projektmanagement aufgabenstellung und übungsunterlagen
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PROJEKTIDEE, PROJEKTVORSCHLAG UND RISIKOMANAGEMENT PROJEKTMANAGEMENT LV Nr. 706.023 (1 Ue) Aufgabe 1 AUFGABENSTELLUNG UND ÜBUNGSUNTERLAGEN Von der Projektidee zum Projektvorschlag und Risikomanagement Autoren: Evelyn Pilch Andreas Ortner Lehrveranstaltungsleiter: Dipl.-Ing. Dr.techn. Christian Gütl Seite 1 von 13 PROJEKTIDEE, PROJEKTVORSCHLAG UND RISIKOMANAGEMENT 1. AUFGABENSTELLUNG Im Rahmen der Übung werden lediglich Teilaspekte des Projektmanagementprozesses behandelt. Ziel der ersten Aufgabe ist es, eine Projektidee zu konkretisieren und in einen Projektvorschlag überzuführen sowie eine Risikoanalyse durchzuführen. Den Ausgangspunkt der Übung bildet die Beschreibung eines fiktiven Unternehmens im Softwarebereich. Neben der Aufbauorganisation werden die Strategien und Unternehmensziele, die Unternehmensphilosophie sowie Leitbild und Unternehmenswerte dargestellt. Im 1. Teil der Aufgabe soll eine Software-Projektidee gefunden, beschrieben und anschließend ein Projektvorschlag ausgearbeitet werden. Hierbei soll es sich vorzugsweise um ein internes Software-Projekt handeln, welches dem Unternehmen selbst zu gute kommt (z.B. Informationssystem für eine bestimmte Abteilung). Hinweis: Der eigenen Phantasie sind grundsätzlich keine Grenzen gesetzt und benötigte Annahmen bezüglich des Unternehmens und der einzelnen Abteilungen sind erlaubt und erwünscht. Im 2. Teil der Aufgabe wird die Thematik des Risikomanagements behandelt, indem Risiken im Zusammenhang mit dem geplanten Projekt erfasst und analysiert werden sollen. Hinweis: Die Risiken sollen im Rahmen einer Brainstorming Session erfasst und beschrieben werden. Die Ergebnisse der Aufgabe 1 (Deliverables) sind in die bereitgestellte Vorlage einzufügen, welche jene Punkte beinhaltet, die ausgearbeitet werden müssen. 2. VON DER PROJEKTIDEE ZUM PROJEKTVORSCHLAG Der Prozess zur Erstellung eines Projektvorschlages kann in zwei Phasen eingeteilt werden. Eine klar formulierte Projektidee dient als Entscheidungsbasis, ob es für das Unternehmen interessant ist, die Idee weiterzuverfolgen. Nach Durchsicht und Bewertung der Projektidee wird entschieden, ob ein Projektvorschlag ausgearbeitet wird. Der Projektvorschlag stellt eine Verfeinerung der Projektidee dar und dient als Entscheidungshilfe [Kapur 2005]. 2.1. Darstellung der Projektidee Die Grundlage eines erfolgreichen Projektes bildet eine gut durchdachte und klare Beschreibung der Projektidee. Als Anleitung und Hilfestellung sollten folgende Punkte beachtet werden: - Situationsanalyse Zweck und Absicht des Projektes Wer wird es verwenden? Wo wird es verwendet werden? Such-Schlüsselwörter Ausrichtung auf die Unternehmensstrategien Der Wert für das Unternehmen Kritische Erfolgsfaktoren Projekt Deadline Projekt Einflüsse Konsequenzen bei Ablehnung des Projektes Sicherheitsanforderungen Zeitliche Gelegenheit Seite 2 von 13 PROJEKTIDEE, PROJEKTVORSCHLAG UND RISIKOMANAGEMENT 2.2.1. Situationsanalyse In diesem Punkt soll vor allem die derzeitige Situation beschrieben werden. Es wird dabei ein Blick in die Vergangenheit geworfen und kurz betrachtet, wie es zur derzeitigen Situation gekommen ist. Das aktuelle Problem (oder Bedürfnis) soll beispielsweise aufgrund folgender Fragen erläutert werden: - Was ist fehlerhaft bzw. fehlt? Warum muss dieser Fehler behoben werden? Ein spezieller Lösungsvorschlag darf in diesem Punkt nicht gegeben werden. Ein bereits zu diesem Zeitpunkt gegebener Lösungsvorschlag würde den Denkprozess zum Finden der besten beziehungsweise optimalen Lösung nachhaltig hemmen. 