW über den Bezug der Zimmer bis hin zur Gestellung von Räumlichkeiten und technischer Unterstützung, ist Aufgabe des Zentralen Veranstaltungsmanagements.
Die dort angesiedelten Aufgaben umfassen das Veranstaltungsmanagement mit der technischen
und organisatorischen Vorbereitung, Durchführung und Begleitung von Tagungen, Seminaren und
Konferenzen sowie den Betrieb der Sportstätten einschließlich Schwimmbad und Wellnessbereich,
der Kantine mit den Begegnungsstätten, der Druckerei und der
Poststelle. Das Seminarbüro, das als erste Anlaufstelle für Gäste
und Kunden als Aushängeschild des LAFP NRW anzusehen ist,
der Pförtnerdienst sowie die Hauswartin/Hauswarte, Hausmeister
und der Reinigungsservice komplettieren den Bereich des Zentralen Veranstaltungsmanagements.
Neben dem Kerngeschäft, dem Service an polizeizugehörigen
Fortbildungsteilnehmern, kommt auch der Betreuung von Besuchergruppen eine große Bedeutung zu. Das Interesse aus den
37
LAFP MAGAZIN
unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen und diversen Institutionen an „ihrer“ Polizei ist nach wie
vor ungebrochen. Jährlich steigt daher die Nachfrage an geführten Besichtigungen des LAFP NRW
in Selm auf derzeit über 30. So unterschiedlich das Alter, die Zusammensetzung und die Intentionen der Besucher hierbei auch sind: Das Interesse an den Aufgaben der Polizei, deren Ausbildung
und Ausstattung ist bei allen Gästen gleich hoch. Dabei bedarf es für jede Gruppe eines individuell
vorbereiteten Programms.
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Veranstaltungsmanagements, die diese Führung sachkundig leiten, ist jeder einzelne Termin spannend, ganz gleich ob es sich um ausländische Delegationen als Gäste des Ministeriums für Inneres und Kommunales NRW (MIK NRW) oder um quirlige
Kindergarten- oder Schülergruppen handelt. Gerade letztere bringen mit ihrem Wissensdurst auch
den Fachkundigsten leicht ins Schwitzen. Wenn dann aber leuchtende Kinderaugen beweisen,
was für ein toller Tag es für die kleinen zukünftigen Polizistinnen und Polizisten war, ist die oftmals
umfangreiche Vorbereitungsarbeit vergessen.
„Besuch katholischer Frauen (KAB)“
Die Frauen der katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) waren sich
einig: „Unsere zukünftigen Polizeibeamtinnen und -beamte werden
hervorragend geschult.“ Sich selber stets für ihre Mitmenschen einsetzend, wussten die engagierten Damen die modernen und modernsten
Standards erfüllende Ausbildungsstätten des LAFP NRW in Selm zu
bewerten.
„Besuchergruppe behinderte Menschen“
Trotz ihrer gesundheitlichen Einschränkungen war das Interesse
an „ihrer“ Polizei ungewöhnlich hoch: Die Frauen und Männer
einer Betreuungseinrichtung erlebten einen informativen und spannenden Tag auf dem weitläufigen Gelände des LAFP NRW in Selm.
Die Absolventinnen und Absolventen der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster haben
naturgemäß ein großes Interesse an den aktuellen Entwicklungen der Aus- und Fortbildung.
Sie sind daher genauso gern gesehene Gäste in der Liegenschaft wie unsere Pensionäre.
Diese sind in ihrem „Unruhestand“ oftmals noch sehr an ihrem ehemaligen Beruf interessiert.
Mit Begeisterung werden die technischen und fachlichen Neuerungen von den Ruheständlern,
die in vielen Fällen selbst lange Jahre in der Liegenschaft Selm ihren Dienst versehen haben,
aufgenommen. Dass bei solchen Terminen wertvolles Erfahrungswissen ausgetauscht wird und
sich auch die eine oder andere fast vergessene Freundschaft wieder auffrischen lässt, ist nur ein
weiteres positives Ergebnis solcher Besuche im LAFP NRW.
Allen Besuchergruppen gemein ist dann doch eines, nämlich die andächtige Stille wenn der Bereich des „Wächters“ mit dem Grenzgang und dem Ethikraum zur Besichtigung ansteht. Hier regt
alles zum Innehalten und Nachdenken an. Die Bedeutung des Mahnmals ist nahezu körperlich zu
spüren, berichten Gäste oftmals.
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LAFP MAGAZIN
Abschließend seien auf der Gästeliste noch die helfenden Hände und guten Seelen von Hilfsorganisationen und Vereinen mit sozialer Ausrichtung genannt, die ihrerseits viele ehrenamtliche Arbeit
und Kraft in das Wohl anderer Menschen stecken.
Insgesamt steht fest, dass mit der Betreuung von Besuchergruppen eine intensive und sich selbst
multiplizierende Werbung für die Polizei NRW geleistet wird, die sich bereits in den durchweg positiven und herzlichen Rückmeldungen der Gäste widerspiegelt.
Daher heißt es auch in 2014 wieder
„Herzlich willkommen im LAFP NRW!“
„Gruppe MIK NRW“
Angeführt vom Minister für Inneres und Komunales
des Landes NRW, Herrn Ralf Jäger (6. von links) erlebte eine
Abordnung aus dem Ministerium für Inneres und Kommunales
hautnah die Leistungsfähigkeit des LAFP NRW.
„Usbekische Delegation“
Auf dem Gelände des LAFP NRW in Selm kein ungewohnter
Anblick: Prachtvoll gestaltete Uniformen aus aller Welt gibt es zu
bestaunen, wenn Delegationen von ausländischen Polizeibediensteten vor Ort zu Besuch sind. Gerade die hier
umgesetzten Standards im Bereich der Aus- und Fortbildung
beeindrucken die sachkundigen Besucher immer wieder aufs Neue.
Intrapol NRW:
Herausforderung Wissensmanagement
Mehr denn je ist Wissensmanagement heute eine Herausforderung. Die Halbwertzeit von Wissen wird immer kürzer. Neue Informationen, Gesetze und Bestimmungen müssen täglich fachlich
aufbereitet werden. Fachthemen werden zunehmend komplexer, die jederzeitige Verfügbarkeit von
Dokumenten ist Arbeitsvoraussetzung. Arbeitsplatzrotation und demografischer Wandel fordern
zusätzlichen Wissenstransfer.
Rückblick: Bevor es das Intrapol NRW gab, unterhielt jede Polizeibehörde einen eigenen IntranetAuftritt. So gab es 50 polizeiliche Intranets mit unterschiedlichen Themen und unterschiedlichen
Qualitätsstandards. Wer sich einen Überblick über ein bestimmtes Thema verschaffen wollte und
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LAFP MAGAZIN
dafür auf verschiedenen Behördenauftritten unterwegs war, musste damit rechnen, differierende
oder veraltete Informationsstände anzutreffen. Auf Verlässlichkeit konnte man nur bedingt hoffen.
Eine übergeordnete zentrale Redaktion, die Informationen qualitätsgesichert aufbereitet hat, gab
es in dem Sinne damals nicht. Insofern war es konsequent, im Jahr 2011 den Startschuss für das
Intranet der Polizei NRW (Intrapol NRW) zu geben.
Die Philosophie
Jürgen Göhl, Wissensmanager und erfolgreicher Unternehmer, vergleicht ein Intranet mit einer
Blutbahn mit kleinsten Verästelungen, in dem Wissen durch den Organismus strömt und damit
die Organe mit Sauerstoff versorgt. Dieses Bild muss allerdings um ein kräftiges Zentrum (Herz)
erweitert werden, ohne das erst gar kein Wissen in die Blutbahn gelangen kann. Zentrale Wissensverteilung, -steuerung und -aktualisierung sind dem folgend auch wichtige Stützpfeiler für die
Kernphilosophie des Intrapol NRW. Aus diesem Grund wurden die vier landesweiten Fachportale
Einsatz, Kriminalität, Verkehr und Zentrale Aufgaben eingerichtet. Hier sollen landesweit einheitliche Informationen einmalig abgelegt und für alle nutzbar gemacht werden.
Das Teildezernat (TD) 52.2 betreibt dabei das Fachportal Zentrale Aufgaben mit den Schwerpunktthemen Bildung, Personal, Gesundheitsmanagement, Recht und Technik. Kennzeichnend für das
Intrapol NRW ist zwar die zentrale Administration der Fachthemen, gleichwohl ist jede Kollegin und
jeder Kollege eingeladen, das vorhandene Fachwissen einzubringen. Ziel von Intrapol NRW ist es
denn auch, alle Informationen vorzuhalten, die zur täglichen Aufgabenerledigung benötigt werden.
Umgesetzte Projekte
Neben dem klassischen „Alltagsgeschäft“ werden im Teildezernat 52.2 immer wieder spezifische
Projekte umgesetzt. So wurde beispielsweise in Zusammenarbeit mit dem Dezernat 32 die
„Zentrale Auskunft für Rechtsfragen in der Fortbildung der Polizei NRW“ (ZARF) geschaffen, eine
Plattform, auf der regelmäßig aktuelle Rechtsfragen anhand fachlicher Kriterien aufbereitet werden.
Dieses Angebot kann im Intrapol NRW unter Zentrale Aufgaben/Recht/ZARF genutzt werden.
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LAFP MAGAZIN
Gemeinsam mit den Bibliotheken Selm und Neuss wurde ein
digitaler Zeitschriftenservice ins Leben gerufen, über den sich
die Kolleginnen und Kollegen Zugriff auf mehrere Fachzeitschriften, z. B. der Neuen Juristischen Wochenschrift (NJW)
oder der Neuen Zeitschrift für Strafrecht (NStZ), verschaffen
können.
Über eine eigens dafür eingerichtete Benachrichtigungsfunktion können sich die Kolleginnen und Kollegen regelmäßig
über das Erscheinen einer neuen Ausgabe informieren lassen.
Nähere Informationen, insbesondere auch eine Anleitung zur
Einrichtung der Benachrichtigungsfunktion, findet jeder Interessierte im Intrapol NRW unter Zentrale Aufgaben/Bildung/Bibliothek.
Aktuell umgesetzt wurde die „Schmerzensgeldtabelle“, ein Recherchetool für Sachbearbeiterinnen
und Sachbearbeiter, die für die Schadensersatzangelegenheiten der Behörden zuständig sind.
Darin werden für alle Polizeibehörden frei zugänglich wichtige Gerichtsurteile aus dem gesamten
Bundesgebiet gesammelt und nach den spezifischen Verletzungen kategorisiert. Zu jedem Urteil
bieten „Quick Facts“ einen schnellen Überblick über Schmerzensgeldhöhe, konkrete Verletzungsmuster, Behandlungsverlauf und sonstige entscheidungserhebliche Tatsachen (z. B. Alter des
Geschädigten, Mitverschulden, ausgeübter Beruf, etc.).
Wer für seinen Sachverhalt mehr Informationen benötigt, folgt einfach dem bei allen eingepflegten
Urteilen hinterlegten Link zu einer frei im Internet verfügbaren Langfassung (Urteilsbegründung).
Durch fortlaufende Recherchen bauen wir dieses Informationsangebot, das den Vergleich mit kommerziellen Anbietern nicht zu scheuen braucht, sukzessive aus. Zu finden ist die Schmerzensgeldtabelle im Intrapol NRW unter Zentrale Aufgaben/Recht/Schadensersatz.
Diese beispielhaft aufgeführten und nur kurz angerissenen Intrapol-Lösungen sind das Ergebnis
kreativer Ideen, die speziell entwickelt wurden. Neben diesen spezifischen Projekten wurden gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem LKA NRW und dem LZPD NRW auch fachportalübergreifende Gesamtlösungen umgesetzt. Aktuell sind dies zum Beispiel die Realisierung
einer zentralen Erlasssammlung im Intrapol NRW und die weitere Optimierung der Suchmaschine.
Wie können Sie sich beteiligen?
In vielen Köpfen und Schreibtischen steckt wertvolles Fachwissen, das für Andere hilfreich wäre.
„Wenn IBM wüsste, was IBM weiß, wären wir doppelt so profitabel“, lautet ein Zitat eines ehemaligen IBM-Managers. In diesem Sinne hat jede Kollegin und jeder Kollege in allen Polizeibehörden
des Landes die Möglichkeit, zu einem bestimmten Fachbereich Artikel zu schreiben, entsprechende Dokumente einstellen zu lassen oder auch Hinweise zu sinnvollen Verlinkungen zu geben.
Jede Website weist auf den zuständigen Ansprechpartner der Seite und dessen Erreichbarkeit hin.
Da die aktive Teilhabe vieler Kolleginnen und Kollegen am Intrapol NRW gefördert werden soll,
setzt das Wissensmanagement (WM) des LAFP NRW ganz bewusst auf einen schmalen Redaktionsprozess. Sofern Sie der Meinung sind, etwas zu einem Thema von landesweiter Bedeutung
beitragen zu können und Sie von Ihrer Dienststelle die Erlaubnis bekommen haben, können Sie
das Fachdezernat für WM des LAFP NRW direkt ansprechen.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Wissensmanagements nehmen Ihren Inhalt entgegen und
setzen diesen mit Ihnen zielgruppengerecht um. Soweit erforderlich, wird auch der Kontakt zu weiteren Experten hergestellt. Somit können auch Sie zur guten Qualität des Intrapol NRW beitragen.
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LAFP MAGAZIN
Beratung und Unterstützung
der Polizeibehörden des Landes in
allen Angelegenheiten des Polizeisports
So lautet die konkrete Auftragslage des Ministeriums für Inneres und Kommunales des Landes
Nordrhein-Westfalen an das LAFP NRW. Umgesetzt wird dieser Auftrag u. a. durch das sportwissenschaftliche Team der Fortbildungsstelle Polizeisport.
„Wir haben eine Idee zum Dienstsportangebot unserer Behörde, jedoch ein paar Fragen zur Umsetzung.“ - „Wie verknüpfe ich das Dienstsportangebot meiner Behörde gut mit den speziellen Gegebenheiten einzelner Dienststellen?“ - „Was habe ich aus wissenschaftlicher Sicht zu beachten,
wenn wir das Projekt …“ - „Wie bekomme ich den Start der Förderprogramme optimal hin?“ - „Wir
fragen uns bei der Umsetzung des Sporterlasses, ob …“. So und ähnlich lauten mehr oder weniger
konkrete Anfragen zur Möglichkeit der Beratung und Unterstützung seitens der Fortbildungsstelle
Polizeisport.
Nach Konkretisierung der Anfrage bzw. Problemstellung wird parallel zum Aus- und Fortbildungsangebot jedes Anliegen bearbeitet. Meist geschieht dies in einem telefonischen Beratungsgespräch
oder durch schriftlichen Kontakt. Nicht selten sind
jedoch Unterstützungen vor Ort - in der Behörde zielorientierter oder ausdrücklich erwünscht. Vor
dem Hintergrund der thematisch breit aufgestellten Sportwissenschaftlerinnen und Sportwissenschaftler wird dann Know-how des LAFP NRW in
die jeweilige Behörde gebracht oder dort sogar
SPORTLICH praktiziert.
