Chicago 9/2013- Erfahrungsbericht Ende August machte ich mich

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Chicago 9/2013- Erfahrungsbericht Ende August machte ich mich
Chicago 9/2013­ Erfahrungsbericht Ende August machte ich mich zusammen mit Max Eichner auf den Weg Richtung Chicago. Nach einem 9 Stunden Flug kamen wir dann am Flughafen Chicago an und mussten erstmal nach Amerika einreisen. Da wir doch insgesamt fast 6 Wochen Aufenthalt haben sollten, wurden wir genau über unsere Famulatur ausgefragt und es war sehr hilfreich ausgedruckte E‐Mails mit den Zuständigen vom Krankenhaus Mount Sinai (Trina Coleman, Elanda Mayweather) dabei zu haben. Außerdem benötigt man einen gültigen ESTA‐Antrag für die USA (https://esta.cbp.dhs.gov/esta/). Unsere Unterkunft haben wir über Airbnb gebucht und einfach nur Glück mit unserem Mitbewohner John gehabt. Die Wohnung liegt in dem angesagten und sicheren Szeneviertel Wicker Park, mit den besten Restaurants und guter Anbindung an die Klinik. Bei den Tipps habe ich den Link zur Unterkunft angehängt. Wir sind ein paar Tage vor Beginn der Famulatur angekommen, um uns einzuleben und auch um Chicago zu erkunden. Wobei wir die Stadt eigentlich erst später richtig kennengelernt haben. Für die ersten Tage haben wir uns den Citypass gekauft und konnten somit Attraktionen, wie Willis Tower, Planetarium und Museen günstiger und ohne Warteschlangen besuchen. Außerdem haben wir gleich eine für 30 Tage gültige Fahrkarte für U‐Bahn und Busse gekauft, was sich als sehr sinnvoll erwiesen hat. Und dann ging es los :‐) Ich habe mich für 4 Wochen "infectious disease" (kurz ID) beworben. Das Krankenhaus heißt Mount Sinai hospital und liegt im Süden von Chicago, welches als ein eher unsicheres Viertel bezeichnet wird. Im Kern der Stadt und tagsüber braucht man keine Angst zu haben. Aber es gibt einfach Viertel, die man nachts unbedingt meiden sollte. Mount Sinai liegt in einem nicht so tollen Viertel und bei Dunkelheit sollte man gerade als Frau nicht alleine laufen. Von der Haltestelle California Ave (pink line) hat man zwei Möglichkeiten zum Krankenhaus zu kommen: entweder mit dem Bus (dauert 2 Minuten) oder laufen (10 Minuten). Ich bin öfters auch alleine den Weg gelaufen und mir ist nichts passiert. Mir wurde aber z.B. geraten, nicht mit dem Handy in der Hand zu laufen. Für die Famulatur oder auf englisch "clerkship", was aber niemand versteht, deshalb "rotation" benötigt man einen kurzen Mantel (short coat). Alle Studenten tragen kurze Kittel und werden dadurch erkannt. Wir haben unseren Kittel für 15 Dollar in einer Art Fabrikverkauf in der Nähe der Klinik gekauft (genaue Adresse schreibe ich in die Tipps). Außerdem sollte man sich schon schick anziehen. Männer mit Hemd, Krawatte usw. Für Frauen eine schwarze Stoffhose, schicke Schuhe und eine Bluse. Ich habe mich vor der Famulatur zum Teil neu eingekleidet und habe es letztendlich ein wenig bereut. Ich habe einmal eine Bluse getragen und es war für mich nicht bequem für Untersuchungen usw. Dann habe ich mich für einfarbige Pullis (meistens sehr kalt wegen Klimaanlagen), schwarze Stoffhose und flache Slipper entschieden. Ein Stethoskop und schwarze Kugelschreiber gehören ebenfalls zur Basisausstattung eines amerikanischen Medizinstudenten. Nach einer kurzen Führung durch Elanda (Trina und Elanda sind beide super hilfreich und unterstützend gewesen) wurde ich der ID Fellow vorgestellt und es ging los. Ich war die ganzen 4 Wochen die einzige Studentin und hatte deshalb eine sehr gute Betreuung. Es gibt keine eigene ID Station, sondern die Patienten liegen verstreut im ganzen Krankenhaus auf sämtlichen Stationen. Nach 2 Tagen mitlaufen habe ich dann eigene Patienten bekommen. Somit konnte ich mir meinen Vormittag selbst einteilen. Meistens war ich um sieben Uhr da und habe mich in die Patientenfälle in der Bibliothek eingelesen und bin um acht Uhr auf Station gegangen. Dann habe ich mich um die Follow‐up‐ Patienten gekümmert. Das waren die Patienten, die schon länger da waren. Diese habe ich dann untersucht, Laborwerte gecheckt und die SOAP (subjective, objective, assessment, plan) notes gemacht. Meistens hatte ich pro Tag eine weitere Neuaufnahme, bzw. Konsil, was sehr aufwendig war. Oftmals waren die Patienten intubiert oder nicht wirklich in der Lage ein Anamnesegespräch zu führen. Im DOS‐basierten Computersystem habe ich mich dann durch die Krankengeschichte (past medical history) gearbeitet, alle relevanten infektionsbezogenen Informationen gesammelt, Laborwerte analysiert usw. Anschließend wieder die SOAPs verfasst, was ziemlich lange dauern kann und einen Umfang von ca. 3‐4 Seiten hat. Der Patient muss dann beurteilt werden, mögliche Diagnosen und Differentialdiagnosen erhoben und natürlich der Plan (meistens Antibiotika) für die Therapie erstellt werden. Um halb zwei habe ich mich dann zur Visite (rounds) mit der Oberärztin (attending), fellow und einer Pharmazeutin (ist bei jeder Visite mit dabei, was sehr! sinnvoll ist) getroffen. Dann sind wir alle Patienten durchgegangen und ich musste meine Patienten vorstellen und Fragen dazu beantworten. Das war am Anfang schon überfordernd, aber wie gesagt, ich hatte ein super Team und wurde so herzlich aufgenommen, dass es schnell kein Problem mehr war und ich das Gefühl hatte, im Team zu arbeiten. Die Visite wurde auch immer zum Lehren genutzt. Ich musste mich bei meinen Patienten einfach sehr gut auskennen und nachvollziehen, warum dieses oder jenes Medikament verwendet wird und welche Nebenwirkungen auftreten können. Die Homepage uptodate hilft da schon sehr bei der Erstellung der SOAPs oder fürs schnelle Nachlesen. Grundsätzlich habe ich den Eindruck, dass der Klinikalltag sehr extrem auf Guidelines basiert, was ich als sehr angenehm empfunden habe. Außerdem hatte ich ab und zu kleine Hausaufgaben auf, die ich am nächsten Tage präsentieren musste. Insgesamt war es sehr lehrreich und unvergesslich. Das Krankenhaus ist sehr alt und behandelt Patienten ohne Krankenversicherung. Somit sind die Krankheitsbilder zum Teil sehr herausfordernd und schwerwiegend. Hier eine kleine Auswahl der miterlebten Krankheitsbilder: HIV, viel AIDS, Tuberkulose, Osteomyelitis, nekrotisierende Fasziitis, Neurozystizerkose, infizierte Schusswunden, Dekubitus bei Querschnittsgelähmten nach Schusswunden und und und. Der Umgang mit den Patienten war zum Teil schwierig, da einige nur Spanisch sprechen. Hier kann man sich aber jederzeit einen Dolmetscher rufen. Mein Fazit: Chicago als Stadt ist wunderschön, facettenreich, die Leute sind insgesamt sehr hilfreich ("Are you lost?"), sauber, hat viele Grünflächen, immer in Bewegung, multikulturell, wunderbar zum lecker essen gehen, windy, offen und mit dem angrenzenden See und der Skyline einzigartig. Die Famulatur im Mount Sinai hospital war spannend, herausfordernd, lehrreich, extrem vielseitig, multikulturell, gut organisiert und unvergesslich. Abschließend möchte ich mich bei Frau Schlager bedanken, die uns vorab stets unterstützt und sämtliche Fragen beantwortet hat. Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung: [email protected]‐med.ac.at Tipps: ‐ E‐Mails mit den Verantwortlichen für die Einreise in die USA ‐ die Wohnung in Wicker Park: https://www.airbnb.at/rooms/1086390 ‐ Citypass zur Erkundung der Stadt, ca. 89 Dollar ‐ 30 daypass CTA, ca. 100 Dollar (im CVS pharmacy gekauft) ‐ Short coat: Scrubs Lagerverkauf, 2444 W 16th St Ste 5R, Chicago, IL 60608 (ca. 15 Dollar) ‐ Homepage: http://www.uptodate.com/home ‐ medical english: Kurse von der Uni, Thieme medical english (Peter Gross), Pocket medicine (Sabatine) ‐ Burger: Dienstag: http://www.lockdownbar.com/, http://www.standardbarandgrill.com/main/Home.html ‐ Mexikanisch: http://bigstarchicago.com/ (unbedingt!) ‐ Sushi: http://www.mokusushibar.com/ ‐ neben dem Klinikalltag nicht vergessen, Chicago zu genießen :‐) Katharina Rüth Mittwoch: