Lissabon - Philosophische Fakultät

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Lissabon - Philosophische Fakultät
Lissabon
corinna lawrenz & nik völker
inhaltsverzeichnis
Lisboa 2011-2014
Portugal
Preparação & organização
Televisão, jornais, e internet
Teatro, cinéma, festivais, concertos, ...
Dia & noite
Arredores & excursões
A faculdade
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lisboa 2011-2014
Da wir nach dem B.A. in Medien- und Kulturwissenschaft in Düsseldorf
unseren kompletten Master in Estudos de Cultura (Cultural Studies) an
der Universidade Católica Portuguesa (UCP) in Lissabon gemacht haben,
ist dies kein klassischer Erasmus-Bericht. Soweit möglich haben wir natürlich versucht, auf relevante Infos und Formalia für den Erasmus-Aufenthalt
einzugehen. Viel Spaß beim kurzen Rundgang durch unsere neue Heimat
und vielleicht auf bald in einer der hügeligsten und sonnigsten Hauptstädte
Europas!
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portugal
portugal
Von den Dozenten unserer rheinischen Uni wurden wir mit zwei Hinweisen in die portugiesische Hauptstadt am Rio Tejo verabschiedet: Zum einen,
dass wir aus der Peripherie des äußersten Südwestens eine neue Perspektive auf das imaginäre ‘Zentrum’ Europas gewinnen könnten. Und zum
anderen, dass wir in eine Gesellschaft aufbrechen würden, die sich vor dem
Hintergrund kolonialer Seefahrtsgeschichte, durch die 48 Jahre Diktatur des
Salazar-Regime, den Umbruch der Nelkenrevolution 1974 und vor allem
durch die Auswirkungen der andauernden Finanzkrise deutlich mehr in
Bewegung befindet, als man es vielleicht aus Deutschland gewohnt ist. Willkommen geheißen wurden wir im cantinho (kleine Ecke) am Atlantik mit 30
Grad zu Semesterbeginn Ende September, vom Eukalyptusgeruch auf dem
Campus und vor allem von der neugierigen Frage unserer Kommilitonen,
warum wir denn unbedingt in einem kleinen Land wie Portugal studieren
möchten. Der Grund der Frage wird deutlich, wenn man bedenkt, dass man
gewissermaßen gegen den Strom schwimmt. Viele junge Portugiesen sehen
ihre universitäre oder berufliche Zukunft aus wirtschaftlichen Gründen oft
im Norden der EU oder in portugiesisch-sprachigen Ländern wie Brasilien
und haben mindestens eine Emigranten-Geschichte aus der Familie zu erzählen. Trotzdem würden die meisten aus Liebe zum eigenen Land, seiner
Küche, den Atlantikwellen und zum Fußball am liebsten hier bleiben. Wer
also die Chance hat, für ein paar Monate oder länger in die kleine Metropole Lissabon einzutauchen, sollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen
und wird bei der Rückkehr in den Norden vermutlich von Saudade, der
portugiesichen Sehnsucht, geplagt.
preparação & organização
Der Weg nach Lissabon ist dank zahlreicher Flugverbindungen weder langwierig noch kostspielig. Von Düsseldorf oder Köln aus fliegen Lufthansa,
die portugiesische TAP oder Germanwings direkt nach Lissabon, auch fast
alle anderen deutschen Großstädte verfügen über Direktverbindungen. Mit
etwas Glück und rechtzeitiger Buchung kann man einen Hin- und Rückflug
für ca. e150 bekommen, auch für kurzfristige Flüge werden selten wesentlich mehr als e200 fällig. Wer mit Sack und Pack umziehen möchte oder
Zeit, Lust und Spritgeld für einen Roadtrip à la Wim Wenders hat, dem sei
die Strecke entlang der spanischen Nordküste empfohlen (Mittelmeer mit
Stop in Barcelona etc. geht auch, kostet aber deutlich mehr Maut).