Beratung und Unterstützung vor Ort führten
exemplarisch zu Maßnahmen wie „Körperliche
Fitness und demografische Entwicklung“, „Kraft
und Ausdauer als Grundlage der körperlichen
Einsatzfähigkeit“, „Rückenstabilisation im Einsatzgeschehen“, „3000 Schritte mehr – EIN Weg zu
mehr Fitness“, „Erhaltung von Einsatzfähigkeit
durch Sport und Ernährung“ sowie „Messung der
körperlichen Einsatzfähigkeit zur Optimierung
individueller Trainingskonzepte“.
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LAFP MAGAZIN
Deutsch-Niederländischer Expertenaustausch
im Bereich Einsatztraining
Seit einigen Jahren kooperiert das Teildezernat 11.1 im Rahmen länderübergreifender Fortbildung
mit der Niederländischen Polizei.
Im Jahr 2012 fand in der Zeit vom 03.09.2012
bis zum 07.09.2012 im Bildungszentrum Brühl
ein Seminar für Polizeitrainerinnen und Polizeitrainer aus unterschiedlichen Regionen der Niederlande sowie für Dozentinnen und Dozenten
der Polizeiakademie Amsterdam unter Leitung
des Teildezernates 11.1 statt. Thema des Seminars war das Einschreiten von Erstkräften bei
herausragenden Einsatzlagen. Hierbei wurden
aufgrund eines Amoklaufs im niederländischen
Alphen am Rijn die Schwerpunkte im Bereich
von Amok- und Bedrohungslagen behandelt
und eine Fortsetzung dieser Zusammenarbeit
für das Jahr 2013 wurde vereinbart.
Im Sommer 2013 erhielten die Lehrtrainer der
Fortbildungsstelle Einsatztraining die Gelegenheit, die Fortbildungseinrichtungen der niederländischen Einsatztrainer in den Standorten
Sevenum (Limburg) und Amsterdam sowie
der Polizeiakademie in Ossendrecht zu besuchen. An insgesamt vier Tagen wurde bis in die
Abendstunden intensiv im Bereich Taktik/Eigensicherung und Schießen/Nichtschießen mit
der P 99 und der MP 5 trainiert. Dabei erhielten
die deutschen Fortbilder tiefe Eindrücke in die
Trainingsinhalte und Methoden der Niederländischen Lehrtrainerausbildung. In den Niederlanden sind die Einsatztrainings der Polizei
und auch die Lehrtrainerausbildung jüngst von
Wissenschaftlern der Freien Universität Amsterdam im Bezug auf ihre Wirksamkeit analysiert
und evaluiert worden. Diese Erkenntnisse und
zahlreiche neue Ideen für das Einsatztraining
konnten die Lehrtrainer aus den Niederlanden
und dem LAFP NRW mitnehmen.
Die Tage in den verschiedenen Trainingszentren der niederländischen Polizei wurde von
allen Beteiligten als hoch informativ empfunden
und die Intensivierung der Zusammenarbeit
als zielführend für die Weiterentwicklung der
polizeilichen Aus- und Fortbildung gewertet. Ein wichtiger Ausfluss des Trainings war, dass sich
nicht nur die trainierten Einsatzlagen an der Realität orientieren müssen, sondern auch der „echte
Stressfaktor“ im Training dargestellt werden muss. Diese Methode wird beim Einsatztraining NRW
immer mehr Einzug finden.
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LAFP MAGAZIN
Spürnasen aus ganz Deutschland
trainieren beim LAFP NRW
Eines der herausragenden Ereignisse im Diensthundwesen der Polizei NRW im Jahr 2013 war die
3. bundesweite Polizeiarbeitstagung für Personenspürhundführerinnen und Personenspürhundführer. Diese wurde in der Zeit vom 08. - 12. Juli durch das LAFP NRW am Standort Schloß Holte-Stukenbrock ausgerichtet. Ingesamt 43 Fachvertreterinnen und Fachvertreter aus 13 Bundesländern
nahmen an dieser Veranstaltung teil.
Bei der diesjährigen
Arbeitstagung standen
neben Trainingstrails in
länderübergreifenden
Kleingruppen auch
praxisnahe Suchen
unbekannter Zielpersonen bei einem
Spurenalter von etwa
24 Stunden im Vordergrund.
Von großem Interesse
waren die ersten Überlegungen und Übungen zu einem denkbaren Sicherungskonzept
zum Einsatz der
Personenspürhunde
bei der Suche nach gewaltbereiten Straftätern. Die Spürhunde führten hierbei in unterschiedlichen
Szenarien die Zugriffskräfte des SEK Münster in die Nähe der versteckten Zielpersonen.
Für diese Veranstaltung konnte die Tierärztin und Tierverhaltensexpertin, Frau Angelika Wolf,
die zurzeit ihre Dissertation zum Thema „Einfluss des Alters von Geruchsspuren auf die Ausarbeitung von Fährten durch Mantrailing-Spürhunde“ vorbereitet, gewonnen werden.
Bei dieser Studie handelt es sich um die weltweit
erste wissenschaftliche Untersuchung zu diesem
Themenkomplex. Frau Wolf erläuterte neben dem
Aufbau ihrer Studie auch die ersten Erkenntnisse
nach ca. 140 der insgesamt 570 geplanten Trails
(Übungspfäde).
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LAFP MAGAZIN
Diese wurden unter den Zuhörern intensiv diskutiert. Eigene Erfahrungen wurden im Kreise der
Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer ausgetauscht. Mit Spannung warten nun alle auf die
Veröffentlichung neuer Erkenntnisse nach abschließender Auswertung im Jahr 2014.
Bei der Spurenverfolgung mit Spürhunden anhand des einzigartigen Individualgeruchs eines
Menschen handelt es sich um einen äußerst komplexen Arbeitsbereich der Diensthundausbildung.
Daher wird das länderübergreifende Zusammenführen erlangten Wissens durch einen theoretischen und praktischen Austausch auch zukünftig eine Qualitätssteigerung und Weiterentwicklung
für alle Beteiligten bedeuten.
Auf Kreuzfahrt mit der Abteilung 1
Es ist Samstag, der 25. September, Bordzeit 19:30 Uhr. Für die kommenden Stunden
meldet der Wetterbericht Sturm. Trotz einiger
alkoholbedingter Zwischenfälle geht es den
Passagieren nach 14 Tagen an Bord nach wie
vor gut. Das Ziel Miami sollte in drei Tagen
erreicht werden …
Was sich anhört wie ein Reisebericht eines
Kreuzfahrers, ist der Einstieg in ein Szenario, das Teilnehmerinnen und Teilnehmer
seit Sommer 2013 im Rahmen des Simulationstrainings zur Führungsgruppen- und
Führungsstabsarbeit unter dem Stichwort
„MS Antwerpen“ im Teildezernat 12.1 erleben können.
Die MS Antwerpen ist ein älteres, mehrfach umgebautes Kreuzfahrtschiff, auf das sich die Fortbildungsteilnehmer für die Dauer von drei bis vier Stunden gedanklich begeben sollen. Auf ihrer Fahrt
übernehmen sie dabei die Rollen der Führungsmannschaft und manövrieren das Schiff mit 300
Passagieren und 200 Besatzungsmitgliedern durch zum Teil unruhige Gewässer.
Die Idee, sich fernab von fachspezifischen
Themen als Gruppe einer besonderen Herausforderung zu stellen, ist nicht neu und findet
sich in zahllosen Verhaltens- und Gruppenfortbildungen wieder.
Das Besondere der MS Antwerpen ist die
Darstellung auf der einen Seite realitätsnaher,
nautischer Herausforderungen und auf der anderen Seite technisch, hochkomplexer Zusammenhänge, die im Rechner simuliert und durch
die Übungsleitung an die Teilnehmer gesteuert
werden können.
Fachfremde Szenarien zu bewältigen und dennoch wertvolle Erfahrungen für den eigenen
Arbeitsbereich zu sammeln, ist das Ziel dieser
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LAFP MAGAZIN
Selbstreflexionsübung, die durch die Universität Jena und dem Klinikum Aachen entwickelt wurde.
Für dieses Vorhaben wurden im Frühjahr 2013 aus dem Teildezernat 12.1 fünf Trainer durch die
Uni Jena zertifiziert und begeben sich seitdem mit wechselnden Gruppen „auf große Fahrt“.
Bei den Teilnehmerinnen und
Teilnehmern sind grundsätzlich
keine wesentlichen Vorkenntnisse, weder im polizeilichen, noch
im nautischen Sinne erforderlich.
Somit ist die Übung sowohl für
einsatzerfahrene als auch für ungeübte Kräfte ein abwechslungsreiches und intensives Erlebnis.
Eine professionelle Aufbereitung
der Übungsbeobachtungen wird
durch den Einsatz moderner
iPads abgerundet. Die Trainer
nutzen diese, um neben klassischen Notizen auch Szenerien
bildlich einzufangen, die die Analyse- und Transferphase in der
Nachbereitung im wahrsten Sinne
des Wortes „untermalen“ sollen.
Neben eindrucksvollen Erlebnissen, die aus der Übung mitgenommen werden, interessiert das
Teildezernat 12.1 vor allem die
Frage „Was muss ich tun, um alle
ins Boot zu holen?“. Auf polizeiliche Anlässe übertragen, verbirgt sich dahinter das Bestreben, in
einer Führungsgruppe ein gemeinsames Bild einer Lage zu erzeugen, um die Herausforderungen
des Einsatzes bestmöglich bewältigen zu können.
Hierzu werden die festgestellten Wirkelemente und Einflüsse dokumentiert. Sie sollen zukünftig
verlässliche Grundlage für eine optimale Fortbildung in der Stabsarbeit werden. Auf dem Weg,
erfolgskritische Handlungsfelder eines „shared mental model“ zu identifizieren, sind noch „Relingplätze“ frei.
Gute Fahrt!
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LAFP MAGAZIN
jung - krass - (un-)demokratisch Radikalisierung von Jugendlichen vorbeugen
Unter der Maxime „Transparenz und Offenheit für den gemeinsamen Erfolg“ haben wir im LAFP
NRW erneut den Rahmen und die Gastfreundschaft für einen interinstitutionellen fachlichen Austausch geboten. Als Gastgeber für die 19. Fachtagung des Landesarbeitskreises NRW - Jugendhilfe, Polizei, Schule - (LAK-NRW) konnten wir im September 2013 ein großes Fachpublikum in
unserem Bildungszentrum in Selm begrüßen.
Der LAK-NRW ist nunmehr seit fast 30 Jahren eine feste Größe, wenn es um die vernetzte Kinderund Jugendpräventionsarbeit in Nordrhein-Westfalen geht. Die Polizei NRW ist eines der Gründungsmitglieder und wir als LAFP NRW sind ständiges Mitglied in diesem Gremium. Daher freute
es uns besonders, in unserer Liegenschaft in Selm die Veranstaltung ausrichten und ein großes
Fachpublikum begrüßen zu können.
Der Direktor LAFP NRW Dieter Schmidt hieß persönlich die 230 Gäste aus den Bereichen Jugendhilfe, Schule und Polizei in der voll besetzten Aula willkommen. So wurde unser Haus bereits zum
zweiten Mal für zwei Tage „das Zentrum eines kooperativen, fachlich-wissenschaftlichen Austauschs“ im Bereich der Kinder- und Jugendprävention in NRW.
Fachliche Hintergründe
Themenschwerpunkt dieser Veranstaltung waren Radikalisierungstendenzen junger Menschen
in unserer Gesellschaft. Der LAK-NRW identifizierte Extremismus in Nordrhein-Westfalen sehr
schnell als ein gleichermaßen akutes wie schreckliches Thema. Erschütternde Fakten wie
-
das Bekanntwerden der NSU-Mordserie
die Aktivitäten der rechtsextremen „pro-Bewegung“
die Zusammenstöße zwischen deutschen Rechtsextremisten und radikalen Salafisten
der versuchte Bombenanschlag am Bonner Hauptbahnhof und
die Messerattacken von Salafisten auf Polizeibeamte
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LAFP MAGAZIN
zeigten die nicht widerlegbare Aktualität des Themas für unsere Gesellschaft. Nicht nur die Belange einer rechtsstaatlichen und bürgerorientierten Polizei werden hier tangiert. Bei näherer
Betrachtung des Themas zeigt sich schnell, dass extremistische Aussagen und die Abwertung
von bestimmten, gesellschaftlichen Gruppen auch Alltag an vielen Schulen und in Angeboten der
Jugendarbeit sind.
Jugendliche radikalisieren und ideologisieren sich aus einer Fülle von Gründen, die von schlechten
Bildungszugängen über soziale und finanzielle Probleme bis hin zu Diskriminierungserfahrungen
reichen. Sie sollten daher vielfältige Gelegenheiten haben, sich mit Extremismus differenziert auseinanderzusetzen.
Für den LAK-NRW stand somit fest, dass das unter den „Nägeln der Gesellschaft brennende
Thema“ eines kooperativen und gesamtgesellschaftlichen Engagements bedarf: Pädagogische
Fachkräfte, Lehrer/-innen und Mitarbeiter/-innen in der polizeilichen Prävention benötigen dazu
profundes Wissen und Handlungsmöglichkeiten, um angemessen vorbeugen und intervenieren zu
können. Dies nahmen die Verantwortlichen zum Anlass der thematischen Ausrichtung der Fachtagung in diesem Jahr.
Perspektivenbildung
Die Tagung nahm das Thema Radikalisierung von Jugendlichen unter verschiedenen Perspektiven in den Fokus. Einerseits vermittelte sie einen Einblick in die Strukturen von deutschen sowie
migrantischen Rechtsextremen und radikalen Salafisten. Andererseits bot sie eine große Auswahl
an Workshops und Foren an, in denen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Handlungsoptionen
gegen und zur Prävention von Extremismus aufgezeigt wurden. Es wurde beispielsweise eine
verbesserte Stadtteilarbeit dargestellt und Trainings gegen Stammtischparolen oder Trainings zur
Akzeptanz von Unterschiedlichkeit angeboten.
Prominente Unterstützung in Selm
NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann und NRW-Innenminister Ralf Jäger besuchten die Veranstaltung und unterstrichen in ihren Ansprachen die Aktualität und Notwendigkeit einer angemessenen und interdisziplinären Diskussion zu dem Thema.
Fachlich und menschlich ein voller Erfolg
Die Organisatoren, Ausrichter, Referentinnen und Referenten und vor allem die Teilnehmerinnen
und Teilnehmer werteten die Tagung als vollen Erfolg. Neben den erworbenen Kompetenzen, dem
Wissenszuwachs und fachlichem Austausch, konnte im Rahmen des Abendprogramms in der Mensa mit dem amüsanten Angebot eines „Poetry Slams“ und den Darbietungen des Jazzensembles
unseres Landespolizeiorchesters weiter diskutiert oder auch einfach nur „abgeschaltet“ werden.
Es ist uns wichtig, dass wir als LAFP NRW durch die Ausrichtung dieser Veranstaltung einen kleinen Teil zum „Großen“ beigetragen haben.
Und wer weiß, vielleicht heißt es ja in
einigen Jahren für die Teilnehmerinnen und
Teilnehmer wieder:
Herzlich willkommen
im LAFP NRW!