2.2.2. Zweck und Absicht des Projektes Die Absicht des Projektes soll überzeugend dargestellt werden. Eine gute Herangehensweise ist hierbei die Darstellung der Situation nach erfolgreichem Abschluss des Projekts. Es soll aufgezeigt werden, wie sich die Situation zukünftig verbessert und welche Vorteile beziehungsweise welchen Nutzen das Projekt für das Unternehmen hat. 2.2.3. Wer wird es verwenden? In diesem Punkt soll das Ausmaß des Einflusses des Projektes abgeschätzt werden. Es stellt sich die Frage, ob nur einige wenige oder eine große Anzahl von Personen(-gruppen) beziehungsweise Abteilungen vom beabsichtigten Projekt betroffen sind. Wenn ein Nutzen beispielsweise für das gesamte Unternehmen absehbar ist, sollte diese Information besonders hervorgehoben werden. 2.2.4. Wo wird es verwendet werden? Die räumliche Ausdehnung des Projektes spielt eine wesentliche Rolle und sollte kurz dargestellt und erläutert werden. Ein Projekt kann hierbei einen lokalen, nationalen oder internationalen Charakter haben. 2.2.5. Such-Schlüsselwörter Ein wichtiger Aspekt ist die Überprüfung, ob bereits ähnliche, idente oder überlappende Projekte beziehungsweise Projektideen existieren. Projekte und Projektideen sollten daher beispielsweise im Rahmen einer „Ideen-Datenbank“ gespeichert und mit Such-Schlüsselwörtern („key search words“) versehen werden. Aufgrund dieser Schlüsselwörter können Projekte leichter aufgefunden werden. Such-Schlüsselwörter müssen während der Projektdurchführung fortlaufend aktuell gehalten werden, um Änderungen (z.B. in der Funktionalität) widerspiegeln zu können. 2.2.6. Ausrichtung auf die Unternehmensstrategien Bei jedem neuen Projekt soll berücksichtigt werden, welche Unternehmensstrategien damit unterstützt und verfolgt werden: - Marktanteil vergrößern Innerbetriebliche Leistungssteigerung Kundenbindung erhöhen Kundenservice verbessern Seite 3 von 13 PROJEKTIDEE, PROJEKTVORSCHLAG UND RISIKOMANAGEMENT - Produktivität erhöhen Markenbewusstsein erhöhen Gewinn/Profit erhöhen Kosten reduzieren u.a. Der Geschäftsführung soll vor Augen geführt werden, welche Strategien mit der Projektidee gekoppelt und verfolgt werden können. Projektideen, die sich mit Unternehmensstrategien und – zielen vereinbaren lassen, werden als erfolgsversprechend angesehen und vorrangig in Erwägung gezogen. 2.2.7. Der Wert für das Unternehmen Ein wichtiger Aspekt bei jeder Projektidee ist die Überlegung, ob das Projekt für die Unternehmung durchführenswert ist. Es stellt sich die Frage, welchen Nutzen beziehungsweise Wert das Projekt für das Unternehmen hat: - zusätzliche Einnahmen Konkurrenzvorteil Kostenersparnis Kapazitätserweiterung Höherer Marktanteil Personalabbau u.a. Der Nutzen beziehungsweise Wert für das Unternehmen muss messbar sein. Beispiel: Personalabbau Call-Center: 10 Personen, jährliche Kostenersparnis: 200.000 Euro Natürlich muss der vorgeschlagene Nutzen für das Unternehmen vollständig durchdacht werden. Personalabbau kann beispielsweise verantwortlich für hohe Abfertigungszahlungen, sinkende Mitarbeitermoral oder Rufschädigung sein. Weiters können auch Konsequenzen dargelegt werden, wenn das Projekt nicht durchgeführt wird (zB Strafen, verpasste Gelegenheiten). 