Einmal angekommen, kann es von Vorteil sein sich zuerst einige Zeit lang
in einem Hostel oder einer günstigen Ferienwohnung einzumieten (einfach
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preparação & organização
anfragen, viele Wohnungen werden außerhalb der Saison auch günstiger
vermietet, wenn man etwas länger bleibt), um vor Ort nach einer Bleibe suchen zu können. Wenn man alleine kommt und ein Erasmus-Zimmer sucht,
wendet man sich am besten an die Erasmus-Offices. Wer wie wir auf dem
freien Wohnungsmarkt sucht, muss eventuell etwas mehr Zeit investieren,
findet mit etwas Glück aber ein nettes Zuhause zu etwa Düsseldorfer Preisen (teilweise wird ein fiador gefordert, ohne portugiesischen Bürgen ist eine
zusätzliche Kautionsrate fällig). Bei niedrigen Ansprüchen geht es natürlich
auch günstiger, allerdings sollte man auf ein paar Basics wie dichte Fenster
und die Höhe der Nebenkosten achten. Die Winter können in Lissabon sehr
regnerisch und kühl werden und die Innentemperaturen sinken dank oft
nicht vorhandener Heizung fast auf Außentemperatur ab. Wer nicht extrem
abgehärtet ist, wird sich daher über dichte Fenster freuen, die mit einem
kleinen Elektroheizer die kälteren Tage erträglicher werden lassen. Ein paar
dicke Wollsachen sind für den Winter in jedem Fall sinnvoll. Meiden sollte
man, wenn möglich, Dachgeschosswohnungen (águas furtadas), die im Sommer heiß werden und im Winter, dank häufig undichter Dächer, nicht immer
ganz trocken bleiben.
Wer ein Zimmer mietet, sollte übrigens darauf achten, dass es überhaupt
ein Fenster gibt – gerade bei Erasmus-Zimmern nicht immer selbstverständlich. Auch Mietverträge sind hier eher die Ausnahme. Als Wohnviertel zu
empfehlen sind die Gegend um Estrela und Rato, Príncipe Real (recht teuer)
und auf der anderen Seite der Stadt Graça, Anjos, Intendente (auch wenn
bei der älteren Bevölkerung noch in Verruf) und Penha da França. In der
Mouraria steht das Gebotene oft in keinem Verhältnis zum Preis, und Viertel wie Alfama, Baixa, Bairro Alto oder Castelo sind nur dem zu empfehlen,
dem Touristenmassen und ein gewisser Lautstärkepegel nichts ausmachen
(Ausnahmen bestätigen die Regel). Die Viertel in Richtung der Universität/Campo Grande sind zum großen Teil Neubauviertel, die kaum noch
Altstadtcharme haben. Wem allerdings Flugzeuge nichts ausmachen, der
wohnt in Alvalade ähnlich wie in Eller mit Vorgarten. Übrigens: Wer einen
Mietvertrag bekommt (oder sich in Portugal anmeldet), hat kostenlosen Zugang zum sonst recht teuren Castelo (Ausweis & Unterlagen mitnehmen).
Wer nur kurz bleibt und als Erasmusstudent kommt, braucht sich um
Krankenversicherung und ähnliches keine Gedanken zu machen. Die europäische Krankenversichertenkarte wird (bei akuten Problemen!) in den
Gesundheitszentren (centro de saúde) angenommen und die meisten anderen Versicherungen laufen bei Aufenthalt im europäischen Ausland ebenso
weiter (am besten kurz nachfragen oder einen Blick in die Verträge werfen). Wer einen zusätzlichen Schutz haben, lange Wartezeiten beim staatlichen Gesundheitssystem umgehen oder die Möglichkeit haben möchte (teils
deutschsprachige) Privatärzte besuchen zu können, kann zusätzlich eine private Auslandskrankenversicherung abschließen. Eine Liste deutschsprachiger Ärzte wird regelmäßig auf der Seite der Deutschen Botschaft veröffentlicht.
Um ein Girokonto zu eröffnen oder Gas/Wasser/Stromverträge zu bekommen, ist es nötig, die portugiesische Steuernummer (NIF) zu beantragen. Dies ist in den Bürgerzentren (loja de cidadão) unter Vorlage von Ausweis und Wohnnachweis möglich. Ein offizieller Brief an Deine Adresse,
beispielsweise von der Uni, genügt, ebenso eine formlose Bestätigung des
Vermieters, falls es keinen Mietvertrag gibt.