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LAFP MAGAZIN
Umgang mit rückfallgefährdeten Sexualstraftätern
… denn auf die Insel schicken
nutzt im Zweifel auch nichts …
(Zitat: Dr. Czaja, Vors. Richter LG Köln)
Kriminalfachliche Fortbildung
auf Landes- und Bundesebene
Auf Grundlage der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte
(EGMR) im Jahr 2009 und der darauf folgenden Rechtsprechungen wurden unter anderem
rückfallgefährdete Sexualstraftäter aus der Sicherungsverwahrung entlassen. Schlagzeilen,
wie: „Gefährlicher Ex-Häftling auf freiem Fuß“,
„Sexualtäter schlug wieder zu“ prägten die
Berichterstattung der Medien und erzeugten
ein großes öffentliches Interesse bezüglich des
Umgangs mit entlassenen Sexualstraftätern.
Aufgrund der Rechtslage musste aus polizeilicher Sicht der Umgang mit den verurteilten
Sexualstraftätern geregelt werden, denn die
Kontakthaltung mit den Probanden sowie notwendige Gefahren abwehrende Maßnahmen
müssen vor Ort von den zuständigen Kreispolizeibehörden geregelt und umgesetzt werden.
Mit dem gemeinsamen Runderlass des Justizministeriums, Innenministeriums und des
Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen vom 13.
Januar 2010 trat eine verbindliche Konzeption
zum Umgang mit rückfallgefährdeten Sexualstraftätern in NRW (KURS NRW) in Kraft. Ziel
dieser Konzeption ist die Verringerung des
Rückfallrisikos durch Standardisierung und
Ausgestaltung der Zusammenarbeit zwischen
Justiz, Maßregelvollzug und Polizei.
Unterstützung durch Fortbildung
In enger Abstimmung mit der für die Koordinierung dieser Aufgaben gegründeten Zentralstelle
KURS beim LKA NRW hat das LAFP NRW ein spezielles Fortbildungskonzept zur Qualifizierung
der in den Kreispolizeibehörden mit dieser neuen Aufgabe betrauten Ansprechpartnerinnen und
-partner entwickelt. Inhaltliche Schwerpunkte sind unter anderen Prognosefaktoren für eine Gefährdungseinstufung, Zusammenarbeit mit den Strafvollstreckungsbehörden sowie die Umsetzung der
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LAFP MAGAZIN
rechtlichen Vorgaben in die polizeiliche Praxis. Seit 2010 haben wir zentral 12 Veranstaltungen zur
Qualifizierung der Kolleginnen und Kollegen in den Kreispolizeibehörden durchgeführt. Im Rahmen
der bundesweiten Tagung der Kommission Kriminalitätsbekämpfung wurde 2011 ein länderübergreifender Fortbildungsbedarf für die Verantwortlichen der Zentralstellen der Landeskriminalämter
(LKÄ) festgestellt. Vor diesem Hintergrund haben wir gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern der Zentralstelle KURS im LKA NRW eine 2-tägige Fortbildungsveranstaltung für diese
Zielgruppe konzipiert und den LKÄ angeboten. Dieses Angebot führte zu einer überaus positiven
Resonanz und Nachfrage, so dass das LAFP NRW im Jahr 2013 zwei bundesweite Veranstaltungen (jeweils 2-tägig) im Bildungszentrum Neuss durchgeführt hat. Weitere Veranstaltungen sind im
Jahr 2014 beabsichtigt.
Die Inhalte bezogen sich auf die forensisch-psychologische Betrachtung von Sexualstraftätern,
wobei die phänomenologischen und prognostischen Kriterien im Vordergrund standen. Am zweiten
Tag schlossen sich Vorträge zum vielfach schwierigen Umgang mit Presse und Medien sowie zu
der aktuellen Entwicklung in der Sicherungsverwahrung an. Die Inhalte, die Auswahl der Fachreferentinnen und -referenten sowie die Möglichkeit einer intensiven Diskussion zu den behandelten
Themen fanden bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus den übrigen Bundesländern großen
Anklang. So gelang dem LAFP NRW mit diesem Seminarangebot ein intensiver Austausch mit
den anderen Bundesländern über die unterschiedlichen, polizeilichen Vorgehensweisen bzw. den
Umgang mit Problemlagen. Die hierdurch gewonnenen Erkenntnisse werden wiederum in die landesweite Fortbildung einbezogen. Ab 2014 bietet das LAFP NRW landesweit neben der bereits im
Fortbildungsprogramm aufgeführten 5-tägigen Fortbildungsveranstaltung eine darauf aufbauende
Anpassungsfortbildung zur Vertiefung und Aktualisierung der behandelten Themen an.
CSI NRW - „Multi-Media-Crowdsourcing“ zunehmende Bedeutung von Bildmaterial
in der Kriminalitätsbekämpfung
Das Unglück bei der Loveparade Duisburg 2010, der Bombenanschlag auf dem Boston Marathon oder der Koffer-, bzw. Taschenfund am Düsseldorfer Flughafen und am Hauptbahnhof Bonn
haben gezeigt: Die Polizei steht vor der immensen Herausforderung, Massen von Multimediadaten
sichern und auswerten zu müssen.
Die „Masse“ ist also zur Quelle der Ermittlung geworden. Bild- und Videomaterial hat eine immer
größer werdende Bedeutung für die kriminalistische Arbeit bekommen - und zwar nicht mehr nur
in speziellen Bereichen. Was die Polizei tun kann, um die Massendaten in den Griff zu bekommen, zeigte das Seminar `Multi-Media-Crowdsourcing´ - Erlangen und (Massen-)Verarbeitung von
Foto- und Videomaterial zur Kriminalitätsbekämpfung´ vom 23. Oktober 2013. Veranstalter war das
Teildezernat 22.1 des LAFP NRW, Audiovisuelle Beweissicherung.
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LAFP MAGAZIN
Aula überfüllt: Großes Interesse an Beispielen aus der Praxis
Massen von Daten ergeben sich aus verschiedenen Richtungen: aus Überwachungskameras im
öffentlichen Raum wie zum Beispiel Bus-/Bahnhöfe, Busse, Flughäfen. Darüber hinaus kann und
muss die Polizei die Daten von Tausenden von Menschen verarbeiten, die bei Ereignissen vor
Ort waren und zum Beispiel Handyfotos oder -filme erstellt und der Polizei zur Verfügung gestellt
haben. Hinzu kommen die sozialen Medien, die wiederum als polizeiliches Recherchemittel genutzt
werden können und noch einmal massenhaft Daten produzieren, die es zu verarbeiten gilt. Die
Frage, wie man im Alltag die Datenflut bewältigen kann, hatte offensichtlich einen Nerv getroffen,
denn die Aula des BZ Neuss war überfüllt: Führungskräfte, Sachbearbeiter und Medienspezialisten
fast aller Polizeibehörden des Landes waren gekommen.
Es referierten Medienexperten/-forensiker des ausrichtenden Teildezernates, Kolleginnen und Kollegen des Landeskriminalamtes NRW und des Bundeskriminalamtes sowie Kollegen aus aktuellen
Ermittlungskommissionen. Hinzu kamen Soft- und Hardwareexperten der freien Wirtschaft aus dem
In- und Ausland, die ihre technischen Unterstützungsmöglichkeiten zur Erfassung und Auswertung
von Mediendaten präsentierten. Was die Veranstaltung besonders interessant machte, war ihr Bezug zur Praxis. Anhand vieler Fallbeispiele erfuhren die Teilnehmer etwas über Möglichkeiten und
Grenzen sowie Verbesserungsmöglichkeiten der Verarbeitung großer Datenmengen.
Ein besonders eindrucksvolles Beispiel aus jüngster Vergangenheit in NRW: Der mysteriöse
Kofferfund am Düsseldorfer Flughafen vom 25.09.2013. Ein Kollege des PP Düsseldorf stellte die
Auswertungsarbeit der Überwachungsanlage in diesem Fall vor. Mit Hilfe der veröffentlichten Bilder
des mutmaßlichen Täters konnte dieser fünf Tage nach der Veranstaltung festgenommen werden.
„Crowdsourcing“: Was ist das eigentlich?
Basis aller Ermittlungsarbeit ist, das Phänomen `Crowdsourcing´ zu begreifen. `Crowdsourcing´
ist neu und bezeichnet eine webbasierte Form der Arbeitsteilung, bei der Arbeitsaufgaben, Problemlösungen oder Finanzierungsprozesse an eine undefinierte Masse von Internetnutzern ausgelagert werden. Dies funktioniert meist in Form eines Aufrufs auf einer Internetplattform, auf der die
Nutzer(-innen) freiwillig - und oft kostenlos - mitarbeiten können. Das bedeutet: Auf Plattformen wie
Facebook, Twitter und Youtube können Informationen im Zuge von aktuellen Ereignissen, also in
Echtzeit und/oder unmittelbar im Anschluss an diese, global verbreitet werden.
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LAFP MAGAZIN
Wichtig dabei ist, dass die Nutzer dabei weder einer Kontrolle noch einer Koordination unterliegen.
Die Inhalte können jederzeit, an jedem Ort, durch jedermann veröffentlicht, ergänzt, kommentiert
oder weitergeleitet werden. Weder die Identität des Nutzers noch die Authentizität von Informationen können dabei eindeutig überprüft werden. Fälschungen, Verfälschungen oder Manipulation der
Daten sind somit nur schwer feststellbar.
In positiver Hinsicht kann dieser Austausch dazu verwendet werden, um zum Beispiel Hilfe zu koordinieren wie beim Jahrhunderthochwasser 2013 oder bei der Suche nach Vermissten. Aber auch
zur Fahndung nach gesuchten Personen oder Fotos von Ereignisorten. Ziele und Inhalte dieses
„Informationsaustausches“ sind dynamisch und werden dabei allein durch die Gruppe der Nutzer,
der `Crowd´, definiert.
Wie leicht dabei auch Fehlentscheidungen passieren können, hat sich bei der Jagd nach dem Boston-Attentäter auf tragische Weise gezeigt. Die Veröffentlichung von Tatverdächtigenfotos führte
nicht zur Ermittlung des Täters, sondern eines Doppelgängers, der sich aufgrund des öffentlichen
Drucks das Leben nahm.
Soziale Netzwerke: Quelle polizeilicher Ermittlung
Die Mediendatenflut aus sozialen Netzwerken, Newsportalen und der immer größer werdenden privaten und öffentlichen Videoüberwachung stellt die Polizei vor die Herausforderung, alle relevanten
Daten zu ermitteln, dies so schnell wie möglich zu tun und die zu erwartende, riesige Datenmenge
in einem recherchierfähigen, transparenten System zu erfassen. Alle Mediendaten müssen einer
gemeinsamen örtlichen und zeitlichen Achse zugeordnet werden können.
Gleichzeitig müssen die Daten auf Echtheit geprüft werden: Sind Metadaten (Zusatzinformationen)
und Pixelinformationen unverfälscht? Gibt es einen Urheber? Das sind zentrale Fragen bei der
Authentizitätsprüfung: Im heutigen digitalen Zeitalter ist eine Bildmanipulation auf einfachem Weg
beinahe durch jedermann möglich. Dazu braucht man noch nicht einmal mehr den klassischen PC,
Tablets oder Smartphones reichen zur Manipulation schon völlig aus.
Mit Sicherheit wird den meisten das Fernsehformat CSI (Crime Scene Investigation, dt. Tatortermittlung) bekannt sein. In diesem fiktiven Format machen Kriminaltechniker beinahe alles Undenkbare möglich. Sie extrahieren zum Beispiel nicht vorhandene Informationen aus viel zu kleinen
Pixeln und machen sie sichtbar.
Oder sie animieren aus zweidimensionalen Überwachungsvideos begehbare, dreidimensionale
Räume. Das alles ist zwar noch Fiktion, aber auch heutzutage gibt es bereits beeindruckende
technische Möglichkeiten.
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LAFP MAGAZIN
Filtern von Videosequenzen: Software erleichtert die Auswertung
Videosequenzen zu sichten ist eine zeitraubende Angelegenheit. Inzwischen gibt es Programme,
die stundenlange Videosequenzen automatisch auf wichtige Ereignisse zusammenraffen und dem
Sachbearbeiter dadurch viel Zeit ersparen. Das effektive Sichten ist dann nur noch eine Sache von
wenigen Minuten. Die Programme filtern die nur für die Ermittlung wesentlichen Sequenzen heraus. Dies können zum Beispiel das IMIX Vision Support System und Briefcam-Forensics, die beide
vorgestellt wurden.
Neue Möglichkeiten der Gesichtserkennung und Täteridentifizierung wurden sehr anschaulich vom
Bundeskriminalamt vorgestellt. Der Trend geht hier zur dreidimensionalen Fotografie, wodurch die
Identifizierung deutlich verbessert wird. Dazu gehört auch, dass mittlerweile versucht wird, aus
mehreren zweidimensionalen (Personen-) Bildern dreidimensionale Ansichten zu generieren.
Diese errechneten Bilder sind unter anderem für den Lichtbildvergleich geeignet.
Wer sich schon einmal mit verschiedenen Bildformaten beschäftigt hat, weiß, wie schwierig es ist,
diese zeitlich zu synchronisieren. Auch hierzu gibt es eine Software, die unterschiedliche Formate
nachträglich mit einem Zeitstempel versieht, sortiert und optimiert (Stitching, Mittelung, Entrauschung, Stabilisierung, etc.). Eine große Erleichterung bei der Bearbeitung von qualitativ minderwertigem Videomaterial.
„Authentizität“ von Bilddaten: Manipulationen erkennen
Das Internet ist eine Scheinwelt, Manipulationen sind an der Tagesordnung. In einer spannenden
Livepräsentation wurden Möglichkeiten gezeigt, wie leicht Bilddaten auf Metadaten- und Pixelebene manipuliert werden können. Dass die Polizei dem nicht hilflos gegenübersteht, wurde
ebenfalls deutlich. Es gibt Verfahren, die Manipulationen erkennbar machen. Inzwischen stehen
beeindruckende Techniken zur Verfügung, Bilddaten forensisch zu optimieren.
Die „mediale Welt“: Chancen für die Strafverfolgung
Zusammenfassend kann gesagt werden und so lautete auch der Tenor der Veranstaltung, dass
Medien in allen Erscheinungsformen eine immer größer werdende Bedeutung für den polizeilichen Alltag und die polizeiliche Sachbearbeitung gewinnen. Es gibt kaum ein polizeilich relevantes
Ereignis, das nicht durch unterschiedlichste Medien festgehalten wurde. Sei es während des oder
in der „Vor- oder Nachereignisphase“: Beinahe immer und überall wird dokumentiert und auch im
Internet veröffentlicht.
Die Dokumentation kann durch private und öffentliche, fest installierte Überwachungssysteme in
Geschäften / Wohnungen oder auch durch mobile Überwachungskameras zum Beispiel in Kraftfahrzeugen erfolgen. Viele Bürgerinnen und Bürger verfügen heutzutage über ein Mobiltelefon mit
eingebauter Kamera oder über eine Digitalkamera, mit denen teils pausenlos dokumentiert wird. Oft
werden dabei unbewusst und ungewollt für die Polizei wichtige Informationen erfasst. Diese Datenquellen können und müssen genutzt werden. Die Kunst besteht darin, die Quellen zu finden und
fachgerecht auszuwerten.
Faktenbox:
- Ermittlungskommission (EK) Tasche Hauptbahnhof Bonn alleine 250 Festplatten aus ÖPNV
- EK Bombe Flughafen Düsseldorf musste aufwendig 75 Überwachungskameras auswerten
- EK Loveparade 500 Std. Videomaterial, 100.000 Fotos, mehr als 2 TB Daten
- Boston Marathon ca. 15.000.000 Posts und Reposts in sozialen Medien in den ersten beiden
Tagen nach dem Anschlag
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LAFP MAGAZIN
Wussten Sie schon,
... dass es eine zeitliche Dringlichkeit bei der Videodatensicherung gibt?