2.2.8. Kritische Erfolgsfaktoren Um den Erfolg eines vorgeschlagenen Projektes feststellen zu können, sollen messbare Indikatoren definiert werden. Diese kritischen Erfolgsfaktoren können in zwei Kategorien eingeteilt werden: PRODUKT-BEZOGEN: Funktionalität, Features, Qualität, Usability, Sicherheit, Zufriedenheit des Anwenders, Budget u.a. PROZESS-BEZOGEN: Kommunikation zwischen Entwickler und Anwender, Vorbereitung des Anwenders für die Produkteinführung, Qualität bei der Projektdurchführung u.a. Seite 4 von 13 PROJEKTIDEE, PROJEKTVORSCHLAG UND RISIKOMANAGEMENT Beispiele: KRITISCHER ERFOLGSFAKTOR MESSWERT Systemverfügbarkeit (uptime) Datengenauigkeit Zuhilfenahme des technischen Supports 99% 98% weniger als 3 Mal bei 100 Anwendungsfällen 2.2.9. Projekt Deadline Viele Vorgesetzte beziehungsweise Auftraggeber diktieren eine Deadline, bevor ein Konzept für die Durchführung und Problemlösung im Rahmen eines Projektes erstellt wurde. Der Schwerpunkt wird oft auf die Fertigstellung des Projektes innerhalb eines bestimmten Zeitraumes als auf die Qualität des Endproduktes gelegt. Eine vom Auftraggeber vorgegebene Deadline soll auf jeden Fall hinterfragt werden: - Was sind die Gründe für diese Deadline (Willkür, Wettbewerbsdruck, finanzielle Einschränkungen, Rechtliche Erfordernisse)? Was ist die Tragweite bei Nichterreichung der Deadline? Welche Kompromisse sind bei Nichterreichung der Deadline möglich? Die gewünschte Deadline soll nach Möglichkeit dokumentiert und begründet sowie bei absehbarer Nichterreichbarkeit mit dem Auftraggeber diskutiert werden. In jedem Fall ist es schwierig, in der frühen Phase der Ideenfindung eine realistische Deadline zur Fertigstellung des Projektes festzulegen. 2.2.10. Projekt Einflüsse Alle Systeme, Projekte und Prozesse, die vom vorgeschlagenen Projekt beeinflusst werden, sollten einheitlich erfasst werden. Es soll untersucht werden, bis zu welchem Grad derzeitige Systeme, Produkte, Projekte und Prozesse durch das neue Projekt eine Änderung erfahren. Der Arbeitsaufwand, um ein neues Projekt in bestehende Produkte, Prozesse, Systeme und Abläufe zu integrieren, darf nicht unterschätzt werden. 2.2.11. Konsequenzen bei Ablehnung des Projektes In diesem Punkt wird der Einfluss auf das Unternehmen beschrieben, wenn eine vorgeschlagene Projektidee verworfen wird. Diese Überlegungen bilden die Grundlage, um eine neue Projektidee abzulehnen oder zu rechtfertigen. 2.2.12. Sicherheitsanforderungen Bestimmte Projekte unterliegen möglicherweise umfangreichen Sicherheitsanforderungen. Vor allem in Entwicklungsbereichen, die nur für autorisierte Personengruppen bestimmt sind, müssen Maßnahmen und Anforderungen bezüglich Sicherheit und Informationsverbreitung festgelegt und beschrieben werden. Seite 5 von 13 PROJEKTIDEE, PROJEKTVORSCHLAG UND RISIKOMANAGEMENT 2.2.13. Zeitliche Gelegenheit Bei einigen Projekten hängt der Erfolg vor allem von zeitlichen Gelegenheiten ab. Solche Projekte müssen oft zu einem bestimmten Zeitpunkt fertig gestellt beziehungsweise einsatzbereit sein, um erfolgreich zu sein. Beispiele: Ein Projekt zu einem neuen Anmeldesystem für Semesterbeginn abgeschlossen und einsatzbereit sein. Studenten muss vor Ein neues Produkt eines Computerherstellers soll kurz vor einer großen Messe (zB CeBIT) fertig gestellt werden. Wird eine