Da Telefon- und Handykonditionen ständig wechseln, können wir nicht
gezielt einen Anbieter empfehlen. Erasmus-Pakete enthalten oft eine SIM-
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televisão, jornais, e internet
Karte (zum Beispiel von Moche), günstige Tarife sind hier aber oft auf Anrufe zu Nummern des gleichen Anbieters beschränkt. Wer darauf nicht achten
möchte, kann zu Prepaidanbietern wie LycaMobile oder UZO greifen. Wer
keine Lust auf einen Nummernwechsel hat, kann inzwischen auch mit einem deutschen Roaming-freien Anbieter günstig telefonieren. Öffentliche
Verkehrsmittel sind in Lissabon vergleichsweise günstig. Am einfachsten ist
der Kauf einer Zapping-Karte (Viva Viagem), die 50 Cent kostet und immer
wieder an Automaten und bestimmten Kiosks aufgeladen werden kann. Wer
häufig und regelmäßig mit Bus, Bahn und U-Bahn unterwegs ist, kann in
den Carris-Zentren ein Monatsticket beantragen (Passbild nötig). Das Fahrrad ist in Lissabon wiederrum leider nur in wenigen Vierteln zu empfehlen –
in den hügeligen Altstadtvierteln ist man auf zwei Rädern weder besonders
schnell noch besonders sicher unterwegs.
Wer nach dem Auslandssemester noch Lust auf ein Praktikum vor Ort
hat, kann sich zum Beispiel beim Goethe-Institut bewerben (unbezahlt) oder
über die Partner-Institutionen des “Lisbon Consortiums” an ein Praktikum
kommen (siehe Faculdade, S. 9). Nebenjobs sind leider häufig sehr schlecht
bezahlt, hinzu kommt zum Beispiel bei Kellnerjobs, dass grundsätzlich eher
weniger Trinkgeld gegeben wird, so also zum Grundlohn nicht mehr viel
hinzukommt (Ausnahme: touristischere Lokale).
televisão, jornais, e internet
Auch wenn der portugiesische Philosoph José Gil die TV-Landschaft des
Landes als eine miséria bezeichnet hat (2005: 31) und der zweite öffentliche
Sender RTP2 wegen der Wirtschaftskrise auf wackeligen Beinen steht, bieten die beiden staatlichen und die zahlreichen privaten Sender einen guten
Einstieg in das Tagesgeschehen Portugals und die Sprache. Die abendlichen
Nachrichten dauern oft länger als 45 Minuten und es gibt eine große Auswahl an häufig brasilianischen Telenovelas und amerikanischen Serien (portugiesische Untertitel). Abends sieht man gelegentlich interessante Beiträge
zum Land und zu späterer Uhrzeit auch mal einen guten Streifen des facettenreichen nationalen Kinos.
Neben vielen täglich erscheinenden Fußballmagazinen (A Bola, O Jogo,
Record) gibt es auch eine große Auswahl an Tageszeitungen (Público, Diário
de Notícias, Jornal de Notícias) und Magazinen (Visão, Timeout). Um auf
dem Laufenden zu bleiben sind vor allem die Tageszeitung Público und ihre wöchentliche Kulturbeilage Ípsilon (Freitag) zu empfehlen. Etwas bunter
geht es beim Stadtmagazin TimeOut zu, auch hier erscheint eine Liste aktueller Veranstaltungen für Lissabon und Portugal. Wer auf der Suche nach
längeren Artikeln ähnlich denen der großen deutschen Wochenzeitungen
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teatro, cinéma, festivais, concertos, ...
ist, wird beim Expresso fündig. Zur Printversion gehört ein Kulturmagazin
mit Beiträgen zu aktueller Literatur, Kino, Theater und Konzerten. Das monatlich erscheinende und in einigen Cafés ausliegende Magazin Courrier
internacional bietet eine interessante Auswahl an portugiesischen Übersetzungen internationaler journalistischer Artikel. Wer tiefer in die portugiesische Kunstszene eintauchen will, kann einen Blick in das Magazin Granta
des Verlags Tinta da China werfen.
Wer lieber online auf dem Laufenden bleibt, findet neben den Seiten der
TV-Sender und Zeitungen auch einige portugiesische (O Corvo, Diário de
Lisboa) und internationale (Tudo alemão, Go Lisbon, Soulcity) Blogs im
Internet, ebenso den City Guide Spotted by Locals. Gratis WiFi gibt es neben
dem Netz der UCP in vielen öffentlichen Einrichtungen (z.B. im Museu
Gulbenkian, CCB Belém) oder in Bars und Cafés.
teatro, cinéma, festivais, concertos, ...
Trotz notorisch knapper Kassen hat Lissabon als Hauptstadt ein riesiges
kulturelles Angebot. Fast alles, was in diesem Bereich in Portugal stattfindet, findet zumindest einmal seinen Weg in die Stadt. Einen Überblick über
viele Veranstaltungen bietet die Seite (und das Programmheft) der Agenda
Cultural der Stadtverwaltung.
Besonders reich ist das Angebot im Sommer, wenn neben der üblichen
Veranstaltungen Konzerte und Filmsessions Open Air stattfinden. Zu empfehlen ist hier insbesondere das Programm Lisboa na Rua, die Kinosessions
der Casa da Achada in der Mouraria (viel Autorenkino und Independent
Film, OmU) oder für Jazzliebhaber die Amphitheater-Konzerte im grünen
Park des Museu Calouste Gulbenkian (Jazz em Agosto, relativ kostspielig)
oder das JiGG im Goethe Institut (das übrigens auch einen sehr netten Garten mit Café hat). Teil von Lisboa na Rua sind auch die sehr empfehlenswerten Konzerte im Patio des Museu de Arte Contemporânea do Chiado.
Klassische Musik unter freiem Himmel gibt’s beim Festival ao Largo des
Teatro Nacional de São Carlos.
Im Rahmen der Großveranstaltung MEO Out Jazz, finden auch kleinere
Konzerte, unter anderem auf der Praça Martim Moniz statt. Auch am Intendente gibt es regelmäßig Open-Air-Veranstaltungen, die Bar Casa Independente am gleichen Platz zeigt zudem regelmäßig Filme in ihrem Pátio.
Auch im Jardim da Estrela und auf der Terrasse des Kulturvereins Zé dos
Bóis im Bairro Alto finden regelmäßig Filmsessions statt (ansonsten auch
eine gute Adresse für Indie-Musik am WE, Eintritt oft frei). Wer im Sommer
außerhalb der Stadt auf Festival-Suche ist, sollte unter anderem mal einen
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dia & noite
Blick auf das Festival Músicas do Mundo in Sines, das Bons Sons bei Tomar,
oder das Reverence Festival in Valada werfen.
Doch auch zu anderen Jahreszeiten hat Lissabon so einiges zu bieten.
Für Cineasten sind insbesondere die beiden großen Festivals DocLisboa
(Oktober), und IndieLisboa (April) zu empfehlen. Die Ticketpreise sind erschwinglich, das Programm ist sehr sehenswert und bietet bei beiden Festivals auch einen guten Einblick in den aktuellen portugiesischen Film. Daneben gibt es kleinere Festivals wie die Dokumentarfilm-Schau Panorama,
die Festa do Cinema Francês, die Festa do Cinema Italiano, die deutsche
Filmschau KINO, ein Festival für portugiesischsprachigen Film FestIn, das
Surf Film Festival SAL und einige mehr. Die Cinemateca Portuguesa bietet
zudem rund ums Jahr ein solides Programm zu günstigen Preisen und regelmäßige Themenwochen. Programmkino gibt es auch im 2014 neu eröffneten
Cinema Ideal.
Opernfreunde sollten das Programm des Teatro Nacional de São Carlos
verfolgen, ein Besuch lohnt fast schon allein wegen des prunkvollen Saals.
Auch für Theaterfans gibt es ein breites Angebot: Das Nationaltheater Dona
Maria II, die städtischen Theater São Luiz und Maria Matos, dazu kleinere
Theater wie das Teatro da Garagem (ehemals Teatro Taborda, schöne CafeBar im UG!) oder die Artistas Unidos im Teatro da Politécnica. Außerdem
lohnt sich, und das nicht nur für Theater, immer ein Blick in das Programm
des Centro Cultural de Belem (CCB) und der Fundação Calouste Gulbenkian. Bei letzterer ist, neben verschiedenen dauerhaften und temporären
Ausstellungen, vor allem das Programm Próximo Futuro interessant, das in
Ausstellungen, Theatervorführungen, Konferenzen und Filmvorführungen
künstlerische Auseinandersetzungen mit politischen Entwicklungen, Migration und transkulturellen Beziehungen thematisiert.
dia & noite
Auch neben dem unglaublich umfassenden Kulturprogramm lässt Lissabon
keinerlei Gründe für Langweile aufkommen. Bei etwa doppelt so viel Sonnenstunden im Jahr wie Düsseldorf, spielt sich ein Großteil des Lebens fast
wie automatisch draußen ab. Das Wochenende kann man am Samstag Vormittag beispielsweise gut mit einem Besuch auf dem Flohmarkt Feira da
Ladra am Campo de Santa Clara beginnen. Zeitgleich lockt weiter westlich,
am Príncipe Real, der wöchentliche Biomarkt – eine Gegend, die sich gleichzeitig gut zum Ausspannen bei gutem Wetter eignet: Vor allem an heißen
Tagen lohnt ein Abstecher in den schattigen Jardim Botânico. Für einen Kaffee zwischendurch sind bei gutem Wetter die Miradouros (Aussichtspunkte)
der Stadt zu empfehlen, viele haben kleine Kioske, an denen für Snacks und
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dia & noite
Getränke gesorgt ist (z.B. Miradouro da Graça, Miradouro São Pedro de Alcântara, Jardim do Torel etc.).