Sogenannte Ringspeicher in Überwachungssystemen überschreiben sich alle 24, 48, 72 Stunden.
Danach sind alle zuvor aufgezeichneten Informationen unwiderruflich verloren.
… dass die Anforderungen der Versicherer an optische Raumüberwachungsanlagen in
Kreditinstituten aus dem Jahre 1988 stammen? Die geforderte Qualität entspricht cirka
0,25 Megapixeln ~ aktuelle Mobiltelefone haben 8 Megapixel.
… dass das LAFP NRW, Dezernat 22 zahlreiche Fortbildungsangebote zur forensischen
Verarbeitung von Massendaten und zur Aus-/Aufwertung von Bilddaten anbietet?
„Ein Tag mit uns“
in Dortmund Die Polizei NRW
begeistert mit Action
und Unterhaltung
(... Zitat RuhrNachrichten)
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LAFP MAGAZIN
Alle drei Jahre findet sie statt, die große Leistungsschau der Polizei NRW. Nach Veranstaltungen
in Bonn, Bielefeld und Aachen war nun Dortmund an der Reihe. Bereits im Oktober 2012 fand die
Auftaktveranstaltung statt. Allen Behörden des Landes stand es frei, sich zu beteiligen. Nach neun
Monaten der Vorbereitung war es dann endlich so weit: Am 13.Juni 2013 fanden sich 40 Polizeibehörden mit 295 Ständen und 27 Kooperationspartnern in der Innenstadt von Dortmund ein.
202 Aktivitäten für Groß und Klein wurden
angeboten und animierten zum Staunen und
Mitmachen, um die Polizei hautnah zu erleben.
114 Zelte lieferten einen imposanten Eindruck
und waren gefüllt mit der ganzen Bandbreite
professioneller Polizeiarbeit. 1200 Akteure lieferten den Bürgerinnen und Bürgern eindrucksvolle Präsentationen.
Eine eigene Buslinie pendelte für die Interessierten zwischen der Innenstadt und dem
Hafen, wo eine eindrucksvolle Vorstellung der
Spezialeinheiten auf dem Personenschiff MS
Antwerpen die Zuschauer begeisterte. Elf Plätze, Gebäude und Wasserflächen wurden von
der Polizei NRW an diesem besonderen Tag in
Beschlag genommen. Über 100.000 Menschen
besuchten die Landespolizeischau.
Mittendrin war selbstverständlich auch das
Team der landesweiten Öffentlichkeitsarbeit
vertreten. Mit dem Werbetruck des LAFP
NRW standen sie im Bereich der Reinoldikirche. Bei der Verteilung von kleinen
Geschenken strahlten die unzähligen Kinderaugen. Equipment des LAFP NRW wie
beispielsweise der Soccer-Cage, die Kicker
und das Glücksrad waren in der gesamten
Innenstadt verteilt.
Doch nicht nur die landesweite Öffentlichkeitsarbeit war vor Ort, nahezu alle
Bereiche des LAFP NRW waren vertreten
und unterstützen bei den einzelnen Vorführungen. Beispielhaft werden hier nur einige
Aktivitäten aufgeführt.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
Diensthundewesens aus Schloß Holte-Stukenbrock unterstützten die Diensthundeführerinnen und Diensthundeführer des Polizeipräsidiums Dortmund, insbesondere die Welpen und
Junghunde verzauberten alle.
Die Lehrtrainerinnen und Lehrtrainer des
Dezernates 11 erarbeiteten zusammen mit
den Einsatztrainerinnen und Einsatztrainern
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LAFP MAGAZIN
Vorführungen zum Einsatz des Einsatzmehrzweckstocks. Am Platz von Netanya wurden die Auslandseinsätze durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Dezernates 13 vorgestellt. Die Abteilung
2 des Hauses betreute einen Infostand zum Thema Tatort, Spuren und erkennungsdienstlicher
Behandlung. Dieser entwickelte sich zu einem stark frequentierten Anziehungspunkt für Kinder. Der
Grenzgang wurde durch die Abteilung 3 in der Reinoldikirche dargestellt. Hier konnten die Besucherinnen und Besucher zur Ruhe kommen und die Möglichkeit nutzen, sich mit ethischen Fragen
auseinander zu setzen. Kolleginnen und Kollegen der Abteilung 4 stellten den Digitalfunk dar. Die
Abteilung 5 präsentierte sich mit dem Landespolizeiorchester auf dem Alten Markt.
Die Mediendienste waren mit der Kamera vor Ort, hier galt es unter anderem auch, einen
O-Ton des Innenministers einzufangen. Nicht zuletzt sollten auch die Landeskarategruppe und die
Landesturnriege mit ihren Vorführungen erwähnt werden, die das Publikum mit ihren Programmen
immer wieder begeisterten. Insgesamt präsentierte sich das LAFP NRW überaus vielseitig und
professionell, ein herzlicher Dank gilt allen beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Innenminister Jäger äußerte:
„Die Begeisterung und das große Engagement der Beteiligten war nicht
nur für mich, sondern auch für die Bürgerinnen und Bürger spürbar.“
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LAFP MAGAZIN
Solingen im Mai - „Gipfel gegen Rassismus“
Lehrende setzen positives Zeichen
Das Teildezernat 34.3 in der Abteilung 3 hat im Jahr 2013 wieder eine Vielzahl unterschiedlicher
Seminare zum Thema „Interkulturelle Kompetenz“ erfolgreich durchgeführt. Neben der eigentlichen Seminartätigkeit aber werden die dort unterrichtenden Lehrenden auch über die Grenzen des
LAFP NRW hinaus von verschiedensten Organisationen und Institutionen im Kontext interkultureller Zusammenarbeit angefragt.
So geschehen im Mai 2013:
20 Jahre nach dem Brandanschlag in Solingen veranstaltete die Türkische Gemeinde in Deutschland (TGD) am 25. Mai 2013 einen „Gipfel gegen Rassismus“ im Gedenken an die Opfer der Tat.
Das LAFP NRW folgte der Einladung der TGD und entsandte Kriminalhauptkommissar Wilhelm
Stratmann und Polizeioberkommissarin Sevinc Coskuneren aus dem Bereich „Interkulturelle Kompetenz“ nach Solingen. Ziel der Veranstaltung war es, mit Vertreterinnen und Vertretern aus zivilgesellschaftlichen Organisationen, der Politik und der öffentlichen Verwaltung Handlungsstrategien
und Lösungsmöglichkeiten auszutauschen und zu diskutieren, wie eine tolerantere und vielfältigere
Gesellschaft ohne Diskriminierung aussehen könnte.
Das mit unterschiedlichen Beiträgen gefüllte Tagesprogramm begann mit den Begrüßungsworten
des Oberbürgermeisters der Stadt Solingen, Norbert Feith, und endete am Abend mit der Darstellung der Ergebnisse aus den Workshops. Zwischenzeitlich fanden bewegende Ansprachen,
hoffnungsvolle, konstruktive und ehrliche Diskussionen statt.
Nach der Begrüßung des großen Teilnehmerkreises und insbesondere der anwesenden Familie
Genc, welche bei dem Brandanschlag 1993 fünf Kinder verlor, hielten die stellvertretende Ministerpräsidentin NRW, Sylvia Löhrmann und der Minister für Arbeit, Integration und Soziales NRW,
Guntram Schneider, ihre Ansprachen. Überaus interessant waren ferner die darauffolgenden, in
türkischer Sprache gesprochenen Worte der Frau Genc. Die lebensältere Dame stellte sich mutig
ans Mikrofon und überbrachte in einfachen Worten, aber dennoch äußerst emotional, eine klare
Botschaft. Sie sagte, dass Nächstenliebe und Respekt bedeutende Werte seien und dass sie trotz
des unermesslichen Schmerzes hoffnungsvoll in die Zukunft schaue.
An die bewegenden Worte schlossen sich eine Gesprächsrunde und Impulsvorträge der anwesenden Referenten aus Schule, Kommune und Polizei an. Kriminalhauptkommissar Stratmann weckte in diesem Rahmen mit einer interaktiven Einführung das Interesse der Teilnehmenden, mehr
zum Thema „Interkulturelle Fortbildung in der Polizei NRW“ zu erfahren. Entsprechend groß war
auch der Teilnehmerkreis beim Workshop am Nachmittag. In diesem stellten die beiden Lehrenden die Entwicklung der interkulturellen Fortbildung der Polizei NRW in den letzten 10 Jahren vor
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LAFP MAGAZIN
und gingen auf die Besonderheiten der einzelnen Seminartypen ein. Die gesamte Atmosphäre im
Workshop war sehr angenehm und von einer erfrischenden Offenheit geprägt. Die Teilnehmenden
hatten viele Fragen und zeigten sich sichtlich beeindruckt von dem vielfältigen Angebot der Polizei
NRW.
Das rege Interesse der Teilnehmenden und der Presse an den beiden Polizeibeamten zeigte sich
auch in den Pausen und im gesamten Verlauf des Tages. Es gestaltete sich teilweise schwierig,
sich an einem Stehtisch mit einem Kaffee zu stärken, weil ein interessantes Gespräch zum nächsten führte. In einer solchen Kaffeepause kam es für die Polizeioberkommissarin Coskuneren zu
einem sehr einprägsamen Moment. Sie wurde von der sichtlich bewegten Frau Genc bei der persönlichen Begrüßung umarmt, als diese ihre türkische Abstammung erkannte.
Neben dem fachlichen Austausch stellten die beiden Lehrenden am Ende des Tages fest, dass insbesondere der persönliche Dialog und die Präsenz von erfolgreichen Vorbildern im interkulturellen
und polizeiübergreifenden Kontext positive Zeichen setzen können.
Eine abschließende Überraschung folgte eine Woche nach der Veranstaltung in Form einer SMS.
Ein Bekannter von Sevinc Coskuneren aus Brüssel teilte mit, dass in der türkischen Tageszeitung
„Hürriyet“ ein Artikel über den „Gipfel gegen Rassismus“ und ihr Bild zusammen mit Frau Genc
abgedruckt worden war.
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LAFP MAGAZIN
Übersetzung des Artikels aus der türkischen Tageszeitung „Hürriyet“
vom 28.05.2013, Seite 10, im Zusammenhang mit der Veranstaltung
der Türkischen Gemeinde in Deutschland „Gipfel gegen Rassismus Handlungsoptionen erkennen und gemeinsame Lösungsstrategien entwickeln“
am 25.05.2013 in Solingen:
1. Überschrift:
Die Zeit konnte die Wunden der Familie Genc, welche 5 Familienangehörige verlor, nicht heilen.
2. Überschrift:
Es gibt keine Worte, die diesen Schmerz beschreiben könnten.
3. Zusammengefasster Inhalt des grau hinterlegten Abschnittes:
Es sind zwanzig Jahre vergangen seit dem ausländerfeindlichen Brandanschlag in Solingen,
aber die Wunden der Familie Genc sind nicht verheilt. Mevlüde Genc verlor bei diesem Anschlag
fünf Kinder. Sie war 27 Jahre alt und voller Hoffnungen, als sie nach Deutschland kam, um ihren
Kindern eine bessere Zukunft ermöglichen zu können:
„Meine Kinder starben und dieser Schmerz lässt sich nicht in Worte fassen. Die Tat ist unbegreiflich, aber es ist passiert. Ich habe niemanden außer den Täter für diese Tat verantwortlich
gemacht. Unsere deutschen Freunde und der Staat standen uns immer zur Seite.
Jeder hat versucht, unser Leid zu teilen und zu mildern. Es gibt kein Leid, welches mit dem Verlust
der eigenen Kinder zu vergleichen wäre.“
Frau Genc sieht ihre hier geborenen und heranwachsenden Enkelkinder und schöpft dadurch neue
Hoffnung. Nächstenliebe und Respekt sind sehr bedeutende Werte, so Mevlüde Genc: „Die Welt ist
groß genug für alle. Jede Religion und jedes Volk hat hier Platz.“
4. Überschrift zum Bild von Mevlüde Genc und POKin Sevinc Coskuneren:
Polizeioberkommissarin Sevinc hat Mevlüde Genc zu Tränen gerührt.
5. Inhalt des nachfolgenden Abschnittes:
Sevinc Coskuneren, Polizeioberkommissarin im LAFP NRW in Münster ist 31 Jahre alt, in Deutschland geboren und aufgewachsen.
Neben ihrem ansprechenden Aussehen, setzt sie mit Sinn und Verstand ihren erfolgreichen Weg in
der Polizei fort. Frau Coskuneren nahm am Samstag am „Gipfel gegen Rassismus“ der Türkischen
Gemeinde in Deutschland teil, in dessen Rahmen sie die sichtlich gerührte Mevlüde Genc kennenlernte.
Mevlüde Genc sagte im Beisein der uniformierten Polizeioberkommissarin Coskuneren, dass sie
sehr Stolz und von ihr sehr beeindruckt sei. Mevlüde Genc: „Ich bin ganz gerührt. Ich konnte meine
Tränen nicht aufhalten. Ich bin stolz auf Dich und Deinesgleichen. Ihr seid unser Stolz.“
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LAFP MAGAZIN
Zentrale Auskunft für Rechtsfragen
in der Fortbildung der Polizei NRW (ZARF):
Aktuelle Rechtsprechung auf einen Blick
Aus dem Grundgedanken des Prinzips des „lebenslangen Lernens“ wurde unter dem Kürzel
„ZARF“ (Zentrale Auskunft für Rechtsfragen in der Fortbildung der Polizei NRW) durch das Dezernat 32 ein Konzept entwickelt, in dem Kolleginnen und Kollegen ein gebündeltes und auf polizeiliche Kernthemen zugeschnittenes Fortbildungsangebot zur Verfügung gestellt wird. Insbesondere
sollen Polizeibeamtinnen und -beamten des Landes NRW dauerhaft an der rechtswissenschaftlichen Entwicklung teilhaben können, um einen hohen Qualitätsstandard bei den Beamtinnen und
Beamten zu gewährleisten und zu erhalten.
ZARF ging am 03.12.2012 im Intrapol der Polizei NRW online. In diesem Rechercheportal werden Abhandlungen zu unterschiedlichen Themen insbesondere aus den Bereichen Eingriffsrecht,
Strafrecht, Verkehrsrecht und Öffentliches Dienstrecht zur Verfügung gestellt. Als Autoren für Fachbeiträge fungieren die Kolleginnen und Kollegen des Dezernates 32. Auch konnten bundesweit anerkannte Persönlichkeiten mit hoher rechtswissenschaftlicher Reputation für Auskünfte gewonnen
werden. Bei ZARF besteht die Möglichkeit, über ein spezielles Formular Rechtsanfragen zu stellen,
die sich in der polizeilichen Praxis ergeben. Aus rechtlicher Sicht besonders interessante Problemstellungen werden über Publikationen in Fachzeitschriften bundesweit gesteuert.