solche oft zeitlich sehr kurze Gelegenheit nicht genutzt, kann dies zu zahlreichen negativen Konsequenzen für das Unternehmen führen. Aus diesem Grund sollen alle Randbedingungen festgehalten werden, die einen Einfluss auf diese zeitliche Komponente ausüben. Eine klare Beschreibung der Projektidee bildet die Grundlage für eine genaue Definition der Problemstellung oder Bedürfnisses des Projektes und der zu erwartenden Vorteile und Nutzen für das Unternehmen. Weiters erhält das gesamte Projektteam eine geeignete Darstellung der für das Projekt erforderlichen Hintergrundinformationen. Es stellt sich die Frage, ob die Projektidee verworfen, überarbeitet oder genehmigt werden soll. 2.2. Der Projektvorschlag Nach Durchsicht und positiver Bewertung der Projektidee wird ein Projektvorschlag entwickelt. Folgende zusätzliche Informationen werden zur Erstellung eines Projektvorschlages benötigt: - Key stakeholders Projekt Annahmen Veränderungen in der Organisation Finanzieller Rahmen Projekt Eigentum Überlappende und gleichartige Projekte 2.2.1. Key stakeholders Alle an einem Projekt beteiligten und vom Projektergebnis beeinflussten Personen (stakeholders) müssen identifiziert werden. Diese werden grundsätzlich in zwei Gruppen eingeteilt: - Policy-level stakeholders Implementation-level stakeholders POLICY-LEVEL STAKEHOLDERS: Hierbei handelt es sich um jene internen und externen Personengruppen, die als Entscheidungsträger auftreten beziehungsweise das Projekt beeinflussen können und weiters Richtlinien für das Projekt festlegen. Seite 6 von 13 PROJEKTIDEE, PROJEKTVORSCHLAG UND RISIKOMANAGEMENT IMPLEMENTATION-LEVEL STAKEHOLDERS: Personengruppen, die vom Projektergebnis beeinflusst werden (z.B. durch Änderung der bisherigen täglichen Arbeitsabläufe), werden als Implementation-level stakeholders bezeichnet. Mögliche stakeholder können folgendermaßen identifiziert werden: - Beratung und Verkauf Forschung und Entwicklung Personal und Schulung Rechnungswesen/Controlling SW-Erstellung und Adaption u.a. Natürlich können Personen(-gruppen) einerseits einen messbaren Einfluss auf das Projekt ausüben und andererseits nachhaltig vom Projektergebnis beeinflusst werden (z.B. Einführung eines Informationssystems für Forschung und Entwicklung). 2.2.2. Projekt Annahmen Projekte bauen auf Annahmen von Projektbeteiligten über das Eintreten von bestimmten zukünftigen Ereignissen. Beispiele: Die Sicherheits-Gruppe wird das veränderte Passwort-Management System am 15. Juni in Betrieb nehmen. Drei neue Entwicklungscomputer werden am Monatsende zur Verfügung gestellt. Zwei zusätzliche Programmierer werden dem Projekt ab 1. Juli zugewiesen. Alle aufgelisteten und beschriebenen Annahmen müssen während der Projektdurchführung fortlaufend überprüft und diskutiert werden. Durch Rücksprachen mit den beteiligten Personen(gruppen) muss analysiert werden, mit welcher Wahrscheinlichkeit die entsprechende Annahme zum festgelegten Zeitpunkt eintreten wird. 2.2.3. Veränderungen in der Organisation Der Projektvorschlag sollte eine Darstellung über die durch das Projektergebnis zu erwartenden Veränderungen (politisch, kulturell, technisch) in den Bereichen der key stakeholders beinhalten. 