# 5 12 01 12 - Polizei Nordrhein
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# 5 12 01 12 - Polizei Nordrhein
# 5 12 01 12 Das Magazin der Polizei des Landes Nordrhein-Westfalen »Kurve kriegen« – damit junge Straftäter nie wieder kriminell werden »riegel vor!« – sicher ist sicherer /// digitalfunk – probebetrieb beginnt editorial Frühe Hilfe statt späte Härte. Ralf Jäger Minister für Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-Westfalen Liebe Leserinnen und Leser, Die Kolleginnen und Kollegen erfassen die Netzwerkarbeit. Dabei geht es darum, beste- die Herausforderung, vor der wir stehen, Umstände der Tat und bewerten die indi- hende Angebote des Jugendamtes zu ergän- ist groß. Mit unserer Initiative »Kurve krie- viduellen Risikofaktoren. Dann werden zen und aus einem »Baukasten« mit Trai- gen« wollen wir verhindern, dass Kinder, die Eltern sowie die betroffenen Kinder nings verschiedener Anbieter passgenaue die auf die schiefe Bahn geraten sind, zu und Jugendlichen von Polizeibeamtinnen Maßnahmen auszuwählen und einzuleiten. jugendlichen Intensivtätern werden. Fest und Polizeibeamten angesprochen. Nach steht: Kein Kind wird als Krimineller gebo- Absprache mit dem Jugendamt wird ihnen unsere nrw-Initiative die Zahl der Strafta- ren. Dahinter steht eine Entwicklung in die die Teilnahme an »Kurve kriegen« ange- ten und nicht zuletzt die der Opfer verrin- falsche Richtung. Unsere Antwort darauf boten. Diese ist freiwillig und für die Teil- gert werden. Deswegen hat die Initiative für lässt sich auf eine griffige Formel bringen: nehmer/innen kostenlos. Die Angebote zur mich eine herausragende Bedeutung. Jedes Frühe Hilfe statt späte Härte. Unterstützung sollen langfristig sein. Wir Kind, das mit unserer Hilfe noch einmal die gehen von einem Zeitraum von zwei Jah- Kurve kriegt und seinem Leben eine neue ren aus. Richtung gibt, ist ein echter Gewinn. Zuerst Die Initiative, die wir aktuell umsetzen, ist in der Bundesrepublik einmalig. Seit Wir sind davon überzeugt, dass durch dem Sommer dieses Jahres hat die Arbeit Die Koordination der individuellen Maß- ein Gewinn für seinen persönlichen Lebens- in den acht ausgewählten Modellregio- nahmen, beispielsweise Anti-Aggressions- weg, aber darüber hinaus für die Sicherheit nen, in Aachen, Bielefeld, Dortmund, Duis- und Coolness-Trainings, übernimmt eine der Menschen im Land, die dadurch spürbar burg, Hagen, Köln, dem Rhein-Erft-Kreis pädagogische Fachkraft, die extra dafür verbessert wird. und dem Kreis Wesel begonnen. Wir küm- in das Team der Polizei eingebunden mern uns dort mit pädagogischen Fach- ist. Diese Fachkraft geht in die Familien, kräften gezielt um Kinder und Jugendli- schafft in Gesprächen Vertrauen und plant che zwischen acht und 15 Jahren, die sich gemeinsam mit ihnen und dem Jugendamt erkennbar in einer Spirale Richtung Krimi- die individuellen Maßnahmen. Sie werden nalität befinden. Diese Kinder und jungen dann unbürokratisch und schnell umge- Jugendlichen sind der Polizei innerhalb setzt. Die Fachkräfte halten engen persön- der vergangenen zwölf Monate durch eine lichen Kontakt und bleiben während der Gewalttat oder drei schwere Eigentumsde- ganzen Zeit Ansprechpartner für die Fami- likte aufgefallen. lien und vor allem für die Kinder. Die pädagogische Fachkraft ist eine Art Bindeglied zwischen Polizei und dem Jugendamt. Sie koordiniert auch die 02 Streife # 5 12 / 01 2012 Ihr Ralf Jäger inhalt 02___ editorial 23___ nrw-Polizei startet Härtetest für 37___ Gesundheit geht uns alle an 51___ impressum Digitalfunk Der erweiterte Probebetrieb Das bgmpol benötigt Ihre Unterstützung bei den Behörden und Organisationen mit bei einer Umfrage Sicherheitsaufgaben (bos) beginnt 38___ »Gabriel« an alle: titel 04___ Baukasten für soziales Verhalten Die Landesleitstelle der Polizei nrw sucht kriminalität Acht Behörden beteiligen sich Verstärkung für ihr Team prisma an der Initiative »Kurve kriegen« 25___ Täter fackelt sein Haus ab 08___ »Nie wieder kriminell?!« Sachverständige des lka Initiative »Kurve kriegen« aus der Sicht untersuchen bei schweren Bränden 40___ Der Polizeiberuf ist nach wie vor eines Sozialarbeiters im Team der Polizei 27___ Polizei und Bürger attraktiv Hervorragendes Ergebnis gemeinsam gegen Einbrecher der Einstellungskampagne 2012 Kampagne »Riegel vor!« 41___ Ausstattungstand bekämpft Wohnungseinbruch in nrw »Blaue Polizeiuniform« 28___ Gewalt und Mobbing an Schulen 42___ Austausch mit minutiöser Aktive Präventionsarbeit Planung Polizei in nrw 10___ Führung ist nicht Selbstzweck durch die Polizei in Mettmann erhält 7.700 neue Computer Fachtagung »Führung stärken!« in Essen 30___ Der Kampf gegen Organisierte 44___ Erfolgreiche Polizeiarbeit 1 5___ Sieben Themeninseln Kriminalität in der Türkei mit zuverlässiger it-Technik lzpd treibt Zentrale Aspekte des Themas Die Polizei nrw hilft Standardisierung voran führung 45___ Termine katholisch »Führung stärken« 16___ Engagiertes und weitgehend positives Feedback 314 Rückmeldebögen verkehr 46___ Polizei im interkulturellen Dialog Ganztagsveranstaltung im Polizeipräsidium Köln wurden ausgewertet 31___ Geschwindigkeit entscheidet 48___ Arbeit darf nicht krank machen bei Unfällen über Leben und Tod lzpd nrw erhält Auszeichnung Neue Verkehrsstrategie der Polizei nrw für gelungenen Arbeitsschutz 34___ Gezielte Kontrollen gegen 48___ Wenn ein Angehöriger zu einem 17____ Gewalt gegen Polizisten nrw be- Fahren unter Drogeneinfluss Fortbildung Pflegefall wird »Tag der Pflege« fragt alle Beamtinnen und Beamten des lafp nrw zeigt Wirkung im Abteizentrum Duisburg-Hamborn einsatz 49___ Termine evangelisch 18___ Vorbildliches Engagement: personalien preisrätsel 20___ Gewalt belastet den Fußball weiter 36___ Neue/r Polizeipräsident/in 50___ Grease! – das Rock´n´Roll- zis veröffentlicht in Bonn und Dortmund, Duisburger Kultmusical Die Streife verlost 2x2 Frei- »Jahresbericht Fußball Saison 2010 / 11« Polizist gewinnt »x-Factor«-Show karten für den Musical Dome Köln Für mehr Sicherheit »Landespreis Innere Sicherheit 2011« an drei Projekte in nrw verliehen 11 04 »kurve kriegen« – damit junge straftäter nie wieder kriminell werden »riegel vor!« sicher ist sicherer 20 digifunk –probebetrieb beginnt Streife # 5 12 / 01 2012 03 titel 04 Streife # 5 12 / 01 2012 Baukasten für soziales Verhalten Acht Behörden beteiligen sich an der Initiative »Kurve kriegen« Acht nordrhein-westfälische Modellbehörden haben ihre Arbeit im Rahmen der Initiative »Kurve kriegen« aufgenommen: Aachen, Bielefeld, Dortmund, Duisburg, Köln, Hagen, der Rhein-Erft-Kreis und der Kreis Wesel. Die Initiative hat mehrfachtatverdächtige Kinder und Jugendliche im Visier. Die Polizei in Nordrhein-Westfalen will präventiv dafür sorgen, dass gefährdete Kinder und Jugendliche nicht zu Intensivtätern werden. Pädagogische Fachkräfte sind vor Ort in die Polizeiarbeit eingebunden worden. Sie werden von anerkannten Trägern der freien Kinder- und Jugendhilfe mittels Dienstverträgen zur Verfügung gestellt. D ie Zielgruppe ist schnell umrissen: Sie heißen Jens, Mirko, Sascha oder Nadine, und sie haben bereits Einiges auf dem Kerbholz. Die Liste ihrer Vergehen und Strafta- ten ist lang. Sie reicht von schweren Eigentumsdelikten bis hin zu Gewalttaten, wobei sie in ihrem Vorgehen und ihrer Brutalität bereits jetzt schon vielen erwachsenen Straftätern in nichts mehr nachstehen. Dabei sind sie erst zwischen acht und 15 Jahre alt, also noch Kinder, Heranwachsende, Jugendliche. Aber sie sind auf die schiefe Bahn geraten. Ihre kriminelle Karriere ist vorgezeichnet. Die Spirale dreht sich mit rasendem Tempo nach unten. Mehrfachtatverdächtige Kinder und Jugendliche bilden im Land eine wachsende Problemgruppe. Im vergangenen Jahr gab es in nrw 3.969 mehrfachtatverdächtige Kinder und Jugendliche, die rund 30.000 Straftaten begingen. Damit verübten sechs Prozent der tatverdächtigen Kinder und Jugendlichen fast ein Drittel aller Straftaten ihrer Altersgruppe. Kriminalprävention muss deshalb so früh wie möglich gezielt ansetzen. Typische Lebensläufe beginnen meist in deprimierenden Lebensumständen, sozialen Brennpunkten und in völlig überforderten Familien. Vielfach sind es Kinder von Alleinerziehenden. Oft sind die Eltern arbeitslos. Die Familie hat ständig finanzielle Sorgen. Manchmal ist Alkohol im Spiel oder andere Drogen. Jugendämter kennen solche Verhältnisse. Die Indizien, die sie aufhorchen lassen, lauten: strukturloser Alltag, Konsum von Drogen, Armut, physische oder emotionale Vernachlässigung, straffällige Familienangehörige, Gewalterfahrungen im familiären Umfeld, geringe Erziehungskompetenz der Eltern, familiäre Konflikte, ein problematisches, kriminalitätsbelastetes Wohnumfeld > Streife # 5 12 / 01 2012 05 titel Hier kommt zu allen drei Bildern noch die passende BU und Schuleschwänzen. Je mehr dieser Gefährdungsfaktoren vor- »Kurve kriegen« will das Sozialverhalten dieser Kinder langfristig und handen sind, desto höher ist das Risiko, straffällig zu werden und nachhaltig verbessern, damit sie sich in die Gemeinschaft integrieren in die Kriminalität abzugleiten. können. Auch die Eltern sollen angesprochen und in die Arbeit einbe- Es ist für Kinder und Jugendlich schwer, unter solchen Verhältnissen unbekümmert und unbelastet aufzuwachsen. Der Frust der zogen werden. Sie sollen zum verantwortungsvollen Handeln bewegt und in ihrer Erziehungskompetenz gestärkt werden. frühen Jahre entlädt sich oftmals in Aggressivität, im ungünstigen Neben der ethischen und sozial-politischen Begründung für Fall kommen Straftaten hinzu. In ihren Gangs erfahren sie Bestä- den präventiven Einsatz, spielt auch die dauerhaft zu erwartende tigung für ihren vermeintlichen Mut und ihre Unerschrockenheit. finanzielle Belastung für die Gesellschaft eine Rolle. Ein Blick Manche Straftat ist eigentlich bloß eine Mutprobe, um wenigstens auf die hohe Rückfallquote von nahezu 70 Prozent nach Jugend- hier im Kreis der Freunde gelobt und anerkannt zu werden. strafmaßnahmen macht deutlich, dass Abwarten und Wegsperren keine Lösungen sind. Jeder einzelne Platz im Jugendstrafvoll- Das Sozialverhalten langfristig verändern zug kostet jährlich über 36.000 Euro. Verbunden mit der oftmals Das Programm »Kurve kriegen« basiert auf den Erkenntnissen mangelnden Schul- und Ausbildung der betroffenen Kinder und und den Empfehlungen der Enquetekommission »Prävention«, Jugendlichen sind die anschließenden sozialen Folgekosten für die 2010 dem Landtag nrw ihren Abschlussbericht vorgelegt hat. die Gesellschaft immens. Die Zielgruppe ist eine relativ kleine Zahl von Kindern und Jugendlichen, die mindestens eine rechtswidrige Gewalttat Teams aus Polizei und pädagogischen Fachkräften oder drei schwere Eigentumsdelikte begangen haben und deren In den Polizeibehörden sind für »Kurve kriegen« unter der Feder- Lebensumstände von so vielen Problemen belastet sind, dass man führung der Polizei spezielle Teams gegründet worden, die durch ein dauerhaftes Abgleiten in die Kriminalität befürchten muss. eine pädagogische Fachkraft sowie einer/m Stellvertreter/in ergänzt wird. Die pädagogische Fachkraft koordiniert die Netzwerkarbeit und steht in enger Abstimmung mit den Jugendämtern. Die Fachkräfte sind von ihrem beruflichen Profil her SozialPädagogen, Sozialarbeiter oder Psychologen, die aufgrund ihrer bisherigen Tätigkeit mehrjährige Erfahrungen im Umgang mit der Zielgruppe haben. Die pädagogischen Fachkräfte suchen den direkten Kontakt mit den betroffenen Familien und holen dort die Einwilligung ein, um für jeden Einzelfall die passenden pädagogischen Maßnahmen veranlassen zu können. Das Angebot ist freiwillig, aber die Maßnahmen sollen mindestens zwei Jahre dauern. In den acht Modellbehörden wurden bereits die ersten Familien angesprochen. 06 Streife # 5 12 / 01 2012 Coolness- und Anti-Gewalttrainings »Kurve kriegen« ist ein Programm mit langfristiger Perspektive Für die Teilnehmer der Initiative »Kurve kriegen« steht den Fach- und basiert auf dem Prinzip der Freiwilligkeit. Die Polizei sucht die kräfteteams der Polizei ein Baukasten mit verschiedenen Kompe- betroffenen Familien auf. Nur wenn diese ihr schriftliches Einver- tenztrainings und Maßnahmen regionaler Anbieter zur Verfügung. ständnis geben, suchen die pädagogischen Fachkräfte den direk- Dabei handelt es sich zum einen um bereits evaluierte pädago- ten Kontakt und stehen den Familien und insbesondere den Kin- gische Programme, die darauf abzielen, soziale Kompetenzen zu dern und Jugendlichen als permanenter Ansprechpartner zur Ver- erwerben, wie beispielsweise Coolnesstraining oder Anti-Gewalt- fügung. Sie gehen hin und schauen nach den Ursachen, um für training. Durchgeführt werden die Trainings durch professionelle jeden Einzelfall die passenden pädagogischen Maßnahmen ver- Trainer. Zum anderen handelt es sich um präventive Angebote zur anlassen zu können. dauerhaften sozialen Integration wie beispielsweise Lernhilfen, Sprach- oder Sportkurse. Die Initiative »Kurve kriegen« wird extern wissenschaftlich begleitet. Damit wird eine den Prozess begleitende und eine die Darüber hinaus können den Familien bei Bedarf weitere Wirkung bilanzierende Evaluation durchgeführt. Diese wird durch Ansprechpartner beispielsweise im Bereich Schuldenberatung die Zentrale Evaluationsstelle (zeva) des Landeskriminalamtes oder der Drogenberatung vermittelt werden. Die Fallbegleitung nrw koordiniert. Zweck der wissenschaftlichen Begleitung ist es, soll mindestens zwei Jahre dauern. In den acht Modellbehör- die Planungs-, Einführungs- und Umsetzungsprozesse in den acht den sind erste Familien angesprochen worden. Die Resonanz ist Modellregionen zu bewerten. Damit werden Entscheidungshilfen äußerst positiv. Inzwischen nehmen bereits jeweils bis zu 20 Kin- vorbereitet, die eine landesweite Einführung des Konzeptes mit der an »Kurve kriegen« teil und lassen sich auf die verschiedenen gesicherten Argumenten begründen können. /// Jörg Bockow Angebote ein. Das Konzept der Initiative "Kurve kriegen" sieht vor, dass Gefährdungs- und Risikolagen für Kinder und Jugendliche, die bereits früh und wiederholt Straftaten begehen, bei der Polizei standardisiert bewertet werden (»Risiko-Screening«). Die Polizei soll im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrages zur Gefahrenabwehr die kriminalitätsgefährdeten Kinder besonders in den Blick neh- → Ansprechpartner: hier fehlen noch Kontaktangaben der Ansprechpartner mit Telefon und Mailadressen. men und durch unterstützende Maßnahmen vor einem weiteren Abgleiten in die Kriminalität bewahren. Streife # 5 12 / 01 2012 07 titel »Nie wieder Kriminell?!« Initiative »Kurve kriegen« aus der Sicht eines Sozialarbeiters im Team der Polizei Bei »Kurve kriegen« ist das anders: Denn die Instrumente in der vom mik gestarteten Initiative greifen schon lange vor den ersten Strafverfahren vor dem Jugendschöffengericht. »«Kurve kriegen« ist diesem Schritt vorgeschaltet«, sagt Stephan Moning über die mit der Medizin vergleichbare »Früherkennung«: Je eher eine Krankheit erkannt wird, umso besser kann sie therapiert werden. Für die Jugendkriminalität gilt: »Je älter die Jugendlichen sind, umso schwieriger sind sie für uns erreichbar.« Familien im Fokus »Der Vorteil von »Kurve kriegen« ist, dass wir nun früh auf die auffälligen Kinder und Jugendlichen zugehen und an den Ursachen arbeiten können«, so der Sozialarbeiter über den Zeitvorteil. In den meisten Fällen erkennt bereits die Polizei bei einem Hausbesuch in der Familie, dass dort die Wurzeln der Probleme liegen. Die Initiative »Kurve kriegen« nimmt deshalb die Familie mit in den Fokus und bietet gezielt Unterstützung an – früh und Auch Stephan Moning will die »Kurve kriegen«. Im Rahmen des unbürokratisch. gleichnamigen Projekts der Polizei in NRW steht der Sozialarbei- Alkohol und Gewalt in der Familie, alleinerziehende Mütter oder ter seit. September dieses Jahres vor der vielleicht größten Her- Väter, mehrere Geschwister, keine Lust auf Schule, Versagens- ausforderung seines Berufslebens: Der 45-Jährige will erreichen, ängste: Jungen und Mädchen, die in Schule und Familie unterge- dass die Rückfallquote von jungen Mehrfachtätern langfristig hen, holen sich ihre Bestätigung auf der Straße, auch über Krimi- drastisch sinkt: Junge Straftäter sollen nach zweijähriger inten- nalität. »Beim Raub steht deshalb nicht zwangsläufig der Besitz siver Begleitung nicht wieder in der Kriminalitätsstatistik auftau- eines teuren Handys im Vordergrund«, erläutert Moning den chen. Dafür arbeitet Stephan Monig jetzt Tür an Tür mit den Kol- Ansatz seiner Arbeit. Durch persönliche Gespräche mit der Fami- legen der Polizei. lie und die Angebote zur Unterstützung werden nun frühzeitig S neue Perspektiven eröffnet, die von den Familien gut angenomein Ziel ist es, Kinder und Jugendliche, die in bedenkli- men werden. chem Ausmaß bereits mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind, so zu unterstützen, dass sie eine neue Perspek- Neue Wege gehen tive für ein Leben ohne Straftaten haben. Der kurze Dienstweg zur Stephan Moning muss erkennen können, warum ein Kind eine Polizei und die intensive Zusammenarbeit mit den Jugendämtern Straftat begeht, also intensiv mit dem Kind an den Ursachen in Dortmund und Lünen sollen verhindern, dass 8- bis 15-jährige arbeiten. Hierbei ist für ihn die Zusammenarbeit im Team der Kinder und Jugendliche weiter in die Kriminalität abrutschen und Polizei neu und für alle Beteiligten gewinnbringend. Dies bestätigt dabei anderen Menschen Schaden zufügen. auch Kriminalhauptkommissar Rainer Nehm: »»Kurve kriegen« Bisher führte die Entwicklung solcher Täter oft zur Verhängung von Sozialstunden oder gar ins Gefängnis. Moning weiß aus seiner ist ein neuer Ansatz für die Polizei, um zielgerichtet und intensiv kriminalpräventiv tätig zu werden.