Die Bearbeitung bzw. Beantwortung rechtlicher Problemstellungen erfolgt auch in Zusammenarbeit
mit anderen Bildungsträgern, insbesondere mit der FHöV NRW. Gemeinsam mit der Verbundabteilung Münster durchgeführte Veranstaltungen in Form von Fachtagungen runden diese Form
der Zusammenarbeit ab. So fand am 28.02.2013 im Rahmen der Münsteraner Fachgespräche die
wissenschaftliche und praxisorientierte Tagung „Kommissar Facebook? – Ermittlungen in sozialen
Netzwerken“ im BZ „Carl Severing“ Münster statt. Aufgrund der großen Resonanz in 2014 wiederholt wird. Im Frühjahr 2014 findet ein vom LAFP NRW und der FHöV NRW veranstaltetes Seminar
zur Thematik „Urheberrecht in der Lehre“ statt.
Die Seminarteilnehmer/-innen, die in der Aus- und Fortbildung tätig sind, sollen dafür sensibilisiert
werden, welche Medien - sei es in digitaler oder analoger Form - ohne gesonderte Vergütung an
die Rechteinhaber im Unterricht eingesetzt und den Studierenden zum häuslichen Selbststudium
zur Verfügung gestellt werden dürfen. Verkompliziert werden die zu beantwortenden Rechtsfragen,
wenn es um den Einsatz von E-Learning-Instrumenten geht. Einerseits stellt sich die Frage, welche
urheberrechtlich geschützten Materialien in welchem Umfang und in welchen technischen Formaten einer Gruppe von Studierenden mittels E-Learning-Plattformen, wie ILIAS, CLIX oder Stud.ip
zugänglich gemacht werden dürfen. Andererseits werden dabei auch datenschutzrechtliche Fragen
relevant.
Der große Erfolg von ZARF blieb auch dem MIK NRW nicht verborgen. In der vom MIK herausgegebenen Zeitschrift „STREIFE“ werden regelmäßig gemeinsam verfasste Artikel zu polizeilichen
Problemstellungen publiziert. Auch überregional wurde ZARF zur Kenntnis genommen. So erhielt
das Dezernat 32 im November 2013 Besuch von der Polizeidirektion Lüneburg, Niedersachsen. In
Niedersachsen war man anlässlich eines in der „STREIFE“ publizierten Artikels auf ZARF aufmerksam geworden und möchte nun ein ähnliches Portal einrichten.
Faktenbox: Statistische Daten mögen die Erfolgsgeschichte abrunden ...
- ca. 750 bearbeitete Rechtsanfragen im Jahr 2013
- Zugriffe auf ZARF–Seite (unterschiedliche NW – Kennungen): 34.000
- Zugriffe pro Tag: ca. 1000 - 4000 (Spitzen)
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LAFP MAGAZIN
Drogen im Straßenverkehr:
Dezernat 41 des LAFP unterstützt Realkontrollen
der Kreispolizeibehörden
Im Rahmen des Seminars „Drogen im Straßenverkehr“ besteht seit 2011 eine Kooperation zwischen dem LAFP NRW und verschiedenen Kreispolizeibehörden.
Durch diese Kooperation können die Seminarteilnehmerinnen und Seminarteilnehmer das im Seminarverlauf theoretisch Erlernte sofort in die Praxis umsetzen – und das unter Anleitung der Dozenten. Dies fördert die Handlungssicherheit und motiviert für die zukünftige Arbeit im Dienstalltag.
Bereits 2010 wurden vom Dozententeam des LAFP zwei Realkontrollen im Rahmen der Drogenseminare durchgeführt. Interessierte und theoretisch versierte Kolleginnen und Kollegen aus allen
Behörden des Landes hatten hier die Möglichkeit, praktische Erfahrungen zu sammeln.
Als Trainingsplattform dienten dabei zwei bekannte Festivalveranstaltungen,
der „Summerjam“ in Köln und das „Syndicate“ in Dortmund.
Das Ergebnis der Kontrollen war überraschend: Von den zahlreichen, festgestellten Drogenfahrten
war den Festivalteilnehmerinnen und -teilnehmern keine signifikante Anzahl von Verstößen zuzuordnen. Diese Erkenntnis förderte die Idee, zukünftig in jedes Fortbildungsseminar Verkehrskontrollen zur Bekämpfung von Drogenmissbrauch im Straßenverkehr zu integrieren.
Im Rahmen der Seminare wurden bis Ende Oktober 2013 insgesamt 105 Realkontrollen durchgeführt. Dabei wurden 6780 Fahrzeugführerinnen und Fahrzeugführer kontrolliert, 581 Blutproben
entnommen (das sind 8,7% mit begründetem Verdacht auf Drogenkonsum) von denen über 90 %
positiv waren. Besonders bemerkenswert ist, dass nur bei 24 Personen Maßnahmen aufgrund von
Alkoholkonsum getroffen werden mussten.
Faktenbox: Bei den Kontrollen entfielen positive Drogenvortests zu ...
-
ca. 60 % auf Cannabis (THC; teilweise mit Mischkonsum),
ca. 20 % auf Amphetamine,
ca. 15 % auf Kokain und
ca. 5 % auf Heroin / Medikamente.
Seitens des LAFP NRW sind bei den Realkontrollen zwischen 15 und 20 Seminarteilnehmerinnen
und -teilnehmer sowie der Dozent des Seminars „Drogen im Straßenverkehr“ eingesetzt. Darüber
hinaus stellen die Kooperationsbehörden, in deren Bereich kontrolliert wird, durchschnittlich zehn
Kolleginnen und Kollegen zur Unterstützung zur Verfügung. Die Realkontrolle erstreckt sich über
einen Zeitraum von ca. 3,5 Stunden und findet in der Regel am Donnerstagnachmittag statt.
An der Kooperation mit dem LAFP NRW waren bislang die Polizeibehörden des Rhein-Kreis
Neuss, Mettmann, Gelsenkirchen, Gütersloh, Köln, Mönchengladbach, Recklinghausen, RheinErft-Kreis, Rhein-Sieg-Kreis, Bielefeld, Unna, Hamm und Dortmund beteiligt. Neben den festgestellten so genannten „Betäubungsmittelfahrten“, wurden diverse Haftbefehle vollstreckt und eine
Reihe von Verkehrsvergehensanzeigen gefertigt, zum Beispiel wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis, Verstoß gegen das Pflichtversicherungsgesetz, Urkundenfälschung etc.. Außerdem wurden
Strafanzeigen wegen des Erwerbes und Besitzes von Betäubungsmitteln und Verstöße gegen das
Waffengesetz gefertigt.
Insgesamt wurden bislang Drogen in einer Gesamtmenge von über einem Kilogramm beschlagnahmt. Mehrere Personen wurden festgenommen und Folgemaßnahmen, wie Wohnungsdurchsuchungen, eingeleitet.
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LAFP MAGAZIN
Realkontrollen „Ladungssicherung“:
Gemeinsame Kontrollen des Dezernats 41
mit dem Verkehrsdienst der Autobahnpolizei
Dortmund
Jeden Donnerstag in der Seminarwoche der Einführungsfortbildung Ladungssicherung starten bis
zu zwanzig Seminarteilnehmerinnen und Seminarteilnehmer von Selm aus in Richtung BAB 2. Auf
dem Rastplatz „Kleine Herrenthey“ wird in der Zeit von 09:00 – 12.00 Uhr von der Prüfgruppe des
Verkehrsdienstes der Autobahnpolizei Dortmund eine gezielte Kontrolle des Sonderverkehrs mit
dem Schwerpunkt Ladungssicherung durchgeführt.
Die Seminarteilnehmerinnen und Seminarteilnehmer haben die Möglichkeit, die Kolleginnen und
Kollegen des Verkehrsdienstes bei ihren Lkw-Kontrollen zu begleiten und den Ablauf einer Kontrolle vom Ansprechen des Fahrers bis zur Untersagung der Weiterfahrt mit zu erleben. Die polizeiliche Untersagung der Weiterfahrt aus gefahrenabwehrenden Gründen ist leider auch nach vielen
Jahren intensiver Kontrolltätigkeit immer noch die Regel und nicht die Ausnahme.
Mangelnde Ladungssicherung
von Gefahrgut
24 Tonnen
Aluminiumbarren
nicht ausreichend
gesichert
Anfahrt eines Holztransporters auf
die Radlastwaage - festgestellt: 46.000 kg
Der Rastplatz bietet genug Platz, um auch erforderliche Umlademaßnahmen vor Ort durch die
Unternehmen durchführen zu lassen. Des Weiteren sind Einfräsungen in der Fahrbahn vorhanden,
um die Radlastwagen der Prüfgruppe in vollem Umfang einsetzen zu können. Die Radlastwaagen
bieten die Möglichkeit, auch einzelne Achslasten gerichtsverwertbar festzustellen. Denn neben
dem Überladen von Fahrzeugen ist auch eine falsche Lastverteilung ein sehr verbreitetes Problem,
insbesondere bei Sattelkraftfahrzeugen. Das Thema Überladung bzw. Lastverteilung steht oft beim
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LAFP MAGAZIN
Verladen in direkter Konkurrenz zur Ladungssicherung. Daher wird dieses Thema auch in einem
separaten Seminar durch das Dezernat 41 angeboten. Es wurden im Jahr 2013 sechs Kontrollen
durchgeführt. Es wurden 65 Lkw überprüft, vom kleinen Sprinter mit 3,5 t zulässigem Gesamtgewicht bis zum Schwertransport von 80 t zulässigem Gesamtgewicht.
Die kontrollierten Ladegüter reichen von Stroh, Holz und Stahl bis hin zu hochgiftigen Chemikalien.
Hauptprobleme sind die falsche Verwendung von oftmals ungenügenden Zurrmitteln, mangelnde
Aufbaufestigkeiten bis hin zu nicht vorhandenen Ladeeinheiten. Neben Verstößen im Bereich der
Ladungssicherung werden auch viele andere offensichtliche Mängel festgestellt und verfolgt.
Faktenbox: Festgestellt wurden bei 65 Lkw ...
-
25x Mängel bei der Ladungssicherung
4x Mängel bei der Ladungssicherung von kennzeichnungspflichtigem Gefahrgut
5x Überladungen
4x Überschreitungen der Höhe
4x technische Mängel, darunter 3mal erhebliche Defekte an den Bremsanlagen
5x sonstige Verstöße gegen das Gefahrgutrecht
Die „Verstoßquote“ lag auch in diesem Jahr wieder bei über 70 %. Es sind daher noch viele
„rollende Problemfälle“ auf den Straßen unterwegs. Auch im Jahr 2014 soll die hervorragende
Zusammenarbeit zwischen dem LAFP NRW und der Prüfgruppe der Autobahnpolizei Dortmund
fortgesetzt werden. Ob durch die gesetzlich vorgeschriebene Berufskraftfahrerqualifizierung aller
am gewerblichen Gütertransport beteiligten Fahrzeugführer (Stichtag: 10.09.2014) die Sicherheit
im Straßenverkehr gesteigert werden kann, bleibt abzuwarten.
Sofort noch mal ... als Short-Time-Expert (STE) im
Twinning-Projekt: Ein Erfahrungsbericht
Twinning ist ein von der Europäischen Union finanziertes Instrument zur Förderung von Partnerschaften zwischen Behörden aus den EU-Mitgliedstaaten und öffentlichen Verwaltungen in potentiellen Beitrittskandidatenstaaten sowie Ländern der europäischen Nachbarschaft.
Ziel von Twinning-Projekten ist der Aufbau von öffentlichen Strukturen im Einklang mit europäischer
Verwaltungspraxis. Innerhalb dieser Verwaltungspartnerschaften werden Ministerien und Behörden
bei der Angleichung des Acquis communautaire (rechtlicher Besitzstand der Europäischen Union)
beraten und bei der Entwicklung moderner Verwaltungsstrukturen unterstützt.
Kroatien als zukünftiger EU-Mitgliedstaat
Im August 2011 startete in Kroatien ein Twinning-Projekt im Verkehrssektor.
Konkret ging es um:
- die Umsetzung von EU-Verordnungen und Richtlinien hinsichtlich des europäischen
Fahrpersonalrechts (Sozialvorschriften im Straßenverkehr),
- die Entwicklung von Schulungsmaßnahmen für Kontrollbehörden und Werkstätten
im Umgang mit analogen und digitalen EG-Kontrollgeräten,
- die Entwicklung von Softwaresystemen für Straßenkontrollen,
- die Entwicklung von Kontrollstrategien bei Straßen-, Werkstatt- und Betriebskontrollen,
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LAFP MAGAZIN
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LAFP MAGAZIN
- die Durchführung von Schulungen für die kroatische Inspektion (vergleichbar mit dem deutschen
BAG) und spezialisierten Verkehrsüberwachungseinheiten der kroatischen Nationalpolizei,
- die Erarbeitung von Schulungsunterlagen für Berufskraftfahrer und Kontrollpersonal,
- die Umsetzung arbeitszeitrechtlicher EU-Richtlinien und
- die Umsetzung der europäischen Berufskraftfahrerqualifikationsverordnung in nationales Recht.
Training Needs Analysis (TNA) – ein effektives Instrument der Fortbildung
Es beginnt damit, dass die notwendigen Bedarfe festgestellt und mit den bereits bestehenden
kroatischen Standards abgeglichen werden. Die sich daraus ergebenden Erfordernisse bilden die
Basis für die durchzuführenden Schulungen. Das Verfahren ist besonders effektiv, da es bereits
vorhandene Ausstattung, vorhandenes Wissen und bewährte Strategien berücksichtigt. In zeitlich
und finanziell „engen“ Projekten wie bei einem Twinning, ist es besonders wichtig, die Effektivität
und die Kosten-Nutzen-Beziehung im Auge zu behalten. Durch dieses Verfahren können Fortbildungen angeboten werden, die auf definierte Teilnehmerkreise zugeschnitten sind und bisher
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LAFP MAGAZIN
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Bekanntes und Bewährtes berücksichtigen. Das Ergebnis ist für die Seminarteilnehmerinnen und
Seminarteilnehmer sehr motivierend und für die praktische Anwendung sehr effektiv.
So wurden Vertreter der Inspektion für die Dauer einer Woche zum Thema „Manipulationen an
analogen und digitalen EG-Kontrollgeräten“ beschult. Diese Schulung wurde zusammen mit einem
Kollegen des Bundesamtes für Güterverkehr durchgeführt. Innerhalb dieser Schulung wurde ein
Lkw manipuliert und im Straßenverkehr eingesetzt, um den Seminarteilnehmerinnen und Seminarteilnehmern im Anschluss die Möglichkeit zu geben, im Rahmen einer gestellten Verkehrskontrolle,
die Manipulation mit dem zuvor Erlernten zu erkennen und beweissicher festzuhalten. Konkret wurde das Fahrzeug bewegt, während in der Fahrzeugeinheit und auf der Fahrerkarte Ruhezeit aufgezeichnet wurde. Die Seminarteilnehmerinnen und Seminarteilnehmer zeigten sich beeindruckt,
dass eine solche Manipulation zum einen möglich und zum anderen durch den, durch die Schulung
trainierten richtigen Blickwinkel, festzustellen war. Manipulationen an digitalen EG-Kontrollgeräten
haben europaweit aktuell eine Quote von 33%.
Um im Bereich des Transportwesens Basisinformationen weiterzugeben, wurden 160 Vertreter von
Berufsverbänden, Berufsschulen und Werkstätten zu einer einwöchigen Großveranstaltung in das
kroatische Ministerium für Transport, Seefahrt und Infrastruktur eingeladen. In der Veranstaltung
wurde über die branchenbezogenen Neuerungen, die der Beitritt Kroatiens in die EU mit sich bringen wird, informiert. Viele Vorbehalte konnten entschärft, viele Befürchtungen reduziert werden,
so dass diese Veranstaltung einen wesentlichen Beitrag zu einem besseren Verständnis für den
EU-Beitritt geleistet hat.