2.2.4. Finanzieller Rahmen Jedes Projekt unterliegt oftmals einer finanziellen Einschränkung seitens des Auftragsgebers. Bereits in frühen Projektphasen ist es von Vorteil, wenn Informationen bezüglich des finanziellen Rahmens angesprochen und diskutiert werden. Weiters soll festgelegt werden, welche Abteilung des Unternehmens das Budget bereitstellt und welcher Entscheidungsträger das Budget genehmigt. 2.2.5. Projekt Eigentum Es stellt sich die Frage, welche Abteilung die Verantwortung über das Projektergebnis (Endprodukt, Prozess) übernimmt beziehungsweise zum Eigentümer wird. Seite 7 von 13 PROJEKTIDEE, PROJEKTVORSCHLAG UND RISIKOMANAGEMENT 2.2.6. Überlappende und gleichartige Projekte Die Dokumentation bezüglich Überlappung des geplanten Projektes mit anderen, bereits fertig gestellten oder in Entwicklung befindlichen Projekten ist ein wichtiger Bestandteil des Projektvorschlages. Eine gut gewartete Datenbank unterstützt hierbei die Informationsaufbereitung hinsichtlich gleichartiger und überlappender Projekte beziehungsweise Projektideen. 2.3. Zusammenfassung Eine gut ausgearbeitete Beschreibung der Projektidee und ein umfassender Projektvorschlag bilden die Grundlage für ein erfolgreiches Projekt. Schlecht durchdachte und unrentable Projektideen werden herausgefiltert und erleichtern die Entscheidung für jene Projekte, die einen hohen Nutzen für das Unternehmen versprechen. 3. RISIKOMANAGEMENT 3.1. Risiko Risiko ist ein Maß für die Wahrscheinlichkeit, das Projektziel nicht zu erreichen. Es muss die Eintrittswahrscheinlichkeit eines negativen Ereignisses verbunden mit den Folgen und Schäden berücksichtigt werden. 3.2. Risikomanagement Risikomanagement ist die Art mit Risiko umzugehen. Sie beinhaltet die Planung und Einschätzung von Risiken (Identifikation und Analyse, z.B. wie sich Risiken auf den Zeitplan oder die Qualität der entwickelten Software auswirken können), die Entwicklung von Strategien zum Umgang mit dem Risiko, die Überwachung von Risiken und die Beurteilung dessen, wie sich die Risiken verändern können. Es ist ein Aspekt des Projektmanagements und sollte stets proaktiv (entwickle Notfallpläne schon bevor etwas passiert) und nicht reaktiv (handle erst wenn schon ein Problem aufgetreten ist) erfolgen. Dabei geht es darum, die Wahrscheinlichkeit des Eintritts eines Ereignisses zu reduzieren oder dessen Auswirkungen so gering als möglich zu halten. Risiken können das Projekt, die entwickelte Software und das Unternehmen selbst gefährden [Sommerville 2001]. - - - Projektrisiken: sind Risiken, die sich auf den Projektzeitplan oder die Ressourcen auswirken. z.B. Personalveränderung - Personal verlässt das Projekt vor dessen Fertigstellung; Managementveränderung - veränderte Vorgaben im Projekt aufgrund eines Wechsels im Management, etc. Produktrisiken: sind Risiken, die die Qualität oder die Leistung der entwickelten Software beeinträchtigen. z.B. Unzureichende Leistung - die Software erbringt nicht die im Pflichtenheft vereinbarten Leistungen, etc. Wirtschaftliche Risiken: sind Risiken, die sich auf das Unternehmen auswirken, welches das Projekt entwickelt oder beschafft. z.B. Produktkonkurrenz - Konkurrenz bringt ähnliche Software auf den Markt, bevor die eigene Software fertig ist, etc. Risiken können einen der drei Bereiche aber auch alle Bereiche überschneidend betreffen. Seite 8 von 13 PROJEKTIDEE, PROJEKTVORSCHLAG UND RISIKOMANAGEMENT 3.3. Ablauf des Risikomanagements Risikomanagement ist ein iterativer Prozess, der sich innerhalb des Projekts wiederholt (siehe Abbildung 1: Ablauf des Risikomanagements). Sobald