Neben den üblichen touristischen Punkten ist es in Lissabon besonders
lohnenswert, sich einfach durch die Stadt treiben zu lassen, vor allem die
alten Stadtviertel wie Alfama und Mouraria bieten genug zum entdecken.
Und auch wenn jeder Tourguide es ebenfalls sagt: Ein Ausflug nach Belém
im Westen ist praktisch Pflichtprogramm. Zum einen wegen der kolonialen
Monumente, zum anderen für die Sahnepudding-Törtchen Pastéis de Belém,
die man sich trotz langer Schlangen nicht entgehen lassen sollte. Auch ein
Abstecher per Boot vom Cais do Sodré nach Cacilhas auf die andere Seite
des Tejo lohnt. Zwar bekommt man hier keine herausgeputzte Promenade,
sondern eher den Charme verlassener Industrie zu sehen, doch dieser Einblick und der Ausblick auf die Stadt sind allemal die Überfahrt wert. Wer
nach Cacilhas fährt findet am Kai ein paar gute Fischrestaurants und wenn
es nicht gerade zu windig ist einen der besten Spots für einen Sundowner
im Ponto Final. Von Cacilhas aus fährt übrigens auch der Bus 101 zur weithin sichtbaren Statue Cristo Rei neben der Ponte 25.
Essen kann man in Lissabon gut, viel und preiswert. Die portugiesische
Küche ist simpel und verlässt sich auf die, oft hervorragende, Qualität ihrer
Grundzutaten: ein Gericht besteht traditionell aus Fisch oder Fleisch plus
Beilage, wobei zu Fleisch meist frittierte, zu Fisch gekochte Kartoffeln gereicht werden (Ausnahmen bilden Eintöpfe und Petiscos). Gemüsebeilagen
gibt es in günstigen Restaurants selten, die tägliche Gemüseration liefert
die Suppe vorneweg. Sehr empfehlenswert sind auch die vielen Gerichte
mit Meeresfrüchten, die frisch und köstlich zubereitet auf die Teller kommen. Vegetarier haben in traditionell portugiesischen Restaurants eher einen
schlechten Stand, oft gibt es höchstens ein Omelette mit Pommes und mit
Glück eine Suppe. In moderneren Restaurants und überall dort, wo es Petiscos gibt, ist man als Vegetarier besser aufgehoben. Erwähnt sei außerdem,
dass Portugal ein Nachspeisen- und Kaffeeland ist. Kaum jemand lässt das
Dessert oder den Kaffee Espresso am Morgen ausfallen.
Wie das sonstige Leben, spielt sich auch im Nachtleben einiges draußen
ab. Im traditionellen Ausgehviertel vieler (internationaler) Studenten, dem
Bairro Alto, steht man schonmal bis drei Uhr Nachts mit einem Drink auf
der Straße vor (!) einer der unzähligen Bars. Zu dieser Uhrzeit ist hier Zapfenstreich und viele ziehen dann runter an den Cais do Sodré am Fluss,
bis vor einigen Jahren noch Rotlichtviertel, heute beliebte Ausgehmeile mit
Clubs, z.B. der Musicbox. Auch hier findet vieles auf der Straße statt. Beliebt
sind außerdem die Bars und Clubs der LX Factory oder die Bica unterhalb
vom Bairro Alto, aber auch Viertel wie Santos oder Intendente (ebenfalls
noch bis vor kurzem mit sehr schlechtem Ruf) werden des Nachts immer
stärker frequentiert (Casa independente, Sport Club Intendente, Bar Anos
60). In der Nähe des Bahnhofs Santa Apolónia befindet sich mit dem Lux
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arredores & excursões
Frágil einer der bekanntesten (und teuersten) Clubs Lissabons. Mitinhaber
ist John Malkovich, im Sommer gibt es von Terasse und Balkon einen Sonnenaufgang über dem Mar da Palha (Tejo) zu bestaunen.