„Das erste Jahr ist gelaufen“
Das Seminar „Einsatzbegleitende Kommunikation nach Verkehrsverstößen von Fußgängerinnen/
Fußgängern und Fahradfahrerinnen/Fahrradfahrern“ wurde 2013 zum ersten Mal durchgeführt.
Grund war die negative Unfallentwicklung in diesem Bereich.
Ein Anlass zum Rückblick.
In den letzten Jahren hat sich das Fahrrad technisch enorm weiterentwickelt. Nicht nur durch den
Erfolg der E-Bikes nimmt es in der Gesellschaft eine neue Position ein, es ist zu einem LifestyleProdukt geworden. Die gezielte Förderung des Radverkehrs, zum Beispiel durch die Neugestaltung
von Radwegen, unterstützt diese Entwicklung. Also ist alles gut, die Situation des Fahrradfahrers
verbessert sich, wir können zufrieden sein?!
Nicht ganz, denn das Verhalten der Zielgruppe kann manchmal nur als regelresistent beschrieben
werden. Selbst Regeln die offensichtlich bekannt sind, werden oftmals souverän missachtet. Das
gilt für Rotlichtverstöße genauso wie zum Beispiel für das Befahren von Einbahnstraßen oder Fußwegen. Abgesehen davon gibt es durchaus Regeln, die bei den Radfahrern noch nicht angekommen sind. Dazu kommt noch die oftmals fehlende Bereitschaft, Belehrungen auch nur anzuhören,
geschweige denn zu akzeptieren. Dadurch ist die Kommunikation nach Verkehrsverstößen mit dem
betroffenen Personenkreis für den Wachdienst zunehmend schwierig, manchmal sogar unmöglich.
Auch Fußgängerinnen und Fußgänger, die durchaus von Verbesserungen der Gehwegsituation
profitieren können, verhalten sich, was die Verkehrsregeln angeht, nicht selten den Radfahrerinnen
und Radfahrern ebenbürtig. Um in dieser Situation bestehen zu können, werden in dem Seminar
nicht nur Methodenkompetenz, Konfliktlösung und Gesprächsführung, sondern auch rechtliches
und technisches Hintergrundwissen vermittelt.
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Auch die rechtlichen Neuerungen in der Straßenverkehrsordnung werden thematisiert und sind ein
wichtiger Baustein zum kommunikativ sicheren Einschreiten. Daneben stößt die Problematik mit
den Pedelecs, deren Verkaufszahlen in den letzten zwei Jahren geradezu explodiert sind, bei den
Seminarteilnehmern in rechtlicher und technischer Hinsicht auf besonderes Interesse.
Die Seminarteilnehmer sollen aber auch noch einmal dazu sensibilisiert werden, nach Verkehrsverstößen auch wirklich einzuschreiten. Dabei gilt es nicht nur zu sanktionieren sondern auch zu
informieren und - als Idealfall - zu überzeugen. Zum Seminarabschluss schlüpfen die Lehrenden in
die Schauspielerrolle. Die Teilnehmer können in praktischen Übungen ihr Wissen testen und zeigen
sich dabei sehr sicher und souverän.
Informationen zum Seminar „VUP Einsatzbegleitende Kommunikation nach Verkehrsverstößen
von Fußgängern und Fahrradfahrern“ (Schlüssel-Nr. 170701-003-12-02) finden Sie
im elektronischen Fortbildungskalender.
Digitalfunk Multiplikatoren
im LAFP NRW geschult
Seit Beginn der Schulungsreihe im Dezember 2011 wurden durch das Teildezernat 43.1 deutlich
über 200 Multiplikatoren der Kreispolizeibehörden im Digitalfunk ausgebildet. In jeweils drei Tagen
wurden den Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmern umfangreiche Kenntnisse zum Digitalfunk
vermittelt.
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LAFP MAGAZIN
Ziel der umfangreichen Seminarreihe war die Qualifizierung der Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmern zu Multiplikatoren, um ein wichtiges neues Einsatzmittel der Polizei sicher an den Endanwender zu bringen.
Selbst bedienen können reicht da nicht aus, per Definition muss ein Multiplikator auch erklären
können. Neben dem bundesweiten Aufbau des Netzes und dem Versorgungsstandard in NRW,
wurden der Aufbau und die Programmierung der digitalen Endgeräte erläutert. In praktischen
Übungen wurde das Wissen um das Handsprechfunkgerät und das Fahrzeugfunkgerät vertieft.
Um das Ziel einer umfassenden Wissensvermittlung zu erreichen, wurden teilnehmerorientiert Themenblöcke in den Seminaren angeboten, in denen die Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer die
Inhalte selbst nach- und aufbereiten konnten. Im Anschluss wurde dann durch die Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer im team-teaching die Möglichkeit gegeben, vor der Gruppe in einer Art
„Schonraum“ einen Ausschnitt aus dem Thema Digitalfunk vorzustellen.
Hintergrund dieser Übung war es, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Chance zu eröffnen,
zum Teil erstmalig vor einer Gruppe zu referieren. Hier konnten wertvolle Erfahrungen gesammelt
werden.
Ein weiterer Effekt war, dass die anderen Teilnehmer den Stoff noch einmal mit anderen Stimmen
und einer anderen Vorgehensweise präsentiert bekamen. So hatten letztlich alle etwas davon und
die Akzeptanz des Themas Digitalfunk konnte mittelbar auch beim Endanwender erhöht werden.
Weitere Zielgruppen
Neben den Multiplikatoren wurden im Laufe der letzten zwei Jahre auch weitere Zielgruppen mit
Wissen zum Digitalfunk versorgt. Zum Beispiel wurde die Polizeifliegerstaffel mit eigenen Multiplikatoren ausgestattet. Zusätzlich gab es Einweisungsveranstaltungen für das fliegende Personal.
Die Bereitschaftspolizei wurde ebenfalls mit Multiplikatoren versorgt, sie gehörte sogar zu den
ersten, die bereits in 2010 für den Castor-Einsatz eine Einweisung bekamen. Später wurden die
IuK-Gruppen der Technischen Einsatzeinheiten (TEE) Bochum und Wuppertal qualifiziert. Dieses
geschah vor dem Hintergrund, dass die TEE Patenschaften für jeweils sechs Hundertschaften
übernahmen und dort die weitere Qualifizierung dauerhaft gewährleisten mussten.
Digitalfunk im LAFP NRW
Es wurden bereits viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Behörde im Zusammenhang mit dem
Digitalfunk qualifiziert. Die Ausbildungsdezernate verfügen über Multiplikatoren, die die Lehrenden
in der Ausbildung weiterqualifizieren. Das übrige Personal des LAFP NRW wird, sobald alle technischen Voraussetzungen dafür geschaffen sind, ebenfalls von eigens dafür qualifizierten Multiplikatoren beschult.
Der Digitalfunk ist im Land NRW mittlerweile flächendeckend vorhanden. Dafür haben nicht zuletzt
die 214 Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen gesorgt. Nun werden optimierte Lösungen für
Spezialisten geplant. Ständige Stäbe, Einsatztrupps und Spezialeinheiten müssen immer
weiter qualifiziert werden. Die IuK-Techniker
der Kreispolizeibehörden bilden ebenfalls eine
Zielgruppe, die dringend tiefergehende Informationen benötigt, um den fortwährenden Betrieb
in den Kreispolizeibehörden gewährleisten zu
können. Die Mitarbeiter des Teildezernats 43.1
im LAFP NRW freuen sich auf diese neuen Herausforderungen.
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LAFP MAGAZIN
LKW-Fahrtraining / Forschungs- und
Technologiezentrum für Ladungssicherung
in Selm
Durch den Runderlass des Ministeriums für Inneres und Kommunales NRW „Führen von Dienstkraftfahrzeugen der Polizei“ wurde der Berechtigungserwerb der LKW-Fahrerlaubnisklassen der
zentralen Fortbildung übertragen. Die daraus resultierenden Einführungs- und Anpassungsfortbildungen werden durch das Sachgebiet 43.2 des LAFP NRW durchgeführt.
Die Veranstaltungen für maximal acht Teilnehmerinnen / Teilnehmer beinhalten Einweisungen in
die verschiedenen Fahrzeugtechniken, Rangierübungen, Lenken und Bremsen auf unterschiedlichen Fahrbahnuntergründen. Die Übungen werden mit theoretischen und praktischen Inhalten
durchgeführt. Anschließend erfolgen Ausfahrten in den öffentlichen Verkehrsraum mit dem LKW
oder Kraftomnibus (KOM). Bedingt durch die großen Fahrzeugdimensionen der LKW oder KOM
und der entsprechenden Sicherheitszonen sind die Veranstaltungen nur im Trainingszentrum Teveren möglich.
Neben den dienstlichen LKW und KOM werden zur Durchführung der Veranstaltungen auch Fahrzeuge mit aktueller Technik und eine speziell für den Schwerlastverkehr ausgelegte Gleitfläche
vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) angemietet. Des Weiteren wird im Rahmen der Einführungsfortbildung auch der Komplex der Ladungssicherung theoretisch behandelt. Hierzu stehen
den Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmern verschiedene Unterrichtsmaterialien als Anschauungsobjekte zur Verfügung.
Durch das entstehende Forschungs- und Technologiezentrums für Ladungssicherheit Selm gGmBh
(LaSiSe) in der unmittelbaren Nachbarschaft des LAFP NRW sind im Rahmen einer Zusammenarbeit verschiedene Aspekte bei diversen Einführungs- oder Anpassungsfortbildungen vorstellbar.
Nicht nur im Bereich des Fahrsicherheitstrainings, sondern auch in den Bereichen der Verkehrssicherheitsarbeit, des Sonder- und Schwerlastverkehr oder auch der Verkehrsunfallaufnahme wird
eine Kooperation angestrebt.
Modernste Technik und entsprechend ausgestattete und dimensionierte Trainingsflächen auf einer
Größe von circa 25 Fußballfeldern stehen zur Verfügung. Unter Realbedingungen ist es möglich
die Wechselwirkungen unterschiedlicher Fahrsituationen und des Ladungsverhaltens zu erleben.
Durch moderne Messtechniken können Erkenntnisse in die Unfallprävention einfließen.
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ProViDa (Proof Video Data System)
Wer kennt sie nicht, die Realityserien im Fernsehen, in denen zu sehen ist, wie vermeintliche
Zivilpolizisten mit Kamerawagen spektakulär Raser und Rowdies verfolgen und durch dramatische
Kommentare und Einblendungen das Adrenalin förmlich zu spüren ist. Aber zurück zur Realität:
Was steht wirklich hinter der Tätigkeit als Fahrerin oder Fahrer eines ProViDa-Pkw oder eines
ProViDa-Kraftrades.
Am Beispiel eines Kollegen soll der Weg zum ProViDa-Fahrer gezeigt werden:
Er war seit Jahren auf den Autobahnen rund um Köln als Streifenbeamter unterwegs. Danach ließ
er sich zur Verkehrsinspektion der Autobahnpolizei umsetzen. Jetzt ist er ausgebildeter ProViDaFahrer und verfolgt und ahndet mit seinen Kolleginnen und Kollegen Verkehrsverstöße, die der
„normale“ Autofahrer oder die „normale“ Autofahrerin nicht begehen würde, wenn er oder sie im
Vorhinein erkennen würde, dass es sich um ein Polizeifahrzeug handelt. Hierzu war zunächst die
Teilnahme an der Einführungsfortbildung „ProViDa Pkw“ beim Sachgebiet 43.2 des LAFP NRW
notwendig. Dem Kollegen wurde schnell bewusst, dass die Realityserien mit der Realität nichts
gemeinsam haben.
„In der ersten Woche des Trainings habe ich viel über Fahrzeuge und deren Verhalten bei verschiedenen Fahrübungen gelernt. Dabei konnte ich auch praktisch erleben, was es bedeutet, wenn
ich mich selber überschätzt hatte und wo die Grenzen der Fahrphysik erreicht sind. Im Schonraum
des Trainingsplatzes gab es genügend Übungsmöglichkeit. Nicht auszudenken, was geschehen
kann, wenn Fahrfehler oder eine falsche Selbsteinschätzung zum Beispiel zum Ausbrechen eines
Fahrzeuges beim Fahren auf der Autobahn führen.“
Beim Training mit den Kolleginnen und Kollegen werden die Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer durch die Fortbilderinnen und Fortbilder theoretisch und praktisch auf die zukünftigen fahrerischen und psyschichen Anforderungen vorbereitet. Hierzu zählen fahrdynamische Übungen wie
Bremsen und Lenken, auch in höheren Geschwindigkeitsbereichen. Danach werden Einsatzfahrten
und Messfahrten zunächst durch das Befahren einer längeren Strecke im Schonraum des Trainingsgeländes geübt.
„Die zweite Woche begann mit einer technischen Einweisung in die ProViDa-Technik. Es wurden
für uns sogar neun ProViDa-Fahrzeuge aus den verschiedenen Behörden angefordert. Auch erfahrene Kolleginnen und Kollegen, die schon jahrelang als ProViDa-Fahrerinnen und -Fahrer oder
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Messbeamtinnen und -beamte ihren Dienst versehen, standen für Rat und Tat zur Seite. Danach
wurden mehrere Tage lang auf den Autobahnen unter Anleitung reale Messungen, auch mit den
entsprechenden Ahndungen, durchgeführt.“
Die Vorbereitung auf die, in den Fahrzeugen eingebaute Technik und deren Bedienung, erfolgt in
der Theorie durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landesamtes für Zentrale Dienste NRW.
Hierzu werden aus den Behörden zur Einführungsfortbildung die dort eingesetzten ProViDaFahrzeuge angefordert. Erfahrene Kolleginnen und Kollegen unterstützen hierbei die Fortbilder des
Sachgebietes 43.2 und schulen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Umgang mit den verschiedenen technischen Möglichkeiten bei Aufzeichnungen und Messungen von Verkehrsverstößen. Die
Fahrsicherheitstrainerinnen und -trainer beobachten unter den realen Bedingungen die Umsetzung
der Fahrfertigkeiten während der Messfahrten.
Mit den Einführungsfortbildungen und den sich jährlich anschließenden Anpassungsfortbildungen
wird man auch auf mögliche rechtliche Schritte der Verkehrsteilnehmerin oder des Verkehrsteilnehmers vorbereitet, um beweissicher argumentieren zu können. Zurzeit werden in Nordrhein-Westfalen nicht nur im Bereich ProViDa-Pkw, sondern auch Einführungs- und Anpassungsfortbildungen
für das ProViDa-Kraftrad durchgeführt. Die Ausbildungsinhalte für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind dabei gleich gelagert.
„Die Umsetzung des Erlernten vom Trainingsplatz
auf das Fahren im öffentlichen Verkehrsraum ist für
mich ein ganz wichtiger Bestandteil der Ausbildung
gewesen. Durch die unterstützenden Kolleginnen
und Kollegen habe ich erkannt, dass das Fahren
eines ProViDa-Fahrzeuges absolut nichts mit den
reißerischen Serien im Fernsehen zu tun hat. Im Gegenteil, um die Fahrzeuge auch in hohen Geschwindigkeitsbereichen fahren zu können, bedarf es einer professionellen Einweisung und Ausbildung.