Pläne möglicher Risiken und deren Vermeidung erstellt sind, muss man die Situation überwachen. Wenn mehr Informationen über die Risiken verfügbar sind, müssen diese erneut analysiert und neue Prioritäten gesetzt werden. Dabei muss man immer darauf achten, dass im selben Arbeitsschritt auch die Risikovermeidungund Notfallpläne modifiziert werden müssen. Abbildung 1: Ablauf des Risikomanagements (entnommen aus [Sommerville 2001]) 3.3.1. Risikoerkennung – Bestimmung möglicher Projekt-, Produkt- und wirtschaftlicher Risiken Die Risikoerkennung stellt den ersten Schritt des Risikomanagements dar und soll mögliche Risiken des Projekts entdecken. In diesem Schritt sollen nur alle Ideen über Risiken gesammelt werden. Dabei erfolgt jedoch noch keine Bewertung bzw. Prioritätenreihung der Risiken. Dieser Schritt kann in der Praxis als Teamarbeit (z.B. Brainstorming) erfolgen oder auf den Erfahrungen des Managers beruhen. Bei der Risikoerkennung muss man jedoch beachten, dass sich die identifizierten Risiken im Projektlebenszyklus verändern können. Unklare Zielsetzungen und Projektumfang können beispielsweise durch zunehmende Informationsgenerierung genau definiert und abgegrenzt werden. Mögliche Risikoarten können sein [Sommerville 2001]: - - - - - - 1 Technologische Risiken: Risiken, die sich aus den Hard- oder Softwaretechnologien ergeben, die im entwickelten System Verwendung finden. Z.B. Die im System verwendete Datenbank kann nicht so viele Transaktionen pro Sekunde durchführen wie erwartet. Personenbezogene Risiken: Risiken, die mit den Personen im Entwicklungsteam zusammenhängen. Z.B. Es ist unmöglich, genügend Personal mit den benötigten Fähigkeiten zu finden. Unternehmensbezogene Risiken: Risiken, die aus dem Unternehmensumfeld resultieren, in dem die Software entwickelt wird. Z.B. Finanzielle Probleme des Unternehmens zwingen zu Kürzungen des Projektbudgets. Risiken durch Werkzeuge: Risiken, die sich aus den CASE-Werkzeugen1 und anderer bei der Entwicklung des Systems verwendeter Unterstützungssoftware ergeben. Z.B. Der durch CASE-Werkzeuge generierte Code ist ineffizient. Anforderungsrisiken: Risiken, die auf Änderungen der Anforderungen des Kunden und auf den Umgang mit den Anforderungsänderungen zurückzuführen sind. Z.B. Es werden Änderungen der Anforderungen vorgeschlagen, die eine beträchtliche Nachbearbeitung des Entwurfs nach sich ziehen. Schätzrisiken: Risiken, die sich aus Schätzungen des Managements über die Systemcharakteristik und die zur Herstellung des Systems benötigten Ressourcen ergeben. Z.B. Die zur Entwicklung der Software benötigte Zeit wird unterschätzt. CASE = Computer Aided Software Engineering Unter CASE-Werkzeugen versteht man alle Programme, die zur Erstellung einer Software beitragen (z.B. Programme zum Code schreiben (Programmierumgebung, Editor), zum Diagramme erstellen, zur Unterstützung bei der Dokumentation etc.). Seite 9 von 13 PROJEKTIDEE, PROJEKTVORSCHLAG UND RISIKOMANAGEMENT - - - Qualitätsrisiken: Risiken, die aus mangelhaften Zwischenergebnissen resultieren, aus zu wenig durchgeführten Tests und Kontrollen. Z.B. Durch zu wenige Zwischentests kommt es zu Problemen beim Probebetrieb. Terminrisiken: Risiken ergeben sich aus einer Terminverzögerung während des Projekts, die eine rechtzeitige Übergabe unmöglich gemacht hat. Z.B. Aufgrund von Programmierungsfehlern können die Termine nicht eingehalten werden. Kostenrisiken: Risiken ergeben sich, wenn an verschieden Orten Entwicklungen durchgeführt werden oder wenn der Kunde nicht zahlt. Z.B. Kunde ist in Konkurs gegangen und kann daher die Software nicht mehr bezahlen. 