Eines der Highlights des Nachtleben-Kalenders stellen die jährlichen Festas de Lisboa dar, das Stadtfest im Juni zu dessen Anlass Alt und Jung die
Straßen der bevölkern und Großgrills die Hauptstadt in eine Wolke aus Sardinenrauch hüllen. Auf den Arraiais der einzelnen Stadtteile wird getanzt,
gesungen und es werden Unmengen von Sardinen, Caldo Verde, Grillfleisch,
Milchreis, Bier, Sangria und Rotwein verschlungen. Ein Ereignis, das man
sich auf keinen Fall entgehen lassen kann! Wer dem wahnsinnigen Trubel
in der Alfama zu dieser Zeit entgehen will, kann die Festas in einem Grupo
Desportivo eines traditionellen Stadtteils oder in anderen Altstadtteilen wie
Graça oder Mouraria bis in die Morgenstunden tanzend verbringen.
arredores & excursões
Wer erschöpft von vielem Kulturprogramm und Tages- und Nachtaktivitäten in der Stadt einen Ausflug ins Umland plant, hat ebenfalls ausreichend
Möglichkeiten. In jeglichem Sinne naheliegend sind natürlich die Strände
rund um die Hauptstadt, wobei beispielsweise Carcavelos und Cascais per
Zug (Linha de Cascais) zu erreichen sind – ein Ausflug nach Cascais lohnt
sich dabei in jedem Fall auch unabhängig vom Strandbesuch. Im Ort können zudem kostenlos Fahrräder geliehen werden (Bicas), mit denen man
über Radwege bis zum zwischen Klippen liegenden Strand von Guincho
kommt. Mit dem Bus geht es wiederum an die Strände der Costa da Caparica, am einfachsten zu erreichen ist auch hier der Strand direkt im Zentrum
von Caparica. Allerdings kann man mit Boot (Cais do Sodre nach Cacilhas)
und Bus (50min von Cacilhas Linie 127) beispielsweise auch das südlichere und ruhigere Fonte da Telha erreichen. Surfer wie Kitesurfer kommen
an den Stränden der Costa voll auf ihre Kosten – und auch wer sich auf
dem Brett erst einmal ausprobieren möchte, findet in Carcavelos, Guincho,
Fonte und Caparica zur Saison viele Surfschulen. Für den Zug der CP nach
Cascais und die Transtejo-Fähre auf die andere Seite des Tejo kann man
die aufladbaren Tickets verwenden, die Buslinien der TST auf der südlichen
Flussseite muss man extra bezahlen.
Neben den unzähligen Sehenswürdigkeiten in den Parques de Sintra, die
nicht eben gerade budget-freundlich sind, kann man in der Serra da Sintra hervorragend kürzere Wanderungen mit schönen Ausblicken über Land
und Meer unternehmen. Zum Wandern ebenfalls geeignet, allerdings besser
mit dem Auto zu erreichen, ist die Serra da Arrábida südlich von Lissabon,
wobei auch die sympathische Hafenstadt Setúbal selbst einen Ausflug wert
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a faculdade
ist (auch mit dem Zug ab Lissabon erreichbar), schon alleine wegen der
hervorragenden Seafood-Restaurants (choco frito!). Mit mehreren Leuten ein
paar Tage ein Auto zu mieten lohnt sich nicht nur für Ausflüge ins Umland
von Lissabon. Auch ein etwas weiterer Abstecher ins Alentejo, an die Strände der recht einsamen Costa Vicentina, an die Algarve oder in Städte wie
Évora oder Coimbra ist damit etwas flexibler.
a faculdade
Die Universidade Católica Portuguesa ist neben den staatlichen Universitäten UL und UNL die grösste und renommierteste private Universität in
Lissabon. Neben der Fakultät der Humanwissenschaften gibt es auf dem
Campus der Hauptstadt noch Fakultäten für Wirtschaft und Management,
Rechtswesen, Theologie und Technik und dazu weitere Regionale Zentren
in den Städten Beiras, Braga und Porto.
Der Campus befindet sich im Nordwesten der Neustadt, zwischen den
Metro-Stationen ‘Laranjeiras’ (Blaue Metro-Linie) am Zoo und ‘Cidade Universitária’ (Gelbe Linie) am Hospital Santa Maria. Von beiden sind es gut
5min zu Fuß zum Campus der UCP. Direkt davor halten die Buslinien 764,
755 und 768 (’Universidade Católica’). Von der Altstadt bis zur Uni braucht
man mit Metro oder Bus 30-45 min, je nach Tageszeit. Wenn es mal schneller
gehen muss, kostet ein Taxi aus der Altstadt ca. 6-8e und man ist außerhalb
der Rush Hours in gut 15min dort.