Hierzu zählt für mich die Kenntnis möglicher Risiken, um gefährliche Situationen zu vermeiden. Für
mich heißt das auch, in entsprechenden Situationen Messungen abzubrechen und eine Ahndung
auf anderen Ermittlungswegen zu erreichen.“
Faktenbox:
Die Einführungs- und Anpassungsfortbildung findet in den Bereichen ProViDa-Pkw und ProVidaKrad statt. Zurzeit stehen in Nordrhein-Westfalen 22 ProViDa-Krafträder und ein ProViDa-Trainingskraftrad für das LAFP NRW zur Verfügung. Im Bereich der ProViDa-Pkw sind 21 Fahrzeuge
für Kreispolizeibehörden mit Autobahnpolizei und sechs Fahrzeuge für Kreispolizeibehörden ohne
Autobahnpolizei vorgesehen.
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Rettungssimulator
Es begann als ganz normaler Arbeitstag, Frühdienst in der Inspektion 2, für zwei Kollegen beginnt
die Routine. Auch als sie den Einsatz „Verkehrsunfall mit verletzten Personen auf der Hans-Böckler-Straße“ erhalten, scheint alles so wie immer. Unter der Nutzung von Sonder- und Wegerechten
fahren sie zügig zum Einsatzort. Und in einer langgezogenen Linkskurve passierte es dann …
Der eine Kollege berichtet: „Irgendwie hatte ich die gefahrene
Geschwindigkeit, die wir auf der Geraden gefahren sind, unterschätzt. Als dann die Kurve kam, bin ich zu schnell hinein gefahren. Ich hatte noch versucht, in der Kurve zu bremsen, aber
dann bin ich mit dem Streifenwagen nach rechts von der Straße
abgekommen und plötzlich hat sich der Wagen überschlagen.“
Der andere Kollege ergänzt: „Ich hatte das Ganze gar nicht
mitbekommen. Wir waren schnell unterwegs, durch das Funken
war ich abgelenkt und plötzlich waren wir mit dem Streifenwagen
im Feld. Dann weiß ich nur noch, dass alles schnell ging und als
sich nichts mehr bewegte, hing ich kopfüber im Sicherheitsgurt.
Anscheinend hatten wir uns überschlagen.“
Das ist eine von mehreren Schilderungen, die die Kollegen des
Sachgebietes 43.2 beim LAFP NRW hin und wieder von Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Fortbildungsveranstaltung „Retten
aus verunfallten Fahrzeugen“ hören. Dabei stellen sie häufig fest,
dass die Kolleginnen und Kollegen kaum wissen, wie sie sich dieser Situation verhalten sollen.
Der eine Kollege beschreibt weiter: „Als ich so da hing, dachte
ich, wie kommst du da raus? Es war ein unvergesslicher Moment. Und auf einmal schlug ich heftig nach unten. Bis dahin war
ich noch nicht verletzt, aber durch den Aufprall am Wagendach
zog ich mir eine Stauchung im Halswirbelbereich zu.“ Auch sein
Kollege war überfordert: „Als wir da hingen, dachte ich mir, du
musst den Gurt aufmachen, damit wir aus dem Wagen kommen.
Wir beide hatten den Überschlag unverletzt überstanden. Ich
tastete nach dem Gurtschloss und drückte es so stark es ging
und auf einmal sackte neben mir mein Kollege aus dem Sitz und
schlug mit dem Kopf auf.“
Während der eintägigen Fortbildungsveranstaltung mit maximal
zehn Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmern erleben diese,
welche Gefahren am und im Fahrzeug lauern und wie man mit
ihnen umgehen kann, um sich oder andere Fahrzeuginsassen
bestmöglich zu befreien. Hierzu kann der Rettungssimulator
durch eine Stahlstange durch die Längsachse in jede gewünschte Position gedreht werden. Es lassen sich nicht nur Dachlagen,
sondern auch Seitenlagen, wie zum Beispiel beim Rutschen in
einen Straßengraben, simulieren.
Anschließend lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wie sie sich im Rahmen der Eigenrettung selbst durch entsprechende Handlungsabläufe aus dem Sicherheitsgurt befreien können. Bei
der Fremdrettung werden Möglichkeiten vermittelt, wie auch andere hilflose Menschen, beispielsweise auf Grund einer Bewusstlosigkeit, aus dem Fahrzeug geborgen werden können.
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Der eine Kollege fasst zusammen: „Wenn ich so etwas vorher gewusst hätte, ich glaube, ich hätte
mir den Krankenhausaufenthalt ersparen können.“ und „Besonders erstaunlich fand ich die vielen
Möglichkeiten in den praxisbezogenen Übungen, egal ob Eigenrettung aus der Dach- oder Seitenlage, Fremdrettung, ob ich alleine arbeiten muss oder zu zweit arbeiten kann.“
Der andere Kollege ergänzt: „Ich bin froh, dass damals nicht Schlimmeres passiert ist. Heute weiß
ich, worauf ich achten muss. Solch einen praxisnahen Lehrgang sollte jeder Kollege besuchen. Ich
fühle mich jetzt sicherer und weiß, was ich damals falsch gemacht habe. Ich würde heute einiges
anders machen.“
Fakten und Tipps zur Eigen- und Fremdrettung:
Zurzeit werden beim LAFP NRW im Sachgebiet 43.2 zwei Rettungssimulatoren im
Trainingszentrum Everswinkel und im Trainingszentrum Teveren betrieben.
Neben der Fortbildungsveranstaltung „Retten aus verunfallten Fahrzeugen“ werden
alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der verschiedenen Einführungsfortbildungen an
Rettungssimulatoren ausgebildet.
Ruhe bewahren, orientieren, was passiert ist:
- Schutz des eigenen Kopfes
- Prüfen, ob die Füße nicht eingeklemmt sind
- Drücken des Unterkörpers in den Sitz zum Entlasten des Gurtes
- Am eigenen Sicherheitsgurt entlang zum Gurtschloss tasten
- Gurtschloss lösen und Körper zum Fahrzeuginnenraum abrollen
- Wieder orientieren und das Fahrzeug verlassen
Fremdrettung:
Die Handlungsabläufe werden bei der Fremdrettung durch
den Retter übernommen, sobald der Verunfallte nicht mehr
ansprechbar ist.
Die Bibliotheken des LAFP NRW:
Bücher, aber noch viel mehr!
Moderne Aus- und Fortbildung ohne Fachliteratur ist nicht denkbar. Deshalb unterhält das LAFP
NRW als essenziellen Bestandteil seines Bildungsangebots an den Standorten Selm und Neuss
zwei Fachbibliotheken. Ein zeitgemäßes Bibliotheksangebot beschränkt sich heute allerdings nicht
mehr ausschließlich auf Bücher. Unsere Kunden erwarten ein Angebot, wie sie es von Stadt- und
Universitätsbibliotheken kennen. Die beiden Bibliotheken haben sich daher in den letzten Jahren
zu modernen Informationsstellen weiterentwickelt.
Zu ihrem Leistungsspektrum gehören heute:
- eine breite Palette an Fachbüchern, Zeitschriften, Loseblattwerken, DVDs und Videofilmen,
- mehrere Bereiche mit Arbeitsplätzen für Selbststudium und Gruppenarbeit,
- PC-Arbeitsplätze mit Intra- und Internetzugang,
- eine modern ausgestattete Mediathek mit der Möglichkeit für Filmvorführungen,
- Präsentationen und Besprechungen,
- fachliche Beratung, Literaturrecherchen und -beschaffungen sowie Schulungen
durch das Bibliothekspersonal.
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Bibliothek online
Der Einsatz moderner Bibliothekssoftware ermöglicht es uns, unseren Kunden neue und komfortable Dienstleistungen anzubieten:
- In unserem Online-Katalog kann von jedem PC-Arbeitsplatz in den Polizeibehörden
aus recherchiert werden. Der Katalog steht darüber hinaus auch via Internet rund
um die Uhr zur Verfügung.
- Viele polizeirelevante Informationen sind in Zeitschriftenaufsätzen und Beiträgen
von Sammelwerken „versteckt“. Bisher waren sie nur schwer zugänglich.
- Wir ermitteln diese Aufsätze und weisen sie in unserem Online-Katalog nach.
- Im Internet frei verfügbare Quellen werden in den Katalog aufgenommen und können durch Verlinkung direkt als Volltext aufgerufen werden.
- Die Verfügbarkeit (entliehen/ausleihbar/Präsenzexemplar) unserer Medien wird angegeben.
- Im Intranet der Polizei werden die Online-Angebote der Bibliothek über ein eigenes
Bibliotheksportal angeboten.
Gemeinsamkeit macht stark
Die Bibliotheken gehören dem Bibliotheksverbund der Landesbehörden NRW an. Dadurch haben
unsere Kunden die Möglichkeit, einfach und schnell im Medienbestand von 75 Behörden- und Ministeriumsbibliotheken des Landes NRW zu recherchieren. Der Verbund verfügt gemeinsam über
einen Bestand von über 1,2 Millionen Titeln.
„Wer schaffen will,
muss fröhlich sein“ (Theodor Fontane)
Arbeit muss auch Spaß machen, wenn sie erfolgreich sein soll. Dieser Grundsatz wurde bei
der Gestaltung der Bibliotheksräume beherzigt: Unsere Leserinnen und Leser finden Räume vor,
bei deren Ausstattung darauf geachtet wurde, eine angenehme Arbeits- und Lernatmosphäre zu
schaffen.
Die Bibliotheken des LAFP NRW:
Ein Fenster zum aktuellen Wissen der Polizeiwissenschaft.
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Zentrales Fahrzeugmanagement (ZFM):
Mobilität durch Qualität und Wirtschaftlichkeit
Das Zentrale Fahrzeugmanagement (ZFM) stellt den Fahrzeugbestand von rund 700 Fahrzeugen
des LAFP NRW sicher. Neben dem Fuhrparkmanagement gehört das Beschaffungsverfahren von
Dienstkraftfahrzeugen, die Bearbeitung von Verkehrsunfällen mit Dienstkraftfahrzeugen, die Fahrtenbuchkontrolle, die Verwaltung und Ausgabe der Tarnkennzeichen, die Tankkartenverwaltung,
das Rechnungswesen und das Aussonderungsverfahren zu den Kernaufgaben des ZFM.
Der Fahrzeugbestand des LAFP NRW wurde seit dem Jahr 2007 durch Bildung von Fahrzeugpools, Soll-Festlegung in Kategorien und konsequente Reduzierung des Ist-Bestands von über
1000 auf derzeit rund 700 Fahrzeuge reduziert. Die Ersatzbeschaffung von Dienstkraftfahrzeugen
erfolgt auf Basis eines auslastungsbezogenen Fuhrparkkonzeptes. Wird ein festgelegter Schwellenwert durch unzureichende Nutzung nicht erreicht, so wird der Fahrzeugbestand entsprechend
reduziert.
Der Fahrzeugpool sieht Dienstkraftfahrzeuge für die Bedarfe Einsatz,
Ausbildung, Fortbildung, Logistik und Mobilität vor. Durch zielgerichtete
Verlagerungen innerhalb der Bedarfe „durchfährt“ ein Dienstfahrzeug einen
„Lebenszyklus“, der durch jährliche Ersatzbeschaffungen gesichert wird.
Zivile Neufahrzeuge verstärken zunächst den Mobilitätspool, aus dem nach
ca. drei bis fünf Jahren Fahrzeuge in die Fortbildung wie zum Beispiel in das
Fahr- und Sicherheitstraining verlagert werden, um nach erfolgreicher Nutzung anschließend in der Ausbildung den enormen Fahrzeugbedarf zu unterstützen. Nach ca. 10-15 Jahren wird ein Dienstfahrzeug des LAFP NRW
ausgesondert, je nach Zustand durch Versteigerung oder Verschrottung.
Wie eine bunte Palette ist das Angebot von Dienstkraftfahrzeugen des LAFP
NRW für den Nutzer aufgestellt. Neben den colorierten Funkstreifenwagen
für die Ausbildung stehen marktübliche Kraftfahrzeuge in unterschiedlichen
Ausführungen von der Limousine über Motorräder bis zu Lastkraftwagen zur
Verfügung. Die Nutzung der Dienstkraftfahrzeuge des LAFP NRW kann über
eine Fuhrpark-Management Software beantragt werden, die Zuweisung und
Ausgabe erfolgt über die örtlichen Fahrzeugausgabestellen und Schirrmeister. Fahrzeugpflege und Einhaltung der Wartungstermine gehören zu den
Aufgaben der Schirrmeister. Inspektionen und Reparaturen werden in der
Regel bei der in Selm ansässigen Werkstattniederlassung des Landesamtes
für Zentrale Polizeiliche Diense NRW durchgeführt.
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Der Fuhrpark des LAFP NRW wurde in letzten Jahren im Rahmen der Ersatzbeschaffung technisch
auf den neuesten Stand gebracht. ABS, ESP, Automatikgetriebe, Navigationsysteme und Bluetooth-Telefonanbindungen sind zu modernsten Standards in der Fahrzeugausrüstung geworden.
Durch ökonomische Dieselmotoren wurde der Kraftstoffverbrauch im gesamten Fuhrpark des LAFP
NRW deutlich reduziert und somit ein Beitrag zum erklärten Ziel der Landesregierung geleistet,
möglichst schadstoffarme Fahrzeuge zu verwenden.
Das LAFP NRW fährt blau!
Dem LAFP NRW wurden im Jahr 2013 durch das Ministerium für Inneres und Kommunales NRW
aus dem Landesbestand insgesamt 30 Funkstreifenkraftwagen (FuStKW, VW Passat B7 silber/
blau in der Funktionskennung 021) zugewiesen. Weitere 23 FuStKW sind vom MIK NRW avisiert.
Die bisherigen Fahrzeuge wurden von verschieden Behörden des Landes übernommen und auf
die Ausbildungsstandorte Brühl, Schloß Holte-Stukenbrock und Selm verteilt. Nach technischer
Überprüfung konnten die Schirrmeister des LAFP NRW die „Neuen“ zur Nutzung an die Studierenden übergeben.
DPM
V
yball 201
olle
Ein Jahr intensiver und aufwändiger Vorbereitungen hat sich gelohnt.
Vom 15. bis 19. April 2013 fanden im LAFP NRW in Selm-Bork die
8. Deutschen Polizeimeisterschaften der Frauen und die 15. Meisterschaften der Männer im Volleyball statt. Sie wurden nach Begrüßungsreden vom Ständigen Vertreter des Direktors LAFP NRW, Leitender Kriminaldirektor Helmut Wälter, Polizeihauptkommissar Ralf
Lehrke (Sportwart des Polizeisportvereins Bork) und Polizeidirektor
Jürgen Lankes (Vertreter des Ministeriums für Inneres und Kommunales NRW sowie stellv. Polizeisportbeauftragter NRW) eröffnet.
Die stimmungsvolle, musikalische Begleitung der Eröffnungsfeier
erfolgte durch das Landespolizeiorchester NRW unter der Leitung
von Scott Lawton, die Nationalhymne sang Polizeioberkommissarin
Patricia Nubi aus der NRW-Auswahl.