« bisherigen beruflichen Erfahrung, dass 70 von 100 inhaftierten Bei der auch für Lünen zuständigen Dortmunder Polizei hat Jugendlichen nach dem Gefängnis erneut gegen das Gesetz ver- Rainer Nehm »Kurve kriegen« über Monate vorbereitet. Durch ein stoßen. Vereinzelte Hilfsangebote nutzen hier langfristig wenig. »Screening« am Computer erkennt der Jugendschutzbeauftragte die jungen Klienten und holt sie ins Projekt. Dass »Kurve kriegen« Straftaten verschaffen Anerkennung kein reiner pc-Job ist und wie gut das Projekt ankommt, bewei- Er kennt sie, die coolen Jungs, die sich mit Diebstählen, Einbrü- sen die Rückmeldungen der Kolleginnen und Kollegen in den Poli- chen, Raubüberfällen und Schlägereien in der Cliquen-Hierarchie zei- und Kriminalinspektionen. Jugendkontaktbeamte, Sachbe- von unten nach oben arbeiten. Oder die Mädchen, die in ihren arbeiter aus Kommissariaten und der Bezirksdienst rufen ihn an: Peergroups den Ton angeben wollen und deshalb Straftaten bege- »Rainer, ich glaub, ich hab da jemanden für »Kurve kriegen«.« /// hen. Für die Straffälligen-Hilfe »Die Brücke« in Dortmund hat der Peter Bandermann Sozialarbeiter mit Mädchen und Jungen in Kursen konfrontativ gearbeitet und damit »klare Kante« gezeigt. Doch bisher konnte Stephan Moning immer nur spät reagieren. Meist waren vor ihm schon zahlreiche Personen und Institutionen vergeblich bemüht, einen jungen Straftäter zu stoppen. 08 Streife # 5 12 / 01 2012 @ Nähere Informationen zur Initiative »Kurve kriegen« finden Sie im Internet unter www.kurvekriegen.nrw.de Streife # 5 12 / 01 2012 9 führung hier fehlen noch BU´s Führung ist nicht Selbstzweck Fachtagung »Führung stärken!« in Essen »Konstruktive Kritik ist nicht nur zulässig, sondern ausdrücklich auf die Haltung, die innere Einstellung und darauf an, wie sich erwünscht.« Mit diesen Worten gab Innenminister Ralf Jäger der Führung erklärt. Sinnvermittlung laute ein wichtiges Stichwort. Veranstaltung in seiner Begrüßungsrede einen wichtigen Impuls. »Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter messen uns an dem, Denn die Fachtagung »Führung stärken!« behandelte die Band- wie wir handeln.« Nur die Übereinstimmung von Wort und Tat breite von Herausforderungen, die Führung bei der Polizei ausma- führe zu Akzeptanz und Motivation. chen, aus verschiedenen Blickwinkeln und mit ganz unterschiedli- Wehe listete einige Kriterien auf, an denen Führungskräfte zu chen Vorzeichen. Dieter Wehe, Inspekteur der Polizei in Nordrhein- messen sind. »Vertrauen ist eine Voraussetzung von Führung«, Westfalen, erwartete sich denn auch »keine Jubelveranstaltung«, sagte der Inspekteur und erläuterte: »Mitarbeiterinnen und Mit- sondern eine offene und konstruktive Diskussion darüber, »wo wir arbeiter folgen uns, weil sie uns vertrauen, zugleich wollen und Erfolge, und wo wir noch Probleme haben.« brauchen sie aber in wachsendem Maße auch Autonomie und D Gestaltungsraum.« Wehe spielte damit auf neue Organisatiie Tagung fand Anfang November im »Haus der Technik« onsstrukturen und die Einführung der sogenannten zweigeteil- in Essen statt. Fast 400 Kolleginnen und Kollegen – alle ten Laufbahn an. Dies verändere die Rahmenbedingungen von in Führungsverantwortung – waren gekommen, um sich Führung erheblich. auszutauschen und von einem anspruchsvollen Tagungspro- Ein wichtiges Merkmal von Führung sei zudem, Konflikte aus- gramm inspirieren zu lassen. Es umfasste die Präsentation von zuhalten und trotz unterschiedlicher Standpunkte eine klare Linie sechs Praxisbeispielen, den Vortrag des Managementberaters zu verfolgen. Das sei nicht immer ganz einfach, räumte Wehe ein, Reinhard K. Sprenger und eine Podiumsdiskussion. daher müssten Führungskräfte auch »belastbar sein« und sich Dieter Wehe machte in seiner Einführung deutlich, dass Füh- zugleich ihre »innere Unabhängigkeit« erhalten. rung bei der Polizei durch vielfältige Erwartungen gekennzeich- Manche Herausforderung entstünde freilich dort, wo divergie- net ist. Neben den Erfordernissen, die die Organisation sel- rende oder gar rivalisierende Interessen auf die Führungskraft ber formuliere, seien es nicht zuletzt die Erwartungen der Kol- einwirken. Wehe sieht die Notwendigkeit, mitunter einen Spa- leginnen und Kollegen, die diese Aufgabe bestimmen. Führung gat machen zu müssen. Denn einerseits »müssen wir das Ganze bestehe in ihrem Kern darin, Verantwortung sowohl für das Team sehen«, das Machbare und die gesellschaftlichen Rahmenbedin- als auch für jeden Einzelnen zu übernehmen. Dabei komme es gungen berücksichtigen, andererseits gehe es häufig darum, kompromissfähig zu sein, um zwischen den Interessen zu vermitteln. Innenminister Ralf Jäger setzte sich mit der Fähigkeit auseinander, gemeinsame Lösungen zu erarbeiten. Wer gut führen wolle, der müsse kompromissfähig sein. »Ich bin mir sicher, dass es in unserer Gesellschaft mehr faule Kompromisslosigkeit als faule Kompromisse gibt.« 10 Streife #5 12 / 01 2012 Jäger betonte die Bedeutung von Führung für das Gelingen der Mit besonderem Interesse verfolgten die rund 400 Führungskräfte polizeilichen Aufgabe. »Führung darf nie Selbstzweck sein.« Sie anschließend die sechs ausgewählten Praxisbeispiele. Sie wurden habe ganz viel mit Verantwortung zu tun. Dabei solle man sich mit großem Applaus bedacht. Insbesondere die kritischen Töne nichts vormachen, denn das Rollen- und Selbstverständnis der und klaren Worte, mit denen Heinz Sprenger aus Essen in seinem Führungskräfte habe eine große Wirkung nach innen und nach Vortrag unter dem Titel »Niemals aufgeben« seine Erfahrungen außen. Es sei unabdingbar für die Motivation der Mitarbeiterinnen reflektierte, wurden begeistert aufgenommen. Die Einschätzun- und Mitarbeiter und habe einen großen Einfluss auf das Image, gen schienen vielen Anwesenden direkt aus dem Herzen zu spre- das Polizei in der Öffentlichkeit habe. chen. Aber auch die sehr konkreten Erfahrungsberichte der weite- Der Minister betonte die Bedeutung von Auseinandersetzung ren Referenten kamen bei den Zuhörern sehr gut an. Dass ange- und Gespräch. »Ich möchte einen intensiven Dialog über die Hie- sichts der spannenden Berichte der Zeitplan der Tagung aus dem rarchiegrenzen hinweg, weil nur im Dialog miteinander die besten Takt kam, mochte niemand kritisieren – so nah, so persönlich und Ergebnisse entstehen.« Jäger appellierte an die anwesenden Füh- so eindringlich wurden die Praxisberichte vorgetragen. rungskräfte »Dabei sollen Sie nicht kritiklos sein oder werden.« Er setzte sich auch mit den Erwartungen der Mitarbeiterinnen »Es ist das konkrete Verhalten der wertsetzenden Persönlichkeit und Mitarbeiter auseinander. Er griff dazu Ergebnisse aus den im Konfliktfall, was Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterinnen landesweiten Befragungen auf, die in den Jahren 2002 bis 2005 genau wahrnehmen und damit wissen, wie das Unternehmen durchgeführt wurden und schlussfolgerte: »Im Grunde ist es nicht tickt. Daher entscheidet sich das Thema Führung nicht bei schönem so schwierig: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möchten als mün- Wetter, sondern ausschließlich im Konflikt und in der Krise.« dige Menschen anerkannt und behandelt werden, Wertschätzung und Anerkennung erfahren, wollen Führungskräfte mit klarer Linie ephk Ralf Feldmann aus Gelsenkirchen berichtete unter dem Titel haben, die nicht taktieren, und sie möchten umfassend informiert »Ich hatte Glück, dass ich keinen Urlaub hatte« über die Messer- und einbezogen werden.« attacke, bei der im Sommer dieses Jahres in Gelsenkirchen eine Abschließend warf er auch einen Blick in die Zukunft und auf Polizistin und ein Polizist in einen Hinterhalt gelockt und anschlie- die sich verändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. ßend schwer verletzt worden waren. Feldmann hatte als Vorge- Führung sei für ihn daher auch nichts Statisches, sondern Ver- setzter unmittelbar und spontan auf die Nachricht von dem änderungen unterworfen. Vor diesem Hintergrund forderte er die Anschlag reagiert und der Dienstgruppe noch in der Nacht und Anwesenden auf, neugierig zu sein und neugierig sowie lernfähig an den folgenden Tagen zur Seite gestanden. Er appellierte ein- zu bleiben. dringlich an das Auditorium, gerade in einem solchen Fall Führungsverantwortung zu zeigen: »Die Kolleginnen und Kollegen »Wir wissen aus der Wissenschaft überhaupt nicht, erwarten, dass Sie zur Stelle sind und mit Ihnen gemeinsam das was Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motiviert. Ereignis aufarbeiten!« > Allerdings wissen wir ziemlich genau, was sie demotiviert. Wenn Führungskräfte also letzteres unterlassen, kommen sie damit schon relativ weit.« Streife # 5 12 / 01 2012 11 führung hier fehlen noch BU´s »Aus der Perspektive der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Mitarbeiter sich auf die Strukturen eingestellt. Schulz stellte dar, repräsentieren Sie als Führungskraft den institutionellen Rahmen.« dass es für seine Mitarbeiter wichtig sei, ein persönliches Feedback von ihm als Vorgesetzten zu bekommen, unabhängig von Unter dem Titel »Alle gegen einen« berichtet khk Ingo Thiel über einem Beurteilungsergebnis. Er stehe für Offenheit und Transpa- seine Führungsarbeit in der soko Mirco, die in Mönchengladbach renz, der werde er allerdings nur in einem persönlichen Gespräch mit dem Einsatz von 65 Mitarbeitern an 145 Tagen rund 9.000 gerecht werden, da Funktionszuordnung und Beurteilungsrichtli- Hinweisen nachgegangen und die Ermittlungen im Mordfall des nien zunächst anderen Kriterien unterworfen seien. zehnjährigen Jungen zum Erfolg geführt haben. Thiel schilderte, wie er die neuen und fremden Kolleginnen und Kollegen aus »Ihre Leistung als Führungskraft ist immer eine mittelbare. unterschiedlichen Dienststellen zusammengeführt und zu einem Es kommt darauf an, dass Sie die Leistung von anderen hohen Leistungseinsatz motiviert hat. Seine Resümee: Es sind die zum Einsatz bringen und andere damit zur Geltung kommen.« kleinen Dinge und vor allem die Umgangsformen, die die Zusammenarbeit der soko bestimmt haben. »Die kosten kein Geld, tun Unter dem kryptischen Titel »Rettet die Wale« stellte phk Ale- nicht weh und haben eine immense Wirkung.« xander Fenske aus Paderborn das durchaus kreative und nachahmenswerte Gesundheitsmanagement seiner Dienststelle vor. »Wenn Sie eine gute Führungskraft sein wollen, dann müssen Dem »Aktionsplan gegen den Winterspeck« haben sich schließ- Sie sich wie ein Gastgeber verhalten: Der andere muss sich lich alle Kolleginnen und Kollegen angeschlossen, um etwas für willkommen fühlen. Der muss das Gefühl bekommen, dass Sie die körperliche Fitness zu tun. Man habe sich gemeinsam ein ehr- ihn nach seinen besten Leistungen und nach seinen geiziges Ziel gesteckt und habe es im Team gemeinsam erreicht. Talenten einsetzen.« Dass darüber der Teamgeist, das Wir-Gefühl und das Selbstwertgefühl jedes Einzelnen gestärkt worden sind, war ein willkomme- ekhk Josef Schulz hatte seinem Vortrag den Titel »Sag mir ein- ner Nebeneffekt. Er motiviert übrigens inzwischen auch zur regel- fach, was Du von mir hältst« gegeben. Darin setzte er sich kri- mäßigen Fortsetzung des Programms, das jeweils mit einer Teil- tisch mit den Beurteilungsrichtlinien und der inzwischen stark nahme des Teams am Paderborner Osterlauf gekrönt wird. eingeschränkten Möglichkeit zur Karriereplanung auseinander. Dazu stellte er zuerst das Kommissariat für Wirtschaftskrimina- »Leistungsbereitschaft ist Sache des Einzelnen. lität und Korruption beim pp Mönchengladbach mit seinen hoch- Freiraum zu geben, ist Sache der Führung.« spezialisierten Kolleginnen und Kollegen vor. Er habe es geschafft, schätzte er seinen Alltag ein, trotz Funktionszuordnung und Beur- phk Andreas Schwarzer vom pp Köln setzte sich unter dem Titel teilungsrichtlinien – also einschränkender Rahmenbedingungen »Eigelstein« mit dem Thema Offenheit und Ehrlichkeit auseinan- – ein motiviertes und engagiertes Team zusammenzuhalten. »Die der. Er habe miterleben müssen, wie sechs Polizeibeamte der Köl- einseitige Veränderung der Geschäftsbedingungen« habe schließ- ner Wache Eigelstein wegen »Körperverletzung im Amt mit Todes- lich sogar dazu geführt, dass einer der »qualifiziertesten Kolle- folge« angeklagt und verurteilt worden sind, was schließlich auch gen als Fehlsitzer diffamiert« werde. Beförderungsmöglichkeiten seien in seinem Kommissariat auf Jahre nicht mehr gegeben. Eine zusätzliche Motivation biete zudem das interne Beurteilungsverfahren, bemerkte Schulz ironisch. Inzwischen haben er und seine 12 Streife #5 12 / 01 2012 zu Angst bei seinen Kolleginnen und Kollegen und zu schweren phpr Arnold Plickert und der Managementberater Dr. Reinhard Belastungen im ganzen Team geführt habe. Um diese demotivie- K. Sprenger Stellung zu den aufgeworfenen Fragen. renden Faktoren zu minimieren habe er damit angefangen, die Landeskriminaldirektor Dieter Schürmann resümierte am schwierigen Dienste in dem herausfordernden Umfeld am Eigel- Ende des Tages, die wesentlichen Schwerpunkte und herausra- stein mit seinen vielen Auseinandersetzungen und Schlägereien genden Merkmale aller vorangehenden Beiträge. Er stellte dabei systematisch nachzuarbeiten. Dabei gehe es ihm darum, »aufzu- besonders heraus, dass die Vielfalt der damit aufgezeigten Prob- fangen statt fallen zu lassen«. Damit wurde ein Frühwarnsystem lemfelder und Lösungsansätze verdeutlicht hatte, dass Führungs- aufgebaut, um etwaigen gewaltsamen Auseinandersetzungen vor- kräfte damit fachlich wie persönlich besonderen Anforderungen zubeugen. Frust sei in einem solchen gesellschaftlichen Umfeld gerecht werden müssen. Ein wichtiges Fazit sei also: »Wer füh- wie dem Eigelstein in Köln mitunter unumgänglich, aber nur mit ren will, der muss es auch wirklich wollen. Man muss dazu ste- Offenheit könne man in solch schwierigen Situationen als Füh- hen, man muss es manchmal auch aushalten können.« Die Span- rungskraft eingreifen und seinen Mitarbeitern helfen. Auch das nungsfelder des Führungsprozesses könne man aber nieman- Angebot der pi-Leitung, aufkommende innerdienstliche Gerüchte dem ersparen. An das Auditorium appellierte er eindringlich: mitzuteilen und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dazu eine »Bitte verstehen Sie Führung so umfassend wie wir Sie Ihnen Rückmeldung zu geben, hat die Kultur des Miteinanders und den an diesem Tage vorgestellt haben.« Dabei gehe es nicht zuletzt respektvollen gegenseitigen Umgang gefördert. darum, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch die gesellschaftlichen Hintergründe und Zusammenhänge von Entschei- »Wenn Sie wirklich Führungskraft sein wollen, dann müssen dungen deutlich zu machen. »Polizei ist eingebettet in das Zen- Sie Menschen lieben. Sie müssen in der Lage sein, Beziehungen trum der Gesellschaft.« Schürmann forderte die Kolleginnen aufzubauen und die Möglichkeiten Ihrer Mitarbeiterinnen und Kollegen auf, den in Essen begonnenen Dialog weiter fort- und Mitarbeiter zu fördern.« zusetzen und kündigte an, dass man die Ergebnisse der Diskussionen sorgfältig auswerten und dann zurückspiegeln wolle. /// Der anschließende Vortrag des Managementberaters Dr. Rein- Hier fehlt der Autor Zitate: Reinhard K. Sprenger hard K. Sprenger wusste einige der als selbstverständlich angenommenen und vorher verschiedentlich geäußerten Positionen zum Thema Führung provokant aufzunehmen und zu hinterfragen. Sprenger nutzte in seinem Referat »Das Kerngeschäft der Führung – Widersprüche und Paradoxien« pointierte und provozierende Formulierungen, wobei den Anwesenden mitunter das Lachen im Hals stecken blieb und sie die Zustimmung zu manchen Schlussfolgerungen verweigerten. Dabei erwiesen sich die Positionen des Referenten als ergiebiger Gesprächsstoff und Diskussionsgrund. In der anschließenden Pause wurde gerade über seine Thesen und Schlussfolgerungen kontrovers diskutiert. In der abschließenden Podiumsdiskussion wurden die unterschiedlichen Aspekte noch einmal aufgegriffen und zusammengeführt. Auf dem Podium bezogen Inspekteur Dieter Wehe, Landeskriminaldirektor Dieter Schürmann, der Vorsitzende des Streife # 5 12 / 01 2012 13 führung hier fehlen noch BU´s das kerngeschäft der führung – widersprüche und paradoxien 14 Nicht alle Thesen sind auf die Polizei nrw übertragbar Institution und Individuum gleichzeitig. Bereits mit den ersten Sätzen seines Vortrages formulierte In diesem Zusammenhang sprach Sprenger von der Dr. Reinhard K. Sprenger, bekannter Buchautor und »guten Absicht« der anderen Referenten, äußerte dabei Managementberater von großen Industrieunternehmen, aber Zweifel an der »guten Konsequenz« des Gesagten. provokante Thesen zum Thema »Führung« aus unterschied- Zu Beginn der Podiumsdiskussion und im Schlusswort lichen Perspektiven. Dabei setzte er eine methodisch und wiesen Inspekteur Dieter Wehe und Landeskriminaldirek- didaktisch provozierende Vortragstechnik ein, um der tor Dieter Schürmann darauf hin, dass in der Fachtagung Organisation und den Führungskräften der Polizei einen bewusst die individuellen Einflussmöglichkeiten von Spiegel vorzuhalten und zu einem nachhaltigen Gedanken- Führung im Vordergrund standen. Insbesondere die darge- austausch anzuregen. stellten Praxisbeispiele seien ein Beleg dafür, dass Er vertrat den Standpunkt, dass die institutionellen Rah- Führungsverhalten ein Schlüsselfaktor für Leistung menbedingungen als »weicher Faktor« signifikant beein- und Leistungsverhalten sei. Nicht alle Thesen von flussbar seien, nicht aber das Individuum. Aus der Perspek- Reinhard K. Sprenger seien eins zu eins von Wirtschafts- tive von Mitarbeitern seien Führungskräfte im Übrigen konzernen auf die Polizei nrw übertragbar. Streife #5 12 / 01 2012 Sieben Themeninseln Inhaltliche Vertiefung zentraler Aspekte des Themas »Führung stärken« Aufstieg vom gehobenen Wo drückt der Schuh? Betreuung von Polizeibeamtinnen Dienst in den höheren Dienst – Vor Beginn der Veranstaltung und im Rah- und Polizeibeamten nach besonders Dialog g. d. – h. d. fördern men der Präsentation bestand die Gele- belastenden Ereignissen Als Einstieg in Gespräche und Diskus- genheit, eigene Diskussionsbeiträge für Teammitglieder des Betreuungsteams der sionen wurden folgende Aussagen und die geplante Podiumsdiskussion zum Polizei nrw informierten über die Arbeits- Aspekte visualisiert Thema »Führung« einzubringen. und Handlungsfelder unter dem Aspekt >> Steigerung der Zulassungszahlen von An einer Metaplanwand gab es die Mög- »Betreuung ist Führungsaufgabe«. Ratsbewerberinnen und Ratsbewer- lichkeit zu Fragen, wie z. B. »Wie zufrieden bern in den kommenden Jahren wegen bin ich als Führungskraft der Polizei nrw?