Im Vergleich zu den staatlichen Unis ist die UCP personell und strukturell
sehr gut ausgestattet und verfügt über eine gute Organisation (ja, ich wurde
am Abgabetermin von der netten Sekretärin angerufen, ob ich meine Arbeit
nicht abgeben möchte...). Die Kurse der Kulturwissenschaften gehören zur
Faculdade de Ciências Humanas (Humanities), die meisten Seminare werden von Dozenten des Centro de Estudos de Comunicação e Cultura, CECC
(Institut für Kultur- und Kommunikationswissenschaft, Facebook) gegeben.
Neben dem englischen Kursangebot auf der Erasmus-Seite der FCH, findet
sich eine (portugiesische) Kursübersicht der Kulturwissenschaften auf den
Seiten des Master in ‘Estudos de Cultura’. Im Erasmus-Office hilft Clementina Santos z.B. bei Fragen zu den Sprachkursen. Bei Kursen aus den Kulturwissenschften kann ggf. auch die Erasmus-Koordinatorin der FCH, Prof.
Adriana Martins weiterhelfen, sie ist auch Dozentin am CECC. Neben dem
Hauptgebäude der Bibliothek (Bloco 4) mit Sekretariat, Bank, Seminarräumen, Copyshop, Buchhandlung, Cafeteria und Verwaltung/Rektorat gibt es
noch das große Gebäude der Wirtschaftswissenschaften (Bloco 5, Kantine
im EG), sowie ein Gebäude im oberen Bereich (Blocos 1-3), in dem sich neben Seminarräumen und einem weiteren Cafe auch das Institut (CECC), das
Kurssekretariat (im EG) und das Erasmus-Office befinden. Die Seminarräu-
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a faculdade
me im Bibliotheksgebäude sind sehr komfortabel, im Gebäude des CECC
oberhalb der Treppen kann es im Winter auch mal etwas kühler werden.
Eine Übersicht der Gebäude gibt es hier, leider ohne die etwas unübersichtlichen Raumnummern.
Da der Kurs der Kulturwissenschaften als berufsbegleitend angeboten
wird und viele Studenten des Masters und Doktorandenstudiums Vollzeit
arbeiten (u.a. auch um die im Vergleich zu Deutschland recht hohen Studiengebühren der UCP zu bezahlen; Erasmus-Studenten sind davon befreit),
finden viele Seminare in den Abendstunden von 18-22h statt. Vorlesungen
und Seminare der Bachelor-Studiengänge (licenciatura), sowie der Sprachkurs sind tagsüber.
Bei einem Erasmus- oder Masterstudium an der UCP/FCH ist ein einfacher Sprachkurs im Studienangebot enthalten (2x pro Woche, im WS SeptDez, im SS Feb-Mai). Es wird auch ein Intensivkurs von Mo-Fr für aktuell
e250,- angeboten, Ansprechpartner ist in jedem Fall Clementina Santos vom
Erasmus-Office. Details gibt es auf der Seite der FCH unter ‘Internacionalização’. Im WS 2011/12 war der Sprachkurs bei Isabel Casanova ziemlich
voll und durch das unterschiedliche Niveau der Studenten recht uneffektiv
bzw. passiv und wenig auf eigene Kommunikation angelegt. Wer schnell
Fortschritte machen möchte, sollte sich um einen Intensivkurs, ggf. auch an
einer der privaten Sprachschulen in der Stadt bemühen. Wordpuzzle war
2012 etwas unorganisiert, hatte aber gute Lehrer und sehr günstige Pakete für Studenten (vor Ort per eMail oder Telefon anfragen, Emir spricht
Deutsch). Ebenso empfehlen können wir die Sprachschule Kosmus, die gut
organisiert ist und kleinere Kurse in verschiedenen Stufen anbietet.