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RW
3N
Deutsche Polizeimeisterschaft (DPM)
Volleyball 2013: Ein voller Erfolg wenn auch für NRW nicht unbedingt
aus sportlicher Sicht
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Mit Ausnahme des Landes Bremen hatten alle Länder sowie der Bund an den Vorrunden der
Meisterschaften teilgenommen. Hierbei kam es zu spannenden Begegnungen, wobei sechs der 30
Partien erst im Tiebreak entschieden wurden. Letztlich hatten sich folgende Mannschaften für die
Endrunde der Meisterschaften in Selm qualifiziert:
Frauen: Niedersachsen (Meister 2010, gesetzt),
Nordrhein-Westfalen, Hessen,
Sachsen (Vizemeister 2010), Brandenburg, Bund
Männer: Nordrhein-Westfalen (Meister 2010, gesetzt),
Niedersachsen, Hessen, Sachsen (Vizemeister 2010),
Hamburg (Ausrichter der Meisterschaften 2010), Bayern
NRW-Mannschaften gesamt
Aufgrund der guten Ausstattung der Liegenschaft in Selm
konnte die Gruppenphase der Endrunde zeitgleich in zwei Sporthallen auf je zwei Feldern ausgetragen werden. Die Sätze und Spiele waren von Beginn an hart umkämpft und verliefen äußerst
spannend. Vielfach ging es in die Verlängerung. Für die Spielerinnen und Spieler sowie für die
Zuschauerinnen und Zuschauer entwickelte sich ein teilweise äußerst nervenaufreibender Schlagabtausch. So konnten beispielsweise die Sächsinnen das Spiel gegen NRW noch drehen, obwohl
die Begegnung bei einer 2:0-Satzführung und Matchball
für NRW schon für sie verloren schien.
Auch die mitfavorisierten NRW-Männer konnten trotz
2:1-Führung das Spiel nicht für sich entscheiden und
verloren knapp im Tiebreak gegen die Bayern und in der
Folge ebenfalls knapp gegen die Hessen. Die Männer
aus Sachsen wiederum setzten sich nach einem knappen Tiebreak-Sieg gegen Hamburg und folgend deutlich
mit 3:0 gegen Niedersachsen durch und wurden damit
Gruppensieger. Die Stimmung war aufgrund mitgebrachter Trommeln und stimmgewaltiger Unterstützung der
spielfreien Mannschaften von Beginn an großartig.
Nach der Vorrunde stand fest, dass bei den Frauen NRW
sowie der Bund und bei den Männern NRW sowie Niedersachsen um den fünften Platz spielen würden. Diese
Platzierungsspiele gewannen dann die Frauen aus NRW
(3:0) sowie die Männer aus Niedersachsen (3:2).
Auch in den Halbfinals und den Spielen um Platz 3 gab
es ein Kopf an Kopf-Rennen der Mannschaften, keine
gab sich vorzeitig geschlagen. In den Halbfinals der
Männer setzten sich die Hessen mit 3:1 gegen die Hamburger sowie die Sachsen 3:1 gegen die Bayern durch.
Die Hanseaten gewannen anschließend die Bronzemedaille durch einen 3:1-Sieg gegen die Bayern.
Im Finale schließlich hatte die hessische Männerauswahl die Nase vorn. Sachsen hatte sich zu
spät auf seine Qualitäten besonnen und konnte das Spiel nach einer Aufholjagd zum 1:2 doch nicht
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mehr drehen. 15. Deutscher Polizeimeister im Volleyball wurde damit die Mannschaft aus Hessen.
Die Hessen-Auswahl der Männer wurde nach einem 3:1 im Finale gegen Sachsen neuer Deutscher Polizeimeister im Volleyball.
Siegermannschaft der Männer, Hessen
Die Halbfinals der Frauen zwischen Niedersachsen und Brandenburg (3:2) sowie zwischen Sachsen und Hessen (3:1) waren ebenfalls recht ausgeglichen und spannend bis zum Schluss. Das
gleich hohe Niveau spiegeln auch die Finals und Platzierungsspiele wieder. Brandenburg gewann
die Bronzemedaille nach einer 19:17-Tiebreakentscheidung. Im abschließenden Finale gewannen
die Niedersächsinnen ihren 6. Titel und wurden 8. Deutscher Polizeimeister im Volleyball der Frauen, nachdem die sächsischen Frauen im vorentscheidenden vierten Satz gleich mehrere Matchbälle nicht hatten verwandeln können.
Siegermannschaft der Frauen, Niedersachsen
Die Siegerehrung der Mannschaften fand direkt im Anschluss der Finals in der Sporthalle statt und
wurde von PD Burkhard Kowitz (Vorsitzender des Polizeisportkuratoriums NRW), Kriminaloberrat
Peter Mosch (MIK NRW, in Vertretung des Polizeisportbeauftragten NRW) sowie Polizeihauptkommissar Olaf Becker (Bundesfachwart Volleyball) durchgeführt.
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Der Abend wurde dann in der Mensa mit einem unterhaltsamen Auftritt des
Kabarett-Trios „Storno“ eingeleitet. Anschließend beglückwünschte der
Direktor des LAFP NRW Dieter Schmidt alle Sportlerinnen und Sportler zu
ihren Leistungen und Platzierungen. Untermalt wurde die Abendveranstaltung durch das Harmonieensemble des Landespolizeiorchesters NRW. Bei
Gelegenheit des gemeinsamen Abendessens wurden als beste Spielerin/bester Spieler der DPM Romy Munz (Brandenburg) und Stefan Bosek (Bayern)
besonders geehrt. Für weitere hervorragende Leistungen wurden Denise
Kuss (Hessen) und Jens Büssow (Bayern) als beste Zuspielerin/bester Zuspieler der DPM sowie
Fabienne Kroos, (NRW, zurzeit Lehrende im Dezernat 14) und Andreas Kolle (Hessen) als beste
Libera/bester Libero der DPM ausgezeichnet.
Im Anschluss fanden die Deutschen Volleyball-Polizeimeisterschaften 2013 einen würdigen Abschluss in einer Party, die musikalisch gekonnt durch DJ Philip geleitet wurde. Glücklicherweise
kam es im Verlauf des Endrundenturniers nur zu einer einzelnen schwereren Verletzung. Die betroffene Spielerin des Bundes wurde dadurch an einem weiteren Einsatz gehindert.
Gut 230 Personen wurden in der Selmer LAFP NRW-Liegenschaft zur Zufriedenheit aller untergebracht. Die Mahlzeiten konnten durch das besondere Entgegenkommen der Küche sehr flexibel
durch die Mannschaften eingenommen werden. Sowohl die Kantine als auch der IAF-Point wurden abends für den gemütlichen und gemeinsamen Austausch genutzt werden. Allen beteiligten
Ländern war jeweils ein Betreuer zur Seite gestellt, der sich um die Belange der Mannschaften
kümmerte.
Die Meisterschaft wurde durch die landesweiten Mediendienste des LAFP NRW begleitet. Die
besondere filmische und fotografische Dokumentation wurde den Ländern im Nachgang zur Verfügung gestellt- eine besonders gelungene Erinnerung, die die Meisterschaften auch später wieder
lebendig werden lassen kann.
Die überaus positiven Rückmeldungen der Teilnehmenden zeigen, dass die Veranstaltung rundum
gelungen war. Allen Organisatoren, Schiedsgerichten, Helferinnen und Helfern, insbesondere auch
den Servicekräften und dem Dezentralen Liegenschafts- und Veranstaltungsmanagement gilt ein
besonderer Dank, nur so konnten die Meisterschaften einen so tollen Verlauf nehmen.
Faktenbox:
Die DPM Volleyball 2013 im Statistikspiegel ...
12 Mannschaften, 6 Frauen, 6 Männer
22 Spiele, jeweils 11 Frauen, 11 Männer
90 Sätze gesamt; 44 Sätze Frauen /46 Sätze Männer
4012 gespielte Bälle, 1977 Frauen, 2035 Männer - Ergebnistabelle liegt als Datei im Ordner
Nach den DPM gab es auch noch die Europäischen Polizeimeisterschaften (EPM) im Volleyball
der Männer in Frankfurt sowie der Frauen in Prag.
Florian Mohr (Dez. 24) gewann mit den deutschen Männern nach einem heißen Kampf gegen
Frankreich die Silbermedaille.
Fabienne Kroos (Dez. 14) holte sich mit den deutschen Frauen mit einem deutlichen Sieg
die Bronzemedaille gegen Finnland, Siegerinnen waren hier die Ausrichter Tschechien.
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Europol and the Spirit of Selm
Die Ermittlerinnen und Ermittler kommen aus Neuseeland, Australien, Russland, Kanada, den Vereinigten Staaten und aus allen Staaten der Europäischen Union. Sie haben ein gemeinsames Ziel:
Die Bekämpfung der Kinderpornographie.
Seit dem Jahr 2000 richtet die europäische Polizeibehörde EUROPOL jährlich das international
besetzte Seminar „Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs von Kinder – Ermittlungen im Internet“
aus. Das Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei Nordrhein-Westfalen bietet dazu seit elf Jahren in Folge die idealen Rahmenbedingungen.
Neben den Unterkünften, Seminarräumen, den Transfers von und zu Flughäfen und Bahnhöfen
und der Verpflegung stellt das LAFP NRW eine speziell für das Seminar aufgebaute ComputerInfrastuktur und umfangreiche organisatorische Unterstützung zur Verfügung.
Jeweils bis zu 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus bis zu 30 Ländern kamen in den letzten
Jahren nach Selm und haben gelernt, wo und wie man im Internet ermitteln muss, um die Verbrechen an Kindern aufzuklären und die Täter und Täterinnen zu überführen. Durch die Seminare sind
vor allem aber auch grenzüberschreitende persönliche Kontakte entstanden, eine wichtige Basis
internationaler Ermittlungsarbeit.
Wir erleben jedes Jahr, dass während des zehntätigen Seminars unter den Teilnehmerinnen und
Teilnehmern ein Wir-Gefühl entsteht. Man fühlt sich einer weltweiten Gruppe von Ermittlern zugehörig, die gemeinsam erfolgreich gegen die sexuelle Ausbeutung von Kindern kämpfen will. Auch
Polizeiarbeit braucht Motivation. Dieser gemeinsame Wille wird von Europol auch als „Spirit of
Selm“ bezeichnet.
Pädophile kennen keine Grenzen und die Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit der
Polizei zeigen die Medienberichte der letzten Monate:
Spiegel online am 15.11.2013:
„…verfolgten die kanadischen Ermittler Spuren nach Südamerika, Südafrika, Asien, Australien und
Europa.“ - „348 Personen wurden bisher festgenommen, …“ - „ … führen Spuren in die Bundesrepublik …“ - „… auch deutsche Kinder sollen betroffen sein.“
Spiegel online am 16.01.2014:
„Nach monatelangen Ermittlungen haben Fahnder aus Großbritannien, den USA und Australien
einen internationalen Pädophilen-Ring ausgehoben.“ - „In zwölf Ländern wurden Personen
festgenommen, …“
Das LAFP NRW bietet zwar „nur“ den Rahmen für die Seminare, die Bezeichnung
„Geist von Selm“ zeigt uns aber, dass auch dies ein wichtiger Beitrag zum Ermittlungserfolg ist.
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Das LAFP NRW schließt
das Pilotprojekt Transferevaluation ab
Sechs Fortbildungsmaßnahmen des LAFP NRW aus dem Jahr 2012 wurden einer Transferevaluation unterzogen. Dafür wurden umfangreiche Online-Befragungen bei Fortbildungsteilnehmerinnen
und Fortbildungsteilnehmern sowie bei deren Vorgesetzten durchgeführt, um im Nachgang der besuchten Fortbildungsveranstaltungen Erkenntnisse über den Transfererfolg gewinnen zu können.
Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fortbildungsveranstaltungen des Jahres 2012
zu den Themen
-
Fachfotographie - Anpassungsfortbildung,
Häusliche Gewalt - Opferschutz und Opferhilfe - Anpassungsfortbildung,
Jugendkriminalität - Anpassungsfortbildung,
Drogen im Straßenverkehr,
Grundlagen der Verkehrssicherheitsberatung
(nur für Verkehrssicherheitsberaterinnen und -berater),
- Verkehrsunfallbearbeitung - Einführungsfortbildung für Sachbearbeiterinnen/
Sachbearbeiter VK (oder vergleichbarer Dienststellen)
wurden ca. 6 Monate nach Abschluss der besuchten Veranstaltung online befragt, ob die vermittelten Inhalte bzw. erlernten Fähigkeiten im beruflichen Alltag hilfreich waren und zu einer Verbesserung der Arbeitsqualität am Arbeitsplatz geführt haben. Zeitgleich wurden auch die Vorgesetzten
der Fortbildungsteilnehmerinnen und Fortbildungsteilnehmer mit der gleichen Intention befragt.
Umfang der Befragungsgruppen
Für die sechs Fortbildungsmaßnahmen waren im Jahr 2012 insgesamt 54 unserer Fortbildungsveranstaltungen mit 1002 Teilnehmerinnen und Teilnehmern geplant. Davon wurden 53 Veranstaltungen mit 897 Personen durchgeführt.
Beteiligungsquote
An der Transferevaluation beteiligten sich 51,7% der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, bei den
Vorgesetzten waren es 43,3%. Insgesamt betrug die Beteiligungsquote 47,6%.
Erkenntnisse aus den Befragungen
Erkenntnisse aus den Befragungen
Mit dem Erfahrungs- und Ergebnisbericht liegen wichtige Hinweise auf Optimierungsnotwendigkeiten im Fortbildungsprozess, an dem die Polizeibehörden als Bedarfsträger und das LAFP NRW als
zentraler, polizeilicher Bildungsdienstleister maßgeblich beteiligt sind, vor.
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- Optimierungspotenziale für Verantwortungsträger
in den Polizeibehörden
im Bereich der Personal
entwicklung zur Sicherung des Transfererfolgs
besuchter polizeilicher
Fortbildungsangebote
wurden identifiziert.
- Positive Auswirkungen einer breiteren Kommunikation von Notwendigkeitenpolizeilicher
Fortbildung und deren positiver Effekte auf Fähigkeiten und Fertigkeiten im Arbeitsbereich.
- Verstärkung des Bewusstseins von Fortbildung als kontinuierlicher Prozess mit Wirkung
vor Beginn der eigentlichen Veranstaltung bis weit über ihr Ende hinaus.
- Erst der vollständig erfasste Prozesscharakter einer Fortbildungsmaßnahmeist entscheidend
für ihren Erfolg oder Misserfolg.
- Die Fortbildungsprodukte des LAFP NRW sind weitestgehend praxisorientiert,
bedarfsgerecht und arbeitsqualitätsförderlich.
Ausblick und weitere Entwicklung
Die Auswertungsergebnisse wurden gemeinsam mit dem Vorschlag der Fortführung der Transferevaluation im Regelbetrieb dem MIK NRW zur Entscheidung vorgelegt.
Dabei sind perspektivisch die im LAFP NRW und in den Behörden im Regelbetrieb entstehenden
Mehrarbeitsaufwände so zu berücksichtigen, dass auch in Zukunft nur ausgewählte Fortbildungsmaßnahmen des LAFP NRW durch Transferevaluationen begleitet werden können.
„Die wichtigste Zeit im Seminar ist die die Zeit nach dem Seminar!“
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(Ralf Besser)
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Liegenschaftsimpressionen
... in Selm
... in Münster
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... in Neuss
... in Brühl
... in Schloß HolteStukenbrock
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