3.3.2. Risikoanalyse – Beurteilung von Wahrscheinlichkeit und Konsequenzen dieser Risiken Bei der Risikoanalyse werden alle in der Risikoerkennung eruierten Risiken der Reihe nach betrachtet und hinsichtlich ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit (hoch, mittel, niedrig, dass dieses Ereignis eintritt) und ihrer Konsequenzen (unbedeutend, tolerierbar, ernst, katastrophal wenn dieses Ereignis eintreten sollte) beurteilt. Eine solche Analyse ist in Tabelle 1 dargestellt. RISIKO WAHRSCHEINLICHKEIT AUSWIRKUNGEN Es ist unmöglich, genügend Personal mit den benötigten Fähigkeiten zu finden. Finanzielle Probleme des Unternehmens zwingen zu Kürzungen des Projektbudgets. Kunde ist in Konkurs gegangen und kann daher die Software nicht mehr bezahlen. Die zur Entwicklung der Software benötigte Zeit wird unterschätzt. Die im System verwendete Datenbank kann nicht so viele Transaktionen pro Sekunde durchführen wie erwartet. Aufgrund von Programmierungsfehlern können die Termine nicht eingehalten werden. Durch zu wenige Zwischentests kommt es zu Problemen beim Probebetrieb. Kunde versteht die Auswirkungen von Anforderungen nicht Der durch CASE-Werkzeuge generierte Code ist ineffizient. hoch katastrophal niedrig katastrophal niedrig katastrophal hoch ernst mittel ernst mittel ernst mittel ernst mittel tolerierbar mittel unbedeutend Tabelle 1: Risikoanalyse (entnommen aus [Sommerville 2001]) Aufgrund dieser Ergebnisse werden die Risiken nach ihren Auswirkungen von katastrophal bis unbedeutend gereiht. Diese Reihung beruht zumeist auf den Erfahrungswerten des Projektleiters. Dadurch ergibt sich die Prioritätenliste der erkannten Risiken. Bsp. Risikoanalyse – mathematische Variante der Risikogewichtung: Diese Gewichtungen der Risiken können natürlich nicht nur aufgrund der Erfahrungen des Managers erfolgen, sondern auch mittels Skalen. Dabei setzen sich die Ergebnisse aus der Wahrscheinlichkeit multipliziert mit der Auswirkung zusammen. Je höher diese Zahl ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Risiko eintritt und negative Folgen mit sich bringt. Seite 10 von 13 PROJEKTIDEE, PROJEKTVORSCHLAG UND RISIKOMANAGEMENT Skala Wahrscheinlichkeit niedrig mittel hoch 1 2 3 Skala Auswirkung unbedeutend tolerierbar ernst katastrophal 1 2 3 4 Wahrscheinlichkeit Auswirkung Ergebnis hoch hoch mittel hoch katastrophal ernst katastrophal tolerierbar 12 9 8 6 hohes Risiko mittel mittel niedrig hoch ernst tolerierbar katastrophal unbedeutend 6 4 4 3 mittleres Risiko niedrig mittel niedrig niedrig ernst unbedeutend tolerierbar unbedeutend 3 2 2 1 geringes Risiko 3.3.3. Risikoplanung – Aufstellen von Plänen zur Behandlung des Risikos durch Umgehen des Risikos oder durch das Minimieren seiner Auswirkungen Die Risikoplanung zieht alle Hauptrisiken in Betracht und entwickelt Strategien zum Umgang mit dem Risiko. Bei der Risikoplanung kann man 3 Kategorien von Strategien unterscheiden [Sommerville 2001]: - Vermeidungsstrategie: versuche die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten des Risikos zu verkleinern. Z.B. fehlerhafte Komponenten, bekannt gutes Framework auswählen. - Minimierungsstrategie: Ziel dabei ist es, die