« Internationale Polizeimissionen – steigender Pensionierungen Stellung zu nehmen. Auf Moderations- Gewinn und Nutzen für die Polizei karten konnte festgehalten werden, was Das Konzept dieser Themeninsel stellte arbeiterinnen und Mitarbeiter für den h. gewünscht wird, um weiterhin erfolgreich die erforderlichen persönlichen Kompe- d. durch gezieltes Ansprechen geeigne- als Führungskraft arbeiten zu können. tenzen dar, um den Gewinn und Nutzen >> Erkennen und Fördern geeigneter Mit- ter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für der Polizeimissionen auch für den berufBehördliches Gesundheitsmanagement lichen Alltag der Polizei zu verdeutlichen. (bgm) Polizei Darüber hinaus wurde die Bedeutung der rinnen und Mitarbeiter innerhalb In der Themeninsel wurden die Rahmen- »Betreuung« durch Führungskräfte der und außerhalb der eigenen boe konzeption und Handlungsfelder des eigenen Kreispolizeibehörde und die Wie- Gesundheitsmanagements der Polizei dereingliederung nach Missionsrückkehr nrw vorgestellt und Informationen über thematisiert. eine Bewerbung >> Fördern und Fordern dieser Mitarbeite- >> Informationsveranstaltungen Führung aus einer Hand bedingt >> die offene Kommunikation in Führungs- die Rolle, das Selbstverständnis, die Ver- fragen und eine enge Koordination und antwortung sowie Chancen und Einfluss- Fortbildungsangebote des lafp nrw Abstimmung zwischen den Führungs- möglichkeiten von Führungskräften im Seminarangebote des lafp nrw, die ganz kräften h. d. und g. d. Gesundheitsmanagement aufbereitet. konkret dazu dienen Führungskräfte zu >> Bereitschaft zu Kompromissen von beiden Seiten unterstützen und zu stärken, wurden visuFührung und Ethik alisiert und über die Inhalte informiert. /// An dieser Themeninsel standen die berufs- Jürgen Lankes ethischen Aspekte im Vordergrund. Mit Hilfe einiger Exponate aus dem »Grenzgang« des lafp wurden die Bezüge zum Thema »Verantwortliche Wahrnehmung von Führung« erläutert und diskutiert. Streife # 5 12 / 01 2012 15 Grafiken /// Auswertung Frage 1-3 (Gesamtzahl = 314) 5,7% 0,9% 16,9% 19,1% 0,9% 0% 32,7% 28,4% 19,3% trifft voll zu 1 2 61,6% 63,0% 3 trifft weitgehend zu trifft weniger zu trifft nicht zu 51,4% Frage 1: Ich habe in der Veranstaltung Anregungen bekommen, die mich in meiner Funktion als Führungskraft stärken. Frage 2: Der inhaltliche Aufbau der Veranstaltung war angemessen. Frage 3: In der Veranstaltung hatte ich ausreichend Gelegenheit zum Dialog/Erfahrungsaustausch. Engagiertes und weitgehend positives Feedback 314 Rückmeldebögen wurden ausgewertet Die Teilnehmer nutzen intensiv die Möglichkeit der Diskussion Hier folgt eine Auswahl von persönlichen Anmerkungen und des Erfahrungsaustausches zu den Themen und Inhalten der auf den Rückmeldekarten. Sie gibt einen Überblick zum Fachtagung. Am Veranstaltungstag gab es viele direkte Rückmel- Meinungsspektrum: dungen an die Organisatoren und an die Referenten. >> Regelmäßige Veranstaltungen für Führungskräfte D wären wichtig (alle drei Jahre) ie zahlreichen Anrufe und Mails, die die Referenten in den Tagen nach der Fachtagung erreichten, sowie das Informationsbedürfnis in den Polizeibehörden zu Inhalten und Ablauf der Fachtagung zeigen, dass die Veranstaltung zum Thema »Führung stärken!« auf eine breite und hierarchieübergreifende Resonanz gestoßen ist. Weiterhin wurden Teilnehmer der Fachta- >> Erforderlich wäre eine Mitarbeiterbefragung aller Führungskräfte >> Schade, dass es bei der offenen Diskussion überwiegend um A 12 und A 13 ging. Wenn das die größte Sorge ist, ist alles gut. >> Dialog und Erfahrungsaustausch in solch einer großen Gruppe schwierig. gung gebeten, ihre persönlichen Rückmeldungen zur Veranstal- >> Dr. Sprenger hat interessanten Spiegel vorgehalten tung mitzuteilen. Von den rund 400 Teilnehmenden wurden 314 >> Thema für eine Tagesveranstaltung zu komplex Rückmeldebögen ausgefüllt. Die überwiegend positiven Rück- >> Über den Tellerrand gucken, Diskussionsfragen am Thema vorbei meldungen können den obenstehenden Schaubildern entnom- >> Dr. Sprenger war indiskutabel men werden. >> War über die offene Art überrascht >> Zeit für Podiumsdiskussion zu kurz >> Kompliment für die Referentenauswahl >> Wider Erwarten eine kurzweilige Veranstaltung >> Hoffentlich sind die kritischen Botschaften auch wirklich angekommen >> Wiederholenswerte Veranstaltung >> Vortragsteil erfrischend anders >> Themeninseln fanden kein oder wenig Interesse >> Die Kernaussagen von Dr. Sprenger wurden von den Vertretern des mik tatsächlich verstanden. >> Sehr positiv war die deutliche Vielfalt der Beiträge. 16 Streife #5 12 / 01 2012 einsatz nrw-studie soll wichtige erkenntnisse über gewalt gegen polizeibeamte liefern für die inhaltliche Ausgestaltung, Durchführung und AusKernelement der Studie ist eine themenbezogene OnlineBefragung aller Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten in wertung der Studie verantwortlich. Die Online-Befragung wird durch den Landesbetrieb NRW zu den Leitthemen Betreuung/Fürsorge, Aus- und Information und Technik Nordrhein-Westfalen (it.nrw) vor- Fortbildung, Nachbereitung, Belastung und Ausstattung. aussichtlich vom 22. Februar bis 1. April 2012 durchgeführt. Die Projektgruppe unter der Leitung von lpd Uwe-Ulrich Sie wird durch eine nachfolgende, qualitative Befragung zu Gebranzig vom Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und ausgewählten Fragestellungen ergänzt. Die Anonymität der Personalangelegenheiten (lafp) hat die umfangreichen Vor- Befragten und der Datenschutz sind sichergestellt. arbeiten für die nrw-Studie weitestgehend abgeschlossen. Die unabhängige wissenschaftliche Begleitung der Stu- Die ersten Ergebnisse liegen voraussichtlich im Herbst 2012 vor. die übernimmt Prof. Dr. Thomas Bliesener vom Institut für Ausführliche Informationen zur Studie und zur Online- Psychologie der Christian-Albrechts-Universität Kiel. Er ist Befragung erhalten Sie in der nächsten Ausgabe der Streife. Streife # 5 12 / 01 2012 17 einsatz Vorbildliches Engagement: Für mehr Sicherheit »Landespreis Innere Sicherheit 2011« an drei Projekte in nrw verliehen Jahren gegründeten Stadtteil, der sich in den vergangenen Jahren immer mehr zu einem sozialen Brennpunkt entwickelt hat. Aufgabe und Ziel der Arbeitsgruppe war es unter anderem, als bedrohlich empfundene Plätze und Situationen zu entschärfen. Durch ein verbessertes Beleuchtungskonzept, durch Rückschnitt von Gehölzen sowie eine konsequente Straßenreinigung insbesondere rund um den Berliner Platz konnten viele sogenannte »Angsträume« so gestaltet werden, dass potenzielle Täter an diesen Orten gut gesehen werHier kommt noch eine Bildunterschrift den und deshalb von möglichen Übergriffen Abstand nehmen. Wo es den Kommunen unter den Nägeln den Landespreis beworben. »Die drei in Das Projekt hat sein ehrgeiziges Ziel brennt, sind vielfach sogenannte »Ord- diesem Jahr ausgezeichneten Netzwerke erreicht. Man hat insbesondere Jugendli- nungspartnerschaften« aktiv. Sie kümmern zeigen eindrucksvoll, mit wie viel Enga- che und junge Erwachsene angesprochen, sich um die Lebensqualität vor Ort, das gement, Kreativität und vor allem mit wie Angsträume wurden abgebaut, die Anzahl konfliktfreie Zusammenleben unterschied- viel Gespür für das konkrete Sicherheits- der im Stadtteil auffälligen Personen und licher gesellschaftlicher Gruppen und nicht bedürfnis vor Ort gehandelt wird«, freute somit auch der Pöbeleien wurde deut- zuletzt um das Sicherheitsbedürfnis der sich Innenminister Jäger. lich verringert. Es entstand eine größere Akzeptanz und eine erfolgreiche Vernet- Bürgerinnen und Bürger im Land. In nrw sind in den vergangenen Jahren mehrere »Integration und Prävention« zung der im Projekt tätigen Akteure. Durch hundert dieser Netzwerke für öffentliche in Ratingen-West die Aktionen der Ordnungspartnerschaft Sicherheit und Ordnung entstanden. Seit Die Ordnungspartnerschaft »Integration sank die Kriminalitätsrate in dem Stadt- 2003 werden jährlich besonders interes- und Prävention – Stärkung der Gemein- teil: Sie ist seit Projektbeginn laut Krimi- sante, kreative und erfolgreiche Ordnungs- wesenarbeit in Ratingen-West« zielt auf nalitätsbericht auf das durchschnittliche partnerschaften mit dem »Landespreis die Förderung und Verbesserung der Maß der Stadt Ratingen zurückgegan- Innere Sicherheit« ausgezeichnet. Lebensqualität der Menschen in diesem gen. Die Anzahl der Beschwerden aus der Stadtteil ab. Um dieses Ziel zu erreichen, Bevölkerung liegt sogar unter dem städti- m 21. November 2011 wurden die arbeiten Vertreterinnen und Vertreter der schen Durchschnitt. aktuellen Preisträger von Ralf Ordnungs- und Sozialbehörden der Stadt A Jäger, dem Innenminister des Ratingen und der Kreisverwaltung, der Landes nrw, in Düsseldorf prämiert: Netz- Wohlfahrtsverbände, der Wohnungsbau- werke, die beispielhafte Ordnungspart- träger und der Polizei eng zusammen. An nerschaften im Sinne einer bürgerorien- einem Runden Tisch entwickeln sie Maß- tierten, rechtsstaatlichen und professio- nahmen zur Förderung des Stadtteils, die nellen Arbeit entwickelt und erfolgreich dann gemeinsam umgesetzt werden. umgesetzt haben. » Insgesamt hatten sich Das Projekt wurde im März 2007 von 2011 acht Ordnungspartnerschaften um der Stadt Ratingen ins Leben gerufen und als Kooperationsprojekt durch Mittel der Stadt und des Kreises Mettmann finanziert. Die Stadt reagierte damit auf die schwierige Lage in dem in den 1960er 18 Streife #5 12 / 01 2012 »Sicher durch Münster« – Verkehrsun- Verkehrsüberwachung durch die Polizei unter anderen der Leiter des Kommis- fallprävention in der »Fahrradstadt« und das Ordnungsamt regelmäßig durch- sariats Vorbeugung, der Kontaktbeamte Die Stadt Münster liegt in der nrw-Unfall- geführte Schwerpunkteinsätze. Bis August für muslimische Institutionen und der statistik auf dem letzten Platz. In keiner 2011 wurden 32 dieser Aktionen umge- Opferschutzbeauftragte sowie die Vertre- anderen Kommune in nrw verunglückten setzt – mit wechselnden Themen und zu ter der Moscheevereine (ditib-Moschee mehr Menschen (pro 100.000 Einwohner). unterschiedlichen Anlässen. Schwelm, ditib-Moschee ditib-Moschee Wetter, Gevelsberg, ditib-Moschee Dabei gilt Münster als die Fahrradhaupt- Mit Gründung der Ordnungspartner- stadt. Hier liegt aber auch eine Ursache schaft Verkehrsunfallprävention wurde für die hohe Anzahl an Verletzten. Obwohl die Verkehrssicherheitsarbeit auf eine Mit einer ganzen Palette von Angeboten der Radverkehr einen Verkehrsanteil von breite gesellschaftliche Basis gestellt. Das wendet sich der Arbeitskreis direkt an die 38 Prozent aufweist, sind Radfahrer ledig- Thema Verkehrssicherheit ist in der Stadt- muslimischen Mitbürger. Ihnen wird unter lich an neun Prozent aller Unfälle beteiligt. gesellschaft fest verankert. anderem polizeiliche Unterstützung und Hattingen). Allerdings liegt der Anteil der Unfälle mit Im Jahr 2010 wurde erstmalig das Ziel den Opfern von Straf- und Gewalttaten Radfahrerbeteiligung bei den Unfällen mit erreicht, die Anzahl an Verkehrsunfällen mit Hilfe angeboten. Außerdem werden Ver- schwerem und leichtem Personenschaden Verletzten jährlich um zehn Prozent zu sen- anstaltungen zur Kriminalitätsvorbeugung bei bis zu 48 Prozent, der Anteil bei Unfäl- ken. Die Maßnahmen haben die Verkehrs- und -bekämpfung sowie zur Verkehrssi- len mit Getöteten beträgt 25 Prozent. sicherheit nachweislich verbessert. Gleich- cherheit in den Moscheen durchgeführt zeitig besteht aber noch viel Potenzial, die und in den Jugendzentren und -abteilun- Verkehrssicherheit weiter zu erhöhen. gen der Moscheevereine mit entsprechen- Die Ordnungspartnerschaft Verkehrsunfallprävention wurde im Juni 2007 gegründet. Sie besteht aus 23 Mitgliedern. den Angeboten und Programmen präven- Daneben unterstützen mehrere Koopera- »Arbeitskreis Polizei und Muslime« tiv gegen Gewalt vorgegangen. Durch das tionspartner die Aktionen. Unter dem ver- im Ennepe-Ruhr-Kreis vertrauensvolle Verhältnis der Mitglieder bindenden Motto »Sicher durch Münster« Der Arbeitskreis Polizei und Muslime des Arbeitskreises war es in der Vergan- ist es ihr Ziel, die Verkehrssicherheit in der wurde 2008 gegründet. Er hat die Aufgabe, genheit sogar möglich, auch sicherheits- Stadt nachhaltig zu verbessern. Auf den das Miteinander von Muslimen und der relevante Themen zu besprechen und Punkt gebracht: Die Zahl der Unfälle mit Polizei im Ennepe-Ruhr-Kreis zu fördern gemeinsame Aktivitäten zu entfalten. Personenschäden soll jährlich um durch- und mit Leben zu füllen. Insbesondere ver- Die Moscheevereine zählen zurzeit rund schnittlich zehn Prozent gesenkt werden. folgt er den Zweck, durch einen intensiven 940 registrierte Mitglieder mit mehr als »Sicher durch Münster« widmet sich Informations- und Meinungsaustausch ein 4.000 weiteren Angehörigen. Somit wer- umfassend den Bedingungen und Ursa- gegenseitiges Verständnis zu entwickeln den im Ennepe-Ruhr-Kreis etwa 5.000 chen des Unfallgeschehens und nutzt und daraus resultierende Probleme und Muslime, das sind alle organisierten mus- einen ganzheitlichen Ansatz, um die- potenzielle Konflikte auszumachen. limischen Mitbürger, direkt oder auch indi- ses positiv zu beeinflussen. Zentrale Ständige Mitglieder des Arbeitskreises Kampagnen sind neben der täglichen sind mehrere Vertreter der Polizeibehörde, rekt über den Arbeitskreis erreicht. /// Jörg Bockow Hier kommt noch eine Bildunterschrift Streife # 5 12 / 01 2012 19 einsatz Gewalt belastet den Fußball weiter zis veröffentlicht »Jahresbericht Fußball Saison 2010 / 11« Mit einer Vielzahl von Aktivitäten und Initiativen versuchen Vereine und Verbände, Fanprojekte, Verkehrsunternehmen und die Polizei, die Sicherheit bei Fußballspielen bundesweit zu verbessern. Doch noch kann die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (zis) in Duisburg keine Entwarnung geben. 20 Streife #5 12 / 01 2012 D ie meisten Gewalttätigkeiten und Sicherheitsstörungen gibt es nach wie vor bei Spielen in den ers- ten beiden Bundesligen sowie bei den an diesen Standorten ausgetragenen nationalen und internationalen Wettbewerben. 846 Verletzte in der Saison 2010/11 bedeuten hier einen neuen Höchststand. Die weiteren Kennzahlen sind leicht rückläufig, bewegen sich aber seit Jahren auf einem saisonal schwankenden, jedoch tendenziell konstant hohen Niveau: >> 6.061 Freiheitsentziehungen (- 3,7 %) >> 5.818 eingeleitete Strafverfahren (- 10,7 %) >> 1,56 Millionen Arbeitsstunden der Polizeien der Länder und der Bundes- in Zusammenarbeit mit der Polizei in Das Abbrennen von Pyrotechnik ist jedoch polizei (- 11,3 %) Dresden getroffen. Gefährderansprachen, mit erheblichen und unkalkulierbaren Die zis geht bundesweit von über 14.900 Bereichsbetretungsverbote sowie die Über- Gefahren für die Stadionbesucher, den Problemfans in den Bundes- und Regio- wachung der Reisewege gehörten dazu. Ordnungsdienst, die Rettungskräfte und nalligen aus. Ein geplanter so genannter »Fanmarsch« die Polizei sowie Unbeteiligte verbunden. Dresdener Fans durch die Dortmunder Hohe Abbrandtemperaturen von bis zu Positive Entwicklung Innenstadt wurde aus Sicherheitsgründen 1.000 °C bei Magnesiumpulver und feh- in Nordrhein-Westfalen nicht zugelassen. lende Möglichkeiten diese zu löschen füh- Für Nordrhein-Westfalen stellt sich die Ent- Als 4.500 Dynamo-Fans den Eingangs- ren zu schwersten Brandverletzungen und wicklung in den Bundesligen sowie in der bereich des Stadions stürmen wollten, die intensive Rauchentwicklung zu Atem- Regionalliga in der letzten Saison deutlich darunter ein harter Kern mit mehreren wegsreizungen und Rauchgasvergiftungen positiver dar: 30 Prozent weniger Verletzte hundert gewaltbereiten bzw. gewalttäti- bei einer Vielzahl von Menschen. Knall- (304 Verletzte), 20 Prozent weniger Straf- gen Personen, haben die Polizeibeamtin- körper verursachen ein Knalltrauma und taten (974 Straftaten), 40 Prozent weniger nen und Polizeibeamten durch ihr profes- massive Schädigungen des Gehörorgans Freiheitsentziehungen (1.394 Freiheitsent- sionelles und mutiges Einschreiten eine und bei entsprechend kurzen Entfernun- ziehungen) und 20 Prozent weniger Ein- weitere Eskalation der Gewalt verhindert. gen zu Verbrennungen und tiefen Schnitt- satzstunden (384.500 Einsatzstunden) Ihnen ist es zu verdanken, dass nicht noch verletzungen der Polizei. Dieser Trend ist vorsichtig zu mehr passiert ist. Knallkörperteilchen. bewerten. durch umher fliegende Die im Nachgang in den Medien ge- Hier gibt es weder einen Diskussions- führte Diskussion ist nicht hilfreich. Sie noch einen Handlungsspielraum. Pyro- Massive Ausschreitungen wird dem hohen Engagement der Ver- technik in Fußballstadien ist und bleibt ver- beim dfb-Pokalspiel in Dortmund antwortlichen nicht gerecht. Vorschnelle boten. Anfang November haben auch dfb Die massiven Ausschreitungen bei der Schuldzuweisungen und populistische For- und dfl die Diskussion um die Kampagne als Risikospiel eingestuften Begegnung derungen erschweren eine sachgerechte der Ultras beendet. Hardliner unter den zwischen Dortmund und Dresden am Auseinandersetzung. Ultras fühlen sich dadurch bestätigt. Des- 25. Oktober 2011 haben die Diskussion halb muss das Netzwerk den Ultras deut- um die Sicherheit bei Fußballspielen neu Emotionen respektieren – lich machen, dass dies keine Verweigerung angeheizt. Dabei bleibt im Nachgang aber bitte ohne Pyrotechnik des Dialogs ist, sondern allein eine Frage festzuhalten: Die Polizei Dortmund war Pyrotechnik ist für die Ultras ein wichti- der Sicherheit. > auf diesen Einsatz gut vorbereitet. Über ges Thema. Dies zeigt u. a. die Kampa- 1.000 Beamtinnen und Beamte waren im gne »Pyrotechnik legalisieren! – Emotio- Dienst. Bereits im Vorfeld des Spiels wur- nen respektieren!«. Viele zum Teil verfein- den präventiv-polizeiliche Maßnahmen dete Ultragruppierungen haben sich an einen Tisch gesetzt und diese Kampagne erarbeitet. Streife # 5 12 / 01 2012 21 einsatz Bessere Zusammenarbeit nrw-Initiative weist den richtigen Weg Im Rahmen der komplexen Netzwerkar- Die vielen Verletzten sowie das Ausmaß an beit verfolgen die Beteiligten unterschied- mit Fanbeauftragten nötig Aggressionen und Gewalt sind nicht hin- lichste Interessen. Die Sicherheit ist dabei Erfolgskritisch bei der weiteren Umset- nehmbar. Bei dieser Entwicklung dürfen ein wichtiger Aspekt, der jedoch mit ande- zung der Initiative sind die Optimierung wir eines jedoch nicht aus den Augen ver- ren Interessen konkurriert. Jeder Netz- der Zusammenarbeit und der Prozesse lieren. Die Zuschauerzahlen haben erheb- werkpartner gestaltet in seinem Verant- im Netzwerk. Dies betrifft insbesondere lich zugenommen. Allein in den ersten bei- wortungsbereich im Rahmen seiner Kom- die Zusammenarbeit mit Fanbeauftrag- den Bundesligen haben in der letzten Sai- petenzen Rahmenbedingungen für die ten und Sicherheitsbeauftragten der Ver- son 17,4 Millionen Zuschauer die Spiele Sicherheit. Entscheidend für die Wirksam- eine. Sie haben eine Schlüsselfunktion für besucht. Die allermeisten Fußballfans sind keit der Netzwerkarbeit ist ein abgestimm- die Sicherheit und sind zentrale Koopera- friedlich und wollen begeisternde Fußball- tes Handeln der Partner. Gemeinsame tionspartner für die Polizei. Deshalb ist die Wochenenden erleben. Das gilt grundsätz- Leitlinien und Ziele wirken dabei entschei- Qualifizierungsoffensive der Verbände zu lich auch für die Ultras. Festzustellen ist dend. Deshalb beschreibt der erste Bau- begrüßen. Nur mit geeigneten und für die aber, dass sich immer mehr Ultras von der stein der nrw-Initiative die Leitlinien und Aufgaben qualifizierten Personen ist eine Gewaltlosigkeit verabschieden. Ziele für die Arbeit des Netzwerkes. erfolgreiche und verlässliche Netzwerkarbeit möglich. Um die Zusammenarbeit insbesondere auf lokaler Ebene weiter zu verbessern, haben sich gemeinsame Tagungen und Konferenzen der Netzwerkpartner bewährt. So fand am 13. Oktober 2011 in Leverkusen eine Tagung der Fanbeauftragten der Vereine und Vertretern sozialpädagogischer Fanprojekte mit Einsatzleitern und szenenkundigen Beamten statt. Solche Gesprächsangebote fördern das Rollenverständnis, zeigen die Erwartungen der Teilnehmenden sowie die Möglichkeiten und Grenzen des einzelnen Netzwerkpartners auf. Eine weitere erfolgreiche Umsetzung der Initiative hängt entscheidend davon ab, Die im Mai 2011 durch Innenminister Jäger Der offensive Dialog und die spieltagsbe- dass die Leitlinien und Ziele insbesondere vorgestellte Initiative »Mehr Sicherheit zogene Kommunikation mit den Fangrup- auf lokaler Ebene weiter mit Leben gefüllt bei Fußballspielen in Nordrhein-Westfa- pen, die Verbesserung der Bedingungen werden. Mehr Sicherheit bei Fußballspie- len« will die friedlichen Fans als wichtige im Fanreiseverkehr und ein differenziertes len in Nordrhein-Westfalen erfordert ein Partner für mehr Sicherheit gewinnen Vorgehen sind wichtige Elemente der Ini- kontinuierliches Engagement aller Netz- und setzt neben einer verantwortungs- tiative. Sie fördern die Selbstreinigungs- werkpartner. /// bewussten Fankultur auf eine exzellente kräfte der Fanszenen und eine verantwor- Netzwerkarbeit. tungsbewusste Fankultur. Die friedlichen Fans sollen sich eindeutig von Aggressionen, Gewalt und sicherheitsgefährdendem Verhalten distanzieren. Der positive Impuls der Initiative wirkt bis heute. Unter anderem in dem jungen Handlungsfeld Fanreiseverkehr gibt es vielfältige Aktivitäten, um die Rahmenbedingungen im Fanreiseverkehr zu verbessern und die Netzwerkstrukturen fortzuentwickeln. 22 Streife #5 12 / 01 2012 @ Hans-Jörg Sommerfeld Den zis Jahresbericht Saison 2010/11 finden Sie im Internet unter http://www.polizei.nrw.de nrw-Polizei startet Härtetest für Digitalfunk Der erweiterte Probebetrieb bei den Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (bos) beginnt D ie Einführung des flächendecken- Neue Funkgräte nach tetra-Standard Organisationen mit Sicherheitsaufgaben ent- den Digitalfunks ist deutschland- tetra (terrestrial Trunked radio – auf wickelt wurde. Kein anderer Standard weist weit Technologie- Deutsch etwa »landgebundener Bündel- in Bezug auf Gruppenkommunikation, Netz- projekt für die Innere Sicherheit. »Durch funk«) ist ein Standard für digitalen Bün- verfügbarkeit – auch im Katastrophenfall – die neue digitale Technik kann die Poli- delfunk. Funkgeräte nach tetra-Stan- und Abhörsicherheit vergleichbare Leis- zei besser auf besondere Einsatzsitua- dard bieten viele Möglichkeiten. Man kann tungsmerkmale auf. tionen reagieren und die Kommunika- Sprechfunkverbindungen von Gerät zu das größte tion der Einsatzkräfte untereinander wird Gerät herstellen, wie am Telefon, oder von Digitalfunk zuerst erheblich erleichtert«, erläutert Johannes einem Gerät zu beliebig vielen Empfän- im Großraum Düsseldorf Brungs, der Gesamtprojektleiter für die gern, wie in der klassischen Funktechnik – Für den neuen digitalen Einsatzfunk Einführung des bos-Digitalfunks in nrw. abhörsicher und in bester Übertragungs- wurde nrw in zehn Netzabschnitte auf- Der Digitalfunk hat viele Vorteile: Endlich qualität. Die neuen digitalen Funkgeräte geteilt. Der Startschuss zum erweiterten wird es einen abhörsicheren Polizeifunk erlauben aber auch Datenübertragung, Probebetrieb (epb) fällt im Januar 2012. geben. Auch die Sprachqualität wird sich den Textversand als sds (ShortDataSer- Zuerst wird der digitale Funk im Großraum verbessern. Die Kapazität und Leistungs- vice) in der Art von sms, gezielte Alarmie- Düsseldorf eingeführt, also in den Kreis- fähigkeit des neuen Netzes ist wesentlich rung und Benachrichtigung von Teilneh- polizeibehörden Düsseldorf, Mettmann, größer als bisher. Es ist möglich, bundes- mern, exakte Standortmeldungen (gps) Neuss, Mönchengladbach und Viersen. weit mit anderen bos problemlos über und Notruf von jedem Endgerät. Weitere Mit der Polizei nehmen auch die Jus- Funk zu kommunizieren. Und für die Nut- Dienste des bos-Funks wie Telefonie oder tiz, Feuerwehr und Rettungsdienst und zer ganz wichtig: Die neuen Geräte sind Datenbankabfragen kommen später hinzu. auch schon erste Bundesbehörden am wesentlich kleiner und handlicher als ihre Deutschland hat sich für den tetra- erweiterten Probebetrieb teil. Im März Standard entschieden, weil er speziell wird dann der Großraum Köln folgen. > analogen Vorgänger. für die Bedürfnisse der Behörden und Streife # 5 12 / 01 2012 23 einsatz Die weiteren Abschnitte gehen dann nach Abnahme des Teilsystems. »Nach den bis- Hohe Investitionen für neue Geräte und nach ans Netz bis alle Basisstationen herigen Erfahrungen besteht bei einem und Verbindungen an das bundesweite bos-Digitalfunknetz Systemwechsel dieser Größenordnung in Die Einführung ist technisch mit hohem angeschlossen sind. Die volle Verfügbar- den ersten Testphasen immer die Wahr- Aufwand verbunden: Ende 2009 wurde keit des Netzes wird Mitte 2013 erreicht. scheinlichkeit, dass Fehler und Schwä- der Vertrag für 25.000 abhörsichere Digi- Die technische Einführung und Betreu- chen noch auftreten«, macht Brungs deut- talfunkgeräte für die nrw-Polizei abge- ung des bos-Digitalfunks wird von der lich. »Erst wenn alle Tests die volle Funkti- schlossen. Anfang 2010 wurde durch das »Autorisierten Digitalfunk onsfähigkeit bewiesen haben, werden wir Land NRW ein Auftrag über rund 15 Mil- nrw« (ast nrw) gewährleistet, die beim das Netz übernehmen.« Während des Pro- lionen Euro für innovative digitale Leit- lzpd nrw angesiedelt ist. bebetriebs und auch noch einige Zeit dar- stellentechnik erteilt, um die bisherige über hinaus wird der analoge Funk parallel Leitstellentechnik in den Polizeibehör- weiter zur Verfügung stehen. den zu modernisieren und landesweit zu Stelle bos Intensive Tests während der Probephase Die Probephase in den einzelnen Netzab- vereinheitlichen. schnitten soll sechs Monate dauern. In die- Schulung nach dem Schneeballprinzip ser Zeit wird das neue Funknetz systema- Die Dozenten des lafp nrw wurden bereits tandorten musste die tetra-Systemtech- tisch auf Herz und Nieren getestet. »Wir in Sachen bos-Digitalfunk geschult. Sie nik für den Digitalfunk geplant, genehmigt, wollen Erfahrungen sammeln, technische geben ihr Wissen jetzt an die rund 200 eingebaut, installiert und angeschlossen und taktische Szenarien erproben und Multiplikatoren in den Polizeibehörden und werden. Von den 11.000 Fahrzeugen der prüfen, ob alle von uns gestellten Anforde- der Justiz weiter. Das lafp nrw erstellt zu nrw-Polizei werden 7.000 sukzessive für rungen erfüllt sind«, erklärt Projektleiter deren Unterstützung einen Leitfaden und den Digitalfunk umgerüstet, ebenso die Brungs. Bei dem erweiterten Probebetrieb Schulungsunterlagen für die Schulungs- zahlreichen Wachen und sonstigen Funk- handelt es sich um eine wichtige vertrag- maßnahmen vor Ort in den Kreispolizei- einsprechstellen der Polizei. /// Autor? liche Regelung mit dem Hersteller.für die behörden. Die 45.000 Bediensteten der An den landesweit 443 Basisstationss- nrw-Polizei werden über die Multiplikatoren im Vorfeld der jeweiligen Betriebsaufnahme in ihrer Behörde geschult. Im erweiterten Probebetrieb können die Nutzer dann direkt erste eigene Erfahrungen mit dem Digitalfunk und im Umgang mit der neuen Technik - auch in den Dienstkraftfahrzeugen - machen. Auch die Mitarbeiter der Einsprechstellen und Leitstellen müssen sich auf neue Gegebenheiten einstellen. Nicht nur die Bedienoberfläche wird verändert, auch die damit einhergehenden neuen Funktionalitäten werden in der täglichen Praxis andere einsatztaktische Möglichkeiten bieten. 24 Streife #5 12 / 01 2012 @ Nähere Informationen zum bos-Digitalfunk finden Sie im Fachportal »Zentrale Aufgaben: Digitalfunk« im Intrapol. kriminalität Täter fackelt sein Haus ab Sachverständige des lka untersuchen bei schweren Bränden Brandgeruch und Ruß liegen in der Luft. Beißend steigen ätzende mindestens ein Tag liegt.« Bei der Büroarbeit kann man einen Teil Dämpfe in die Nase. Dort, wo gestern noch ein Wohnhaus gestan- der Eindrücke besser abschütteln, sagt er aus Erfahrung. den hat, findet man heute nur Trümmer. Das Haus ist bis auf die 300 bis 400 Fälle jährlich werden von Dirk Seinsche und sei- Grundmauern niedergebrannt. Der Boden besteht aus pech- nen sechs Mitarbeitern vom Teildezernat 51.3 begutachtet. Die schwarzem Matsch. Verkohlte Reste, ein korrodiertes Eisenske- Bandbreite reicht vom Zimmerbrand, bei dem ein Mensch zu lett und andere bizarre Formen, wohin man blickt. Flammen, aber Schaden gekommen ist, bis hin zu einem Großbrand, die einen auch Löschwasser und -schaum haben alles zerstört. Die Ruine ganzen Industriebetrieb vernichtet hat. »Im Mittelpunkt unserer des Hauses bietet ein Bild der Verwüstung. Arbeit steht die Suche nach der Brandursache«, erklärt Seinsche. W Dabei werden mittlerweile akkreditierte brandanalytische Laborenn Dezernatsleiter Dr. Dirk Seinsche oder einer untersuchungen eingesetzt, notwendig sind aber auch kriminalis- seiner Kollegen aus dem Teildezernat 51.3 des Lan- tische Überlegungen und langjähriges Erfahrungswissen. Hierbei deskriminalamtes für chemische und physikalische muss unterschieden werden, ob es sich um einen Unfall, Fahrläs- Untersuchungen gerufen werden, liegt das verheerende Feuer sigkeit oder eine mutwillige Brandstiftung handelt. meist einen Tag zurück. Dann forschen die Sachverständigen und »Brandbeschleuniger wie Benzin oder andere leicht brennbare Brandursachenermittler in den durchweichten Resten nach Hin- Stoffe am Fundort sind häufig unzweifelhafte Hinweise auf ein weisen für die Brandursache. Verbrechen«, sagt der Fachmann. »Nicht nur in diesen Fällen wird Bei Bränden mit hohen Sachschäden, Schwerverletzten oder die Brandstelle mit aller Akribie untersucht.« Denn trotz aller Zer- gar Toten wird routinemäßig die Kriminalpolizei eingeschaltet. In störung lassen sich auch unter einer dicken Schicht von Schutt besonderen Fällen werden die Sachverständigen des Kriminalwis- und Asche meist noch beweiserhebliche Spuren finden. Sofern senschaftlichen und -technischen Institutes (kti) beim Landes- sich Hinweise auf Brandstiftung ergeben, kann in diesen Fällen kriminalamt Düsseldorf angefordert. Die zurückliegende Katast- auch der Eigentümer von Haus, Hof oder Industrieunternehmen rophe ist dabei allerorts hautnah zu spüren. »An den Anblick mag schnell in Verdacht und Erklärungsnot geraten. Dann wird von den man sich ja mit der Zeit gewöhnen«, räumt Dirk Seinsche ein, ermittelnden Kollegen der Kreispolizeibehörden festgestellt, ob »aber Brandgeruch und Gestank bleiben in der Kleidung und den durch vorsätzliches Handeln vielleicht ein Versicherungsfall vor- Schuhen hängen. Wir sind froh, wenn zwischen zwei Einsätzen getäuscht werden sollte. > Streife # 5 12 / 01 2012 25 kriminalität Was Brandstifter meist nicht wissen: Reste des eingesetzten Gerätedefekte, aber auch der fahrlässige Betrieb von elektri- Brandbeschleunigers lassen sich selbst in scheinbar völlig ver- schen Einrichtungen stellen bei Bränden mögliche Verursacher wüsteten und ausgebrannten Brandstellen nachweisen. »Aller- dar. »Deswegen gehören zu unserem Dezernat auch zwei Elektro- dings kommt uns dabei mitunter auch ‚Kommissar Zufall‘ zu ingenieure«, berichtet Seinsche. Die bauen beispielsweise Zünder Hilfe«, räumt Seinsche ein. Er erinnert sich an einen spektakulä- nach, um ihre Funktionsweise nachzuvollziehen oder ermitteln, ren Fall, wo in einer winzigen Abstellkammer eines großen Indus- wie in einem geschmolzenen Schaltschrank am Brandort durch triebetriebes, der in einer Nacht völlig ausgebrannt war, Reste kleine Lichtbögen an einer lockeren Kabelverbindung eine solche eines Gemischs aus Benzin und Heizöl nachgewiesen werden Hitze entstehen konnte, dass sie den Brand ausgelöst hat. konnten. Dieses Gemisch hatte an dieser Stelle normalerweise »Manchmal aber stoßen wir an unsere Grenzen«, erklärt der nichts verloren. Doch durch das Brandgeschehen war die Türe Fachmann. »Denn das ursprüngliche Spurenbild wird gerade zugeschlagen und dies hatte verhindert, dass das Gemisch kom- durch die notwendige Arbeit der Feuerwehr stark beeinträchtigt plett verpufft war. Beinahe wäre die vorsätzliche Brandstiftung oder gar völlig zerstört und verwüstet.« Seinsche erinnert sich damals nicht aufgedeckt worden. beispielsweise an einen verheerenden Zimmerbrand, bei dem die »Uns spielt oftmals die Tatsache in die Hände, dass der Täter Feuerwehrleute einen Großteil der Zimmereinrichtung und unter gar nicht voraussehen kann, wie sich ein Brand entwickeln wird anderem das fragliche Bett als Ausgangspunkt des Feuers aus und welche Spuren er möglicherweise hinterlassen hat«, erläu- dem Fenster werfen mussten, um mögliche Glutnester aus dem tert Seinsche. »Ergebnisse von Zeugenbefragungen fließen in Haus zu schaffen. »Da sind wir dann mit unseren Untersuchungen unsere Arbeit ein. Wenn wir durch Aussagen von Augenzeugen, besonders gefordert und müssen aufwändige Rekonstruktionen Handyfotos oder gar Videoaufnahmen den Verlauf eines Bran- mit Einrichtungsgegenständen durchführen.« des nachvollziehen können, sind wir schon ein gehöriges Stück Benötigt man eigentlich als Brandexperte eine spezielle Aus- weiter.« Dabei ist jedes Detail wichtig. Wo genau sind die ersten bildung? Im Team des Teildezernats 51.3 arbeiten Experten aus Flammen zu sehen gewesen? Wie haben sich die Flammen durch unterschiedlichen Fachrichtungen zusammen. »Man muss bei das Gebäude gefressen? allem Fachwissen, das wir sicherlich benötigen, auch ganz prak- Oft werden an Brandstellen auch speziell ausgebildete Brand- tisch veranlagt sein«, weiß Seinsche. »Jeder Fall ist anders und mittelspürhunde eingesetzt. Die finden mit ihren empfindli- hat seine individuelle Ausprägung. Deshalb müssen wir uns minu- chen Supernasen winzige Reste von Brandbeschleunigern oder tiös in das spezielle Brandgeschehen einarbeiten.