Die UCP Master-Seminare in ‘Estudos de Cultura’ haben mit 5-30 Studenten eine ähnliche Größe wie in Düsseldorf und sind meistens auf Portugiesisch. Falls sich zu wenige Teilnehmer finden, fallen regelmäßig Kurse
aus, die in der Seminarliste des Semesters noch vorhanden waren. Ein Vorlesungsverzeichnis wie an der HHU gibt es nicht, Details finden sich auf
der Kursseite der FCH. Die zu erbringenden Leistungen bestehen meist aus
(aktiver) Teilnahme mit max. 2 Fehlsitzungen, Referat/Gruppenarbeit und
einer Abschlussarbeit von 8-15 Seiten im Themenbereich des Seminars. Die
Arbeiten/Referate können nach Absprache mit dem Dozent auch auf Englisch verfasst werden. Die oft englischen Texte & Materialien werden entweder als PDF per eMail zur Verfügung gestellt oder sind als Reader (sebenta)
im Copyshop am Eingang des Bibliotheksgebäudes (Bloco 4) unter Angabe
des Kurses/Dozenten erhältlich.
Organisatorin und kulturwissenschaftliches Zentrum des Kurses ist Prof.
Isabel Gil. Sie spricht neben Portugiesisch und Englisch fließend Deutsch
und ihre Seminare sind in jedem Fall lohnenswert. Ein Essay von ihr findet
sich z.B. im Band ‘Tanz als Anthropologie’ von Brandstetter/Wulf (2007).
Ebenfalls Deutsch sprechen Prof. Peter Hanenberg und Prof. Ana Margarida Abrantes; beide verfolgen mit ‘Cognitive Linguistics’ einen Ansatz, der
Literatur- & Kulturwissenschaften mit Cognitive Science verbindet. Der Einsteigerkurs Kulturwissenschaften von Prof. Hanenberg (’Questões de Estudos de Cultura’) war 2012 für MeKuWis/MeKuAns mit Vorkenntnissen nur
bedingt zu empfehlen, bat aber durch die überdurchschnittlich große Anzahl (und Dauer!) an studentischen Beiträgen interessante Einblicke.
Sämtliche Dozenten sprechen sehr gut Englisch: Alexandra Lopes (Übersetzungswissenschaften), Luísa Leal de Faria (?), Jorge Fazenda Lourenço
(Literaturwissenschaften), Catarina Duff Burnay und Carla Ganito (beide
Kommunikationswissenschaften). Die beiden letzteren waren 2011/12 in-
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a faculdade
haltlich nicht sehr ergiebig; in den Gender- und Cyberculture-Seminaren
wurde ausschließlich mit Sekundärtexten gearbeitet. Inhaltlich können sicher auch Seminare aus dem Bereich der anderen Master der FCH interessant sein. Details zu den Inhalten der Seminare finden sich bei Semesterbeginn auf der Seite des Masters der UCP/FCH, unter Plano Curricular,
die Räume/Zeiten unter Horários. Salas mit Namen sind meist im 1. OG
des Bibliotheksgebäudes (Bloco 4), Seminarräume mit Nummern wie 123
im Gebäude des CECC/Erasmus-Office (Bloco 1-3).
Der Master in Estudos de Cultura ist über das Lisbon Consortium und
das EU-Projekt Culture@Work mit verschiedenen Partnern (Universitäten,
Museen, Archiven, Cinematheken) in Lissabon und im Ausland vernetzt.
Neben Praktikumsmöglichkeiten für Studenten (in Portugal in der Regel
unbezahlt) gibt es dadurch einen regen Austausch mit Gastvorträgen an
der Fakultät und Konferenzen (z.B. jährliche Summer School im Juni). Es
lohnt sich auch immer, in die Ankündigungen der anderen Unis (UL, UNL,
ISCTE, Belas Artes, ...) zu gucken.
Mit dem Studenten-/Erasmus-Ausweis erhält man bei vielen Theatern,
Kinos und Konzerten eine Vergünstigung. Im Zweifelsfall immer fragen,
auch wenn offiziell nichts ausgeschrieben ist. Dozenten mit akademischem
Titel werden in Portugal übrigens in der dritten Person und mit dem Titel
‘Professor/a’ angesprochen: “A Professora pode dizer-me onde ... ?” Ein
‘Você’ oder gar ein ‘Tú’ wird bei älteren Dozenten komische Blicke ernten, auch wenn man sonst einen Fremdlingsbonus bekommt. Und noch
eine Tradition, falls Dir auf dem Campus oder in der Stadt Studenten in
beschämenden Posen und hochdekorierte schwarze Roben begegnen: Die
Erstsemester werden in Portugal von den Absolventen im Ritual der ‘Praxe’
mit militärisch-fragwürdigem Drill in die akademische Laufbahn eingeführt.
Erasmus-Studenten bleiben zum Glück verschont.
Lisboa, Novembro 2014
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