Lübecker Nachrichten, 21.07.2012 - Overbeck
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Lübecker Nachrichten, 21.07.2012 - Overbeck
16 Sonnabend, 21. Juli 2012 Die Welt in Schleswig-Holstein SCHLESWIG-HOLSTEIN MUSIK FESTIVAL Die Schauspielerin Angela Winkler tritt heute um 20 Uhr im Kleinen Theater in Bargteheide als Sängerin auf. Zusammen mit den Instrumentalisten Melanie Barth (Knopfakkordeon), Horst Nonnenmacher (Kontrabass) und Adam Benzwi (Klavier) wird sie Chansons und Lieder unter anderem von Kurt Weill und Friedrich Hollaender zu Gehör bringen – aber auch Schubert gehört zum Programm von Angela Winkler. Die Eintrittskarten kosten 21 bis 39 Euro. IN KÜRZE < Langenscheidt sucht „Jugendwort des Jahres" München – Der Langenscheidt-Verlag sucht auch in diesem Jahr wieder das „Jugendwort des Jahres": Jugendliche und andere Interessierte mit Spaß an neuen Wortschöpfungen sind aufgerufen, sich unter www.jugendwort.de an der Abstimmung zu beteiligen. Bei der bis Ende Oktober laufenden Aktion stehen Ausdrücke der aktuellen Jugendsprache zur Auswahl wie „Blowmo“ („Angeber“) oder „pyro“ („gigantisch“), „wulffen“ („jemandem die Mailbox vollsprechen“) bis zu „geröttgert werden“ („entlassen werden“). Im Vorjahr siegte der RapAusdruck „Swag“, der eine „lässig-coole Ausstrahlung“ beschreibt. Christoph Hein erhält Uwe-Johnson-Preis 2012 Neubrandenburg – Der Schriftsteller Christoph Hein wird in diesem Jahr mit dem Uwe-Johnson-Preis ausgezeichnet. Der 68-Jährige bekommt die mit 12 500 Euro dotierte Ehrung für seinen Ende 2011 erschienen Roman „Weiskerns Nachlass“, sagte Carsten Gansel als Vorsitzender der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft (MLG) in Neubrandenburg. Außerdem werde Heins Lebenswerk gewürdigt. „Hein und Johnson liegen mit ihrem Beobachten und Erzählen dicht nebeneinander“, sagte Gansel, der als Professor für Germanistik an der Universität Gießen arbeitet. Berliner Gedenktafel für „Schrägen Otto“ Berlin – Der Jazzmusiker Fritz Schulz-Reichel, einst bekannt als „Schräger Otto“, bekommt eine Gedenktafel in Berlin. Kulturstaatssekretär André Schmitz will die Tafel am kommenden Mittwoch in der Gotha-Allee im Westend enthüllen. Schulz-Reichel, 1990 mit 77 Jahren in Berlin gestorben, wurde in den 1950er Jahren populär. Sein Markenzeichen waren ein verstimmtes Klavier und eine Kreissäge. Er komponierte erfolgreiche Schlager wie „Im Café de la Paix in Paris“ oder „Banjo Benny“ und für Frank Sinatra den Song „It worries me“. Später arbeitete er für Film und Fernsehen. 1965 hatte er eine eigene Show „Man müßte Klavier spielen können“. Älteste Frauenfigur der Welt bekommt festen Platz Blaubeuren – Die älteste bekannte Menschenfigur der Welt, die „Venus vom Hohle Fels“, bekommt einen Platz im Museum in Blaubeuren in Baden-Württem„Venus vom berg. Von 2014 an Hohle Fels“. werde die nur sechs Zentimeter große, aber mehr als 40 000 Jahre alte Figur in einem eigenen Raum im Urgeschichtlichen Museum präsentiert. Darauf habe sich die Landesregierung mit allen Beteiligten geeinigt, teilte das Museum gestern mit. Vor allem Tübingen und Stuttgart hatten sich ebenfalls Hoffnungen gemacht, das weltberühmte Fundstück zeigen zu können. Doch mit dem Museum im eher abgelegenen Blaubeuren hat sich das Land dafür entschieden, die Eiszeit-Kunstwerke in direkter Nähe zu ihrem Fundort im Hohlen Felsen bei Blaubeuren auszustellen. > < KULTUR Bei der Ausstellung „Regionale 1“ präsentieren sich in Lübeck junge Künstler aus Schleswig-Holstein. Von Liliane Jolitz Lübeck – Es gibt keine Rapsfelder, keine Segelboote, keine Knicklandschaften. Die jungen Künstler aus Schleswig-Holstein, die in der Overbeck-Gesellschaft ausstellen, nehmen die Besucher mit in alle Welt. Kaja Grope, Jahrgang 1979, und Karin Kreuder, geboren 1978, zum Beispiel haben sich philippinischer Seeleute angenommen. In einem Fotoessay zeigen die beiden Frauen, was das Leben dieser Menschen ausmacht. „Sie arbeiten zehn Monate auf einem Containerschiff, um dann zwei Monate zu Hause mit ihren Familien verbringen zu können“, sagt Kaja Grope. Auf ihren Bildern sind zwei Männer in einer Kajüte zu sehen, der menschenleere Bug eines Containerschiffes, zwei Kinder, die in Micky-Maus-Bettwäsche schlafen, ein Mann, der einer Frau – seiner Frau? – die rechte Hand auf die Schulter gelegt hat. Bilder von „An- und Abwesenheit“, sagt Kaja Grope. Hans-Malte Esser ist in der Ausstellung mit einem Wandteppich vertreten. Dem Objekt ist nicht anzusehen, dass sich der junge Künstler Anregungen im Iran geholt hat. Esser wurde 1979 in Göttingen geboren, seit zwölf Jahren lebt er in Kiel. Mit Hilfe seines Stipendiums hat er sich umgeschaut im Orient, die traditionellen Muster der Region jedoch nicht verwendet. Mit der „Regionale 1 – Aus der Region“ werden erstmals Arbeiten von Stipendiaten der Landesregierung in einer Sammelausstellung präsentiert. 18 junge Künstler und Künstlerinnen sind daran beteiligt, Stipendiaten der Jahre 2009 und 2010. Seit drei Jahren fördert die Landesregierung den künstlerischen Nachwuchs. Vergeben werden die Stipendien von der Kulturstiftung des Landes in den Sparten Bildende Kunst, Literatur, Musik und Theater. Auch der Wunsch junger Künstler, sich international orientieren zu wollen, ist förderungsfä- Aus dem Orient: Hans-Malte Esser erlebte im Iran die Kunst des Teppichknüpfens, für seine Arbeit aber eigene Muster entwickelt. Fotos: Maxwitat Musik und Performance Löwenzahn, ganz fein: Für ihre Blumenbilder zerlegt und fotografiert Annabelle Fürstenau die Pflanzen. hig: Neben Arbeitsstipendien (bis 6000 Euro) werden auch Reisestipendien vergeben. Nicht jeden jedoch zieht es in die weite Welt. Annabelle Fürstenau findet ihre Motive auf heimischen Wiesen: Pestwurz oder auch Löwenzahn. Die 1981 in Offenbach am Main geborene Künstlerin hat an der Muthesius-Kunstschule Kiel Kommunikations-Design studiert. Ihr Schwerpunkt Fotografie spiegelt sich in ihren Arbeiten wieder. Fürstenau zerpflückt die Blüten der Zur Eröffnung der Ausstellung „Regionale 1“ morgen um 17 Uhr in der Overbeck-Gesellschaft gibt es ein buntes Programm und einen prominenten Gast: Ministerpräsident Torsten Albig wird dort sein, um ein Grußwort zu sprechen. Kurator Sönke Kniphals gibt eine Einführung in die Ausstellung. Außerdem werden Live-Musik mit Beatrix Wagner (Flöte) und eine Performance der „Tall Blond Ladies“ geboten. Geöffnet bis 2. September, dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, Königstraße 11. Pflanzen. Sie geht dabei systematisch vor – und sehr sorgfältig. Die einzelnen Bestandteile reiht sie auf Papier. Dann fotografiert sie sie. „Ich verbringe ein paar Stunden mit einem Bild“, sagt die Künstlerin. Die Fotografien entwickelt sie zu Inkprints weiter. Etliche davon sind in der Ausstellung zu sehen: Pflanzen als Summe ihrer Teile. Kein Blütenblatt gleicht dem anderen. Jede Pflanze ergibt ein Bild, das sich durch die Formen der Blätter und ihre Anzahl deutlich von Performance-Künstlerinnen: Anna Berndtson (l.) und Irina Runge („Tall Blond Ladies“) vor ihrem Video. den anderen unterscheidet. In der „Regionale 1“ hat sich die junge Kunst des Nordens über die räumlichen Grenzen des Pavillons der Overbeck-Gesellschaft hinaus ausgebreitet. Auch der Garten wird bespielt, und der Foto-Essay über die philippinischen Seeleute hat sogar in der Diele des Behnhauses seinen Platz bekommen. Zu sehen sind neben Bildern, Skulpturen und Installationen auch Videos und anderes mehr. Und sogar die Sparte Literatur ist präsent. Arne Sommer, eigentlich Drehbuchautor, stellt seinen noch unvollendeten Roman vor – das Märchen „Die Eisinsel“. Eine Lesung wäre gut und schön gewesen, „aber ich wollte die ganze Zeit dabei sein“, sagt Sommer. Deshalb hat er drei Sprecher einige Kapitel seines Romans lesen lassen. Wer will, kann nun mit Hilfe von Audioguides den Kampf der Schneekaiserin um einen Platz in der Wirklichkeit verfolgen. e www.regionale1.de Lauter Sonntage in Salzburg Auftakt mit Traditionsbruch: Ein neues Leitungsteam prägt die Festspiele. Salzburg – Einen Traditionsbruch gab es gleich zu Beginn: Die Salzburger Festspiele eröffneten gestern Abend nicht wie seit Jahren mit Hugo von Hofmannsthals „Jedermann“, sondern mit Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“. Denn der neue Intendant Alexander Pereira will die Festspiele mit geistlicher Musik einläuten. Die „Ouverture spirituelle“ passe zum katholischen Salzburg mit seinen alten Kirchen, sagt Pereira. Jedes Jahr soll der Dialog mit einer anderen Religion gesucht werden. Der „Jedermann“ mit Nicholas Ofczarek in der Titelrolle, Birgit Minichmayr als Buhlschaft und Ben Becker als Tod hat heute Premiere auf dem Domplatz und erlebt in der Version von Regisseur Christian Stückl seine letzte Saison. Wenig besinnlich verlief im Vorfeld Pereiras Pokern um mehr Geld. Er drohte mit Rücktritt, wenn sein bereits auf 57 Millionen Euro erhöhtes Budget im nächsten Jahr nicht auf 64 Millionen aufgestockt werde. Inzwischen hat Pereira eingelenkt. Für Unmut sorgte er aber mit einer Erhöhung der Kartenpreise. Kein Wunder, dass Pereira ein Gespür für Zahlen hat: Der ehemalige Chef des Wiener Konzerthauses und des Zürcher Opernhauses arbeitete zuvor im Bereich Touristik und Computer-Marketing. Ab kommendem Freitag ist Zeit für die großen Premieren: Pereira konnte den prominenten Alte-Mu- Seit 1920 im Salzburg-Programm: Hoffmansthals Moritat vom „JederFoto: dpa mann“, aktuell mit Nicholas Ofczarek und Birgit Minichmayr. sik-Spezialisten Nikolaus Harnoncourt für die Eröffnung mit Mozarts „Zauberflöte“ gewinnen. Populär wird es mit Giacomo Puccinis „La Bohème“ – die Sopranistin Anna Netrebko wird die Mimi singen. Auch das Salzburger Schauspielprogramm hat ein neues Gesicht: Der Deutsche Sven-Eric Bechtolf, der lange am Hamburger Thalia-Theater arbeitete und seit 2006 Ensemblemitglied am Wiener Burgtheater ist, war für diese Position Wunschkandidat des Österreichers Pereira. Bechtolf führt zudem Regie bei der Oper „Ariadne auf Naxos“. „Festspiele sind die Sonntage des Theaters, wenn ihr Programm exemplarisch ist“, schreibt er im Programmheft. Zwei große Regisseurinnen prägen das Schauspielprogramm: Andrea Breth und Irina Brook. Breth, Hausregisseurin am Burgtheater Wien, wird Kleists letztes Theaterstück „Prinz Friedrich von Homburg“ inszenieren. Irina Brook steht für eine neue Internationalität der Festspiele: Die Tochter des Regisseurs Peter Brook und der Schauspielerin Natasha Perry inszeniert in Frankreich am Théâtre du Soleil und beim Festival in Avignon, ihre Muttersprache ist jedoch Englisch. Für die Festspiele hat sie in dieser Sprache eine Version von Henrik Ibsens „Peer Gynt“ geschrieben. Sie macht diesen Unersättlichen und Egomanen, der in einer Phantasiewelt lebt, zum Rock-Star. Für ihre Inszenierung hat gar Iggy Pop einen Song beigesteuert. Nina May „Drei rastlose Seelen“ bewegten auf Kampnagel das Publikum.Foto: SHMF Oper aus Chinas Provinz Minimalistische Bühnenkunst wurde gefeiert. Hamburg – Eine chinesische Volks- Stühle stehen im Hintergrund. Auf oper hat am Donnerstag im ehema- ihnen sitzen zu Beginn die drei Sänligen Kampnagel-Fabrikgelände gerinnen in weißen Gewändern in Hamburg das Publikum begeis- mit überlangen Ärmeln. Vier Instrutert. „Drei rastlose Seelen“ hieß mentalisten mit Flöte, Laute, Tromdas Stück im Rahmen des Schles- mel und Zither vervollständigen wig-Holstein Musik Festivals. das Ensemble. Die Übersetzung Der Musikwelt ist des Textes auf einer SCHLESWIG-HOLSTEIN die Peking-Oper ein Leinwand ermöglicht Begriff. Das aber war das Verstehen. die Oper am KaiserDie Oper stellt Gut hof, mit den Kaisern MUSIK FESTIVAL und Böse auf die Bühverschwand 1911 ne. Der Gesang der auch die Peking-Oper. In den Pro- drei Darstellerinnen klingt für westvinzen aber gab und gibt es eine an- liche Ohren fremd. Die leisen, gedere Form des Musiktheaters. Ein quetschten Töne werden jeweils Beispiel brachte die Nationale Aka- nur von einem Instrument begleidemie der Chinesischen Theater- tet. Genau einstudierte Schritte, Ärkünste nun nach Norddeutsch- mel, die zu Schmetterlingsflügeln land. werden, lassen wirksame Bilder Diese Art der China-Oper entstehen. Das Publikum folgte kommt ohne Kulissen aus. Drei rote den fremden Klängen begeistert.