« Eine beson- Lösungsmitteln, die von einem Brandstifter eingesetzt worden dere Rolle spielt dabei das über viele Jahre gewonnene Erfah- sind. Mit einem pid-Gerät, einem Photo-Ionisations-Detektor, und rungswissen. »Mit jedem neuen Fall werden wir schlauer.« /// durch die Brandanalytik im Labor werden diese Informationen Jörg Bockow anschließend weiter ausgewertet. Hat man erst den Ausgangspunkt eines Feuers ermittelt, werden die Abläufe des Brandgeschehens genauestens rekonstruiert. aufträge schneller abarbeiten In manchen Fällen hat ein Brandstifter, um sich für die fragliche land unterstützt lka mit zusätzlichen mitteln Zeit ein sicheres Alibi besorgen zu können, einen speziellen – oft selbstgebastelten – Zündmechanismus eingesetzt. »Manchmal Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt die Arbeit des sind das richtig komplizierte, manchmal ganz plumpe elektrische Kriminalwissenschaftlichen und -technischen Instituts Vorrichtungen, die da zum Einsatz kommen«, erklärt Seinsche. (kti) des Landeskriminalamtes nrw (lka) mit zusätzli- »Aber haben wir erst einen Verdacht auf Brandstiftung erhärtet, chen 4,2 Millionen Euro. Damit sollen rund 10.000 Fälle – dann klären wir im Detail auf, wie der Brand letztlich ausgelöst allesamt Vergehenstatbestände – untersucht werden, die worden ist.« das (lka) aktuell nicht bearbeiten kann, weil Verbrechens- Doch nicht immer sind bei verheerenden und folgenreichen tatbestände absoluten Vorrang haben. Bränden Verbrecher am Werk gewesen. Oft handelt es sich um Untersuchungen zu Mord und Totschlag sowie zu einen reinen Unglücksfall, der als Ursache ermittelt werden kann. Sexualdelikten und Wohnungseinrüchen haben höchste So wie bei dem Fall eines Wohnungsbrandes, bei dem eine umge- Priorität. Jetzt sollen auch Untersuchungsaufträge zu stürzte Wohnzimmerleuchte den Brand ausgelöst hat. »Gerade Diebstählen beschleunigt bearbeitet werden. Das kti neuere Leuchtmittel wie Halogenlampen entwickeln so eine große wird sich dafür der Zuarbeit mehrerer akkreditierter Hitze, dass sie Vorhänge oder Zeitungspapier leicht entzünden Speziallaboren bedienen, das Ausschreibungsverfahren können«, weiß der Brandexperte. In einem besonderen Fall war es hierzu ist mittlerweile abgeschlossen. Das Auftragsvolu- die Lichtbrechung einer dekorativen Glaskugel am Zimmerfens- men ist stattlich: Bei etwa 9.600 Spurenfällen müssen ter, die einen Stapel Zeitungspapier in Flammen hat aufgehen las- die dna bestimmt werden, damit die Ergebnisse schnel- sen. »Durch das Glas war ein Fokus wie bei einer Lupe oder einem ler Eingang in die zentrale Datenbank finden können. Brennglas entstanden«, erinnert sich Seinsche. Die Botschaft an Straftäter lautet: In Nordrhein-Westfalen werden Straftaten konsequent verfolgt. 26 Streife #5 12 / 01 2012 Polizei und Bürger gemeinsam gegen Einbrecher Kampagne »Riegel vor!« bekämpft Wohnungseinbruch in nrw aller Fahndungsmöglichkeiten. Zudem stellt das lka ein Lagebild zur Verfügung, mit dem die Einbruchsentwicklung landesweit und tagesaktuell verfolgt und recherchiert werden kann. Damit können die einzelnen Polizeibehörden Schwerpunkte und Tendenzen bei der Einbruchskriminalität frühzeitig erkennen und gegensteuern. Die meisten Einbrüche geschehen tagsüber In nrw wurden im vergangenen Jahr rund 45.000 Einbrüche registriert. Dabei nutzen die Täter günstige Gelegenheiten. Häufig passieren Einbrüche, wenn die Bewohner arbeiten oder »nur mal kurz weg« sind. In rund 40 Prozent der Fälle hat der Täter es nicht geschafft, die gut gesicherten Türen und Fenster aufzubrechen. »Schlecht gesicherte Wohnungen sind für die Täter wie hier fehlt noch eine BU Einladungen. Je sicherer die Riegel vor Türen und Fenstern sind, desto unattraktiver wird eine Wohnung für Einbrecher«, machte Mit dem neuen landesweiten Aktionsprogramm »Riegel vor! Jäger deutlich. »Bei der Sicherung der eigenen vier Wände unter- Sicher ist sicherer.« geht die Polizei in nrw verstärkt gegen Woh- stützt und berät die Polizei kostenlos.« /// Redaktion Streife nungseinbrüche vor. Landesinnenminister Ralf Jäger gab in Krefeld den Startschuss für die Kampagne: »Jeder kann etwas tun, um einen Einbruch zu verhindern«, sagte er. »Jeder kann seine eigenen vier Wände noch besser schützen, noch aufmerksamer sein. Nur gemeinsam schieben Bürger und Polizei den Einbrechern den Riegel vor.« S @ Weitere Informationen und das Logo des Aktionsprogramms finden Sie im Internet unter www.riegelvor.nrw.de. eit 2008 ist die Zahl der Wohnungseinbrüche bundesweit kontinuierlich gestiegen. In nrw sind viele Städte und Gemeinden davon betroffen. Darauf hat die Polizei reagiert und geht mit einer landesweiten Strategie vor. Das Landeskriminalamt hat gemeinsam mit Fachleuten aus Polizeibehörden Empfehlungen für örtliche Konzepte entwickelt. Sie sind von vielen Polizeibehörden bereits auf ihre Situation maßgeschneidert und in Abstimmung mit ihren Nachbarbehörden umgesetzt. Das Ziel ist eine verbesserte örtliche Analyse, eine systematische Spurensuche und Spurensicherung sowie Ausschöpfung Streife # 5 12 / 01 2012 27 kriminalität Gewalt und Mobbing an Schulen Aktive Präventionsarbeit durch die Polizei in Mettmann Die Kriminalprävention der Kreispolizeibehörde Mettmann bietet seit dem Jahr 2008 allen Grund- und weiterführenden Schulen in den zehn Kreisstädten flächendeckend die Anti-BullyingStrategie an. D ie Schulen, die sich nach der ersten Vorstellung des Konzeptes in der Lehrerkonferenz für das Anti-Bullying-Konzept entschieden haben, starten mit Unterstützung der Polizei eine anonyme Fragebogenaktion zum Thema Gewalt. Weitere Informationsgespräche mit Lehrern und Eltern, ein Elternabend, die Aufnahme in das Schulprogramm und ein Beschluss in der Schulkonferenz folgen. Sobald alle Maßnahmen an den Schulen umgesetzt und die Schulen für den »Ernstfall« gerüstet sind, erhalten sie eine durch Jonas schikaniert Lena den Landrat unterzeichnete Urkunde und werden als »Schule Bei dem hier geschilderten Konflikt konnte im Rahmen des bereits gegen Gewalt« ausgezeichnet. Die Urkunde wird dann im Rahmen eingeführten Anti-Bullying-Programms eine sofortige Interven- einer kleinen Feierstunde übergeben. Schülerinnen und Schüler tion durch die Schule erfolgen: dieser Schulen führen an diesem Tag kleine Theaterstücke auf, singen Lieder, Lehrerinnen und Lehrer halten kurze Vorträge. »Ich stehe vor einer Schulklasse. 25 Kinder zwischen elf und zwölf Züge von Mobbing tauchen bereits im Kindergarten auf. Daher Jahren schauen mich an. Meine Aufgabe ist es, die Kinder im Rah- ist es wichtig, schon hier anzusetzen und aufzuzeigen, dass men von Projekttagen über Gewalt und Mobbing aufzuklären. Sie Gewalt nicht akzeptiert wird. Das Anti-Bullying-Konzept wurde arbeiten gut mit, kennen verschiedene Formen der Gewalt: Kör- daher dem Bereich der Kindertagesstätten angepasst, so dass perliche Gewalt, seelische Gewalt, aber auch Gewalt im Internet auch für Erzieherinnen und Erzieher die Möglichkeit gegeben ist, sind ihnen bekannt. Die verschiedenen Gewaltformen werden damit zu arbeiten. Ein erster Kindergarten im Kreis Mettmann hat anhand von Beispielen erläutert und diskutiert. Soweit zur Theorie. dies ausprobiert und das Konzept erfolgreich umgesetzt. Als wir über seelische Gewalt sprechen, merke ich, dass ein Mädchen verängstigt aussieht. Sie heißt Lena. Sie scheint ein der begriff »bullying« ganz normales Mädchen mit langen braunen Haaren zu sein. Schnell aber merke ich, dass irgendetwas nicht normal ist. Ihr Unter Bullying versteht man gezielte, systematische laufen die ersten Tränen über das Gesicht. Niemand bemerkt es, und wiederholte Schikanen (Mobbing) physisch oder nicht einmal die Klassenlehrerin. Ich gehe auf Lena zu und frage psychisch stärkerer Schüler gegenüber Schwächeren. sie, was sie so traurig macht. Sofort bricht aus ihr heraus, dass sie jeden Tag gehänselt wird. »Schimmelfresse« nenne er sie, immer und immer wieder. Sie zeigt auf Jonas. Dieser versucht, die Vorwürfe abzustreiten. Plötzlich schalten sich auch andere Mitschüler ein. Sie erzählen, dass Jonas jede Situation ausnutze, um Lena zu schikanieren. Lena, ein nettes Mädchen, mitten in der Pubertät. Sie leidet an Neurodermitis – auch im Gesicht. Besonders um den Mund herum sind rote, offene Stellen zu erkennen. Nach Durchführung des Anti-Bullying-Programms ist es Lena wieder möglich, ohne Angst und Bauchschmerzen in die Schule zu gehen. Sie und Jonas haben sich in einem moderierten Gespräch gegenüber gesessen. Jonas war schnell einsichtig und auch erschrocken über die Ausmaße seines Verhaltens, nachdem Lena ihm ihre Gefühle offenlegte. Nicht nur Jonas hat gelernt, auch für die anderen Mitschüler wurde ein Zeichen gesetzt.« 28 Streife #5 12 / 01 2012 hier fehlt noch eine BU Die »Anti-Bullying-Strategie« Der norwegische Psychologieprofessor Dan Olweus entwickelte die Strategie gegen schulische Gewalt in den 1980er Jahren. grundlegend überarbeitete broschüre herausforderung gewalt Sie setzt schon bei kleineren Vorfällen an und reagiert koordiniert und sachgerecht auf unangemessenes Verhalten, um Wissenschaftliche Befunde der Wirkungsforschung wei- einer Eskalierung frühzeitig und zielgerichtet entgegenzuwirken. sen das Anti-Bullying-Programm nach Dan Olweus als Täter und Opfer legen den Sachverhalt aus eigener Sicht schrift- das präventiv wirksamste Programm der schulischen lich dar. Eine beteiligte Lehrperson führt dazu ein kurzes Proto- Gewaltprävention aus. Nach dem Amoklauf von Little- koll. Sämtliche schriftlichen Unterlagen gehen an die Eltern der ton/usa wurde das Programm an Schulen in mittler- beteiligten Kinder. Sie werden aufgefordert, zum Vorfall und zur weile 42 Bundesstaaten Amerikas eingeführt. Es ist auch Art des Umgangs der Schule damit schriftlich Stellung zu bezie- Hauptbestandteil der Neuauflage der Propk-Broschüre hen. Danach kommt es sehr schnell zu einem klärenden Gespräch »Herausforderung Gewalt«, die die Kommissariate Krimi- der Konfliktparteien, das von der beteiligten Lehrperson mode- nalprävention/Opferschutz für die schulische Gewaltprä- riert wird. Dabei wird eine Lösung gesucht, die dem Opfer zusagt vention bereithalten. und die durch die Schule überprüft werden kann. Im wissenschaftlichen Teil der Broschüre beschreibt die Allgemeine Maßnahmen wie eine qualifizierte Pausenaufsicht, auf dem Gebiet der Gewalt- und Amokforschung renom- attraktive Schulhöfe, regelmäßige Klassengespräche sowie eine mierte Kriminologin Britta Bannenberg das Erfolgskon- Aufarbeitung des Themas Gewalt im Unterricht sollen das Prob- zept des Programms. Der Praxisteil der Broschüre stellt lembewusstsein schärfen und zu positiven Auswirkungen auf das einsatzfertige Bausteine für Schulen vor und behan- gesamte soziale Klima der Schule führen. /// delt aktuelle Phänomene wie Cybermobbing, Gewalt und Nina Golüke »Ehre« oder die Drohung mit einem Amoklauf. Außerdem enthält sie Hinweise zum Opferschutz in der Schule, @ rechtliche Aspekte zum Jugendstrafrecht und weiteres Weitere Infos finden Material für den Praxis-Einsatz. Die Broschüre und die Sie im Internet unter bereits bewährten Filmclips der dvd »Abseits« sind wich- www.polizei-beratung.de tige Bausteine einer früh ansetzenden Gewaltprävention an Schulen. Sie sind geeignet, einen Beitrag zur Verbesserung des Schulklimas zu leisten. Streife # 5 12 / 01 2012 29 kriminalität Der Kampf gegen Organisierte Kriminalität in der Türkei Die Polizei nrw hilft Die Europäische Union unterstützt Staaten dabei, ihre öffentliche Seit September finden nun verstärkt die Seminare in der Türkei Verwaltung den eu-Standards anzupassen. Seit dem vergange- statt. In insgesamt rund 60 Schulungsmaßnahmen vermitteln die nen Jahr hilft auch die Polizei nrw im Rahmen eines sogenannten Experten Wissenswertes zum Beispiel zur Ortung, technischen »Twinning-Projekts« mit. Überwachung oder auch Observation. Die meisten Spezialisten A stammen aus nrw, einige stellt das Bundeskriminalamt. Thomas nkunft auf einem türkischen Provinzflughafen. Die Schulte ist bereits seit November letzten Jahres als Langzeitbera- Maschine mit ihren Passagieren ist sicher gelandet – die ter in Ankara und übernimmt die Koordination vor Ort. Dort hatte Koffer leider nicht. »So etwas passiert öfter«, weiß Guido er am Anfang mit türkischen Tastaturen und Betriebssystemen Winkmann, einer der Mitarbeiter in der Geschäftsstelle des Twin- zu kämpfen. Mittlerweile hat er sich gut eingelebt. Das gesamte ning-Projekts mit der Türkei. »Wir geben den Referenten schon Projekt leitet Peter Vowé, ein international sehr erfahrener, mitt- immer den Tipp: Fliegt im Anzug. Dann sind sie für die Seminare lerweile pensionierter Beamter des Bundeskriminalamtes, von wenigstens gut gekleidet.« Seit Dezember letzten Jahres koordi- Deutschland aus. /// niert die Geschäftsstelle vom Landeskriminalamt (lka nrw) das Katerina Breuer Twinning-Projekt mit dem Schwerpunkt Organisierte Kriminalität. Im Rahmen des Projekts geben deutsche Experten ihr Fachwissen an ihre türkischen Kollegen weiter. Sei es in Seminaren daten und fakten: vor Ort oder im Rahmen von Studienbesuchen und Hospitati- Projektzeitraum: Vom 14. Dez. 2010 bis 26. Jul. 2012 onen in Deutschland. Bei der täglichen Arbeit stehen Christoph Budget: 1,38 Millionen Euro Bock, Guido Winkmann und Marc Schäfer, die drei Mitarbeiter der Deutscher Mitarbeiterpool: rund 160 Personen Geschäftsstelle, manchmal vor ziemlichen Herausforderungen. Geschulte türkische Teilnehmer: rund 900 Personen »Die gesamte Kommunikation läuft auf Englisch«, erklärt Christoph Bock. »Das wäre noch kein Problem, denn unsere Pendants in der Türkei sprechen auch sehr gut Englisch. Aber gerade wenn es um Technik geht, haben wir bei einem Begriff manchmal völlig unterschiedliche Vorstellungen.« Die Geschäftsstelle schreibt die Berichte für die eu, sie überwacht aber auch, ob die Ausgaben mit der Planung übereinstimmen, und besorgt die Hotels und Gastgeschenke. »Es ist sehr interessant zu sehen, wie ein anderes Land die Organisierte Kriminalität bekämpft«, sagt Marc Schäfer. »Wohl der größte Unterschied ist die starke Hierarchie, die in der Türkei herrscht. Bei uns ist es mehr ein kollegiales Miteinander.« Die nordrhein-westfälische Polizei hatte sich nach Rücksprache mit dem Bundeskriminalamt für dieses eu-Projekt beworben und hat sich dabei gegen Länder wie Großbritannien oder die Niederlande durchgesetzt. Nach dem Zuschlag folgte eine sehr intensive Planungsphase. Innerhalb von 16 Monaten wurde der genaue Ablauf und Inhalt des Projektes festgelegt. Mittlerweile ist die erste Komponente abgeschlossen. In einer hundertseitigen Analyse hat Thomas Jungbluth, der Leiter der Abteilung 1 im lka nrw, gemeinsam mit Thomas Schulte, dem Leiter des Dezernates 14 im lka nrw, dargelegt, wie das türkische System verbessert werden kann. Landeskriminaldirektor Dieter Schürmann hob bei der Kick-OffVeranstaltung in Ankara die Bedeutung des eu-Projektes auch für die deutsche Sicherheitspolitik hervor, das dem überregionalen Aspekt Organisierter Kriminalität in besonderem Maße Rechnung trägt. 30 Streife #5 12 / 01 2012 verkehr Geschwindigkeit entscheidet bei Unfällen über Leben und Tod Neue Verkehrsstrategie der Polizei nrw Mit einer neuen Verkehrsstrategie soll die Fußgängern, die im Stadtverkehr ange- Streife: Herr Frücht, Sie sind seit Juli Verkehrssicherheit vor allem in den Städ- fahren werden, bei 50 Stundenkilometern 2011 »Verkehrsreferent« im Ministerium ten deutlich verbessert werden. Dafür wer- überleben hingegen acht von zehn Fußgän- für Inneres und Kommunales Nordrhein- den Raser und Verkehrssünder ab jetzt gern. 15 Stundenkilometer Unterschied Westfalen. Bitte stellen Sie sich kurz stärker ins Visier genommen. entscheiden also darüber, wie viele Fuß- unseren Lesern vor. gänger überleben oder sterben. Frücht: Ich habe 1978 bei der Polizei im D ie Zahl der schweren Verkehrs- Besonders die Zahl der verunglückten mittleren Dienst angefangen und dann unfälle mit Toten und Schwerver- Fußgänger und Radfahrer nahm in diesem meine ersten dienstlichen Schritte in Duis- letzten ist in diesem Jahr deutlich Jahr dramatisch zu. 95 Fußgänger sind burg gemacht. Im gehobenen Dienst war gestiegen. In nrw haben 2011 rund 600 bis Ende Oktober 2011 in nrw ums Leben ich u.a. Dienst-gruppenleiter bei der Auto- Menschen auf der Straße ihr Leben verlo- gekommen. Das entspricht einem Anstieg bahnpolizei in Neuss. Im höheren Dienst ren. Das entspricht dem Fassungsvermö- von rund 51 Prozent. Von 8.626 Radfah- war ich in Münster als Leiter Staatsschutz gen von drei großen Passagierflugzeugen. ren, die im ersten Halbjahr dieses Jahres in und in Essen als Leiter des Ständigen Zu schnelles Fahren ist dabei die häu- nrw an Verkehrsunfällen beteiligt waren, Stabs tätig. Seit 1999 bin ich im Innen- figste Ursache für tödliche Unfälle. »Wir wurden 7.809 verletzt oder getötet – das ministerium, zunächst im Einsatzrefe- wollen die Geschwindigkeit senken, denn entspricht 90 Prozent. Bei den Radfahrern rat, danach 7 Jahre als Persönlicher Refe- diese macht den Unterschied zwischen sank zwar die Zahl der Verkehrstoten um rent des Innenministers. Mit meiner neuen Leben und Tod«, erklärte dazu nrw-Innen- drei Prozent, die Zahl der Schwerverletzten Funktion bin ich in die Polizei zurückge- minister Ralf Jäger. Die Geschwindig- stieg aber um 14 Prozent auf 2.516. kehrt und freue mich über diese Aufgabe keit des Unfallverursachers entscheidet Die »Streife« sprach mit dem Leitenden über die Schwere der Unfallfolgen. Bei 65 Polizeidirektor (lpd) Michael Frücht, dem Stundenkilometern sterben acht von zehn neuen Verkehrsreferenten im Ministerium und die damit verbundenen Herausforderungen. > für Inneres und Kommunales nrw, über Details der neuen Verkehrsstrategie. Streife # 5 12 / 01 2012 31 verkehr Hier eine BU? Streife: Mit der Fortschreibung der Fach- Entwicklung im Bereich der verunglückten Streife: Was heißt das konkret? strategie Verkehrsunfallbekämpfung Fußgänger und Radfahrer feststellen. 57 % Wie lauten die wesentlichen Aussagen aus dem Jahre 2007 haben Sie, gerade mehr getötete Fußgänger und 14 % mehr der Fortschreibung? mal drei Monate nach Amtsantritt, einen schwerverletzte Radfahrer als im vergan- Frücht: Die Kernbotschaft lautet: deutlichen Kurs-wechsel eingeleitet. Was genen Jahr fordern unser Handeln. schwindigkeit ist der Killer Nr. 1. Dies gilt hat Sie dazu veranlasst? Ge- Mit der Fortschreibung geben wir den völlig losgelöst von der Frage der Schuld Frücht: Die Fortschreibung unserer Fach- Behörden deutlich erweiterte taktische an dem Unfall. Wenn es uns gelingt, das strategie ist kein Kurswechsel, sondern Handlungsmöglichkeiten, um auf örtliche Geschwindigkeitsniveau zu senken, dann eine notwendige konsequente Weiterent- Probleme flexibler als bisher reagieren zu werden wir weniger Getötete und Schwer- wicklung. Die wesentlichen Elemente der können. verletzte haben. Davon sind wir überzeugt. Fachstrategie, u.a. die Orientierung poli- Und folgende Aussagen, denen wissen- zeilicher Maßnahmen an den »3 Killern Streife: Was sagen die Experten zu schaftliche im Straßenver-kehr«, nämlich Geschwin- dieser Entwicklung? Wie lassen sich die liegen, stützen uns in dieser Überzeugung: digkeit, Alkohol/Drogen und Gurt, haben steigenden Zahlen erklären? weiterhin unverän-dert Bestand. Mit die- Frücht: Eine klare Aussage zu den Ursa- ser strategischen Ausrichtung haben wir chen für diese Entwicklungen kann der- veaus innerorts um nur 2 km/h, bedeu- in nrw sehr gute Er-folge erzielt. Aber wir zeit nicht seriös getroffen werden. Es gibt tet eine Senkung der Anzahl der Verun- müssen in diesem Jahr eine bedenkliche Experten, die das gute Wetter für die Zahlen verantwortlich machen. Gutes Wet- >> Eine Senkung des Geschwindigkeitsni- glückten um 15 %! >> Wo ich mit 30 km/h zum Stehen komme, fange ich mit 50 km/h erst an den Straßen unterwegs sind und wo viele zu bremsen! Menschen auf den Straßen unterwegs >> Bei 65 km/h sterben -8- von -10- sind, passieren auch mehr Unfälle. Aber Fußgängern, die angefahren wer- die Ursachenforschung ist viel komplexer, den; bei 50 km/h überleben -8- von als dass man diese Entwicklung so mono- -10- Fußgängern! Letztlich entscheidet die Geschwindigkeit über die Unfallfolge. Hier müssen wir ansetzen. Streife #5 12 / 01 2012 zugrunde ter sorgt dafür, dass mehr Menschen auf kausal erklären könnte. Eines ist aber klar: 32 Untersuchungen Das bedeutet konkret: bereits geringe Zusätzlich werden wir nun auch Geschwin- Streife: Was ist mit den Radfahrern und Geschwindigkeitsüberschreitungen kön- digkeitskontrollen Fußgängern? Muss nicht auch hier ge- nen fatale Folgen haben. 15 km/h entschei- Fustkw machen. Der Verkehrsteilnehmer handelt werden? den hier über Leben und Tod! soll wahrnehmen, dass Polizei Geschwin- Frücht: Ganz klar: Ja! Wir wissen, dass Fuß- Und eines ist allen klar, insbesondere digkeitskontrollen durchführt. Jeder blau- gänger und Radfahrer durch ihr regelwidri- den Kolleginnen und Kollegen, die täglich silberne Streifenwagen soll vom Bürger ges Verhalten häufig selbst die Ursache für diese schrecklichen Unfälle aufnehmen: zugleich als potenzieller »Radarwagen« einen Verkehrsunfall setzen. Das bedeutet Unfälle passieren nicht einfach, sondern wahrgenommen werden. Auch hier gilt: für uns, dass wir derartige Regelverstöße sie werden zu 95 % durch Menschen - Natürlich wird die Mehrzahl der Kontrollen auch konsequent ahnden müssen. Ich weiß teilweise durch bewusste Regelmissach- durch unsere zivilen Messfahrzeuge erfol- sehr wohl, dass das Einschreiten gegen tung - verursacht. Das muss uns allen gen, aber eben nicht nur. Fußgänger und Radfahrer ein hohes Maß mit blau-silbernen stets bewusst bleiben. Das bedeutet auch: Und die dritte Säule: Höherer Kontroll- an Sensibilität und Professionalität erfor- wir müs-sen und dürfen uns nicht verste- druck, d.h. ein Mehr an Kontrollen. Das dert. Die Kolleginnen und Kollegen kön- cken. Polizeiliche Verkehrssicherheitsar- können wir mit dem zur Verfügung ste- nen sich darauf verlassen, dass wir hinter beit dient unmittelbar dazu, Menschenle- henden Mitarbeiterinnen und Mitarbei- ihnen stehen und ihnen den Rücken stär- ben zu schützen. tern nur erreichen, indem wir wieder ver- ken. Wir haben die Argumente auf unse- stärkt Geschwindigkeitskontrollen ohne rer Seite: 600 Verkehrstote jährlich in nrw Streife: Wie wollen Sie das erreichen, Anhalten durchführen. Das bedeutet nicht, mit be-unruhigenden Steigerungsraten bei das Geschwindigkeitsniveau senken? dass wir ab sofort auf die Kontrollen mit Fußgängern und Radfahrern. Frücht: Durch ein Maßnahmenbündel, wel- Anhalten verzichten. Aber auch hier wol- ches sich auf die Schlagworte: Mehr Fle- len wir ein ausgewogenes Verhältnis zwi- Streife: Herr Frücht, wir danken Ihnen xibilität für die Behörden, mehr Präven- schen diesen beiden Formen der Interven- für dieses Interview. tion und mehr Kontrollen durch die Polizei tion haben. Damit können wir den Kontroll- zusam-menfassen lässt. druck erhöhen. Mehr Flexibilität, d.h. die Behörden ent- Für das gesamte Paket gilt: Wir wol- scheiden eigenverantwortlich, an welchen len, dass die Polizeibehörden vor Ort das Stellen Geschwindigkeitskontrollen erfol- Erforderliche tun können, was zur jewei- gen. Das bedeutet auch weg von dem star- ligen Problemlösung notwendig ist. Das ren Festhalten an Unfallbrennpunkten und richtige Maß, die richtige Mischung der besonders schutzwürdigen Zonen. Es kön- unterschiedlichen Möglichkeiten zu fin- nen ab sofort auch dort Geschwindigkeits- den, obliegt also den Behörden und somit kontrollen erfolgen, wo noch kein Unfall den Kolleginnen und Kollegen vor Ort. Die passiert ist, wo aber dennoch gerast wird. kennen sich aus, die wissen was zu tun ist. @ Die Rede von Innenminister Ralf Jäger zur offiziellen Vorstellung des Konzepts am 25.11.2011 in Köln finden Sie unter: Denn wir sind der Überzeugung: Rasen ist Einstellungssache und wer an der einen Streife: Offene und für jeden sichtbare Stelle rast, der rast auch woanders. Natür- Kontrollstellen bedeuten auch weniger lich werden wir auch weiterhin an Unfall- »Knöllchen«. Was sagen Sie den Verant- brennpunkten aktiv sein, aber eben nicht wortlichen in den Behörden, die befürch- ausschließlich. Wir werden zukünftig nicht ten, dass ihre Maßnahmenzahlen in den mehr darauf warten, bis etwas passiert, Keller gehen? sondern werden vorher aktiv. Frücht: Unser Erfolg ist nicht die abs- Die zweite Säule: Mehr Prävention, trakte Anzahl der Maßnahmen. Wir wol- d.h. wir werden ab sofort unsere geplan- len das Ge-schwindigkeitsniveau senken ten Kontrollstellen im Internet öffentlich und dadurch weniger Tote und Schwerver- machen. Denn alleine die Kenntnis über letzte haben. Das ist der Maßstab, das ist Geschwindigkeitskontrollen führt bereits der Erfolg. Was nützt es uns, wenn wir viele dazu, dass langsamer gefahren wird. »Knöllchen« haben und die Menschen trotzdem auf der Straße sterben? Streife # 5 12 / 01 2012 33 verkehr Gezielte Kontrollen gegen Fahren unter Drogeneinfluss Fortbildung des lafp nrw zeigt Wirkung Seit 2011 führt das Landesamt für Aus- Seminars »Drogen im Straßenverkehr« bildung, Fortbildung und Personalange- sollen ihr neues, theoretisches Wissen legenheiten (lafp nrw) in Kooperation unter fachkundiger Anleitung umsetzen. mit verschiedenen Kreispolizeibehörden Das fördert die Handlungssicherheit und B ereits im Jahr 2010 wurden vom Dozententeam des lafp zwei Realkontrollen mit interessierten, the- oretisch bereits geschulten Kolleginnen sogenannte »Realkontrollen« durch. Die die gewonnene Sicherheit motiviert für und Kollegen aus vielen Behörden unse- Teilnehmerinnen und Teilnehmer des den zukünftigen Dienstalltag. res Landes organisiert. Als Anlass wurden 34 Streife #5 12 / 01 2012 den sogenannten »normalen« Verkehrsteil- »anderer berauschender Mittel« wurden nehmern zuzurechnen. Daraus entstand bis Ende September 2011 in nrw getroffen. die Idee, zukünftig in jedes Fortbildungsse- Dies bedeutet eine Steigerung zum Vorjahr minar zum Thema »Drogen im Straßenver- von über 40 Prozent. Das Risiko für Ver- kehr« Verkehrskontrollen zur Bekämpfung kehrsteilnehmer, unter dem Einfluss von des Drogenmissbrauchs zu integrieren. Betäubungsmitteln bei einem Verkehrsunfall aufzufallen, ist gleichzeitig um ein Fast sechs Prozent fuhren mit Drogen im Blut Fünftel gestiegen. Bei den Kontrollen kam es zu einer Viel- Die Fakten sind tatsächlich erschreckend: zahl weiterer Feststellungen, die aus dem Bei 33 Realkontrollen wurden bislang alltäglichen Dienst bekannt sind: Fahren 147 Blutproben wegen des Verdachts auf ohne Fahrerlaubnis, Verstöße gegen das Drogen- oder Medikamenteneinfluss im Pflichtversicherungsgesetz, Urkundenfäl- Straßenverkehr entnommen. Bei einer schung, Strafanzeigen wegen Erwerb oder Zahl von 2.510 kontrollierten Fahrzeugfüh- Besitz von Betäubungsmitteln, Verstöße rerinnen und Fahrzeugführern bedeutet gegen das Waffengesetz und so weiter. dies, dass fast sechs Prozent der Kontrol- Auch Ordnungswidrigkeiten zum Thema lierten berauscht hinter dem Steuer saßen. Gurt, Handynutzung, Tuning oder bei der Dabei wurden lediglich zwei Blutproben Ladungssicherung waren festzustellen. wegen Alkoholkonsums entnommen. Jedes Jahr kann das lafp nrw wei- Bei den Kontrollen entfielen die positi- tere 800 Kolleginnen und Kollegen zum ven Drogenvortests zu ca. 60 Prozent auf Thema Drogen im Straßenverkehr schu- Cannabis (thc), 20 Prozent auf Amphet- len. Das unterstützt die fachstrategische amine (teilweise Mischkonsum mit Can- Ausrichtung zur Verkehrsunfallbekämp- nabis), 15 Prozent auf Kokain und zu ca. fung (Erfolgsfaktor 1) und hilft in der Folge, 5 Prozent auf Heroin oder Medikamente. unnötiges Leid zu vermeiden. Nebenbei Das lafp nrw stellt bei den Realkont- bemerkt: Die überproportional hohe Zahl rollen jeweils zwischen 15 und 20 Semin- von »Drogenverstößen« durch »junge Fah- arteilnehmerinnen und -teilnehmer sowie rer« ist nicht überraschend. Nicht ohne das Dozententeam. Die Kooperationsbe- Grund stehen sie als Zielgruppe im Mittel- hörden setzen durchschnittlich acht Kol- punkt der Präventionskampagne »Crash leginnen und Kollegen ein. Die Realkont- Kurs nrw«. /// Uwe Ganz rolle erstreckt sich jeweils über einen Zeitraum von ca. 3,5 Stunden und findet an einem ganz normalen Wochentag statt. Weil die Teams oft schnell durch Schreibarbeit gebunden sind, verkürzt sich häufig die vorgesehene Kontrollzeit. zwei bekannte Festivalveranstaltungen Verstärkte Kontrollen zeigen Erfolg genommen, der »Summerjam« in Köln und Die Schulung von rund 800 Kolleginnen das »Syndicate« in Dortmund. Das Ergeb- und Kollegen zeigt erste, deutliche Erfolge: nis überraschte: Von den zahlreichen fest- Über 8.000 verkehrspolizeiliche Maßnah- gestellten Drogenverstößen war etwa die men im Zusammenhang mit dem Füh- gleiche Anzahl den Festivalteilnehmern und ren eines Kraftfahrzeugs unter Einfluss Streife # 5 12 / 01 2012 35 personalien David Pfeffer hat den »X-Factor« Duisburger Polizist siegt bei Casting-Show Der von Fans und Jury »Sergeant Pepper« natürliche und kompetente Art würde er den getaufte David Pfeffer hat die zweite Staf- Zuschauern nicht nur durch seine Musik, fel der Casting-Show »X-Factor« gewonnen. sondern auch als ein positives Bild der Poli- Der 29-Jährige erhielt im Finale mehr als 60 zei in nrw in Erinnerung bleiben.»Ihr »Pfef- Prozent der Publikumsstimmen. fer-Style« macht Sie zu einem Aushänge- I schild der nrw-Polizei. Ich freue mich, dass nnenminister Ralf Jäger gratulierte Sie stets gesagt haben, gerne Polizist zu David Pfeffer in einem persönlichen Brief sein und dem Beruf treu zu bleiben. Ich darf zu diesem großen Erfolg und bedankte Ihnen versichern, dass wir stolz auf Sie sind. sich: »Als »Sergeant Pepper« haben sie von Ich wünsche mir, dass Sie Ihrer Überzeu- Beginn der Sendestaffel an immer betont, gung treu bleiben und den spannenden Poli- dass Sie mit Leib und Seele Duisburger Poli- zeiberuf trotz Ihrer musikalischen Erfolge zist sind. Ihr sympathisches und authenti- weiter ausüben«, so Jäger weiter. Er lud sches Auftreten hat Ihnen viele Fans einge- den X-Factor-Gewinner zu einem Gespräch bracht. Das Image, das sich von Ihnen auf ein, bei er sich mit ihm unter anderem über den Polizeiberuf übertragen lässt, ist vor- einen möglichen Auftritt Pfeffers vor den bildlich«, so Jäger. Durch seine mal sachli- Kolleginnen und Kollegen bei der Polizei che, mal emotionale, aber stets freundliche, nrw sprechen will. /// Neue Polizeipräsidentin in Bonn Ursula Brohl-Sowa trat ihr Amt an D ie 56-Jährige ist die Nachfolge- auch für die Polizeifinanzen verantwortlich. rin von Wolfgang Albers, der seit Zuletzt führte sie als stellvertretende Abtei- Anfang Oktober als neuer Polizei- lungsleiterin das Referat für Landesorgani- präsident in Köln tätig ist. 36 Streife #5 12 / 01 2012 sation und Verwaltungsmodernisierung. Nach Abschluss ihres Studiums trat Die neue Bonner Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa 1982 in den nrw Lan- setzt auf einen offenen Dialog mit allen, die desdienst ein. Die Juristin begann ihre Lauf- für die Sicherheit in Bonn Verantwortung bahn beim Bauministerium. Seit 1989 ist tragen. »Sicherheit ist eine Gemeinschafts- sie in verschiedenen Führungsfunktionen aufgabe. Deshalb sind Ordnungspartner- im Innenministerium tätig. Als Haushalts- schaften und Netzwerke für mich von gro- beauftragte war sie von 2000 bis 2008 ßer Bedeutung.« /// Redaktion Streife Neuer Polizeipräsident in Dortmund Norbert Wesseler übernimmt die Leitung zum 1. Januar 2012 D er 52-jährige Münsterländer tritt von Innenminister Franz-Josef Kniola und die Nachfolge von Hans Schulze 1998 von Dr. Fritz Behrens. Seit 2005 ist an, der in den Ruhestand geht. er stellvertretender Leiter der Polizeiab- Norbert Wesseler studierte Rechtswis- teilung und als Gruppenleiter für die Berei- senschaften an der Universität in Müns- che Recht und Verwaltung zuständig. ter. Nach der zweiten juristischen Staats- »Ich freue mich sehr auf die Arbeit in prüfung trat er 1989 in den Landesdienst Dortmund. Dortmund ist eine interessante bei der Bezirksregierung in Düsseldorf Stadt mit vielen Herausforderungen für die ein und wechselte 1992 ins Innenminis- Polizei«, sagte Wesseler. »Gemeinsam wer- terium nrw, zunächst zur Kommunalauf- den wir im täglichen Dienst und bei Groß- sicht. Ab 1995 arbeitete er im Ministerbüro einsätzen für die Sicherheit der Menschen und wurde 1997 persönlicher Referent in Dortmund sorgen.« /// Redaktion Streife Gesundheit geht uns alle an Das bgmpol benötigt Ihre Unterstützung bei einer Umfrage Es ist wichtig, beim Thema Gesundheit jeden zu Wort kommen zu lassen und nicht nur einzelne Entscheidungsträger. Des- S eit Oktober 2010 ist die »Dienst- Die Ziele der Umfrage: vereinbarung zum Behördlichen >> Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Gesundheitsmanagement der Poli- der Polizei nrw sollen in den Aufbau zei nrw« in Kraft. Die Behörden sind darin und die Steuerung des für sie installier- management der Polizei (bgmpol) eine aufgefordert, ein gezieltes behördenindivi- ten behördlichen Gesundheitsmanage- Umfrage zum Thema Gesundheitsförde- duelles Konzept zur Gesundheitsförderung rung durchführen. Die Teilnahme an der zu entwickeln und umzusetzen. Das bgm- Umfrage dauert nur fünf Minuten – das Pol interessiert, wie die Beschäftigten der Erkenntnisse hinsichtlich des Informa- Ergebnis hat Einfluss auf die nächsten Polizei nrw die Umsetzung des Behördli- tionsgrades und der Wünsche und Wer- Jahre. chen Gesundheitsmanagements an ihrem tungen aller Mitarbeiterinnen und Mit- Arbeitsplatz erleben. Die Teilnahme wird arbeiter zum Gesundheitsmanagement rund 5 Minuten in Anspruch nehmen. der Polizei gesammelt werden. halb wird das Behördliche Gesundheits- ments einbezogen werden. >> Es sollen wichtige weiterführende Die Umfrage wird über das Intrapol voraussichtlich noch im Dezember 2011 Wir bitten alle Beschäftigte der Polizei gestartet und bis Januar 2012 laufen. Sie nrw, sich über das Intranet an dieser richtet sich an alle Beschäftigten der Poli- Umfrage zu beteiligen. /// zei nrw, ist freiwillig und erfolgt anonym. Regine Babenhauserheide Streife # 5 12 / 01 2012 37 personalien »Gabriel« an alle: Die Landesleitstelle der Polizei Nordrhein-Westfalen sucht Verstärkung für ihr Team »Gabriel«, so heißt die Landesleitstelle (llst) der Polizei nrw, die Personalbedarf durch geplanten Umzug nach Duisburg zurzeit ihren Sitz in Neuss hat. Hier, im Teildezernat 41.1 des Lan- Künftiger Sitz der Landesleitstelle wird ein Neubau im Binnenha- desamts für Zentrale Polizeiliche Dienste (lzpd), arbeiten Polizis- fen von Duisburg sein. Dort wird derzeit in der Nähe zum Haupt- tinnen und Polizisten zusammen, die aus vielen verschiedenen haus des lzpd nrw ein moderner Gebäudekomplex errichtet, in Bereichen der Polizei nrw stammen. Sie sind rund um die Uhr dem die Landesleitstelle ab 2013 mit modernster Technik ihre kompetente Ansprechpartner für die 47 Kreispolizeibehörden Aufgaben wahrnehmen wird. (kpb) und unterstützen diese bei ihren Aufgaben. Die llst ist noch Derzeit arbeiten 26 Polizeibeamtinnen und -beamte bei »Gab- jung, aber stets nah am Geschehen. Das Landeslagebild wird