Auswirkungen des Risikos zu reduzieren. Z.B. Krankheit des Personals. - Notfallpläne: Dabei versucht man sich auf den schlimmsten Fall einzustellen, damit man richtig vorbereitet ist und sofort eine Strategie für den Fall des Eintritts zur Hand hat. Z.B. Finanzielle Probleme des Unternehmens, Konkurs des Sublieferanten. Beispiele für Risiken bzw. die Strategien für die Vermeidung dieser sind in Tabelle 2 dargestellt. RISIKO STRATEGIE Finanzielle Probleme des Unternehmens Man bereitet eine Zusammenfassung an das höhere Management vor, in der man aufzeigt, welchen wichtigen Beitrag das Projekt zum Erreichen der Ziele des Unternehmens leistet. Man soll das Team so reorganisieren, dass es mehr Überschneidungen bei den Arbeiten gibt, damit die Mitarbeiter die Aufgaben jedes anderen verstehen. Man sollte mögliche fehlerhafte Komponenten durch neu erworbene ersetzen. Krankheit des Personals Fehlerhafte Komponenten Tabelle 2: Risiken und Strategien für die Vermeidung (entnommen aus [Sommerville 2001]) Seite 11 von 13 PROJEKTIDEE, PROJEKTVORSCHLAG UND RISIKOMANAGEMENT Beispiele für mögliche Anzeichen für ein Risiko sind in Tabelle 3 dargestellt. ART DES RISIKO MÖGLICHE ANZEICHEN FÜR EIN RISIKO technologisches Risiko Späte Anlieferung von Hardware oder Unterstützungssoftware, Berichte über viele technische Probleme. personenbezogenes Schlechte Moral beim Personal, schlechtes Verhältnis zwischen Risiko den Teammitgliedern unternehmensbezogenes Gerüche im Unternehmen, zu geringe Aktivität des höheren Risiken Managements Tabelle 3: Anzeichen für ein Risiko (entnommen aus [Sommerville 2001]) 3.3.4. Risikoüberwachung – Ständiges Überprüfen des Risikos und Überarbeiten der Pläne zur Risikominimierung, sobald mehr Informationen über das Risiko verfügbar werden. Bei der Risikoüberwachung müssen alle erkannten Risiken regelmäßig überprüft und beurteilt werden, ob sie sich in ihrer Wahrscheinlichkeit oder Auswirkung verändert haben. Dabei ist auch darauf zu achten, dass man neu aufkommende Risiken erkennt und diese in die Risikoanalyse aufnimmt. 3.4. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Leitfaden zur Erstellung eines Risikomanagements Brainstorming zum gewählten Projektthema. Welche Risiken können im Zusammenhang mit diesem Projekt auftreten (Schriftliche Ausarbeitung des Brainstormings ist gemeinsam mit der Risikomanagementvorlage abzugeben!). Entscheidung, welche Risiken man beachtet und welche man ins Risikomanagement einbezieht. Grobkategorisierung der Risiken (Projekt-, Produkt-, wirtschaftliches Risiko). Bewerten der Risiken nach ihrer Wahrscheinlichkeit und ihren Auswirkungen, wenn sie auftreten. In der Reihenfolge der Prioritäten (hoch bis niedrig) in die Risikomanagementvorlage eintragen. Eruieren möglicher Strategien, um die Risiken zu vermeiden. Herausfinden möglicher Anzeichen, welche darauf hinweisen, dass das Risiko eintreten könnte. Seite 12 von 13 PROJEKTIDEE, PROJEKTVORSCHLAG UND RISIKOMANAGEMENT 4. LITERATURVERZEICHNIS [Kapur 2005] Kapur, Gopal K.: Projekt management for information, technology, business and certification. New Jersey 2005. S. 89-107, S. 154-159. [Kerzner 2003] Kerzner, Harold: Projekt Management. Ein systemorientierter Ansatz zur Planung und Steuerung. 1. Auflage. Bonn, Landsberg 2003. S. 581-601. [Sommerville 2001] Sommerville, Ian: Software Engineering. 6th edition. München 2001. S. 95-103. Seite 13 von 13