hier riel«. Doch nicht alle Mitarbeiter der Landesleistelle werden mit täglich aktuell erstellt – auch für Sie! nach Duisburg umziehen. Dadurch entsteht der Bedarf, das Team P schon vor dem Umzug nach Duisburg zu verstärken. Die durcholizeiliche Standardsachverhalte, wie z. B. die Ringalarm- schnittliche Verwendungsdauer sollte drei bis fünf Jahre betragen. fahndung, die Suche nach vermissten Personen oder der Eine längere Verwendung ist auf eigenen Wunsch möglich. Verdacht auf Unkonventionelle Spreng- und Brandvorrich- Die Landesleitstelle arbeitet nicht nur mit den 47 Kreispoli- tungen (usbv) sind ihr tägliches Brot, aber auch Bedrohungsla- zeibehörden, sondern auch mit dem Landeskriminalamt, dem gen, grenzüberschreitende Observationen und Flugzeugabstürze Landesamt für Aus- und Fortbildung und Personalentwicklung, halten die Kolleginnen und Kollegen der Landesleitstelle auf Trab. den Behörden der nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr, der Bun- Ob Kräfteanforderungen, Fahndungslagen, Unglücksfälle oder despolizei, den Luftsicherheitsbehörden und Verkehrszentra- Demonstrationen – das Aufgabenspektrum der polizeilichen len zusammen. Daneben ist die llst auch Ansprechpartner für Arbeit ist für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landesleit- die Medien. Sie ist das Bindeglied zwischen den Kreispolizei- stelle vielschichtig, abwechslungsreich und anspruchsvoll. »Gab- behörden und dem Ministerium für Inneres und Kommunales riel« hält Kontakt zu den eingesetzten Kollegen, egal ob zu Lande, in Düsseldorf. zu Wasser oder in der Luft. 38 Streife #5 12 / 01 2012 Vielfältige Anfragen kurzfristig lösen Es gibt noch eine Fülle von weiteren polizeilichen Aufgaben, in Die llst beschäftigt sich u. a. mit den folgenden Fragen: deren Bewältigung die llst durch unsere beiden Aufgabenschwer- >> Wie bekommt man bei Sofortlagen außerbehördliche Unter- punkte des Informations- und Kräftemanagements eingebunden stützung, wenn es z. B. an der »längsten Theke der Welt« ist, z. B. das Suchen von vermissten Flugzeugen, das Beobachten brennt? der aktuellen Verkehrslage und des erforderlichen Staumanage- >> Wer entsendet Spezialeinheiten, wenn sie gebraucht werden? ments, die Steuerung von relevanten Informationen zu reisen- >> Wer besorgt einen Mantrailhund zur Suche nach einem ver- den gewalttätigen Fußballfans, das Vermitteln von Betreuern für missten Kind? >> Wer stellt den Kontakt zum Kampfmittelbeseitigungsdienst, dem Amt für Arbeitsschutz oder zur Bundesanstalt für Flugunfalluntersuchung her? Kolleginnen und Kollegen nach belastenden Einsätzen und vieles Andere mehr. Kurzum – die llst ist eine zentrale Servicedienststelle für die Kolleginnen und Kollegen im Einsatz. /// Hans Jörg Sommerfeld >> Wer sorgt dafür, dass ich als Klettenfahrzeug bei einer Verfolgungsfahrt nach Verlassen meiner Kreispolizeibehörde (kpb) Funkkontakt zu meiner Leitstelle behalte? >> Wer ist in nrw der Ansprechpartner für ausländische Polizeibehörden, wenn Polizei auch grenzüberschreitend tätig werden muss? Man sieht: Hier laufen alle Drähte zusammen, und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn es besteht zu jeder kpb mindestens ein »Draht«, zu manchen sogar mehrere dauerhaft geschaltete Telefonleitungen. Diese können in Konferenzen zusammenschaltet werden, so dass nicht nur die zugeschalteten kpb miteinander sprechen können, sondern auch einzelne Streifenwagen, wenn deren Betriebskanäle auf diese Leitungen aufgeschaltet werden. Auch mit Einführung des Digitalfunks wird die Landesleitstelle das Verbindungsglied zwischen den Behörden bleiben, wenn es um die polizeitaktischen Bereiche geht und Benutzergruppen interessiert? zusammengeschaltet werden müssen. Die llst arbeitet rund um die Uhr in drei Schichten und Neben dem gesprochenen Wort liegt ein weiteres Augenmerk organisiert sich flexibel im Pool. Hospitationen sind auf den schriftlichen Kommunikationswegen, insbesondere der jederzeit möglich; Sie können die llst aber auch einfach epost810. Deren Be- und Auswertung sowie in- und externe Steu- besuchen kommen: Einzeln oder in Gruppen. erung ist eine der Hauptaufgaben. Eines der Produkte ist als Neue, engagierte Kolleginnen und Kollegen sind immer »Tägliches Landeslagebild« dem Intranet zu entnehmen. Quellen willkommen. Melden Sie sich bei Ihren Ansprechpartne- hierfür sind vor allem die we-Meldungen (Meldungen wichtiger rinnen oder -partnern: Ereignisse) der Kreispolizeibehörden. Die Landesleitstelle erhält por’in Ulrike Herbold, Tel: 0203/41 75-41 10 Kenntnis über alle wichtigen Vorfälle. Sie ist stets in die Infor- (oder cn-Pol: 07-223-4110) mationen über alle laufenden und anstehenden herausragenden phk Ferdi Philippsen, Tel: 0203/41 75-41 11 Einsatzlagen eingebunden und gewährleistet den gewünschten (oder cn-Pol: 07-223-4111) Überblick über das Einsatzgeschehen des Landes nrw! llst allgemein: Tel: 0203/41 75-46 00 (oder cn-Pol: 07-223-4600) Eine zentrale Servicedienststelle Auch wenn die Landesleitstelle keine operativen Einsätze führt, so sind wir als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landesleitstelle bei schwierigen Einsatzlagen stark gefordert. Bei komplexen Lagen, z. B. Geiselnahmen, bietet die Landesleitstelle als zentraler Ansprechpartner ein breites Leistungsspektrum für die kpb. Die llst versorgt sie mit Spezialeinheiten, geschlossenen Einheiten oder Sofortstärkungskräften. Sie stellt Tag und Nacht den Hubschrauber mit Bildübertragung zur Verfügung, schaltet Funkkonferenzen und vermittelt Telefonkonferenzen. Sie informiert die erforderlichen Fachberater, andere Behörden und das Ministerium für Inneres und Kommunales. Streife # 5 12 / 01 2012 39 prisma Der Polizeiberuf ist nach wie vor attraktiv Hervorragendes Ergebnis der Einstellungskampagne 2012 A m 3. November 2011 ist das Einstellungsverfahren für das gehobenen Polizeivollzugsdienst hat im Vergleich zum Vorjahr Jahr 2012 nach vier Monaten Laufzeit erfolgreich zu Ende mit 8.252 Online-Bewerbungen gegenüber 7.530 im Jahr 2010 gegangen: Bis zum Stichtag gingen 8.252 Bewerbungen sogar noch einmal deutlich (um 722 Bewerbungen) zugenom- ein. Durch eine gezielte und intensive Nachwuchswerbung konnte men. Damit liegt für die durch Bestenauslese zu treffende Aus- trotz langfristig betrachtet rückläufiger Zahlen von Schulabgän- wahl für den Einstellungstermin 1. September 2012 wieder eine gern erneut bewiesen werden, dass der Polizeiberuf nach wie vor mehr als ausreichende Anzahl an Bewerbungen vor. Insgesamt sehr attraktiv ist. Das Interesse an einem Direkteinstieg in den stehen 1.400 Ausbildungsstellen zur Verfügung. /// 40 Streife #5 12 / 01 2012 Ausstattungsstand »Blaue Uniform« Einführung abgeschlossen Aktuell Vermessung und Auslieferung Ausstattung in 2012 MI ST HF BI LIP MS BOR COE GT WAF KLE RE WES GE OB BO EN KR VIE ME D HX SO DO HA HSK MK W MG PB HAM UN NE HS OE GL GM K SI BM AC DN SU BN EU Streife # 5 12 / 01 2012 41 prisma Austausch mit minutiöser Planung Polizei in nrw erhält 7.700 neue Computer Eigentlich dauert es nur knapp eine halbe Stunde, um einen alten Innerhalb von nur drei Monaten werden 7.700 Computerarbeits- Computer durch einen neuen zu ersetzen. Doch ehe es soweit plätze ausgetauscht. Dafür ist eine gute Vorbereitung und Organi- ist, läuft die Vorbereitung beim Landesamt für Zentrale Polizeili- sation erforderlich. »Die neuen Rechner werden schließlich direkt che Dienste Nordrhein-Westfalen (lzpd nrw) nach einem minu- an die Arbeitsplätze der Polizistinnen und Polizisten sowie an die tiös ausgearbeiteten Plan. Denn die turnusmäßige Reinvestitions- Beschäftigten bei der Polizei in Nordrhein-Westfalen ausgeliefert maßnahme bei der Polizei in Nordrhein-Westfalen betrifft jährlich und dort jeweils gegen die alten Geräte ausgetauscht«, erklärt ein Viertel aller 32.000 Computerarbeitsplätze. Kein Computer, Stephanie Turau vom lzpd nrw. keine Tastatur und kein Bildschirm in den Behörden soll älter als vier Jahre sein. W »Dieser Austausch lief früher nicht immer wie am Schnürchen«, räumt sie ein. »Denn nach dem Umstieg von der Schreibmaschine auf Computer wurden die Geräte von jeder Behörde je olfgang Saul vom lzpd nrw weiß um die Dimension nach Bedarf selbst eingekauft.« Die Beschaffung stellte die Planer dieser Mammutaufgabe: »In diesem Jahr werden und Verwalter der Haushaltsmittel jedoch vor immer größere Pro- von uns rund 7.700 neue Rechner in die Dienststel- bleme. Mal war noch Geld für Computer da, mal reichte es nicht len gegeben und dort installiert.« Mit einem Auftragsvolumen mehr aus, um den Bedarf zu decken. Durch die Einführung des von knapp 6,7 Millionen Euro sorgt das Landesamt in Duisburg Vorgangsbearbeitungssystems igvp und anderer neuer Anwen- dafür, dass die Polizei nrw computertechnisch immer auf dem dungen wurden in vielen Behörden zusätzliche pc-Arbeitsplätze neusten Stand ist. Das Rollout hat gerade begonnen. Abgewi- erforderlich. Damit war abzusehen, dass auch der Ersatz der Alt- ckelt wird es über das »Rollout-Center« von Fujitsu Technology geräte und die Wiederbeschaffungen für eine große finanzielle Solutions in Düsseldorf. Belastung und organisatorische Herausforderung sorgen würden. Mit dem Start des Projekts erwin (Erneuerung der Windows-Infrastruktur) im Jahre 2006 wurden dann die Weichen dafür gestellt, dass moderne und anforderungsgerechte Techniken und Vernetzungen erworben, aufgebaut und genutzt werden konnten. 42 Streife #5 12 / 01 2012 Moderne pcs für jede Dienststelle Hat der pc seinen zukünftigen Arbeitsplatz erreicht, wird der in Seit dem Jahr 2007 wird die pc-Reinvestition in nrw zentral der Regel vier Jahre alte Rechner ausgewechselt. »Nach einem gesteuert und vom lzpd nrw abgewickelt. Die Prozesskette ist ersten Hochfahren des Betriebssystems und einer Prüfung der vom Hersteller bis zum Nutzer genau festgelegt: Die von Fujitsu Hardware übernehmen die eigenen Administratoren der Behör- Technology Solutions gefertigten Computer erreichen das Roll- den den Computerarbeitsplatz und bereiten ihn auf seine spezifi- out-Center auf lkws. Dort werden sie ausgepackt, geprüft und schen Aufgaben vor«, so Stephanie Turau. zum ersten Mal in Betrieb genommen. Dann wird jeder Rechner mit dem vom lzpd zertifizierten Image versehen. Es besteht aus Die Entsorgung der Altgeräte ist inbegriffen dem eigenen Betriebssystem und der Softwareausstattung. Dabei Die Festplatten der ausgedienten Rechner werden seit 2011 eben- erhält jeder einzelne Rechner auch bereits die Zuordnung zu sei- falls von dem Spezialunternehmen ausgebaut. Der Datenschutz nem künftigen Einsatzort. »Um diese Aufgabe erfüllen zu können, ist gewährleistet, denn die Behörden vernichten die Festplatten hat das Rollout-Center sogar den Netzwerk-Status einer Polizei- anschließend nach dem Konzept zur Entsorgung von polizeili- wache erhalten«, berichtet Wolfgang Saul. »Denn nur so ist es in chen Datenträgern, das heißt: Das Herzstück des Rechners wird das cn-Pol eingebunden.« geschreddert und damit mechanisch unbenutzbar gemacht. Die Bei der Vorbereitung werden die gemeldeten Wunsch- und Rechner werden dann ohne ihre Festplatten durch das Logistikun- Ausschlusszeiten der einzelnen Behörde berücksichtigt. Eine ternehmen abtransportiert und entsorgt. »Monitore werden übri- ganz besondere Herausforderung stellt es dar, die realisierbaren gens wieder aufbereitet und anschließend verkauft«, erklärt Ste- täglichen Austauschraten der eigenen Teams mit der Leistungsfä- phanie Turau. higkeit und den unterschiedlichen Vorgehensweisen der behördlichen Administratoren-Teams in Deckung zu bringen. Die Festplatten ausgedienter Laptops werden nach den bestehenden Sicherheitsrichtlinien gelöscht, ehe sie von Fujitsu-Sie- Nach Behörden sortiert, warten die vorinstallierten und mens ebenfalls in großen Chargen vermarktet werden. Die Erlöse arbeitsbereiten Rechner auf den Tag, an dem sie am Arbeitsplatz aus den Verkäufen fließen dem Polizeihaushalt zu. Damit schließt des Mitarbeiters ankommen. Der Transport und der Austausch sich der Kreislauf. /// Hans-Jörg Sommerfeld erfolgt durch die Logistik-Teams eines Spezialunternehmens. Hier fehlt noch eine BU Streife # 5 12 / 01 2012 43 prisma Erfolgreiche Polizeiarbeit mit zuverlässiger IT-Technik lzpd treibt Standardisierung voran Die positiven Erfahrungen aus der Standardisierung der pcUmgebungen an den Arbeitsplätzen der Polizei nrw wird auch auf weitere Bereiche wie z. B. Drucker, Scanner und Server über- die wichtigsten strategischen ziele sind: tragen. Hierzu bereitet das Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (lzpd) derzeit ein europaweites Vergabeverfahren für alle it-Beschaffungen ab 2012 vor. E >> Reduzierung der Kosten und des administrativen Aufwandes für die Bereitstellung der technologischen Basis für die tägliche Polizeiarbeit rfolgreiche Polizeiarbeit ist ohne eine moderne technolo- >> Reduzierung der Komplexität durch weitestge- gische Basis nicht mehr denkbar. Die Bereitstellung der hende Standardisierung und Automatisierung der hierfür notwendigen Bausteine – pcs, Server, Drucker Installationsprozesse oder Netzwerke – erfordert den größten Teil des uns zur Ver- >> Verbesserung bei den notwendigen Funktio- fügung stehenden Technikbudgets. Nur durch eine weitestge- nen im Bereich Informationssicherheit: Schnelle hende Standardisierung und Automatisierung der Prozesse – Aktualisierung aller 32.000 pcs mit aktuellsten von der Beschaffung bis zum Einsatz – kann das Land NRW die Kosten und den administrativen Aufwand hier künftig reduzie- Sicherheitsupdates >> Verbessertes Lizenzmanagement durch Ausnutzung ren. Das strategische Ziel ist, die technische Komplexität wei- von Volumeneffekten bei der zentralen Beschaffung ter zu reduzieren und für alle Anwender eine einfache Bedien- >> Grundlage für die neuen Betriebssysteme und Office- barkeit der technischen Geräte zu ermöglichen. Eine standar- Produkte im Rahmen des Projektes MoWin (Moderni- disierte Technikplattform ermöglicht zudem, alle verwendeten sierung der Windows-Infrastruktur) Geräte durch schnelle Aktualisierungen von Sicherheitsfunktio- >> Transparente und vorhersehbare technische Beschaf- nen auf aktuellem Stand zu halten. Dies wird angesichts immer fungen für die Behörden (Planbarkeit und bessere schnellerer und umfangreicherer Schadsoftware immer wichtiger. Darüber hinaus sind die neuen pcs wesentliche Grundlage Einsatzmöglichkeiten in den Polizeibehörden) >> Weitere Standardisierung über die neue europaweite für die in der nächsten Zeit vorgesehene Modernisierung der Ausschreibung it-Beschaffung 2012 (Peripheriegeräte Betriebssysteme und Officeprodukte in allen Polizeibehörden. /// Drucker, Scanner, Notebooks, etc.) Andreas Lezgus 44 Streife #5 12 / 01 2012 Polizeiseelsorge im Erzbistum Paderborn fortbildungsseminare im ersten halbjahr 2012 freizeitveranstaltungen im ersten halbjahr 2012 »polizei und gewalt – kulturtage mit besuch der »heilig-rock-wallfahrt« gedanken zu einem ambivalenten verhältnis« »Religion ist die Mutter der Kultur« – Der Kern dessen, was Termine: man christliches Abendland nennt, verliert sich immer mehr. 9. bis 13. Januar in der Kath. Bildungsstätte Elkeringhausen Lässt sich Europas kulturelle Höhe halten, wenn sein innerer 26. bis 30. März in der Kath. Akademie Schwerte Motor stottert? 17. bis 21. September und 19. bis 23. November in der Termin: 15. bis 19. April in der Pfalz und in Trier Landvolkshochschule Hardehausen Kosten: voraussichtlich 150 € für Übernachtung mit 10. bis 14. Dezember in der Bildungsstätte Liborianum Frühstück pro Person im Doppelzimmer und 200 € im Paderborn Einzelzimmer bei eigener Anreise oder in Gruppen. motorradfahrerseminar bildungs- und kulturtag »franziskus – Seminar mit staatsbürgerlichen-, sozial- und berufsethischen menschenbilder« Inhalten, Auseinandersetzung mit deutscher Geschichte und Veranstaltung im Rahmen des Jubiläums 2012 »50 Jahre Gegenwart am Beispiel des Harzes Vereinbarung Polizeiseelsorge NRW« Termin: 7. bis 11. Mai in Wernigerode Termin: 26. April 2012, 10.00 bis 16.00 Uhr in Paderborn Teilnahmegebühr: 10 € (inkl. Verpflegung, Eintritt und europaseminar Führung durch die Ausstellung »Franziskus – Menschenbilder« Seminar zum Thema »Veränderungen in Europa 2012« als im Diözesanmuseum Paderborn) staatsbürgerliches-, sozial- und berufsethisches Seminar Termin: 20. bis 24. Mai in Hofheim, Wiesbaden und Frankfurt/Main familienferienfreizeit Freizeit für Polizeifamilien oder Kollegen/innen ohne Kinder Kosten der Fortbildungsseminare: 23 € pro Tag und Teilneh- Termin: 7. bis 14. Juli in Grömitz mer für Vollpension, die während des Seminars eingesammelt Teilnahmekosten: 290 € für Erwachsene und für Kinder werden. Für das Europaseminar mit gemeinsamer Anreise nach Alter gestaffelt für Unterkunft im Ferienhaus und voraussichtlich 170 € für Übernachtung mit Frühstück pro Halbpension bei Eigenanreise. Person im Doppelzimmer und 240 € im Einzelzimmer plus Nebenkosten. information und anmeldung: Polizeiseelsorge im Erzbistum Paderborn Polizeidekan Msgr. W. Bender Carl-Sonnenschein-Weg 6 33758 Schloss Holte-Stukenbrock Telefon: 05207-99 59 37 Fax: 05207-99 59 68 e-mail: [email protected] internet: www.polizeiseelsorge-erzbistum-paderborn.de Streife # 5 12 / 01 2012 45 prisma Polizei im interkulturellen Dialog Ganztagsveranstaltung im Polizeipräsidium Köln Erstmals beteiligte sich das Polizeipräsi- Lebhafte Diskussionsrunden Die folgende Diskussion »Ist Vertrauen dium Köln am 16. Oktober 2011 mit einer Großes Interesse fanden die Diskussions- möglich?«, an der u.a. neben Frau Hunold ganztägigen Veranstaltung an der Interkul- runden, die im 90-Minuten-Takt zum Mei- der wegen seiner sozialen Integrationspro- turellen Woche Köln (ikw), die zum 25. Mal nungsaustausch einluden. In seiner Begrü- jekte bundesweit bekannte Kölner Pfarrer ausgetragen wurde. ßungsansprache brachte es Polizeipräsi- Franz Meurer teilnahmen, führte zu einer dent Wolfgang Albers auf den Punkt: »Wir eindeutigen Antwort, die Pfarrer Meurer ie Vielfalt der Kulturen in besonde- legen Wert auf den interkulturellen Dialog. auf bestem Kölsch so zusammenfasste: rem Maße zu berücksichtigen, ist Die Polizei Köln ist die Polizei aller Bewoh- »Wenn ich mich selbst glücklich machen ein erklärtes Ziel der strategischen nerinnen und Bewohner unserer Stadtre- will, muss ich mich um andere kümmern.« Ausrichtung des pp Köln, die unter dem gion. Wir wollen auch, dass alle hier leben- Über den Tag verteilte Fachvorträge Leitsatz »Orientierung 2020 – Vertrauen den Bürger uns als ihre Polizei ansehen behandelten kriminalpolizeiliche Präven- in Sicherheit« zu Beginn dieses Jahr- und dass sie uns auch vertrauen.« tionsthemen, aber auch das deutsche D zehnts formuliert wurde. Das elfstündige Eröffnet wurde die Diskussionsserie Versammlungsrecht, das Thema »Sport Programmangebot stand deshalb unter mit der Fragestellung: »Ist die Stärkung und Gewalt« und das Thema »Zugang dem Motto: »Zusammenhalten – Sicher- der integrativen Stadtgesellschaft auch zum Polizeiberuf für junge Menschen mit heit gewinnen. Polizei Köln im interkultu- ein Beitrag zur Stärkung der Sicherheit?« Zuwanderungsgeschichte«. rellen Dialog.« Unter der Moderation von Parniean Soufi- Informationsstände zur Polizeiarbeit, ani vom wdr-Büro für Integration und kul- Kids for future vier Diskussionsrunden, neun Fachvor- turelle Vielfalt kamen Ina Beate Fohlmeis- Es gab noch mehr an diesem Tag, zum träge, Hausführungen zur Leitstelle und ter, Leiterin des Interkulturellen Referats Beispiel die Präsentation des von Box- zum Polizeigewahrsam sowie Präsenta- der Stadt Köln, Susana dos Santos Herr- weltmeister Felix Sturm unterstützten tionen von Integrationsprojekten boten mann, Vorsitzende des Polizeibeirates Projekts »Kids for future«. Es wurde von eine breite Auswahl, um das Interesse der beim pp Köln, Tayfun Keltek, Vorsitzen- Boxathleten, qualifizierten Trainern, Päda- Besucherinnen und Besucher zu wecken. der des Kölner Integrationsrates, und Udo gogen und vom Verein Faustkämpfer Köln- Das Veranstaltungskonzept war ganz Behrendes, Leiter des Leitungsstabes beim Kalk ins Leben gerufen, die ihren sozia- auf den Dialog zwischen dem Publikum pp Köln, zwar zu einem eindeutigen »Ja«, len Auftrag in der Förderung von Kindern und der Polizei ausgerichtet. In einem Wer- gleichwohl wurde deutlich, dass es zwi- und Jugendlichen aus sozialen Brenn- beflyer und in Anschreiben an Vereine, Ins- schen theoretischer Erkenntnis und prak- punkten in Köln sehen, viele davon mit titutionen und Organisationen, die sich mit tischer Umsetzung noch einige Lücken Migrationshintergrund. Integrationsarbeit beschäftigen oder die zu schließen gilt. So wurden unmittelbar Nicht fehlen durften schließlich künst- Interessen von Zuwanderern vertreten, nach der Diskussion direkt Nägel mit Köp- lerische Kulturformen. Die Kölner Polizei- hieß es: »Wir wollen etwas über Menschen fen gemacht und ein konkretes Projekt mit beamtin und Künstlerin Barbara L. Mayer mit Migrationshintergrund erfahren, ihre Eltern und Schülern mit Zuwanderungs- ließ unter musikalischer Hip Hop-Beglei- Bedürfnisse gegenüber der Polizei kennen- hintergrund vereinbart. tung durch dj Tomekk und dem New Yor- lernen, wie wir auch unsere Arbeit für die »Warum kontrollierst du mich?« hieß ker dj Mike la Rock von internationalen Sicherheit der Menschen in unserer Stadt- es in der anschließenden Diskussion mit Models ihre Modekollektion nyc vorfüh- region erklären wollen.« Polizisten und Schülern unter der Leitung ren und setzte damit einen viel beachte- von Daniela Hunold vom Max-Planck-Insti- ten Farbtupfer. Der Abend gehörte dann tut für ausländisches und internationales internationalen Chören und lud alle Gäste Strafrecht, die danach Zwischenergebnisse zum Mitsingen ein. Von zwei engagier- der Forschungsstudie »Polizei und Jugend- ten Frauen der Diakonie Köln-Michaelsho- liche in multi-ethnischen Gesellschaften« ven und der VHS Köln organisiert sowie vorstellte. Dabei handelt es sich um eine unter der Mitwirkung des Frauenchors mehrjährige Vergleichsuntersuchung über der Polizei Köln hieß das Motto »Loss französische und deutsche Jugendliche im mer singe – in vielen Sprachen Kölns«. jeweiligen Verhältnis zur Polizei. 46 Streife #5 12 / 01 2012 Sängerinnen und Sänger trugen nicht nur Lieder aus ihren Kulturkreisen vor, sondern Die Interkulturelle Woche ist eine Initiative der Deutschen Bischofskonferenz, sangen auch gemeinsam. Sprachprobleme der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Griechisch-Orthodoxen Met- gab es wegen der im Publikum verteilten ropolie. Sie wird von den Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbänden, Kommunen, Textvorlagen nicht, auch wenn beim wun- Ausländerbeiräten und Integrationsbeauftragten, Migrantenorganisationen derbar melodiösen »Vater unser« auf Kisu- und Initiativgruppen unterstützt und mitgetragen. aheli doch der ein oder andere Zungenbrecher eingebaut war. Tags darauf berichtete u. a. die tür- 1975 unter dem Begriff »Tag des ausländischen Mitbürgers« gegründet, entwickelte sich die Initiative bundesweit und trägt seit 1991 den Namen »Interkulturelle Woche«. Inzwischen ist sie in mehr als 400 Städten, Landkreisen kischsprachige Zeitung Hürriyet in gro- und Gemeinden mit rund 4.000 Veranstaltungen fester Bestandteil des Kul- ßer Aufmachung. Als Überschrift wurde turlebens. Teilweise sind aus der Woche schon Wochen geworden. Das jährli- ein Zitat aus der Begrüßungsansprache che Motto (2011: »Zusammenhalten – Zukunft gewinnen«) wird vom nationalen von Polizeipräsident Wolfgang Albers ver- Vorbereitungsausschuss in Frankfurt vorgegeben. wandt: »Wir sind die Polizei von allen«. /// Gerd Diefenthaler Streife # 5 12 / 01 2012 47 prisma Arbeit darf nicht krank machen lzpd nrw erhält Auszeichnung für gelungenen Arbeitsschutz B ei dem Wettbewerb der Unfall- Abteilungsleiter kasse werden Betriebe ausge- konnte hierfür am 8. November 2011 den Rainer Pannenbäcker zeichnet, die vorbildliche Präventi- Preis in der Gebläsehalle des Landschafts- onsarbeit leisten und sich mit geeigneten parks Duisburg-Nord entgegennehmen. Konzepten um die Gesundheit ihrer Mit- »Die damit verbundene Prämie in Höhe arbeiter sorgen. Die Beauftragte des lzpd von 10.000 Euro soll für die Beschaffung für den Arbeitsschutz, Beate Hundt, und von Sport- und Fitnessgeräten genutzt der zuständige Sachgebietsleiter Michael werden und damit allen Beschäftigten Kempchen haben die von ihnen entwickel- zugutekommen.« /// Die Unfallkasse Nordrhein-Westfalen hat in ten Konzepte zur wirksamen Vermeidung Hans-Jörg Sommerfeld diesem Jahr zum vierten Mal Prämien für von Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten guten Arbeits- und Gesundheitsschutz ver- und arbeitsbedingten Gesundheitsgefah- geben. Einer der Preisträger ist das Lan- ren in Zusammenarbeit mit den 24 Sicher- desamt für Zentrale Polizeiliche Dienste heitsbeauftragten und den sieben Fach- (lzpd nrw). kräften für Arbeitssicherheit umgesetzt. Wenn ein Angehöriger zu einem Pflegefall wird »Tag der Pflege« im Abteizentrum Duisburg-Hamborn M ehr als 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des pp Duisburg fanden am 8. November 2011 den Weg in das Tagungszentrum im Duisburger Norden. Zentrale Themen dieses Informationstags waren die Finanzierung von Pflege, die Patientenverfügung, aber auch Aspekte wie die Pflegeversicherung, Wohnberatung oder die Vereinbarkeit von familiärer Pflegesituation und Beruf. Hans Liebal (Diakonie Duisburg) referierte beispielsweise eindrucksvoll zum Thema Vollmacht, Betreuung und Patientenverfügung. Der Andrang an den Beratungs- individuelle Beratungsangebote der ver- Angehörigen rundeten das Angebot ab. ständen war sehr stark und die Formu- schiedenen Organisationen und Wohl- Eine gelungene Veranstaltung zum »Tag lare schnell vergriffen. Auf einem »Markt fahrtsverbände. Anleitun- der Pflege« /// der Möglichkeiten« gab es zusätzlich gen im Umgang mit dem zu pflegenden Stefan Hausch 48 Streife #5 12 / 01 2012 Praktische Kirchlicher Dienst / Kirchliche Arbeit in der Polizei Veranstaltungsangebote 2012 der Evangelischen Landespfarrämter Berufsethische Fachseminare „Die Deutsche Einheit ist volljährig…!“ Geschichte – aktuelle Situation – und was es mit uns zu tun hat 10. – 14.09. • Dresden (GS: Westfalen) Leitung: Pfarrer Jochen Voigt Kosten: 150,− € p.P. „Führung und Verantwortung in Staat, Politik, Wirtschaft, Kirche und Polizei“ 2. Jahreshälfte (siehe Internet) • Berlin (GS: Westfalen) Leitung: Pfarrer Burkhard Müller Pfarrer Jan-Chr. Borries Kosten: 180,− € p.P. Familienbildungswochen „Geschlechtergerechtigkeit und Gleichbehandlung“ 15. – 19.10. • Burg Bodenstein (GS: Westfalen) Leitung: Pfarrer Jochen Wahl Kosten: Erw. 100,− €, Kinder ab 14 J. 80,− € ab 10 J. 50,− €, bis 9 J. 40,− € „all hands on deck – was eine(r) allein nicht schafft, das schaffen wir zusammen“ Segelfreizeit für Familien 13. – 17. 8. • Rufus-Segelhof NL Broek (GS: Westfalen) Leitung: Pfarrer Thomas Hammermeister-Kruse und Team Kosten: 125,− € p.P. Familienwochenenden „Das Leben ist kein Ponyhof“ 27.-29.04. • Eslohe, Ponyhof Meier (GS: Rheinland) Leitung: Pfarrer Thomas Hammermeister-Kruse und Team Kosten: Erw. 60,− €, Kinder 40,− € Vater und Kind Seminar 26.-28.10. • Haus Ahorn Leitung: Jörg Wetjen Kosten: Erw. 60,− €, Kinder 40,− € (GS: Westfalen) 27.-28.03. • Hilden, IöV NRW GS: Rheinland Stille-Seminar: „...denn du hältst mich bei meiner rechten Hand“ (GS: Westfalen) (GS: Rheinland) (GS: Rheinland) Kosten: 185,− € p.P. Leitung: Pfarrer Dietrich Bredt-Dehnen Pfarrer Werner Schiewek Kosten: 40,− € p.P. „Loslassen!“ – Den Körper als Verbündeten betrachten, Zittern als Stärke erleben TRE® - Körperübungen nach David Berceli „Wie war dein Tag?“ – Polizeialltag zwischen Anspruch und Wirklichkeit Ökumenisches Seminar 24.04. • Schwerte, Haus Villigst (GS: Westfalen) Leitung: Pfarrerin Astrid Taudien Kosten: 20,− € p.P. „Männer kommen vom Mars, Frauen von der Venus“ – Wie kann die Zusammenarbeit trotzdem gelingen? 24.-25.04. • Engelskirchen, Malteser Kommende (GS:Rhld.) Leitung: Pfarrerin Regina Kulpe von Eckardstein Pfarrer Folkhard Werth Dagmar Diefenthaler Gleichstellungsbeauftragte PP Köln Kosten: 40,− € p.P. „Alles unter einem Hut?“ – Frauen zwischen Teilzeitarbeit und Familienmanagement Seminar für Polizistinnen 8.-9.05. • Steinfurt, Haus Karneol (GS: Westfalen) Leitung: Pfarrerin Astrid Taudien Pfarrerin Judith Palm Kosten: 40,− € p.P. „Meine Zeit bei SE – was kommt danach?“ 15.-16.05. • Wuppertal, ThZW (GS: Rheinland) Leitung: Pfarrer Folkhard Werth Pfarrer Ulrich Zinke Kosten: 40,− € p.P. (GS: Rheinland) Leitung: Pfarrer Werner Schiewek Pfarrer Dietrich Bredt-Dehnen Kosten: 75,− € p.P. Kosten: Erw. 65,− €, Kinder 45,− € Anmeldung und Infos „Ich habe (keine) Zeit!“ – Last und Entlastung im Berufsalltag Seminar für Führungskräfte h.D. 12.-13.06. • Wuppertal, ThZW Leitung: Pfarrerin Astrid Taudien Pfarrerin Judith Palm 21.-23.05. • Kall, Kloster Steinfeld Leitung: Pfarrer Dietrich Bredt-Dehnen Pfarrerin Claudia Heinemann und Team (GS: Rheinland) Leitung: Pfarrerin Claudia Heinemann u. Pfarrerin Judith Palm Kosten: 110,− € p.P. Kosten: 40,− € p.P. 19.-23.03. • Rengsdorf, Haus der Stille Stille-Tage: „Du stellst meine Füße auf weiten Raum…“ (Psalm 31,9) 4.-6.06. • Rengsdorf, Haus der Stille Leitung: Pfarrer Folkhard Werth Pfarrerin Bianca van der Heyden „AUS-ZEIT“ – Schnuppertage Spiritualität „Adventszeit – Zeit der Besinnung?!“ 30.11.-2.12. • Eslohe, Ponyhof Meier „Problemfeld Todesbenachrichtigungen“ Westfalen: Rheinland: Landespfarramt der EKvW für den Kirchlichen Dienst in der Polizei Ursula Horsch Melchersstr. 57 · 48149 Münster Tel. 0251/2006880 · Fax: 0251/2006881 e-mail: [email protected] Landespfarramt für Polizeiseelsorge der EKiR Sabine vom Bey Missionsstr. 9 a/b · 42285 Wuppertal Tel. 0202/2820350 · Fax: 0202/2820360 e-mail: [email protected] bei den jeweils genannten Geschäftsstellen (GS) der Landespfarrämter www.polizeiseelsorge-westfalen.de www.polizeiseelsorge-rheinland.de 18.-19.09. • Steinfurt, Haus Karneol (GS: Westfalen) Leitung: Pfarrerin Astrid Taudien Pastoralreferent Mario Schleypen Kosten: 40,− € p.P. „Der Übergang: Die letzten Berufsjahre – die ersten Jahre danach“ 11.10. • Haus Villigst (GS: Westfalen) Leitung: Pfarrer Roland Krämer Hans Jörg Richard, Männerarbeit im Kirchenkreis Schwelm Kosten: 20,− € p.P. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“ – Vom Umgang mit Kollegen, die ein Unglück trifft 30.-31.10. • Wuppertal, ThZW (GS: Rheinland) Leitung: Pfarrer Folkhard Werth Pfarrer Thomas Hammermeister-Kruse Kosten: 40,− € p.P. „Damit habe ich nicht gerechnet…“ Seminar für Trauernde in der Polizei 26.-29.11. • Kall, Kloster Steinfeld Leitung: Pfarrer Reinhard Behnke Pfarrerin Christine Unrath Kosten: 110,− € p.P. (GS: Rheinland) „Alles unter Kontrolle!?“ Tagesseminar für Polizisten (Männer) 22.11. • Wuppertal, ThZW Leitung: Pfarrer Folkhard Werth Päd. Ref. Jürgen Rams Kosten: 20,− € p.P. (GS: Rheinland) Stille-Seminar: „Von Wind, Meer und den Stürmen des Lebens“ 26.-30.11. • Rengsdorf, Haus der Stille Leitung: Pfarrerin Astrid Taudien Pfarrerin Bianca van der Heyden Kosten: 185,− € p.P. (GS: Rheinland) Hinweis zum Thema „Dienstbefreiung“ Gem. Art. 11 der „Vereinbarung über die Wahrnehmung der Ev. Polizeiseelsorge im Land Nordrhein-Westfalen“ (Mbl. NW 1962, S. 1355) können Sie nach § 7 Satz 1 Nr. 3 als Polizeibeamtin/ Polizeibeamter Dienstbefreiung beantragen. Die Seminare werden gemäß den Bestimmungen 49 Streife des # 5Weiterbildungsgesetzes 12 / 01 2012 (WbG) durchgeführt. Stand: September 2011 Bildungswochen preisrätsel Grease! – das Rock ’n’ Roll-Kultmusical Die Streife verlost 2x2 Freikarten für den Musical Dome Köln Grease! – das ist ein knallbunter Musical-Spaß aus Petticoats und Partys, Pferdeschwänzen und Pferdestärken, Cadillacs und Rebellion und natürlich Liebe – zum begeisternden Sound von unvergessenen Hits wie »You’re The One That I Want«, »Grease Is The Word«, »Summer Nights« oder »Sandy«. E s geht um die Liebesgeschichte zwischen dem coolen Danny und der schüchternen Sandy, die sich nach einem Urlaubsflirt zu Schuljah- resbeginn unter neuen Vorzeichen an der Rydell High Abk.: Esperanto Singvogel Windrichtung Die englische Original-Inszenierung stammt von Kurzwort für Memorandum essbare Pflanzen Umlaut 4 wildes Durcheinander inhaltslos schwanzloser Lurch mit dem Löffel in Bewegung bringen Schreibweise more hat das Musical für den deutschsprachigen Raum noch einmal neu überarbeitet. Es zeichnet sich tropische Schlingpflanze durch schnelle Choreographien, pointierte Dialoge und gefühlvolle Gesangsnummern aus. »Grease« ist vom 25. Januar bis 19. Februar 2012 im Musical Dome in Köln zu sehen – die Streife verlost 2x2 Freikarten dafür. Alle Streife-Leser erhalten bei Angabe Ihrer Kundenpin 2384 bei der Tickethotline 0211 / 73 44 120 eine Ermäßigung von 10 Prozent auf die Vollpreiskarte. Die Ticketpreise liegen zwischen 19,90 € bis 79,90 € zzgl. Vorverkaufsgebühr und 2,00 € Systemgebühr. Um an der Verlosung teilzunehmen, müssenSie jetzt nur noch das richtige Lösungswort auf einer ausreichend frankierten Postkarte oder per E-Mail bis zum 15. Januar einsenden an: Ministerium für Inneres und Kommunales nrw, Redaktion Streife, Haroldstraße 5, 40213 Düsseldorf, E-Mail: [email protected] Bitte der Redaktion: Bei E-Mails im B etreff nur preisrätsel eintragen und grundsätzlich die vollständige Privatadresse angeben. Danke! 50 Streife #5 12 / 01 2012 ägypt. Sonnengott ® Missgunst 8 sl1015.1-1 2 3 4 Abk.: Lastkraftwagen poetisch: Adler 5 7 Auflösung des letzten Rätsels Zeichen für Titan Wasservogel 1 3 sibir.mongol. Grenzgebirge Kohlenwasserstoff männl. Vorname 6 Organisation, die Not lindert Glatt-, Wühlechse Nagetier röm. Göttin 1990er Jahre ein wahres Grease-Revival am Londokurz: Religionsunterricht überlieferte Erzählung 2 männl. Vorname persönl. Fürwort Starregisseur David Gilmore. Sie löste Anfang der ner West-End und in Großbritannien aus. David Gil- Weltorganisation (Abk.) Ortsbestimmung Vereinigung, Bündnis 1 Verständigungsmittel und Olivia Newton-John als neues Hollywood-Traum- ten Musicals aller Zeiten. Berg, Hügel Musikzeichen filmung des Musicals 1978, mit der sich John Travolta sangen, machte »Grease« zu einem der erfolgreichs- Zierstrauch Sportanlage School wiedertreffen. Nicht zuletzt die legendäre Ver- paar in die Herzen der Zuschauer auf der ganzen Welt Vertrauensmissbrauch 5 S A C H L I C T H U A P P ARA T R OS A P BAD E U X U S T L N E I A S T I NG E S E D E ROS T E N (1-10) Herbstlaub 6 7 N E U S N S S E R V I E 8 AGG H E B W P I C RN E N I S E N S RA R E N K E G E R A E T N GA N T U N T A T R T L impressum Impressum Herausgeber Ministerium für Inneres und K ommunales des Landes Nordrhein-Westfalen Haroldstraße 5, 40213 Düsseldorf Verantwortlich Ludger Harmeier, Leiter des Referates Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Redaktionsleitung Ralf Hövelmann Ministerium für Inneres und K ommunales nrw Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Redaktion Streife Haroldstraße 5, 40213 Düsseldorf Tel. 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